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Nationales Konzept Bildung und Support zur Freiwil- ligenarbeit in ...

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Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012<br />

<strong>Nationales</strong> <strong>Konzept</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> <strong>zur</strong> <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

<strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Caritas Schweiz <strong>und</strong> Schweizerisches Rotes Kreuz im Auftrag des B<strong>und</strong>esamtes für<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

7. Juni 2011


Zusammenfassung<br />

E<strong>in</strong>e Massnahme der Nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012, die im Rahmen<br />

des Handlungsfelds Aus-, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung umgesetzt wird, betrifft den<br />

E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Der ermittelte Handlungsbedarf zeigte,<br />

dass die Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen zum Teil nicht klar ist <strong>und</strong> dass die Verankerung <strong>in</strong> der<br />

Palliative-Care-Versorgung <strong>in</strong> der Schweiz sehr unterschiedlich ist. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

erteilt das BAG Caritas Schweiz <strong>und</strong> dem Schweizerischen Roten Kreuz<br />

(SRK) geme<strong>in</strong>sam den Auftrag <strong>zur</strong> Erarbeitung von Massnahmenpaketen für die <strong>Bildung</strong><br />

<strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Gr<strong>und</strong>lage des vorliegenden<br />

Berichts s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Literatur- <strong>und</strong> Dokumentenrecherche sowie die Ergebnisse<br />

von 17 Expert<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Experten<strong>in</strong>terviews.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care gelten bis heute als eigenständige Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Akteure im Betreuungsnetz von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen. In der<br />

<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wird unter formeller <strong>und</strong> <strong>in</strong>formeller Arbeit unterschieden. Während<br />

die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> persönliche Hilfen für Fre<strong>und</strong>e, Bekannte <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Nachbarschaft be<strong>in</strong>haltet, spielt sich die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im <strong>in</strong>stitutionellen<br />

organisierten Rahmen ab. Das vorliegende <strong>Konzept</strong> befasst sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit<br />

den formellen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care, regt jedoch auch Massnahmen für<br />

die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> an.<br />

Formelle <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care organisieren sich <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en oder Gruppen<br />

<strong>und</strong> kommen sowohl im stationären wie im ambulanten Bereich zum E<strong>in</strong>satz. Ihre<br />

Aufgaben bestehen <strong>in</strong> der Begleitung der Betroffenen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unterstützung oder<br />

Entlastung nahestehender Bezugspersonen (z.B. Angehörige). Teilweise s<strong>in</strong>d sie<br />

auch <strong>in</strong> der Trauerbegleitung tätig. In Hospizen oder Palliativstationen werden weitere<br />

vielseitige Aufgaben im Bereich der Infrastruktur <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istration wahrgenommen<br />

(Empfang, Mitarbeit <strong>in</strong> der Cafeteria, Dekoration der öffentlichen Räume, Transporte<br />

oder Öffentlichkeitsarbeit).<br />

Die E<strong>in</strong>satzleitung wählt die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care nach bestimmten Kriterien<br />

aus. <strong>Freiwil</strong>lige erhalten e<strong>in</strong>en vorbereitenden Ausbildungskurs <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

<strong>Support</strong> <strong>in</strong> Form von Austauschtreffen, Supervision <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Innerhalb ihres E<strong>in</strong>satzbereiches <strong>und</strong> Tätigkeitsprofils leisten <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Arbeit. In den Organisationen besteht e<strong>in</strong> hohes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

für e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>führung der <strong>Freiwil</strong>ligen. <strong>Freiwil</strong>lige werden<br />

<strong>in</strong> ihrer Arbeit begleitet <strong>und</strong> im laufenden Lernprozess unterstützt. Hohe Sozial- <strong>und</strong><br />

Persönlichkeitskompetenzen s<strong>in</strong>d Bestandteil des <strong>Freiwil</strong>ligenprofils <strong>und</strong> werden <strong>in</strong><br />

der <strong>Bildung</strong> gezielt gestärkt. Lernen <strong>in</strong> der Praxis <strong>und</strong> über die gemachten Erfahrungen<br />

zu reflektieren haben e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung.<br />

Um das Potential der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care mittel- <strong>und</strong> langfristig <strong>zur</strong> Entfaltung<br />

zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> ihr Engagement wirkungsvoll zu gestalten, werden Massnahmen<br />

im vorliegenden Bericht auf regionaler, kantonaler <strong>und</strong> nationaler Ebene vorgeschlagen.<br />

Die Autoren des vorliegenden Berichts sehen auf nationaler Ebene folgen-<br />

2


de Massnahmen als zentral: e<strong>in</strong> Rahmenkonzept für die <strong>Bildung</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen, die<br />

Bündelung der Angebote für <strong>Freiwil</strong>lige auf e<strong>in</strong>em nationalen Webportal, die Festlegung<br />

von Standards für den E<strong>in</strong>satz der <strong>Freiwil</strong>ligen sowie die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Qualitätslabels.<br />

Die Sicherung der F<strong>in</strong>anzierung von qualifizierten E<strong>in</strong>satzleitungen für<br />

<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Stelle für die Organisation der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d kantonale oder regionale Aufgabenfelder. Auf kommunaler<br />

Ebene schliesslich soll der Zugang <strong>zur</strong> <strong>Bildung</strong> für alle Interessierten sichergestellt<br />

werden.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care tragen die Gr<strong>und</strong>werte von Palliative Care <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: Respekt vor Selbstbestimmung <strong>und</strong> Schutz der Menschenwürde<br />

jedes E<strong>in</strong>zelnen <strong>und</strong> Akzeptanz von Krankheit, Sterben <strong>und</strong> Tod als Teil des Lebens.<br />

Ihr Engagement zu fördern ist e<strong>in</strong>e Investition mit grosser Wirkung <strong>und</strong> grossem Gew<strong>in</strong>n<br />

für die Gesellschaft, wenn dadurch immer mehr Menschen am Ort ihrer Wahl –<br />

wenn immer möglich zu Hause – leben <strong>und</strong> sterben können.<br />

3


Inhalt<br />

1 E<strong>in</strong>leitung ............................................................................................................. 6<br />

1.1 Auftrag ........................................................................................................... 6<br />

1.2 Ziel ................................................................................................................. 6<br />

1.3 Vorgehen ....................................................................................................... 7<br />

2 Analyse ................................................................................................................ 8<br />

2.1 Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ...... 8<br />

2.1.1 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en ............................................................ 8<br />

2.1.2 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ................................................... 9<br />

2.1.3 Formen <strong>und</strong> Strukturen der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der<br />

Palliative Care ...................................................................................................... 9<br />

2.1.4 Anzahl <strong>und</strong> Herkunft der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ................... 11<br />

2.1.5 Rolle, Tätigkeitsbereiche <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen ........ 12<br />

2.1.6 Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen ...................................................................... 13<br />

2.1.7 Schnittstellen <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit <strong>in</strong> Institutionen <strong>und</strong> im<br />

ambulanten Bereich ........................................................................................... 14<br />

2.2 Kompetenzen ............................................................................................... 16<br />

2.2.1 Beschreibung der Kompetenzen ........................................................... 16<br />

2.2.2 Ausbildungsniveaus palliative ch ........................................................... 17<br />

2.3 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Bildung</strong>sangebote ............................ 18<br />

2.3.1 <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care .......................... 18<br />

2.3.2 Chancen <strong>und</strong> Gefahren e<strong>in</strong>es Labels .................................................... 20<br />

2.3.3 <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Schweizerische <strong>Bildung</strong>ssystematik .................................................................. 21<br />

2.4 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Support</strong>angebote .............................. 22<br />

2.5 Schnittstelle zwischen <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Praxis ................................................... 24<br />

3 Gr<strong>und</strong>sätze ........................................................................................................ 25<br />

3.1 Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .......................................................................... 25<br />

3.2 Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität.................. 26<br />

4 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> empfohlene Massnahmen .......................................... 26<br />

4.1 Mehrwert e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ........ 26<br />

4.2 Handlungsbedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot ................................... 28<br />

4.3 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen ................... 29<br />

4


4.4 Mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> der<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .......................................................................... 30<br />

4.5 Qualitätssicherung <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sames Label ............................................... 32<br />

4.6 Zukünftige Bedürfnisse der Betroffenen ....................................................... 33<br />

5 Literatur .............................................................................................................. 35<br />

6 Weiterführende L<strong>in</strong>ks ......................................................................................... 36<br />

7 Anhang .............................................................................................................. 38<br />

Anhang 1: Liste der <strong>in</strong>terviewten Fachpersonen ................................................... 39<br />

Anhang 2: Leitfaden für Telefon<strong>in</strong>terviews mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten ..... 40<br />

Anhang 3: Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care ......... 45<br />

Anhang 4: Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige ............................................. 46<br />

Anhang 5: Ausbildungsniveaus <strong>in</strong> Palliative Care von palliative ch ....................... 48<br />

Anhang 6: Übersicht über die wichtigsten <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care ............................................................................................. 49<br />

Anhang 7: Organisationen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>e, die <strong>Bildung</strong>sangebote <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-<br />

E<strong>in</strong>sätze anbieten .................................................................................................. 52<br />

Anhang 8: Caritas Schweiz: Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase -<br />

Rahmenkonzept für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen ............................................. 56<br />

Anhang 9: PASSAGE SRK – Lehrgang <strong>in</strong> Palliative Care ..................................... 57<br />

Anhang 10: <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich mit Ausbildungen im<br />

Rahmen der Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik ............................................... 58<br />

Anhang 11: Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong><br />

der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .................................................................... 61<br />

5


1 E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 Auftrag<br />

E<strong>in</strong>e Massnahme der Nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012, die im Rahmen<br />

des Handlungsfelds Aus-, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung 1 umgesetzt wird, betrifft den<br />

E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Der ermittelte Handlungsbedarf zeigte,<br />

dass die Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen zum Teil nicht klar ist <strong>und</strong> dass die Verankerung der<br />

<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative-Care-Versorgung <strong>in</strong> der Schweiz sehr unterschiedlich<br />

ist. Das B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) erteilt Caritas Schweiz <strong>und</strong> dem<br />

Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) geme<strong>in</strong>sam den Auftrag <strong>zur</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />

nationalen <strong>Konzept</strong>s für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen mit konkreten<br />

Massnahmenpaketen, unter E<strong>in</strong>bezug massgeblicher Organisationen wie z.B. der<br />

Krebsliga, Pro Senectute <strong>und</strong> palliative ch.<br />

Dieses <strong>Konzept</strong> steht im Zusammenhang mit dem zeitlich parallel erarbeiteten Nationalen<br />

<strong>Bildung</strong>skonzept „Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategisches Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />

(Empfehlungen)“, welches auf die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung (<strong>in</strong>nerhalb der schweizerischen<br />

<strong>Bildung</strong>ssystematik) fokussiert.<br />

1.2 Ziel<br />

Die Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012 formuliert das folgende Ziel <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die <strong>Freiwil</strong>ligen: „<strong>Freiwil</strong>lige verfügen über Kompetenzen <strong>in</strong> Palliative Care<br />

<strong>und</strong> erhalten <strong>zur</strong> Erfüllung ihrer Aufgabe die nötige Unterstützung“ (BAG <strong>und</strong> GDK,<br />

2009, S. 57). 2<br />

Folgende Teilziele s<strong>in</strong>d Gegenstand des vorliegenden <strong>Konzept</strong>s:<br />

E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist formuliert.<br />

1 Das geplante B<strong>und</strong>esgesetz über die Weiterbildung (WeBiG) unterscheidet zwischen formaler <strong>und</strong><br />

nicht-formaler <strong>Bildung</strong> (Weiterbildung).<br />

2 Das Oberziel der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012 im Handlungsfeld Aus-, Weiter- <strong>und</strong><br />

Fortbildung lautet: „Die <strong>in</strong> der Palliative Care tätigen Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen verfügen über die<br />

erforderlichen stufengerechten Kompetenzen <strong>in</strong> der Palliative Care“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 57).<br />

6


Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen mit Schnittstellen zum Ges<strong>und</strong>heitsfachpersonal<br />

s<strong>in</strong>d beschrieben, die Rolle <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

s<strong>in</strong>d dargestellt.<br />

E<strong>in</strong>e gesamtschweizerische vergleichende <strong>und</strong> umfassende Übersicht über<br />

<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Support</strong>angebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ist erstellt.<br />

Bezüge dieser <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Support</strong>angebote <strong>zur</strong> Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik<br />

s<strong>in</strong>d hergestellt.<br />

E<strong>in</strong> erster Konsens über gr<strong>und</strong>sätzliche Elemente zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> sowie<br />

Qualitätssicherung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ist erreicht.<br />

Empfohlene Massnahmenpakete <strong>zur</strong> Umsetzung der gr<strong>und</strong>sätzlichen Elemente<br />

zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> sowie Qualitätssicherung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care s<strong>in</strong>d formuliert.<br />

1.3 Vorgehen<br />

Um e<strong>in</strong>en Überblick über die Situation der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />

den <strong>Support</strong> zu erhalten, wurde e<strong>in</strong>e Literatur- <strong>und</strong> Dokumentenrecherche durchgeführt.<br />

Zusätzlich wurde die Situation <strong>und</strong> der Handlungsbedarf im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich<br />

mit 17 Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten aus unterschiedlichen Funktions- <strong>und</strong> Tätigkeitsgebieten<br />

3 diskutiert (Anhang 1). Die Interviews wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>s standardisierten<br />

Leitfadens (Anhang 2) <strong>in</strong> den drei Sprachregionen Deutschschweiz, Westschweiz<br />

<strong>und</strong> Tess<strong>in</strong> telefonisch durchgeführt.<br />

Die Interviewpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -partner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem beruflichen Kontext unterschiedlich<br />

mit den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care konfrontiert. Mit dieser Auswahl konnten<br />

differenzierte Me<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> Perspektiven e<strong>in</strong>gefangen werden, um das Feld<br />

möglichst repräsentativ abzubilden. Insbesondere wurde bei der Auswahl der Interviewpersonen<br />

darauf geachtet,<br />

alle Regionen <strong>in</strong> der Schweiz zu berücksichtigen,<br />

verschiedene Perspektiven zu beleuchten unter Berücksichtigung des unterschiedlichen<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Rahmens (wie Kursanbietende <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzgruppen<br />

von <strong>Freiwil</strong>ligen sowohl <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionsgeb<strong>und</strong>enen als auch <strong>in</strong> freien Gruppen),<br />

die relevanten, wichtigsten <strong>und</strong> grossen Organisationen sowie E<strong>in</strong>zelne zu befragen,<br />

die besondere Situationen aufweisen oder e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>heitlichung gegenüber<br />

besonders kritisch e<strong>in</strong>gestellt s<strong>in</strong>d.<br />

Mit den nationalen Dachverbänden der <strong>in</strong> der Palliative Care aktiven Stakeholder <strong>und</strong><br />

der Organisationen der Arbeitswelt (OdASanté, SAVOIRSOCIAL etc.) wurden bewusst<br />

ke<strong>in</strong>e Interviews durchgeführt. Sie sollen vielmehr mit der anschliessend vom<br />

3 z.B. Geschäftsführende, Leitungsverantwortliche <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong>, E<strong>in</strong>satzleitungen, Forschende<br />

7


BAG durchgeführten Vernehmlassung des vorliegenden <strong>Konzept</strong>s angesprochen<br />

werden.<br />

2 Analyse<br />

Die folgende Analyse basiert auf bestehenden Dokumenten <strong>und</strong> Studien, die an den<br />

entsprechenden Stellen ausdrücklich erwähnt werden. Den grösseren Raum nehmen<br />

die Erkenntnisse aus den geführten Interviews e<strong>in</strong>. Verweise auf Interviews oder<br />

Aussagen von Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten beziehen sich im Folgenden immer auf die<br />

von den Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren dieses Berichts durchgeführten Befragungen.<br />

2.1 Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ist ihrem Ursprung e<strong>in</strong>e Bürgerbewegung.<br />

Sowohl <strong>in</strong> England wie auch <strong>in</strong> anderen europäischen Ländern haben <strong>Freiwil</strong>lige mit<br />

ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement <strong>in</strong> der Hospizbewegung die Entwicklung<br />

der professionellen Palliative Care-Angebote hervorgebracht (Dörner 2010). <strong>Freiwil</strong>lige<br />

s<strong>in</strong>d demnach als eigenständige Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Akteure des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

zu verstehen: „<strong>Freiwil</strong>liges Engagement ist nicht als Ergänzung <strong>zur</strong> professionellen<br />

Arbeit zu betrachten, sondern die professionelle Arbeit muss als Ergänzung<br />

zum familiären <strong>und</strong> nachbarschaftlichen Engagement verstanden werden“ (Jenny,<br />

2009, S. 67). Die demographische Entwicklung lässt vermuten, dass die Verantwortung<br />

für schwerkranke <strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>in</strong> Zukunft nicht von nahestehenden<br />

Bezugspersonen (z.B. Angehörige, Fre<strong>und</strong>e) <strong>und</strong> Fachpersonen alle<strong>in</strong> getragen werden<br />

kann. Wenn sich der Trend „ambulant vor stationär“ durchsetzen soll, ist mehr<br />

gegenseitige Hilfe nötig. Das bürgerschaftliche Engagement, die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

also, hält nach Dörner (2010) durchaus kreative Alternativen bereit. Der E<strong>in</strong>satz für<br />

Mitmenschen kann e<strong>in</strong>e „Möglichkeit des Ausgleichs <strong>und</strong> der S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der heute<br />

angespannten <strong>und</strong> hektischen Arbeitswelt“ (Raymann, 2010, S. 52) se<strong>in</strong>.<br />

In der Westschweiz engagierte sich Rosette Poletti ab 1970 für die würdevolle Begleitung<br />

von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen. Angeregt durch Vorträge<br />

von Elisabeth Kübler-Ross, die e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong> der Hospizbewegung e<strong>in</strong>nimmt,<br />

entstanden seither <strong>in</strong> der ganzen Schweiz über h<strong>und</strong>ert <strong>Freiwil</strong>ligengruppen. Viele<br />

von ihnen wurden im Aufbau <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Ausbildung durch Caritas-Programme unterstützt.<br />

2.1.1 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

Die Def<strong>in</strong>ition von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> lautet nach Benevol Schweiz, der Dachorganisation<br />

der Fach- <strong>und</strong> Vermittlungsstellen für <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wie folgt: „<strong>Freiwil</strong>ligenar-<br />

8


eit ist e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Beitrag an Mitmenschen <strong>und</strong> Umwelt. Sie schliesst freiwilliges<br />

<strong>und</strong> ehrenamtliches Engagement e<strong>in</strong> <strong>und</strong> umfasst jegliche Formen unentgeltlich<br />

geleisteter selbstbestimmter E<strong>in</strong>sätze ausserhalb der eigenen Kernfamilie“ (Benevol,<br />

2010, S. 1). Es wird betont, <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> könne die bezahlte Arbeit ergänzen<br />

<strong>und</strong> unterstützen, solle sie aber nicht konkurrenzieren. <strong>Freiwil</strong>liges Engagement<br />

ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> andere Lebensbereiche, erweitert die Sozialkompetenz,<br />

bietet neue Kontakte <strong>und</strong> kann Ausgleich zum Alltag oder <strong>zur</strong> Berufsarbeit se<strong>in</strong>.<br />

Der <strong>Freiwil</strong>ligenmonitor Schweiz unterscheidet zwischen formeller <strong>und</strong> <strong>in</strong>formeller<br />

<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (Stadelmann-Steffen et al., 2010). Diese Begriffe werden auch <strong>in</strong><br />

den Nationalen Leitl<strong>in</strong>ien Palliative Care angewendet (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010):<br />

Die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wird <strong>in</strong>nerhalb von Vere<strong>in</strong>s- oder Organisationsstrukturen<br />

erbracht, entweder durch Praxise<strong>in</strong>sätze (z.B. Besuchsdienst) oder als<br />

Ehrenamt (z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorstand). Sie wird auch als <strong>in</strong>stitutionalisierte <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

bezeichnet. Die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> bezeichnet persönliche Hilfeleistungen<br />

für Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte (z.B. Nachbarschaftshilfe).<br />

2.1.2 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Die Nationale Strategie Palliative Care 2010 - 2012 nennt <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care als Teil e<strong>in</strong>es „verlässlichen Unterstützungsnetzes“ <strong>und</strong> als „tragendes Element“<br />

seit Beg<strong>in</strong>n der Palliative Care-Bewegung (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 22). <strong>Freiwil</strong>lige<br />

stehen Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden <strong>und</strong> ihren nahestehenden Bezugspersonen<br />

als „mitmenschliche Begleitung <strong>und</strong> Beratung <strong>in</strong> der Zeit der Krankheit, des Schmerzes,<br />

des Abschieds <strong>und</strong> der Trauer“ <strong>zur</strong> Seite. Ihnen wird das Potenzial zugesprochen,<br />

e<strong>in</strong> „Beispiel für gelebte Solidarität <strong>in</strong> der Gesellschaft“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010,<br />

