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DRUCKPUNKT - Deutsche Hochdruckliga

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ISSN 1619-0637<br />

<strong>Hochdruckliga</strong><br />

Das Magazin für Prävention und Behandlung des Bluthochdrucks und seiner Folgen<br />

<strong>DRUCKPUNKT</strong><br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

– <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention 3 – 4 · 2012<br />

Prävention schützt<br />

vor Bluthochdruck


Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – hier wird<br />

der Hypertoniepatient optimal versorgt<br />

Mit der Zertifizierung von Hypertonie-Zentren leistet<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL® –<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie<br />

und Prävention einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Verbesserung der<br />

Versorgungsqualität. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> bürgt für die Qualität<br />

der zertifizierten Zentren,<br />

schafft damit Transparenz und<br />

gibt Patienten Orientierung.<br />

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum<br />

DHL® – welche<br />

fachlich-personellen,<br />

interdisziplinären und<br />

räumlichen Anforderungen<br />

müssen erfüllt sein?<br />

Die Einrichtung muss mindestens zwei<br />

Hypertensiologen/-innen DHL® beschäftigen.<br />

Ein/eine Hypertonieassistent/-in DHL® ist wünschenswert.<br />

Interdisziplinäre Kooperationen mit der Endokrinologie,<br />

Kardiologie, Nephrologie, Neurologie usw. müssen gewährleistet<br />

sein.<br />

Es müssen Räumlichkeiten für die ambulante bzw. stationäre<br />

Diagnostik und Therapie der Hypertonie vorhanden sein.<br />

Machen Sie doch<br />

einfach das Beste<br />

aus Ihrer Praxis<br />

oder Klinik<br />

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – welche<br />

diagnostischen und therapeutischen Angebote<br />

müssen vorhanden sein?<br />

Grundsätzlich müssen alle diagnostischen Verfahren<br />

verfügbar sein – entweder durch das zertifizierte<br />

Zentrum oder Kooperationspartner.<br />

Therapeutische Notfallversorgung (24h-Notaufnahme,<br />

internistische Intensivstation, 24h-<br />

Akutneurologie und -neuroradiologie) muss<br />

zumindest durch einen Kooperationspartner<br />

gewährleistet sein. Erforderlich ist darüber hinaus<br />

eine Einrichtung zur nicht-medikamentösen<br />

Intervention (Diätberatung, Sportmedizin).<br />

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® –<br />

ein Mehrwert für Praxis & Klinik!<br />

Machen Sie Ihre Praxis/Klinik durch die Zertifizierung zukunftsfähig – und binden<br />

Sie das erworbene Qualitätssiegel aktiv in Ihr Marketing ein.<br />

Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V.<br />

DHL® – <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird das<br />

Hypertonie-Zentrum DHL® zur Qualitätsmarke werden, an der sich aufgeschlossene<br />

Patienten, aber auch Leistungserbringer orientieren.<br />

Weitere Informationen sowie Zertifizierungsanträge:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL®<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />

www.hochdruckliga.de


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

6 Forschung<br />

Neue Therapie in der Kritik<br />

10 Aus der <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Kongress:<br />

Hypertonie und Prävention –<br />

Berlin 2012<br />

INHALT<br />

Inhalt 3– 4/2012<br />

EDITORIAL<br />

4 AWMF: Übergreifende Zusammenarbeit<br />

FORSCHUNG<br />

6 Neue Therapie in der Kritik<br />

22 Stress-MRT gibt Hinweis auf Infarktrisiko<br />

24 Neue Blutdrucksenker in Sicht<br />

28 Blutdruckkontrolle per Handy<br />

37 Frauenherzen schlagen anders<br />

38 Herzschwäche: Sport hält fi t<br />

18 Praxis<br />

Bluthochdruck<br />

bei Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

8 Zertifikat für erstes Hypertonie-Zentrum DHL ®<br />

10 Kongress: Hypertonie und Prävention – Berlin 2012<br />

12 4. Hypertension Summer School<br />

13 Internetseite der DHL ® auf Erfolgskurs<br />

14 <strong>Hochdruckliga</strong> fordert bundesweites Nachtflugverbot<br />

15 Neue Prüfsiegel vergeben<br />

34 100 Jahre Hypertonieforschung<br />

53 20 Jahre Herz-Kreislauf-Telefon<br />

AUS DEN SELBSTHILFEGRUPPEN<br />

17 Selbsthilfe-News haben sich etabliert<br />

8 Aus der <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Zertifikat für<br />

erstes Hypertonie-<br />

Zentrum DHL ®<br />

PRAXIS<br />

18 Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen<br />

46 Ist Hypertonie psychosomatisch?<br />

AKTUELLES<br />

16 Innovationspreis für renale Denervation<br />

27 Sicher Autofahren trotz Diabetes<br />

48 Nichtraucherschutz wirkt<br />

48 Frauen ernähren sich gesünder<br />

49 Mehr Sport für Kinder<br />

RATGEBER<br />

30 Natürliche Blutdrucksenker: Zur Therapie nicht geeignet<br />

BEWEGUNG<br />

42 Herzfrequenz ist die Richtschnur<br />

ERNÄHRUNG<br />

44 brotZeit: Frühstück und mehr<br />

RUBRIKEN<br />

40 LESERBRIEFE<br />

50 REZEPTE<br />

52 RÄTSEL<br />

54 NACHGEFRAGT<br />

54 IMPRESSUM<br />

26 Forschung<br />

Neue Blutdrucksenker in Sicht<br />

3


4 EDITORIAL <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Übergreifende<br />

Zusammenarbeit<br />

von Professor Dr Dr. med. Karl Heinz Rahn<br />

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften<br />

(AWMF) fördert die Verbindung von medizinischer Forschung und ärztlicher Praxis.<br />

Die AWMF wurde 1962 als Dachorganisation<br />

der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />

Fachgesellschaften in Deutschland gegründet.<br />

Ihr gehören zurzeit 163 Fachgesellschaften mit<br />

insgesamt etwa 200.000 Mitgliedern an. Ziel der<br />

AWMF ist es, die Verbindung von wissenschaftlicher<br />

Medizin und ärztlicher Praxis zu fördern.<br />

Die AWMF berät über grundsätzliche und fächerübergreifende<br />

Angelegenheiten. Sie erarbeitet<br />

Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese<br />

gegenüber Institutionen – auch im Bereich der<br />

Gesundheits- und Wissenschaftspolitik.<br />

Leitlinienregister<br />

Aufgrund einer Empfehlung des Sachverständigenrats<br />

für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />

fördert und koordiniert die AWMF seit<br />

1995 die Entwicklung von Leitlinien für Diagnostik<br />

und Therapie. Medizinische Leitlinien sind systematisch<br />

entwickelte und wissenschaftlich fundierte<br />

Handlungsempfehlungen für Ärzte bei<br />

der Behandlung von Patienten. Ihr Hauptzweck<br />

ist die Darstellung des fachlichen Entwicklungsstands.<br />

Die Empfehlungen sind nicht bindend,<br />

unterstützen die Ärzte aber bei ihren Entscheidungen.<br />

Bei der Entscheidungsfindung ist der<br />

Einzelfall zu berücksichtigen und auch die Präferenzen<br />

der Patienten sind mit einzubeziehen.<br />

Die AWMF berät und unterstützt Medizinische<br />

Fachgesellschaften bei der Erstellung der Leitlinien.<br />

Die Leitlinien sind dabei in drei Entwicklungsstufen<br />

klassifiziert. Der höchsten Qualitätsstufe<br />

gehören die S3-Leitlinien an. Deren wesentliche<br />

Aussagen sind evidenzbasiert (die Wirksamkeit<br />

ist bewiesen) und wurden im Konsens mehrerer<br />

Fachgesellschaften erstellt. Die S2-Leitlinien sind<br />

entweder evidenzbasiert (S2e) oder konsensusbasiert<br />

(S2k). Die S1-Leitlinien sind dagegen Empfehlungen<br />

von Expertengruppen.<br />

Zurzeit befinden sich im Leitlinienregister der<br />

AWMF 110 S3-Leitlinien, 123 S2-Leitlinien und<br />

455 S1-Leitlinien. Die AWMF ist ständig bemüht,<br />

gemeinsam mit den Fachgesellschaften bestehende<br />

Leitlinien entsprechend dem wissenschaftlichen<br />

Fortschritt zu aktualisieren. Die Arbeit im<br />

Leitlinienbereich hat in den letzten Jahren erheblich<br />

zugenommen. Die AWMF hat daher im<br />

Jahre 2009 ein Institut für Medizinisches Wissensmanagement<br />

gegründet, das am Fachbereich<br />

Medizin der Philipps-Universität Marburg angesiedelt<br />

ist.<br />

Leistung der Selbstverwaltung<br />

Die bisherige Arbeit im Bereich der Leitlinien ist<br />

eine großartige Leistung der Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften und der Ärztlichen<br />

Selbstverwaltung. Diese Arbeit wird ehrenamtlich<br />

von Mitgliedern der Fachgesellschaften<br />

erbracht und von diesen Mitgliedern oder von<br />

den Fachgesellschaften fi nanziert. Leitlinien werden<br />

regelmäßig für Entscheidungen im Gesundheitswesen<br />

herangezogen. Auch für die Zukunft<br />

ist wichtig, dass die Leitlinien unabhängig von<br />

der Arzneimittel- und Geräteindustrie erstellt<br />

werden. Die AWMF schließt sich daher der Forderung<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Ärztetages von 2010 an,<br />

dass die Bundesregierung die erforderlichen Leitlinien<br />

der Fachgesellschaften fi nanziell fördern<br />

solle.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Die AWMF arbeitet derzeit gemeinsam mit der<br />

Gesellschaft für Medizinische Ausbildung, dem<br />

Medizinischen Fakultätentag, der Bundesärztekammer<br />

und anderen Institutionen an der Erstellung<br />

eines Nationalen Kompetenzbasierten<br />

Lernzielkatalogs Medizin. Die AWMF wird sich<br />

dabei insbesondere für den Erhalt der Wissenschaftlichkeit<br />

im Medizinstudium einsetzen.<br />

Verbesserung des Medizinstudiums<br />

Im Rahmen der ArbeitsgemeinschaftHochschulmedizin<br />

des <strong>Deutsche</strong>n Hochschulverbandes hat<br />

die AWMF gemeinsam mit der Bundesärztekammer,<br />

dem Marburger Bund, dem Medizinischen<br />

Fakultätentag, der Bundesvereinigung der ärztlichen<br />

und zahnärztlichen Leiter von Universitätskliniken<br />

und der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für<br />

Medizinrecht eine Resolution zur Einführung<br />

des Bachelor/Master Systems im Medizinstudi-<br />

um im Zuge des Bologna-Prozesses publiziert.<br />

Diese und weitere Stellungnahmen – etwa zu<br />

Hochschulambulanzen und zum Entwurf einer<br />

EU-Verordnung über Klinische Prüfungen<br />

–finden sich auf der Website der AWMF unter<br />

www.awmf.org.<br />

Au Auto tor<br />

Professor Dr. med. Karl Heinz Rahn war, bevor er<br />

in den Ruhestand ging, langjähriger Direktor der<br />

Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums<br />

Münster sowie Ärztlicher Direktor<br />

des Universitätsklinikums Münster. Er ist von 2006<br />

bis 2012 Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n Hypertonie<br />

Akademie und war Sprecher der Sektion Arzneimittel<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Seit 2009 ist er<br />

Präsident der AWMF.<br />

EDITORIAL<br />

5<br />

Die AWMF wurde<br />

1962 in Frankfurt<br />

am Main gegründet.<br />

Sie ist der deutsche<br />

Dachverband von<br />

163 wissenschaftlichenFachgesellschaften.<br />

Seit 1995 koordiniert<br />

die AWMF<br />

die Entwicklung<br />

von medizinischen<br />

Leitlinien für Diagnostik<br />

und Therapie<br />

durch die einzelnen<br />

Wissenschaftlichen<br />

Medizinischen Fachgesellschaften.


6 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Neue Therapie in der Kritik<br />

Für Hypertoniker mit therapieresistentem Bluthochdruck gibt es eine neue Behandlungsmöglichkeit:<br />

die renale Denervation. Da das Verfahren noch relativ neu ist, sind<br />

die Erfahrungen bisher begrenzt – und die Meinungen der Ärzte gehen auseinander.<br />

Mit der interventionellen renalen Denervation<br />

gibt es eine neue Behandlungsmöglichkeit<br />

für ausgewählte Patienten. Das Verfahren wird nur<br />

bei Betroffenen mit therapieresistenter Hypertonie<br />

angewandt, das heißt, die Patienten erreichen trotz<br />

Einnahme von mindestens drei verschiedenen<br />

Blutdrucksenkern keine<br />

guten Blutdruckwerte. Bei dem Eingriff<br />

wird über die Leistenschlagader<br />

ein Katheter zunächst in die eine,<br />

dann in die andere Nierenarterie eingebracht.<br />

Dort werden Wärmeimpulse<br />

abgegeben, mit denen die sympathischen<br />

Nervenfasern entlang der Nierenarterien<br />

verödet werden. Der Eingriff<br />

dauert etwa 45 bis 60 Minuten und ist als<br />

komplikationsarm einzustufen. In zwei<br />

Studien (Symplicity-HTN1 und -HTN2)<br />

wurden insgesamt 206 Patienten mit therapieresistenter<br />

Hypertonie eingeschlossen.<br />

Nach sechs Monaten konnten die<br />

Blutdruckwerte in der Behandlungsgruppe<br />

um 32/12mmHg gesenkt werden. Zu<br />

den diskutierten Beschränkungen der<br />

Studien gehören die begrenzte Nachbeobachtungszeit<br />

(24 Monate), die kleine<br />

Anzahl an auswertbaren Langzeitblutdruckmessungen<br />

sowie das Fehlen einer<br />

Scheinbehandlung. Die Studie mit längeren<br />

Nachbeobachtungszeiten (36 Monate in der Symplicity-HTN1-Studie)<br />

zeigt eine anhaltende Blut-<br />

Au Auto tor<br />

Dr. med. Felix Mahfoud ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie,<br />

Angiologie und Internistische Intensivmedizin)<br />

des Universitätsklinikums des Saarlandes in<br />

Homburg (Saar). Seit 2010 bis 2012 ist er Stipendiat<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Außerdem ist<br />

er Mitglied der Kommission Interventionelle Hochdrucktherapie<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />

drucksenkung und liefert keine Hinweise für Nierenarterienverengung.<br />

Auch sonst ergaben sich<br />

keine Hinweise auf andere Beeinträchtigungen<br />

der Nieren. Die nach dem Eingriff durchgeführten<br />

24-Stunden-Blutdruckmessungen zeigten<br />

erwartungsgemäß weniger starke<br />

Blutdrucksenkungen als die in der<br />

Praxis gemessenen Blutdruckwerte.<br />

Dies deckt sich mit den Ergebnissen<br />

großer pharmakologischer Studien<br />

und ist nicht verwunderlich. In der<br />

laufenden Studie (Symplicity-HTN3)<br />

werden im Katheterlabor nach erfolgter<br />

Renovasographie (Röntgendarstellung<br />

der Niere) die Probanden unterschiedlichen<br />

Gruppen zugeteilt. Bei<br />

einer der Gruppen wird im Anschluss<br />

eine Scheinbehandlung durchgeführt.<br />

Inwieweit eine Scheinbehandlung möglich<br />

ist – auch aufgrund der Schmerzen<br />

und den sich ergebenden ethischen und<br />

rechtlichen Bedenken – bleibt abzuwarten.<br />

Dass die in den Langzeitbeobachtungen<br />

der oben genannten Studien festgestellte,<br />

dauerhafte Blutdrucksenkung<br />

über mehr als 24 Monate auf einen<br />

Scheineffekt zurückzuführen ist, ist<br />

unwahrscheinlich. Das internationale<br />

Register zur renalen Denervation mit der<br />

Möglichkeit, bis zu 5.000 Patienten systematisch<br />

zu analysieren, wird einen wertvollen Beitrag zur<br />

Evaluation der Langzeiteffekte und -sicherheit ermöglichen<br />

und ergänzt die Studien. Möglicherweise<br />

können durch die Behandlung auch andere<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig beeinflusst<br />

werden. Es konnte gezeigt werden, dass sich bei<br />

Patienten mit therapieresistenter Hypertonie nach<br />

einer renalen Denervation auch der Glukosestoffwechsel<br />

verbessern kann. Aktuell ist die renale<br />

Denervation bei gesicherter Therapieresistenz,<br />

optimaler pharmakologischer Therapie und nach<br />

Ausschluss einer sekundären Hypertonieursache<br />

eine willkommene Alternative im Spektrum der<br />

antihypertensiven Behandlungsmöglichkeiten.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Die bisher publizierten Studien sind wegen<br />

geringer Teilnehmerzahl und methodischer<br />

Mängel unzureichend. Anhand einer Praxismessung<br />

wurden durch die renale Denervation<br />

Blutdrucksenkungen von 32/12mmHg und<br />

27/11mmHg nach 6 bis 24 Monaten gemessen.<br />

Solche Werte wurden auch mit Blutdrucksenkern<br />

erzielt, aber ebenfalls nur in methodisch<br />

ungeeigneten, offenen Studien<br />

und Anwendungsbeobachtungen.<br />

Die zuverlässigste Messmethode, die<br />

24-Stunden-Blutdruckmessung, ergab<br />

nur bei 20 Patienten eine Blutdrucksenkung<br />

von 11/7mmHg. Die Studien,<br />

die bisher durchgeführt wurden<br />

(Symplicity-HTN1 und -HTN2), haben<br />

zahlreiche Fehlerquellen. Zum Beispiel<br />

können Patienten durch die Umstände<br />

der Behandlung und den Eingriff zu einer<br />

zuverlässigeren Medikamenteneinnahme<br />

motiviert werden. Nicht plausibel ist,<br />

dass die blutdrucksenkenden Medikamente<br />

innerhalb von 6 bis 24 Monaten – trotz<br />

der Blutdrucksenkungen – nicht reduziert<br />

werden konnten. Rund 24 Monate nach<br />

dem Eingriff war die antihypertensive<br />

Therapie bei 70 Prozent der Patienten<br />

konstant, bei 12 Prozent erhöht und nur<br />

bei 18 Prozent reduziert worden. Ungeklärt<br />

ist derzeit, ob der Eingriff langfristig<br />

die Folgeschäden der Hypertonie verhindert<br />

und ob Nebenwirkungen wie Nierenarterienverengungen<br />

durch Narbenbildung auftreten.<br />

Die renale Denervation soll nur bei Patienten mit<br />

„therapieresistenter Hypertonie“ durchgeführt<br />

werden. Doch verschleiert diese Bezeichnung häufi<br />

g nur die Tatsache, dass die Medikamente nicht<br />

verordnungsgemäß eingenommen, dass sekundäre<br />

heilbare Ursachen der Hypertonie und Praxishypertonie<br />

nicht zuverlässig ausgeschlossen,<br />

eine adäquate Standardtherapie nicht verordnet<br />

und nicht alle verfügbaren therapeutischen Optionen<br />

eingesetzt wurden. Nur 30 von 150 Patienten,<br />

die zur renalen Denervation an eine universitäre<br />

Hochdruckambulanz überwiesen wurden, benötigten<br />

diesen Eingriff (persönliche Mitteilung von<br />

Professor van der Giet, Berlin). Meine Erfahrungen<br />

mit etwa 100 Patienten mit vermeintlich therapieresistenter<br />

Hypertonie bestätigen diese Aussagen:<br />

Mit ganz wenigen Ausnahmen konnte der<br />

Blutdruck bei allen durch Blutdrucksenker normalisiert<br />

werden. Eine echte therapieresistente Hypertonie<br />

ist also selten. Die Forderung, dass Zen-<br />

tren mit Hypertonieschwerpunkt die Indikation<br />

zur renalen Denervation stellen, wird bisher nicht<br />

erfüllt. In den USA ist für die Zulassung neuer<br />

Medizinprodukte (Klasse III) der Nachweis von Sicherheit<br />

und Wirksamkeit durch klinische Studien<br />

erforderlich. Aufgrund der bisherigen Studien hat<br />

die FDA (U.S. Food and Drug Administration)<br />

die kommerzielle Anwendung<br />

der renalen Denervation nicht<br />

erlaubt. Sie hat mit dem Hersteller<br />

eine neue, methodisch verbesserte<br />

Studie vereinbart, an der 500 Patienten<br />

teilnehmen (Symplicity-HTN3). In<br />

Deutschland dürfen in Kliniken und<br />

medizinischen Zentren neue Untersuchungs-<br />

und Behandlungsmethoden<br />

eingesetzt werden, wenn diese ein „therapeutisches<br />

Potenzial“ haben. Die hohe<br />

Aufmerksamkeit, die die renale Denervation<br />

in den Medien und in der Öffentlichkeit<br />

erhalten hat, ist dem gegenwärtigen<br />

Stand der Erprobung nicht angemessen.<br />

Sie führt aber dazu, dass immer mehr<br />

Zentren dieses Verfahren anwenden. In<br />

Deutschland gibt es inzwischen (Stand<br />

Februar 2012) 160 Zentren. Diese<br />

Anzahl entspricht einem eklatanten<br />

Überangebot.<br />

Die gegenwärtige Datenlage rechtfertigt<br />

den Einsatz der renalen Denervation<br />

zur Behandlung der therapieresistenten<br />

Hypertonie nur im Rahmen methodisch verbesserter<br />

Studien mit sorgfältiger Dokumentation<br />

von Indikation, Ergebnissen und Nebenwirkungen<br />

– wie von der FDA als Voraussetzung für die<br />

Zulassung der Methode verlangt.<br />

Au Auto tor<br />

Professor Dr. Heinrich Holzgreve ist Internist<br />

und praktiziert in einer kardiologischen Praxis in<br />

München. Von 1979 bis 1987 war er Vorstandsmitglied<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Im Jahr 1990<br />

erhielt er für seine langjährigen wissenschaftlichen<br />

Verdienste um die Hypertonieforschung den Franz-<br />

Gross-Wissenschaftspreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />

FORSCHUNG<br />

Ungekürzte Stellungnahmen:<br />

F. Mahfoud: Renale Sympathikusdenervation bei arterieller Hypertonie – Pro<br />

DMW <strong>Deutsche</strong> Medizinische Wochenschrift 2012: 137 (14): S.720.<br />

H. Holzgreve: Renale Sympathikusdenervation bei arterieller Hypertonie – Contra<br />

DMW <strong>Deutsche</strong> Medizinische Wochenschrift 2012: 137 (14): S.721.<br />

7


8 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Dr Dr. Gabriele<br />

Klumm und ihr<br />

Mann Dr Dr. Günter<br />

Klumm gründeten<br />

vor 15 Jahren die<br />

Hausärztliche<br />

Praxis für Inne- Inne-<br />

re Medizin und<br />

Allgemeinmedizin<br />

in Siegburg, die als<br />

erstes Hypertonie-<br />

Zentrum DHL ®<br />

zertifiziert wurde.<br />

Zertifikat für erstes<br />

Hypertonie-Zentrum DHL®<br />

Die Praxis Dr. Klumm in Siegburg erhielt als erstes Hypertonie-Zentrum DHL ® das Zertifikat.<br />

Rund 50 weitere Hypertonie-Zentren DHL ® konnten inzwischen zertifiziert werden.<br />

In Deutschland ist das medizinische Angebot<br />

für die Bevölkerung qualitativ hochwertig, aber<br />

auch sehr vielschichtig. Zahlreichen Patienten<br />

fällt es zunehmend schwer, sich im unüberschaubaren<br />

Feld der medizinischen Versorgungsangebote<br />

zu orientieren. Um mehr Transparenz zu<br />

schaffen und den Betroffenen eine bessere Orientierung<br />

zu ermöglichen, hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

die Versorgungslandschaft neu strukturiert<br />

und Zertifikate für Hypertonie-Zentren<br />

DHL ® geschaffen. Kliniken und Praxen, die alle<br />

Voraussetzungen für eine optimale Diagnose und<br />

Behandlung von Hypertonikern nachweisen, können<br />

als Hypertonie-Zentrum DHL ® zertifiziert<br />

werden.<br />

Großes Interesse<br />

Die neu geschaffenen Versorgungsstrukturen<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> stoßen bei Praxen<br />

Zertifizierte Hypertonie-Zentren DHL ®<br />

und Kliniken auf großes Interesse. Bereits in den<br />

ersten Wochen nach Bekanntmachung der neu<br />

geschaffenen Zertifikate gingen in der Geschäftsstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> in Heidelberg<br />

zahlreiche Anträge ein.<br />

Das erste Zertifizierungsverfahren, das erfolgreich<br />

abgeschlossen werden konnte, wurde von<br />

der Gemeinschaftspraxis Dr. Klumm in Siegburg<br />

beantragt. „Die Strukturen zur besseren Versorgung<br />

von Hypertonikern haben wir über Jahre<br />

aufgebaut“, erklärt Dr. Günter Klumm, Internist<br />

mit Ausbildungsschwerpunkt im kardiologischen<br />

Bereich. Er und seine Frau Dr. Gabriele Klumm<br />

gründeten vor rund 15 Jahren gemeinsam die<br />

Hausärztliche Praxis für Innere Medizin und Allgemeinmedizin.<br />

„Wir bieten die gesamte Diagnostik,<br />

die bei Hypertonie und Diabetes notwendig<br />

ist, wie Farbduplexsonographie der Gefäße, Herz-<br />

Echokardiographie, Langzeitblutdruckmessungen<br />

bis hin zur Pulswellenanalyse und Schlafapnoediagnostik“,<br />

erläutert Günter Klumm.<br />

In der Praxis sind heute drei Ärzte und vier medizinische<br />

Fachangestellte beschäftigt. Gabriele<br />

Klumm und ihr Mann haben beide den Tätigkeitsschwerpunkt<br />

Hypertensiologe DHL ® . Zwei ihrer<br />

medizinischen Fachangestellten nahmen an einer<br />

Ausbildung der <strong>Deutsche</strong>n Hypertonie Akademie<br />

zur Hypertonieassistentin DHL ® teil.<br />

„Um unsere Patienten besser beraten zu können,<br />

haben mein Mann und ich eine umfassende Kommunikationsausbildung<br />

gemacht. Einer meiner<br />

Schwerpunkte ist die Chinesische Medizin und<br />

mein Mann ist Arzt für Ernährungsmedizin sowie<br />

Kardiovaskulärer Präventivmediziner-DGPR. So<br />

können wir die meisten Bereiche abdecken, um<br />

Hypertoniker, Herzkranke und Diabetiker umfassend<br />

zu versorgen“, so die Allgemeinmedizinerin.<br />

EineListeallerzertifiziertenHypertonie-ZentrenDHL ® mitKontaktdatenundInternetadressenistabrufbar<br />

auf der Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>: www.hochdruckliga.de.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL ®<br />

Die Praxis ist seit fünfzehn Jahren in der Region<br />

ansässig und mit anderen Einrichtungen gut vernetzt.<br />

Somit sind auch die interdisziplinären Verbindungen<br />

zur Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie,<br />

Neurologie und anderes gewährleistet.<br />

Qualitätsmarke und Orientierung<br />

„Die Zertifizierung war uns wichtig, damit wir<br />

unsere Qualifikation nach außen besser dokumentieren<br />

können“, sagt Günter Klumm. „Wir<br />

hoffen so noch mehr Patienten dieses von uns<br />

erfolgreich und mit Begeisterung betreuten<br />

Themenbereichs anzuziehen. Das<br />

Besondere an der Erkrankung<br />

Bluthochdruck ist, dass wir<br />

dazu beitragen können,<br />

Krankheiten zu verhindern.<br />

Hypertoniker<br />

können wir nicht nur<br />

begleiten, wie viele andere<br />

chronisch Kranke,<br />

sondern wir können<br />

aktiv verhindern, dass<br />

es zu Folgeerkrankungen<br />

kommt wie Herzinfarkt<br />

und Schlaganfall.“<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

steht mit ihrer Zertifizierung für die<br />

Qualität eines Zentrums ein. Die Zertifizierung<br />

schließt regelmäßige Überprüfungen ein,<br />

um sicherzustellen, dass ein Zentrum den Qualitätsstandard<br />

auch langfristig halten kann. Das<br />

Qualitätssiegel kann von Praxen und Kliniken aktiv<br />

in das Marketing eingebunden werden. Durch<br />

die intensive Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

Mit der Zertifizierung von Hypertonie-Zentren DHL ® leistet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® –<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung<br />

der Versorgungsqualität.<br />

Voraussetzungen für die Zertifizierung<br />

Ω mindestens zwei in der Einrichtung beschäftigte Hypertensiologen/-innen DHL ®<br />

Ω wünschenswert: mindestens ein/eine Hypertonieassistent/-in DHL ®<br />

Ω interdisziplinäre Kooperationen mit Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Neurologie usw.<br />

Ω Räumlichkeiten für ambulante bzw. stationäre Diagnostik und Therapie der Hypertonie<br />

Ω alle diagnostischen Verfahren müssen verfügbar sein – entweder durch das zertifizierte Zentrum oder<br />

Kooperationspartner<br />

Ω therapeutische Notfallversorgung (24h-Notaufnahme, internistische Intensivstation, 24h-Akutneurologie<br />

und -neuroradiologie) muss zumindest durch einen Kooperationspartner gewährleistet sein<br />

Ω eine Einrichtung zur nichtmedikamentösen Intervention (Diätberatung, Sportmedizin)<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> wird das Hypertonie-Zentrum<br />

