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Ernst Wiechert - Der Totenwolf -> Kapitel 10 - ernst wiechert im internet

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Am Bußtag stand Wolf in der Kirche, <strong>im</strong> Schatten des Gestühls, das den<br />

Altar umrahmte. Durch das Fenster sah er die kahlen Äste der Linden und<br />

die Schneeflocken, die sich langsam über die Zweige legten. Seine Seele<br />

glitt zurück zu dem Abend am Moor, wo der Afrikaner von ihm gegangen<br />

war, um an den letzten Fackeln des Krieges sich zu wärmen, und weiter<br />

über die Ebenen der östlichen Länder, die sie als Totenwölfe durchstreift<br />

hatten. Durch alle gleitenden Bilder blickten seine fiebernden Augen hindurch<br />

bis zu einem letzten, unbeweglichen Punkte, der aus weiter Ferne<br />

die Schläge seines Herzens lenkte, und in diesem Punkte brannten die<br />

Augen des ehernen Gottes hart und unerbittlich, ohne die Lider zu senken.<br />

Schwere Träume hatten in den letzten Nächten seine Seele zerstört, nach<br />

Wochen, die mit undurchdringlichem Nebel über dem Moore gelegen hatten;<br />

Träume, in denen seine Hände sich blutend in die Erde des Stollens<br />

gegraben hatten und in denen Erikson seine mahnenden Augen aus dem<br />

halbverwesten Antlitz aufgeschlagen hatte, um mit blassen Lippen mühsam<br />

zu flüstern: "Widar ... du bist Widar!"<br />

So war er in die Kirche gegangen, Herz und Schritte schwer von etwas Großem,<br />

Wildem, das gestaltlos vor seiner Seele stand.<br />

<strong>Der</strong> Schrei der Orgel ließ ihn erschauern. Dann erklang schleppend der<br />

Gemeindegesang:<br />

"Wie ist mir doch so herzlich bange<br />

Von wegen meiner großen Sund!<br />

Ach daß von dir ich Gnad erlange,<br />

Ich armes und verlornes Kind!<br />

Erbarme dich, erbarme dich,<br />

Gott, mein Erbarmer, über mich!"<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 181<br />

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182<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Als er die Augen hob, sah er den Pfarrer auf der Kanzel stehen, düster, als<br />

sei er von dem Grabe seiner Söhne aufgestanden. Wolf lauschte auf den Tonfall<br />

seiner St<strong>im</strong>me, ohne die Worte zu verstehen. Er sah die Gestalt <strong>im</strong> Lampenlicht,<br />

den Arm erhoben zum Schwur, und er hörte in der Erinnerung die<br />

Worte: "Ich glaube und ich werde glauben, auch wenn die Welt in Blut und<br />

Asche versinkt!" Und seine eigenen Worte hörte er, seltsam nahe. "Ich<br />

werde Ihnen viel Leid bereiten, Herr Pfarrer."<br />

"Stärke alle", betete der Pfarrer, "die mit uns denselben teuren Glauben empfangen<br />

haben und deinen Namen unter Gefahr, Not und Verfolgung bekennen<br />

..."<br />

Wolfs Hand glitt in die Tasche und fuhr leise über die kühle Schneide seines<br />

Dolches. Ein krampfhaftes Lächeln verzerrte seine Züge.<br />

"Gib gedeihliche Witterung den Früchten der Erde", betete der Pfarrer,<br />

"und wende in Gnaden von uns ab alle wohlverdienten Landplagen. Gedenke<br />

nach deiner Barmherzigkeit der Witwen und Waisen, der Bekümmerten<br />

und Angefochteneu, der Kranken und Sterbenden. Hilf einem jeden in seiner<br />

Not. Du Heiland aller Menschen, sonderlich Deiner Gläubigen. Bewahre<br />

uns vor einem bösen, unbußfertigen Tode und bringe endlich uns alle in<br />

Dein ewiges H<strong>im</strong>melreich durch Jesus Christus, unsren Herrn. Amen!"<br />

"Herr, erbar ... me Dich!" sang die Gemeinde.<br />

Wolf stand auf dem Altar. Seine Augen brannten in die hundert entsetzten<br />

Augen der Menge. Seine Linke hielt er auf das Herz gepreßt, seine Rechte<br />

tastete rückwärts nach der brennenden Kerze neben dem Kruzifix. "Nein ...<br />

erbarme Dich nicht!" sagte er leise. "Erbarme Dich nicht!" schrie er in jäh<br />

ausbrechender Wildheit. "Erbarme Dich nicht über die Demütigen und<br />

Kraftlosen ... geh fort aus dem H<strong>im</strong>mel, der Dir nicht gehört. Du Vernichter<br />

der deutsehen Seele ... fort mit Deiner Liebe und Demut! <strong>Der</strong> neue Gott wird<br />

