Nationales Konzept Bildung und Support zur Freiwil- ligenarbeit in ...
Nationales Konzept Bildung und Support zur Freiwil- ligenarbeit in ...
Nationales Konzept Bildung und Support zur Freiwil- ligenarbeit in ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012<br />
<strong>Nationales</strong> <strong>Konzept</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> <strong>zur</strong> <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
<strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Caritas Schweiz <strong>und</strong> Schweizerisches Rotes Kreuz im Auftrag des B<strong>und</strong>esamtes für<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
7. Juni 2011
Zusammenfassung<br />
E<strong>in</strong>e Massnahme der Nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012, die im Rahmen<br />
des Handlungsfelds Aus-, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung umgesetzt wird, betrifft den<br />
E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Der ermittelte Handlungsbedarf zeigte,<br />
dass die Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen zum Teil nicht klar ist <strong>und</strong> dass die Verankerung <strong>in</strong> der<br />
Palliative-Care-Versorgung <strong>in</strong> der Schweiz sehr unterschiedlich ist. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
erteilt das BAG Caritas Schweiz <strong>und</strong> dem Schweizerischen Roten Kreuz<br />
(SRK) geme<strong>in</strong>sam den Auftrag <strong>zur</strong> Erarbeitung von Massnahmenpaketen für die <strong>Bildung</strong><br />
<strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Gr<strong>und</strong>lage des vorliegenden<br />
Berichts s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Literatur- <strong>und</strong> Dokumentenrecherche sowie die Ergebnisse<br />
von 17 Expert<strong>in</strong>nen- <strong>und</strong> Experten<strong>in</strong>terviews.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care gelten bis heute als eigenständige Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Akteure im Betreuungsnetz von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen. In der<br />
<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wird unter formeller <strong>und</strong> <strong>in</strong>formeller Arbeit unterschieden. Während<br />
die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> persönliche Hilfen für Fre<strong>und</strong>e, Bekannte <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />
Nachbarschaft be<strong>in</strong>haltet, spielt sich die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im <strong>in</strong>stitutionellen<br />
organisierten Rahmen ab. Das vorliegende <strong>Konzept</strong> befasst sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie mit<br />
den formellen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care, regt jedoch auch Massnahmen für<br />
die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> an.<br />
Formelle <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care organisieren sich <strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>en oder Gruppen<br />
<strong>und</strong> kommen sowohl im stationären wie im ambulanten Bereich zum E<strong>in</strong>satz. Ihre<br />
Aufgaben bestehen <strong>in</strong> der Begleitung der Betroffenen <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unterstützung oder<br />
Entlastung nahestehender Bezugspersonen (z.B. Angehörige). Teilweise s<strong>in</strong>d sie<br />
auch <strong>in</strong> der Trauerbegleitung tätig. In Hospizen oder Palliativstationen werden weitere<br />
vielseitige Aufgaben im Bereich der Infrastruktur <strong>und</strong> Adm<strong>in</strong>istration wahrgenommen<br />
(Empfang, Mitarbeit <strong>in</strong> der Cafeteria, Dekoration der öffentlichen Räume, Transporte<br />
oder Öffentlichkeitsarbeit).<br />
Die E<strong>in</strong>satzleitung wählt die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care nach bestimmten Kriterien<br />
aus. <strong>Freiwil</strong>lige erhalten e<strong>in</strong>en vorbereitenden Ausbildungskurs <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
<strong>Support</strong> <strong>in</strong> Form von Austauschtreffen, Supervision <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Innerhalb ihres E<strong>in</strong>satzbereiches <strong>und</strong> Tätigkeitsprofils leisten <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Arbeit. In den Organisationen besteht e<strong>in</strong> hohes Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />
für e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>führung der <strong>Freiwil</strong>ligen. <strong>Freiwil</strong>lige werden<br />
<strong>in</strong> ihrer Arbeit begleitet <strong>und</strong> im laufenden Lernprozess unterstützt. Hohe Sozial- <strong>und</strong><br />
Persönlichkeitskompetenzen s<strong>in</strong>d Bestandteil des <strong>Freiwil</strong>ligenprofils <strong>und</strong> werden <strong>in</strong><br />
der <strong>Bildung</strong> gezielt gestärkt. Lernen <strong>in</strong> der Praxis <strong>und</strong> über die gemachten Erfahrungen<br />
zu reflektieren haben e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung.<br />
Um das Potential der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care mittel- <strong>und</strong> langfristig <strong>zur</strong> Entfaltung<br />
zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> ihr Engagement wirkungsvoll zu gestalten, werden Massnahmen<br />
im vorliegenden Bericht auf regionaler, kantonaler <strong>und</strong> nationaler Ebene vorgeschlagen.<br />
Die Autoren des vorliegenden Berichts sehen auf nationaler Ebene folgen-<br />
2
de Massnahmen als zentral: e<strong>in</strong> Rahmenkonzept für die <strong>Bildung</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen, die<br />
Bündelung der Angebote für <strong>Freiwil</strong>lige auf e<strong>in</strong>em nationalen Webportal, die Festlegung<br />
von Standards für den E<strong>in</strong>satz der <strong>Freiwil</strong>ligen sowie die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Qualitätslabels.<br />
Die Sicherung der F<strong>in</strong>anzierung von qualifizierten E<strong>in</strong>satzleitungen für<br />
<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>er Stelle für die Organisation der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d kantonale oder regionale Aufgabenfelder. Auf kommunaler<br />
Ebene schliesslich soll der Zugang <strong>zur</strong> <strong>Bildung</strong> für alle Interessierten sichergestellt<br />
werden.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care tragen die Gr<strong>und</strong>werte von Palliative Care <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>: Respekt vor Selbstbestimmung <strong>und</strong> Schutz der Menschenwürde<br />
jedes E<strong>in</strong>zelnen <strong>und</strong> Akzeptanz von Krankheit, Sterben <strong>und</strong> Tod als Teil des Lebens.<br />
Ihr Engagement zu fördern ist e<strong>in</strong>e Investition mit grosser Wirkung <strong>und</strong> grossem Gew<strong>in</strong>n<br />
für die Gesellschaft, wenn dadurch immer mehr Menschen am Ort ihrer Wahl –<br />
wenn immer möglich zu Hause – leben <strong>und</strong> sterben können.<br />
3
Inhalt<br />
1 E<strong>in</strong>leitung ............................................................................................................. 6<br />
1.1 Auftrag ........................................................................................................... 6<br />
1.2 Ziel ................................................................................................................. 6<br />
1.3 Vorgehen ....................................................................................................... 7<br />
2 Analyse ................................................................................................................ 8<br />
2.1 Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ...... 8<br />
2.1.1 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en ............................................................ 8<br />
2.1.2 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ................................................... 9<br />
2.1.3 Formen <strong>und</strong> Strukturen der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der<br />
Palliative Care ...................................................................................................... 9<br />
2.1.4 Anzahl <strong>und</strong> Herkunft der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ................... 11<br />
2.1.5 Rolle, Tätigkeitsbereiche <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen ........ 12<br />
2.1.6 Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen ...................................................................... 13<br />
2.1.7 Schnittstellen <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit <strong>in</strong> Institutionen <strong>und</strong> im<br />
ambulanten Bereich ........................................................................................... 14<br />
2.2 Kompetenzen ............................................................................................... 16<br />
2.2.1 Beschreibung der Kompetenzen ........................................................... 16<br />
2.2.2 Ausbildungsniveaus palliative ch ........................................................... 17<br />
2.3 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Bildung</strong>sangebote ............................ 18<br />
2.3.1 <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care .......................... 18<br />
2.3.2 Chancen <strong>und</strong> Gefahren e<strong>in</strong>es Labels .................................................... 20<br />
2.3.3 <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf die<br />
Schweizerische <strong>Bildung</strong>ssystematik .................................................................. 21<br />
2.4 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Support</strong>angebote .............................. 22<br />
2.5 Schnittstelle zwischen <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Praxis ................................................... 24<br />
3 Gr<strong>und</strong>sätze ........................................................................................................ 25<br />
3.1 Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .......................................................................... 25<br />
3.2 Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität.................. 26<br />
4 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> empfohlene Massnahmen .......................................... 26<br />
4.1 Mehrwert e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ........ 26<br />
4.2 Handlungsbedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot ................................... 28<br />
4.3 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen ................... 29<br />
4
4.4 Mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> der<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .......................................................................... 30<br />
4.5 Qualitätssicherung <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sames Label ............................................... 32<br />
4.6 Zukünftige Bedürfnisse der Betroffenen ....................................................... 33<br />
5 Literatur .............................................................................................................. 35<br />
6 Weiterführende L<strong>in</strong>ks ......................................................................................... 36<br />
7 Anhang .............................................................................................................. 38<br />
Anhang 1: Liste der <strong>in</strong>terviewten Fachpersonen ................................................... 39<br />
Anhang 2: Leitfaden für Telefon<strong>in</strong>terviews mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten ..... 40<br />
Anhang 3: Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care ......... 45<br />
Anhang 4: Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige ............................................. 46<br />
Anhang 5: Ausbildungsniveaus <strong>in</strong> Palliative Care von palliative ch ....................... 48<br />
Anhang 6: Übersicht über die wichtigsten <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care ............................................................................................. 49<br />
Anhang 7: Organisationen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>e, die <strong>Bildung</strong>sangebote <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-<br />
E<strong>in</strong>sätze anbieten .................................................................................................. 52<br />
Anhang 8: Caritas Schweiz: Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase -<br />
Rahmenkonzept für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen ............................................. 56<br />
Anhang 9: PASSAGE SRK – Lehrgang <strong>in</strong> Palliative Care ..................................... 57<br />
Anhang 10: <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich mit Ausbildungen im<br />
Rahmen der Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik ............................................... 58<br />
Anhang 11: Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong><br />
der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care .................................................................... 61<br />
5
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
1.1 Auftrag<br />
E<strong>in</strong>e Massnahme der Nationalen Strategie Palliative Care 2010–2012, die im Rahmen<br />
des Handlungsfelds Aus-, Weiter- <strong>und</strong> Fortbildung 1 umgesetzt wird, betrifft den<br />
E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Der ermittelte Handlungsbedarf zeigte,<br />
dass die Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen zum Teil nicht klar ist <strong>und</strong> dass die Verankerung der<br />
<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative-Care-Versorgung <strong>in</strong> der Schweiz sehr unterschiedlich<br />
ist. Das B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) erteilt Caritas Schweiz <strong>und</strong> dem<br />
Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) geme<strong>in</strong>sam den Auftrag <strong>zur</strong> Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
nationalen <strong>Konzept</strong>s für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen mit konkreten<br />
Massnahmenpaketen, unter E<strong>in</strong>bezug massgeblicher Organisationen wie z.B. der<br />
Krebsliga, Pro Senectute <strong>und</strong> palliative ch.<br />
Dieses <strong>Konzept</strong> steht im Zusammenhang mit dem zeitlich parallel erarbeiteten Nationalen<br />
<strong>Bildung</strong>skonzept „Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategisches Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />
(Empfehlungen)“, welches auf die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung (<strong>in</strong>nerhalb der schweizerischen<br />
<strong>Bildung</strong>ssystematik) fokussiert.<br />
1.2 Ziel<br />
Die Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012 formuliert das folgende Ziel <strong>in</strong> Bezug<br />
auf die <strong>Freiwil</strong>ligen: „<strong>Freiwil</strong>lige verfügen über Kompetenzen <strong>in</strong> Palliative Care<br />
<strong>und</strong> erhalten <strong>zur</strong> Erfüllung ihrer Aufgabe die nötige Unterstützung“ (BAG <strong>und</strong> GDK,<br />
2009, S. 57). 2<br />
Folgende Teilziele s<strong>in</strong>d Gegenstand des vorliegenden <strong>Konzept</strong>s:<br />
E<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist formuliert.<br />
1 Das geplante B<strong>und</strong>esgesetz über die Weiterbildung (WeBiG) unterscheidet zwischen formaler <strong>und</strong><br />
nicht-formaler <strong>Bildung</strong> (Weiterbildung).<br />
2 Das Oberziel der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012 im Handlungsfeld Aus-, Weiter- <strong>und</strong><br />
Fortbildung lautet: „Die <strong>in</strong> der Palliative Care tätigen Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen verfügen über die<br />
erforderlichen stufengerechten Kompetenzen <strong>in</strong> der Palliative Care“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 57).<br />
6
Aufgaben <strong>und</strong> Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen mit Schnittstellen zum Ges<strong>und</strong>heitsfachpersonal<br />
s<strong>in</strong>d beschrieben, die Rolle <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
s<strong>in</strong>d dargestellt.<br />
E<strong>in</strong>e gesamtschweizerische vergleichende <strong>und</strong> umfassende Übersicht über<br />
<strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Support</strong>angebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ist erstellt.<br />
Bezüge dieser <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Support</strong>angebote <strong>zur</strong> Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik<br />
s<strong>in</strong>d hergestellt.<br />
E<strong>in</strong> erster Konsens über gr<strong>und</strong>sätzliche Elemente zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> sowie<br />
Qualitätssicherung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ist erreicht.<br />
Empfohlene Massnahmenpakete <strong>zur</strong> Umsetzung der gr<strong>und</strong>sätzlichen Elemente<br />
zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> sowie Qualitätssicherung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care s<strong>in</strong>d formuliert.<br />
1.3 Vorgehen<br />
Um e<strong>in</strong>en Überblick über die Situation der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Bezug auf die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />
den <strong>Support</strong> zu erhalten, wurde e<strong>in</strong>e Literatur- <strong>und</strong> Dokumentenrecherche durchgeführt.<br />
Zusätzlich wurde die Situation <strong>und</strong> der Handlungsbedarf im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich<br />
mit 17 Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten aus unterschiedlichen Funktions- <strong>und</strong> Tätigkeitsgebieten<br />
3 diskutiert (Anhang 1). Die Interviews wurden mit Hilfe e<strong>in</strong>s standardisierten<br />
Leitfadens (Anhang 2) <strong>in</strong> den drei Sprachregionen Deutschschweiz, Westschweiz<br />
<strong>und</strong> Tess<strong>in</strong> telefonisch durchgeführt.<br />
Die Interviewpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -partner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem beruflichen Kontext unterschiedlich<br />
mit den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care konfrontiert. Mit dieser Auswahl konnten<br />
differenzierte Me<strong>in</strong>ungen <strong>und</strong> Perspektiven e<strong>in</strong>gefangen werden, um das Feld<br />
möglichst repräsentativ abzubilden. Insbesondere wurde bei der Auswahl der Interviewpersonen<br />
darauf geachtet,<br />
alle Regionen <strong>in</strong> der Schweiz zu berücksichtigen,<br />
verschiedene Perspektiven zu beleuchten unter Berücksichtigung des unterschiedlichen<br />
<strong>in</strong>stitutionellen Rahmens (wie Kursanbietende <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzgruppen<br />
von <strong>Freiwil</strong>ligen sowohl <strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionsgeb<strong>und</strong>enen als auch <strong>in</strong> freien Gruppen),<br />
die relevanten, wichtigsten <strong>und</strong> grossen Organisationen sowie E<strong>in</strong>zelne zu befragen,<br />
die besondere Situationen aufweisen oder e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>heitlichung gegenüber<br />
besonders kritisch e<strong>in</strong>gestellt s<strong>in</strong>d.<br />
Mit den nationalen Dachverbänden der <strong>in</strong> der Palliative Care aktiven Stakeholder <strong>und</strong><br />
der Organisationen der Arbeitswelt (OdASanté, SAVOIRSOCIAL etc.) wurden bewusst<br />
ke<strong>in</strong>e Interviews durchgeführt. Sie sollen vielmehr mit der anschliessend vom<br />
3 z.B. Geschäftsführende, Leitungsverantwortliche <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong>, E<strong>in</strong>satzleitungen, Forschende<br />
7
BAG durchgeführten Vernehmlassung des vorliegenden <strong>Konzept</strong>s angesprochen<br />
werden.<br />
2 Analyse<br />
Die folgende Analyse basiert auf bestehenden Dokumenten <strong>und</strong> Studien, die an den<br />
entsprechenden Stellen ausdrücklich erwähnt werden. Den grösseren Raum nehmen<br />
die Erkenntnisse aus den geführten Interviews e<strong>in</strong>. Verweise auf Interviews oder<br />
Aussagen von Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten beziehen sich im Folgenden immer auf die<br />
von den Autor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Autoren dieses Berichts durchgeführten Befragungen.<br />
2.1 Def<strong>in</strong>ition <strong>und</strong> Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care ist ihrem Ursprung e<strong>in</strong>e Bürgerbewegung.<br />
Sowohl <strong>in</strong> England wie auch <strong>in</strong> anderen europäischen Ländern haben <strong>Freiwil</strong>lige mit<br />
ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement <strong>in</strong> der Hospizbewegung die Entwicklung<br />
der professionellen Palliative Care-Angebote hervorgebracht (Dörner 2010). <strong>Freiwil</strong>lige<br />
s<strong>in</strong>d demnach als eigenständige Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Akteure des Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
zu verstehen: „<strong>Freiwil</strong>liges Engagement ist nicht als Ergänzung <strong>zur</strong> professionellen<br />
Arbeit zu betrachten, sondern die professionelle Arbeit muss als Ergänzung<br />
zum familiären <strong>und</strong> nachbarschaftlichen Engagement verstanden werden“ (Jenny,<br />
2009, S. 67). Die demographische Entwicklung lässt vermuten, dass die Verantwortung<br />
für schwerkranke <strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>in</strong> Zukunft nicht von nahestehenden<br />
Bezugspersonen (z.B. Angehörige, Fre<strong>und</strong>e) <strong>und</strong> Fachpersonen alle<strong>in</strong> getragen werden<br />
kann. Wenn sich der Trend „ambulant vor stationär“ durchsetzen soll, ist mehr<br />
gegenseitige Hilfe nötig. Das bürgerschaftliche Engagement, die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
also, hält nach Dörner (2010) durchaus kreative Alternativen bereit. Der E<strong>in</strong>satz für<br />
