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Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt

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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />

matorische Glaubenshaltung darzulegen <strong>und</strong> zu verteidigen. Naturgemäss äussert er<br />

sich darin auch zur Bil<strong>der</strong>frage. Er legt dar, dass Heiligen- <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>verehrung Götzendienst<br />

sei. Die Bil<strong>der</strong> würden mit Korallen <strong>und</strong> Perlen <strong>und</strong> Edelsteinen geschmückt.<br />

Die Kranken laufen herbei, bringen ihnen Wachs, Geld, Hähne <strong>und</strong> Hühner <strong>und</strong> suchen<br />

bei ihnen Heilung. 113 Ob Myconius da an <strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> den Heiligen <strong>Apollinaris</strong> gedacht<br />

hatte?<br />

Zur selben Zeit wie Myconius war <strong>der</strong> ehemalige Walliser Geisshirte Thomas Platter in<br />

Zürich eingetroffen. Er hat in seiner Autobiographie ein lebendiges Bild aus jener Zeit<br />

vermittelt. In Zürich angekommen versuchte Platter bei Myconius, den er als gar gelerter<br />

man <strong>und</strong> trüwer schuolmeister, aber grusam w<strong>und</strong>erlich 114 charakterisierte, als Schüler<br />

aufgenommen zu werden. Dies gelang ihm <strong>und</strong> Platter durfte sogar bei <strong>der</strong> Familie<br />

Myconius wohnen <strong>und</strong> essen. Er musste dafür den Dienst eines custos (eine Art Diener,<br />

Haushaltshilfe) verrichten. Unter an<strong>der</strong>em hatte er die Aufgabe, am Morgen die Stube<br />

einzuheizen. Als er eines Morgens gerade kein Holz fand, dachte er sich: du hast kein<br />

holtz, <strong>und</strong> sind soviell götzen in <strong>der</strong> kilchen; <strong>und</strong> die will noch niemantz do was, gieng<br />

ich in die kilchen zum nechsten altar, erwutst ein Johannes, <strong>und</strong> mit in die schuoll in<br />

den ofen <strong>und</strong> sprach zuo im: Jögli, nun buck dich, du muost in den offen! Als die Ofentür<br />

endlich zu war, kam Myconius mit seiner Frau herein <strong>und</strong> Myconius sagte zu Platter:<br />

„Custos, du hasst hüt woll holtz ghan.“ Ich dacht: Johannes hatt das best<br />

gethan.[…]Myconius wusst nit, was das was; aber Johannes wardt nit mer f<strong>und</strong>en. 115<br />

<strong>Ein</strong> kleiner, <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm in <strong>der</strong> Schulstube vom Myconius.<br />

113 Hagenbach 1859, S. 390.<br />

114 Platter, Hartmann 1944, S. 60.<br />

115 Ebd., S. 61f.<br />

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