DRUCKPUNKT - Deutsche Hochdruckliga
DRUCKPUNKT - Deutsche Hochdruckliga
DRUCKPUNKT - Deutsche Hochdruckliga
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ISSN 1619-0637<br />
<strong>Hochdruckliga</strong><br />
Das Magazin für Prävention und Behandlung des Bluthochdrucks und seiner Folgen<br />
<strong>DRUCKPUNKT</strong><br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
– <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention 3 – 4 · 2012<br />
Prävention schützt<br />
vor Bluthochdruck
Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – hier wird<br />
der Hypertoniepatient optimal versorgt<br />
Mit der Zertifizierung von Hypertonie-Zentren leistet<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL® –<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie<br />
und Prävention einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Verbesserung der<br />
Versorgungsqualität. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> bürgt für die Qualität<br />
der zertifizierten Zentren,<br />
schafft damit Transparenz und<br />
gibt Patienten Orientierung.<br />
Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum<br />
DHL® – welche<br />
fachlich-personellen,<br />
interdisziplinären und<br />
räumlichen Anforderungen<br />
müssen erfüllt sein?<br />
Die Einrichtung muss mindestens zwei<br />
Hypertensiologen/-innen DHL® beschäftigen.<br />
Ein/eine Hypertonieassistent/-in DHL® ist wünschenswert.<br />
Interdisziplinäre Kooperationen mit der Endokrinologie,<br />
Kardiologie, Nephrologie, Neurologie usw. müssen gewährleistet<br />
sein.<br />
Es müssen Räumlichkeiten für die ambulante bzw. stationäre<br />
Diagnostik und Therapie der Hypertonie vorhanden sein.<br />
Machen Sie doch<br />
einfach das Beste<br />
aus Ihrer Praxis<br />
oder Klinik<br />
Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® – welche<br />
diagnostischen und therapeutischen Angebote<br />
müssen vorhanden sein?<br />
Grundsätzlich müssen alle diagnostischen Verfahren<br />
verfügbar sein – entweder durch das zertifizierte<br />
Zentrum oder Kooperationspartner.<br />
Therapeutische Notfallversorgung (24h-Notaufnahme,<br />
internistische Intensivstation, 24h-<br />
Akutneurologie und -neuroradiologie) muss<br />
zumindest durch einen Kooperationspartner<br />
gewährleistet sein. Erforderlich ist darüber hinaus<br />
eine Einrichtung zur nicht-medikamentösen<br />
Intervention (Diätberatung, Sportmedizin).<br />
Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL® –<br />
ein Mehrwert für Praxis & Klinik!<br />
Machen Sie Ihre Praxis/Klinik durch die Zertifizierung zukunftsfähig – und binden<br />
Sie das erworbene Qualitätssiegel aktiv in Ihr Marketing ein.<br />
Durch die intensive Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V.<br />
DHL® – <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Hypertonie und Prävention wird das<br />
Hypertonie-Zentrum DHL® zur Qualitätsmarke werden, an der sich aufgeschlossene<br />
Patienten, aber auch Leistungserbringer orientieren.<br />
Weitere Informationen sowie Zertifizierungsanträge:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL®<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />
www.hochdruckliga.de
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
6 Forschung<br />
Neue Therapie in der Kritik<br />
10 Aus der <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Kongress:<br />
Hypertonie und Prävention –<br />
Berlin 2012<br />
INHALT<br />
Inhalt 3– 4/2012<br />
EDITORIAL<br />
4 AWMF: Übergreifende Zusammenarbeit<br />
FORSCHUNG<br />
6 Neue Therapie in der Kritik<br />
22 Stress-MRT gibt Hinweis auf Infarktrisiko<br />
24 Neue Blutdrucksenker in Sicht<br />
28 Blutdruckkontrolle per Handy<br />
37 Frauenherzen schlagen anders<br />
38 Herzschwäche: Sport hält fi t<br />
18 Praxis<br />
Bluthochdruck<br />
bei Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
8 Zertifikat für erstes Hypertonie-Zentrum DHL ®<br />
10 Kongress: Hypertonie und Prävention – Berlin 2012<br />
12 4. Hypertension Summer School<br />
13 Internetseite der DHL ® auf Erfolgskurs<br />
14 <strong>Hochdruckliga</strong> fordert bundesweites Nachtflugverbot<br />
15 Neue Prüfsiegel vergeben<br />
34 100 Jahre Hypertonieforschung<br />
53 20 Jahre Herz-Kreislauf-Telefon<br />
AUS DEN SELBSTHILFEGRUPPEN<br />
17 Selbsthilfe-News haben sich etabliert<br />
8 Aus der <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Zertifikat für<br />
erstes Hypertonie-<br />
Zentrum DHL ®<br />
PRAXIS<br />
18 Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen<br />
46 Ist Hypertonie psychosomatisch?<br />
AKTUELLES<br />
16 Innovationspreis für renale Denervation<br />
27 Sicher Autofahren trotz Diabetes<br />
48 Nichtraucherschutz wirkt<br />
48 Frauen ernähren sich gesünder<br />
49 Mehr Sport für Kinder<br />
RATGEBER<br />
30 Natürliche Blutdrucksenker: Zur Therapie nicht geeignet<br />
BEWEGUNG<br />
42 Herzfrequenz ist die Richtschnur<br />
ERNÄHRUNG<br />
44 brotZeit: Frühstück und mehr<br />
RUBRIKEN<br />
40 LESERBRIEFE<br />
50 REZEPTE<br />
52 RÄTSEL<br />
54 NACHGEFRAGT<br />
54 IMPRESSUM<br />
26 Forschung<br />
Neue Blutdrucksenker in Sicht<br />
3
4 EDITORIAL <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Übergreifende<br />
Zusammenarbeit<br />
von Professor Dr Dr. med. Karl Heinz Rahn<br />
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften<br />
(AWMF) fördert die Verbindung von medizinischer Forschung und ärztlicher Praxis.<br />
Die AWMF wurde 1962 als Dachorganisation<br />
der Wissenschaftlichen Medizinischen<br />
Fachgesellschaften in Deutschland gegründet.<br />
Ihr gehören zurzeit 163 Fachgesellschaften mit<br />
insgesamt etwa 200.000 Mitgliedern an. Ziel der<br />
AWMF ist es, die Verbindung von wissenschaftlicher<br />
Medizin und ärztlicher Praxis zu fördern.<br />
Die AWMF berät über grundsätzliche und fächerübergreifende<br />
Angelegenheiten. Sie erarbeitet<br />
Empfehlungen und Resolutionen und vertritt diese<br />
gegenüber Institutionen – auch im Bereich der<br />
Gesundheits- und Wissenschaftspolitik.<br />
Leitlinienregister<br />
Aufgrund einer Empfehlung des Sachverständigenrats<br />
für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen<br />
fördert und koordiniert die AWMF seit<br />
1995 die Entwicklung von Leitlinien für Diagnostik<br />
und Therapie. Medizinische Leitlinien sind systematisch<br />
entwickelte und wissenschaftlich fundierte<br />
Handlungsempfehlungen für Ärzte bei<br />
der Behandlung von Patienten. Ihr Hauptzweck<br />
ist die Darstellung des fachlichen Entwicklungsstands.<br />
Die Empfehlungen sind nicht bindend,<br />
unterstützen die Ärzte aber bei ihren Entscheidungen.<br />
Bei der Entscheidungsfindung ist der<br />
Einzelfall zu berücksichtigen und auch die Präferenzen<br />
der Patienten sind mit einzubeziehen.<br />
Die AWMF berät und unterstützt Medizinische<br />
Fachgesellschaften bei der Erstellung der Leitlinien.<br />
Die Leitlinien sind dabei in drei Entwicklungsstufen<br />
klassifiziert. Der höchsten Qualitätsstufe<br />
gehören die S3-Leitlinien an. Deren wesentliche<br />
Aussagen sind evidenzbasiert (die Wirksamkeit<br />
ist bewiesen) und wurden im Konsens mehrerer<br />
Fachgesellschaften erstellt. Die S2-Leitlinien sind<br />
entweder evidenzbasiert (S2e) oder konsensusbasiert<br />
(S2k). Die S1-Leitlinien sind dagegen Empfehlungen<br />
von Expertengruppen.<br />
Zurzeit befinden sich im Leitlinienregister der<br />
AWMF 110 S3-Leitlinien, 123 S2-Leitlinien und<br />
455 S1-Leitlinien. Die AWMF ist ständig bemüht,<br />
gemeinsam mit den Fachgesellschaften bestehende<br />
Leitlinien entsprechend dem wissenschaftlichen<br />
Fortschritt zu aktualisieren. Die Arbeit im<br />
Leitlinienbereich hat in den letzten Jahren erheblich<br />
zugenommen. Die AWMF hat daher im<br />
Jahre 2009 ein Institut für Medizinisches Wissensmanagement<br />
gegründet, das am Fachbereich<br />
Medizin der Philipps-Universität Marburg angesiedelt<br />
ist.<br />
Leistung der Selbstverwaltung<br />
Die bisherige Arbeit im Bereich der Leitlinien ist<br />
eine großartige Leistung der Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften und der Ärztlichen<br />
Selbstverwaltung. Diese Arbeit wird ehrenamtlich<br />
von Mitgliedern der Fachgesellschaften<br />
erbracht und von diesen Mitgliedern oder von<br />
den Fachgesellschaften fi nanziert. Leitlinien werden<br />
regelmäßig für Entscheidungen im Gesundheitswesen<br />
herangezogen. Auch für die Zukunft<br />
ist wichtig, dass die Leitlinien unabhängig von<br />
der Arzneimittel- und Geräteindustrie erstellt<br />
werden. Die AWMF schließt sich daher der Forderung<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Ärztetages von 2010 an,<br />
dass die Bundesregierung die erforderlichen Leitlinien<br />
der Fachgesellschaften fi nanziell fördern<br />
solle.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Die AWMF arbeitet derzeit gemeinsam mit der<br />
Gesellschaft für Medizinische Ausbildung, dem<br />
Medizinischen Fakultätentag, der Bundesärztekammer<br />
und anderen Institutionen an der Erstellung<br />
eines Nationalen Kompetenzbasierten<br />
Lernzielkatalogs Medizin. Die AWMF wird sich<br />
dabei insbesondere für den Erhalt der Wissenschaftlichkeit<br />
im Medizinstudium einsetzen.<br />
Verbesserung des Medizinstudiums<br />
Im Rahmen der ArbeitsgemeinschaftHochschulmedizin<br />
des <strong>Deutsche</strong>n Hochschulverbandes hat<br />
die AWMF gemeinsam mit der Bundesärztekammer,<br />
dem Marburger Bund, dem Medizinischen<br />
Fakultätentag, der Bundesvereinigung der ärztlichen<br />
und zahnärztlichen Leiter von Universitätskliniken<br />
und der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für<br />
Medizinrecht eine Resolution zur Einführung<br />
des Bachelor/Master Systems im Medizinstudi-<br />
um im Zuge des Bologna-Prozesses publiziert.<br />
Diese und weitere Stellungnahmen – etwa zu<br />
Hochschulambulanzen und zum Entwurf einer<br />
EU-Verordnung über Klinische Prüfungen<br />
–finden sich auf der Website der AWMF unter<br />
www.awmf.org.<br />
Au Auto tor<br />
Professor Dr. med. Karl Heinz Rahn war, bevor er<br />
in den Ruhestand ging, langjähriger Direktor der<br />
Medizinischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums<br />
Münster sowie Ärztlicher Direktor<br />
des Universitätsklinikums Münster. Er ist von 2006<br />
bis 2012 Vorsitzender der <strong>Deutsche</strong>n Hypertonie<br />
Akademie und war Sprecher der Sektion Arzneimittel<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Seit 2009 ist er<br />
Präsident der AWMF.<br />
EDITORIAL<br />
5<br />
Die AWMF wurde<br />
1962 in Frankfurt<br />
am Main gegründet.<br />
Sie ist der deutsche<br />
Dachverband von<br />
163 wissenschaftlichenFachgesellschaften.<br />
Seit 1995 koordiniert<br />
die AWMF<br />
die Entwicklung<br />
von medizinischen<br />
Leitlinien für Diagnostik<br />
und Therapie<br />
durch die einzelnen<br />
Wissenschaftlichen<br />
Medizinischen Fachgesellschaften.
6 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Neue Therapie in der Kritik<br />
Für Hypertoniker mit therapieresistentem Bluthochdruck gibt es eine neue Behandlungsmöglichkeit:<br />
die renale Denervation. Da das Verfahren noch relativ neu ist, sind<br />
die Erfahrungen bisher begrenzt – und die Meinungen der Ärzte gehen auseinander.<br />
Mit der interventionellen renalen Denervation<br />
gibt es eine neue Behandlungsmöglichkeit<br />
für ausgewählte Patienten. Das Verfahren wird nur<br />
bei Betroffenen mit therapieresistenter Hypertonie<br />
angewandt, das heißt, die Patienten erreichen trotz<br />
Einnahme von mindestens drei verschiedenen<br />
Blutdrucksenkern keine<br />
guten Blutdruckwerte. Bei dem Eingriff<br />
wird über die Leistenschlagader<br />
ein Katheter zunächst in die eine,<br />
dann in die andere Nierenarterie eingebracht.<br />
Dort werden Wärmeimpulse<br />
abgegeben, mit denen die sympathischen<br />
Nervenfasern entlang der Nierenarterien<br />
verödet werden. Der Eingriff<br />
dauert etwa 45 bis 60 Minuten und ist als<br />
komplikationsarm einzustufen. In zwei<br />
Studien (Symplicity-HTN1 und -HTN2)<br />
wurden insgesamt 206 Patienten mit therapieresistenter<br />
Hypertonie eingeschlossen.<br />
Nach sechs Monaten konnten die<br />
Blutdruckwerte in der Behandlungsgruppe<br />
um 32/12mmHg gesenkt werden. Zu<br />
den diskutierten Beschränkungen der<br />
Studien gehören die begrenzte Nachbeobachtungszeit<br />
(24 Monate), die kleine<br />
Anzahl an auswertbaren Langzeitblutdruckmessungen<br />
sowie das Fehlen einer<br />
Scheinbehandlung. Die Studie mit längeren<br />
Nachbeobachtungszeiten (36 Monate in der Symplicity-HTN1-Studie)<br />
zeigt eine anhaltende Blut-<br />
Au Auto tor<br />
Dr. med. Felix Mahfoud ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter der Klinik für Innere Medizin III (Kardiologie,<br />
Angiologie und Internistische Intensivmedizin)<br />
des Universitätsklinikums des Saarlandes in<br />
Homburg (Saar). Seit 2010 bis 2012 ist er Stipendiat<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Außerdem ist<br />
er Mitglied der Kommission Interventionelle Hochdrucktherapie<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />
drucksenkung und liefert keine Hinweise für Nierenarterienverengung.<br />
Auch sonst ergaben sich<br />
keine Hinweise auf andere Beeinträchtigungen<br />
der Nieren. Die nach dem Eingriff durchgeführten<br />
24-Stunden-Blutdruckmessungen zeigten<br />
erwartungsgemäß weniger starke<br />
Blutdrucksenkungen als die in der<br />
Praxis gemessenen Blutdruckwerte.<br />
Dies deckt sich mit den Ergebnissen<br />
großer pharmakologischer Studien<br />
und ist nicht verwunderlich. In der<br />
laufenden Studie (Symplicity-HTN3)<br />
werden im Katheterlabor nach erfolgter<br />
Renovasographie (Röntgendarstellung<br />
der Niere) die Probanden unterschiedlichen<br />
Gruppen zugeteilt. Bei<br />
einer der Gruppen wird im Anschluss<br />
eine Scheinbehandlung durchgeführt.<br />
Inwieweit eine Scheinbehandlung möglich<br />
ist – auch aufgrund der Schmerzen<br />
und den sich ergebenden ethischen und<br />
rechtlichen Bedenken – bleibt abzuwarten.<br />
Dass die in den Langzeitbeobachtungen<br />
der oben genannten Studien festgestellte,<br />
dauerhafte Blutdrucksenkung<br />
über mehr als 24 Monate auf einen<br />
Scheineffekt zurückzuführen ist, ist<br />
unwahrscheinlich. Das internationale<br />
Register zur renalen Denervation mit der<br />
Möglichkeit, bis zu 5.000 Patienten systematisch<br />
zu analysieren, wird einen wertvollen Beitrag zur<br />
Evaluation der Langzeiteffekte und -sicherheit ermöglichen<br />
und ergänzt die Studien. Möglicherweise<br />
können durch die Behandlung auch andere<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen günstig beeinflusst<br />
werden. Es konnte gezeigt werden, dass sich bei<br />
Patienten mit therapieresistenter Hypertonie nach<br />
einer renalen Denervation auch der Glukosestoffwechsel<br />
verbessern kann. Aktuell ist die renale<br />
Denervation bei gesicherter Therapieresistenz,<br />
optimaler pharmakologischer Therapie und nach<br />
Ausschluss einer sekundären Hypertonieursache<br />
eine willkommene Alternative im Spektrum der<br />
antihypertensiven Behandlungsmöglichkeiten.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Die bisher publizierten Studien sind wegen<br />
geringer Teilnehmerzahl und methodischer<br />
Mängel unzureichend. Anhand einer Praxismessung<br />
wurden durch die renale Denervation<br />
Blutdrucksenkungen von 32/12mmHg und<br />
27/11mmHg nach 6 bis 24 Monaten gemessen.<br />
Solche Werte wurden auch mit Blutdrucksenkern<br />
erzielt, aber ebenfalls nur in methodisch<br />
ungeeigneten, offenen Studien<br />
und Anwendungsbeobachtungen.<br />
Die zuverlässigste Messmethode, die<br />
24-Stunden-Blutdruckmessung, ergab<br />
nur bei 20 Patienten eine Blutdrucksenkung<br />
von 11/7mmHg. Die Studien,<br />
die bisher durchgeführt wurden<br />
(Symplicity-HTN1 und -HTN2), haben<br />
zahlreiche Fehlerquellen. Zum Beispiel<br />
können Patienten durch die Umstände<br />
der Behandlung und den Eingriff zu einer<br />
zuverlässigeren Medikamenteneinnahme<br />
motiviert werden. Nicht plausibel ist,<br />
dass die blutdrucksenkenden Medikamente<br />
innerhalb von 6 bis 24 Monaten – trotz<br />
der Blutdrucksenkungen – nicht reduziert<br />
werden konnten. Rund 24 Monate nach<br />
dem Eingriff war die antihypertensive<br />
Therapie bei 70 Prozent der Patienten<br />
konstant, bei 12 Prozent erhöht und nur<br />
bei 18 Prozent reduziert worden. Ungeklärt<br />
ist derzeit, ob der Eingriff langfristig<br />
die Folgeschäden der Hypertonie verhindert<br />
und ob Nebenwirkungen wie Nierenarterienverengungen<br />
durch Narbenbildung auftreten.<br />
Die renale Denervation soll nur bei Patienten mit<br />
„therapieresistenter Hypertonie“ durchgeführt<br />
werden. Doch verschleiert diese Bezeichnung häufi<br />
g nur die Tatsache, dass die Medikamente nicht<br />
verordnungsgemäß eingenommen, dass sekundäre<br />
heilbare Ursachen der Hypertonie und Praxishypertonie<br />
nicht zuverlässig ausgeschlossen,<br />
eine adäquate Standardtherapie nicht verordnet<br />
und nicht alle verfügbaren therapeutischen Optionen<br />
eingesetzt wurden. Nur 30 von 150 Patienten,<br />
die zur renalen Denervation an eine universitäre<br />
Hochdruckambulanz überwiesen wurden, benötigten<br />
diesen Eingriff (persönliche Mitteilung von<br />
Professor van der Giet, Berlin). Meine Erfahrungen<br />
mit etwa 100 Patienten mit vermeintlich therapieresistenter<br />
Hypertonie bestätigen diese Aussagen:<br />
Mit ganz wenigen Ausnahmen konnte der<br />
Blutdruck bei allen durch Blutdrucksenker normalisiert<br />
werden. Eine echte therapieresistente Hypertonie<br />
ist also selten. Die Forderung, dass Zen-<br />
tren mit Hypertonieschwerpunkt die Indikation<br />
zur renalen Denervation stellen, wird bisher nicht<br />
erfüllt. In den USA ist für die Zulassung neuer<br />
Medizinprodukte (Klasse III) der Nachweis von Sicherheit<br />
und Wirksamkeit durch klinische Studien<br />
erforderlich. Aufgrund der bisherigen Studien hat<br />
die FDA (U.S. Food and Drug Administration)<br />
die kommerzielle Anwendung<br />
der renalen Denervation nicht<br />
erlaubt. Sie hat mit dem Hersteller<br />
eine neue, methodisch verbesserte<br />
Studie vereinbart, an der 500 Patienten<br />
teilnehmen (Symplicity-HTN3). In<br />
Deutschland dürfen in Kliniken und<br />
medizinischen Zentren neue Untersuchungs-<br />
und Behandlungsmethoden<br />
eingesetzt werden, wenn diese ein „therapeutisches<br />
Potenzial“ haben. Die hohe<br />
Aufmerksamkeit, die die renale Denervation<br />
in den Medien und in der Öffentlichkeit<br />
erhalten hat, ist dem gegenwärtigen<br />
Stand der Erprobung nicht angemessen.<br />
Sie führt aber dazu, dass immer mehr<br />
Zentren dieses Verfahren anwenden. In<br />
Deutschland gibt es inzwischen (Stand<br />
Februar 2012) 160 Zentren. Diese<br />
Anzahl entspricht einem eklatanten<br />
Überangebot.<br />
Die gegenwärtige Datenlage rechtfertigt<br />
den Einsatz der renalen Denervation<br />
zur Behandlung der therapieresistenten<br />
Hypertonie nur im Rahmen methodisch verbesserter<br />
Studien mit sorgfältiger Dokumentation<br />
von Indikation, Ergebnissen und Nebenwirkungen<br />
– wie von der FDA als Voraussetzung für die<br />
Zulassung der Methode verlangt.<br />
Au Auto tor<br />
Professor Dr. Heinrich Holzgreve ist Internist<br />
und praktiziert in einer kardiologischen Praxis in<br />
München. Von 1979 bis 1987 war er Vorstandsmitglied<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Im Jahr 1990<br />
erhielt er für seine langjährigen wissenschaftlichen<br />
Verdienste um die Hypertonieforschung den Franz-<br />
Gross-Wissenschaftspreis der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />
FORSCHUNG<br />
Ungekürzte Stellungnahmen:<br />
F. Mahfoud: Renale Sympathikusdenervation bei arterieller Hypertonie – Pro<br />
DMW <strong>Deutsche</strong> Medizinische Wochenschrift 2012: 137 (14): S.720.<br />
H. Holzgreve: Renale Sympathikusdenervation bei arterieller Hypertonie – Contra<br />
DMW <strong>Deutsche</strong> Medizinische Wochenschrift 2012: 137 (14): S.721.<br />
7
8 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Dr Dr. Gabriele<br />
Klumm und ihr<br />
Mann Dr Dr. Günter<br />
Klumm gründeten<br />
vor 15 Jahren die<br />
Hausärztliche<br />
Praxis für Inne- Inne-<br />
re Medizin und<br />
Allgemeinmedizin<br />
in Siegburg, die als<br />
erstes Hypertonie-<br />
Zentrum DHL ®<br />
zertifiziert wurde.<br />
Zertifikat für erstes<br />
Hypertonie-Zentrum DHL®<br />
Die Praxis Dr. Klumm in Siegburg erhielt als erstes Hypertonie-Zentrum DHL ® das Zertifikat.<br />
Rund 50 weitere Hypertonie-Zentren DHL ® konnten inzwischen zertifiziert werden.<br />
In Deutschland ist das medizinische Angebot<br />
für die Bevölkerung qualitativ hochwertig, aber<br />
auch sehr vielschichtig. Zahlreichen Patienten<br />
fällt es zunehmend schwer, sich im unüberschaubaren<br />
Feld der medizinischen Versorgungsangebote<br />
zu orientieren. Um mehr Transparenz zu<br />
schaffen und den Betroffenen eine bessere Orientierung<br />
zu ermöglichen, hat die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
die Versorgungslandschaft neu strukturiert<br />
und Zertifikate für Hypertonie-Zentren<br />
DHL ® geschaffen. Kliniken und Praxen, die alle<br />
Voraussetzungen für eine optimale Diagnose und<br />
Behandlung von Hypertonikern nachweisen, können<br />
als Hypertonie-Zentrum DHL ® zertifiziert<br />
werden.<br />
Großes Interesse<br />
Die neu geschaffenen Versorgungsstrukturen<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> stoßen bei Praxen<br />
Zertifizierte Hypertonie-Zentren DHL ®<br />
und Kliniken auf großes Interesse. Bereits in den<br />
ersten Wochen nach Bekanntmachung der neu<br />
geschaffenen Zertifikate gingen in der Geschäftsstelle<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> in Heidelberg<br />
zahlreiche Anträge ein.<br />
Das erste Zertifizierungsverfahren, das erfolgreich<br />
abgeschlossen werden konnte, wurde von<br />
der Gemeinschaftspraxis Dr. Klumm in Siegburg<br />
beantragt. „Die Strukturen zur besseren Versorgung<br />
von Hypertonikern haben wir über Jahre<br />
aufgebaut“, erklärt Dr. Günter Klumm, Internist<br />
mit Ausbildungsschwerpunkt im kardiologischen<br />
Bereich. Er und seine Frau Dr. Gabriele Klumm<br />
gründeten vor rund 15 Jahren gemeinsam die<br />
Hausärztliche Praxis für Innere Medizin und Allgemeinmedizin.<br />
„Wir bieten die gesamte Diagnostik,<br />
die bei Hypertonie und Diabetes notwendig<br />
ist, wie Farbduplexsonographie der Gefäße, Herz-<br />
Echokardiographie, Langzeitblutdruckmessungen<br />
bis hin zur Pulswellenanalyse und Schlafapnoediagnostik“,<br />
erläutert Günter Klumm.<br />
In der Praxis sind heute drei Ärzte und vier medizinische<br />
Fachangestellte beschäftigt. Gabriele<br />
Klumm und ihr Mann haben beide den Tätigkeitsschwerpunkt<br />
Hypertensiologe DHL ® . Zwei ihrer<br />
medizinischen Fachangestellten nahmen an einer<br />
Ausbildung der <strong>Deutsche</strong>n Hypertonie Akademie<br />
zur Hypertonieassistentin DHL ® teil.<br />
„Um unsere Patienten besser beraten zu können,<br />
haben mein Mann und ich eine umfassende Kommunikationsausbildung<br />
gemacht. Einer meiner<br />
Schwerpunkte ist die Chinesische Medizin und<br />
mein Mann ist Arzt für Ernährungsmedizin sowie<br />
Kardiovaskulärer Präventivmediziner-DGPR. So<br />
können wir die meisten Bereiche abdecken, um<br />
Hypertoniker, Herzkranke und Diabetiker umfassend<br />
zu versorgen“, so die Allgemeinmedizinerin.<br />
EineListeallerzertifiziertenHypertonie-ZentrenDHL ® mitKontaktdatenundInternetadressenistabrufbar<br />
auf der Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>: www.hochdruckliga.de.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Zertifiziertes Hypertonie-Zentrum DHL ®<br />
Die Praxis ist seit fünfzehn Jahren in der Region<br />
ansässig und mit anderen Einrichtungen gut vernetzt.<br />
Somit sind auch die interdisziplinären Verbindungen<br />
zur Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie,<br />
Neurologie und anderes gewährleistet.<br />
Qualitätsmarke und Orientierung<br />
„Die Zertifizierung war uns wichtig, damit wir<br />
unsere Qualifikation nach außen besser dokumentieren<br />
können“, sagt Günter Klumm. „Wir<br />
hoffen so noch mehr Patienten dieses von uns<br />
erfolgreich und mit Begeisterung betreuten<br />
Themenbereichs anzuziehen. Das<br />
Besondere an der Erkrankung<br />
Bluthochdruck ist, dass wir<br />
dazu beitragen können,<br />
Krankheiten zu verhindern.<br />
Hypertoniker<br />
können wir nicht nur<br />
begleiten, wie viele andere<br />
chronisch Kranke,<br />
sondern wir können<br />
aktiv verhindern, dass<br />
es zu Folgeerkrankungen<br />
kommt wie Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall.“<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
steht mit ihrer Zertifizierung für die<br />
Qualität eines Zentrums ein. Die Zertifizierung<br />
schließt regelmäßige Überprüfungen ein,<br />
um sicherzustellen, dass ein Zentrum den Qualitätsstandard<br />
auch langfristig halten kann. Das<br />
Qualitätssiegel kann von Praxen und Kliniken aktiv<br />
in das Marketing eingebunden werden. Durch<br />
die intensive Öffentlichkeitsarbeit der <strong>Deutsche</strong>n<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
Mit der Zertifizierung von Hypertonie-Zentren DHL ® leistet die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® –<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung<br />
der Versorgungsqualität.<br />
Voraussetzungen für die Zertifizierung<br />
Ω mindestens zwei in der Einrichtung beschäftigte Hypertensiologen/-innen DHL ®<br />
Ω wünschenswert: mindestens ein/eine Hypertonieassistent/-in DHL ®<br />
Ω interdisziplinäre Kooperationen mit Endokrinologie, Kardiologie, Nephrologie, Neurologie usw.<br />
Ω Räumlichkeiten für ambulante bzw. stationäre Diagnostik und Therapie der Hypertonie<br />
Ω alle diagnostischen Verfahren müssen verfügbar sein – entweder durch das zertifizierte Zentrum oder<br />
Kooperationspartner<br />
Ω therapeutische Notfallversorgung (24h-Notaufnahme, internistische Intensivstation, 24h-Akutneurologie<br />
und -neuroradiologie) muss zumindest durch einen Kooperationspartner gewährleistet sein<br />
Ω eine Einrichtung zur nichtmedikamentösen Intervention (Diätberatung, Sportmedizin)<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> wird das Hypertonie-Zentrum<br />
DHL ® zur Qualitätsmarke, an der sich Patienten<br />
und Leistungserbringer orientieren.<br />
Neue Strukturen schaffen<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> macht sich stark<br />
für die bessere Versorgung von Menschen mit<br />
Bluthochdruck. Bereits vor Jahren hat die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> eine umfassende Fortbildung<br />
zum/zur Hypertensiologen/-in DHL ® geschaffen.<br />
Der Tätigkeitsschwerpunkt zeichnet Ärzte<br />
und Ärztinnen aus, die im besonderen<br />
Maß für die Behandlung von Hypertonikern<br />
fortgebildet sind.<br />
Ebenfalls seit einigen Jahren<br />
bietet die <strong>Deutsche</strong> Hypertonie<br />
Akademie der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
die Fortbildung des<br />
medizinischen Fachpersonals<br />
zum/zur<br />
Hypertonieassistenten/in<br />
DHL ® . Außerdem<br />
wird die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
in Kürze den Ärzten<br />
ein Schulungsprogramm<br />
zur Verfügung stellen, mit dem<br />
Patienten strukturiert und umfassend<br />
über Bluthochdruck informiert werden können.<br />
Mit Einführung des Zertifikats Hypertonie-<br />
Zentrum DHL ® geht die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
den Weg konsequent weiter, für Mediziner<br />
und Patienten in der Versorgung der Hypertonie<br />
bessere Transparenz, mehr Sicherheit und eine<br />
optimale Versorgung zu schaffen.<br />
9
10 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Das vorweihnacht<br />
liche Berlin bietet<br />
in der Adventszeit<br />
ein ganz besonderes<br />
Ambiente.<br />
36. Wissenschaftlicher Kongress<br />
Hypertonie und Prävention –<br />
Berlin 2012<br />
von Professor Dr Dr. med. Ulrich Kintscher und Professor Dr Dr. med. Ulrich We Wenzel nzel<br />
Der 36. Wissenschaftliche Kongress der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> fi ndet vom 6. bis<br />
8. Dezember 2012 in Berlin statt. Im Mittelpunkt des hochaktuellen Programms stehen<br />
innovative Konzepte zur kardiovaskulären Prävention.<br />
Der 36. Wissenschaftliche Kongress der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong>n<br />
Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />
vom 6. bis 8. Dezember 2012 in Berlin rückt immer<br />
näher. Wir möchten alle Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>, alle Patienten und Patientinnen<br />
sowie alle Ärzte und Ärztinnen nochmals<br />
herzlichst nach Berlin einladen.<br />
Interdisziplinäres Programm<br />
