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Kommunikation in Lehr-Lern-Prozessen mit Erwachsenen

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häufigen Verschiebungen der Thematik der e<strong>in</strong>zelnen Beiträge, <strong>in</strong> deutlich<br />

bemerkbaren, aber nicht ohne weiteres aufklärbaren emotionalen Aufladungen<br />

der Argumentation niederschlagen, können ohne e<strong>in</strong>en solchen möglichen<br />

Wechsel der Gesprächsebene – sie machen e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Sprechen über<br />

die Gesprächssituationen erforderlich – nicht bearbeitet werden. E<strong>in</strong>e <strong>Lern</strong>gruppe,<br />

die <strong>in</strong> dieser Weise fähig ist, auch die persönlichen Bezüge zwischen<br />

den Interagierenden – sofern die <strong>Lern</strong>arbeit davon berührt ist – <strong>in</strong> den Bereich<br />

des Symbolisierbaren aufzunehmen und dort „aufzuheben“, wird gerade<br />

deshalb <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, sich <strong>in</strong> der Sache zu konzentrieren und ause<strong>in</strong>anderzusetzen:<br />

Prozesse auf der Beziehungsebene bleiben nicht länger als<br />

„unerledigte Geschäfte“ liegen und belasten nicht mehr als unvermeidlich die<br />

Interaktion.<br />

Unser Satz bezieht zum anderen die jeweils ganze Person der Beteiligten <strong>mit</strong><br />

ihren vielfältigen Bezügen zum <strong>Lern</strong>gegenstand <strong>in</strong> den Bereich des Symbolisierbaren<br />

e<strong>in</strong>. Hiervon ist schon gesprochen worden. Zur Präsenz des Kursleiters<br />

(wie auch der Teilnehmer) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Lern</strong>gruppe sollte demnach nicht<br />

nur deren Bemühen gehören, jeweils auf der Höhe der <strong>in</strong>haltlichen Diskussion<br />

zu se<strong>in</strong>. Sofern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Lern</strong>situation mehr <strong>in</strong> Gang gesetzt wird als die<br />

Ratio der Beteiligten, sollte dies auch <strong>in</strong> ihrem ganzen Handeln – <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en<br />

verbalen wie <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en nonverbalen Anteilen – zum Ausdruck kommen (können).<br />

Es soll das symbolisiert werden, was Gegenwart hat. Diese Formel wendet<br />

sich auch gegen jeden Versuch, die Mitglieder e<strong>in</strong>er <strong>Lern</strong>gruppe zu nötigen,<br />

sich <strong>in</strong>haltlich, argumentativ anders zu äußern, als es ihrem jeweils gegenwärtigen<br />

Stand der Me<strong>in</strong>ung, der Erfahrung, der Reflexion entspricht. Sie geht<br />

davon aus, daß jede Art von moralischem Druck, auch jede Art von wortgewandter,<br />

sche<strong>in</strong>bar zw<strong>in</strong>gender Argumentation seitens e<strong>in</strong>es Kursleiters bestenfalls<br />

e<strong>in</strong> oberflächliches – d.h. eben nur verbales – Anpassen, verknüpft<br />

<strong>mit</strong> <strong>in</strong>nerer Reserve oder Defensive, nach sich ziehen wird und da<strong>mit</strong>, eben<br />

weil es den Bereich dessen, was symbolisiert wird, von den jeweils eigenen,<br />

subjektiven Wirklichkeitserfahrungen isoliert und abschneidet, gerade jenes<br />

lernende Sich-Verändern verh<strong>in</strong>dert, das wir als Resultat frei fließender, lebendiger<br />

Austauschprozesse zwischen den verschiedenen Wirklichkeitsbereichen<br />

zu beschreiben versuchten.<br />

Zu (c)<br />

Wie kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Lern</strong>gruppe das Symbolisieren selbst vergegenwärtigt werden?<br />

Wie kann das Reden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschliffenen, fertigen, verselbständigten<br />

Urteilen und Symbolen unterbrochen und das Symbolisieren als e<strong>in</strong> Akt menschlichen,<br />

subjektbezogenen, identitätsrelevanten Bedeutung-Zumessens, S<strong>in</strong>n-<br />

Setzens, als e<strong>in</strong> Akt persönlicher Ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>mit</strong> Realität, ja des E<strong>in</strong>griffs<br />

<strong>in</strong> Realität bewußtgemacht werden? – Zwei Möglichkeiten möchte ich<br />

hier nennen. E<strong>in</strong>e erste, sehr e<strong>in</strong>fache: Es ist möglich, das Reden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Lern</strong>gruppe zu unterbrechen, um zu schweigen; um <strong>in</strong> Kontakt <strong>mit</strong> sich selbst,<br />

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