Dich austreiben ... seht ihr seine brennenden Augen über euch? Gesindel<br />

ihr, Tempelschänder ..."<br />

Er riß die Kerze aus dem Leuchter und hob sie über sein Haupt. Ein Schrei<br />

gellte durch die Kirche, ein einzelner, jammervoller Schrei aus blassem<br />

Frauenmund, stieß mit irrem Flügel gegen Fenster und Wölbung und flatterte<br />

vor dem Altar zu Boden. "Wolf!" schrie die verzweifelte St<strong>im</strong>me. "Wolf!"<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Er stockte um eines Atems Länge, und mit dem Stocken zerbrach die Lähmung<br />

der Gemeinde. "Lästerer!" brüllte es auf. "Schlagt ihn tot ... schlagt<br />

tot!" Aus dem Antlitz der Masse sah er den Blitz des Hasses aufflammen, er<br />

sah die Arme und Fäuste, den Sturm, der das dunkle Meer zerwühlte und<br />

der die Woge gegen ihn schleuderte, eine brüllende, schaumüberspritzte<br />

Woge, die die Gänge entlangfegte, die Stufen, den Altar, um ihn, über ihn ...<br />

"Tempelschänder!" schrie er und schleuderte das Licht in die Woge.<br />

"Tempel ... schän ... der! ..." Dann verschlang die Woge ihn.<br />

In der Sakristei wischte der Pfarrer ihm das Blut aus der Stirne. Wie <strong>im</strong><br />

Nebel sah er das finstere Gesicht des Gendarmen und Annemaries knieende<br />

Gestalt, die Stirn auf dem Stuhle, die schmalen Schultern <strong>im</strong> Krampfe<br />

bebend. "Es hat begonnen", flüsterte er heiser und blickte dem Pfarrer in die<br />

Augen. "Nun wird es ... weitergehen und ... vollenden ..."<br />

"Wolf!" sagte der Pfarrer leise.<br />

Er stand schon an der Türe und hob nur die Hand. "Die Augen Gottes sind<br />

über mir", rief er wild. "Sie werden euch vernichten ... ausbrennen werden<br />

sie euch alle, euren Gott, euer Christentum, eure Kirchen und<br />

Steinwüsten ... euch alle, alle!"<br />

Als er die Türe öffnete, taumelte er, und ehe der Pfarrer zuspringen konnte,<br />

fiel er schwer auf die Fliesen, mit einem verzerrten Lächeln, die Faust über<br />

dem Herzen geballt, als wolle er es zusammenpressen, daß es weiter<br />

schlage, bis der Weg vollendet sei.<br />

Im grauen Hause lag er lange Wochen in schwerem Fieber. Endlose Straßen<br />

ging seine gequälte Seele, durch Wald und Moor und Städte <strong>im</strong> Abendlicht,<br />

<strong>im</strong> dunklen Niemandsland und unter der Erde. Leichen waren um seine<br />

Füße, der Mann mit der Krücke starrte aus dem Nebel herüber, und Eriksons<br />

Totenantlitz tauchte <strong>im</strong>mer aufs neue aus Grauen und Verwesung<br />

empor. Und wollte seine Seele einmal still werden und versinken <strong>im</strong> Quell<br />

der Genesung, so scheuchten die Augen des ehernen Gottes ihn wieder auf<br />

und hetzten ihn die Erde entlang, von Stadt zu Stadt, über der er die Brandfackel<br />

schwang und den Dolch, nach dem seine kraftlosen Finger sich<br />

krampften.<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 183<br />

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184<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Als er erwachte, donnerte schon das Eis über dem Strome, und seine müden<br />

Blicke folgten durch das Fenster dem grauen Pfeil der Wildgänse, der hoch<br />

durch den H<strong>im</strong>mel glitt. "Mach mich gesund, Mutter", flüsterte er, "schnell,<br />

daß ich vollenden kann, und frage nicht, frage nicht!"<br />

Auch Frau Agnete hörte den flatternden Schrei der Gänse in der langen<br />

Nacht, wenn das Antlitz ihres Lebens sich vor ihren blinden Augen erhob.<br />

"Du schlägst mich hart, mein Gott", flüsterte sie, und ihre Brauen zuckten<br />

wie früher. "Aber ich bitte dich nicht um den Tod ... nur wenn er stirbt, gib<br />

ihm ein stolzes Ende und laß mich sein Haupt in meinem Schöße halten ...<br />

nur das!"<br />

Als Wolf vor dem Richter stand, schwieg er. Nur als der Pfarrer mit gütigen<br />

