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Komplexe Symbiosen? Pilze, Algen und Bakterien auf Außenfassaden

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<strong>und</strong> Wasser<strong>auf</strong>nahmefähigkeit <strong>auf</strong>.<br />

Unter Umständen können Mikroorganismen<br />

einen Teil der Baustoffe<br />

(Kalkverbindungen etc.) als Nährstoffe<br />

umsetzen. Baustoffoberflächen stellen<br />

unter Umständen sehr günstige<br />

bis ideale Voraussetzungen für die<br />

Besiedlung von Mikroorganismen dar.<br />

Die Oberfläche der Baustoffe, das<br />

Nährstoffangebot im oder außerhalb<br />

des Baustoffs, Licht <strong>und</strong> Feuchte<br />

entscheiden über die Art <strong>und</strong> Menge<br />

der Ansiedlung. Unstrittig ist, dass<br />

die <strong>Pilze</strong>, <strong>Bakterien</strong> <strong>und</strong> <strong>Algen</strong> sehr<br />

flexibel <strong>auf</strong> das Nährstoffangebot re a -<br />

gieren können. Mit der verstärkten<br />

Ansiedlung schafft sich der Mikro -<br />

organismus sein eigenes Klima bzw.<br />

Milieu, um besonders gut zu gedeihen.<br />

Die Besiedlungsfläche, biozide<br />

Zusatzstoffe in Anstrichen oder die<br />

Feuchtesorption verlieren ihren Einfluss<br />

<strong>und</strong> sind bei starker Besiedlung<br />

bedeutungslos. Eine Veralgung ist<br />

<strong>auf</strong> fast allen Oberflächen an der<br />

Außenluft zu beobachten. Besonders<br />

betroffen sind Natursteine, Holz, Metalle,<br />

Beton, organische <strong>und</strong> mineralische<br />

Außenbeschichtungen.<br />

Schäden durch<br />

Mikroorganismen<br />

In der Regel geht von den Mikroorganismen<br />

<strong>auf</strong> Bauteiloberflächen im<br />

Außenbereich keine Gefahr für die<br />

Bewohner aus, da in der Außenluft<br />

eine stärkere Konzentration von z. B.<br />

Pilzsporen an Hausfassaden durch<br />

Verdünnungseffekte im Gegensatz zu<br />

den Innenräumen nicht zu erwarten<br />

ist.<br />

Bei längerer Einwirkung von <strong>Algen</strong><br />

oder <strong>Bakterien</strong> bildet sich <strong>auf</strong> der<br />

Oberfläche der Baustoffe ein sogenannter<br />

Biofilm oder Bioschleim, der<br />

dazu führt, dass die Oberfläche der<br />

Baustoffe angegriffen werden kann.<br />

Die Umsetzungsprodukte in Form von<br />

Säuren greifen das Kalkbindemittel<br />

an <strong>und</strong> führen zu tief greifenden Zerstörungen.<br />

Besondere Schäden sind<br />

an Natursteinoberflächen mit einer<br />

kalkigen <strong>und</strong> porösen Bindemittelmatrix<br />

zu beobachten. Es bilden sich<br />

dort schalige Krusten <strong>auf</strong> den Oberflächen,<br />

die an der Oberfläche relativ<br />

hart sind <strong>und</strong> den tatsächlichen Schaden<br />

an der Oberfläche verschleiern.<br />

Unter diesen Oberflächen bilden sich<br />

komplexe Biofilme, die durch die<br />

tiefe Eindringung in die Steinsub -<br />

s tanz ein erhebliches Schadens -<br />

potenzial darstellen <strong>und</strong> die spätere<br />

Restaurierung der Oberflä chen vor<br />

eine komplexe Aufgabe stellt.<br />

Abb. 1: Giebelfläche eines modernen Einfamilienhauses mit starken Rissbildungen.<br />