DHL ® zur Qualitätsmarke, an der sich Patienten<br />

und Leistungserbringer orientieren.<br />

Neue Strukturen schaffen<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> macht sich stark<br />

für die bessere Versorgung von Menschen mit<br />

Bluthochdruck. Bereits vor Jahren hat die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> eine umfassende Fortbildung<br />

zum/zur Hypertensiologen/-in DHL ® geschaffen.<br />

Der Tätigkeitsschwerpunkt zeichnet Ärzte<br />

und Ärztinnen aus, die im besonderen<br />

Maß für die Behandlung von Hypertonikern<br />

fortgebildet sind.<br />

Ebenfalls seit einigen Jahren<br />

bietet die <strong>Deutsche</strong> Hypertonie<br />

Akademie der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

die Fortbildung des<br />

medizinischen Fachpersonals<br />

zum/zur<br />

Hypertonieassistenten/in<br />

DHL ® . Außerdem<br />

wird die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

in Kürze den Ärzten<br />

ein Schulungsprogramm<br />

zur Verfügung stellen, mit dem<br />

Patienten strukturiert und umfassend<br />

über Bluthochdruck informiert werden können.<br />

Mit Einführung des Zertifikats Hypertonie-<br />

Zentrum DHL ® geht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

den Weg konsequent weiter, für Mediziner<br />

und Patienten in der Versorgung der Hypertonie<br />

bessere Transparenz, mehr Sicherheit und eine<br />

optimale Versorgung zu schaffen.<br />

9


10 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Das vorweihnacht<br />

liche Berlin bietet<br />

in der Adventszeit<br />

ein ganz besonderes<br />

Ambiente.<br />

36. Wissenschaftlicher Kongress<br />

Hypertonie und Prävention –<br />

Berlin 2012<br />

von Professor Dr Dr. med. Ulrich Kintscher und Professor Dr Dr. med. Ulrich We Wenzel nzel<br />

Der 36. Wissenschaftliche Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> fi ndet vom 6. bis<br />

8. Dezember 2012 in Berlin statt. Im Mittelpunkt des hochaktuellen Programms stehen<br />

innovative Konzepte zur kardiovaskulären Prävention.<br />

Der 36. Wissenschaftliche Kongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong>n<br />

Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />

vom 6. bis 8. Dezember 2012 in Berlin rückt immer<br />

näher. Wir möchten alle Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>, alle Patienten und Patientinnen<br />

sowie alle Ärzte und Ärztinnen nochmals<br />

herzlichst nach Berlin einladen.<br />

Interdisziplinäres Programm<br />

Wir haben für alle Teilnehmer ein interessantes,<br />

klinisch-wissenschaftlich hochaktuelles Programm<br />

gestaltet und nationale wie internationale Referenten<br />

nach Berlin eingeladen. Im Mittelpunkt<br />

stehen innovative Konzepte zur kardiovaskulären<br />

Prävention. Um die Bedeutung der Hypertensiologie<br />

als Querschnittsfach hervorzuheben, hat das<br />

Programm dieses Jahr eine sehr transdisziplinäre<br />

Struktur. So wird es gemeinsame klinische Veranstaltungen<br />

zum Thema Diabetes und Hypertonie<br />

mit der <strong>Deutsche</strong>n Diabetes Gesellschaft (DDG)<br />

und der Arbeitsgemeinschaft niedergelassener<br />

diabetologisch tätiger Ärzte (AND) geben. Zu aktuellen<br />

kardiologischen Themen sind Symposien<br />

in Kooperation mit der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

für Kardiologie (DGK)<br />

und dem Bundesverbandniedergelassener<br />

Kardiologen<br />

(BNK) entstanden.<br />

Und das Thema Vorhofflimmern<br />

und<br />

Schlaganfall wird in<br />

Zusammenarbeit mit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />

für Neurologie<br />

und der DGK diskutiert. Natürlich werden aktuelle<br />

Themenfelder der Hypertensiologie wie die renale<br />

Denervation bei therapieresistenter Hypertonie<br />

sowohl in Übersichtsreferaten als auch in freien<br />

Vorträgen mit neuesten Forschungsergebnissen<br />

besprochen.<br />

Bühne für den Nachwuchs<br />

Dem klinischen und experimentellen Nachwuchs<br />

wollen wir in Berlin eine Bühne bieten! So wird<br />

es eigene Veranstaltungen des Forums junge Hypertensiologie<br />

(FjH) am Donnerstag, den 6. Dezember,<br />

geben: eine Meet-the-Expert Session über<br />

Forschungsaufenthalte im Ausland. Am Freitag,<br />

den 7. Dezember, schließt sich ein gemeinsames<br />

Symposium mit dem Nachwuchs der DGK an, den<br />

Cardiologist-of-Tomorrow (COT).<br />

Zusätzlich zu den klinischen Aspekten der Hypertensiologie<br />

haben wir uns viel Mühe im Bereich<br />

der experimentellen Forschung gegeben, um ein<br />

attraktives „cutting egde“ Programm zu erstellen.<br />

Hierbei werden Themen wie Systembiologie, Mikrobiom,<br />

Chronomedizin und Entzündung in<br />

Übersichtsreferaten und freien Vorträgen präsentiert.<br />

Arzt-Patienten-Forum<br />

Wie jedes Jahr ist dieser Kongress auch eine Veranstaltung<br />

für Patientinnen und Patienten mit<br />

Bluthochdruck. Das ganztägige Arzt-Patienten-<br />

Forum wird am Samstag, den 8. Dezember, ab<br />

10 Uhr stattfinden. Unter dem Motto „Aktiv gegen<br />

Bluthochdruck – für ein längeres und gesünderes<br />

Leben“ können alle Interessierten Vorträge zu<br />

Bluthochdruck hören, Workshops zu speziellen<br />

Themen besuchen, mit Ärzten sprechen, ihren


© me Collectors Room Berlin – Foto: JanaEbert<br />

<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Blutdruck messen sowie einen kostenlosen Blutzuckertest<br />

durchführen lassen und sich die dazugehörige<br />

Ausstellung ansehen. Das Forum wird<br />

sich in diesem Jahr auch mit dem neuen Schulungsprogramm<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

beschäftigen.<br />

Gesellschaftsabend<br />

Abschließend möchten wir Sie noch mit einem etwas<br />

„anderen“ Gesellschaftsabend am Freitag, den<br />

7. Dezember, nach Berlin locken. Im pulsierenden<br />

Stadtteil Berlin Mitte möchten wir Sie in das Ausstellungshaus<br />

„me Collectors Room“ einladen. Ein<br />

Ort der stellvertretend für das junge, dynamische<br />

Berlin stehen kann. Das Wohn- und Ausstellungshaus<br />

– in direkter Nachbarschaft zu KW – Institute<br />

for Contemporary Art Berlin – wurde vom Architekturbüro<br />

Düttmann + Kleymann in Zusammenarbeit<br />

mit Thomas Olbricht konzipiert. Auf den<br />

großzügigen 1.300 Quadratmetern Ausstellungsfl<br />

äche wird in wechselnden Ausstellungen die Olbricht<br />

Collection mit Werken von Beginn des 16.<br />

Jahrhunderts bis zur jüngsten Gegenwart gezeigt.<br />

An diesem Abend haben Sie Gelegenheit, die Ausstellung<br />

zu besuchen. Begleitend zur Kunst wird<br />

Ihnen ein vielfältiges weihnachtliches Buffet gereicht.<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

Das Ausstellungshaus „me Co Collectors llectors Room“ in Berlin Mitte ist mehr als nur attraktive Kulisse für den Gesellschaftsabend des<br />

Kongresses. Die Ausstellung auf rund 1.300 Quadratmetern kann auch besucht werden und begleitend zur Kunst wird ein weih<br />

nachtliches Buffet gereicht.<br />

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dem Programm<br />

Lust auf Berlin gemacht haben! Wir freuen uns,<br />

Sie im Dezember 2012 zum Jahreskongress der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL im Kongresszentrum<br />

des Hotels InterContinental in Berlin<br />

begrüßen zu dürfen.<br />

Die Kongresspräsidenten<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.hypertonie-2012.de<br />

Professor Dr. med.<br />

Ulrich Kintscher<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Charité – Universitätsmedizin<br />

Berlin<br />

Professor Dr. med.<br />

Ulrich Wenzel<br />

Wissenschaftlicher Beirat der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

11


12 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

4. Hypertension<br />

Summer School<br />

von Janek Salatzki<br />

Junge Ärztinnen und Ärzte trafen sich vom 23. bis 25. August 2012 im Schloß<br />

Tremsbüttel bei Hamburg zur 4. Hypertension Summer School, um intensiv<br />

über Forschung, Diagnose und Therapie der Hypertonie zu diskutieren.<br />

Eine der großen Herausforderungen in der<br />

modernen Medizin stellt immer noch die<br />

Prävention, Diagnostik und Behandlung der arteriellen<br />

Hypertonie dar. Um vor allem junge<br />

ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen für dieses<br />

Thema zu sensibilisieren, veranstaltete die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® dieses Jahr bereits<br />

zum 4. Mal die Hypertension Summer School in<br />

Tremsbüttel bei Hamburg. Die wissenschaftliche<br />

Leitung und Organisation übernahmen Professor<br />

Dr. Ulrich Kintscher aus Berlin, DHL ® -<br />

Vorstandsvorsitzender, und Professor Dr. Ulrich<br />

Wenzel aus Hamburg.<br />

Aktuelle Forschungsarbeiten<br />

Zwanzig an Hypertonie interessierte Teilnehmer<br />

erfuhren vom 23. bis 25. August mehr über aktuelle<br />

Forschungen und Erkenntnisse zu Bluthochdruck.<br />

Nach der Anreise am ersten Tag begrüßten<br />

die beiden Organisatoren die Teilnehmer und<br />

stimmten sie auf die Vorträge der kommenden<br />

Tage ein. Professor Dr. Reinhold Kreutz aus Berlin<br />

erklärte die pathophysiologischen Grundlagen<br />

der Hypertonie und Dr. Siegfried Eckert aus Bad<br />

Oeynhausen evaluierte die verschiedenen Methoden<br />

der Blutdruckmessung.<br />

Im Anschluss sprach Professor Dr. Burkhard Weisser<br />

aus Kiel über die Bedeutung der körperlichen<br />

Fitness und die sportmedizinische Betreuung von<br />

Patienten mit Bluthochdruck. Danach wurde es<br />

für die Teilnehmer sportlich. Die meisten konn-<br />

Au Auto tor<br />

Janek Salatzki ist Medizinstudent an der Charité –<br />

Universitätsmedizin Berlin. Im Rahmen seiner Doktorarbeit<br />

untersucht er den Zusammenhang zwischen<br />

Herzinsuffizienz und Fettstoffwechselstörungen in<br />

der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Ulrich Kintscher<br />

am Institut für Pharmakologie und Toxikologie.<br />

ten ihre persönliche Leistungsfähigkeit beim Joggen<br />

sehr gut einschätzen: Nach einem Ausdauertraining<br />

überprüften die Teilnehmer anhand der<br />

Messung des Blutlaktatwerts, wie gut sie mit ihrer<br />

Schätzung lagen.<br />

Am nächsten Tag vertieften Privatdozent Dr. Ralf<br />

Dechend aus Berlin und Professor Dr. Karl Heinz<br />

Rahn aus Münster die Themen des Vortags. In<br />

der Diskussion wurde besonders auf die hypertoniebedingten<br />

Endorganschäden und die medikamentöse<br />

Therapie eingegangen. Dr. Felix Mahfoud<br />

aus Homburg (Saar) berichtete über die neuesten<br />

Studien zur renalen Denervation und Dr. Siegfried<br />

Eckert über die elektrische Stimulation der Barorezeptoren.<br />

Beides sind neu entwickelte innovative<br />

Methoden zur Behandlung einer therapieresistenten<br />

Hypertonie.<br />

Dinner-Talk<br />

Der praktische Teil fand am Nachmittag in Kleingruppen<br />

statt. Hier beurteilten die Teilnehmer<br />

kritisch neueste klinische Studien zur Hypertonie<br />

und diskutierten diese gemeinsam mit Professor<br />

Dr. Karl Wegscheider vom Institut für Medizinische<br />

Biometrie und Epidemiologie der Universitätsklinik<br />

Hamburg. Den Dinner-Talk gab Professor<br />

Dr. Ulrich Wenzel über die Hintergründe des<br />

Salzkonsums. Am dritten und letzen Tag sprach<br />

Professor Dr. Martin Hausberg aus Karlsruhe<br />

über die sekundäre Hypertonie und Privatdozent<br />

Dr. Ralf Dechend über die Präeklampsie, eine gefürchtete<br />

hypertensive Erkrankung in der Schwangerschaft.<br />

Zum Abschluss präsentierten Dr. Reiner<br />

Jumpertz aus Berlin und Dr. Johannes Stegbauer<br />

aus Düsseldorf ihre neuesten Ergebnisse aus der<br />

experimentellen Hypertonie- und Präventionsforschung.<br />

Nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />

endete die 4. Hypertension Summer School, die<br />

von den Organisatoren, Referenten und Teilnehmern<br />

als außerordentlich lehr- und diskussionsreich<br />

beurteilt wurde.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

www.hochdruckliga.de<br />

Internetseite der<br />

DHL® auf Erfolgskurs<br />

Ein Jahr nach dem Neustart am 1. September 2011 haben sich<br />

die Zugriffszahlen der Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

verdreifacht. Die Seite wird zur zentralen Anlaufstelle im<br />

Internet zum Thema Bluthochdruck.<br />

Die Zugriffszahlen der neuen Internetseite<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® –<br />

<strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />

haben sich im Laufe des ersten Jahres<br />

mehr als verdreifacht. Mit rund 10.000 Zugriffen<br />

ging der neue Internetauftritt der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> am 1. September 2011 an den<br />

Start. Im September 2012 besuchten bereits rund<br />

34.000 Besucher die Seite. Damit entwickelt sich<br />

die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

zur zentralen Anlaufstelle zum Thema Hypertonie<br />

sowohl für Ärzte und Wissenschaftler als auch<br />

für Hypertoniker und Journalisten.<br />

Übersichtliche Struktur<br />

Mit Inhalten über Bluthochdruck ist die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> unter www.hochdruckliga.de bereits<br />

seit mehr als fünfzehn Jahren im Netz präsent. Vor<br />

rund einem Jahr wurde der gründlich überarbeitete<br />

Internetauftritt frei geschaltet mit neuer, übersichtlicher<br />

Struktur, ergänzten Inhalten und einem benutzerfreundlichen<br />

Layout. Auf den über 500 Einzelseiten<br />

präsentiert sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

gewohnt umfassend mit Informationen rund um<br />

das Thema Bluthochdruck. Betroffene, Ärzte, Apotheker,<br />

Wissenschaftler und Journalisten fi nden<br />

hier gut aufbereitete und fachlich abgesicherte Artikel,<br />

Berichte und Hintergrundinformationen sowie<br />

Setzen Sie einen Link: Ihre Unterstützung für unsere Arbeit<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

zahlreiche Verzeichnisse<br />

und Übersichten.<br />

Ebenfalls abrufbar<br />

sind umfassende<br />

Erläuterungen zur<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>,<br />

zu ihren<br />

aktuellen Projekten<br />

und Publikationen.<br />

Auf der Seite sind<br />

auch Veranstaltungstermine<br />

abrufbar sowie<br />

die Leitlinien der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>,<br />

eine Liste der Hypertensiologen DHL ®<br />

sowie die zertifizierten Hypertonie-Zentren DHL ®<br />

und die Ansprechpartner der Selbsthilfegruppen<br />

Bluthochdruck. Es fi nden sich zudem Antworten<br />

auf die häufigsten Fragen zu Bluthochdruck, zahlreiche<br />

Ausgaben des <strong>DRUCKPUNKT</strong>s, das Verzeichnis<br />

der Blutdruckmessgeräte mit Prüfsiegel,<br />

der aktuelle Pressespiegel – und vieles mehr.<br />

Bereits bei seinem Start im vergangenen Jahr fand<br />

die neu überarbeitete Internetpräsenz große Zustimmung.<br />

So wurde die Seite nur wenige Tage<br />

nach der Freischaltung vom Nachrichtenmagazin<br />

„Focus“ in seinem Titelthema „Bluthochdruck –<br />

jetzt heilbar?“ (Ausgabe 39/2011) empfohlen.<br />

Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Ärzte und Wissenschaftler, Selbsthilfegruppen sowie Interessierte können die Arbeit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> unterstützen, indem sie die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> verlinken. Setzen<br />

Sie einen Link auf www.hochdruckliga.de – auf Ihrer Praxisseite oder einer Unterseite Ihrer Klinik-Internetpräsenz, auf den<br />

Seiten Ihrer Selbsthilfegruppe, Ihrer Apotheke oder Ihrer privaten Internetpräsenz. So erfahren noch mehr Interessierte und<br />

Betroffene vom umfassenden Informationsangebot der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> rund um das Thema Bluthochdruck.<br />

13


14 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Fo Forscher rscher fanden<br />

heraus, dass es eine<br />

direkte Beziehung<br />

gibt zwischen<br />

Lärmbelästigung<br />

und dem Risiko für<br />

Bluthochdruck.<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> fordert<br />

bundesweites Nachtflugverbot<br />

Studien haben gezeigt, dass Fluglärm den Blutdruck nach oben treibt und auf diese Weise<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigt. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> fordert deshalb besseren Schutz der Bevölkerung vor steigenden Lärmpegeln.<br />

Menschen, die in der Nähe eines Großflughafens<br />

wohnen, haben ein erhöhtes Risiko<br />

an Bluthochdruck zu erkranken. Die <strong>Deutsche</strong><br />

<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft<br />

für Hypertonie und Prävention begrüßt daher ausdrücklich<br />

das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts<br />

in Leipzig, das ein Nachtflugverbot am Frankfurter<br />

Flughafen bestätigt. Die <strong>Hochdruckliga</strong> hofft<br />

auf eine bundesweite Ausweitung des Verbots.<br />

Lärmbelästigung<br />

Permanenter Fluglärm lässt den Blutdruck steigen<br />

und ist deshalb ein Gesundheitsrisiko für Anwohner<br />

in Flughäfennähe. Das hatte schon die HYENA-<br />

Studie 2008 (Environmental Health Perspectives<br />

2008; 116 (3): 329-333) gezeigt. In der Studie wurden<br />

Gesundheitsdaten von über 4.800 Personen<br />

erhoben und ausgewertet. Die Studienteilnehmer<br />

hatten mehr als fünf Jahre in der Umgebung eines<br />

europäischen Großflughafens gewohnt. Die<br />

Ergebnisse waren erschreckend, denn die Forscher<br />

fanden eine direkte Beziehung zwischen Lärmbelästigung<br />

und dem Risiko für Bluthochdruck.<br />

Berücksichtigt wurde nächtlicher Fluglärm sowie<br />

Straßenlärm am Tage durch Zubringerwege. Dabei<br />

war eine Erhöhung des nächtlichen Lärmpegels um<br />

10 Dezibel durch startende und landende Flugzeuge<br />

mit einem signifikanten Anstieg des Blutdrucks<br />

verbunden. Eine Erhebung aus dem Jahr 2010<br />

(Eriksson, C, et al., Environmental Research 2010;<br />

110 (8): 764-772) zeigte, dass vor allem Menschen,<br />

die den nächtlichen Fluglärm bewusst wahrnehmen<br />

und als störend empfinden, mit einem Blutdruckanstieg<br />

reagieren. Männer waren in dieser<br />

Studie häufiger betroffen als Frauen.<br />

Luftverschmutzung<br />

Derzeit wird noch untersucht, ob es „nur“ der Lärm<br />

ist, der den Blutdruck steigen lässt, oder ob auch<br />

erhöhte Luftverschmutzung in der Nähe von Großfl<br />

ughäfen einen Teil dazu beiträgt. Darauf deuten<br />

die Daten einer anderen Studie hin (Fuks, K, et al.:<br />

Environmental Health Perspective 2011; 119 (12):<br />

1706-11). Demnach könnte eine längerfristige Luftverschmutzung<br />

Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)<br />

begünstigen, die wiederum den Blutdruckanstieg<br />

erklären könnte. Umgekehrt ist aber auch bekannt,<br />

dass Bluthochdruck die Gefäßverkalkung vorantreibt.<br />

Mit dem Blutdruck erhöht sich auch das Risiko<br />

für Gefäßerkrankungen sowie für Herzinfarkt,<br />

Schlaganfall oder chronisches Nierenversagen.<br />

„Bluthochdruck ist gefährlich und daher sollten alle<br />

Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. Bereits<br />

jetzt müssen wir von 35 Millionen Betroffenen in<br />

Deutschland ausgehen – und nur ein Bruchteil wird<br />

behandelt und kann damit Folgerisiken vorbeugen“,<br />

so der Vorstandsvorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>, Professor Dr. Ulrich Kintscher. „Zu<br />

den Präventionsmaßnahmen gehört auch eine erholsame<br />

Nachtruhe ohne dauerhafte Lärmbelästigungen,<br />

weshalb wir uns für ein Nachtflugverbot<br />

in ganz Deutschland stark machen. Das Urteil des<br />

Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, das dem<br />

Großflughafen Frankfurt ein Nachtflugverbot auferlegt<br />

hat, begrüßen wir sehr und hoffen, dass auch<br />

die anderen Flughäfen in Deutschland nachziehen.<br />

Jede Chance, die Zahl der Hypertoniker in der Bevölkerung<br />

zu senken, muss genutzt werden – die<br />

Volksgesundheit muss vor wirtschaftlichen Interessen<br />

Vorfahrt haben!“


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

Neue Prüfsiegel vergeben Neuer Regionalbeauftragter<br />

In diesem Jahr erhielten drei neue Blutdruckmessgeräte<br />

von Omron das Prüfsiegel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />

Die Geräte mit den Namen M300, M400 und M500 sind unterschiedlich<br />

ausgestattet, verfügen alle über eine Universalmanschette,<br />

die auch zu stärkeren Oberarmen passt, und eine<br />

elektronische Manschettensitzkontrolle. Das Siegel wird von<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> nur nach eingehender Prüfung<br />

anhand eines umfangreichen Prüfprotokolls vergeben.<br />

Von den Hypertonikern selbst gemessene Blutdruckwerte<br />

sind aussagekräftiger als Einzelmessungen beim Arzt, deshalb<br />

ist die Selbstmessung ein wichtiger Beitrag zur Hypertoniebehandlung.<br />

Mit automatischen Geräten ist die Selbstmessung<br />

einfach, trotzdem können fehlerhafte Messungen die<br />

Werte verfälschen. Deshalb ist eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />

die Genauigkeit der automatischen Blutdruckmessgeräte.<br />

Frühere Prüfsiegeltests der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

ergaben, dass nur rund die Hälfte der getesteten Geräte zuverlässige<br />

Messergebnisse liefert. Beim Kauf eines Messgeräts<br />

im Fachhandel sollte deshalb auf das Prüfsiegel geachtet werden.<br />

Eine Liste der Blutdruckmessgeräte mit dem Prüfsiegel<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> ist im Internet abrufbar unter<br />

www.hochdruckliga.de.<br />

Bluthochdruck<br />

hat viele<br />

Gesichter!<br />

15<br />

Dr. med. Jochen Selbach (Bild unten links), Chefarzt der<br />

Medizinischen Klinik 3 am Caritas-Krankenhaus Bad<br />

Mergentheim, ist von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zum Regionalbeauftragten<br />

für Nord-Württemberg ernannt worden.<br />

„Ich freue mich sehr über die Ernennung, denn sie bestätigt<br />

unsere intensive Arbeit bei der Behandlung von Patienten<br />

mit Bluthochdruck und unterstützt zugleich die weitere Aufklärung<br />

über das Krankheitsbild in der Öffentlichkeit“, betont<br />

Selbach. Er übernimmt die Aufgabe als Regionalbeauftragter<br />

von Professor Dr. Hans Dieter Bundschu (rechts).<br />

Vertrauen auch Sie dem<br />

Marktführer aus<br />

der Apotheke!*<br />

*Quelle: Nielsen TrendReport<br />

Pharma: Gesamtmarkt<br />

Apotheke für Blutdruckmessgeräte<br />

2011<br />

aponorm ® Professionell<br />

Oberarm-Blutdruckmessgerät<br />

· Automatische Mehrfach-Messung (MAM) · Arrhythmie-Erkennung (PAD)<br />

· 2-Personen-Speicher für je 99 Messungen · PC-Anschluss<br />

· Zwei Alarmzeiten einstellbar · Universalmanschette<br />

· Signaltöne ein- und abschaltbar · 5 Jahre Garantie<br />

· Automatische Zeiteinstellung per Funk<br />

Weitere Informationen zu allen aponorm ® Geräten unter www.aponorm.de


16 AKTUELLES <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Dr Dr. med. Fe Felix lix<br />

Mahfoud (F (Foto) oto) und<br />

Kollegen erhielten<br />

den Innovations- Innovations-<br />

preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Hochschulmedizin<br />

2012, weil ihre Fo Forr<br />

schungsergebnisse<br />

zur renalen Dener- Dener-<br />

vation in hohem<br />

Maße innovativ sind<br />

und die Therapie<br />

der Hypertonie<br />

bereichern.<br />

Innovationspreis für<br />

renale Denervation<br />

Dr. med. Felix Mahfoud und seine Kollegen erhielten den Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Hochschulmedizin 2012 für ihre Arbeit über die renale Denervation bei Bluthochdruck.<br />

Im Rahmen des VIII. Innovationskongresses<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmedizin erhielten am<br />

28. Juni 2012 Dr. med. Felix Mahfoud und seine<br />

Kollegen, Dr. med. Dominik Linz sowie Dr. med.<br />

Christian Ukena, den Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Hochschulmedizin 2012 für ihre Arbeit<br />

über die renale Denervation als Therapie gegen<br />

Bluthochdruck („Effect of renal sympathetic denervation<br />

on glucose metabolism in patients with<br />

resistant hypertension“, publiziert in Circulation<br />

2011, 123: 1940-1946).<br />

Begründung<br />

Die Forscher erhielten den Preis, weil ihre Forschungsergebnisse<br />

in hohem Maße innovativ sind<br />

und die Therapie der Hypertonie bereichern. Sie<br />

haben einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung<br />

und Überprüfung der renale Denervation geleistet.<br />

Außerdem konnten sie nachweisen, dass es<br />

neben der Blutdrucksenkung auch zu Stoffwechseleffekten<br />

kommt. Insbesondere die Verwertung<br />

von Glucose wird in den Geweben verbessert. Dieser<br />

Effekt hat große Bedeutung für viele Hypertoniker,<br />

bei denen die Glucoseverwertung gestört ist<br />

und die deshalb zu Diabetes mellitus neigen oder<br />

bereits Diabetiker sind.<br />

Hypertonie (Bluthochdruck) ist eine Volkskrankheit,<br />

die – wenn sie nicht behandelt wird – das<br />

Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen erheblich<br />

erhöht. Man kann davon ausgehen, dass<br />

in Deutschland etwa 25 Millionen Patienten mit<br />

erhöhtem Blutdruck leben. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten sind mehrere Gruppen von blutdrucksenkenden<br />

Mitteln entwickelt worden. Dennoch<br />

können rund 10 Prozent der Hochdruckkranken<br />

trotz korrekter Anwendung dieser Medikamente<br />

nicht ausreichend gut eingestellt werden. In den<br />

vergangenen vier Jahren wurde mit der renalen<br />

Denervation ein nichtmedikamentöses Verfahren<br />

entwickelt, das auch bei diesen Patienten eine<br />

deutliche Blutdrucksenkung bewirkt. Bei dem Verfahren<br />

werden sympathische Nervenfasern, die<br />

von den Nieren zum Gehirn ziehen, durch die Anwendung<br />

von Hochfrequenzstrom im Bereich der<br />

Nierenarterien unterbrochen. Dadurch nimmt die<br />

Aktivität des sympathischen Nervensystems im gesamten<br />

Organismus ab und der Blutdruck sinkt.<br />

Mit der Vergabe des Innovationspreises möchte<br />

der Innovationskongress der <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmedizin<br />

NachwuchswissenschaftlerInnen<br />

auszeichnen und ihre Arbeit unterstützen. Der<br />

Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde von<br />

Roche Diagnostics Deutschland gestiftet.<br />

Preisträger<br />

Dr. med. Felix Mahfoud ist wissenschaftlicher<br />

Assistent an der Klinik III für Innere Medizin des<br />

Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg<br />

(Saar). Seit 2010 bis 2012 ist er Stipendiat<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Außerdem ist er<br />

Mitglied der Kommission Interventionelle Hochdrucktherapie<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Selbsthilfe-News<br />

haben sich etabliert<br />

Die Selbsthilfe-News stärken seit sechs Jahren den Austausch der<br />

Selbsthilfegruppen Bluthochdruck untereinander.<br />

Vor rund sechs Jahren kam die erste Ausgabe der Selbsthilfe-News heraus,<br />

die inzwischen ein fester Bestandteil der Kommunikation in der Selbsthilfegruppenarbeit<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> sind. Die Selbsthilfe-News<br />

erscheinen regelmäßig und bündeln den Informationsaustausch der Selbsthilfegruppen<br />

untereinander. Sie informieren über neue Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>, über die Tätigkeit des Patientenbeirats sowie die Aktivitäten<br />

der Selbsthilfegruppen Bluthochdruck. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr<br />

2006 werden die Mitteilungen regelmäßig an die Leiter der Selbsthilfegruppen<br />

versandt.<br />

Die Herausgeber<br />

Die Publikation wird herausgegeben vom Patientenbeirat der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> sowie dem Patientenvertreter im Vorstand. Mitglieder des Patientenbeirats<br />

sind Karl-Heinz Otte, Leiter des Patientenbeirats und Leiter der<br />

Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Hannover, sowie Helmut Klein, Leiter der<br />

Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Bad Dürrheim. Patientenvertreter im Vorstand<br />

ist Jürgen Weber.<br />

Der Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Dr. Joachim Leiblein, ergänzt<br />

jede Ausgabe der Selbsthilfe-News mit einem Editorial zu aktuellen Themen.<br />

Ärztliche Mitglieder der Liga schreiben darin über Themen wie regelmäßige<br />

Bewegung und gesunde Ernährung für Hypertoniker. Ergänzt werden<br />

die News mit Berichten aus den Selbsthilfegruppen über Vorträge, Blutdruck-<br />

Mess-Aktionen, Ausflüge, Öffentlichkeitsarbeit und Jubiläen.<br />

Berichte und Informationen aus den Selbsthilfegruppen nimmt der Patientenbeirat<br />

für eine Veröffentlichung gern entgegen. Aus den Zusendungen wird<br />

eine Auswahl getroffen.<br />

Selbsthilfegruppen Bluthochdruck<br />

Rund sechzig Selbsthilfegruppen Bluthochdruck haben sich inzwischen in ganz<br />

Deutschland gegründet. Für viele Hypertoniker sind die Selbsthilfegruppen<br />

eine wichtige Institution und Anlaufstelle. Die Mitglieder einer Gruppe unterstützen<br />

sich gegenseitig durch den Austausch über die chronische Erkrankung<br />

Bluthochdruck. Gemeinsame Ausflüge, Sporttreffs und Entspannungsübungen<br />

motivieren bei der Umsetzung von Lebensstiländerungen. Viele Mitglieder der<br />

Selbsthilfegruppen engagieren sich in der Öffentlichkeitsarbeit und unterstützen<br />

die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> bei der Aufklärung der Bevölkerung über die<br />

Krankheit Bluthochdruck, ihre Diagnostik und Therapie. Wer Fragen zur Selbsthilfegruppenarbeit<br />

hat, eine Gruppe in seiner Nähe sucht oder eine Gruppe<br />

gründen möchte, kann sich an die Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

wenden: <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />

Hypertonie und Prävention, Telefon 0 62 21 – 5 88 55-0, info@hochdruckliga.de.<br />

AUS DEN SELBSTHILFEGRUPPEN<br />

17<br />

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18 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Bluthochdruck bei Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

von Professor Dr Dr. med. Dr Dr. Reinhard Ketelhut<br />

Auch Kinder und Jugendliche erkranken immer häufiger an Bluthochdruck. Die Folgen<br />

des zu hohen Blutdrucks machen sich schon früh bemerkbar.<br />

Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />

die man früher nur bei Menschen in höherem<br />

Alter vorfand, sind heute ein Kennzeichen<br />

zunehmend ungesünderer Kinder und Jugendlicher.<br />

Eine entscheidende Ursache sind dabei geänderte<br />

Lebensbedingungen, die immer häufiger zu<br />

körperlicher Inaktivität und Übergewicht führen.<br />

Bluthochdruck immer häufiger<br />

Es sollte hinreichend bekannt sein, dass Bluthochdruck<br />

nicht mehr nur eine Erkrankung der älteren<br />

Generation ist, sondern auch bei Kindern und<br />

Jugendlichen immer häufiger diagnostiziert wird.<br />

Ein erhöhter Body-Mass-Index (siehe Kasten Sei-<br />

te 19) ist dabei einer der wesentlichen Faktoren für<br />

eine Blutdruckerhöhung in diesem jungen Alter.<br />

Er ruft zugleich entsprechende vom Blutdruck<br />

unabhängige strukturelle und funktionelle Veränderungen<br />

des Herz-Kreislauf-Systems hervor<br />

(Ketelhut, RG, et al., 2007). Im Jahr 1998 wurde<br />

bei den Schulanfängern in Berlin festgestellt, dass<br />

etwa 10 Prozent einen erhöhten Blutdruck haben.<br />

Bereits fünf Jahre später war eine weitere Zunahme<br />

von 2 Prozent zu verzeichnen (Ketelhut RG,<br />

et al., 2007). Das wurde auch durch andere Studien<br />

bestätigt, insbesondere durch die bundesweite<br />

KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern<br />

und Jugendlichen in Deutschland).


