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PDF-Format - Jesuiten

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Existenzgrundlage gefährdet.<br />

Jean-Paul Sartre hat es<br />

treffend formuliert: „Um<br />

die Menschen zu lieben,<br />

muss man sehr stark hassen,<br />

was sie unterdrückt.“<br />

Sambia<br />

Priva lächelt über meine<br />

Fragen, als ich von einem<br />

Familienaufenthalt in einem<br />

Slumviertel von Mazabuka<br />

in die Hauptstadt<br />

Lusaka zurückkehre. „Warum<br />

willst Du immer alles<br />

gleich verstehen? Das Lernen<br />

voneinander braucht Zeit. Du bist ja kein<br />

Tourist“,meint er verschmitzt,„und auch kein<br />

Businessman. Freundschaft braucht Zeit, um<br />

zu wachsen.“ Vor allem aber braucht es auch<br />

Zeit, so meine persönliche Erfahrung, bis wir<br />

wirklich bereit sind, gleichberechtigt voneinander<br />

zu lernen und dabei Vorurteile und Stereotypen<br />

zu überwinden.<br />

Indien<br />

Jajaseelan in dem kleinen Dorf bei Sattur in Tamil<br />

Nadu kommt selten in die Stadt.Aber seit<br />

wir uns kennen,schickt er mir dann immer eine<br />

mail aus dem örtlichen Internetcafe.„Auch<br />

in schwerer Zeit“, so schreibt er während der<br />

langen Krankheit meiner Schwester, „sind wir<br />

eine Gemeinschaft. In unseren Gebeten und<br />

Gottesdiensten denken wir an Euch. In unseren<br />

Gebeten sind wir bei Dir.Wir sind doch eine<br />

menschliche Familie!“ Es ist ein holpriges,<br />

pathetisches Englisch,aber der Inhalt hat mich<br />

Kinder auf einer Müllhalde in den Slums von Sambia<br />

mitgetragen über diese Zeit und trägt mich bis<br />

heute.<br />

Es war eine Gnade, dass ich Weltkirche wirklich<br />

als „Gebets-, Lern-, und Solidargemeinschaft“<br />

kennenlernen durfte und nicht nur als<br />

treffliche Beschreibung einer Vision (aus den<br />

Dokumenten seit dem Zweiten Vaticanum bis<br />

zu den jüngeren Schreiben der Deutschen Bischofskonferenz).<br />

Voller Leidenschaft sollten<br />

wir uns gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit<br />

einsetzen, voller Dankbarkeit weltweit<br />

voneinander lernen und voller Dankbarkeit<br />

um eine tragende Gemeinschaft wissen.Vielleicht<br />

kann der Traum doch Wirklichkeit werden<br />

und der Satz von Dom Helder Camara bewahrheitet<br />

sich: „Wenn Du allein träumst,<br />

bleibt es nur ein Traum.Wenn viele gemeinsam<br />

träumen, ist es der Beginn einer neuen Wirklichkeit“.<br />

■<br />

Siegfried Grillmeyer<br />

März 2010/1 <strong>Jesuiten</strong> 21<br />

Foto: Grillmeyer

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