Worten anzudeuten begann, daß hier ein Fall religiöser Überreizung vorliege,<br />

als er von seiner Jugend erzählte und dem Heldentum seines Krieges,<br />

da hob er den Blick zum Richter. "Ich bin nicht krank", sagte er stolz. "Ich<br />

bin höchstens krank am Vaterland wie Sie auch. Nur Sie fügen sich still und<br />

tragen Ihre Krankheit, ich aber muß kämpfen um mein Land. Und so muß<br />

ich kämpfen gegen Gott und Christus, solange mein Herz schlägt, gegen das<br />

stadtgeborne Geschlecht und den Leichenatem der Zeit, weil mein Gott es<br />

mir befiehlt, und anders kann ich nicht."<br />

Mit stockender St<strong>im</strong>me hatte der Richter das Urteil gesprochen: vier<br />

Wochen Gefängnis, und lächelnd hatte Wolf das Haupt vor ihm geneigt.<br />

In den schleichenden Stunden der Haft saß er auf seinem Lager, den Kopf in<br />

die Hände gestützt, und wandte den furchtlosen Blick in die Zukunft. <strong>Der</strong><br />

Krampf der letzten Monate schien sich ihm langsam aus seinem Herzen zu<br />

spülen, die Nebel zu zerfließen, die ihm den Weg verhüllt hatten, die kommende<br />

Straße sich klarer herauszuheben aus der dumpfen Enge des Traumlandes.<br />

<strong>Der</strong> Totenwinkel glitt zurück. Er hatte den Stahl in die erste Fuge<br />

gepreßt, und durch den flammenden Spalt hatte er hinausgeblickt in eine<br />

Ferne, in deren kaltem Glänze der Totenwinkel versank. Er würde fortgehen,<br />

weit, auf N<strong>im</strong>merwiederkehr, bis an das Herz des deutschen Landes,<br />

wo die Adern schlugen und der rauschende Klang des Blutes Lärm und Tanz<br />

überdröhnte. Dort würde er den Dolch noch einmal in die Faust nehmen,<br />

dort würde er den letzten Kampf beginnen, nicht allein, nicht gegen eine<br />

leise zuckende Nervenfaser, sondern getragen von tausend Armen, gegen<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

das steinerne Herz, das <strong>im</strong> roten Blute schlug. Gott würde es ihn finden lassen,<br />

die Jünger, den Dolch, das Herz.<br />

Und dort würde er auch sterben, vielleicht nicht vollendend, aber unter der<br />

Fahne des Kampfes. Und wenn er nicht vollendete? Was würde sein Leben<br />

sein? In dem Saal des Tanzes würden sie weiter lärmen und trinken, die den<br />

Wald und die Scholle verloren hatten und den deutschen Frühling. Bis ans<br />

Tor war er gedrungen, und dre<strong>im</strong>al hatte der Griff seines Schwertes an das<br />

dröhnende Erz geschlagen. Da waren sie drinnen verstummt, jäh erblaßt<br />

nach dem Tore starrend, hinter dem der fremde Gast stand. Die Kerzen flakkerten,<br />

die Masken fielen, und vorgebeugt lauschend standen sie und warteten,<br />

daß das Tor aufsprang, daß die Fenster zerklirrten und daß der kalte<br />

Atem hereinfuhr, in dem die Kerzen erloschen und das Letzte, Finstere, Blutige<br />

begann.<br />

Aber nichts kam. Die Faust schlug nicht wieder. Die Musik setzte ein,<br />

Gelächter flog auf, und alles war wie ehedem. Ein Sucher nach Gott war tot,<br />

und die Fäden glitten aus seiner Hand, die er um die steinernen Götter<br />

geknüpft hatte, um sie zu stürzen. Niemand nahm sie auf. Gras wuchs über<br />

ihnen, Füße des Alltags schritten über sie hinweg und sie versanken wie<br />

Geleise in einem toten Lande, unerkennbar, nie gewesen. Denn sein Blut war<br />

tot. Niemand fing es auf in einer Schale, es umzugießen in neue Adern. Es<br />

versickerte in tiefer Erde, in Strömen, in Tropfen, und dann war es versunken.<br />

War er so weit gekommen in <strong>im</strong>mer wiederholten Gedankenreihen, dann<br />

gedachte er des Mädchens <strong>im</strong> grauen Hause und seines Kindes, und er<br />

lächelte bitter. Dies Kind würde nicht vollenden. Es würde nur weinen, sein<br />

Leben lang, als ein Kind des Leibes und nicht des Geistes. Es war ein Kind<br />

des Totenwinkels, aus der endlosen Reihe der "Armen", der Dumpfen und<br />

Tränentragenden. Er aber brauchte ein anderes Kind.<br />

Eines Abends, als er von seinem Lager aus der Sonne zusah, wie sie das<br />

Dach des hohen, grauen Hauses vor seinem Fenster vergoldete und <strong>im</strong>mer<br />

tiefersank, bis zuletzt nur der First wie eine funkelnde Speerstange zwischen<br />

dem düsteren Blau des H<strong>im</strong>mels und dem finsteren Grau des Daches hing,<br />

wurde die Türe geöffnet und der Afrikaner betrat seine halbdunkle Zelle.<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 185<br />

