13.01.2013 Aufrufe

Schwelle von Farbigkeit zur Buntheit? Farbe im Stadtbild

Schwelle von Farbigkeit zur Buntheit? Farbe im Stadtbild

Schwelle von Farbigkeit zur Buntheit? Farbe im Stadtbild

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Freilegung <strong>von</strong> Farb -<br />

befunden an historischen<br />

Fassaden gibt uns Aufschluss<br />

über frühere Farbabsichten<br />

und letztlich auch über<br />

das regionale Stadtkolorit.<br />

Die Fachwerkbemalung diente nicht<br />

nur der farbigen Fassung, sondern<br />

auch dem Ausgleich <strong>von</strong> zu dünnen<br />

oder ungleichen Balken. Natur -<br />

gekrümmte Hölzer wurden in freier<br />

Manier etwas begradigt sowie fehlendes<br />

Fachwerkgefüge ergänzt.<br />

Vor 1800 waren die Gefachflächen<br />

<strong>im</strong>mer weiß gehalten und niemals<br />

farbig. Allerdings verwendete man für<br />

Begleitstriche und Bänder in den<br />

Gefachen neben Gelb, Rot und Grau<br />

auch teurere Pigmente wie Smalte,<br />

Spangrün oder Ble<strong>im</strong>ennige. Bei nicht<br />

bemaltem Fachwerk, das höchstens<br />

mit Leinöl eingelassen war, wurde auf<br />

die schmückenden Begleitstriche<br />

verzichtet. Auf dem Lande waren<br />

ohnehin nur die Gebäude der Herrschaft<br />

und die Pfarrhäuser farbig<br />

gestaltet.<br />

Nachdem in der Renaissance die<br />

farbige Fassung der Fachwerkhäuser<br />

begonnen hatte, wurde die Balkenfarbe<br />

Gelb <strong>im</strong> 18. Jahrhundert und<br />

später Grau <strong>im</strong>mer seltener. An ihre<br />

Stelle traten nur noch Rottöne. Erst<br />

seit der Erfindung der Industriepigmente<br />

um die Mitte des 19. Jahr hunderts<br />

war es möglich, Fachwerk auch<br />

Grün oder andersfarbig zu gestalten.<br />

Vielfach eingesetzt wurden jetzt Umbratöne<br />

bis hin zu Schwarz, wobei<br />

Rot <strong>im</strong> 20. Jahrhundert <strong>zur</strong> beliebtes -<br />

ten Fachwerkfarbe wurde. Dieses<br />

Rot wurde als „Ochsenblut-Rot“ bezeichnet,<br />

was dann irrigerweise <strong>zur</strong><br />

Annahme des Anstrichs mit Ochsenblut<br />

führte. Dabei ist Ochsenblut, wie<br />

der Fachmann weiß, <strong>zur</strong> Beschichtung<br />

völlig ungeeignet.<br />

Mit der Erfindung der künstlichen<br />

Farbstoffe wurde auch die weiße<br />

Gefachfarbe <strong>von</strong> kostengünstig in<br />

<strong>Farbe</strong> gesetzten Putzflächen verdrängt.<br />

Der historische Fachwerkbau<br />

sollte in zeitgenössischen<br />

<strong>Farbe</strong>n gestaltet werden.<br />

An neuerem Fachwerk besteht<br />

wegen der Pigmentevielfalt<br />

die Gefahr der Überfärbung.<br />

Unverkennbar<br />

ist die Absicht<br />

des Hausbesitzers,<br />

dem Stadtbesucher<br />

über diese Fassadenmalerei<br />

das<br />

Geschehen der<br />

Luzerner Fasnet<br />

nahe zu bringen.<br />

(Ort: Gerbergasse<br />

in Luzern)<br />

DER MALER UND LACKIERERMEISTER 3/ 2010 · 93

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!