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Folgeschäden im Jugendalter<br />

Aber nicht nur ein erhöhter Blutdruck ist bei Kindern<br />

und Jugendlichen häufiger anzutreffen. In<br />

dieser jungen Altersgruppe lassen sich auch schon<br />

früh Folgeschäden an Organen und Gefäßen nachweisen,<br />

die auch bei Erwachsenen mit Bluthochdruck<br />

auftreten. So konnten bei 13- bis 15-jährigen<br />

Schülern mit Zunahme des Blutdrucks bereits<br />

strukturelle und funktionelle Veränderungen des<br />

Herzmuskels nachgewiesen werden. Es wurden<br />

auch sichere Hinweise (Surrogatparameter) auf<br />

Organschäden gefunden wie Eiweiß im Urin (Mikroalbuminurie)<br />

(Simoneti, GD, et al., 2007). Eine<br />

deutliche Zunahme der Häufigkeit von Schlaganfällen<br />

auch bei Kindern und Jugendlichen belegen<br />

die Daten einer anderen Studie (George et al.,<br />

2011).<br />

Trotz der erschreckenden Datenlage fi ndet diese<br />

Altersgruppe hinsichtlich des Risikofaktors Bluthochdruck<br />

bisher keine hinreichende Beachtung<br />

bei Ärzten und Wissenschaftlern. Offensichtlich<br />

scheinen kostenträchtige interventionelle und<br />

operative Maßnahmen bei nicht erfolgreicher medikamentöser<br />

Therapie oder Spätschäden das Interesse<br />

der Fachleute stärker zu erwecken als eine<br />

vielleicht etwas nüchternere, jedoch zweifelsohne<br />

kostengünstigere Präventionsstrategie. Ganz abgesehen<br />

davon, dass mit einer Präventionsstrategie<br />

Krankheiten und Sterblichkeit im Erwachsenenalter<br />

reduziert werden könnten.<br />

Hochdruck-Therapie bei<br />

Kindern und Jugendlichen<br />

Natürlich gibt es auch für diese Altersgruppe inzwischen<br />

therapeutische Optionen. Dazu gehören<br />

Allgemeinmaßnahmen wie Gewichtsreduktion<br />

zur Gewichtsnormalisierung und regelmäßige körperliche<br />

Aktivität. Darüber hinaus können auch<br />

einzelne bei Erwachsenen etablierte blutdrucksenkende<br />

Medikamente erfolgreich eingesetzt werden.<br />

Zudem erhielt vor zwei Jahren Valsartan als bisher<br />

einziger AT1-Antagonist die Zulassung für die Therapie<br />

bei Kindern und Jugendlichen von 6 bis 18<br />

Jahren. Olmesartan, ein Vertreter der gleichen Medikamentenklasse<br />

und bisher ohne Zulassung für<br />

die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, erwies<br />

sich ebenfalls als effektiv und sicher (Hazan, L,<br />

et al., 2010). Mehr als ein Drittel der hypertensiven<br />

Kinder benötigt jedoch bereits eine antihypertensive<br />

Zweifachkombination zur zielgerechten Blutdruckeinstellung,<br />

das zeigten kürzlich publizierte<br />

Analysen (Journal of Hypertension 2011). Durch<br />

eine angemessene Blutdruckeinstellung kann auch<br />

LVMI<br />

g/m 2<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

≥140mmHg<br />

+ 18 %<br />

≥140mmHg<br />

PRAXIS<br />

Systolischer<br />

Blutdruck<br />

19<br />

Bei 13- bis 15-jährigen Schülern mit erhöhtem Blutdruck zeigt sich bereits eine Ve Vergrörgrö ßerung des Herzmuskels als Fo Folge lge der Hypertonie (L (LVMI VMI - Linksventrikulärer Muskel- Muskel-<br />

massenindex).<br />

bei Kindern eine Verminderung der Folgeschäden<br />

erreicht werden wie beispielsweise Veränderungen<br />

am Herzen und an den Nieren.<br />

Prävention sollte früh beginnen<br />

Besser als eine medikamentöse Therapie ist jedoch<br />

immer noch die Prävention. Denn Bluthochdruck<br />

sollte bei Kindern und Jugendlichen erst gar nicht<br />

entstehen. Das kann durch Gewichtskontrolle und<br />

insbesondere durch regelmäßige körperliche Aktivität<br />

erreicht werden. Dabei scheinen die Regelmäßigkeit<br />

und der Umfang der körperlichen Aktivität<br />

die entscheidenden Einflussfaktoren zu sein, nicht<br />

jedoch die Intensität (Leary, SD, et al., 2008). Es<br />

sollte schon in möglichst frühem Alter damit begonnen<br />

werden. Das konnte bei eigenen Untersuchungen<br />

im Rahmen des Projekts „Fitness für<br />

Kids“ bereits bei Kindern im Kindergartenalter gezeigt<br />

werden. Im Rahmen der Studie nahmen 160<br />

Berliner Kindergartenkinder an einer zweijährigen<br />

Bewegungsförderung teil, eine ähnliche Gruppe<br />

ohne diese Förderung wurde zum Vergleich herangezogen.<br />

Während des zweijährigen Beobach-<br />

Body-Mass-Index<br />

Der Body-Mass-Index gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße<br />

an:<br />

Körpergewicht (kg)<br />

Körpergröße (m) x Körpergröße (m)<br />

Bei einem Körpergewicht von 65kg und einer Körpergröße von 1,70m<br />

ergibt sich ein BMI von 22,5kg/m 2 (65/(1,70 x 1,70) = 22,5).


20 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

mm Hg<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

INT<br />

KON<br />

Ruhe<br />

-3,7 mm Hg<br />

+ 0,7 mm Hg<br />

25 Watt Ruhe<br />

25 Watt<br />

Im Projekt „Fitness für Kids“ wurde zwei Jahre nach Studienbeginn ermittelt, dass bei<br />

den körperlich aktiven Kindern (INT) der diastolische Blutdruck während eines Belas- Belas-<br />

tungstests (25 Wa Watt) tt) sank, was auf eine verbesserte Gefäßfunktion hindeutet. Bei den<br />

inaktiven Kindern (KON) hingegen stieg der diastolische Blutdruck unter Belastung<br />

(Mittelwerte ± Standardabweichung).<br />

mm Hg<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

122,6±9,6<br />

74,5±6,9<br />

Liegen Stehen<br />

tungszeitraums haben wir bei den Kindern durch<br />

zusätzliche körperliche Aktivität dreimal pro Woche<br />

einen günstigen Effekt auf die Blutdruckentwicklung<br />

und die Blutdruckregulation erreicht. Bei<br />

den Kindern, die nicht an den körperlichen Aktivitäten<br />

teilgenommen hatten, wurde im Verlauf<br />

der Studie ein Blutdruckanstieg von fast 4 mm Hg<br />

gemessen. Bei den körperlich aktiven Kindern dagegen<br />

blieb dieser Blutdruckanstieg aus. Insbesondere<br />

der diastolische Blutdruck war nach zweijähriger<br />

Studienlaufzeit mit moderater körperlicher<br />

Belastung in der Gruppe der körperlich Aktiven<br />

signifikant niedriger. Der diastolische Druck der<br />

vor Belastung<br />

79,2±7,7<br />

159,9±14,2<br />

50 Watt 60 Watt 70 Watt 80 Watt 90 Watt 100 Watt nach<br />

1 Min.<br />

Blutdruckverhalten bei 13- bis 15-jährigen Kindern während eines Belastungstests<br />

(standardisierte submaximale Ergometrie, sys = systolisch, dia = diastolisch).<br />

Besser als eine medikamentöse Therapie ist die Prävention,<br />

denn Bluthochdruck sollte bei Kindern und Jugendlichen<br />

erst gar nicht entstehen. Wichtigste Maßnahmen sind die<br />

Gewichtskontrolle und regelmäßige körperliche Aktivität.<br />

inaktiven Kinder wies zudem einen geringen Anstieg<br />

unter ergometrischer Belastung im Vergleich<br />

zum Ruhedruck auf. Dagegen war beim Blutdruck<br />

der körperlich aktiven Kinder unter Belastung ein<br />

signifikanter Abfall als Zeichen einer verbesserten<br />

Gefäßreaktion unter Belastung zu verzeichnen<br />

(siehe Abbildung oben) (Ketelhut, K, et. al., 2010).<br />

Belastungstest zur Diagnostik der Hypertonie<br />

Die Blutdruckmessung und deren Standardisierung<br />

sind insbesondere bei Kindern von wesentlicher<br />

Bedeutung. Gerade bei jüngeren Kindern<br />

werden in einer Arztpraxis oder in Gegenwart ei-<br />

nach<br />

3 Min.<br />

120,5±12,2<br />

74,2 ±8,7<br />

nach<br />

5 Min.<br />

Gesamt sys<br />

Gesamt dia<br />

Mädchen sys<br />

Mädchen dia<br />

Jungen sys<br />

Jungen dia


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Blutdruck bei Kindern<br />

Bei Kindern und Jugendlichen ändert sich die Höhe des Blutdrucks im Laufe der Kindheit. Er ist abhängig<br />

vom Geschlecht, Lebensalter und Größe. Die Messwerte korrelieren meist am besten mit der Körpergröße.<br />

Wie hoch der Blutdruck in einem bestimmten Alter sein sollte, wird anhand von Perzentilenkurven<br />

beurteilt. Diese geben für eine durchschnittliche Gruppe von Kindern an, bei wie viel Prozent einer bestimmten<br />

Altersgruppe welcher Blutdruck gemessen wurde (prozentual aufgeschlüsselte Durchschnittswerte).<br />

Beim Messen des Blutdrucks muss die Größe der Manschette dem Alter des Kindes angemessen<br />

sein. Da bei Kindern und Jugendlichen in der Arztpraxis und in Gegenwart des Arztes oft erhöhte Werte<br />

gemessen werden, sollte die Messung mehrfach zu Hause wiederholt und von einer 24-Stunden-Blutdruckmessung<br />

ergänzt werden.<br />

nes Arztes häufig höhere und stark schwankende<br />

Blutdrücke gemessen. Hier eignet sich neben einer<br />

24-Stunden-Blutdruckmessung insbesondere<br />

ein standardisierter Belastungstest (submaximale<br />

Ergometrie). Der Einfluss psychischer Komponenten<br />

auf den Blutdruck während der Belastung, wie<br />

man es beim Blutdruck in Ruhe immer wieder<br />

erlebt, erscheint bei einer Belastung von mehr als<br />

einem Watt pro Kilogramm Körpergewicht weitestgehend<br />

ausgeschlossen. Das konnten schon<br />

frühere Untersuchungen bei Kindern eindrucksvoll<br />

zeigen. Bisher fehlt es jedoch noch an Normwerten<br />

und auch an Grenzwerten für den Belastungsblutdruck<br />

bei Kindern.<br />

Man könnte analog zur Ermittlung der Normwerte<br />

und Grenzwerte bei Erwachsenen vorgehen und<br />

bei Kindern während eines Belastungstests die<br />

durchschnittlichen Blutdruckwerte (gerundete<br />

Mittelwerte inklusive Standardabweichung) ermitteln.<br />

Das wäre eine praktikable, zusätzliche und<br />

zudem im Vergleich zum Ruhedruck gut nachvollziehbare<br />

Option zur besseren Einschätzung des<br />

Blutdruckverhaltens auch bei Kindern und Jugendlichen.<br />

Bei eigenen Untersuchungen an 13- bis<br />

15-jährigen Kindern ergab sich mit diesem Verfahren<br />

ein oberer Grenzwert von 175 /90mmHg bei<br />

100 Watt (siehe Abbildung links). Bei den Kindern,<br />

die unabhängig vom Ruheblutdruck diesen Grenzwert<br />

überschritten, zeigten sich bei begleitenden<br />

Ultraschall-Untersuchungen des Herzens (siehe<br />

Abbildung Seite 19) sowohl eine Vergrößerung des<br />

Herzmuskels als Folge der Hypertonie (signifikant<br />

größere linksventrikuläre Muskelmasse (LVMI))<br />

als auch eine Beeinträchtigung der Herzfunktion<br />

(reduziertes E/A-Verhältnis). Die Untersuchungsergebnisse<br />

können als Maß für die Herzfunktion<br />

(diastolische Funktion) genommen werden. Selbst<br />

bei normalem Ruheblutdruck zeigte sich, dass bei<br />

Kindern mit einem Belastungsblutdruck oberhalb<br />

dieses Grenzwerts der Herzmuskel verdickt und<br />

© Ketelhut<br />

die Herzfunktion beeinträchtigt waren. Gleiche<br />

Ergebnisse konnten auch schon bei jüngeren Altersgruppen<br />

nachgewiesen werden.<br />

Handlungsbedarf<br />

Die behandelnden Haus- und Kinderärzte müssen<br />

für diese Thematik sensibilisiert werden.<br />

Zugleich sollten ihnen praktikable Strategien zur<br />

Diagnose, Einschätzung und Therapie der Hypertonie<br />

bei Kindern und Jugendlichen angeboten<br />

werden. Nur dann haben wir eine Chance, frühzeitig<br />

einzugreifen, gerade bei Kindern und Jugendlichen,<br />

um die Ausprägung der Hypertonie<br />

und ihrer Folgeschäden zu begrenzen und damit<br />

zukünftige kostenträchtige Folgeerkrankungen<br />

zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen<br />

zu erhalten.<br />

Au Auto tor<br />

Professor Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Reinhard<br />

G. Ketelhut ist Professor am Institut für Sportmedizin<br />

und dem Universitätsklinikum Charité der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin und praktiziert im<br />

Medical Center Berlin (MCB).<br />

PRAXIS<br />

21<br />

Wird bei einem Kind<br />

der Blutdruck gemes<br />

sen, so ist vor allem<br />

darauf zu achten,<br />

dass die Größe der<br />

Manschette dem Alter<br />

des Kindes angemes<br />

sen ist.


22 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Stress-MRT gibt Hinweis<br />

auf Infarktrisiko<br />

von Privatdozent Dr Dr. med. Sebastian Kelle<br />

Wenn eine koronare Herzerkrankung vermutet wird oder bereits vorliegt, kann ein so<br />

genanntes „Stress-MRT“ dazu beitragen, das Risiko für einen Herzinfarkt einzuschätzen.<br />

Die Magnetresonanztomographie (MRT – siehe<br />

Kasten) liefert zunehmend wertvolle Informationen<br />

für die Kardiologie. Unter anderem<br />

kann sie helfen, das individuelle Risiko eines<br />

Herzinfarktes genauer vorherzusagen. Das ist besonders<br />

bei denjenigen Patienten von Bedeutung,<br />

die im Rahmen einer konventionellen Ergometrie<br />

(Belastungstest) nicht ausreichend belastet werden<br />

können. Davon sind nicht nur schwer Herzkranke<br />

betroffen, sondern beispielsweise auch Personen<br />

mit Gelenkproblemen. Ein weiterer Vorteil der<br />

MRT liegt darin, dass sie zu keiner Strahlenbelastung<br />

führt und ohne jodhaltige Kontrastmittel auskommt,<br />

die gerade bei Schwerkranken ebenfalls<br />

zu Problemen führen können.<br />

Herzinfarkt-Risiko ermitteln<br />

Unsere in Deutschland durchgeführte Studie zeigt,<br />

dass sich das individuelle Herzinfarkt-Risiko mittels<br />

kardialer Magnetresonanztomographie („MRT<br />

Magnetresonanztomographie (MRT)<br />

Die Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie<br />

genannt) ist eine Untersuchungsmethode, bei der ohne Röntgenstrahlen<br />

Bilder aus dem Inneren des Körpers gemacht werden. Die<br />

Darstellung innerer Organe ist mithilfe von starken Magnetfeldern<br />

und elektromagnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich<br />

möglich. Neben der Durchblutung der Organe kann anhand eines<br />

Herz-MRTs auch die Pumpfunktion des Herzens und die Größe der<br />

Herzkammern beurteilt werden.<br />

Bei einem Stress-MRT des Herzens wird die Durchblutung der Herzmuskulatur<br />

in Ruhe und bei Belastung („Stress“) untersucht. Dabei<br />

kann ermittelt werden, ob der Herzmuskel auch bei starker Belastung<br />

immer ausreichend mit Blut versorgt wird. Da körperliche Bewegung<br />

in einem Magnetresonanztomographen nicht möglich ist, wird die<br />

Belastung des Herzens durch ein Medikament simuliert, das kurzfristig<br />

die Durchblutung steigert.<br />

des Herzens“) zuverlässig voraussagen lässt (Kelle,<br />

S., et al.: V140 – Erfassung der prognostischen<br />

Wertigkeit einer negativen Dobutamin-Stress-MRT<br />

bei 3.138 Patienten; publiziert in Clinical Research<br />

in Cardiology 101, Supplement 1, April 2012). Von<br />

allen Patienten, bei denen ein Stress-MRT keinen<br />

auffälligen Befund erbracht hatte, erlitten innerhalb<br />

der ersten drei Jahre lediglich 0,6 Prozent pro<br />

Jahr einen Herzinfarkt oder starben.<br />

Mit einem MRT des Herzens ist es möglich, den<br />

Herzmuskel im gesunden Zustand sowie in verschiedenen<br />

Erkrankungsstadien sichtbar zu machen.<br />

Das ist selbst bei Belastung möglich. Da<br />

sich der Patient im MRT-Gerät nicht bewegen<br />

kann, wird die Bewegung während der MRT-Untersuchung<br />

durch ein Medikament simuliert. Mit<br />

unserer Forschungsgruppe haben wir bei mehr<br />

als 3.000 Patienten untersucht, in welchem Zusammenhang<br />

das Ergebnis eines Stress-MRTs mit<br />

dem persönlichen Risiko eines Patienten steht, in<br />

nächster Zeit von einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />

betroffen zu sein. Ziel der Studie war es<br />

nicht, die Genauigkeit der Methode zu beweisen.<br />

Diese kennen wir seit Jahren. Vielmehr wollten<br />

wir wissen, ob wir uns auf die Prognosen, die wir<br />

anhand der MRT-Untersuchungen treffen, auch<br />

verlassen können. Ob wir also die Patienten beruhigt<br />

nach Hause schicken können, wenn wir im<br />

Stress-MRT nichts Auffälliges fi nden.<br />

Die Studie<br />

Im Rahmen unserer Studie wurden Patienten<br />

am <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum Berlin oder an der<br />

Universitätsklinik Heidelberg mit Hilfe eines<br />

standardisierten Protokolls auf das Vorliegen von<br />

Störungen bei den Bewegungen der Herzwand<br />

untersucht. Im Anschluss haben wir die Patienten<br />

weiter begleitet und ihre Erkrankungen erfasst,<br />

insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Da Das in indi divi vidu duel elle le He Herz rzin infa fark rktt-Ri<br />

Risi siko ko lä läss sst si sich ch mi mit ei eine nem MR MRT<br />

de des He Herz rzen ens zu zuve verl rläs ässi sig vo vora raus ussa sage gen. n.<br />

wie Herztod und Herzinfarkt. Diese Phase der<br />

Beobachtung währte durchschnittlich 3¼ Jahre<br />

(+/- 1,7 Jahre). Im Laufe des Beobachtungszeitraums<br />

wurden 183 Patienten erfasst, die einen<br />

Herzinfarkt erlitten oder an einem Herztod verstarben,<br />

insgesamt 5,8 Prozent. Bei der Analyse<br />

der Daten erwies sich das Vorliegen einer belastungsinduzierten<br />

Wandbewegungsstörung als<br />

stärkster Prädiktor (Frühwarnzeichen) für das<br />

Auftreten eines Herzinfarktes- oder Todes. Das<br />

heißt, bei diesen Patienten zeigte sich beim Stress-<br />

MRT, dass unter Belastung die Bewegungen der<br />

Herzwand auffällig waren. Wurde im Stress-MRT<br />

des Herzens unter maximaler Belastung eine normale<br />

Wandbewegung des Herzens festgestellt, so<br />

war das Risiko eines Herzinfarkts in den nächsten<br />

drei Jahren gering. In den folgenden Jahren wurde<br />

ein Anstieg des Risikos auf schließlich 3,2 Prozent<br />

im sechsten Jahr beobachtet.<br />

Die Daten legen auch nahe, dass ein MRT gut<br />

geeignet ist für eine Beurteilung, ob eine Revaskularisation<br />

empfehlenswert ist. Eine Revaskularisation<br />

bedeutet bei diesen Patienten, dass ein<br />

verengtes oder verschlossenes Herzkrankgefäß<br />

durch Herzkathetertechnik aufgedehnt wird oder<br />

mit einem Bypass überbrückt wird. Bei Patienten,<br />

die aufgrund einer unter Belastung nachgewiesenen<br />

Wandbewegungsstörung anschließend einer<br />

Revaskularisation zugeführt wurden, kam es signifi<br />

kant seltener zum Auftreten eines Herzinfarktes<br />

oder Todes als bei Patienten, die rein medikamentös<br />

weiterbehandelt wurden.<br />

© Philips<br />

Vermeidung von Herzkatheter-Untersuchungen<br />

Ungeachtet des apparativen Aufwands kann ein<br />

Stress-MRT im Rahmen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

auch helfen, Kosten zu sparen. Wir können<br />

mit dieser Methode sehr sicher sagen, welche Patienten<br />

man zum Herzkatheter schicken muss und<br />

welche mit gutem Gewissen eine medikamentöse<br />

Behandlung erhalten können. Damit werden verzichtbare<br />

Katheter-Untersuchungen und -Eingriffe<br />

eingespart. Diese verursachen zusätzliche Kosten<br />

und bedeuten für den Patienten weitere Risiken.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass bei unauffälligem<br />

Stress-MRT das Risiko über drei Jahre<br />

gering bleibt. Die Untersuchung muss also nicht<br />

jedes Jahr wiederholt werden. In einer 2011 ebenfalls<br />

von unserer Forschungsgruppe publizierten<br />

Studie (Kelle, S., et al.: Long-Term Prognostic Value<br />

of Dobutamine Stress CMR. Publiziert in JACC<br />

Cardiovascular Imaging 2011, 4: 161–72) waren Patienten,<br />

die unter Belastung im MRT keine auffälligen<br />

Bewegungen der Herzwand zeigten, zu 96,8<br />

Prozent in den folgenden sechs Jahren nicht von<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen.<br />

Au Auto tor<br />

Ereignisfreies Überleben (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

X 2 = 166.4<br />

p < 0.001<br />

Privatdozent Dr. med. Sebastian Kelle ist Arzt am<br />

<strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum Berlin, Klinik für Innere<br />

Medizin – Kardiologie.<br />

FORSCHUNG<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Zeit (Jahre)<br />

Ohne induzierbare WBS<br />

Mit induzierbaren WBS<br />

23<br />

Überlebenskurve (Kaplan-Meier-Kurve) bei Patienten mit Ve Verdacht rdacht auf eine Durchblu- Durchblu-<br />

tungsstörung des Herzens, differenziert nach Auftreten von Wa Wandbewegungsstörungen<br />

ndbewegungsstörungen<br />

(WBS) während eines Stress-MRT Stress-MRT. Bei Patienten ohne WBS zeigt sich ein signifikant ver<br />

bessertes Überleben hinsichtlich des Auftretens einer tödlichen Herzerkrankung (hartes<br />

kardiales Ereignis). (Q (Quel uelle le: Pr Pres esse sete text xt DG DGK 04 04/2 /201 012) 2)