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186<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

"Es war nicht nötig, Onkel Hermann", sagte Wolf mit gutmütigem Lächeln<br />

und rückte zur Seite, um ihm Platz zu machen. "Du mußt dir solche Wohnstätten<br />

nicht ansehen ... einen Wolf zu schießen ist schön, aber Wolfsgruben<br />

haben <strong>im</strong>mer etwas Gemeines ... und ich habe es ganz gut hier, sonst hätte<br />

man dich auch nicht zu mir gelassen."<br />

<strong>Der</strong> Afrikaner winkte mit der Hand. "Nicht deshalb", antwortete er. "Du hast<br />

es ja bald überstanden ... Aber nachher, Wolf, was soll werden?"<br />

"Ich gehe fort."<br />

"Wohin?" "Weit ... in die Hauptstadt ... an mein Amt."<br />

"Sie werden dich wieder einsperren."<br />

"Nein, nie wieder! Aber ich werde nicht zurückkommen, ich werde bald vollendet<br />

haben ... das Leben, meine ich ... das andre nicht."<br />

"N<strong>im</strong>m mich mit, Wolf!"<br />

"Nein!" antwortete er hart. "Ich muß allein sein ... viel danke ich dir, Onkel<br />

Hermann, sehr viel, aber mein Jünger wirst du nie werden. Dein Gott ist vielleicht<br />

mein Gott, aber dein Tod ist nicht mein Tod."<br />

"Ich will dir helfen", bat der Afrikaner leise. "Mit der Büchse, mit meiner<br />

Hand ... die Welt ist leer ohne dich."<br />

"Die Welt ist nur leer ohne Gott ... erfüllt sie mit eurem Geiste, und sie ist<br />

nicht leer ... was will deine Seele in den Steinen der Stadt?"<br />

"Wenn du mich nicht mitn<strong>im</strong>mst, gehe ich fort, in die Steppe, in den Urwald.<br />

Ich nehme den Hauptmann mit. Die Sonne ist kalt geworden, seit die Feuer<br />

erloschen sind. Die Welt ist eng, die Patrone rostet mir <strong>im</strong> Lauf. Wo ich gehe,<br />

sind hundert Füße gegangen, wohin ich blicke, haben hundert Augen<br />

geblickt. Ich will gehen, wo niemand gegangen ist. Ich brauche ein Land, das<br />

niemand kennt, jeden Morgen eine neue Sonne, jede Nacht neue Sterne. Ich<br />

brauche das Raubtier und den wilden Menschen, den Speer, der durch das<br />

Dickicht zischt, alles weit, einsam und groß ... ich brauche ..." Er brach ab<br />

und versank in Gedanken.<br />

Wolf sah ihn liebevoll an. "Wenn du gingest", sagte er mit gütigem Lächeln,<br />

"würdest du zugrunde gehen, glaube es mir! Und weißt du, woran? Am<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

He<strong>im</strong>weh würdest du sterben! Vor dem Kriege, vielleicht hättest du da<br />

gehen sollen, vielleicht. Jetzt nicht mehr. Du vergißt, was der Krieg gewesen<br />

ist, der große Pflüger, der mit Stahl und Feuer durch deine Seele gegangen<br />

ist. Du hast eine andre Seele bekommen. Keine Weltwandrerseele mehr,<br />

kein unendliches Haus. Eine deutsche Seele hast du bekommen, wie ich. wie<br />

mancher andere. In den vier Jahren, wo du draußen lagst, da nahm der neue<br />

Gott den glühenden Stahl und drückte ihn langsam und tief in dein bloßes<br />

Herz wie einen Stempel, mit dem man edle Pferde zeichnet ... Da welkten alle<br />

Blumen, die es bis dahin trug, Glück und dunkles Sehnen nach unendlicher<br />

Ferne, Frieden und Ruhe des engen Lebens, und eingebrannt steht nur ein<br />

einziges Wort in deiner neuen Seele: Deutschland! ... Du entfliehst ihm nicht<br />

mehr. Geh in die Steppe, und jedes Sandkorn wird flüstern: >Was willst du<br />

hier? Steht nicht auf deiner Stirn geschrieben "Deutschland"^ Geh in den<br />

Urwald, und jedes Blatt wird flüstern: >Was fliehst du deine He<strong>im</strong>at, dein<br />