Wir haben für alle Teilnehmer ein interessantes,<br />
klinisch-wissenschaftlich hochaktuelles Programm<br />
gestaltet und nationale wie internationale Referenten<br />
nach Berlin eingeladen. Im Mittelpunkt<br />
stehen innovative Konzepte zur kardiovaskulären<br />
Prävention. Um die Bedeutung der Hypertensiologie<br />
als Querschnittsfach hervorzuheben, hat das<br />
Programm dieses Jahr eine sehr transdisziplinäre<br />
Struktur. So wird es gemeinsame klinische Veranstaltungen<br />
zum Thema Diabetes und Hypertonie<br />
mit der <strong>Deutsche</strong>n Diabetes Gesellschaft (DDG)<br />
und der Arbeitsgemeinschaft niedergelassener<br />
diabetologisch tätiger Ärzte (AND) geben. Zu aktuellen<br />
kardiologischen Themen sind Symposien<br />
in Kooperation mit der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />
für Kardiologie (DGK)<br />
und dem Bundesverbandniedergelassener<br />
Kardiologen<br />
(BNK) entstanden.<br />
Und das Thema Vorhofflimmern<br />
und<br />
Schlaganfall wird in<br />
Zusammenarbeit mit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft<br />
für Neurologie<br />
und der DGK diskutiert. Natürlich werden aktuelle<br />
Themenfelder der Hypertensiologie wie die renale<br />
Denervation bei therapieresistenter Hypertonie<br />
sowohl in Übersichtsreferaten als auch in freien<br />
Vorträgen mit neuesten Forschungsergebnissen<br />
besprochen.<br />
Bühne für den Nachwuchs<br />
Dem klinischen und experimentellen Nachwuchs<br />
wollen wir in Berlin eine Bühne bieten! So wird<br />
es eigene Veranstaltungen des Forums junge Hypertensiologie<br />
(FjH) am Donnerstag, den 6. Dezember,<br />
geben: eine Meet-the-Expert Session über<br />
Forschungsaufenthalte im Ausland. Am Freitag,<br />
den 7. Dezember, schließt sich ein gemeinsames<br />
Symposium mit dem Nachwuchs der DGK an, den<br />
Cardiologist-of-Tomorrow (COT).<br />
Zusätzlich zu den klinischen Aspekten der Hypertensiologie<br />
haben wir uns viel Mühe im Bereich<br />
der experimentellen Forschung gegeben, um ein<br />
attraktives „cutting egde“ Programm zu erstellen.<br />
Hierbei werden Themen wie Systembiologie, Mikrobiom,<br />
Chronomedizin und Entzündung in<br />
Übersichtsreferaten und freien Vorträgen präsentiert.<br />
Arzt-Patienten-Forum<br />
Wie jedes Jahr ist dieser Kongress auch eine Veranstaltung<br />
für Patientinnen und Patienten mit<br />
Bluthochdruck. Das ganztägige Arzt-Patienten-<br />
Forum wird am Samstag, den 8. Dezember, ab<br />
10 Uhr stattfinden. Unter dem Motto „Aktiv gegen<br />
Bluthochdruck – für ein längeres und gesünderes<br />
Leben“ können alle Interessierten Vorträge zu<br />
Bluthochdruck hören, Workshops zu speziellen<br />
Themen besuchen, mit Ärzten sprechen, ihren
© me Collectors Room Berlin – Foto: JanaEbert<br />
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Blutdruck messen sowie einen kostenlosen Blutzuckertest<br />
durchführen lassen und sich die dazugehörige<br />
Ausstellung ansehen. Das Forum wird<br />
sich in diesem Jahr auch mit dem neuen Schulungsprogramm<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
beschäftigen.<br />
Gesellschaftsabend<br />
Abschließend möchten wir Sie noch mit einem etwas<br />
„anderen“ Gesellschaftsabend am Freitag, den<br />
7. Dezember, nach Berlin locken. Im pulsierenden<br />
Stadtteil Berlin Mitte möchten wir Sie in das Ausstellungshaus<br />
„me Collectors Room“ einladen. Ein<br />
Ort der stellvertretend für das junge, dynamische<br />
Berlin stehen kann. Das Wohn- und Ausstellungshaus<br />
– in direkter Nachbarschaft zu KW – Institute<br />
for Contemporary Art Berlin – wurde vom Architekturbüro<br />
Düttmann + Kleymann in Zusammenarbeit<br />
mit Thomas Olbricht konzipiert. Auf den<br />
großzügigen 1.300 Quadratmetern Ausstellungsfl<br />
äche wird in wechselnden Ausstellungen die Olbricht<br />
Collection mit Werken von Beginn des 16.<br />
Jahrhunderts bis zur jüngsten Gegenwart gezeigt.<br />
An diesem Abend haben Sie Gelegenheit, die Ausstellung<br />
zu besuchen. Begleitend zur Kunst wird<br />
Ihnen ein vielfältiges weihnachtliches Buffet gereicht.<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
Das Ausstellungshaus „me Co Collectors llectors Room“ in Berlin Mitte ist mehr als nur attraktive Kulisse für den Gesellschaftsabend des<br />
Kongresses. Die Ausstellung auf rund 1.300 Quadratmetern kann auch besucht werden und begleitend zur Kunst wird ein weih<br />
nachtliches Buffet gereicht.<br />
Wir hoffen, dass wir Ihnen mit dem Programm<br />
Lust auf Berlin gemacht haben! Wir freuen uns,<br />
Sie im Dezember 2012 zum Jahreskongress der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL im Kongresszentrum<br />
des Hotels InterContinental in Berlin<br />
begrüßen zu dürfen.<br />
Die Kongresspräsidenten<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.hypertonie-2012.de<br />
Professor Dr. med.<br />
Ulrich Kintscher<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Charité – Universitätsmedizin<br />
Berlin<br />
Professor Dr. med.<br />
Ulrich Wenzel<br />
Wissenschaftlicher Beirat der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />
11
12 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
4. Hypertension<br />
Summer School<br />
von Janek Salatzki<br />
Junge Ärztinnen und Ärzte trafen sich vom 23. bis 25. August 2012 im Schloß<br />
Tremsbüttel bei Hamburg zur 4. Hypertension Summer School, um intensiv<br />
über Forschung, Diagnose und Therapie der Hypertonie zu diskutieren.<br />
Eine der großen Herausforderungen in der<br />
modernen Medizin stellt immer noch die<br />
Prävention, Diagnostik und Behandlung der arteriellen<br />
Hypertonie dar. Um vor allem junge<br />
ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen für dieses<br />
Thema zu sensibilisieren, veranstaltete die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® dieses Jahr bereits<br />
zum 4. Mal die Hypertension Summer School in<br />
Tremsbüttel bei Hamburg. Die wissenschaftliche<br />
Leitung und Organisation übernahmen Professor<br />
Dr. Ulrich Kintscher aus Berlin, DHL ® -<br />
Vorstandsvorsitzender, und Professor Dr. Ulrich<br />
Wenzel aus Hamburg.<br />
Aktuelle Forschungsarbeiten<br />
Zwanzig an Hypertonie interessierte Teilnehmer<br />
erfuhren vom 23. bis 25. August mehr über aktuelle<br />
Forschungen und Erkenntnisse zu Bluthochdruck.<br />
Nach der Anreise am ersten Tag begrüßten<br />
die beiden Organisatoren die Teilnehmer und<br />
stimmten sie auf die Vorträge der kommenden<br />
Tage ein. Professor Dr. Reinhold Kreutz aus Berlin<br />
erklärte die pathophysiologischen Grundlagen<br />
der Hypertonie und Dr. Siegfried Eckert aus Bad<br />
Oeynhausen evaluierte die verschiedenen Methoden<br />
der Blutdruckmessung.<br />
Im Anschluss sprach Professor Dr. Burkhard Weisser<br />
aus Kiel über die Bedeutung der körperlichen<br />
Fitness und die sportmedizinische Betreuung von<br />
Patienten mit Bluthochdruck. Danach wurde es<br />
für die Teilnehmer sportlich. Die meisten konn-<br />
Au Auto tor<br />
Janek Salatzki ist Medizinstudent an der Charité –<br />
Universitätsmedizin Berlin. Im Rahmen seiner Doktorarbeit<br />
untersucht er den Zusammenhang zwischen<br />
Herzinsuffizienz und Fettstoffwechselstörungen in<br />
der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Ulrich Kintscher<br />
am Institut für Pharmakologie und Toxikologie.<br />
ten ihre persönliche Leistungsfähigkeit beim Joggen<br />
sehr gut einschätzen: Nach einem Ausdauertraining<br />
überprüften die Teilnehmer anhand der<br />
Messung des Blutlaktatwerts, wie gut sie mit ihrer<br />
Schätzung lagen.<br />
Am nächsten Tag vertieften Privatdozent Dr. Ralf<br />
Dechend aus Berlin und Professor Dr. Karl Heinz<br />
Rahn aus Münster die Themen des Vortags. In<br />
der Diskussion wurde besonders auf die hypertoniebedingten<br />
Endorganschäden und die medikamentöse<br />
Therapie eingegangen. Dr. Felix Mahfoud<br />
aus Homburg (Saar) berichtete über die neuesten<br />
Studien zur renalen Denervation und Dr. Siegfried<br />
Eckert über die elektrische Stimulation der Barorezeptoren.<br />
Beides sind neu entwickelte innovative<br />
Methoden zur Behandlung einer therapieresistenten<br />
Hypertonie.<br />
Dinner-Talk<br />
Der praktische Teil fand am Nachmittag in Kleingruppen<br />
statt. Hier beurteilten die Teilnehmer<br />
kritisch neueste klinische Studien zur Hypertonie<br />
und diskutierten diese gemeinsam mit Professor<br />
Dr. Karl Wegscheider vom Institut für Medizinische<br />
Biometrie und Epidemiologie der Universitätsklinik<br />
Hamburg. Den Dinner-Talk gab Professor<br />
Dr. Ulrich Wenzel über die Hintergründe des<br />
Salzkonsums. Am dritten und letzen Tag sprach<br />
Professor Dr. Martin Hausberg aus Karlsruhe<br />
über die sekundäre Hypertonie und Privatdozent<br />
Dr. Ralf Dechend über die Präeklampsie, eine gefürchtete<br />
hypertensive Erkrankung in der Schwangerschaft.<br />
Zum Abschluss präsentierten Dr. Reiner<br />
Jumpertz aus Berlin und Dr. Johannes Stegbauer<br />
aus Düsseldorf ihre neuesten Ergebnisse aus der<br />
experimentellen Hypertonie- und Präventionsforschung.<br />
Nach einem gemeinsamen Mittagessen<br />
endete die 4. Hypertension Summer School, die<br />
von den Organisatoren, Referenten und Teilnehmern<br />
als außerordentlich lehr- und diskussionsreich<br />
beurteilt wurde.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
www.hochdruckliga.de<br />
Internetseite der<br />
DHL® auf Erfolgskurs<br />
Ein Jahr nach dem Neustart am 1. September 2011 haben sich<br />
die Zugriffszahlen der Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
verdreifacht. Die Seite wird zur zentralen Anlaufstelle im<br />
Internet zum Thema Bluthochdruck.<br />
Die Zugriffszahlen der neuen Internetseite<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® –<br />
<strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />
haben sich im Laufe des ersten Jahres<br />
mehr als verdreifacht. Mit rund 10.000 Zugriffen<br />
ging der neue Internetauftritt der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> am 1. September 2011 an den<br />
Start. Im September 2012 besuchten bereits rund<br />
34.000 Besucher die Seite. Damit entwickelt sich<br />
die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
zur zentralen Anlaufstelle zum Thema Hypertonie<br />
sowohl für Ärzte und Wissenschaftler als auch<br />
für Hypertoniker und Journalisten.<br />
Übersichtliche Struktur<br />
Mit Inhalten über Bluthochdruck ist die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> unter www.hochdruckliga.de bereits<br />
seit mehr als fünfzehn Jahren im Netz präsent. Vor<br />
rund einem Jahr wurde der gründlich überarbeitete<br />
Internetauftritt frei geschaltet mit neuer, übersichtlicher<br />
Struktur, ergänzten Inhalten und einem benutzerfreundlichen<br />
Layout. Auf den über 500 Einzelseiten<br />
präsentiert sich die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
gewohnt umfassend mit Informationen rund um<br />
das Thema Bluthochdruck. Betroffene, Ärzte, Apotheker,<br />
Wissenschaftler und Journalisten fi nden<br />
hier gut aufbereitete und fachlich abgesicherte Artikel,<br />
Berichte und Hintergrundinformationen sowie<br />
Setzen Sie einen Link: Ihre Unterstützung für unsere Arbeit<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
zahlreiche Verzeichnisse<br />
und Übersichten.<br />
Ebenfalls abrufbar<br />
sind umfassende<br />
Erläuterungen zur<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>,<br />
zu ihren<br />
aktuellen Projekten<br />
und Publikationen.<br />
Auf der Seite sind<br />
auch Veranstaltungstermine<br />
abrufbar sowie<br />
die Leitlinien der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>,<br />
eine Liste der Hypertensiologen DHL ®<br />
sowie die zertifizierten Hypertonie-Zentren DHL ®<br />
und die Ansprechpartner der Selbsthilfegruppen<br />
Bluthochdruck. Es fi nden sich zudem Antworten<br />
auf die häufigsten Fragen zu Bluthochdruck, zahlreiche<br />
Ausgaben des <strong>DRUCKPUNKT</strong>s, das Verzeichnis<br />
der Blutdruckmessgeräte mit Prüfsiegel,<br />
der aktuelle Pressespiegel – und vieles mehr.<br />
Bereits bei seinem Start im vergangenen Jahr fand<br />
die neu überarbeitete Internetpräsenz große Zustimmung.<br />
So wurde die Seite nur wenige Tage<br />
nach der Freischaltung vom Nachrichtenmagazin<br />
„Focus“ in seinem Titelthema „Bluthochdruck –<br />
jetzt heilbar?“ (Ausgabe 39/2011) empfohlen.<br />
Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Ärzte und Wissenschaftler, Selbsthilfegruppen sowie Interessierte können die Arbeit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> unterstützen, indem sie die Internetseite der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> verlinken. Setzen<br />
Sie einen Link auf www.hochdruckliga.de – auf Ihrer Praxisseite oder einer Unterseite Ihrer Klinik-Internetpräsenz, auf den<br />
Seiten Ihrer Selbsthilfegruppe, Ihrer Apotheke oder Ihrer privaten Internetpräsenz. So erfahren noch mehr Interessierte und<br />
Betroffene vom umfassenden Informationsangebot der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> rund um das Thema Bluthochdruck.<br />
13
14 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Fo Forscher rscher fanden<br />
heraus, dass es eine<br />
direkte Beziehung<br />
gibt zwischen<br />
Lärmbelästigung<br />
und dem Risiko für<br />
Bluthochdruck.<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> fordert<br />
bundesweites Nachtflugverbot<br />
Studien haben gezeigt, dass Fluglärm den Blutdruck nach oben treibt und auf diese Weise<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall begünstigt. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> fordert deshalb besseren Schutz der Bevölkerung vor steigenden Lärmpegeln.<br />
Menschen, die in der Nähe eines Großflughafens<br />
wohnen, haben ein erhöhtes Risiko<br />
an Bluthochdruck zu erkranken. Die <strong>Deutsche</strong><br />
<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft<br />
für Hypertonie und Prävention begrüßt daher ausdrücklich<br />
das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts<br />
in Leipzig, das ein Nachtflugverbot am Frankfurter<br />
Flughafen bestätigt. Die <strong>Hochdruckliga</strong> hofft<br />
auf eine bundesweite Ausweitung des Verbots.<br />
Lärmbelästigung<br />
Permanenter Fluglärm lässt den Blutdruck steigen<br />
und ist deshalb ein Gesundheitsrisiko für Anwohner<br />
in Flughäfennähe. Das hatte schon die HYENA-<br />
Studie 2008 (Environmental Health Perspectives<br />
2008; 116 (3): 329-333) gezeigt. In der Studie wurden<br />
Gesundheitsdaten von über 4.800 Personen<br />
erhoben und ausgewertet. Die Studienteilnehmer<br />
hatten mehr als fünf Jahre in der Umgebung eines<br />
europäischen Großflughafens gewohnt. Die<br />
Ergebnisse waren erschreckend, denn die Forscher<br />
fanden eine direkte Beziehung zwischen Lärmbelästigung<br />
und dem Risiko für Bluthochdruck.<br />
Berücksichtigt wurde nächtlicher Fluglärm sowie<br />
Straßenlärm am Tage durch Zubringerwege. Dabei<br />
war eine Erhöhung des nächtlichen Lärmpegels um<br />
10 Dezibel durch startende und landende Flugzeuge<br />
mit einem signifikanten Anstieg des Blutdrucks<br />
verbunden. Eine Erhebung aus dem Jahr 2010<br />
(Eriksson, C, et al., Environmental Research 2010;<br />
110 (8): 764-772) zeigte, dass vor allem Menschen,<br />
die den nächtlichen Fluglärm bewusst wahrnehmen<br />
und als störend empfinden, mit einem Blutdruckanstieg<br />
reagieren. Männer waren in dieser<br />
Studie häufiger betroffen als Frauen.<br />
Luftverschmutzung<br />
Derzeit wird noch untersucht, ob es „nur“ der Lärm<br />
ist, der den Blutdruck steigen lässt, oder ob auch<br />
erhöhte Luftverschmutzung in der Nähe von Großfl<br />
ughäfen einen Teil dazu beiträgt. Darauf deuten<br />
die Daten einer anderen Studie hin (Fuks, K, et al.:<br />
Environmental Health Perspective 2011; 119 (12):<br />
1706-11). Demnach könnte eine längerfristige Luftverschmutzung<br />
Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)<br />
begünstigen, die wiederum den Blutdruckanstieg<br />
erklären könnte. Umgekehrt ist aber auch bekannt,<br />
dass Bluthochdruck die Gefäßverkalkung vorantreibt.<br />
Mit dem Blutdruck erhöht sich auch das Risiko<br />
für Gefäßerkrankungen sowie für Herzinfarkt,<br />
Schlaganfall oder chronisches Nierenversagen.<br />
„Bluthochdruck ist gefährlich und daher sollten alle<br />
Präventionsmaßnahmen ergriffen werden. Bereits<br />
jetzt müssen wir von 35 Millionen Betroffenen in<br />
Deutschland ausgehen – und nur ein Bruchteil wird<br />
behandelt und kann damit Folgerisiken vorbeugen“,<br />
so der Vorstandsvorsitzende der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>, Professor Dr. Ulrich Kintscher. „Zu<br />
den Präventionsmaßnahmen gehört auch eine erholsame<br />
Nachtruhe ohne dauerhafte Lärmbelästigungen,<br />
weshalb wir uns für ein Nachtflugverbot<br />
in ganz Deutschland stark machen. Das Urteil des<br />
Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, das dem<br />
Großflughafen Frankfurt ein Nachtflugverbot auferlegt<br />
hat, begrüßen wir sehr und hoffen, dass auch<br />
die anderen Flughäfen in Deutschland nachziehen.<br />
Jede Chance, die Zahl der Hypertoniker in der Bevölkerung<br />
zu senken, muss genutzt werden – die<br />
Volksgesundheit muss vor wirtschaftlichen Interessen<br />
Vorfahrt haben!“
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
Neue Prüfsiegel vergeben Neuer Regionalbeauftragter<br />
In diesem Jahr erhielten drei neue Blutdruckmessgeräte<br />
von Omron das Prüfsiegel der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.<br />
Die Geräte mit den Namen M300, M400 und M500 sind unterschiedlich<br />
ausgestattet, verfügen alle über eine Universalmanschette,<br />
die auch zu stärkeren Oberarmen passt, und eine<br />
elektronische Manschettensitzkontrolle. Das Siegel wird von<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> nur nach eingehender Prüfung<br />
anhand eines umfangreichen Prüfprotokolls vergeben.<br />
Von den Hypertonikern selbst gemessene Blutdruckwerte<br />
sind aussagekräftiger als Einzelmessungen beim Arzt, deshalb<br />
ist die Selbstmessung ein wichtiger Beitrag zur Hypertoniebehandlung.<br />
Mit automatischen Geräten ist die Selbstmessung<br />
einfach, trotzdem können fehlerhafte Messungen die<br />
Werte verfälschen. Deshalb ist eine der wichtigsten Voraussetzungen<br />
die Genauigkeit der automatischen Blutdruckmessgeräte.<br />
Frühere Prüfsiegeltests der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
ergaben, dass nur rund die Hälfte der getesteten Geräte zuverlässige<br />
Messergebnisse liefert. Beim Kauf eines Messgeräts<br />
im Fachhandel sollte deshalb auf das Prüfsiegel geachtet werden.<br />
Eine Liste der Blutdruckmessgeräte mit dem Prüfsiegel<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> ist im Internet abrufbar unter<br />
www.hochdruckliga.de.<br />
Bluthochdruck<br />
hat viele<br />
Gesichter!<br />
15<br />
Dr. med. Jochen Selbach (Bild unten links), Chefarzt der<br />
Medizinischen Klinik 3 am Caritas-Krankenhaus Bad<br />
Mergentheim, ist von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zum Regionalbeauftragten<br />
für Nord-Württemberg ernannt worden.<br />
„Ich freue mich sehr über die Ernennung, denn sie bestätigt<br />
unsere intensive Arbeit bei der Behandlung von Patienten<br />
mit Bluthochdruck und unterstützt zugleich die weitere Aufklärung<br />
über das Krankheitsbild in der Öffentlichkeit“, betont<br />
Selbach. Er übernimmt die Aufgabe als Regionalbeauftragter<br />
von Professor Dr. Hans Dieter Bundschu (rechts).<br />
Vertrauen auch Sie dem<br />
Marktführer aus<br />
der Apotheke!*<br />
*Quelle: Nielsen TrendReport<br />
Pharma: Gesamtmarkt<br />
Apotheke für Blutdruckmessgeräte<br />
2011<br />
aponorm ® Professionell<br />
Oberarm-Blutdruckmessgerät<br />
· Automatische Mehrfach-Messung (MAM) · Arrhythmie-Erkennung (PAD)<br />
· 2-Personen-Speicher für je 99 Messungen · PC-Anschluss<br />
· Zwei Alarmzeiten einstellbar · Universalmanschette<br />
· Signaltöne ein- und abschaltbar · 5 Jahre Garantie<br />
· Automatische Zeiteinstellung per Funk<br />
Weitere Informationen zu allen aponorm ® Geräten unter www.aponorm.de
16 AKTUELLES <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Dr Dr. med. Fe Felix lix<br />
Mahfoud (F (Foto) oto) und<br />
Kollegen erhielten<br />
den Innovations- Innovations-<br />
preis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Hochschulmedizin<br />
2012, weil ihre Fo Forr<br />
schungsergebnisse<br />
zur renalen Dener- Dener-<br />
vation in hohem<br />
Maße innovativ sind<br />
und die Therapie<br />
der Hypertonie<br />
bereichern.<br />
Innovationspreis für<br />
renale Denervation<br />
Dr. med. Felix Mahfoud und seine Kollegen erhielten den Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Hochschulmedizin 2012 für ihre Arbeit über die renale Denervation bei Bluthochdruck.<br />
Im Rahmen des VIII. Innovationskongresses<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmedizin erhielten am<br />
28. Juni 2012 Dr. med. Felix Mahfoud und seine<br />
Kollegen, Dr. med. Dominik Linz sowie Dr. med.<br />
Christian Ukena, den Innovationspreis der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Hochschulmedizin 2012 für ihre Arbeit<br />
über die renale Denervation als Therapie gegen<br />
Bluthochdruck („Effect of renal sympathetic denervation<br />
on glucose metabolism in patients with<br />
resistant hypertension“, publiziert in Circulation<br />
2011, 123: 1940-1946).<br />
Begründung<br />
Die Forscher erhielten den Preis, weil ihre Forschungsergebnisse<br />
in hohem Maße innovativ sind<br />
und die Therapie der Hypertonie bereichern. Sie<br />
haben einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung<br />
und Überprüfung der renale Denervation geleistet.<br />
Außerdem konnten sie nachweisen, dass es<br />
neben der Blutdrucksenkung auch zu Stoffwechseleffekten<br />
kommt. Insbesondere die Verwertung<br />
von Glucose wird in den Geweben verbessert. Dieser<br />
Effekt hat große Bedeutung für viele Hypertoniker,<br />
bei denen die Glucoseverwertung gestört ist<br />
und die deshalb zu Diabetes mellitus neigen oder<br />
bereits Diabetiker sind.<br />
Hypertonie (Bluthochdruck) ist eine Volkskrankheit,<br />
die – wenn sie nicht behandelt wird – das<br />
Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen erheblich<br />
erhöht. Man kann davon ausgehen, dass<br />
in Deutschland etwa 25 Millionen Patienten mit<br />
erhöhtem Blutdruck leben. In den vergangenen<br />
Jahrzehnten sind mehrere Gruppen von blutdrucksenkenden<br />
Mitteln entwickelt worden. Dennoch<br />
können rund 10 Prozent der Hochdruckkranken<br />
trotz korrekter Anwendung dieser Medikamente<br />
nicht ausreichend gut eingestellt werden. In den<br />
vergangenen vier Jahren wurde mit der renalen<br />
Denervation ein nichtmedikamentöses Verfahren<br />
entwickelt, das auch bei diesen Patienten eine<br />
deutliche Blutdrucksenkung bewirkt. Bei dem Verfahren<br />
werden sympathische Nervenfasern, die<br />
von den Nieren zum Gehirn ziehen, durch die Anwendung<br />
von Hochfrequenzstrom im Bereich der<br />
Nierenarterien unterbrochen. Dadurch nimmt die<br />
Aktivität des sympathischen Nervensystems im gesamten<br />
Organismus ab und der Blutdruck sinkt.<br />
Mit der Vergabe des Innovationspreises möchte<br />
der Innovationskongress der <strong>Deutsche</strong>n Hochschulmedizin<br />
NachwuchswissenschaftlerInnen<br />
auszeichnen und ihre Arbeit unterstützen. Der<br />
Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wurde von<br />
Roche Diagnostics Deutschland gestiftet.<br />
Preisträger<br />
Dr. med. Felix Mahfoud ist wissenschaftlicher<br />
Assistent an der Klinik III für Innere Medizin des<br />
Universitätsklinikums des Saarlandes in Homburg<br />
(Saar). Seit 2010 bis 2012 ist er Stipendiat<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>. Außerdem ist er<br />
Mitglied der Kommission Interventionelle Hochdrucktherapie<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Selbsthilfe-News<br />
haben sich etabliert<br />
Die Selbsthilfe-News stärken seit sechs Jahren den Austausch der<br />
Selbsthilfegruppen Bluthochdruck untereinander.<br />
Vor rund sechs Jahren kam die erste Ausgabe der Selbsthilfe-News heraus,<br />
die inzwischen ein fester Bestandteil der Kommunikation in der Selbsthilfegruppenarbeit<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> sind. Die Selbsthilfe-News<br />
erscheinen regelmäßig und bündeln den Informationsaustausch der Selbsthilfegruppen<br />
untereinander. Sie informieren über neue Aktivitäten der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>, über die Tätigkeit des Patientenbeirats sowie die Aktivitäten<br />
der Selbsthilfegruppen Bluthochdruck. Seit ihrem ersten Erscheinen im Jahr<br />
2006 werden die Mitteilungen regelmäßig an die Leiter der Selbsthilfegruppen<br />
versandt.<br />
Die Herausgeber<br />
Die Publikation wird herausgegeben vom Patientenbeirat der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> sowie dem Patientenvertreter im Vorstand. Mitglieder des Patientenbeirats<br />
sind Karl-Heinz Otte, Leiter des Patientenbeirats und Leiter der<br />
Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Hannover, sowie Helmut Klein, Leiter der<br />
Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Bad Dürrheim. Patientenvertreter im Vorstand<br />
ist Jürgen Weber.<br />
Der Geschäftsführer der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Dr. Joachim Leiblein, ergänzt<br />
jede Ausgabe der Selbsthilfe-News mit einem Editorial zu aktuellen Themen.<br />
Ärztliche Mitglieder der Liga schreiben darin über Themen wie regelmäßige<br />
Bewegung und gesunde Ernährung für Hypertoniker. Ergänzt werden<br />
die News mit Berichten aus den Selbsthilfegruppen über Vorträge, Blutdruck-<br />
Mess-Aktionen, Ausflüge, Öffentlichkeitsarbeit und Jubiläen.<br />
Berichte und Informationen aus den Selbsthilfegruppen nimmt der Patientenbeirat<br />
für eine Veröffentlichung gern entgegen. Aus den Zusendungen wird<br />
eine Auswahl getroffen.<br />
Selbsthilfegruppen Bluthochdruck<br />
Rund sechzig Selbsthilfegruppen Bluthochdruck haben sich inzwischen in ganz<br />
Deutschland gegründet. Für viele Hypertoniker sind die Selbsthilfegruppen<br />
eine wichtige Institution und Anlaufstelle. Die Mitglieder einer Gruppe unterstützen<br />
sich gegenseitig durch den Austausch über die chronische Erkrankung<br />
Bluthochdruck. Gemeinsame Ausflüge, Sporttreffs und Entspannungsübungen<br />
motivieren bei der Umsetzung von Lebensstiländerungen. Viele Mitglieder der<br />
Selbsthilfegruppen engagieren sich in der Öffentlichkeitsarbeit und unterstützen<br />
die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> bei der Aufklärung der Bevölkerung über die<br />
Krankheit Bluthochdruck, ihre Diagnostik und Therapie. Wer Fragen zur Selbsthilfegruppenarbeit<br />
hat, eine Gruppe in seiner Nähe sucht oder eine Gruppe<br />
gründen möchte, kann sich an die Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
wenden: <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />
Hypertonie und Prävention, Telefon 0 62 21 – 5 88 55-0, info@hochdruckliga.de.<br />
AUS DEN SELBSTHILFEGRUPPEN<br />
17<br />
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18 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Bluthochdruck bei Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
von Professor Dr Dr. med. Dr Dr. Reinhard Ketelhut<br />
Auch Kinder und Jugendliche erkranken immer häufiger an Bluthochdruck. Die Folgen<br />
des zu hohen Blutdrucks machen sich schon früh bemerkbar.<br />
Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
die man früher nur bei Menschen in höherem<br />
Alter vorfand, sind heute ein Kennzeichen<br />
zunehmend ungesünderer Kinder und Jugendlicher.<br />
Eine entscheidende Ursache sind dabei geänderte<br />
Lebensbedingungen, die immer häufiger zu<br />
körperlicher Inaktivität und Übergewicht führen.<br />
Bluthochdruck immer häufiger<br />
Es sollte hinreichend bekannt sein, dass Bluthochdruck<br />
nicht mehr nur eine Erkrankung der älteren<br />
Generation ist, sondern auch bei Kindern und<br />
Jugendlichen immer häufiger diagnostiziert wird.<br />
Ein erhöhter Body-Mass-Index (siehe Kasten Sei-<br />
te 19) ist dabei einer der wesentlichen Faktoren für<br />
eine Blutdruckerhöhung in diesem jungen Alter.<br />
Er ruft zugleich entsprechende vom Blutdruck<br />
unabhängige strukturelle und funktionelle Veränderungen<br />
des Herz-Kreislauf-Systems hervor<br />
(Ketelhut, RG, et al., 2007). Im Jahr 1998 wurde<br />
bei den Schulanfängern in Berlin festgestellt, dass<br />
etwa 10 Prozent einen erhöhten Blutdruck haben.<br />
Bereits fünf Jahre später war eine weitere Zunahme<br />
von 2 Prozent zu verzeichnen (Ketelhut RG,<br />
et al., 2007). Das wurde auch durch andere Studien<br />
bestätigt, insbesondere durch die bundesweite<br />
KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern<br />
und Jugendlichen in Deutschland).