24 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Es stehen bereits be<br />

währte Medikamente<br />

zur Behandlung von<br />

Bluthochdruck zur<br />

Ve Verfügung. rfügung. Dennoch<br />

wird weiter geforscht:<br />

Gesucht werden<br />

Wirkstoffe, die gleich<br />

mehrere blutdruck<br />

steigernde Mechanis- Mechanis-<br />

men beeinflussen.<br />

Neue Blutdrucksenker<br />

in Sicht<br />

von Dr Dr. med. Wo Wolfgang lfgang Derer<br />

Viele blutdrucksenkende Medikamente haben sich bereits bestens bewährt. Trotzdem<br />

gibt es gute Gründe, weiter zu forschen. Denn neue Substanzen versprechen komplexere<br />

blutdrucksenkende Strategien und bessere Wirkung.<br />

Fünf bewährte Medikamentengruppen werden<br />

derzeit von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zur<br />

Behandlung von Bluthochdruck empfohlen. Diese<br />

sind die 1. Wahl bei der Behandlung von Hypertonikern:<br />

ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten,<br />

Kalziumantagonisten, Diuretika und Betablocker.<br />

Weitere Reserve-Blutdrucksenker stehen zur Verfügung,<br />

wenn die in erster Linie empfohlenen<br />

Wirkstoffe den Blutdruck nicht ausreichend senken.<br />

Die Blutdrucksenker der 1. Wahl und die<br />

Reserve-Blutdrucksenker haben in großen medizinischen<br />

Studien blutdrucksenkende und prognoseverbessernde<br />

Wirkungen bewiesen. Innovationen<br />

fanden in den letzten 20 Jahren nur innerhalb<br />

dieser Substanzklassen statt. Doch eine ganze<br />

Reihe weiterer blutdrucksenkender Medikamente<br />

sind derzeit in der Entwicklung.<br />

Aliskiren<br />

Im Jahr 2007 wurde das Medikament Aliskiren<br />

in der EU zur Behandlung von Bluthochdruck zugelassen.<br />

Das Medikament brachte einen neuen<br />

Wirkmechanismus für die Behandlung von Hypertonikern.<br />

Es bindet an Stelle von Renin (siehe<br />

Kasten S. 25) am Angiotensinogenmolekül und<br />

verhindert so dessen Aufspaltung. Dadurch wird<br />

das Renin-Angiotensin-System am ersten und geschwindigkeitsbestimmenden<br />

Schritt gehemmt.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Im Vergleich zu anderen Therapien führt der Renin-Inhibitor<br />

zu einer deutlich umfangreicheren<br />

Kontrolle des Renin-Angiotensin-Systems. Aliskiren<br />

ist ein potentes Antihypertensivum. Hervorzuheben<br />

sind die sehr gute Verträglichkeit und<br />

ein geringes Nebenwirkungsprofil, insbesondere<br />

im Vergleich mit Diuretika oder Betablockern.<br />

In einem umfassenden Studienprogramm wird<br />

Aliskiren hinsichtlich der Blutdrucksenkung und<br />

seiner Wirkung untersucht. Hierfür wurden vier<br />

Studien (APOLLO, ALTITUDE, ATHMOSPHERE,<br />

ASTRONAUT) auf den Weg gebracht. Ende des<br />

letzten Jahres musste allerdings die ALTITUDE-<br />

Studie vorzeitig beendet werden, da bei Patienten<br />

mit KHK (Herzkranzgefäßverengung) und Diabetes<br />

unter gleichzeitiger Therapie mit Aliskiren und<br />

ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten vermehrt<br />

schwerwiegende Komplikationen auftraten. Möglicherweise<br />

ist eine derartige Blockade des Renin-<br />

Angiotensin-Systems für die Patienten, die in AL-<br />

TITUDE untersucht wurden, keine therapeutische<br />

Option. Vorerst sollte Aliskiren bei diabetischen<br />

Patienten mit KHK oder Nierenfunktionseinschränkung,<br />

die bereits ACE-Hemmer oder AT1-<br />

Blocker einnehmen, nicht zusätzlich verordnet<br />

werden. Die anderen Studien werden aber weiter<br />

durchgeführt.<br />

Bifunktionale Moleküle<br />

Ein weiterer neuer Ansatz ist die Entwicklung sogenannter<br />

bifunktionaler Moleküle. Diese vereinen<br />

zwei unterschiedliche Wirkmechanismen in<br />

einem Molekül und kontrollieren somit mehrere<br />

pathophysiologische (krankhafte) Mechanismen.<br />

Ein Beispiel ist das kürzlich zugelassene Azilsartan.<br />

Dieser ist zwar der achte AT1-Antagonist, der<br />

jedoch zusätzlich einen Rezeptor aktiviert. Die<br />

Aktivierung des Rezeptors PPAR-γ verbessert den<br />

Glukosestoffwechsel und die Insulinsensitivität.<br />

Außerdem geht die Aktivierung mit einer Verminderung<br />

des Risikos für Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)<br />

einher. Azilsartan wurde in sieben<br />

Studien (Phase III) mit nahezu 6.000 Hypertoniepatienten<br />

untersucht. Erfahrungen mit Azilsartan<br />

im Praxisalltag werden im Rahmen eines<br />

Registers (EARLY-Register) gewonnen. Es ist geplant,<br />

bei rund 5.000 Patienten die Wirksamkeit,<br />

Verträglichkeit und Sicherheit von Azilsartan zu<br />

vergleichen.<br />

Ein weiterer Ansatz für neue Wirkstoffe ist die<br />

Hemmung eines bestimmten Enzyms (Neprilysin),<br />

das sich auf die Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems<br />

und des sympathischen Nerven-<br />

Blutdruckregulation<br />

FORSCHUNG<br />

25<br />

Das Renin-Angiotensin-System reguliert den Salz- und Wasserhaushalt<br />

des Menschen und ist damit eines der wichtigsten blutdruckregulierenden<br />

Systeme des Körpers. Mithilfe des Enzyms Renin wird<br />

aus Angiotensinogen das Angiotensin I gebildet, aus dem durch das<br />

Enzym ACE schließlich Angiotensin II entsteht. Dieses bewirkt die<br />

Engstellung der Blutgefäße und damit die Erhöhung des Blutdrucks.<br />

Derzeit existieren mehrere bewährte blutdrucksenkende Medikamente,<br />

die in dieses System eingreifen. So blockieren ACE-Hemmer die<br />

Bildung von Angiotensin II. AT1-Antagonisten wiederum besetzen die<br />

Rezeptoren von Angiotensin II, sodass dieses an seiner Wirkung gehindert<br />

wird (siehe Grafik Seite 26).<br />

systems auswirkt. Wird das Enzym gehemmt und<br />

nehmen die Betroffenen zusätzlich einen AT1-<br />

Antagonisten, führt dies zu einer sich gegenseitig<br />

ergänzenden Blutdrucksenkung.<br />

Geforscht wird auch zur Blockade der Endothelin-<br />

Rezeptoren. Das Endothel ist die oberste Wandschicht<br />

der Blutgefäße. In gesunden Gefäßen<br />

kommt es bei Überbeanspruchung der Gefäßwand<br />

zu einer Aktivierung des Endothels und damit<br />

zu einer Gefäßerweiterung. Endotheline sind<br />

die stärksten bekannten gefäßverengenden Stoffe.<br />

Eine Blockade der Rezeptoren blockiert die Wirkung<br />

der Endotheline. Dieses Prinzip wird bereits<br />

erfolgreich zur Behandlung bestimmter Formen<br />

des Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie,<br />

siehe auch <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012) eingesetzt. Es<br />

liegt nahe, diesen Ansatz auch bei Bluthochdruck<br />

zu überprüfen.<br />

Eine weitere bifunktionale Wirkung, die derzeit<br />

überprüft wird, ist die Wirkung eines AT1-Antagonisten<br />

vereint mit einem sogenannten NO-<br />

Donator. Die Anspannung und Entspannung von<br />

Blutgefäßen wird reguliert durch ein enges Zusammenspiel<br />

von Botenstoffen, an denen auch<br />

Stickstoffmonoxid (NO) beteiligt ist, und das in<br />

Interaktion tritt mit dem Renin-Angiotensin-System.<br />

NO-Donatoren erhöhen die Stickstoffmonoxidkonzentration<br />

in der Wand der Blutgefäße und<br />

wirken somit blutdrucksenkend.<br />

Die genannten Beispiele zeigen, dass es schwieriger<br />

geworden ist und wohl auch nicht mehr<br />

notwendig, ein neues blutdrucksenkendes Medikament<br />

einzuführen, das „nur“ den Blutdruck zuverlässig<br />

senkt und gut verträglich ist. Von einem<br />

neuen Antihypertensivum wird außerdem erwartet,<br />

dass es über die Blutdrucksenkung hinaus die<br />

Gefäße, die Nieren und das Herz schützt.


26 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Stimulierung des<br />

Kreislaufzentrums<br />

(Gehirn)<br />

Durst und Appetit<br />

auf Salz<br />

Vermehrte Wasserund<br />

Salzaufnahme<br />

Das Renin-Angiotensin-System ist eines der wichtigsten blutdruckregulierenden Systeme des Körpers.<br />

Gegen Hypertonie impfen<br />

Eines der großen Probleme der antihypertensiven<br />

Behandlung ist die Therapietreue. Sie sinkt mit<br />

steigender Komplexität der Verordnungen und<br />

verbessert sich, je einfacher die Verordnungen<br />

sind. Eine sehr starke Vereinfachung wäre eine<br />

nur selten durchzuführende Impfung gegen Komponenten<br />

des Renin-Angiotensin-Systems.<br />

Bereits vor 60 Jahren wurde an einem Impfstoff<br />

gegen Renin gearbeitet. Dieser scheiterte jedoch<br />

aufgrund fehlender Wirkung, außerdem hatte er<br />

massive Nebenwirkungen. Auch eine Immunisierung<br />

gegen Angiotensin I erwies sich nicht als erfolgversprechend.<br />

Au Auto tor<br />

Angiotensinogen<br />

Angiotensin I<br />

Angiotensin II<br />

Aldosteron<br />

ACE<br />

(Angiotensin<br />

converting<br />

enzyme)<br />

Renin<br />

Hemmung<br />

Blutdruckanstieg<br />

Dr. med. Wolfgang Derer, Internist und Hypertensiologe<br />

DHL ® , ist an der Klinik und Poliklinik für<br />

Kardiologie und Nephrologie des HELIOS-Klinikums<br />

Berlin-Buch tätig.<br />

Gefäßverengung<br />

abführende<br />

Arteriole<br />

Verringerte Salzund<br />

Wasserausscheidung<br />

Renin-<br />

Ausschüttung<br />

Niedriger<br />

Blutdruck<br />

zuführende<br />

Arteriole<br />

Nierenkörperchen<br />

Ziel der aktuellsten Projekte ist eine Immunisierung<br />

gegen Angiotensin II. Hier werden bereits<br />

medizinische Studien durchgeführt. So konnte in<br />

einer Studie die blutdrucksenkende Wirkung eines<br />

Impfstoffs nachgewiesen werden (Tissot AC, et al.:<br />

Effect of immunisation against angiotensin II with<br />

CYT006-AngQb on ambulatory blood pressure: a<br />

double-blind, randomised, placebo-controlled phase<br />

IIa study. Publiziert in Lancet 2008, 371 (9615):<br />

821–7).<br />

Eine andere Strategie besteht darin, einzelne Bausteine<br />

von Angiotensin II zu verwenden, die als<br />

Impfstoff wirken und eine spezifische Immunreaktion<br />

des Körpers auslösen. Dieser Impfstoff befindet<br />

sich allerdings noch in der Entwicklungsphase.<br />

Trotz vielversprechender Ergebnisse der Impfung<br />

gegen Angiotensin II, die sich aber noch in der<br />

Frühphase der Entwicklung befindet, müssen vor<br />

Einführung in die Praxis noch einige Fragen beantwortet<br />

werden. Ungeklärt ist die blutdrucksenkende<br />

Langzeitwirkung, welche Dosis notwendig<br />

ist, wie häufig geimpft werden sollte sowie die<br />

Konsequenzen der Langzeitblockade von Angiotensin<br />

II.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Verkehrsteilnehmer mit Diabetes mellitus Typ<br />

1 und Typ 2 nehmen in der Unfallstatistik<br />

keinen Sonderplatz ein. Sie treten dort genau so<br />

oft als Unfallverursacher auf wie Nichtdiabetiker,<br />

das teilt die <strong>Deutsche</strong> Diabetes Gesellschaft<br />

(DDG) anlässlich ihrer Herbsttagung mit. Bei von<br />

Diabetikern verschuldeten Unfällen ist jedoch<br />

sehr häufig eine Unterzuckerung, auch Hypoglykämie<br />

genannt, die Ursache. „Sie bringt Konzentrations-,<br />

Verhaltens- und Wahrnehmungsstörungen<br />

oder auch Bewusstseinsbeeinträchtigungen<br />

mit sich“, erklärt Dr. Hermann Finck, Diabetologe<br />

DDG und verkehrsmedizinischer Gutachter.<br />

„Eine Wahrnehmung der Unterzuckerung ist<br />

deshalb Voraussetzung für die Fahreignung.“ Es<br />

sei besonders wichtig, Diabetiker so zu schulen,<br />

dass sie eine Unterzuckerung frühzeitig erkennen<br />

können.<br />

Die Gefahr einer Unterzuckerung ist erhöht,<br />

wenn der Blutzucker bereits bei Fahrtantritt unter<br />

70 mg/dl (4mmol/l) liegt. Dann können Konzentrationsstörungen,<br />

geminderte Aufmerksamkeit<br />

und verlangsamtes Reaktionsvermögen die Fahrtauglichkeit<br />

zumindest temporär beeinträchtigen.<br />

Am häufigsten treten plötzliche Hypoglykämien<br />

auf, wenn Menschen mit Diabetes Mahlzeiten<br />

auslassen oder verzögern. Auch verstärkte körperliche<br />

Aktivität oder der Konsum von Alkohol können<br />

zu einer Unterzuckerung führen.<br />

Auf die Anzeichen achten<br />

Zu den Symptomen einer Unterzuckerung gehören<br />

Schweißausbruch, Zittrigkeit, schneller Puls,<br />

plötzlicher Heißhunger, Konzentrationsstörungen,<br />

Sehstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen.<br />

Menschen mit Diabetes sollten besonders<br />

darauf achten, sich ausgewogen zu ernähren und<br />

körperlich aktiv zu sein. „Alle diese Faktoren beeinflussen<br />

die Stoffwechseleinstellung beim Diabetes<br />

mehr als bei anderen Krankheiten“, sagt<br />

Finck. Darüber hinaus sollten Diabetiker ihren<br />

Stoffwechsel regelmäßig kontrollieren – auch in<br />

Hinblick auf die Verkehrssicherheit. „Nur Diabetiker,<br />

die kompetent mit ihrer Erkrankung umgehen<br />

können und ein großes Verantwortungsbewusstsein<br />

haben, sollten Auto fahren“, so Finck.<br />

AKTUELLES<br />

Sicher Autofahren trotz Diabetes<br />

Menschen mit Diabetes sind nicht häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt als Nichtdiabetiker. Doch Diabetiker<br />

müssen stärker als andere auf Ernährung und Bewegung achten, um sicher ein Fahrzeug zu führen.<br />

Bei längeren Autofahrten rät die DDG, alle zwei<br />

Stunden anzuhalten und den Blutzucker zu messen.<br />

Sobald sich eine Unterzuckerung bemerkbar<br />

macht, nimmt der Fahrer am Besten schnell wirkende<br />

Kohlenhydrate wie Traubenzucker, Obstsaft<br />

oder Softdrinks zu sich. Erst wenn der Blutzucker<br />

wieder ein normales Level erreicht, sollte die Fahrt<br />

fortgesetzt werden.<br />

Wer nicht fahren sollte<br />

Patienten mit Diabetes, die ihre eigene Unterzuckerung<br />

nicht wahrnehmen können, haben ein<br />

schwerwiegendes Problem hinsichtlich der Fahreignung.<br />

„Wer innerhalb eines Jahres zwei Mal im<br />

Wachzustand so stark unterzuckert war, dass er<br />

fremde Hilfe benötigt hat, ist als Autofahrer ungeeignet“,<br />

sagt DDG-Experte Finck. Allerdings lässt<br />

sich die Fahreignung durch Maßnahmen wie das<br />

Unterzuckerungs-Wahrnehmungstraining, eine<br />

Änderung der Therapie sowie vermehrte Blutzuckerselbstkontrollen<br />

in der Regel wieder herstellen.<br />

Finck erklärt: „Wenn Diabetespatienten die<br />

Anzeichen einer Unterzuckerung sicher erkennen,<br />

steht dem Autofahren nichts entgegen. Die<br />

Mehrzahl erfüllt die Anforderungen an das sichere<br />

Führen von Kraftfahrzeugen als Privatkraftfahrer<br />

und auch als Berufskraftfahrer.“<br />

27<br />

Problematisch wird<br />

das Autofahren,<br />

wenn Diabetiker<br />

ihre eigene Unterzu- Unterzu-<br />

ckerung nicht wahr<br />

nehmen können.


28 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

T-City Friedrichshafen<br />

Blutdruckkontrolle per Handy<br />

Mittels Blutdruckmessgerät und Handy können Blutdruckwerte in eine Datenbank übertragen<br />

und so von Arzt und Patienten besser im Auge behalten werden. Ein telemedizinisches<br />

Projekt am Klinikum Friedrichshafen überprüft das Konzept.<br />

Bei chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck<br />

und Diabetes ist die regelmäßige Kontrolle<br />

wichtiger Messwerte wie Blutzuckerspiegel<br />

und Blutdruckhöhe ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Therapie. Doch regelmäßige Arztbesuche<br />

sind aufwendig und zeitraubend. Viele chronisch<br />

Kranke messen ihre Werte regelmäßig, notieren<br />

das Ergebnis mit Papier und Bleistift und präsentieren<br />

die Daten in großen Abständen ihrem Arzt.<br />

Das ist bei einem leichten Verlauf der Krankheit<br />

kein Problem. Doch je schwerwiegender die Erkrankung,<br />

desto häufiger sollte der Arzt einen<br />

Blick auf die Werte werfen.<br />

Zeitersparnis<br />

Die Telemedizin kann gerade bei chronischen<br />

Erkrankungen einen Beitrag zur Erleichterung<br />

der Verlaufskontrolle leisten. Telemedizin heißt<br />

ganz allgemein, dass zwischen den Beteiligten –<br />

zum Beispiel Arzt und Patient – eine räumliche<br />

und vielleicht auch zeitliche Distanz besteht. Bei<br />

chronischen Erkrankungen wird die Telemedizin<br />

beispielsweise eingesetzt, um anhand von selbst<br />

gemessenen Werten den Verlauf der Erkrankung<br />

zu beobachten. Dabei erspart sie den Betroffenen<br />

Zeit und nimmt ihnen Lauferei ab, ohne dass sie<br />

auf eine engmaschige Kontrolle durch ihren behandelnden<br />

Arzt verzichten müssen. Die chronisch<br />

Kranken messen zu Hause ihre Werte, die<br />

beispielsweise per Handy an eine Datenbank übertragen<br />

werden. Arzt und Patient erhalten Zugang<br />

T-City ist die gemeinsame Zukunftswerkstatt von Friedrichshafen und<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Telekom. Die Stadt am Bodensee hatte sich in einem<br />

Wettbewerb gegen 51 Bewerber durchgesetzt und wurde im Februar<br />

2007 zur T-City gekürt. Beide Partner setzten in einer fünfjährigen<br />

Kooperation beispielhafte Projekte moderner Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie um.<br />

zur Patientenakte und alle Beteiligten können den<br />

Verlauf der Werte verfolgen – zum Beispiel am<br />

Computer, durch einen Blick in die Datenbank<br />

und den dort gespeicherten Daten. Bewegen sich<br />

die Werte außerhalb eines zuvor festgelegten Bereichs,<br />

wird Alarm ausgelöst. Dann kann der Arzt<br />

seinen Patienten beispielsweise darüber informieren,<br />

dass die Therapie geändert werden soll oder<br />

ein Arztbesuch notwendig ist. Ärzte können auf<br />

diese Weise viele Patienten gleichzeitig überwachen.<br />

Sie haben kritische Werte schneller im Blick<br />

und können ihre Patienten mit wenigen Klicks<br />

informieren. Die regelmäßige Erhebung und automatische<br />

Übertragung von Befunden soll dazu<br />

beitragen, dass der behandelnde Arzt eine Verschlechterung<br />

der Erkrankung frühzeitig erkennt.<br />

Er kann durch gezielte Maßnahmen rechtzeitig<br />

eingreifen und damit in manchen Fällen eine stationäre<br />

Einweisung vermeiden.<br />

Pilotprojekt<br />

Ein Pilotprojekt zur Beobachtung des Blutdrucks<br />

von Hypertonikern wurde zwischen 2011 und<br />

2012 am Klinikum Friedrichshafen durchgeführt.<br />

Die Anwendungsbeobachtung fand im Rahmen<br />

der T-City statt, einem Projekt der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Telekom AG (siehe Kasten). An dem telemedizinischen<br />

Projekt nahmen 29 Teilnehmer teil, die<br />

sich freiwillig zur Verfügung stellten und ein Jahr<br />

lang ihren Blutdruck maßen. Im November 2012<br />

ist das Projekt beendet, im Dezember werden<br />

die ersten Ergebnisse erwartet. Ziel der Untersuchung<br />

war die Überprüfung und Bewertung eines<br />

Home Telemonitoring Systems zur kontinuierlichen<br />

Betreuung von Hypertonie-Patienten. Die<br />

Teilnehmer maßen ihren Blutdruck mehrmals<br />

täglich zwei- bis dreimal und übertrugen die Ergebnisse<br />

in eine Datenbank. Die beteiligten Ärzte<br />

des Klinikums Friedrichshafen überwachten die<br />

Blutdruckwerte. Wurden die Grenzwerte wiederholt<br />

oder sehr massiv überschritten, so empfahlen<br />

sie den Betroffenen, ihren Hausarzt zu Rate zu<br />

ziehen.


Datum/Unterschrift<br />

Geldinstitut/Bank BLZ Konto-Nr.<br />

BEITRITTSERKLÄRUNG<br />

� Ich überweise selbst auf das Konto Nr. 541 493 300, Commerzbank Heidelberg (BLZ 672 800 51).<br />

� bargeldlos durch Bankeinzug (hiermit verringern Sie den Verwaltungsaufwand)<br />

Mein Zahlungsweg (bitte ankreuzen)<br />

Datum/Unterschrift (ich erkläre hiermit meinen Beitritt)<br />

Mein persönlicher Jahresbeitrag: € Vielen Dank!<br />

� EUR 16,- (Mindestbeitrag) für Laien � EUR 26,- (Mindestbeitrag) für � Allgemeinmediziner � Internisten<br />

� Kliniker � Apotheker � Sonstige<br />

PLZ/Wohnort E-Mail<br />

Straße Telefon/Telefax<br />

Name Geburtsdatum<br />

IHRE AKTUELLEN DATEN<br />

Ich möchte Mitglied werden im eingetragenen gemeinnützigen Verein<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />

BITTE DENKEN SIE<br />

AN DEN MITGLIEDSBEITRAG 2012<br />

Datum/Unterschrift<br />

Straße<br />

Name PLZ/Wohnort<br />

BLZ Konto-Nr.<br />

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� Hiermit ermächtige ich Sie widerruflich, meinen Mitgliedsbeitrag von folgendem Konto abzuziehen:<br />

Ihre Bankverbindung hat sich geändert?<br />

Oder Sie möchten nachträglich eine Einzugsermächtigung erteilen?<br />

PLZ/Wohnort E-Mail<br />

Straße Telefon/Telefax<br />

Name Geburtsdatum<br />

Sie sind umgezogen? Hier können Sie Ihre Kontaktdaten aktualisieren.


Absender:<br />

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freimachen<br />

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Straße<br />

PLZ, Wohnort<br />

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Telefon<br />

Ich möchte Mitglied werden, weil…<br />

Telefon<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />

Hypertonie und Prävention<br />

� ich persönlich betroffen bin<br />

� ich Interesse am Thema habe<br />

� ich die <strong>Hochdruckliga</strong> unterstützen möchte*<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />

Hypertonie und Prävention<br />

Berliner Straße 46<br />

� ich mich für eine Selbsthilfegruppe interessiere<br />

Berliner Straße 46<br />

*Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />

69120 Heidelberg<br />

Beitrittserklärung auch im Internet: www.hochdruckliga.de<br />

69120 Heidelberg


* NICHT BUNDESEINHEITLICHE FEIERTAGE<br />

Blutdruckmessen Blutdruckmessen<br />

Blutdruckmessen ist einfach einfach und schmerzfrei.<br />

schmerzfrei.<br />

31 DO /<br />

31 SO OSTERSONNTAG /<br />

31 FR /<br />

30 MI /<br />

29 DI /<br />

29 FR KARFREITAG /<br />

30 SA /<br />

30 DI /<br />

18<br />

29 MI /<br />

30 DO FRONLEICHNAM /<br />

30 SO /<br />

5<br />

29 MO //<br />

28 MO /<br />

27 MI /<br />

28 DO /<br />

28 DI /<br />

27 SO /<br />

27 MI /<br />

28 DO /<br />

28 SO /<br />

22<br />

28 FR /<br />

29 SA /<br />

27 MO /<br />

25 FR /<br />

26 SA /<br />

26 DI /<br />

9<br />

26 DI /<br />

13<br />

26 FR /<br />

27 SA /<br />

26 SO /<br />

26 MI /<br />

27 DO /<br />

25 MO /<br />

25 MO /<br />

24 SO /<br />

24 FR //<br />

25 SA /<br />

23 MI /<br />

24 DO /<br />

24 SO /<br />

24 MI //<br />

25 DO /<br />

25 DI /<br />

26<br />

24 MO /<br />

22 DI /<br />

22 FR /<br />

23 SA /<br />

22 FR /<br />

23 SA /<br />

23 DI /<br />

17<br />

22 MI /<br />

23 DO /<br />

23 SO /<br />

4<br />

22 MO /<br />

21 MO /<br />

21 DO /<br />

8<br />

21 DI /<br />

20 SO /<br />

20 MI ASCHERMITTWOCH /<br />

20 MI /<br />

21 DO /<br />

21 SO /<br />

21<br />

21 FR /<br />

22 SA /<br />

20 MO PFINGSTMONTAG /<br />

18 FR /<br />

19 SA /<br />

19 DI FASTNACHT /<br />

19 DI /<br />

12<br />

19 FR /<br />

20 SA /<br />

19 SO PFINGSTSONNTAG /<br />

19 MI //<br />

20 DO //<br />

17 SO /<br />

18 MO ROSENMONTAG /<br />

18 MO /<br />

17 FR WELT HYPERTONIE TAG /<br />

18 SA /<br />

16 MI /<br />

17 DO /<br />

17 SO /<br />

17 MI /<br />

18 DO /<br />

18 DI //<br />

25<br />

17 MO //<br />

15 DI /<br />

15 FR /<br />

16 SA /<br />

15 FR /<br />

16 SA /<br />

16 DI /<br />

16<br />

15 MO /<br />

15 MI /<br />

16 DO /<br />

16 SO //<br />

3<br />

14 MO /<br />

13 MI /<br />

14 DO /<br />

14 DI /<br />

13 SO /<br />

13 MI /<br />

14 DO //<br />

14 SO //<br />

20<br />

14 FR //<br />

15 SA //<br />

13 MO /<br />

11 FR /<br />

12 SA /<br />

12 DI /<br />

7<br />

12 DI /<br />

11<br />

12 FR /<br />

13 SA /<br />

12 SO MUTTERTAG /<br />

12 MI //<br />

13 DO //<br />

11 MO /<br />

11 MO /<br />

10 SO /<br />

10 FR /<br />

11 SA /<br />

9MI /<br />

10 DO /<br />

10 SO ANFANG DER SOMMERZEIT /<br />

10 MI /<br />

11 DO /<br />

11 DI //<br />

24<br />

10 MO //<br />

8DI /<br />

8FR /<br />

9SA /<br />

8FR /<br />

9SA /<br />

9DI /<br />

15<br />

8MO /<br />

8MI /<br />

9DO CHRISTI HIMMELFAHRT /<br />

9SO //<br />

2<br />

7MO /<br />

6MI /<br />

7DO /<br />

6MI /<br />

7DO /<br />

6SA /<br />

7SO /<br />

7DI /<br />

19<br />

7FR //<br />

8SA //<br />

5SA /<br />

6SO HEILIGE 3 KÖNIGE* /<br />

6MO /<br />

5DI /<br />

6<br />

5DI /<br />

10<br />

5MI //<br />

6DO //<br />

4MO /<br />

4SA /<br />

5SO /<br />

3DO /<br />

4FR /<br />

4MO /<br />

4DO /<br />

5FR /<br />

4DI //<br />

23<br />

2SA /<br />

3SO /<br />

2SA /<br />

3SO /<br />

Januar RR<br />

Syst/Diast<br />

1DI NEUJAHR /<br />

2MI 1 /<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

1FR /<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

1FR /<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

1MO OSTERMONTAG /<br />

2DI /<br />

3MI 14 /<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

MAIFEIERTAG /<br />

1MI TAG DER ARBEIT /<br />

2DO /<br />

3FR /<br />

3MO //<br />

2SO //<br />

1SA /<br />

Februar März April Mai Juni<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

2013<br />

info@hochdruckliga.de | www.hochdruckliga.de<br />

<strong>Deutsche</strong>s Kompetenzzentrum Bluthochdruck<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention


Ferien 2013 (ohne Gewähr)<br />

Winter Ostern Pfingsten Sommer Herbst Weihnachten<br />

Winter Ostern Pfingsten Sommer Herbst Weihnachten<br />

Niedersachsen 31.01. + 01.02 16.03. – 02.04. 10.05. /21.05. 27.06. – 07.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 03.01.<br />

NRW / 25.03. – 06.04. 21.05. 22.07. – 03.09. 21.10. – 02.11. 23.12. – 07.01.<br />

Rheinland-Pfalz / 20.03. – 05.04. / 08.07. – 16.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 07.01.<br />

Saarland 11.02. – 16.02 25.03. – 06.04. / 08.07. – 17.08. 21.10. – 02.11. 20.12. – 04.01.<br />

Sachsen 04.02. – 15.02. 29.03. – 06.04. 10.5./18.5-22.5. 15.07. – 23.08. 21.10. – 01.11. 21.12. – 03.01.<br />

Sachsen-Anhalt 01.02. – 08.02. 25.03. – 30.03. 10.05. – 18.05. 15.07. – 28.08. 21.10. – 25.10. 21.12. – 03.01.<br />

Schleswig-Holstein / 25.03. – 09.04. 10.05. 24.06. – 03.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 06.01.<br />

Thüringen 18.02. – 23.02. 25.03. – 06.04. 10.05. 15.07. – 23.08. 21.10. – 02.11. 23.12. – 04.01.<br />

Baden-Württemb. / 25.03. – 05.04 21.05. – 01.06. 25.07. – 07.09. 28.10. – 30.10. 23.12. – 04.01.<br />

Bayern 11.02. – 15.02 25.03. – 06.04. 21.05. – 31.05. 31.07. – 11.09. 28.10. – 31.10. 23.12. – 04.01.<br />

