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Hinter Rostocker Fassaden - HRO·LIFE - Das Magazin für die ...

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NachrichtEN aus rostock März 2008 • AusgAbe 2 AusgAbe 2 • März 2008 NachrichtEN aus rostock<br />

Die Gründer der Firma Seneon mit ihrer Erfindung, links ein Demonstrationsobjekt. Foto: A.Illing<br />

seLbstständig<br />

in <strong>die</strong> Zukunft<br />

Vielfältige Starthilfen <strong>für</strong> Existenzgründer in Rostock<br />

Kathrin Manske arbeitet gesund. In ihrem Laden<br />

„Biofrieda“ in der Feldstraße ist sie den<br />

ganzen Tag von biologisch einwandfreien<br />

Waren umgeben. Seit Juni vergangenen Jahres<br />

verkauft sie dort Lebensmittel, Obst und<br />

Gemüse, aber auch Seife und Waschmittel,<br />

sogar Kochbücher und Fachliteratur zur Vollwertküche.<br />

Wer mag, kann sich zu Kaffee und<br />

selbstgebackenem Kuchen ins Café setzen.<br />

Zusammen mit einer Kollegin bietet sie außerdem<br />

Ernährungsberatung und Kochkurse an.<br />

Ein Vollzeitjob. Aber Kathrin Manske hat darin<br />

ihre Berufung gefunden. Schon drei Jahre<br />

lang hatte sie den Wunsch, sich selbstständig<br />

zu machen. Und dann dauerte es nur ein gutes<br />

halbes Jahr vom Entschluss bis zur Eröffnung<br />

des Ladens. „Es war eine Menge zu bedenken:<br />

Genehmigungen einholen, den Laden umbauen,<br />

den Keller sanieren“, erinnert sich <strong>die</strong> Unternehmerin.<br />

„Aber ich habe immer eins nach<br />

dem anderen abgearbeitet.“<br />

Nun ist sie zufrieden. Die „Biofrieda“ hat<br />

schon Stammkunden, aber es kommen auch<br />

immer wieder neue Gesichter dazu.<br />

Kathrin Manske in ihrem Laden Foto: D. Rahming<br />

Umfassende Beratung <strong>für</strong> Gründer<br />

So wie Kathrin Manske haben in den vergangenen<br />

Jahren zahlreiche Menschen in Rostock<br />

den Schritt in <strong>die</strong> Selbstständigkeit gewagt.<br />

2006 waren es gut 1800. Die Industrie- und<br />

Handelskammer (IHK) verzeichnet jedes Jahr<br />

rund 000 Gespräche mit potentiellen Unternehmern.<br />

„<strong>Das</strong> sind <strong>die</strong> sogenannten Aufschlussberatungen“,<br />

sagt Fred Schneider, Fachbereichsleiter<br />

bei der IHK. „Wir wollen <strong>die</strong> Leute neutral,<br />

ehrlich und umfassend informieren und beraten.<br />

Deshalb sind wir auch nicht böse, wenn<br />

jemand nach dem Gespräch feststellt, dass<br />

eine Gründung <strong>für</strong> ihn doch nicht in Frage<br />

kommt.“<br />

Denn Selbstständigkeit brauche bestimmte Eigenschaften<br />

und Kenntnisse, um erfolgreich<br />

zu sein.<br />

„Jemand, der zum Beispiel nicht gern auf Leute<br />

zugeht, wird kein guter Verkäufer“, weiß<br />

Schneider. „Und bei vielen mangelt es an den<br />

kaufmännischen Kenntnissen.“<br />

Um sich <strong>die</strong> anzueignen, bieten verschiedene<br />

Stellen Existenzgründerseminare an. Aber <strong>die</strong><br />

Vorbereitung einer Gründung umfasst viele<br />

Punkte. <strong>Das</strong> beginnt bei der Son<strong>die</strong>rung des<br />

