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Südostasien aktuell 3/2006 - Dokumentation

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102 <strong>Dokumentation</strong><br />

Thailand<br />

Marco Bünte / Vanessa Biese<br />

Regierungskrise in Thailand:<br />

Parlamentswahlen, Sieg und<br />

Rücktritt Thaksins<br />

Nach der Auflösung des Parlaments Mitte<br />

März haben am 2. April die Wahlen<br />

zum Repräsentantenhaus stattgefunden. Die<br />

Wahlen fanden unter dem Eindruck des monatelangen<br />

Protestes der Demokratiebewegung<br />

in Bangkok, der Volksallianz für Demokratie,<br />

statt. Diese hatte von Anfang Februar<br />

bis in den April regelmäßig zwischen<br />

80.000 und 100.000 Menschen mobilisiert,<br />

die gegen die Herrschaft von Thailands Premierminister<br />

Thaksin demonstrierten. Sie<br />

warfen ihm Amtsmissbrauch und Vermischung<br />

wirtschaftlicher und politischer Interessen<br />

vor und forderten ihn zum Rücktritt<br />

auf. Die Wahlen am 2. April wurden<br />

von den Oppositionsparteien, der Demokratischen<br />

Partei, der Mahachon-Partei und der<br />

Chart Thai-Partei boykottiert. Da in Thailand<br />

Wahlpflicht herrscht, riefen die Oppositionsparteien<br />

die Wähler dazu auf, sich der<br />

Stimme zu enthalten und leere Stimmzettel<br />

abzugeben. Thaksin, der bei der ländlichen<br />

Bevölkerung immer noch über eine<br />

große Beliebtheit verfügt, machte den Ausgang<br />

der Wahl für den Verbleib im Amt abhängig.<br />

Die Wahl geriet damit zum Plebiszit<br />

für Thaksin.<br />

Die Wahlbeteiligung lag mit nur 60 Prozent<br />

niedriger als bei den Wahlen im Januar<br />

2005. Die Thai Rak Thai-Partei erhielt<br />

insgesamt 16 Millionen Stimmen. Dies wa-<br />

ren zwar nur rund 3 Millionen Stimmen<br />

weniger als im Januar 2005 und immerhin<br />

beträchtliche 56 Prozent der Stimmen. Die<br />

Zahl der Enthaltungen war allerdings mit<br />

rund 10 Millionen beträchtlich. Laut Angaben<br />

der Wahlkommission erhielt die Thai<br />

Rak Thai-Partei 459 Sitze. 38 Parlamentssitze<br />

konnten nicht besetzt werden, weil die<br />

Thai Rak Thai-Kandidaten nicht die notwendige<br />

Quote von 20 Prozent der Stimmen auf<br />

sich vereinen konnten. Die Wahlkreise dieser<br />

Kandidaten lagen allesamt (bis auf die<br />

Ausnahme Petchburi im Norden) in den südlichen<br />

Provinzen des Landes, der traditionellen<br />

Hochburg der demokratischen Partei. In<br />

Bangkok stimmten insgesamt mehr Wähler<br />

mit Enthaltung als für die Regierungspartei.<br />

Gleichwohl erreichte die Thai Rak Thai in<br />

jedem Wahlkreis der Hauptstadt mehr als<br />

die erforderlichen 20 Prozent der Stimmen<br />

und konnte damit auch in der Hauptstadt<br />

alle ihre Kandidaten ins nationale Parlament<br />

schicken.<br />

Das Ergebnis beendete die politische<br />

Krise des Königreichs nicht, sondern verschärfte<br />

sie weiter. Beide Lager erklärten<br />

sich zu Siegern. So erklärte Ministerpräsident<br />

Thaksin sich zum Sieger der Wahlen.<br />

Die Opposition bezweifelte eine absolute<br />

Mehrheit der Thai Rak Thai-Partei und verwies<br />

auf die hohe Anzahl von Enthaltungen.<br />

Der Vorsitzende der demokratischen Partei,<br />

Abhisit Vejjajiva nannte den Trend eine Warnung<br />

des Volkes an den Regierungschef.<br />

Zwei Tage nach der Wahl gab Thaksin<br />

seinen Rücktritt bekannt. Nach einer Audienz<br />

beim König, über die keine Details bekannt<br />

wurden, verkündete Thaksin seinen<br />

Rückzug vom Amt. Thaksin begründete den

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