Gantz – Die ultimative Antwort
Gantz – Die ultimative Antwort
Gantz – Die ultimative Antwort
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Girl Gone Bad“ oder ein Cover von<br />
Michael Jacksons ,,Human Nature“<br />
auf seiner aktuellen Platte.<br />
Thematisch be ackert e r se it je<br />
her ein w eites Feld: <strong>Die</strong> Probleme<br />
frischgebackener Eltern, häusliche<br />
Gewalt oder der ständige finanzielle<br />
Struggle als Musiker haben in seiner<br />
Musik genauso einen Platz wie<br />
ein Lobgesang auf die Frauen, den<br />
Riley in , ,She’s Royal“ anstimmte,<br />
was ihm einen festen Platz auf den<br />
Airplaylisten der Radiosender verschaffte.<br />
Nummern wie ,,Life Of A<br />
Gun“ machen zudem deutlich: Riley<br />
möchte nicht nur unterhalten, sondern<br />
auch W issen vermitteln und<br />
seine Hörer bilden. Dass seine Botschaften<br />
ankommen, zeigen die vielen<br />
Preise, die er seit dem Release<br />
seines Debütalbums vor acht Jahren<br />
immer wieder einheimst.<br />
Auf den einschlägigen Bühnen in<br />
den Staaten und in und um Jamaika<br />
ist der bekennende Rastafari längst<br />
ein Dauerbrenner. Seine Liveshows<br />
sind beliebt, schließlich gilt der<br />
Mittdreißiger nicht nur als guter<br />
Sänger, sonde rn auch als ausge -<br />
machter Spaßvogel und Gute Laune-Garant<br />
<strong>–</strong> das besagt schon der<br />
Titel des aktuellen Albums, ,,Contagious“.<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr bekommen die<br />
Reggae-Fans aus Westfalen endlich<br />
die Möglichkeit, Mr. Riley in einer<br />
intimeren Clubatmosphäre zu erleben:<br />
,I don’t care if you’re a Rasta or<br />
you’re a Christian. I don’t care if<br />
you’re white, black, Asian. Because<br />
at the end of the day the sun shine<br />
on everyone, and the rain fall on<br />
everyone, and people are people.“<br />
Johannes Wallat<br />
MÜNSTER,<br />
SKATERS PALACE 20.4.<br />
Boris, das Brot<br />
SOLO GEHT ALLES: »DER KÖNIG TANZT«<br />
Manche nennen ihn den<br />
Weltraum-Cowboy, die<br />
andern nennen ihn den<br />
Gangster der Liebe… Boris Lauterbach<br />
hat im Laufe seiner Karriere<br />
schon viele Namen bekommen,<br />
Mehr also ein schmachtener Crooner: Tarrus Riley<br />
doch am besten kennt man ihn immer<br />
noch als König Boris. Der Hamburger,<br />
der als ein Drittel von Fettes<br />
Brot H ip H op in Deutschland seit<br />
den 90er Jahren mitgeprägt hat, ist<br />
jetzt solo unterwegs. Seine Crew hat<br />
KONZERTE<br />
2010 eine Pa use auf unbestimmte<br />
Zeit angekündigt <strong>–</strong> Zeit also, mal alleine<br />
sein Glück zu versuchen. Fettes<br />
Brot ist tot, es lebe der König?<br />
Dass die Brote gar nicht mehr<br />
wiederkommen, ist unw ahrscheinlich,<br />
zum Überbrücken der W artezeit<br />
aber eignet sich die Soloscheibe<br />
des Nordlichts ganz gut. ,Der König<br />
tanzt“, so heißt das Boris-Debüt,<br />
und was er seinen Untertanen darauf<br />
präsentiert, ist anders als alles,<br />
was man bisher von ihm im Kontext<br />
seiner Band gehört hat. ,,<strong>Die</strong> Stimmung<br />
ist am Boden, die Kurve geht<br />
nach oben, ab heute wird sich alles<br />
verändern“ <strong>–</strong> so heißt es im gleichnamigen<br />
Opener zum Album ,,Der<br />
König tanzt“, und tatsächlich hält<br />
König Boris dieses Versprechen auf<br />
den 12 Nummern des Album s. Er<br />
hat sich verändert, klingt erw achsen,<br />
em anzipiert von der Albernheit,<br />
die bei den Broten immer wieder<br />
mitschwingt.<br />
Auf seinem Soloalbum bringt Boris<br />
Texte, die neben jener Aufbruchstimmung<br />
im Album-Opener<br />
sich auch immer wieder mit Unbehagen,<br />
Entfremdung und Beklemmung<br />
auseinandersetzen. Der Sound<br />
dazu zielt, nicht ganz unpassend,<br />
mit seinen Eighties-Synthies<br />
immer wieder deutlich in die Wave-<br />
Ecke. König Boris verneigt sich vor<br />
Robert Smith? Zumindest in Ansätzen<br />
ist der Cure-Einfluss herauszuhören.<br />
Doch der Hamburger vereint<br />
auf seiner Debüt-Platte noch mehr<br />
Referenzen: In den bunten, lauten<br />
und aufgedrehten knapp 38 Minuten<br />
spielt er sich durch die Ge-<br />
schichte britischer Gitarrenmusik,<br />
von The Cure bis Franz Ferdinand,<br />
und zeigt sich dabei offen für alles,<br />
mit einer Vorliebe für schrille Farben.<br />
Groovige Piano-Akkorde, Billo-Synthies,<br />
treibende Hi-Hat Figuren,<br />
Computer-Effekte auf den<br />
Vocals, Uuh-Uuh-Chöre, stampfende<br />
Beats <strong>–</strong> König Boris scheint vor<br />
Ideen nur so überzusprudeln, alles<br />
geht, alles muss mit…<br />
In Sachen Gesang hat sich bei<br />
dem Nordlicht jedoch nicht viel getan:<br />
Zum großen Sänger ist er auch<br />
als Solokünstler nicht gew orden,<br />
doch er hat einen Weg gefunden,<br />
mit seinen stimmlichen Limits umzugehen.<br />
Der hohe, schrille Gesang<br />
klingt gepresst und gleitet manchmal<br />
gar in die Kopfstimme ab, über<br />
eine Oktave Tonumfang kommt Boris<br />
nicht hinaus. Gesangliche Parallelen<br />
findet man dann auch am ehesten<br />
bei den Kollegen von Deichkind,<br />
die mit parolenartigen Lyrics<br />
und Sprech-Gesang einen ähnlichen<br />
Weg gehen. Nur in der Tomte-<br />
Gedächtnis-Nummer , ,Niemals zu<br />
Stein“ klingt Boris eher w ie Thees<br />
Uhlmann.<br />
Wie das Soloprojekt von König<br />
Boris live funktionieren w ird, ist<br />
eine spannende Frage, zumal er<br />
sich für kleine Clubs entschieden<br />
hat. Eine kluge W ahl, die jedoch<br />
gleichzeitig Eile gebietet <strong>–</strong> die Karten<br />
für die Audienz des Königs dürften<br />
angesichts des begrenzten Platzes<br />
schnell vergeben sein.<br />
Johannes Wallat<br />
MÜNSTER, GLEIS 21.4.<br />
Schriller Raubzug durch die Popgeschichte: König Boris<br />
ULTIMO 21