S. 22) zu se<strong>in</strong>.<br />

Die Nationalen Leitl<strong>in</strong>ien Palliative Care zielen auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis von<br />

Palliative Care (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010). Erbr<strong>in</strong>ger der Palliative Care sollen gemäss<br />

diesen Leitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terprofessionellen Team arbeiten. <strong>Freiwil</strong>lige können Teil<br />

dieses Teams se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e gute Vorbereitung <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung s<strong>in</strong>d zentral<br />

für den <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz. Dies kann am ehesten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geführten Gruppe von<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen erreicht werden. (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010, S. 22)<br />

Der Fokus wird im Folgenden auf die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

gelegt, regt jedoch auch Massnahmen für die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> an.<br />

2.1.3 Formen <strong>und</strong> Strukturen der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

<strong>Freiwil</strong>lige s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedliche Strukturen <strong>und</strong> Organisationen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en:<br />

a) In <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>und</strong> –Gruppen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e oder nur vere<strong>in</strong>zelt<br />

bezahlte Mitarbeitende tätig. Es werden <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze im stationären<br />

oder ambulanten Bereich geleistet. Die Aktivitäten können sich auch oder nur<br />

auf die Vermittlung von E<strong>in</strong>sätzen beziehen. <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>und</strong> -<br />

Gruppen s<strong>in</strong>d meist als Vere<strong>in</strong>, Stiftung oder Trägerschaft (z.B. <strong>in</strong> Zusammen-<br />

9


arbeit zwischen politischer <strong>und</strong> kirchlicher Geme<strong>in</strong>de) organisiert. Sie leisten<br />

lokal oder regional E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> geografisch unterschiedlich grossen Gebieten.<br />

Ihre Bezeichnung ist unterschiedlich, oftmals nennen sie sich „Hospiz-Gruppe“<br />

mit Berufung auf die Hospizbewegung. Die meisten <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />

haben Gruppen von <strong>Freiwil</strong>ligen, die mehr oder weniger eigenständig funktionieren<br />

<strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung geführt werden.<br />

b) In Institutionen des Ges<strong>und</strong>heitswesens <strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>versorgung wie <strong>in</strong> der<br />

spezialisierten Versorgung (z.B. Alters- <strong>und</strong> Pflegeheime, Akutspitäler, Spezialabteilungen<br />

für Palliative Care, Hospize, Ambulatorien für onkologische Behandlungen,<br />

Spitex) können <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong>tegraler Bestandteil se<strong>in</strong> oder sie<br />

werden für Teilbereiche e<strong>in</strong>bezogen (z.B. für Nachtwache).<br />

c) In Betroffenen- oder Sozialorganisationen s<strong>in</strong>d Begleitgruppen aus <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

angegliedert (z.B. Krebsliga).<br />

d) Kantonale oder regionale Palliativnetzwerke <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsstellen bieten<br />

für verschiedene <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>in</strong> der Palliative Care Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Koord<strong>in</strong>ation, Beratung oder <strong>Bildung</strong> an.<br />

Die E<strong>in</strong>sätze der <strong>Freiwil</strong>ligen können im stationären oder ambulanten Bereich stattf<strong>in</strong>den.<br />

Die E<strong>in</strong>satzbereiche unterteilen sich folgendermassen:<br />

E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen werden<br />

a) im Akutbereich (Krankenhäuser <strong>in</strong>klusive Rehabilitation),<br />

b) im Langzeitbereich (Alters- <strong>und</strong> Pflegeheime) oder<br />

c) <strong>in</strong> spezialisierten Palliative Care-E<strong>in</strong>richtungen (Palliativstationen, Hospize,<br />

Ambulatorien) geleistet.<br />

Ambulante E<strong>in</strong>sätze werden zu Hause geleistet (im Netzwerk mit Ärzt<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Ärzten, der Spitex, Pflegefachpersonen, weiteren Fachpersonen <strong>und</strong> nahestehenden<br />

Bezugspersonen).<br />

Es existieren verschiedene Komb<strong>in</strong>ationen von Organisationsformen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzbereichen.<br />

Während die e<strong>in</strong>en <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ausschliesslich zu Hause E<strong>in</strong>sätze<br />

leisten, gehen andere nach Bedarf <strong>in</strong> alle E<strong>in</strong>satzbereiche.<br />

Allen geme<strong>in</strong>sam ist, dass die formell e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enen <strong>Freiwil</strong>ligen auf ihre Tätigkeit<br />

vorbereitet <strong>und</strong> eng begleitet werden.<br />

Gemäss Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) hatten zum Erhebungszeitpunkt im Jahr<br />

2007 die meisten Organisationen 10 bis 20 <strong>Freiwil</strong>lige, e<strong>in</strong>zelne über 40 <strong>Freiwil</strong>lige.<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner E<strong>in</strong>satz kann von 2 bis 9 St<strong>und</strong>en variieren. Längere E<strong>in</strong>sätze s<strong>in</strong>d vor<br />

allem <strong>in</strong> der Sterbephase <strong>in</strong> Form von Sitznachwachen gefragt. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />

unterscheiden professionelle Palliative Care-Organisationen (im stationären<br />

oder ambulanten Bereich) von <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen. In den professionellen<br />

Organisationen werden die <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze e<strong>in</strong>geplant. Es werden im Schnitt<br />

pro <strong>Freiwil</strong>lige längere <strong>und</strong> häufigere E<strong>in</strong>sätze geleistet als <strong>in</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen.<br />

10


Aus den Interviews mit <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen im ambulanten Bereich geht hervor,<br />

dass die grösste Herausforderung <strong>in</strong> der Bekanntmachung des Angebotes <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> der Planung <strong>und</strong> Organisation der E<strong>in</strong>sätze liegt: Je nach Situation wäre e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz<br />

sofort nötig (auch nachts), was von den <strong>Freiwil</strong>ligen höchste Flexibilität verlangt<br />

<strong>und</strong> nicht immer möglich ist. Der Bedarf nach <strong>Freiwil</strong>lige kann sich situativ stark verändern:<br />

Bei e<strong>in</strong>em Sterbenden beispielsweise werden mehrere <strong>Freiwil</strong>lige über längere<br />

Zeit <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> nach se<strong>in</strong>em Tod folgen grössere E<strong>in</strong>satzpausen.<br />

So haben <strong>Freiwil</strong>lige zeitweise eher zu wenig E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten. E<strong>in</strong>zelne Organisationen,<br />

die um e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>satzkont<strong>in</strong>uität bemüht s<strong>in</strong>d, vermitteln die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> solchen „stillen Phasen“ auch für andere E<strong>in</strong>sätze (z.B. Besuchsdienst im<br />

Alters- <strong>und</strong> Pflegeheim).<br />

Nahestehende Bezugspersonen 4 , wie zum Beispiel Lebenspartner <strong>und</strong> Lebenspartner<strong>in</strong>nen<br />

oder sehr enge Fre<strong>und</strong>e, spielen <strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>e ganz besondere<br />

Rolle. Sie leisten nicht nur selbst oft e<strong>in</strong>en zentralen Teil der Begleitung,<br />

Betreuung <strong>und</strong> Pflege, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Palliative Care auch als Begünstigte <strong>in</strong> die<br />

Betreuung e<strong>in</strong>geschlossen. Laut WHO entspricht Palliative Care e<strong>in</strong>er Haltung <strong>und</strong><br />

Behandlung, welche sowohl die Lebensqualität der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden<br />

als auch diejenige der nahestehenden Bezugspersonen verbessern soll. Palliative<br />

Care unterstützt jene auch <strong>in</strong> der Trauer (www.who.<strong>in</strong>t/cancer/palliative/def<strong>in</strong>ition/en/).<br />

E<strong>in</strong>e sehr wichtige Rolle <strong>in</strong> der Betreuung zu Hause spielen die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care. Sie gehören nicht zum Haushalt, aber zum weiteren<br />

Betreuungsumfeld e<strong>in</strong>er schwerkranken oder sterbenden Person (BAG <strong>und</strong> GDK,<br />

2010) <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> formelle Strukturen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en. Dazu zählen beispielsweise<br />

Nachbar<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Nachbarn. Informelle <strong>Freiwil</strong>lige übernehmen Mitverantwortung <strong>in</strong><br />

der Begleitung <strong>und</strong> Betreuung <strong>und</strong> entlasten die nahestehenden Bezugspersonen.<br />

Diese Gruppe ist von grosser ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> sozialpolitischer Bedeutung. Die Frage,<br />

ob sie Zugang f<strong>in</strong>det zu <strong>Bildung</strong>sangeboten <strong>und</strong> notfalls zu beratender Unterstützung,<br />

spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

2.1.4 Anzahl <strong>und</strong> Herkunft der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

E<strong>in</strong>e vollständige Erfassung aller <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist aufgr<strong>und</strong> der<br />

Vielfalt an Organisationsformen, <strong>in</strong> denen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>et geleistet wird, kaum<br />

möglich. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) haben <strong>in</strong> ihrer Untersuchung im Jahr 2007<br />

72 Organisationen identifiziert, die mit <strong>Freiwil</strong>ligen arbeiten, davon 31 selbständige<br />

<strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen. Gemäss neuen Recherchen von Caritas Schweiz s<strong>in</strong>d<br />

heute gesamtschweizerisch 122 Gruppen mit gegen 2000 <strong>Freiwil</strong>ligen aktiv.<br />

4 „Zu den nahestehenden Bezugspersonen werden diejenigen Personen gezählt, die der kranke<br />

Mensch als solche bezeichnet. Es können dies nächste Verwandte wie Eltern, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Geschwister<br />

se<strong>in</strong>, Ehe- oder Lebenspartner/-partner<strong>in</strong> <strong>und</strong> weitere Personen, mit der die kranke Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Vertrauensverhältnis steht (auch ausserhalb der Verwandtschaft)“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010, S. 26).<br />

11


Beim SRK arbeiteten 2010 gesamtschweizerisch 1‘070 <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> den so genannten<br />

Entlastungsdiensten für Pflegende Angehörige (246) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Besuchsdiensten für<br />

kranke <strong>und</strong> hilfsbedürftige Menschen (824), die auch die Begleitung von schwer<br />

kranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen e<strong>in</strong>schliessen.<br />

Etwa 90 Prozent aller <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> diesem Bereich s<strong>in</strong>d Frauen. Die von Näf <strong>und</strong><br />

Neuenschwander (2010) befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten vermuten, dass die<br />

hauptsächlichen Gründe <strong>in</strong> den Sozialisationsunterschieden zwischen den Geschlechtern<br />

liegen. Männer könnten <strong>in</strong>sbesondere grössere Berührungsängste mit<br />

emotional <strong>in</strong>timen Situationen haben. Die Befragten wünschen sich durchaus auch<br />

mehr männliche <strong>Freiwil</strong>lige; jedoch bemühen sie sich nicht aktiv darum, weil nicht das<br />

Geschlecht, sondern die Frage der Eignung für diese Tätigkeit im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />

Personen die sich <strong>in</strong> der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care engagieren,<br />

s<strong>in</strong>d meist im Alter von 40 bis 70 Jahren. Dies ist damit zu erklären, dass Frauen<br />

dieses Alterssegments viel freie zeitliche <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen haben. E<strong>in</strong>e<br />

Tätigkeit, die sich mit Sterben <strong>und</strong> Tod befasst, zieht wohl auch ganz gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

eher Menschen mit längerer Lebenserfahrung an. Market<strong>in</strong>g, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong>leistungen<br />

s<strong>in</strong>d auf dieses Alterssegment zugeschnitten <strong>und</strong> sprechen so diese Altersgruppen<br />

stärker an. Je nach Organisationsform, <strong>in</strong> denen <strong>Freiwil</strong>lige tätig s<strong>in</strong>d,<br />

variiert auch das Alter der <strong>Freiwil</strong>ligen: In spezialisierten Palliative Care-<br />

E<strong>in</strong>richtungen arbeiteten mehr jüngere <strong>Freiwil</strong>lige (40 – 50 Jahre) als <strong>in</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />

(50 - 60 Jahre oder älter).<br />

Motive für e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d nach Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />

(2010):<br />

der Wunsch nach e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Aufgabe <strong>und</strong> Anerkennung,<br />

der Wunsch, anderen zu helfen,<br />

der Wunsch nach e<strong>in</strong>er vertieften Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Sterben <strong>und</strong> Tod,<br />

der Wunsch nach persönlichen Begegnungen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

2.1.5 Rolle, Tätigkeitsbereiche <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

Die Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> lässt e<strong>in</strong>e Vielfalt von Zielgruppen <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>satzarten von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care erkennen.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care begleiten Menschen durch verschiedene Phasen<br />

oder Stadien, von der Diagnose bis zum Tod. Die Tätigkeiten s<strong>in</strong>d entsprechend vielfältig.<br />

Die ambulante Begleitung besteht vorwiegend <strong>in</strong> der menschlichen Präsenz<br />

<strong>und</strong> der Entlastung von nahestehenden Bezugspersonen, während die Tätigkeiten im<br />

stationären Bereich oft auch auf die Schaffung von Klima <strong>und</strong> Kultur ausgerichtet<br />

s<strong>in</strong>d. 5 Im traditionellen Hospiz nach angelsächsischem Vorbild s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> fast<br />

allen Bereichen tätig <strong>und</strong> bilden nicht selten den Kern der Institution. E<strong>in</strong>e Organisa-<br />

5 <strong>Freiwil</strong>lige gestalten zum Beispiel mit Blumen e<strong>in</strong>e gute Atmosphäre oder bedienen Besucher<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Besucher <strong>in</strong> der Cafeteria.<br />

12


tion, deren Vertreter<strong>in</strong> befragt wurde, führt neben ambulanter Begleitung auch e<strong>in</strong><br />

stationäres Hospiz mit sechs Betten: „Die <strong>Freiwil</strong>ligen können ihren E<strong>in</strong>satzort wählen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der drei Angebote: stationäres Hospiz, ambulante Begleitung, offener Trauertreff.“<br />

<strong>Freiwil</strong>lige engagieren sich nach Erfahrung der Autoren <strong>und</strong> Autor<strong>in</strong>nen hauptsächlich<br />

<strong>in</strong> folgenden E<strong>in</strong>satzgebieten:<br />

Alltagsbegleitung für ältere Menschen mit chronischen Krankheiten <strong>und</strong> Entlastung<br />

ihrer Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen,<br />

Begleitung im Sterben (oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen Krankheits-Krise),<br />

Begleitung bei/zu Therapien (<strong>in</strong> onkologischen Ambulatorien im Tess<strong>in</strong>),<br />

Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> ihren Eltern,<br />

Trauerbegleitung für H<strong>in</strong>terbliebene.<br />

Während <strong>in</strong> der Gründerzeit (ab 1975) die Sterbebegleitung oder Sitzwache im Vordergr<strong>und</strong><br />

stand, entwickelten sich <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren zunehmend auf spezifische<br />

Krankheitsbilder (z.B. Krebs oder Demenz), Altersgruppen (z.B. Palliative Care<br />

für K<strong>in</strong>der) oder Phasen des Sterbeprozesses ausgerichtete Angebote (z.B. Begleitung<br />

bei Abschieds- <strong>und</strong> Trauerprozess). Im nahen Ausland spiegelt sich die zunehmende<br />

Vielfalt an Angeboten besonders e<strong>in</strong>drücklich bei der Hospizbewegung Vorarlberg,<br />

die <strong>in</strong> den Interviews als Modell genannt wurde. Die heute vielfältigen Aufgaben<br />

der <strong>Freiwil</strong>ligen dokumentieren deren Bedeutung <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />

2.1.6 Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

E<strong>in</strong>e Beschreibung der Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist für das<br />

Verständnis ihrer Rolle <strong>und</strong> ihrer Kompetenzen wichtig. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />

(2010) beschreiben diese Aufgaben<br />

a) <strong>in</strong> Bezug auf Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten,<br />

b) <strong>in</strong> Bezug auf nahestehende Bezugspersonen (Angehörige <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e),<br />

c) <strong>in</strong> Bezug auf die Palliative Care-E<strong>in</strong>richtung.<br />

Bezogen auf die Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten (a) nennen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />

<strong>in</strong> den von uns geführten Interviews Da-Se<strong>in</strong> (auch Wachen), Zuhören <strong>und</strong> Zeit<br />

haben als häufigste Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Weiter wurde<br />

das Erkennen <strong>und</strong> Erfüllen von Wünschen <strong>und</strong> Bedürfnissen der Kranken oder Sterbenden<br />

oder die Begleitung/Unterstützung bei Bewegung/Lagerung genannt (z.B.<br />

Begleiten bei e<strong>in</strong>em kurzen Spaziergang).<br />

Im ambulanten Bereich nimmt die Unterstützung der Angehörigen bzw. nahestehenden<br />

Bezugspersonen (b) neben der Betreuung der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Platz e<strong>in</strong>. Nahestehende Bezugspersonen erhalten dank der <strong>Freiwil</strong>-<br />

13


<strong>ligenarbeit</strong> Freiräume <strong>und</strong> Ruhepausen. Diese Hilfe wird oft sehr spät <strong>in</strong> Anspruch<br />

genommen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview als problematisch bezeichnet wird: „C’est comme<br />

si les proches ils allaient presque jusqu’à ce qu’ils n’en peuvent plus.“<br />

In der stationären Palliative Care erfüllen <strong>Freiwil</strong>lige auch vielseitige Aufgaben, die<br />

nicht am Krankenbett stattf<strong>in</strong>den (c). Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten nannten<br />

die Mithilfe bei Transporten, Dekorationsarbeiten, Tätigkeiten am Empfang, Öffentlichkeitsarbeit<br />

oder die Mitarbeit <strong>in</strong> der Cafeteria.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care übernehmen <strong>in</strong> Bezug auf die Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten<br />

teilweise „e<strong>in</strong>fache pflegerische Handreichungen“. In der Frage, wie weit sie<br />

gehen sollen, gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Praxis. In den Interviews kommen folgende<br />

unterschiedliche Haltungen zum Ausdruck:<br />

Es werden gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong>e pflegerischen Tätigkeiten übernommen.<br />

Es werden Tätigkeiten übernommen, welche „normalerweise die Angehörigen<br />

auch machen“. Welche Aufgabe die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten darunter verstehen,<br />

ist sehr unterschiedlich (z.B. M<strong>und</strong>pflege, Mithilfe bei Umlagerung).<br />

Wichtig <strong>und</strong> rechtlich relevant ist, dass die konkreten Aufgaben def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong><br />

meist schriftlich vere<strong>in</strong>bart werden.<br />

Mit <strong>Freiwil</strong>ligen, die e<strong>in</strong>e Fachausbildung im Ges<strong>und</strong>heitsbereich mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

werden <strong>in</strong> Ausnahmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Absprache mit der kranken Person, der Pflegeverantwortlichen<br />

<strong>und</strong> den Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen<br />

<strong>in</strong>dividuelle schriftliche Vere<strong>in</strong>barungen getroffen, welche pflegerischen Aufgaben<br />

von den <strong>Freiwil</strong>ligen übernommen werden können.<br />

In der Frage der Abgrenzung zu Pflegetätigkeiten haben wir <strong>in</strong> den Interviews e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Übere<strong>in</strong>stimmung gef<strong>und</strong>en: Verschiedene Organisationen halten sich an<br />

die Caritas-Standards (Anhang 3) <strong>und</strong> beschränken sich auf „e<strong>in</strong>fache pflegerische<br />

Handreichungen“. <strong>Freiwil</strong>lige helfen <strong>in</strong> Absprache mit den nahestehenden Bezugspersonen<br />

<strong>und</strong> den Pflegeverantwortlichen beim Aufstehen, Aufsitzen <strong>und</strong> Gehen sowie<br />

beim Waschen von Gesicht <strong>und</strong> Händen. Auch die Befeuchtung von Lippen <strong>und</strong><br />

M<strong>und</strong> ist möglich. Voraussetzung ist dafür stets e<strong>in</strong>e vorausgehende Anleitung der<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen.<br />

Unter E<strong>in</strong>bezug von <strong>Freiwil</strong>ligen wurden im Auftrag der Ges<strong>und</strong>heitsbehörden des<br />

Kantons Waadt die Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten<br />

Prozess systematisch erhoben. Das Ergebnis steht uns nicht <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

2.1.7 Schnittstellen <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit <strong>in</strong> Institutionen <strong>und</strong> im ambulanten Bereich<br />

