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„Wir sind für zentralen Einkauf“ Interview mit Dr. Jean Uhrig ...

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Wo steht Luxemburgs Gesundheitswesen<br />

heute? Wohin soll es sich entwickeln?<br />

Fragen, denen sich die Quadripartite am<br />

18. Oktober widmen wird.<br />

Falls Sie inhaltliche Anregungen oder<br />

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InSight<br />

Ausgabe 2/2006<br />

INFORMATIONS DU MINISTÈRE DE LA SANTÉ ET<br />

DU MINISTÈRE DE LA SÉCURITÉ SOCIALE DU LUXEMBOURG<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

SantéSécu<br />

WAS BIETET INSIGHT SANTÉ SÉCU? Zahlen, Fakten, News aus dem Sozialund<br />

Gesundheitsministerium. WARUM? Mehr Einblick, mehr Transparenz<br />

und bessere Koordinierung. FÜR WEN? Für alle Akteure des luxemburgischen<br />

Gesundheitswesens. LESERMEINUNGEN ERWÜNSCHT? Unbedingt, bitte per<br />

Kontakt-E-Mail: insight.santesecu@mss.etat.lu<br />

QUADRIPARTITE: Geplante Themen. KRANKENHAUSSEKTOR: Blick nach vorn<br />

AMMD: Wir <strong>sind</strong> <strong>für</strong> Einkaufszentrale. ARZNEIEN: Einsparpotential identifiziert<br />

PASSIVRAUCHEN: Gesetz bietet Schutz. CONSEIL SCIENTIFIQUE: Zwischenbilanz.<br />

E-HEALTH: Weit mehr als nur Zukunftsvision.<br />

Quadripartite: Geplante Themen<br />

Für die Sitzung der Quadripartite am 18. Oktober – Beginn 14 Uhr – <strong>sind</strong> als<br />

Tagesordnungspunkte bislang vorgesehen:<br />

■ Verabschiedung des Protokolls der Quadripartite-Sitzung vom 29. März 2006<br />

■ Einführung ins Themenfeld durch Minister Mars di Bartolomeo<br />

■ Statistischer Überblick zur Situation der Krankenkassen <strong>mit</strong> Kurzbilanzen zu den<br />

Themenfeldern:<br />

■ Anzahl der Ärzte in den Spitälern<br />

■ Antibiotika-Verordnungen<br />

■ Generika-Verordnungen<br />

■ Prioritäre Maßnahmen <strong>für</strong> den stationären Sektor<br />

■ Vorstellung der Schellen-Studie<br />

■ Gemeinsamer Einkauf, Bilanz und Ausblick<br />

■ Effizienz im Krankenhauswesen<br />

■ Aktionsplan e-Santé<br />

■ Honorarordnung der Zahnärzte<br />

■ Diverses


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AUSGABEN FÜR GESUNDHEIT IN LUXEMBURG 2005<br />

Knapp die Hälfte der luxemburgischen Ausgaben <strong>für</strong> Gesundheit fließt in den stationären Sektor.<br />

Soins hospitaliers<br />

Honoraires médicaux<br />

Honoraires médico-dentaires<br />

Produits pharmaceutiques<br />

Moyens curatifs et adjuvants<br />

Analyses de laboratoire (en dehors des hôpitaux)<br />

Soins des autres professions de santé<br />

Autres prestations<br />

4,6 %<br />

2,5 %<br />

3,0 %<br />

4,3 %<br />

2,2 %<br />

12,7 %<br />

21,2 %<br />

49,5 %<br />

Quelle: Inspection générale de la sécurité sociale (IGSS)<br />

Krankenhaussektor: Blick nach vorn<br />

Strukturprobleme des Krankenhaussektors bildeten das Hauptthema der letzten Quadripartite-<br />

Sitzung, die Ende März stattfand. Insight SantéSécu druckt eine Kurzform des einleitenden<br />

Vortrages von Roger Consbruck:<br />

Erste Resultate. Die Anfang der 90er Jahre vom Staat eingeleitete, längst überfällige<br />

Modernisierung des Krankenhauswesens in Luxemburg zeigt erste Resultate.<br />

Viel und Richtungweisendes ist, sicher zu Recht, in den letzten Jahren in der Optimierung<br />

dieses Sektors geschehen, so dass die vierte Ausgabe der „carte sanitaire“ belegen<br />

kann, dass unsere Krankenhäuser den internationalen Vergleich wirklich nicht mehr<br />

zu scheuen brauchen. Und doch muss die überdurchschnittliche Entwicklung der Kosten,<br />

deren Gründe vielseitig <strong>sind</strong>, beunruhigen. Denn Fakt ist, dass in den letzten<br />

Jahren auch im Krankenhausbereich die Zahl der Aktivitäten überproportional zu der<br />

Bevölkerungsentwicklung zugenommen hat und der Zuwachs der Leistungsverschreiber<br />

sich stärker als in den Nachbarländern entwickelt hat.<br />

Kostenwachstum ist weiter zu erwarten. Diese Entwicklung und<br />

die noch ausstehenden Investitionen lassen vermuten, dass in den nächsten Jahren <strong>mit</strong><br />

weiteren Kostensteigerungen zu rechnen ist. Die Frage, ob es da<strong>für</strong> eine objektive Notwendigkeit<br />

und entsprechenden „value for money“ gibt, kommt immer wieder auf –<br />

2


Gibt es eine Notwendigkeit da<strong>für</strong>,<br />

dass der Krankenhaussektor<br />

in Luxemburg stetig wächst?<br />

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spätestens wenn Be<strong>für</strong>chtungen aufziehen, es könne zu einem Krankenkassendefizit<br />

kommen. Leider ist diese Frage bisher kaum nachvollziehbar zu beantworten.<br />

Wo liegen die Herausforderungen? Die Herausforderung besteht darin,<br />

sowohl den Mehrwert, hervorgerufen durch Kostensteigerungen, sichtbar zu machen<br />

als auch nicht gerechtfertigte Kosten zu unterbinden. Das setzt eine tiefgründige<br />