Berlin 04.02. – 09.02. 25.03. – 06.04. 10.05. + 21.05. 19./20.06. – 02.08. 30.09. – 12.10. 23.12. – 03.01.<br />

Brandenburg 04.02. – 09.02. 27.03. – 06.04. 10.05. 20.06. – 02.08. 30.9.–12.10.+1.11. 23.12. – 03.01.<br />

Bremen 31.01. – 01.02. 16.03. – 02.04. 10.05. + 21.05. 27.06. – 07.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 03.01.<br />

Hamburg 01.02. 04.03. – 15.03. 02.05. – 10.05. 20.06. – 31.07. 30.09. – 11.10. 19.12. – 03.01.<br />

Hessen / 25.03. – 06.04. / 08.07. – 16.08. 14.10. – 26.10. 23.12. – 11.01.<br />

Mecklenb.-Vorp. 04.02. – 15.02 25.03. – 03.04. 17.05. – 21.05. 22.06. – 03.08. 14.10. – 19.10. 23.12. – 03.01.<br />

Kennen Sie Ihre We Werte? rte? Täglich Blutdruck messen und hier eintragen ...<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

Juli August September Oktober November Dezember<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

RR<br />

Syst/Diast<br />

RR RR<br />

Syst/Diast Syst/Diast<br />

1SO 1. ADVENT /<br />

1FR ALLERHEILIGEN* /<br />

2SA /<br />

1DI /<br />

40<br />

1SO /<br />

1DO /<br />

2FR /<br />

1MO /<br />

2MO /<br />

2MO //<br />

2DI /<br />

3SO /<br />

2MI /<br />

3DO TAG DER DT. EINHEIT /<br />

27<br />

3DI /<br />

49<br />

3DI /<br />

36<br />

4MO /<br />

3SA /<br />

4SO /<br />

3MI /<br />

4DO /<br />

4MI //<br />

5DO /<br />

5DI /<br />

45<br />

4FR /<br />

5SA /<br />

4MI /<br />

5DO /<br />

5MO /<br />

6FR //<br />

6DI /<br />

5FR /<br />

6SA //<br />

6MI /<br />

7DO /<br />

6SO /<br />

7MO /<br />

6FR //<br />

7SA /<br />

32<br />

7SA /<br />

8SO 2. ADVENT /<br />

7MI /<br />

8DO //<br />

7SO //<br />

8FR /<br />

9SA /<br />

8DI /<br />

41<br />

8SO //<br />

9MO //<br />

9MO /<br />

8MO //<br />

9DI 28 /<br />

10 DI /<br />

50<br />

10 SO /<br />

9MI /<br />

10 DO /<br />

10 DI /<br />

37<br />

9FR //<br />

10 SA //<br />

11 MO /<br />

11 SO /<br />

10 MI /<br />

11 DO //<br />

11 MI /<br />

12 DO 37. Wissenschaftlicher /<br />

12 DI /<br />

46<br />

11 MI /<br />

12 DO /<br />

12 MO //<br />

13 DI /<br />

12 FR //<br />

13 SA //<br />

13 FR Kongress „Hypertonie und /<br />

14 SA Prävention Münster 2013“ /<br />

13 MI /<br />

14 DO /<br />

13 FR //<br />

14 SA //<br />

14 MI //<br />

15 DO MARIÄ HIMMELFAHRT* /<br />

14 SO //<br />

15 FR /<br />

16 SA /<br />

15 SO //<br />

16 MO //<br />

15 MO //<br />

16 DI 29 /<br />

17 SO VOLKSTRAUERTAG /<br />

17 DI //<br />

16 FR //<br />

17 SA /<br />

18 MO /<br />

18 SO //<br />

17 MI /<br />

18 DO //<br />

19 DI /<br />

18 MI /<br />

19 DO //<br />

19 MO /<br />

20 MI BUß- UND BETTAG* /<br />

21 DO /<br />

11 FR /<br />

12 SA /<br />

13 SO /<br />

14 MO /<br />

15 DI 42 /<br />

16 MI /<br />

17 DO /<br />

18 FR /<br />

19 SA /<br />

20 SO /<br />

21 MO /<br />

22 DI 43 /<br />

33<br />

15 SO 3. ADVENT /<br />

16 MO /<br />

17 DI /<br />

51<br />

38<br />

18 MI /<br />

19 DO /<br />

47<br />

20 FR /<br />

21 SA /<br />

20 FR /<br />

21 SA //<br />

20 DI //<br />

34<br />

22 SO /<br />

21 MI //<br />

22 DO //<br />

22 SO 4. ADVENT /<br />

23 MO /<br />

22 FR /<br />

23 SA /<br />

23 MO //<br />

24 SO TOTENSONNTAG /<br />

23 MI /<br />

24 DO /<br />

24 DI /<br />

39<br />

23 FR //<br />

24 SA //<br />

24 DI HEILIGABEND /<br />

25 MI 1. WEIHNACHTSTAG /<br />

25 MO /<br />

25 MI //<br />

26 DO /<br />

25 SO //<br />

26 DO 2. WEIHNACHTSTAG /<br />

26 DI /<br />

48<br />

25 FR /<br />

26 SA /<br />

27 FR /<br />

52<br />

26 MO /<br />

27 DI 35 //<br />

27 MI /<br />

28 DO /<br />

27 SO ENDE DER SOMMERZEIT /<br />

28 SA /<br />

29 SO /<br />

28 MO /<br />

29 FR /<br />

30 SA /<br />

29 DI /<br />

44<br />

27 FR /<br />

28 SA /<br />

29 SO<br />

30 MO /<br />

30 MO /<br />

31 DI SILVESTER /<br />

30 MI /<br />

31 DO REFORMATIONSTAG* /<br />

28 MI /<br />

29 DO //<br />

30 FR<br />

31 SA //<br />

19 FR //<br />

20 SA //<br />

21 SO //<br />

22 MO /<br />

23 DI 30 //<br />

24 MI /<br />

25 DO //<br />

26 FR //<br />

27 SA /<br />

28 SO //<br />

29 MO //<br />

30 DI 31<br />

31 MI //<br />

* NICHT BUNDESEINHEITLICHE FEIERTAGE<br />

Ich möchte Mitglied werden · Telefon: 0 62 21 – 5 88 55-0


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

In der Studie kam das Telemonitoring System von<br />

BodyTel zum Einsatz. Die Komponenten des Systems<br />

inklusive Sensoren, Software und Datenbank<br />

sind als Medizinprodukt nach dem Medizinproduktegesetz<br />

zertifiziert. Die erfassten Blutdruckdaten<br />

werden aus dem Messgerät über eine Bluetooth-<br />

Verbindung und ein Handy an die Datenbank übertragen.<br />

Eine Computerverbindung ist nicht notwendig.<br />

Die Daten werden über eine verschlüsselte<br />

Verbindung übermittelt. Laut BodyTel entsprechen<br />

die Datenübertragung, die Sicherung und der Abruf<br />

der Daten der höchsten Sicherheitsstufe.<br />

Verlaufskontrolle<br />

Das System stellt dem Patienten ein persönliches<br />

Tagebuch und dem Therapeuten eine elektronische<br />

Patientenakte zur Verfügung. Die Datenbank<br />

speichert die eingegangenen Werte zusammen<br />

mit den Messzeitpunkten. Der Patient kann über<br />

sein Tagebuch alle Werte und deren grafische<br />

Auswertung einsehen. Der Therapeut hat eben-<br />

falls Zugriff auf alle Daten und kann jederzeit das<br />

Blutdruckprofil kontrollieren und bei Bedarf die<br />

Grenzwerte anpassen. Werden diese über- oder<br />

unterschritten, gibt das System Alarm und informiert<br />

Arzt und Patient darüber.<br />

Die Teilnehmer des Friedrichshafener Projekts<br />

konnten außerdem entscheiden, wem sie Zugriff<br />

auf ihre Akte erlauben. Auf diese Weise konnten<br />

Familienmitglieder die Daten einsehen, jedoch<br />

nichts verändern oder ergänzen. Je nach Einstellung<br />

wurden auch diese Personen per Alarm<br />

informiert, wenn die Werte bestimmte Grenzen<br />

über- oder unterschritten. Den betreuenden Personen<br />

aus dem Klinikum Friedrichshafen war<br />

der Zugriff auf die Daten grundsätzlich gestattet.<br />

Ein therapeutisches Eingreifen war aber nicht<br />

vorgesehen, da die Therapie beim behandelnden<br />

Haus- oder Facharzt bleiben sollte. Die Ärzte des<br />

Klinikums sollten lediglich auf Negativtrends hinweisen<br />

und den Betroffenen einen Besuch beim<br />

behandelnden Arzt nahelegen.<br />

FORSCHUNG<br />

Te Telemedizin lemedizin für chronisch Kranke: Die Betroffenen können ihre We Werte rte in Ruhe zu Hause messen und per Handy in eine Datenbank einspeisen. Arzt, Pati- Pati-<br />

ent und auf Wu Wunsch nsch auch Angehörige erhalten Zugang zur Patientenakte und können am Co Computer mputer den Ve Verlauf rlauf der We Werte rte verfolgen.<br />

29<br />

© BodyTel


30 RATGEBER <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Eine echte Alternative<br />

Regelmäßig berichten die Medien über die blutdrucksenkende Wirkung von Lebensmitteln<br />

oder Naturheilmitteln. Doch medikamentöse Blutdrucksenker können die natürlichen<br />

Mittel nicht ersetzen.<br />

Gibt es eine Alternative zu den blutdrucksenkenden<br />

Medikamenten? Das ist eine der häufi<br />

gsten Fragen, die Hypertoniker am Beratungstelefon<br />

(siehe auch Seite 53) der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> stellen. Die Antwort lautet: Jein.<br />

Denn es gibt natürliche Möglichkeiten, den Blutdruck<br />

zu senken. Aber sie können in vielen Fällen<br />

die Medikamente nicht ersetzen.<br />

Die beste Möglichkeit zur Blutdrucksenkung ist<br />

eine konsequente Lebensumstellung und vor allem<br />

eine konsequente Kochsalzbeschränkung.<br />

Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend körperlicher<br />

Bewegung, gesunder Ernährung und<br />

regelmäßiger Entspannung senken einen zu hohen<br />

Blutdruck zuverlässig (siehe Kasten). Eine<br />

Lebensumstellung fordert den Hypertonikern viel<br />

Energie und auch Zeit ab, doch es lohnt sich. Für<br />

manche Betroffene ist eine Lebensumstellung be-<br />

Eine gesunde Lebensweise erreicht weit mehr als pflanzliche Arzneimittel<br />

und Naturheilmittel. Das konnte bereits in vielen medizinischen<br />

Studien nachgewiesen werden. Beispielsweise ist bei Übergewicht<br />

durch eine Gewichtsabnahme von 10 Kilogramm eine Senkung<br />

des systolischen Blutdrucks bis zu 20 mm Hg möglich! Das entspricht<br />

dem Effekt einer medikamentösen Kombinationstherapie.<br />

Maßnahme Umfang Blutdrucksenkung*<br />

Körperliche Bewegung Ausdauerbelastung,<br />

drei bis vier Mal pro Woche,<br />

etwa 30 bis 60 Minuten<br />

Gewichtsabnahme<br />

bei Übergewicht<br />

Gesunde Ernährung ballaststoffreich<br />

und mediterran<br />

Kochsalz-Reduktion unter 6 Gramm<br />

Kochsalz täglich<br />

Natürliche Blutdrucksenker<br />

Zur Therapie nicht geeignet<br />

in Zu Zusa samm mmen enar arbe beit it mi mit Pr Prof ofes esso sor Dr Dr. me med. d. Ho Hors rst Br Bras ass<br />

7 bis 10 mmHg<br />

je 1 Kilo Reduktion 1 bis 2 mmHg<br />

Reduktion von Alkohol unter 30 Gramm (Männer) /<br />

20 Gramm (Frauen) täglich.<br />

(10 Gramm Alkohol entspricht<br />

0,1 Liter Wein)<br />

6 bis 11 mmHg<br />

2 bis 6 mmHg<br />

2 bis 4 mmHg<br />

* Auswirkungen auf den oberen (systolischen) Blutdruckwert. Der Erfolg ist individuell unterschiedlich<br />

und nur möglich bei konsequenter Umsetzung.<br />

reits ausreichend, um gute Blutdruckwerte zu erreichen.<br />

Aber auch für Hypertoniker, die auf Medikamente<br />

nicht verzichten können, wirkt sich ein<br />

gesunder Lebensstil positiv aus.<br />

Natürliche Blutdrucksenker<br />

Es gibt einige Studien zur blutdrucksenkenden<br />

Wirkung von Lebensmitteln wie Schokolade und<br />

Tee. Die Forscher untersuchen die blutdrucksenkende<br />

Wirkung natürlich vorkommender Stoffe,<br />

um daraus vielleicht irgendwann ein Medikament<br />

entwickeln zu können. Doch die Lebensmittel und<br />

Naturheilmittel selber sind keine Alternative zu<br />

den Medikamenten. Dafür gibt es fünf wichtige<br />

Gründe:<br />

1. Auch natürliche Mittel haben Nebenwirkungen<br />

Viele glauben, natürliche Mittel sind frei von Nebenwirkungen.<br />

Doch das stimmt nicht. Alle Stoffe,<br />

die wir täglich und in bestimmten Mengen zu<br />

uns nehmen, können Allergien auslösen, Krebs<br />

verursachen oder Auswirkungen auf andere Medikamente<br />

haben. So kann es beispielsweise beim<br />

regelmäßigen Verzehr von Knoblauch zu Wechselwirkungen<br />

mit Medikamenten kommen.<br />

2. Die Wirkung ist nicht zuverlässig<br />

Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Naturheilmitteln<br />

schwanken. Die Zusammensetzung von<br />

Tee oder Schokolade wird selten genau gleich sein,<br />

selbst wenn sich die Rezeptur nicht verändert. Ein<br />

Hypertoniker, der zur Blutdrucksenkung regelmäßig<br />

dunkle Schokolade isst, kann nicht sicher sein,<br />

dass die Schokolade immer die gleichen Inhaltsstoffe<br />

und damit die gleiche Wirkung hat.<br />

3. Es geht nicht nur um den Blutdruck<br />

Blutdrucksenkung ist das erste Ziel, doch es geht<br />

um mehr. Studien haben gezeigt, dass Menschen<br />

mit erhöhtem Blutdruck auch ein höheres Risiko<br />

für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Blut-


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

hochdruck gilt als Risikofaktor Nr. 1 für Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen. Ein zu hoher Blutdruck<br />

muss dauerhaft gesenkt werden, um das Risiko für<br />

einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine<br />

Nierenerkrankung zu senken.<br />

In zahlreichen Studien wird deshalb überprüft, ob<br />

ein Medikament über einen längeren Zeitraum<br />

den Blutdruck zuverlässig senkt und ob damit<br />

auch das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt.<br />

Doch Naturheilmittel oder Lebensmittel wurden<br />

bisher noch nicht auf ihren Einfluss auf Herz-<br />

Kreislauf-Erkrankungen durch leitlinienbasierte<br />

Studien untersucht, gesicherte Erkenntnisse dazu<br />

gibt es nicht.<br />

4. Die Wirkung ist nur wenig erforscht<br />

Pro blutdrucksenkendem Wirkstoff sinkt der<br />

Blutdruck meist zwischen 3 und 12 mmHg. Das<br />

ist für viele Hypertoniker nicht ausreichend, um<br />

gute Blutdruckwerte zu erreichen. Zwei von drei<br />

Hypertonikern brauchen mindestens zwei Wirkstoffe<br />

zur Senkung ihres Blutdrucks (siehe Kasten<br />

Seite 32). Doch ob und in welchem Maße ein<br />

Lebensmittel in Kombination mit Medikamenten<br />

den Blutdruck senkt, ist nahezu unerforscht. Auch<br />

über die Langzeitwirkung der blutdrucksenkenden<br />

Lebensmittel ist bisher kaum etwas bekannt.<br />

Deshalb ist die dauerhafte Anwendung eines einzelnen<br />

Lebensmittels und auch die Kombination<br />

aus Lebensmitteln und einem Medikament keine<br />

gesicherte Therapiemöglichkeit.<br />

5. Lebensstiländerung gut untersucht<br />

Weit wirksamer als Lebensmittel und sogenannte<br />

Naturheilmittel ist eine gesunde Lebensweise. Das<br />

haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />

immer wieder nachgewiesen. Mit einer dauerhaften<br />

Lebensstiländerung können Betroffene<br />

weitaus mehr erreichen als mit einem Lebensmittel<br />

oder einem Naturheilmittel.<br />

Weitere Forschung notwendig<br />

Auf der Suche nach weiteren Wirkstoffen zur Blutdrucksenkung<br />

haben Wissenschaftler bereits einige<br />

Lebensmittel und Naturheilmittel in Studien<br />

untersucht. Es gibt jedoch bisher für diese Wirkstoffe<br />

nur sehr wenig Studien, für manche liegt<br />

nur eine einzige Untersuchung vor. Das ist sehr<br />

wenig im Vergleich zu den zahlreichen Studien<br />

über medikamentöse Blutdrucksenker. Die Ergebnisse<br />

der Studien geben bisher nur einen ersten<br />

„Anfangsverdacht“ auf die blutdrucksenkende<br />

Wirkung der untersuchten Substanzen. Für gesi-<br />

cherte Erkenntnisse sind weitaus mehr Untersuchungen<br />

notwendig.<br />

Hibiskustee<br />

Laut einer amerikanischen Studie lässt sich der<br />

Blutdruck senken, wenn Menschen mit erhöhten<br />

Blutdruckwerten täglich drei Tassen Hibiskustee<br />

trinken. Diane McKay von der Tufts University in<br />

Boston und ihre Mitarbeiter untersuchten 65 Männer<br />

und Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren. Alle<br />

Studienteilnehmer hatten obere (systolische) Blutdruckwerte<br />

zwischen 120 und 150 mm Hg und untere<br />

Werte niedriger als 95 mm Hg. Eine Gruppe<br />

der Teilnehmer trank sechs Wochen lang täglich<br />

drei Tassen frisch aufgebrühten Hibiskustee, die<br />

anderen bekamen nur scheinbar einen Hibiskustee.<br />

Am Ende sank in der Gruppe, die den echten<br />

Tee getrunken hatte, der systolische Blutdruck im<br />

Schnitt um 7,2 mm Hg, in der Vergleichsgruppe<br />

um 1,3 mm Hg. Bei den Studienteilnehmern mit<br />

oberen Blutdruckwerten von 129 mm Hg (also mit<br />

einem noch normalen Blutdruck) oder höher sank<br />

der Blutdruck durchschnittlich um 13,2 mm Hg.<br />

McKay führt die Wirkung des Tees auf eine bestimmte<br />

Gruppe von Pflanzenfarbstoffen zurück,<br />

die Flavanoide. Zucker und Fett können diese Wirkung<br />

jedoch beeinträchtigen, deshalb hat Tee mit<br />

Milch und Zucker versetzt vermutlich eine andere<br />

Wirkung.<br />

McKay, DL et. al.: Hibiscus sabdariffa L. Tea (Tisane) Lowers Blood<br />

Pressure in Prehypertensive and Mildly Hypertensive Adults. Abstract<br />

3278, Circulation 2008, 118: 1123.<br />

RATGEBER<br />

31<br />

Über die Langzeit- Langzeit-<br />

wirkung blutdruck<br />

senkender Lebens- Lebens-<br />

mittel ist bisher<br />

nichts bekannt (im<br />

Bild: Hibiskus).<br />

Deshalb ist die dau<br />

erhafte Anwendung<br />

eines Lebensmittels<br />

als Therapie bei<br />

Bluthochdruck nicht<br />

geeignet.


32 RATGEBER <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Komplexer Mechanismus<br />

Schwarzer Tee<br />

Australische Forscher haben in einer wissenschaftlichen<br />

Studie festgestellt, dass drei Tassen<br />

schwarzer Tee pro Tag den Blutdruck sinken lassen.<br />

Frühere Studien konnten bisher noch keine<br />

überzeugende blutdrucksenkende Wirkung nachweisen.<br />

Deshalb konzipierte ein Forscherteam um<br />

Jonathan M. Hodgson aus Perth eine neue Studie<br />

zur blutdrucksenkenden Wirkung des Tees. An der<br />

Untersuchung nahmen 95 Probanden im Alter<br />

zwischen 35 und 75 Jahren teil. Zuvor wurde festgestellt,<br />

dass ihre 24-Stunden-Blutdruckwerte weitgehend<br />

normal waren. Die Teilnehmer wurden zwei<br />

unterschiedlichen Gruppen zugeteilt. Die Probanden<br />

der einen Gruppe tranken täglich drei Tassen<br />

schwarzen Tee. Die anderen nahmen täglich drei<br />

Tassen eines im Geschmack und Koffeingehalt<br />

vergleichbaren Getränks zu sich. Bei den Teilnehmern,<br />

die täglich Schwarzen Tee getrunken hatten,<br />

lag der systolische 24-Stunden-Blutdruck nach drei<br />

Monaten rund 2,7 mmHg (diastolisch: 2,3 mm Hg)<br />

niedriger als bei den übrigen Probanden. Sechs<br />

Monate später lag er immerhin noch rund 2,0<br />

mm Hg (diastolisch: 2,1 mmHg) niedriger.<br />

Hodgson, JM et al.: Effects of black tea on blood pressure: A randomized<br />

controlled trial. Archives of Internal Medicine 2012,<br />

172(2):186-188.<br />

Ingwer<br />

Einige Tierversuche – hauptsächlich mit Ratten –<br />

haben gezeigt, dass Ingwer bei Tieren blutdrucksenkend<br />

wirken kann. Doch es gibt praktisch<br />

keine Untersuchungen der blutdrucksenkenden<br />

Wirkung von Ingwer beim Menschen.<br />

Chen, ZY et. al.: Anti-hypertensive Nutraceuticals and Functional<br />

Foods. Journal of Agricultural and Food Chemistry 2009, 57: 4485-4499.<br />

Knoblauch<br />

Knoblauch wirkt blutdrucksenkend, da es die Blutgefäße<br />

erweitert. Australische Forscher um Karin<br />

Ried von der Universität in Adelaide untersuchten<br />

50 Patienten, deren Bluthochdruck behandelt<br />

wurde, die aber keine guten Blutdruckwerte<br />

erreichten. Zwölf Wochen lang erhielt die Hälfte<br />

der Studienteilnehmer täglich ein Scheinmedikament,<br />

die andere Hälfte vier Kapseln Knoblauch-<br />

Extrakt (960 Milligramm darin 2,4 Milligramm<br />

S-allylcysteine). Bei Ausgangswerten von 140<br />

mm Hg (systolisch) sank der Blutdruck unter der<br />

Knoblauchgabe durchschnittlich um 10,2 mmHg.<br />

Doch eine unkontrollierte Einnahme ist nicht zu<br />

empfehlen: Knoblauch-Extrakte können das Blut<br />

verdünnen und Wechselwirkungen mit anderen<br />

Arzneien haben.<br />

Ried, K., et al.: Aged garlic extract lowers blood pressure in patients<br />

with treated but uncontrolled hypertension: A randomised controlled<br />

trial. Maturitas 2010, 67(2): 144-150.<br />

Dunkle Schokolade<br />

Dunkle Schokolade kann den Blutdruck senken,<br />

so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern<br />

der Universität Köln. Untersucht wurden<br />

44 Patienten mit leicht erhöhtem Blutdruck. Die<br />

Studienteilnehmer wurden auf zwei Gruppen verteilt.<br />

Während eine der Gruppen 18 Wochen lang<br />

täglich 6,3 Gramm dunkle Schokolade verzehrte,<br />

erhielten die anderen eine entsprechende Menge<br />

weiße Schokolade. In der ersten Gruppe sank der<br />

Blutdruck um 2,9 mm Hg (oberer Wert) und 1,9<br />

mm Hg (unterer Wert). Beim regelmäßigen Verzehr<br />

von weißer Schokolade blieb die Blutdrucksenkung<br />

dagegen aus.<br />

Der Blutdruck des Menschen wird von mehreren sehr unterschiedlichen Faktoren reguliert. Dazu gehören die Spannung der<br />

Blutgefäßwände, der Salz-Wasser-Haushalt des Körpers und das Zusammenwirken mehrerer biochemischer Regelsysteme.<br />

Derzeit empfiehlt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> zur Blutdrucksenkung mindestens fünf Wirkstoffe, die an unterschiedlichen<br />

Stellen in die Blutdruckregulation eingreifen.<br />

Zwei von drei Hypertonikern brauchen mindestens zwei Wirkstoffe zur Senkung ihres Blutdrucks. Ob ein, zwei oder drei<br />

Wirkstoffe notwendig sind und in welcher Dosierung, kann ein Arzt auf den ersten Blick häufig nicht feststellen. Denn jeder<br />

Körper reagiert anders.<br />

Außerdem betrachtet der menschliche Organismus einen über längere Zeit erhöhten Blutdruck als normal. Sinkt er, so aktiviert<br />

der Körper zahlreiche Mechanismen, um wieder das alte Niveau zu erreichen. Erweitert zum Beispiel ein Medikament<br />

die Gefäße, so kann der Herzschlag ansteigen oder der Körper hält Salz und Wasser zurück, um den Druck wieder zu heben.<br />

Wenn ein Arzt zu Beginn der Behandlung einen Blutdrucksenker oder eine Kombination verordnet, muss er abwarten, wie der<br />

Körper seines Patienten reagiert. Ist die Blutdrucksenkung nicht ausreichend oder sinkt der Druck nicht, so ist nicht selten<br />

eine andere Kombination oder eine höhere Dosierung notwendig. Diese Vorgehensweise muss solange wiederholt werden,<br />

bis der Blutdruck stets richtig eingestellt ist. Das erfordert von Arzt und Patient viel Geduld und Disziplin.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Taubert geht davon aus, dass bestimmte Inhaltsstoffe<br />

des Kakaos den Blutdruck mindern können.<br />

Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Polyphenole,<br />

bei denen schon länger positive Wirkungen<br />

auf Herz und Kreislauf vermutet werden. Taubert<br />

und seine Kollegen warnen aber davor, Schokolade<br />

als Ersatz für Medikamente zu sehen. Zu berücksichtigen<br />

sind auch negative Auswirkungen durch<br />

die hohe Kalorienzufuhr: Eine Gewichtszunahme<br />

kann die positive Auswirkung auf den Blutdruck<br />

aufheben.<br />

Taubert, D et al.: Effects of low habitual cocoa intake on blood<br />

pressure and bioactive nitric oxide: a randomized controlled trial.<br />

JAMA 2007, 298(1): 49-60.<br />

Wirkung fraglich<br />

Manchmal werden zur Blutdrucksenkung noch<br />

andere Mittel empfohlen wie Mistel, Weißdorn,<br />

Buntnessel, Arnika oder bestimmte Schüßler-Salze.<br />

Laut Schüßler soll eine homöopathische Verdünnung<br />

von D12 Natriumchlorid blutdruckregulierend<br />

wirken. Doch die Wirkung dieser Stoffe<br />

auf den Blutdruck ist sehr fraglich. Es gibt keine<br />

größeren Untersuchungen, wie sich zum Beispiel<br />

Schüßler-Salze auf Bluthochdruck auswirken.<br />

Auch zu Arnika, Buntnessel und Mistel liegen keine<br />

aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen<br />

hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Blutdruck<br />

vor. Deshalb sollten diese Substanzen nicht<br />

gegen Bluthochdruck angewendet werden. Weißdorn<br />

wiederum wird besonders älteren Menschen<br />

gegen leichtere Herzschwäche empfohlen. Es soll<br />

nachweislich die Herzleistung und die Durchblutung<br />

der Herzkranzgefäße erhöhen.<br />

Alle Hypertoniker, die ein Lebensmittel oder Naturheilmittel<br />

mit blutdrucksenkender Wirkung<br />

regelmäßig zu sich nehmen, sollten darüber mit<br />

ihrem behandelnden Arzt sprechen.<br />

Ärz rztl tlic iche her Be Bera rate ter<br />

Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe<br />

DHL ® und war vor seinem Ruhestand viele Jahre<br />

Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum<br />

Ludwigshafen.<br />

RATGEBER<br />

33<br />

Zur Blutdrucksen-<br />

Blutdrucksen-<br />

kung weit mehr<br />

geeignet als be<br />

stimmte Lebensmit- Lebensmit-<br />

tel ist eine gesunde<br />

Lebensweise mit<br />

gesunder Ernährung,<br />

Kochsalzreduktion<br />

und regelmäßiger<br />

Bewegung. Das<br />

haben zahlreiche<br />

wissenschaftliche<br />

Untersuchungen<br />

immer wieder nach<br />

gewiesen.