Nahestehende Bezugspersonen, Fachpersonen, <strong>in</strong>formelle <strong>und</strong> formelle <strong>Freiwil</strong>lige<br />

arbeiten <strong>in</strong> der Palliative Care eng zusammen. Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />

werden laut Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) vorwiegend <strong>in</strong> Kompetenzüberschreitungen<br />

oder fehlenden Fachkenntnissen geortet. Gerade deshalb erachten wir<br />

es als wichtig, dass die Aufgaben der beiden Gruppen klar geregelt werden.<br />

14


In unseren Interviews wurde deutlich, dass die Abgrenzung der <strong>Freiwil</strong>ligenaufgaben<br />

zu Aufgaben der Professionellen <strong>in</strong> der ambulanten Betreuungsarbeit schwieriger ist<br />

als im stationären Bereich. Dies, weil zu Hause oft ke<strong>in</strong>e Fachperson anwesend ist<br />

<strong>und</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligen manchmal rasch alle<strong>in</strong>e entscheiden müssen (z.B. <strong>in</strong> der Nachtwache).<br />

Die Notwendigkeit von schriftlichen Vere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong> Form von Pflichtenheften oder<br />

Delegationsvere<strong>in</strong>barungen (Anhang 4) wurde <strong>in</strong> den Interviews als zentrales Element<br />

für e<strong>in</strong> gutes Zusammenspiel zwischen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> Fachpersonen betont.<br />

Bewährt hat sich weiter, dass die E<strong>in</strong>satzleitung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Erstgespräch mit den Kranken <strong>und</strong> ihren nahestehenden Bezugspersonen die Bedürfnisse<br />

<strong>und</strong> Erwartungen vor Ort erfasst <strong>und</strong> Abmachungen zu den gewünschten<br />

Tätigkeiten trifft.<br />

Als wichtigste Ansprechpartner<strong>in</strong> der Berufsfachleute gilt im ambulanten Bereich die<br />

Spitex. E<strong>in</strong>zelne Organisationen setzen nur <strong>Freiwil</strong>lige e<strong>in</strong>, wenn diese die Möglichkeit<br />

haben, die Spitex r<strong>und</strong> um die Uhr telefonisch kontaktieren zu können. Oft fragen<br />

nahestehende Bezugspersonen sehr kurzfristig für <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze an, manchmal<br />

bereits für die bevorstehende Nacht. In diesem Fall, betonen e<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Experten, muss die Zusammenarbeit mit der Spitex auch kurzfristig geregelt<br />

werden können. Diese wird geschätzt <strong>und</strong> funktioniert gut.<br />

In stationären E<strong>in</strong>richtungen ist die 24 St<strong>und</strong>en-Präsenz e<strong>in</strong>er Fachperson meist gegeben<br />

(nachts zum Teil <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pikettdienstes). Besonders <strong>in</strong> spezialisierten<br />

stationären Palliative Care-E<strong>in</strong>richtungen, wo die <strong>Freiwil</strong>lige Teil des Betreuungsteams<br />

s<strong>in</strong>d, haben <strong>Freiwil</strong>lige r<strong>und</strong> um die Uhr e<strong>in</strong>e Ansprechperson. Es bestehen<br />

auch häufiger Gelegenheiten zum Austausch.<br />

Für e<strong>in</strong> gutes Zusammenspiel zwischen bezahlten Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen ist<br />

der gegenseitige Kontakt gezielt zu fördern. In den Interviews wurde dies so formuliert:<br />

„Man sollte nicht Feste für die <strong>Freiwil</strong>ligen alle<strong>in</strong>e machen, sondern sie müssen<br />

für alle Feste <strong>und</strong> Feiern der Institution selbstverständlich e<strong>in</strong>geladen se<strong>in</strong>“.<br />

Der E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen, die e<strong>in</strong>en ges<strong>und</strong>heits- oder sozialberuflichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

haben, wird von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten unterschiedlich beurteilt:<br />

E<strong>in</strong>e Organisation setzt bewusst ke<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligen aus solchen Berufen e<strong>in</strong>,<br />

um der Gefahr der Kompetenzüberschneidungen vorzubeugen.<br />

E<strong>in</strong>zelne Organisationen treffen bei <strong>Freiwil</strong>ligen mit entsprechender Vorbildung<br />

spezifische vertragliche Regelungen für besondere Situationen, dies <strong>in</strong> Absprache<br />

mit den Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen <strong>und</strong> den<br />

Fachpersonen.<br />

In e<strong>in</strong>er Organisation wird betont, dass gerade solche <strong>Freiwil</strong>lige sich besonders<br />

gut <strong>und</strong> klar abgrenzen den Aufgaben der bezahlten Fachperson, weil sie<br />

zum Beispiel nach e<strong>in</strong>er pflegerischen Berufstätigkeit bewusst die Andersartigkeit<br />

der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> suchen („e<strong>in</strong>mal Zeit haben, nicht immer Ziele verfolgen<br />

müssen“).<br />

15


Die Abgrenzung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>zur</strong> bezahlten Tätigkeit ist möglich, wenn <strong>Freiwil</strong>lige<br />

sich am folgenden Gr<strong>und</strong>satz orientieren. <strong>Freiwil</strong>lige s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Lückenbüsser<br />

für professionelle Arbeit, sondern haben ihr eigenständiges Tätigkeitsfeld <strong>und</strong> Kompetenzprofil.<br />

Sie sollen deshalb auch nicht wie bezahlte Personen behandelt werden.<br />

Denn <strong>Freiwil</strong>lige haben e<strong>in</strong>e andere Motivation, wie dies e<strong>in</strong>e Expert<strong>in</strong> folgendermassen<br />

formuliert: „Die Rolle ist ke<strong>in</strong> beruflicher Auftrag <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det ausserhalb der beruflichen<br />

Strukturen statt“.<br />

2.2 Kompetenzen<br />

In der Schweiz wie im Ausland existieren diverse Kompetenzbeschreibungen für<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care. Ke<strong>in</strong>e dieser Beschreibungen geniesst bei den Akteur<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Akteuren e<strong>in</strong>e so breite Anerkennung, dass sie als Modell übernommen<br />

werden könnte.<br />

Der Sozialzeitausweis vom „Forum <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>“ be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en ausführlichen<br />

allgeme<strong>in</strong>en Katalog von Kompetenzen, gegliedert nach fachlichen, methodischen,<br />

personalen <strong>und</strong> sozialen Fähigkeiten (Spahr, 2004). Der Katalog dient als Gr<strong>und</strong>lage<br />

der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong> kann für spezifische Tätigkeitsgebiete ergänzt<br />

<strong>und</strong> verändert werden.<br />

Im Kanton Waadt wurde mit Hilfe e<strong>in</strong>er standardisierten Methode e<strong>in</strong>e genaue Aufgabenerhebung<br />

durchgeführt (sogenannter DACUM-Prozess: Develop A CUrriculuM;<br />

Hoenger et al., 2008).<br />

Die „Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care“ verzichten auf<br />

e<strong>in</strong>en detaillierten Kompetenzkatalog, nennen aber sieben Schlüsselkompetenzen<br />

(Anhang 3).<br />

2.2.1 Beschreibung der Kompetenzen<br />

In Bezug auf die Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care orientieren sich<br />

die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten unterschiedlichen Vorgaben:<br />

eigene Gr<strong>und</strong>sätze, Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Ziele<br />

Standards von Benevol<br />

Leitl<strong>in</strong>ien <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />

Lernziele der Kursangebote<br />

Caritas Schlüsselkompetenzen<br />

Rückmeldungen von K<strong>und</strong>en, Spitex etc.<br />

Reflexion mit kont<strong>in</strong>uierlichem geme<strong>in</strong>samem Lernen <strong>in</strong> der Gruppe<br />

16


Die von den Interviewpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -partnern genannten Kompetenzen lassen<br />

sich thematisch gliedern:<br />

Am häufigsten werden soziale Kompetenzen genannt, durch welche e<strong>in</strong>e Beziehung<br />

gestaltet werden kann. Insbesondere Da-Se<strong>in</strong>, zuhören <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>fühlen können,<br />

Vertrauenswürdigkeit, Toleranz <strong>und</strong> Abgrenzungsfähigkeit werden <strong>in</strong> diesem<br />

Zusammenhang genannt.<br />

Persönliche Ressourcen wie Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Belastbarkeit werden ebenfalls <strong>in</strong> den<br />

Interviews sehr häufig angesprochen. Beispiele s<strong>in</strong>d hier die die physische <strong>und</strong> psychische<br />

Stabilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.<br />

Als situative Voraussetzungen werden oft Flexibilität <strong>und</strong> Disponibilität erwähnt, die<br />

regelmässige wie auch kurzfristige E<strong>in</strong>sätze ermöglichen.<br />

Verlangt wird auch e<strong>in</strong> Verständnis der Gr<strong>und</strong>lagen von Palliative Care sowie die<br />

Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft <strong>zur</strong> Reflexion beim Besuch von Weiterbildung <strong>und</strong> Supervision.<br />

Ebenfalls genannt wird die Notwendigkeit, sich an Vere<strong>in</strong>barungen zu halten (z.B.<br />

bei pflegerischen Handreichungen), Situationen adäquat wahrzunehmen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Team zu arbeiten <strong>und</strong> die eigene Rolle zu kennen.<br />

2.2.2 Ausbildungsniveaus palliative ch<br />

„SwissEduc“, die für Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung zuständige Arbeitsgruppe von palliative<br />

ch, hat verschiedene Ausbildungsniveaus für Fachpersonen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

def<strong>in</strong>iert (palliative ch, 2002) (Anhang 5). Für den <strong>Freiwil</strong>ligenbereich wurde bisher<br />

von „SwissEduc“ ke<strong>in</strong>e Kompetenzbeschreibung erstellt, die Arbeitsgruppe von palliative<br />

ch wäre jedoch daran <strong>in</strong>teressiert, an e<strong>in</strong>er solchen mitzuwirken.<br />

Bei den <strong>in</strong>terviewten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten s<strong>in</strong>d die Arbeiten von palliative ch zu<br />

den Ausbildungsniveaus noch wenig bekannt. Es gibt jedoch auch e<strong>in</strong>ige befragte<br />

Personen, die sich daran orientieren, obwohl die Beschreibungen nicht explizit auf<br />

die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> zugeschnitten s<strong>in</strong>d (Niveau A1/A2). Im H<strong>in</strong>blick auf mehr Durchlässigkeit<br />

zwischen der <strong>Freiwil</strong>ligen- <strong>und</strong> der Berufsbildung s<strong>in</strong>d die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Experten der Me<strong>in</strong>ung, es brauche e<strong>in</strong>e spezifische Kompetenzbeschreibung für<br />

<strong>Freiwil</strong>lige, sozusagen „als Hilfe, aber nicht analog zu Berufskompetenzen. Es ist ja<br />

gerade der Reichtum der <strong>Freiwil</strong>ligen, dass sie nicht <strong>in</strong> beruflichen Strukturen <strong>in</strong>tegriert<br />

s<strong>in</strong>d, sondern ‚natürlich‘ auf die Situation e<strong>in</strong>gehen“. Die befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Experten weisen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf h<strong>in</strong>, dass die Tätigkeitsbereiche<br />

der <strong>Freiwil</strong>ligen e<strong>in</strong>e grosse Spannbreite aufweisen. Deshalb bezweifeln sie, ob<br />

es möglich <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll ist, für alle <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care dieselben Kompetenzen<br />

zu def<strong>in</strong>ieren. Sie befürchten, dass „gewisse Leute dann ausgeschlossen<br />

würden“. In diesem S<strong>in</strong>ne werden Empfehlungen dann begrüsst, wenn sie nicht zu<br />

17


detailliert <strong>und</strong> rigide s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> der Umsetzung 6 genügend Gestaltungsspielraum<br />

lassen.<br />

2.3 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Bildung</strong>sangebote<br />

Bei der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>er grossen Vielfalt an Angeboten begegnet. In der Schweiz existieren<br />

fünf Organisationen, die national, überregional oder kantonal <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care anbieten (Anhänge 6 <strong>und</strong> 7). Daneben gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

an Organisationen (teilweise auch kirchliche Kreise mit Fokus auf religiösem<br />

<strong>und</strong>/oder spirituellem Beistand) oder Personen mit unterschiedlichen Angeboten <strong>und</strong><br />

spezifischen Profilen (z.B. Gabriel Looser oder Rosette Poletti).<br />

2.3.1 <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Die Schweiz ist mehr oder weniger flächendeckend mit <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

abgedeckt. In den Kantonen ohne Angebote 7 hat die Bevölkerung <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er zumutbaren Reisezeit Zugang zu regional ausgeschriebenen Kursangeboten.<br />

Im Gegensatz zu anderen Regionen der Schweiz haben wir <strong>in</strong> den Kantonen Wallis<br />

<strong>und</strong> Freiburg nur wenige <strong>und</strong> eher kürzer dauernde Angebote gef<strong>und</strong>en.<br />

Meist wird die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung von grossen Organisationen mit viel Erfahrung <strong>in</strong><br />

diesem Sektor angeboten. E<strong>in</strong>ige Organisationen bilden <strong>Freiwil</strong>lige aus, setzen sie<br />

e<strong>in</strong> <strong>und</strong> unterstützen sie, andere bieten nur <strong>Bildung</strong> an. Bei letzeren dauern die Kurse<br />

<strong>in</strong> der Regel länger. Palliative ch, die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Mediz<strong>in</strong>,<br />

Pflege <strong>und</strong> Begleitung, bietet direkt ke<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong> an, schreibt aber auf se<strong>in</strong>er<br />

Homepage e<strong>in</strong>ige Kurse von Mitgliederorganisationen (mit Label „standards & stars“)<br />

aus, die auch an <strong>Freiwil</strong>lige gerichtet s<strong>in</strong>d.<br />

Je nach E<strong>in</strong>satzbereich oder Lebensphase der Betroffenen haben <strong>Freiwil</strong>lige unterschiedliche<br />

<strong>Bildung</strong>sbedürfnisse. Neben den Kursen der Basisbildung, gibt es deshalb<br />

auch weitere spezifische <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige. Beispielsweise gibt<br />

es Angebote für <strong>Freiwil</strong>lige, die auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Zielgruppe abgestimmt s<strong>in</strong>d (z.B.<br />

Kurse für die Begleitung von Krebskranken oder von Alzheimerbetroffenen, etc.).<br />

E<strong>in</strong>ige Organisationen bieten die <strong>Bildung</strong> geme<strong>in</strong>sam an, vernetzen sich <strong>und</strong> nutzen<br />

Synergien. Im Kanton Graubünden z.B. arbeitet Caritas zusammen mit dem Kloster<br />

6 Mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche Umsetzung von Kompetenzvorgaben für die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> sollten die<br />

Arbeiten nach Ansicht der Auftraggebenden dieses <strong>Konzept</strong>s <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />

für e<strong>in</strong> nationales <strong>Bildung</strong>skonzept <strong>in</strong> der Palliative Care geschehen. Dieses bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong><br />

Arbeit („<strong>Nationales</strong> <strong>Bildung</strong>skonzept: Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategisches Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />

(Empfehlungen)“, Massnahme im Bereich der formalen <strong>Bildung</strong>, vgl. „Nationale Strategie Palliative<br />

Care 2010-2012“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 43-44 <strong>und</strong> S. 57)).<br />

7 Solothurn, Glarus, Uri, Unterwalden, Zug, Appenzell, Schaffhausen <strong>und</strong> Freiburg (deutschsprachiger<br />

Teil)<br />

18


Ilanz, im Kanton Basel Stadt das SRK <strong>und</strong> GGG Voluntas. Zwischen Organisationen,<br />

die nur E<strong>in</strong>sätze vermitteln <strong>und</strong> solchen, die <strong>Bildung</strong> anbieten, haben sich ebenfalls<br />

partnerschaftliche Beziehungen entwickelt: Der Vere<strong>in</strong> „Schwerkranke begleiten“ der<br />

Region Thun beispielsweise, nutzt konsequent das <strong>Bildung</strong>sangebot des SRK; e<strong>in</strong>ige<br />

Hospizgruppen verweisen <strong>in</strong> ihren Internetauftritten auf die Kurse von Caritas; die<br />

Krebsliga des Kantons Waadt macht auf das <strong>Bildung</strong>sangebot der Fondation „Rive<br />

Neuve“ aufmerksam.<br />

Die Kursangebote der grossen Anbieter <strong>in</strong> der Schweiz werden ausgeschrieben <strong>und</strong><br />

stehen allen an der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong>teressierten Personen (formelle <strong>und</strong> <strong>in</strong>formelle<br />

<strong>Freiwil</strong>lige) offen.<br />

In den Inhalten <strong>und</strong> der didaktischen Ausrichtung der Kurse besteht e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Übere<strong>in</strong>stimmung. Im Umfang variieren die Kurse h<strong>in</strong>gegen zwischen zwei Tagen<br />

<strong>und</strong> bis zu 120 St<strong>und</strong>en („Entrelacs“ <strong>in</strong> Genf; die Reformierte Landeskirche Aargau:<br />

60 St<strong>und</strong>en). Als Abschlussbesche<strong>in</strong>igung werden Kursbestätigungen oder Zertifikate<br />

erteilt, die an unterschiedliche Bed<strong>in</strong>gungen geknüpft s<strong>in</strong>d (z.B. Praktikum, Selbstreflexionsarbeit<br />

etc.). Die grösste <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> methodisch-didaktische Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Kursen von Caritas <strong>und</strong> SRK (Anhänge 8 <strong>und</strong> 9). Sie<br />

zeigen e<strong>in</strong>e ähnliche Dauer (ab 50 Std.) <strong>und</strong> vermitteln ähnliche Themen.<br />

Organisationen, die ke<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong> anbieten, wissen <strong>in</strong> der Regel, welche Kurse sie<br />

ihren <strong>Freiwil</strong>ligen empfehlen wollen. Die <strong>Bildung</strong>sangebote „Passage“ (SRK) <strong>und</strong><br />

„Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase“ (Caritas) haben bei vielen der befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Experten e<strong>in</strong>e hohe Bekanntheit sowie Akzeptanz: Die Inhalte der <strong>Bildung</strong>sangebote<br />

werden positiv beurteilt, dem Praxisbezug <strong>und</strong> der Selbstreflexion<br />

könnte aber gemäss den Befragten e<strong>in</strong> höherer Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt werden.<br />

In e<strong>in</strong>igen Kantonen s<strong>in</strong>d im Bereich von Palliative Care breitangelegte, kürzere Informations-<br />

<strong>und</strong> Sensibilisierungsanlässe für die <strong>in</strong>teressierte Bevölkerung <strong>in</strong> Planung.<br />

Diese dienen auch der Werbung für die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />

E<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten erklären die vorbereitende <strong>Bildung</strong> als Pflicht für die<br />

<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care. Andere lassen es den <strong>Freiwil</strong>ligen offen,<br />

wann sie e<strong>in</strong>en Kurs besuchen <strong>und</strong> welche <strong>Bildung</strong> sie wollen. Es gibt auch e<strong>in</strong>zelne<br />

Stimmen, die e<strong>in</strong>er praxisbezogenen <strong>Bildung</strong> – mehrere Module auf e<strong>in</strong>em längeren<br />

Zeitraum verteilt – den Vorzug geben. E<strong>in</strong>e Expert<strong>in</strong> lehnt <strong>Bildung</strong> vor dem <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz<br />

sogar ausdrücklich ab <strong>und</strong> macht damit sehr gute Erfahrungen: „So werden<br />

sie quasi on the job geschult.“<br />

E<strong>in</strong> Vorbereitungskurs auf e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit soll nach Me<strong>in</strong>ung der Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Experten durchaus verschiedenen <strong>in</strong>teressierten Personen offen stehen, die<br />

Gruppe soll jedoch nicht zu heterogen zusammengesetzt se<strong>in</strong>: Denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gemischten<br />

Gruppe bestehend aus <strong>Freiwil</strong>ligen, Angehörigen oder anderen nahestehende<br />

Bezugspersonen, Pflegefachpersonen <strong>und</strong> weiteren „e<strong>in</strong>fach Interessierten“<br />

können Rollenfragen oft zu wenig genau behandelt werden.<br />

Für <strong>Freiwil</strong>lige, die <strong>in</strong> besonders herausfordernden Bereichen <strong>und</strong> Situationen tätig<br />

s<strong>in</strong>d (z.B. Betreuung von Krebskranken <strong>in</strong> der letzten Phase, Begleitung von sterbenden<br />

K<strong>in</strong>dern etc.) braucht es nach e<strong>in</strong>em Vorbereitungskurs auch weitere speziel-<br />

19


le <strong>Bildung</strong>sangebote. Regelmässigen, oft ganztägigen Treffen zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />

Thema oder externen Kursen wird viel Gewicht e<strong>in</strong>geräumt.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der grossen Vielfalt an <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige befürworteten<br />

fast alle Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten e<strong>in</strong> nationales Rahmenkonzept für die<br />

<strong>Freiwil</strong>ligenbildung.<br />

2.3.2 Chancen <strong>und</strong> Gefahren e<strong>in</strong>es Labels<br />

In der Zertifizierung von Erwachsenenbildungsorganisationen ist „eduQua“ richtungsgebend.<br />