Analyse voraus und die „carte sanitaire“ hinterfragt kritisch, wie es sein kann,....<br />

■ dass der Gesundheitsminister die Krankenhäuser koordinieren soll, aber zu diesem<br />

Zeitpunkt kaum die nötigen Befugnisse dazu hat. So beispielsweise hat er keinen<br />

Einfluss auf das Volumen der Leistungen und die Zahl der Leistungsverschreiber. Er<br />

kann auch kaum nachvollziehen ob die aktuelle Entwicklung strikt dem „Nützlichen<br />

und dem Notwendigen“ entspricht und eng im Zusammenhang <strong>mit</strong> der Bevölkerungsentwicklung<br />

und dem medizinischen Fortschritt zu sehen ist. Denn<br />

Transparenz ist eher mangelhaft und Leistungs- oder Kostentransparenz per Behandlung<br />

oder per Diagnose ist augenblicklich kaum nachvollziehbar. Kontrollmechanismen<br />

<strong>sind</strong> wohl teilweise vorgesehen, Kontrollen gibt es aber keine oder sie<br />

<strong>sind</strong> nicht wirksam;<br />

■ dass ein Spitalplan zwar besteht, der aber kaum regionale und nationale Synergien<br />

ermöglicht wegen überholten Besitzstands- und Anspruchsdenkens in einem seit<br />

spätestens 1998 komplett aus öffentlicher Hand finanzierten Krankenhauswesen.<br />

Zudem wird der Spitalplan durch die Vergütungsregelung der Leistungsverschreiber<br />

so stark ausgehöhlt dass sein Impakt weit hinter den gewollten Ansprüchen bleibt;<br />

■ dass die Verschreiber, die eigentlich das Leistungsvolumen steuern, nicht in die Organisation<br />

und in die finanzielle Verantwortung eingebunden <strong>sind</strong>, ebenso wenig<br />

wie die Verwaltungsräte der einzelnen Krankenhäuser, deren Direktionen kaum<br />

über Daten und moderne Steuerinstrumente verfügen, die ein zielgerechtes und<br />

proaktives Management zulassen;<br />

■ dass Qualitätsbewusstsein zwar vorhanden ist und vieles in dieser Hinsicht investiert<br />

wird, es jedoch in Abwesenheit von „harten“ Vergleichsdaten zu Resultaten und Patientenzufriedenheit<br />

quasi unmöglich ist, den Mehrwert dieser guten Absichten zu<br />

messen.<br />

Frage nach dem Outcome. Unter diesen Voraussetzungen ist der „Input“<br />

in den Krankenhaussektor noch immer weit bekannter als das „Outcome“ <strong>für</strong> die Patienten,<br />

die ja eigentlich Sinn und Zweck des Krankenhauswesens begründen. Die<br />

Schlussfolgerungen der „carte sanitaire“ führen diese Ungereimtheiten auf mehrere<br />

Faktoren zurück:<br />

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■ Mängel an brauchbaren und verlässlichen Daten,<br />

■ einen stark verbesserungswürdigen Informationsfluss,<br />

■ fehlende Steuerinstrumente,<br />

■ ungenügende Anreize <strong>für</strong> ein effizientes Verhalten,<br />

■ Abwesenheit von Kontrollen,<br />

■ nicht stimmige Zuständigkeiten,<br />

■ fehlende Koordinierung und explizite Klarheit der Ziele und deren Hierarchie.<br />

Wie lauten die Ziele? Oberste Ziele müssten ein an konkreten Parametern<br />

messbarer Mehrwert an Gesundheit und die sinnvolle Einbettung der Patienten in die<br />

Gesundheitsinfrastruktur sein; die bestmöglichste und kostengünstigste Versorgung,<br />

so wie eine Patientenzufriedenheit, die kein unangemessenes Anspruchshalten kennt.<br />

Daraus ergibt sich, dass das Angebot an Leistungen so gefächert und abgestimmt sein<br />

muss, dass es der Notwendigkeit, der Nützlichkeit, der Häufigkeit und den internationalen<br />

Qualitätsstandards entspricht. Leistungen, und deren Ausweitungen und Steigerungen,<br />

sollten nur durch nachvollziehbare, medizinisch berechtigte Kriterien (evidenzbasierte<br />

Medizin – EBM) und durch Leistungs- und Kostentransparenz belegt<br />

werden können. Der Patient (letztendlich der Beitragszahler) soll im Mittelpunkt stehen;<br />

seine freie Wahl des medizinischen Leistungserbringers macht nur Sinn, wenn er<br />

sie aufgrund von <strong>für</strong> ihn verständlichen Resultats- und Zufriedenheits-Vergleichen<br />

treffen kann. Sein Vertrauen in das System wird sicher durch Transparenz gestärkt, in<br />

diesem Sinne sollte er auch die Erfahrungen aus seiner Sicht als Vorschläge zu Verbesserungen<br />

einbringen können.<br />

Welches <strong>sind</strong> die Voraussetzungen? Dies setzt voraus,...<br />

■ dass es ein vernetztes und zugängliches Informationssystem gibt, das alle Beteiligten<br />

einschließt und so beispielsweise den Krankenhausdirektoren zielgerechtes und proaktives<br />