Waldeshaus? Geh he<strong>im</strong>wärts und hilf ihm, daß es nicht verderbe!< Du<br />

kannst nicht mehr fliehen, und nähmest du Flügel der Morgenröte, das<br />

blasse Antlitz deines Vaterlandes würde über dir sein in Traum und<br />

Wachen ...<br />

Mich treibt es zum Tode, du aber mußt leben, Onkel Hermann. Du willst<br />

gehen, wo niemand gegangen ist, sagtest du, in einem Lande, das niemand<br />

kennt ... wenn ich es dir nun gebe, dieses Land?" Er verschränkte die Hände<br />

unter dem Kopf und blickte durch das helle Viereck des Fensters hinaus, wo<br />

die Sterne über dem schwarzen Dache standen.<br />

"Wo ist es?" fragte der Afrikaner leise.<br />

Wolf schwieg lange Zeit. "Meine Mutter wird es dir sagen", flüsterte er endlich.<br />

"Wenn ich fort bin ... ein Land, das niemand kennt ... die Seele eines Kindes."<br />

"Deines Kindes?"<br />

"Frage nicht! ... Über zwei Geschlechtern wirst du gewacht haben, wenn sie<br />

dich einmal zur Erde betten ... Schwert und Runen wirst du sie gelehrt<br />

haben ... klage nicht! An der Schwelle des Waldeshauses wirst du sterben.<br />

Samenkörner in der erstarrten Hand ..."<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 187<br />

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188<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Als der Schließer die Türe öffnete, griff Wolf nach des Försters Hand. "Du<br />

bleibst?" fragte er unruhig. "Versprich!"<br />

"Ich verspreche!" antwortete der Afrikaner traurig. "Aber das neue Land ...<br />

vergiß nicht!";<br />

"Ich vergesse nicht ... nächsten Sonnabend werde ich entlassen, mittags.<br />

Bring meinen Kahn zu Eriksons, damit ich zurückfahren kann, aber allein ...<br />

leb wohl!"<br />

Am nächsten Tage, in der Dämmerung, kam Hilde. Sein Gesicht wurde blaß,<br />

als er sie erkannte. "Weshalb kommst du?" fragte er mühsam und trat bis an<br />

die Wand der Zelle zurück. "Hat er dich geschickt?"<br />

Sie setzte sich auf das Fußende seines Lagers und blickte mit schmerzlichem<br />

Lächeln zu ihm auf. "Keiner hat mich geschickt", sagte sie, und ihre<br />

St<strong>im</strong>me bebte leise. "Mir war nur, als müßte ich bei dir sein wie du bei meinem<br />

Vater."<br />

Er schob das Licht zur Seite und trat ans Fenster, die Stirn an das Gitter<br />

legend. "Verstehst du ... was ich getan habe?" fragte er.<br />

"Ja!" antwortete sie laut und klar. "Ich verstehe ... Vater würde nicht den Mut<br />

gehabt haben, aber Frau Agnete hat recht gehabt, daß du die Welt erobern<br />

wirst ... ich glaube dir, und das wollte ich dir sagen."<br />

Die Tränen liefen ihr über das Gesicht, und sie verbarg sie nicht, als er sich<br />

umkehrte und sie ansah.<br />

"Wenn du mir glaubst", sagte er mit schwerem Atem, "dann steht dir viel<br />

Leid bevor ... sie werden dich steinigen wie mich."<br />

"Du gehst fort?"<br />

"Ja, allein ... auch ohne dich."<br />

"Ich wußte es", flüsterte sie.<br />

Er saß vor ihr auf dem Holzschemel, den düsteren Blick in ihre Augen<br />

gerichtet. "Du täuschest dich", fuhr er fort, "wenn du glaubst, daß ich e Welt<br />

erobern werde. Du täuschest dich, wie ich mich getäuscht habe. Ich werde<br />

nicht vollenden, aber den ersten Stein werde ich herausbrechen aus ihrem<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Tempel. Er wird mich zerschmettern, aber das Knirschen des Mörtels wird<br />

nicht mehr aus ihren Ohren gehen, das Schwert über ihrem Nacken wird<br />

bleiben ... verstehst du mich?"<br />

Sie nickte.<br />

"Aber bevor ich gehe", sagte er, flüsternd vor Erregung, "muß ich suchen ...<br />

den Faden, der meine Seele anknüpft an das kommende Geschlecht, die<br />

Schale, die mein Blut empfängt, das Siegel für die Ewigkeit ... oder ... wenigstens<br />

... den Glauben daran."<br />

Sie hob unwillkürlich die Hände gegen seinen flammenden Blick. "Was ...<br />

willst du?" fragte sie tonlos.<br />

"Mein Kind!" sagte er hart. "Meine Vollendung!"<br />

Er stand auf und trat wieder ans Fenster. "Nun geh!" sagte er müde, nach langem<br />