Der Aufwand für den Erwerb e<strong>in</strong>es solchen Zertifikates ist sehr gross.<br />

Deshalb eignet sich diese Zertifizierung nur für grössere <strong>Bildung</strong>sanbietende (z.B.<br />

s<strong>in</strong>d die Kantonalverbände des SRK eduQua-zertifiziert; Caritas-Verbände s<strong>in</strong>d ISOzertifiziert).<br />

Für kle<strong>in</strong>ere <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen, die eigene <strong>Bildung</strong>sangebote haben,<br />

ist der Aufwand für e<strong>in</strong>e solche Zertifizierung zu aufwändig. Für jene kann e<strong>in</strong><br />

Label für <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> spannend se<strong>in</strong>. Die Vergabe von Labels, im S<strong>in</strong>ne des<br />

verb<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>haltens gewisser Standards <strong>und</strong> Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien, hat im Bereich<br />

der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> bereits Tradition:<br />

BENEVOL Schweiz def<strong>in</strong>iert für Weiterbildungsangebote <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

M<strong>in</strong>imalanforderungen <strong>und</strong> vergibt das Label „BENEVOL Schweiz zertifizierte<br />

<strong>Bildung</strong>“.<br />

Die Arbeitsgruppe „SwissEduc“ von palliative ch hat e<strong>in</strong> Selbstevaluationsverfahren<br />

entwickelt <strong>und</strong> vergibt die so genannten „standards & stars“ im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>es Labels. Zwar ist das Verfahren bis jetzt auf die formale <strong>Bildung</strong> ausgerichtet<br />

(d.h. für Berufsfachpersonen), e<strong>in</strong>zelne <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen orientieren<br />

sich dennoch an die niedrigste dort beschriebene Stufe.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e nationale Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Qualitätssicherung der <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />

<strong>Support</strong>angebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care befürworten die befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Experten die Idee e<strong>in</strong>es Labels gr<strong>und</strong>sätzlich. Es würde verschiedene<br />

<strong>Support</strong>- <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>sanbietende dazu veranlassen, ihr Angebot qualitativ zu überprüfen<br />

<strong>und</strong> zu verbessern. Dadurch wird auch die Zusammenarbeit <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />

gefördert. Für <strong>Freiwil</strong>lige, die e<strong>in</strong>e Organisation oder e<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong>sangebot auswählen<br />

wollen, bietet e<strong>in</strong> Label e<strong>in</strong>e Orientierung.<br />

Mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Labels befürchten e<strong>in</strong>ige der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Experten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> der Gestaltung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

<strong>und</strong> warnen vor e<strong>in</strong>er zu starken,mit grossem Aufwand verb<strong>und</strong>enen Reglementierung.<br />

Das Verfahren sollte nach ihren Aussagen sehr deshalb e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong> effizient<br />

se<strong>in</strong>. Es sollte sich zum Beispiel auf Schlüsselkompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen konzentrieren<br />

<strong>und</strong> nicht zu detaillierte Anforderungen stellen an die Struktur <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Nach Aussagen der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten darf die Bedeutung e<strong>in</strong>es<br />

Labels nicht überschätzt werden; zentral für die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung sei vielmehr e<strong>in</strong>e<br />

der Philosophie der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> entsprechende Methodik.<br />

20


Insgesamt haben die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten <strong>in</strong>teressiert auf die Idee e<strong>in</strong>es Labels<br />

reagiert, es dürfte aber auf ke<strong>in</strong>en Fall e<strong>in</strong>e Verpflichtung dazu bestehen.<br />

2.3.3 <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf die Schweizerische<br />

<strong>Bildung</strong>ssystematik<br />

Haben <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige e<strong>in</strong>en Bezug <strong>zur</strong> Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik?<br />

Dieser Frage s<strong>in</strong>d wir nachgegangen, <strong>in</strong>dem wir<br />

mit dem B<strong>und</strong>esamt für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie (BBT) Kontakt aufgenommen,<br />

die <strong>Bildung</strong>spläne der beruflichen Gr<strong>und</strong>bildungen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesens<br />

<strong>in</strong> Bezug auf Palliative Care konsultiert <strong>und</strong><br />

die Aussagen der <strong>in</strong>terviewten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten ausgewertet haben.<br />

Im Bericht des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes über e<strong>in</strong>e neue Weiterbildungspolitik<br />

des B<strong>und</strong>es wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass „nicht-formale Zertifikate<br />

transparent zu gestalten <strong>und</strong> die vermittelten Kompetenzen aufzuzeigen“ s<strong>in</strong>d (Absatz<br />

3.4, Anschluss an das <strong>Bildung</strong>ssystem). „Dadurch wird es möglich, Bezüge zum<br />

formalen System herzustellen <strong>und</strong> die Anrechnung von <strong>Bildung</strong>sleistungen zu erleichtern.“<br />

(EVD, 2009)<br />

E<strong>in</strong>e Umsetzung dieser Empfehlung würde bedeuten, dass Kurskonzepte für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

sich <strong>in</strong> Begrifflichkeiten <strong>und</strong> im Aufbau ihrer Rahmenkonzepte so weit als möglich<br />

an die <strong>Bildung</strong>sgänge der Sek<strong>und</strong>arstufe II der Bereiche Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales<br />

anlehnen sollten. Für Kursteilnehmende, die später e<strong>in</strong>e „Validation des acquis“<br />

oder e<strong>in</strong>en verkürzten Berufsbildungsgang wählen, spielt dies unseres Erachtens<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Dies vor allem deshalb, weil im <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care besonders ausgeprägt Kommunikations-, Sozial- <strong>und</strong> Persönlichkeitskompetenzen<br />

erworben werden.<br />

Gemäss E<strong>in</strong>schätzungen der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten, welche <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der<br />

Palliative Care bilden, bee<strong>in</strong>flusste der Kursbesuch im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich den Schritt<br />

zum Abschluss e<strong>in</strong>er Berufsbildung positiv. Das Wissen, dass die <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

erworbenen Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Validation des acquis“ angerechnet werden<br />

können, steigert die Motivation, e<strong>in</strong>en Beruf zu lernen. Da heute vorwiegend<br />

Menschen gegen Ende des Erwerbsalters oder später <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care leisten, beurteilen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten den Handlungsbedarf <strong>in</strong><br />

diesen Fragen nicht als dr<strong>in</strong>glich. Unserer Me<strong>in</strong>ung nach könnte es <strong>in</strong> Zukunft dennoch<br />

e<strong>in</strong> Argument für die Motivation jüngerer Menschen se<strong>in</strong>, dass die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung<br />

<strong>und</strong> Arbeitserfahrung als <strong>Freiwil</strong>lige auch beruflich relevant werden können.<br />

Für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ist es auf jeden Fall empfehlenswert,<br />

absolvierte Kurse <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzleistungen der <strong>Freiwil</strong>ligen konsequent schriftlich zu<br />

bestätigen <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e allfällige „Validation des acquis“ zu dokumentieren.<br />

21


In diesem Zusammenhang haben wir untersucht, <strong>in</strong>wieweit sich zwischen den Kompetenzen<br />

der Kurse der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>und</strong> den Kompetenzen der Berufsausbildungen<br />

der Sek<strong>und</strong>arstufe II <strong>in</strong> den Bereichen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales (Fa-<br />

Ge/FaBe/Attest G+S) Verb<strong>in</strong>dungen oder Überschneidungen ergeben (Anhang 10).<br />

Wir haben den Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK ebenfalls <strong>in</strong> diesen Vergleich e<strong>in</strong>bezogen,<br />

weil er erfahrungsgemäss oft von Interessierten absolviert wird, die e<strong>in</strong>e Tätigkeit<br />

<strong>in</strong> der Pflege suchen. Der Vergleich konnte leider nur grob gemacht werden, weil<br />

die Gr<strong>und</strong>lagen von Seiten der Berufsbildung unvollständig oder unterschiedlich waren.<br />

Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den verschiedenen <strong>Bildung</strong>splänen zeigte, dass <strong>in</strong> den<br />

Berufsbildungsgängen wie auch im Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK wenig Kompetenzen<br />

genannt werden, die sich explizit auf den Bereich der Palliative Care beziehen<br />

(FaGe: 30 Lektionen von 1040 Fachlektionen). Allerd<strong>in</strong>gs enthalten die Rahmenlehrpläne<br />

viele Kompetenzen, Fähigkeiten <strong>und</strong> Haltungen, die <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care zum Tragen kommen.<br />

Die beruflichen Kompetenzen <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> den <strong>Bildung</strong>sverordnungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>splänen auf nicht universitärer Ebene s<strong>in</strong>d noch im Aufbau (z.B. Assistent/-<strong>in</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales EBA, die zweijährige Gr<strong>und</strong>bildung mit Attest wird<br />

2012 schweizweit e<strong>in</strong>geführt). Deshalb muss der hier präsentierte Vergleich zwischen<br />

den Angeboten der Berufs- <strong>und</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt 8 mit den zuständigen Organisationen der Arbeitswelt (OdASanté, SA-<br />

VOIRSOCIAL) wiederholt werden. Dennoch macht die Gegenüberstellung bereits<br />

deutlich, dass die Schlüsselkompetenzen der Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich zu<br />

denjenigen der Berufsbildungen vor allem <strong>in</strong> den Feldern Kommunikation, Ethik <strong>und</strong><br />

Haltungen liegen ( z.B. „Ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gefühl der Hilflosigkeit aushalten“). Dies<br />

s<strong>in</strong>d klare Stärken der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />

Die im Feld tätigen Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten äussern im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Skepsis gegenüber e<strong>in</strong>er zu starken Orientierung der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung an der (formalen)<br />

Berufsbildung. Es gelte vielmehr, die Kultur <strong>und</strong> die Strukturen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />

zu berücksichtigen. Die Motivation der <strong>Freiwil</strong>ligen sei nicht berufsbezogen,<br />

sondern als zivilgesellschaftliches Engagement zu verstehen.<br />

2.4 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Support</strong>angebote<br />

Unter <strong>Support</strong> werden alle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verstanden, durch welche die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care ihre Aufgabe wirkungsvoll erfüllen können. Aufgr<strong>und</strong><br />

Auswertung der Interviews s<strong>in</strong>d die folgenden sechs Punkte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />

zentral:<br />

1. Gestaltung der E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen: Den <strong>Freiwil</strong>ligen steht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung<br />

<strong>zur</strong> Verfügung, welche für sie im vere<strong>in</strong>barten Rahmen erreichbar ist. Die E<strong>in</strong>satzlei-<br />

8 d.h. nach der Umsetzung des Nationalen <strong>Bildung</strong>skonzepts: „Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategi-<br />

sches Gr<strong>und</strong>lagenpapier (Empfehlungen)“.<br />

22


tung begleitet die <strong>Freiwil</strong>ligen eng <strong>und</strong> unterstützt sie auf deren Wunsch h<strong>in</strong> <strong>in</strong> problematischen<br />

Situationen. Sie trifft mit ihnen Vere<strong>in</strong>barungen zu den Rechten <strong>und</strong><br />

Pflichten der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>und</strong> führt auch Standortgespräche durch. Dadurch<br />

schafft die E<strong>in</strong>satzleitung für die <strong>Freiwil</strong>ligen e<strong>in</strong>en Rahmen von Sicherheit <strong>und</strong> Zugehörigkeit.<br />

Sie plant <strong>und</strong> vermittelt die E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> Institutionen oder zu Hause, generiert<br />

neue E<strong>in</strong>satzfelder oder vermittelt die <strong>Freiwil</strong>ligen unter Umständen auch an<br />

Partnerorganisationen.<br />

2. Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen: Die <strong>Freiwil</strong>ligen werden nach festgelegten Kriterien<br />

(Anforderungsprofil, Bereitschaft für Vere<strong>in</strong>barung) <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>em bestimmten Prozedere<br />

(Fragebogen, Gespräch) ausgewählt. Dies geschieht manchmal erst nach<br />

e<strong>in</strong>em abgeschlossenen Basiskurs oder nach e<strong>in</strong>em Praktikum. Nur e<strong>in</strong>e der befragten<br />

Personen gibt an, dass ihre Organisation auf e<strong>in</strong> Aufnahmeverfahren verzichtet.<br />

Sie stützt sich dabei auf die Selbstverantwortung der Interessierten <strong>und</strong> achtet nach<br />

Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>sätze auf die Reaktionen von Angehörigen <strong>und</strong> anderen nahestehenden<br />

Bezugspersonen oder auf die Rückmeldungen der Spitex.<br />

3. Austausch, Intervision, Gespräche, Fallbesprechungen: Dem Kontakt <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gruppe kommt e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung zu. Der regelmässige Austausch<br />

(z.B. monatlich, unterschiedlich strukturiert) dient der Besprechung wichtiger Themen<br />

<strong>und</strong> schwieriger Situationen, aus denen gelernt werden kann.<br />

4. Supervision, Fallbesprechungen <strong>und</strong> Weiterbildungen: Die Supervision oder<br />

die Fallbesprechung unter fachlicher Leitung werden entweder regelmässig oder<br />

nach Bedarf angeboten <strong>und</strong> dienen dem vertieften Lernen aus der Erfahrung. Dabei<br />

kommen Themen wie Abgrenzung, Aushalten können oder die Angst vor Sterben<br />

<strong>und</strong> Tod <strong>zur</strong> Sprache.<br />

5. Zusammenhalt: Der gute Kontakt untere<strong>in</strong>ander, Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung<br />

für die Tätigkeit (auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es schriftlichen Nachweises) <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Anlässe (z.B. Feier) s<strong>in</strong>d zentrale Aspekte für den Zusammenhalt <strong>in</strong> der Gruppe(„le<br />

développement d’une convivialité“). <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care sollten<br />

nicht alle<strong>in</strong>e agieren: „Es ist unbed<strong>in</strong>gt wichtig, die <strong>Freiwil</strong>ligen nicht alle<strong>in</strong> zu lassen,<br />

sonst s<strong>in</strong>d sie schnell erschöpft <strong>und</strong> ausgelaugt“.<br />

6. Organisation der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Region: Es stehen regionale oder<br />

kantonale Stellen <strong>zur</strong> Verfügung, welche die Ausbildung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care kantonal oder regional organisieren. Sie fördern den Auf- <strong>und</strong> Ausbau von<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen<strong>in</strong>itiativen <strong>und</strong> sensibilisieren die Öffentlichkeit (z.B. geme<strong>in</strong>sam mit regionalen<br />

Palliative Care-Netzwerken).<br />

Die Caritas-Standards nennen erstmals für die ganze Schweiz (ohne Tess<strong>in</strong>) die Bed<strong>in</strong>gungen<br />

für den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care. Caritas<br />

(2010) stellt onl<strong>in</strong>e acht Dokumenten-Vorlagen für die <strong>in</strong>dividuelle Verwendung <strong>zur</strong><br />

Verfügung (Vere<strong>in</strong>barungen, Statistik etc.). 9 Diese wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiten Vernehmlassung<br />

von vielen Organisationen begrüsst. Für die Caritas-Gruppen s<strong>in</strong>d sie verb<strong>in</strong>dlich.<br />

Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten bezogen sich mehrfach ausdrück-<br />

9 Der L<strong>in</strong>k zu den Dokumenten f<strong>in</strong>det sich im Kapitel 6.<br />

23


lich auf diese Caritas-Standards (Caritas, 2010, Anhang 3). Damit steht <strong>in</strong> diesem<br />

Bereich bereits e<strong>in</strong>e breit anerkannte Gr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

2.5 Schnittstelle zwischen <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Praxis<br />

Das Lernen <strong>in</strong> der Praxis ist für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care entscheidend, denn<br />

die vorbereitende <strong>Bildung</strong> umfasst <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>ige Tage. Deshalb ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen <strong>Bildung</strong>sanbietenden <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen zentral.<br />

Wir haben die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten gefragt, wie sie den Übergang zu den<br />

E<strong>in</strong>sätzen gestalten <strong>und</strong> ob e<strong>in</strong> Praktikum Teil der <strong>Bildung</strong> se<strong>in</strong> soll.<br />

In e<strong>in</strong>igen Organisationen werden sowohl <strong>Bildung</strong> als auch E<strong>in</strong>satz angeboten. Oft<br />

s<strong>in</strong>d dort die E<strong>in</strong>satzleitungen auch als Unterrichtende <strong>in</strong> den Kursen tätig. Diese<br />

Doppelrolle bewährt sich <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht. Die E<strong>in</strong>satzleitungen lernen die<br />

Teilnehmenden im Unterricht gut kennen <strong>und</strong> können ihre Eignung für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />

bereits zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt beurteilen. Ungeeignete Personen werden früh<br />

entdeckt (z.B. Personen, die auffallend rasch <strong>und</strong> viel urteilen, dom<strong>in</strong>ant s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

Gruppe oder schlecht zuhören können). Zudem profitiert die <strong>Bildung</strong> auch von den<br />

Praxiskenntnissen der E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong>. „Da Schulung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzort am gleichen Ort<br />

s<strong>in</strong>d, ist man nahe an den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> ihrem Praxisfeld <strong>und</strong> kann die <strong>Bildung</strong>sthemen<br />

bee<strong>in</strong>flussen.“<br />

E<strong>in</strong> Praktikum für <strong>Freiwil</strong>lige nach der Basisbildung wird mehrheitlich begrüsst. <strong>Bildung</strong><br />

<strong>und</strong> Praxiserfahrungen überschneiden sich oft <strong>und</strong> <strong>in</strong> diversen Formen <strong>und</strong> Abfolgen:<br />

Praktikum gegen Ende der <strong>Bildung</strong><br />

Ke<strong>in</strong> Praktikum, aber Begleitung der <strong>Freiwil</strong>ligen bei ihren ersten E<strong>in</strong>sätzen<br />

oder E<strong>in</strong>führung durch die Spitex<br />

Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen, dann praktischer E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen<br />

Kontext (z.B. onkologisches Ambulatorium, Hospiz), erst dann folgt <strong>Bildung</strong><br />

Weder vorbereitende <strong>Bildung</strong> noch e<strong>in</strong> Praktikum, sondern monatliche Treffen<br />

während des E<strong>in</strong>satzes<br />

Die Praktika werden mehrheitlich <strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen, aber teilweise auch<br />

bei <strong>Freiwil</strong>ligengruppen des ambulanten Bereichs absolviert. Damit genügend Praktikumsplätze<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehen, pflegen die <strong>Bildung</strong>sanbietenden die Beziehungen<br />

zu den Institutionen im Praxisfeld mit viel Aufwand. Die Praktika s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel<br />

begleitet durch e<strong>in</strong>e Fachperson der Institution (Pflegefachperson, Seelsorger<strong>in</strong> oder<br />

Seelsorger) oder durch die E<strong>in</strong>satzleitung. Die <strong>Freiwil</strong>ligen erhalten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Beurteilung am Schluss des Praktikums (mündliche Auswertung der Erfahrungen<br />

oder schriftlicher Praktikumsbericht).<br />

24


3 Gr<strong>und</strong>sätze<br />

3.1 Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Auf Basis der gesichteten Materialien <strong>und</strong> der durchgeführten Interviews leiten wir<br />

Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien ab (detaillierter siehe Anhang 11):<br />

<strong>Bildung</strong>sgr<strong>und</strong>sätze<br />

Der Zugang steht allen Interessierten offen.<br />

Die <strong>Bildung</strong> orientiert sich an den Aufgaben <strong>in</strong> der Praxis.<br />

Lern- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft s<strong>in</strong>d <strong>Bildung</strong>smotivation <strong>und</strong> –ziel.<br />

Formale Gr<strong>und</strong>sätze<br />

Die <strong>Bildung</strong>sangebote orientieren sich an den Kriterien des Schweizer Qualitätszertifikats<br />

für Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen eduQua, ohne e<strong>in</strong> solches Zertifikat konkret anzustreben.<br />

Fachliche Qualifikation <strong>und</strong> Praxiserfahrung (m<strong>in</strong>destens SVEB 1) s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />

für Unterrichtende der <strong>Bildung</strong>sanbietenden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätze für den <strong>Support</strong><br />

Es werden die Caritas-Standards (Caritas, 2010) mit ihren onl<strong>in</strong>e <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Hilfsmitteln für die Gestaltung des <strong>Support</strong>s empfohlen (Anhänge 3 <strong>und</strong> 4).<br />

Im Weiteren s<strong>in</strong>d die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> den Bereichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong><br />

Transkulturalität zu berücksichtigen, die allesamt relevant s<strong>in</strong>d für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />

den <strong>Support</strong> <strong>Freiwil</strong>liger <strong>in</strong> der Palliative Care (Anhang 11).<br />

