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Kommunikation in Lehr-Lern-Prozessen mit Erwachsenen

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136<br />

Mite<strong>in</strong>ander-Leben und -Arbeiten aufgrund von wechselnden Anforderungssituationen,<br />

<strong>in</strong> deren geme<strong>in</strong>same Bewältigung man sich mehr und mehr e<strong>in</strong>reiht.<br />

Dieses <strong>Lern</strong>en kann <strong>in</strong>sofern als „natürlich“ bezeichnet werden, als es<br />

nicht künstlich organisiert wird, sondern sich gleichsam nebenbei im Zusammenhang<br />

des täglichen Erwerbs- und Geme<strong>in</strong>schaftslebens ergibt.<br />

Dieses <strong>Lern</strong>en ist lebensimplizit. Es ist nicht vom normalen Leben und Wirken<br />

getrennt, sondern geht gerade daraus ungeplant-„natürlich“ hervor. Es<br />

bedarf deshalb auch ke<strong>in</strong>er künstlichen Schule<strong>in</strong>richtungen, professionellen<br />

<strong>Lehr</strong>er, speziellen Unterrichtsveranstaltungen und sekundären Motivationssysteme.<br />

Hier wird nicht durch Memorieren, sondern durch praktisches Handeln<br />

und aufgrund der sich daraus ergebenden Konsequenzen gelernt.<br />

Wenn wir das auf e<strong>in</strong>fache Begriffe br<strong>in</strong>gen wollen, können wir sagen: Als relativ<br />

„natürliche“ <strong>Lern</strong>arten ersche<strong>in</strong>en hier vor allem das Beobachtungs- und Nachahmungslernen<br />

und das Handlungs-, Erfahrungs- und Erprobungslernen. Als<br />

relativ unnatürlich, künstlich, praxisfern und lebensfremd ersche<strong>in</strong>t demgegenüber<br />

umgekehrt besonders das schulische <strong>Lern</strong>en, weil es speziell und<br />

isoliert organisiert wird und <strong>in</strong> besonderen künstlichen Unterrichtsveranstaltungen<br />

und <strong>Lehr</strong>anstalten stattf<strong>in</strong>det und durch verordnete <strong>Lehr</strong>pläne, vorgegebene<br />

Fächersystematiken, künstliche Notensysteme und Versetzungsordnungen<br />

bestimmt wird.<br />

1.4 Das „natürliche <strong>Lern</strong>en“ und die alternative Bewegung<br />

In dem Begriff des „natürlichen <strong>Lern</strong>ens“ artikuliert sich e<strong>in</strong> protestierendes<br />

Unbehagen gegenüber dem künstlich aus dem Lebenszusammenhang herausgelösten,<br />

zwangsmonopolisierten, zentralistisch überorganisierten, bürokratisch<br />

<strong>in</strong>stitutionalisierten und da<strong>mit</strong> der Gefahr der Lebensferne und der<br />

Entfremdung ausgesetzten öffentlichen Bildungssystems. Das dagegen polemisch<br />

<strong>in</strong>s Feld geführte „natürliche <strong>Lern</strong>en“ ist weniger e<strong>in</strong> rationaler oder<br />

empirischer Begriff als e<strong>in</strong> emotionales Programm, das das <strong>Lern</strong>en wieder<br />

befreien will von der Bevormundung durch Behörden und <strong>Lehr</strong>er, durch zentrale<br />

Planungen, Organisationen und pädagogische Manipulationen.<br />

Daß dieser Begriff des „natürlichen <strong>Lern</strong>ens“ heute offenbar wieder besonders<br />

populär wird, hängt wohl zusammen<br />

– <strong>mit</strong> dem Ende e<strong>in</strong>er bestimmten technisch-rationalen Planungs- und Fortschrittsgläubigkeit,<br />

– <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Skepsis gegenüber den Pr<strong>in</strong>zipien der Zentralisierung,<br />

Bürokratisierung, Rationalisierung und Hierarchisierung und<br />

– <strong>mit</strong> der Bewegung der sogenannten „Grünen“ zur Bewahrung der natürlichen<br />

Umwelt.<br />

Offenbar gibt es auch e<strong>in</strong>en Zusammenhang <strong>mit</strong> der zunehmenden Verführungskraft<br />

des Gedankens an e<strong>in</strong> Aussteigen und Sichzurückziehen aus e<strong>in</strong>er<br />

als kalt, unpersönlich und unheimlich empfundenen großorganisierten

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