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Download - Evangelischer Kirchenkreis An Sieg und Rhein

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Stellungnahme des Presbyteriums<br />

der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

Troisdorf<br />

zu der in der Überarbeitung des Schulentwicklungsplanes vorgesehen<br />

Verlegung der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule<br />

an den Standort der jetzigen Alfred Delp Schule<br />

Das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Troisdorf hat sich in seinen Sitzungen vom<br />

16. November 2010, vom 19. Januar <strong>und</strong> 8. Februar 2011 mit den Plänen der Stadtverwaltung, den<br />

Standort der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule zu verlegen, befasst <strong>und</strong> nimmt dazu wie folgt Stellung:<br />

1. Das Presbyterium würdigt die frühzeitige Information der Gemeindeleitung durch die<br />

Verwaltung. Am 12. November 2010 hat Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski Pfarrer<br />

Dietmar Pistorius im persönlichen Gespräch von den Überlegungen in Kenntnis gesetzt. Am<br />

20. Dezember hatten Pfarrer Pistorius <strong>und</strong> der Schulreferent der Evangelischen <strong>Kirchenkreis</strong>e<br />

Bonn, Bad-Godesberg-Voreifel <strong>und</strong> <strong>An</strong> <strong>Sieg</strong> <strong>und</strong> <strong>Rhein</strong>, Friedrich Talmon, die Gelegenheit zur<br />

Teilnahme an einem Gespräch des 1. Beigeordneten, Heinz Eschbach, sowie des Leiters des<br />

Schulverwaltungsamtes, Karl-Heinz Theus, mit den Schulleitungen der betroffenen Schulen.<br />

Das Presbyterium würdigt diese Transparenz gegenüber der Evangelischen Kirchengemeinde<br />

vor allem vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass es sich bei der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule um eine<br />

städtische Gr<strong>und</strong>schule handelt, die sich – anders als in der Öffentlichkeit zuweilen vermutet<br />

– nicht in Trägerschaft der Evangelischen Kirche befindet.<br />

2. Das Presbyterium kann die seitens der Verwaltung angeführten Argumente zur<br />

Überarbeitung des Schulentwicklungsplanes nachvollziehen, sieht aber die von der<br />

Verwaltung gezogenen Konsequenzen nicht als alternativlos an.<br />

3. Das Presbyterium spricht sich entschieden gegen eine Verlegung der Evangelischen<br />

Gr<strong>und</strong>schule vom jetzigen Standort in der Viktoriastraße an den vorgesehenen Standort der<br />

jetzigen Alfred-Delp Schule aus, <strong>und</strong> zwar aus folgenden Gründen:<br />

a. Die Evangelische Gr<strong>und</strong>schule ist am jetzigen Standort eingeb<strong>und</strong>en in eine<br />

evangelische Infrastruktur, die es an keinem zweiten Ort in der gesamten Region<br />

gibt, <strong>und</strong> die wesentlich zum evangelischen Profil der Schule beiträgt: Evangelische<br />

Stadtkirche, Evangelisches Zentrum für Familien (Familienzentrum NRW) am<br />

Evangelischen Kindergarten, unter anderem mit Sprechst<strong>und</strong>en der Erziehungs- <strong>und</strong><br />

Lebensberatungsstelle der Evangelischen Kirche, Evangelisches Gemeindehaus sowie<br />

die Dienststellen des Diakonischen Werkes (Allgemeine Sozialberatung,<br />

Integrationsagentur, Migrationsberatung, Fachstelle Suchtprävention,<br />

Drogenberatung, Sozialpsychiatrisches Zentrum) haben den jetzigen Standort zu<br />

einer evangelischen Mitte der Region ausgebaut. Die Kirchengemeinde ist in den<br />

letzten 10 Jahren bewusst den Weg dieser Konzentration gegangen, hat andere<br />

1


Standorte aufgegeben <strong>und</strong> dafür erheblich in der Stadtmitte investiert. Weitere<br />

Investitionen in eine Aufstockung des Kindergartens <strong>und</strong> eine Sanierung des<br />

Gemeindehauses sind in Umsetzung bzw. Vorbereitung <strong>und</strong> belaufen sich auf ein<br />

Volumen von über 1 Million Euro. Dabei versteht die Kirchengemeinde ihr<br />

Engagement als Stadtkirche bezogen auf die gesamte Stadt <strong>und</strong> als <strong>An</strong>gebot an alle<br />

ihre Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger.<br />

Am vorgesehen neuen Standort dagegen fehlt jegliche evangelische Infrastruktur.<br />

b. Die Evangelische Gr<strong>und</strong>schule, die auf eine Gründung der Evangelischen<br />