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Folgeschäden im Jugendalter<br />
Aber nicht nur ein erhöhter Blutdruck ist bei Kindern<br />
und Jugendlichen häufiger anzutreffen. In<br />
dieser jungen Altersgruppe lassen sich auch schon<br />
früh Folgeschäden an Organen und Gefäßen nachweisen,<br />
die auch bei Erwachsenen mit Bluthochdruck<br />
auftreten. So konnten bei 13- bis 15-jährigen<br />
Schülern mit Zunahme des Blutdrucks bereits<br />
strukturelle und funktionelle Veränderungen des<br />
Herzmuskels nachgewiesen werden. Es wurden<br />
auch sichere Hinweise (Surrogatparameter) auf<br />
Organschäden gefunden wie Eiweiß im Urin (Mikroalbuminurie)<br />
(Simoneti, GD, et al., 2007). Eine<br />
deutliche Zunahme der Häufigkeit von Schlaganfällen<br />
auch bei Kindern und Jugendlichen belegen<br />
die Daten einer anderen Studie (George et al.,<br />
2011).<br />
Trotz der erschreckenden Datenlage fi ndet diese<br />
Altersgruppe hinsichtlich des Risikofaktors Bluthochdruck<br />
bisher keine hinreichende Beachtung<br />
bei Ärzten und Wissenschaftlern. Offensichtlich<br />
scheinen kostenträchtige interventionelle und<br />
operative Maßnahmen bei nicht erfolgreicher medikamentöser<br />
Therapie oder Spätschäden das Interesse<br />
der Fachleute stärker zu erwecken als eine<br />
vielleicht etwas nüchternere, jedoch zweifelsohne<br />
kostengünstigere Präventionsstrategie. Ganz abgesehen<br />
davon, dass mit einer Präventionsstrategie<br />
Krankheiten und Sterblichkeit im Erwachsenenalter<br />
reduziert werden könnten.<br />
Hochdruck-Therapie bei<br />
Kindern und Jugendlichen<br />
Natürlich gibt es auch für diese Altersgruppe inzwischen<br />
therapeutische Optionen. Dazu gehören<br />
Allgemeinmaßnahmen wie Gewichtsreduktion<br />
zur Gewichtsnormalisierung und regelmäßige körperliche<br />
Aktivität. Darüber hinaus können auch<br />
einzelne bei Erwachsenen etablierte blutdrucksenkende<br />
Medikamente erfolgreich eingesetzt werden.<br />
Zudem erhielt vor zwei Jahren Valsartan als bisher<br />
einziger AT1-Antagonist die Zulassung für die Therapie<br />
bei Kindern und Jugendlichen von 6 bis 18<br />
Jahren. Olmesartan, ein Vertreter der gleichen Medikamentenklasse<br />
und bisher ohne Zulassung für<br />
die Behandlung von Kindern und Jugendlichen, erwies<br />
sich ebenfalls als effektiv und sicher (Hazan, L,<br />
et al., 2010). Mehr als ein Drittel der hypertensiven<br />
Kinder benötigt jedoch bereits eine antihypertensive<br />
Zweifachkombination zur zielgerechten Blutdruckeinstellung,<br />
das zeigten kürzlich publizierte<br />
Analysen (Journal of Hypertension 2011). Durch<br />
eine angemessene Blutdruckeinstellung kann auch<br />
LVMI<br />
g/m 2<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
≥140mmHg<br />
+ 18 %<br />
≥140mmHg<br />
PRAXIS<br />
Systolischer<br />
Blutdruck<br />
19<br />
Bei 13- bis 15-jährigen Schülern mit erhöhtem Blutdruck zeigt sich bereits eine Ve Vergrörgrö ßerung des Herzmuskels als Fo Folge lge der Hypertonie (L (LVMI VMI - Linksventrikulärer Muskel- Muskel-<br />
massenindex).<br />
bei Kindern eine Verminderung der Folgeschäden<br />
erreicht werden wie beispielsweise Veränderungen<br />
am Herzen und an den Nieren.<br />
Prävention sollte früh beginnen<br />
Besser als eine medikamentöse Therapie ist jedoch<br />
immer noch die Prävention. Denn Bluthochdruck<br />
sollte bei Kindern und Jugendlichen erst gar nicht<br />
entstehen. Das kann durch Gewichtskontrolle und<br />
insbesondere durch regelmäßige körperliche Aktivität<br />
erreicht werden. Dabei scheinen die Regelmäßigkeit<br />
und der Umfang der körperlichen Aktivität<br />
die entscheidenden Einflussfaktoren zu sein, nicht<br />
jedoch die Intensität (Leary, SD, et al., 2008). Es<br />
sollte schon in möglichst frühem Alter damit begonnen<br />
werden. Das konnte bei eigenen Untersuchungen<br />
im Rahmen des Projekts „Fitness für<br />
Kids“ bereits bei Kindern im Kindergartenalter gezeigt<br />
werden. Im Rahmen der Studie nahmen 160<br />
Berliner Kindergartenkinder an einer zweijährigen<br />
Bewegungsförderung teil, eine ähnliche Gruppe<br />
ohne diese Förderung wurde zum Vergleich herangezogen.<br />
Während des zweijährigen Beobach-<br />
Body-Mass-Index<br />
Der Body-Mass-Index gibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße<br />
an:<br />
Körpergewicht (kg)<br />
Körpergröße (m) x Körpergröße (m)<br />
Bei einem Körpergewicht von 65kg und einer Körpergröße von 1,70m<br />
ergibt sich ein BMI von 22,5kg/m 2 (65/(1,70 x 1,70) = 22,5).
20 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
mm Hg<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
INT<br />
KON<br />
Ruhe<br />
-3,7 mm Hg<br />
+ 0,7 mm Hg<br />
25 Watt Ruhe<br />
25 Watt<br />
Im Projekt „Fitness für Kids“ wurde zwei Jahre nach Studienbeginn ermittelt, dass bei<br />
den körperlich aktiven Kindern (INT) der diastolische Blutdruck während eines Belas- Belas-<br />
tungstests (25 Wa Watt) tt) sank, was auf eine verbesserte Gefäßfunktion hindeutet. Bei den<br />
inaktiven Kindern (KON) hingegen stieg der diastolische Blutdruck unter Belastung<br />
(Mittelwerte ± Standardabweichung).<br />
mm Hg<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
122,6±9,6<br />
74,5±6,9<br />
Liegen Stehen<br />
tungszeitraums haben wir bei den Kindern durch<br />
zusätzliche körperliche Aktivität dreimal pro Woche<br />
einen günstigen Effekt auf die Blutdruckentwicklung<br />
und die Blutdruckregulation erreicht. Bei<br />
den Kindern, die nicht an den körperlichen Aktivitäten<br />
teilgenommen hatten, wurde im Verlauf<br />
der Studie ein Blutdruckanstieg von fast 4 mm Hg<br />
gemessen. Bei den körperlich aktiven Kindern dagegen<br />
blieb dieser Blutdruckanstieg aus. Insbesondere<br />
der diastolische Blutdruck war nach zweijähriger<br />
Studienlaufzeit mit moderater körperlicher<br />
Belastung in der Gruppe der körperlich Aktiven<br />
signifikant niedriger. Der diastolische Druck der<br />
vor Belastung<br />
79,2±7,7<br />
159,9±14,2<br />
50 Watt 60 Watt 70 Watt 80 Watt 90 Watt 100 Watt nach<br />
1 Min.<br />
Blutdruckverhalten bei 13- bis 15-jährigen Kindern während eines Belastungstests<br />
(standardisierte submaximale Ergometrie, sys = systolisch, dia = diastolisch).<br />
Besser als eine medikamentöse Therapie ist die Prävention,<br />
denn Bluthochdruck sollte bei Kindern und Jugendlichen<br />
erst gar nicht entstehen. Wichtigste Maßnahmen sind die<br />
Gewichtskontrolle und regelmäßige körperliche Aktivität.<br />
inaktiven Kinder wies zudem einen geringen Anstieg<br />
unter ergometrischer Belastung im Vergleich<br />
zum Ruhedruck auf. Dagegen war beim Blutdruck<br />
der körperlich aktiven Kinder unter Belastung ein<br />
signifikanter Abfall als Zeichen einer verbesserten<br />
Gefäßreaktion unter Belastung zu verzeichnen<br />
(siehe Abbildung oben) (Ketelhut, K, et. al., 2010).<br />
Belastungstest zur Diagnostik der Hypertonie<br />
Die Blutdruckmessung und deren Standardisierung<br />
sind insbesondere bei Kindern von wesentlicher<br />
Bedeutung. Gerade bei jüngeren Kindern<br />
werden in einer Arztpraxis oder in Gegenwart ei-<br />
nach<br />
3 Min.<br />
120,5±12,2<br />
74,2 ±8,7<br />
nach<br />
5 Min.<br />
Gesamt sys<br />
Gesamt dia<br />
Mädchen sys<br />
Mädchen dia<br />
Jungen sys<br />
Jungen dia
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Blutdruck bei Kindern<br />
Bei Kindern und Jugendlichen ändert sich die Höhe des Blutdrucks im Laufe der Kindheit. Er ist abhängig<br />
vom Geschlecht, Lebensalter und Größe. Die Messwerte korrelieren meist am besten mit der Körpergröße.<br />
Wie hoch der Blutdruck in einem bestimmten Alter sein sollte, wird anhand von Perzentilenkurven<br />
beurteilt. Diese geben für eine durchschnittliche Gruppe von Kindern an, bei wie viel Prozent einer bestimmten<br />
Altersgruppe welcher Blutdruck gemessen wurde (prozentual aufgeschlüsselte Durchschnittswerte).<br />
Beim Messen des Blutdrucks muss die Größe der Manschette dem Alter des Kindes angemessen<br />
sein. Da bei Kindern und Jugendlichen in der Arztpraxis und in Gegenwart des Arztes oft erhöhte Werte<br />
gemessen werden, sollte die Messung mehrfach zu Hause wiederholt und von einer 24-Stunden-Blutdruckmessung<br />
ergänzt werden.<br />
nes Arztes häufig höhere und stark schwankende<br />
Blutdrücke gemessen. Hier eignet sich neben einer<br />
24-Stunden-Blutdruckmessung insbesondere<br />
ein standardisierter Belastungstest (submaximale<br />
Ergometrie). Der Einfluss psychischer Komponenten<br />
auf den Blutdruck während der Belastung, wie<br />
man es beim Blutdruck in Ruhe immer wieder<br />
erlebt, erscheint bei einer Belastung von mehr als<br />
einem Watt pro Kilogramm Körpergewicht weitestgehend<br />
ausgeschlossen. Das konnten schon<br />
frühere Untersuchungen bei Kindern eindrucksvoll<br />
zeigen. Bisher fehlt es jedoch noch an Normwerten<br />
und auch an Grenzwerten für den Belastungsblutdruck<br />
bei Kindern.<br />
Man könnte analog zur Ermittlung der Normwerte<br />
und Grenzwerte bei Erwachsenen vorgehen und<br />
bei Kindern während eines Belastungstests die<br />
durchschnittlichen Blutdruckwerte (gerundete<br />
Mittelwerte inklusive Standardabweichung) ermitteln.<br />
Das wäre eine praktikable, zusätzliche und<br />
zudem im Vergleich zum Ruhedruck gut nachvollziehbare<br />
Option zur besseren Einschätzung des<br />
Blutdruckverhaltens auch bei Kindern und Jugendlichen.<br />
Bei eigenen Untersuchungen an 13- bis<br />
15-jährigen Kindern ergab sich mit diesem Verfahren<br />
ein oberer Grenzwert von 175 /90mmHg bei<br />
100 Watt (siehe Abbildung links). Bei den Kindern,<br />
die unabhängig vom Ruheblutdruck diesen Grenzwert<br />
überschritten, zeigten sich bei begleitenden<br />
Ultraschall-Untersuchungen des Herzens (siehe<br />
Abbildung Seite 19) sowohl eine Vergrößerung des<br />
Herzmuskels als Folge der Hypertonie (signifikant<br />
größere linksventrikuläre Muskelmasse (LVMI))<br />
als auch eine Beeinträchtigung der Herzfunktion<br />
(reduziertes E/A-Verhältnis). Die Untersuchungsergebnisse<br />
können als Maß für die Herzfunktion<br />
(diastolische Funktion) genommen werden. Selbst<br />
bei normalem Ruheblutdruck zeigte sich, dass bei<br />
Kindern mit einem Belastungsblutdruck oberhalb<br />
dieses Grenzwerts der Herzmuskel verdickt und<br />
© Ketelhut<br />
die Herzfunktion beeinträchtigt waren. Gleiche<br />
Ergebnisse konnten auch schon bei jüngeren Altersgruppen<br />
nachgewiesen werden.<br />
Handlungsbedarf<br />
Die behandelnden Haus- und Kinderärzte müssen<br />
für diese Thematik sensibilisiert werden.<br />
Zugleich sollten ihnen praktikable Strategien zur<br />
Diagnose, Einschätzung und Therapie der Hypertonie<br />
bei Kindern und Jugendlichen angeboten<br />
werden. Nur dann haben wir eine Chance, frühzeitig<br />
einzugreifen, gerade bei Kindern und Jugendlichen,<br />
um die Ausprägung der Hypertonie<br />
und ihrer Folgeschäden zu begrenzen und damit<br />
zukünftige kostenträchtige Folgeerkrankungen<br />
zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen<br />
zu erhalten.<br />
Au Auto tor<br />
Professor Dr. med. habil. Dr. rer. nat. Reinhard<br />
G. Ketelhut ist Professor am Institut für Sportmedizin<br />
und dem Universitätsklinikum Charité der<br />
Humboldt-Universität zu Berlin und praktiziert im<br />
Medical Center Berlin (MCB).<br />
PRAXIS<br />
21<br />
Wird bei einem Kind<br />
der Blutdruck gemes<br />
sen, so ist vor allem<br />
darauf zu achten,<br />
dass die Größe der<br />
Manschette dem Alter<br />
des Kindes angemes<br />
sen ist.
22 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Stress-MRT gibt Hinweis<br />
auf Infarktrisiko<br />
von Privatdozent Dr Dr. med. Sebastian Kelle<br />
Wenn eine koronare Herzerkrankung vermutet wird oder bereits vorliegt, kann ein so<br />
genanntes „Stress-MRT“ dazu beitragen, das Risiko für einen Herzinfarkt einzuschätzen.<br />
Die Magnetresonanztomographie (MRT – siehe<br />
Kasten) liefert zunehmend wertvolle Informationen<br />
für die Kardiologie. Unter anderem<br />
kann sie helfen, das individuelle Risiko eines<br />
Herzinfarktes genauer vorherzusagen. Das ist besonders<br />
bei denjenigen Patienten von Bedeutung,<br />
die im Rahmen einer konventionellen Ergometrie<br />
(Belastungstest) nicht ausreichend belastet werden<br />
können. Davon sind nicht nur schwer Herzkranke<br />
betroffen, sondern beispielsweise auch Personen<br />
mit Gelenkproblemen. Ein weiterer Vorteil der<br />
MRT liegt darin, dass sie zu keiner Strahlenbelastung<br />
führt und ohne jodhaltige Kontrastmittel auskommt,<br />
die gerade bei Schwerkranken ebenfalls<br />
zu Problemen führen können.<br />
Herzinfarkt-Risiko ermitteln<br />
Unsere in Deutschland durchgeführte Studie zeigt,<br />
dass sich das individuelle Herzinfarkt-Risiko mittels<br />
kardialer Magnetresonanztomographie („MRT<br />
Magnetresonanztomographie (MRT)<br />
Die Magnetresonanztomographie (MRT, auch Kernspintomographie<br />
genannt) ist eine Untersuchungsmethode, bei der ohne Röntgenstrahlen<br />
Bilder aus dem Inneren des Körpers gemacht werden. Die<br />
Darstellung innerer Organe ist mithilfe von starken Magnetfeldern<br />
und elektromagnetischen Wechselfeldern im Radiofrequenzbereich<br />
möglich. Neben der Durchblutung der Organe kann anhand eines<br />
Herz-MRTs auch die Pumpfunktion des Herzens und die Größe der<br />
Herzkammern beurteilt werden.<br />
Bei einem Stress-MRT des Herzens wird die Durchblutung der Herzmuskulatur<br />
in Ruhe und bei Belastung („Stress“) untersucht. Dabei<br />
kann ermittelt werden, ob der Herzmuskel auch bei starker Belastung<br />
immer ausreichend mit Blut versorgt wird. Da körperliche Bewegung<br />
in einem Magnetresonanztomographen nicht möglich ist, wird die<br />
Belastung des Herzens durch ein Medikament simuliert, das kurzfristig<br />
die Durchblutung steigert.<br />
des Herzens“) zuverlässig voraussagen lässt (Kelle,<br />
S., et al.: V140 – Erfassung der prognostischen<br />
Wertigkeit einer negativen Dobutamin-Stress-MRT<br />
bei 3.138 Patienten; publiziert in Clinical Research<br />
in Cardiology 101, Supplement 1, April 2012). Von<br />
allen Patienten, bei denen ein Stress-MRT keinen<br />
auffälligen Befund erbracht hatte, erlitten innerhalb<br />
der ersten drei Jahre lediglich 0,6 Prozent pro<br />
Jahr einen Herzinfarkt oder starben.<br />
Mit einem MRT des Herzens ist es möglich, den<br />
Herzmuskel im gesunden Zustand sowie in verschiedenen<br />
Erkrankungsstadien sichtbar zu machen.<br />
Das ist selbst bei Belastung möglich. Da<br />
sich der Patient im MRT-Gerät nicht bewegen<br />
kann, wird die Bewegung während der MRT-Untersuchung<br />
durch ein Medikament simuliert. Mit<br />
unserer Forschungsgruppe haben wir bei mehr<br />
als 3.000 Patienten untersucht, in welchem Zusammenhang<br />
das Ergebnis eines Stress-MRTs mit<br />
dem persönlichen Risiko eines Patienten steht, in<br />
nächster Zeit von einer akuten Herz-Kreislauf-Erkrankung<br />
betroffen zu sein. Ziel der Studie war es<br />
nicht, die Genauigkeit der Methode zu beweisen.<br />
Diese kennen wir seit Jahren. Vielmehr wollten<br />
wir wissen, ob wir uns auf die Prognosen, die wir<br />
anhand der MRT-Untersuchungen treffen, auch<br />
verlassen können. Ob wir also die Patienten beruhigt<br />
nach Hause schicken können, wenn wir im<br />
Stress-MRT nichts Auffälliges fi nden.<br />
Die Studie<br />
Im Rahmen unserer Studie wurden Patienten<br />
am <strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum Berlin oder an der<br />
Universitätsklinik Heidelberg mit Hilfe eines<br />
standardisierten Protokolls auf das Vorliegen von<br />
Störungen bei den Bewegungen der Herzwand<br />
untersucht. Im Anschluss haben wir die Patienten<br />
weiter begleitet und ihre Erkrankungen erfasst,<br />
insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Da Das in indi divi vidu duel elle le He Herz rzin infa fark rktt-Ri<br />
Risi siko ko lä läss sst si sich ch mi mit ei eine nem MR MRT<br />
de des He Herz rzen ens zu zuve verl rläs ässi sig vo vora raus ussa sage gen. n.<br />
wie Herztod und Herzinfarkt. Diese Phase der<br />
Beobachtung währte durchschnittlich 3¼ Jahre<br />
(+/- 1,7 Jahre). Im Laufe des Beobachtungszeitraums<br />
wurden 183 Patienten erfasst, die einen<br />
Herzinfarkt erlitten oder an einem Herztod verstarben,<br />
insgesamt 5,8 Prozent. Bei der Analyse<br />
der Daten erwies sich das Vorliegen einer belastungsinduzierten<br />
Wandbewegungsstörung als<br />
stärkster Prädiktor (Frühwarnzeichen) für das<br />
Auftreten eines Herzinfarktes- oder Todes. Das<br />
heißt, bei diesen Patienten zeigte sich beim Stress-<br />
MRT, dass unter Belastung die Bewegungen der<br />
Herzwand auffällig waren. Wurde im Stress-MRT<br />
des Herzens unter maximaler Belastung eine normale<br />
Wandbewegung des Herzens festgestellt, so<br />
war das Risiko eines Herzinfarkts in den nächsten<br />
drei Jahren gering. In den folgenden Jahren wurde<br />
ein Anstieg des Risikos auf schließlich 3,2 Prozent<br />
im sechsten Jahr beobachtet.<br />
Die Daten legen auch nahe, dass ein MRT gut<br />
geeignet ist für eine Beurteilung, ob eine Revaskularisation<br />
empfehlenswert ist. Eine Revaskularisation<br />
bedeutet bei diesen Patienten, dass ein<br />
verengtes oder verschlossenes Herzkrankgefäß<br />
durch Herzkathetertechnik aufgedehnt wird oder<br />
mit einem Bypass überbrückt wird. Bei Patienten,<br />
die aufgrund einer unter Belastung nachgewiesenen<br />
Wandbewegungsstörung anschließend einer<br />
Revaskularisation zugeführt wurden, kam es signifi<br />
kant seltener zum Auftreten eines Herzinfarktes<br />
oder Todes als bei Patienten, die rein medikamentös<br />
weiterbehandelt wurden.<br />
© Philips<br />
Vermeidung von Herzkatheter-Untersuchungen<br />
Ungeachtet des apparativen Aufwands kann ein<br />
Stress-MRT im Rahmen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
auch helfen, Kosten zu sparen. Wir können<br />
mit dieser Methode sehr sicher sagen, welche Patienten<br />
man zum Herzkatheter schicken muss und<br />
welche mit gutem Gewissen eine medikamentöse<br />
Behandlung erhalten können. Damit werden verzichtbare<br />
Katheter-Untersuchungen und -Eingriffe<br />
eingespart. Diese verursachen zusätzliche Kosten<br />
und bedeuten für den Patienten weitere Risiken.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass bei unauffälligem<br />
Stress-MRT das Risiko über drei Jahre<br />
gering bleibt. Die Untersuchung muss also nicht<br />
jedes Jahr wiederholt werden. In einer 2011 ebenfalls<br />
von unserer Forschungsgruppe publizierten<br />
Studie (Kelle, S., et al.: Long-Term Prognostic Value<br />
of Dobutamine Stress CMR. Publiziert in JACC<br />
Cardiovascular Imaging 2011, 4: 161–72) waren Patienten,<br />
die unter Belastung im MRT keine auffälligen<br />
Bewegungen der Herzwand zeigten, zu 96,8<br />
Prozent in den folgenden sechs Jahren nicht von<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen.<br />
Au Auto tor<br />
Ereignisfreies Überleben (%)<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
X 2 = 166.4<br />
p < 0.001<br />
Privatdozent Dr. med. Sebastian Kelle ist Arzt am<br />
<strong>Deutsche</strong>n Herzzentrum Berlin, Klinik für Innere<br />
Medizin – Kardiologie.<br />
FORSCHUNG<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
Zeit (Jahre)<br />
Ohne induzierbare WBS<br />
Mit induzierbaren WBS<br />
23<br />
Überlebenskurve (Kaplan-Meier-Kurve) bei Patienten mit Ve Verdacht rdacht auf eine Durchblu- Durchblu-<br />
tungsstörung des Herzens, differenziert nach Auftreten von Wa Wandbewegungsstörungen<br />
ndbewegungsstörungen<br />
(WBS) während eines Stress-MRT Stress-MRT. Bei Patienten ohne WBS zeigt sich ein signifikant ver<br />
bessertes Überleben hinsichtlich des Auftretens einer tödlichen Herzerkrankung (hartes<br />
kardiales Ereignis). (Q (Quel uelle le: Pr Pres esse sete text xt DG DGK 04 04/2 /201 012) 2)
24 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Es stehen bereits be<br />
währte Medikamente<br />
zur Behandlung von<br />
Bluthochdruck zur<br />
Ve Verfügung. rfügung. Dennoch<br />
wird weiter geforscht:<br />
Gesucht werden<br />
Wirkstoffe, die gleich<br />
mehrere blutdruck<br />
steigernde Mechanis- Mechanis-<br />
men beeinflussen.<br />
Neue Blutdrucksenker<br />
in Sicht<br />
von Dr Dr. med. Wo Wolfgang lfgang Derer<br />
Viele blutdrucksenkende Medikamente haben sich bereits bestens bewährt. Trotzdem<br />
gibt es gute Gründe, weiter zu forschen. Denn neue Substanzen versprechen komplexere<br />
blutdrucksenkende Strategien und bessere Wirkung.<br />
Fünf bewährte Medikamentengruppen werden<br />
derzeit von der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zur<br />
Behandlung von Bluthochdruck empfohlen. Diese<br />
sind die 1. Wahl bei der Behandlung von Hypertonikern:<br />
ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten,<br />
Kalziumantagonisten, Diuretika und Betablocker.<br />
Weitere Reserve-Blutdrucksenker stehen zur Verfügung,<br />
wenn die in erster Linie empfohlenen<br />
Wirkstoffe den Blutdruck nicht ausreichend senken.<br />
Die Blutdrucksenker der 1. Wahl und die<br />
Reserve-Blutdrucksenker haben in großen medizinischen<br />
Studien blutdrucksenkende und prognoseverbessernde<br />
Wirkungen bewiesen. Innovationen<br />
fanden in den letzten 20 Jahren nur innerhalb<br />
dieser Substanzklassen statt. Doch eine ganze<br />
Reihe weiterer blutdrucksenkender Medikamente<br />
sind derzeit in der Entwicklung.<br />
Aliskiren<br />
Im Jahr 2007 wurde das Medikament Aliskiren<br />
in der EU zur Behandlung von Bluthochdruck zugelassen.<br />
Das Medikament brachte einen neuen<br />
Wirkmechanismus für die Behandlung von Hypertonikern.<br />
Es bindet an Stelle von Renin (siehe<br />
Kasten S. 25) am Angiotensinogenmolekül und<br />
verhindert so dessen Aufspaltung. Dadurch wird<br />
das Renin-Angiotensin-System am ersten und geschwindigkeitsbestimmenden<br />
Schritt gehemmt.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Im Vergleich zu anderen Therapien führt der Renin-Inhibitor<br />
zu einer deutlich umfangreicheren<br />
Kontrolle des Renin-Angiotensin-Systems. Aliskiren<br />
ist ein potentes Antihypertensivum. Hervorzuheben<br />
sind die sehr gute Verträglichkeit und<br />
ein geringes Nebenwirkungsprofil, insbesondere<br />
im Vergleich mit Diuretika oder Betablockern.<br />
In einem umfassenden Studienprogramm wird<br />
Aliskiren hinsichtlich der Blutdrucksenkung und<br />
seiner Wirkung untersucht. Hierfür wurden vier<br />
Studien (APOLLO, ALTITUDE, ATHMOSPHERE,<br />
ASTRONAUT) auf den Weg gebracht. Ende des<br />
letzten Jahres musste allerdings die ALTITUDE-<br />
Studie vorzeitig beendet werden, da bei Patienten<br />
mit KHK (Herzkranzgefäßverengung) und Diabetes<br />
unter gleichzeitiger Therapie mit Aliskiren und<br />
ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten vermehrt<br />
schwerwiegende Komplikationen auftraten. Möglicherweise<br />
ist eine derartige Blockade des Renin-<br />
Angiotensin-Systems für die Patienten, die in AL-<br />
TITUDE untersucht wurden, keine therapeutische<br />
Option. Vorerst sollte Aliskiren bei diabetischen<br />
Patienten mit KHK oder Nierenfunktionseinschränkung,<br />
die bereits ACE-Hemmer oder AT1-<br />
Blocker einnehmen, nicht zusätzlich verordnet<br />
werden. Die anderen Studien werden aber weiter<br />
durchgeführt.<br />
Bifunktionale Moleküle<br />
Ein weiterer neuer Ansatz ist die Entwicklung sogenannter<br />
bifunktionaler Moleküle. Diese vereinen<br />
zwei unterschiedliche Wirkmechanismen in<br />
einem Molekül und kontrollieren somit mehrere<br />
pathophysiologische (krankhafte) Mechanismen.<br />
Ein Beispiel ist das kürzlich zugelassene Azilsartan.<br />
Dieser ist zwar der achte AT1-Antagonist, der<br />
jedoch zusätzlich einen Rezeptor aktiviert. Die<br />
Aktivierung des Rezeptors PPAR-γ verbessert den<br />
Glukosestoffwechsel und die Insulinsensitivität.<br />
Außerdem geht die Aktivierung mit einer Verminderung<br />
des Risikos für Arteriosklerose (Gefäßverkalkung)<br />
einher. Azilsartan wurde in sieben<br />
Studien (Phase III) mit nahezu 6.000 Hypertoniepatienten<br />
untersucht. Erfahrungen mit Azilsartan<br />
im Praxisalltag werden im Rahmen eines<br />
Registers (EARLY-Register) gewonnen. Es ist geplant,<br />
bei rund 5.000 Patienten die Wirksamkeit,<br />
Verträglichkeit und Sicherheit von Azilsartan zu<br />
vergleichen.<br />
Ein weiterer Ansatz für neue Wirkstoffe ist die<br />
Hemmung eines bestimmten Enzyms (Neprilysin),<br />
das sich auf die Aktivität des Renin-Angiotensin-Systems<br />
und des sympathischen Nerven-<br />
Blutdruckregulation<br />
FORSCHUNG<br />
25<br />
Das Renin-Angiotensin-System reguliert den Salz- und Wasserhaushalt<br />
des Menschen und ist damit eines der wichtigsten blutdruckregulierenden<br />
Systeme des Körpers. Mithilfe des Enzyms Renin wird<br />
aus Angiotensinogen das Angiotensin I gebildet, aus dem durch das<br />
Enzym ACE schließlich Angiotensin II entsteht. Dieses bewirkt die<br />
Engstellung der Blutgefäße und damit die Erhöhung des Blutdrucks.<br />
Derzeit existieren mehrere bewährte blutdrucksenkende Medikamente,<br />
die in dieses System eingreifen. So blockieren ACE-Hemmer die<br />
Bildung von Angiotensin II. AT1-Antagonisten wiederum besetzen die<br />
Rezeptoren von Angiotensin II, sodass dieses an seiner Wirkung gehindert<br />
wird (siehe Grafik Seite 26).<br />
systems auswirkt. Wird das Enzym gehemmt und<br />
nehmen die Betroffenen zusätzlich einen AT1-<br />
Antagonisten, führt dies zu einer sich gegenseitig<br />
ergänzenden Blutdrucksenkung.<br />
Geforscht wird auch zur Blockade der Endothelin-<br />
Rezeptoren. Das Endothel ist die oberste Wandschicht<br />
der Blutgefäße. In gesunden Gefäßen<br />
kommt es bei Überbeanspruchung der Gefäßwand<br />
zu einer Aktivierung des Endothels und damit<br />
zu einer Gefäßerweiterung. Endotheline sind<br />
die stärksten bekannten gefäßverengenden Stoffe.<br />
Eine Blockade der Rezeptoren blockiert die Wirkung<br />
der Endotheline. Dieses Prinzip wird bereits<br />
erfolgreich zur Behandlung bestimmter Formen<br />
des Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie,<br />
siehe auch <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012) eingesetzt. Es<br />
liegt nahe, diesen Ansatz auch bei Bluthochdruck<br />
zu überprüfen.<br />
Eine weitere bifunktionale Wirkung, die derzeit<br />
überprüft wird, ist die Wirkung eines AT1-Antagonisten<br />
vereint mit einem sogenannten NO-<br />
Donator. Die Anspannung und Entspannung von<br />
Blutgefäßen wird reguliert durch ein enges Zusammenspiel<br />
von Botenstoffen, an denen auch<br />
Stickstoffmonoxid (NO) beteiligt ist, und das in<br />
Interaktion tritt mit dem Renin-Angiotensin-System.<br />
NO-Donatoren erhöhen die Stickstoffmonoxidkonzentration<br />
in der Wand der Blutgefäße und<br />
wirken somit blutdrucksenkend.<br />
Die genannten Beispiele zeigen, dass es schwieriger<br />
geworden ist und wohl auch nicht mehr<br />
notwendig, ein neues blutdrucksenkendes Medikament<br />
einzuführen, das „nur“ den Blutdruck zuverlässig<br />
senkt und gut verträglich ist. Von einem<br />
neuen Antihypertensivum wird außerdem erwartet,<br />
dass es über die Blutdrucksenkung hinaus die<br />
Gefäße, die Nieren und das Herz schützt.
