Ausgabe 63 07/2010 - HSV-Supporters
Ausgabe 63 07/2010 - HSV-Supporters
Ausgabe 63 07/2010 - HSV-Supporters
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Orientierung. Mit ihm sind wir Pokalsieger geworden,<br />
haben den 5. Platz erreicht, was der<br />
<strong>HSV</strong> jahrelang nicht geschafft hat. Dann haben<br />
sie ihn trotzdem in die Wüste geschickt.<br />
Das fand ich ungerecht. Da haben einige dran<br />
gearbeitet, Namen möchte ich nicht nennen.<br />
Ich war ein Spaßvogel, hatte das Herz auf der<br />
Zunge, war aber nie ein Revoluzzer. Ein Trainer<br />
muss grundsätzlich eine Autoritätsperson<br />
sein, auch mal Leute zusammenstauchen können<br />
und dann aber auch wieder das pädagogische<br />
Gespür für Zwischenmenschliches haben.<br />
Er muss mit den Leuten reden. Er muss wirklich<br />
ein Fußballer gewesen sein.“<br />
Über Tugenden, „ziehende Kraniche“,<br />
<strong>HSV</strong>-Legenden und Hoffmann<br />
„Mich kann man schwer einordnen. Ich hatte<br />
die Tugenden ein ordentlicher, anständiger, disziplinierter<br />
Spieler zu sein. Und dann waren da<br />
die Clownerien. Die habe ich benutzt, um alles<br />
zu überstehen. Mein Galgenhumor hat mich<br />
über Vieles hinweggetragen. Ich hab ja auch<br />
mal zwei Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft<br />
abgesagt, weil ich bei der Holsten-<br />
Brauerei tätig war, und weil ich keine Lust hatte.<br />
Es gab auch keine Kohle. Das ist die extreme<br />
Seite von mir, das ist aber nicht bös gemeint.<br />
Wir waren für den Verein, und wir wollen mal<br />
ehrlich sein, Kevin Keagan, toller Spieler, nur<br />
zwei, drei Jahre hier, den machen sie jetzt zum<br />
Helden! Oder van der Vaart, zwei, drei Jahre hier<br />
und dann, wenn die Kraniche ziehen … Horst<br />
Schnoor, Jochen Meinke und solche Leute, die<br />
haben ein Denkmal verdient. Sie sind die Wurzeln,<br />
die Helden des Vereins. Eine Legenden-<br />
Galerie im Museum ist längst fällig.<br />
Viele agieren hier als Kaufl eute, die haben auf<br />
dem Feld nichts zu suchen. Die dürfen zwar sa-<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>63</strong><br />
gen, wie das Geld verteilt wird, aber sie dürfen<br />
nicht ins Gehege der Trainer kommen. Hoffmann<br />
ist ja ein guter Kaufmann, er soll aber bei<br />
Aktiva und Passiva bleiben. Die haben hier im<br />
Dutzend billiger eingekauft, die passen irgendwie<br />
nicht zusammen. Und deshalb kann es hier<br />
keine homogene Mannschaft geben. Da müssen<br />
Freundschaften her. Auch Nobodys in Mannschaften<br />
wie Mainz oder Freiburg können uns<br />
schlagen, weil sie eine Einheit sind.“<br />
Über Vertragsaufl ösung<br />
und „Verabschiedung“<br />
„Ich bin hier wirklich rausgeekelt worden. Uwe<br />
und andere, auch die Presse, haben sich noch<br />
eingesetzt, aber die konnten nichts machen. Ich<br />
hab wohl den Mund zu weit aufgemacht, weil<br />
ich mich unschuldig fühlte. Da bin ich nach Südafrika.<br />
Ich wollte beweisen, dass ich der Spieler<br />
bin, den man gebrauchen kann. Und dann<br />
ging das Heimweh los. Ich hatte Angebote von<br />
Juve, Barcelona, Real. Aber mein Vater hat gesagt,<br />
das musst du wissen, dich kann man nicht<br />
verpfl anzen.<br />
Ich warte heute noch auf ein Abschiedsspiel. Da<br />
würde ich mich freuen, ich würde alles tun. Ihr<br />
könnt aber mit den Fingern ganz schön in die<br />
Wunde gehen. Ich habe gegen Bäckerbreitergang<br />
vorgeschlagen. Das ist dann symbolisch<br />
gemeint. Zumindest die Ehre wieder herzustellen.<br />
Unsere Familie hat ja hauptsächlich für die<br />
Ehre gespielt. Dreieinhalb Nationalspieler, Onkel<br />
Richard ist kein Nationalspieler geworden,<br />
der hat den Hitlergruß verweigert. Ich bin einer,<br />
und das könnt ihr als Überschrift nehmen,<br />
ich war nie nachtragend – ich bin geradeaus.“<br />
Seine Lebensfreude und Kraft sind beeindruckend:<br />
Sie bestimmten sein freches Spiel und<br />
verzaubern seine Gesprächspartner.<br />
Foto Witters<br />
Charly im <strong>HSV</strong>-Museum<br />
Foto Ulie Liebnau<br />
Eine berühmte <strong>HSV</strong>-Familie<br />
Gert Dörfel<br />
*18.09.1939 in Hamburg-Harburg;<br />
1949 – 1958 SV Polizei Hamburg;<br />
1958 – 1972 <strong>HSV</strong>: 101 Spiele Oberliga/<br />
50 Tore; 224 Spiele Bundesliga/58 Tore,<br />
insgesamt für den <strong>HSV</strong> ~ 600<br />
Spiele,~ 300 Tore;<br />
Deutscher Meister 1960;<br />
DFB-Pokalsieger 19<strong>63</strong>;<br />
Halbfi nalteilnahme Europacup der<br />
Landesmeister 1961;<br />
1965: Wahl zum besten Linksaußen<br />
Europas („L‘Équipe“);<br />
Finalteilnahme Europacup der<br />
Pokalsieger 1968;<br />
1960 – 64: 11 A-Länderspiele, 7 Tore;<br />
Einsätze in der DFB-Juniorenauswahl<br />
und Amateur-Nationalmannschaft, …<br />
1972 – 73 Highlands Power<br />
Johannesburg/Südafrika;<br />
1973 – 74 <strong>HSV</strong> Barmbek-Uhlenhorst;<br />
1975 – 77 Lusitano Johannesburg/Südafrika;<br />
03/1977 – 09/1977 London City/Kanada<br />
Vater Friedo Dörfel (1915 – 1980):<br />
1933 – 1948 <strong>HSV</strong>, Außenläufer;<br />
2 A-Länderspiele;<br />
Bruder Bernd (*1944):<br />
19<strong>63</strong> – 1970 <strong>HSV</strong>, Rechtsaußen;<br />
15 A-Länderspiele;<br />
Onkel Richard Dörfel war<br />
Ehrenspielführer des <strong>HSV</strong><br />
Zur Zeit ist Charly als Ehrenamtsbotschafter<br />
beim Schleswig-Holsteinischen<br />
Fußball verband e.V. tätig.<br />
Literatur:<br />
Vinke, Hans: Charly Dörfel,<br />
Freibeuter des Fußballfeldes<br />
15