Kirchengemeinde zurückgeht, setzt in ihrem Schulprogramm darauf, evangelischen<br />

Glauben nicht nur durch die Vermittlung religiösen Gr<strong>und</strong>wissens zu vermitteln,<br />

sondern durch vielfältige <strong>und</strong> enge Kooperationen mit der Evangelischen<br />

Kirchengemeinde erfahrbar zu machen: Wöchentliche Schulgottesdienste nach<br />

einem zwischen Schule <strong>und</strong> Gemeinde vereinbarten Konzept gehören ebenso dazu<br />

wie gemeinsame Projekte <strong>und</strong> regelmäßige <strong>An</strong>gebote im Bereich der Kinderchor-<br />

<strong>und</strong> der Kinderarbeit. Für Kinder <strong>und</strong> Eltern, Lehrerinnen <strong>und</strong> Lehrer gleichermaßen<br />

ist der Pfarrer vor Ort ein wichtiger Gesprächspartner vor allem in seelisch oder<br />

finanziell prekären Lebenslagen. Die Kooperation zwischen Familienzentrum <strong>und</strong><br />

Schule stellt den Familien der Schule in unmittelbarer Nachbarschaft ein<br />

hochqualifiziertes Beratungsangebot zur Verfügung. Die Evangelische Beratungsstelle<br />

für Erziehungs-, Jugend-, Ehe- <strong>und</strong> Lebensfragen steht den Eltern der Gr<strong>und</strong>schule im<br />

vertrauten Kontext zeitnah <strong>und</strong> unentgeltlich offen. Die Nähe von Evangelischem<br />

Kindergarten <strong>und</strong> <strong>Evangelischer</strong> Gr<strong>und</strong>schule, die Begegnungen von<br />

Kindergartenkindern <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulkindern, sowie der Austausch zwischen<br />

Kollegium der Schule <strong>und</strong> Erzieherinnen im Kindergarten haben in zurückliegender<br />

Zeit meist einen reibungslosen Übergang vom Kindergarten in die Schule <strong>und</strong> eine<br />

intensive Begleitung der Entwicklung der Kinder auch über den Wechsel von<br />

Kindergarten zu Gr<strong>und</strong>schule ermöglicht. Immer wieder haben Familien Kinder in<br />

beiden Einrichtungen. Durch die Neukonzeption der Familienarbeit haben sich am<br />

Standort in der Stadtmitte inzwischen viele Familien in der Eltern-Kind-Arbeit<br />

eingef<strong>und</strong>en, die nun ihre Kinder im Evangelischen Kindergarten anmelden <strong>und</strong> sich<br />

perspektivisch für den Übergang in die Evangelische Gr<strong>und</strong>schule interessieren.<br />

In der Kooperation mit der Jugendarbeit der Gemeinde steht sozialpädagogische<br />

Kompetenz, in Kooperation mit dem Forum Kirchenmusik musikpädagogische<br />

Kompetenz im Kontext der Schule unentgeltlich zur Verfügung.<br />

Die Kirchengemeinde sieht nicht, wie am neuen Standort diese Kooperationen auch<br />

nur in annähernder Qualität gestaltet werden können.<br />

Sie verweist darüber hinaus auf die Schwierigkeiten, die sich für Familien ergeben,<br />

die Kinder sowohl in der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule als auch in den Einrichtungen<br />

der Kirchengemeinde haben.<br />

c. Das Presbyterium der Kirchengemeinde befürchtet durch den Umzug einen<br />

Identitätsverlust der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> damit langfristig auch eine<br />

Gefährdung in ihrem Bestand. Kinder <strong>und</strong> Eltern identifizieren die Evangelische<br />

Gr<strong>und</strong>schule „Viktoriastraße“ wesentlich auch über den räumlichen Kontext: Die<br />

Evangelische Gr<strong>und</strong>schule hat zwar keine Aula, dafür aber in der Wahrnehmung der<br />

Familien eine Kirche. Wesentliche Schulereignisse werden traditionell in der<br />

2


Evangelischen Stadtkirche begangen, die sich in den letzten Jahren als öffentlich<br />

wahrnehmbarer Identifikationsort des Protestantismus in Troisdorf etabliert hat.<br />

Eltern- <strong>und</strong> Kinder der Gr<strong>und</strong>schule nehmen die Evangelische Stadtkirche als „ihre“<br />

Kirche wahr. Wie umgekehrt Gemeindeglieder die Evangelische Gr<strong>und</strong>schule auch als<br />