Management ermöglicht und auch die einzelnen Ärzte über die Folgen und<br />

Kosten ihres Handelns informiert;<br />

■ dass die Gesetzgebungen, so wie die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten optimal<br />

aufeinander abgestimmt <strong>sind</strong>, dass nachvollziehbare Effizienzüberlegungen<br />

den Entscheidungen zu Grunde liegen, und dass der Anreiz zu Transparenz, Leistung,<br />

Qualität und Benchmarking durch wirksame und vertrauenswürdige Kontrollen<br />

unterstützt wird.<br />

Was ist zu tun? Der Minister muss <strong>mit</strong>tels zusammenhängender Instrumente<br />

besser in die Lage versetzt werden, seine Koordinierungsaufgaben durchzuführen.<br />

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Dazu gehört,...<br />

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■ dass die Aufträge, Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten der Krankenhäuser<br />

und ihrer Akteure präzisiert werden; Resultats- und Kostenbewusstsein so wie<br />

Benchmarking bei allen gefördert werden; nationale und regionale Interessen und<br />

Aufgaben Vorrang vor lokalen und persönlichen Ansprüchen haben;<br />

■ dass die gesetzlichen Regelungen harmonisiert werden. Die Gesundheits- und Sozialgesetzgebung<br />

sollte systemisch in ihren Zusammenhängen und Auswirkungen<br />

überschaut und, wenn nötig, angepasst werden. Die Untergrabungsmöglichkeiten<br />

des Krankenhausplans durch die Nomenklatur müssen so weit wie nötig eingeschränkt<br />

werden;<br />

■ dass der Informationsfluss und Austausch der Daten stark verbessert wird. Zwecks<br />

Behebung der bestehenden Defizite sollten die Patientenakten landesweit harmonisiert<br />

und EDV standardisiert gestützt, geführt werden. In der Tat enthalten diese<br />

Akten alle Daten die sowohl <strong>für</strong> den medizinischen Bedarf wie auch <strong>für</strong> eine effiziente<br />

Betriebsführung und <strong>für</strong> das sich daraus ergebende (internationale) „benchmarking“<br />

notwendig <strong>sind</strong>;<br />

■ dass das Spektrum und die Anzahl der Leistungserbringer an die Bedürfnisse der Bevölkerung<br />

angepasst werden und nicht umgekehrt. Die Zahl der Leistungsverschreiber<br />

und der entsprechende Handlungsfreiraum der Krankenhausträger müssten<br />

demnach auch nach den Prinzipien des Angebrachten geregelt werden;<br />

■ dass die Prinzipien „ambulant vor stationär“ und „ambulant vor teilstationär“ noch<br />

stärkere Beachtung findet;<br />

■ dass das Einsparpotential besser genutzt wird wie etwa durch den gemeinsamen Einkauf<br />

(Geräte, Diagnose- und Therapie<strong>mit</strong>tel), sowie durch eine weitgehende Zusammenlegung<br />

der Sterilisation und des EDV-und Archivsektors;<br />

■ dass ein intelligentes, wirksames und vertrauenswürdiges Kontrollsystem implementiert<br />

wird, um Auswüchsen vorzubeugen oder sie zu berichtigen.<br />

Ressourcen besser nutzen. Krankenhäuser sollen als verantwortliche<br />

Dienstleistungsunternehmen öffentlichen Nutzens geführt und angesehen werden.<br />

Neben einer moderneren Betriebsführung <strong>mit</strong> harmonisierten Steuerinstrumenten<br />

soll weiter daran gearbeitet werden, dass die zur Verfügung stehenden Mittel und deren<br />

Möglichkeiten besser genutzt werden. Besseres Effizienzbewusstsein der Ärzte wird<br />

durch bessere und zeitnahe Information gefördert. Die Ärzte sollten schon bei der (elektronischen)<br />

Verschreibung auch über den finanziellen Effekt ihres Handelns informiert<br />

werden und zwar <strong>mit</strong> EDV-gestützten Alternativen <strong>für</strong> gegebenenfalls kostengünstigeres<br />

Handeln auf Grund von evidenzbasierter Medizin (EBM) und <strong>mit</strong> „clinical guidelines<br />

und pathways“ als Orientierungshilfen. Desgleichen sollten die Mediziner Zugang zu<br />

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bestehenden Patientendateien, wie sie beispielsweise augenblicklich schon in der UCM<br />

vorliegen, bekommen; diese Einsichten dürften, neben Hilfe zur Diagnosestellung,<br />

unnötige Wiederholungen einschränken. Derartige Maßnahmen <strong>sind</strong> grundlegende<br />