25


3.2 Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität<br />

Gegenseitiger Respekt <strong>und</strong> Wertschätzung basieren auf gr<strong>und</strong>legenden Pr<strong>in</strong>zipien,<br />

welche <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care aufgr<strong>und</strong> ihrer Lebenserfahrung mitbr<strong>in</strong>gen,<br />

<strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> vertiefen <strong>und</strong> festigen sowie durch <strong>Support</strong> bestätigen <strong>und</strong> stärken.<br />

Diese Pr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d auch bei <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care nicht e<strong>in</strong>fach selbstverständlich<br />

vorhanden, sondern müssen immer wieder explizit <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen<br />

<strong>und</strong> neu erarbeitet werden. Jenny (2009) weist auf die Gefahr h<strong>in</strong>, dass Kranke,<br />

Sterbende oder Trauernde ausgegrenzt oder diskrim<strong>in</strong>iert werden. Neben der Art der<br />

Krankheit nennt sie das Lebensalter, die ethnische Herkunft, Religion, die Weltanschauung,<br />

die sexuelle Identität <strong>und</strong> das Geschlecht wie auch der f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong> soziale<br />

Status als mögliche Diskrim<strong>in</strong>ierungsgründe. Die Bedürfnisse verschiedener<br />

Gruppen, etwa nach Geschlecht oder Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d heute noch zu wenig<br />

bekannt (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010). Dies ist nicht unerheblich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feld, <strong>in</strong> welchem<br />

Frauen <strong>in</strong> allen Bereichen übervertreten s<strong>in</strong>d, sei es als Bewohner<strong>in</strong>nen von<br />

Pflegeheimen, als Pflegende <strong>und</strong> pflegende Angehörige wie auch als <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong><br />

der Palliative Care.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität Querschnittthemen,<br />

welche besondere Beachtung verdienen (Anhang 11). Alle drei genannten ethischen<br />

Pr<strong>in</strong>zipien münden geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtungsweise:<br />

<strong>Freiwil</strong>lige begegnen den kranken Menschen wie auch den familiären <strong>und</strong> professionellen<br />

Beteiligten als Individuen, respektvoll <strong>und</strong> menschlich wertschätzend, unabhängig<br />

von äusseren Merkmalen oder persönlichen Gegebenheiten.<br />

4 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> empfohlene Massnahmen<br />

Im folgenden Kapitel fassen wir den Kern der Ergebnisse kurz zusammen <strong>und</strong> formulieren<br />

auf dieser Basis Massnahmen. Wir s<strong>in</strong>d uns bewusst, dass nicht alle empfohlenen<br />

Massnahmen im E<strong>in</strong>flussbereich des B<strong>und</strong>es liegt, möchten sie aber dennoch<br />

als Anregung <strong>zur</strong> Diskussion stellen.<br />

4.1 Mehrwert e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Die Umsetzung e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts im S<strong>in</strong>ne von allgeme<strong>in</strong> gefassten Richtl<strong>in</strong>ien<br />

stösst bei den <strong>in</strong>terviewten Anbietenden auf Konsens; e<strong>in</strong>e zu starke Reglementierung<br />

wird von ihnen aber deutlich abgelehnt. Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />

legen Wert darauf, dass regional unterschiedliche Bedürfnisse <strong>und</strong> Spezialisierungen<br />

weiterh<strong>in</strong> Platz haben. <strong>Freiwil</strong>lige mit unterschiedlichen Tätigkeiten brauchen<br />

unterschiedliche <strong>Bildung</strong>. E<strong>in</strong>e zu strikte Orientierung der <strong>Bildung</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong><br />

26


der Palliative Care an Berufsbildungsvorgaben lässt sich somit nicht mit dem eigendynamischen<br />

zivilgesellschaftlichen Engagement der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> vere<strong>in</strong>baren.<br />

Die heutigen <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care unterscheiden<br />

sich nach unseren Recherchen nicht wesentlich. E<strong>in</strong>e noch bessere Übere<strong>in</strong>stimmung<br />

bezüglich <strong>in</strong>haltlicher <strong>Konzept</strong>ion, Beschreibung der Kompetenzen <strong>und</strong> Dauer<br />

der Angebote könnte aber die Wahrnehmung der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Öffentlichkeit stärken. E<strong>in</strong> nationales Rahmenkonzept kann die<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote vergleichbar machen <strong>und</strong> ihre Spezifität im Verhältnis <strong>zur</strong> beruflichen<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung aufzeigen. Ausserdem würde damit die Validierung von<br />

<strong>Bildung</strong>sleistungen erleichtert.<br />

In Bezug auf die Methodik sollte vor allem das Praxislernen def<strong>in</strong>iert werden. Da die<br />

Basisausbildung für diese Zielgruppen nur etwa 30 bis 60 St<strong>und</strong>en umfasst, haben<br />

das „learn<strong>in</strong>g on the job“ <strong>und</strong> das Reflektieren der Erfahrungen e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert.<br />

E<strong>in</strong> Praktikum erleichtert die Entscheidung für oder gegen den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Freiwil</strong>ligengruppe. Aber auch <strong>in</strong> diesem Bereich sollten gemäss Interviews verschiede<br />

Varianten Platz haben.<br />

Massnahme 1<br />

Wir empfehlen dem BAG zusammen mit den <strong>Bildung</strong>sanbietenden im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich<br />

<strong>und</strong> den Organisationen der Arbeitswelt unter E<strong>in</strong>bezug weiterer zuständiger<br />

Akteure, auf nationaler Ebene e<strong>in</strong> für die Palliative Care geme<strong>in</strong>sam getragenes<br />

Rahmenkonzept für die Basisbildung zu erarbeiten. Dieses darf nicht zu detailliert<br />

se<strong>in</strong>, sollte aber klare Richtl<strong>in</strong>ien bezüglich den Themen, der Dauer, den Schlüsselkompetenzen<br />

sowie der Methodik enthalten <strong>und</strong> auf bestehenden <strong>Konzept</strong>en aufbauen.<br />

Wirkungsziel: Die <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care orientieren<br />

sich an geme<strong>in</strong>samen Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> schaffen damit e<strong>in</strong>e Orientierung für die<br />

Zielgruppen.<br />

Informelle <strong>Freiwil</strong>lige leisten aus persönlicher Initiative heraus wertvolle Hilfen für<br />

Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben. Sie s<strong>in</strong>d selten organisiert <strong>und</strong> haben<br />

damit kaum Zugang zu <strong>Bildung</strong>, <strong>Support</strong> oder Beratung. In ländlichen Gebieten<br />

bilden sie geme<strong>in</strong>sam mit den Angehörigen <strong>und</strong> weiteren nahestehenden Bezugspersonen<br />

sowie Fachpersonen oft das Betreuungsnetz, welches die Pflege zu Hause<br />

überhaupt erst ermöglicht. Informelle <strong>Freiwil</strong>lige können e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Beitrag<br />

leisten für das Sterben zu Hause <strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nen mit dem Trend zu „ambulant vor<br />

stationär“ <strong>in</strong> Zukunft noch an Bedeutung.<br />

Das soziale Umfeld ändert sich durch die grössere berufliche Mobilität. Gleichzeitig<br />

bestehen Anzeichen dafür, dass Menschen kle<strong>in</strong>räumig mehr soziale Verantwortung<br />

übernehmen. Die Sensibilisierung <strong>und</strong> Information für <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong>lige kann das<br />

27


soziale Netz stärken <strong>und</strong> die ambulante Pflege ermöglichen. Es ist deshalb s<strong>in</strong>nvoll,<br />

diese Zielgruppe speziell anzusprechen.<br />

Massnahme 2<br />

Wir empfehlen den Kantonen <strong>und</strong> den <strong>Bildung</strong>sanbietenden, die <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care auch auf die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen aus<strong>zur</strong>ichten oder spezifische<br />

Angebote für diese Zielgruppe zu realisieren.<br />

Wirkungsziel: Informelle <strong>Freiwil</strong>lige engagieren sich unterstützend für schwerkranke<br />

<strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>in</strong> ihrem Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis oder <strong>in</strong> der Nachbarschaft<br />

<strong>und</strong> motivieren ihr Umfeld dafür.<br />

4.2 Handlungsbedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot<br />

Unsere Recherchen <strong>und</strong> Befragungen haben gezeigt, dass sich die Angebote der<br />

grossen Organisationen (z.B. Krebsliga, regionale Netzwerke von palliative ch, GGG<br />

Voluntas, Kanton Waadt, Caritas <strong>und</strong> SRK) bewähren <strong>und</strong> dass sie von den <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care geschätzt werden. Die Wahl des Angebotes sche<strong>in</strong>t uns<br />

aber durch die vorhandene Vielfalt schwierig. Das Internetportal von palliative ch wäre<br />

e<strong>in</strong> möglicher Kanal <strong>zur</strong> Information der Zielgruppen <strong>in</strong> der ganzen Schweiz über<br />

Inhalt, Dauer <strong>und</strong> Kosten von <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care. <strong>Freiwil</strong>ligengruppen,<br />

die heute ihre <strong>Bildung</strong> noch selber durchführen, könnten externe <strong>Bildung</strong>sangebote<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen <strong>und</strong> sich damit entlasten.<br />

Massnahme 3<br />

Wir empfehlen dem BAG abzuklären, auf welchem Internetportal s<strong>in</strong>nvollerweise e<strong>in</strong>e<br />

Rubrik „<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care“ eröffnet wird, damit die <strong>Bildung</strong>sangebote<br />

dort publiziert werden können.<br />

Wirkungsziel: Die Zielgruppen f<strong>in</strong>den das ihnen entsprechende <strong>Bildung</strong>sangebot <strong>in</strong><br />

ihrer Region <strong>und</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligen werden <strong>in</strong> der Öffentlichkeit als Teil von Palliative<br />

Care wahrgenommen.<br />

Mit der demographischen Entwicklung steigt der Bedarf an Pflege <strong>und</strong> die Betreuung<br />

zu Hause nimmt zu. Dieses Szenario ist nicht nur Folge des Kostendrucks, sondern<br />

auch Ausdruck sich verändernder Bedürfnisse. Dafür spielt das Angebot an <strong>Freiwil</strong>li-<br />

28


gen – formell <strong>und</strong> <strong>in</strong>formell – e<strong>in</strong>e grosse Rolle. Es ist anzunehmen, dass für die Bedürfnisse<br />

der kommenden Generationen neue Formen <strong>und</strong> Modelle der gegenseitigen<br />

Unterstützung nötig s<strong>in</strong>d. Lokale Gruppen schätzen es gemäss Interviews, wenn<br />

sie sich auf regionale Fachstellen abstützen können.<br />

In e<strong>in</strong>igen Kantonen oder Regionen organisieren <strong>und</strong> fördern bereits heute Fachstellen<br />

das Engagement der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care (Ostschweiz, Zentralschweiz,<br />

Aargau, Basel-Stadt, Waadt, Jura, Neuenburg).<br />

Massnahme 4<br />

Wir empfehlen den Kantonen unter E<strong>in</strong>bezug der Organisationen des <strong>Freiwil</strong>ligenbereichs<br />

<strong>und</strong> der Arbeitswelt, Stellen zu benennen, welche die Ausbildung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care kantonal oder regional organisieren, den Auf- <strong>und</strong> Ausbau<br />

von <strong>Freiwil</strong>ligen<strong>in</strong>itiativen fördern <strong>und</strong> die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren.<br />

Wirkungsziel: Die Anzahl der <strong>in</strong> der Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden<br />

Menschen engagierten Personen nimmt zu <strong>und</strong> die Bevölkerung nimmt ihre Dienstleistungen<br />

<strong>in</strong> Anspruch.<br />

4.3 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

Die durchgeführten Interviews machten die Aufgaben der E<strong>in</strong>satzleitenden <strong>und</strong> ihren<br />

entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf das Gel<strong>in</strong>gen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

deutlich: Die sorgfältige Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> ihre gezielte E<strong>in</strong>führung; die<br />

Gestaltung der E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen, damit Begleitende <strong>und</strong> Begleitete zusammen<br />

passen; die Organisation der regelmässigen Reflexion <strong>in</strong> Form von Austausch oder<br />

Supervision; das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g „on the job“ durch Fallbesprechungen <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />

Die E<strong>in</strong>satzleitung gestaltet den optimalen Zusammenhalt der Gruppe sowie den<br />

Kontakt zu den Betroffenen (ambulant oder stationär). Die Erfahrung zeigt, dass diese<br />

Aufgaben im Rahmen e<strong>in</strong>er bezahlten Anstellung effizienter <strong>und</strong> wirkungsvoller<br />

wahrgenommen werden können als im Ehrenamt.<br />

29


Massnahme 5<br />

Wir empfehlen den <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen <strong>in</strong> der Palliative Care, für ihre <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

e<strong>in</strong>e qualifizierte E<strong>in</strong>satzleitung anzustellen.<br />

Wirkungsziel: <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e von Betroffenen <strong>und</strong><br />

nahestehenden Bezugspersonen geschätzte Begleitung, wirken als Teil des Betreuungsteams<br />

<strong>und</strong> bauen ihre Kompetenzen kont<strong>in</strong>uierlich auf.<br />

Geme<strong>in</strong>same Standards für den <strong>Support</strong> werden von den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />

befürwortet. Sie können aufzeigen, <strong>in</strong> welchem Kontext <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der<br />

Palliative Care ihre Dienstleistung erbr<strong>in</strong>gen, zeigen den Wert dieses Engagements<br />

auf <strong>und</strong> verleihen ihm damit mehr Bedeutung. Ausformulierte Vere<strong>in</strong>barungen über<br />

Rechte <strong>und</strong> Pflichten schaffen Klarheit <strong>in</strong> der Zusammenarbeit von nahestehenden<br />

Bezugspersonen, Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> führen zu e<strong>in</strong>er übere<strong>in</strong>stimmenden<br />

Praxis.<br />

Die Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care wurden 2010 als<br />

erste nationale Richtl<strong>in</strong>ien für diesen Bereich publiziert. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Deutsch- <strong>und</strong><br />

Westschweiz verbreitet bekannt, geniessen e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz <strong>und</strong> können <strong>zur</strong><br />

Anwendung empfohlen werden.<br />

Massnahme 6<br />

Wir empfehlen dem BAG unter E<strong>in</strong>bezug der Organisationen des <strong>Freiwil</strong>ligenbereichs,<br />

der Arbeitswelt <strong>und</strong> weiterer zuständiger Akteure, nationale Standards für<br />

<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care auszuarbeiten <strong>und</strong> gezielt zu verbreiten.<br />

Wirkungsziel: Die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care geniessen hohe gesellschaftliche<br />

Wertschätzung <strong>und</strong> erbr<strong>in</strong>gen die Begleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten Rahmen.<br />

4.4 Mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Auch <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> kostet. Bezahlte Fachpersonen für die Koord<strong>in</strong>ation von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d nötig, weil es sich um die Gestaltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hochsensiblen Feld handelt. Die Auswahl, der E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> die<br />

Führung der <strong>Freiwil</strong>ligen als Gruppe verlangt Kompetenzen <strong>und</strong> Kont<strong>in</strong>uität, was ehrenamtlich<br />

kaum zu leisten ist. Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn zum Beispiel<br />

30


Fachpersonen aus verwandten Berufen sich als ehrenamtliche Gruppenleitende engagieren.<br />

Dies zeigen die Interviews mit Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertretern verschiedener<br />

Organisationen <strong>in</strong> der ganzen Schweiz.<br />

Die Fixkosten der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> werden heute <strong>in</strong> den meisten Fällen durch die<br />

E<strong>in</strong>satzorganisationen selber getragen. Bei den re<strong>in</strong>en <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ist<br />

dies problematisch, weil sie sich oft ausschliesslich durch Spenden f<strong>in</strong>anzieren. Stationäre<br />

E<strong>in</strong>richtungen können eher Stellenprozente <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Nur e<strong>in</strong>zelne<br />

Organisationen oder Netzwerke <strong>in</strong> der Schweiz erhalten gemäss unseren Recherchen<br />

für diesen Aufwand kantonale oder kommunale Beiträge. Bei der Umsetzung<br />

der Massnahmen der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012 <strong>in</strong> die<br />

kantonalen Ges<strong>und</strong>heitsstrukturen sollte diese Lücke geschlossen werden. <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />

werden damit Teil der Palliative Care-Versorgung <strong>und</strong> lassen sich<br />

<strong>in</strong> diese Strategie e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />

Massnahme 7<br />

Wir empfehlen dem BAG, die Kantone zu sensibilisieren <strong>und</strong> zu motivieren, die F<strong>in</strong>anzierung<br />

e<strong>in</strong>er qualifizierten E<strong>in</strong>satzleitung für jede <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care mit Leistungsaufträgen mittelfristig sicherzustellen.<br />

Wirkungsziel: Die <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e qualitativ<br />

hochstehende Dienstleistung als Teil der Palliative Care-Versorgung <strong>in</strong> den Kantonen.<br />

In den Interviews haben alle befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten die Hoffnung, dass<br />

die Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012 verb<strong>in</strong>dlichere kantonale f<strong>in</strong>anzielle<br />

Unterstützungen auslösen wird. Sie wünschen sich Beiträge an die Kosten mittels<br />

Leistungsaufträgen im S<strong>in</strong>n der Stärkung, des Ausbaus <strong>und</strong> der Qualitätssicherung<br />

der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Bereich Palliative Care. Diese f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung würde<br />

als Wertschätzung für das soziale Engagement am Lebensende betrachtet.<br />

Die heute bestehenden kantonalen oder regionalen Fachstellen organisieren <strong>und</strong><br />

fördern das zivilgesellschaftliche Engagement für schwerkranke <strong>und</strong> sterbende Menschen.<br />

Sie gestalten den Wissenstransfer <strong>und</strong> die Kooperation unter den <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

durch die Organisation von <strong>Bildung</strong>sangeboten. Sie sensibilisieren die<br />

Öffentlichkeit <strong>und</strong> fördern den Aufbau neuer Initiativen oder den Ausbau bestehender<br />

Dienstleistungen. Damit s<strong>in</strong>d sie ernstzunehmende Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Akteure <strong>in</strong> den<br />

Kantonen bei der Umsetzung der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012.<br />

Werden <strong>Freiwil</strong>lige nicht als Teil der Versorgung betrachtet, fehlt <strong>in</strong> den kantonalen<br />

Palliative Care-<strong>Konzept</strong>en <strong>in</strong> Bezug auf das Sterben zu Hause e<strong>in</strong> tragendes Element.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige begleiten nicht nur Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten, sondern unterstützen<br />

auch die pflegenden Angehörigen <strong>und</strong> weitere nahestehende Bezugspersonen.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige machen damit die ambulante Betreuung oft erst möglich.<br />

31


Der Mehrwert für die öffentliche Hand besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kostensenkung, weil Spital-<br />

<strong>und</strong> Heimaufenthalte vermieden oder verkürzt werden können. Zudem erfahren betroffene<br />

Menschen <strong>und</strong> ihre nahestehenden Bezugspersonen e<strong>in</strong>e würdige Betreuung.<br />

In der s<strong>in</strong>nvollen Gestaltung der letzten Lebensphase liegt trotz Abschied <strong>und</strong><br />

Trauer viel Potential für e<strong>in</strong> volles Leben. Damit ist jeder hier e<strong>in</strong>gesetzte Franken<br />

e<strong>in</strong>e Investition für e<strong>in</strong> besseres Leben.<br />

Massnahme 8<br />

Wir empfehlen dem BAG den Kantonen nahe zu legen, die F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er Stelle<br />

für die Organisation der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care pro Kanton oder Region<br />

langfristig mit Leistungsaufträgen sicherzustellen. 10<br />

Wirkungsziel: Das Potenzial der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist für die Begleitung<br />

zu Hause verfügbar <strong>und</strong> langfristig können immer mehr Menschen am Ort ihrer<br />

Wahl sterben.<br />

4.5 Qualitätssicherung <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sames Label<br />

E<strong>in</strong> Label für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen, das im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Markenzeichen die Qualität<br />

garantiert, wird von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten befürwortet. Sie bek<strong>und</strong>en<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich Interesse daran, äussern aber Bedenken über den damit verb<strong>und</strong>enen<br />

f<strong>in</strong>anziellen <strong>und</strong> zeitlichen Aufwand. Das Label müsste dem Charakter <strong>und</strong> der<br />