Marktes.<br />

„Wenn es in einer Gegend schon fünf Eckkneipen<br />

gibt, ist es <strong>die</strong> Frage, ob es Sinn hat, eine<br />

sechste aufzumachen“, sagt Fred Schneider.<br />

„Enthusiasmus und Engagement sind unerlässlich<br />

<strong>für</strong> eine Gründung, aber man muss auch<br />

realistisch sein.“<br />

Anlaufstellen <strong>für</strong> spezielle Bereiche<br />

In weiteren Gesprächen fallen dann Stichworte<br />

wie Konzept, Investitionsplan oder Gewinnvorschau.<br />

Bei <strong>die</strong>sen Schritten helfen zahlreiche<br />

Institutionen. Neben den Kammern sind es<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> Agentur <strong>für</strong> Arbeit, das Gründerbüro<br />

der Universität, <strong>die</strong> Gesellschaft <strong>für</strong><br />

Strukturentwicklung und Arbeitsmarkt (GSA),<br />

eine landeseigene Beratungsgesellschaft, oder<br />

der Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern<br />

(FMV), der Hochschulabsolventen auf<br />

<strong>die</strong> Unternehmensgründung vorbereitet.<br />

Dort haben sich auch Dr. Matthias Handy und<br />

Dr. Frank Grassert beraten lassen, ehe sie ihre<br />

Firma Seneon gegründet haben. Sie entwickeln<br />

drahtlose Sensornetze – Systeme, <strong>die</strong> zum Beispiel<br />

in Labors gebraucht werden, in denen mit<br />

gefährlichen Gasen gearbeitet wird, oder in<br />

Gewächshäusern. Die beiden Absolventen besuchten<br />

beim FMV Seminare zu Themen wie<br />

Mitarbeiterführung, Buchhaltung oder Verkauf.<br />

„Und manchmal tauchen Fragen auf, <strong>die</strong><br />

müsste man einem Unternehmensberater stellen<br />

oder einem Rechtsanwalt“, erklärt Frank<br />

Grassert. „Den kann man sich aber vielleicht<br />

nicht leisten. Da hilft der FMV – <strong>die</strong> haben <strong>die</strong><br />

Kontakte zu den Fachleuten. Und wir Gründer<br />

müssten nur noch einen geringen finanziellen<br />

Eigenanteil leisten.“<br />

Die Jungunternehmer werden vom Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Wirtschaft und Technologie und<br />

aus einem EU-Fond gefördert.<br />

Anschubfinanzierung vom Staat<br />

Finanzielle Starthilfen <strong>für</strong> Existenzgründer<br />

gibt auch <strong>die</strong> Agentur <strong>für</strong> Arbeit. Seit anderthalb<br />

Jahren sind <strong>die</strong> sogenannten Ich-AGs und<br />

das Überbrückungsgeld weggefallen. Nun gibt<br />

es einen Gründungszuschuss <strong>für</strong> maximal 1<br />

Monate. Den können Arbeitslose beantragen,<br />

<strong>die</strong> noch mindestens 90 Tage Restanspruch<br />

haben. Sie müssen ein Konzept vorlegen und<br />

ihre fachliche Eignung <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gründung nachweisen.<br />

Bis Ende September gibt es auch noch<br />

EU-Gelder zur Unterstützung der Selbstständigkeit.<br />

Die meisten der Gründungen fallen<br />

in den Bereich Handel, Dienstleistungen und<br />

Tourismus. Auch der Internethandel ist im<br />

Kommen.<br />

„Da gibt es immer Trends“, weiß Fred Schneider<br />

von der IHK. „Vor ein paar Jahren waren<br />

es <strong>die</strong> Hausmeister<strong>die</strong>nste. Zur Zeit sind es <strong>die</strong><br />

Nagelstudios. Da wird es bald von allein eine<br />

Marktbereinigung geben.“<br />

Der Anteil von Frauen unter den Existenzgründern<br />

liegt höher als im Bundesdurchschnitt. Sie<br />

Unternehmerinnen raten Gründerinnen<br />

Worin besteht <strong>die</strong> besondere Situation von<br />

Frauen, <strong>die</strong> ein Unternehmen gründen<br />

wollen?<br />

Bei Frauen läuft <strong>die</strong> Gründung doppelgleisig<br />

zu den Familienaufgaben. Deshalb entwickeln<br />

wir hier im Existenzgründerinnenzentrum<br />

Angebote, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Vereinbarkeit<br />

von Gründung und Familie betreffen. Die<br />

Frauen bekommen konkrete Hilfen. Man<br />

kann ja nicht <strong>die</strong> Familie auf einmal an <strong>die</strong><br />