Mitmenschen kann e<strong>in</strong>e „Möglichkeit des Ausgleichs <strong>und</strong> der S<strong>in</strong>nf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> der heute<br />
angespannten <strong>und</strong> hektischen Arbeitswelt“ (Raymann, 2010, S. 52) se<strong>in</strong>.<br />
In der Westschweiz engagierte sich Rosette Poletti ab 1970 für die würdevolle Begleitung<br />
von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen. Angeregt durch Vorträge<br />
von Elisabeth Kübler-Ross, die e<strong>in</strong>e zentrale Rolle <strong>in</strong> der Hospizbewegung e<strong>in</strong>nimmt,<br />
entstanden seither <strong>in</strong> der ganzen Schweiz über h<strong>und</strong>ert <strong>Freiwil</strong>ligengruppen. Viele<br />
von ihnen wurden im Aufbau <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Ausbildung durch Caritas-Programme unterstützt.<br />
2.1.1 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Die Def<strong>in</strong>ition von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> lautet nach Benevol Schweiz, der Dachorganisation<br />
der Fach- <strong>und</strong> Vermittlungsstellen für <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wie folgt: „<strong>Freiwil</strong>ligenar-<br />
8
eit ist e<strong>in</strong> gesellschaftlicher Beitrag an Mitmenschen <strong>und</strong> Umwelt. Sie schliesst freiwilliges<br />
<strong>und</strong> ehrenamtliches Engagement e<strong>in</strong> <strong>und</strong> umfasst jegliche Formen unentgeltlich<br />
geleisteter selbstbestimmter E<strong>in</strong>sätze ausserhalb der eigenen Kernfamilie“ (Benevol,<br />
2010, S. 1). Es wird betont, <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> könne die bezahlte Arbeit ergänzen<br />
<strong>und</strong> unterstützen, solle sie aber nicht konkurrenzieren. <strong>Freiwil</strong>liges Engagement<br />
ermöglicht e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> andere Lebensbereiche, erweitert die Sozialkompetenz,<br />
bietet neue Kontakte <strong>und</strong> kann Ausgleich zum Alltag oder <strong>zur</strong> Berufsarbeit se<strong>in</strong>.<br />
Der <strong>Freiwil</strong>ligenmonitor Schweiz unterscheidet zwischen formeller <strong>und</strong> <strong>in</strong>formeller<br />
<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (Stadelmann-Steffen et al., 2010). Diese Begriffe werden auch <strong>in</strong><br />
den Nationalen Leitl<strong>in</strong>ien Palliative Care angewendet (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010):<br />
Die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> wird <strong>in</strong>nerhalb von Vere<strong>in</strong>s- oder Organisationsstrukturen<br />
erbracht, entweder durch Praxise<strong>in</strong>sätze (z.B. Besuchsdienst) oder als<br />
Ehrenamt (z.B. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vorstand). Sie wird auch als <strong>in</strong>stitutionalisierte <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
bezeichnet. Die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> bezeichnet persönliche Hilfeleistungen<br />
für Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>nen, Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Bekannte (z.B. Nachbarschaftshilfe).<br />
2.1.2 <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Die Nationale Strategie Palliative Care 2010 - 2012 nennt <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care als Teil e<strong>in</strong>es „verlässlichen Unterstützungsnetzes“ <strong>und</strong> als „tragendes Element“<br />
seit Beg<strong>in</strong>n der Palliative Care-Bewegung (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 22). <strong>Freiwil</strong>lige<br />
stehen Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden <strong>und</strong> ihren nahestehenden Bezugspersonen<br />
als „mitmenschliche Begleitung <strong>und</strong> Beratung <strong>in</strong> der Zeit der Krankheit, des Schmerzes,<br />
des Abschieds <strong>und</strong> der Trauer“ <strong>zur</strong> Seite. Ihnen wird das Potenzial zugesprochen,<br />
e<strong>in</strong> „Beispiel für gelebte Solidarität <strong>in</strong> der Gesellschaft“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010,<br />
S. 22) zu se<strong>in</strong>.<br />
Die Nationalen Leitl<strong>in</strong>ien Palliative Care zielen auf e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Verständnis von<br />
Palliative Care (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010). Erbr<strong>in</strong>ger der Palliative Care sollen gemäss<br />
diesen Leitl<strong>in</strong>ien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terprofessionellen Team arbeiten. <strong>Freiwil</strong>lige können Teil<br />
dieses Teams se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e gute Vorbereitung <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung s<strong>in</strong>d zentral<br />
für den <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz. Dies kann am ehesten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geführten Gruppe von<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen erreicht werden. (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010, S. 22)<br />
Der Fokus wird im Folgenden auf die formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
gelegt, regt jedoch auch Massnahmen für die <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> an.<br />
2.1.3 Formen <strong>und</strong> Strukturen der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
<strong>Freiwil</strong>lige s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedliche Strukturen <strong>und</strong> Organisationen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en:<br />
a) In <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>und</strong> –Gruppen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e oder nur vere<strong>in</strong>zelt<br />
bezahlte Mitarbeitende tätig. Es werden <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze im stationären<br />
oder ambulanten Bereich geleistet. Die Aktivitäten können sich auch oder nur<br />
auf die Vermittlung von E<strong>in</strong>sätzen beziehen. <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>und</strong> -<br />
Gruppen s<strong>in</strong>d meist als Vere<strong>in</strong>, Stiftung oder Trägerschaft (z.B. <strong>in</strong> Zusammen-<br />
9
arbeit zwischen politischer <strong>und</strong> kirchlicher Geme<strong>in</strong>de) organisiert. Sie leisten<br />
lokal oder regional E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> geografisch unterschiedlich grossen Gebieten.<br />
Ihre Bezeichnung ist unterschiedlich, oftmals nennen sie sich „Hospiz-Gruppe“<br />
mit Berufung auf die Hospizbewegung. Die meisten <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />
haben Gruppen von <strong>Freiwil</strong>ligen, die mehr oder weniger eigenständig funktionieren<br />
<strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung geführt werden.<br />
b) In Institutionen des Ges<strong>und</strong>heitswesens <strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>versorgung wie <strong>in</strong> der<br />
spezialisierten Versorgung (z.B. Alters- <strong>und</strong> Pflegeheime, Akutspitäler, Spezialabteilungen<br />
für Palliative Care, Hospize, Ambulatorien für onkologische Behandlungen,<br />
Spitex) können <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong>tegraler Bestandteil se<strong>in</strong> oder sie<br />
werden für Teilbereiche e<strong>in</strong>bezogen (z.B. für Nachtwache).<br />
c) In Betroffenen- oder Sozialorganisationen s<strong>in</strong>d Begleitgruppen aus <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
angegliedert (z.B. Krebsliga).<br />
d) Kantonale oder regionale Palliativnetzwerke <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ationsstellen bieten<br />
für verschiedene <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen <strong>in</strong> der Palliative Care Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Koord<strong>in</strong>ation, Beratung oder <strong>Bildung</strong> an.<br />
Die E<strong>in</strong>sätze der <strong>Freiwil</strong>ligen können im stationären oder ambulanten Bereich stattf<strong>in</strong>den.<br />
Die E<strong>in</strong>satzbereiche unterteilen sich folgendermassen:<br />
E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen werden<br />
a) im Akutbereich (Krankenhäuser <strong>in</strong>klusive Rehabilitation),<br />
b) im Langzeitbereich (Alters- <strong>und</strong> Pflegeheime) oder<br />
c) <strong>in</strong> spezialisierten Palliative Care-E<strong>in</strong>richtungen (Palliativstationen, Hospize,<br />
Ambulatorien) geleistet.<br />
Ambulante E<strong>in</strong>sätze werden zu Hause geleistet (im Netzwerk mit Ärzt<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Ärzten, der Spitex, Pflegefachpersonen, weiteren Fachpersonen <strong>und</strong> nahestehenden<br />
Bezugspersonen).<br />
Es existieren verschiedene Komb<strong>in</strong>ationen von Organisationsformen <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzbereichen.<br />
Während die e<strong>in</strong>en <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ausschliesslich zu Hause E<strong>in</strong>sätze<br />
leisten, gehen andere nach Bedarf <strong>in</strong> alle E<strong>in</strong>satzbereiche.<br />
Allen geme<strong>in</strong>sam ist, dass die formell e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>enen <strong>Freiwil</strong>ligen auf ihre Tätigkeit<br />
vorbereitet <strong>und</strong> eng begleitet werden.<br />
Gemäss Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) hatten zum Erhebungszeitpunkt im Jahr<br />
2007 die meisten Organisationen 10 bis 20 <strong>Freiwil</strong>lige, e<strong>in</strong>zelne über 40 <strong>Freiwil</strong>lige.<br />
E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner E<strong>in</strong>satz kann von 2 bis 9 St<strong>und</strong>en variieren. Längere E<strong>in</strong>sätze s<strong>in</strong>d vor<br />
allem <strong>in</strong> der Sterbephase <strong>in</strong> Form von Sitznachwachen gefragt. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />
unterscheiden professionelle Palliative Care-Organisationen (im stationären<br />
oder ambulanten Bereich) von <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen. In den professionellen<br />
Organisationen werden die <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze e<strong>in</strong>geplant. Es werden im Schnitt<br />
pro <strong>Freiwil</strong>lige längere <strong>und</strong> häufigere E<strong>in</strong>sätze geleistet als <strong>in</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen.<br />
10
Aus den Interviews mit <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen im ambulanten Bereich geht hervor,<br />
dass die grösste Herausforderung <strong>in</strong> der Bekanntmachung des Angebotes <strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> der Planung <strong>und</strong> Organisation der E<strong>in</strong>sätze liegt: Je nach Situation wäre e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz<br />
sofort nötig (auch nachts), was von den <strong>Freiwil</strong>ligen höchste Flexibilität verlangt<br />
<strong>und</strong> nicht immer möglich ist. Der Bedarf nach <strong>Freiwil</strong>lige kann sich situativ stark verändern:<br />
Bei e<strong>in</strong>em Sterbenden beispielsweise werden mehrere <strong>Freiwil</strong>lige über längere<br />
Zeit <strong>in</strong>tensiv e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> nach se<strong>in</strong>em Tod folgen grössere E<strong>in</strong>satzpausen.<br />
So haben <strong>Freiwil</strong>lige zeitweise eher zu wenig E<strong>in</strong>satzmöglichkeiten. E<strong>in</strong>zelne Organisationen,<br />
die um e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>satzkont<strong>in</strong>uität bemüht s<strong>in</strong>d, vermitteln die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> solchen „stillen Phasen“ auch für andere E<strong>in</strong>sätze (z.B. Besuchsdienst im<br />
Alters- <strong>und</strong> Pflegeheim).<br />
Nahestehende Bezugspersonen 4 , wie zum Beispiel Lebenspartner <strong>und</strong> Lebenspartner<strong>in</strong>nen<br />
oder sehr enge Fre<strong>und</strong>e, spielen <strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>e ganz besondere<br />
Rolle. Sie leisten nicht nur selbst oft e<strong>in</strong>en zentralen Teil der Begleitung,<br />
Betreuung <strong>und</strong> Pflege, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Palliative Care auch als Begünstigte <strong>in</strong> die<br />
Betreuung e<strong>in</strong>geschlossen. Laut WHO entspricht Palliative Care e<strong>in</strong>er Haltung <strong>und</strong><br />
Behandlung, welche sowohl die Lebensqualität der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden<br />
als auch diejenige der nahestehenden Bezugspersonen verbessern soll. Palliative<br />
Care unterstützt jene auch <strong>in</strong> der Trauer (www.who.<strong>in</strong>t/cancer/palliative/def<strong>in</strong>ition/en/).<br />
E<strong>in</strong>e sehr wichtige Rolle <strong>in</strong> der Betreuung zu Hause spielen die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care. Sie gehören nicht zum Haushalt, aber zum weiteren<br />
Betreuungsumfeld e<strong>in</strong>er schwerkranken oder sterbenden Person (BAG <strong>und</strong> GDK,<br />
2010) <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d nicht <strong>in</strong> formelle Strukturen e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en. Dazu zählen beispielsweise<br />
Nachbar<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Nachbarn. Informelle <strong>Freiwil</strong>lige übernehmen Mitverantwortung <strong>in</strong><br />
der Begleitung <strong>und</strong> Betreuung <strong>und</strong> entlasten die nahestehenden Bezugspersonen.<br />
Diese Gruppe ist von grosser ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> sozialpolitischer Bedeutung. Die Frage,<br />
ob sie Zugang f<strong>in</strong>det zu <strong>Bildung</strong>sangeboten <strong>und</strong> notfalls zu beratender Unterstützung,<br />
spielt e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />
2.1.4 Anzahl <strong>und</strong> Herkunft der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
E<strong>in</strong>e vollständige Erfassung aller <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist aufgr<strong>und</strong> der<br />
Vielfalt an Organisationsformen, <strong>in</strong> denen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>et geleistet wird, kaum<br />
möglich. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) haben <strong>in</strong> ihrer Untersuchung im Jahr 2007<br />
72 Organisationen identifiziert, die mit <strong>Freiwil</strong>ligen arbeiten, davon 31 selbständige<br />
<strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen. Gemäss neuen Recherchen von Caritas Schweiz s<strong>in</strong>d<br />
heute gesamtschweizerisch 122 Gruppen mit gegen 2000 <strong>Freiwil</strong>ligen aktiv.<br />
4 „Zu den nahestehenden Bezugspersonen werden diejenigen Personen gezählt, die der kranke<br />
Mensch als solche bezeichnet. Es können dies nächste Verwandte wie Eltern, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Geschwister<br />
se<strong>in</strong>, Ehe- oder Lebenspartner/-partner<strong>in</strong> <strong>und</strong> weitere Personen, mit der die kranke Person <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Vertrauensverhältnis steht (auch ausserhalb der Verwandtschaft)“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010, S. 26).<br />
11
Beim SRK arbeiteten 2010 gesamtschweizerisch 1‘070 <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> den so genannten<br />
Entlastungsdiensten für Pflegende Angehörige (246) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Besuchsdiensten für<br />
kranke <strong>und</strong> hilfsbedürftige Menschen (824), die auch die Begleitung von schwer<br />
kranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen e<strong>in</strong>schliessen.<br />
Etwa 90 Prozent aller <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> diesem Bereich s<strong>in</strong>d Frauen. Die von Näf <strong>und</strong><br />
Neuenschwander (2010) befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten vermuten, dass die<br />
hauptsächlichen Gründe <strong>in</strong> den Sozialisationsunterschieden zwischen den Geschlechtern<br />
liegen. Männer könnten <strong>in</strong>sbesondere grössere Berührungsängste mit<br />
emotional <strong>in</strong>timen Situationen haben. Die Befragten wünschen sich durchaus auch<br />
mehr männliche <strong>Freiwil</strong>lige; jedoch bemühen sie sich nicht aktiv darum, weil nicht das<br />
Geschlecht, sondern die Frage der Eignung für diese Tätigkeit im Vordergr<strong>und</strong> steht.<br />
Personen die sich <strong>in</strong> der formellen <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care engagieren,<br />
s<strong>in</strong>d meist im Alter von 40 bis 70 Jahren. Dies ist damit zu erklären, dass Frauen<br />
dieses Alterssegments viel freie zeitliche <strong>und</strong> f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen haben. E<strong>in</strong>e<br />
Tätigkeit, die sich mit Sterben <strong>und</strong> Tod befasst, zieht wohl auch ganz gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
eher Menschen mit längerer Lebenserfahrung an. Market<strong>in</strong>g, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong>leistungen<br />
s<strong>in</strong>d auf dieses Alterssegment zugeschnitten <strong>und</strong> sprechen so diese Altersgruppen<br />
stärker an. Je nach Organisationsform, <strong>in</strong> denen <strong>Freiwil</strong>lige tätig s<strong>in</strong>d,<br />
variiert auch das Alter der <strong>Freiwil</strong>ligen: In spezialisierten Palliative Care-<br />
E<strong>in</strong>richtungen arbeiteten mehr jüngere <strong>Freiwil</strong>lige (40 – 50 Jahre) als <strong>in</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />
(50 - 60 Jahre oder älter).<br />
Motive für e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d nach Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />
(2010):<br />
der Wunsch nach e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Aufgabe <strong>und</strong> Anerkennung,<br />
der Wunsch, anderen zu helfen,<br />
der Wunsch nach e<strong>in</strong>er vertieften Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Sterben <strong>und</strong> Tod,<br />
der Wunsch nach persönlichen Begegnungen <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />
2.1.5 Rolle, Tätigkeitsbereiche <strong>und</strong> E<strong>in</strong>bettung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
Die Beschreibung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> lässt e<strong>in</strong>e Vielfalt von Zielgruppen <strong>und</strong><br />
E<strong>in</strong>satzarten von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care erkennen.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care begleiten Menschen durch verschiedene Phasen<br />
oder Stadien, von der Diagnose bis zum Tod. Die Tätigkeiten s<strong>in</strong>d entsprechend vielfältig.<br />
Die ambulante Begleitung besteht vorwiegend <strong>in</strong> der menschlichen Präsenz<br />
<strong>und</strong> der Entlastung von nahestehenden Bezugspersonen, während die Tätigkeiten im<br />
stationären Bereich oft auch auf die Schaffung von Klima <strong>und</strong> Kultur ausgerichtet<br />
s<strong>in</strong>d. 5 Im traditionellen Hospiz nach angelsächsischem Vorbild s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> fast<br />
allen Bereichen tätig <strong>und</strong> bilden nicht selten den Kern der Institution. E<strong>in</strong>e Organisa-<br />
5 <strong>Freiwil</strong>lige gestalten zum Beispiel mit Blumen e<strong>in</strong>e gute Atmosphäre oder bedienen Besucher<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Besucher <strong>in</strong> der Cafeteria.<br />
12
tion, deren Vertreter<strong>in</strong> befragt wurde, führt neben ambulanter Begleitung auch e<strong>in</strong><br />
stationäres Hospiz mit sechs Betten: „Die <strong>Freiwil</strong>ligen können ihren E<strong>in</strong>satzort wählen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der drei Angebote: stationäres Hospiz, ambulante Begleitung, offener Trauertreff.“<br />
<strong>Freiwil</strong>lige engagieren sich nach Erfahrung der Autoren <strong>und</strong> Autor<strong>in</strong>nen hauptsächlich<br />
<strong>in</strong> folgenden E<strong>in</strong>satzgebieten:<br />
Alltagsbegleitung für ältere Menschen mit chronischen Krankheiten <strong>und</strong> Entlastung<br />
ihrer Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen,<br />
Begleitung im Sterben (oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er lebensbedrohlichen Krankheits-Krise),<br />
Begleitung bei/zu Therapien (<strong>in</strong> onkologischen Ambulatorien im Tess<strong>in</strong>),<br />
Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> ihren Eltern,<br />
Trauerbegleitung für H<strong>in</strong>terbliebene.<br />
Während <strong>in</strong> der Gründerzeit (ab 1975) die Sterbebegleitung oder Sitzwache im Vordergr<strong>und</strong><br />
stand, entwickelten sich <strong>in</strong> den letzten 15 Jahren zunehmend auf spezifische<br />
Krankheitsbilder (z.B. Krebs oder Demenz), Altersgruppen (z.B. Palliative Care<br />
für K<strong>in</strong>der) oder Phasen des Sterbeprozesses ausgerichtete Angebote (z.B. Begleitung<br />
bei Abschieds- <strong>und</strong> Trauerprozess). Im nahen Ausland spiegelt sich die zunehmende<br />
Vielfalt an Angeboten besonders e<strong>in</strong>drücklich bei der Hospizbewegung Vorarlberg,<br />
die <strong>in</strong> den Interviews als Modell genannt wurde. Die heute vielfältigen Aufgaben<br />
der <strong>Freiwil</strong>ligen dokumentieren deren Bedeutung <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />
2.1.6 Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
E<strong>in</strong>e Beschreibung der Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist für das<br />
Verständnis ihrer Rolle <strong>und</strong> ihrer Kompetenzen wichtig. Näf <strong>und</strong> Neuenschwander<br />
(2010) beschreiben diese Aufgaben<br />
a) <strong>in</strong> Bezug auf Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten,<br />
b) <strong>in</strong> Bezug auf nahestehende Bezugspersonen (Angehörige <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e),<br />
c) <strong>in</strong> Bezug auf die Palliative Care-E<strong>in</strong>richtung.<br />
Bezogen auf die Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten (a) nennen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
<strong>in</strong> den von uns geführten Interviews Da-Se<strong>in</strong> (auch Wachen), Zuhören <strong>und</strong> Zeit<br />
haben als häufigste Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care. Weiter wurde<br />
das Erkennen <strong>und</strong> Erfüllen von Wünschen <strong>und</strong> Bedürfnissen der Kranken oder Sterbenden<br />