26 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Stimulierung des<br />
Kreislaufzentrums<br />
(Gehirn)<br />
Durst und Appetit<br />
auf Salz<br />
Vermehrte Wasserund<br />
Salzaufnahme<br />
Das Renin-Angiotensin-System ist eines der wichtigsten blutdruckregulierenden Systeme des Körpers.<br />
Gegen Hypertonie impfen<br />
Eines der großen Probleme der antihypertensiven<br />
Behandlung ist die Therapietreue. Sie sinkt mit<br />
steigender Komplexität der Verordnungen und<br />
verbessert sich, je einfacher die Verordnungen<br />
sind. Eine sehr starke Vereinfachung wäre eine<br />
nur selten durchzuführende Impfung gegen Komponenten<br />
des Renin-Angiotensin-Systems.<br />
Bereits vor 60 Jahren wurde an einem Impfstoff<br />
gegen Renin gearbeitet. Dieser scheiterte jedoch<br />
aufgrund fehlender Wirkung, außerdem hatte er<br />
massive Nebenwirkungen. Auch eine Immunisierung<br />
gegen Angiotensin I erwies sich nicht als erfolgversprechend.<br />
Au Auto tor<br />
Angiotensinogen<br />
Angiotensin I<br />
Angiotensin II<br />
Aldosteron<br />
ACE<br />
(Angiotensin<br />
converting<br />
enzyme)<br />
Renin<br />
Hemmung<br />
Blutdruckanstieg<br />
Dr. med. Wolfgang Derer, Internist und Hypertensiologe<br />
DHL ® , ist an der Klinik und Poliklinik für<br />
Kardiologie und Nephrologie des HELIOS-Klinikums<br />
Berlin-Buch tätig.<br />
Gefäßverengung<br />
abführende<br />
Arteriole<br />
Verringerte Salzund<br />
Wasserausscheidung<br />
Renin-<br />
Ausschüttung<br />
Niedriger<br />
Blutdruck<br />
zuführende<br />
Arteriole<br />
Nierenkörperchen<br />
Ziel der aktuellsten Projekte ist eine Immunisierung<br />
gegen Angiotensin II. Hier werden bereits<br />
medizinische Studien durchgeführt. So konnte in<br />
einer Studie die blutdrucksenkende Wirkung eines<br />
Impfstoffs nachgewiesen werden (Tissot AC, et al.:<br />
Effect of immunisation against angiotensin II with<br />
CYT006-AngQb on ambulatory blood pressure: a<br />
double-blind, randomised, placebo-controlled phase<br />
IIa study. Publiziert in Lancet 2008, 371 (9615):<br />
821–7).<br />
Eine andere Strategie besteht darin, einzelne Bausteine<br />
von Angiotensin II zu verwenden, die als<br />
Impfstoff wirken und eine spezifische Immunreaktion<br />
des Körpers auslösen. Dieser Impfstoff befindet<br />
sich allerdings noch in der Entwicklungsphase.<br />
Trotz vielversprechender Ergebnisse der Impfung<br />
gegen Angiotensin II, die sich aber noch in der<br />
Frühphase der Entwicklung befindet, müssen vor<br />
Einführung in die Praxis noch einige Fragen beantwortet<br />
werden. Ungeklärt ist die blutdrucksenkende<br />
Langzeitwirkung, welche Dosis notwendig<br />
ist, wie häufig geimpft werden sollte sowie die<br />
Konsequenzen der Langzeitblockade von Angiotensin<br />
II.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Verkehrsteilnehmer mit Diabetes mellitus Typ<br />
1 und Typ 2 nehmen in der Unfallstatistik<br />
keinen Sonderplatz ein. Sie treten dort genau so<br />
oft als Unfallverursacher auf wie Nichtdiabetiker,<br />
das teilt die <strong>Deutsche</strong> Diabetes Gesellschaft<br />
(DDG) anlässlich ihrer Herbsttagung mit. Bei von<br />
Diabetikern verschuldeten Unfällen ist jedoch<br />
sehr häufig eine Unterzuckerung, auch Hypoglykämie<br />
genannt, die Ursache. „Sie bringt Konzentrations-,<br />
Verhaltens- und Wahrnehmungsstörungen<br />
oder auch Bewusstseinsbeeinträchtigungen<br />
mit sich“, erklärt Dr. Hermann Finck, Diabetologe<br />
DDG und verkehrsmedizinischer Gutachter.<br />
„Eine Wahrnehmung der Unterzuckerung ist<br />
deshalb Voraussetzung für die Fahreignung.“ Es<br />
sei besonders wichtig, Diabetiker so zu schulen,<br />
dass sie eine Unterzuckerung frühzeitig erkennen<br />
können.<br />
Die Gefahr einer Unterzuckerung ist erhöht,<br />
wenn der Blutzucker bereits bei Fahrtantritt unter<br />
70 mg/dl (4mmol/l) liegt. Dann können Konzentrationsstörungen,<br />
geminderte Aufmerksamkeit<br />
und verlangsamtes Reaktionsvermögen die Fahrtauglichkeit<br />
zumindest temporär beeinträchtigen.<br />
Am häufigsten treten plötzliche Hypoglykämien<br />
auf, wenn Menschen mit Diabetes Mahlzeiten<br />
auslassen oder verzögern. Auch verstärkte körperliche<br />
Aktivität oder der Konsum von Alkohol können<br />
zu einer Unterzuckerung führen.<br />
Auf die Anzeichen achten<br />
Zu den Symptomen einer Unterzuckerung gehören<br />
Schweißausbruch, Zittrigkeit, schneller Puls,<br />
plötzlicher Heißhunger, Konzentrationsstörungen,<br />
Sehstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen.<br />
Menschen mit Diabetes sollten besonders<br />
darauf achten, sich ausgewogen zu ernähren und<br />
körperlich aktiv zu sein. „Alle diese Faktoren beeinflussen<br />
die Stoffwechseleinstellung beim Diabetes<br />
mehr als bei anderen Krankheiten“, sagt<br />
Finck. Darüber hinaus sollten Diabetiker ihren<br />
Stoffwechsel regelmäßig kontrollieren – auch in<br />
Hinblick auf die Verkehrssicherheit. „Nur Diabetiker,<br />
die kompetent mit ihrer Erkrankung umgehen<br />
können und ein großes Verantwortungsbewusstsein<br />
haben, sollten Auto fahren“, so Finck.<br />
AKTUELLES<br />
Sicher Autofahren trotz Diabetes<br />
Menschen mit Diabetes sind nicht häufiger an Verkehrsunfällen beteiligt als Nichtdiabetiker. Doch Diabetiker<br />
müssen stärker als andere auf Ernährung und Bewegung achten, um sicher ein Fahrzeug zu führen.<br />
Bei längeren Autofahrten rät die DDG, alle zwei<br />
Stunden anzuhalten und den Blutzucker zu messen.<br />
Sobald sich eine Unterzuckerung bemerkbar<br />
macht, nimmt der Fahrer am Besten schnell wirkende<br />
Kohlenhydrate wie Traubenzucker, Obstsaft<br />
oder Softdrinks zu sich. Erst wenn der Blutzucker<br />
wieder ein normales Level erreicht, sollte die Fahrt<br />
fortgesetzt werden.<br />
Wer nicht fahren sollte<br />
Patienten mit Diabetes, die ihre eigene Unterzuckerung<br />
nicht wahrnehmen können, haben ein<br />
schwerwiegendes Problem hinsichtlich der Fahreignung.<br />
„Wer innerhalb eines Jahres zwei Mal im<br />
Wachzustand so stark unterzuckert war, dass er<br />
fremde Hilfe benötigt hat, ist als Autofahrer ungeeignet“,<br />
sagt DDG-Experte Finck. Allerdings lässt<br />
sich die Fahreignung durch Maßnahmen wie das<br />
Unterzuckerungs-Wahrnehmungstraining, eine<br />
Änderung der Therapie sowie vermehrte Blutzuckerselbstkontrollen<br />
in der Regel wieder herstellen.<br />
Finck erklärt: „Wenn Diabetespatienten die<br />
Anzeichen einer Unterzuckerung sicher erkennen,<br />
steht dem Autofahren nichts entgegen. Die<br />
Mehrzahl erfüllt die Anforderungen an das sichere<br />
Führen von Kraftfahrzeugen als Privatkraftfahrer<br />
und auch als Berufskraftfahrer.“<br />
27<br />
Problematisch wird<br />
das Autofahren,<br />
wenn Diabetiker<br />
ihre eigene Unterzu- Unterzu-<br />
ckerung nicht wahr<br />
nehmen können.
28 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
T-City Friedrichshafen<br />
Blutdruckkontrolle per Handy<br />
Mittels Blutdruckmessgerät und Handy können Blutdruckwerte in eine Datenbank übertragen<br />
und so von Arzt und Patienten besser im Auge behalten werden. Ein telemedizinisches<br />
Projekt am Klinikum Friedrichshafen überprüft das Konzept.<br />
Bei chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck<br />
und Diabetes ist die regelmäßige Kontrolle<br />
wichtiger Messwerte wie Blutzuckerspiegel<br />
und Blutdruckhöhe ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Therapie. Doch regelmäßige Arztbesuche<br />
sind aufwendig und zeitraubend. Viele chronisch<br />
Kranke messen ihre Werte regelmäßig, notieren<br />
das Ergebnis mit Papier und Bleistift und präsentieren<br />
die Daten in großen Abständen ihrem Arzt.<br />
Das ist bei einem leichten Verlauf der Krankheit<br />
kein Problem. Doch je schwerwiegender die Erkrankung,<br />
desto häufiger sollte der Arzt einen<br />
Blick auf die Werte werfen.<br />
Zeitersparnis<br />
Die Telemedizin kann gerade bei chronischen<br />
Erkrankungen einen Beitrag zur Erleichterung<br />
der Verlaufskontrolle leisten. Telemedizin heißt<br />
ganz allgemein, dass zwischen den Beteiligten –<br />
zum Beispiel Arzt und Patient – eine räumliche<br />
und vielleicht auch zeitliche Distanz besteht. Bei<br />
chronischen Erkrankungen wird die Telemedizin<br />
beispielsweise eingesetzt, um anhand von selbst<br />
gemessenen Werten den Verlauf der Erkrankung<br />
zu beobachten. Dabei erspart sie den Betroffenen<br />
Zeit und nimmt ihnen Lauferei ab, ohne dass sie<br />
auf eine engmaschige Kontrolle durch ihren behandelnden<br />
Arzt verzichten müssen. Die chronisch<br />
Kranken messen zu Hause ihre Werte, die<br />
beispielsweise per Handy an eine Datenbank übertragen<br />
werden. Arzt und Patient erhalten Zugang<br />
T-City ist die gemeinsame Zukunftswerkstatt von Friedrichshafen und<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Telekom. Die Stadt am Bodensee hatte sich in einem<br />
Wettbewerb gegen 51 Bewerber durchgesetzt und wurde im Februar<br />
2007 zur T-City gekürt. Beide Partner setzten in einer fünfjährigen<br />
Kooperation beispielhafte Projekte moderner Informations- und<br />
Kommunikationstechnologie um.<br />
zur Patientenakte und alle Beteiligten können den<br />
Verlauf der Werte verfolgen – zum Beispiel am<br />
Computer, durch einen Blick in die Datenbank<br />
und den dort gespeicherten Daten. Bewegen sich<br />
die Werte außerhalb eines zuvor festgelegten Bereichs,<br />
wird Alarm ausgelöst. Dann kann der Arzt<br />
seinen Patienten beispielsweise darüber informieren,<br />
dass die Therapie geändert werden soll oder<br />
ein Arztbesuch notwendig ist. Ärzte können auf<br />
diese Weise viele Patienten gleichzeitig überwachen.<br />
Sie haben kritische Werte schneller im Blick<br />
und können ihre Patienten mit wenigen Klicks<br />
informieren. Die regelmäßige Erhebung und automatische<br />
Übertragung von Befunden soll dazu<br />
beitragen, dass der behandelnde Arzt eine Verschlechterung<br />
der Erkrankung frühzeitig erkennt.<br />
Er kann durch gezielte Maßnahmen rechtzeitig<br />
eingreifen und damit in manchen Fällen eine stationäre<br />
Einweisung vermeiden.<br />
Pilotprojekt<br />
Ein Pilotprojekt zur Beobachtung des Blutdrucks<br />
von Hypertonikern wurde zwischen 2011 und<br />
2012 am Klinikum Friedrichshafen durchgeführt.<br />
Die Anwendungsbeobachtung fand im Rahmen<br />
der T-City statt, einem Projekt der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Telekom AG (siehe Kasten). An dem telemedizinischen<br />
Projekt nahmen 29 Teilnehmer teil, die<br />
sich freiwillig zur Verfügung stellten und ein Jahr<br />
lang ihren Blutdruck maßen. Im November 2012<br />
ist das Projekt beendet, im Dezember werden<br />
die ersten Ergebnisse erwartet. Ziel der Untersuchung<br />
war die Überprüfung und Bewertung eines<br />
Home Telemonitoring Systems zur kontinuierlichen<br />
Betreuung von Hypertonie-Patienten. Die<br />
Teilnehmer maßen ihren Blutdruck mehrmals<br />
täglich zwei- bis dreimal und übertrugen die Ergebnisse<br />
in eine Datenbank. Die beteiligten Ärzte<br />
des Klinikums Friedrichshafen überwachten die<br />
Blutdruckwerte. Wurden die Grenzwerte wiederholt<br />
oder sehr massiv überschritten, so empfahlen<br />
sie den Betroffenen, ihren Hausarzt zu Rate zu<br />
ziehen.
Datum/Unterschrift<br />
Geldinstitut/Bank BLZ Konto-Nr.<br />
BEITRITTSERKLÄRUNG<br />
� Ich überweise selbst auf das Konto Nr. 541 493 300, Commerzbank Heidelberg (BLZ 672 800 51).<br />
� bargeldlos durch Bankeinzug (hiermit verringern Sie den Verwaltungsaufwand)<br />
Mein Zahlungsweg (bitte ankreuzen)<br />
Datum/Unterschrift (ich erkläre hiermit meinen Beitritt)<br />
Mein persönlicher Jahresbeitrag: € Vielen Dank!<br />
� EUR 16,- (Mindestbeitrag) für Laien � EUR 26,- (Mindestbeitrag) für � Allgemeinmediziner � Internisten<br />
� Kliniker � Apotheker � Sonstige<br />
PLZ/Wohnort E-Mail<br />
Straße Telefon/Telefax<br />
Name Geburtsdatum<br />
IHRE AKTUELLEN DATEN<br />
Ich möchte Mitglied werden im eingetragenen gemeinnützigen Verein<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />
BITTE DENKEN SIE<br />
AN DEN MITGLIEDSBEITRAG 2012<br />
Datum/Unterschrift<br />
Straße<br />
Name PLZ/Wohnort<br />
BLZ Konto-Nr.<br />
Geldinstitut/Bank<br />
� Hiermit ermächtige ich Sie widerruflich, meinen Mitgliedsbeitrag von folgendem Konto abzuziehen:<br />
Ihre Bankverbindung hat sich geändert?<br />
Oder Sie möchten nachträglich eine Einzugsermächtigung erteilen?<br />
PLZ/Wohnort E-Mail<br />
Straße Telefon/Telefax<br />
Name Geburtsdatum<br />
Sie sind umgezogen? Hier können Sie Ihre Kontaktdaten aktualisieren.
