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Pfarrbrief 4 2010 - Amazon Web Services

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10 Christophorus-Kindergarten<br />

Langsam geht der Vorhang auf. Da<br />

kommt der Kasperl heraus: „Guten Tag<br />

meine Damen, guten Tag meine<br />

Herren ...“ Die beiden Kinder sitzen<br />

hinter dem kleinen Theater und spielen<br />

mit Fingerpuppen. Ich horche und<br />

staune. Erst vor wenigen Tagen haben<br />

wir dieses alte textreiche Fingerspiel<br />

den Kindern vorgestellt. Betonung,<br />

Lautstärke, Stimmlage ändern sich mit<br />

der jeweiligen Figur und dem<br />

Geschehen auf der Bühne. Textsicherheit<br />

bis zur letzten Zeile.<br />

„... und der Kasperl geht zur Ruh.“ Ich<br />

bin begeistert und glücklich. Die kleinen<br />

Spieler erhalten Applaus und Lob.<br />

Sprachliche Bildung und Erziehung ist<br />

ein wichtiger Aufgabenbereich in unserer<br />

Arbeit. Wie alle Bereiche darf man<br />

ihn nie isoliert betrachten. Sprache,<br />

verknüpft mit Spiel und Bewegung,<br />

bereitet den Kindern viel Freude. Wie<br />

nebenbei lernen sie genaues Hinhören,<br />

Artikulation und Grammatik,<br />

nehmen Wissen auf, bekommen ein<br />

Gespür für Rhythmus und Sprachmelodie<br />

und erweitern ihren Wortschatz.<br />

Reimspiele, Silben klatschen, lustige<br />

Bewegungsspiele mit veränderbarem<br />

Text, Singspiele und der spielerische<br />

Umgang mit Gedichten bieten uns ein<br />

unerschöpfliches Repertoire an Möglichkeiten.<br />

Kreisspiele mit immer wiederholtem<br />

und vertrautem Text helfen<br />

auch unsicheren und schüchternen<br />

Kindern beim Agieren in und vor der<br />

Gruppe. Und was ist das für ein Spaß,<br />

wenn wir mit lustigen Sprüchen,<br />

Liedern und Geschichten die Mundmotorik<br />

üben! Da darf man Grimassen<br />

schneiden und die Zunge heraus<br />

strecken.<br />

Vorschulkinder sind die dankbarsten<br />

Zuhörer beim Vorlesen und Erzählen.<br />

Der Schrift noch nicht mächtig, müssen<br />

sie sich ganz auf den Hörsinn verlassen<br />

und nehmen deshalb Gesprochenes<br />

viel genauer wahr als wir Lesekundigen.<br />

Beim Zusammensein in der Bilderbuchecke<br />

erzählen die Kinder von sich,<br />

stellen Fragen zu Themen, die sie<br />

beschäftigen, und werden manchmal<br />

philosophisch.<br />

Schwierigkeiten gibt es gerne beim<br />

Gespräch im Morgenkreis oder bei der<br />

Kinderkonferenz. Da muss man warten<br />

bis der Andere zu Ende gesprochen<br />

hat, seine Emotionen unter Kontrolle<br />

halten, aushalten dass es andere<br />

Meinungen gibt und die eigene Idee<br />

nicht aufgegriffen wird. Aber die<br />

Probleme mit der Gesprächskultur<br />

kennen wir auch als Erwachsene.<br />

Sprachliche Bildung ist ein lebenslanger<br />

Auftrag. Ich denke mit Scham<br />

an Situationen in denen ich kein gutes<br />

Sprach-Vorbild war und bin: wenn<br />

Sprache hauptsächlich Anweisung,<br />

Ermahnung und Zurechtweisung enthält,<br />

wenn ich beim Sprechen das<br />

Zuhören vergesse oder wenn ich über<br />

jemanden spreche, statt mit ihm.<br />

Manchmal wird Sprache auch zum

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