oder die Begleitung/Unterstützung bei Bewegung/Lagerung genannt (z.B.<br />
Begleiten bei e<strong>in</strong>em kurzen Spaziergang).<br />
Im ambulanten Bereich nimmt die Unterstützung der Angehörigen bzw. nahestehenden<br />
Bezugspersonen (b) neben der Betreuung der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Platz e<strong>in</strong>. Nahestehende Bezugspersonen erhalten dank der <strong>Freiwil</strong>-<br />
13
<strong>ligenarbeit</strong> Freiräume <strong>und</strong> Ruhepausen. Diese Hilfe wird oft sehr spät <strong>in</strong> Anspruch<br />
genommen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview als problematisch bezeichnet wird: „C’est comme<br />
si les proches ils allaient presque jusqu’à ce qu’ils n’en peuvent plus.“<br />
In der stationären Palliative Care erfüllen <strong>Freiwil</strong>lige auch vielseitige Aufgaben, die<br />
nicht am Krankenbett stattf<strong>in</strong>den (c). Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten nannten<br />
die Mithilfe bei Transporten, Dekorationsarbeiten, Tätigkeiten am Empfang, Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder die Mitarbeit <strong>in</strong> der Cafeteria.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care übernehmen <strong>in</strong> Bezug auf die Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten<br />
teilweise „e<strong>in</strong>fache pflegerische Handreichungen“. In der Frage, wie weit sie<br />
gehen sollen, gibt es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Praxis. In den Interviews kommen folgende<br />
unterschiedliche Haltungen zum Ausdruck:<br />
Es werden gr<strong>und</strong>sätzlich ke<strong>in</strong>e pflegerischen Tätigkeiten übernommen.<br />
Es werden Tätigkeiten übernommen, welche „normalerweise die Angehörigen<br />
auch machen“. Welche Aufgabe die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten darunter verstehen,<br />
ist sehr unterschiedlich (z.B. M<strong>und</strong>pflege, Mithilfe bei Umlagerung).<br />
Wichtig <strong>und</strong> rechtlich relevant ist, dass die konkreten Aufgaben def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong><br />
meist schriftlich vere<strong>in</strong>bart werden.<br />
Mit <strong>Freiwil</strong>ligen, die e<strong>in</strong>e Fachausbildung im Ges<strong>und</strong>heitsbereich mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
werden <strong>in</strong> Ausnahmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Absprache mit der kranken Person, der Pflegeverantwortlichen<br />
<strong>und</strong> den Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen<br />
<strong>in</strong>dividuelle schriftliche Vere<strong>in</strong>barungen getroffen, welche pflegerischen Aufgaben<br />
von den <strong>Freiwil</strong>ligen übernommen werden können.<br />
In der Frage der Abgrenzung zu Pflegetätigkeiten haben wir <strong>in</strong> den Interviews e<strong>in</strong>e<br />
gewisse Übere<strong>in</strong>stimmung gef<strong>und</strong>en: Verschiedene Organisationen halten sich an<br />
die Caritas-Standards (Anhang 3) <strong>und</strong> beschränken sich auf „e<strong>in</strong>fache pflegerische<br />
Handreichungen“. <strong>Freiwil</strong>lige helfen <strong>in</strong> Absprache mit den nahestehenden Bezugspersonen<br />
<strong>und</strong> den Pflegeverantwortlichen beim Aufstehen, Aufsitzen <strong>und</strong> Gehen sowie<br />
beim Waschen von Gesicht <strong>und</strong> Händen. Auch die Befeuchtung von Lippen <strong>und</strong><br />
M<strong>und</strong> ist möglich. Voraussetzung ist dafür stets e<strong>in</strong>e vorausgehende Anleitung der<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen.<br />
Unter E<strong>in</strong>bezug von <strong>Freiwil</strong>ligen wurden im Auftrag der Ges<strong>und</strong>heitsbehörden des<br />
Kantons Waadt die Aufgaben der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em standardisierten<br />
Prozess systematisch erhoben. Das Ergebnis steht uns nicht <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
2.1.7 Schnittstellen <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit <strong>in</strong> Institutionen <strong>und</strong> im ambulanten Bereich<br />
Nahestehende Bezugspersonen, Fachpersonen, <strong>in</strong>formelle <strong>und</strong> formelle <strong>Freiwil</strong>lige<br />
arbeiten <strong>in</strong> der Palliative Care eng zusammen. Schwierigkeiten <strong>in</strong> der Zusammenarbeit<br />
werden laut Näf <strong>und</strong> Neuenschwander (2010) vorwiegend <strong>in</strong> Kompetenzüberschreitungen<br />
oder fehlenden Fachkenntnissen geortet. Gerade deshalb erachten wir<br />
es als wichtig, dass die Aufgaben der beiden Gruppen klar geregelt werden.<br />
14
In unseren Interviews wurde deutlich, dass die Abgrenzung der <strong>Freiwil</strong>ligenaufgaben<br />
zu Aufgaben der Professionellen <strong>in</strong> der ambulanten Betreuungsarbeit schwieriger ist<br />
als im stationären Bereich. Dies, weil zu Hause oft ke<strong>in</strong>e Fachperson anwesend ist<br />
<strong>und</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligen manchmal rasch alle<strong>in</strong>e entscheiden müssen (z.B. <strong>in</strong> der Nachtwache).<br />
Die Notwendigkeit von schriftlichen Vere<strong>in</strong>barungen <strong>in</strong> Form von Pflichtenheften oder<br />
Delegationsvere<strong>in</strong>barungen (Anhang 4) wurde <strong>in</strong> den Interviews als zentrales Element<br />
für e<strong>in</strong> gutes Zusammenspiel zwischen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> Fachpersonen betont.<br />
Bewährt hat sich weiter, dass die E<strong>in</strong>satzleitung der <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Erstgespräch mit den Kranken <strong>und</strong> ihren nahestehenden Bezugspersonen die Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Erwartungen vor Ort erfasst <strong>und</strong> Abmachungen zu den gewünschten<br />
Tätigkeiten trifft.<br />
Als wichtigste Ansprechpartner<strong>in</strong> der Berufsfachleute gilt im ambulanten Bereich die<br />
Spitex. E<strong>in</strong>zelne Organisationen setzen nur <strong>Freiwil</strong>lige e<strong>in</strong>, wenn diese die Möglichkeit<br />
haben, die Spitex r<strong>und</strong> um die Uhr telefonisch kontaktieren zu können. Oft fragen<br />
nahestehende Bezugspersonen sehr kurzfristig für <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze an, manchmal<br />
bereits für die bevorstehende Nacht. In diesem Fall, betonen e<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten, muss die Zusammenarbeit mit der Spitex auch kurzfristig geregelt<br />
werden können. Diese wird geschätzt <strong>und</strong> funktioniert gut.<br />
In stationären E<strong>in</strong>richtungen ist die 24 St<strong>und</strong>en-Präsenz e<strong>in</strong>er Fachperson meist gegeben<br />
(nachts zum Teil <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Pikettdienstes). Besonders <strong>in</strong> spezialisierten<br />
stationären Palliative Care-E<strong>in</strong>richtungen, wo die <strong>Freiwil</strong>lige Teil des Betreuungsteams<br />
s<strong>in</strong>d, haben <strong>Freiwil</strong>lige r<strong>und</strong> um die Uhr e<strong>in</strong>e Ansprechperson. Es bestehen<br />
auch häufiger Gelegenheiten zum Austausch.<br />
Für e<strong>in</strong> gutes Zusammenspiel zwischen bezahlten Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen ist<br />
der gegenseitige Kontakt gezielt zu fördern. In den Interviews wurde dies so formuliert:<br />
„Man sollte nicht Feste für die <strong>Freiwil</strong>ligen alle<strong>in</strong>e machen, sondern sie müssen<br />
für alle Feste <strong>und</strong> Feiern der Institution selbstverständlich e<strong>in</strong>geladen se<strong>in</strong>“.<br />
Der E<strong>in</strong>satz von <strong>Freiwil</strong>ligen, die e<strong>in</strong>en ges<strong>und</strong>heits- oder sozialberuflichen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />
haben, wird von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten unterschiedlich beurteilt:<br />
E<strong>in</strong>e Organisation setzt bewusst ke<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligen aus solchen Berufen e<strong>in</strong>,<br />
um der Gefahr der Kompetenzüberschneidungen vorzubeugen.<br />
E<strong>in</strong>zelne Organisationen treffen bei <strong>Freiwil</strong>ligen mit entsprechender Vorbildung<br />
spezifische vertragliche Regelungen für besondere Situationen, dies <strong>in</strong> Absprache<br />
mit den Angehörigen bzw. nahestehenden Bezugspersonen <strong>und</strong> den<br />
Fachpersonen.<br />
In e<strong>in</strong>er Organisation wird betont, dass gerade solche <strong>Freiwil</strong>lige sich besonders<br />
gut <strong>und</strong> klar abgrenzen den Aufgaben der bezahlten Fachperson, weil sie<br />
zum Beispiel nach e<strong>in</strong>er pflegerischen Berufstätigkeit bewusst die Andersartigkeit<br />
der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> suchen („e<strong>in</strong>mal Zeit haben, nicht immer Ziele verfolgen<br />
müssen“).<br />
15
Die Abgrenzung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>zur</strong> bezahlten Tätigkeit ist möglich, wenn <strong>Freiwil</strong>lige<br />
sich am folgenden Gr<strong>und</strong>satz orientieren. <strong>Freiwil</strong>lige s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Lückenbüsser<br />
für professionelle Arbeit, sondern haben ihr eigenständiges Tätigkeitsfeld <strong>und</strong> Kompetenzprofil.<br />
Sie sollen deshalb auch nicht wie bezahlte Personen behandelt werden.<br />
Denn <strong>Freiwil</strong>lige haben e<strong>in</strong>e andere Motivation, wie dies e<strong>in</strong>e Expert<strong>in</strong> folgendermassen<br />
formuliert: „Die Rolle ist ke<strong>in</strong> beruflicher Auftrag <strong>und</strong> f<strong>in</strong>det ausserhalb der beruflichen<br />
Strukturen statt“.<br />
2.2 Kompetenzen<br />
In der Schweiz wie im Ausland existieren diverse Kompetenzbeschreibungen für<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care. Ke<strong>in</strong>e dieser Beschreibungen geniesst bei den Akteur<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Akteuren e<strong>in</strong>e so breite Anerkennung, dass sie als Modell übernommen<br />
werden könnte.<br />
Der Sozialzeitausweis vom „Forum <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>“ be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>en ausführlichen<br />
allgeme<strong>in</strong>en Katalog von Kompetenzen, gegliedert nach fachlichen, methodischen,<br />
personalen <strong>und</strong> sozialen Fähigkeiten (Spahr, 2004). Der Katalog dient als Gr<strong>und</strong>lage<br />
der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung allgeme<strong>in</strong> <strong>und</strong> kann für spezifische Tätigkeitsgebiete ergänzt<br />
<strong>und</strong> verändert werden.<br />
Im Kanton Waadt wurde mit Hilfe e<strong>in</strong>er standardisierten Methode e<strong>in</strong>e genaue Aufgabenerhebung<br />
durchgeführt (sogenannter DACUM-Prozess: Develop A CUrriculuM;<br />
Hoenger et al., 2008).<br />
Die „Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care“ verzichten auf<br />
e<strong>in</strong>en detaillierten Kompetenzkatalog, nennen aber sieben Schlüsselkompetenzen<br />
(Anhang 3).<br />
2.2.1 Beschreibung der Kompetenzen<br />
In Bezug auf die Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care orientieren sich<br />
die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten unterschiedlichen Vorgaben:<br />
eigene Gr<strong>und</strong>sätze, Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Ziele<br />
Standards von Benevol<br />
Leitl<strong>in</strong>ien <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> des Schweizerischen Roten Kreuzes<br />
Lernziele der Kursangebote<br />
Caritas Schlüsselkompetenzen<br />
Rückmeldungen von K<strong>und</strong>en, Spitex etc.<br />
Reflexion mit kont<strong>in</strong>uierlichem geme<strong>in</strong>samem Lernen <strong>in</strong> der Gruppe<br />
16
Die von den Interviewpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -partnern genannten Kompetenzen lassen<br />
sich thematisch gliedern:<br />
Am häufigsten werden soziale Kompetenzen genannt, durch welche e<strong>in</strong>e Beziehung<br />
gestaltet werden kann. Insbesondere Da-Se<strong>in</strong>, zuhören <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>fühlen können,<br />
Vertrauenswürdigkeit, Toleranz <strong>und</strong> Abgrenzungsfähigkeit werden <strong>in</strong> diesem<br />
Zusammenhang genannt.<br />
Persönliche Ressourcen wie Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Belastbarkeit werden ebenfalls <strong>in</strong> den<br />
Interviews sehr häufig angesprochen. Beispiele s<strong>in</strong>d hier die die physische <strong>und</strong> psychische<br />
Stabilität <strong>und</strong> die Fähigkeit, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten.<br />
Als situative Voraussetzungen werden oft Flexibilität <strong>und</strong> Disponibilität erwähnt, die<br />
regelmässige wie auch kurzfristige E<strong>in</strong>sätze ermöglichen.<br />
Verlangt wird auch e<strong>in</strong> Verständnis der Gr<strong>und</strong>lagen von Palliative Care sowie die<br />
Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft <strong>zur</strong> Reflexion beim Besuch von Weiterbildung <strong>und</strong> Supervision.<br />
Ebenfalls genannt wird die Notwendigkeit, sich an Vere<strong>in</strong>barungen zu halten (z.B.<br />
bei pflegerischen Handreichungen), Situationen adäquat wahrzunehmen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Team zu arbeiten <strong>und</strong> die eigene Rolle zu kennen.<br />
2.2.2 Ausbildungsniveaus palliative ch<br />
„SwissEduc“, die für Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung zuständige Arbeitsgruppe von palliative<br />
ch, hat verschiedene Ausbildungsniveaus für Fachpersonen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
def<strong>in</strong>iert (palliative ch, 2002) (Anhang 5). Für den <strong>Freiwil</strong>ligenbereich wurde bisher<br />
von „SwissEduc“ ke<strong>in</strong>e Kompetenzbeschreibung erstellt, die Arbeitsgruppe von palliative<br />
ch wäre jedoch daran <strong>in</strong>teressiert, an e<strong>in</strong>er solchen mitzuwirken.<br />
Bei den <strong>in</strong>terviewten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten s<strong>in</strong>d die Arbeiten von palliative ch zu<br />
den Ausbildungsniveaus noch wenig bekannt. Es gibt jedoch auch e<strong>in</strong>ige befragte<br />
Personen, die sich daran orientieren, obwohl die Beschreibungen nicht explizit auf<br />
die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> zugeschnitten s<strong>in</strong>d (Niveau A1/A2). Im H<strong>in</strong>blick auf mehr Durchlässigkeit<br />
zwischen der <strong>Freiwil</strong>ligen- <strong>und</strong> der Berufsbildung s<strong>in</strong>d die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten der Me<strong>in</strong>ung, es brauche e<strong>in</strong>e spezifische Kompetenzbeschreibung für<br />
<strong>Freiwil</strong>lige, sozusagen „als Hilfe, aber nicht analog zu Berufskompetenzen. Es ist ja<br />
gerade der Reichtum der <strong>Freiwil</strong>ligen, dass sie nicht <strong>in</strong> beruflichen Strukturen <strong>in</strong>tegriert<br />
s<strong>in</strong>d, sondern ‚natürlich‘ auf die Situation e<strong>in</strong>gehen“. Die befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten weisen <strong>in</strong> diesem Zusammenhang darauf h<strong>in</strong>, dass die Tätigkeitsbereiche<br />
der <strong>Freiwil</strong>ligen e<strong>in</strong>e grosse Spannbreite aufweisen. Deshalb bezweifeln sie, ob<br />
es möglich <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nvoll ist, für alle <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care dieselben Kompetenzen<br />
zu def<strong>in</strong>ieren. Sie befürchten, dass „gewisse Leute dann ausgeschlossen<br />
würden“. In diesem S<strong>in</strong>ne werden Empfehlungen dann begrüsst, wenn sie nicht zu<br />
17
detailliert <strong>und</strong> rigide s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> der Umsetzung 6 genügend Gestaltungsspielraum<br />
lassen.<br />
2.3 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Bildung</strong>sangebote<br />
Bei der Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong>er grossen Vielfalt an Angeboten begegnet. In der Schweiz existieren<br />
fünf Organisationen, die national, überregional oder kantonal <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care anbieten (Anhänge 6 <strong>und</strong> 7). Daneben gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />
an Organisationen (teilweise auch kirchliche Kreise mit Fokus auf religiösem<br />
<strong>und</strong>/oder spirituellem Beistand) oder Personen mit unterschiedlichen Angeboten <strong>und</strong><br />
spezifischen Profilen (z.B. Gabriel Looser oder Rosette Poletti).<br />
2.3.1 <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Die Schweiz ist mehr oder weniger flächendeckend mit <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
abgedeckt. In den Kantonen ohne Angebote 7 hat die Bevölkerung <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er zumutbaren Reisezeit Zugang zu regional ausgeschriebenen Kursangeboten.<br />
Im Gegensatz zu anderen Regionen der Schweiz haben wir <strong>in</strong> den Kantonen Wallis<br />
<strong>und</strong> Freiburg nur wenige <strong>und</strong> eher kürzer dauernde Angebote gef<strong>und</strong>en.<br />
Meist wird die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung von grossen Organisationen mit viel Erfahrung <strong>in</strong><br />
diesem Sektor angeboten. E<strong>in</strong>ige Organisationen bilden <strong>Freiwil</strong>lige aus, setzen sie<br />
e<strong>in</strong> <strong>und</strong> unterstützen sie, andere bieten nur <strong>Bildung</strong> an. Bei letzeren dauern die Kurse<br />
<strong>in</strong> der Regel länger. Palliative ch, die Schweizerische Gesellschaft für Palliative Mediz<strong>in</strong>,<br />
Pflege <strong>und</strong> Begleitung, bietet direkt ke<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong> an, schreibt aber auf se<strong>in</strong>er<br />
Homepage e<strong>in</strong>ige Kurse von Mitgliederorganisationen (mit Label „standards & stars“)<br />
aus, die auch an <strong>Freiwil</strong>lige gerichtet s<strong>in</strong>d.<br />
Je nach E<strong>in</strong>satzbereich oder Lebensphase der Betroffenen haben <strong>Freiwil</strong>lige unterschiedliche<br />
<strong>Bildung</strong>sbedürfnisse. Neben den Kursen der Basisbildung, gibt es deshalb<br />
auch weitere spezifische <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige. Beispielsweise gibt<br />
es Angebote für <strong>Freiwil</strong>lige, die auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Zielgruppe abgestimmt s<strong>in</strong>d (z.B.<br />
Kurse für die Begleitung von Krebskranken oder von Alzheimerbetroffenen, etc.).<br />
E<strong>in</strong>ige Organisationen bieten die <strong>Bildung</strong> geme<strong>in</strong>sam an, vernetzen sich <strong>und</strong> nutzen<br />
Synergien. Im Kanton Graubünden z.B. arbeitet Caritas zusammen mit dem Kloster<br />
6 Mit Blick auf e<strong>in</strong>e mögliche Umsetzung von Kompetenzvorgaben für die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> sollten die<br />
Arbeiten nach Ansicht der Auftraggebenden dieses <strong>Konzept</strong>s <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />
für e<strong>in</strong> nationales <strong>Bildung</strong>skonzept <strong>in</strong> der Palliative Care geschehen. Dieses bef<strong>in</strong>det sich noch <strong>in</strong><br />
Arbeit („<strong>Nationales</strong> <strong>Bildung</strong>skonzept: Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategisches Gr<strong>und</strong>lagenpapier<br />
(Empfehlungen)“, Massnahme im Bereich der formalen <strong>Bildung</strong>, vgl. „Nationale Strategie Palliative<br />
Care 2010-2012“ (BAG <strong>und</strong> GDK, 2009, S. 43-44 <strong>und</strong> S. 57)).<br />
7 Solothurn, Glarus, Uri, Unterwalden, Zug, Appenzell, Schaffhausen <strong>und</strong> Freiburg (deutschsprachiger<br />
Teil)<br />
18
Ilanz, im Kanton Basel Stadt das SRK <strong>und</strong> GGG Voluntas. Zwischen Organisationen,<br />
die nur E<strong>in</strong>sätze vermitteln <strong>und</strong> solchen, die <strong>Bildung</strong> anbieten, haben sich ebenfalls<br />
partnerschaftliche Beziehungen entwickelt: Der Vere<strong>in</strong> „Schwerkranke begleiten“ der<br />
Region Thun beispielsweise, nutzt konsequent das <strong>Bildung</strong>sangebot des SRK; e<strong>in</strong>ige<br />
Hospizgruppen verweisen <strong>in</strong> ihren Internetauftritten auf die Kurse von Caritas; die<br />
Krebsliga des Kantons Waadt macht auf das <strong>Bildung</strong>sangebot der Fondation „Rive<br />
Neuve“ aufmerksam.<br />
Die Kursangebote der grossen Anbieter <strong>in</strong> der Schweiz werden ausgeschrieben <strong>und</strong><br />
stehen allen an der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong>teressierten Personen (formelle <strong>und</strong> <strong>in</strong>formelle<br />
<strong>Freiwil</strong>lige) offen.<br />
In den Inhalten <strong>und</strong> der didaktischen Ausrichtung der Kurse besteht e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung. Im Umfang variieren die Kurse h<strong>in</strong>gegen zwischen zwei Tagen<br />
<strong>und</strong> bis zu 120 St<strong>und</strong>en („Entrelacs“ <strong>in</strong> Genf; die Reformierte Landeskirche Aargau:<br />
60 St<strong>und</strong>en). Als Abschlussbesche<strong>in</strong>igung werden Kursbestätigungen oder Zertifikate<br />
erteilt, die an unterschiedliche Bed<strong>in</strong>gungen geknüpft s<strong>in</strong>d (z.B. Praktikum, Selbstreflexionsarbeit<br />
etc.). Die grösste <strong>in</strong>haltliche <strong>und</strong> methodisch-didaktische Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> den Kursen von Caritas <strong>und</strong> SRK (Anhänge 8 <strong>und</strong> 9). Sie<br />
zeigen e<strong>in</strong>e ähnliche Dauer (ab 50 Std.) <strong>und</strong> vermitteln ähnliche Themen.<br />
Organisationen, die ke<strong>in</strong>e <strong>Bildung</strong> anbieten, wissen <strong>in</strong> der Regel, welche Kurse sie<br />
ihren <strong>Freiwil</strong>ligen empfehlen wollen. Die <strong>Bildung</strong>sangebote „Passage“ (SRK) <strong>und</strong><br />
„Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase“ (Caritas) haben bei vielen der befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten e<strong>in</strong>e hohe Bekanntheit sowie Akzeptanz: Die Inhalte der <strong>Bildung</strong>sangebote<br />
werden positiv beurteilt, dem Praxisbezug <strong>und</strong> der Selbstreflexion<br />