Bausteine <strong>für</strong> eine nachhaltige Verbesserung des Systems. Sie erlauben den Mehrwert<br />

zu veranschaulichen, Transparenz, Vertrauen und Qualität zu fördern und sogar zu<br />

sparen, beziehungsweise das Geld besser zu investieren.<br />

Jetzt handeln. Wer besser in die Wiederherstellung der Gesundheit, besser in<br />

den Krankenhaussektor und in die ärztliche Versorgung investieren will – ohne Abstriche,<br />

ohne umfassende Systemänderung, ohne Revolution – <strong>für</strong> den heißt es, jetzt und<br />

kontinuierlich zu handeln. Vieles kann, vieles muss verbessert werden. Es gilt, sich den<br />

aktuellen Problemen ohne Voreingenommenheiten zu stellen. Jede der beteiligten Parteien<br />

ist angesprochen, ohne Voraussetzungen konstruktiv <strong>mit</strong>zuwirken. Noch <strong>sind</strong><br />

wir in der Zeit einer positiven Herausforderung und der Dialogbereitschaft <strong>für</strong> eine<br />

konzertierte Aktion, aber wie lange noch? Deshalb gilt: Der Entwicklung der Problematik<br />

dürfen wir nicht länger zusehen, wir müssen zusammen anpacken, zielstrebig<br />

und konkret handeln, die gewünschten Resultate messbar machen; dann braucht niemand<br />

auf die (seine) Vorteile zu verzichten, die das Luxemburger Gesundheitswesen<br />

auch im internationalen Kontext (noch) beneidenswert machen.<br />

(Roger Consbruck, Gesundheitsministerium)<br />

Weitere Infos: Statistiken Beispiele, Illustrationen und Kommentare zum Thema <strong>sind</strong> in<br />

der „carte sanitaire“ nachzulesen. Einzusehen und zum Download ist dieses Dokument,<br />

das auch zur Vorbereitung der Krankenhausplanung dient, unter<br />

www.etat.lu/ms/carte sanitaire.<br />

Die vierte Ausgabe (1998-2005) kann ebenfalls auf Anfrage beim Gesundheitsministerium<br />

in Buchform oder als CD-Rom bestellt werden, solange der Vorrat reicht.<br />

Telefon: 478-5559 (morgens)<br />

E-Mail: dolfie.jacoby-fischbach@ms.etat.lu<br />

6


<strong>Dr</strong>. <strong>Jean</strong> <strong>Uhrig</strong>, Anästhesist am<br />

Centre Hospitalier Emile Mayrisch<br />

in Esch/Alzette und Präsident<br />

der AMMD be<strong>für</strong>wortet die zügige<br />

Etablierung eines <strong>zentralen</strong><br />

Einkaufs <strong>für</strong> Luxemburgs Kliniken.<br />

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AMMD: <strong>„Wir</strong> <strong>sind</strong> <strong>für</strong> <strong>zentralen</strong> <strong>Einkauf“</strong><br />

<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Dr</strong>. <strong>Jean</strong> <strong>Uhrig</strong>, Präsident der Association<br />

des Médecins et Médecins-Dentistes (AMMD)<br />

■ Seit wann <strong>sind</strong> Sie in Ihrem neuen Amt als Präsident der AMMD?<br />

Seit dem 1. Juni 2006, zuvor war ich acht Jahre im Verwaltungsrat der AMMD, ich kenne<br />

unsere Organisation also recht gut, die übrigens in diesem Jahr im 101. Jahr besteht.<br />

■ Was waren Ihre Gründe, <strong>für</strong> die Präsidentschaft zu kandidieren?<br />

Ich betreibe Syndikalismus schon sehr lange. Seit 28 Jahren bin ich Präsident der<br />

Anästhesisten, und seit über zehn Jahren Sekretär der Vereinigung der Fachärzte,<br />

also Unterverbänden der AMMD. So bot es sich an, nach dem Rücktritt meines<br />

Vorgängers, mich zur Verfügung zu stellen.<br />

■ Welche Prioriäten werden Sie setzen?<br />

Luxemburgs Gesundheitswesen kämpft <strong>mit</strong> Kostensteigerungen, wobei wir relativierend<br />

sagen müssen, dass wir im internationalen Vergleich <strong>mit</strong> einem Beitragssatz<br />

von rund 8,6 Prozent und Gesundheitsausgaben von 5,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

gut aufgestellt <strong>sind</strong>. Dennoch gibt es besonders im Bereich der Spitäler<br />

einen sehr beängstigenden Anstieg der Kosten. Hier spielen mehrere Faktoren eine<br />

Rolle, einige Zahlen mögen das veranschaulichen: Bei einem Bevölkerungswachstum<br />

in Luxemburg von acht Prozent in den Jahren 2000 bis 2004 ist im selben Zeitraum<br />

die Zahl der niedergelassenen Ärzte um 15 Prozent, die des nichtärztlichen<br />

Pflegepersonals um 32, die Anzahl der Operationen um elf und die Materialkosten<br />

einer Operation um 51 Prozent gestiegen. Was die Chemotherapeutika angeht, stehen<br />

wir erst am Anfang der Kostenexplosion, denn die neuen Medikamente <strong>sind</strong><br />

aufgrund der aufwändigeren Herstellung äußerst teuer. Hier gibt es Kostendruck,<br />

dem wir nicht ausweichen dürfen.<br />

■ Welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?<br />

Die Etablierung einer Einkaufszentrale <strong>für</strong> die Kliniken ist eine erste sinnvolle Maßnahme<br />

zur Kostendämpfung, wobei klar ist, dass die Materialkosten, die vom gemeinsamen<br />

Einkauf tangiert würden, nicht den Hauptblock der Spitalkosten darstellen.<br />

Der liegt bei den Personalkosten des nichtärztlichen Personals. Die<br />

Honorare der Ärzte laufen ja über die Krankenkassen getrennt vom Budget der<br />