Schweigen. "Du weißt jetzt, wie schwer der Weg ist."<br />

"Und ich?" rief sie wild, vom Lager aufspringend. "Ich selbst?"<br />

"Du bist die Schale", antwortete er milde, "die mein Blut empfängt,, und über<br />

uns beiden ist die Frucht und die Ernte ... nun geh!"<br />

Wortlos verließ sie die Zelle.<br />

Am Ostersonnabend trat er auf die Straße, geblendet von dem funkelnden<br />

Goldstrom, den die Sonne aus der engen Straße schuf. Lerchen hoben sich<br />

jubelnd über das nahe Feld, und über einem verfallenen Zaun sah er das<br />

leuchtende Grün der Stachelbeerbüsche. Im leichten Schwindelgefühl<br />

schloß er die Augen. Es war ihm, als höre er die hohen Wipfel rauschen und<br />

den Schrei der ersten Gabelweihen über dem sch<strong>im</strong>mernden Moor. Aber<br />

fast gleichzeitig fühlte er, ohne Trauer, in ruhigem <strong>Ernst</strong>, daß er für dieses<br />

alles nicht mehr lebe, daß er nur darauf blicken dürfe wie ein Soldat, der zur<br />

fernen Schlacht eile; und daß er das ohne Schmerz und Sehnsucht denken<br />

konnte, erfüllte ihn mit stillem Frieden.<br />

Auf dem Marktplatz blieb er eine Weile stehen, den Blick über die bunten<br />

Menschen gerichtet, die <strong>im</strong> Strom der Sonne langsam entlangtrieben. Er sah<br />

ihnen zu mit dem stillen Blick, den der Pflüger zu Zeiten von der Scholle<br />

hebt, wenn nebenan auf der ergrünenden Wiese die Kinder hinter den<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 189<br />

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190<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

ersten Schmetterlingen lärmen: sinnend und getränkt von lächelndem <strong>Ernst</strong>e.<br />

Dann öffnete sich, gerade in der Richtung seines Blickes, die niedrige Tür<br />

einer unterirdischen Weinstube, und eine Reihe gutbürgerlicher Gäste trat<br />

in die Sonne hinaus, mit geröteten Gesichtern und lärmendem Lachen. Sie<br />

blickten nach dem H<strong>im</strong>mel empor und schienen den lieben Gott wegen des<br />

Wetters zu loben. Dann kamen sie zu zweien und dreien über den Marktplatz<br />

herüber, dicht an Wolf vorbei. <strong>Der</strong> eine von ihnen war kurz und behäbig<br />

gewachsen, mit einem viereckigen, blassen, ungesunden Gesicht und einer<br />

großen Hornbrille vor den fiebrigen Augen. Er trug den Griff seines Schirmes<br />

in den auf dem Rücken gefalteten Händen, so daß die Spitze hinter seiner<br />

Schulter hervorragte, und streifte mit seinen Augen die Gestalt Wolfs. Er<br />

stutzte, sah noch einmal hinüber und flüsterte seinen Gefährten ein paar<br />

hastige Worte zu. Das lärmende Lachen verstummte, und in feindseligem<br />

Schweigen gingen sie vorüber.<br />

Als Wolf der Gruppe nachblickte, wie sie fest und breit durch den bunten<br />

Menschenstrom dahinwandelte, Sonne, Luft und Straße unter ihre lauten<br />

Füße nehmend, verschwand das Lächeln langsam aus seinem Gesicht, und<br />

das Antlitz der Welt, gegen die er den Dolch heben wollte, hob sich leise<br />

über das farbige Gewühl, ein ungesundes, viereckiges Antlitz mit matten,<br />

fiebrigen Augen und einem Munde mit blassen, schiefen Lippen, die sich zu<br />

einem giftigen Schrei öffneten, der gellend und haßerfüllt über die niedrigen<br />

Dächer flog: "Lästerer ... Lä ... ste .. rer!"<br />

In Gedanken versunken ging er zum Seeufer hinunter. An der großen Gastwirtschaft<br />

neben der Brücke fielen seine Augen auf ein grelles Plakat, ein<br />

Tänzerpaar <strong>im</strong> Taumel des Rausches. Das rote Kleid des Weibes ließ Brust<br />

und Knie frei und erschien wie ein Blutfleck zwischen den roten Flammen<br />

der Lampen und dem Schwarz der übrigen Gestalten und der Schriftzüge.<br />

Wolf blieb stehen und las. "Osterball der erwerbstätigen Bevölkerung! Am<br />

zweiten Osterfeiertag in Stinskys Etablissement und Gartenlokal ... Fackelbeleuchtung<br />

