Hautsache
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E-MEDIKATION<br />
Start für Pilotversuch<br />
e-Medikation<br />
für mehr<br />
Sicherheit<br />
In der Apotheke des Präsidenten der Österreichischen Apothekerkammer,<br />
Mag. pharm. Heinrich Burggasser, in Wien haben<br />
sich vor kurzem Gesundheitsminister Alois Stöger diplômé,<br />
der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger,<br />
Mag. Dr. Hans Jörg Schelling, sowie die Seniorenvertreter<br />
Dr. Andreas Khol und Dr. h.c. Karl Blecha versammelt, um<br />
den Start für die drei e-Medikations-Pilotprojekte in Österreich<br />
frei zu geben. Neun Monate lang soll das System getestet,<br />
dann verbessert und schließlich kommendes Jahr auf ganz<br />
Österreich ausgedehnt werden.<br />
„Wir kämpfen seit rund 10 Jahren um die e-Medikation. Pro Jahr<br />
gibt es in Österreich an die 130 schwere Arzneimittelzwischenfälle,<br />
weil die Menschen Medikamente einnehmen, die sich nicht miteinander<br />
vertragen“, sagte Khol. Er fordert alle älteren Menschen auf,<br />
sich an dem System zu beteiligen. Ähnlich auch Blecha: „Die e-<br />
Medikation hilft besonders älteren Menschen. Diese kaufen auch<br />
immer mehr rezeptfreie Medikamente zu den vom Arzt verschriebenen<br />
dazu.“<br />
OÖ, Wien und Tirol<br />
Beteiligt an den Pilotprojekten sind Oberösterreich (Bezirke Wels,<br />
Wels-Land, Eferding und Grieskirchen), Wien (Donaustadt und<br />
Floridsdorf) und Tirol (Bezirke Reutte, Imst und Landeck). Dort<br />
nehmen insgesamt etwas mehr als 100 Ärzte, etwa 50 Apotheken<br />
und in jeder Region mindestens ein Krankenhaus (Wien: SMZ-<br />
Floridsdorf, SMZ-Ost; Oberösterreich: Klinikum Wels-Grieskirchen;<br />
Tirol: Bezirkskrankenhaus Reutte, Krankenhaus St. Vinzenz/Zams<br />
und Uniklinik Innsbruck) teil. Für die Patienten – die Krankenversicherten<br />
– ist die Teilnahme in den jeweiligen Regionen kostenlos<br />
und freiwillig. Sie müssen zunächst einmal beim Arzt oder Apotheker<br />
schriftlich ihrer Beteiligung zustimmen sowie jeweils mündlich<br />
bei Benützung des Systems. Es funktioniert über die e-Card. Die<br />
Daten werden auf der e-Card übrigens nicht gespeichert.<br />
Mehr Arzneimittelsicherheit<br />
Das Ziel: Es soll jenes System erprobt werden, über das Arzneimittelverschreibungen<br />
und Medikamentenabgabe für die auf freiwilliger<br />
Basis teilnehmenden Patienten sicherer gemacht werden soll.<br />
Ärzte, Apotheker und Spitäler können damit im Bedarfsfall aufrufen,<br />
welche Arzneimittel dem Patienten verschrieben wurden und es<br />
eventuell zusätzlich (rezeptfrei) in der Apotheke gekauft hat. Verzeichnet<br />
werden soll auch, welche Arzneimittel in der Apotheke für<br />
den einzelnen Patienten wirklich abgegeben wurden. Es erfolgt eine<br />
Prüfung auf potenzielle Wechselwirkungen und – besonders für<br />
die Koordination der ärztlichen Verschreibungen wichtig – auf<br />
eventuelle Mehrfachverschreibungen eines Medikaments, zum Beispiel<br />
durch Hausarzt und Facharzt.<br />
6 DA Mai 2011<br />
Gesundheitsminister Stöger, der – so wie die anderen pro minenten<br />
Vertreter des österreichischen Gesundheitswesens – seine e-Card<br />
zückte und die Einverständniserklärung für die Teilnahme zur<br />
e-Medikation gab: „Ich denke, dass der heutige Tag zu einer<br />
Qualitätsverbesserung im Gesundheitswesen führen wird.“<br />
Krankenhäuser, Ärzte und Apotheken sollten in der medikamen -<br />
tösen Behandlung von Patienten auf diese Weise besser zusammen<br />
arbeiten können.<br />
Der Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hans<br />
Jörg Schelling, betonte bei dem Termin zum Start der e-Medika -<br />
tions-Pilotversuche in Wien-Donaustadt den innovativen Charakter<br />
des Systems: „Die Pilotversuche sollen neun Monate laufen. Von<br />
heute an könnte das System auf ganz Österreich in etwa 14 Monaten<br />
ausgedehnt werden.“<br />
Der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Heinrich<br />
Burggasser: „Ich hoffe, dass das System zum Wohle der Bürger<br />
laufen wird. Wir wollen damit weniger Arzneimittelzwischenfälle<br />
haben. Am Anfang wird das System für die Apotheker zu einer<br />
Mehrbelastung führen.“<br />
Letzteres ist auf die notwendige komplexe Abstimmung zwischen<br />
Apotheken-Software, e-Medikations-Software, Ordinations- und<br />
Spitalssoftware sowie auf die erforderliche enge Kooperation zwischen<br />
Ärzten, Apothekern und Krankenhäusern zurückzuführen.<br />
So werden die Apotheker in den ersten Wochen die von den Ärzten<br />
verschriebenen und in der Apotheke abgegebenen Arzneimittel noch<br />
selbst eingeben müssen. Das soll ja später in den Ordinationen geschehen.<br />
Auch alle Prüfschritte werden zunächst in den Apotheken<br />
erfolgen.<br />
So läuft die Überprüfung zur Arzneimittelsicherheit ab: Der Kunde<br />
bekommt ein Formular mit der Zustimmungserklärung, die er unterschreibt<br />
(Kopie an den Kunden). Er kann übrigens auf Wunsch<br />
auch Bereiche, die er nicht vermerkt haben will, ausschließen. Dann<br />
erfolgt das Einscannen der vom Arzt verschriebenen Medikamente.<br />
Schließlich wird die e-Card gesteckt. Dann erfolgt die Prüfung auf<br />
potenzielle Wechselwirkungen. Auch die Abgabe der Medikamente<br />
wird vermerkt. Wenn das System allerdings auch in den Arztpraxen<br />
läuft, sollte der Arzt die Verschreibung und die Prüfung vornehmen<br />
und dies dann bestätigen. In den Testregionen leben rund<br />
500.000 Krankenversicherte. Eine Beteiligung von rund 10 Prozent<br />
wird angestrebt.<br />
© Hauptverband öst. Sozialversicherungsträger/APA-Fotoservice/Preiss