Spitäler. Also: Zentrales Einkaufen im Klinikbereich ist eine der großen politischen<br />

Herausforderungen, der ich mich in den nächsten Monaten stellen werde. Schließlich<br />

verteilen sich in Luxemburg 2.000 Betten auf sechs bis sieben Spitäler. Das ent-<br />

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spricht der Größe eines kleinen bis <strong>mit</strong>tleren Universitätsklinikums. Da müsste<br />

doch ein gemeinsamer Einkauf zu realisieren sein. Den sehe ich im Übrigen nicht<br />

nur <strong>für</strong> Arzneien und Medizinprodukte, sondern auch <strong>für</strong> die gesamte Medizintechnik,<br />

das Einwegmaterial, die EDV und Wartungsverträge.<br />

■ Der zentrale Einkauf von Medizinprodukten und Arzneien setzt eine gewisse<br />

Standardisierung des Verschreibungs- und Behandlungsverhaltens der Ärzte voraus.<br />

Wäre das ein Problem <strong>für</strong> die luxemburgischen Ärzte?<br />

Das wäre kein Problem, setzt allerdings voraus, dass die Ärzte Informationen<br />

darüber hätten, wie viel Kosten ihre Verschreibungen nach sich ziehen. Hier kennen<br />

wir die Zahlen nur im ambulanten Bereich. Erst wenn die Krankenkassen dem<br />

einzelnen Arzt auflisten, was er an Kosten verursacht, hat er auch die Möglichkeit<br />

steuernd einzugreifen. Noch mal: Wir <strong>sind</strong> die letzten, die etwas gegen eine Einkaufszentrale<br />

hätten.<br />

■ Wie sieht es <strong>mit</strong> der Prothetik aus,<br />

würden die Ärzte hier gegen einen Zentraleinkauf votieren?<br />

Nein, auch nicht, allerdings unter der Voraussetzung, dass sie noch die<br />

Möglichkeit hätten, patientenzentriert und bedarfsgerecht zwischen standardisierten<br />

verschiedenen Prothesen auszuwählen. Die bettlägerige alte Dame benötigt<br />

eine andere Hüftprothese als der 55-jährige Kellner.<br />

■ Welche Voraussetzungen müssten gegeben sein,<br />

da<strong>mit</strong> ein Zentraleinkauf möglichst schnell realisiert werden könnte?<br />

Er wäre schnell zu realisieren, wenn der Wille dazu nur da wäre und bislang fehlte<br />

wohl noch der politische <strong>Dr</strong>uck auf Spitalverwaltung und Krankenhaus-Apotheker.<br />

■ Wäre eine Spezialisierung der Kliniken nicht sinnvoll,<br />

um teure Doppelstrukturen zu vermeiden?<br />

Diese Spezialisierung besteht zum großen Teil durch die Monopolstellung von<br />

Großgeräten in verschiedenen Kliniken (Koronarangiographie, Pet Scan,<br />

Bestrahlungstherapie, Herzchirurgie, Intensivmedezin in der Neonatologie).<br />

■ Welche Themen liegen Ihnen während Ihrer Präsidentschaft noch am Herzen?<br />

Weiteres wichtiges Anliegen ist <strong>für</strong> mich auch die Einrichtung einer einheitlichen<br />

Patientenakte. Die Erfassung der Daten sollte unbedingt vereinheitlicht werden,<br />

auch um Doppeluntersuchungen zu vermeiden und den Datentransfers zu beschleunigen.<br />

Ein weiteres großes Thema in der kommenden Amtszeit wird <strong>für</strong> mich auch die<br />

Einbindung der Ärzte in das Management der Kliniken sein. Dies fordert die<br />

AMMD seit 17 Jahren. Leider ohne Erfolg bislang.<br />

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Unter der Lupe: Der Arznei<strong>mit</strong>teleinsatz<br />

in Luxemburgs Spitälern<br />

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■ Wie könnte <strong>für</strong> Sie eine Einbindung der Ärzte in das Klinikmanagement aussehen?<br />

Über einen Koordinierungsarzt. Er müsste <strong>für</strong> seine speziellen Aufgaben Honorar,<br />

Rechte und Pflichten erhalten und die Klammer zwischen Verwaltung und Belegärzten<br />

bilden. Über ihn könnten die Abstimmungen laufen, was den Einkauf<br />

von Medizinprodukten, Arzneien und Einwegmaterialien angeht. Er könnte klären,<br />

wie viel und welches Klinikpersonal ärztlicherseits und welche Arbeitsbedingungen<br />

sinnvoll erscheinen. Derzeit arbeiten Verwaltung und Ärzte in den Kliniken viel zu<br />

isoliert voneinander.<br />

■ Möchten Sie dabei am Belegarztsystem festhalten?<br />

Ja auf jeden Fall, denn der Belegarzt hat den entscheidenden Vorteil, dass er die Verzahnung<br />

zwischen ambulanter und stationärer Versorgung optimal gewährleisten kann.<br />

Arzneien: Einsparpotential identifiziert<br />

Im Ergebnis: 17 Prozent. Die Firma Schellen & Partner, ein auf Gesundheitsthemen<br />

spezialisiertes, international tätiges Beratungsunternehmen aus Düsseldorf,<br />

hat im Auftrag der Union des caisses de maladie (UCM) den Arznei<strong>mit</strong>telverbrauch<br />

des Jahres 2004 in allen sechs luxemburgischen allgemeinen Krankenhäusern<br />

untersucht. Im Ergebnis zeigt das nun vorliegende Gutachten ein Einsparpotential<br />

von rund 17 Prozent des Arznei<strong>mit</strong>telverbrauchs. Bei einem Gesamtverbrauch von<br />

