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Aureola und der hl. Apollinaris: Ein privater Bildersturm - Hans Jurt

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<strong>Aureola</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong>: <strong>Ein</strong> <strong>privater</strong> Bil<strong>der</strong>sturm<br />

7 ANHANG<br />

7.1 Oswald Myconius an Zwingli (19. Dezember 1522) 116<br />

Als <strong>Aureola</strong> einmal in Zürich bei ihrem Gatten war, wurde sie von einer Krankheit befallen<br />

(ich weiss nicht von welcher). So liess sie eine Statue des <strong>hl</strong>. <strong>Apollinaris</strong> herstellen<br />

<strong>und</strong> stellte sie in <strong>der</strong> Kirche <strong>der</strong> Beginen auf, damit die Krankheit verschwinde.<br />

Jetzt hat sie jenes Bildnis wie<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Kirche geholt <strong>und</strong> verbrannt, damit sich ihr<br />

Gewissen erleichtere. Die Statue hatte nämlich das einfache Volk dazu bewegt, den<br />

Beginen junge Hühnchen zu bringen, welche diese mit grösstem Vergnügen versc<strong>hl</strong>angen.<br />

Als die Sache (die Tat <strong>der</strong> <strong>Aureola</strong>) entdeckt wurde, liess <strong>der</strong> Rat sie vorladen <strong>und</strong><br />

es wurde ihr unwürdiges Verhalten vorgeworfen. Sie wurde vom Rat folgen<strong>der</strong> Sachen<br />

beschuldigt: Sie habe gegen den Glauben, gegen die katholische Kirche, gegen das Evangelium<br />

Christi <strong>und</strong> gegen alles Heilige <strong>und</strong> Profane verstossen. Deswegen wurde<br />

sie zu einer Busse von 40 Gulden, zur Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Statue <strong>und</strong> zur Beichte des<br />

Vergehens verurteilt. Nach <strong>der</strong> Gutmachung hatte sie die vom Leutpriester unterschriebene<br />

Beichtbestätigung vorzuweisen. Die Busse beza<strong>hl</strong>e sie gerne. Sie ging auch gerne<br />

zum Priester, jedoch nicht um zu Beichten, son<strong>der</strong>n um aus <strong>der</strong> heiligen Schrift belehrt<br />

zu werden, worin sie sich versündigt habe (wenn er das könne). Wirklich schwer fiel<br />

ihr jedoch, das Bild wie<strong>der</strong> herstellen zu lassen. Sie sah nun, dass ihr Gewissen doppelt<br />

belastet würde. Zum alten Skrupel kam jetzt ein neuer dazu, nämlich ob sie den Menschen<br />

mehr als Gott gehorchen solle. Wir haben nun die Sache überdacht <strong>und</strong> von allen<br />

Seiten abgewogen. Wir haben jedoch nicht herausfinden können, wie sie mit einem reinen<br />

Gewissen die Götze (idolum) wie<strong>der</strong> ersetzen kann; es ist nämlich ein Götzenbild<br />

<strong>und</strong> nichts an<strong>der</strong>es. Wir fragen dich jetzt, was du in dieser Sache zu tun rätst, dass es<br />

für die Seele gut ist. Wie zä<strong>hl</strong>en ganz auf dich.<br />

[…]<br />

116<br />

S. <strong>Aureola</strong>, dum adhuc esset Tiguri apud maritum, morbo adfecta…Zwingli et al. 1911 Band 7, Brief<br />

261, S. 640-41.<br />

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