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Bindung, Ressourcen und Verantwortung als Leitmotiv kinder

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Entwickeln sich Individuen <strong>und</strong> Organisationen analog? <strong>Bindung</strong>, <strong>Ressourcen</strong> <strong>und</strong> <strong>Verantwortung</strong> <strong>als</strong> <strong>Leitmotiv</strong><br />

<strong>kinder</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrischer Versorgung Bernhard Prankel, Birger Repp Rotenburg (Wümme), 07/2003 S.5<br />

3 Die Arbeitsbedingungen<br />

3.1 Ökonomische <strong>Ressourcen</strong><br />

Klienten: Die aktuelle wirtschaftliche <strong>und</strong> sozialpolitische Entwicklung mit abnehmenden materiellen<br />

<strong>Ressourcen</strong> <strong>und</strong> weniger leistungsfähigen Versorgungssystemen trifft die Klienten <strong>als</strong> epidemiologisches<br />

Hauptrisiko für die Entwicklung psychosozialer Störungen.<br />

Professionelle: Bildung, Sozialhilfe <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen sind (<strong>und</strong> werden teilweise weiter) in<br />

ihren Mitteln eingeschränkt. Regional gab es bislang für die Region zwischen Elbe <strong>und</strong> Hannover<br />

<strong>und</strong> zwischen Hamburg <strong>und</strong> Bremen mit einer Million Einwohnern keine <strong>kinder</strong>- <strong>und</strong> jugendpsychiatrische<br />

Versorgung. Die weit entfernten Kliniken sind überfüllt, Kriseninterventionen ersetzen<br />

Therapien, <strong>und</strong> 14Jährige werden auf erwachsenenpsychiatrischen Stationen aufgenommen.<br />

Die Schnittstellen sind in mehrfacher Hinsicht betroffen:<br />

- Kurativ scheitert jede zweite behandlungswillige Patientenfamilie an der Hürde der langen<br />

Wartezeiten. Diejenigen, die sich gar nicht erst an die Klinik wenden, sind hier nicht erfasst.<br />

- Präventiv wird nur jede zwanzigste der Hochrisiko-Familien erreicht.<br />

- Der klientenunabhängige Behandlungsdruck verstärkt sich.<br />

- Zwischen den Versorgungsinstitutionen steigt das Risiko der Stellvertreterkonflikte.<br />

- Die Qualitätseinbuße wird unsystematisch reguliert: Termine werden gekürzt oder überzogen;<br />

andere Themen wie Dokumentation <strong>und</strong> Kooperation, Intervision oder Fortbildung, Konzepte<br />

<strong>und</strong> Aufbau kommen zu kurz.<br />

3.2 Theoretische <strong>und</strong> methodische Erkenntnisse<br />

Standardisierung der Methoden: Pädagogik <strong>und</strong> Psychotherapie sind kaum standardisiert.<br />

Effektivität der Methoden: Die Wirksamkeit der pädagogischen <strong>und</strong> therapeutische Intervention<br />

kann nicht unmittelbar erschlossen werden, da es keine allgemein anerkannten <strong>und</strong> aussagefähigen<br />

Messgrößen gibt <strong>und</strong> sich kontrollierte Bedingungen nur schwer herstellen lassen:<br />

- Disparate Interventionstheorien erschweren den empirischen Vergleich.<br />

- Individuelle Entwicklungsvarianten <strong>und</strong> Störungen hängen eng mit dem näheren ökologischen<br />

System <strong>und</strong> seinen vielfältigen Variablen zusammen.<br />

- Die Betroffenen stehen unter dem Druck ihrer Beeinträchtigung <strong>und</strong> der Unterversorgung.<br />

Dies beeinflusst die Wahrnehmung der Behandlungswirkung <strong>und</strong> auch die Wirksamkeit selbst.<br />

- Die Therapeuten können zwischen einem normalen Entwicklungsfortschritt <strong>und</strong> der Wirkung<br />

ihrer Behandlung nur schwer differenzieren. Auch sie urteilen über die Behandlungsindikation<br />

<strong>und</strong> den Therapieerfolg nicht unabhängig von Versorgungsfaktoren.<br />

- Pädagogische oder therapeutische Interventionen sind auf langfristige Wirkung angelegt.<br />

Diese lässt sich aber während der normalen Versorgung regelhaft nicht erheben. Häufig gilt<br />

die Devise: Wenn sich keiner mehr beklagt, ist das Ziel erreicht.<br />

3.3 Spezifische Faktoren der Aufbauphase<br />

Funktionen <strong>und</strong> Schnittstellen weiten sich aus:<br />

- Die kleine Klinik-Keimzelle aus fünf MitarbeiterInnen von vor drei Jahren befindet sich zur Zeit<br />

in einem Zwischenstadium (20 MitarbeiterInnen) <strong>und</strong> wird sich personell noch verdreifachen.<br />

Der zu Beginn fast familiäre Kontakt wird einer persönlich weniger intensiven Kooperation<br />

weichen.<br />

- Informationswege werden länger, <strong>Verantwortung</strong>en müssen geteilt werden, Entscheidungen<br />

werden vom Inhalt <strong>und</strong> vom Ablauf her komplexer.<br />

- Entscheidungsträger müssen sich profilieren, damit die volle Funktionstüchtigkeit der Klinik<br />

sicher gesteuert werden kann.

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