Philosophie der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> entsprechen <strong>und</strong> genügend Handlungsspielraum<br />

lassen.<br />

E<strong>in</strong>e mögliche Variante der Qualitätssicherung ist die Zertifizierung mit Audits, analog<br />

zu den etablierten Verfahren für die spezialisierte Palliative Care. E<strong>in</strong>e andere Option<br />

ist die gegenseitige Qualitätsprüfung durch <strong>Freiwil</strong>ligengruppen. Dabei s<strong>in</strong>d die Anforderungen<br />

an die „Prüfenden“ zu def<strong>in</strong>ieren. E<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>fache Variante besteht <strong>in</strong><br />

der Vergabe e<strong>in</strong>es Labels, sobald die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe e<strong>in</strong>e qualifizierte E<strong>in</strong>satzleitung<br />

angestellt hat. Dies auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, dass die Kompetenz der E<strong>in</strong>satzleitung<br />

für die Qualität der <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> der Palliative Care der wichtigste Faktor<br />

ist. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der Qualitätskontrolle bietet e<strong>in</strong>e externe „groupe de<br />

référence“, um Erfahrungen zu diskutieren <strong>und</strong> Entwicklungen zu fördern.<br />

10 Die bestehenden Gefässe sollten hier überprüft <strong>und</strong> dementsprechend optimiert werden, um zusätzliche Schnittstellen zu<br />

verh<strong>in</strong>dern.<br />

32


Für die <strong>Bildung</strong>sangebote kann auf die Labels von Benevol <strong>und</strong> eduQua verwiesen<br />

werden.<br />

Massnahme 9<br />

Wir schlagen dem BAG unter E<strong>in</strong>bezug der massgeblichen Akteure (Krebsliga,<br />

Fachgesellschaft palliative ch, SRK <strong>und</strong> Caritas) vor, zu klären wie e<strong>in</strong> Label für<br />

<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care mit vertretbarem Aufwand vergeben werden<br />

kann.<br />

Wirkungsziel: Die Qualität der Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase wird durch e<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>faches Verfahren kont<strong>in</strong>uierlich verbessert <strong>und</strong> aufgezeigt.<br />

4.6 Zukünftige Bedürfnisse der Betroffenen<br />

Pflegebedürftige Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause bleiben. Die<br />

ambulante Behandlung <strong>und</strong> Pflege werden – auch aufgr<strong>und</strong> des Kostendrucks – umgestaltet<br />

<strong>und</strong> ausgebaut. Die Betreuung wird deshalb <strong>in</strong> Zukunft mehr <strong>in</strong> der Lebenswelt<br />

der Betroffenen stattf<strong>in</strong>den: Pflegende Angehörige bzw. nahestehende Bezugspersonen,<br />

<strong>in</strong>formelle <strong>und</strong> formelle <strong>Freiwil</strong>lige gew<strong>in</strong>nen an Bedeutung.<br />

Praktikable <strong>und</strong> wirksame Modelle für dieses Zukunftsszenario müssen erst noch<br />

entstehen. Deshalb empfehlen wir dem BAG, e<strong>in</strong>zelne Modellprojekte zu <strong>in</strong>itiieren<br />

oder zu fördern. Dies mit dem Ziel, e<strong>in</strong>e effiziente <strong>und</strong> an den Bedürfnissen der Betroffenen<br />

ausgerichtete Versorgung zu Hause zu ermöglichen, bei welcher das soziale<br />

Umfeld mit Unterstützung der Fachpersonen se<strong>in</strong>e Verantwortung wahrnehmen<br />

kann.<br />

Dabei kann aufgezeigt werden, welche Leistungen die pflegenden Angehörigen bzw.<br />

nahestehenden Bezugspersonen erbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> wie sie ges<strong>und</strong> bleiben können, wer<br />

die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wie sie Teil der Betreuung werden oder welcher<br />

Bedarf an formellen <strong>Freiwil</strong>ligen besteht. Und es ist praxisnah zu klären, wer die Akteure<br />

s<strong>in</strong>nvoll zusammenbr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> organisiert.<br />

Im Gegensatz zu anderen Ländern ist <strong>in</strong> der Schweiz der <strong>Freiwil</strong>ligen-Aspekt In der<br />

Palliative Care noch wenig verankert (ausser <strong>in</strong> den Institutionen der spezialisierten<br />

Palliative Care). Und im Vergleich zu anderen Bereichen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (z.B.<br />

Sport) ist der Umfang ger<strong>in</strong>g. Dafür s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care hoch spezialisiert.<br />

Das Potential ist sehr gross, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Gruppe der Menschen im<br />

dritten Lebensalter. Die gegenseitige Hilfe im sozialen Umfeld ist vermutlich nicht<br />

ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> möglicherweise erhält sie sogar Auftrieb. Solidarität könnte als Wert <strong>in</strong><br />

unserer Gesellschaft wieder an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />

33


Massnahme 10<br />

Wir empfehlen dem BAG zusammen mit den massgeblichen Akteuren, e<strong>in</strong> Modellprojekt<br />

zu <strong>in</strong>itiieren für die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen nahestehenden<br />

Bezugspersonen, <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen, formellen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> Fachpersonen<br />

für die Betreuung zu Hause unter Beachtung von Gender, Transkulturalität <strong>und</strong><br />

den sprachregionalen Unterschieden.<br />

Wirkungsziel: Die Zusammenarbeit aller an der Betreuung zu Hause Beteiligten ist<br />

an <strong>in</strong>novativen Modellen erprobt, evaluiert <strong>und</strong> multipliziert.<br />

34


5 Literatur<br />

Benevol (2010), Standards der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.<br />

http://www.benevol.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=262 (Zugriff 16.8.2011)<br />

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http://www.bag.adm<strong>in</strong>.ch/themen/mediz<strong>in</strong>/06082/<strong>in</strong>dex.html?lang=de (Zugriff<br />

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B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) <strong>und</strong> Schweizerische Konferenz der kantonalen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdirektor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -direktoren (GDK) (2009), Nationale Strategie Palliative<br />

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Care, Luzern: Caritas.<br />

Dörner, Klaus (2010), Leben <strong>und</strong> sterben, wo ich h<strong>in</strong>gehöre, Neumünster: Paranus-<br />

Verlag.<br />

Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD) (2009), Bericht des EVD über<br />

e<strong>in</strong>e neue Weiterbildungspolitik des B<strong>und</strong>es, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen<br />

Departement des Innern (EDI).<br />

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16.8.2011)<br />

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Hoenger, Cather<strong>in</strong>e; Porchet, Françoise; Currat Thierry (2008), Dacum bénévoles,<br />

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Jenny, Andrea (2009), Lebenswelt- <strong>und</strong> Alltagsgestaltung – die Bedeutung der Sozialen<br />

Arbeit <strong>in</strong> Palliative Care am Beispiel der Caritas Luzern, Masterarbeit; Klagenfurt/Wien:<br />

Alpen-Adria Universität.<br />

Knipp<strong>in</strong>g, Cornelia, Hrsg. (2007), Lehrbuch Palliative Care, 2. durchgesehene <strong>und</strong><br />

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Näf, Flur<strong>in</strong>a; Neuenschwander, Peter (2010), <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care:<br />

Verbreitung, Formen, Motivationen, Schlussbericht, Bern: Berner Fachhochschule<br />

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http://www.palliative.ch/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/palliative/fachwelt/E_Standards/E_2_2<br />

_dt_Ausbildungsniveaus_Palliative_Care.pdf (Zugriff 9.3.2011)<br />

35


Raymann, Priska (2010), <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliative Care – Wunsch<br />

oder Notwendigkeit? Masterarbeit, St. Gallen: FHSG Hochschule für Angewandte<br />

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Spahr, Stefan (2004), Kompetenzenkatalog, Bern: Forum <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.<br />

http://www.sozialzeitausweis.ch/files/Kompetenzenkatalog.pdf (Zugriff 7.3.2011)<br />

Stadelmann-Steffen, Isabelle; Traunmüller, Richard; G<strong>und</strong>elach, Birte; Freitag, Markus<br />

(2010), <strong>Freiwil</strong>ligen-Monitor Schweiz 2010, Zürich: Seismo-Verlag.<br />

6 Weiterführende L<strong>in</strong>ks<br />

www.benevol.ch<br />

Richtl<strong>in</strong>ien für das <strong>Bildung</strong>slabel BENEVOL Schweiz, Weiterbildungsangebote im<br />

Bereich <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>, August 2009.<br />

http://www.benevol.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=259 (Zugriff 4.3.2011)<br />

www.palliative.ch<br />

„Die Geschichte der Palliative Care“<br />

http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=79 (Zugriff 2.3.2011)<br />

Fachbegriffe „<strong>Freiwil</strong>lige (Ehrenamtliche)“<br />

http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=77 (Zugriff 2.3.2011)<br />

Standards „Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien für Palliative Mediz<strong>in</strong>, Pflege <strong>und</strong> Begleitung<br />

<strong>in</strong> der Schweiz“, 2001.<br />

http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=128&0 (Zugriff 2.3.2011)<br />

„Was bedeutet Palliative Care?“<br />

http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=70 (Zugriff 27.1.2011)<br />

Reglement für die Vergabe der Label „Qualität <strong>in</strong> Palliative Care“ des Schweizerischen<br />

Vere<strong>in</strong>s für Qualität <strong>in</strong> der Palliative Care, Juni 2010<br />

http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=127 (Zugriff 4.3.2011)<br />

www.caritas.ch<br />

Dokumente stehen <strong>zur</strong> Verfügung unter: Schweiz > Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />

> Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen Palliative Care<br />

oder<br />

http://web.caritas.ch/page2.php?pid=2100&fv_100_feature_id=780&fv_100_freecont<br />

entcategory_id=765&fv_100_freecontententry_id=14981 (Zugriff 25.5.2011)<br />

36


www.transkulturellekompetenz.ch<br />

Transkulturelle Kompetenz<br />

oder<br />

http://www.transkulturellekompetenz.ch/<strong>in</strong>dex2.php?m=7&tc=18 (Zugriff 21.3.2011)<br />

37


7 Anhang<br />

Die Anhänge ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Reihenfolge der Verweise im Text.<br />

38


Anhang 1: Liste der <strong>in</strong>terviewten Fachpersonen<br />

17 Expert<strong>in</strong>nen / Experten <strong>und</strong> Akteur<strong>in</strong>nen / Akteuren aus dem Feld waren bereit zu<br />

e<strong>in</strong>em Interview. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d dies:<br />

Anbietende nur mit <strong>Bildung</strong>sangebot:<br />

ZH: mit PASSAGE SRK Kurs, Susanna Lichtensteiger, Leiter<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong><br />

VD: Fondation Rive-Neuve, Christ<strong>in</strong>e Burki, Verantwortliche des kantonalen Programms<br />

VD<br />

Anbietende mit <strong>Bildung</strong>sangebot <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz/<strong>Support</strong>:<br />

BE: Bern-Oberland beocare, Ursula Imboden E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong>, Fachverantwortliche<br />

BE: Bern-Mittelland zapp, Brigitte Thomer, Leiter<strong>in</strong> zapp<br />

AG: Hospiz Aargau, Irmgard Staub, Vorstandsmitglied Ambulante Hospiz Begleitung<br />

Schwerkranker, Aargau<br />

BL: Lehrgang PASSAGE SRK, Reg<strong>in</strong>a Sutter, Leiter<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong><br />

BS: GGG Voluntas, Basel, Beate Wölfle, Leiter<strong>in</strong> Begleitdienst<br />

LU <strong>und</strong> Urkantone: Caritas Luzern, ganze Zentralschweiz, Andrea Jenny, <strong>Bildung</strong><br />

FW, Koord<strong>in</strong>ation FW-Gruppen<br />

SG/AP: Hospiznetz St. Gallen/Appenzell, Agnes Schumacher, Gruppenleiter<strong>in</strong><br />

GE: Cours Accompagnement en f<strong>in</strong> de vie, Cather<strong>in</strong>e Pictet, PFP <strong>in</strong> PC, Kursleiter<strong>in</strong><br />

GE: Caritas Genf: <strong>Bildung</strong> FW, Führung FW-Gruppen, Isabelle Nielsen, responsable<br />

secteur accompagnement<br />

JU: Caritas Jura: <strong>Bildung</strong> FW, Führung FW-Gruppen, Christ<strong>in</strong>e Donzé, Leiter<strong>in</strong><br />

Fachstelle Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />

TI: Krebsliga Tess<strong>in</strong>, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz flächendeckend, Alba Masullo, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />

Anbieter nur mit E<strong>in</strong>satz/<strong>Support</strong>:<br />

TG: Hospizvere<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>satz FW, Brigitte Stahel, Gruppenleiter<strong>in</strong><br />

Expert<strong>in</strong> / Experte / Zusammenarbeitspartner:<br />

Cornelia Knipp<strong>in</strong>g, Herausgeber<strong>in</strong> Lehrbuch Palliative Care<br />

Peter Neuenschwander, FHS Soziale Arbeit Bern, Studie FW-Arbeit <strong>in</strong> PC<br />

SEOP, Spitex Bern, Frau Brunner, Leitung Spitex Bern, Betreuung <strong>Freiwil</strong>lige<br />

39


Anhang 2: Leitfaden für Telefon<strong>in</strong>terviews mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />

1. Begrüssung<br />

Sie haben unsere Themenübersicht zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen im Bereich<br />

Palliative Care erhalten, nun möchten wir Ihre Me<strong>in</strong>ungen als Experte / Expert<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> diesem Bereich dazu e<strong>in</strong>holen.<br />

Zur Er<strong>in</strong>nerung: Caritas Schweiz <strong>und</strong> das Schweizerische Rote Kreuz arbeiten geme<strong>in</strong>sam<br />

an diesem Auftrag des BAG.<br />

Wenn Sie nichts dagegen haben, möchten wir dieses Gespräch aufnehmen, das erleichtert<br />

uns die Zusammenfassung, nur dafür wird die Aufnahme verwendet.<br />

Haben Sie noch Fragen, die wir klären sollten, bevor wir das Interview beg<strong>in</strong>nen?<br />

(Für allfällige Nachfragen: <strong>Support</strong>=Moderation Austauschtreffen, Organisation <strong>und</strong> Durchführung<br />

von Weiterbildung, Supervision, kantonale oder regionale Treffen der Gruppenleitungen,<br />

Beratung bei Aufbau, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung)<br />

Zu nachfolgender Frage: Der Bezug der Expert<strong>in</strong>/ des Experten zum Thema ist vermutlich<br />

mehr oder weniger bekannt, deswegen vor allem <strong>zur</strong> Absicherung <strong>und</strong> zum E<strong>in</strong>stieg aufgreifen:<br />

2. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Interviewten<br />

Wir haben Sie für dieses Gespräch angefragt <strong>in</strong> Ihrer Funktion als .……………… - ist<br />

das so richtig? Haben Sie e<strong>in</strong>en weiteren Bezug zum Thema?<br />

(Anbietende <strong>Bildung</strong>, Kursleitung, Erfahrung mit dem E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> dem <strong>Support</strong> von<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen, Fachperson Palliative Care…)<br />

3. Ihre Erfahrungen mit <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care<br />

Wie arbeiten Sie mit <strong>Freiwil</strong>ligen? In welcher Form bieten Sie <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Vorbereitung<br />

an? Welche Formen an Unterstützung oder <strong>Support</strong> stellen Sie <strong>zur</strong> Verfügung?<br />

Welche Erfahrungen machen Sie <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>erseits, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> <strong>Support</strong><br />

andererseits? Wie arbeiten beide Bereiche <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander?<br />

Wenn nur <strong>Bildung</strong>: Erhalten Sie Feedbacks aus der nachfolgenden Praxis/dem<br />

E<strong>in</strong>satzfeld?<br />

Wenn nur <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz: Wie gut s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige vorbereitet?<br />

Was bewährt sich <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong>, im <strong>Support</strong> gut, was weniger?<br />

Haben Sie unterschiedliche Gruppen von <strong>Freiwil</strong>ligen? Wenn ja, wie beschreiben Sie<br />

diese?<br />

40


Welche Tätigkeiten <strong>und</strong> Rollen übernehmen die <strong>Freiwil</strong>ligen? Welches ist ihr E<strong>in</strong>satzfeld?<br />

Wie sehen Sie den Bedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot für die <strong>Bildung</strong> von<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care?<br />

Was braucht es, dass die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> diesem Bereich aktiv bleiben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sätze<br />

übernehmen?<br />

Welches ist die Def<strong>in</strong>ition Ihrer Organisation von „<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care“?<br />

Was ist Ihnen wichtig beim E<strong>in</strong>satz der <strong>Freiwil</strong>ligen?<br />

Kennen Sie die „Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care“?<br />

Können Sie uns Ihre <strong>Konzept</strong>e <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien <strong>zur</strong> Verfügung stellen? Per e-Mail, per<br />

Post?<br />

Welche (weiteren) Kursanbieter kennen Sie? In Ihrer Region, aber auch darüber h<strong>in</strong>aus?<br />

Können Sie uns konkrete Angaben dazu machen?<br />

4. Gr<strong>und</strong>sätzliche E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es nationalen <strong>Konzept</strong>es zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care<br />

Ist e<strong>in</strong> nationales <strong>Konzept</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative Care gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>nvoll?<br />

Warum, was könnte e<strong>in</strong> nationaler Rahmen br<strong>in</strong>gen?<br />

Warum nicht, wo s<strong>in</strong>d mögliche Stolperste<strong>in</strong>e?<br />

Was wäre Ihnen an e<strong>in</strong>em solchen <strong>Konzept</strong> besonders wichtig? Zu <strong>Bildung</strong>, zu <strong>Support</strong>?<br />

5. Wofür soll der gleiche Rahmen geschaffen werden?<br />

Welche Aspekte oder Elemente sollen national <strong>und</strong> für alle Anbietenden e<strong>in</strong>heitlich<br />

gestaltet werden?<br />

Was soll anbieterspezifisch geregelt werden können?<br />

Für uns: Folgende Liste nicht vorlesen, allenfalls Beispiele nennen, nur zu unserer Unterstützung<br />

gedacht: Zielgruppe, Aufnahmekriterien, formaler Aufbau, Inhalt, Kompetenzen,<br />

Dauer, Qualifikation der Kursleitenden <strong>und</strong> DozentInnen, Qualifikation <strong>und</strong> Anerkennung der<br />

<strong>Bildung</strong>, Form der Evaluation <strong>und</strong> Qualitätssicherung, Organisation <strong>und</strong> Dauer des Praktikums,<br />

E<strong>in</strong>satz, Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

Was wären Vorteile für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Label/Marke/Bezeichnung? Wie gross wäre<br />

aus Ihrer Sicht der Aufwand?<br />

Wie sehen Sie die Möglichkeiten <strong>und</strong> Schwierigkeiten, geme<strong>in</strong>same Standards<br />

(=Richtl<strong>in</strong>ien) zum E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen zu vere<strong>in</strong>baren?<br />

Und wenn e<strong>in</strong> Punkt geregelt werden soll, dann wie?<br />

41


6. Zielgruppe <strong>und</strong> Aufnahmekriterien<br />

Soll es zu Beg<strong>in</strong>n der <strong>Bildung</strong> bereits e<strong>in</strong>e Zugangsbeschränkung geben oder erst<br />

beim Übergang <strong>in</strong> die praktische Tätigkeit? Vor- <strong>und</strong> Nachteile?<br />

Sollen die Kurse auch jenen offen stehen, welche danach nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligengruppe<br />

gehen möchten, sondern ihn aus eigenem Interesse machen? Als Angehörige?<br />

Als Berufstätige im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich (z.B. PflegehelferInnen<br />

SRK)?<br />

Welches s<strong>in</strong>d / wären Aufnahmekriterien für die Tätigkeit als <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative<br />

Care?<br />

7. Dauer <strong>und</strong> Inhalt<br />

Wie lange muss / müsste der Kurs m<strong>in</strong>destens dauern, dass die <strong>Freiwil</strong>ligen genügend<br />

vorbereitet s<strong>in</strong>d?<br />

Wie lange darf / dürfte der Kurs höchstens dauern?<br />

Haben Sie gute Erfahrungen gemacht mit Lehrmitteln oder Büchern, die empfohlen<br />

werden können?<br />

8. Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

(ev. nur auf Nachfrage: Kompetenzen im S<strong>in</strong>n von Fähigkeiten, nicht von Entscheidungsbefugnis)<br />

Die Arbeitsgruppe Swisseduc von Palliative-ch schlägt verschiedene <strong>Bildung</strong>sniveaus<br />

vor. Kennen Sie diese?<br />

Swisseduc hat Kompetenzkataloge für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung erarbeitet. Sollte<br />

dies auch für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care gemacht werden <strong>und</strong> auf welche Art?<br />

Woran orientiert sich Ihre Organisation (E<strong>in</strong>zelperson: Woran orientieren Sie sich) <strong>in</strong><br />

Bezug auf die erforderlichen Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen?<br />

Haben Sie e<strong>in</strong>en entsprechenden Katalog/e<strong>in</strong>e Liste?<br />

Können Sie uns diese Unterlagen <strong>zur</strong> Verfügung stellen?<br />

Wenn nicht (oder falls nicht vorhanden): welches s<strong>in</strong>d für Sie die Kernkompetenzen<br />

für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care?<br />

9. Zertifikat<br />

Wenn es e<strong>in</strong> Zertifikat geben sollte: f<strong>in</strong>den Sie das gr<strong>und</strong>sätzlich gut? Chancen <strong>und</strong><br />