Absender:<br />
Absender:<br />
Bitte<br />
freimachen<br />
Name<br />
Bitte<br />
freimachen<br />
Name<br />
Straße<br />
Straße<br />
PLZ, Wohnort<br />
PLZ, Wohnort<br />
Telefon<br />
Ich möchte Mitglied werden, weil…<br />
Telefon<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />
Hypertonie und Prävention<br />
� ich persönlich betroffen bin<br />
� ich Interesse am Thema habe<br />
� ich die <strong>Hochdruckliga</strong> unterstützen möchte*<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für<br />
Hypertonie und Prävention<br />
Berliner Straße 46<br />
� ich mich für eine Selbsthilfegruppe interessiere<br />
Berliner Straße 46<br />
*Mitgliedsbeiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar<br />
69120 Heidelberg<br />
Beitrittserklärung auch im Internet: www.hochdruckliga.de<br />
69120 Heidelberg
* NICHT BUNDESEINHEITLICHE FEIERTAGE<br />
Blutdruckmessen Blutdruckmessen<br />
Blutdruckmessen ist einfach einfach und schmerzfrei.<br />
schmerzfrei.<br />
31 DO /<br />
31 SO OSTERSONNTAG /<br />
31 FR /<br />
30 MI /<br />
29 DI /<br />
29 FR KARFREITAG /<br />
30 SA /<br />
30 DI /<br />
18<br />
29 MI /<br />
30 DO FRONLEICHNAM /<br />
30 SO /<br />
5<br />
29 MO //<br />
28 MO /<br />
27 MI /<br />
28 DO /<br />
28 DI /<br />
27 SO /<br />
27 MI /<br />
28 DO /<br />
28 SO /<br />
22<br />
28 FR /<br />
29 SA /<br />
27 MO /<br />
25 FR /<br />
26 SA /<br />
26 DI /<br />
9<br />
26 DI /<br />
13<br />
26 FR /<br />
27 SA /<br />
26 SO /<br />
26 MI /<br />
27 DO /<br />
25 MO /<br />
25 MO /<br />
24 SO /<br />
24 FR //<br />
25 SA /<br />
23 MI /<br />
24 DO /<br />
24 SO /<br />
24 MI //<br />
25 DO /<br />
25 DI /<br />
26<br />
24 MO /<br />
22 DI /<br />
22 FR /<br />
23 SA /<br />
22 FR /<br />
23 SA /<br />
23 DI /<br />
17<br />
22 MI /<br />
23 DO /<br />
23 SO /<br />
4<br />
22 MO /<br />
21 MO /<br />
21 DO /<br />
8<br />
21 DI /<br />
20 SO /<br />
20 MI ASCHERMITTWOCH /<br />
20 MI /<br />
21 DO /<br />
21 SO /<br />
21<br />
21 FR /<br />
22 SA /<br />
20 MO PFINGSTMONTAG /<br />
18 FR /<br />
19 SA /<br />
19 DI FASTNACHT /<br />
19 DI /<br />
12<br />
19 FR /<br />
20 SA /<br />
19 SO PFINGSTSONNTAG /<br />
19 MI //<br />
20 DO //<br />
17 SO /<br />
18 MO ROSENMONTAG /<br />
18 MO /<br />
17 FR WELT HYPERTONIE TAG /<br />
18 SA /<br />
16 MI /<br />
17 DO /<br />
17 SO /<br />
17 MI /<br />
18 DO /<br />
18 DI //<br />
25<br />
17 MO //<br />
15 DI /<br />
15 FR /<br />
16 SA /<br />
15 FR /<br />
16 SA /<br />
16 DI /<br />
16<br />
15 MO /<br />
15 MI /<br />
16 DO /<br />
16 SO //<br />
3<br />
14 MO /<br />
13 MI /<br />
14 DO /<br />
14 DI /<br />
13 SO /<br />
13 MI /<br />
14 DO //<br />
14 SO //<br />
20<br />
14 FR //<br />
15 SA //<br />
13 MO /<br />
11 FR /<br />
12 SA /<br />
12 DI /<br />
7<br />
12 DI /<br />
11<br />
12 FR /<br />
13 SA /<br />
12 SO MUTTERTAG /<br />
12 MI //<br />
13 DO //<br />
11 MO /<br />
11 MO /<br />
10 SO /<br />
10 FR /<br />
11 SA /<br />
9MI /<br />
10 DO /<br />
10 SO ANFANG DER SOMMERZEIT /<br />
10 MI /<br />
11 DO /<br />
11 DI //<br />
24<br />
10 MO //<br />
8DI /<br />
8FR /<br />
9SA /<br />
8FR /<br />
9SA /<br />
9DI /<br />
15<br />
8MO /<br />
8MI /<br />
9DO CHRISTI HIMMELFAHRT /<br />
9SO //<br />
2<br />
7MO /<br />
6MI /<br />
7DO /<br />
6MI /<br />
7DO /<br />
6SA /<br />
7SO /<br />
7DI /<br />
19<br />
7FR //<br />
8SA //<br />
5SA /<br />
6SO HEILIGE 3 KÖNIGE* /<br />
6MO /<br />
5DI /<br />
6<br />
5DI /<br />
10<br />
5MI //<br />
6DO //<br />
4MO /<br />
4SA /<br />
5SO /<br />
3DO /<br />
4FR /<br />
4MO /<br />
4DO /<br />
5FR /<br />
4DI //<br />
23<br />
2SA /<br />
3SO /<br />
2SA /<br />
3SO /<br />
Januar RR<br />
Syst/Diast<br />
1DI NEUJAHR /<br />
2MI 1 /<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
1FR /<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
1FR /<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
1MO OSTERMONTAG /<br />
2DI /<br />
3MI 14 /<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
MAIFEIERTAG /<br />
1MI TAG DER ARBEIT /<br />
2DO /<br />
3FR /<br />
3MO //<br />
2SO //<br />
1SA /<br />
Februar März April Mai Juni<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
2013<br />
info@hochdruckliga.de | www.hochdruckliga.de<br />
<strong>Deutsche</strong>s Kompetenzzentrum Bluthochdruck<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
Ferien 2013 (ohne Gewähr)<br />
Winter Ostern Pfingsten Sommer Herbst Weihnachten<br />
Winter Ostern Pfingsten Sommer Herbst Weihnachten<br />
Niedersachsen 31.01. + 01.02 16.03. – 02.04. 10.05. /21.05. 27.06. – 07.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 03.01.<br />
NRW / 25.03. – 06.04. 21.05. 22.07. – 03.09. 21.10. – 02.11. 23.12. – 07.01.<br />
Rheinland-Pfalz / 20.03. – 05.04. / 08.07. – 16.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 07.01.<br />
Saarland 11.02. – 16.02 25.03. – 06.04. / 08.07. – 17.08. 21.10. – 02.11. 20.12. – 04.01.<br />
Sachsen 04.02. – 15.02. 29.03. – 06.04. 10.5./18.5-22.5. 15.07. – 23.08. 21.10. – 01.11. 21.12. – 03.01.<br />
Sachsen-Anhalt 01.02. – 08.02. 25.03. – 30.03. 10.05. – 18.05. 15.07. – 28.08. 21.10. – 25.10. 21.12. – 03.01.<br />
Schleswig-Holstein / 25.03. – 09.04. 10.05. 24.06. – 03.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 06.01.<br />
Thüringen 18.02. – 23.02. 25.03. – 06.04. 10.05. 15.07. – 23.08. 21.10. – 02.11. 23.12. – 04.01.<br />
Baden-Württemb. / 25.03. – 05.04 21.05. – 01.06. 25.07. – 07.09. 28.10. – 30.10. 23.12. – 04.01.<br />
Bayern 11.02. – 15.02 25.03. – 06.04. 21.05. – 31.05. 31.07. – 11.09. 28.10. – 31.10. 23.12. – 04.01.<br />
Berlin 04.02. – 09.02. 25.03. – 06.04. 10.05. + 21.05. 19./20.06. – 02.08. 30.09. – 12.10. 23.12. – 03.01.<br />
Brandenburg 04.02. – 09.02. 27.03. – 06.04. 10.05. 20.06. – 02.08. 30.9.–12.10.+1.11. 23.12. – 03.01.<br />
Bremen 31.01. – 01.02. 16.03. – 02.04. 10.05. + 21.05. 27.06. – 07.08. 04.10. – 18.10. 23.12. – 03.01.<br />
Hamburg 01.02. 04.03. – 15.03. 02.05. – 10.05. 20.06. – 31.07. 30.09. – 11.10. 19.12. – 03.01.<br />
Hessen / 25.03. – 06.04. / 08.07. – 16.08. 14.10. – 26.10. 23.12. – 11.01.<br />
Mecklenb.-Vorp. 04.02. – 15.02 25.03. – 03.04. 17.05. – 21.05. 22.06. – 03.08. 14.10. – 19.10. 23.12. – 03.01.<br />
Kennen Sie Ihre We Werte? rte? Täglich Blutdruck messen und hier eintragen ...<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
Juli August September Oktober November Dezember<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
RR<br />
Syst/Diast<br />
RR RR<br />
Syst/Diast Syst/Diast<br />
1SO 1. ADVENT /<br />
1FR ALLERHEILIGEN* /<br />
2SA /<br />
1DI /<br />
40<br />
1SO /<br />
1DO /<br />
2FR /<br />
1MO /<br />
2MO /<br />
2MO //<br />
2DI /<br />
3SO /<br />
2MI /<br />
3DO TAG DER DT. EINHEIT /<br />
27<br />
3DI /<br />
49<br />
3DI /<br />
36<br />
4MO /<br />
3SA /<br />
4SO /<br />
3MI /<br />
4DO /<br />
4MI //<br />
5DO /<br />
5DI /<br />
45<br />
4FR /<br />
5SA /<br />
4MI /<br />
5DO /<br />
5MO /<br />
6FR //<br />
6DI /<br />
5FR /<br />
6SA //<br />
6MI /<br />
7DO /<br />
6SO /<br />
7MO /<br />
6FR //<br />
7SA /<br />
32<br />
7SA /<br />
8SO 2. ADVENT /<br />
7MI /<br />
8DO //<br />
7SO //<br />
8FR /<br />
9SA /<br />
8DI /<br />
41<br />
8SO //<br />
9MO //<br />
9MO /<br />
8MO //<br />
9DI 28 /<br />
10 DI /<br />
50<br />
10 SO /<br />
9MI /<br />
10 DO /<br />
10 DI /<br />
37<br />
9FR //<br />
10 SA //<br />
11 MO /<br />
11 SO /<br />
10 MI /<br />
11 DO //<br />
11 MI /<br />
12 DO 37. Wissenschaftlicher /<br />
12 DI /<br />
46<br />
11 MI /<br />
12 DO /<br />
12 MO //<br />
13 DI /<br />
12 FR //<br />
13 SA //<br />
13 FR Kongress „Hypertonie und /<br />
14 SA Prävention Münster 2013“ /<br />
13 MI /<br />
14 DO /<br />
13 FR //<br />
14 SA //<br />
14 MI //<br />
15 DO MARIÄ HIMMELFAHRT* /<br />
14 SO //<br />
15 FR /<br />
16 SA /<br />
15 SO //<br />
16 MO //<br />
15 MO //<br />
16 DI 29 /<br />
17 SO VOLKSTRAUERTAG /<br />
17 DI //<br />
16 FR //<br />
17 SA /<br />
18 MO /<br />
18 SO //<br />
17 MI /<br />
18 DO //<br />
19 DI /<br />
18 MI /<br />
19 DO //<br />
19 MO /<br />
20 MI BUß- UND BETTAG* /<br />
21 DO /<br />
11 FR /<br />
12 SA /<br />
13 SO /<br />
14 MO /<br />
15 DI 42 /<br />
16 MI /<br />
17 DO /<br />
18 FR /<br />
19 SA /<br />
20 SO /<br />
21 MO /<br />
22 DI 43 /<br />
33<br />
15 SO 3. ADVENT /<br />
16 MO /<br />
17 DI /<br />
51<br />
38<br />
18 MI /<br />
19 DO /<br />
47<br />
20 FR /<br />
21 SA /<br />
20 FR /<br />
21 SA //<br />
20 DI //<br />
34<br />
22 SO /<br />
21 MI //<br />
22 DO //<br />
22 SO 4. ADVENT /<br />
23 MO /<br />
22 FR /<br />
23 SA /<br />
23 MO //<br />
24 SO TOTENSONNTAG /<br />
23 MI /<br />
24 DO /<br />
24 DI /<br />
39<br />
23 FR //<br />
24 SA //<br />
24 DI HEILIGABEND /<br />
25 MI 1. WEIHNACHTSTAG /<br />
25 MO /<br />
25 MI //<br />
26 DO /<br />
25 SO //<br />
26 DO 2. WEIHNACHTSTAG /<br />
26 DI /<br />
48<br />
25 FR /<br />
26 SA /<br />
27 FR /<br />
52<br />
26 MO /<br />
27 DI 35 //<br />
27 MI /<br />
28 DO /<br />
27 SO ENDE DER SOMMERZEIT /<br />
28 SA /<br />
29 SO /<br />
28 MO /<br />
29 FR /<br />
30 SA /<br />
29 DI /<br />
44<br />
27 FR /<br />
28 SA /<br />
29 SO<br />
30 MO /<br />
30 MO /<br />
31 DI SILVESTER /<br />
30 MI /<br />
31 DO REFORMATIONSTAG* /<br />
28 MI /<br />
29 DO //<br />
30 FR<br />
31 SA //<br />
19 FR //<br />
20 SA //<br />
21 SO //<br />
22 MO /<br />
23 DI 30 //<br />
24 MI /<br />
25 DO //<br />
26 FR //<br />
27 SA /<br />
28 SO //<br />
29 MO //<br />
30 DI 31<br />
31 MI //<br />
* NICHT BUNDESEINHEITLICHE FEIERTAGE<br />
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<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
In der Studie kam das Telemonitoring System von<br />
BodyTel zum Einsatz. Die Komponenten des Systems<br />
inklusive Sensoren, Software und Datenbank<br />
sind als Medizinprodukt nach dem Medizinproduktegesetz<br />
zertifiziert. Die erfassten Blutdruckdaten<br />
werden aus dem Messgerät über eine Bluetooth-<br />
Verbindung und ein Handy an die Datenbank übertragen.<br />
Eine Computerverbindung ist nicht notwendig.<br />
Die Daten werden über eine verschlüsselte<br />
Verbindung übermittelt. Laut BodyTel entsprechen<br />
die Datenübertragung, die Sicherung und der Abruf<br />
der Daten der höchsten Sicherheitsstufe.<br />
Verlaufskontrolle<br />
Das System stellt dem Patienten ein persönliches<br />
Tagebuch und dem Therapeuten eine elektronische<br />
Patientenakte zur Verfügung. Die Datenbank<br />
speichert die eingegangenen Werte zusammen<br />
mit den Messzeitpunkten. Der Patient kann über<br />
sein Tagebuch alle Werte und deren grafische<br />
Auswertung einsehen. Der Therapeut hat eben-<br />
falls Zugriff auf alle Daten und kann jederzeit das<br />
Blutdruckprofil kontrollieren und bei Bedarf die<br />
Grenzwerte anpassen. Werden diese über- oder<br />
unterschritten, gibt das System Alarm und informiert<br />
Arzt und Patient darüber.<br />
Die Teilnehmer des Friedrichshafener Projekts<br />
konnten außerdem entscheiden, wem sie Zugriff<br />
auf ihre Akte erlauben. Auf diese Weise konnten<br />
Familienmitglieder die Daten einsehen, jedoch<br />
nichts verändern oder ergänzen. Je nach Einstellung<br />
wurden auch diese Personen per Alarm<br />
informiert, wenn die Werte bestimmte Grenzen<br />
über- oder unterschritten. Den betreuenden Personen<br />
aus dem Klinikum Friedrichshafen war<br />
der Zugriff auf die Daten grundsätzlich gestattet.<br />
Ein therapeutisches Eingreifen war aber nicht<br />
vorgesehen, da die Therapie beim behandelnden<br />
Haus- oder Facharzt bleiben sollte. Die Ärzte des<br />
Klinikums sollten lediglich auf Negativtrends hinweisen<br />
und den Betroffenen einen Besuch beim<br />
behandelnden Arzt nahelegen.<br />
FORSCHUNG<br />
Te Telemedizin lemedizin für chronisch Kranke: Die Betroffenen können ihre We Werte rte in Ruhe zu Hause messen und per Handy in eine Datenbank einspeisen. Arzt, Pati- Pati-<br />
ent und auf Wu Wunsch nsch auch Angehörige erhalten Zugang zur Patientenakte und können am Co Computer mputer den Ve Verlauf rlauf der We Werte rte verfolgen.<br />
29<br />
© BodyTel
30 RATGEBER <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Eine echte Alternative<br />
Regelmäßig berichten die Medien über die blutdrucksenkende Wirkung von Lebensmitteln<br />
oder Naturheilmitteln. Doch medikamentöse Blutdrucksenker können die natürlichen<br />
Mittel nicht ersetzen.<br />
Gibt es eine Alternative zu den blutdrucksenkenden<br />
Medikamenten? Das ist eine der häufi<br />
gsten Fragen, die Hypertoniker am Beratungstelefon<br />
(siehe auch Seite 53) der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> stellen. Die Antwort lautet: Jein.<br />
Denn es gibt natürliche Möglichkeiten, den Blutdruck<br />
zu senken. Aber sie können in vielen Fällen<br />
die Medikamente nicht ersetzen.<br />
Die beste Möglichkeit zur Blutdrucksenkung ist<br />
eine konsequente Lebensumstellung und vor allem<br />
eine konsequente Kochsalzbeschränkung.<br />
Eine gesunde Lebensweise mit ausreichend körperlicher<br />
Bewegung, gesunder Ernährung und<br />
regelmäßiger Entspannung senken einen zu hohen<br />
Blutdruck zuverlässig (siehe Kasten). Eine<br />
Lebensumstellung fordert den Hypertonikern viel<br />
Energie und auch Zeit ab, doch es lohnt sich. Für<br />
manche Betroffene ist eine Lebensumstellung be-<br />
Eine gesunde Lebensweise erreicht weit mehr als pflanzliche Arzneimittel<br />
und Naturheilmittel. Das konnte bereits in vielen medizinischen<br />
Studien nachgewiesen werden. Beispielsweise ist bei Übergewicht<br />
durch eine Gewichtsabnahme von 10 Kilogramm eine Senkung<br />
des systolischen Blutdrucks bis zu 20 mm Hg möglich! Das entspricht<br />
dem Effekt einer medikamentösen Kombinationstherapie.<br />
Maßnahme Umfang Blutdrucksenkung*<br />
Körperliche Bewegung Ausdauerbelastung,<br />
drei bis vier Mal pro Woche,<br />
etwa 30 bis 60 Minuten<br />
Gewichtsabnahme<br />
bei Übergewicht<br />
Gesunde Ernährung ballaststoffreich<br />
und mediterran<br />
Kochsalz-Reduktion unter 6 Gramm<br />
Kochsalz täglich<br />
Natürliche Blutdrucksenker<br />
Zur Therapie nicht geeignet<br />
in Zu Zusa samm mmen enar arbe beit it mi mit Pr Prof ofes esso sor Dr Dr. me med. d. Ho Hors rst Br Bras ass<br />
7 bis 10 mmHg<br />
je 1 Kilo Reduktion 1 bis 2 mmHg<br />
Reduktion von Alkohol unter 30 Gramm (Männer) /<br />
20 Gramm (Frauen) täglich.<br />
(10 Gramm Alkohol entspricht<br />
0,1 Liter Wein)<br />
6 bis 11 mmHg<br />
2 bis 6 mmHg<br />
2 bis 4 mmHg<br />
* Auswirkungen auf den oberen (systolischen) Blutdruckwert. Der Erfolg ist individuell unterschiedlich<br />
und nur möglich bei konsequenter Umsetzung.<br />
reits ausreichend, um gute Blutdruckwerte zu erreichen.<br />
Aber auch für Hypertoniker, die auf Medikamente<br />
nicht verzichten können, wirkt sich ein<br />
gesunder Lebensstil positiv aus.<br />
Natürliche Blutdrucksenker<br />
Es gibt einige Studien zur blutdrucksenkenden<br />
Wirkung von Lebensmitteln wie Schokolade und<br />
Tee. Die Forscher untersuchen die blutdrucksenkende<br />
Wirkung natürlich vorkommender Stoffe,<br />
um daraus vielleicht irgendwann ein Medikament<br />
entwickeln zu können. Doch die Lebensmittel und<br />
Naturheilmittel selber sind keine Alternative zu<br />
den Medikamenten. Dafür gibt es fünf wichtige<br />
Gründe:<br />
1. Auch natürliche Mittel haben Nebenwirkungen<br />
Viele glauben, natürliche Mittel sind frei von Nebenwirkungen.<br />
Doch das stimmt nicht. Alle Stoffe,<br />
die wir täglich und in bestimmten Mengen zu<br />
uns nehmen, können Allergien auslösen, Krebs<br />
verursachen oder Auswirkungen auf andere Medikamente<br />
haben. So kann es beispielsweise beim<br />
regelmäßigen Verzehr von Knoblauch zu Wechselwirkungen<br />
mit Medikamenten kommen.<br />
2. Die Wirkung ist nicht zuverlässig<br />
Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Naturheilmitteln<br />
schwanken. Die Zusammensetzung von<br />
Tee oder Schokolade wird selten genau gleich sein,<br />
selbst wenn sich die Rezeptur nicht verändert. Ein<br />
Hypertoniker, der zur Blutdrucksenkung regelmäßig<br />
dunkle Schokolade isst, kann nicht sicher sein,<br />
dass die Schokolade immer die gleichen Inhaltsstoffe<br />
und damit die gleiche Wirkung hat.<br />
3. Es geht nicht nur um den Blutdruck<br />
Blutdrucksenkung ist das erste Ziel, doch es geht<br />
um mehr. Studien haben gezeigt, dass Menschen<br />
mit erhöhtem Blutdruck auch ein höheres Risiko<br />
für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Blut-
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
hochdruck gilt als Risikofaktor Nr. 1 für Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen. Ein zu hoher Blutdruck<br />
muss dauerhaft gesenkt werden, um das Risiko für<br />
einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine<br />
Nierenerkrankung zu senken.<br />
In zahlreichen Studien wird deshalb überprüft, ob<br />
ein Medikament über einen längeren Zeitraum<br />
den Blutdruck zuverlässig senkt und ob damit<br />
auch das Risiko für Folgeerkrankungen sinkt.<br />
Doch Naturheilmittel oder Lebensmittel wurden<br />
bisher noch nicht auf ihren Einfluss auf Herz-<br />
Kreislauf-Erkrankungen durch leitlinienbasierte<br />
Studien untersucht, gesicherte Erkenntnisse dazu<br />
gibt es nicht.<br />
4. Die Wirkung ist nur wenig erforscht<br />
Pro blutdrucksenkendem Wirkstoff sinkt der<br />
Blutdruck meist zwischen 3 und 12 mmHg. Das<br />
ist für viele Hypertoniker nicht ausreichend, um<br />
gute Blutdruckwerte zu erreichen. Zwei von drei<br />
Hypertonikern brauchen mindestens zwei Wirkstoffe<br />
zur Senkung ihres Blutdrucks (siehe Kasten<br />
Seite 32). Doch ob und in welchem Maße ein<br />
Lebensmittel in Kombination mit Medikamenten<br />
den Blutdruck senkt, ist nahezu unerforscht. Auch<br />
über die Langzeitwirkung der blutdrucksenkenden<br />
Lebensmittel ist bisher kaum etwas bekannt.<br />
Deshalb ist die dauerhafte Anwendung eines einzelnen<br />
Lebensmittels und auch die Kombination<br />
aus Lebensmitteln und einem Medikament keine<br />
gesicherte Therapiemöglichkeit.<br />
5. Lebensstiländerung gut untersucht<br />
Weit wirksamer als Lebensmittel und sogenannte<br />
Naturheilmittel ist eine gesunde Lebensweise. Das<br />
haben zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen<br />
immer wieder nachgewiesen. Mit einer dauerhaften<br />
Lebensstiländerung können Betroffene<br />
weitaus mehr erreichen als mit einem Lebensmittel<br />
oder einem Naturheilmittel.<br />
Weitere Forschung notwendig<br />
Auf der Suche nach weiteren Wirkstoffen zur Blutdrucksenkung<br />
haben Wissenschaftler bereits einige<br />
Lebensmittel und Naturheilmittel in Studien<br />
untersucht. Es gibt jedoch bisher für diese Wirkstoffe<br />
nur sehr wenig Studien, für manche liegt<br />
nur eine einzige Untersuchung vor. Das ist sehr<br />
wenig im Vergleich zu den zahlreichen Studien<br />
über medikamentöse Blutdrucksenker. Die Ergebnisse<br />
der Studien geben bisher nur einen ersten<br />
„Anfangsverdacht“ auf die blutdrucksenkende<br />
Wirkung der untersuchten Substanzen. Für gesi-<br />
cherte Erkenntnisse sind weitaus mehr Untersuchungen<br />
notwendig.<br />
Hibiskustee<br />
Laut einer amerikanischen Studie lässt sich der<br />
Blutdruck senken, wenn Menschen mit erhöhten<br />
Blutdruckwerten täglich drei Tassen Hibiskustee<br />
trinken. Diane McKay von der Tufts University in<br />
Boston und ihre Mitarbeiter untersuchten 65 Männer<br />
und Frauen im Alter von 30 bis 70 Jahren. Alle<br />
Studienteilnehmer hatten obere (systolische) Blutdruckwerte<br />
zwischen 120 und 150 mm Hg und untere<br />
Werte niedriger als 95 mm Hg. Eine Gruppe<br />
der Teilnehmer trank sechs Wochen lang täglich<br />
drei Tassen frisch aufgebrühten Hibiskustee, die<br />
anderen bekamen nur scheinbar einen Hibiskustee.<br />
Am Ende sank in der Gruppe, die den echten<br />
Tee getrunken hatte, der systolische Blutdruck im<br />
Schnitt um 7,2 mm Hg, in der Vergleichsgruppe<br />
um 1,3 mm Hg. Bei den Studienteilnehmern mit<br />
oberen Blutdruckwerten von 129 mm Hg (also mit<br />
einem noch normalen Blutdruck) oder höher sank<br />
der Blutdruck durchschnittlich um 13,2 mm Hg.<br />
McKay führt die Wirkung des Tees auf eine bestimmte<br />
Gruppe von Pflanzenfarbstoffen zurück,<br />
die Flavanoide. Zucker und Fett können diese Wirkung<br />
jedoch beeinträchtigen, deshalb hat Tee mit<br />
Milch und Zucker versetzt vermutlich eine andere<br />
Wirkung.<br />
McKay, DL et. al.: Hibiscus sabdariffa L. Tea (Tisane) Lowers Blood<br />
Pressure in Prehypertensive and Mildly Hypertensive Adults. Abstract<br />
3278, Circulation 2008, 118: 1123.<br />
RATGEBER<br />
31<br />
Über die Langzeit- Langzeit-<br />
wirkung blutdruck<br />
senkender Lebens- Lebens-<br />
mittel ist bisher<br />
nichts bekannt (im<br />
Bild: Hibiskus).<br />
Deshalb ist die dau<br />
erhafte Anwendung<br />
eines Lebensmittels<br />
als Therapie bei<br />
Bluthochdruck nicht<br />
geeignet.
32 RATGEBER <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Komplexer Mechanismus<br />
Schwarzer Tee<br />
Australische Forscher haben in einer wissenschaftlichen<br />
Studie festgestellt, dass drei Tassen<br />
schwarzer Tee pro Tag den Blutdruck sinken lassen.<br />
Frühere Studien konnten bisher noch keine<br />
überzeugende blutdrucksenkende Wirkung nachweisen.<br />
Deshalb konzipierte ein Forscherteam um<br />
Jonathan M. Hodgson aus Perth eine neue Studie<br />
zur blutdrucksenkenden Wirkung des Tees. An der<br />
Untersuchung nahmen 95 Probanden im Alter<br />
zwischen 35 und 75 Jahren teil. Zuvor wurde festgestellt,<br />
dass ihre 24-Stunden-Blutdruckwerte weitgehend<br />
normal waren. Die Teilnehmer wurden zwei<br />
unterschiedlichen Gruppen zugeteilt. Die Probanden<br />
der einen Gruppe tranken täglich drei Tassen<br />
schwarzen Tee. Die anderen nahmen täglich drei<br />
Tassen eines im Geschmack und Koffeingehalt<br />
vergleichbaren Getränks zu sich. Bei den Teilnehmern,<br />
die täglich Schwarzen Tee getrunken hatten,<br />
lag der systolische 24-Stunden-Blutdruck nach drei<br />
Monaten rund 2,7 mmHg (diastolisch: 2,3 mm Hg)<br />
niedriger als bei den übrigen Probanden. Sechs<br />
Monate später lag er immerhin noch rund 2,0<br />
mm Hg (diastolisch: 2,1 mmHg) niedriger.<br />
Hodgson, JM et al.: Effects of black tea on blood pressure: A randomized<br />
controlled trial. Archives of Internal Medicine 2012,<br />
172(2):186-188.<br />
Ingwer<br />
Einige Tierversuche – hauptsächlich mit Ratten –<br />
haben gezeigt, dass Ingwer bei Tieren blutdrucksenkend<br />
wirken kann. Doch es gibt praktisch<br />
keine Untersuchungen der blutdrucksenkenden<br />
Wirkung von Ingwer beim Menschen.<br />
Chen, ZY et. al.: Anti-hypertensive Nutraceuticals and Functional<br />
Foods. Journal of Agricultural and Food Chemistry 2009, 57: 4485-4499.<br />
Knoblauch<br />
Knoblauch wirkt blutdrucksenkend, da es die Blutgefäße<br />
erweitert. Australische Forscher um Karin<br />
Ried von der Universität in Adelaide untersuchten<br />
50 Patienten, deren Bluthochdruck behandelt<br />
wurde, die aber keine guten Blutdruckwerte<br />
erreichten. Zwölf Wochen lang erhielt die Hälfte<br />
der Studienteilnehmer täglich ein Scheinmedikament,<br />
die andere Hälfte vier Kapseln Knoblauch-<br />
Extrakt (960 Milligramm darin 2,4 Milligramm<br />
S-allylcysteine). Bei Ausgangswerten von 140<br />
mm Hg (systolisch) sank der Blutdruck unter der<br />
Knoblauchgabe durchschnittlich um 10,2 mmHg.<br />
Doch eine unkontrollierte Einnahme ist nicht zu<br />
empfehlen: Knoblauch-Extrakte können das Blut<br />
verdünnen und Wechselwirkungen mit anderen<br />
Arzneien haben.<br />
Ried, K., et al.: Aged garlic extract lowers blood pressure in patients<br />
with treated but uncontrolled hypertension: A randomised controlled<br />
trial. Maturitas 2010, 67(2): 144-150.<br />
Dunkle Schokolade<br />
Dunkle Schokolade kann den Blutdruck senken,<br />
so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern<br />
der Universität Köln. Untersucht wurden<br />
44 Patienten mit leicht erhöhtem Blutdruck. Die<br />
Studienteilnehmer wurden auf zwei Gruppen verteilt.<br />
Während eine der Gruppen 18 Wochen lang<br />
täglich 6,3 Gramm dunkle Schokolade verzehrte,<br />
erhielten die anderen eine entsprechende Menge<br />
weiße Schokolade. In der ersten Gruppe sank der<br />
Blutdruck um 2,9 mm Hg (oberer Wert) und 1,9<br />
mm Hg (unterer Wert). Beim regelmäßigen Verzehr<br />
von weißer Schokolade blieb die Blutdrucksenkung<br />
dagegen aus.<br />
Der Blutdruck des Menschen wird von mehreren sehr unterschiedlichen Faktoren reguliert. Dazu gehören die Spannung der<br />
Blutgefäßwände, der Salz-Wasser-Haushalt des Körpers und das Zusammenwirken mehrerer biochemischer Regelsysteme.<br />
Derzeit empfiehlt die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> zur Blutdrucksenkung mindestens fünf Wirkstoffe, die an unterschiedlichen<br />
Stellen in die Blutdruckregulation eingreifen.<br />
Zwei von drei Hypertonikern brauchen mindestens zwei Wirkstoffe zur Senkung ihres Blutdrucks. Ob ein, zwei oder drei<br />
Wirkstoffe notwendig sind und in welcher Dosierung, kann ein Arzt auf den ersten Blick häufig nicht feststellen. Denn jeder<br />
Körper reagiert anders.<br />
Außerdem betrachtet der menschliche Organismus einen über längere Zeit erhöhten Blutdruck als normal. Sinkt er, so aktiviert<br />
der Körper zahlreiche Mechanismen, um wieder das alte Niveau zu erreichen. Erweitert zum Beispiel ein Medikament<br />
die Gefäße, so kann der Herzschlag ansteigen oder der Körper hält Salz und Wasser zurück, um den Druck wieder zu heben.<br />
Wenn ein Arzt zu Beginn der Behandlung einen Blutdrucksenker oder eine Kombination verordnet, muss er abwarten, wie der<br />
Körper seines Patienten reagiert. Ist die Blutdrucksenkung nicht ausreichend oder sinkt der Druck nicht, so ist nicht selten<br />
eine andere Kombination oder eine höhere Dosierung notwendig. Diese Vorgehensweise muss solange wiederholt werden,<br />
bis der Blutdruck stets richtig eingestellt ist. Das erfordert von Arzt und Patient viel Geduld und Disziplin.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Taubert geht davon aus, dass bestimmte Inhaltsstoffe<br />
des Kakaos den Blutdruck mindern können.<br />
Dabei handelt es sich wahrscheinlich um Polyphenole,<br />
bei denen schon länger positive Wirkungen<br />
auf Herz und Kreislauf vermutet werden. Taubert<br />
und seine Kollegen warnen aber davor, Schokolade<br />
als Ersatz für Medikamente zu sehen. Zu berücksichtigen<br />
sind auch negative Auswirkungen durch<br />
die hohe Kalorienzufuhr: Eine Gewichtszunahme<br />
kann die positive Auswirkung auf den Blutdruck<br />
aufheben.<br />
Taubert, D et al.: Effects of low habitual cocoa intake on blood<br />
pressure and bioactive nitric oxide: a randomized controlled trial.<br />
JAMA 2007, 298(1): 49-60.<br />
Wirkung fraglich<br />
Manchmal werden zur Blutdrucksenkung noch<br />
andere Mittel empfohlen wie Mistel, Weißdorn,<br />
Buntnessel, Arnika oder bestimmte Schüßler-Salze.<br />
Laut Schüßler soll eine homöopathische Verdünnung<br />
von D12 Natriumchlorid blutdruckregulierend<br />
wirken. Doch die Wirkung dieser Stoffe<br />
auf den Blutdruck ist sehr fraglich. Es gibt keine<br />
größeren Untersuchungen, wie sich zum Beispiel<br />
Schüßler-Salze auf Bluthochdruck auswirken.<br />
Auch zu Arnika, Buntnessel und Mistel liegen keine<br />
aussagekräftigen wissenschaftlichen Untersuchungen<br />
hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Blutdruck<br />
vor. Deshalb sollten diese Substanzen nicht<br />
gegen Bluthochdruck angewendet werden. Weißdorn<br />
wiederum wird besonders älteren Menschen<br />
gegen leichtere Herzschwäche empfohlen. Es soll<br />
nachweislich die Herzleistung und die Durchblutung<br />
der Herzkranzgefäße erhöhen.<br />
Alle Hypertoniker, die ein Lebensmittel oder Naturheilmittel<br />
mit blutdrucksenkender Wirkung<br />
regelmäßig zu sich nehmen, sollten darüber mit<br />
ihrem behandelnden Arzt sprechen.<br />
Ärz rztl tlic iche her Be Bera rate ter<br />
Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe<br />
DHL ® und war vor seinem Ruhestand viele Jahre<br />
Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum<br />
Ludwigshafen.<br />
RATGEBER<br />
33<br />
Zur Blutdrucksen-<br />
Blutdrucksen-<br />
kung weit mehr<br />
geeignet als be<br />
stimmte Lebensmit- Lebensmit-<br />
tel ist eine gesunde<br />
Lebensweise mit<br />
gesunder Ernährung,<br />
Kochsalzreduktion<br />
und regelmäßiger<br />
Bewegung. Das<br />
haben zahlreiche<br />
wissenschaftliche<br />
Untersuchungen<br />
immer wieder nach<br />
gewiesen.
