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Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt

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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />

bis 1519 blieb. Wo<strong>hl</strong> auf Anraten seines Luzerner Fre<strong>und</strong>es Xilotectus 22 nahm er darauf<br />

die Schulmeister-Stelle an <strong>der</strong> Stiftschule in Luzern an. Myconius eckte mit seiner evangelischen<br />

Haltung schon bald an. Er wurde als Lutheraner bezeichnet <strong>und</strong> fü<strong>hl</strong>te<br />

sich immer weniger wo<strong>hl</strong> in Luzern. Zum Zeitpunkt, als er den Brief bezüglich <strong>der</strong> <strong>Aureola</strong><br />

an Zwingli schrieb, war ihm bereits gekündigt worden. Ende 1522 verliess er Luzern<br />

<strong>und</strong> kehrte nach einer kurzen Tätigkeit an <strong>der</strong> Klosterschule in <strong>Ein</strong>siedeln 1523 als<br />

Lehrer nach Zürich zurück. Dort blieb er bis zum Tode Zwinglis. 1532 wurde Myconius<br />

in Basel als Oekolampads Nachfolger zum Antistes (Vorsteher <strong>der</strong> Basler Kirche)<br />

gewä<strong>hl</strong>t. In Basel blieb er bis zu seinem Tode im Jahre 1552.<br />

2.2 Die Stifterin<br />

Wo <strong>und</strong> wann Myconius die Bil<strong>der</strong>stifterin/Bil<strong>der</strong>schän<strong>der</strong>in <strong>Aureola</strong> kennen gelernt<br />

hat, geht aus dem Brief nicht hervor. Wer war überhaupt diese <strong>Aureola</strong>? Offensichtlich<br />

ist eine <strong>Aureola</strong> nirgends nachweisbar. Emil Egli, <strong>der</strong> Herausgeber <strong>der</strong> Zwinglibriefe,<br />

schreibt in einer Fussnote zum Brief: Man hat an die zweite Frau Junker Renwart<br />

Göldlis, des Ritters <strong>und</strong> Reisläufer von Zürich, gedacht. 23 Tatsäc<strong>hl</strong>ich wird im Brief<br />

von Myconius erwähnt, dass <strong>Aureola</strong> beim Besuch ihres Mannes in Zürich erkrankt sei<br />

<strong>und</strong> darum eine Statue gestiftet habe. 24 Meistens wird <strong>der</strong> bereits von Kasimir Pfyffer<br />

gemachten Vermutung zugestimmt, dass es sich bei <strong>der</strong> <strong>Aureola</strong> um Dorothea Seiler,<br />

<strong>der</strong> Tochter von Schultheiss Ludwig Seiler handelt, die mit dem Renward Gödli verheiratet<br />

war. Dass <strong>der</strong> Name nicht mit dem Namen im Brief übereinstimmt, muss in diesem<br />

Kontext nicht von Bedeutung sein. Es kann durchaus möglich sein, dass Myconius<br />

den Namen <strong>der</strong> Frau anonymisierte <strong>und</strong> <strong>Aureola</strong> als eine latinisierte Form von Göldli<br />

wä<strong>hl</strong>te. 25 <strong>Ein</strong> weiterer Hinweis auf Frau Göldli ist im Luzerner Ratsbuch zu finden. Unter<br />

dem Datum vom 19. September 1520 ist eine Vergabung von Renwarten Göldlis<br />

husfrowen an die Schwestern im Bruch erwähnt. Wenn auch heute nicht mit Bestimmtheit<br />

gesagt werden kann, wer diese <strong>Aureola</strong> war - ihre Tat <strong>und</strong> die Bestrafung ist offen-<br />

22<br />

Xilotectus, alias Johannes Zimmermann, stammte wie Myconius aus Luzern <strong>und</strong> war ebenfalls Humanist<br />

<strong>und</strong> Lateinlehrer. Als Chorherr heiratete er 1522 heimlich Margarte Feer. Wegen seiner reformatorischen<br />

Gesinnung musste er Luzern 1526 verlassen. Er zog nach Basel, wo er 1526 an <strong>der</strong> Pest starb. Von<br />

Xilotectus ist ein Portrait von <strong>Hans</strong> Holbein erhalten geblieben, das ihn als Harfenspieler zeigt (Germanisches<br />

Nationalmuseum Nürnberg), vgl. Brändly 1956.<br />

23<br />

Zwingli et al. 1911, S. 640. Fn. 1.<br />

24<br />

Das veranlasst wo<strong>hl</strong> Fritz Glauser, die <strong>Aureola</strong> in seiner Abhandlung über die Beginen in Luzern, als<br />

Zürcherin zu bezeichnen. Glauser 1995.<br />

25<br />

Lat: aurum = Gold, aureus = golden, aureolus = schön golden (demin. von aureus): Langenscheid Lateinisch-deutsch.<br />

München 1982. <strong>Aureola</strong>, Aureole wird auch als Bezeichnung für den Heiligenschein<br />

verwendet.<br />

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