Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt
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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />
Briefwechsel zwischen Myconius <strong>und</strong> Zwingli vom Dezember 1522 zu entnehmen. Der<br />
Luzerner Schulmeister Myconius bat seinen Fre<strong>und</strong> Zwingli in <strong>der</strong> Angelegenheit<br />
Göldli um Rat. Zwingli beantwortete den Brief umgehend.<br />
Dass die Frau Göldli in <strong>der</strong> Gelehrtenwelt so berühmt wurde, ist nun allerdings nicht<br />
<strong>der</strong> Luzerner Geschichtsschreibung zu verdanken, son<strong>der</strong>n dem amerikanischen Reformationsforscher<br />
Charles Garside. Garside’s Buch „Zwingli and the arts“ 6 aus dem Jahr<br />
1966 scheint unter den Ikonoklasmusforschern breit aufgenommen <strong>und</strong> wichtig zu sein.<br />
Wo <strong>der</strong> Fall Göldli erwähnt ist, wird meistens auf das Buch von Garside hingewiesen.<br />
Diese häufige Erwähnung wird Michalski bewogen haben, die Frau Göldli als berühmt<br />
zu bezeichnen. 7 Dass das Buch von Garside in keiner Luzerner Bibliothek zu finden ist,<br />
hat wo<strong>hl</strong> weniger mit dessen Bedeutung, son<strong>der</strong>n mit <strong>der</strong> hiesigen Ausrichtung auf eher<br />
katholische Themen zu tun.<br />
In dieser Arbeit soll versucht werden, ausgehend vom Fall Göldli, das Frömmigkeitsverhalten<br />
<strong>und</strong> die Bildverehrung am Ende des Mittelalters zu betrachten. Gleichzeitig<br />
soll ein Blick auf den reformatorischen Bil<strong>der</strong>sturm geworfen werden. Das Hauptaugenmerk<br />
soll dabei auf den Luzerner Verhältnissen liegen. Die in den Text eingefügten<br />
Bil<strong>der</strong> sind meistens zeitgenössischen Ursprungs <strong>und</strong> dienen als Illustrationen.<br />
2 EIN BRIEF AN ZWINGLI<br />
Am 19. Dezember 1522 schreibt Oswald Myconius einen Brief an seinen vorzüglichen<br />
Fre<strong>und</strong> (amico primo) Ulrich Zwingli. 8 Zuerst schil<strong>der</strong>t er den Sachverhalt: <strong>Aureola</strong> sei<br />
vor einiger Zeit erkrankt <strong>und</strong> habe versprochen, eine Statue zu stiften, wenn sie wie<strong>der</strong><br />
ges<strong>und</strong> werde. Nach überstandener Krankheit liess sie eine Statue des heiligen <strong>Apollinaris</strong><br />
anfertigen <strong>und</strong> stellte sie in <strong>der</strong> Kapelle <strong>der</strong> Beginen von Luzern auf. Nach einiger<br />
Zeit hatte sich die <strong>Ein</strong>stellung <strong>der</strong> <strong>Aureola</strong> zur Heiligenverehrung offenbar massiv<br />
verän<strong>der</strong>t. Sie wurde von Gewissensbissen geplagt, umso mehr als die Heiligenstatue<br />
für gewisse Leute zum Anlass genommen wurde, den Klosterfrauen Hühnchen zu bringen.<br />
So holte <strong>Aureola</strong> die Figur kurzerhand aus <strong>der</strong> Kapelle <strong>und</strong> verbrannte sie. Die Tat<br />
wurde bemerkt <strong>und</strong> <strong>Aureola</strong> hatte vor dem Rat <strong>der</strong> Stadt Luzern zu erscheinen. Sie habe<br />
6 Garside 1966. Zu Göldli siehe das Kapitel „The problem of iconoclasme“. S. 98-103.<br />
7 <strong>Ein</strong>e Auswa<strong>hl</strong> <strong>der</strong> Erwähnung des Falles Göldli ist hier eher zufällig <strong>und</strong> unvollständig. Im Sammelband<br />
Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong>sturm von 1990 wird Göldli dreimal erwähnt: Michalski 1990, S. 122, Jezler<br />
1990, S. 149 <strong>und</strong> Aston 1990, S. 193. Jezler komm ein weiters mal 1991 darauf zu sprechen (Jezler 1991,<br />
S. 91f). Schnitzler erwähnt Göldli auf Seite 193 (Schnitzler 1996). Im Grossen Ausstellungskatalog zum<br />
Thema Bil<strong>der</strong>sturm vom 2000 wird <strong>der</strong> Frau Göldli eine eigene Seite gewidmet Reichen 2000.<br />
8 Zwingli et al. 1911 Band 7, Brief 261, S. 640-41.<br />
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