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Ausgabe 63 07/2010 - HSV-Supporters

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Orientierung. Mit ihm sind wir Pokalsieger geworden,<br />

haben den 5. Platz erreicht, was der<br />

<strong>HSV</strong> jahrelang nicht geschafft hat. Dann haben<br />

sie ihn trotzdem in die Wüste geschickt.<br />

Das fand ich ungerecht. Da haben einige dran<br />

gearbeitet, Namen möchte ich nicht nennen.<br />

Ich war ein Spaßvogel, hatte das Herz auf der<br />

Zunge, war aber nie ein Revoluzzer. Ein Trainer<br />

muss grundsätzlich eine Autoritätsperson<br />

sein, auch mal Leute zusammenstauchen können<br />

und dann aber auch wieder das pädagogische<br />

Gespür für Zwischenmenschliches haben.<br />

Er muss mit den Leuten reden. Er muss wirklich<br />

ein Fußballer gewesen sein.“<br />

Über Tugenden, „ziehende Kraniche“,<br />

<strong>HSV</strong>-Legenden und Hoffmann<br />

„Mich kann man schwer einordnen. Ich hatte<br />

die Tugenden ein ordentlicher, anständiger, disziplinierter<br />

Spieler zu sein. Und dann waren da<br />

die Clownerien. Die habe ich benutzt, um alles<br />

zu überstehen. Mein Galgenhumor hat mich<br />

über Vieles hinweggetragen. Ich hab ja auch<br />

mal zwei Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft<br />

abgesagt, weil ich bei der Holsten-<br />

Brauerei tätig war, und weil ich keine Lust hatte.<br />

Es gab auch keine Kohle. Das ist die extreme<br />

Seite von mir, das ist aber nicht bös gemeint.<br />

Wir waren für den Verein, und wir wollen mal<br />

ehrlich sein, Kevin Keagan, toller Spieler, nur<br />

zwei, drei Jahre hier, den machen sie jetzt zum<br />

Helden! Oder van der Vaart, zwei, drei Jahre hier<br />

und dann, wenn die Kraniche ziehen … Horst<br />

Schnoor, Jochen Meinke und solche Leute, die<br />

haben ein Denkmal verdient. Sie sind die Wurzeln,<br />

die Helden des Vereins. Eine Legenden-<br />

Galerie im Museum ist längst fällig.<br />

Viele agieren hier als Kaufl eute, die haben auf<br />

dem Feld nichts zu suchen. Die dürfen zwar sa-<br />

<strong>Ausgabe</strong> <strong>63</strong><br />

gen, wie das Geld verteilt wird, aber sie dürfen<br />

nicht ins Gehege der Trainer kommen. Hoffmann<br />

ist ja ein guter Kaufmann, er soll aber bei<br />

Aktiva und Passiva bleiben. Die haben hier im<br />

Dutzend billiger eingekauft, die passen irgendwie<br />

nicht zusammen. Und deshalb kann es hier<br />

keine homogene Mannschaft geben. Da müssen<br />

Freundschaften her. Auch Nobodys in Mannschaften<br />

wie Mainz oder Freiburg können uns<br />

schlagen, weil sie eine Einheit sind.“<br />

Über Vertragsaufl ösung<br />

und „Verabschiedung“<br />

„Ich bin hier wirklich rausgeekelt worden. Uwe<br />

und andere, auch die Presse, haben sich noch<br />

eingesetzt, aber die konnten nichts machen. Ich<br />

hab wohl den Mund zu weit aufgemacht, weil<br />

ich mich unschuldig fühlte. Da bin ich nach Südafrika.<br />

Ich wollte beweisen, dass ich der Spieler<br />

bin, den man gebrauchen kann. Und dann<br />

ging das Heimweh los. Ich hatte Angebote von<br />

Juve, Barcelona, Real. Aber mein Vater hat gesagt,<br />

das musst du wissen, dich kann man nicht<br />

verpfl anzen.<br />

Ich warte heute noch auf ein Abschiedsspiel. Da<br />

würde ich mich freuen, ich würde alles tun. Ihr<br />

könnt aber mit den Fingern ganz schön in die<br />

Wunde gehen. Ich habe gegen Bäckerbreitergang<br />

vorgeschlagen. Das ist dann symbolisch<br />

gemeint. Zumindest die Ehre wieder herzustellen.<br />

Unsere Familie hat ja hauptsächlich für die<br />

Ehre gespielt. Dreieinhalb Nationalspieler, Onkel<br />

Richard ist kein Nationalspieler geworden,<br />

der hat den Hitlergruß verweigert. Ich bin einer,<br />

und das könnt ihr als Überschrift nehmen,<br />

ich war nie nachtragend – ich bin geradeaus.“<br />

Seine Lebensfreude und Kraft sind beeindruckend:<br />

Sie bestimmten sein freches Spiel und<br />

verzaubern seine Gesprächspartner.<br />

Foto Witters<br />

Charly im <strong>HSV</strong>-Museum<br />

Foto Ulie Liebnau<br />

Eine berühmte <strong>HSV</strong>-Familie<br />

Gert Dörfel<br />

*18.09.1939 in Hamburg-Harburg;<br />

1949 – 1958 SV Polizei Hamburg;<br />

1958 – 1972 <strong>HSV</strong>: 101 Spiele Oberliga/<br />

50 Tore; 224 Spiele Bundesliga/58 Tore,<br />

insgesamt für den <strong>HSV</strong> ~ 600<br />

Spiele,~ 300 Tore;<br />

Deutscher Meister 1960;<br />

DFB-Pokalsieger 19<strong>63</strong>;<br />

Halbfi nalteilnahme Europacup der<br />

Landesmeister 1961;<br />

1965: Wahl zum besten Linksaußen<br />

Europas („L‘Équipe“);<br />

Finalteilnahme Europacup der<br />

Pokalsieger 1968;<br />

1960 – 64: 11 A-Länderspiele, 7 Tore;<br />

Einsätze in der DFB-Juniorenauswahl<br />

und Amateur-Nationalmannschaft, …<br />

1972 – 73 Highlands Power<br />

Johannesburg/Südafrika;<br />

1973 – 74 <strong>HSV</strong> Barmbek-Uhlenhorst;<br />

1975 – 77 Lusitano Johannesburg/Südafrika;<br />

03/1977 – 09/1977 London City/Kanada<br />

Vater Friedo Dörfel (1915 – 1980):<br />

1933 – 1948 <strong>HSV</strong>, Außenläufer;<br />

2 A-Länderspiele;<br />

Bruder Bernd (*1944):<br />

19<strong>63</strong> – 1970 <strong>HSV</strong>, Rechtsaußen;<br />

15 A-Länderspiele;<br />

Onkel Richard Dörfel war<br />

Ehrenspielführer des <strong>HSV</strong><br />

Zur Zeit ist Charly als Ehrenamtsbotschafter<br />

beim Schleswig-Holsteinischen<br />

Fußball verband e.V. tätig.<br />

Literatur:<br />

Vinke, Hans: Charly Dörfel,<br />

Freibeuter des Fußballfeldes<br />

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