34 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Wirksame Therapien<br />
100 Jahre Hypertonieforschung<br />
vo von Pr Prof ofes esso sor Dr Dr. me med. d. Ha Hans ns-D -Die iete ter Fa Faulhaber ulhaber<br />
Bluthochdruck kann heute wirksam behandelt werden. Dadurch lassen sich die gravierenden<br />
Folgen wie Herzinfarkt und Schlaganfall verhindern oder zumindest rauszögern.<br />
Möglich gemacht haben das medizinische Forschungen der vergangenen 100 Jahre.<br />
Der italienische Arzt Scipione Riva-Rocci beschrieb<br />
1896 ein Verfahren zur „unblutigen“<br />
Blutdruckmessung, das einfach anwendbar ist und<br />
dessen Prinzip auch heute noch praktiziert wird (die<br />
historische Entwicklung der Blutdruckmessung erläuterte<br />
Dr. Siegfried Eckert im <strong>DRUCKPUNKT</strong><br />
2/2011: „Vom Glasrohr zum Automaten“). Damit<br />
gab es endlich eine Methode, beim Menschen auf<br />
einfache und wenig belastende Weise den Blutdruck<br />
zu messen. Das war der Beginn der erfolgreichsten<br />
Zeit der Hypertonieforschung. Denn die<br />
unproblematische Blutdruckmessung eröffnete zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts neue Möglichkeiten<br />
der Untersuchung von Gesunden und Patienten.<br />
Diese Forschungen machen es möglich, dass heute<br />
Bluthochdruck wirksam behandelt werden kann.<br />
Definition der Hypertonie<br />
Zu Beginn der intensiven Forschungsphase war<br />
unklar, wo die Grenze zwischen normalem und erhöhtem<br />
Blutdruck liegt. Verdienste erwarben sich<br />
hier die amerikanischen Lebensversicherungen.<br />
Sie nahmen sehr schnell die Blutdruckmessung<br />
in ihr Untersuchungsprogramm zur Risikobeurteilung<br />
auf, früher als manche Kliniken. So war es<br />
möglich, an großen Personengruppen und nach<br />
mehrjähriger Beobachtung Beziehungen zwischen<br />
Blutdruckhöhe und Sterblichkeit sowie dem Auftreten<br />
hochdruckbedingter Folgeerkrankungen zu fi nden.<br />
Es zeigte sich, dass keine „natürliche“ Grenze<br />
zwischen normalem und erhöhtem Blutdruck existiert,<br />
der Übergang ist fl ießend. Deshalb muss für<br />
die Diagnose Bluthochdruck eine Grenze festgelegt<br />
werden. Sie wird heute bei den Blutdruckwerten<br />
gezogen, ab denen blutdruckbedingte Folgeerkrankungen<br />
deutlich zunehmen.<br />
Nach dem 2. Weltkrieg fanden diese Untersuchungen<br />
ihre Fortsetzung in epidemiologischen Studien<br />
an definierten Bevölkerungsgruppen, die das Risiko<br />
eines erhöhten Blutdrucks weiter klärten und<br />
mathematisch exakt beschrieben. Pionierarbeit leis-<br />
tete hier die sogenannte Framingham-Studie unter<br />
Leitung des amerikanischen Arztes und Epidemiologen<br />
William Kannel (siehe Kasten S. 35), der eine<br />
Vielzahl von internationalen Bevölkerungsstudien<br />
folgten. Das Ergebnis dieser Untersuchungen sind<br />
die heute gebräuchlichen, international akzeptierten<br />
Empfehlungen der Welt-Gesundheits-Organisation<br />
(WHO) für die Definition einer Hypertonie.<br />
Ursachen der Hypertonie<br />
Bei der Suche nach den Ursachen des Bluthochdrucks<br />
war es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
vor allem der deutsche Arzt und Hochschullehrer<br />
Franz Volhard, der sich mit dem Bluthochdruck<br />
und seiner Verbindung mit Nierenkrankheiten beschäftigte.<br />
Er unterschied zwischen dem „blassen<br />
Hochdruck“, der als Folge einer Nierenerkrankung<br />
auftritt, und dem „roten Hochdruck“, der auf andere<br />
Ursachen zurückzuführen ist. Weiterhin beschrieb<br />
er zusammen mit dem Pathologen Karl<br />
Theodor Fahr eine besonders gefährliche Form der<br />
Hypertonie, die als maligne (bösartige) Hypertonie<br />
bezeichnet wird. Diese verursacht ein rasches<br />
Fortschreiten der Folgen des Bluthochdrucks mit<br />
Abnahme der Nierenfunktion, Schädigungen des<br />
Augenhintergrunds sowie der Vergrößerung des<br />
Herzens. Diese Hochdruckform tritt heute dank<br />
der Möglichkeiten der modernen blutdrucksenkenden<br />
Arzneimitteltherapie kaum noch auf. Der<br />
damals sogenannte rote Hochdruck umfasste im<br />
Wesentlichen die Hochdruckformen, für die keine<br />
unmittelbare organische Ursache nachweisbar war.<br />
Dafür hatte der deutsche Arzt Eberhard Frank bereits<br />
1911 den Begriff „essentielle Hypertonie“ geprägt,<br />
der auch international gebräuchlich wurde<br />
(essential hypertension).<br />
Nach Einführung der Blutdruckmessung nach<br />
Riva-Rocci wurde sehr bald als eine wichtige Ursache<br />
der Hypertonie eine erbliche Veranlagung<br />
vermutet. Denn beim Schlaganfall war bereits eine<br />
familiäre Häufung bekannt. Franz Volhard schrieb
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
1918: „Es müssen also sowohl hereditäre (vererbte)<br />
Veranlagung wie die Art der Lebensweise eine Rolle<br />
spielen, wenn man das Vorkommen der Hypertonie<br />
bei Verwandten und Ehegatten nicht für Zufall<br />
halten will.“<br />
Der deutsche Arzt Wilhelm Weitz veröffentlichte<br />
1923 die Ergebnisse von Familienuntersuchungen,<br />
in denen er eine Gruppe von Hypertoniepatienten<br />
mit anderen Patienten verglich, bei denen der Blutdruck<br />
normal war. Er konnte zeigen, dass bei den<br />
Eltern und Geschwistern der Bluthochdruckkranken<br />
der Blutdruck deutlich häufiger erhöht war als<br />
in der Vergleichsgruppe. Weitz schloss daraus, dass<br />
Bluthochdruck vererbt wird. Von ihm durchgeführte<br />
Untersuchungen an Zwillingen bestätigten diese<br />
Befunde.<br />
Weitz nahm bereits an, dass schon die Neigung<br />
zur Hypertonie vererbt wird und äußere Faktoren,<br />
vor allem die Ernährung, zum Ausbruch der<br />
Erkrankung führen. Er verglich den Blutdruck von<br />
Mönchen, die sich einerseits gemischt und andererseits<br />
vegetarisch ernährten. Die Gruppe mit<br />
vegetarischer Ernährung hatte deutlich niedrigere<br />
Blutdruckwerte.<br />
Entstehung der Hypertonie<br />
In den folgenden Jahren gelang es, zunehmend –<br />
auch mithilfe tierexperimenteller Untersuchungen<br />
– hormonelle und biochemische Mechanismen<br />
aufzuklären, die bei der Entstehung der Hypertonie<br />
eine Rolle spielen. Nur ein Beispiel dafür ist die Erforschung<br />
des Renin-Angiotensin-Systems (RAS),<br />
das für die Regulierung des Blutdrucks und des<br />
Mineralstoffwechsels im Organismus verantwortlich<br />
ist (siehe auch Seite 26). Die Veränderung des<br />
RAS ist in die Entwicklung von Bluthochdruck und<br />
seiner Komplikationen involviert. Zahlreiche internationale<br />
Arbeitsgruppen waren bei dessen Erforschung<br />
beteiligt. Die Zeitachse reicht von der frühen<br />
Entdeckung des Renins im Jahr 1898 durch den<br />
fi nnischen Physiologen Robert Tigerstedt über den<br />
amerikanischen Wissenschaftler Harry Goldblatt,<br />
der 1934 entsprechende Tiermodelle entwickelte,<br />
die Gruppe um den argentinischen Physiologen<br />
Eduardo Braun-Mendenez, der 1939 das Angiotensin<br />
entdeckte, die Entdeckung des Aldosterons<br />
1952 durch die englische Wissenschaftlerin Sylvia<br />
Simpson bis hin zu den Forschergruppen um den<br />
amerikanischen Physiologen Irvine Page, den amerikanischen<br />
Arzt John Laragh und den deutschen<br />
Pharmakologen Franz Gross, die entscheidende<br />
Beiträge zur Rolle des RAS bei der Hypertonie lieferten.<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
Diese Erkenntnisse schufen die Grundlage für<br />
eine wirksame Arzneimitteltherapie, die aber erst<br />
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelt<br />
wurde. In den dreißiger Jahren war man im<br />
Wesentlichen auf diätetische Maßnahmen wie eine<br />
kochsalzarme Ernährung angewiesen. In dieser<br />
Zeit wurde auch noch der Aderlass für die Behandlung<br />
des Bluthochdrucks empfohlen.<br />
Medikamentöse Blutdrucksenker<br />
Nach dem 2. Weltkrieg begann eine der erfolgreichsten<br />
Perioden der Arzneimittelforschung.<br />
Die Framingham-Studie<br />
Im Jahr 1948 begann mit der amerikanischen Framingham-Studie<br />
die systematische Untersuchung der Bevölkerung der Stadt Framingham.<br />
Der United States Public Health Service wollte mit der Studie<br />
herausfinden, warum Herz-Erkrankungen die häufigste Todesursache<br />
in den Vereinigten Staaten sind. Es sollten Risikofaktoren und<br />
Umwelteinflüsse ausfindig gemacht werden, die Erkrankungen wie<br />
Herzinfarkt oder Schlaganfall begünstigen. Zunächst konnten 5.209<br />
Probanden zwischen 30 und 60 Jahren beiderlei Geschlechts für die<br />
Studie gewonnen werden. Sie wurden auf Ursachen und Risiken der<br />
Koronaren Herzkrankheit (Erkrankung der Herzkranzgefäße) und der<br />
Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) untersucht. Dann kamen 1971 die<br />
Kinder dieser Probanden hinzu. Somit erstreckte sich die Studie über<br />
zwei Generationen. Die Framingham-Studie ist die wichtigste epidemiologische<br />
Studie in den USA.<br />
35<br />
Erst seit Ende des<br />
19. Jahrhunderts<br />
ist es möglich, den<br />
Blutdruck zuver<br />
lässig und unblutig<br />
zu messen.
36 AUS DER HOCHDRUCKLIGA <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Bei Eltern und<br />
Geschwistern von<br />
Hypertonikern ist<br />
der Blutdruck deut<br />
lich häufiger erhöht<br />
als bei anderen.<br />
In den darauf folgenden fünfzig Jahren wurden<br />
Medikamente entwickelt, mit denen bei fast allen<br />
Hochdruckkranken der Blutdruck wirksam gesenkt<br />
werden kann, meistens auf normale Werte. Im Folgenden<br />
kann nur auf die Wichtigsten eingegangen<br />
werden.<br />
Der indische Arzt Rustom Jal Vakil beschrieb im<br />
Jahr 1949 den blutdrucksenkenden Effekt des Reserpins.<br />
Dieser Wirkstoff ist wesentlicher Bestandteil<br />
einer indischen Heilpflanze, Rauwolfia serpentina,<br />
die oft in der Volksheilkunde angewendet wird.<br />
Bis dahin bediente man sich dieser Droge wegen<br />
ihrer beruhigenden, Schlaf fördernden Wirkung.<br />
1957 berichtete der amerikanische Arzt Edward<br />
Freis erstmals über die blutdrucksenkende Wirkung<br />
der Diuretika. Diese sind auch jetzt noch<br />
wichtiger Bestandteil der Palette blutdrucksenkender<br />
Arzneimittel. Diuretika (oft als Wassertabletten<br />
bezeichnet) waren für die Behandlung von Herzund<br />
Nierenerkrankungen entwickelt worden, die<br />
mit übermäßiger Flüssigkeitseinlagerung (Bildung<br />
Au Auto tor<br />
Professor Dr. med. Hans-Dieter Faulhaber war bis<br />
zu seinem Ruhestand an der Akademie der Wissenschaften<br />
der DDR und an der Charité in Berlin-Buch<br />
tätig. Er ist Regionalbeauftragter der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>.<br />
von Ödemen) im Körper einhergehen. Diuretika bewirken<br />
eine beschleunigte Ausschwemmung dieser<br />
Ödeme über die Niere. Sie führen aber auch zur erhöhten<br />
Natrium- bzw. Kochsalzausscheidung. Und<br />
weniger Natrium bedeutet auch einen niedrigeren<br />
Blutdruck.<br />
In den 60er Jahren wurde die Arzneimittelpalette<br />
um die Betablocker erweitert. Für seine Arbeiten<br />
zum sympathischen Nervensystem, die auch die<br />
Entwicklung des ersten Betablockers Propranolol<br />
einschlossen, erhielt der englische Wissenschaftler<br />
James W. Black später den Nobelpreis.<br />
Kalziumantagonisten sind die therapeutische Errungenschaft<br />
der 1970er Jahre. Ihr Wirkungsmechanismus<br />
wurde durch den deutschen Physiologen<br />
und Pharmakologen Albrecht Fleckenstein<br />
1967 erstmals beschrieben. Kalzium spielt eine<br />
wichtige Rolle in der Funktion des Herzmuskels,<br />
aber auch in den Gefäßwandmuskelzellen, welche<br />
die Weite der Arterien regulieren.<br />
In den folgenden Jahren wurden Medikamente entwickelt,<br />
die auf Komponenten des Renin-Angiotensin-System<br />
wirken. 1981 wurde der erste Hemmer<br />
des Angiotensin-Konversionsenzyms (ACE-Hemmer)<br />
in die Therapie der Hypertonie eingeführt.<br />
Seit 1995 stehen AT1-Antagonisten zur Behandlung<br />
des Bluthochdrucks zur Verfügung. 2007 ist diese<br />
Arzneimittelgruppe durch die Einführung des ersten<br />
klinisch anwendbaren Reninhemmers Aliskiren<br />
(siehe auch Seite 24) komplettiert worden.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Frauenherzen schlagen anders<br />
Liegt ein Verdacht auf Herzinfarkt vor, so muss bei Frauen auf andere Symptome<br />
geachtet werden als bei Männern.<br />
Wenn Frauen einen Herzinfarkt erleiden,<br />
dann empfinden sie oft nicht die als typisch<br />
betrachtete schmerzhafte Brustenge. „Besonders<br />
bei jüngeren Frauen macht sich der Infarkt statt<br />
dessen häufig durch Schwindel, Bauchschmerzen<br />
oder Übelkeit bemerkbar“, berichten Ute Seeland<br />
und Vera Regitz-Zagrosek. Auch bei der Prävention<br />
eines Herzinfarkts bestünden deutliche Unterschiede<br />
zwischen Männern und Frauen, so die beiden<br />
Ärztinnen in der zweiten Ausgabe des Magazins<br />
„XX – Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin“.<br />
Geschlechterunterschiede<br />
„Wer Herzkrankheiten vorbeugen will, muss sowohl<br />
klinische als auch soziologische Geschlechterunterschiede<br />
berücksichtigen“, sagen die Internistin<br />
und Gendermedizinerin Ute Seeland<br />
und die Kardiologin Vera Regitz-Zagrosek, die<br />
beide an der Berliner Charité arbeiten. Zu den<br />
Unterschieden zählt beispielsweise die Reaktion<br />
des Herzmuskels auf Bluthochdruck. Die erhöhte<br />
Druckbelastung führt bei Männern häufig zu einer<br />
Erweiterung der linken Herzkammer, die das<br />
Blut dann nicht mehr kräftig genug auswerfen<br />
kann. Bei Frauen dagegen verdickt sich eher der<br />
Herzmuskel. Der Blutauswurf wird dadurch nicht<br />
beeinträchtigt, wohl aber die anschließende Entspannungsphase.<br />
Die Ärztinnen weisen außerdem darauf hin, dass<br />
die Wirkungen und Nebenwirkungen kardiovaskulärer<br />
Medikamente in der Regel zunächst nur<br />
an männlichen Probanden erforscht werden. Wie<br />
Frauen darauf reagieren, ist oft nur unzureichend<br />
untersucht. Bei Frauen müssten zudem andere Faktoren<br />
zur Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos<br />
herangezogen werden – etwa die Einnahme von<br />
Hormonersatzpräparaten oder frühere Schwangerschaften,<br />
falls Komplikationen auftraten wie ein<br />
Schwangerschafts-Hochdruck (Präeklampsie).<br />
Frauen stärker eingebunden<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gelten gemeinhin<br />
als typisch männliche Leiden. Tatsächlich sterben<br />
jedoch mehr Frauen (45,2 Prozent) als Männer<br />
(36,5 Prozent) an solchen Erkrankungen. Fragen<br />
wirft vor allem die Situation<br />
beim Herzinfarkt auf: Zwar<br />
erleiden prozentual mehr<br />
Männer einen Herzinfarkt,<br />
doch sterben mehr Frauen in<br />
der Frühphase nach dem Infarkt.<br />
Seeland und Regitz-Zagrosek<br />
führen dafür mehrere<br />
mögliche Gründe an. So trägt<br />
zur schlechteren Prognose sicherlich<br />
bei, dass die Frauen<br />
beim ersten Infarkt durchschnittlich<br />
acht bis zehn Jahre<br />
älter sind als Männer. Entsprechend<br />
haben sie bereits<br />
mehr Vorerkrankungen. Die<br />
oft untypischen Symptome, mit denen sich der<br />
Infarkt bei Frauen bemerkbar macht, führen womöglich<br />
dazu, dass die Behandlung später beginnt<br />
als bei Männern. „Es kommen aber auch soziokulturelle<br />
Faktoren ins Spiel“, sagen die Berliner<br />
Ärztinnen. So seien Frauen stärker in familiäre<br />
Betreuungsaufgaben eingebunden. Während sie<br />
die Rolle der Gesundheitsmanagerin für die ganze<br />
Familie übernehmen, verdrängen sie leicht eigene<br />
körperliche Warnzeichen oder zweifeln an deren<br />
Bedeutung. Frauen neigten außerdem dazu, kein<br />
zweites Mal zum Arzt zu gehen, auch wenn die<br />
Probleme nicht verschwinden.<br />
Als wichtigste Elemente einer effektiven Vorbeugung<br />
nennen die Ärztinnen eine konsequente<br />
Bluthochdrucktherapie, die Diagnostik und Therapie<br />
eines Diabetes mellitus, die Einhaltung der<br />
empfohlenen LDL-Cholesterin-Werte und eine<br />
optimale Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten<br />
und Fisch, aber wenig Fleisch,<br />
Alkohol, Salz und Zucker. In diesem Bereich verstärkt<br />
aufzuklären und etwa Ernährungsschulungen<br />
anzubieten sei besonders bei Frauen von großer<br />
Bedeutung – denn meist sind sie es, die auch<br />
für die Ernährung der Familie sorgen.<br />
Weiterlesen: U. Seeland; V. Regitz-Zagrosek: Frauenherzen<br />
schlagen anders. XX – Die Zeitschrift für Frauen in<br />
der Medizin 2012; 1 (2): S. 100-106.<br />
FORSCHUNG<br />
37<br />
Fr Frauen auen sind häufig<br />
für die Gesundheit<br />
ihrer ganzen Fa Familie milie<br />
zuständig. Doch<br />
eigene Erkrankun- Erkrankun-<br />
gen oder körperli<br />
che Wa Warnzeichen rnzeichen<br />
verdrängen sie oft.
38 FORSCHUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Herzinsuffizienz<br />
Herzschwäche:<br />
Sport hält fit<br />
Herzschwäche kann zu Muskelabbau und Gewichtsverlust führen. Eine neue Studie hat<br />
nun gezeigt, dass regelmäßiger Sport den Muskelabbau bremsen kann.<br />
Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine<br />
ernste Krankheit, die im fortgeschrittenen<br />
Stadium zu starken Beschwerden bei den Betroffenen<br />
führt und deren Leben bedroht. Allein in<br />
Deutschland wurden im Jahr 2009 über 363.000<br />
Patienten mit einer Herzschwäche in ein Krankenhaus<br />
eingeliefert. Rund 49.000 von ihnen starben<br />
an einer Herzinsuffizienz.<br />
Luftnot unter körperlicher Belastung und rasche<br />
Ermüdbarkeit sind typische Merkmale dieser<br />
Krankheit. Zu den Ursachen der Leistungseinschränkung<br />
bei fortgeschrittener chronischer<br />
Herzschwäche zählen neben der verminderten<br />
Pumpleistung der linken Herzkammer auch Veränderungen<br />
im Skelettmuskel, deren Folge ein<br />
Bei chronischer Herzschwäche nimmt die Pumpkraft des Herzens ab.<br />
In Folge davon gelangt nicht mehr genügend Blut zu den Organen<br />
wie Gehirn, Nieren und Muskeln, die dann nicht mehr ausreichend<br />
mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Die Erkrankung<br />
schränkt nicht nur die Lebensqualität des Erkrankten ein, sondern<br />
kann in fortgeschrittenem Stadium lebensbedrohlich sein. In den<br />
westlichen Industrienationen erkranken immer mehr Menschen an<br />
Herzinsuffizienz. Bei älteren Patienten über 65 Jahren ist Herzinsuffizienz<br />
(Herzschwäche) die häufigste Diagnose im Alter.<br />
Abbau von Muskelmasse (Skelettmuskelatrophie)<br />
und Gewichtsverlust sein können. Darunter leidet<br />
die Lebensqualität der Betroffenen, die bei körperlicher<br />
Belastung nach Luft ringen und schnell<br />
müde werden.<br />
Deshalb sind Forschungsarbeiten über den Abbau<br />
der Muskulatur bei Herzschwäche wichtig für die<br />
Entwicklung neuer Therapien zur Verbesserung<br />
der Leistungsfähigkeit dieser Patienten. Bei den<br />
Betroffenen ist die Ansicht weit verbreitet, dass<br />
Menschen mit einer Herzschwäche körperliche<br />
Belastung meiden sollten. Die Studie von Privatdozent<br />
Dr. med. Stephan Gielen, Leitender Oberarzt<br />
der Kardiologischen Klinik der Universitätsklinik<br />
Halle/Saale, hat nun gezeigt, dass genau<br />
das Gegenteil der Fall ist: Nicht das Ausruhen hilft<br />
Herzschwächepatienten, sondern regelmäßiger<br />
Ausdauersport.<br />
Gesteigerte Leistungsfähigkeit<br />
Der Ablauf des Skelettmuskelschwunds bei chronischer<br />
Herzschwäche auf molekularer Ebene und<br />
seine Beeinflussung durch den Alterungsprozess<br />
sind noch immer weitgehend unbekannt. Doch<br />
Erkenntnisse auf dem Gebiet haben eine große<br />
Bedeutung für das Vorgehen in der Herzschwächetherapie.<br />
Denn die Skelettmuskelatrophie<br />
schränkt die körperliche Belastbarkeit der Betrof-
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
fenen zusätzlich ein und ist damit oft ein Grund<br />
für Pflegebedürftigkeit bei älteren Patienten mit<br />
chronischer Herzschwäche.<br />
In seiner Studie hat Gielen deshalb den Ablauf<br />
des Skelettmuskelschwunds genauer untersucht<br />
(siehe Kasten). Es nahmen 120 Teilnehmer an der<br />
Studie teil: 60 Patienten mit chronischer Herzschwäche<br />
und 60 gesunde Probanden. Um die<br />
Auswirkungen der Maßnahmen auf Menschen<br />
unterschiedlichen Alters beurteilen zu können,<br />
hat das Forscherteam zwei Altersgruppen gebildet:<br />
Teilnehmer im Alter von 55 Jahren oder jünger<br />
und Teilnehmer mit 65 Jahren oder älter. Per<br />
Zufallsprinzip wurden alle Probanden zwei unterschiedlichen<br />
Gruppen zugeteilt. Eine der Gruppen<br />
nahm vier Wochen an einem Ausdauertraining<br />
teil: Die Teilnehmer trainierten viermal am Tag<br />
jeweils 20 Minuten auf einem Ergometer und<br />
wurden regelmäßig untersucht. Die Probanden<br />
der anderen Gruppe wurden herkömmlich gegen<br />
Herzschwäche behandelt. Dabei konnten die Forscher<br />
beobachten, dass die Teilnehmer der Sportgruppe<br />
unabhängig von ihrem Alter nach vier Wochen<br />
ihre Leistungsfähigkeit um 20 bis 25 Prozent<br />
gesteigert hatten.<br />
Abbauprozesse<br />
Die Studie untersuchte stoffwechselbedingte Abbauprozesse<br />
von Muskeleiweißen, die für den Skelettmuskelabbau<br />
bei Herzschwäche verantwortlich<br />
sind. Dabei wurde zum ersten Mal die Aktivierung<br />
des entscheidenden Abbauwegs für Muskeleiweiße<br />
gemessen. Diese Aktivierung des sogenannten<br />
Ubiquitin-Proteasom-Systems (UPS) haben die<br />
Forscher in Gewebeproben aus dem Oberschenkelmuskel<br />
von Herzschwächepatienten und gesunden<br />
Menschen gemessen. Bemerkenswert<br />
war, dass die Wissenschaftler bei Herzschwächepatienten<br />
unabhängig vom Alter eine Aktivierung<br />
des UPS im Skelettmuskel nachweisen konnten.<br />
Zudem war das Schlüsselenzym (Molekül, das die<br />
biochemischen Reaktionen steuert) dieses Abbauprozesses<br />
in den Gewebeproben deutlich vermehrt<br />
nachweisbar. Dieses Enzym (MuRF-1) dient dazu,<br />
defekte Proteine in der Zelle zu markieren, die<br />
dann im Proteasom, das wie eine Art „Mülltonne“<br />
für angegriffene Proteine funktioniert, abgebaut<br />
werden. Da dieses Enzym bei Herzschwächepatienten<br />
vermehrt auftritt, werden neben den defekten<br />
auch gesunde Eiweißmoleküle markiert und<br />
abgebaut. So kommt es aufgrund von Durchblutungsstörungen<br />
des Skelettmuskels unter Belastung<br />
zu einer Entzündungsreaktion, die den Mus-<br />
Das sollten Sie beachten<br />
FORSCHUNG<br />
Patienten mit Herzschwäche, die mit Sport beginnen möchten, sollten<br />
unbedingt zuvor mit ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen.<br />
Außerdem sollten sie beim Arzt einen Belastungstest machen, um<br />
die Belastbarkeit zu prüfen und die optimale Herzfrequenz für das<br />
Training zu ermitteln (siehe auch<br />
Seite 42). Die ersten Sportstunden<br />
sollte man möglichst unter<br />
ärztlicher Aufsicht durchführen,<br />
zum Beispiel in einem Herzzentrum<br />
oder einer Rehaklinik. Später<br />
sind Herzsportgruppen eine gute<br />
Möglichkeit zum Weitertrainieren<br />
unter Aufsicht. Wenn es während<br />
des Trainings zu starker Atemnot,<br />
Schwindel oder Herzrhythmusstörungen<br />
kommt, sollten die Betroffenen<br />
den Sport unbedingt abbrechen<br />
und einen Arzt aufsuchen.<br />
kelabbau zusätzlich beschleunigt. Die Studie hat<br />
gezeigt, dass durch ein vierwöchiges Ausdauertrainingsprogramm<br />
die Menge dieses Enzyms im<br />
Skelettmuskel bei Herzschwächepatienten wieder<br />
auf normale Werte reduziert werden kann.<br />
Neue Therapien<br />
Studienleiter Gielen schließt daraus: „Körperliches<br />
Ausdauertraining verbessert effektiv die körperliche<br />
Leistungsfähigkeit bei chronischer Herzschwäche<br />
unabhängig vom Alter.“ Denn es kann die<br />
Ubiquitin-Proteasom-Aktivierung blockieren und<br />
damit den fortschreitenden Abbau der Skelettmuskulatur<br />
stoppen. Das Team um Gielen konnte zum<br />
ersten Mal diesen Aktivierungsweg für die durch<br />
Herzschwäche bedingte Skelettmuskelatrophie<br />
nachweisen. Das eröffnet vielversprechende Perspektiven<br />
für die Entwicklung neuer medikamentöser<br />
Therapien zur Vorbeugung von Muskelabbau<br />
bei chronischer Herzschwäche. Gielen wurde in<br />
diesem Jahr für seine Arbeit von der <strong>Deutsche</strong>n<br />
Herzstiftung mit dem Wilhelm P. Winterstein-<br />
Preis in Höhe von 10.000 Euro ausgezeichnet.<br />
39<br />
Gielen, S., et al., Exercise Training Attenuates MuRF-1 Expression in<br />
the Skeletal Muscle of Patients with Chronic Heart Failure Independent<br />
of Age: The Randomized Leipzig Exercise Intervention in Chronic<br />
Heart Failure and Aging Catabolism Study. Publiziert in Circulation,<br />
2012; 125: 2716-2727.