34 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Wirksame Therapien<br />

100 Jahre Hypertonieforschung<br />

vo von Pr Prof ofes esso sor Dr Dr. me med. d. Ha Hans ns-D -Die iete ter Fa Faulhaber ulhaber<br />

Bluthochdruck kann heute wirksam behandelt werden. Dadurch lassen sich die gravierenden<br />

Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern oder zumindest rauszögern.<br />

Möglich gemacht haben das medizinische Forschungen der vergangenen 100 Jahre.<br />

Der italienische Arzt Scipione Riva-Rocci beschrieb<br />

1896 ein Verfahren zur „unblutigen“<br />

Blutdruckmessung, das einfach anwendbar ist und<br />

dessen Prinzip auch heute noch praktiziert wird (die<br />

historische Entwicklung der Blutdruckmessung erläuterte<br />

Dr. Siegfried Eckert im <strong>DRUCKPUNKT</strong><br />

2/2011: „Vom Glasrohr zum Automaten“). Damit<br />

gab es endlich eine Methode, beim Menschen auf<br />

einfache und wenig belastende Weise den Blutdruck<br />

zu messen. Das war der Beginn der erfolgreichsten<br />

Zeit der Hypertonieforschung. Denn die<br />

unproblematische Blutdruckmessung eröffnete zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts neue Möglichkeiten<br />

der Untersuchung von Gesunden und Patienten.<br />

Diese Forschungen machen es möglich, dass heute<br />

Bluthochdruck wirksam behandelt werden kann.<br />

Definition der Hypertonie<br />

Zu Beginn der intensiven Forschungsphase war<br />

unklar, wo die Grenze zwischen normalem und erhöhtem<br />

Blutdruck liegt. Verdienste erwarben sich<br />

hier die amerikanischen Lebensversicherungen.<br />

Sie nahmen sehr schnell die Blutdruckmessung<br />

in ihr Untersuchungsprogramm zur Risikobeurteilung<br />

auf, früher als manche Kliniken. So war es<br />

möglich, an großen Personengruppen und nach<br />

mehrjähriger Beobachtung Beziehungen zwischen<br />

Blutdruckhöhe und Sterblichkeit sowie dem Auftreten<br />

hochdruckbedingter Folgeerkrankungen zu fi nden.<br />

Es zeigte sich, dass keine „natürliche“ Grenze<br />

zwischen normalem und erhöhtem Blutdruck existiert,<br />

der Übergang ist fl ießend. Deshalb muss für<br />

die Diagnose Bluthochdruck eine Grenze festgelegt<br />

werden. Sie wird heute bei den Blutdruckwerten<br />

gezogen, ab denen blutdruckbedingte Folgeerkrankungen<br />

deutlich zunehmen.<br />

Nach dem 2. Weltkrieg fanden diese Untersuchungen<br />

ihre Fortsetzung in epidemiologischen Studien<br />

an definierten Bevölkerungsgruppen, die das Risiko<br />

eines erhöhten Blutdrucks weiter klärten und<br />

mathematisch exakt beschrieben. Pionierarbeit leis-<br />

tete hier die sogenannte Framingham-Studie unter<br />

Leitung des amerikanischen Arztes und Epidemiologen<br />

William Kannel (siehe Kasten S. 35), der eine<br />

Vielzahl von internationalen Bevölkerungsstudien<br />

folgten. Das Ergebnis dieser Untersuchungen sind<br />

die heute gebräuchlichen, international akzeptierten<br />

Empfehlungen der Welt-Gesundheits-Organisation<br />

(WHO) für die Definition einer Hypertonie.<br />

Ursachen der Hypertonie<br />

Bei der Suche nach den Ursachen des Bluthochdrucks<br />

war es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

vor allem der deutsche Arzt und Hochschullehrer<br />

Franz Volhard, der sich mit dem Bluthochdruck<br />

und seiner Verbindung mit Nierenkrankheiten beschäftigte.<br />

Er unterschied zwischen dem „blassen<br />

Hochdruck“, der als Folge einer Nierenerkrankung<br />

auftritt, und dem „roten Hochdruck“, der auf andere<br />

Ursachen zurückzuführen ist. Weiterhin beschrieb<br />

er zusammen mit dem Pathologen Karl<br />

Theodor Fahr eine besonders gefährliche Form der<br />

Hypertonie, die als maligne (bösartige) Hypertonie<br />

bezeichnet wird. Diese verursacht ein rasches<br />

Fortschreiten der Folgen des Bluthochdrucks mit<br />

Abnahme der Nierenfunktion, Schädigungen des<br />

Augenhintergrunds sowie der Vergrößerung des<br />

Herzens. Diese Hochdruckform tritt heute dank<br />

der Möglichkeiten der modernen blutdrucksenkenden<br />

Arzneimitteltherapie kaum noch auf. Der<br />

damals sogenannte rote Hochdruck umfasste im<br />

Wesentlichen die Hochdruckformen, für die keine<br />

unmittelbare organische Ursache nachweisbar war.<br />

Dafür hatte der deutsche Arzt Eberhard Frank bereits<br />

1911 den Begriff „essentielle Hypertonie“ geprägt,<br />

der auch international gebräuchlich wurde<br />

(essential hypertension).<br />

Nach Einführung der Blutdruckmessung nach<br />

Riva-Rocci wurde sehr bald als eine wichtige Ursache<br />

der Hypertonie eine erbliche Veranlagung<br />

vermutet. Denn beim Schlaganfall war bereits eine<br />

familiäre Häufung bekannt. Franz Volhard schrieb


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

1918: „Es müssen also sowohl hereditäre (vererbte)<br />

Veranlagung wie die Art der Lebensweise eine Rolle<br />

spielen, wenn man das Vorkommen der Hypertonie<br />

bei Verwandten und Ehegatten nicht für Zufall<br />

halten will.“<br />

Der deutsche Arzt Wilhelm Weitz veröffentlichte<br />

1923 die Ergebnisse von Familienuntersuchungen,<br />

in denen er eine Gruppe von Hypertoniepatienten<br />

mit anderen Patienten verglich, bei denen der Blutdruck<br />

normal war. Er konnte zeigen, dass bei den<br />

Eltern und Geschwistern der Bluthochdruckkranken<br />

der Blutdruck deutlich häufiger erhöht war als<br />

in der Vergleichsgruppe. Weitz schloss daraus, dass<br />

Bluthochdruck vererbt wird. Von ihm durchgeführte<br />

Untersuchungen an Zwillingen bestätigten diese<br />

Befunde.<br />

Weitz nahm bereits an, dass schon die Neigung<br />

zur Hypertonie vererbt wird und äußere Faktoren,<br />

vor allem die Ernährung, zum Ausbruch der<br />

Erkrankung führen. Er verglich den Blutdruck von<br />

Mönchen, die sich einerseits gemischt und andererseits<br />

vegetarisch ernährten. Die Gruppe mit<br />

vegetarischer Ernährung hatte deutlich niedrigere<br />

Blutdruckwerte.<br />

Entstehung der Hypertonie<br />

In den folgenden Jahren gelang es, zunehmend –<br />

auch mithilfe tierexperimenteller Untersuchungen<br />

– hormonelle und biochemische Mechanismen<br />

aufzuklären, die bei der Entstehung der Hypertonie<br />

eine Rolle spielen. Nur ein Beispiel dafür ist die Erforschung<br />

des Renin-Angiotensin-Systems (RAS),<br />

das für die Regulierung des Blutdrucks und des<br />

Mineralstoffwechsels im Organismus verantwortlich<br />

ist (siehe auch Seite 26). Die Veränderung des<br />

RAS ist in die Entwicklung von Bluthochdruck und<br />

seiner Komplikationen involviert. Zahlreiche internationale<br />

Arbeitsgruppen waren bei dessen Erforschung<br />

beteiligt. Die Zeitachse reicht von der frühen<br />

Entdeckung des Renins im Jahr 1898 durch den<br />

fi nnischen Physiologen Robert Tigerstedt über den<br />

amerikanischen Wissenschaftler Harry Goldblatt,<br />

der 1934 entsprechende Tiermodelle entwickelte,<br />

die Gruppe um den argentinischen Physiologen<br />

Eduardo Braun-Mendenez, der 1939 das Angiotensin<br />

entdeckte, die Entdeckung des Aldosterons<br />

1952 durch die englische Wissenschaftlerin Sylvia<br />

Simpson bis hin zu den Forschergruppen um den<br />

amerikanischen Physiologen Irvine Page, den amerikanischen<br />

Arzt John Laragh und den deutschen<br />

Pharmakologen Franz Gross, die entscheidende<br />

Beiträge zur Rolle des RAS bei der Hypertonie lieferten.<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

Diese Erkenntnisse schufen die Grundlage für<br />

eine wirksame Arzneimitteltherapie, die aber erst<br />

in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt<br />

wurde. In den dreißiger Jahren war man im<br />

Wesentlichen auf diätetische Maßnahmen wie eine<br />

kochsalzarme Ernährung angewiesen. In dieser<br />

Zeit wurde auch noch der Aderlass für die Behandlung<br />

des Bluthochdrucks empfohlen.<br />

Medikamentöse Blutdrucksenker<br />

Nach dem 2. Weltkrieg begann eine der erfolgreichsten<br />

Perioden der Arzneimittelforschung.<br />

Die Framingham-Studie<br />

Im Jahr 1948 begann mit der amerikanischen Framingham-Studie<br />

die systematische Untersuchung der Bevölkerung der Stadt Framingham.<br />

Der United States Public Health Service wollte mit der Studie<br />

herausfinden, warum Herz-Erkrankungen die häufigste Todesursache<br />

in den Vereinigten Staaten sind. Es sollten Risikofaktoren und<br />

Umwelteinflüsse ausfindig gemacht werden, die Erkrankungen wie<br />

Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen. Zunächst konnten 5.209<br />

Probanden zwischen 30 und 60 Jahren beiderlei Geschlechts für die<br />

Studie gewonnen werden. Sie wurden auf Ursachen und Risiken der<br />

Koronaren Herzkrankheit (Erkrankung der Herzkranzgefäße) und der<br />

Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) untersucht. Dann kamen 1971 die<br />

Kinder dieser Probanden hinzu. Somit erstreckte sich die Studie über<br />

zwei Generationen. Die Framingham-Studie ist die wichtigste epidemiologische<br />

Studie in den USA.<br />

35<br />

Erst seit Ende des<br />

19. Jahrhunderts<br />

ist es möglich, den<br />

Blutdruck zuver<br />

lässig und unblutig<br />

zu messen.


36 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Bei Eltern und<br />

Geschwistern von<br />

Hypertonikern ist<br />

der Blutdruck deut<br />

lich häufiger erhöht<br />

als bei anderen.<br />

In den darauf folgenden fünfzig Jahren wurden<br />

Medikamente entwickelt, mit denen bei fast allen<br />

Hochdruckkranken der Blutdruck wirksam gesenkt<br />

werden kann, meistens auf normale Werte. Im Folgenden<br />

kann nur auf die Wichtigsten eingegangen<br />

werden.<br />

Der indische Arzt Rustom Jal Vakil beschrieb im<br />

Jahr 1949 den blutdrucksenkenden Effekt des Reserpins.<br />

Dieser Wirkstoff ist wesentlicher Bestandteil<br />

einer indischen Heilpflanze, Rauwolfia serpentina,<br />

die oft in der Volksheilkunde angewendet wird.<br />

Bis dahin bediente man sich dieser Droge wegen<br />

ihrer beruhigenden, Schlaf fördernden Wirkung.<br />

1957 berichtete der amerikanische Arzt Edward<br />

Freis erstmals über die blutdrucksenkende Wirkung<br />

der Diuretika. Diese sind auch jetzt noch<br />

wichtiger Bestandteil der Palette blutdrucksenkender<br />

Arzneimittel. Diuretika (oft als Wassertabletten<br />

bezeichnet) waren für die Behandlung von Herzund<br />

Nierenerkrankungen entwickelt worden, die<br />

mit übermäßiger Flüssigkeitseinlagerung (Bildung<br />

Au Auto tor<br />

Professor Dr. med. Hans-Dieter Faulhaber war bis<br />

zu seinem Ruhestand an der Akademie der Wissenschaften<br />

der DDR und an der Charité in Berlin-Buch<br />

tätig. Er ist Regionalbeauftragter der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>.<br />

von Ödemen) im Körper einhergehen. Diuretika bewirken<br />

eine beschleunigte Ausschwemmung dieser<br />

Ödeme über die Niere. Sie führen aber auch zur erhöhten<br />

Natrium- bzw. Kochsalzausscheidung. Und<br />

weniger Natrium bedeutet auch einen niedrigeren<br />

Blutdruck.<br />

In den 60er Jahren wurde die Arzneimittelpalette<br />

um die Betablocker erweitert. Für seine Arbeiten<br />

zum sympathischen Nervensystem, die auch die<br />

Entwicklung des ersten Betablockers Propranolol<br />

einschlossen, erhielt der englische Wissenschaftler<br />

James W. Black später den Nobelpreis.<br />

Kalziumantagonisten sind die therapeutische Errungenschaft<br />

der 1970er Jahre. Ihr Wirkungsmechanismus<br />

wurde durch den deutschen Physiologen<br />

und Pharmakologen Albrecht Fleckenstein<br />

1967 erstmals beschrieben. Kalzium spielt eine<br />

wichtige Rolle in der Funktion des Herzmuskels,<br />

aber auch in den Gefäßwandmuskelzellen, welche<br />

die Weite der Arterien regulieren.<br />

In den folgenden Jahren wurden Medikamente entwickelt,<br />

die auf Komponenten des Renin-Angiotensin-System<br />

wirken. 1981 wurde der erste Hemmer<br />

des Angiotensin-Konversionsenzyms (ACE-Hemmer)<br />

in die Therapie der Hypertonie eingeführt.<br />

Seit 1995 stehen AT1-Antagonisten zur Behandlung<br />

des Bluthochdrucks zur Verfügung. 2007 ist diese<br />

Arzneimittelgruppe durch die Einführung des ersten<br />

klinisch anwendbaren Reninhemmers Aliskiren<br />

(siehe auch Seite 24) komplettiert worden.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Frauenherzen schlagen anders<br />

Liegt ein Verdacht auf Herzinfarkt vor, so muss bei Frauen auf andere Symptome<br />

geachtet werden als bei Männern.<br />

Wenn Frauen einen Herzinfarkt erleiden,<br />

dann empfinden sie oft nicht die als typisch<br />

betrachtete schmerzhafte Brustenge. „Besonders<br />

bei jüngeren Frauen macht sich der Infarkt statt<br />

dessen häufig durch Schwindel, Bauchschmerzen<br />

oder Übelkeit bemerkbar“, berichten Ute Seeland<br />

und Vera Regitz-Zagrosek. Auch bei der Prävention<br />

eines Herzinfarkts bestünden deutliche Unterschiede<br />

zwischen Männern und Frauen, so die beiden<br />

Ärztinnen in der zweiten Ausgabe des Magazins<br />

„XX – Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin“.<br />

Geschlechterunterschiede<br />

„Wer Herzkrankheiten vorbeugen will, muss sowohl<br />

klinische als auch soziologische Geschlechterunterschiede<br />

berücksichtigen“, sagen die Internistin<br />

und Gendermedizinerin Ute Seeland<br />

und die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek, die<br />

beide an der Berliner Charité arbeiten. Zu den<br />

Unterschieden zählt beispielsweise die Reaktion<br />

des Herzmuskels auf Bluthochdruck. Die erhöhte<br />

Druckbelastung führt bei Männern häufig zu einer<br />

Erweiterung der linken Herzkammer, die das<br />

Blut dann nicht mehr kräftig genug auswerfen<br />

kann. Bei Frauen dagegen verdickt sich eher der<br />

Herzmuskel. Der Blutauswurf wird dadurch nicht<br />

beeinträchtigt, wohl aber die anschließende Entspannungsphase.<br />

Die Ärztinnen weisen außerdem darauf hin, dass<br />

die Wirkungen und Nebenwirkungen kardiovaskulärer<br />

Medikamente in der Regel zunächst nur<br />

an männlichen Probanden erforscht werden. Wie<br />

Frauen darauf reagieren, ist oft nur unzureichend<br />

untersucht. Bei Frauen müssten zudem andere Faktoren<br />

zur Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos<br />

herangezogen werden – etwa die Einnahme von<br />

Hormonersatzpräparaten oder frühere Schwangerschaften,<br />

falls Komplikationen auftraten wie ein<br />

Schwangerschafts-Hochdruck (Präeklampsie).<br />

Frauen stärker eingebunden<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten gemeinhin<br />

als typisch männliche Leiden. Tatsächlich sterben<br />

jedoch mehr Frauen (45,2 Prozent) als Männer<br />

(36,5 Prozent) an solchen Erkrankungen. Fragen<br />

wirft vor allem die Situation<br />

beim Herzinfarkt auf: Zwar<br />

erleiden prozentual mehr<br />

Männer einen Herzinfarkt,<br />

doch sterben mehr Frauen in<br />

der Frühphase nach dem Infarkt.<br />

Seeland und Regitz-Zagrosek<br />

führen dafür mehrere<br />

mögliche Gründe an. So trägt<br />

zur schlechteren Prognose sicherlich<br />

bei, dass die Frauen<br />

beim ersten Infarkt durchschnittlich<br />

acht bis zehn Jahre<br />

älter sind als Männer. Entsprechend<br />

haben sie bereits<br />

mehr Vorerkrankungen. Die<br />

oft untypischen Symptome, mit denen sich der<br />

Infarkt bei Frauen bemerkbar macht, führen womöglich<br />

dazu, dass die Behandlung später beginnt<br />

als bei Männern. „Es kommen aber auch soziokulturelle<br />

Faktoren ins Spiel“, sagen die Berliner<br />

Ärztinnen. So seien Frauen stärker in familiäre<br />

Betreuungsaufgaben eingebunden. Während sie<br />

die Rolle der Gesundheitsmanagerin für die ganze<br />

Familie übernehmen, verdrängen sie leicht eigene<br />

körperliche Warnzeichen oder zweifeln an deren<br />

Bedeutung. Frauen neigten außerdem dazu, kein<br />

zweites Mal zum Arzt zu gehen, auch wenn die<br />

Probleme nicht verschwinden.<br />

Als wichtigste Elemente einer effektiven Vorbeugung<br />

nennen die Ärztinnen eine konsequente<br />

Bluthochdrucktherapie, die Diagnostik und Therapie<br />

eines Diabetes mellitus, die Einhaltung der<br />

empfohlenen LDL-Cholesterin-Werte und eine<br />

optimale Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten<br />

und Fisch, aber wenig Fleisch,<br />

Alkohol, Salz und Zucker. In diesem Bereich verstärkt<br />

aufzuklären und etwa Ernährungsschulungen<br />

anzubieten sei besonders bei Frauen von großer<br />

Bedeutung – denn meist sind sie es, die auch<br />

für die Ernährung der Familie sorgen.<br />

Weiterlesen: U. Seeland; V. Regitz-Zagrosek: Frauenherzen<br />

schlagen anders. XX – Die Zeitschrift für Frauen in<br />

der Medizin 2012; 1 (2): S. 100-106.<br />

FORSCHUNG<br />

37<br />

Fr Frauen auen sind häufig<br />

für die Gesundheit<br />

ihrer ganzen Fa Familie milie<br />

zuständig. Doch<br />

eigene Erkrankun- Erkrankun-<br />

gen oder körperli<br />

che Wa Warnzeichen rnzeichen<br />

verdrängen sie oft.


38 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Herzinsuffizienz<br />

Herzschwäche:<br />

Sport hält fit<br />

Herzschwäche kann zu Muskelabbau und Gewichtsverlust führen. Eine neue Studie hat<br />

nun gezeigt, dass regelmäßiger Sport den Muskelabbau bremsen kann.<br />

Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine<br />

ernste Krankheit, die im fortgeschrittenen<br />

Stadium zu starken Beschwerden bei den Betroffenen<br />

führt und deren Leben bedroht. Allein in<br />

Deutschland wurden im Jahr 2009 über 363.000<br />

Patienten mit einer Herzschwäche in ein Krankenhaus<br />

eingeliefert. Rund 49.000 von ihnen starben<br />

an einer Herzinsuffizienz.<br />

Luftnot unter körperlicher Belastung und rasche<br />

Ermüdbarkeit sind typische Merkmale dieser<br />

Krankheit. Zu den Ursachen der Leistungseinschränkung<br />

bei fortgeschrittener chronischer<br />

Herzschwäche zählen neben der verminderten<br />

Pumpleistung der linken Herzkammer auch Veränderungen<br />

im Skelettmuskel, deren Folge ein<br />

Bei chronischer Herzschwäche nimmt die Pumpkraft des Herzens ab.<br />

In Folge davon gelangt nicht mehr genügend Blut zu den Organen<br />

wie Gehirn, Nieren und Muskeln, die dann nicht mehr ausreichend<br />

mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Die Erkrankung<br />

schränkt nicht nur die Lebensqualität des Erkrankten ein, sondern<br />

kann in fortgeschrittenem Stadium lebensbedrohlich sein. In den<br />

westlichen Industrienationen erkranken immer mehr Menschen an<br />

Herzinsuffizienz. Bei älteren Patienten über 65 Jahren ist Herzinsuffizienz<br />

(Herzschwäche) die häufigste Diagnose im Alter.<br />

Abbau von Muskelmasse (Skelettmuskelatrophie)<br />

und Gewichtsverlust sein können. Darunter leidet<br />

die Lebensqualität der Betroffenen, die bei körperlicher<br />

Belastung nach Luft ringen und schnell<br />

müde werden.<br />

Deshalb sind Forschungsarbeiten über den Abbau<br />

der Muskulatur bei Herzschwäche wichtig für die<br />

Entwicklung neuer Therapien zur Verbesserung<br />

der Leistungsfähigkeit dieser Patienten. Bei den<br />

Betroffenen ist die Ansicht weit verbreitet, dass<br />

Menschen mit einer Herzschwäche körperliche<br />

Belastung meiden sollten. Die Studie von Privatdozent<br />

Dr. med. Stephan Gielen, Leitender Oberarzt<br />

der Kardiologischen Klinik der Universitätsklinik<br />

Halle/Saale, hat nun gezeigt, dass genau<br />

das Gegenteil der Fall ist: Nicht das Ausruhen hilft<br />

Herzschwächepatienten, sondern regelmäßiger<br />

Ausdauersport.<br />

Gesteigerte Leistungsfähigkeit<br />

Der Ablauf des Skelettmuskelschwunds bei chronischer<br />

Herzschwäche auf molekularer Ebene und<br />

seine Beeinflussung durch den Alterungsprozess<br />

sind noch immer weitgehend unbekannt. Doch<br />

Erkenntnisse auf dem Gebiet haben eine große<br />

Bedeutung für das Vorgehen in der Herzschwächetherapie.<br />

Denn die Skelettmuskelatrophie<br />

schränkt die körperliche Belastbarkeit der Betrof-


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

fenen zusätzlich ein und ist damit oft ein Grund<br />

für Pflegebedürftigkeit bei älteren Patienten mit<br />

chronischer Herzschwäche.<br />

In seiner Studie hat Gielen deshalb den Ablauf<br />

des Skelettmuskelschwunds genauer untersucht<br />

(siehe Kasten). Es nahmen 120 Teilnehmer an der<br />

Studie teil: 60 Patienten mit chronischer Herzschwäche<br />

und 60 gesunde Probanden. Um die<br />

Auswirkungen der Maßnahmen auf Menschen<br />

unterschiedlichen Alters beurteilen zu können,<br />

hat das Forscherteam zwei Altersgruppen gebildet:<br />

Teilnehmer im Alter von 55 Jahren oder jünger<br />

und Teilnehmer mit 65 Jahren oder älter. Per<br />

Zufallsprinzip wurden alle Probanden zwei unterschiedlichen<br />

Gruppen zugeteilt. Eine der Gruppen<br />

nahm vier Wochen an einem Ausdauertraining<br />

teil: Die Teilnehmer trainierten viermal am Tag<br />

jeweils 20 Minuten auf einem Ergometer und<br />

wurden regelmäßig untersucht. Die Probanden<br />

der anderen Gruppe wurden herkömmlich gegen<br />

Herzschwäche behandelt. Dabei konnten die Forscher<br />

beobachten, dass die Teilnehmer der Sportgruppe<br />

unabhängig von ihrem Alter nach vier Wochen<br />

ihre Leistungsfähigkeit um 20 bis 25 Prozent<br />

gesteigert hatten.<br />

Abbauprozesse<br />

Die Studie untersuchte stoffwechselbedingte Abbauprozesse<br />

von Muskeleiweißen, die für den Skelettmuskelabbau<br />

bei Herzschwäche verantwortlich<br />

sind. Dabei wurde zum ersten Mal die Aktivierung<br />

des entscheidenden Abbauwegs für Muskeleiweiße<br />

gemessen. Diese Aktivierung des sogenannten<br />

Ubiquitin-Proteasom-Systems (UPS) haben die<br />

Forscher in Gewebeproben aus dem Oberschenkelmuskel<br />

von Herzschwächepatienten und gesunden<br />

Menschen gemessen. Bemerkenswert<br />

war, dass die Wissenschaftler bei Herzschwächepatienten<br />

unabhängig vom Alter eine Aktivierung<br />

des UPS im Skelettmuskel nachweisen konnten.<br />

Zudem war das Schlüsselenzym (Molekül, das die<br />

biochemischen Reaktionen steuert) dieses Abbauprozesses<br />

in den Gewebeproben deutlich vermehrt<br />

nachweisbar. Dieses Enzym (MuRF-1) dient dazu,<br />

defekte Proteine in der Zelle zu markieren, die<br />

dann im Proteasom, das wie eine Art „Mülltonne“<br />

für angegriffene Proteine funktioniert, abgebaut<br />

werden. Da dieses Enzym bei Herzschwächepatienten<br />

vermehrt auftritt, werden neben den defekten<br />

auch gesunde Eiweißmoleküle markiert und<br />

abgebaut. So kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen<br />

des Skelettmuskels unter Belastung<br />

zu einer Entzündungsreaktion, die den Mus-<br />

Das sollten Sie beachten<br />

FORSCHUNG<br />

Patienten mit Herzschwäche, die mit Sport beginnen möchten, sollten<br />

unbedingt zuvor mit ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen.<br />

Außerdem sollten sie beim Arzt einen Belastungstest machen, um<br />

die Belastbarkeit zu prüfen und die optimale Herzfrequenz für das<br />

Training zu ermitteln (siehe auch<br />

Seite 42). Die ersten Sportstunden<br />

sollte man möglichst unter<br />

ärztlicher Aufsicht durchführen,<br />

zum Beispiel in einem Herzzentrum<br />

oder einer Rehaklinik. Später<br />

sind Herzsportgruppen eine gute<br />

Möglichkeit zum Weitertrainieren<br />

unter Aufsicht. Wenn es während<br />

des Trainings zu starker Atemnot,<br />

Schwindel oder Herzrhythmusstörungen<br />

kommt, sollten die Betroffenen<br />

den Sport unbedingt abbrechen<br />

und einen Arzt aufsuchen.<br />

kelabbau zusätzlich beschleunigt. Die Studie hat<br />

gezeigt, dass durch ein vierwöchiges Ausdauertrainingsprogramm<br />

die Menge dieses Enzyms im<br />

Skelettmuskel bei Herzschwächepatienten wieder<br />

auf normale Werte reduziert werden kann.<br />

Neue Therapien<br />

Studienleiter Gielen schließt daraus: „Körperliches<br />

Ausdauertraining verbessert effektiv die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit bei chronischer Herzschwäche<br />

unabhängig vom Alter.“ Denn es kann die<br />

Ubiquitin-Proteasom-Aktivierung blockieren und<br />

damit den fortschreitenden Abbau der Skelettmuskulatur<br />

stoppen. Das Team um Gielen konnte zum<br />

ersten Mal diesen Aktivierungsweg für die durch<br />

Herzschwäche bedingte Skelettmuskelatrophie<br />

nachweisen. Das eröffnet vielversprechende Perspektiven<br />

für die Entwicklung neuer medikamentöser<br />

Therapien zur Vorbeugung von Muskelabbau<br />

bei chronischer Herzschwäche. Gielen wurde in<br />

diesem Jahr für seine Arbeit von der <strong>Deutsche</strong>n<br />

Herzstiftung mit dem Wilhelm P. Winterstein-<br />

Preis in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet.<br />

39<br />

Gielen, S., et al., Exercise Training Attenuates MuRF-1 Expression in<br />

the Skeletal Muscle of Patients with Chronic Heart Failure Independent<br />

of Age: The Randomized Leipzig Exercise Intervention in Chronic<br />

Heart Failure and Aging Catabolism Study. Publiziert in Circulation,<br />

2012; 125: 2716-2727.