30,8 Millionen Euro in Normal- und Intensivpflege, Dialyse und Chemotherapie<br />

beläuft sich das Einsparpotential auf 5,1 Millionen Euro. Dieses Einsparpotential lässt<br />

sich durch drei Handlungsbereiche begründen:<br />

Die Studie dazu wörtlich:<br />

■ Einsparoptionen auf der Basis des Austausches beziehungsweise des Verzichtes<br />

auf den Einsatz bestimmter Arznei<strong>mit</strong>tel ohne Absicherung der Wirksamkeit in<br />

qualifizierten Studien und Publikationen: 4 Prozent Einsparpotential<br />

■ Einsparoptionen auf der Basis der Wahl einer <strong>für</strong> den Patienten besser<br />

geeigneten Darreichungsform, die den gleichen Therapieeffekt sicherstellt:<br />

4 Prozent Einsparpotential (Kommentar: zum Beispiel oral statt intravenös).<br />

■ Einsparoptionen auf der Basis von differenzierteren Indikationsstellungen:<br />

9 Prozent Einsparpotential<br />

9


Schutz der Nichtraucher und keine Jagd<br />

auf Raucher propagiert das neue Gesetz.<br />

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Es muss betont werden, dass sich das Gutachten nur auf die vorgefundenen Mengengerüste<br />

und nicht auf die Preise der Arzneien bezieht. Eine zusätzliche Einsparung<br />

könnte durch gemeinsame Preisverhandlungen <strong>mit</strong> den Arznei<strong>mit</strong>telanbietern erzielt<br />

werden. Die Einzelgutachten werden im Herbst 2006 in den einzelnen Krankenhäusern<br />

vorgestellt.<br />

Die UCM sieht sich durch das Gutachten in ihrer Annahme bestätigt, dass die Grenze<br />

möglicher Einsparungen im Bereich der variablen Krankenhauskosten noch nicht<br />

erreicht ist. Es ist davon auszugehen, dass die Einsparpotentiale, wie sie bei den Arznei<strong>mit</strong>teln<br />

festgestellt wurden, auch bei anderen variablen Kostenkategorien, insbesondere<br />

bei Implantaten und Labordiagnostika, bestehen.<br />

(<strong>Jean</strong> Paul Juchem, UCM)<br />

Passivrauchen: Gesetz bietet Schutz<br />

Netzwerkbildung erwünscht. Nichtraucher benötigen einen verbesserten<br />

Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens. Dies ist die Kernbotschaft des neuen Antitabakgesetzes.<br />

Seit dem 5. September ist es in Kraft und von den betroffenen Verantwortlichen,<br />

so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums, gut aufgenommen worden.<br />

Das mag an seinem besonderen gesundheitspräventiven Charakter liegen. Nicht die<br />

Jagd auf Raucher propagiert es, sondern den Schutz der Passivraucher. Der Tenor des<br />

Gesetzes findet auch in den Nachbarländern Anklang, die sich bereits zahlreich vom<br />

Gesundheitsministerium über die Gesetzesnovelle informieren ließen. Denn das Gesetz<br />

begnügt sich nicht da<strong>mit</strong>, das Rauchen in definierten Arealen zu verbieten und Tabakwerbung<br />

massiv einzuschränken, sondern verpflichtet auch die Arbeitgeber zum<br />

Nichtraucherschutz am Arbeitsplatz und regt die Netzwerkbildung an. So hat sich das<br />

Netzwerk „Rauchfreie Spitäler“ bereits etabliert. Im Entstehen befinden sich die Netzwerke<br />

„Rauchfreie Betriebe“ und „Rauchfreie Schulen“. Ziel ist, gemeinsam und vernetzt<br />

auf mehreren Ebenen den Gesundheitsschutz <strong>für</strong> Nichtraucher und Raucher voranzutreiben.<br />

Schutz <strong>für</strong> Jugendliche. „Lass stecken“, <strong>mit</strong> dieser Botschaft wendet sich<br />

das neue Antitabakgesetz schließlich an Jugendliche und widmet dem Schutz der unter<br />

16-Jährigen besondere Aufmerksamkeit. Nach langen Diskussionen im Verlauf des<br />

letzten Jahres zur Vorbereitung des Gesetzes, bei denen die Interessen aller Betroffenen<br />

10


<strong>Dr</strong>. Claude Schummer,<br />

Allgemeinmedizinier und<br />

Generalsekretär der AMMD setzt<br />

auf Vertrauensbildung<br />

und Konsens.<br />

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zur Sprache kamen, kristallisierte sich zum Schluss heraus, dass dem Schutz der Gesundheit<br />

vor dem Beharren auf Partikularinteressen Priorität eingeräumt werden sollte. In<br />

diesem Sinne <strong>sind</strong> auch gesetzbegleitend besondere Angebote <strong>für</strong> Raucher eingerichtet<br />

worden, die ihrer Last <strong>mit</strong> dem Laster ein Ende setzen wollen.<br />

