Schaffen wir mehr Demokratie! - deutungshoheit.ch
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Der Deutungsrahmen der SVP prägt die S<strong>ch</strong>weizer Politik<br />
Während der letzten zehn Jahre haben <strong>wir</strong> Sozialdemokratinnen und<br />
Sozialdemokraten in den Kantonsparlamenten einen Viertel unserer Sitze<br />
verloren. Im glei<strong>ch</strong>en Zeitraum gewannen <strong>wir</strong> im Nationalrat 2003 einen<br />
Sitz und stürzten 2007 ab. Erfolge bei Exekutivwahlen hin oder her, <strong>wir</strong><br />
stehen s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t da.<br />
Einen Hauptgrund dafür sehen <strong>wir</strong> darin, dass es die SVP ges<strong>ch</strong>afft hat,<br />
die S<strong>ch</strong>weizer Politik in ihrem Sinn zu prägen. Die Faustregel, mit der sie<br />
jedes politis<strong>ch</strong>e Problem deutet, kennen <strong>wir</strong> alle: Die S<strong>ch</strong>weizerinnen und<br />
S<strong>ch</strong>weizer werden in ihrer Freiheit dur<strong>ch</strong> die Ausländer, die EU und die<br />
«Classe politique» bedroht. Von der Arbeitslosigkeit bis zu den Streitereien<br />
auf dem S<strong>ch</strong>ulhausplatz lassen si<strong>ch</strong> alle Probleme mit dieser SVP-Faustregel<br />
erklären. Die SVP hat diesen Deutungsrahmen ni<strong>ch</strong>t nur in der eigenen<br />
Partei dur<strong>ch</strong>gesetzt. Er gibt heute fast der ganzen S<strong>ch</strong>weizer Politik<br />
vor, wel<strong>ch</strong>e Fragen si<strong>ch</strong> der Politik stellen und wel<strong>ch</strong>e Antworten auf diese<br />
Fragen überhaupt denkbar sind. Das ist eine politis<strong>ch</strong>e Meisterleistung.<br />
Wir müssen sie verstehen und anerkennen. Unabhängig davon, dass <strong>wir</strong><br />
die Inhalte der SVP-Politik zutiefst ablehnen.<br />
Wie hat es die SVP ges<strong>ch</strong>afft, dass ihr Deutungsrahmen so mä<strong>ch</strong>tig<br />
wurde? Erstens sind die SVP und die mit ihr verbündeten Organisa tionen<br />
wie die AUNS in den letzten Jahrzehnten dorthin gegangen, wo die Leute<br />
si<strong>ch</strong> ihre politis<strong>ch</strong>e Meinung bilden. An die Stamm-, Familien-, Büro- und<br />
Vereinstis<strong>ch</strong>e. Aber au<strong>ch</strong> im Bauern- und Gewerbeverband und sogar in<br />
den Lehrerzimmern waren sie präsent. Sie haben den Leuten zugehört,<br />
ihren Ängsten na<strong>ch</strong>gespürt, si<strong>ch</strong> engagiert und si<strong>ch</strong> Gehör vers<strong>ch</strong>afft. Sie<br />
sind heute tief verwurzelt in der Gesells<strong>ch</strong>aft. Sie s<strong>ch</strong>affen es, Arbeiterinnen,<br />
Gewerbler, Grossunternehmer, Bäuerinnen und no<strong>ch</strong> viele <strong>mehr</strong> unter<br />
ein politis<strong>ch</strong>es Da<strong>ch</strong> zu bringen, obwohl diese Gruppen völlig vers<strong>ch</strong>iedene<br />
<strong>wir</strong>ts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Interessen haben.<br />
Zweitens beherrs<strong>ch</strong>t die SVP mit ihren teuren, aber ni<strong>ch</strong>t minder<br />
dur<strong>ch</strong>da<strong>ch</strong>ten Kampagnen die Beri<strong>ch</strong>terstattung der Medien. Sie versteht<br />
es, ihre Themen so zu lancieren, dass die Journalistinnen und Journalisten<br />
sie aufgreifen. Egal, ob sie das dann zustimmend oder ablehnend tun:<br />
Sie übernehmen und bestärken mit ihrer Beri<strong>ch</strong>terstattung den Deutungsrahmen<br />
der SVP.<br />
Als Folge davon politisieren heute fast alle entlang eines Konflikts der<br />
S<strong>ch</strong>weizer gegen Ausländer, EU und Classe politique. Zum Beispiel hat<br />
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