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Vom Spiel der Illusion - Bezirksverband Pfalz

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<strong>Vom</strong> <strong>Spiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Illusion</strong><br />

Doppeljubiläum am <strong>Pfalz</strong>theater<br />

Den Traum von einer besseren Welt träu-<br />

men; die geliebte o<strong>der</strong> auch ungeliebte<br />

Wirklichkeit aus einem an<strong>der</strong>en Blickwinkel<br />

sehen, um sich besser mit ihr auseinan<strong>der</strong>setzen<br />

zu können; sich ganz in eine<br />

Imagination o<strong>der</strong> Vision versenken o<strong>der</strong><br />

aber einfach den Alltag vergessen und das<br />

künstlerische <strong>Spiel</strong> mit Worten, Musik und<br />

Bewegung genießen – all das bietet das<br />

<strong>Pfalz</strong>theater seit 150 Jahren.<br />

1862 baut <strong>der</strong> theaterbegeisterte Mühlen-<br />

besitzer Andreas Müller zusammen mit<br />

ein paar Freunden in nur zwölf Wochen<br />

ein einfaches, aber zweckmäßiges Theater<br />

in <strong>der</strong> Nähe des Stiftsplatzes, das 1.200 Zuschauer<br />

fasst. Die Kaiserslauterer danken<br />

es ihm, indem sie eifrig die Vorstellungen<br />

besuchen. Der „Spittelmüller“, wie sie den<br />

Erbauer nennen, lässt sich auch nicht von<br />

einem Brand fünf Jahre später entmutigen,<br />

bei dem das Haus bis auf die Grundmau-<br />

4<br />

Getuschel, Gekicher, geschwisterliches Gerangel – Thomas, Christian<br />

und Tony (Antonie) haben das Stammbuch <strong>der</strong> altehrwürdigen Kaufmannsfamilie<br />

gefunden und studieren es erstaunt, bis <strong>der</strong> alte Konsul<br />

in die Szenerie platzt. Die „Buddenbrooks“, die Bühnenfassung von<br />

Thomas Manns nobelpreisgekröntem Roman, am <strong>Pfalz</strong>theater Kaiserslautern<br />

zur Jubiläumsspielzeit – das sind mehr als zweieinhalb Stunden<br />

Spannung und <strong>Spiel</strong>freude, die man sich nicht entgehen lassen sollte.<br />

Am 30. September 1995 eingeweiht:<br />

Neubau des <strong>Pfalz</strong>theaters Kaiserslautern<br />

ern nie<strong>der</strong>brennt – kurzerhand baut er ein<br />

neues und schöneres an gleicher Stelle.<br />

150 Jahre <strong>Pfalz</strong>theater<br />

und 125 Jahre Orchester<br />

Nach dem deutsch-französischen Krieg von<br />

1870/71, in dem das Gebäude als Brot- und<br />

Heumagazin genutzt wurde, ergriffen Kaiserslauterer<br />

Theaterfreunde die Initiative.<br />

Sie gründeten eine Aktiengesellschaft;<br />

zu den Aktienkäufern gehörte auch die<br />

im fokus<br />

Imposanter Klangkörper: Seit 125 Jahren sorgen über<br />

60 Profimusiker des Orchesters für Hörgenuss<br />

Stadt Kaiserslautern, die das Theater ab<br />

1873 subventioniert und es ab 1897 alleine<br />

trägt. Da die finanzielle Belastung zu groß<br />

für die Stadt wird, versucht sie schon nach<br />

wenigen Jahren, ein Städtebundtheater zu<br />

gründen. Dies scheitert jedoch an <strong>der</strong> ablehnenden<br />

Haltung mehrerer pfälzischer<br />

Stadtverwaltungen. Existenzsorgen bleiben<br />

den Theatermachern auch die nächsten<br />

Jahrzehnte erhalten.<br />

Ein paar Jahre zuvor, 1887, also vor 125 Jah-<br />

ren, gründet sich ein Orchester, nachdem<br />

in den ersten 25 Jahren des Theaters Amateurmusiker<br />

– offenbar nicht immer zum<br />

Genuss <strong>der</strong> Zuhörerschaft – die Opern- und<br />

Operettenaufführungen begleitet haben.<br />

Die Musiker sind genossenschaftlich miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden, das heißt, sie teilen<br />

die Einnahmen nach Abzug ihrer Unkosten<br />

unter sich auf. Erst 1922, vor 90 Jahren, kommen<br />

die Musiker unter städtische Verwaltung<br />

und erlangen sogar Beamtenstatus.<br />

Ein gänzlich schwarzer Tag in <strong>der</strong> städ-<br />

tischen Theatergeschichte ist <strong>der</strong> 14. August<br />

1944, als das Spittelmüllersche Gebäude im<br />

Bombenhagel bis auf die Grundmauern<br />

zerstört wird. Kein Grund, nun auf Theateraufführungen<br />

zu verzichten. Gleich nach<br />

dem Krieg ruft die Stadt Kaiserslautern alle<br />

drei Sparten wie<strong>der</strong> ins Leben. Das <strong>Pfalz</strong>theater,<br />

inzwischen zur GmbH geworden,<br />

spielt in einem ehemaligen Filmpalast – ein<br />

Provisorium, das 50 Jahre währen wird.<br />

Vielleicht waren es gerade diese beengten<br />

Verhältnisse, die Zuschauer und Theater-

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