20 Jahre Wiedervereinigung bei Carl Zeiss — Eine Übersicht zu ...
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10.01.1994<br />
Erster Sozialplan unterschrieben. Harte Einschnitte<br />
Das neue Jahr begann mit einer traurigen Nachricht: Aufgrund der weiterhin nicht <strong>zu</strong>friedenstellenden<br />
Geschäftslage einigten sich das Land Thüringen, die Geschäftsführung von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Jena sowie die<br />
Belegschaftsvertreter darauf, in Jena bis 31. März 1996 800 Ar<strong>bei</strong>tsplätze ab<strong>zu</strong>bauen. Betriebsrat Jürgen<br />
Dömel da<strong>zu</strong>: „Zur Unterschrift unter den Sozialplan gab es keine Alternative. Unter Ausnut<strong>zu</strong>ng von<br />
Kurzar<strong>bei</strong>t Null und der bestehenden Vorruhestandsregelung konnten wir die betriebsbedingten<br />
Kündigungen jedoch auf 300 reduzieren.“<br />
Im Westen gab es <strong>zu</strong>nächst keine betriebsbedingten Kündigungen. Der Spardruck wurde dort ab Frühjahr<br />
1994 unter anderem durch Ar<strong>bei</strong>tszeitverkür<strong>zu</strong>ngen mit teilweisem Lohnverzicht spürbar.<br />
05.10.1994<br />
Proteste in Oberkochen. <strong>Zeiss</strong>ianer gehen auf die Straße<br />
Ungewissheit und Angst vor dem Verlust des Ar<strong>bei</strong>tsplatzes beherrschten seit Monaten die Stimmung <strong>bei</strong><br />
<strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Die Berichterstattung in den Medien tat ein Übriges. In Oberkochen lud der Betriebsrat am 5.<br />
Oktober 1994 <strong>zu</strong> einer außerordentlichen Betriebsversammlung ein. Die <strong>Zeiss</strong>ianer versammelten sich im<br />
Hof der Warenannahme. Sie bekamen jedoch keine Information <strong>zu</strong> den bevorstehenden Rationalisierungen.<br />
„Jetzt herrscht noch das große Schweigen und dann tut’s den lauten Knall“, so die Befürchtung des<br />
damaligen Oberkochener Betriebsratsvorsitzenden Edwin Michler. Daraufhin formierten sich circa 4.000<br />
Mitar<strong>bei</strong>ter <strong>zu</strong> einem Protestmarsch. Der Vorstand von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> blieb jedoch <strong>bei</strong> seiner Absicht, konkrete<br />
Zahlen erst nach der Sit<strong>zu</strong>ng des Unternehmensrates am <strong>20</strong>. Oktober <strong>zu</strong> nennen.<br />
<strong>20</strong>.10.1994<br />
Sanierungskonzept in Stuttgart beschlossen. Schicksalstag im Hotel „Fortuna“<br />
Am <strong>20</strong>. Oktober 1994 trafen sich Vorstand und Unternehmensrat von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> unter Vorsitz von<br />
Stiftungskommissar Dr. Hermann Franz in Stuttgart, um über die Zukunft des angeschlagenen Konzerns <strong>zu</strong><br />
entscheiden. Zeitgleich waren rund 600 <strong>Zeiss</strong>ianer aus allen deutschen Standorten angereist, um vor dem<br />
Tagungshotel „Fortuna“ <strong>zu</strong> demonstrieren: „STIRBT ZEISS, STIRBT DIE REGION“ stand in großen Lettern<br />
auf einem der Oberkochener Transparente. Die Ereignisse der folgenden Stunden gingen als „Schwarzer<br />
Donnerstag“ in die Geschichte von <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> ein: Gegen 15 Uhr erklärte Vorstandssprecher Prof. Dr. Jobst<br />
Herrmann überraschend seinen Rücktritt. Am späten Abend wurden die erschreckenden Zahlen bekannt:<br />
Das Sanierungskonzept sah den Abbau von 3.000 Stellen in Ost und West über die kommenden zwei <strong>Jahre</strong><br />
vor.<br />
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