Kommunikation in Lehr-Lern-Prozessen mit Erwachsenen
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Mite<strong>in</strong>ander-Leben und -Arbeiten aufgrund von wechselnden Anforderungssituationen,<br />
<strong>in</strong> deren geme<strong>in</strong>same Bewältigung man sich mehr und mehr e<strong>in</strong>reiht.<br />
Dieses <strong>Lern</strong>en kann <strong>in</strong>sofern als „natürlich“ bezeichnet werden, als es<br />
nicht künstlich organisiert wird, sondern sich gleichsam nebenbei im Zusammenhang<br />
des täglichen Erwerbs- und Geme<strong>in</strong>schaftslebens ergibt.<br />
Dieses <strong>Lern</strong>en ist lebensimplizit. Es ist nicht vom normalen Leben und Wirken<br />
getrennt, sondern geht gerade daraus ungeplant-„natürlich“ hervor. Es<br />
bedarf deshalb auch ke<strong>in</strong>er künstlichen Schule<strong>in</strong>richtungen, professionellen<br />
<strong>Lehr</strong>er, speziellen Unterrichtsveranstaltungen und sekundären Motivationssysteme.<br />
Hier wird nicht durch Memorieren, sondern durch praktisches Handeln<br />
und aufgrund der sich daraus ergebenden Konsequenzen gelernt.<br />
Wenn wir das auf e<strong>in</strong>fache Begriffe br<strong>in</strong>gen wollen, können wir sagen: Als relativ<br />
„natürliche“ <strong>Lern</strong>arten ersche<strong>in</strong>en hier vor allem das Beobachtungs- und Nachahmungslernen<br />
und das Handlungs-, Erfahrungs- und Erprobungslernen. Als<br />
relativ unnatürlich, künstlich, praxisfern und lebensfremd ersche<strong>in</strong>t demgegenüber<br />
umgekehrt besonders das schulische <strong>Lern</strong>en, weil es speziell und<br />
isoliert organisiert wird und <strong>in</strong> besonderen künstlichen Unterrichtsveranstaltungen<br />
und <strong>Lehr</strong>anstalten stattf<strong>in</strong>det und durch verordnete <strong>Lehr</strong>pläne, vorgegebene<br />
Fächersystematiken, künstliche Notensysteme und Versetzungsordnungen<br />
bestimmt wird.<br />
1.4 Das „natürliche <strong>Lern</strong>en“ und die alternative Bewegung<br />
In dem Begriff des „natürlichen <strong>Lern</strong>ens“ artikuliert sich e<strong>in</strong> protestierendes<br />
Unbehagen gegenüber dem künstlich aus dem Lebenszusammenhang herausgelösten,<br />
zwangsmonopolisierten, zentralistisch überorganisierten, bürokratisch<br />
<strong>in</strong>stitutionalisierten und da<strong>mit</strong> der Gefahr der Lebensferne und der<br />
Entfremdung ausgesetzten öffentlichen Bildungssystems. Das dagegen polemisch<br />
<strong>in</strong>s Feld geführte „natürliche <strong>Lern</strong>en“ ist weniger e<strong>in</strong> rationaler oder<br />
empirischer Begriff als e<strong>in</strong> emotionales Programm, das das <strong>Lern</strong>en wieder<br />
befreien will von der Bevormundung durch Behörden und <strong>Lehr</strong>er, durch zentrale<br />
Planungen, Organisationen und pädagogische Manipulationen.<br />
Daß dieser Begriff des „natürlichen <strong>Lern</strong>ens“ heute offenbar wieder besonders<br />
populär wird, hängt wohl zusammen<br />
– <strong>mit</strong> dem Ende e<strong>in</strong>er bestimmten technisch-rationalen Planungs- und Fortschrittsgläubigkeit,<br />
– <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Skepsis gegenüber den Pr<strong>in</strong>zipien der Zentralisierung,<br />
Bürokratisierung, Rationalisierung und Hierarchisierung und<br />
– <strong>mit</strong> der Bewegung der sogenannten „Grünen“ zur Bewahrung der natürlichen<br />
Umwelt.<br />
Offenbar gibt es auch e<strong>in</strong>en Zusammenhang <strong>mit</strong> der zunehmenden Verführungskraft<br />
des Gedankens an e<strong>in</strong> Aussteigen und Sichzurückziehen aus e<strong>in</strong>er<br />
als kalt, unpersönlich und unheimlich empfundenen großorganisierten