... Streichorchester ... Pikante Überraschungen ... Prämiierung<br />

der feschesten Witwe und der schönsten Damenbeine ... Trubel und Trall ...<br />

Politisch neutral ... Anzug nach Belieben ... Ballonmütze erlaubt ... Erscheint<br />

in Massen, Kavaliere und Damen von Stadt und Land!"<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Zwischen Wolf und das Plakat schob sich ein "Halbstarker" mit seinem Mädchen,<br />

die Zigarette <strong>im</strong> Mundwinkel, den Überzieher streng gegürtet. Eng<br />

aneinandergedrückt lasen sie die Ankündigung.<br />

"Da gehn wir, nich?" fragte sie und blickte über die Schulter nach Wolf<br />

zurück.<br />

<strong>Der</strong> Halbstarke klemmte den Stock mit der Lederschlaufe unter den freien<br />

Arm. "Sache!" meinte er nachlässig. "Die Chose machen wir ... m. w .... hier<br />

rauscht der Wald. hier wackelt die Wand!"<br />

Das Mädchen lachte auf. "Du ... pikante Überraschungen, was ist das?"<br />

Er spuckte den Zigarettenstummel gegen die Wand und schob die behandschuhte<br />

Hand unter ihren Arm. "Ein paar niedliche Schweinereien", sagte er<br />

grinsend und drückt", sie an sich, "vastehste?" Dann zog er sie weiter, Wolf<br />

mit einem frechen Blick streifend. "Die kleinen Mädchen ... die müßt ihr fragen<br />

...", sang er halblaut vor sich hin. An der Brücke drehte das Mädchen<br />

sich noch einmal um.<br />

Wolf starrte noch <strong>im</strong>mer auf das Plakat, aus dem das Kleid wie ein Blutfleck<br />

leuchtete. Die rote Farbe blendete seine Augen. Im Dunkel der Haft hatte<br />

das Bild der künftigen Erde sich mit großen, reinen Linien in seine Seele<br />

gegraben. <strong>Der</strong> Lärm des Tages hatte ihm gefehlt, der Maßstab, der die Weite<br />

des Weges zeigte. Mit seiner Welt trat er aus dem Dunkel, und ohne Übergang<br />

schrie die andre ihm ins Gesicht. Die Bedeutung der Dinge verzerrte<br />

sich, schneller und gefährlicher, als es auf dem Moore möglich gewesen<br />

wäre. Einzelnes, <strong>im</strong> Alltag Vergehendes bekam symbolische Tiefe und<br />

schrie in die verstörte Seele nach Kampf statt nach einer Gebärde der Verachtung.<br />

"Das sind sie", dachte er nun in schwerem Haß. "So ist ihr Gott ... so ist ihr<br />

Land ... in den Weg werfen sie sich mir, nun wo ich fort will ... Tempelschänder<br />

... über eure Leichen muß ich nun steigen, hinaus auf den neuen Weg- ...<br />

ach, ihr sollt weinen ... weinen sollt ihr, bevor ich gehe ..."<br />

Lange Zeit saß er am Seeufer, unweit von Eriksons Haus, den finsteren Blick<br />

auf die leuchtende Fläche gerichtet, in der die Spiegelbilder der hohen Wolken<br />

geruhig dahin zogen. Ein warmer Wind kam von den Wiesen und vom<br />

Moore her über das Wasser, getränkt vom Dufte der weiten Wipfel, vom<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 191<br />

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192<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Dampf der Scholle, vom Lichte des Mittags; Wind, der wie hohe Flügel<br />

dahinglitt, von denen man wußte, daß sie sich über den Rauch der Städte<br />

heben würden, daß sie weithin über die Erde rauschen würden, bis gegen<br />

Sonnenuntergang und dann unter den Sternen entlang, nie ermüdend und<br />

unzerstörbar. Und säße er nicht mehr am Ufer dieser Wasser und stände die<br />

Stadt nicht mehr mit ihren Türmen: über eine andere Seele würden die Flügel<br />

dieses Windes rauschen und sie erfüllen mit dem Glauben an eine neue<br />

Welt.<br />

Er zerbröckelte ein Stück der feuchten Erde, die unter seinen Händen lag,<br />

und hob sie vor sein Gesicht. Mit dem Geruch glitten seine Gedanken<br />

zurück zu Eriksons Tode. "Grab und Kerker", dachte er still, "sie sind nun<br />

hinter mir. Die Osterzeit ist da ... wie sich alles langsam zum Kranze<br />

rundet ... mit Rutenstreichen segneten unsre Vorfahren Weib und Erde zur<br />

Fruchtbarkeit, in den heiligen Nächten, in denen die Knospe springt ... auch<br />

ich muß vollenden ..." Er blickte noch einmal in die Runde, und ein trauriges<br />

Lächeln umspielte, ihm unbewußt, seine Lippen. Er tauchte seine rechte<br />

Hand in die Flut und spülte langsam die Erde von seinen Fingern. Dann bot<br />

er sie der Sonne dar, und als sie trocken war, stand er auf und ging zu Eriksons<br />