40 LESERBRIEFE <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Experten der<br />
<strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
beantworten Ihre Fragen<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Die Beiträge geben nicht die Meinung<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, der Schriftleitung oder der Redaktion wieder.<br />
Psychische Ursachen?<br />
Martin T. aus Mannheim fragt:<br />
Vor kurzem wurde bei mir Hypertonie mit hypertonen Krisen festgestellt. Ich bin 61 Jahre alt<br />
und Abteilungsleiter in einem größeren Unternehmen. Beruflich bin ich sehr gefordert. Mein<br />
Blutdruck lag zuletzt bei 180/110mm Hg, unter medikamentöser Behandlung mit Metoprolol<br />
und Amlodipin sank er auf durchschnittlich 130/85mm Hg. Ich leide oft unter innerer<br />
Unruhe und Angstgefühlen, hinzu kommen Schwindel, Herzklopfen und Kopfschmerzen.<br />
Mein Hausarzt hat mir deshalb ein Antidepressivum verordnet. Vor zwei Jahren erkrankte<br />
meine Frau an Krebs, was mir zusätzliche Sorgen bereitet. Könnte mein hoher Blutdruck<br />
psychische Ursachen haben?<br />
Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />
Sie sind beruflich sehr eingespannt und leiden dadurch unter beruflichem Stress. Die Erkrankung<br />
Ihrer Frau bedeutet eine weitere psychische Belastung. Ihre gelungene Blutdrucksenkung<br />
ist ein erfreuliches, wichtiges Hauptziel. Sie sollten überlegen, ob Sie Ihren beruflichen<br />
Stress einschränken können. Auch eine psychotherapeutische Behandlung könnte hilfreich<br />
sein. Sie sollten das mit Ihren Ärzten vor Ort besprechen.<br />
DAS HERZ-KREISLAUF-TELEFON<br />
Noch Fragen? Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Rede und Antwort: Telefon 06221/588555, Montag bis Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch<br />
Anfragen per Post oder E-Mail (info@hochdruckliga.de) sind willkommen. Ein Gespräch<br />
mit Ihrem Hausarzt können die Antworten jedoch nicht ersetzen.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Ursache für Herzrhythmusstörungen?<br />
Rita H. aus Erfurt fragt:<br />
Welche Untersuchungen sind notwendig, um die Ursachen für Herzrhythmusstörungen abzuklären?<br />
Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />
Aus der Ferne kann dies nur allgemein und unzulänglich erörtert werden. Zunächst ist es wichtig,<br />
ob das Herz als Muskelorgan selbst oder als Reizbildungszentrum die Ursache ist, oder ob die<br />
Reizleitung oder äußere Einflüsse dazu beitragen. Außerdem ist von Bedeutung, ob Art und Dauer<br />
der Rhythmusstörung die Pumpfunktion des Herzens sowie seine Durchblutung beeinträchtigen.<br />
Belastungs-EKG und Herz-Echo sind gute Methoden, um eine Diagnose zu stellen. Darüber hinaus<br />
gibt es je nach Bedarf noch weitere Verfahren zur Rhythmus-Analyse. Das sollte ihr Kardiologe vor<br />
Ort entscheiden. Danach richtet sich auch die Therapie. Auch ein bekannter Bluthochdruck – zum<br />
Beispiel bei einer Hormonentgleisung – kann ohne Weiteres mit einer Rhythmusstörung verbunden<br />
sein. Deshalb sollte ein zu hoher Blutdruck abgesenkt werden. Doch Sie sollten in jedem Fall zu<br />
Ihrem Kardiologen gehen und das weiter abklären lassen – auch zu Ihrer Beruhigung.<br />
Abnehmen trotz Betablocker?<br />
Günter R. aus Bielefeld fragt:<br />
Ich bin 51 Jahre alt und wurde vor zwei Jahren wegen eines Herzklappendefekts operiert. Ich nehme<br />
seit einem Jahr Bisoprolol, einen Betablocker, und mein Blutdruck liegt nun bei 130/85mm Hg.<br />
Seit zwei Monaten versuche ich abzunehmen, da ich bei 1,72 Meter rund 110 Kilo wiege. Doch trotz<br />
einer Stunde Walken pro Tag und Verzicht beim Essen gelingt mir das nicht. Ich habe in den Medien<br />
gelesen, dass Betablocker das Abnehmen erschweren oder sogar blockieren können. Gibt es Alternativen?<br />
AT1-Antagonisten sollen angeblich das Gewicht nicht beeinflussen.<br />
Professor Dr. Horst Brass antwortet:<br />
Es stimmt, dass Betablocker das Körpergewicht erhöhen können. Jedoch hat der Betablocker bei<br />
Ihren Herzproblemen seine Berechtigung. Tatsächlich beeinflussen AT1-Antagonisten das Gewicht<br />
nicht. Vielleicht würde eine reduzierte Dosis des Betablockers in Verbindung mit einem AT1-Antagonisten<br />
Ihr Ziel unterstützen, an Gewicht zu verlieren. Grundsätzlich hat jedoch eine konsequente<br />
Verminderung der Kalorienzufuhr durch die sogenannte DASH-Diät (siehe Druckpunkt 1/2006)<br />
bei vertretbarer körperlicher Aktivität eine zentrale Bedeutung. Sie sollten darüber mit Ihrem behandelnden<br />
Arzt sprechen.<br />
Professor Dr. med. Horst Brass ist Hypertensiologe DHL ® und war vor seinem Ruhestand viele Jahre<br />
Direktor der Medizinischen Klinik A im Klinikum Ludwigshafen. Er beantwortet regelmäßig Anfragen<br />
von Betroffenen und Interessierten.<br />
Die <strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention gratuliert<br />
Herrn Professor Dr. Horst Brass ganz herzlich zum 80. Geburtstag, wünscht viel Glück und<br />
Gesundheit und bedankt sich für die langjährige ehrenamtliche Mitarbeit!<br />
LESERBRIEFE<br />
41
42 BEWEGUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Sportler ermit<br />
teln die optimale<br />
Herzfrequenz für ihr<br />
Tr Training aining mit einer<br />
Laktatdiagnostik:<br />
Dabei wird die<br />
Laktatkonzentration<br />
im Blut während<br />
körperlicher Belas- Belas-<br />
tung gemessen.<br />
Borg-Skala<br />
Herzfrequenz ist die Richtschnur<br />
von Dr Dr. med. Ernst Jakob<br />
Die richtige Trainingsintensität können Hypertoniker ganz unkompliziert anhand einer<br />
subjektiven Skala ermitteln. Wer es genauer wissen will, ermittelt die optimale Herzfrequenz<br />
mit einer Laktatdiagnostik.<br />
Nahezu die Hälfte der deutschen Bevölkerung<br />
erkrankt im Laufe ihres Lebens an Bluthochdruck<br />
– mit steigendem Lebensalter sind immer<br />
mehr Menschen davon betroffen. Europäische<br />
und amerikanische Leitlinien zur Behandlung<br />
von Hochdruck-Kranken empfehlen körperliche<br />
Bewegung und Sport als Therapiemaßnahme sowie<br />
eine Lebensstiländerung. Dazu gehören die<br />
Beendigung des Rauchens, die Reduktion eines<br />
erhöhten Körpergewichts, Verminderung von Alkohol-<br />
und Kochsalzzufuhr, Ernährung mit viel<br />
Obst und Gemüse sowie wenig tierischen und gesättigten<br />
Fettsäuren. Zumindest für einige Monate<br />
oder Wochen kann die Lebensstiländerung auch in<br />
den Hypertonie-Stadien I und II (Blutdruckwerte<br />
Mithilfe der sogenannten Borg-Skala lässt sich der Anstrengungsgrad<br />
subjektiv einschätzen: Er sollte bei moderater Intensität den Bereich<br />
12 bis 13 nicht überschreiten.<br />
sehr, sehr leicht<br />
6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20<br />
sehr leicht<br />
recht leicht<br />
sehr schwer sehr, sehr schwer<br />
etwas anstrengend schwer<br />
systolisch unter 180 mm Hg und diastolisch unter<br />
110 mm Hg) alleinige Therapiemaßnahme sein.<br />
Senkt die Lebensstiländerung den Blutdruck nicht<br />
ausreichend, sollte eine medikamentöse Therapie<br />
begonnen werden.<br />
Trainingsintensität kontrollieren<br />
Bei Hypertonikern senkt regelmäßiger Sport den<br />
Blutdruck um durchschnittlich 5 bis 10 mmHg.<br />
Laut Leitlinien sollten die Betroffenen an den meisten<br />
Tagen der Woche oder zumindest drei- bis viermal<br />
pro Woche mit moderater Intensität Ausdauersport<br />
betreiben. Krafttraining niedriger Intensität<br />
ist nicht mehr obsolet, sondern wird begleitend<br />
zum Ausdauertraining empfohlen. Es sollten allerdings<br />
hohe isometrische Kraftanstrengungen wie<br />
beim Gewichtheben vermieden werden. Eine Trainingseinheit<br />
dauert mindestens 30 Minuten. Die<br />
Trainingsintensität des Ausdauertrainings kann objektiv<br />
am einfachsten über die Herzfrequenz kontrolliert<br />
werden. Auch subjektive Methoden, wie die<br />
Borg-Skala (siehe Kasten links), eignen sich für den<br />
schon geübteren Sportler durchaus. Allgemein gilt<br />
eine Intensität von 60 bis 70 Prozent der maximalen<br />
Herzfrequenz als moderat und förderlich für<br />
die Gesundheit. Die maximale Herzfrequenz wird
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
schematisch nach einer Faustregel 220 minus Lebensalter<br />
angenommen, das sind für den 50-jährigen<br />
170 pro Minute. Tatsächlich aber kann die in<br />
einem Belastungstest gemessene maximale Herzfrequenz<br />
um 20 Schläge pro Minute nach oben oder<br />
unten abweichen. Die schematische Bestimmung<br />
sollte daher heute nicht mehr angewandt werden.<br />
Geeignet ist die Bestimmung der Trainingsherzfrequenz<br />
im sportmedizinischen Belastungstest.<br />
Schwellenwert beachten<br />
Im sportmedizinischen Belastungstest wird die<br />
Trainingsherzfrequenz von der Schwellenherzfrequenz<br />
abgeleitet. Das setzt die Bestimmung der<br />
anaeroben Schwelle mittels Laktatdiagnostik (siehe<br />
Kasten rechts) oder Spiroergometrie (Messung von<br />
Atemgasen während körperlicher Belastung) voraus.<br />
Intensitätsbereiche unterhalb der anaeroben<br />
Schwelle gelten als moderat und damit gesundheitsfördernd.<br />
Das Verfahren ist sicherlich aufwendig,<br />
doch von großem Vorteil. Eine maximale<br />
Ausbelastung ist nicht notwendig und es wird ein<br />
individuell bestimmter Herzfrequenzbereich für<br />
ein moderates Training angegeben. Die Borg-Skala<br />
stellt das Belastungsempfinden anhand einer Punkteskala<br />
fest. Dem Schwellenwert entspricht auf der<br />
Skala der Anstrengungsgrad von 13 bis 14.<br />
Sportarten<br />
Geeignete Ausdauersportarten für Bluthochdruckkranke<br />
sind vor allem Walking oder Nordic Walking,<br />
Wandern, Radfahren, Joggen, auch Schwimmen und<br />
saisonal Skilanglauf. Eine Einstiegssportart kann<br />
auch der halbstündige Spaziergang sein. Anfangs<br />
wird nur ein- bis zweimal pro Woche, später bis zu<br />
täglich Sport betrieben. Geübte Golf- oder Tennisspieler,<br />
die keinen typischen Ausdauersport betreiben,<br />
können ihre Disziplin beibehalten, wenn der<br />
Blutdruck gut eingestellt ist und Belastungsspitzen<br />
vermieden werden. Sie sollten jedoch neben der primär<br />
nicht zu empfehlenden Hauptsportart einmal<br />
wöchentlich moderat Ausdauersport betreiben.<br />
Zu beachten ist für jedermann, dass die einzelne<br />
Trainingseinheit nicht erschöpfend sein sollte.<br />
Dennoch ist sie wirksam. Einsteiger können sechs<br />
bis acht Wochen nach Beginn des Trainings versuchen,<br />
die Dauer der Trainingseinheiten zu erhöhen,<br />
später vielleicht auch die Intensität (vom Nordic<br />
Walker zum Jogger). Dabei sollte jedoch immer der<br />
moderate Belastungsbereich eingehalten werden.<br />
So lässt sich eine geeignete Sportart fi nden, gleichgültig<br />
ob sie im Fitnessstudio, im Verein oder individuell<br />
betrieben wird. Das Sportprogramm muss<br />
Optimale Herzfrequenz<br />
Spaß machen, nur dann wird es regelmäßig durchgeführt<br />
und ein Effekt auf den Blutdruck nachhaltig<br />
spürbar sein.<br />
Wettkampfsport<br />
Auch bereits regelmäßig trainierende Menschen<br />
kann die Diagnose Bluthochdruck ereilen. Hier ist<br />
zu entscheiden, wie das weitere wettkampforientierte<br />
Training einschließlich der Wettkampfteilnahme<br />
fortgesetzt wird. Doch zuvor sollte die Wirksamkeit<br />
der eingeleiteten blutdrucksenkenden Therapie<br />
überprüft werden. Dazu ist ein ergometrischer<br />
Belastungstest geeignet, in dem die Betroffenen<br />
die Belastungsgrenze wie im Wettkampf erreichen<br />
sollten. Auch eine 24-Stunden-Blutdruckmessung<br />
sollte durchgeführt werden. Insbesondere wenn der<br />
Leistungsgedanke eine Rolle spielt, sind zur Blutdrucksenkung<br />
ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten<br />
und Kalziumantagonisten empfehlenswert. Betablocker<br />
sind für Leistungssportler eher nicht geeignet,<br />
da diese die maximale Leistungsfähigkeit durch<br />
die Senkung der Herzfrequenz beeinträchtigen.<br />
Au Auto tor<br />
Dr. med. Ernst Jakob ist Ärztlicher Direktor der<br />
Sportklinik Hellersen in Lüdenscheid und Chefarzt<br />
der Abteilung Sportmedizin. Er ist Facharzt für Innere<br />
Medizin mit den Schwerpunkten Sportmedizin<br />
sowie Gesundheitsförderung und Prävention.<br />
BEWEGUNG<br />
43<br />
Steht beim Sport die Leistung im Vordergrund, wird die optimale<br />
Trainingsherzfrequenz am zuverlässigsten mit der sogenannten Laktatdiagnostik<br />
ermittelt. Dabei wird die Laktatkonzentration im Blut<br />
während körperlicher Belastung gemessen.<br />
Laktat ist ein Stoffwechselprodukt, das in der Muskulatur entsteht.<br />
Je weniger Sauerstoff dem Muskel zur Verfügung steht, desto mehr<br />
Laktat produziert er. Läuft ein Mensch in gemäßigtem, moderatem<br />
Tempo, erhält seine Muskulatur reichlich Sauerstoff. Dann befindet<br />
er sich im aeroben Stoffwechsel (Energiegewinnung mithilfe von Sauerstoff),<br />
bei dem eher wenig Laktat ins Blut gelangt. Bei schnellerer,<br />
intensiver Bewegung arbeitet der Muskel zunehmend im anaeroben<br />
Stoffwechsel (Energiegewinnung ohne Sauerstoff), bei dem mehr<br />
Laktat entsteht. Ab einem bestimmten Belastungsniveau nimmt der<br />
Laktatwert überproportional zu. Diese sogenannte anaerobe Schwelle<br />
sollte bei einem gesunden Ausdauertraining nicht überschritten werden.<br />
Bei einem kontrollierten Trainingstest wird diese Schwelle mithilfe<br />
des Laktats einschließlich der zugehörigen Schwellenherzfrequenz<br />
bestimmt. Der geeignete Trainingsherzfrequenzbereich liegt bei 70<br />
bis 95 Prozent der Schwellenherzfrequenz.
44 ERNÄHRUNG <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Uschi Glas (Bildmit- (Bildmit-<br />
te) und ihr Mann<br />
Dieter Hermann<br />
gründeten den<br />
Ve Verein rein brotZeit, um<br />
Schulkinder regel<br />
mäßig mit einem<br />
nahrhaften Fr Frühüh stück zu versorgen.<br />
Frühstück und mehr<br />
Vor drei Jahren gründete die Schauspielerin Uschi Glas den Verein brotZeit. Das Ziel:<br />
Hungrige Schulkinder sollen künftig regelmäßig ein Frühstück erhalten. Das tut nicht nur<br />
Körper und Geist gut, es fördert auch die Integration und hilft Aggressionen abzubauen.<br />
Als Uschi Glas vor vier Jahren beim Autofahren<br />
Radio hörte, hätte sie sich nicht träumen<br />
lassen, dass eine nüchterne Meldung des Bayerischen<br />
Rundfunks ihr Leben verändern würde: Sie<br />
erfuhr verblüfft, dass viele Münchner Schulkinder<br />
Hunger haben und deshalb nur schwer dem Unterricht<br />
folgen können. Die Schauspielerin wollte<br />
es nicht glauben und informierte sich weiter – und<br />
fand die erste Meldung bestätigt. Laut Lehrer- und<br />
Elternverbänden leiden bis zu 30 Prozent der<br />
sechs- bis zehnjährigen Schüler an Grundschulen<br />
während des Unterrichts an akutem Hunger.<br />
Die Kinder kommen bereits hungrig zur Schule –<br />
ohne Frühstück, ohne Pausenbrot und ohne Geld<br />
Mehr über brotZeit, seine Ziele und die geförderten Schulen unter<br />
www.brotzeitfuerkinder.com.<br />
in der Tasche. Viele von ihnen entstammen Familien,<br />
in denen wenig Zeit für gemeinsame Mahlzeiten<br />
bleibt – weil die Eltern Schicht arbeiten oder<br />
mehrere Jobs gleichzeitig haben.<br />
Zeit zum Essen<br />
Uschi Glas wollte es genau wissen und fragte<br />
in den Münchner Schulen an: Ja, erhielt sie zur<br />
Antwort, das Problem sei dort bekannt. Sie fragte<br />
nach, was sie tun könne, und einige Schuleiter<br />
antworteten, Zwieback wäre gut, auch Knäckebrot<br />
und Müsliriegel. Gemeinsam mit ihrem Mann,<br />
dem Unternehmensberater Dieter Hermann, ging<br />
die Schauspielerin damals in den Supermarkt,<br />
packte Kisten mit Lebensmitteln und fuhr diese zu<br />
einigen Schulen, wo sie von Lehrern und Schülern<br />
dankbar angenommen wurden. Bei einer Nachbesprechung<br />
brachte es eine der Schulleiterinnen
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
auf den Punkt: „Wenn ich mir etwas<br />
wünschen dürfte, dann wäre das ein<br />
Schulfrühstück.“<br />
Nur wenige Monate später gründeten<br />
Uschi Glas und Dieter Hermann<br />
einen Verein: „brotZeit“.<br />
„Unser Verein verfolgt zwei Ziele“,<br />
erklärt Uschi Glas, „Brot geben für<br />
alle, mit einem einfachen, aber ausgewogenen<br />
Frühstück. Und auch<br />
Zeit geben, durch aktive Senioren,<br />
die den Kindern über das Frühstück<br />
hinaus betreuend und fördernd zur<br />
Seite stehen.“<br />
Denn in manchen Familien kommen<br />
nicht nur die gemeinsamen<br />
Mahlzeiten zu kurz, es fehlt auch<br />
die Zeit für gemeinsame Gespräche.<br />
Auf sich selbst gestellt, sind die<br />
Kinder oft aggressiv, wenn sie morgens zur Schule<br />
kommen. In den von brotZeit geförderten Schulen<br />
erwartet die Kinder ein gedeckter Frühstückstisch<br />
und Menschen, die ein offenes Ohr für sie<br />
haben. Am Tisch wird gegessen, geredet und gelacht.<br />
Wenn der Unterricht beginnt, sind die Kinder<br />
nicht nur satt, sondern auch entspannt. Davon<br />
profitieren alle.<br />
Zeit zum Reden<br />
„Das brotZeit-Frühstück ist zu einer wichtigen<br />
Kommunikations-Einrichtung vor dem Schulbeginn<br />
geworden“, sagt Dieter Hermann, Vorstandsvorsitzender<br />
des Vereins. „Kinder unterschiedlichen<br />
Alters und unterschiedlicher Herkunft<br />
kommunizieren miteinander und gehen nach<br />
dem Frühstück motivierter in den Unterricht. Dabei<br />
sitzen viele zum ersten Mal an einem Frühstückstisch!<br />
Bei einem Migrationsanteil von 70 bis<br />
90 Prozent an den von uns geförderten Schulen<br />
stellt das Frühstück eine einzigartige Plattform für<br />
eine Unterhaltung in deutscher Sprache dar und<br />
ist somit auch praktizierte Integration“.<br />
Nahezu 400 Senioren sind das Rückgrat des brot-<br />
Zeit-Konzepts. Sie bringen in Kühlwagen Müsli,<br />
Saft, Brot, Wurst und Käse an die Schulen. Andere<br />
geben das Essen aus und nehmen sich die Zeit,<br />
mit den Kindern zu reden und zu spielen. Einige<br />
gehen auch tagsüber an die Schulen, um bei den<br />
Hausaufgaben zu helfen oder mit den Kindern<br />
Schach zu spielen. Die Senioren erhalten eine<br />
kleine Entlohnung für ihr ehrenamtliches Engagement,<br />
für viele eine wichtige Aufstockung ihrer<br />
Rente.<br />
Ute Hoffmann ist an einer Münchner Grundschule<br />
für brotZeit tätig. Dort erlebt sie es jeden Tag<br />
aufs Neue: „Den Kindern tut die Förderung, losgelöst<br />
vom Schulalltag und ohne Leistungsdruck,<br />
einfach gut“. Michaela Fellner, Schulleiterin im<br />
Münchner Stadtteil Hasenbergl, konnte sich bereits<br />
vom Nutzen des Projekts überzeugen: „Die<br />
Förderprojekte von brotZeit machen mir die wenigste<br />
Arbeit, haben aber gigantische, positive<br />
Auswirkungen im Schulalltag.“<br />
Die Anzahl der geförderten Schulen wird immer<br />
weiter ausgebaut. Heute werden nahezu 90 Schulen<br />
in München, Berlin, Heilbronn, Leipzig und<br />
Hamburg betreut. In der Region Rhein/Ruhr werden<br />
erste Kontakte bereits aufgebaut. In Hamburg<br />
startete das Projekt nach den Sommerferien 2012<br />
an vier Pilotschulen, weitere sind inzwischen hinzu<br />
gekommen. Die Lieferung der Lebensmittel,<br />
die Transportlogistik und die Personalbeschaffung<br />
sind in allen Förderregionen für die nächsten drei<br />
Jahre sichergestellt. Rund 165.000 Frühstücke<br />
wurden im vergangenen Jahr ausgegeben und in<br />
diesem Jahr sollen es noch mehr werden.<br />
ERNÄHRUNG<br />
Regelmäßiges Frühstücken verhindert Übergewicht<br />
45<br />
Senioren sitzen mit<br />
den Kindern nicht<br />
nur am Fr Frühstücksühstücks tisch, sie unterstüt<br />
zen diese auch bei<br />
den Hausaufgaben<br />
und spielen Schach<br />
mit ihnen.<br />
Viele Kinder und Jugendliche gehen ohne Frühstück aus dem Haus.<br />
Doch wissenschaftliche Studien haben gezeigt: Je mehr Mahlzeiten auf<br />
dem Tisch stehen, desto weniger leiden Kinder unter Übergewicht. Ein<br />
zu hohes Gewicht begünstigt chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck<br />
und Diabetes. Das gilt für Erwachsene wie auch für Kinder. Das<br />
tägliche Frühstück ist deshalb ein wichtiger Baustein für einen gesunden<br />
Start in den Tag und eine gesunde Lebensweise (weiterlesen über<br />
Mahlzeitenrhythmus und Übergewicht: <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012).
46 PRAXIS <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
PLEKHA7<br />
TBX3/TBX5<br />
PLCD3<br />
MTHFR/CLCN6/<br />
NPPA/NPPB<br />
FGF5<br />
CYP17A1<br />
ZNF652<br />
ULK4<br />
SH2B3<br />
C10ORF107<br />
ATP2B1<br />
CYP1A2/CSK/LMAN1L<br />
unbekannte Anzahl bislang<br />
nicht identifizierter Gene<br />
Ist Hypertonie psychosomatisch?<br />
von Professor Dr Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz Rüddel<br />
Bluthochdruck entsteht als komplexe Wechselwirkung zwischen körperlichen, sozialen und<br />
psychischen Faktoren. Eine Bluthochdruck-Therapie sollte alle Einflussgrößen berücksichtigen.<br />
Die primäre Hypertonie (Bluthochdruck ohne<br />
körperliche Ursache) ist eine komplexe Erkrankung,<br />
die von vielen Faktoren beeinflusst wird.<br />
Vererbung, Umwelt, soziale Faktoren, psychologische<br />
Aspekte und Verhaltensweisen sind für die<br />
Entwicklung einer chronischen Blutdruckerhöhung<br />
von Bedeutung. Dabei stehen Ansätze, mit<br />
denen der Zusammenhang und die Interaktion<br />
dieser Faktoren in der Blutdruckregulation geklärt<br />
wurde, besonders im Interesse der Wissenschaftler.<br />
Das Zusammenwirken<br />
Die Vererbung trägt mindestens zu 30 Prozent zur<br />
Entstehung von Bluthochdruck in der Bevölkerung<br />
bei. Dabei leisten sehr viele Genvarianten isoliert<br />
betrachtet nur einen kleinen Beitrag. Erst das Zusammenwirken<br />
vieler genetischer Varianten führt<br />
zu einer deutlichen Erhöhung des Blutdrucks. Auch<br />
die Ernährung und der Lebensstil tragen zur Ausprägung<br />
eines Bluthochdrucks bei: Übergewicht,<br />
Bewegungsmangel und Alkoholkonsum sind daran<br />
beteiligt. Für die Hälfte der Bevölkerung spielt auch<br />
hoher Kochsalzkonsum eine Rolle, da rund 50 Prozent<br />
besonders sensitiv auf Salz reagieren.<br />
Auch eine Vielzahl von sozialen Faktoren sind an der<br />
Ausbildung eines Bluthochdrucks beteiligt. Dazu<br />
CACNB2<br />
BLUTDRUCKHÖHE<br />
ÜBERGEWICHT<br />
KOCHSALZ<br />
BEWEGUNGSMANGEL<br />
ALKOHOL<br />
STRESS /<br />
SITUATIVE FAKTOREN<br />
SOZIALE FAKTOREN<br />
Viele unterschiedliche Gene wirken sich blutdrucksteigernd aus, dabei trägt jedes Gen<br />
nur einen kleinen Te Teil il dazu bei. Auch psychosoziale Fa Faktoren ktoren und der individuelle<br />
Lebensstil treiben den Blutdruck nach oben.<br />
gehören der Langzeiteffekt von Arbeitslosigkeit,<br />
Lärmbelästigung, Arbeitsbelastung und Schichtarbeit,<br />
niedrige soziale Schicht, Migration und Änderung<br />
von Lebensweisen. Untersuchungen zeigen,<br />
dass ungünstige Umweltbedingungen Anpassungsleistungen<br />
verlangen, die bei Überforderung Stressreaktionen<br />
hervorrufen und wahrscheinlich eine<br />
Krankheitsentwicklung begünstigen.<br />
Situationshypertonie<br />
Emotionale Faktoren sind zwar umfassend untersucht<br />
und spielen für einzelne Patienten eine wichtige<br />
Rolle, doch sie begründen in der Gesamtgruppe<br />
der Hypertoniker nur bei einem kleinen Teil eine<br />
dauerhafte Blutdruckerhöhung.<br />
Für emotional ausgelöste Blutdrucksteigerungen<br />
ist der Ausdruck „Situationshypertonie“ geprägt<br />
worden. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass bei<br />
Hypertonikern nicht eine allgemeine Veränderung<br />
der Kreislaufregulation vorliegt, sondern vielmehr<br />
eine Überreaktion (Hyperreaktivität) in bestimmten<br />
Situationen. Die situativen Blutdruckänderungen<br />
im Frühstadium der Erkrankung münden<br />
schließlich in eine krankheitsbedingte Anpassung<br />
der strukturellen Blutdruckregulation. So können<br />
situative Blutdruckanstiege die Entstehung einer<br />
Hypertonie begünstigen.<br />
Es entwickelt sich ein Teufelskreis, in dem eine<br />
beginnende Blutgefäßveränderung bedingt durch<br />
Bluthochdruck (Mediahypertrophie) zu stärkeren<br />
Druckanstiegen und zu einer weiteren Zunahme<br />
des Gefäßwiderstands und damit der Gefäßveränderung<br />
führt. Danach kommt es mit zunehmendem<br />
Alter bei Hypertonikern zu einer Einschränkung<br />
der Pumpfunktion des Herzens und zu einem<br />
Anstieg des Blutgefäßwiderstands. Bei Menschen<br />
mit normalem Blutdruck dagegen verändert sich im<br />
Laufe ihres Lebens der Blutfluss in den Blutgefäßen<br />
nur unwesentlich. Die zunehmenden strukturellen<br />
Veränderungen der Blutgefäße sind im Frühstadium<br />
noch umkehrbar, wenn die Druckerhöhungen<br />
ausbleiben: eine frühzeitige blutdrucksenkende<br />
Behandlung kann offensichtlich noch einen Rückbildungsprozess<br />
ermöglichen. Bleibt der Druck je-
Die Ve Veranlagung ranlagung zu Bluthochdruck wird von Generation zu<br />
Generation weitervererbt. Doch meist tragen weitere Fa Faktoren ktoren<br />
dazu bei, dass die Krankheit ausbricht.<br />
doch weiter erhöht, sind die Veränderungen in den<br />
Blutgefäßwänden nicht mehr umkehrbar, selbst<br />
wenn der Blutdruck dauerhaft gesenkt wird.<br />
Stressreaktion<br />
Das autonome Nervensystem ermöglicht kurzfristige<br />
Anpassungen des Organismus an aktuelle Erfordernisse.<br />
Gesteuert werden die körperlichen Reaktionen<br />
von den beiden Gegenspielern im vegetativen<br />
Nervensystem, Sympathikus und Parasympathikus,<br />
deren Wirkungen meist gegensätzlich sind. Der<br />
Sympathikus versetzt den Körper in einen Zustand<br />
erhöhter Aufmerksamkeit und Fluchtbereitschaft.<br />
Der Parasympathikus drosselt die hierfür notwendigen<br />
Funktionen wie Blutdruck und Herzschlag,<br />
er bringt den Menschen in einen Ruhezustand.<br />
Viele Untersuchungen zeigen, dass Stress und negative<br />
Gefühle zu einer Aktivierung des sympathischen<br />
Nervensystems und zu einer Deaktivierung<br />
des parasympathischen Nervensystems führen. In<br />
erster Linie verantwortlich für die Steuerung des<br />
gegensinnigen Kreislaufverhaltens von sympathischen<br />
und parasympathischen Einflüssen sind die<br />
Baroreflexe (siehe Kasten), die für den „ökonomischen“<br />
Einsatz der Herzarbeit verantwortlich sind.<br />
Emotional negative psychische Faktoren wie emotionaler<br />
Stress führen zu einer Abschwächung der<br />
Baroreflexsensitivität. Die Aktivität der Barorezeptoren<br />
führt zudem zu kognitiven Veränderungen,<br />
in der Mehrheit im Sinne einer Abschwächung der<br />
Effekte negativer Stimulationen, sodass die Entstehung<br />
einer erlernten arteriellen Hypertonie hypothetisch<br />
denkbar ist.<br />
Zusammenfassend existieren viele Hinweise dafür,<br />
dass eine durch Stress ausgelöste erhöhte Aktivität des<br />
autonomen Nervensystems oder eine erhöhte Empfi<br />
ndlichkeit des Sympathikus bei der Entwicklung der<br />
primären arteriellen Hypertonie eine Rolle spielen.<br />
Der Baroreflex<br />
Au Auto tor<br />
Professor Dr. med. Dipl.-Psych. Heinz Rüddel ist<br />
Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Fachklinik<br />
St. Franziska-Stift Bad Kreuznach. Er ist außerplanmäßiger<br />
Professor der Medizinischen Fakultät<br />
der Universität Bonn und Abteilungsleiter des Forschungszentrums<br />
für Psychosomatik und Psychobiologie<br />
der Universität Trier.<br />
PRAXIS<br />
47<br />
Nervenknötchen (Barorezeptoren) an den Halsschlagadern sind<br />
maßgeblich an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt. Sie werden<br />
bei jedem Pulsschlag durch die Dehnung der Adern stimuliert. Je höher<br />
der Blutdruck, desto stärker die Nervenreizung. Die Information<br />
wird an das Gehirn gesendet, das wiederum Signale an das Herz und<br />
die Blutgefäße weitergibt, um bei Bedarf den Druck durch niedrigere<br />
Herzfrequenz und Blutgefäßweitstellung zu senken.<br />
Die Bedeutung und die Auswirkung der verschiedenen<br />
Faktoren auf die Entstehung von Bluthochdruck<br />
ist extrem komplex. Daher kann nicht erwartet<br />
werden, dass einfache korrelative Beziehungen<br />
zwischen einzelnen Faktoren wie Ärger und gelegentlich<br />
gemessenem Blutdruck relevant sind, da<br />
eine Vielzahl von Faktoren darauf Einfluss nehmen.<br />
Psychotherapie bei Bluthochdruck<br />
Weder durch eine Verhaltenstherapie noch durch<br />
eine Psychotherapie können zu hohe Blutdruckwerte<br />
dauerhaft gesenkt werden. Das zeigen verschiedene<br />
Untersuchungen der vergangenen fünf Jahrzehnte.<br />
Diese Ergebnisse sollten jedoch nicht dazu<br />
führen, den psychotherapeutischen Ansatz in der<br />
Hypertoniebehandlung als überflüssig auszuschließen.<br />
Stressbewältigungstherapien und die konsequente<br />
Behandlung von begleitenden psychischen<br />
Erkrankungen wie Depressionen erfolgen ja sehr<br />
wohl mit psychotherapeutischem Ansatz. Selbstverständlich<br />
haben die Behandlungen indirekt einen<br />
positiven Effekt auf die Blutdruckhöhe. Bei der Behandlung<br />
von Hypertonikern geht es aber nicht in<br />
erster Linie darum, „lediglich“ eine Psychotherapie<br />
durchzuführen. Vielmehr sollte über einen längeren<br />
Zeitraum eine umfassende psychosomatische<br />
oder psychotherapeutische Behandlung durchgeführt<br />
werden. In der Psychotherapie muss unter<br />
anderem auf die Optimierung des Gesamtbehandlungsplans<br />
Wert gelegt werden. Dazu gehören auch<br />
Änderungen des Lebensstils und der Beginn eines<br />
konsequenten Fitnesstrainings.
