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Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt

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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />

Luzern. In Anwesenheit des gesamten Innerschweizer Klerus <strong>und</strong> einer unzä<strong>hl</strong>igen<br />

Menschenmenge legte er die neue reformatorische Lehre breit aus. 99 Natürlich äusserte<br />

er sich auch zur Heiligenverehrung:<br />

Was wellent wir Gott bekümmeren mit den knechten [Heiligen], so er uns guotwillgklich<br />

alle ding durch sinen lieben sun will geben, wess wir bedoerfen?<br />

Dann so meer <strong>der</strong> menschen hoffnung setzt in die heiligen, so min<strong>der</strong> er in<br />

Gott hofft. 100<br />

Schmid war kein extremer Bil<strong>der</strong>feind. Er fügt beschwichtigend hinzu: Die heiligen<br />

recht eeren, das schilt ich nit, s<strong>und</strong>er das lob ich, aber er finde es besser, ihrem Leben<br />

nachzufolgen als sie zu verehren. Schmid ist bekannt für seine mo<strong>der</strong>ate Haltung. Als<br />

ein Jahr später die zweite Zürcher Disputation (26.-28. Oktober 1523) abgehalten wurde,<br />

setzte sich seine Meinung durch. Das innere Bild im Herzen sei viel wichtiger als<br />

das äussere. 101 <strong>Ein</strong> Bil<strong>der</strong>sturm war noch nicht das dringendste für die Zürcher Reformation.<br />

So wurde die Bil<strong>der</strong>frage vorerst vertagt. Immerhin wurde besc<strong>hl</strong>ossen, dass es<br />

den Stiftern erlaubt sei, ihre eigenen Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Kirche zu holen, unter <strong>der</strong> Bedingung,<br />

dass es in einem ordentlichen Rahmen geschehe. 102 An<strong>der</strong>s als in Luzern, wo<br />

mindestens eine Stifterin ihre eigene Statue aus <strong>der</strong> Kirche holte, scheint in Zürich niemand<br />

von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht zu haben. 103 Es kam jedoch weiterhin<br />

zu wilden ikonoklastischen Aktionen. 104 Im Sommer 1524 wurde eine organisierte<br />

Räumung <strong>der</strong> Zürcher Kirchen besc<strong>hl</strong>ossen. Stifter bekamen nochmals eine Gelegenheit,<br />

ihre Bil<strong>der</strong> zurückzuholen. Darauf wurde unter Aufsicht von Vertretern <strong>der</strong> Zünfte<br />

<strong>der</strong> Zürcher Bil<strong>der</strong>sturm von städtischen Werkleuten fachmännisch <strong>und</strong> sehr gründlich<br />

durchgeführt. 105<br />

5 ZWINGLIS ANTWORT<br />

Die Antwort, die Zwingli auf den Brief von Myconius gab, gleicht in gewisser Weise<br />

seinem Verhalten während <strong>der</strong> zweiten Zürcher Disputation. Er sc<strong>hl</strong>ug im Falle <strong>der</strong> Au-<br />

99 Brändly widmet dem Ereignis ein eigenes Kapitel: Die erste evangelische Predigt in Luzern. Brändly<br />

1956, S. 35-40.<br />

100 Ebd. S. 39. Die Predigt <strong>und</strong> die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Pfarrer Bodler wurden publiziert <strong>und</strong> sind er-<br />

halten geblieben.<br />

101 Desshalb von nözen usserliche bild nit mer schaden dann innerliche bild im hertzen. Zwingli et al.<br />

1908, S. 709f.<br />

102 dass we<strong>der</strong> geistlich nach weltlich <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> halb fürhin, bis uf witern Bescheid, <strong>der</strong> in kurzem – ob<br />

Gott will – uss dem Wort Gottes geben wirt, nieman uss nach in die Kilchen einicherlei Bild trage o<strong>der</strong><br />

verwandle, es habe dann einer eigne Bild in die Kilchen geordnet; die mag er wi<strong>der</strong>um zuo sinen Handen<br />

nemen, doch <strong>der</strong> Gstalt, dass hierus dhein Unrat uferstande. Egli 1973, S. 173f.<br />

103 Jezler 1990, S. 149f.<br />

104 Ebd. S. 151.<br />

105 Jezler 2000b, S. 78f.<br />

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