Mineralische oder organisch geb<strong>und</strong>ene<br />

Oberputze mit wasserabweisenden<br />

Eigenschaften werden durch<br />

<strong>Bakterien</strong>, <strong>Pilze</strong> oder <strong>Algen</strong> in der<br />

Regel im Zeitraum eines Renovierungsintervalls<br />

nicht tiefgreifend geschädigt.<br />

Die Situation ändert sich, wenn Risse,<br />

wie im folgenden Beispiel, in der<br />

Beschichtung <strong>auf</strong>treten <strong>und</strong> es zu<br />

einer Wassereindringung infolge von<br />

Schlagregen kommt. Die Abbildungen<br />

1 <strong>und</strong> 2 zeigen das Giebelfeld<br />

eines Einfamilienhauses mit horizontalen<br />

<strong>und</strong> vertikalen Rissbildungen<br />

in der Putzbeschichtung. Die Dämmplatten<br />

<strong>auf</strong> dem Betongurt hatten sich<br />

gelöst <strong>und</strong> infolge der thermischen<br />

Beanspruchung haben sich die Platten<br />

stark verwölbt. Es bildeten sich<br />

an den Plattengrenzen infolge der<br />

hohen Zugbelastung in der Beschichtung<br />

Risse. Die Risse mit einer<br />

Breite von $ 0,3 mm transportieren<br />

kapillar das Wasser in die Putzschicht.<br />

In der Risszone konnten sich <strong>Pilze</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Algen</strong> ansiedeln. Die moderne<br />

Architektur des Gebäudes ver fügt<br />

über keinen konstruktiven Feuchte-<br />

Abb. 3: Rissbildungen in der<br />

Beschichtung eines Wärmedämm-<br />

Verb<strong>und</strong>systems mit starker<br />

Verpilzung der Rissrandbereiche.<br />

Abb. 2: Organischer Bewuchs an<br />

den Rissflanken durch Auffeuchtung<br />

der Putzfläche über die Risse.<br />

schutz der Fassade. Weder ist ein<br />

Dachüberstand, noch sind Fensterbänke<br />

vorgesehen. Die vorzeitige Besiedlung<br />

mit Mikroorganismen ist jedoch<br />

<strong>auf</strong> die Risse in der Beschichtung<br />

zurückzuführen.<br />

An einem weiteren Beispiel zeigte<br />

sich eine ähnliche Verpilzung <strong>auf</strong> der<br />

Beschichtung eines Dämmsystems.<br />

Hier hatten sich zudem feine Haar risse<br />

gebildet, an dessen Ränder sich in<br />

einem Abstand von ca. 2,5 cm der<br />

Pilzsaum angesiedelt hatte. Nach<br />

Öffnung der Beschichtung war die<br />

Rissbildung <strong>auf</strong>gr<strong>und</strong> der nicht ausreichend<br />

gestoßenen Dämmplatten<br />

erklärbar (Abb. 3). Die verstärkte Pilzbildung<br />

wurde durch die Haarriss -<br />

bildung begünstigt, da sich in dieser<br />

Zone verstärkt Tauwasser niederschlagen<br />

konnte. Die Gesamtfassade wies<br />

auch in den rissfreien Flächen deut -<br />

liche Pilzbildungen <strong>auf</strong>.<br />

Das Obergeschoss einer Wohnan -<br />

lage in München weist extreme Veralgungen<br />

<strong>auf</strong> (Abb. 4). Die Untersuchungen<br />

zeigten, dass der Oberputz<br />

in einer sehr dünnen Schicht <strong>auf</strong> getragen<br />

war <strong>und</strong> Feuchtigkeit stark<br />

absorbieren konnte (Abb. 5). Ein zusätzlicher<br />

Anstrich war nicht vorhanden.<br />

Durch die andauernde Durchfeuchtung<br />

konnte sich der <strong>Algen</strong> -<br />

befall stark entwickeln.<br />

DER MALER UND LACKIERERMEISTER 10/ 2010 · 27

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