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Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt

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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />

nichts an<strong>der</strong>es als Blasphemie <strong>und</strong> eine dreiste Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Obrigkeit. 74 Guy<br />

Marchal zeigt in seinem Aufsatz zum Bil<strong>der</strong>sturm, dass das Verhalten, wie es Kennelbach<br />

an den Tag legte, durchaus kein <strong>Ein</strong>zelfall war. Marchal nennt unzä<strong>hl</strong>ige Beispiele<br />

aus dem Mittelalter, bei welchen Hostien <strong>und</strong> Heiligenbil<strong>der</strong> geschändet wurden. Nicht<br />

selten seien Eidgenossen in den Krieg gezogen, hätten sich dem Schutz <strong>der</strong> Maria empfo<strong>hl</strong>en<br />

<strong>und</strong> dann im feindlichen Gebiet unser lieben frawen <strong>und</strong> sant Jorgen bildung<br />

zerhowen. 75 Nach Beendigung des Feldzugs seien sie über <strong>Ein</strong>siedeln gezogen, um ihrer<br />

Muttergottes für die erfahrene Hilfe zu danken. 76 Offensichtlich mussten die Gotteslästerer<br />

deswegen nicht mit dem Tod rechnen. Blasphemie scheint toleriert worden zu<br />

sein, vor allem dann, wenn sie in Feindesland <strong>und</strong> von „Durchschnittschristen“ ausgeführt<br />

wurde. Bil<strong>der</strong>sturm wurde erst dann verfolgt, wenn er als ketzerisch o<strong>der</strong> aufrührerisch<br />

betrachtet wurde. Vermutlich sind we<strong>der</strong> Kennelbach noch <strong>Aureola</strong> Göldli wegen<br />

ihrer reformatorischen Gesinnung verurteilt worden. Bei Kennelbach könnte <strong>der</strong><br />

Gr<strong>und</strong> für die Bestrafung obrigkeitsschädigendes Verhalten, bei Göldli Verletzung <strong>der</strong><br />

Besitzrechte des Kloster St. Anna gewesen sein.<br />

4.2 Die Abtuhung<br />

Abb. 13: Andreas Bodenstein von<br />

Karlstadt.<br />

<strong>Ein</strong> Jahr vor <strong>Aureola</strong>s privatem Bil<strong>der</strong>sturm hat <strong>der</strong><br />

erste reformatorische Bil<strong>der</strong>sturm in Deutsc<strong>hl</strong>and, in<br />

Wittenberg stattgef<strong>und</strong>en. Initiiert wurde dieser erste<br />

Angriff auf die römisch-katholische Bildverehrung<br />

nicht etwa von Luther, son<strong>der</strong>n von seinem<br />

Dozentenkollegen Andreas Bodenstein von Karlstadt.<br />

Karlstadt, ursprünglich ein Erasmianer, 77 war<br />

ein früher Mitkämpfer <strong>der</strong> Reformation. Zusammen<br />

mit Luther trat er an <strong>der</strong> Leibziger Disputation gegen<br />

Johann Eck an. In <strong>der</strong> päpstlichen Bannandrohungsbulle<br />

von 1520 wurden Luther <strong>und</strong> Karlstadr<br />

als Irrlehrer nebeneinan<strong>der</strong> aufgeführt. 78 Jetzt, da<br />

Luther sich nach dem Reichstag von Worms auf <strong>der</strong><br />

74 Garside 1966, S. 99.<br />

75 Marchal 1993, hier S. 276.<br />

76 Ebd. S. 259.<br />

77 Eire 1989, S. 55. Zu den Ereignissen in Wittenberg Schnitzler 1996, beson<strong>der</strong>s S. 237-254.<br />

78 Für ein Kurzportrait vom Karlstadt siehe Si<strong>der</strong> 1978, hier S. 21.<br />

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