48 AKTUELLES <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Herzinfarkt und Schlaganfall<br />
Nichtraucherschutz wirkt<br />
Zwei Studien konnten die Wirkung von Nichtraucherschutz zeigen, das berichtete die Ärzte Zeitung online vom<br />
30. Oktober 2012. Das Team um den Kardiologen Professor Stanton Glantz von der US-amerikanischen<br />
Universität von Kalifornien in San Francisco erklärte, dass bis zu einem Viertel weniger Menschen<br />
wegen Herzinfarkten, Schlaganfällen und Lungenkrankheiten in Kliniken gebracht werden, wenn<br />
umfassende Rauchverbote für Arbeitsräume, Restaurants und Bars durchgesetzt werden (publiziert<br />
in Circulation 2012; 126: 2177-2183). So haben die Gesetze zum Schutz von Nichtrauchern<br />
bereits kurz nach Inkrafttreten dazu geführt, dass in dessen Geltungsbereich deutlich weniger<br />
im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Wissenschaftler untersuchten 33 Gesetze und<br />
Bestimmungen in mehreren Ländern wie Deutschland und den USA. In den untersuchten Ländern<br />
sank im Schnitt die Zahl der Krankenhausaufenthalte aufgrund von Herzinfarkten um 15 Prozent,<br />
aufgrund von Schlaganfällen um 16 Prozent und von Lungenkrankheiten um 24 Prozent. Je umfassender<br />
das Rauchverbot, desto besser war das Ergebnis. Auch andere Studien hatten bereits die Wirksamkeit von Nichtraucherschutzgesetzen<br />
nachgewiesen. So zeigte die Studie der Forscher um Dr. Richard Hurt von der Mayo Clinic in<br />
Rochester (US-Bundesstaat Minnesota), dass rund 18 Monate nach Erlass eines umfassenden Nichtraucherschutzgesetzes<br />
im Bezirk Olmsted County (Bundesstaat Michigan) rund ein Drittel weniger Menschen mit Herzinfarkten ins<br />
Krankenhaus gebracht wurden (publiziert online im Oktober 2012 in Archives of Internal Medicine).<br />
Obst- und Gemüsekonsum<br />
in Prozent, 2010<br />
Täglich Obst<br />
60 – 65 Jahre<br />
50 – 59 Jahre<br />
40 – 49 Jahre<br />
30 – 39 Jahre<br />
18 – 29 Jahre<br />
Täglich Gemüse<br />
60 – 65 Jahre<br />
50 – 59 Jahre<br />
40 – 49 Jahre<br />
30 – 39 Jahre<br />
18 – 29 Jahre<br />
Frauen ernähren sich gesünder …<br />
40,9<br />
38,4<br />
49,2<br />
56,6<br />
59,7<br />
59,0<br />
64,2<br />
65,7<br />
74,1<br />
36,2<br />
54,7<br />
35,9<br />
53,6<br />
34,5<br />
54,3<br />
40,5<br />
53,9<br />
36,9<br />
49,4<br />
10 20 30 40 50 60 70 80<br />
Achten auf ausreichend Bewegung<br />
in Prozent, 2012<br />
wenig oder gar nicht<br />
teils-teils<br />
stark oder sehr stark<br />
38%<br />
23%<br />
39%<br />
78,3<br />
Quelle: iga-Report 21; Grafik: BKK Bundesverband<br />
33%<br />
43%<br />
24%<br />
Quelle: DEGS/RKI; Grafik: BKK Bundesverband<br />
Von allen Altergruppen verzehren Berufstätige zwischen 60 und 65<br />
Jahren am häufigsten Obst, das meldete der BKK, die Spitzenorganisation<br />
der Betriebskrankenkassen. Rund 59,7 Prozent der Männer<br />
nehmen täglich Obst zu sich und 78,3 Prozent der Frauen. Am wenigsten<br />
Obst essen Männer und Frauen zwischen 18 und 29 Jahren:<br />
Nur 38,4 Prozent der 18- bis 29-jährigen Männer und 59 Prozent<br />
der gleichaltrigen Frauen essen täglich Obst. Anders hingegen beim<br />
Gemüseverzehr. Bei den Frauen liegt die Altersgruppe zwischen 60<br />
und 65 Jahren vorn: Von diesen nehmen rund 54,7 Prozent täglich<br />
Gemüse zu sich. Bei den Männern sind es die 30- bis 39-Jährigen,<br />
die mit 40,5 Prozent öfter Gemüse essen als andere Altersklassen.<br />
Bei den Frauen Iiegt der Gemüseverzehr am niedrigsten bei den 18bis<br />
29-jährigen: Sie bringen es nur auf 49,4 Prozent. Bei den Männern<br />
sind es die 40- bis 49-Jährigen: In dieser Altersgruppe nehmen<br />
nur noch 34,5 Prozent täglich Gemüse zu sich.<br />
… Männer bewegen sich mehr<br />
Bewegung ist wichtig, um in Form zu bleiben und die Gesundheit<br />
zu erhalten. Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland<br />
(DEGS) fand heraus, dass 38 Prozent der Männer stark oder<br />
sehr stark auf ausreichend Bewegung achten, während dies bei den<br />
Frauen nur 33 Prozent tun. Außerdem sind 23 Prozent der Männer<br />
und 24 Prozent der Frauen wenig oder gar nicht darauf bedacht,<br />
sich ausreichend zu bewegen. Dagegen gaben 39 Prozent der Männer<br />
und 43 Prozent der Frauen an, sich „ab und an“ genügend zu<br />
bewegen.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Wussten Sie, dass...<br />
das menschliche Herz in Ruhe ungefähr fünf Liter Blut pro Minute<br />
durch den Kreislauf pumpt? Bei einem erwachsenen Menschen<br />
entspricht das in etwa dem gesamten Blutvolumen des Körpers.<br />
Bluthochdruck vorbeugen<br />
Mehr Sport für Kinder<br />
Etwa 15 bis 20 Prozent der Kinder in Deutschland sind übergewichtig, rund sechs Prozent sogar<br />
adipös – mit steigender Tendenz. Für den in diesen Lebensjahren wichtigen Aufbau von Muskeln<br />
und Knochen ist regelmäßige Bewegung unerlässlich. Doch laut einer Studie des Robert<br />
Koch-Instituts (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland – KiGGS)<br />
bewegen sich nur rund 14 Prozent der Kinder dreimal die Woche. Das kann zu schweren Erkrankungen<br />
im Alter führen. Deshalb veranstaltet der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie<br />
und Unfallchirurgie im Dezember die Aktionswoche „Zeigt her Eure Füße“.<br />
„Heute sitzen Kinder täglich etwa 1,5 Stunden vor dem Fernseher – die Nutzung von Spielekonsolen<br />
und PC nicht mit eingerechnet“, berichtete Professor Dr. med. Bernd Kladny, Vizepräsident<br />
der <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, auf einer<br />
Pressekonferenz am 23. Oktober 2012 anlässlich des <strong>Deutsche</strong>n Kongresses für Orthopädie und<br />
Unfallchirurgie in Berlin. „Motorische Defizite nehmen hierdurch erheblich zu. Die Folge: Etwa<br />
ein Viertel aller Kindergartenkinder können weder einen Purzelbaum schlagen noch auf einem<br />
Bein hüpfen“. Bei der Einschulung weisen bis zu 75 Prozent aller Kinder grobmotorische Auffälligkeiten<br />
auf. „Darüber hinaus zeigen Studien, dass etwa fünf Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />
in Deutschland bereits unter<br />
Bluthochdruck leiden“, so Privatdozent Dr.<br />
med. Martin Engelhardt. „Diese Situation<br />
ist alarmierend und hat für Betroffene und<br />
Gesellschaft fatale Folgen. Allein schlechte<br />
Ernährung und Bewegungsmangel kosten<br />
das Gesundheitssystem jährlich über 70<br />
Milliarden Euro.“<br />
Bewegen sich Kinder zu wenig, kann die<br />
Knochensubstanz nicht ausreichend aufgebaut<br />
werden. „Von dieser zehren wir<br />
ab dem 20. bis 25. Lebensjahr ein Leben<br />
lang“, erklärte Kladny. „Wachsende Knochen<br />
und Knorpel sind auf stimulierende<br />
Belastungsimpulse dringend angewiesen.<br />
Unterforderung, Fehlbelastung und Überlastung<br />
wirken sich schädlich aus“. Die<br />
Weltgesundheitsorganisation empfiehlt<br />
im Alter zwischen 5 und 17 Jahren pro<br />
Tag eine Stunde körperlich anstrengende<br />
Bewegung. Zudem sind auch soziale<br />
Komponenten von Mannschaftssportarten<br />
wichtig: Selbstkontrolle, Auffassungsgabe<br />
und soziale Fähigkeiten können durch den<br />
Sport wesentlich verbessert werden.<br />
AKTUELLES<br />
49
50 REZEPTE <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
DIE LEICHTE KÜCHE<br />
SKANDINAVIENS<br />
Wirsing-Fisch-Roulade mit Dinkelreissalat<br />
Für 4 Personen<br />
Rouladen<br />
8 große Wirsingblätter<br />
1TL Rapsöl<br />
1/2 Lauchstange, gehackt<br />
1/2 Zucchini, gewürfelt<br />
10 Zitronenthymianstängel<br />
2EL grobkörniger Senf<br />
8 Schollenfilets (je etwa 150g)<br />
200ml Weißwein<br />
Salz und schwarzer Pfeffer<br />
Zubereitung Kohlblätter in kochendem Salzwasser 2 Minuten blanchieren,<br />
aus dem Topf nehmen und gut abtropfen lassen. Öl in einer Pfanne erhitzen,<br />
Lauch, Zucchini und Zitronenthymian dazu geben, 5 Minuten dünsten, Senf<br />
unterrühren und beiseite stellen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Kohlblätter<br />
auf eine Arbeitsplatte legen, Fischfilets kalt abspülen, trocken tupfen, auf die<br />
Blätter legen, mit Salz und Pfeffer würzen, mit je 1 Esslöffel der Gemüsemischung<br />
bestreichen und zu festen Rouladen rollen. In eine ofenfeste Schüssel<br />
geben, Wein angießen, mit Alufolie abdecken und 15 Minuten im Ofen garen.<br />
Dinkelreis in gesalzenem Wasser nach Packungsangabe garen, abgießen, abtropfen<br />
lassen, in eine Schüssel geben und abkühlen lassen. Die restlichen<br />
Zutaten unter den Salat rühren, mit Salz und Pfeffer würzen und zum Fisch<br />
servieren. Wer mag, kann noch etwas Senf separat dazureichen.<br />
Lachs mit Karotten, Ingwer, Lauch,<br />
grünen Bohnen und Kerbel<br />
Für 4 Personen<br />
800g Lachsfilet mit Haut<br />
200g Babykarotten<br />
1 Lauchstange, in feinen Streifen<br />
200g grüne Bohnen, geputzt<br />
100g Ingwerwurzel, fein gehackt<br />
1Bd. Kerbel, fein gehackt<br />
Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
Dinkelsalat<br />
150g Dinkelreis<br />
300 g grüne Bohnen,<br />
gekocht<br />
100g Rucola<br />
2EL Weißweinessig<br />
1EL Olivenöl<br />
Salz und schwarzer<br />
Pfeffer<br />
Zubereitung Lachsfilet kalt abspülen, sorgfältig trocken tupfen, in einer<br />
gusseisernen oder beschichteten Pfanne ohne Zugabe von Öl bei mittlerer<br />
Hitze von jeder Seite 2 bis 3 Minuten anbraten. Aus der Pfanne nehmen,<br />
Gemüse im Lachssud 5 Minuten dünsten, Kerbel unterrühren und mit Salz<br />
und Pfeffer würzen. Lachsfilet auf einer Platte anrichten, mit Gemüse garnieren<br />
und sofort servieren. Dazu grünen Salat und Baguette reichen.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Lauch-Feta-Tarte<br />
Für 4 Personen<br />
Teig<br />
75g Weizenmehl<br />
175 g Roggenmehl<br />
1TL Salz<br />
75g Butter<br />
125g Quark oder Fromage blanc<br />
Belag<br />
5 schmale Lauchstangen<br />
1TL Salz<br />
4 Eier<br />
150 g Quark oder Fromage blanc<br />
150 g Ziegen- oder Schafsfeta, zerkrümelt<br />
1EL gehackter frischer Thymian<br />
Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle<br />
Heidelbeeren und Rhabarber, Grünkohl und Wirsing, Kaninchen und Makrele<br />
– die skandinavische Küche bietet die herrlichsten Zutaten für leichte Gerichte<br />
voller Aromen. Die Köchin und Autorin hat über 90 eiweißreiche und fettarme<br />
Rezepte aus Skandinavien zusammengestellt: Frühstücksideen, Gemüsespezialitäten,<br />
kalorienarme Fleisch- und Fischgerichte, vegetarische Gerichte, reichhaltige<br />
Salate, selbst gebackene Brote und fruchtige Desserts.<br />
Trina Hahnemann: Die leichte Küche Skandinaviens von Jütland bis zum Nordkap.<br />
Neuer Umschau Buchverlag 2011, 143 Seiten, 16,90 Euro, ISBN 978-3865287182.<br />
REZEPTE<br />
Zubereitung Für den Teig die Mehle und das Salz in einer großen Schüssel<br />
verrühren, Butter mit den Fingern hineinkrümeln, den Quark oder Fromage<br />
blanc dazugeben und zu einem glatten Teig kneten. Alternativ alle Zutaten<br />
in der Küchenmaschine verarbeiten. Den Teig abgedeckt im Kühlschrank<br />
30 Minuten ruhen lassen. Den Ofen auf 180°C vorheizen. Teig ausrollen,<br />
eine Tarteform damit auslegen, mit Backpapier und -bohnen auslegen und<br />
15 Minuten blind backen. Backpapier und -bohnen entfernen und den Teig<br />
weitere 5 Minuten backen. Lauch in Ringe schneiden, 5 Minuten in einer<br />
Schüssel mit kaltem Wasser durchziehen lassen, dann mit einem Schaumlöffel<br />
herausheben. Sand und Erdpartikel haben sich nun auf den Boden<br />
gesenkt. Sollte der Lauch immer noch sandig sein, den Vorgang mit frischem<br />
Wasser wiederholen. In einem Topf in wenig gesalzenem Wasser 10<br />
Minuten garen, anschließend abtropfen lassen. Eier in einer Schüssel verschlagen,<br />
Quark oder Fromage blanc und Fetakäse unterrühren, Thymian<br />
und Lauch unterziehen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, auf dem Teig<br />
verteilen und 30 Minuten backen. Noch warm servieren.<br />
51
52 RÄTSEL <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Gewinnen Sie mit!<br />
1. Preis<br />
Das vollautomatische Oberarm-Blutdruckmessgerät OMRON<br />
MIT-Elite Plus. Das Gerät verfügt über eine PC-Schnittstelle<br />
mittels USB-Kabel sowie über 90 Speicherplätze und eine Mittelwertanzeige<br />
der letzten drei Messwerte. Falls Blutdruckwerte<br />
ober- oder unterhalb der Normwerte liegen, wird dies ebenso<br />
angezeigt wie unregelmäßige Pulsschläge.<br />
2. Preis<br />
Das Herz-Buch der Schirmherrin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>, Dr. Marianne<br />
Koch. Die Autorin nimmt ihre Leserinnen und Leser mit auf eine Entdeckungsreise<br />
zum Mittelpunkt des Körpers - zum Herzen. Sie stellt die neuesten medizintechnischen<br />
Verfahren vor, erklärt Herzmedikamente und macht die Zusammenhänge<br />
zwischen Seele und Herz deutlich.<br />
3. Preis<br />
Der Ratgeber aus dem Trias Verlag „Bluthochdruck. Endlich wieder<br />
gute Werte“ von Professor Dr. med. Martin Middeke.<br />
Wenn Sie an unserem Preisrätsel<br />
teilnehmen möchten, notieren<br />
Sie bitte das Lösungswort und<br />
schicken Sie es an uns per Post<br />
oder Fax:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Berliner Straße 46<br />
69120 Heidelberg<br />
Fax 0 62 21 – 5 88 55-25<br />
Einsendeschluss ist der<br />
31. Januar 2013. Das Lösungswort<br />
erscheint in der Ausgabe 1/2013.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen,<br />
die Gewinner ermittelt das<br />
Los. Für alle Gewinner gibt es<br />
zusätzlich ein Jahr kostenfreie<br />
Mitgliedschaft in der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>.<br />
Gewonnen haben:<br />
Das Lösungswort des Preisrätsels<br />
im <strong>DRUCKPUNKT</strong> 2/2012<br />
lautete „SELBSTHILFEGRUPPE“.<br />
1. Preis<br />
Martina Siebecke, Neustetten:<br />
Ein vollautomatisches Oberarm-<br />
Blutdruckmessgerät OMRON<br />
MIT-Elite Plus.<br />
2. Preis<br />
Regine Stauber-Stern, Geiersthal:<br />
Das Kochbuch „Vegetarisch<br />
grillen“ von Karen Schulz und<br />
Maren Jahnke, Neuer Umschau<br />
Buchverlag.<br />
3. Preis<br />
Kathrin Rappert, Mühldorf:<br />
Einen Ratgeber aus dem Trias<br />
Verlag „Bluthochdruck. Endlich<br />
wieder gute Werte“ von Professor<br />
Dr. med. Martin Middeke.
<strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
AUS DER HOCHDRUCKLIGA<br />
20 Jahre Herz-Kreislauf-Telefon<br />
Seit 20 Jahren steht das Beratungstelefon der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> Patienten,<br />
Ärzten und Medienvertretern zur Verfügung. Am Herz-Kreislauf-Telefon beantworten<br />
Experten für Bluthochdruck kompetent alle Fragen rund um das Thema Bluthochdruck.<br />
Am 1. April 1992 wurde das Herz-Kreislauf-<br />
Telefon (HKT) der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
freigeschaltet. Es bedurfte mehrerer Monate<br />
Planung, bis das Beratungstelefon in der<br />
Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> in<br />
Heidelberg eingerichtet war. Ärztliche und wissenschaftliche<br />
Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
stehen am HKT von Montag bis Freitag<br />
jeweils zwischen 9 und 17 Uhr für alle Fragen zur<br />
Verfügung.<br />
Anonym und kostenlos<br />
Die Experten für Bluthochdruck beraten Betroffene<br />
und Angehörige kompetent, aktuell und<br />
verständlich über die Erkrankung, ihre Diagnose<br />
und die therapeutischen Möglichkeiten. Aber<br />
auch Ärzte, Apotheker, medizinisches Fachpersonal<br />
und Medienvertreter können sich über aktuelle<br />
Entwicklungen und Neuerungen informieren.<br />
Die Auskünfte sind anonym und kostenlos, für<br />
einen Anruf fallen nur die üblichen Telefongebühren<br />
an.<br />
Viele der Anrufer sind Hypertoniker, die sich<br />
nicht ausreichend informiert fühlen. In Deutschland<br />
steht den Ärzten nur wenig Zeit für ein Gespräch<br />
mit ihren Patienten zur Verfügung. Doch<br />
die umfassende Information von Hypertonikern<br />
ist zeitintensiv. So fühlen sich die Patienten oft<br />
ungenügend und schlecht informiert und wissen<br />
nicht, wohin mit ihren Fragen.<br />
Bessere Therapietreue<br />
Etliche der Betroffenen müssen sich nach der<br />
Diagnose zunächst an den Gedanken gewöhnen,<br />
vielleicht für den Rest ihres Lebens blutdrucksenkende<br />
Medikamente nehmen zu müssen. Das<br />
ist für viele Anrufer der Grund, warum sie zum<br />
Telefon greifen – sie möchten von den Experten<br />
des Herz-Kreislauf-Telefons weitere Informationen.<br />
Dabei trägt das HKT viel zur Therapietreue<br />
bei. Studien haben gezeigt, dass die Bereitschaft<br />
informierter Patienten steigt, ihre Medikamente<br />
zuverlässig einzunehmen. Die Experten am<br />
Beratungstelefon erläutern den Hypertonikern,<br />
dass sie mit der regelmäßigen Einnahme der<br />
Medikamente ihr persönliches Risiko senken,<br />
später einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall<br />
zu erleiden. Außerdem werden die Betroffenen<br />
darauf hingewiesen, dass sie mit einer gesunden<br />
Lebensweise selber viel dazu beitragen können,<br />
das Risiko für Folgeerkrankungen zu verringern<br />
und den Blutdruck zu senken.<br />
Seit Start des Angebots vor zwanzig Jahren wurde<br />
das Beratungstelefon von rund 75.000 Personen<br />
in Anspruch genommen. Das Durchschnittsalter<br />
der Anrufer entspricht in etwa der Altersgruppe<br />
der Hypertoniker. Meist rufen die Betroffenen<br />
an, selten deren Angehörige. Beide Geschlechter<br />
sind unter den Anrufern etwa gleichermaßen vertreten.<br />
Noch Fragen?<br />
Am Herz-Kreislauf-Telefon stehen Experten der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
Rede und Antwort: Telefon 06221–588555, Montag bis<br />
Freitag 9.00 bis 17.00 Uhr. Auch Anfragen per Post oder E-Mail<br />
(info@hochdruckliga.de) sind willkommen.<br />
53
54 NACHGEFRAGT <strong>DRUCKPUNKT</strong> • Ausgabe 3–4/2012<br />
Nachgefragt bei<br />
Karl-Heinz Otte, Jahrgang 1937 und von Beruf Unternehmensberater,<br />
ist Leiter des Patientenbeirats der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
und Leiter der Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Hannover.<br />
1. Worüber können Sie sich immer wieder freuen?<br />
Über Offenheit und Ehrlichkeit, über einen neuen Tag.<br />
2. Worüber ärgern Sie sich am meisten?<br />
Über Mangel an Kompetenz und über Arroganz.<br />
3. Wie steht es zurzeit um Ihre Gesundheit?<br />
Bin ganz zufrieden, aber arbeite weiter daran.<br />
4. Was essen Sie am liebsten?<br />
Mediterrane Küche.<br />
5. Welchen Sport treiben Sie?<br />
Jogging täglich und medizinische Gymnastik einmal wöchentlich.<br />
6. Wie können Sie sich am besten entspannen?<br />
Musik hören und spazieren gehen.<br />
7. Welcher Kino- oder Fernsehfilm hat Ihnen in letzter Zeit am meisten gefallen?<br />
„Das Parfum“ – der Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von Patrick Süskind.<br />
8. Welches Buch hat Sie besonders beeindruckt?<br />
„Sorge dich nicht - lebe!“ von Dale Carnegie.<br />
9. Was bereitet Ihnen zurzeit am meisten Kopfzerbrechen?<br />
Die Mittelmäßigkeit in unserer Bundespolitik.<br />
10. Was möchten Sie in Ihrem Leben unbedingt noch machen?<br />
Mit meiner Frau eine Südostasienreise noch einmal erleben.<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention<br />
<strong>Deutsche</strong>s Kompetenzzentrum Bluthochdruck<br />
Geschäftsführer:<br />
Dr. Joachim Leiblein (v.i.S.d.P.)<br />
Geschäftsstelle:<br />
Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg<br />
Telefon:(0 62 21) 5 88 55-0<br />
Telefax: (0 62 21) 5 88 55-25<br />
Internet: www.hochdruckliga.de<br />
E-Mail: info@hochdruckliga.de<br />
Schriftleitung:<br />
Prof. Dr. med. Rainer Düsing<br />
Prof. Dr. med. Martin Paul<br />
Redaktion:<br />
Dr. Anette Huesmann, Heidelberg.<br />
– Adresse siehe Geschäftsstelle –<br />
Anzeigen:<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ®<br />
– Adresse siehe Geschäftsstelle –<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Kaisers Ideenreich, 67435 Neustadt /Wstr.,<br />
www.kaisers-ideenreich.de<br />
Vorstand der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>:<br />
Prof. Dr. med. Ulrich Kintscher, Berlin<br />
(Vorsitzender)<br />
Prof. Dr. med. Hans-Georg Predel, Köln<br />
(stellv. Vorsitzender)<br />
Dr. med. Siegfried Eckert, Bad Oeynhausen<br />
Prof. Dr. med. Martin Hausberg, Karlsruhe<br />
Prof. Dr. med. Reinhold Kreutz, Berlin<br />
Prof. Dr. med. Thomas Mengden, Bad Nauheim<br />
Frau PD Dr. med. Anna Mitchell, Herne<br />
Jürgen Weber, Groß Schenkenberg<br />
Schirmherrin der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong>:<br />
Dr. med. Marianne Koch, Tutzing<br />
Bezug:<br />
<strong>DRUCKPUNKT</strong> kann bei der Bundesgeschäftsstelle<br />
der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong> zum Jahrespreis<br />
von 21,40 Euro (inkl. MwSt. und Versandkosten)<br />
abonniert werden. Das Einzelheft<br />
kostet 4 Euro. Für die Mitglieder der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> ist der Bezugspreis im jährlichen<br />
Mindestbeitrag von 16 Euro (Ärzte 26 Euro) enthalten.<br />
Als Abonnement-Zeitraum gilt das Kalenderjahr.<br />
Der Bezug verlängert sich um jeweils<br />
ein weiteres Jahr, wenn nicht sechs Wochen vor<br />
Jahresende gekündigt wird.<br />
Auflage:<br />
<strong>DRUCKPUNKT</strong> erscheint max. viermal im Jahr<br />
in einer Auflage von je 22.000 Exemplaren.<br />
*Hinweise: Für namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
sind die Autoren verantwortlich. Die Beiträge geben<br />
nicht immer die Meinung der <strong>Deutsche</strong>n <strong>Hochdruckliga</strong><br />
wieder.<br />
Bei der Bezeichnung „Hypertensiologe DHL ® “ handelt<br />
es sich nicht um eine nach den Berufsordnungen<br />
grundsätzlich führungsfähige Bezeichnung für Ärzte,<br />
sondern um eine nach dem entsprechenden ärztlichen<br />
Berufsrecht einzuordnende Bezeichnung<br />
(z.B. nach der Musterberufsordnung der deutschen Ärzte<br />
als „Tätigkeitsschwerpunkt“ bzw. nach den Berufsordnungen<br />
der Landesärztekammern). Soweit in der vorliegenden<br />
Ausgabe von „Weiterbildung“ die Rede ist, handelt<br />
es sich dabei um Fortbildungsmaßnahmen der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong> e. V. DHL ® – <strong>Deutsche</strong>n Gesellschaft für<br />
Hypertonie und Prävention, die nicht mit den Weiterbildungsmaßnahmen<br />
der Ärztekammern zu verwechseln sind.<br />
Bankverbindung:<br />
Commerzbank Heidelberg<br />
Kto.-Nr. 541 493 300, BLZ 672 800 51<br />
Postbank Karlsruhe<br />
Kto.-Nr. 206 704 758, BLZ 660 100 75<br />
ISSN 1619-0637
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1. Sie erhalten aktuelle Informationen und Unterstützung<br />
zur Bekämpfung der Krankheit.<br />
2. Sie unterstützen die Forschungsarbeit von Hochdruck-<br />
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Beitrittsformulare im Internet unter www.hochdruckliga.de<br />
oder anfordern bei der Geschäftsstelle der <strong>Deutsche</strong>n<br />
<strong>Hochdruckliga</strong>, Berliner Straße 46, 69120 Heidelberg,<br />
Telefon 06221/588550, info@hochdruckliga.de.<br />
Wir danken allen unseren Mitgliedern –<br />
denn unsere Arbeit wird erst durch Sie möglich!<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Hochdruckliga</strong> e.V. DHL ® –<br />
<strong>Deutsche</strong> Gesellschaft für Hypertonie und Prävention
EN<br />
Die neue Serie<br />
von OMRON.<br />
M500<br />
M400<br />
M300