Das österreichische Fachmagazin für den Innenraum. Material - Color
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Barbara Jahn<br />
Ton und Wasser – und<br />
sonst gar nichts. Sie ist<br />
eine der letzten wahren<br />
Naturschönheiten. Und sie<br />
schont die Umwelt in jeder<br />
Hinsicht. Hergestellt aus<br />
natürlichen Rohstoffen, erfüllt<br />
sie die hygienischen<br />
Voraussetzungen <strong>für</strong> sämtliche<br />
Zwecke und bietet mit<br />
ihren antistatischen Eigen<br />
schaften vor allem Aller<br />
gikern eine besonders langlebige Freundschaft an.<br />
Einfaches Reinigen, meist nur mit Wasser, abweisende<br />
Oberfläche mit fest verschlossenen Poren,<br />
niemals übel riechend und das Vermachen der sterblichen<br />
Überreste <strong>für</strong> die Rückführung in <strong>den</strong> Wiederverwertungskreislauf<br />
sprechen hundertprozentig <strong>für</strong><br />
sie, die Fliese. Als Schönheitsideal.<br />
Nun gelangt sie, die schon öfter totgesagt war, zu<br />
neuer Berühmtheit. Sie wird zurzeit quasi wiederentdeckt,<br />
und das nicht nur <strong>für</strong> Küche, Klo und Badezimmer,<br />
sondern <strong>für</strong> Architektur und Raumausstattung im<br />
Allgemeinen. Maßgeschneidert sozusagen. „Architektur<br />
ist die Schwerkraft, die Form und die Materie,<br />
die <strong>den</strong> Menschen und dem Leben Platz bieten. Die<br />
Keramik wird von Mutter Erde hervorgebracht. Mit<br />
diesem Bild wollte ich daran erinnern, woher wir<br />
eigentlich kommen, woraus wir gemacht sind, wo<br />
wir leben. Und auch wohin wir uns bewegen: Die<br />
Zukunft ist schon da.“ Mit diesen Worten begründet<br />
Stararchitekt Mario Botta seine etwas plötzliche, als<br />
mütterlicher Uterus geformte Glorifizierung des vielseitigen<br />
rechteckigen Elements, dem seiner Meinung<br />
nach bisher zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde.<br />
Denn er verarbeitete erstmals keramische Fliesen als<br />
Installation <strong>für</strong> sein Ausstellungsprojekt in der Triennale<br />
di Milano und verewigte sich auch auf dem legendären<br />
Messeplakat <strong>für</strong> die Cersaie im kommen<strong>den</strong><br />
September. Höchste Zeit also, alle Register zu<br />
ziehen <strong>für</strong> etwas, das sich als Designprodukt mit ein<br />
bisschen Erde und Feuer zufrie<strong>den</strong>gibt. So manch<br />
anderes würde <strong>für</strong> einen solch prominenten Fürsprecher<br />
sogar durch das Fegefeuer gehen.<br />
» Magazin<br />
Foto: www.cersaie.it<br />
happy birthday!<br />
Nicht nur das Mekka des Design,<br />
der heurige Salone del<br />
Mobile in Mailand, sondern<br />
selbst das Internationale Designmuseum<br />
München hat<br />
das Geburtstagskind so richtig<br />
hochleben lassen. <strong>Das</strong><br />
schwedische, „etwas andere<br />
Möbelhaus“ feiert nämlich<br />
2009 einen run<strong>den</strong> Geburtstag:<br />
Ikea wird 60. Auch wenn<br />
ein IkeaChefdesigner noch<br />
1979 bekundete „Die schöne<br />
Form ist <strong>für</strong> alle da. Und nicht<br />
nur <strong>für</strong>s Museum!“, so sind<br />
die in <strong>den</strong> letzten 60 Jahren<br />
entstan<strong>den</strong>en und uns allen<br />
nur allzu bekannten Einrichtungsgegenständemittlerweile<br />
allemal zumindest wegen des dahinterstehen<strong>den</strong> Gedankens<br />
durchaus würdig, im Museum präsent zu sein. Ikea prägte die Vorstellung<br />
vom „demokratischen Design“ wie kaum ein anderes Unternehmen<br />
und hat mit seinen experimentell und individualistisch konzipierten<br />
Kollektionen funktionales, gutes Design geschaffen und dies noch dazu<br />
preislich <strong>für</strong> viele Menschen erreichbar gemacht. Dahinter steht nicht<br />
zuletzt der Ansatz eines „Schwedischen Modells“ einer modernen, offenen,<br />
egalitären, familien und sozialorientierten Gesellschaft. Ein Ansatz,<br />
der durchaus mehr Nachahmer fin<strong>den</strong> könnte. Democratic Design,<br />
Pinakothek der Moderne, Die Neue Sammlung, bis 12. Juli.<br />
www.die-neue-sammlung.de<br />
floating chairs<br />
Der Mailänder Kanal Naviglio Grande präsentierte sich anlässlich der<br />
Mailänder Möbelmesse mit besonderer Fracht: In Kooperation mit der<br />
Promosedia hatten sich der italienische Sesseldistrikt Udine der Region<br />
FriaulVenetiaGiulia einen außergewöhnlichen Auftritt überlegt. Eine<br />
Auswahl an Sesseln der in dieser Region zahlreich beheimateten Möbelproduzenten<br />
wurde als schwimmende künstlerische Installation von<br />
Luca Fois and Design Partners äußerst effektvoll zur Schau gestellt. Ein<br />
Beweis <strong>für</strong> die umfassende Schaffenskraft und gleichzeitg Erinnerung<br />
an die 2010 wieder auf dem Programm stehende Messe Promosedia.<br />
www.promosedia.it<br />
color - 0607 2009