Bindung, Ressourcen und Verantwortung als Leitmotiv kinder

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Entwickeln sich Individuen und Organisationen analog? Bindung, Ressourcen und Verantwortung als Leitmotiv kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgung Bernhard Prankel, Birger Repp Rotenburg (Wümme), 07/2003 S.4 2 Die Arbeitsaufgaben der Klinik Die Arbeit der Klinik widmet sich der Entwicklung, der Fortschreibung und der Kontrolle der folgenden Aufgaben: ENTWICKLUNGSMODELL (2) 2.1 Aufbauorganisation Finanzen Normensystem Personalsystem Informationssystem Projekt Klinikneubau 2.2 Ablauforganisation Klientenversorgung: - Diagnostik der epidemiologisch wirksamen Risikofaktoren, der individuell zu beobachtenden Ressourcen, Ableitung der Reifungsdynamik und der Behandlungsziele, - Behandlung: Pädagogik und Therapie nach den Prinzipien Bindung – Ressourcen – Verantwortung, - Kooperation zwischen Klienten und Versorgungssystemen (Bildung, Jugendhilfe und Therapie). Versorgungsplanung der Klinik im Sozialverbund mit - dem weiteren Gesundheitssystem: zuweisende Ärzte, Fachärzte, Abteilungen des eigenen Hauses und externe Krankenhäuser, Fachgremien und Verbände auf - kommunaler, Landes- und nationaler Ebene, dem Bildungssystem: Kindergärten, Schulen, - der Jugendhilfe: Jugendämter, Jugendhilfeanbieter. Qualifikation der MitarbeiterInnen: - Einarbeitung: Mentorensystem, Systemhandbuch, - adaptive Struktur, Workshops, Ausbildung: Curricula für Krankenschwestern, Erzieher- Innen, Sozialpädagogen, Psychotherapeuten und Ärzten, - Interne und externe Fort- und Weiterbildung: regionale Beratung und Fortbildung anderer Primär- und Sekundärversorger, überregionale Ausbildung von Fachärzten, Psychotherapeuten, Pädagogen. Qualitätsentwicklung der Einrichtung: - Entwicklung der Aufbauorganisation: Differenzierung und Evaluation der administrativen Strukturen, - Konzeptarbeit für die Klientenversorgung: Leitlinien zu Störungsbildern, Informationen für Klienten und Eltern, Curricula für die präventiven und kurativen pädagogischen und therapeutischen Interventionen. Projekt Entwicklungstheorie Diagnostik (RRR) Epidemiologische RISIKEN: 1. Materielle Organisation 2. Bildung 3. Soziale Normen 4. Gesundheit der Familie 5. Stabilität der Beziehungen und Überschaubarkeit von Veränderungen Individuell beobachtbare RESSOURCEN: 1. Biologische Funktionen 2. Fähigkeiten zur Selbststeuerung 3. Reife Beziehungsfähigkeit 4. Anerkennende und förderliche Umgebung 5. Bewusstsein und Verantwortlichkeit Abzuleitende REIFUNGSDYNAMIK: 1. Normale Entwicklungsaufgaben des Kindes 2. Normale Entwicklungsaufgaben der Familie 3. Entwicklungskonflikte 4. Emotionale Entwicklungsfaktoren 5. Kognitive Entwicklungsfaktoren ENTWICKLUNGSMODELL (3) Intervention 1. Bindung 2. Ressourcen 3. Verantwortung
Entwickeln sich Individuen und Organisationen analog? Bindung, Ressourcen und Verantwortung als Leitmotiv kinder- und jugendpsychiatrischer Versorgung Bernhard Prankel, Birger Repp Rotenburg (Wümme), 07/2003 S.5 3 Die Arbeitsbedingungen 3.1 Ökonomische Ressourcen Klienten: Die aktuelle wirtschaftliche und sozialpolitische Entwicklung mit abnehmenden materiellen Ressourcen und weniger leistungsfähigen Versorgungssystemen trifft die Klienten als epidemiologisches Hauptrisiko für die Entwicklung psychosozialer Störungen. Professionelle: Bildung, Sozialhilfe und Gesundheitswesen sind (und werden teilweise weiter) in ihren Mitteln eingeschränkt. Regional gab es bislang für die Region zwischen Elbe und Hannover und zwischen Hamburg und Bremen mit einer Million Einwohnern keine kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung. Die weit entfernten Kliniken sind überfüllt, Kriseninterventionen ersetzen Therapien, und 14Jährige werden auf erwachsenenpsychiatrischen Stationen aufgenommen. Die Schnittstellen sind in mehrfacher Hinsicht betroffen: - Kurativ scheitert jede zweite behandlungswillige Patientenfamilie an der Hürde der langen Wartezeiten. Diejenigen, die sich gar nicht erst an die Klinik wenden, sind hier nicht erfasst. - Präventiv wird nur jede zwanzigste der Hochrisiko-Familien erreicht. - Der klientenunabhängige Behandlungsdruck verstärkt sich. - Zwischen den Versorgungsinstitutionen steigt das Risiko der Stellvertreterkonflikte. - Die Qualitätseinbuße wird unsystematisch reguliert: Termine werden gekürzt oder überzogen; andere Themen wie Dokumentation und Kooperation, Intervision oder Fortbildung, Konzepte und Aufbau kommen zu kurz. 3.2 Theoretische und methodische Erkenntnisse Standardisierung der Methoden: Pädagogik und Psychotherapie sind kaum standardisiert. Effektivität der Methoden: Die Wirksamkeit der pädagogischen und therapeutische Intervention kann nicht unmittelbar erschlossen werden, da es keine allgemein anerkannten und aussagefähigen Messgrößen gibt und sich kontrollierte Bedingungen nur schwer herstellen lassen: - Disparate Interventionstheorien erschweren den empirischen Vergleich. - Individuelle Entwicklungsvarianten und Störungen hängen eng mit dem näheren ökologischen System und seinen vielfältigen Variablen zusammen. - Die Betroffenen stehen unter dem Druck ihrer Beeinträchtigung und der Unterversorgung. Dies beeinflusst die Wahrnehmung der Behandlungswirkung und auch die Wirksamkeit selbst. - Die Therapeuten können zwischen einem normalen Entwicklungsfortschritt und der Wirkung ihrer Behandlung nur schwer differenzieren. Auch sie urteilen über die Behandlungsindikation und den Therapieerfolg nicht unabhängig von Versorgungsfaktoren. - Pädagogische oder therapeutische Interventionen sind auf langfristige Wirkung angelegt. Diese lässt sich aber während der normalen Versorgung regelhaft nicht erheben. Häufig gilt die Devise: Wenn sich keiner mehr beklagt, ist das Ziel erreicht. 3.3 Spezifische Faktoren der Aufbauphase Funktionen und Schnittstellen weiten sich aus: - Die kleine Klinik-Keimzelle aus fünf MitarbeiterInnen von vor drei Jahren befindet sich zur Zeit in einem Zwischenstadium (20 MitarbeiterInnen) und wird sich personell noch verdreifachen. Der zu Beginn fast familiäre Kontakt wird einer persönlich weniger intensiven Kooperation weichen. - Informationswege werden länger, Verantwortungen müssen geteilt werden, Entscheidungen werden vom Inhalt und vom Ablauf her komplexer. - Entscheidungsträger müssen sich profilieren, damit die volle Funktionstüchtigkeit der Klinik sicher gesteuert werden kann.
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