Heimatchronik von Lispenhausen
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der Wirtschaft oder Spinnstube eine entsprechende<br />
Feier gehalten.<br />
Ein passender Heiratsspruch aus <strong>Lispenhausen</strong> lautet:<br />
Mädchen tu die Augen auf, heiraten ist kein Pferde-<br />
kauf.<br />
(33) Hochzeit:<br />
Zur Hochzeit trug die Braut früher den Kranz, seit<br />
etwa 50 Jahren ist als bräutlicher Schmuck noch<br />
der Schleier hinzugekommen. War die Braut in an-<br />
deren Umständen, so durfte die keinen Kranz tragen.<br />
Nach der Trauung musste in diesem Fall das junge<br />
Paar ins Pfarrhaus und Busse tun, wobei das Paar<br />
in den meisten Fällen um einen Taler erleichtert wurd<br />
(34) Besondere Hochzeitsbräuche:<br />
Auf dem Rückweg <strong>von</strong> der Kirche sperrte die Schul-<br />
jugend mit einem Seil die Strasse an verschiedenen<br />
Stellen. Erst nachdem der Bräutigam eine Hand voll<br />
Kleingeld unter die Jugend geworfen hatte, wurde<br />
der Weg freigegeben.<br />
Heiratete ein Mädchen in einen anderen Ort, so<br />
wurde auch der Brautwagen gerüstet, bei dem auch<br />
wieder eine Anzahl Bräuche zu beachten waren, die<br />
alle aufzuzählen über den Rahmen hinausgeht.<br />
(35) Erbteilung:<br />
Bezüglich der Erbteilung galt in <strong>Lispenhausen</strong> noch<br />
um die Mitte des vorigen Jahrhunderts bei den<br />
Bauern das Anerbensystem. Nur bei den geringen<br />
Leuten war das Realsystem in Geltung. In diesem<br />
Fall wurde der Erbe <strong>von</strong> den Eltern bestimmt. Haus,<br />
Hof und etwa dazugehöriges Land wurde zu einem<br />
niedrigen Preis eingeschätzt und das Altenteil<br />
mit eingerechnet. Die übrigen Geschwister wurden<br />
meistens erst nach dem Tod des letzten Erblassers<br />
mit den im Kaufbrief eingesetzten Summen abgefunden.<br />
(36) Verwandtschaftsbezeichnungen, die <strong>von</strong> der Schrift-<br />
sprache abweichen:<br />
Ha der Hausherr<br />
As die Hausfrau<br />
Ellervoter Grossvater<br />
Eller Grossmutter<br />
Vetter Onkel<br />
Woas Tante<br />
Tochtermann Schwiegersohn<br />
Schnerch Schwiegertochter<br />
Petter Pate<br />
Goddel Patin<br />
( 38) Nikolaustag:<br />
Am Nikolaustag (6. Dezember) abends kam der Nikolaus<br />
Kloabes) zu den Kindern. Er hatte lange Stiefel,<br />
einen langen Mantel an, einen grossen Bart ange-<br />
klebt und einen alten Hute auf. Über die Schulter<br />
hatte er einen Sack gehängt und in der Hand trug er<br />
eine Haselrute. Die Kinder mussten dann beten oder