Seite stellen. Also müssen Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, um beides zu<br />

koordinieren.<br />

Seit wann gibt es <strong>die</strong>ses Angebot und welches<br />

sind <strong>die</strong> häufigsten Beratungsthemen?<br />

Wir haben das Existenzgründerinnen-zentrum<br />

im September 2003 eröffnet und seitdem<br />

mehrere Hundert Frauen beraten. In<br />

den Gesprächen und Seminaren geht es um<br />

alles, was mit dem Schritt in <strong>die</strong> Selbstständigkeit<br />

zu tun hat – vom Raum bis zu finan-<br />

ziellen Fördermöglichkeiten. Es kommt ja<br />

auch immer darauf an, aus welcher Situation<br />

jede einzelne Frau kommt - aus der Berufstätigkeit,<br />

der Langzeitarbeitslosigkeit oder<br />

aus einer Familienphase. Und vom Alter her<br />

reicht <strong>die</strong> Palette von Anfang 20 bis Ende<br />

0.<br />

In welche Branchen wollen <strong>die</strong> Frauen?<br />

Da ist alles dabei: vom Ingenieurbüro oder<br />

der Marketingagentur über Landschaftsgestaltung<br />

bis hin zu Aroma Wellness und<br />

Kosmetik.<br />

Worin unterscheiden sich <strong>die</strong> Gründungen<br />

von Männern und Frauen?<br />

Existenzgründung ist immer eine Chance,<br />

aber sie birgt natürlich auch Risiken. <strong>Das</strong><br />

Besondere bei den Frauen ist <strong>die</strong> Motivation.<br />

Da steht gar nicht immer das Geldver<strong>die</strong>nen<br />

an erster Stelle, sondern eine Arbeit zu haben<br />

und gebraucht zu werden. Und sie wollen<br />

auf gar keinen Fall <strong>die</strong> Familie finanziell<br />

Hro Live Hro Live<br />

sind vorsichtiger als Männer, weiß Schneider.<br />

„Viele gründen am Anfang nur im Nebenerwerb,<br />

weil sie Beruf und Familie unter einen<br />

Hut bringen wollen. Erst später wechseln sie<br />

dann zum Vollerwerb. Diese Strategie macht<br />

sie oft erfolgreicher.“ Der „ideale Gründer“<br />

sei jemand, der aus einer bestimmten Branche<br />

komme, dort Erfahrungen gesammelt habe und<br />

sich nun damit selbstständig machen wolle. So<br />

könnten auch neue Arbeitsplätze entstehen.<br />

„Deshalb ist Existenzgründungsförderung<br />

auch immer Wirtschaftsförderung“, sagt der<br />

Fachmann.<br />

Neben der fachlichen und kaufmännischen<br />

Qualifikation ist auch <strong>die</strong> persönliche wichtig.<br />

Dabei geht es nicht nur um Charaktereigenschaften<br />

wie Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit,<br />

sondern zum Beispiel auch um<br />

Gesundheit oder Familie. Jeder Gründer sollte<br />

überlegen, ob er seine Geschäftsidee auch körperlich<br />

bewältigen kann. Und inwieweit seine<br />

Familie hinter ihm steht. Denn der Rückzugsraum,<br />

um Kraft zu tanken, muss stimmen,<br />

weiß Fred Schneider.<br />

Weitere Informationen:<br />

www.rostock.ihk24.de<br />

www.fmvev.net<br />

www.gsa-rostock.de<br />

13. März, 16 bis 18 Uhr Marketing <strong>für</strong><br />

Existenzgründer (BIZ in der Arbeitsagentur<br />

Kopernikusstraße)<br />

Dr. Christiane Bannuscher<br />

(Fa. „Management & Karriere“)<br />

Existenzgründerinnenzentrum (EGZ)<br />

belasten. Deshalb gründen sie überschaubar,<br />

Schritt <strong>für</strong> Schritt und wohlüberlegt. Und<br />

wenn sie den Schritt einmal gegangen sind,<br />

dann ziehen sie es auch durch. <strong>Das</strong> ist oft<br />

das Erfolgsrezept. Außerdem nutzen sie <strong>die</strong><br />

Kooperationsmöglichkeiten. Wir unterstützen<br />

aus dem Einzelkämpferdasein heraus.<br />

www.fiw-ev.de

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