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dersetzen. Hinzu kommen die offenen Lösungsansätze zu<br />

Materialermüdung, Brandschutz oder Kontamination und<br />

nicht zuletzt die Möglichkeiten der energetischen Verbesserung<br />

unter Berücksichtigung unzulänglicher sogenannter<br />

thermischer Trennung und der Wärmebrücken. Als Ergebnis<br />

ist eine Objektliste geplant, die eine Eintragung in die<br />

Denkmalliste vorschlägt. Daneben sind zur Verbesserung<br />

der Akzeptanz ein didaktisches Vermittlungskonzept und<br />

eine Publikation zur Nachkriegsarchitektur in Bayern vorgesehen.<br />

Als Rahmenbedingung ist nicht zuletzt die Gültigkeit der<br />

denkmalpflegerischen­Grundsätze­zu­beachten,­die­im­Vergleich<br />

zu den traditionellen Denkmälern auch im Umgang<br />

mit Objekten der Nachkriegszeit anzuwenden sind. Dies<br />

gilt trotz der innovativen Eigenheiten dieser Epoche, deren<br />

Architektur u. a. von einem festgeschriebenen Rastermaß<br />

bestimmt wird oder über eine vom Tragwerk unabhängige<br />

und variable Grundrissdisposition verfügt, auf die wiederum<br />

bisweilen wesentlich der Fassadenduktus einwirkt.<br />

Eine Rolle spielt auch die besondere Detailfreude der Nachkriegsarchitektur<br />

bis hin zur berühmten „Kunst der Fuge“,<br />

Baudenkmal, eingetragen 2005: Städtisches Hallenbad, Bamberg. Architekt:<br />

Hans Rothenburger, 1963–64 (Foto: Staatl. Bauamt Bamberg)<br />

die bis zu den Fliesendetails von Sanitärräumen reicht. Und<br />

nicht­ zuletzt­ die­ Oberflächen.­ Um­ dem­ Charakter­ eines­<br />

Baudenkmals der 1960er Jahre zu entsprechen, werden beispielsweise<br />

die gängigen Methoden der Betonsanierung zu<br />

hinterfragen sein. Und letztlich steht in diesem Zusammenhang<br />

auch der Substanzbegriff. Es wird am Einzelfall zu<br />

beantworten sein, inwieweit die das Denkmal konstituierenden<br />

Baumaterialien und Baukonstruktionen, sprich die<br />

materielle Substanz, allein den Denkmalstatus bedingen<br />

oder ob auch ideelle Substanz den Denkmalwert gewährleisten<br />

kann. Ideelle Substanz, damit ist (wenn zwingend<br />

notwendig) die detail- und materialgerechte Fortschreibung<br />

der Gestaltwerte, eben der architektonischen Idee mittels<br />

partieller Erneuerung, angesprochen. Da sich aus dem<br />

geringen Alter der Nachkriegsarchitektur eine „Zeitraffer“-<br />

Konstellation ergibt, wird diese Frage nicht immer ohne<br />

Weiteres zu beantworten sein. Dabei kann es wenig trösten,<br />

dass ein Gutteil der Inkunabeln bundesdeutscher Nach-<br />

Denkmalforschung<br />

Baudenkmal, eingetragen 1999: Ehemaliges Verwaltungsgebäude der<br />

HypoVereinsbank, Architekten: Walter und Bea Betz, 1975–81 (Foto:<br />

BLfD, Bernd Vollmar)<br />

kriegsarchitektur inzwischen schon Verjüngungs-, sprich<br />

Erneuerungskuren über sich ergehen lassen musste.<br />

Nachwachsende Ressourcen sind bekanntlich ein wichtiges<br />

Gut; um damit schonend umgehen zu können, muss<br />

das Potenzial bekannt und bewertet sein. Diese Formel gilt<br />

auch <strong>für</strong> das bauliche Erbe der abgeschlossenen Epoche der<br />

Nachkriegszeit. Mit anderen Worten: Soll die Nachkriegsepoche<br />

<strong>für</strong> künftige Generationen durch bauliche Zeugnisse<br />

repräsentiert bleiben, ist es an der Zeit, sich um die Nachkriegsarchitektur<br />

zu kümmern.<br />

Bernd Vollmar<br />

Baudenkmal in spe: Evang. Versöhnungskirche, Dachau. Architekt:<br />

Helmut­Striffler,­1965–67 (Foto: BLfD, Bernd Vollmar)<br />

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