könnte aber gemäss den Befragten e<strong>in</strong> höherer Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt werden.<br />
In e<strong>in</strong>igen Kantonen s<strong>in</strong>d im Bereich von Palliative Care breitangelegte, kürzere Informations-<br />
<strong>und</strong> Sensibilisierungsanlässe für die <strong>in</strong>teressierte Bevölkerung <strong>in</strong> Planung.<br />
Diese dienen auch der Werbung für die <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />
E<strong>in</strong>ige Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten erklären die vorbereitende <strong>Bildung</strong> als Pflicht für die<br />
<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care. Andere lassen es den <strong>Freiwil</strong>ligen offen,<br />
wann sie e<strong>in</strong>en Kurs besuchen <strong>und</strong> welche <strong>Bildung</strong> sie wollen. Es gibt auch e<strong>in</strong>zelne<br />
Stimmen, die e<strong>in</strong>er praxisbezogenen <strong>Bildung</strong> – mehrere Module auf e<strong>in</strong>em längeren<br />
Zeitraum verteilt – den Vorzug geben. E<strong>in</strong>e Expert<strong>in</strong> lehnt <strong>Bildung</strong> vor dem <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz<br />
sogar ausdrücklich ab <strong>und</strong> macht damit sehr gute Erfahrungen: „So werden<br />
sie quasi on the job geschult.“<br />
E<strong>in</strong> Vorbereitungskurs auf e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit soll nach Me<strong>in</strong>ung der Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten durchaus verschiedenen <strong>in</strong>teressierten Personen offen stehen, die<br />
Gruppe soll jedoch nicht zu heterogen zusammengesetzt se<strong>in</strong>: Denn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gemischten<br />
Gruppe bestehend aus <strong>Freiwil</strong>ligen, Angehörigen oder anderen nahestehende<br />
Bezugspersonen, Pflegefachpersonen <strong>und</strong> weiteren „e<strong>in</strong>fach Interessierten“<br />
können Rollenfragen oft zu wenig genau behandelt werden.<br />
Für <strong>Freiwil</strong>lige, die <strong>in</strong> besonders herausfordernden Bereichen <strong>und</strong> Situationen tätig<br />
s<strong>in</strong>d (z.B. Betreuung von Krebskranken <strong>in</strong> der letzten Phase, Begleitung von sterbenden<br />
K<strong>in</strong>dern etc.) braucht es nach e<strong>in</strong>em Vorbereitungskurs auch weitere speziel-<br />
19
le <strong>Bildung</strong>sangebote. Regelmässigen, oft ganztägigen Treffen zu e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Thema oder externen Kursen wird viel Gewicht e<strong>in</strong>geräumt.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der grossen Vielfalt an <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige befürworteten<br />
fast alle Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten e<strong>in</strong> nationales Rahmenkonzept für die<br />
<strong>Freiwil</strong>ligenbildung.<br />
2.3.2 Chancen <strong>und</strong> Gefahren e<strong>in</strong>es Labels<br />
In der Zertifizierung von Erwachsenenbildungsorganisationen ist „eduQua“ richtungsgebend.<br />
Der Aufwand für den Erwerb e<strong>in</strong>es solchen Zertifikates ist sehr gross.<br />
Deshalb eignet sich diese Zertifizierung nur für grössere <strong>Bildung</strong>sanbietende (z.B.<br />
s<strong>in</strong>d die Kantonalverbände des SRK eduQua-zertifiziert; Caritas-Verbände s<strong>in</strong>d ISOzertifiziert).<br />
Für kle<strong>in</strong>ere <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen, die eigene <strong>Bildung</strong>sangebote haben,<br />
ist der Aufwand für e<strong>in</strong>e solche Zertifizierung zu aufwändig. Für jene kann e<strong>in</strong><br />
Label für <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> spannend se<strong>in</strong>. Die Vergabe von Labels, im S<strong>in</strong>ne des<br />
verb<strong>in</strong>dlichen E<strong>in</strong>haltens gewisser Standards <strong>und</strong> Qualitätsrichtl<strong>in</strong>ien, hat im Bereich<br />
der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> bereits Tradition:<br />
BENEVOL Schweiz def<strong>in</strong>iert für Weiterbildungsangebote <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
M<strong>in</strong>imalanforderungen <strong>und</strong> vergibt das Label „BENEVOL Schweiz zertifizierte<br />
<strong>Bildung</strong>“.<br />
Die Arbeitsgruppe „SwissEduc“ von palliative ch hat e<strong>in</strong> Selbstevaluationsverfahren<br />
entwickelt <strong>und</strong> vergibt die so genannten „standards & stars“ im S<strong>in</strong>ne<br />
e<strong>in</strong>es Labels. Zwar ist das Verfahren bis jetzt auf die formale <strong>Bildung</strong> ausgerichtet<br />
(d.h. für Berufsfachpersonen), e<strong>in</strong>zelne <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen orientieren<br />
sich dennoch an die niedrigste dort beschriebene Stufe.<br />
Im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e nationale Koord<strong>in</strong>ation <strong>und</strong> Qualitätssicherung der <strong>Bildung</strong>s- <strong>und</strong><br />
<strong>Support</strong>angebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care befürworten die befragten Expert<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Experten die Idee e<strong>in</strong>es Labels gr<strong>und</strong>sätzlich. Es würde verschiedene<br />
<strong>Support</strong>- <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>sanbietende dazu veranlassen, ihr Angebot qualitativ zu überprüfen<br />
<strong>und</strong> zu verbessern. Dadurch wird auch die Zusammenarbeit <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ation<br />
gefördert. Für <strong>Freiwil</strong>lige, die e<strong>in</strong>e Organisation oder e<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong>sangebot auswählen<br />
wollen, bietet e<strong>in</strong> Label e<strong>in</strong>e Orientierung.<br />
Mit der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Labels befürchten e<strong>in</strong>ige der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
Experten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkung der Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>in</strong> der Gestaltung der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
<strong>und</strong> warnen vor e<strong>in</strong>er zu starken,mit grossem Aufwand verb<strong>und</strong>enen Reglementierung.<br />
Das Verfahren sollte nach ihren Aussagen sehr deshalb e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong> effizient<br />
se<strong>in</strong>. Es sollte sich zum Beispiel auf Schlüsselkompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen konzentrieren<br />
<strong>und</strong> nicht zu detaillierte Anforderungen stellen an die Struktur <strong>und</strong> Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
Nach Aussagen der befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten darf die Bedeutung e<strong>in</strong>es<br />
Labels nicht überschätzt werden; zentral für die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung sei vielmehr e<strong>in</strong>e<br />
der Philosophie der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> entsprechende Methodik.<br />
20
Insgesamt haben die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten <strong>in</strong>teressiert auf die Idee e<strong>in</strong>es Labels<br />
reagiert, es dürfte aber auf ke<strong>in</strong>en Fall e<strong>in</strong>e Verpflichtung dazu bestehen.<br />
2.3.3 <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf die Schweizerische<br />
<strong>Bildung</strong>ssystematik<br />
Haben <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige e<strong>in</strong>en Bezug <strong>zur</strong> Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik?<br />
Dieser Frage s<strong>in</strong>d wir nachgegangen, <strong>in</strong>dem wir<br />
mit dem B<strong>und</strong>esamt für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie (BBT) Kontakt aufgenommen,<br />
die <strong>Bildung</strong>spläne der beruflichen Gr<strong>und</strong>bildungen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesens<br />
<strong>in</strong> Bezug auf Palliative Care konsultiert <strong>und</strong><br />
die Aussagen der <strong>in</strong>terviewten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten ausgewertet haben.<br />
Im Bericht des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartementes über e<strong>in</strong>e neue Weiterbildungspolitik<br />
des B<strong>und</strong>es wird darauf h<strong>in</strong>gewiesen, dass „nicht-formale Zertifikate<br />
transparent zu gestalten <strong>und</strong> die vermittelten Kompetenzen aufzuzeigen“ s<strong>in</strong>d (Absatz<br />
3.4, Anschluss an das <strong>Bildung</strong>ssystem). „Dadurch wird es möglich, Bezüge zum<br />
formalen System herzustellen <strong>und</strong> die Anrechnung von <strong>Bildung</strong>sleistungen zu erleichtern.“<br />
(EVD, 2009)<br />
E<strong>in</strong>e Umsetzung dieser Empfehlung würde bedeuten, dass Kurskonzepte für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
sich <strong>in</strong> Begrifflichkeiten <strong>und</strong> im Aufbau ihrer Rahmenkonzepte so weit als möglich<br />
an die <strong>Bildung</strong>sgänge der Sek<strong>und</strong>arstufe II der Bereiche Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales<br />
anlehnen sollten. Für Kursteilnehmende, die später e<strong>in</strong>e „Validation des acquis“<br />
oder e<strong>in</strong>en verkürzten Berufsbildungsgang wählen, spielt dies unseres Erachtens<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Dies vor allem deshalb, weil im <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care besonders ausgeprägt Kommunikations-, Sozial- <strong>und</strong> Persönlichkeitskompetenzen<br />
erworben werden.<br />
Gemäss E<strong>in</strong>schätzungen der Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten, welche <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der<br />
Palliative Care bilden, bee<strong>in</strong>flusste der Kursbesuch im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich den Schritt<br />
zum Abschluss e<strong>in</strong>er Berufsbildung positiv. Das Wissen, dass die <strong>in</strong> der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
erworbenen Kompetenzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „Validation des acquis“ angerechnet werden<br />
können, steigert die Motivation, e<strong>in</strong>en Beruf zu lernen. Da heute vorwiegend<br />
Menschen gegen Ende des Erwerbsalters oder später <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care leisten, beurteilen die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten den Handlungsbedarf <strong>in</strong><br />
diesen Fragen nicht als dr<strong>in</strong>glich. Unserer Me<strong>in</strong>ung nach könnte es <strong>in</strong> Zukunft dennoch<br />
e<strong>in</strong> Argument für die Motivation jüngerer Menschen se<strong>in</strong>, dass die <strong>Freiwil</strong>ligenbildung<br />
<strong>und</strong> Arbeitserfahrung als <strong>Freiwil</strong>lige auch beruflich relevant werden können.<br />
Für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ist es auf jeden Fall empfehlenswert,<br />
absolvierte Kurse <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzleistungen der <strong>Freiwil</strong>ligen konsequent schriftlich zu<br />
bestätigen <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e allfällige „Validation des acquis“ zu dokumentieren.<br />
21
In diesem Zusammenhang haben wir untersucht, <strong>in</strong>wieweit sich zwischen den Kompetenzen<br />
der Kurse der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>und</strong> den Kompetenzen der Berufsausbildungen<br />
der Sek<strong>und</strong>arstufe II <strong>in</strong> den Bereichen Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales (Fa-<br />
Ge/FaBe/Attest G+S) Verb<strong>in</strong>dungen oder Überschneidungen ergeben (Anhang 10).<br />
Wir haben den Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK ebenfalls <strong>in</strong> diesen Vergleich e<strong>in</strong>bezogen,<br />
weil er erfahrungsgemäss oft von Interessierten absolviert wird, die e<strong>in</strong>e Tätigkeit<br />
<strong>in</strong> der Pflege suchen. Der Vergleich konnte leider nur grob gemacht werden, weil<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen von Seiten der Berufsbildung unvollständig oder unterschiedlich waren.<br />
Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den verschiedenen <strong>Bildung</strong>splänen zeigte, dass <strong>in</strong> den<br />
Berufsbildungsgängen wie auch im Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK wenig Kompetenzen<br />
genannt werden, die sich explizit auf den Bereich der Palliative Care beziehen<br />
(FaGe: 30 Lektionen von 1040 Fachlektionen). Allerd<strong>in</strong>gs enthalten die Rahmenlehrpläne<br />
viele Kompetenzen, Fähigkeiten <strong>und</strong> Haltungen, die <strong>in</strong>direkt <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care zum Tragen kommen.<br />
Die beruflichen Kompetenzen <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> den <strong>Bildung</strong>sverordnungen<br />
<strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>splänen auf nicht universitärer Ebene s<strong>in</strong>d noch im Aufbau (z.B. Assistent/-<strong>in</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales EBA, die zweijährige Gr<strong>und</strong>bildung mit Attest wird<br />
2012 schweizweit e<strong>in</strong>geführt). Deshalb muss der hier präsentierte Vergleich zwischen<br />
den Angeboten der Berufs- <strong>und</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung zu e<strong>in</strong>em späteren<br />
Zeitpunkt 8 mit den zuständigen Organisationen der Arbeitswelt (OdASanté, SA-<br />
VOIRSOCIAL) wiederholt werden. Dennoch macht die Gegenüberstellung bereits<br />
deutlich, dass die Schlüsselkompetenzen der Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich zu<br />
denjenigen der Berufsbildungen vor allem <strong>in</strong> den Feldern Kommunikation, Ethik <strong>und</strong><br />
Haltungen liegen ( z.B. „Ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> Gefühl der Hilflosigkeit aushalten“). Dies<br />
s<strong>in</strong>d klare Stärken der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care.<br />
Die im Feld tätigen Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten äussern im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Skepsis gegenüber e<strong>in</strong>er zu starken Orientierung der <strong>Freiwil</strong>ligenbildung an der (formalen)<br />
Berufsbildung. Es gelte vielmehr, die Kultur <strong>und</strong> die Strukturen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong><br />
zu berücksichtigen. Die Motivation der <strong>Freiwil</strong>ligen sei nicht berufsbezogen,<br />
sondern als zivilgesellschaftliches Engagement zu verstehen.<br />
2.4 Übersicht <strong>und</strong> Vergleich bestehender <strong>Support</strong>angebote<br />
Unter <strong>Support</strong> werden alle Rahmenbed<strong>in</strong>gungen verstanden, durch welche die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care ihre Aufgabe wirkungsvoll erfüllen können. Aufgr<strong>und</strong><br />
Auswertung der Interviews s<strong>in</strong>d die folgenden sechs Punkte <strong>in</strong> diesem Zusammenhang<br />
zentral:<br />
1. Gestaltung der E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen: Den <strong>Freiwil</strong>ligen steht e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung<br />
<strong>zur</strong> Verfügung, welche für sie im vere<strong>in</strong>barten Rahmen erreichbar ist. Die E<strong>in</strong>satzlei-<br />
8 d.h. nach der Umsetzung des Nationalen <strong>Bildung</strong>skonzepts: „Palliative Care <strong>und</strong> <strong>Bildung</strong>: Strategi-<br />
sches Gr<strong>und</strong>lagenpapier (Empfehlungen)“.<br />
22
tung begleitet die <strong>Freiwil</strong>ligen eng <strong>und</strong> unterstützt sie auf deren Wunsch h<strong>in</strong> <strong>in</strong> problematischen<br />
Situationen. Sie trifft mit ihnen Vere<strong>in</strong>barungen zu den Rechten <strong>und</strong><br />
Pflichten der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>und</strong> führt auch Standortgespräche durch. Dadurch<br />
schafft die E<strong>in</strong>satzleitung für die <strong>Freiwil</strong>ligen e<strong>in</strong>en Rahmen von Sicherheit <strong>und</strong> Zugehörigkeit.<br />
Sie plant <strong>und</strong> vermittelt die E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> Institutionen oder zu Hause, generiert<br />
neue E<strong>in</strong>satzfelder oder vermittelt die <strong>Freiwil</strong>ligen unter Umständen auch an<br />
Partnerorganisationen.<br />
2. Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen: Die <strong>Freiwil</strong>ligen werden nach festgelegten Kriterien<br />
(Anforderungsprofil, Bereitschaft für Vere<strong>in</strong>barung) <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>em bestimmten Prozedere<br />
(Fragebogen, Gespräch) ausgewählt. Dies geschieht manchmal erst nach<br />
e<strong>in</strong>em abgeschlossenen Basiskurs oder nach e<strong>in</strong>em Praktikum. Nur e<strong>in</strong>e der befragten<br />
Personen gibt an, dass ihre Organisation auf e<strong>in</strong> Aufnahmeverfahren verzichtet.<br />
Sie stützt sich dabei auf die Selbstverantwortung der Interessierten <strong>und</strong> achtet nach<br />
Beg<strong>in</strong>n der E<strong>in</strong>sätze auf die Reaktionen von Angehörigen <strong>und</strong> anderen nahestehenden<br />
Bezugspersonen oder auf die Rückmeldungen der Spitex.<br />
3. Austausch, Intervision, Gespräche, Fallbesprechungen: Dem Kontakt <strong>in</strong>nerhalb<br />
der Gruppe kommt e<strong>in</strong>e grosse Bedeutung zu. Der regelmässige Austausch<br />
(z.B. monatlich, unterschiedlich strukturiert) dient der Besprechung wichtiger Themen<br />
<strong>und</strong> schwieriger Situationen, aus denen gelernt werden kann.<br />
4. Supervision, Fallbesprechungen <strong>und</strong> Weiterbildungen: Die Supervision oder<br />
die Fallbesprechung unter fachlicher Leitung werden entweder regelmässig oder<br />
nach Bedarf angeboten <strong>und</strong> dienen dem vertieften Lernen aus der Erfahrung. Dabei<br />
kommen Themen wie Abgrenzung, Aushalten können oder die Angst vor Sterben<br />
<strong>und</strong> Tod <strong>zur</strong> Sprache.<br />
5. Zusammenhalt: Der gute Kontakt untere<strong>in</strong>ander, Wertschätzung <strong>und</strong> Anerkennung<br />
für die Tätigkeit (auch <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es schriftlichen Nachweises) <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>same<br />
Anlässe (z.B. Feier) s<strong>in</strong>d zentrale Aspekte für den Zusammenhalt <strong>in</strong> der Gruppe(„le<br />
développement d’une convivialité“). <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care sollten<br />
nicht alle<strong>in</strong>e agieren: „Es ist unbed<strong>in</strong>gt wichtig, die <strong>Freiwil</strong>ligen nicht alle<strong>in</strong> zu lassen,<br />
sonst s<strong>in</strong>d sie schnell erschöpft <strong>und</strong> ausgelaugt“.<br />
6. Organisation der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Region: Es stehen regionale oder<br />
kantonale Stellen <strong>zur</strong> Verfügung, welche die Ausbildung für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care kantonal oder regional organisieren. Sie fördern den Auf- <strong>und</strong> Ausbau von<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen<strong>in</strong>itiativen <strong>und</strong> sensibilisieren die Öffentlichkeit (z.B. geme<strong>in</strong>sam mit regionalen<br />
Palliative Care-Netzwerken).<br />
Die Caritas-Standards nennen erstmals für die ganze Schweiz (ohne Tess<strong>in</strong>) die Bed<strong>in</strong>gungen<br />
für den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care. Caritas<br />
(2010) stellt onl<strong>in</strong>e acht Dokumenten-Vorlagen für die <strong>in</strong>dividuelle Verwendung <strong>zur</strong><br />
Verfügung (Vere<strong>in</strong>barungen, Statistik etc.). 9 Diese wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiten Vernehmlassung<br />
von vielen Organisationen begrüsst. Für die Caritas-Gruppen s<strong>in</strong>d sie verb<strong>in</strong>dlich.<br />
Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten bezogen sich mehrfach ausdrück-<br />
9 Der L<strong>in</strong>k zu den Dokumenten f<strong>in</strong>det sich im Kapitel 6.<br />
23
lich auf diese Caritas-Standards (Caritas, 2010, Anhang 3). Damit steht <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich bereits e<strong>in</strong>e breit anerkannte Gr<strong>und</strong>lage <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
2.5 Schnittstelle zwischen <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Praxis<br />
Das Lernen <strong>in</strong> der Praxis ist für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care entscheidend, denn<br />
die vorbereitende <strong>Bildung</strong> umfasst <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>ige Tage. Deshalb ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen <strong>Bildung</strong>sanbietenden <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-Organisationen zentral.<br />
Wir haben die Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten gefragt, wie sie den Übergang zu den<br />
E<strong>in</strong>sätzen gestalten <strong>und</strong> ob e<strong>in</strong> Praktikum Teil der <strong>Bildung</strong> se<strong>in</strong> soll.<br />
In e<strong>in</strong>igen Organisationen werden sowohl <strong>Bildung</strong> als auch E<strong>in</strong>satz angeboten. Oft<br />
s<strong>in</strong>d dort die E<strong>in</strong>satzleitungen auch als Unterrichtende <strong>in</strong> den Kursen tätig. Diese<br />
Doppelrolle bewährt sich <strong>in</strong> mehrfacher H<strong>in</strong>sicht. Die E<strong>in</strong>satzleitungen lernen die<br />
Teilnehmenden im Unterricht gut kennen <strong>und</strong> können ihre Eignung für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz<br />
bereits zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt beurteilen. Ungeeignete Personen werden früh<br />
entdeckt (z.B. Personen, die auffallend rasch <strong>und</strong> viel urteilen, dom<strong>in</strong>ant s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
Gruppe oder schlecht zuhören können). Zudem profitiert die <strong>Bildung</strong> auch von den<br />
Praxiskenntnissen der E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong>. „Da Schulung <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satzort am gleichen Ort<br />
s<strong>in</strong>d, ist man nahe an den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> ihrem Praxisfeld <strong>und</strong> kann die <strong>Bildung</strong>sthemen<br />