40 LESERBRIEFE <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Experten der<br />

<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

beantworten Ihre Fragen<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Beiträge geben nicht die Meinung<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, der Schriftleitung oder der Redaktion wieder.<br />

Psychische Ursachen?<br />

Martin T. aus Mannheim fragt:<br />

Vor kurzem wurde bei mir Hypertonie mit hypertonen Krisen festgestellt. Ich bin 61 Jahre alt<br />

und Abteilungsleiter in einem größeren Unternehmen. Beruflich bin ich sehr gefordert. Mein<br />

Blutdruck lag zuletzt bei 180/110mm Hg, unter medikamentöser Behandlung mit Metoprolol<br />

und Amlodipin sank er auf durchschnittlich 130/85mm Hg. Ich leide oft unter innerer<br />

Unruhe und Angstgefühlen, hinzu kommen Schwindel, Herzklopfen und Kopfschmerzen.<br />

Mein Hausarzt hat mir deshalb ein Antidepressivum verordnet. Vor zwei Jahren erkrankte<br />

meine Frau an Krebs, was mir zusätzliche Sorgen bereitet. Könnte mein hoher Blutdruck<br />

psychische Ursachen haben?<br />

Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />

Sie sind beruflich sehr eingespannt und leiden dadurch unter beruflichem Stress. Die Erkrankung<br />

Ihrer Frau bedeutet eine weitere psychische Belastung. Ihre gelungene Blutdrucksenkung<br />

ist ein erfreuliches, wichtiges Hauptziel. Sie sollten überlegen, ob Sie Ihren beruflichen<br />

Stress einschränken können. Auch eine psychotherapeutische Behandlung könnte hilfreich<br />

sein. Sie sollten das mit Ihren Ärzten vor Ort besprechen.<br />

DAS HERZ-KREISLAUF-TELEFON<br />

Noch Fragen? Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Rede und Antwort: Telefon 06221/588555, Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch<br />

Anfragen per Post oder E-Mail (info@hochdruckliga.de) sind willkommen. Ein Gespräch<br />

mit Ihrem Hausarzt können die Antworten jedoch nicht ersetzen.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Ursache für Herzrhythmusstörungen?<br />

Rita H. aus Erfurt fragt:<br />

Welche Untersuchungen sind notwendig, um die Ursachen für Herzrhythmusstörungen abzuklären?<br />

Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />

Aus der Ferne kann dies nur allgemein und unzulänglich erörtert werden. Zunächst ist es wichtig,<br />

ob das Herz als Muskelorgan selbst oder als Reizbildungszentrum die Ursache ist, oder ob die<br />

Reizleitung oder äußere Einflüsse dazu beitragen. Außerdem ist von Bedeutung, ob Art und Dauer<br />

der Rhythmusstörung die Pumpfunktion des Herzens sowie seine Durchblutung beeinträchtigen.<br />

Belastungs-EKG und Herz-Echo sind gute Methoden, um eine Diagnose zu stellen. Darüber hinaus<br />

gibt es je nach Bedarf noch weitere Verfahren zur Rhythmus-Analyse. Das sollte ihr Kardiologe vor<br />

Ort entscheiden. Danach richtet sich auch die Therapie. Auch ein bekannter Bluthochdruck – zum<br />

Beispiel bei einer Hormonentgleisung – kann ohne Weiteres mit einer Rhythmusstörung verbunden<br />

sein. Deshalb sollte ein zu hoher Blutdruck abgesenkt werden. Doch Sie sollten in jedem Fall zu<br />

Ihrem Kardiologen gehen und das weiter abklären lassen – auch zu Ihrer Beruhigung.<br />

Abnehmen trotz Betablocker?<br />

Günter R. aus Bielefeld fragt:<br />

Ich bin 51 Jahre alt und wurde vor zwei Jahren wegen eines Herzklappendefekts operiert. Ich nehme<br />

seit einem Jahr Bisoprolol, einen Betablocker, und mein Blutdruck liegt nun bei 130/85mm Hg.<br />

Seit zwei Monaten versuche ich abzunehmen, da ich bei 1,72 Meter rund 110 Kilo wiege. Doch trotz<br />

einer Stunde Walken pro Tag und Verzicht beim Essen gelingt mir das nicht. Ich habe in den Medien<br />

gelesen, dass Betablocker das Abnehmen erschweren oder sogar blockieren können. Gibt es Alternativen?<br />

AT1-Antagonisten sollen angeblich das Gewicht nicht beeinflussen.<br />

Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />

Es stimmt, dass Betablocker das Körpergewicht erhöhen können. Jedoch hat der Betablocker bei<br />

Ihren Herzproblemen seine Berechtigung. Tatsächlich beeinflussen AT1-Antagonisten das Gewicht<br />

nicht. Vielleicht würde eine reduzierte Dosis des Betablockers in Verbindung mit einem AT1-Antagonisten<br />

Ihr Ziel unterstützen, an Gewicht zu verlieren. Grundsätzlich hat jedoch eine konsequente<br />

Verminderung der Kalorienzufuhr durch die sogenannte DASH-Diät (siehe Druckpunkt 1/2006)<br />

bei vertretbarer körperlicher Aktivität eine zentrale Bedeutung. Sie sollten darüber mit Ihrem behandelnden<br />

Arzt sprechen.<br />

Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe DHL ® und war vor seinem Ruhestand viele Jahre<br />

Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum Ludwigshafen. Er beantwortet regelmäßig Anfragen<br />

von Betroffenen und Interessierten.<br />

Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention gratuliert<br />

Herrn Professor Dr. Horst Brass ganz herzlich zum 80. Geburtstag, wünscht viel Glück und<br />

Gesundheit und bedankt sich für die langjährige ehrenamtliche Mitarbeit!<br />

LESERBRIEFE<br />

41


42 BEWEGUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Sportler ermit<br />

teln die optimale<br />

Herzfrequenz für ihr<br />

Tr Training aining mit einer<br />

Laktatdiagnostik:<br />

Dabei wird die<br />

Laktatkonzentration<br />

im Blut während<br />

körperlicher Belas- Belas-<br />

tung gemessen.<br />

Borg-Skala<br />

Herzfrequenz ist die Richtschnur<br />

von Dr Dr. med. Ernst Jakob<br />

Die richtige Trainingsintensität können Hypertoniker ganz unkompliziert anhand einer<br />

subjektiven Skala ermitteln. Wer es genauer wissen will, ermittelt die optimale Herzfrequenz<br />

mit einer Laktatdiagnostik.<br />

Nahezu die Hälfte der deutschen Bevölkerung<br />

erkrankt im Laufe ihres Lebens an Bluthochdruck<br />

– mit steigendem Lebensalter sind immer<br />

mehr Menschen davon betroffen. Europäische<br />

und amerikanische Leitlinien zur Behandlung<br />

von Hochdruck-Kranken empfehlen körperliche<br />

Bewegung und Sport als Therapiemaßnahme sowie<br />

eine Lebensstiländerung. Dazu gehören die<br />

Beendigung des Rauchens, die Reduktion eines<br />

erhöhten Körpergewichts, Verminderung von Alkohol-<br />

und Kochsalzzufuhr, Ernährung mit viel<br />

Obst und Gemüse sowie wenig tierischen und gesättigten<br />

Fettsäuren. Zumindest für einige Monate<br />

oder Wochen kann die Lebensstiländerung auch in<br />

den Hypertonie-Stadien I und II (Blutdruckwerte<br />

Mithilfe der sogenannten Borg-Skala lässt sich der Anstrengungsgrad<br />

subjektiv einschätzen: Er sollte bei moderater Intensität den Bereich<br />

12 bis 13 nicht überschreiten.<br />

sehr, sehr leicht<br />

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />

sehr leicht<br />

recht leicht<br />

sehr schwer sehr, sehr schwer<br />

etwas anstrengend schwer<br />

systolisch unter 180 mm Hg und diastolisch unter<br />

110 mm Hg) alleinige Therapiemaßnahme sein.<br />

Senkt die Lebensstiländerung den Blutdruck nicht<br />

ausreichend, sollte eine medikamentöse Therapie<br />

begonnen werden.<br />

Trainingsintensität kontrollieren<br />

Bei Hypertonikern senkt regelmäßiger Sport den<br />

Blutdruck um durchschnittlich 5 bis 10 mmHg.<br />

Laut Leitlinien sollten die Betroffenen an den meisten<br />

Tagen der Woche oder zumindest drei- bis viermal<br />

pro Woche mit moderater Intensität Ausdauersport<br />

betreiben. Krafttraining niedriger Intensität<br />

ist nicht mehr obsolet, sondern wird begleitend<br />

zum Ausdauertraining empfohlen. Es sollten allerdings<br />

hohe isometrische Kraftanstrengungen wie<br />

beim Gewichtheben vermieden werden. Eine Trainingseinheit<br />

dauert mindestens 30 Minuten. Die<br />

Trainingsintensität des Ausdauertrainings kann objektiv<br />

am einfachsten über die Herzfrequenz kontrolliert<br />

werden. Auch subjektive Methoden, wie die<br />

Borg-Skala (siehe Kasten links), eignen sich für den<br />

schon geübteren Sportler durchaus. Allgemein gilt<br />

eine Intensität von 60 bis 70 Prozent der maximalen<br />

Herzfrequenz als moderat und förderlich für<br />

die Gesundheit. Die maximale Herzfrequenz wird


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

schematisch nach einer Faustregel 220 minus Lebensalter<br />

angenommen, das sind für den 50-jährigen<br />

170 pro Minute. Tatsächlich aber kann die in<br />

einem Belastungstest gemessene maximale Herzfrequenz<br />

um 20 Schläge pro Minute nach oben oder<br />

unten abweichen. Die schematische Bestimmung<br />

sollte daher heute nicht mehr angewandt werden.<br />

Geeignet ist die Bestimmung der Trainingsherzfrequenz<br />

im sportmedizinischen Belastungstest.<br />

Schwellenwert beachten<br />

Im sportmedizinischen Belastungstest wird die<br />

Trainingsherzfrequenz von der Schwellenherzfrequenz<br />

abgeleitet. Das setzt die Bestimmung der<br />

anaeroben Schwelle mittels Laktatdiagnostik (siehe<br />

Kasten rechts) oder Spiroergometrie (Messung von<br />

Atemgasen während körperlicher Belastung) voraus.<br />

Intensitätsbereiche unterhalb der anaeroben<br />

Schwelle gelten als moderat und damit gesundheitsfördernd.<br />

Das Verfahren ist sicherlich aufwendig,<br />

doch von großem Vorteil. Eine maximale<br />

Ausbelastung ist nicht notwendig und es wird ein<br />

individuell bestimmter Herzfrequenzbereich für<br />

ein moderates Training angegeben. Die Borg-Skala<br />

stellt das Belastungsempfinden anhand einer Punkteskala<br />

fest. Dem Schwellenwert entspricht auf der<br />

Skala der Anstrengungsgrad von 13 bis 14.<br />

Sportarten<br />

Geeignete Ausdauersportarten für Bluthochdruckkranke<br />

sind vor allem Walking oder Nordic Walking,<br />

Wandern, Radfahren, Joggen, auch Schwimmen und<br />

saisonal Skilanglauf. Eine Einstiegssportart kann<br />

auch der halbstündige Spaziergang sein. Anfangs<br />

wird nur ein- bis zweimal pro Woche, später bis zu<br />

täglich Sport betrieben. Geübte Golf- oder Tennisspieler,<br />

die keinen typischen Ausdauersport betreiben,<br />

können ihre Disziplin beibehalten, wenn der<br />

Blutdruck gut eingestellt ist und Belastungsspitzen<br />

vermieden werden. Sie sollten jedoch neben der primär<br />

nicht zu empfehlenden Hauptsportart einmal<br />

wöchentlich moderat Ausdauersport betreiben.<br />

Zu beachten ist für jedermann, dass die einzelne<br />

Trainingseinheit nicht erschöpfend sein sollte.<br />

Dennoch ist sie wirksam. Einsteiger können sechs<br />

bis acht Wochen nach Beginn des Trainings versuchen,<br />

die Dauer der Trainingseinheiten zu erhöhen,<br />

später vielleicht auch die Intensität (vom Nordic<br />

Walker zum Jogger). Dabei sollte jedoch immer der<br />

moderate Belastungsbereich eingehalten werden.<br />

So lässt sich eine geeignete Sportart fi nden, gleichgültig<br />

ob sie im Fitnessstudio, im Verein oder individuell<br />

betrieben wird. Das Sportprogramm muss<br />

Optimale Herzfrequenz<br />

Spaß machen, nur dann wird es regelmäßig durchgeführt<br />

und ein Effekt auf den Blutdruck nachhaltig<br />

spürbar sein.<br />

Wettkampfsport<br />

Auch bereits regelmäßig trainierende Menschen<br />

kann die Diagnose Bluthochdruck ereilen. Hier ist<br />

zu entscheiden, wie das weitere wettkampforientierte<br />

Training einschließlich der Wettkampfteilnahme<br />

fortgesetzt wird. Doch zuvor sollte die Wirksamkeit<br />

der eingeleiteten blutdrucksenkenden Therapie<br />

überprüft werden. Dazu ist ein ergometrischer<br />

Belastungstest geeignet, in dem die Betroffenen<br />

die Belastungsgrenze wie im Wettkampf erreichen<br />

sollten. Auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung<br />

sollte durchgeführt werden. Insbesondere wenn der<br />

Leistungsgedanke eine Rolle spielt, sind zur Blutdrucksenkung<br />

ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten<br />

und Kalziumantagonisten empfehlenswert. Betablocker<br />

sind für Leistungssportler eher nicht geeignet,<br />

da diese die maximale Leistungsfähigkeit durch<br />

die Senkung der Herzfrequenz beeinträchtigen.<br />

Au Auto tor<br />

Dr. med. Ernst Jakob ist Ärztlicher Direktor der<br />

Sportklinik Hellersen in Lüdenscheid und Chefarzt<br />

der Abteilung Sportmedizin. Er ist Facharzt für Innere<br />

Medizin mit den Schwerpunkten Sportmedizin<br />

sowie Gesundheitsförderung und Prävention.<br />

BEWEGUNG<br />

43<br />

Steht beim Sport die Leistung im Vordergrund, wird die optimale<br />

Trainingsherzfrequenz am zuverlässigsten mit der sogenannten Laktatdiagnostik<br />

ermittelt. Dabei wird die Laktatkonzentration im Blut<br />

während körperlicher Belastung gemessen.<br />

Laktat ist ein Stoffwechselprodukt, das in der Muskulatur entsteht.<br />

Je weniger Sauerstoff dem Muskel zur Verfügung steht, desto mehr<br />

Laktat produziert er. Läuft ein Mensch in gemäßigtem, moderatem<br />

Tempo, erhält seine Muskulatur reichlich Sauerstoff. Dann befindet<br />

er sich im aeroben Stoffwechsel (Energiegewinnung mithilfe von Sauerstoff),<br />

bei dem eher wenig Laktat ins Blut gelangt. Bei schnellerer,<br />

intensiver Bewegung arbeitet der Muskel zunehmend im anaeroben<br />

Stoffwechsel (Energiegewinnung ohne Sauerstoff), bei dem mehr<br />

Laktat entsteht. Ab einem bestimmten Belastungsniveau nimmt der<br />

Laktatwert überproportional zu. Diese sogenannte anaerobe Schwelle<br />

sollte bei einem gesunden Ausdauertraining nicht überschritten werden.<br />

Bei einem kontrollierten Trainingstest wird diese Schwelle mithilfe<br />

des Laktats einschließlich der zugehörigen Schwellenherzfrequenz<br />

bestimmt. Der geeignete Trainingsherzfrequenzbereich liegt bei 70<br />

bis 95 Prozent der Schwellenherzfrequenz.


44 ERNÄHRUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Uschi Glas (Bildmit- (Bildmit-<br />

te) und ihr Mann<br />

Dieter Hermann<br />

gründeten den<br />

Ve Verein rein brotZeit, um<br />

Schulkinder regel<br />

mäßig mit einem<br />

nahrhaften Fr Frühüh stück zu versorgen.<br />

Frühstück und mehr<br />

Vor drei Jahren gründete die Schauspielerin Uschi Glas den Verein brotZeit. Das Ziel:<br />

Hungrige Schulkinder sollen künftig regelmäßig ein Frühstück erhalten. Das tut nicht nur<br />

Körper und Geist gut, es fördert auch die Integration und hilft Aggressionen abzubauen.<br />

Als Uschi Glas vor vier Jahren beim Autofahren<br />

Radio hörte, hätte sie sich nicht träumen<br />

lassen, dass eine nüchterne Meldung des Bayerischen<br />

Rundfunks ihr Leben verändern würde: Sie<br />

erfuhr verblüfft, dass viele Münchner Schulkinder<br />

Hunger haben und deshalb nur schwer dem Unterricht<br />

folgen können. Die Schauspielerin wollte<br />

es nicht glauben und informierte sich weiter – und<br />

fand die erste Meldung bestätigt. Laut Lehrer- und<br />

Elternverbänden leiden bis zu 30 Prozent der<br />

sechs- bis zehnjährigen Schüler an Grundschulen<br />

während des Unterrichts an akutem Hunger.<br />

Die Kinder kommen bereits hungrig zur Schule –<br />

ohne Frühstück, ohne Pausenbrot und ohne Geld<br />

Mehr über brotZeit, seine Ziele und die geförderten Schulen unter<br />

www.brotzeitfuerkinder.com.<br />

in der Tasche. Viele von ihnen entstammen Familien,<br />

in denen wenig Zeit für gemeinsame Mahlzeiten<br />

bleibt – weil die Eltern Schicht arbeiten oder<br />

mehrere Jobs gleichzeitig haben.<br />

Zeit zum Essen<br />

Uschi Glas wollte es genau wissen und fragte<br />

in den Münchner Schulen an: Ja, erhielt sie zur<br />

Antwort, das Problem sei dort bekannt. Sie fragte<br />

nach, was sie tun könne, und einige Schuleiter<br />

antworteten, Zwieback wäre gut, auch Knäckebrot<br />

und Müsliriegel. Gemeinsam mit ihrem Mann,<br />

dem Unternehmensberater Dieter Hermann, ging<br />

die Schauspielerin damals in den Supermarkt,<br />

packte Kisten mit Lebensmitteln und fuhr diese zu<br />

einigen Schulen, wo sie von Lehrern und Schülern<br />

dankbar angenommen wurden. Bei einer Nachbesprechung<br />

brachte es eine der Schulleiterinnen


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

auf den Punkt: „Wenn ich mir etwas<br />

wünschen dürfte, dann wäre das ein<br />

Schulfrühstück.“<br />

Nur wenige Monate später gründeten<br />

Uschi Glas und Dieter Hermann<br />

einen Verein: „brotZeit“.<br />

„Unser Verein verfolgt zwei Ziele“,<br />

erklärt Uschi Glas, „Brot geben für<br />

alle, mit einem einfachen, aber ausgewogenen<br />

Frühstück. Und auch<br />

Zeit geben, durch aktive Senioren,<br />

die den Kindern über das Frühstück<br />

hinaus betreuend und fördernd zur<br />

Seite stehen.“<br />

Denn in manchen Familien kommen<br />

nicht nur die gemeinsamen<br />

Mahlzeiten zu kurz, es fehlt auch<br />

die Zeit für gemeinsame Gespräche.<br />

Auf sich selbst gestellt, sind die<br />

Kinder oft aggressiv, wenn sie morgens zur Schule<br />

kommen. In den von brotZeit geförderten Schulen<br />

erwartet die Kinder ein gedeckter Frühstückstisch<br />

und Menschen, die ein offenes Ohr für sie<br />

haben. Am Tisch wird gegessen, geredet und gelacht.<br />

Wenn der Unterricht beginnt, sind die Kinder<br />

nicht nur satt, sondern auch entspannt. Davon<br />

profitieren alle.<br />

Zeit zum Reden<br />

„Das brotZeit-Frühstück ist zu einer wichtigen<br />

Kommunikations-Einrichtung vor dem Schulbeginn<br />

geworden“, sagt Dieter Hermann, Vorstandsvorsitzender<br />

des Vereins. „Kinder unterschiedlichen<br />

Alters und unterschiedlicher Herkunft<br />

kommunizieren miteinander und gehen nach<br />

dem Frühstück motivierter in den Unterricht. Dabei<br />

sitzen viele zum ersten Mal an einem Frühstückstisch!<br />

Bei einem Migrationsanteil von 70 bis<br />

90 Prozent an den von uns geförderten Schulen<br />

stellt das Frühstück eine einzigartige Plattform für<br />

eine Unterhaltung in deutscher Sprache dar und<br />

ist somit auch praktizierte Integration“.<br />

Nahezu 400 Senioren sind das Rückgrat des brot-<br />

Zeit-Konzepts. Sie bringen in Kühlwagen Müsli,<br />

Saft, Brot, Wurst und Käse an die Schulen. Andere<br />

geben das Essen aus und nehmen sich die Zeit,<br />

mit den Kindern zu reden und zu spielen. Einige<br />

gehen auch tagsüber an die Schulen, um bei den<br />

Hausaufgaben zu helfen oder mit den Kindern<br />

Schach zu spielen. Die Senioren erhalten eine<br />

kleine Entlohnung für ihr ehrenamtliches Engagement,<br />

für viele eine wichtige Aufstockung ihrer<br />

Rente.<br />

Ute Hoffmann ist an einer Münchner Grundschule<br />

für brotZeit tätig. Dort erlebt sie es jeden Tag<br />

aufs Neue: „Den Kindern tut die Förderung, losgelöst<br />

vom Schulalltag und ohne Leistungsdruck,<br />

einfach gut“. Michaela Fellner, Schulleiterin im<br />

Münchner Stadtteil Hasenbergl, konnte sich bereits<br />

vom Nutzen des Projekts überzeugen: „Die<br />

Förderprojekte von brotZeit machen mir die wenigste<br />

Arbeit, haben aber gigantische, positive<br />

Auswirkungen im Schulalltag.“<br />

Die Anzahl der geförderten Schulen wird immer<br />

weiter ausgebaut. Heute werden nahezu 90 Schulen<br />

in München, Berlin, Heilbronn, Leipzig und<br />

Hamburg betreut. In der Region Rhein/Ruhr werden<br />

erste Kontakte bereits aufgebaut. In Hamburg<br />

startete das Projekt nach den Sommerferien 2012<br />

an vier Pilotschulen, weitere sind inzwischen hinzu<br />

gekommen. Die Lieferung der Lebensmittel,<br />

die Transportlogistik und die Personalbeschaffung<br />

sind in allen Förderregionen für die nächsten drei<br />

Jahre sichergestellt. Rund 165.000 Frühstücke<br />

wurden im vergangenen Jahr ausgegeben und in<br />

diesem Jahr sollen es noch mehr werden.<br />

ERNÄHRUNG<br />

Regelmäßiges Frühstücken verhindert Übergewicht<br />

45<br />

Senioren sitzen mit<br />

den Kindern nicht<br />

nur am Fr Frühstücksühstücks tisch, sie unterstüt<br />

zen diese auch bei<br />

den Hausaufgaben<br />

und spielen Schach<br />

mit ihnen.<br />

Viele Kinder und Jugendliche gehen ohne Frühstück aus dem Haus.<br />

Doch wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Je mehr Mahlzeiten auf<br />

dem Tisch stehen, desto weniger leiden Kinder unter Übergewicht. Ein<br />

zu hohes Gewicht begünstigt chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck<br />

und Diabetes. Das gilt für Erwachsene wie auch für Kinder. Das<br />

tägliche Frühstück ist deshalb ein wichtiger Baustein für einen gesunden<br />

Start in den Tag und eine gesunde Lebensweise (weiterlesen über<br />

Mahlzeitenrhythmus und Übergewicht: <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012).


46 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

PLEKHA7<br />

TBX3/TBX5<br />

PLCD3<br />

MTHFR/CLCN6/<br />

NPPA/NPPB<br />

FGF5<br />

CYP17A1<br />

ZNF652<br />

ULK4<br />

SH2B3<br />

C10ORF107<br />

ATP2B1<br />

CYP1A2/CSK/LMAN1L<br />

unbekannte Anzahl bislang<br />

nicht identifizierter Gene<br />

Ist Hypertonie psychosomatisch?<br />

von Professor Dr Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz Rüddel<br />

Bluthochdruck entsteht als komplexe Wechselwirkung zwischen körperlichen, sozialen und<br />

psychischen Faktoren. Eine Bluthochdruck-Therapie sollte alle Einflussgrößen berücksichtigen.<br />

Die primäre Hypertonie (Bluthochdruck ohne<br />

körperliche Ursache) ist eine komplexe Erkrankung,<br />

die von vielen Faktoren beeinflusst wird.<br />

Vererbung, Umwelt, soziale Faktoren, psychologische<br />

Aspekte und Verhaltensweisen sind für die<br />

Entwicklung einer chronischen Blutdruckerhöhung<br />

von Bedeutung. Dabei stehen Ansätze, mit<br />

denen der Zusammenhang und die Interaktion<br />

dieser Faktoren in der Blutdruckregulation geklärt<br />

wurde, besonders im Interesse der Wissenschaftler.<br />

Das Zusammenwirken<br />

Die Vererbung trägt mindestens zu 30 Prozent zur<br />

Entstehung von Bluthochdruck in der Bevölkerung<br />

bei. Dabei leisten sehr viele Genvarianten isoliert<br />

betrachtet nur einen kleinen Beitrag. Erst das Zusammenwirken<br />

vieler genetischer Varianten führt<br />

zu einer deutlichen Erhöhung des Blutdrucks. Auch<br />

die Ernährung und der Lebensstil tragen zur Ausprägung<br />

eines Bluthochdrucks bei: Übergewicht,<br />

Bewegungsmangel und Alkoholkonsum sind daran<br />

beteiligt. Für die Hälfte der Bevölkerung spielt auch<br />

hoher Kochsalzkonsum eine Rolle, da rund 50 Prozent<br />

besonders sensitiv auf Salz reagieren.<br />

Auch eine Vielzahl von sozialen Faktoren sind an der<br />

Ausbildung eines Bluthochdrucks beteiligt. Dazu<br />

CACNB2<br />

BLUTDRUCKHÖHE<br />

ÜBERGEWICHT<br />

KOCHSALZ<br />

BEWEGUNGSMANGEL<br />

ALKOHOL<br />

STRESS /<br />

SITUATIVE FAKTOREN<br />

SOZIALE FAKTOREN<br />

Viele unterschiedliche Gene wirken sich blutdrucksteigernd aus, dabei trägt jedes Gen<br />

nur einen kleinen Te Teil il dazu bei. Auch psychosoziale Fa Faktoren ktoren und der individuelle<br />

Lebensstil treiben den Blutdruck nach oben.<br />

gehören der Langzeiteffekt von Arbeitslosigkeit,<br />

Lärmbelästigung, Arbeitsbelastung und Schichtarbeit,<br />

niedrige soziale Schicht, Migration und Änderung<br />

von Lebensweisen. Untersuchungen zeigen,<br />

dass ungünstige Umweltbedingungen Anpassungsleistungen<br />

verlangen, die bei Überforderung Stressreaktionen<br />

hervorrufen und wahrscheinlich eine<br />

Krankheitsentwicklung begünstigen.<br />

Situationshypertonie<br />

Emotionale Faktoren sind zwar umfassend untersucht<br />

und spielen für einzelne Patienten eine wichtige<br />

Rolle, doch sie begründen in der Gesamtgruppe<br />

der Hypertoniker nur bei einem kleinen Teil eine<br />

dauerhafte Blutdruckerhöhung.<br />

Für emotional ausgelöste Blutdrucksteigerungen<br />

ist der Ausdruck „Situationshypertonie“ geprägt<br />

worden. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bei<br />

Hypertonikern nicht eine allgemeine Veränderung<br />

der Kreislaufregulation vorliegt, sondern vielmehr<br />

eine Überreaktion (Hyperreaktivität) in bestimmten<br />

Situationen. Die situativen Blutdruckänderungen<br />

im Frühstadium der Erkrankung münden<br />

schließlich in eine krankheitsbedingte Anpassung<br />

der strukturellen Blutdruckregulation. So können<br />

situative Blutdruckanstiege die Entstehung einer<br />

Hypertonie begünstigen.<br />

Es entwickelt sich ein Teufelskreis, in dem eine<br />

beginnende Blutgefäßveränderung bedingt durch<br />

Bluthochdruck (Mediahypertrophie) zu stärkeren<br />

Druckanstiegen und zu einer weiteren Zunahme<br />

des Gefäßwiderstands und damit der Gefäßveränderung<br />

führt. Danach kommt es mit zunehmendem<br />

Alter bei Hypertonikern zu einer Einschränkung<br />

der Pumpfunktion des Herzens und zu einem<br />

Anstieg des Blutgefäßwiderstands. Bei Menschen<br />

mit normalem Blutdruck dagegen verändert sich im<br />

Laufe ihres Lebens der Blutfluss in den Blutgefäßen<br />

nur unwesentlich. Die zunehmenden strukturellen<br />

Veränderungen der Blutgefäße sind im Frühstadium<br />

noch umkehrbar, wenn die Druckerhöhungen<br />

ausbleiben: eine frühzeitige blutdrucksenkende<br />

Behandlung kann offensichtlich noch einen Rückbildungsprozess<br />

ermöglichen. Bleibt der Druck je-


Die Ve Veranlagung ranlagung zu Bluthochdruck wird von Generation zu<br />

Generation weitervererbt. Doch meist tragen weitere Fa Faktoren ktoren<br />

dazu bei, dass die Krankheit ausbricht.<br />

doch weiter erhöht, sind die Veränderungen in den<br />

Blutgefäßwänden nicht mehr umkehrbar, selbst<br />

wenn der Blutdruck dauerhaft gesenkt wird.<br />

Stressreaktion<br />

Das autonome Nervensystem ermöglicht kurzfristige<br />

Anpassungen des Organismus an aktuelle Erfordernisse.<br />

Gesteuert werden die körperlichen Reaktionen<br />

von den beiden Gegenspielern im vegetativen<br />

Nervensystem, Sympathikus und Parasympathikus,<br />

deren Wirkungen meist gegensätzlich sind. Der<br />

Sympathikus versetzt den Körper in einen Zustand<br />

erhöhter Aufmerksamkeit und Fluchtbereitschaft.<br />

Der Parasympathikus drosselt die hierfür notwendigen<br />

Funktionen wie Blutdruck und Herzschlag,<br />

er bringt den Menschen in einen Ruhezustand.<br />

Viele Untersuchungen zeigen, dass Stress und negative<br />

Gefühle zu einer Aktivierung des sympathischen<br />

Nervensystems und zu einer Deaktivierung<br />

des parasympathischen Nervensystems führen. In<br />

erster Linie verantwortlich für die Steuerung des<br />

gegensinnigen Kreislaufverhaltens von sympathischen<br />

und parasympathischen Einflüssen sind die<br />

Baroreflexe (siehe Kasten), die für den „ökonomischen“<br />

Einsatz der Herzarbeit verantwortlich sind.<br />

Emotional negative psychische Faktoren wie emotionaler<br />

Stress führen zu einer Abschwächung der<br />

Baroreflexsensitivität. Die Aktivität der Barorezeptoren<br />

führt zudem zu kognitiven Veränderungen,<br />

in der Mehrheit im Sinne einer Abschwächung der<br />

Effekte negativer Stimulationen, sodass die Entstehung<br />

einer erlernten arteriellen Hypertonie hypothetisch<br />

denkbar ist.<br />

Zusammenfassend existieren viele Hinweise dafür,<br />

dass eine durch Stress ausgelöste erhöhte Aktivität des<br />

autonomen Nervensystems oder eine erhöhte Empfi<br />

ndlichkeit des Sympathikus bei der Entwicklung der<br />

primären arteriellen Hypertonie eine Rolle spielen.<br />

Der Baroreflex<br />

Au Auto tor<br />

Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz Rüddel ist<br />

Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Fachklinik<br />

St. Franziska-Stift Bad Kreuznach. Er ist außerplanmäßiger<br />

Professor der Medizinischen Fakultät<br />

der Universität Bonn und Abteilungsleiter des Forschungszentrums<br />

für Psychosomatik und Psychobiologie<br />

der Universität Trier.<br />

PRAXIS<br />

47<br />

Nervenknötchen (Barorezeptoren) an den Halsschlagadern sind<br />

maßgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt. Sie werden<br />

bei jedem Pulsschlag durch die Dehnung der Adern stimuliert. Je höher<br />

der Blutdruck, desto stärker die Nervenreizung. Die Information<br />

wird an das Gehirn gesendet, das wiederum Signale an das Herz und<br />

die Blutgefäße weitergibt, um bei Bedarf den Druck durch niedrigere<br />

Herzfrequenz und Blutgefäßweitstellung zu senken.<br />

Die Bedeutung und die Auswirkung der verschiedenen<br />

Faktoren auf die Entstehung von Bluthochdruck<br />

ist extrem komplex. Daher kann nicht erwartet<br />

werden, dass einfache korrelative Beziehungen<br />

zwischen einzelnen Faktoren wie Ärger und gelegentlich<br />

gemessenem Blutdruck relevant sind, da<br />

eine Vielzahl von Faktoren darauf Einfluss nehmen.<br />

Psychotherapie bei Bluthochdruck<br />

Weder durch eine Verhaltenstherapie noch durch<br />

eine Psychotherapie können zu hohe Blutdruckwerte<br />

dauerhaft gesenkt werden. Das zeigen verschiedene<br />

Untersuchungen der vergangenen fünf Jahrzehnte.<br />

Diese Ergebnisse sollten jedoch nicht dazu<br />

führen, den psychotherapeutischen Ansatz in der<br />

Hypertoniebehandlung als überflüssig auszuschließen.<br />

Stressbewältigungstherapien und die konsequente<br />

Behandlung von begleitenden psychischen<br />

Erkrankungen wie Depressionen erfolgen ja sehr<br />

wohl mit psychotherapeutischem Ansatz. Selbstverständlich<br />

haben die Behandlungen indirekt einen<br />

positiven Effekt auf die Blutdruckhöhe. Bei der Behandlung<br />

von Hypertonikern geht es aber nicht in<br />

erster Linie darum, „lediglich“ eine Psychotherapie<br />

durchzuführen. Vielmehr sollte über einen längeren<br />

Zeitraum eine umfassende psychosomatische<br />

oder psychotherapeutische Behandlung durchgeführt<br />

werden. In der Psychotherapie muss unter<br />

anderem auf die Optimierung des Gesamtbehandlungsplans<br />

Wert gelegt werden. Dazu gehören auch<br />

Änderungen des Lebensstils und der Beginn eines<br />

konsequenten Fitnesstrainings.


