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PDF zur Sendung vom 23. April 2012 - WDR.de

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Vielfalt <strong>de</strong>r Aromen<br />

Schwarzer Pfeffer wird als erster geerntet, knapp vor <strong>de</strong>r Reife. Durch Trocknung und<br />

Fermentierung in <strong>de</strong>r Sonne bekommt er seine tiefdunkle Farbe. „Schwarzer Pfeffer“, so Martin<br />

Gompelmann, „hat sehr erdige Aromen, nach Kräutern, Thymian, Eukalyptus, Minze. Er<br />

schmeckt halt sehr kernig in <strong>de</strong>r Charakteristik und ist <strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Klassiker zu Fleisch.“<br />

Weißer Pfeffer wird vollreif geerntet. Durch das anschließen<strong>de</strong> Wässern und Schälen erhält er<br />

seine helle Farbe. „Weißer Pfeffer hat frische, zitronige und klare Aromen – nach Zitronengras,<br />

frischem Gras o<strong>de</strong>r Zitrone eben“, erklärt Gompelmann und gibt einen Tipp fürs Würzen: „Wie<br />

man immer beim Wein sagt: ,Heller Wein zu hellen Speisen’, so passt <strong>de</strong>r weiße Pfeffer auch<br />

sehr gut zu Fisch o<strong>de</strong>r hellen Soßen.“<br />

Roter Pfeffer ist eine Rarität. Beson<strong>de</strong>rs stolz sind die drei Geschäftspartner auf <strong>de</strong>n seltenen<br />

roten Kampot-Pfeffer in ihrem Angebot. „Der rote Pfeffer hat sehr fruchtige Aromen, er ist die<br />

Spätlese <strong>de</strong>s Pfeffers, <strong>de</strong>r reift noch mal fünf, sechs Wochen länger als <strong>de</strong>r schwarze und ist<br />

<strong>de</strong>swegen eine überreife Frucht“, erläutert <strong>de</strong>r junge Gewürzhändler. Am liebsten reicht er<br />

diesen Pfeffer zu Früchten, zu Mangos etwa. Und tatsächlich, während er frisch gemahlenen<br />

roten Pfeffer auf ein paar Mangospalten rieseln lässt, verbreitet sich ein fruchtig-würziges<br />

Aroma. Auf <strong>de</strong>r Zunge ergänzt sich – das leichte Beerenaroma <strong>de</strong>s Pfeffers wun<strong>de</strong>rvoll mit <strong>de</strong>m<br />

frischen Geschmack <strong>de</strong>r Mango, gleichzeitig entwickelt sich eine warme, angenehme Schärfe.<br />

Über <strong>de</strong>n Pfeffer, wie er oft im herkömmlichen Einzelhan<strong>de</strong>l verkauft wird – vorgemahlen und<br />

preiswert –, hat Martin Gompelmann nur ein vernichten<strong>de</strong>s Urteil: „Da ist einfach dieses<br />

trockene, staubige Gefühl auf <strong>de</strong>r Zunge, gar kein Aroma, was man schmeckt. Man kann gar<br />

nicht sagen, ‚<strong>de</strong>r schmeckt jetzt nach Frucht o<strong>de</strong>r Kräutern’, son<strong>de</strong>rn er ist einfach nur scharf.“<br />

Edle Sorten und hintergründige Schärfe<br />

„Pfeffer kann auch schlecht schmecken. Wenn er falsch behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r wenn es billige<br />

Ware ist“, bestätigt auch Arnt von Bo<strong>de</strong>lschwingh. Der nebenberufliche Pfefferhändler aus<br />

Berlin hat vor ein paar Jahren mit einer Freundin <strong>de</strong>n Internetversand „Pfefferkontor“<br />

gegrün<strong>de</strong>t – mit ausgesuchten, teilweise exklusiven Pfeffersorten. Wie seine Kölner Kollegen<br />

pflegt er die persönlichen Beziehungen zu kleinen Bauern und Produzenten im fernen Osten.<br />