bee<strong>in</strong>flussen.“<br />
E<strong>in</strong> Praktikum für <strong>Freiwil</strong>lige nach der Basisbildung wird mehrheitlich begrüsst. <strong>Bildung</strong><br />
<strong>und</strong> Praxiserfahrungen überschneiden sich oft <strong>und</strong> <strong>in</strong> diversen Formen <strong>und</strong> Abfolgen:<br />
Praktikum gegen Ende der <strong>Bildung</strong><br />
Ke<strong>in</strong> Praktikum, aber Begleitung der <strong>Freiwil</strong>ligen bei ihren ersten E<strong>in</strong>sätzen<br />
oder E<strong>in</strong>führung durch die Spitex<br />
Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen, dann praktischer E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Kontext (z.B. onkologisches Ambulatorium, Hospiz), erst dann folgt <strong>Bildung</strong><br />
Weder vorbereitende <strong>Bildung</strong> noch e<strong>in</strong> Praktikum, sondern monatliche Treffen<br />
während des E<strong>in</strong>satzes<br />
Die Praktika werden mehrheitlich <strong>in</strong> stationären E<strong>in</strong>richtungen, aber teilweise auch<br />
bei <strong>Freiwil</strong>ligengruppen des ambulanten Bereichs absolviert. Damit genügend Praktikumsplätze<br />
<strong>zur</strong> Verfügung stehen, pflegen die <strong>Bildung</strong>sanbietenden die Beziehungen<br />
zu den Institutionen im Praxisfeld mit viel Aufwand. Die Praktika s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Regel<br />
begleitet durch e<strong>in</strong>e Fachperson der Institution (Pflegefachperson, Seelsorger<strong>in</strong> oder<br />
Seelsorger) oder durch die E<strong>in</strong>satzleitung. Die <strong>Freiwil</strong>ligen erhalten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Beurteilung am Schluss des Praktikums (mündliche Auswertung der Erfahrungen<br />
oder schriftlicher Praktikumsbericht).<br />
24
3 Gr<strong>und</strong>sätze<br />
3.1 Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> der<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Auf Basis der gesichteten Materialien <strong>und</strong> der durchgeführten Interviews leiten wir<br />
Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien ab (detaillierter siehe Anhang 11):<br />
<strong>Bildung</strong>sgr<strong>und</strong>sätze<br />
Der Zugang steht allen Interessierten offen.<br />
Die <strong>Bildung</strong> orientiert sich an den Aufgaben <strong>in</strong> der Praxis.<br />
Lern- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft s<strong>in</strong>d <strong>Bildung</strong>smotivation <strong>und</strong> –ziel.<br />
Formale Gr<strong>und</strong>sätze<br />
Die <strong>Bildung</strong>sangebote orientieren sich an den Kriterien des Schweizer Qualitätszertifikats<br />
für Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen eduQua, ohne e<strong>in</strong> solches Zertifikat konkret anzustreben.<br />
Fachliche Qualifikation <strong>und</strong> Praxiserfahrung (m<strong>in</strong>destens SVEB 1) s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />
für Unterrichtende der <strong>Bildung</strong>sanbietenden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätze für den <strong>Support</strong><br />
Es werden die Caritas-Standards (Caritas, 2010) mit ihren onl<strong>in</strong>e <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />
Hilfsmitteln für die Gestaltung des <strong>Support</strong>s empfohlen (Anhänge 3 <strong>und</strong> 4).<br />
Im Weiteren s<strong>in</strong>d die Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong> den Bereichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong><br />
Transkulturalität zu berücksichtigen, die allesamt relevant s<strong>in</strong>d für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />
den <strong>Support</strong> <strong>Freiwil</strong>liger <strong>in</strong> der Palliative Care (Anhang 11).<br />
25
3.2 Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität<br />
Gegenseitiger Respekt <strong>und</strong> Wertschätzung basieren auf gr<strong>und</strong>legenden Pr<strong>in</strong>zipien,<br />
welche <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care aufgr<strong>und</strong> ihrer Lebenserfahrung mitbr<strong>in</strong>gen,<br />
<strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> vertiefen <strong>und</strong> festigen sowie durch <strong>Support</strong> bestätigen <strong>und</strong> stärken.<br />
Diese Pr<strong>in</strong>zipien s<strong>in</strong>d auch bei <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care nicht e<strong>in</strong>fach selbstverständlich<br />
vorhanden, sondern müssen immer wieder explizit <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung gerufen<br />
<strong>und</strong> neu erarbeitet werden. Jenny (2009) weist auf die Gefahr h<strong>in</strong>, dass Kranke,<br />
Sterbende oder Trauernde ausgegrenzt oder diskrim<strong>in</strong>iert werden. Neben der Art der<br />
Krankheit nennt sie das Lebensalter, die ethnische Herkunft, Religion, die Weltanschauung,<br />
die sexuelle Identität <strong>und</strong> das Geschlecht wie auch der f<strong>in</strong>anzielle <strong>und</strong> soziale<br />
Status als mögliche Diskrim<strong>in</strong>ierungsgründe. Die Bedürfnisse verschiedener<br />
Gruppen, etwa nach Geschlecht oder Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d heute noch zu wenig<br />
bekannt (BAG <strong>und</strong> GDK, 2010). Dies ist nicht unerheblich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Feld, <strong>in</strong> welchem<br />
Frauen <strong>in</strong> allen Bereichen übervertreten s<strong>in</strong>d, sei es als Bewohner<strong>in</strong>nen von<br />
Pflegeheimen, als Pflegende <strong>und</strong> pflegende Angehörige wie auch als <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong><br />
der Palliative Care.<br />
Insgesamt s<strong>in</strong>d Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität Querschnittthemen,<br />
welche besondere Beachtung verdienen (Anhang 11). Alle drei genannten ethischen<br />
Pr<strong>in</strong>zipien münden geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ganzheitliche Betrachtungsweise:<br />
<strong>Freiwil</strong>lige begegnen den kranken Menschen wie auch den familiären <strong>und</strong> professionellen<br />
Beteiligten als Individuen, respektvoll <strong>und</strong> menschlich wertschätzend, unabhängig<br />
von äusseren Merkmalen oder persönlichen Gegebenheiten.<br />
4 Schlussfolgerungen <strong>und</strong> empfohlene Massnahmen<br />
Im folgenden Kapitel fassen wir den Kern der Ergebnisse kurz zusammen <strong>und</strong> formulieren<br />
auf dieser Basis Massnahmen. Wir s<strong>in</strong>d uns bewusst, dass nicht alle empfohlenen<br />
Massnahmen im E<strong>in</strong>flussbereich des B<strong>und</strong>es liegt, möchten sie aber dennoch<br />
als Anregung <strong>zur</strong> Diskussion stellen.<br />
4.1 Mehrwert e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Die Umsetzung e<strong>in</strong>es Rahmenkonzepts im S<strong>in</strong>ne von allgeme<strong>in</strong> gefassten Richtl<strong>in</strong>ien<br />
stösst bei den <strong>in</strong>terviewten Anbietenden auf Konsens; e<strong>in</strong>e zu starke Reglementierung<br />
wird von ihnen aber deutlich abgelehnt. Die befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
legen Wert darauf, dass regional unterschiedliche Bedürfnisse <strong>und</strong> Spezialisierungen<br />
weiterh<strong>in</strong> Platz haben. <strong>Freiwil</strong>lige mit unterschiedlichen Tätigkeiten brauchen<br />
unterschiedliche <strong>Bildung</strong>. E<strong>in</strong>e zu strikte Orientierung der <strong>Bildung</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong><br />
26
der Palliative Care an Berufsbildungsvorgaben lässt sich somit nicht mit dem eigendynamischen<br />
zivilgesellschaftlichen Engagement der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> vere<strong>in</strong>baren.<br />
Die heutigen <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care unterscheiden<br />
sich nach unseren Recherchen nicht wesentlich. E<strong>in</strong>e noch bessere Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
bezüglich <strong>in</strong>haltlicher <strong>Konzept</strong>ion, Beschreibung der Kompetenzen <strong>und</strong> Dauer<br />
der Angebote könnte aber die Wahrnehmung der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Öffentlichkeit stärken. E<strong>in</strong> nationales Rahmenkonzept kann die<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote vergleichbar machen <strong>und</strong> ihre Spezifität im Verhältnis <strong>zur</strong> beruflichen<br />
Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung aufzeigen. Ausserdem würde damit die Validierung von<br />
<strong>Bildung</strong>sleistungen erleichtert.<br />
In Bezug auf die Methodik sollte vor allem das Praxislernen def<strong>in</strong>iert werden. Da die<br />
Basisausbildung für diese Zielgruppen nur etwa 30 bis 60 St<strong>und</strong>en umfasst, haben<br />
das „learn<strong>in</strong>g on the job“ <strong>und</strong> das Reflektieren der Erfahrungen e<strong>in</strong>en zentralen Stellenwert.<br />
E<strong>in</strong> Praktikum erleichtert die Entscheidung für oder gegen den E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Freiwil</strong>ligengruppe. Aber auch <strong>in</strong> diesem Bereich sollten gemäss Interviews verschiede<br />
Varianten Platz haben.<br />
Massnahme 1<br />
Wir empfehlen dem BAG zusammen mit den <strong>Bildung</strong>sanbietenden im <strong>Freiwil</strong>ligenbereich<br />
<strong>und</strong> den Organisationen der Arbeitswelt unter E<strong>in</strong>bezug weiterer zuständiger<br />
Akteure, auf nationaler Ebene e<strong>in</strong> für die Palliative Care geme<strong>in</strong>sam getragenes<br />
Rahmenkonzept für die Basisbildung zu erarbeiten. Dieses darf nicht zu detailliert<br />
se<strong>in</strong>, sollte aber klare Richtl<strong>in</strong>ien bezüglich den Themen, der Dauer, den Schlüsselkompetenzen<br />
sowie der Methodik enthalten <strong>und</strong> auf bestehenden <strong>Konzept</strong>en aufbauen.<br />
Wirkungsziel: Die <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care orientieren<br />
sich an geme<strong>in</strong>samen Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> schaffen damit e<strong>in</strong>e Orientierung für die<br />
Zielgruppen.<br />
Informelle <strong>Freiwil</strong>lige leisten aus persönlicher Initiative heraus wertvolle Hilfen für<br />
Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben. Sie s<strong>in</strong>d selten organisiert <strong>und</strong> haben<br />
damit kaum Zugang zu <strong>Bildung</strong>, <strong>Support</strong> oder Beratung. In ländlichen Gebieten<br />
bilden sie geme<strong>in</strong>sam mit den Angehörigen <strong>und</strong> weiteren nahestehenden Bezugspersonen<br />
sowie Fachpersonen oft das Betreuungsnetz, welches die Pflege zu Hause<br />
überhaupt erst ermöglicht. Informelle <strong>Freiwil</strong>lige können e<strong>in</strong>en unverzichtbaren Beitrag<br />
leisten für das Sterben zu Hause <strong>und</strong> gew<strong>in</strong>nen mit dem Trend zu „ambulant vor<br />
stationär“ <strong>in</strong> Zukunft noch an Bedeutung.<br />
Das soziale Umfeld ändert sich durch die grössere berufliche Mobilität. Gleichzeitig<br />
bestehen Anzeichen dafür, dass Menschen kle<strong>in</strong>räumig mehr soziale Verantwortung<br />
übernehmen. Die Sensibilisierung <strong>und</strong> Information für <strong>in</strong>formelle <strong>Freiwil</strong>lige kann das<br />
27
soziale Netz stärken <strong>und</strong> die ambulante Pflege ermöglichen. Es ist deshalb s<strong>in</strong>nvoll,<br />
diese Zielgruppe speziell anzusprechen.<br />
Massnahme 2<br />
Wir empfehlen den Kantonen <strong>und</strong> den <strong>Bildung</strong>sanbietenden, die <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care auch auf die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen aus<strong>zur</strong>ichten oder spezifische<br />
Angebote für diese Zielgruppe zu realisieren.<br />
Wirkungsziel: Informelle <strong>Freiwil</strong>lige engagieren sich unterstützend für schwerkranke<br />
<strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>in</strong> ihrem Fre<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Bekanntenkreis oder <strong>in</strong> der Nachbarschaft<br />
<strong>und</strong> motivieren ihr Umfeld dafür.<br />
4.2 Handlungsbedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot<br />
Unsere Recherchen <strong>und</strong> Befragungen haben gezeigt, dass sich die Angebote der<br />
grossen Organisationen (z.B. Krebsliga, regionale Netzwerke von palliative ch, GGG<br />
Voluntas, Kanton Waadt, Caritas <strong>und</strong> SRK) bewähren <strong>und</strong> dass sie von den <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care geschätzt werden. Die Wahl des Angebotes sche<strong>in</strong>t uns<br />
aber durch die vorhandene Vielfalt schwierig. Das Internetportal von palliative ch wäre<br />
e<strong>in</strong> möglicher Kanal <strong>zur</strong> Information der Zielgruppen <strong>in</strong> der ganzen Schweiz über<br />
Inhalt, Dauer <strong>und</strong> Kosten von <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care. <strong>Freiwil</strong>ligengruppen,<br />
die heute ihre <strong>Bildung</strong> noch selber durchführen, könnten externe <strong>Bildung</strong>sangebote<br />
<strong>in</strong> Anspruch nehmen <strong>und</strong> sich damit entlasten.<br />
Massnahme 3<br />
Wir empfehlen dem BAG abzuklären, auf welchem Internetportal s<strong>in</strong>nvollerweise e<strong>in</strong>e<br />
Rubrik „<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care“ eröffnet wird, damit die <strong>Bildung</strong>sangebote<br />
dort publiziert werden können.<br />
Wirkungsziel: Die Zielgruppen f<strong>in</strong>den das ihnen entsprechende <strong>Bildung</strong>sangebot <strong>in</strong><br />
ihrer Region <strong>und</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligen werden <strong>in</strong> der Öffentlichkeit als Teil von Palliative<br />
Care wahrgenommen.<br />
Mit der demographischen Entwicklung steigt der Bedarf an Pflege <strong>und</strong> die Betreuung<br />
zu Hause nimmt zu. Dieses Szenario ist nicht nur Folge des Kostendrucks, sondern<br />
auch Ausdruck sich verändernder Bedürfnisse. Dafür spielt das Angebot an <strong>Freiwil</strong>li-<br />
28
gen – formell <strong>und</strong> <strong>in</strong>formell – e<strong>in</strong>e grosse Rolle. Es ist anzunehmen, dass für die Bedürfnisse<br />
der kommenden Generationen neue Formen <strong>und</strong> Modelle der gegenseitigen<br />
Unterstützung nötig s<strong>in</strong>d. Lokale Gruppen schätzen es gemäss Interviews, wenn<br />
sie sich auf regionale Fachstellen abstützen können.<br />
In e<strong>in</strong>igen Kantonen oder Regionen organisieren <strong>und</strong> fördern bereits heute Fachstellen<br />
das Engagement der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care (Ostschweiz, Zentralschweiz,<br />
Aargau, Basel-Stadt, Waadt, Jura, Neuenburg).<br />
Massnahme 4<br />
Wir empfehlen den Kantonen unter E<strong>in</strong>bezug der Organisationen des <strong>Freiwil</strong>ligenbereichs<br />
<strong>und</strong> der Arbeitswelt, Stellen zu benennen, welche die Ausbildung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care kantonal oder regional organisieren, den Auf- <strong>und</strong> Ausbau<br />
von <strong>Freiwil</strong>ligen<strong>in</strong>itiativen fördern <strong>und</strong> die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren.<br />
Wirkungsziel: Die Anzahl der <strong>in</strong> der Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden<br />
Menschen engagierten Personen nimmt zu <strong>und</strong> die Bevölkerung nimmt ihre Dienstleistungen<br />
<strong>in</strong> Anspruch.<br />
4.3 Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für den <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
Die durchgeführten Interviews machten die Aufgaben der E<strong>in</strong>satzleitenden <strong>und</strong> ihren<br />
entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf das Gel<strong>in</strong>gen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
deutlich: Die sorgfältige Auswahl der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> ihre gezielte E<strong>in</strong>führung; die<br />
Gestaltung der E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen, damit Begleitende <strong>und</strong> Begleitete zusammen<br />
passen; die Organisation der regelmässigen Reflexion <strong>in</strong> Form von Austausch oder<br />
Supervision; das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g „on the job“ durch Fallbesprechungen <strong>und</strong> Weiterbildung.<br />
Die E<strong>in</strong>satzleitung gestaltet den optimalen Zusammenhalt der Gruppe sowie den<br />
Kontakt zu den Betroffenen (ambulant oder stationär). Die Erfahrung zeigt, dass diese<br />
Aufgaben im Rahmen e<strong>in</strong>er bezahlten Anstellung effizienter <strong>und</strong> wirkungsvoller<br />
wahrgenommen werden können als im Ehrenamt.<br />
29
Massnahme 5<br />
Wir empfehlen den <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen <strong>in</strong> der Palliative Care, für ihre <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
e<strong>in</strong>e qualifizierte E<strong>in</strong>satzleitung anzustellen.<br />
Wirkungsziel: <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e von Betroffenen <strong>und</strong><br />
nahestehenden Bezugspersonen geschätzte Begleitung, wirken als Teil des Betreuungsteams<br />
<strong>und</strong> bauen ihre Kompetenzen kont<strong>in</strong>uierlich auf.<br />
Geme<strong>in</strong>same Standards für den <strong>Support</strong> werden von den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
befürwortet. Sie können aufzeigen, <strong>in</strong> welchem Kontext <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der<br />
Palliative Care ihre Dienstleistung erbr<strong>in</strong>gen, zeigen den Wert dieses Engagements<br />
auf <strong>und</strong> verleihen ihm damit mehr Bedeutung. Ausformulierte Vere<strong>in</strong>barungen über<br />
Rechte <strong>und</strong> Pflichten schaffen Klarheit <strong>in</strong> der Zusammenarbeit von nahestehenden<br />
Bezugspersonen, Fachpersonen <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> führen zu e<strong>in</strong>er übere<strong>in</strong>stimmenden<br />
Praxis.<br />
Die Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care wurden 2010 als<br />
erste nationale Richtl<strong>in</strong>ien für diesen Bereich publiziert. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Deutsch- <strong>und</strong><br />
Westschweiz verbreitet bekannt, geniessen e<strong>in</strong>e hohe Akzeptanz <strong>und</strong> können <strong>zur</strong><br />
Anwendung empfohlen werden.<br />
Massnahme 6<br />
Wir empfehlen dem BAG unter E<strong>in</strong>bezug der Organisationen des <strong>Freiwil</strong>ligenbereichs,<br />
der Arbeitswelt <strong>und</strong> weiterer zuständiger Akteure, nationale Standards für<br />
<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care auszuarbeiten <strong>und</strong> gezielt zu verbreiten.<br />
Wirkungsziel: Die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care geniessen hohe gesellschaftliche<br />
Wertschätzung <strong>und</strong> erbr<strong>in</strong>gen die Begleitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten Rahmen.<br />
4.4 Mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Auch <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> kostet. Bezahlte Fachpersonen für die Koord<strong>in</strong>ation von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d nötig, weil es sich um die Gestaltung der Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em hochsensiblen Feld handelt. Die Auswahl, der E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> die<br />
Führung der <strong>Freiwil</strong>ligen als Gruppe verlangt Kompetenzen <strong>und</strong> Kont<strong>in</strong>uität, was ehrenamtlich<br />
kaum zu leisten ist. Ausnahmen bestätigen die Regel, wenn zum Beispiel<br />
30
Fachpersonen aus verwandten Berufen sich als ehrenamtliche Gruppenleitende engagieren.<br />
Dies zeigen die Interviews mit Vertreter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Vertretern verschiedener<br />
Organisationen <strong>in</strong> der ganzen Schweiz.<br />
Die Fixkosten der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> werden heute <strong>in</strong> den meisten Fällen durch die<br />
E<strong>in</strong>satzorganisationen selber getragen. Bei den re<strong>in</strong>en <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen ist<br />
dies problematisch, weil sie sich oft ausschliesslich durch Spenden f<strong>in</strong>anzieren. Stationäre<br />
E<strong>in</strong>richtungen können eher Stellenprozente <strong>zur</strong> Verfügung stellen. Nur e<strong>in</strong>zelne<br />
Organisationen oder Netzwerke <strong>in</strong> der Schweiz erhalten gemäss unseren Recherchen<br />
für diesen Aufwand kantonale oder kommunale Beiträge. Bei der Umsetzung<br />
der Massnahmen der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012 <strong>in</strong> die<br />
kantonalen Ges<strong>und</strong>heitsstrukturen sollte diese Lücke geschlossen werden. <strong>Freiwil</strong>ligenorganisationen<br />
werden damit Teil der Palliative Care-Versorgung <strong>und</strong> lassen sich<br />
<strong>in</strong> diese Strategie e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den.<br />
Massnahme 7<br />
Wir empfehlen dem BAG, die Kantone zu sensibilisieren <strong>und</strong> zu motivieren, die F<strong>in</strong>anzierung<br />
e<strong>in</strong>er qualifizierten E<strong>in</strong>satzleitung für jede <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care mit Leistungsaufträgen mittelfristig sicherzustellen.<br />
Wirkungsziel: Die <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care erbr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e qualitativ<br />
hochstehende Dienstleistung als Teil der Palliative Care-Versorgung <strong>in</strong> den Kantonen.<br />
In den Interviews haben alle befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten die Hoffnung, dass<br />
die Nationale Strategie Palliative Care 2010-2012 verb<strong>in</strong>dlichere kantonale f<strong>in</strong>anzielle<br />
Unterstützungen auslösen wird. Sie wünschen sich Beiträge an die Kosten mittels<br />
Leistungsaufträgen im S<strong>in</strong>n der Stärkung, des Ausbaus <strong>und</strong> der Qualitätssicherung<br />
der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> im Bereich Palliative Care. Diese f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung würde<br />
als Wertschätzung für das soziale Engagement am Lebensende betrachtet.<br />