48 AKTUELLES <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Herzinfarkt und Schlaganfall<br />

Nichtraucherschutz wirkt<br />

Zwei Studien konnten die Wirkung von Nichtraucherschutz zeigen, das berichtete die Ärzte Zeitung online vom<br />

30. Oktober 2012. Das Team um den Kardiologen Professor Stanton Glantz von der US-amerikanischen<br />

Universität von Kalifornien in San Francisco erklärte, dass bis zu einem Viertel weniger Menschen<br />

wegen Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenkrankheiten in Kliniken gebracht werden, wenn<br />

umfassende Rauchverbote für Arbeitsräume, Restaurants und Bars durchgesetzt werden (publiziert<br />

in Circulation 2012; 126: 2177-2183). So haben die Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern<br />

bereits kurz nach Inkrafttreten dazu geführt, dass in dessen Geltungsbereich deutlich weniger<br />

im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Wissenschaftler untersuchten 33 Gesetze und<br />

Bestimmungen in mehreren Ländern wie Deutschland und den USA. In den untersuchten Ländern<br />

sank im Schnitt die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinfarkten um 15 Prozent,<br />

aufgrund von Schlaganfällen um 16 Prozent und von Lungenkrankheiten um 24 Prozent. Je umfassender<br />

das Rauchverbot, desto besser war das Ergebnis. Auch andere Studien hatten bereits die Wirksamkeit von Nichtraucherschutzgesetzen<br />

nachgewiesen. So zeigte die Studie der Forscher um Dr. Richard Hurt von der Mayo Clinic in<br />

Rochester (US-Bundesstaat Minnesota), dass rund 18 Monate nach Erlass eines umfassenden Nichtraucherschutzgesetzes<br />

im Bezirk Olmsted County (Bundesstaat Michigan) rund ein Drittel weniger Menschen mit Herzinfarkten ins<br />

Krankenhaus gebracht wurden (publiziert online im Oktober 2012 in Archives of Internal Medicine).<br />

Obst- und Gemüsekonsum<br />

in Prozent, 2010<br />

Täglich Obst<br />

60 – 65 Jahre<br />

50 – 59 Jahre<br />

40 – 49 Jahre<br />

30 – 39 Jahre<br />

18 – 29 Jahre<br />

Täglich Gemüse<br />

60 – 65 Jahre<br />

50 – 59 Jahre<br />

40 – 49 Jahre<br />

30 – 39 Jahre<br />

18 – 29 Jahre<br />

Frauen ernähren sich gesünder …<br />

40,9<br />

38,4<br />

49,2<br />

56,6<br />

59,7<br />

59,0<br />

64,2<br />

65,7<br />

74,1<br />

36,2<br />

54,7<br />

35,9<br />

53,6<br />

34,5<br />

54,3<br />

40,5<br />

53,9<br />

36,9<br />

49,4<br />

10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Achten auf ausreichend Bewegung<br />

in Prozent, 2012<br />

wenig oder gar nicht<br />

teils-teils<br />

stark oder sehr stark<br />

38%<br />

23%<br />

39%<br />

78,3<br />

Quelle: iga-Report 21; Grafik: BKK Bundesverband<br />

33%<br />

43%<br />

24%<br />

Quelle: DEGS/RKI; Grafik: BKK Bundesverband<br />

Von allen Altergruppen verzehren Berufstätige zwischen 60 und 65<br />

Jahren am häufigsten Obst, das meldete der BKK, die Spitzenorganisation<br />

der Betriebskrankenkassen. Rund 59,7 Prozent der Männer<br />

nehmen täglich Obst zu sich und 78,3 Prozent der Frauen. Am wenigsten<br />

Obst essen Männer und Frauen zwischen 18 und 29 Jahren:<br />

Nur 38,4 Prozent der 18- bis 29-jährigen Männer und 59 Prozent<br />

der gleichaltrigen Frauen essen täglich Obst. Anders hingegen beim<br />

Gemüseverzehr. Bei den Frauen liegt die Altersgruppe zwischen 60<br />

und 65 Jahren vorn: Von diesen nehmen rund 54,7 Prozent täglich<br />

Gemüse zu sich. Bei den Männern sind es die 30- bis 39-Jährigen,<br />

die mit 40,5 Prozent öfter Gemüse essen als andere Altersklassen.<br />

Bei den Frauen Iiegt der Gemüseverzehr am niedrigsten bei den 18bis<br />

29-jährigen: Sie bringen es nur auf 49,4 Prozent. Bei den Männern<br />

sind es die 40- bis 49-Jährigen: In dieser Altersgruppe nehmen<br />

nur noch 34,5 Prozent täglich Gemüse zu sich.<br />

… Männer bewegen sich mehr<br />

Bewegung ist wichtig, um in Form zu bleiben und die Gesundheit<br />

zu erhalten. Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland<br />

(DEGS) fand heraus, dass 38 Prozent der Männer stark oder<br />

sehr stark auf ausreichend Bewegung achten, während dies bei den<br />

Frauen nur 33 Prozent tun. Außerdem sind 23 Prozent der Männer<br />

und 24 Prozent der Frauen wenig oder gar nicht darauf bedacht,<br />

sich ausreichend zu bewegen. Dagegen gaben 39 Prozent der Männer<br />

und 43 Prozent der Frauen an, sich „ab und an“ genügend zu<br />

bewegen.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Wussten Sie, dass...<br />

das menschliche Herz in Ruhe ungefähr fünf Liter Blut pro Minute<br />

durch den Kreislauf pumpt? Bei einem erwachsenen Menschen<br />

entspricht das in etwa dem gesamten Blutvolumen des Körpers.<br />

Bluthochdruck vorbeugen<br />

Mehr Sport für Kinder<br />

Etwa 15 bis 20 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig, rund sechs Prozent sogar<br />

adipös – mit steigender Tendenz. Für den in diesen Lebensjahren wichtigen Aufbau von Muskeln<br />

und Knochen ist regelmäßige Bewegung unerlässlich. Doch laut einer Studie des Robert<br />

Koch-Instituts (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – KiGGS)<br />

bewegen sich nur rund 14 Prozent der Kinder dreimal die Woche. Das kann zu schweren Erkrankungen<br />

im Alter führen. Deshalb veranstaltet der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />

und Unfallchirurgie im Dezember die Aktionswoche „Zeigt her Eure Füße“.<br />

„Heute sitzen Kinder täglich etwa 1,5 Stunden vor dem Fernseher – die Nutzung von Spielekonsolen<br />

und PC nicht mit eingerechnet“, berichtete Professor Dr. med. Bernd Kladny, Vizepräsident<br />

der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, auf einer<br />

Pressekonferenz am 23. Oktober 2012 anlässlich des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses für Orthopädie und<br />

Unfallchirurgie in Berlin. „Motorische Defizite nehmen hierdurch erheblich zu. Die Folge: Etwa<br />

ein Viertel aller Kindergartenkinder können weder einen Purzelbaum schlagen noch auf einem<br />

Bein hüpfen“. Bei der Einschulung weisen bis zu 75 Prozent aller Kinder grobmotorische Auffälligkeiten<br />

auf. „Darüber hinaus zeigen Studien, dass etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />

in Deutschland bereits unter<br />

Bluthochdruck leiden“, so Privatdozent Dr.<br />

med. Martin Engelhardt. „Diese Situation<br />

ist alarmierend und hat für Betroffene und<br />

Gesellschaft fatale Folgen. Allein schlechte<br />

Ernährung und Bewegungsmangel kosten<br />

das Gesundheitssystem jährlich über 70<br />

Milliarden Euro.“<br />

Bewegen sich Kinder zu wenig, kann die<br />

Knochensubstanz nicht ausreichend aufgebaut<br />

werden. „Von dieser zehren wir<br />

ab dem 20. bis 25. Lebensjahr ein Leben<br />

lang“, erklärte Kladny. „Wachsende Knochen<br />

und Knorpel sind auf stimulierende<br />

Belastungsimpulse dringend angewiesen.<br />

Unterforderung, Fehlbelastung und Überlastung<br />

wirken sich schädlich aus“. Die<br />

Weltgesundheitsorganisation empfiehlt<br />

im Alter zwischen 5 und 17 Jahren pro<br />

Tag eine Stunde körperlich anstrengende<br />

Bewegung. Zudem sind auch soziale<br />

Komponenten von Mannschaftssportarten<br />

wichtig: Selbstkontrolle, Auffassungsgabe<br />

und soziale Fähigkeiten können durch den<br />

Sport wesentlich verbessert werden.<br />

AKTUELLES<br />

49


50 REZEPTE <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

DIE LEICHTE KÜCHE<br />

SKANDINAVIENS<br />

Wirsing-Fisch-Roulade mit Dinkelreissalat<br />

Für 4 Personen<br />

Rouladen<br />

8 große Wirsingblätter<br />

1TL Rapsöl<br />

1/2 Lauchstange, gehackt<br />

1/2 Zucchini, gewürfelt<br />

10 Zitronenthymianstängel<br />

2EL grobkörniger Senf<br />

8 Schollenfilets (je etwa 150g)<br />

200ml Weißwein<br />

Salz und schwarzer Pfeffer<br />

Zubereitung Kohlblätter in kochendem Salzwasser 2 Minuten blanchieren,<br />

aus dem Topf nehmen und gut abtropfen lassen. Öl in einer Pfanne erhitzen,<br />

Lauch, Zucchini und Zitronenthymian dazu geben, 5 Minuten dünsten, Senf<br />

unterrühren und beiseite stellen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Kohlblätter<br />

auf eine Arbeitsplatte legen, Fischfilets kalt abspülen, trocken tupfen, auf die<br />

Blätter legen, mit Salz und Pfeffer würzen, mit je 1 Esslöffel der Gemüsemischung<br />

bestreichen und zu festen Rouladen rollen. In eine ofenfeste Schüssel<br />

geben, Wein angießen, mit Alufolie abdecken und 15 Minuten im Ofen garen.<br />

Dinkelreis in gesalzenem Wasser nach Packungsangabe garen, abgießen, abtropfen<br />

lassen, in eine Schüssel geben und abkühlen lassen. Die restlichen<br />

Zutaten unter den Salat rühren, mit Salz und Pfeffer würzen und zum Fisch<br />

servieren. Wer mag, kann noch etwas Senf separat dazureichen.<br />

Lachs mit Karotten, Ingwer, Lauch,<br />

grünen Bohnen und Kerbel<br />

Für 4 Personen<br />

800g Lachsfilet mit Haut<br />

200g Babykarotten<br />

1 Lauchstange, in feinen Streifen<br />

200g grüne Bohnen, geputzt<br />

100g Ingwerwurzel, fein gehackt<br />

1Bd. Kerbel, fein gehackt<br />

Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

Dinkelsalat<br />

150g Dinkelreis<br />

300 g grüne Bohnen,<br />

gekocht<br />

100g Rucola<br />

2EL Weißweinessig<br />

1EL Olivenöl<br />

Salz und schwarzer<br />

Pfeffer<br />

Zubereitung Lachsfilet kalt abspülen, sorgfältig trocken tupfen, in einer<br />

gusseisernen oder beschichteten Pfanne ohne Zugabe von Öl bei mittlerer<br />

Hitze von jeder Seite 2 bis 3 Minuten anbraten. Aus der Pfanne nehmen,<br />

Gemüse im Lachssud 5 Minuten dünsten, Kerbel unterrühren und mit Salz<br />

und Pfeffer würzen. Lachsfilet auf einer Platte anrichten, mit Gemüse garnieren<br />

und sofort servieren. Dazu grünen Salat und Baguette reichen.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Lauch-Feta-Tarte<br />

Für 4 Personen<br />

Teig<br />

75g Weizenmehl<br />

175 g Roggenmehl<br />

1TL Salz<br />

75g Butter<br />

125g Quark oder Fromage blanc<br />

Belag<br />

5 schmale Lauchstangen<br />

1TL Salz<br />

4 Eier<br />

150 g Quark oder Fromage blanc<br />

150 g Ziegen- oder Schafsfeta, zerkrümelt<br />

1EL gehackter frischer Thymian<br />

Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />

Heidelbeeren und Rhabarber, Grünkohl und Wirsing, Kaninchen und Makrele<br />

– die skandinavische Küche bietet die herrlichsten Zutaten für leichte Gerichte<br />

voller Aromen. Die Köchin und Autorin hat über 90 eiweißreiche und fettarme<br />

Rezepte aus Skandinavien zusammengestellt: Frühstücksideen, Gemüsespezialitäten,<br />

kalorienarme Fleisch- und Fischgerichte, vegetarische Gerichte, reichhaltige<br />

Salate, selbst gebackene Brote und fruchtige Desserts.<br />

Trina Hahnemann: Die leichte Küche Skandinaviens von Jütland bis zum Nordkap.<br />

Neuer Umschau Buchverlag 2011, 143 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3865287182.<br />

REZEPTE<br />

Zubereitung Für den Teig die Mehle und das Salz in einer großen Schüssel<br />

verrühren, Butter mit den Fingern hineinkrümeln, den Quark oder Fromage<br />

blanc dazugeben und zu einem glatten Teig kneten. Alternativ alle Zutaten<br />

in der Küchenmaschine verarbeiten. Den Teig abgedeckt im Kühlschrank<br />

30 Minuten ruhen lassen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Teig ausrollen,<br />

eine Tarteform damit auslegen, mit Backpapier und -bohnen auslegen und<br />

15 Minuten blind backen. Backpapier und -bohnen entfernen und den Teig<br />

weitere 5 Minuten backen. Lauch in Ringe schneiden, 5 Minuten in einer<br />

Schüssel mit kaltem Wasser durchziehen lassen, dann mit einem Schaumlöffel<br />

herausheben. Sand und Erdpartikel haben sich nun auf den Boden<br />

gesenkt. Sollte der Lauch immer noch sandig sein, den Vorgang mit frischem<br />

Wasser wiederholen. In einem Topf in wenig gesalzenem Wasser 10<br />

Minuten garen, anschließend abtropfen lassen. Eier in einer Schüssel verschlagen,<br />

Quark oder Fromage blanc und Fetakäse unterrühren, Thymian<br />

und Lauch unterziehen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, auf dem Teig<br />

verteilen und 30 Minuten backen. Noch warm servieren.<br />

51


52 RÄTSEL <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Gewinnen Sie mit!<br />

1. Preis<br />

Das vollautomatische Oberarm-Blutdruckmessgerät OMRON<br />

MIT-Elite Plus. Das Gerät verfügt über eine PC-Schnittstelle<br />

mittels USB-Kabel sowie über 90 Speicherplätze und eine Mittelwertanzeige<br />

der letzten drei Messwerte. Falls Blutdruckwerte<br />

ober- oder unterhalb der Normwerte liegen, wird dies ebenso<br />

angezeigt wie unregelmäßige Pulsschläge.<br />

2. Preis<br />

Das Herz-Buch der Schirmherrin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Dr. Marianne<br />

Koch. Die Autorin nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf eine Entdeckungsreise<br />

zum Mittelpunkt des Körpers - zum Herzen. Sie stellt die neuesten medizintechnischen<br />

Verfahren vor, erklärt Herzmedikamente und macht die Zusammenhänge<br />

zwischen Seele und Herz deutlich.<br />

3. Preis<br />

Der Ratgeber aus dem Trias Verlag „Bluthochdruck. Endlich wieder<br />

gute Werte“ von Professor Dr. med. Martin Middeke.<br />

Wenn Sie an unserem Preisrätsel<br />

teilnehmen möchten, notieren<br />

Sie bitte das Lösungswort und<br />

schicken Sie es an uns per Post<br />

oder Fax:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Berliner Straße 46<br />

69120 Heidelberg<br />

Fax 0 62 21 – 5 88 55-25<br />

Einsendeschluss ist der<br />

31. Januar 2013. Das Lösungswort<br />

erscheint in der Ausgabe 1/2013.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen,<br />

die Gewinner ermittelt das<br />

Los. Für alle Gewinner gibt es<br />

zusätzlich ein Jahr kostenfreie<br />

Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>.<br />

Gewonnen haben:<br />

Das Lösungswort des Preisrätsels<br />

im <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012<br />

lautete „SELBSTHILFEGRUPPE“.<br />

1. Preis<br />

Martina Siebecke, Neustetten:<br />

Ein vollautomatisches Oberarm-<br />

Blutdruckmessgerät OMRON<br />

MIT-Elite Plus.<br />

2. Preis<br />

Regine Stauber-Stern, Geiersthal:<br />

Das Kochbuch „Vegetarisch<br />

grillen“ von Karen Schulz und<br />

Maren Jahnke, Neuer Umschau<br />

Buchverlag.<br />

3. Preis<br />

Kathrin Rappert, Mühldorf:<br />

Einen Ratgeber aus dem Trias<br />

Verlag „Bluthochdruck. Endlich<br />

wieder gute Werte“ von Professor<br />

Dr. med. Martin Middeke.


<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />

20 Jahre Herz-Kreislauf-Telefon<br />

Seit 20 Jahren steht das Beratungstelefon der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> Patienten,<br />

Ärzten und Medienvertretern zur Verfügung. Am Herz-Kreislauf-Telefon beantworten<br />

Experten für Bluthochdruck kompetent alle Fragen rund um das Thema Bluthochdruck.<br />

Am 1. April 1992 wurde das Herz-Kreislauf-<br />

Telefon (HKT) der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

freigeschaltet. Es bedurfte mehrerer Monate<br />

Planung, bis das Beratungstelefon in der<br />

Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> in<br />

Heidelberg eingerichtet war. Ärztliche und wissenschaftliche<br />

Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

stehen am HKT von Montag bis Freitag<br />

jeweils zwischen 9 und 17 Uhr für alle Fragen zur<br />

Verfügung.<br />

Anonym und kostenlos<br />

Die Experten für Bluthochdruck beraten Betroffene<br />

und Angehörige kompetent, aktuell und<br />

verständlich über die Erkrankung, ihre Diagnose<br />

und die therapeutischen Möglichkeiten. Aber<br />

auch Ärzte, Apotheker, medizinisches Fachpersonal<br />

und Medienvertreter können sich über aktuelle<br />

Entwicklungen und Neuerungen informieren.<br />

Die Auskünfte sind anonym und kostenlos, für<br />

einen Anruf fallen nur die üblichen Telefongebühren<br />

an.<br />

Viele der Anrufer sind Hypertoniker, die sich<br />

nicht ausreichend informiert fühlen. In Deutschland<br />

steht den Ärzten nur wenig Zeit für ein Gespräch<br />

mit ihren Patienten zur Verfügung. Doch<br />

die umfassende Information von Hypertonikern<br />

ist zeitintensiv. So fühlen sich die Patienten oft<br />

ungenügend und schlecht informiert und wissen<br />

nicht, wohin mit ihren Fragen.<br />

Bessere Therapietreue<br />

Etliche der Betroffenen müssen sich nach der<br />

Diagnose zunächst an den Gedanken gewöhnen,<br />

vielleicht für den Rest ihres Lebens blutdrucksenkende<br />

Medikamente nehmen zu müssen. Das<br />

ist für viele Anrufer der Grund, warum sie zum<br />

Telefon greifen – sie möchten von den Experten<br />

des Herz-Kreislauf-Telefons weitere Informationen.<br />

Dabei trägt das HKT viel zur Therapietreue<br />

bei. Studien haben gezeigt, dass die Bereitschaft<br />

informierter Patienten steigt, ihre Medikamente<br />

zuverlässig einzunehmen. Die Experten am<br />

Beratungstelefon erläutern den Hypertonikern,<br />

dass sie mit der regelmäßigen Einnahme der<br />

Medikamente ihr persönliches Risiko senken,<br />

später einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall<br />

zu erleiden. Außerdem werden die Betroffenen<br />

darauf hingewiesen, dass sie mit einer gesunden<br />

Lebensweise selber viel dazu beitragen können,<br />

das Risiko für Folgeerkrankungen zu verringern<br />

und den Blutdruck zu senken.<br />

Seit Start des Angebots vor zwanzig Jahren wurde<br />

das Beratungstelefon von rund 75.000 Personen<br />

in Anspruch genommen. Das Durchschnittsalter<br />

der Anrufer entspricht in etwa der Altersgruppe<br />

der Hypertoniker. Meist rufen die Betroffenen<br />

an, selten deren Angehörige. Beide Geschlechter<br />

sind unter den Anrufern etwa gleichermaßen vertreten.<br />

Noch Fragen?<br />

Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

Rede und Antwort: Telefon 06221–588555, Montag bis<br />

Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch Anfragen per Post oder E-Mail<br />

(info@hochdruckliga.de) sind willkommen.<br />

53


54 NACHGEFRAGT <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />

Nachgefragt bei<br />

Karl-Heinz Otte, Jahrgang 1937 und von Beruf Unternehmensberater,<br />

ist Leiter des Patientenbeirats der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

und Leiter der Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Hannover.<br />

1. Worüber können Sie sich immer wieder freuen?<br />

Über Offenheit und Ehrlichkeit, über einen neuen Tag.<br />

2. Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />

Über Mangel an Kompetenz und über Arroganz.<br />

3. Wie steht es zurzeit um Ihre Gesundheit?<br />

Bin ganz zufrieden, aber arbeite weiter daran.<br />

4. Was essen Sie am liebsten?<br />

Mediterrane Küche.<br />

5. Welchen Sport treiben Sie?<br />

Jogging täglich und medizinische Gymnastik einmal wöchentlich.<br />

6. Wie können Sie sich am besten entspannen?<br />

Musik hören und spazieren gehen.<br />

7. Welcher Kino- oder Fernsehfilm hat Ihnen in letzter Zeit am meisten gefallen?<br />

„Das Parfum“ – der Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von Patrick Süskind.<br />

8. Welches Buch hat Sie besonders beeindruckt?<br />

„Sorge dich nicht - lebe!“ von Dale Carnegie.<br />

9. Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Kopfzerbrechen?<br />

Die Mittelmäßigkeit in unserer Bundespolitik.<br />

10. Was möchten Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen?<br />

Mit meiner Frau eine Südostasienreise noch einmal erleben.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />

<strong>Deutsche</strong>s Kompetenzzentrum Bluthochdruck<br />

Geschäftsführer:<br />

Dr. Joachim Leiblein (v.i.S.d.P.)<br />

Geschäftsstelle:<br />

Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg<br />

Telefon:(0 62 21) 5 88 55-0<br />

Telefax: (0 62 21) 5 88 55-25<br />

Internet: www.hochdruckliga.de<br />

E-Mail: info@hochdruckliga.de<br />

Schriftleitung:<br />

Prof. Dr. med. Rainer Düsing<br />

Prof. Dr. med. Martin Paul<br />

Redaktion:<br />

Dr. Anette Huesmann, Heidelberg.<br />

– Adresse siehe Geschäftsstelle –<br />

Anzeigen:<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />

– Adresse siehe Geschäftsstelle –<br />

Gestaltung und Layout:<br />

Kaisers Ideenreich, 67435 Neustadt /Wstr.,<br />

www.kaisers-ideenreich.de<br />

Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>:<br />

Prof. Dr. med. Ulrich Kintscher, Berlin<br />

(Vorsitzender)<br />

Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel, Köln<br />

(stellv. Vorsitzender)<br />

Dr. med. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen<br />

Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Karlsruhe<br />

Prof. Dr. med. Reinhold Kreutz, Berlin<br />

Prof. Dr. med. Thomas Mengden, Bad Nauheim<br />

Frau PD Dr. med. Anna Mitchell, Herne<br />

Jürgen Weber, Groß Schenkenberg<br />

Schirmherrin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>:<br />

Dr. med. Marianne Koch, Tutzing<br />

Bezug:<br />

<strong>DRUCKPUNKT</strong> kann bei der Bundesgeschäftsstelle<br />

der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zum Jahrespreis<br />

von 21,40 Euro (inkl. MwSt. und Versandkosten)<br />

abonniert werden. Das Einzelheft<br />

kostet 4 Euro. Für die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> ist der Bezugspreis im jährlichen<br />

Mindestbeitrag von 16 Euro (Ärzte 26 Euro) enthalten.<br />

Als Abonnement-Zeitraum gilt das Kalenderjahr.<br />

Der Bezug verlängert sich um jeweils<br />

ein weiteres Jahr, wenn nicht sechs Wochen vor<br />

Jahresende gekündigt wird.<br />

Auflage:<br />

<strong>DRUCKPUNKT</strong> erscheint max. viermal im Jahr<br />

in einer Auflage von je 22.000 Exemplaren.<br />

*Hinweise: Für namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

sind die Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben<br />

nicht immer die Meinung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />

wieder.<br />

Bei der Bezeichnung „Hypertensiologe DHL ® “ handelt<br />

es sich nicht um eine nach den Berufsordnungen<br />

grundsätzlich führungsfähige Bezeichnung für Ärzte,<br />

sondern um eine nach dem entsprechenden ärztlichen<br />

Berufsrecht einzuordnende Bezeichnung<br />

(z.B. nach der Musterberufsordnung der deutschen Ärzte<br />

als „Tätigkeitsschwerpunkt“ bzw. nach den Berufsordnungen<br />

der Landesärztekammern). Soweit in der vorliegenden<br />

Ausgabe von „Weiterbildung“ die Rede ist, handelt<br />

es sich dabei um Fortbildungsmaßnahmen der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für<br />

Hypertonie und Prävention, die nicht mit den Weiterbildungsmaßnahmen<br />

der Ärztekammern zu verwechseln sind.<br />

Bankverbindung:<br />

Commerzbank Heidelberg<br />

Kto.-Nr. 541 493 300, BLZ 672 800 51<br />

Postbank Karlsruhe<br />

Kto.-Nr. 206 704 758, BLZ 660 100 75<br />

ISSN 1619-0637


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Beitrittsformulare im Internet unter www.hochdruckliga.de<br />

oder anfordern bei der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />

<strong>Hochdruckliga</strong>, Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg,<br />

Telefon 06221/588550, info@hochdruckliga.de.<br />

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<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® –<br />

<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention


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Die neue Serie<br />

von OMRON.<br />

M500<br />

M400<br />

M300

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