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Stadlinger Post - Stadl-Paura

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STADLINGER POST<br />

hof auf uns zukam. So etwas<br />

wäre heute einfach undenkbar.<br />

Beim Nachsetzen der Stange<br />

fährt man automatisch mit<br />

der Hand die Stange entlang und<br />

streift dabei das Wasser von der<br />

Stange. Dies ist ja auch gar nicht<br />

anders zu machen. Der Pferdefuss<br />

dabei war ja, dass es sich<br />

hier um kein sauberes Wasser<br />

handelte, sondern um eine stinkende<br />

Brühe. Dieser „Saft“ rann<br />

dann über die Oberarme und<br />

dann vom Ellbogen in den Trainingsanzug.<br />

Wenn dann dieses<br />

„Scheunentor“ Kanal überwunden<br />

war, wurde noch bis hinauf<br />

zur Eisenbahnbrücke gestochen<br />

und von dort die Donau<br />

übersetzt. Die Zille wurde leicht<br />

gegen die Strömung gestellt und<br />

so in Richtung Urfahr gerudert,<br />

dabei trieb es einen sehr weit<br />

hinunter, weil ja die Donau doch<br />

eine schöne Breite hat. Auf der<br />

Urfahraner-Seite musste dann<br />

wieder bis zur Eisenbahnbrücke<br />

hinauf gestochen werden, um die<br />

Übersetzung zum Donausporn<br />

(Einfahrt in den Winterhafen)<br />

zu schaffen. Genau gesagt, war<br />

dies jedes Mal eine wahre Knochenarbeit.<br />

Wir waren wieder einmal mit<br />

allen Zillen auf dem Weg zur<br />

Eisenbahnbrücke, als ein Schiff<br />

mit beidseitig gehängten Kohlen-<br />

kähnen sehr schnell auf Talfahrt<br />

war. Wir mussten schnell ans<br />

Ufer und mit den Stangen die<br />

Zillen herhalten. Nach ganz kurzer<br />

Zeit rollten Wellen von mehr<br />

als einen Meter Höhe auf uns<br />

zu, hoben die Zillen eine nach<br />

der anderen aus und warfen sie<br />

sehr unsanft auf die betonierte<br />

Uferböschung. In schneller<br />

Folge flog fast die ganze Mannschaft<br />

aus den Zillen. Die Zillen<br />

rutschten die Mauer hinunter<br />

und schlugen mit der nächsten<br />

Welle wieder hoch hinauf auf die<br />

Mauer. Dieser Vorgang wurde<br />

so lange wiederholt, bis sich die<br />

Wellen endlich ausliefen. Als sich<br />

dann die Wellen endlich gelegt<br />

hatten, war von unseren Zillen<br />

nur mehr Brennholz übrig.<br />

Wir mussten im Trainingsanzug<br />

schwimmend zusehen, dass<br />

wir ans Ufer kamen. Wegen<br />

dieses Vorfalles gab es damals<br />

einen Mordswirbel. Wir dachten<br />

schon, jetzt wird es wohl<br />

eine Zeit lang vorbei sein mit der<br />

Schinderei. Aber wir hatten, wie<br />

es so schön heißt, die Rechnung<br />

ohne den Wirt gemacht. Eine<br />

Woche darauf, beim nächsten<br />

Wasserdienst, standen Zillen von<br />

der Linzer Feuerwehr für uns<br />

bereit, die, so mussten wir enttäuscht<br />

feststellen, waren mindestens<br />

so schwer wie die Polizei-Zillen.<br />

Aber so richtig zu einem Freizeit-Zillenfahrer<br />

wurde ich, als<br />

1973 im Rahmen der Festwoche<br />

„Markterhebung der Gemeinde<br />

<strong>Stadl</strong>-<strong>Paura</strong>“ verschiedene Aktivitäten<br />

gesetzt wurden. Zu den<br />

Veranstaltungen in dieser Woche<br />

gehörte auch eine Fackelfahrt des<br />

Schiffervereines mit geschmückten<br />

Zillen und Plätten. Diese Auffahrt<br />

begeisterte mich dermaßen,<br />

dass ich mir im Frühling 1974<br />

beim Schiffbaumeister Pumberger<br />

in Inzell an der Donau eine<br />

eigene Zille anschaffte. Dieses<br />

Wasserfahrzeug hatte eine Länge<br />

von 5.05 m, war also geeignet<br />

für den Transport von zwei<br />

Erwachsenen und zwei Kindern.<br />

Zur gleichen Zeit kaufte<br />

sich auch Gerhard Stockhammer<br />

beim Pumperger eine Zille. Wir<br />

transportierten die Zillen übereinander<br />

gestülpt auf einem VW-<br />

Bus nach <strong>Stadl</strong>-<strong>Paura</strong>. In dieser<br />

Zeit waren wir viel zusammen<br />

und plagten uns oft bis vors<br />

Kematinger-Wehr. Über Furten<br />

mühten wir uns ziehend und<br />

schiebend bergauf. Oft sogar in<br />

voller Kleidung bis zum Bauch<br />

im Wasser watend, wuchteten<br />

wir unsere Zillen über Hindernisse.<br />

Trotz aller Schinderei<br />

war es eine schöne Zeit, die ich<br />

nicht missen möchte. Aber nun<br />

zurück zur ersten Ausfahrt. Als<br />

wir die Zille daheim hatten, es<br />

Jänner - März 2005 · 1/05 41<br />

GESCHICHTE

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