Beratung zur Tabakentwöhnung: Ligue Médico-sociale<br />

Centre Médico-social de Luxembourg, Tel: 48 83 33 1<br />

Centro Médico-social de Dudelange, Tel: 51 62 62 1<br />

Centro Médico-social de Ettelbruck, Tel: 81 92 92 1<br />

Telefonberatung zur Tabakentwöhnung<br />

Fondation Luxembourgeoise Contre le Cancer<br />

TABAC-STOP , Tel: 4530331<br />

Ein Modellprojekt zur Tabakentwöhnung, das auch die Gabe von Nikotinersatzprodukten<br />

vorsieht, soll Anfang 2007 an den Start gehen (Näheres hierzu in der nächsten<br />

Ausgabe von Insight SantéSécu.)<br />

Für weitere Informationen:<br />

www.cancer.lu · www.stopsmoking.be · www.stop-tabac.ch · www.rauchfrei.de<br />

Conseil Scientifique: Zwischenbilanz<br />

<strong>Interview</strong> <strong>mit</strong> <strong>Dr</strong>. Claude Schummer,<br />

Präsident des Conseil Scientifique<br />

■ Seit wann besteht der Wissenschaftsrat?<br />

Seit April 2005 haben mehrere informelle Treffen stattgefunden, bis der Conseil sich<br />

dann im September 2005 konstituierte. An diesem Termin fiel auch die Präsidentenwahl<br />

auf mich. Vizepräsident wurde der Direktor des Medizinischen Kontrolldienstes,<br />

<strong>Dr</strong>. Paul Koch. Wir haben dem Conseil die Struktur gegeben, die in internationalen<br />

wissenschaftlichen Gesellschaften üblich ist, also die Untergliederung in Arbeitsgruppen<br />

<strong>mit</strong> externen Experten sowie natürlich die Satzung, die Definition der Arbeitsfelder<br />

und Ähnliches.<br />

■ Auf wessen Initiative wurde der Conseil gegründet?<br />

Beim Antritt des neuen Gesundheitsministers Mars di Bartolomeo ergab sich auf<br />

der Quadripartite im Oktober 2004 der politische Wunsch nach einem wissen-<br />

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Der Conseil Scientifique besteht seit<br />

einem Jahr und befindet sich noch in<br />

der Aufbauphase. Dennoch: Acht<br />

große Leitlinien hat er bislang<br />

veröffentlicht.<br />

Falls Sie inhaltliche Anregungen oder<br />

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schaftlichen Beratungsgremium <strong>für</strong> Ärzte, das partnerschaftlich aus der Direction<br />

de la Santé, dem medizinischen Kontrolldienst und der AMMD zusammengesetzt<br />

sein sollte.<br />

■ Welches Ziel wurde dem Conseil <strong>mit</strong> auf den Weg gegeben?<br />

Die Kernbotschaft <strong>für</strong> uns lautete, Leitlinien zu definieren, die auf dem wissenschaftlich<br />

bewiesenen Wissen beruhen. Wir haben allerdings große Probleme <strong>mit</strong><br />

dem Schlagwort vom „medizinisch Nützlichen und Notwendigen“. Menschen <strong>sind</strong><br />

<strong>für</strong> uns keine Maschinen, die nach festgelegten Standards zu behandeln wären.<br />

Nein, <strong>für</strong> uns ist die Medizin immer noch eine Kunst des Heilens und Patienten verlangen<br />

nach individueller Versorgung, die die Umgebung und Persönlichkeit des Patienten<br />

<strong>mit</strong> einbezieht. Verbindliche Leitlinien <strong>sind</strong> <strong>für</strong> uns <strong>mit</strong> der ärztlichen Therapiefreiheit<br />

nicht vereinbar. So geben wir die Standards, die international abrufbar<br />

<strong>sind</strong>, an die Ärzte weiter, aber sie <strong>sind</strong> nicht <strong>für</strong> die Mediziner in dem individuellen<br />

Arzt-Patient-Verhältnis verbindlich.<br />

■ Leitlinien können auch kostendämpfende Effekte erzielen. Wie steht der Conseil dazu?<br />

Der Wissenschaftsrat versteht sich selbst nicht originär als Instrument zur<br />

Kostendämpfung. Wir widmen uns aber natürlich Themen, die zum einen <strong>für</strong><br />

die öffentliche Gesundheit und zum anderen kostentechnisch interessant <strong>sind</strong>.<br />

Dabei ergeben sich sowohl kostendämpfende, kostenneutrale aber auch kostentreibende<br />

Aspekte. Hierzu drei Beispiele: Bei den Antibiotika haben wir das<br />

Problem der wachsenden Zahl von Resistenzen. So ist es extrem wichtig, dass Ärzte<br />

gezielter und weniger verschreiben. Unter diesem Vorzeichen wirken unsere Leitlinien<br />

kostendämpfend. Bei den bildgebenden Verfahren wiederum liegt es im<br />

öffentlichen Interesse, dass die Strahlenbelastung <strong>für</strong> die Patienten minimiert wird.<br />

Verordnet der Arzt demzufolge statt einer Röntgen- eine Kernspintomographie-<br />

Untersuchung, wird es teurer. Auch wenn er weniger Röntgenbilder machen lässt,<br />

da<strong>für</strong> aber in einigen Fällen alternativ Kernspin-Aufnahmen anordnet, wird es<br />

ebenso teurer. Also wirken hier unsere Empfehlungen sowohl kostentreibend als<br />

auch kostendämpfend. Bei den Chemotherapeutika schließlich <strong>sind</strong> die Kosten<br />

überhaupt nicht zu bremsen, da die neuen, besseren Medikamente erheblich teurer<br />