Die heute bestehenden kantonalen oder regionalen Fachstellen organisieren <strong>und</strong><br />
fördern das zivilgesellschaftliche Engagement für schwerkranke <strong>und</strong> sterbende Menschen.<br />
Sie gestalten den Wissenstransfer <strong>und</strong> die Kooperation unter den <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
durch die Organisation von <strong>Bildung</strong>sangeboten. Sie sensibilisieren die<br />
Öffentlichkeit <strong>und</strong> fördern den Aufbau neuer Initiativen oder den Ausbau bestehender<br />
Dienstleistungen. Damit s<strong>in</strong>d sie ernstzunehmende Akteur<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Akteure <strong>in</strong> den<br />
Kantonen bei der Umsetzung der Nationalen Strategie Palliative Care 2010-2012.<br />
Werden <strong>Freiwil</strong>lige nicht als Teil der Versorgung betrachtet, fehlt <strong>in</strong> den kantonalen<br />
Palliative Care-<strong>Konzept</strong>en <strong>in</strong> Bezug auf das Sterben zu Hause e<strong>in</strong> tragendes Element.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige begleiten nicht nur Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten, sondern unterstützen<br />
auch die pflegenden Angehörigen <strong>und</strong> weitere nahestehende Bezugspersonen.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige machen damit die ambulante Betreuung oft erst möglich.<br />
31
Der Mehrwert für die öffentliche Hand besteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kostensenkung, weil Spital-<br />
<strong>und</strong> Heimaufenthalte vermieden oder verkürzt werden können. Zudem erfahren betroffene<br />
Menschen <strong>und</strong> ihre nahestehenden Bezugspersonen e<strong>in</strong>e würdige Betreuung.<br />
In der s<strong>in</strong>nvollen Gestaltung der letzten Lebensphase liegt trotz Abschied <strong>und</strong><br />
Trauer viel Potential für e<strong>in</strong> volles Leben. Damit ist jeder hier e<strong>in</strong>gesetzte Franken<br />
e<strong>in</strong>e Investition für e<strong>in</strong> besseres Leben.<br />
Massnahme 8<br />
Wir empfehlen dem BAG den Kantonen nahe zu legen, die F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er Stelle<br />
für die Organisation der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> <strong>in</strong> der Palliative Care pro Kanton oder Region<br />
langfristig mit Leistungsaufträgen sicherzustellen. 10<br />
Wirkungsziel: Das Potenzial der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care ist für die Begleitung<br />
zu Hause verfügbar <strong>und</strong> langfristig können immer mehr Menschen am Ort ihrer<br />
Wahl sterben.<br />
4.5 Qualitätssicherung <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sames Label<br />
E<strong>in</strong> Label für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen, das im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Markenzeichen die Qualität<br />
garantiert, wird von den befragten Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten befürwortet. Sie bek<strong>und</strong>en<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich Interesse daran, äussern aber Bedenken über den damit verb<strong>und</strong>enen<br />
f<strong>in</strong>anziellen <strong>und</strong> zeitlichen Aufwand. Das Label müsste dem Charakter <strong>und</strong> der<br />
Philosophie der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> entsprechen <strong>und</strong> genügend Handlungsspielraum<br />
lassen.<br />
E<strong>in</strong>e mögliche Variante der Qualitätssicherung ist die Zertifizierung mit Audits, analog<br />
zu den etablierten Verfahren für die spezialisierte Palliative Care. E<strong>in</strong>e andere Option<br />
ist die gegenseitige Qualitätsprüfung durch <strong>Freiwil</strong>ligengruppen. Dabei s<strong>in</strong>d die Anforderungen<br />
an die „Prüfenden“ zu def<strong>in</strong>ieren. E<strong>in</strong>e sehr e<strong>in</strong>fache Variante besteht <strong>in</strong><br />
der Vergabe e<strong>in</strong>es Labels, sobald die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe e<strong>in</strong>e qualifizierte E<strong>in</strong>satzleitung<br />
angestellt hat. Dies auf dem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>, dass die Kompetenz der E<strong>in</strong>satzleitung<br />
für die Qualität der <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> der Palliative Care der wichtigste Faktor<br />
ist. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit der Qualitätskontrolle bietet e<strong>in</strong>e externe „groupe de<br />
référence“, um Erfahrungen zu diskutieren <strong>und</strong> Entwicklungen zu fördern.<br />
10 Die bestehenden Gefässe sollten hier überprüft <strong>und</strong> dementsprechend optimiert werden, um zusätzliche Schnittstellen zu<br />
verh<strong>in</strong>dern.<br />
32
Für die <strong>Bildung</strong>sangebote kann auf die Labels von Benevol <strong>und</strong> eduQua verwiesen<br />
werden.<br />
Massnahme 9<br />
Wir schlagen dem BAG unter E<strong>in</strong>bezug der massgeblichen Akteure (Krebsliga,<br />
Fachgesellschaft palliative ch, SRK <strong>und</strong> Caritas) vor, zu klären wie e<strong>in</strong> Label für<br />
<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care mit vertretbarem Aufwand vergeben werden<br />
kann.<br />
Wirkungsziel: Die Qualität der Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase wird durch e<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>faches Verfahren kont<strong>in</strong>uierlich verbessert <strong>und</strong> aufgezeigt.<br />
4.6 Zukünftige Bedürfnisse der Betroffenen<br />
Pflegebedürftige Menschen möchten so lange wie möglich zu Hause bleiben. Die<br />
ambulante Behandlung <strong>und</strong> Pflege werden – auch aufgr<strong>und</strong> des Kostendrucks – umgestaltet<br />
<strong>und</strong> ausgebaut. Die Betreuung wird deshalb <strong>in</strong> Zukunft mehr <strong>in</strong> der Lebenswelt<br />
der Betroffenen stattf<strong>in</strong>den: Pflegende Angehörige bzw. nahestehende Bezugspersonen,<br />
<strong>in</strong>formelle <strong>und</strong> formelle <strong>Freiwil</strong>lige gew<strong>in</strong>nen an Bedeutung.<br />
Praktikable <strong>und</strong> wirksame Modelle für dieses Zukunftsszenario müssen erst noch<br />
entstehen. Deshalb empfehlen wir dem BAG, e<strong>in</strong>zelne Modellprojekte zu <strong>in</strong>itiieren<br />
oder zu fördern. Dies mit dem Ziel, e<strong>in</strong>e effiziente <strong>und</strong> an den Bedürfnissen der Betroffenen<br />
ausgerichtete Versorgung zu Hause zu ermöglichen, bei welcher das soziale<br />
Umfeld mit Unterstützung der Fachpersonen se<strong>in</strong>e Verantwortung wahrnehmen<br />
kann.<br />
Dabei kann aufgezeigt werden, welche Leistungen die pflegenden Angehörigen bzw.<br />
nahestehenden Bezugspersonen erbr<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> wie sie ges<strong>und</strong> bleiben können, wer<br />
die <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wie sie Teil der Betreuung werden oder welcher<br />
Bedarf an formellen <strong>Freiwil</strong>ligen besteht. Und es ist praxisnah zu klären, wer die Akteure<br />
s<strong>in</strong>nvoll zusammenbr<strong>in</strong>gt <strong>und</strong> organisiert.<br />
Im Gegensatz zu anderen Ländern ist <strong>in</strong> der Schweiz der <strong>Freiwil</strong>ligen-Aspekt In der<br />
Palliative Care noch wenig verankert (ausser <strong>in</strong> den Institutionen der spezialisierten<br />
Palliative Care). Und im Vergleich zu anderen Bereichen der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (z.B.<br />
Sport) ist der Umfang ger<strong>in</strong>g. Dafür s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care hoch spezialisiert.<br />
Das Potential ist sehr gross, <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> der Gruppe der Menschen im<br />
dritten Lebensalter. Die gegenseitige Hilfe im sozialen Umfeld ist vermutlich nicht<br />
ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> möglicherweise erhält sie sogar Auftrieb. Solidarität könnte als Wert <strong>in</strong><br />
unserer Gesellschaft wieder an Bedeutung gew<strong>in</strong>nen.<br />
33
Massnahme 10<br />
Wir empfehlen dem BAG zusammen mit den massgeblichen Akteuren, e<strong>in</strong> Modellprojekt<br />
zu <strong>in</strong>itiieren für die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen nahestehenden<br />
Bezugspersonen, <strong>in</strong>formellen <strong>Freiwil</strong>ligen, formellen <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> Fachpersonen<br />
für die Betreuung zu Hause unter Beachtung von Gender, Transkulturalität <strong>und</strong><br />
den sprachregionalen Unterschieden.<br />
Wirkungsziel: Die Zusammenarbeit aller an der Betreuung zu Hause Beteiligten ist<br />
an <strong>in</strong>novativen Modellen erprobt, evaluiert <strong>und</strong> multipliziert.<br />
34
5 Literatur<br />
Benevol (2010), Standards der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.<br />
http://www.benevol.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=262 (Zugriff 16.8.2011)<br />
B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) <strong>und</strong> Schweizerische Konferenz der kantonalen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdirektor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -direktoren (GDK) (2010), Nationale Leitl<strong>in</strong>ien Palliative<br />
Care.<br />
http://www.bag.adm<strong>in</strong>.ch/themen/mediz<strong>in</strong>/06082/<strong>in</strong>dex.html?lang=de (Zugriff<br />
16.8.2011)<br />
B<strong>und</strong>esamt für Ges<strong>und</strong>heit (BAG) <strong>und</strong> Schweizerische Konferenz der kantonalen<br />
Ges<strong>und</strong>heitsdirektor<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -direktoren (GDK) (2009), Nationale Strategie Palliative<br />
Care 2010-2012.<br />
http://www.bag.adm<strong>in</strong>.ch/themen/mediz<strong>in</strong>/06082/10907/<strong>in</strong>dex.html?lang=de (Zugriff<br />
16.8.2011)<br />
Caritas Schweiz (2010), Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care, Luzern: Caritas.<br />
Dörner, Klaus (2010), Leben <strong>und</strong> sterben, wo ich h<strong>in</strong>gehöre, Neumünster: Paranus-<br />
Verlag.<br />
Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (EVD) (2009), Bericht des EVD über<br />
e<strong>in</strong>e neue Weiterbildungspolitik des B<strong>und</strong>es, <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Eidgenössischen<br />
Departement des Innern (EDI).<br />
http://www.bbt.adm<strong>in</strong>.ch/themen/berufsbildung/00105/<strong>in</strong>dex.html?lang=de (Zugriff<br />
16.8.2011)<br />
Forum <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (2001), Standards <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.<br />
http://www.sozialzeitausweis.ch/files/Standards_<strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.pdf (Zugriff<br />
9.3.2011)<br />
Hoenger, Cather<strong>in</strong>e; Porchet, Françoise; Currat Thierry (2008), Dacum bénévoles,<br />
Lausanne: Programme cantonal de so<strong>in</strong>s palliatifs, Centre de diffusion CHUV.<br />
Jenny, Andrea (2009), Lebenswelt- <strong>und</strong> Alltagsgestaltung – die Bedeutung der Sozialen<br />
Arbeit <strong>in</strong> Palliative Care am Beispiel der Caritas Luzern, Masterarbeit; Klagenfurt/Wien:<br />
Alpen-Adria Universität.<br />
Knipp<strong>in</strong>g, Cornelia, Hrsg. (2007), Lehrbuch Palliative Care, 2. durchgesehene <strong>und</strong><br />
korrigierte Auflage, Bern: Huber.<br />
Näf, Flur<strong>in</strong>a; Neuenschwander, Peter (2010), <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care:<br />
Verbreitung, Formen, Motivationen, Schlussbericht, Bern: Berner Fachhochschule<br />
Soziale Arbeit.<br />
Palliative ch (2002), Ausbildungsniveaus <strong>in</strong> Palliative Care.<br />
http://www.palliative.ch/fileadm<strong>in</strong>/user_upload/palliative/fachwelt/E_Standards/E_2_2<br />
_dt_Ausbildungsniveaus_Palliative_Care.pdf (Zugriff 9.3.2011)<br />
35
Raymann, Priska (2010), <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Hospizarbeit <strong>und</strong> Palliative Care – Wunsch<br />
oder Notwendigkeit? Masterarbeit, St. Gallen: FHSG Hochschule für Angewandte<br />
Wissenschaften.<br />
Spahr, Stefan (2004), Kompetenzenkatalog, Bern: Forum <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>.<br />
http://www.sozialzeitausweis.ch/files/Kompetenzenkatalog.pdf (Zugriff 7.3.2011)<br />
Stadelmann-Steffen, Isabelle; Traunmüller, Richard; G<strong>und</strong>elach, Birte; Freitag, Markus<br />
(2010), <strong>Freiwil</strong>ligen-Monitor Schweiz 2010, Zürich: Seismo-Verlag.<br />
6 Weiterführende L<strong>in</strong>ks<br />
www.benevol.ch<br />
Richtl<strong>in</strong>ien für das <strong>Bildung</strong>slabel BENEVOL Schweiz, Weiterbildungsangebote im<br />
Bereich <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>, August 2009.<br />
http://www.benevol.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=259 (Zugriff 4.3.2011)<br />
www.palliative.ch<br />
„Die Geschichte der Palliative Care“<br />
http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=79 (Zugriff 2.3.2011)<br />
Fachbegriffe „<strong>Freiwil</strong>lige (Ehrenamtliche)“<br />
http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=77 (Zugriff 2.3.2011)<br />
Standards „Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien für Palliative Mediz<strong>in</strong>, Pflege <strong>und</strong> Begleitung<br />
<strong>in</strong> der Schweiz“, 2001.<br />
http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=128&0 (Zugriff 2.3.2011)<br />
„Was bedeutet Palliative Care?“<br />
http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=70 (Zugriff 27.1.2011)<br />
Reglement für die Vergabe der Label „Qualität <strong>in</strong> Palliative Care“ des Schweizerischen<br />
Vere<strong>in</strong>s für Qualität <strong>in</strong> der Palliative Care, Juni 2010<br />
http://www.palliative.ch/<strong>in</strong>dex.php?id=127 (Zugriff 4.3.2011)<br />
www.caritas.ch<br />
Dokumente stehen <strong>zur</strong> Verfügung unter: Schweiz > Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />
> Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen Palliative Care<br />
oder<br />
http://web.caritas.ch/page2.php?pid=2100&fv_100_feature_id=780&fv_100_freecont<br />
entcategory_id=765&fv_100_freecontententry_id=14981 (Zugriff 25.5.2011)<br />
36
www.transkulturellekompetenz.ch<br />
Transkulturelle Kompetenz<br />
oder<br />
http://www.transkulturellekompetenz.ch/<strong>in</strong>dex2.php?m=7&tc=18 (Zugriff 21.3.2011)<br />
37
7 Anhang<br />
Die Anhänge ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Reihenfolge der Verweise im Text.<br />
38
Anhang 1: Liste der <strong>in</strong>terviewten Fachpersonen<br />
17 Expert<strong>in</strong>nen / Experten <strong>und</strong> Akteur<strong>in</strong>nen / Akteuren aus dem Feld waren bereit zu<br />
e<strong>in</strong>em Interview. Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d dies:<br />
Anbietende nur mit <strong>Bildung</strong>sangebot:<br />
ZH: mit PASSAGE SRK Kurs, Susanna Lichtensteiger, Leiter<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong><br />
VD: Fondation Rive-Neuve, Christ<strong>in</strong>e Burki, Verantwortliche des kantonalen Programms<br />
VD<br />
Anbietende mit <strong>Bildung</strong>sangebot <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz/<strong>Support</strong>:<br />
BE: Bern-Oberland beocare, Ursula Imboden E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong>, Fachverantwortliche<br />
BE: Bern-Mittelland zapp, Brigitte Thomer, Leiter<strong>in</strong> zapp<br />
AG: Hospiz Aargau, Irmgard Staub, Vorstandsmitglied Ambulante Hospiz Begleitung<br />
Schwerkranker, Aargau<br />
BL: Lehrgang PASSAGE SRK, Reg<strong>in</strong>a Sutter, Leiter<strong>in</strong> <strong>Bildung</strong><br />
BS: GGG Voluntas, Basel, Beate Wölfle, Leiter<strong>in</strong> Begleitdienst<br />
LU <strong>und</strong> Urkantone: Caritas Luzern, ganze Zentralschweiz, Andrea Jenny, <strong>Bildung</strong><br />
FW, Koord<strong>in</strong>ation FW-Gruppen<br />
SG/AP: Hospiznetz St. Gallen/Appenzell, Agnes Schumacher, Gruppenleiter<strong>in</strong><br />
GE: Cours Accompagnement en f<strong>in</strong> de vie, Cather<strong>in</strong>e Pictet, PFP <strong>in</strong> PC, Kursleiter<strong>in</strong><br />
GE: Caritas Genf: <strong>Bildung</strong> FW, Führung FW-Gruppen, Isabelle Nielsen, responsable<br />
secteur accompagnement<br />
JU: Caritas Jura: <strong>Bildung</strong> FW, Führung FW-Gruppen, Christ<strong>in</strong>e Donzé, Leiter<strong>in</strong><br />
Fachstelle Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />
TI: Krebsliga Tess<strong>in</strong>, <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> E<strong>in</strong>satz flächendeckend, Alba Masullo, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Anbieter nur mit E<strong>in</strong>satz/<strong>Support</strong>:<br />
TG: Hospizvere<strong>in</strong>: E<strong>in</strong>satz FW, Brigitte Stahel, Gruppenleiter<strong>in</strong><br />
Expert<strong>in</strong> / Experte / Zusammenarbeitspartner:<br />
Cornelia Knipp<strong>in</strong>g, Herausgeber<strong>in</strong> Lehrbuch Palliative Care<br />
Peter Neuenschwander, FHS Soziale Arbeit Bern, Studie FW-Arbeit <strong>in</strong> PC<br />
SEOP, Spitex Bern, Frau Brunner, Leitung Spitex Bern, Betreuung <strong>Freiwil</strong>lige<br />
39
Anhang 2: Leitfaden für Telefon<strong>in</strong>terviews mit den Expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Experten<br />
1. Begrüssung<br />
Sie haben unsere Themenübersicht zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen im Bereich<br />
Palliative Care erhalten, nun möchten wir Ihre Me<strong>in</strong>ungen als Experte / Expert<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> diesem Bereich dazu e<strong>in</strong>holen.<br />
Zur Er<strong>in</strong>nerung: Caritas Schweiz <strong>und</strong> das Schweizerische Rote Kreuz arbeiten geme<strong>in</strong>sam<br />
an diesem Auftrag des BAG.<br />
Wenn Sie nichts dagegen haben, möchten wir dieses Gespräch aufnehmen, das erleichtert<br />
uns die Zusammenfassung, nur dafür wird die Aufnahme verwendet.<br />
Haben Sie noch Fragen, die wir klären sollten, bevor wir das Interview beg<strong>in</strong>nen?<br />
(Für allfällige Nachfragen: <strong>Support</strong>=Moderation Austauschtreffen, Organisation <strong>und</strong> Durchführung<br />
von Weiterbildung, Supervision, kantonale oder regionale Treffen der Gruppenleitungen,<br />
Beratung bei Aufbau, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> F<strong>in</strong>anzierung)<br />
Zu nachfolgender Frage: Der Bezug der Expert<strong>in</strong>/ des Experten zum Thema ist vermutlich<br />
mehr oder weniger bekannt, deswegen vor allem <strong>zur</strong> Absicherung <strong>und</strong> zum E<strong>in</strong>stieg aufgreifen:<br />
2. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der Interviewten<br />
Wir haben Sie für dieses Gespräch angefragt <strong>in</strong> Ihrer Funktion als .……………… - ist<br />
das so richtig? Haben Sie e<strong>in</strong>en weiteren Bezug zum Thema?<br />
(Anbietende <strong>Bildung</strong>, Kursleitung, Erfahrung mit dem E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> dem <strong>Support</strong> von<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen, Fachperson Palliative Care…)<br />
3. Ihre Erfahrungen mit <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care<br />
Wie arbeiten Sie mit <strong>Freiwil</strong>ligen? In welcher Form bieten Sie <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> Vorbereitung<br />
an? Welche Formen an Unterstützung oder <strong>Support</strong> stellen Sie <strong>zur</strong> Verfügung?<br />
Welche Erfahrungen machen Sie <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> e<strong>in</strong>erseits, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> <strong>Support</strong><br />
andererseits? Wie arbeiten beide Bereiche <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander?<br />
Wenn nur <strong>Bildung</strong>: Erhalten Sie Feedbacks aus der nachfolgenden Praxis/dem<br />
E<strong>in</strong>satzfeld?<br />
Wenn nur <strong>Freiwil</strong>ligene<strong>in</strong>satz: Wie gut s<strong>in</strong>d <strong>Freiwil</strong>lige vorbereitet?<br />
Was bewährt sich <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong>, im <strong>Support</strong> gut, was weniger?<br />
Haben Sie unterschiedliche Gruppen von <strong>Freiwil</strong>ligen? Wenn ja, wie beschreiben Sie<br />
diese?<br />
40
Welche Tätigkeiten <strong>und</strong> Rollen übernehmen die <strong>Freiwil</strong>ligen? Welches ist ihr E<strong>in</strong>satzfeld?<br />
Wie sehen Sie den Bedarf für e<strong>in</strong> flächendeckendes Angebot für die <strong>Bildung</strong> von<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care?<br />
Was braucht es, dass die <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> diesem Bereich aktiv bleiben <strong>und</strong> E<strong>in</strong>sätze<br />
übernehmen?<br />
Welches ist die Def<strong>in</strong>ition Ihrer Organisation von „<strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care“?<br />
Was ist Ihnen wichtig beim E<strong>in</strong>satz der <strong>Freiwil</strong>ligen?<br />
Kennen Sie die „Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care“?<br />
Können Sie uns Ihre <strong>Konzept</strong>e <strong>und</strong> Richtl<strong>in</strong>ien <strong>zur</strong> Verfügung stellen? Per e-Mail, per<br />
Post?<br />
Welche (weiteren) Kursanbieter kennen Sie? In Ihrer Region, aber auch darüber h<strong>in</strong>aus?<br />
Können Sie uns konkrete Angaben dazu machen?<br />
4. Gr<strong>und</strong>sätzliche E<strong>in</strong>schätzung e<strong>in</strong>es nationalen <strong>Konzept</strong>es zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care<br />
Ist e<strong>in</strong> nationales <strong>Konzept</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative Care gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>nvoll?<br />
Warum, was könnte e<strong>in</strong> nationaler Rahmen br<strong>in</strong>gen?<br />
Warum nicht, wo s<strong>in</strong>d mögliche Stolperste<strong>in</strong>e?<br />
Was wäre Ihnen an e<strong>in</strong>em solchen <strong>Konzept</strong> besonders wichtig? Zu <strong>Bildung</strong>, zu <strong>Support</strong>?<br />
5. Wofür soll der gleiche Rahmen geschaffen werden?<br />
Welche Aspekte oder Elemente sollen national <strong>und</strong> für alle Anbietenden e<strong>in</strong>heitlich<br />
gestaltet werden?<br />
Was soll anbieterspezifisch geregelt werden können?<br />
Für uns: Folgende Liste nicht vorlesen, allenfalls Beispiele nennen, nur zu unserer Unterstützung<br />
