11.05.2012 Aufrufe

Hautsache

Hautsache

Hautsache

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

DA AUF REZEPT<br />

Achtung Gräserpollenallergiker<br />

Noch immer werden die Folgen des Heuschnupfens in Form<br />

von Atemwegserkrankungen unterschätzt und Kinder und<br />

Jugendliche unzureichend behandelt, obwohl es kausale<br />

Desensibilisierungsmöglichkeiten gibt. Allergien entwickeln sich<br />

aus genetischer Disposition und Umwelteinflüssen, wie zu<br />

wenig Kontakt mit Fremdstoffen in den Atemwegen und dem<br />

Verdauungstrakt. Es gibt Hinweise, dass Aerosole und Feinstaub<br />

als Triggerfaktoren die allergenen Eigenschaften von<br />

Pollen drastisch verstärken. Sind beide Elternteile Allergiker,<br />

steigt das Risiko für eine kindliche Atopie auf 70 %. Atopie<br />

(Neurodermitis) steht dabei für die genetische Veranlagung zur<br />

vermehrten IgE-Bildung (das ist ein Antikörper). Damit verstärkt<br />

sich die Neigung, an Antikörper-vermittelten Allergien zu erkranken.<br />

Das Risiko Asthma zu bekommen, liegt übrigens bei Patienten<br />

mit allergischem Schnupfen 3x höher als bei der Normalbevölkerung!<br />

Tipp<br />

Süßgräser (Poaceae) verursachen Allergien, vor allem die in ganz<br />

Europa verbreitete Unterfamilie der »Pooideae«. Sie sind mit<br />

Kulturformen wie Roggen, Weizen und Gerste verwandt. Therapeutisch<br />

werden Einzelpräparate und Gräserpollenmischungen<br />

angeboten. Mischungen entsprechen eher der natürlichen (Poly-<br />

)Sensibilisierungen von Patienten und ahmen den Kontakt auf<br />

molekularer Ebene besser nach, als einzelne Gräserpollen. Ein 5facher<br />

Gräserpollenextrakt in Tabletten, die sich unter der Zunge<br />

auflösen, ist zu Jahresbeginn 2011 auf den Markt gekommen und<br />

kann ab dem 5. Lebensjahr eingesetzt werden. Der richtige Zeitpunkt,<br />

damit zu beginnen, liegt allerdings im Winterhalbjahr. Man<br />

startet 4 Monate vor der erwarteten Pollenbelastung und setzt bis<br />

zum Ende der Saison fort. Die häufigste Nebenwirkung ist Juckreiz<br />

im Mund. Bei vielen Betroffenen verlieren oder verringert er sich<br />

während der ersten 1 bis 4 Wochen der Behandlung. <br />

Herzinfarkt und Co.<br />

Dramatische Auswirkungen für den Betroffenen haben<br />

instabile Herzenge (Angina pectoris),<br />

akuter Myokardinfarkt<br />

plötzlicher Herztod.<br />

Man fasst die drei Begriffe unter der Bezeichnung »akutes<br />

Koronarsyndrom« zusammen. Hauptmerkmal des akuten Myokardinfarktes<br />

ist der meist über 20 Minuten anhaltende heftige<br />

Brustschmerz, während unter instabiler Angina pectoris jede<br />

Änderung des Charakters und/oder der Häufigkeit der Brustenge<br />

oder Herzschmerzen verstanden wird. Beim Infarkt sind die typischen<br />

Beschwerden flächig über der vorderen Brustwand und<br />

hinter dem Brustbein lokalisiert und eventuell mit Ausstrahlung<br />

vorwiegend in den linken Arm, Rücken oder Kiefer verbunden. Es<br />

sind drückende, beklemmende Schmerzen, die von der Körperhaltung<br />

oder Atmung kaum abhängen! Weniger charakteristische<br />

Symptome finden sich bei jungen (25- bis 40-jährigen) oder<br />

älteren Patienten (> 75 Jahre), Frauen und Diabetikern. Auch bei<br />

rascher notärztlicher Intervention stirbt innerhalb der folgenden<br />

sechs Monate einer von drei Patienten oder erleidet einen zweiten<br />

Infarkt bzw. muss rehospitalisiert werden.<br />

»Ticagrelor« ist eine vollständig neue chemische Substanz und<br />

wird zur Verhinderung von Gefäßverschlüssen beim akuten Koronarsyndrom<br />

eingesetzt. Es senkt die hohe Sterblichkeit signifikant<br />

unter den bisherigen Wert des Vorgängerpräparates »Clopidrogel«,<br />

ohne zugleich das Blutungsrisiko zu steigern und ist zugleich<br />

besser steuerbar. Dazu genügt die Einnahme von 2 Tabletten täglich,<br />

ergänzt mit 1 Tablette »Acetylsalicylsäure« zu 100 mg. <br />

44 DA Mai 2011<br />

DA DIABETES NEWS<br />

© Karlova Irina<br />

Doppelter Leidensdruck<br />

Gewalterfahrungen<br />

fördern Diabetes Typ 2<br />

Gewalt gegen Kinder belastet die Opfer nicht nur psychisch,<br />

sondern erhöht auch das Risiko, später körperlich zu erkranken:<br />

Wer im frühen Leben misshandelt oder sexuell<br />

missbraucht wird, ist Studien zufolge im Erwachsenenalter anfälliger<br />

für eine chronische Schmerzstörung, koronare Herzkrankheit<br />

(KHK) oder einen Diabetes Typ 2. Mediziner und Psychologen<br />

entschlüsseln derzeit, wie ein psychisches Trauma den Körper im<br />

Lauf von Jahrzehnten massiv schädigt.<br />

Die Zahlen sind erschreckend: Der Anteil der Kinder, die im Vorschulalter<br />

missbraucht werden, liegt zwischen 8 und 14 %. Das<br />

Durchschnittsalter der missbrauchten Kinder liegt ungefähr bei 11<br />

Jahren. In Österreich werden jährlich rund 700 Sexualdelikte an unter<br />

14-jährigen zur Anzeige gebracht.<br />

„Aber frühkindliche Gewalterfahrungen schädigen nicht nur die<br />

Psyche der Opfer, sondern sie brennen sich auch tief in körperliche<br />

Prozesse ein“, erläutert Professor Dr. med. Johannes Kruse, Direktor<br />

der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie an der Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen. „Damit bereiten sie den Boden für gravierende<br />

somatische Störungen wie chronische Schmerzstörungen,<br />

koronare Herzkrankheit oder Diabetes Typ 2, die meist erst Jahrzehnte<br />

später ausbrechen.“<br />

Diese erhöhte Gefährdung erklären Mediziner einerseits mit dem<br />

Lebensstil: Viele traumatisierte Menschen rauchen, ernähren sich<br />

ungesund und bewegen sich weniger. Zusätzlich zeigen Untersuchungen<br />

aber auch, dass Opfer von Gewalt später besonders heftig<br />

auf Stress reagieren.<br />

Darüber hinaus zeigen Untersuchungen, dass im Körper vieler Trauma-Opfer<br />

verstärkt chronische Entzündungsprozesse ablaufen, die<br />

ebenfalls den Blutgefäßen schaden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!