Risiken?<br />

Was s<strong>in</strong>d/wären Kriterien für die Erteilung des Zertifikats? Gehört dazu e<strong>in</strong> Reflexionsbericht<br />

oder e<strong>in</strong> abschliessendes Gespräch?<br />

Wann soll das Zertifikat erteilt werden, nach dem Kurs alle<strong>in</strong> oder nach e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />

Praktikum?<br />

42


10. Praktikum<br />

Soll die <strong>Bildung</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care auch e<strong>in</strong> Praktikum be<strong>in</strong>halten?<br />

Wenn ja, soll das Praktikum noch vom Kursanbieter begleitet werden oder <strong>in</strong> der<br />

Verantwortung der <strong>Freiwil</strong>ligen-Gruppe liegen?<br />

Wie lange sollte das Praktikum dauern (h)?<br />

11. Abgrenzung<br />

Wo ist die Abgrenzung / Schnittstelle <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit?<br />

Welche Probleme ergeben sich möglicherweise damit?<br />

Wie sehen Sie die Durchlässigkeit zu e<strong>in</strong>er späteren beruflichen Ausbildung?<br />

Halten Sie diese für möglich? Ist das überhaupt e<strong>in</strong> Thema?<br />

Sollten <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Freiwil</strong>ligen verschiedene Gruppen unterschieden werden?<br />

Sollten diese unterschiedlich gebildet, e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> unterstützt werden?<br />

12. F<strong>in</strong>anzierung <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />

Haben Sie e<strong>in</strong>en Vorschlag für die mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care?<br />

Was braucht es für die Qualitätssicherung?<br />

13. Abschluss des Interviews<br />

Hätten Sie zum Abschluss Vorschläge für (weitere) Massnahmen, welche für die <strong>Bildung</strong>,<br />

den E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care umgesetzt<br />

werden müssten?<br />

Haben Sie sonst noch etwas anzufügen?<br />

Wir werden nun die Interviews auswerten <strong>und</strong> zusammenfassen. Die Ergebnisse<br />

fliessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Entwurf für e<strong>in</strong> nationales <strong>Konzept</strong> zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>.<br />

Dieser Entwurf wird durch das BAG <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kerngruppe <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schriftlichen<br />

Stellungnahmeverfahren bei den wichtigsten Akteuren im Bereich der Palliative Care<br />

konsultativ vernehmlasst (allenfalls auf Nachfrage: das BAG bestimmt den Vernehmlassungskreis).<br />

Wären Sie im weiteren Erarbeitungsprozess allenfalls <strong>in</strong>teressiert, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

zu engagieren, die Kompetenzen für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative Care erarbeitet?<br />

S<strong>in</strong>d Sie e<strong>in</strong>verstanden damit, dass wir Sie als InterviewpartnerIn im Bericht mit Namen<br />

<strong>und</strong> Organisation nennen?<br />

43


Wenn Sie noch ergänzende Informationen haben, können Sie uns diese gerne per<br />

Mail mitteilen. Informationen, die wir bis Ende Jahr erhalten, können wir noch <strong>in</strong> unseren<br />

Entwurf e<strong>in</strong>beziehen.<br />

Danke für die Unterstützung!<br />

44


Anhang 3: Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

45


Anhang 4: Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

Vorlage der Caritas (www.caritas.ch > Schweiz > Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />

> Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen Palliative Care)<br />

Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

Name/Vorname:<br />

Vorgesetzte<br />

Person:<br />

Ziel<br />

Das Ziel der Begleitung ist das Zuhören <strong>und</strong> das Da-Se<strong>in</strong>, um die Wünsche <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse der Betroffenen wahrzunehmen. Die Begleitung durch <strong>Freiwil</strong>lige trägt<br />

dazu bei, dass Menschen <strong>in</strong> Würde leben <strong>und</strong> sterben können. Begleitung bedeutet<br />

nicht, die Probleme des Anderen zu lösen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Last für ihn zu tragen, sondern<br />

ihn zu unterstützen. Die Begleitung strebt an, dass schwerkranke <strong>und</strong> sterbende<br />

Menschen jeden Alters <strong>in</strong> dieser schweren Situation nicht alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, falls sie das<br />

wünschen.<br />

Aufgaben<br />

Organisation <strong>und</strong> Begleitung<br />

Entscheid, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Umfang der E<strong>in</strong>satz geleistet wird.<br />

Selbständige Gestaltung der Begleitung <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Kolleg<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, den Angehörigen <strong>und</strong> den <strong>in</strong>volvierten Fachpersonen, im<br />

Rahmen des Leitbildes <strong>und</strong> den Regeln der Institution <strong>und</strong> den Standards für<br />

<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Erfüllung der Bedürfnisse von Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten sowie Angehörigen<br />

(physisch, psychisch, sozial, spirituell)<br />

Nachbetreuung der Angehörigen nach Wunsch <strong>und</strong> Möglichkeit<br />

46


Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />

Ort /Datum:<br />

E<strong>in</strong>holen der relevanten Informationen vor dem E<strong>in</strong>satz<br />

Rückmeldung an die E<strong>in</strong>satzleitung nach dem ersten Besuch <strong>und</strong> bei<br />

Änderungen<br />

Rückmeldungen an die Angehörigen (zu Hause) <strong>und</strong>/oder die verantwortlichen<br />

Pflegenden<br />

Kontaktnahme mit E<strong>in</strong>satzleitung bei Unklarheiten<br />

Abschlussbericht an die E<strong>in</strong>satzleitung<br />

Führen von E<strong>in</strong>satzblatt <strong>und</strong> Spesenabrechnung<br />

Teilnahme an obligatorischen Weiterbildungen, Austauschtreffen <strong>und</strong><br />

Supervision<br />

E<strong>in</strong>halten der Schweigepflicht<br />

Unterschriften:<br />

<strong>Freiwil</strong>lige, <strong>Freiwil</strong>liger: E<strong>in</strong>satzleitung <strong>Freiwil</strong>ligengruppe:<br />

Schlüsselkompetenzen<br />

Die freiwilligen Begleiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Begleiter verfügen über folgende Schlüsselkompetenzen.<br />

Sie können:<br />

taktvoll das Gespräch aufnehmen, zuhören ohne zu werten, tolerant se<strong>in</strong><br />

ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das Gefühl der Hilflosigkeit aushalten<br />

Bedürfnisse von Betroffenen <strong>und</strong> Angehörigen sensibel erkennen<br />

den eigenen Wirkungsbereich erkennen, sich abgrenzen, eigenes Tun <strong>und</strong><br />

Verhalten reflektieren <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> Frage stellen lassen<br />

sich <strong>in</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> ihren Platz e<strong>in</strong>nehmen<br />

47


Anhang 5: Ausbildungsniveaus <strong>in</strong> Palliative Care von palliative ch<br />

48


Anhang 6: Übersicht über die wichtigsten <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Die folgenden Organisationen spielen als <strong>Bildung</strong>sanbietende e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante Rolle<br />

(tabellarischer Überblick folgende Seiten):<br />

Caritas ist seit 1983 mit dem Programm „Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase“<br />

<strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care tätig (Anhang 8).<br />

2008 wurde das Rahmenkonzept für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der<br />

Palliative Care <strong>in</strong> Kraft gesetzt.<br />

Das SRK hat das Thema „Begleitung <strong>und</strong> Unterstützung von Sterbenden“ seit<br />

1950 im Kurs „Krankenpflege zu Hause“ <strong>in</strong>tegriert – seit 1990 s<strong>in</strong>d auch Kurse<br />

ausschliesslich zu Palliative Care ausgeschrieben. Der „Passage-Lehrgang <strong>in</strong><br />

Palliative Care“ (Anhang 9) wurde von der Nationalen Konferenz der Rotkreuz-Kantonalverbände<br />

(KVK) <strong>und</strong> der Nationalen Konferenz der Geschäftsleiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Geschäftsleiter (KGL) der Rotkreuz-Kantonalverbände <strong>zur</strong> national<br />

bedeutsamen Dienstleistung <strong>und</strong> das <strong>Konzept</strong> für gesamtschweizerisch<br />

verb<strong>in</strong>dlich erklärt.<br />

Die Krebsliga ist federführend für die <strong>Bildung</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen im Tess<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

ist <strong>in</strong> zwei weiteren Kantonen <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> ihrer eigenen <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />

aktiv.<br />

Die Fondation „Rive Neuve“ führt seit 2008 im Auftrag des Kantons Waadt<br />

das kantonale <strong>Bildung</strong>sprogramm „Accompagner des personnes gravement<br />

malades – Formation pour personnes bénévoles, programme cantonal vaudois<br />

de so<strong>in</strong>s palliatifs“.<br />

GGG Voluntas ist seit 1997 im Kanton Basel Stadt aktiv mit e<strong>in</strong>em <strong>Bildung</strong>sangebot,<br />

das heute unter dem Namen „Menschen begleiten bei Krankheit,<br />

Trauer <strong>und</strong> Sterben“ durchgeführt wird. GGG Voluntas pflegt e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />

mit dem SRK für den Lehrgang „Passage“, der öffentlich ausgeschrieben<br />

ist.<br />

49


Anbieter Name Kurs / Lehrgang<br />

Caritas <strong>Bildung</strong>sangebot „Begleitung<br />

<strong>in</strong> der letzten<br />

Lebensphase“ (BILL)<br />

<strong>und</strong> weitere thematische<br />

Kurse<br />

SRK „PASSAGE SRK –<br />

Lehrgang <strong>in</strong> Palliative<br />

Care“ (Passage) <strong>und</strong><br />

weitere kürzere Kurse<br />

Krebsliga Corso di formazione<br />

(Ausbildungskurs)<br />

Zielgruppe Dauer Bestätigung /<br />

Zertifikat<br />

Personen, die sich<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Freiwil</strong>ligengruppe<br />

engagieren<br />

möchten<br />

Personen mit persönlichem<br />

Interesse<br />

Berufstätige, <strong>zur</strong><br />

Vertiefung spezifischer<br />

Kompetenzen<br />

<strong>Freiwil</strong>lige, die <strong>in</strong> PC-<br />

Projekten, FW-<br />

Gruppen, Nachbarschaft<br />

e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d<br />

oder sich darauf vorbereiten<br />

möchten<br />

Für bereits von der<br />

Krebsliga ausgewählte<br />

FW<br />

(ke<strong>in</strong>e Fachpersonen<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den letzten<br />

zehn Jahren an<br />

Krebs erkrankte Personen)<br />

56 Std. <strong>in</strong> 3<br />

Modulen<br />

48 Std. <strong>in</strong> 8<br />

Modulen<br />

40 Std. an<br />

Abenden<br />

<strong>und</strong> Samstagen<br />

Besonderes Verbreitung<br />

Zertifikat Aufnahme <strong>in</strong> FW-Gruppen<br />

Caritas erst nach Praktikum<br />

Zertifikat Die Absolvierung des Praktikums<br />

ist e<strong>in</strong> Kriterium für<br />

das Zertifikat<br />

Der RK-KV BS arbeitet mit<br />

GGG-Voluntas zusammen<br />

Angebot durch 7<br />

Regionale Caritas-Stellen<br />

<strong>in</strong> 14<br />

Kantonen<br />

Passage: <strong>in</strong> 7<br />

Kantonen (weitere<br />

im Aufbau)<br />

Andere Angebote:<br />

<strong>in</strong> 6 Kantonen<br />

Kurs im Kanton<br />

TI<br />

Andere Angebote:<br />

<strong>in</strong> 2 Kantonen


Anbieter Name Kurs / Lehrgang<br />

Fondation<br />

Rive<br />

Neuve<br />

GGG<br />

Voluntas<br />

« Accompagnement<br />

des personnes gravement<br />

malades – Formation<br />

pour personnes<br />

bénévoles,<br />

programme cantonal<br />

vaudois de so<strong>in</strong>s palliatifs<br />

»<br />

„Passage – Lehrgang<br />

<strong>in</strong> Palliative Care –<br />

Menschen begleiten<br />

bei Krankheit, Trauer<br />

<strong>und</strong> Sterben“<br />

Zielgruppe Dauer Bestätigung /<br />

Zertifikat<br />

Für <strong>Freiwil</strong>lige, die<br />

bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er FW-<br />

Organisation (Gruppe)<br />

engagiert s<strong>in</strong>d<br />

Interessierte für FW-<br />

Arbeit<br />

56 Std. <strong>in</strong> 8<br />

Modulen<br />

56 Std. <strong>in</strong> 7<br />

Modulen<br />

plus Praxismodul<br />

à<br />

12.5 St<strong>und</strong>en<br />

51<br />

Besonderes Verbreitung<br />

Bestätigung VD<br />

Bestätigung Spezifisches Praxismodul<br />

à 12. 5 Std. (eng an<br />

Kurs geb<strong>und</strong>en)<br />

Führen <strong>Bildung</strong> nur dort<br />

durch, wo sie eigene FW-<br />

Gruppen haben<br />

arbeiten mit dem RK-KV<br />

BS zusammen<br />

BS


Anhang 7: Organisationen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>e, die <strong>Bildung</strong>sangebote <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-<br />

E<strong>in</strong>sätze anbieten<br />

Aufgelistet s<strong>in</strong>d <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige nach Kantonen, ohne Auflistung <strong>in</strong>terner<br />

Angebote z.B. von Spitälern oder Heimen mit Palliativstationen mit eigenen<br />

<strong>Freiwil</strong>ligen-Gruppen <strong>und</strong> eigenen E<strong>in</strong>führungen. Es besteht ke<strong>in</strong> Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

AG:<br />

AP:<br />

Rotkreuz-Kantonalverband<br />

Reformierte Landeskirche Aargau: Kurs A2 (60 Std.) auch für FW<br />

Kantonsspital Baden: Da se<strong>in</strong> bis zuletzt – oekumenische Sterbebegleitung (2<br />

Tage)<br />

Caritas St. Gallen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit PalliativNetzwerkOstschweiz<br />

BL:<br />

BS:<br />

BE:<br />

Rotkreuz-Kantonalverband<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Sterbekultur (anthroposophisch <strong>in</strong> Arlesheim)<br />

GGG Voluntas (56 Std., 12.5 Std. Praxismodul mit Supervision) <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit RK-KV<br />

Sem<strong>in</strong>ar am Bethesda, Basel: Darf ich Sie e<strong>in</strong> Stück auf Ihrem Weg begleiten?:<br />

36 St<strong>und</strong>en<br />

Rotkreuz-Kantonalverband BE (Passage)<br />

Sektion Bern-Oberland (separater Kurs – Angleich an Passage auf 2012)<br />

<strong>Freiwil</strong>ligendienst <strong>zur</strong> Begleitung Kranker (FBK/SVAM), Biel: Gr<strong>und</strong>kurs (je 2 ½<br />

Std. während 6 Monaten wö)<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Begleitung Schwerkranker, Region Konolf<strong>in</strong>gen: Kurs ca. 49 Std.<br />

Institut Dr. Gabriel Looser, spirituelle Sterbebegleitung, Bern (verschiedene Kursorte)


FR:<br />

GE:<br />

GL:<br />

Wachen <strong>und</strong> Begleiten Deutschfreiburg, Giffers (Sensebezirk, Seebezirk): Gr<strong>und</strong>kurs<br />

Vivre avec la mort (www.valm.ch), Marly: Gr<strong>und</strong>kurs (PS FR verweist auf dieses<br />

FW-Angebot) 15 Monate à 2 Std. pro Monat)<br />

Caritas Genf<br />

Entre lacs (120 St<strong>und</strong>en)<br />

Domilys - Krebsliga<br />

(arbeitet mit PalliativNetzwerkOstschweiz zusammen)<br />

GR:<br />

JU:<br />

Caritas Graubünden mit Kloster Illanz<br />

<strong>Freiwil</strong>lige Begleiter im K<strong>in</strong>derhospiz-Dienst Schweiz, Klosters: Kurs 56 Std.,<br />

Selbststudium 60 Std.<br />

Caritas Jura (Krebsliga JU arbeitet für die <strong>Bildung</strong> mit Caritas zusammen)<br />

LU: (deckt die Innerschweiz ab: ZG, OW/NW, SZ, UR)<br />

NE:<br />

SG:<br />

SH:<br />

Caritas Luzern<br />

Caritas Neuenburg<br />

Caritas St. Gallen<br />

<strong>Freiwil</strong>ligendienst Palliativnetzwerk L<strong>in</strong>th (Spitalregion L<strong>in</strong>th): EF-Kurs (Angebot<br />

der Krebsliga)<br />

Rotkreuz-Kantonalverband<br />

53


SZ:<br />

SO:<br />

TG:<br />

TI:<br />

UW:<br />

UR:<br />

VD:<br />

VS:<br />

ZG:<br />

Caritas Luzern<br />

Rotkreuz-Kantonalverband<br />

Ambulanter Hospizdienst Thurgau<br />

Krebsliga Tess<strong>in</strong><br />

Caritas Luzern<br />

Caritas Luzern<br />

Fondation Rive Neuve für den ganzen Kanton Waadt<br />

Institut de Recherche et de Formation à l’Accompagnement des personnes en f<strong>in</strong><br />

de vie et des personnes en deuil, Orbe de Rosette Poletti<br />

Rotkreuz-Kantonalverband: cours accompagnement en f<strong>in</strong> de vie (nicht vergleichbar<br />

mit Passage)<br />

Oberwalliser Vere<strong>in</strong> für Sterbe- <strong>und</strong> Trauerbegleitung: ke<strong>in</strong> Kurs, da ausgebildete<br />

Sterbebegleiter<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Amie Martigny (Association mart<strong>in</strong>gnera<strong>in</strong>e d’<strong>in</strong>vitation à l’entreaide): hat eigene-<br />

FW-Gruppe Accompagnement en f<strong>in</strong> de vie <strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes <strong>Bildung</strong>sangebot für<br />

diese FW.<br />

Weitere eher lokal/regionale Gruppen mit möglichen <strong>in</strong>ternen <strong>Bildung</strong>sangeboten<br />

für FW<br />

Caritas Luzern<br />

54


ZH:<br />

Schulungszentrum Ges<strong>und</strong>heit: 9 Std.<br />

Caritas Zürich<br />

Rotkreuz-Kantonalverband<br />

Zürcher Vere<strong>in</strong>igung <strong>zur</strong> Begleitung Schwerkranker (ZVBS): Kurs<br />

Wachen <strong>und</strong> Begleiten, Limmatal: Kurs 12 Tage<br />

Vere<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Begleitung von Schwerkranken Zürich Oberland (VBSZO): Kurs<br />

55


Anhang 8: Caritas Schweiz: Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase - Rahmenkonzept<br />

für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

56


Anhang 9: PASSAGE SRK – Lehrgang <strong>in</strong> Palliative Care<br />

57


Anhang 10: <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich mit Ausbildungen im<br />

Rahmen der Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik<br />

Um die Rolle der <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf<br />

die <strong>Bildung</strong>ssystematik zu klären, haben wir<br />

die <strong>Bildung</strong>spläne bzw. soweit vorhanden Modelllehrgänge der Gr<strong>und</strong>bildungen<br />

FaGe / FaBe / Attest Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales sowie den im Sektor Weiterbildung<br />

liegenden Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK (PH SRK) <strong>und</strong><br />

auf der Seite der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> die beiden 50 St<strong>und</strong>en-Kurse der Caritas<br />

<strong>und</strong> des SRK analysiert <strong>und</strong> sie anschliessend mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />

Folgendes s<strong>in</strong>d die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung Fachfraumann)<br />

Ges<strong>und</strong>heit mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (FaGe EFZ), Betreuung<br />

(FaBe EFZ), Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales mit eidgenössischem Berufsattest<br />

(EBA) <strong>und</strong> andere bezogen auf Palliative Care:<br />

Fachmann/Fachfrau Ges<strong>und</strong>heit (FaGe):<br />

Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung erwirbt der/die FaGe EFZ im Kompetenzbereich 5.2<br />

„Krise <strong>und</strong> Notfall“ die Kompetenz bei der Begleitung <strong>in</strong> Krisensituationen <strong>und</strong> während<br />

des Sterbens mitzuwirken. Dafür s<strong>in</strong>d im Modelllehrgang je 15 Lektionen im 4.<br />

<strong>und</strong> 5. Semester vorgesehen als situationsspezifische Inhalte. Der Schwerpunkt der<br />

Begleitung während des Sterbens ist für das 5. Semester vorgesehen. Nicht ersichtlich<br />

ist, ob <strong>in</strong> überbetrieblichen Kursen (ÜK) dieser Kompetenzbereich e<strong>in</strong> Them<br />

