jüdisches leben_innen.qxd - Geschichtswerkstatt Mülheim
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■ Pogrom und die Zerstörung der <strong>Mülheim</strong>er Synagoge<br />
Am 10. November 1938 wurde die Synagoge frühmorgens von Nazis, in der Reichspogromnacht,<br />
angezündet und ausgebrannt wie weitere 191 Synagogen in Deutschland<br />
Die Anweisung der Gestapo aus Berlin zur<br />
Durchführung des Pogroms in ganz Deutschland<br />
enthielt folgenden Zusatz für die Synagogengemeinde<br />
Köln, der ältesten deutschen<br />
jüdischen Gemeinde: „In der Synagoge Köln<br />
befindet sich besonders wichtiges Material.<br />
Dieses ist durch schnellste Maßnahmen sofort<br />
sicherzustellen“. Das Archiv der Synagogengemeinde<br />
ist seither verschollen. Zur Kölner<br />
und damit auch <strong>Mülheim</strong>er Gemeinde existieren<br />
daher so gut wie keine Fotos, Verzeichnisse<br />
oder Dokumente.<br />
Bei den Gewalttätigkeiten starben nach<br />
offiziellen Angaben in Deutschland 91 jüdische<br />
Menschen. Die tatsächliche Zahl ist jedoch<br />
unklar. Manche „natürlichen“ Todesfälle und<br />
Selbstmorde sind dazuzurechnen. Zeitzeugen<br />
berichteten von Verwüstungen jüdischer Geschäfte<br />
in <strong>Mülheim</strong>. Ensprechend Nr. 3 der<br />
obigen Anweisung wurden Männer vor allem<br />
aus Familien jüdischer Geschäftsleute festgenommen<br />
und in das Konzentrationslager<br />
Dachau deportiert. Einige <strong>Mülheim</strong>er trafen sich dort wieder: u.a. Erwin und Hermann<br />
Schild, Josef (Juppemann) Mohl, Salli Levenbach, Dr. Ernst Klein.<br />
Die Misshandlungen, Demütigungen und Morde dort und auf dem Weg dahin wurden<br />
von vielen Opfern beschrieben. Knapp ein Jahr vor Kriegsbeginn sollten die deutschen<br />
Juden zur Emigration gezwungen werden. Aber wohin? Die meisten Länder hatten ihre<br />
Grenzen verschlossen und die Ausreisenden verloren ihr Vermögen. Erwin Schild beschreibt<br />
das Leid, einschließlich der Vorgeschichte zum Pogrom, der Abschiebung ca<br />
17.000 polnischer und staatenloser Juden am 28.10.1938, der so genannten „Polenaktion“<br />
(in: narrow bridge, Seite 166-173).<br />
In der Folge wurden fast alle jüdischen Geschäftsleute gezwungen, ihre bis dahin unter<br />
schwierigsten Bedingungen erhaltenen Betriebe an Nichtjuden zu verkaufen, die „Arisierung<br />
wurde intensiviert.<br />
Foto der Ruine Juni 1956 (Rhein. Bildarchiv)<br />
■ Die „Arisierung“ des Synagogengrundstücks<br />
Nach einer Verfügung des Kölner Regierungspräsidenten vom 18.1.1939 sollten die<br />
Synagogengrundstücke nach Zerstörung der Synagogen den Gemeinden entwendet werden:<br />
„Ich ersuche darauf hinzuwirken, dass die Synagogengrundstücke möglichst bald in<br />
arische Hände übergeben und die Synagogen abgebrochen oder umgebaut werden. Bis<br />
zum 15.4.1939 ist mir zu berichten, welche Synagogen in Ihrem Gebiete 1938 bestanden<br />
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