gedacht: Zielgruppe, Aufnahmekriterien, formaler Aufbau, Inhalt, Kompetenzen,<br />
Dauer, Qualifikation der Kursleitenden <strong>und</strong> DozentInnen, Qualifikation <strong>und</strong> Anerkennung der<br />
<strong>Bildung</strong>, Form der Evaluation <strong>und</strong> Qualitätssicherung, Organisation <strong>und</strong> Dauer des Praktikums,<br />
E<strong>in</strong>satz, Rolle der <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
Was wären Vorteile für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Label/Marke/Bezeichnung? Wie gross wäre<br />
aus Ihrer Sicht der Aufwand?<br />
Wie sehen Sie die Möglichkeiten <strong>und</strong> Schwierigkeiten, geme<strong>in</strong>same Standards<br />
(=Richtl<strong>in</strong>ien) zum E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen zu vere<strong>in</strong>baren?<br />
Und wenn e<strong>in</strong> Punkt geregelt werden soll, dann wie?<br />
41
6. Zielgruppe <strong>und</strong> Aufnahmekriterien<br />
Soll es zu Beg<strong>in</strong>n der <strong>Bildung</strong> bereits e<strong>in</strong>e Zugangsbeschränkung geben oder erst<br />
beim Übergang <strong>in</strong> die praktische Tätigkeit? Vor- <strong>und</strong> Nachteile?<br />
Sollen die Kurse auch jenen offen stehen, welche danach nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligengruppe<br />
gehen möchten, sondern ihn aus eigenem Interesse machen? Als Angehörige?<br />
Als Berufstätige im Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich (z.B. PflegehelferInnen<br />
SRK)?<br />
Welches s<strong>in</strong>d / wären Aufnahmekriterien für die Tätigkeit als <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative<br />
Care?<br />
7. Dauer <strong>und</strong> Inhalt<br />
Wie lange muss / müsste der Kurs m<strong>in</strong>destens dauern, dass die <strong>Freiwil</strong>ligen genügend<br />
vorbereitet s<strong>in</strong>d?<br />
Wie lange darf / dürfte der Kurs höchstens dauern?<br />
Haben Sie gute Erfahrungen gemacht mit Lehrmitteln oder Büchern, die empfohlen<br />
werden können?<br />
8. Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
(ev. nur auf Nachfrage: Kompetenzen im S<strong>in</strong>n von Fähigkeiten, nicht von Entscheidungsbefugnis)<br />
Die Arbeitsgruppe Swisseduc von Palliative-ch schlägt verschiedene <strong>Bildung</strong>sniveaus<br />
vor. Kennen Sie diese?<br />
Swisseduc hat Kompetenzkataloge für die Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung erarbeitet. Sollte<br />
dies auch für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care gemacht werden <strong>und</strong> auf welche Art?<br />
Woran orientiert sich Ihre Organisation (E<strong>in</strong>zelperson: Woran orientieren Sie sich) <strong>in</strong><br />
Bezug auf die erforderlichen Kompetenzen der <strong>Freiwil</strong>ligen?<br />
Haben Sie e<strong>in</strong>en entsprechenden Katalog/e<strong>in</strong>e Liste?<br />
Können Sie uns diese Unterlagen <strong>zur</strong> Verfügung stellen?<br />
Wenn nicht (oder falls nicht vorhanden): welches s<strong>in</strong>d für Sie die Kernkompetenzen<br />
für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care?<br />
9. Zertifikat<br />
Wenn es e<strong>in</strong> Zertifikat geben sollte: f<strong>in</strong>den Sie das gr<strong>und</strong>sätzlich gut? Chancen <strong>und</strong><br />
Risiken?<br />
Was s<strong>in</strong>d/wären Kriterien für die Erteilung des Zertifikats? Gehört dazu e<strong>in</strong> Reflexionsbericht<br />
oder e<strong>in</strong> abschliessendes Gespräch?<br />
Wann soll das Zertifikat erteilt werden, nach dem Kurs alle<strong>in</strong> oder nach e<strong>in</strong>em zusätzlichen<br />
Praktikum?<br />
42
10. Praktikum<br />
Soll die <strong>Bildung</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care auch e<strong>in</strong> Praktikum be<strong>in</strong>halten?<br />
Wenn ja, soll das Praktikum noch vom Kursanbieter begleitet werden oder <strong>in</strong> der<br />
Verantwortung der <strong>Freiwil</strong>ligen-Gruppe liegen?<br />
Wie lange sollte das Praktikum dauern (h)?<br />
11. Abgrenzung<br />
Wo ist die Abgrenzung / Schnittstelle <strong>zur</strong> bezahlten Arbeit?<br />
Welche Probleme ergeben sich möglicherweise damit?<br />
Wie sehen Sie die Durchlässigkeit zu e<strong>in</strong>er späteren beruflichen Ausbildung?<br />
Halten Sie diese für möglich? Ist das überhaupt e<strong>in</strong> Thema?<br />
Sollten <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Freiwil</strong>ligen verschiedene Gruppen unterschieden werden?<br />
Sollten diese unterschiedlich gebildet, e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> unterstützt werden?<br />
12. F<strong>in</strong>anzierung <strong>und</strong> Qualitätssicherung<br />
Haben Sie e<strong>in</strong>en Vorschlag für die mittel- <strong>und</strong> langfristige F<strong>in</strong>anzierung von <strong>Bildung</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care?<br />
Was braucht es für die Qualitätssicherung?<br />
13. Abschluss des Interviews<br />
Hätten Sie zum Abschluss Vorschläge für (weitere) Massnahmen, welche für die <strong>Bildung</strong>,<br />
den E<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> den <strong>Support</strong> von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> Palliative Care umgesetzt<br />
werden müssten?<br />
Haben Sie sonst noch etwas anzufügen?<br />
Wir werden nun die Interviews auswerten <strong>und</strong> zusammenfassen. Die Ergebnisse<br />
fliessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Entwurf für e<strong>in</strong> nationales <strong>Konzept</strong> zu <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Support</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>.<br />
Dieser Entwurf wird durch das BAG <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kerngruppe <strong>und</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schriftlichen<br />
Stellungnahmeverfahren bei den wichtigsten Akteuren im Bereich der Palliative Care<br />
konsultativ vernehmlasst (allenfalls auf Nachfrage: das BAG bestimmt den Vernehmlassungskreis).<br />
Wären Sie im weiteren Erarbeitungsprozess allenfalls <strong>in</strong>teressiert, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
zu engagieren, die Kompetenzen für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> Palliative Care erarbeitet?<br />
S<strong>in</strong>d Sie e<strong>in</strong>verstanden damit, dass wir Sie als InterviewpartnerIn im Bericht mit Namen<br />
<strong>und</strong> Organisation nennen?<br />
43
Wenn Sie noch ergänzende Informationen haben, können Sie uns diese gerne per<br />
Mail mitteilen. Informationen, die wir bis Ende Jahr erhalten, können wir noch <strong>in</strong> unseren<br />
Entwurf e<strong>in</strong>beziehen.<br />
Danke für die Unterstützung!<br />
44
Anhang 3: Caritas-Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
45
Anhang 4: Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
Vorlage der Caritas (www.caritas.ch > Schweiz > Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase<br />
> Standards für <strong>Freiwil</strong>ligengruppen Palliative Care)<br />
Pflichtenheft/Vere<strong>in</strong>barung für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
Name/Vorname:<br />
Vorgesetzte<br />
Person:<br />
Ziel<br />
Das Ziel der Begleitung ist das Zuhören <strong>und</strong> das Da-Se<strong>in</strong>, um die Wünsche <strong>und</strong><br />
Bedürfnisse der Betroffenen wahrzunehmen. Die Begleitung durch <strong>Freiwil</strong>lige trägt<br />
dazu bei, dass Menschen <strong>in</strong> Würde leben <strong>und</strong> sterben können. Begleitung bedeutet<br />
nicht, die Probleme des Anderen zu lösen <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Last für ihn zu tragen, sondern<br />
ihn zu unterstützen. Die Begleitung strebt an, dass schwerkranke <strong>und</strong> sterbende<br />
Menschen jeden Alters <strong>in</strong> dieser schweren Situation nicht alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, falls sie das<br />
wünschen.<br />
Aufgaben<br />
Organisation <strong>und</strong> Begleitung<br />
Entscheid, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem Umfang der E<strong>in</strong>satz geleistet wird.<br />
Selbständige Gestaltung der Begleitung <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Kolleg<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Kollegen, den Angehörigen <strong>und</strong> den <strong>in</strong>volvierten Fachpersonen, im<br />
Rahmen des Leitbildes <strong>und</strong> den Regeln der Institution <strong>und</strong> den Standards für<br />
<strong>Freiwil</strong>ligengruppen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Erfüllung der Bedürfnisse von Patient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Patienten sowie Angehörigen<br />
(physisch, psychisch, sozial, spirituell)<br />
Nachbetreuung der Angehörigen nach Wunsch <strong>und</strong> Möglichkeit<br />
46
Information <strong>und</strong> Kommunikation<br />
Ort /Datum:<br />
E<strong>in</strong>holen der relevanten Informationen vor dem E<strong>in</strong>satz<br />
Rückmeldung an die E<strong>in</strong>satzleitung nach dem ersten Besuch <strong>und</strong> bei<br />
Änderungen<br />
Rückmeldungen an die Angehörigen (zu Hause) <strong>und</strong>/oder die verantwortlichen<br />
Pflegenden<br />
Kontaktnahme mit E<strong>in</strong>satzleitung bei Unklarheiten<br />
Abschlussbericht an die E<strong>in</strong>satzleitung<br />
Führen von E<strong>in</strong>satzblatt <strong>und</strong> Spesenabrechnung<br />
Teilnahme an obligatorischen Weiterbildungen, Austauschtreffen <strong>und</strong><br />
Supervision<br />
E<strong>in</strong>halten der Schweigepflicht<br />
Unterschriften:<br />
<strong>Freiwil</strong>lige, <strong>Freiwil</strong>liger: E<strong>in</strong>satzleitung <strong>Freiwil</strong>ligengruppe:<br />
Schlüsselkompetenzen<br />
Die freiwilligen Begleiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Begleiter verfügen über folgende Schlüsselkompetenzen.<br />
Sie können:<br />
taktvoll das Gespräch aufnehmen, zuhören ohne zu werten, tolerant se<strong>in</strong><br />
ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das Gefühl der Hilflosigkeit aushalten<br />
Bedürfnisse von Betroffenen <strong>und</strong> Angehörigen sensibel erkennen<br />
den eigenen Wirkungsbereich erkennen, sich abgrenzen, eigenes Tun <strong>und</strong><br />
Verhalten reflektieren <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> Frage stellen lassen<br />
sich <strong>in</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> ihren Platz e<strong>in</strong>nehmen<br />
47
Anhang 5: Ausbildungsniveaus <strong>in</strong> Palliative Care von palliative ch<br />
48
Anhang 6: Übersicht über die wichtigsten <strong>Bildung</strong>sanbietenden für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Die folgenden Organisationen spielen als <strong>Bildung</strong>sanbietende e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ante Rolle<br />
(tabellarischer Überblick folgende Seiten):<br />
Caritas ist seit 1983 mit dem Programm „Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase“<br />
<strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care tätig (Anhang 8).<br />
2008 wurde das Rahmenkonzept für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der<br />
Palliative Care <strong>in</strong> Kraft gesetzt.<br />
Das SRK hat das Thema „Begleitung <strong>und</strong> Unterstützung von Sterbenden“ seit<br />
1950 im Kurs „Krankenpflege zu Hause“ <strong>in</strong>tegriert – seit 1990 s<strong>in</strong>d auch Kurse<br />
ausschliesslich zu Palliative Care ausgeschrieben. Der „Passage-Lehrgang <strong>in</strong><br />
Palliative Care“ (Anhang 9) wurde von der Nationalen Konferenz der Rotkreuz-Kantonalverbände<br />
(KVK) <strong>und</strong> der Nationalen Konferenz der Geschäftsleiter<strong>in</strong>nen<br />
<strong>und</strong> Geschäftsleiter (KGL) der Rotkreuz-Kantonalverbände <strong>zur</strong> national<br />
bedeutsamen Dienstleistung <strong>und</strong> das <strong>Konzept</strong> für gesamtschweizerisch<br />
verb<strong>in</strong>dlich erklärt.<br />
Die Krebsliga ist federführend für die <strong>Bildung</strong> der <strong>Freiwil</strong>ligen im Tess<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />
ist <strong>in</strong> zwei weiteren Kantonen <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> ihrer eigenen <strong>Freiwil</strong>ligengruppen<br />
aktiv.<br />
Die Fondation „Rive Neuve“ führt seit 2008 im Auftrag des Kantons Waadt<br />
das kantonale <strong>Bildung</strong>sprogramm „Accompagner des personnes gravement<br />
malades – Formation pour personnes bénévoles, programme cantonal vaudois<br />
de so<strong>in</strong>s palliatifs“.<br />
GGG Voluntas ist seit 1997 im Kanton Basel Stadt aktiv mit e<strong>in</strong>em <strong>Bildung</strong>sangebot,<br />
das heute unter dem Namen „Menschen begleiten bei Krankheit,<br />
Trauer <strong>und</strong> Sterben“ durchgeführt wird. GGG Voluntas pflegt e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit<br />
mit dem SRK für den Lehrgang „Passage“, der öffentlich ausgeschrieben<br />
ist.<br />
49
Anbieter Name Kurs / Lehrgang<br />
Caritas <strong>Bildung</strong>sangebot „Begleitung<br />
<strong>in</strong> der letzten<br />
Lebensphase“ (BILL)<br />
<strong>und</strong> weitere thematische<br />
Kurse<br />
SRK „PASSAGE SRK –<br />
Lehrgang <strong>in</strong> Palliative<br />
Care“ (Passage) <strong>und</strong><br />
weitere kürzere Kurse<br />
Krebsliga Corso di formazione<br />
(Ausbildungskurs)<br />
Zielgruppe Dauer Bestätigung /<br />
Zertifikat<br />
Personen, die sich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Freiwil</strong>ligengruppe<br />
engagieren<br />
möchten<br />
Personen mit persönlichem<br />
Interesse<br />
Berufstätige, <strong>zur</strong><br />
Vertiefung spezifischer<br />
Kompetenzen<br />
<strong>Freiwil</strong>lige, die <strong>in</strong> PC-<br />
Projekten, FW-<br />
Gruppen, Nachbarschaft<br />
e<strong>in</strong>gesetzt s<strong>in</strong>d<br />
oder sich darauf vorbereiten<br />
möchten<br />
Für bereits von der<br />
Krebsliga ausgewählte<br />
FW<br />
(ke<strong>in</strong>e Fachpersonen<br />
<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den letzten<br />
zehn Jahren an<br />
Krebs erkrankte Personen)<br />
56 Std. <strong>in</strong> 3<br />
Modulen<br />
48 Std. <strong>in</strong> 8<br />
Modulen<br />
40 Std. an<br />
Abenden<br />
<strong>und</strong> Samstagen<br />
Besonderes Verbreitung<br />
Zertifikat Aufnahme <strong>in</strong> FW-Gruppen<br />
Caritas erst nach Praktikum<br />
Zertifikat Die Absolvierung des Praktikums<br />
ist e<strong>in</strong> Kriterium für<br />
das Zertifikat<br />
Der RK-KV BS arbeitet mit<br />
GGG-Voluntas zusammen<br />
Angebot durch 7<br />
Regionale Caritas-Stellen<br />
<strong>in</strong> 14<br />
Kantonen<br />
Passage: <strong>in</strong> 7<br />
Kantonen (weitere<br />
im Aufbau)<br />
Andere Angebote:<br />
<strong>in</strong> 6 Kantonen<br />
Kurs im Kanton<br />
TI<br />
Andere Angebote:<br />
<strong>in</strong> 2 Kantonen
Anbieter Name Kurs / Lehrgang<br />
Fondation<br />
Rive<br />
Neuve<br />
GGG<br />
Voluntas<br />
« Accompagnement<br />
des personnes gravement<br />
malades – Formation<br />
pour personnes<br />
bénévoles,<br />
programme cantonal<br />
vaudois de so<strong>in</strong>s palliatifs<br />
»<br />
„Passage – Lehrgang<br />
<strong>in</strong> Palliative Care –<br />
Menschen begleiten<br />
bei Krankheit, Trauer<br />
<strong>und</strong> Sterben“<br />
Zielgruppe Dauer Bestätigung /<br />
Zertifikat<br />
Für <strong>Freiwil</strong>lige, die<br />
bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er FW-<br />
Organisation (Gruppe)<br />
engagiert s<strong>in</strong>d<br />
Interessierte für FW-<br />
Arbeit<br />
56 Std. <strong>in</strong> 8<br />
Modulen<br />
56 Std. <strong>in</strong> 7<br />
Modulen<br />
plus Praxismodul<br />
à<br />
12.5 St<strong>und</strong>en<br />
51<br />
Besonderes Verbreitung<br />
Bestätigung VD<br />
Bestätigung Spezifisches Praxismodul<br />
à 12. 5 Std. (eng an<br />
Kurs geb<strong>und</strong>en)<br />
Führen <strong>Bildung</strong> nur dort<br />
durch, wo sie eigene FW-<br />
Gruppen haben<br />
arbeiten mit dem RK-KV<br />
BS zusammen<br />
BS
Anhang 7: Organisationen <strong>und</strong> Vere<strong>in</strong>e, die <strong>Bildung</strong>sangebote <strong>und</strong> <strong>Freiwil</strong>ligen-<br />
E<strong>in</strong>sätze anbieten<br />
Aufgelistet s<strong>in</strong>d <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige nach Kantonen, ohne Auflistung <strong>in</strong>terner<br />
Angebote z.B. von Spitälern oder Heimen mit Palliativstationen mit eigenen<br />
<strong>Freiwil</strong>ligen-Gruppen <strong>und</strong> eigenen E<strong>in</strong>führungen. Es besteht ke<strong>in</strong> Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
AG:<br />
AP:<br />
Rotkreuz-Kantonalverband<br />
Reformierte Landeskirche Aargau: Kurs A2 (60 Std.) auch für FW<br />
Kantonsspital Baden: Da se<strong>in</strong> bis zuletzt – oekumenische Sterbebegleitung (2<br />
Tage)<br />
Caritas St. Gallen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit PalliativNetzwerkOstschweiz<br />
BL:<br />
BS:<br />
BE:<br />
Rotkreuz-Kantonalverband<br />
Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Sterbekultur (anthroposophisch <strong>in</strong> Arlesheim)<br />
GGG Voluntas (56 Std., 12.5 Std. Praxismodul mit Supervision) <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit RK-KV<br />
Sem<strong>in</strong>ar am Bethesda, Basel: Darf ich Sie e<strong>in</strong> Stück auf Ihrem Weg begleiten?:<br />
36 St<strong>und</strong>en<br />
Rotkreuz-Kantonalverband BE (Passage)<br />
Sektion Bern-Oberland (separater Kurs – Angleich an Passage auf 2012)<br />
<strong>Freiwil</strong>ligendienst <strong>zur</strong> Begleitung Kranker (FBK/SVAM), Biel: Gr<strong>und</strong>kurs (je 2 ½<br />
Std. während 6 Monaten wö)<br />
Vere<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Begleitung Schwerkranker, Region Konolf<strong>in</strong>gen: Kurs ca. 49 Std.<br />
Institut Dr. Gabriel Looser, spirituelle Sterbebegleitung, Bern (verschiedene Kursorte)
FR:<br />
GE:<br />
GL:<br />
Wachen <strong>und</strong> Begleiten Deutschfreiburg, Giffers (Sensebezirk, Seebezirk): Gr<strong>und</strong>kurs<br />
Vivre avec la mort (www.valm.ch), Marly: Gr<strong>und</strong>kurs (PS FR verweist auf dieses<br />
FW-Angebot) 15 Monate à 2 Std. pro Monat)<br />
Caritas Genf<br />
Entre lacs (120 St<strong>und</strong>en)<br />
Domilys - Krebsliga<br />
(arbeitet mit PalliativNetzwerkOstschweiz zusammen)<br />
GR:<br />
JU:<br />
Caritas Graubünden mit Kloster Illanz<br />
<strong>Freiwil</strong>lige Begleiter im K<strong>in</strong>derhospiz-Dienst Schweiz, Klosters: Kurs 56 Std.,<br />
Selbststudium 60 Std.<br />
Caritas Jura (Krebsliga JU arbeitet für die <strong>Bildung</strong> mit Caritas zusammen)<br />
LU: (deckt die Innerschweiz ab: ZG, OW/NW, SZ, UR)<br />
NE:<br />
SG:<br />
SH:<br />
Caritas Luzern<br />
Caritas Neuenburg<br />
Caritas St. Gallen<br />
<strong>Freiwil</strong>ligendienst Palliativnetzwerk L<strong>in</strong>th (Spitalregion L<strong>in</strong>th): EF-Kurs (Angebot<br />
der Krebsliga)<br />
Rotkreuz-Kantonalverband<br />
53
SZ:<br />
SO:<br />
TG:<br />
TI:<br />
UW:<br />
UR:<br />
VD:<br />
VS:<br />
ZG:<br />
Caritas Luzern<br />
Rotkreuz-Kantonalverband<br />
Ambulanter Hospizdienst Thurgau<br />
Krebsliga Tess<strong>in</strong><br />
Caritas Luzern<br />
Caritas Luzern<br />
Fondation Rive Neuve für den ganzen Kanton Waadt<br />
Institut de Recherche et de Formation à l’Accompagnement des personnes en f<strong>in</strong><br />
de vie et des personnes en deuil, Orbe de Rosette Poletti<br />
Rotkreuz-Kantonalverband: cours accompagnement en f<strong>in</strong> de vie (nicht vergleichbar<br />
mit Passage)<br />
Oberwalliser Vere<strong>in</strong> für Sterbe- <strong>und</strong> Trauerbegleitung: ke<strong>in</strong> Kurs, da ausgebildete<br />
Sterbebegleiter<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />
Amie Martigny (Association mart<strong>in</strong>gnera<strong>in</strong>e d’<strong>in</strong>vitation à l’entreaide): hat eigene-<br />
FW-Gruppe Accompagnement en f<strong>in</strong> de vie <strong>und</strong> e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternes <strong>Bildung</strong>sangebot für<br />
diese FW.<br />
Weitere eher lokal/regionale Gruppen mit möglichen <strong>in</strong>ternen <strong>Bildung</strong>sangeboten<br />
für FW<br />
Caritas Luzern<br />
54
ZH:<br />
Schulungszentrum Ges<strong>und</strong>heit: 9 Std.<br />
Caritas Zürich<br />
Rotkreuz-Kantonalverband<br />
Zürcher Vere<strong>in</strong>igung <strong>zur</strong> Begleitung Schwerkranker (ZVBS): Kurs<br />
Wachen <strong>und</strong> Begleiten, Limmatal: Kurs 12 Tage<br />
Vere<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Begleitung von Schwerkranken Zürich Oberland (VBSZO): Kurs<br />
55
Anhang 8: Caritas Schweiz: Begleitung <strong>in</strong> der letzten Lebensphase - Rahmenkonzept<br />
für die Ausbildung von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
56
Anhang 9: PASSAGE SRK – Lehrgang <strong>in</strong> Palliative Care<br />
57
Anhang 10: <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige im Vergleich mit Ausbildungen im<br />
Rahmen der Schweizerischen <strong>Bildung</strong>ssystematik<br />
Um die Rolle der <strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care <strong>in</strong> Bezug auf<br />
die <strong>Bildung</strong>ssystematik zu klären, haben wir<br />
die <strong>Bildung</strong>spläne bzw. soweit vorhanden Modelllehrgänge der Gr<strong>und</strong>bildungen<br />
FaGe / FaBe / Attest Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales sowie den im Sektor Weiterbildung<br />
liegenden Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK (PH SRK) <strong>und</strong><br />
auf der Seite der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> die beiden 50 St<strong>und</strong>en-Kurse der Caritas<br />
<strong>und</strong> des SRK analysiert <strong>und</strong> sie anschliessend mite<strong>in</strong>ander verglichen.<br />
Folgendes s<strong>in</strong>d die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die berufliche Gr<strong>und</strong>bildung Fachfraumann)<br />
Ges<strong>und</strong>heit mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (FaGe EFZ), Betreuung<br />
(FaBe EFZ), Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales mit eidgenössischem Berufsattest<br />
(EBA) <strong>und</strong> andere bezogen auf Palliative Care:<br />
Fachmann/Fachfrau Ges<strong>und</strong>heit (FaGe):<br />
Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung erwirbt der/die FaGe EFZ im Kompetenzbereich 5.2<br />