„ihre“ Schule wahrnehmen. Am neuen Standort wäre die Evangelische Gr<strong>und</strong>schule<br />

in der Außenwahrnehmung rasch eine Schule wie andere auch, die vermutlich<br />

ähnlichen Problemen ausgesetzt wäre, wie die jetzige Alfred-Delp-Schule, unter<br />

anderem deshalb, weil zu erwarten ist, dass viele Familien aus der Innenstadt<br />

(immerhin 56% der Schulkinder der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule) den Wechsel an den<br />

neuen Standort nicht mitvollziehen werden, sondern ihre Kinder an einer der<br />

anderen Schulen der Innenstadt anmelden werden.<br />

d. Schließlich sieht das Presbyterium ein großes Problem darin, dass nach einer<br />

Verlegung der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule, in der unmittelbaren Innenstadt nur noch<br />

römisch-katholische Konfessionsschulen zu finden sind, die bislang keinen<br />

evangelischen Religionsunterricht anbieten <strong>und</strong> Kooperationen ausschließlich <strong>und</strong><br />

aus nachvollziehbaren Gründen nur mit der Katholischen Pfarreiengemeinschaft<br />

pflegen.<br />

e. Kritisch sieht die Kirchengemeinde auch den zu erwartenden Leerstand des<br />

Gebäudes in der Viktoriastraße <strong>und</strong> äußert Bedenken gegen eine weitere<br />

Brachfläche ohne realistisches Entwicklungskonzept in der Innenstadt.<br />

4. Das Plädoyer des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde für einen Verbleib der<br />

Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule am jetzigen Standort verbindet sich zugleich mit der Erkenntnis,<br />

dass der Evangelischen Gr<strong>und</strong>schule auch am jetzigen Standort räumliche, konzeptionelle<br />

<strong>und</strong> pädagogische Entwicklungsmöglichkeiten gewährt werden müssen. Die dafür<br />

notwendigen Kosten wären mit den anstehenden Kosten für bauliche Sanierungen <strong>und</strong><br />

Investitionen am Schulgebäude Alfred-Delp-Straße (r<strong>und</strong> 2,3 Mio. Euro) zu verrechnen. Im<br />

Blick auf die konzeptionellen <strong>und</strong> pädagogischen Fragestellungen erklärt das Presbyterium<br />

ausdrücklich sein Interesse <strong>und</strong> seine Bereitschaft an einer Mitwirkung. Die Bereitschaft zur<br />

Fortführung <strong>und</strong> Intensivierung der Kooperation mit der Schule ist seitens der<br />

Kirchengemeinde gegeben.<br />

5. Sofern die politischen Entscheidungen dem Vorschlag der Verwaltung folgen, bittet das<br />

Presbyterium darum,<br />

a. …dass alles getan wird, um unter den neuen Bedingungen eine möglichst gute<br />

<strong>An</strong>bindung an das Evangelische Zentrum in der Stadtmitte zu gewährleisten. Das<br />

schließt einen dauerhaft eingerichteten <strong>und</strong> langfristig gesicherten Bustransfer zu<br />

den Schulgottesdiensten in der Stadtkirche ein.<br />

b. …dass an mindestens einer der anderen Gr<strong>und</strong>schulen in der Innenstadt<br />

evangelischer Religionsunterricht, evangelische Kontaktst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> evangelische<br />

Schulgottesdienste ermöglicht werden. Dabei ist auch eine Kooperation der<br />

Gr<strong>und</strong>schulen denkbar.<br />

3


c. …dass der Evangelischen Kirchengemeinde die Möglichkeit gegeben wird, an der<br />

Entwicklung des durch eine Verlegung der Gr<strong>und</strong>schule erheblich veränderten<br />

Quartiers mitwirken zu können, um eine Nutzung zu entfalten, die den<br />

Besonderheiten des Standortes angemessen ist. Es führt hier beispielhaft das vom<br />

Ministerium für Generationen, Familie, Frauen <strong>und</strong> Integration des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen unterstützte <strong>und</strong> von der Stiftung Wohlfahrtspflege geförderte<br />

Kooperationsprojekt „WohnQuartier 4 “ an. In diesem von Diakonie <strong>und</strong> <strong>Evangelischer</strong><br />

Erwachsenenbildung gemeinsam initiierten Projekt wird eine altersgerechte<br />

Quartiergestaltung angestrebt, die folgende vier Faktoren berücksichtigt: 1. Wohnen<br />

<strong>und</strong> Wohnumfeld, 2. Ges<strong>und</strong>heit, Service <strong>und</strong> Pflege, 3. Partizipation <strong>und</strong><br />

Kommunikation, 4. Bildung & Kunst <strong>und</strong> Kultur.<br />

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