Bergland- und Urwaldpfeffer aus Indien und Sri Lanka, Langpfeffer aus Indonesien o<strong>de</strong>r<br />

Tasmanischer Pfeffer sind die Sorten, die zum Teil bislang ungekannte Aroma-Erlebnisse<br />

ermöglichen. Auch sogenannten unechten Pfeffer hat er im Angebot, etwa Szechuan-Pfeffer,<br />

ein Gewürz, das einen leicht prickeln<strong>de</strong>n Effekt auf <strong>de</strong>r Zunge verursacht.<br />

Zusammen mit <strong>de</strong>m Küchenchef Olaf Baumeister hat <strong>de</strong>r Gewürzhändler Gerichte entwickelt,<br />

wie „Grüner Szechuan Pfeffer auf pochiertem Forellenfilet mit einem Püree aus<br />

Radieschenblättern“. Wer es probiert, <strong>de</strong>m fällt zuerst das prickelnd-betäuben<strong>de</strong> Gefühl auf,<br />

als ob <strong>de</strong>r Pfeffer die Geschmacksnerven reinige. Alle an<strong>de</strong>ren Aroma-Nuancen <strong>de</strong>s Gerichts<br />

sind danach plötzlich viel intensiver zu schmecken – erst dann kommt die etwas hinterhältige<br />

Schärfe <strong>de</strong>r grünlichen Pfefferfrüchte.<br />

Zum Pfefferhändler wur<strong>de</strong> Arnt von Bo<strong>de</strong>lschwingh übrigens aus Zufall, weil seine Pfeffermühle<br />

zu Hause leer war und er als Vielverbraucher im Einzelhan<strong>de</strong>l keine guten Qualitäten zu einem<br />

vernünftigen Preis bekommen konnte. Dass er bei einem Entwicklungsprojekt in Indien Pfeffer<br />

ent<strong>de</strong>ckte, <strong>de</strong>r nach Biorichtlinien im Urwald angepflanzt und mit <strong>de</strong>r Hand geerntet wird, ließ<br />

ihn zum Händler wer<strong>de</strong>n. Seinen kleinbäuerlichen Produzenten zahlt er 50 Prozent über <strong>de</strong>n<br />

Weltmarktpreisen – und verlangt für seine Sorten dann auch ab circa acht Euro pro<br />

100 Gramm. Dass dies auch für einen Vielverbraucher nicht zu viel ist, hält er für sicher. Denn:<br />

„Gutes Essen fängt mit Salz und Pfeffer an. Und wenn man an <strong>de</strong>r Stelle spart, dann ist es<br />

eigentlich scha<strong>de</strong> um die Mühe, die danach kommt. O<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs gesagt: Wenn man an <strong>de</strong>r<br />

Stelle einfach ein kleines bisschen an Qualität mehr investiert, dann hat man wirklich auch ein<br />

<strong>de</strong>utliches Mehr an Qualität im En<strong>de</strong>rgebnis“, erklärt von Bo<strong>de</strong>lschwingh seine Pfeffer-<br />

Philosophie.<br />

Kein Aroma ohne Mühle<br />

Damit <strong>de</strong>r Pfeffer als Gewürz voll <strong>zur</strong> Geltung kommt, muss er natürlich immer frisch gemahlen<br />

(o<strong>de</strong>r im Mörser frisch zerstoßen) wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn die ätherischen Öle, die Träger <strong>de</strong>r so<br />

vielfältigen Aromen, verfliegen nach rund zehn Minuten. Das heißt, im Allgemeinen sollte so<br />

spät wie möglich gepfeffert wer<strong>de</strong>n. Kurz vor <strong>de</strong>m Servieren empfiehlt es sich dann, ein je<strong>de</strong>s<br />

© <strong>WDR</strong> Köln <strong>2012</strong> Seite 7 von 10

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