<strong>sind</strong> als die herkömmlichen.<br />

■ Ein Jahr besteht der Wissenschaftsrat nun. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?<br />

Wir <strong>sind</strong> noch in der Aufbauphase, aber unsere vier Arbeitsgruppen zu Herz-/<br />

Kreislauf-Krankheiten, Antibiotika, bildgebende Verfahren und Onkologie haben<br />

bislang acht große Leitlinien festgelegt, die wir jetzt den Ärzten nahe bringen.<br />

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Stopp dem doppelten Röntgen: Das<br />

Carnet radiologique gibt einen Überblick<br />

über bereits vorhandene Bilder.<br />

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■ Was <strong>sind</strong> die kommenden Projekte und Pläne?<br />

Bislang publizieren wir die Ergebnisse unserer Leitlinien-Recherche in unserer<br />

Ärztezeitschrift „Corps Médical“ und in anderen Publikationen. Zukünftig werden<br />

wir sie den Ärzten zusenden. Wir werden auch auf Mediziner-Fortbildungen Kurzvorträge<br />

zu einzelnen Leitlinien halten. Auch werden wir evaluieren, was unsere<br />

Arbeit gebracht hat und den Ergebnissen entsprechend weiter planen.<br />

Webtipp: Leitlinien <strong>sind</strong> nachzulesen unter: www.conseil-scientifique.lu<br />

E-Health: Weit mehr als nur Vision<br />

Internetportal in Arbeit. „Das Internetportal „Portail à Santé“ wird voraussichtlich<br />

im zweiten Trimester 2007 <strong>für</strong> die Bürger zur Verfügung stehen. Die Domain-<br />

Namen www.santé-lu und www.gesondheet.lu <strong>sind</strong> schon angemeldet,“ berichtet Marie-Lise<br />

Lair aus der Arbeit der E-Health-Arbeitsgruppe. Die Gruppe besteht seit einem<br />

Jahr und hat einen Aktionsplan entwickelt, der mehrere E-Health-Projekte beinhaltet<br />

und im Oktober in der Quadripartite besprochen und dann der Öffentlichkeit vorgestellt<br />

wird. Unter den projektierten E-Health-Vorhaben ist die Arbeit am ressortübergreifend<br />

konzipierten Internetportal am weitesten fortgeschritten. Informationen rund<br />

um das Thema Gesundheit werden hier in Kürze <strong>für</strong> die Bürger abrufbar sein.<br />

Elektronische Gesundheitskarte. Weiteres großes Thema des Aktionsplanes<br />

ist die elektronische Gesundheitskarte. <strong>Dr</strong>ei Basisfunktionen wird sie erfüllen:<br />

Die Identifikation des Versicherten, die Verschlüsselung seiner Daten und die Zustimmung<br />

des Versicherten zur Bearbeitung seiner Daten. Dieses Projekt befindet sich<br />

noch in der Ausarbeitungsphase. Eine Machbarkeitsstudie soll die nötigen Erkenntnisse<br />

zum Start eines Pilotprojekts erbringen. „Die Karte setzt natürlich voraus,“ erläutert<br />

Marc Mertens, „dass Luxemburg eine gemeinsame Struktur findet, in der die<br />

Gesundheitsdaten elektronisch zusammenfinden.“<br />

Carnet radiologique. Eines der ersten Projekte, das bereits finanziell vom Gesundheitsministerium<br />

unterstützt wird, ist das „ Carnet radiologique“. Hierbei handelt<br />

es sich um einen Pass, der alle Röntgenuntersuchungen auflistet, um Doppeluntersu-<br />

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chungen auszuschließen und die Gesamtzahl der Untersuchungen zu verringern. Erste<br />

Ansätze, Röntgenbilder digital <strong>für</strong> die Zeit- und <strong>Dr</strong>ittbegutachtung zur Verfügung<br />

zu stellen, laufen bereits beim Mammographie-Screening. „Die Digitalisierung beschleunigt<br />

und verbessert das Verfahren,“ erläutert Mike Schwebag.<br />

E-Register <strong>für</strong> Arznei-Verschreibungen. Unter anderen Projekten hat<br />

die Arbeitsgruppe E-Health noch ein elektronisches Register der Arznei-Verschreibungen<br />

in Planung, <strong>mit</strong> dessen Hilfe Arznei-Wechselwirkungen vermieden werden sollen.<br />

„Ein Zusammenfügen <strong>mit</strong> Arznei-Datenbanken ist hier unsere Zukunftsvision,“<br />

so René Krippes.<br />

Fernziel. Alle <strong>sind</strong> sich einig, dass das Fernziel die Bereitstellung eines koordinierten<br />

Bündels an patientenzentrierten elektronischen Lösungen und Diensten im Gesundheitswesen<br />

ist: Elektronische Patientenakte, Informationsportal, Telemedizinische<br />

Dienste und vieles mehr.<br />

Impressum<br />

Herausgeber Ministère de la Santé et Ministère de la Sécurité sociale du Luxembourg · Verantwortlich Mars di Bartolomeo,<br />

Ministre · Beauftragter des Herausgebers KomPart Verlagsgesellschaft mbH & Co.KG Bonn · Redaktion <strong>Dr</strong>. Beatrice Wolter<br />

(KomPart); Ministère de la Sécurité Sociale, Ministère de la Santé; E-Mail: insight.santesecu@mss.etat.lu · Fotos Jochen<br />

Tack (S. 1), PhotoDisc (S. 5), KomPart (S. 6)<br />

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