„Krise <strong>und</strong> Notfall“ die Kompetenz bei der Begleitung <strong>in</strong> Krisensituationen <strong>und</strong> während<br />
des Sterbens mitzuwirken. Dafür s<strong>in</strong>d im Modelllehrgang je 15 Lektionen im 4.<br />
<strong>und</strong> 5. Semester vorgesehen als situationsspezifische Inhalte. Der Schwerpunkt der<br />
Begleitung während des Sterbens ist für das 5. Semester vorgesehen. Nicht ersichtlich<br />
ist, ob <strong>in</strong> überbetrieblichen Kursen (ÜK) dieser Kompetenzbereich e<strong>in</strong> Them<br />
Fachmann/Fachfrau Betreuung EFZ (FaBe):<br />
Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung s<strong>in</strong>d im Zielbereich „Entwicklungspsychologie“ <strong>und</strong><br />
besonders <strong>in</strong> der spezifischen Berufsk<strong>und</strong>e Betagtenbetreuung, im Zielbereich „Körperpflege,<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Krankheit“ Ziele wie „kann die Gr<strong>und</strong>sätze der Palliation nennen“,<br />
„kann Gr<strong>und</strong>sätze der Palliation auf die Situation Betagter anwenden“, „kann<br />
Sterbende im Rahmen der Kompetenzen e<strong>in</strong>fühlsam <strong>und</strong> professionell betreuen <strong>und</strong><br />
pflegen“ aufgeführt. Angaben zu Anzahl St<strong>und</strong>en lassen sich nicht f<strong>in</strong>den.<br />
Assistent/Assistent<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales:<br />
Im Rahmen dieser Gr<strong>und</strong>bildung erwirbt der Assistent, die Assistent<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Soziales EBA im Handlungskompetenzbereich 2.8 „Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen<br />
von Klienten im Alltag“ die Handlungskompetenz bei der Begleitung von Sterben mitzuwirken.<br />
Da noch ke<strong>in</strong> Modelllehrgang existiert, kann die Lektionenzahl, die für diesen<br />
Handlungskompetenzbereich aufgewendet wird, nicht eruiert werden. Auch ist<br />
unklar, wie weit dieser Handlungskompetenzbereich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ÜK behandelt wird.<br />
Anmerkungen:<br />
Es ist möglich, dass z.B. auch <strong>in</strong> der Gr<strong>und</strong>bildung Fachmann/Fachfrau Hauswirtschaft<br />
EFZ bei den Gr<strong>und</strong>lagen „Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sozialwesen“ das Thema Palliative<br />
Care behandelt wird; aus dem <strong>Bildung</strong>splan ist dies nicht ersichtlich.<br />
In allen drei beruflichen Gr<strong>und</strong>bildungen FaGe, Attest Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales<br />
<strong>und</strong> Hauswirtschaft wird der Begriff Palliative Care nicht verwendet.<br />
58
In den Gr<strong>und</strong>bildungen sowie im Lehrgang Pflegehelfer/-<strong>in</strong> SRK wird das Thema Palliative<br />
Care explizit, aber auch <strong>in</strong>direkt behandelt, allerd<strong>in</strong>gs z.T. unter anderen Namen<br />
(Sterben, Schmerz, Trauer, Abschied etc.). Die genauen St<strong>und</strong>enangaben s<strong>in</strong>d<br />
nur teilweise möglich. Wir fanden Palliative Care-Themen <strong>in</strong> verschiedenen Kompetenzbereichen<br />
wie <strong>in</strong> „Umgang mit Krise <strong>und</strong> Notfall“, „Wahrnehmung der Berufsrolle“,<br />
„Zusammenarbeit“, „Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen von Klienten im Alltag“. Geme<strong>in</strong>samer<br />
Nenner ist, dass die Lernenden bei der Begleitung <strong>in</strong> Krisensituationen <strong>und</strong><br />
während des Sterbens mitwirken im Rahmen ihrer Kompetenzen.<br />
Beispiele:<br />
Im Modelllehrgang FaGe werden im 4. <strong>und</strong> 5. Semester 30 Fachlektionen (von<br />
Total 1040) für Palliative Care aufgeführt. Indirekt ist das Thema <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Kompetenzbereichen zu f<strong>in</strong>den (nicht erkennbar wie viel St<strong>und</strong>en).<br />
In der Lektionentafel FaBe ist nicht ersichtlich, wie viele Lektionen für das<br />
Thema aufgewendet werden, da die Leistungsziele übergeordneten Themen<br />
zugewiesen s<strong>in</strong>d. Für die Fachrichtung Beh<strong>in</strong>dertenbetreuung wird aber e<strong>in</strong><br />
überbetrieblicher Kurs zum Thema „Tod, Trauer, Abschied“ angeboten.<br />
Im <strong>Bildung</strong>splan Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales EBA s<strong>in</strong>d im Handlungskompetenzbereich<br />
„Begleiten <strong>und</strong> Unterstützen von Klienten im Alltag“<br />
im 1./2. Semester 50 Lektionen zu „wirkt bei der Begleitung von Sterbenden<br />
mit“ vorgesehen.<br />
Im Rahmenlehrplan des 120 St<strong>und</strong>en-Lehrgangs PH SRK s<strong>in</strong>d nur 9 St<strong>und</strong>en<br />
explizit für das Thema reserviert – allerd<strong>in</strong>gs liegen alle Kompetenzen <strong>in</strong> Bereichen,<br />
die <strong>in</strong> der Palliative Care e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />
In den <strong>Konzept</strong>en „Passage SRK - Lehrgang <strong>in</strong> der Palliative Care“ <strong>und</strong> „Begleiten <strong>in</strong><br />
der letzten Lebensphase von Caritas“ werden den <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressierten<br />
Personen während 50 St<strong>und</strong>en Wissen <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>legende Fähigkeiten für die Begleitung<br />
von älteren, schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden Menschen <strong>und</strong> ihren nahestehenden<br />
Bezugspersonen vermittelt. Die Schlüsselkompetenzen liegen im Bereich der<br />
Kommunikation <strong>und</strong> des Sozialverhaltens:<br />
taktvoll das Gespräch aufnehmen, zuhören ohne zu werten, tolerant se<strong>in</strong>,<br />
ruhig da se<strong>in</strong> <strong>und</strong> das Gefühl der Hilflosigkeit aushalten,<br />
Bedürfnisse von Betroffenen <strong>und</strong> Angehörigen sensibel erkennen,<br />
den eigenen Wirkungsbereich erkennen <strong>und</strong> sich abgrenzen,<br />
eigenes Tun <strong>und</strong> Verhalten reflektieren <strong>und</strong> Bereitschaft zeigen für Gespräch<br />
<strong>und</strong> Austausch,<br />
bei der Begleitung mit verschiedenen Diensten zusammenarbeiten,<br />
sich <strong>in</strong> die <strong>Freiwil</strong>ligengruppe <strong>in</strong>tegrieren <strong>und</strong> im vorgegebenen Rahmen handeln.<br />
59
Schlussfolgerungen:<br />
In allen analysierten Unterlagen der Gr<strong>und</strong>bildungen kommt Palliative Care als<br />
Thema direkt <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkt vor. Die Lektionenzahl für direkte Themen der Palliative<br />
Care konnten wir nur für die Gr<strong>und</strong>bildung FaGe <strong>und</strong> den Lehrgang PH<br />
SRK f<strong>in</strong>den; für FaBe <strong>und</strong> Assistent/-<strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Soziales fehlt diese.<br />
Die Lektionenzahl für Themen, die <strong>in</strong>direkt Palliative Care tangieren, konnten<br />
wir nicht ausf<strong>in</strong>dig machen.<br />
Im Vergleich zum Total der Fachunterrichtsst<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Gr<strong>und</strong>bildungen<br />
wenige St<strong>und</strong>en dem Thema Palliative Care gewidmet – im Zusammenhang<br />
mit andern Kompetenzbereichen werden aber Fähigkeiten erworben, die<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care wichtig s<strong>in</strong>d. Solche <strong>in</strong>direkten Palliative Care Kompetenzen<br />
fanden wir z.B. <strong>in</strong> den Feldern Kommunikation, Berufsrolle <strong>und</strong> Zusammenarbeit,<br />
Pathologie, pflegerische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Ethik.<br />
Die Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>und</strong> allgeme<strong>in</strong> Interessierte <strong>in</strong> Palliative Care s<strong>in</strong>d enger<br />
auf dieses Sett<strong>in</strong>g zugeschnitten <strong>und</strong> <strong>in</strong> sich abgeschlossen. Sie behandeln<br />
ausschliesslich psycho-soziale Themen <strong>und</strong> Fragen der Rolle <strong>und</strong> Zusammenarbeit<br />
<strong>und</strong> bieten Raum für persönliche Ause<strong>in</strong>andersetzung mit dem<br />
Thema <strong>und</strong> der Philosophie, die h<strong>in</strong>ter der <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> steht.<br />
Die Kurse für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d mit den <strong>Bildung</strong>splänen der<br />
analysierten Gr<strong>und</strong>bildungen <strong>und</strong> dem Lehrgang PH SRK nicht vergleichbar.<br />
Wir haben nirgendwo e<strong>in</strong>en Block zu Palliative Care gef<strong>und</strong>en, der dem<br />
Kurs/Lehrgang <strong>in</strong> etwa entsprechen würde.<br />
Für <strong>Freiwil</strong>lige, die e<strong>in</strong>en Prozess der „Validation des aquis“ beschreiten, wird<br />
die Anerkennung von Kompetenzen vermutlich erschwert, weil die Begrifflichkeiten<br />
<strong>in</strong> den <strong>Bildung</strong>splänen mit denjenigen der <strong>Bildung</strong>sangeboten für <strong>Freiwil</strong>lige<br />
<strong>in</strong> der Palliative Care nicht vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />
Umgekehrt dienen die Kompetenzen aus e<strong>in</strong>em EFZ/EBA selbst dann, wenn<br />
sie aus dem Ges<strong>und</strong>heits- oder Sozialbereich s<strong>in</strong>d, nicht ohne weiteres für e<strong>in</strong>e<br />
<strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong> der Palliative Care, denn Auftrag/ Gr<strong>und</strong>haltungen<br />
<strong>und</strong> Rolle s<strong>in</strong>d verschieden.<br />
60
Anhang 11: Gr<strong>und</strong>sätze <strong>und</strong> ethische Pr<strong>in</strong>zipien für die <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> den <strong>Support</strong><br />
der <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative Care<br />
Für die Gestaltung des <strong>Bildung</strong>sangebotes für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care halten<br />
wir folgende Gr<strong>und</strong>sätze für s<strong>in</strong>nvoll:<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote stehen <strong>in</strong> der Regel allen Interessierten offen. Der Besuch<br />
des <strong>Bildung</strong>sangebotes ermöglicht den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit <strong>in</strong><br />
der Palliative Care.<br />
<strong>Bildung</strong> orientiert sich an der zu erbr<strong>in</strong>genden Tätigkeit <strong>und</strong> bereitet darauf<br />
vor, diese aufgr<strong>und</strong> des erworbenen Wissens, der Fähigkeiten <strong>und</strong> der erarbeiteten<br />
Haltung zu erfüllen.<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ermöglichen praxisorientiertes<br />
<strong>und</strong> selbstreflektierendes Arbeiten durch die Teilnehmenden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />
persönlichen Lernprozess im Austausch <strong>und</strong> <strong>in</strong> der toleranten <strong>und</strong> wertschätzenden<br />
Begegnung mit anderen Teilnehmenden.<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote <strong>in</strong> der Palliative Care setzen e<strong>in</strong>e Lern- <strong>und</strong> Veränderungsbereitschaft<br />
aller Beteiligter voraus.<br />
Als formale Gr<strong>und</strong>sätze schlagen wir Folgendes vor:<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote orientieren sich idealerweise an den sechs allgeme<strong>in</strong>en Kriterien<br />
des Schweizerischen Qualitätszertifikates für Weiterbildungs<strong>in</strong>stitutionen<br />
eduQua (www.eduqua.ch > http://www.eduqua.ch/002alc_07_de.htm<br />
eduQua-Checkliste für KonsumentInnen). E<strong>in</strong>e Zertifizierung ist aber nur für<br />
grössere Anbieter realistisch.<br />
<strong>Bildung</strong>sangebote <strong>in</strong> der Palliative Care werden durch Fachpersonen erteilt,<br />
die im Bereich über e<strong>in</strong>e entsprechende Qualifikation <strong>und</strong> praktische Erfahrungen<br />
verfügen. Die Stufe SVEB 1 ist als m<strong>in</strong>imale Voraussetzung für Unterrichtende<br />
zu empfehlen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätze für den <strong>Support</strong><br />
Das Engagement von <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Begleitung von schwerkranken <strong>und</strong> sterbenden<br />
Menschen jeden Alters <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Unterstützung der nahestehenden Bezugspersonen<br />
ist sehr anspruchsvoll. Die E<strong>in</strong>sätze werden durch Frauen <strong>und</strong> Männer geleistet,<br />
die nach def<strong>in</strong>ierten Kriterien ausgewählt <strong>und</strong> auf ihre Aufgabe vorbereitet<br />
wurden.<br />
Während ihrer Tätigkeit brauchen die <strong>Freiwil</strong>ligen kont<strong>in</strong>uierliche Praxisbegleitung,<br />
um diese sozial kompetent, wertschätzend, respektvoll <strong>und</strong> für sich selber nicht zu<br />
61
elastend ausüben zu können. Dieser <strong>Support</strong> wird <strong>in</strong> den Interviews auch immer<br />
wieder als wichtiges Element der Motivation, Wertschätzung <strong>und</strong> Honorierung für die<br />
freiwilligen E<strong>in</strong>sätze <strong>in</strong> diesem Bereich genannt. Andere Formen der Anerkennung<br />
von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> (vgl. Sozialzeitausweis des Forums <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong>, 2001)<br />
s<strong>in</strong>d für <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care ebenfalls wichtig, aber weniger zentral.<br />
Folgende Gr<strong>und</strong>sätze für e<strong>in</strong>e qualitativ hochstehende Unterstützung von <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
<strong>in</strong> Palliative Care s<strong>in</strong>d zentral:<br />
E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>satzleitung gestaltet die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen der E<strong>in</strong>sätze, begleitet<br />
die <strong>Freiwil</strong>ligen eng, ist <strong>in</strong> vere<strong>in</strong>bartem Rahmen erreichbar <strong>und</strong> unterstützt bei<br />
problematischen Situationen.<br />
Für Notfälle steht e<strong>in</strong>e Ansprechperson jederzeit <strong>zur</strong> Verfügung.<br />
E<strong>in</strong>satzleiterInnen s<strong>in</strong>d von ihrem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> ihrer Erfahrung her vorbereitet<br />
auf ihre Tätigkeit. Allenfalls wird ihnen spezifische <strong>Bildung</strong> ermöglicht.<br />
Der <strong>Support</strong> wird von gut ausgebildeten <strong>Freiwil</strong>ligen oder Fachpersonen<br />
durchgeführt (E<strong>in</strong>satzleiterInnen oder weitere Personen). Sie bieten regelmässige<br />
Austauschmöglichkeiten (Intervision, Fallbesprechungen, thematische<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung) <strong>in</strong> der Gruppe an.<br />
Pr<strong>in</strong>zipien Ges<strong>und</strong>heitsförderung, Gender <strong>und</strong> Transkulturalität<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care verstehen Ges<strong>und</strong>heit im weiten S<strong>in</strong>n als subjektiv<br />
empf<strong>und</strong>ene Lebensqualität. Die Bedürfnisse der betroffenen Menschen <strong>und</strong> ihrer<br />
nahestehenden Bezugspersonen werden <strong>in</strong>s Zentrum gestellt <strong>und</strong> ihre Situation als<br />
Teil ihres Lebens begriffen.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige nehmen Ressourcen der Schwerkranken <strong>und</strong> Sterbenden wahr, besonders<br />
im psychischen, sozialen <strong>und</strong> spirituellen Bereich. Sie richten ihre Unterstützung<br />
darauf aus, die Lebensqualität des betroffenen Menschen <strong>in</strong>nerhalb der gegebenen<br />
Situation zu fördern <strong>und</strong> zu erhalten. Diese Sichtweise hilft, e<strong>in</strong>en Menschen als Individuum<br />
wahrzunehmen.<br />
Mit der Unterstützung der nahestehenden Bezugspersonen tragen die <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er längerdauernden Begleitung entscheidend <strong>zur</strong> Erhaltung von deren<br />
Ges<strong>und</strong>heit bei.<br />
Die Organisationen <strong>und</strong> Gruppen haben schliesslich gegenüber ihren <strong>Freiwil</strong>ligen die<br />
Aufgabe, sie bei ihrer anspruchsvollen Tätigkeit so zu unterstützen, dass ihre psychische<br />
<strong>und</strong> physische Ges<strong>und</strong>heit nicht bee<strong>in</strong>trächtigt wird. Es ist den Organisationen<br />
<strong>und</strong> Gruppen bewusst, dass sie bei der Auswahl auf e<strong>in</strong>e stabile physische<br />
<strong>und</strong> psychische Ges<strong>und</strong>heit der <strong>Freiwil</strong>ligen achten müssen. Dies befreit sie aber<br />
nicht vor der gebotenen Achtsamkeit gegenüber drohenden allzu grossen Belastungen.<br />
62
Gender<br />
Den E<strong>in</strong>satzleitungen <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Koord<strong>in</strong>atoren wie den <strong>Freiwil</strong>ligen<br />
sollte bewusst se<strong>in</strong>, dass sie selber, die beteiligten Pflegenden <strong>und</strong> die nahestehenden<br />
Bezugspersonen sowie die kranken Personen <strong>in</strong> grösserem oder kle<strong>in</strong>erem<br />
Ausmass typische soziale Geschlechterrollen übernehmen.<br />
Sowohl <strong>in</strong> der <strong>Bildung</strong> wie <strong>in</strong> <strong>Support</strong>gefässen sollte dieses Thema <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong>.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige sollen sich dar<strong>in</strong> üben, Situationen zu erkennen, <strong>in</strong> denen Geschlechterrollen<br />
zu H<strong>in</strong>dernissen führen. So s<strong>in</strong>d sie fähig, den beteiligten Menschen situationsgemäss<br />
zu begegnen <strong>und</strong> Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht Respekt<br />
entgegen zu br<strong>in</strong>gen. Andererseits sollen sie ermutigt werden, allfällige Schwierigkeiten<br />
im Zusammenhang mit Geschlechterrollen <strong>in</strong> ihrer Organisation oder Gruppe anzusprechen.<br />
Es ist klar, dass gegenüber verbalen wie physischen Grenzüberschreitungen oder<br />
gar sexuellen Übergriffen absolut ke<strong>in</strong>e Toleranz angebracht ist. Dieses Thema ist<br />
uns nicht als Problem entgegen getreten. Sollten aber <strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er<br />
Form mit e<strong>in</strong>em solchen Übergriff konfrontiert werden oder entsprechende Beobachtungen<br />
machen, sollen sie jederzeit ihre Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> / ihren Koord<strong>in</strong>ator oder<br />
ihre E<strong>in</strong>satzleiter<strong>in</strong> / ihren E<strong>in</strong>satzleiter darauf ansprechen können. Diese nimmt die<br />
Wahrnehmung der <strong>Freiwil</strong>ligen ernst <strong>und</strong> handelt situationsgerecht, zieht allenfalls<br />
auch e<strong>in</strong>e externe Fachperson h<strong>in</strong>zu.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care s<strong>in</strong>d grösstenteils Frauen. Sie begleiten schwerkranke<br />
<strong>und</strong> sterbende Menschen <strong>und</strong> deren nahestehenden Bezugspersonen beiden Geschlechts.<br />
Offenbar wird diese Geschlechterkonstellation von den Organisationen<br />
<strong>und</strong> Gruppen <strong>in</strong> der Regel sowohl als unproblematisch (Näf <strong>und</strong> Neuenschwander,<br />
2010) wie auch als wenig veränderbar betrachtet. Gr<strong>und</strong>sätzlich wäre es aber zu begrüssen,<br />
wenn sich mehr Männer für diese Form von <strong>Freiwil</strong><strong>ligenarbeit</strong> engagieren<br />
würden.<br />
Transkulturalität<br />
Migration <strong>und</strong> Transkulturalität ist im Zusammenhang mit <strong>Freiwil</strong>ligen <strong>in</strong> der Palliative<br />
Care noch kaum e<strong>in</strong> Thema. Aber natürlich können auch Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten<br />
schwer krank werden, s<strong>in</strong>d sie doch bekanntermassen verstärkt Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />
ausgesetzt. Die Generation der Arbeitsmigrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> -migranten der Nachkriegszeit<br />
wird alt <strong>und</strong>, so zeigt sich <strong>in</strong> den letzten Jahren, bleibt zu e<strong>in</strong>em grossen<br />
Teil <strong>in</strong> der Schweiz. Auch Jenny (2009, S. 60) sieht die Notwendigkeit<br />
„…Migrant<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Migranten den Zugang zu den Angeboten der Palliative Care<br />
[zu] erleichtern…“.<br />
Weiter ist zu berücksichtigen, dass e<strong>in</strong> grosser <strong>und</strong> noch zunehmender Anteil der<br />
Pflegenden e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> hat. Auch die <strong>Freiwil</strong>ligentätigkeit steht Menschen<br />
aus allen Bevölkerungsgruppen offen, sofern sie die sachlich begründeten Kriterien<br />
für den Bereich Palliative Care erfüllen.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige <strong>in</strong> der Palliative Care müssen sich aus diesen Gründen bewusst se<strong>in</strong>,<br />
dass Menschen, sie selber wie Kranke <strong>und</strong> alle Beteiligten, mit ihren Werten, E<strong>in</strong>stel-<br />
63
lungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen von ihrer Lebenswelt geprägt s<strong>in</strong>d. Sie sollen die Gefahr<br />
kennen, Menschen aufgr<strong>und</strong> von Äusserlichkeiten <strong>in</strong> Kategorien e<strong>in</strong>zuordnen,<br />
welche ihre Individualität überdecken. In der <strong>Bildung</strong> wie im <strong>Support</strong> ist immer wieder<br />
die Fähigkeit zu üben, Menschen als Individuen wahrzunehmen jenseits von Herkunft,<br />
Religion, Hautfarbe, Sprache, alltäglichen Gewohnheiten, usw.<br />
<strong>Freiwil</strong>lige sollen zunehmend transkulturell kompetent se<strong>in</strong> im Umgang mit Kranken,<br />
nahestehenden Bezugspersonen <strong>und</strong> Pflegenden mit Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. „Transkulturelle<br />
Kompetenz basiert auf H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>wissen, Selbstreflexion <strong>und</strong> Empathie.<br />
Sie trägt dazu bei, migrationsspezifische Problemlagen zu erkennen <strong>und</strong> adäquat zu<br />
handeln.“ (www.transkulturellekompetenz.ch > Transkulturelle Kompetenz).<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Bereich s<strong>in</strong>d klare Grenzen festzulegen – gegenüber Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
jeglicher Art darf ke<strong>in</strong>e Toleranz gelten. Werden entsprechende Erfahrungen oder<br />
Beobachtungen gemacht, müssen diese e<strong>in</strong>erseits angesprochen, andererseits ernst<br />
genommen <strong>und</strong> weiter verfolgt werden. Es kann nötig se<strong>in</strong>, sich von e<strong>in</strong>er Fachperson<br />
beraten zu lassen.<br />
64