Fachmann/Fachfrau Betreuung EFZ (FaBe):<br />

Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung s<strong>in</strong>d im Zielbereich „Entwicklungspsychologie“ <strong>und</strong><br />

besonders <strong>in</strong> der spezifischen Berufsk<strong>und</strong>e Betagtenbetreuung, im Zielbereich „Körperpflege,<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Krankheit“ Ziele wie „kann die Gr<strong>und</strong>sätze der Palliation nennen“,<br />

„kann Gr<strong>und</strong>sätze der Palliation auf die Situation Betagter anwenden“, „kann<br />

Sterbende im Rahmen der Kompetenzen e<strong>in</strong>fühlsam <strong>und</strong> professionell betreuen <strong>und</strong><br />

pflegen“ aufgeführt. Angaben zu Anzahl St<strong>und</strong>en lassen sich nicht f<strong>in</strong>den.<br />

Assistent/Assistent<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales:<br />

Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung erwirbt der Assistent, die Assistent<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Soziales EBA im Handlungskompetenzbereich 2.8 „Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen<br />

von Klienten im Alltag“ die Handlungskompetenz bei der Begleitung von Sterben mitzuwirken.<br />

Da noch ke<strong>in</strong> Modelllehrgang existiert, kann die Lektionenzahl, die für diesen<br />

Handlungskompetenzbereich aufgewendet wird, nicht eruiert werden. Auch ist<br />

unklar, wie weit dieser Handlungskompetenzbereich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ÜK behandelt wird.<br />

Anmerkungen:<br />

Es ist möglich, dass z.B. auch <strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>bildung Fachmann/Fachfrau Hauswirtschaft<br />

EFZ bei den Gr<strong>und</strong>lagen „Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sozialwesen“ das Thema Palliative<br />

Care behandelt wird; aus dem <strong>Bildung</strong>splan ist dies nicht ersichtlich.<br />

In allen drei beruflichen Gr<strong>und</strong>bildungen FaGe, Attest Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales<br />

<strong>und</strong> Hauswirtschaft wird der Begriff Palliative Care nicht verwendet.<br />

58


In den Gr<strong>und</strong>bildungen sowie im Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK wird das Thema Palliative<br />

Care explizit, aber auch <strong>in</strong>direkt behandelt, allerd<strong>in</strong>gs z.T. unter anderen Namen<br />

(Sterben, Schmerz, Trauer, Abschied etc.). Die genauen St<strong>und</strong>enangaben s<strong>in</strong>d<br />

nur teilweise möglich. Wir fanden Palliative Care-Themen <strong>in</strong> verschiedenen Kompetenzbereichen<br />

wie <strong>in</strong> „Umgang mit Krise <strong>und</strong> Notfall“, „Wahrnehmung der Berufsrolle“,<br />

„Zusammenarbeit“, „Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen von Klienten im Alltag“. Geme<strong>in</strong>samer<br />

Nenner ist, dass die Lernenden bei der Begleitung <strong>in</strong> Krisensituationen <strong>und</strong><br />

während des Sterbens mitwirken im Rahmen ihrer Kompetenzen.<br />

Beispiele:<br />

Im Modelllehrgang FaGe werden im 4. <strong>und</strong> 5. Semester 30 Fachlektionen (von<br />

Total 1040) für Palliative Care aufgeführt. Indirekt ist das Thema <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Kompetenzbereichen zu f<strong>in</strong>den (nicht erkennbar wie viel St<strong>und</strong>en).<br />

In der Lektionentafel FaBe ist nicht ersichtlich, wie viele Lektionen für das<br />

Thema aufgewendet werden, da die Leistungsziele übergeordneten Themen<br />

zugewiesen s<strong>in</strong>d. Für die Fachrichtung Beh<strong>in</strong>dertenbetreuung wird aber e<strong>in</strong><br />

überbetrieblicher Kurs zum Thema „Tod, Trauer, Abschied“ angeboten.<br />

Im <strong>Bildung</strong>splan Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales EBA s<strong>in</strong>d im Handlungskompetenzbereich<br />

„Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen von Klienten im Alltag“<br />

im 1./2. Semester 50 Lektionen zu „wirkt bei der Begleitung von Sterbenden<br />

mit“ vorgesehen.<br />

Im Rahmenlehrplan des 120 St<strong>und</strong>en-Lehrgangs PH SRK s<strong>in</strong>d nur 9 St<strong>und</strong>en<br />

explizit für das Thema reserviert – allerd<strong>in</strong>gs liegen alle Kompetenzen <strong>in</strong> Bereichen,<br />

die <strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

In den <strong>Konzept</strong>en „Passage SRK - Lehrgang <strong>in</strong> der Palliative Care“ <strong>und</strong> „Begleiten <strong>in</strong><br />

der letzten Lebensphase von Caritas“ werden den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierten<br />

Personen während 50 St<strong>und</strong>en Wissen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Fähigkeiten für die Begleitung<br />

von älteren, schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen <strong>und</strong> ihren nahestehenden<br />

Bezugspersonen vermittelt. Die Schlüsselkompetenzen liegen im Bereich der<br />

Kommunikation <strong>und</strong> des Sozialverhaltens:<br />

taktvoll das Gespräch aufnehmen, zuhören ohne zu werten, tolerant se<strong>in</strong>,<br />

ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das Gefühl der Hilflosigkeit aushalten,<br />

Bedürfnisse von Betroffenen <strong>und</strong> Angehörigen sensibel erkennen,<br />

den eigenen Wirkungsbereich erkennen <strong>und</strong> sich abgrenzen,<br />

eigenes Tun <strong>und</strong> Verhalten reflektieren <strong>und</strong> Bereitschaft zeigen für Gespräch<br />

<strong>und</strong> Austausch,<br />

bei der Begleitung mit verschiedenen Diensten zusammenarbeiten,<br />

sich <strong>in</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> im vorgegebenen Rahmen handeln.<br />

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Schlussfolgerungen:<br />

In allen analysierten Unterlagen der Gr<strong>und</strong>bildungen kommt Palliative Care als<br />

Thema direkt <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkt vor. Die Lektionenzahl für direkte Themen der Palliative<br />

Care konnten wir nur für die Gr<strong>und</strong>bildung FaGe <strong>und</strong> den Lehrgang PH<br />

SRK f<strong>in</strong>den; für FaBe <strong>und</strong> Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales fehlt diese.<br />

Die Lektionenzahl für Themen, die <strong>in</strong>direkt Palliative Care tangieren, konnten<br />

wir nicht ausf<strong>in</strong>dig machen.<br />

Im Vergleich zum Total der Fachunterrichtsst<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>bildungen<br />

wenige St<strong>und</strong>en dem Thema Palliative Care gewidmet – im Zusammenhang<br />

mit andern Kompetenzbereichen werden aber Fähigkeiten erworben, die<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care wichtig s<strong>in</strong>d. Solche <strong>in</strong>direkten Palliative Care Kompetenzen<br />

fanden wir z.B. <strong>in</strong> den Feldern Kommunikation, Berufsrolle <strong>und</strong> Zusammenarbeit,<br />

Pathologie, pflegerische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Ethik.<br />

Die Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> Interessierte <strong>in</strong> Palliative Care s<strong>in</strong>d enger<br />

auf dieses Sett<strong>in</strong>g zugeschnitten <strong>und</strong> <strong>in</strong> sich abgeschlossen. Sie behandeln<br />

ausschliesslich psycho-soziale Themen <strong>und</strong> Fragen der Rolle <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> bieten Raum für persönliche Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem<br />

Thema <strong>und</strong> der Philosophie, die h<strong>in</strong>ter der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> steht.<br />

Die Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d mit den <strong>Bildung</strong>splänen der<br />

analysierten Gr<strong>und</strong>bildungen <strong>und</strong> dem Lehrgang PH SRK nicht vergleichbar.<br />

Wir haben nirgendwo e<strong>in</strong>en Block zu Palliative Care gef<strong>und</strong>en, der dem<br />

Kurs/Lehrgang <strong>in</strong> etwa entsprechen würde.<br />

Für <strong>Freiwil</strong>lige, die e<strong>in</strong>en Prozess der „Validation des aquis“ beschreiten, wird<br />

die Anerkennung von Kompetenzen vermutlich erschwert, weil die Begrifflichkeiten<br />

<strong>in</strong> den <strong>Bildung</strong>splänen mit denjenigen der <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige<br />

<strong>in</strong> der Palliative Care nicht vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />

Umgekehrt dienen die Kompetenzen aus e<strong>in</strong>em EFZ/EBA selbst dann, wenn<br />

sie aus dem Ges<strong>und</strong>heits- oder Sozialbereich s<strong>in</strong>d, nicht ohne weiteres für e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong> der Palliative Care, denn Auftrag/ Gr<strong>und</strong>haltungen<br />

<strong>und</strong> Rolle s<strong>in</strong>d verschieden.<br />

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Anhang 11: Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong><br />

der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />

Für die Gestaltung des <strong>Bildung</strong>sangebotes für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care halten<br />

wir folgende Gr<strong>und</strong>sätze für s<strong>in</strong>nvoll:<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote stehen <strong>in</strong> der Regel allen Interessierten offen. Der Besuch<br />

des <strong>Bildung</strong>sangebotes ermöglicht den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong><br />

der Palliative Care.<br />

<strong>Bildung</strong> orientiert sich an der zu erbr<strong>in</strong>genden Tätigkeit <strong>und</strong> bereitet darauf<br />

vor, diese aufgr<strong>und</strong> des erworbenen Wissens, der Fähigkeiten <strong>und</strong> der erarbeiteten<br />

Haltung zu erfüllen.<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ermöglichen praxisorientiertes<br />

<strong>und</strong> selbstreflektierendes Arbeiten durch die Teilnehmenden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

persönlichen Lernprozess im Austausch <strong>und</strong> <strong>in</strong> der toleranten <strong>und</strong> wertschätzenden<br />

Begegnung mit anderen Teilnehmenden.<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote <strong>in</strong> der Palliative Care setzen e<strong>in</strong>e Lern- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft<br />

aller Beteiligter voraus.<br />

Als formale Gr<strong>und</strong>sätze schlagen wir Folgendes vor:<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote orientieren sich idealerweise an den sechs allgeme<strong>in</strong>en Kriterien<br />

des Schweizerischen Qualitätszertifikates für Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen<br />

eduQua (www.eduqua.ch > http://www.eduqua.ch/002alc_07_de.htm<br />

eduQua-Checkliste für KonsumentInnen). E<strong>in</strong>e Zertifizierung ist aber nur für<br />

grössere Anbieter realistisch.<br />

<strong>Bildung</strong>sangebote <strong>in</strong> der Palliative Care werden durch Fachpersonen erteilt,<br />

die im Bereich über e<strong>in</strong>e entsprechende Qualifikation <strong>und</strong> praktische Erfahrungen<br />

verfügen. Die Stufe SVEB 1 ist als m<strong>in</strong>imale Voraussetzung für Unterrichtende<br />

zu empfehlen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätze für den <strong>Support</strong><br />

Das Engagement von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden<br />

Menschen jeden Alters <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unterstützung der nahestehenden Bezugspersonen<br />

ist sehr anspruchsvoll. Die E<strong>in</strong>sätze werden durch Frauen <strong>und</strong> Männer geleistet,<br />

die nach def<strong>in</strong>ierten Kriterien ausgewählt <strong>und</strong> auf ihre Aufgabe vorbereitet<br />

wurden.<br />

Während ihrer Tätigkeit brauchen die <strong>Freiwil</strong>ligen kont<strong>in</strong>uierliche Praxisbegleitung,<br />

um diese sozial kompetent, wertschätzend, respektvoll <strong>und</strong> für sich selber nicht zu<br />

61


elastend ausüben zu können. Dieser <strong>Support</strong> wird <strong>in</strong> den Interviews auch immer<br />

wieder als wichtiges Element der Motivation, Wertschätzung <strong>und</strong> Honorierung für die<br />

freiwilligen E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> diesem Bereich genannt. Andere Formen der Anerkennung<br />

von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (vgl. Sozialzeitausweis des Forums <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>, 2001)<br />

s<strong>in</strong>d für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ebenfalls wichtig, aber weniger zentral.<br />

Folgende Gr<strong>und</strong>sätze für e<strong>in</strong>e qualitativ hochstehende Unterstützung von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

<strong>in</strong> Palliative Care s<strong>in</strong>d zentral:<br />

E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung gestaltet die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der E<strong>in</strong>sätze, begleitet<br />

die <strong>Freiwil</strong>ligen eng, ist <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bartem Rahmen erreichbar <strong>und</strong> unterstützt bei<br />

problematischen Situationen.<br />

Für Notfälle steht e<strong>in</strong>e Ansprechperson jederzeit <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>satzleiterInnen s<strong>in</strong>d von ihrem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihrer Erfahrung her vorbereitet<br />

auf ihre Tätigkeit. Allenfalls wird ihnen spezifische <strong>Bildung</strong> ermöglicht.<br />

Der <strong>Support</strong> wird von gut ausgebildeten <strong>Freiwil</strong>ligen oder Fachpersonen<br />

durchgeführt (E<strong>in</strong>satzleiterInnen oder weitere Personen). Sie bieten regelmässige<br />

Austauschmöglichkeiten (Intervision, Fallbesprechungen, thematische<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung) <strong>in</strong> der Gruppe an.<br />

Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care verstehen Ges<strong>und</strong>heit im weiten S<strong>in</strong>n als subjektiv<br />

empf<strong>und</strong>ene Lebensqualität. Die Bedürfnisse der betroffenen Menschen <strong>und</strong> ihrer<br />

nahestehenden Bezugspersonen werden <strong>in</strong>s Zentrum gestellt <strong>und</strong> ihre Situation als<br />

Teil ihres Lebens begriffen.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige nehmen Ressourcen der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden wahr, besonders<br />

im psychischen, sozialen <strong>und</strong> spirituellen Bereich. Sie richten ihre Unterstützung<br />

darauf aus, die Lebensqualität des betroffenen Menschen <strong>in</strong>nerhalb der gegebenen<br />

Situation zu fördern <strong>und</strong> zu erhalten. Diese Sichtweise hilft, e<strong>in</strong>en Menschen als Individuum<br />

wahrzunehmen.<br />

Mit der Unterstützung der nahestehenden Bezugspersonen tragen die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längerdauernden Begleitung entscheidend <strong>zur</strong> Erhaltung von deren<br />

Ges<strong>und</strong>heit bei.<br />

Die Organisationen <strong>und</strong> Gruppen haben schliesslich gegenüber ihren <strong>Freiwil</strong>ligen die<br />

Aufgabe, sie bei ihrer anspruchsvollen Tätigkeit so zu unterstützen, dass ihre psychische<br />

<strong>und</strong> physische Ges<strong>und</strong>heit nicht bee<strong>in</strong>trächtigt wird. Es ist den Organisationen<br />

<strong>und</strong> Gruppen bewusst, dass sie bei der Auswahl auf e<strong>in</strong>e stabile physische<br />

<strong>und</strong> psychische Ges<strong>und</strong>heit der <strong>Freiwil</strong>ligen achten müssen. Dies befreit sie aber<br />

nicht vor der gebotenen Achtsamkeit gegenüber drohenden allzu grossen Belastungen.<br />

62


Gender<br />

Den E<strong>in</strong>satzleitungen <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>atoren wie den <strong>Freiwil</strong>ligen<br />

sollte bewusst se<strong>in</strong>, dass sie selber, die beteiligten Pflegenden <strong>und</strong> die nahestehenden<br />

Bezugspersonen sowie die kranken Personen <strong>in</strong> grösserem oder kle<strong>in</strong>erem<br />

Ausmass typische soziale Geschlechterrollen übernehmen.<br />

Sowohl <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> wie <strong>in</strong> <strong>Support</strong>gefässen sollte dieses Thema <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong>.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige sollen sich dar<strong>in</strong> üben, Situationen zu erkennen, <strong>in</strong> denen Geschlechterrollen<br />

zu H<strong>in</strong>dernissen führen. So s<strong>in</strong>d sie fähig, den beteiligten Menschen situationsgemäss<br />

zu begegnen <strong>und</strong> Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht Respekt<br />

entgegen zu br<strong>in</strong>gen. Andererseits sollen sie ermutigt werden, allfällige Schwierigkeiten<br />

im Zusammenhang mit Geschlechterrollen <strong>in</strong> ihrer Organisation oder Gruppe anzusprechen.<br />

Es ist klar, dass gegenüber verbalen wie physischen Grenzüberschreitungen oder<br />

gar sexuellen Übergriffen absolut ke<strong>in</strong>e Toleranz angebracht ist. Dieses Thema ist<br />

uns nicht als Problem entgegen getreten. Sollten aber <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er<br />

Form mit e<strong>in</strong>em solchen Übergriff konfrontiert werden oder entsprechende Beobachtungen<br />

machen, sollen sie jederzeit ihre Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> / ihren Koord<strong>in</strong>ator oder<br />

ihre E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong> / ihren E<strong>in</strong>satzleiter darauf ansprechen können. Diese nimmt die<br />

Wahrnehmung der <strong>Freiwil</strong>ligen ernst <strong>und</strong> handelt situationsgerecht, zieht allenfalls<br />

auch e<strong>in</strong>e externe Fachperson h<strong>in</strong>zu.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d grösstenteils Frauen. Sie begleiten schwerkranke<br />

<strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>und</strong> deren nahestehenden Bezugspersonen beiden Geschlechts.<br />

Offenbar wird diese Geschlechterkonstellation von den Organisationen<br />

<strong>und</strong> Gruppen <strong>in</strong> der Regel sowohl als unproblematisch (Näf <strong>und</strong> Neuenschwander,<br />

2010) wie auch als wenig veränderbar betrachtet. Gr<strong>und</strong>sätzlich wäre es aber zu begrüssen,<br />

wenn sich mehr Männer für diese Form von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> engagieren<br />

würden.<br />

Transkulturalität<br />

Migration <strong>und</strong> Transkulturalität ist im Zusammenhang mit <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative<br />

Care noch kaum e<strong>in</strong> Thema. Aber natürlich können auch Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten<br />

schwer krank werden, s<strong>in</strong>d sie doch bekanntermassen verstärkt Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

ausgesetzt. Die Generation der Arbeitsmigrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -migranten der Nachkriegszeit<br />

wird alt <strong>und</strong>, so zeigt sich <strong>in</strong> den letzten Jahren, bleibt zu e<strong>in</strong>em grossen<br />

Teil <strong>in</strong> der Schweiz. Auch Jenny (2009, S. 60) sieht die Notwendigkeit<br />

„…Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten den Zugang zu den Angeboten der Palliative Care<br />

[zu] erleichtern…“.<br />

Weiter ist zu berücksichtigen, dass e<strong>in</strong> grosser <strong>und</strong> noch zunehmender Anteil der<br />

Pflegenden e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hat. Auch die <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit steht Menschen<br />

aus allen Bevölkerungsgruppen offen, sofern sie die sachlich begründeten Kriterien<br />

für den Bereich Palliative Care erfüllen.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care müssen sich aus diesen Gründen bewusst se<strong>in</strong>,<br />

dass Menschen, sie selber wie Kranke <strong>und</strong> alle Beteiligten, mit ihren Werten, E<strong>in</strong>stel-<br />

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lungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen von ihrer Lebenswelt geprägt s<strong>in</strong>d. Sie sollen die Gefahr<br />

kennen, Menschen aufgr<strong>und</strong> von Äusserlichkeiten <strong>in</strong> Kategorien e<strong>in</strong>zuordnen,<br />

welche ihre Individualität überdecken. In der <strong>Bildung</strong> wie im <strong>Support</strong> ist immer wieder<br />

die Fähigkeit zu üben, Menschen als Individuen wahrzunehmen jenseits von Herkunft,<br />

Religion, Hautfarbe, Sprache, alltäglichen Gewohnheiten, usw.<br />

<strong>Freiwil</strong>lige sollen zunehmend transkulturell kompetent se<strong>in</strong> im Umgang mit Kranken,<br />

nahestehenden Bezugspersonen <strong>und</strong> Pflegenden mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. „Transkulturelle<br />

Kompetenz basiert auf H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen, Selbstreflexion <strong>und</strong> Empathie.<br />

Sie trägt dazu bei, migrationsspezifische Problemlagen zu erkennen <strong>und</strong> adäquat zu<br />

handeln.“ (www.transkulturellekompetenz.ch > Transkulturelle Kompetenz).<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Bereich s<strong>in</strong>d klare Grenzen festzulegen – gegenüber Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />

jeglicher Art darf ke<strong>in</strong>e Toleranz gelten. Werden entsprechende Erfahrungen oder<br />

Beobachtungen gemacht, müssen diese e<strong>in</strong>erseits angesprochen, andererseits ernst<br />

genommen <strong>und</strong> weiter verfolgt werden. Es kann nötig se<strong>in</strong>, sich von e<strong>in</strong>er Fachperson<br />

beraten zu lassen.<br />

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