Hause, einem Gläubigen gleich, der vom Tisch des Herrn he<strong>im</strong>wärts<br />

wandelt.<br />

Als er die Stube betrat, stand Hilde am offenen Fenster, die Hände an ihrem<br />

Körper herabhängend. Im Sonnenlicht lag ihre Haarkrone wie ein Goldhelm<br />

über ihrem Gesicht, das weiß vor Qual war.<br />

"Da bin ich", sagte er leise und blieb vor ihr stehen.<br />

Sie sah ihn regungslos an, und er wußte nicht, ob es Haß sei, was in ihren<br />

Augen lebte, oder Entsetzen, oder nur der irre Blick einer Sterbenden.<br />

Seine Augen glitten über ihr Antlitz und über ihre Gestalt, und der Duft der<br />

Erde kam ihm wieder traumhaft ins Bewußtsein, aus der Ähnlichkeit der<br />

Züge mit denen ihres Vaters oder aus der herben Unberührtheit ihres<br />

Wesens oder aus dem Sonnenglanz in ihren Haaren. "Es ist Zeit mit mir.<br />

Hilde", fuhr er leise fort. "Ich kann nicht warten."<br />

"Wenn der Pfarrer recht hat ...", flüsterte sie mit zuckenden Lippen. "Wenn<br />

du wahnsinnig bist..."<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Sie konnte nicht enden. Ganz plötzlich sank er vor ihr nieder, auf beide Knie,<br />

daß seine Stirne fast die Erde berührte, und drückte seine Lippen auf ihren<br />

Fuß, wo die Spange sich über den Strumpf legte. "Du wolltest mir glauben",<br />

murmelte er, von Tränen erfüllt. "O siehst du denn nicht, wie ich an dich<br />

glaube? Du siehst mich, du hast mich, so viele Jahre schon ... ein Mensch bin<br />

ich, ein Lebender, den du halten kannst ... du aber, was weiß ich von dir ...<br />

wie die Erde bist du, der ich mein Blut geben will ... dunkel und unbekannt ...<br />

und ich glaube, ich glaube! Daß mein Blut erblühen wird in dir, mein Gott<br />

auferstehen ... Hilde, unser Kind, unser beider Frucht und Ernte ... ich<br />

werde nicht vollenden ... wie soll ich sterben ohne dies ... denke, daß er mich<br />

gesegnet hat, am Rande des Todes! Denke, was du bist, für mich, für meinen<br />

Glauben! Weib und Göttin, Mutter Erde du ... muß ich knieen vor dir?" Sie<br />

schlang die Arme um seine Schultern und zog ihn zu sich empor. Ihr Gesicht<br />

war in Tränen gebadet, aber sie lächelte. "Ich will", schluchzte sie an seinem<br />

Halse, "alles will ich ... du wirst leben ... und bist du nicht mehr, ich will dich<br />

ihm lebendig machen ... ewig sollst du sein, dein Wort, dein Glaube, alles ...<br />

alles ..."<br />

Er legte die Hände in ihr Haar. "Dort", sagte er, "soll es geboren werden, auf<br />

dem Moore, wo der Wind herkommt, wo die großen Gedanken Gottes über<br />

die Erde gehen. Ich werde es nicht sehen, aber in der Todesstunde, wenn<br />

meine Hand die Erde zerdrücken wird, dann werde ich wissen, daß mein<br />

Blut lebt, in der großen Einsamkeit, aus der der Retter emporsteigt ..."<br />

Um die Abendzeit stiegen sie aus dem Boote. Die zackigen Wipfel der Kiefern<br />

standen schwarz vor dem Abendrot, und hinter dem grauen Hause hob<br />

sich die volle Scheibe des Mondes über das Land. Hinter dem Strome klang<br />

der Donner eines Schusses, lief, zurückgeworfen, den großen Kreis des<br />

Schweigens entlang, ein müdes Echo weckend, und ertrank in den steigenden<br />

Nebeln. Darnach war die Stille tiefer und unendlicher als zuvor.<br />

Sie saßen auf der Schwelle der Hütte, zurückgebeugt und lächelnd, als tränken<br />

sie das Licht der Sterne, die aus der Nacht erblühten. Das schwarze<br />

Wasser zu ihren Füßen wurde hell <strong>im</strong> spiegelnden Licht, und unmerklich<br />

tauchte das Moor sich in den Mondenschein, der wie matter Abglanz ferner<br />

Feuer die schweigenden Dinge überfloß. Schwer stand die neblige Luft über<br />

der Auferstehung der Erde.<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 193<br />

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194<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

"Mir ist", flüsterte Hilde, "als trinke ich Gottes Blut ... so mag wohl das<br />

Abendmahl sein für den, dessen Seele glaubt ..."<br />

"Trinke!" antwortete er. "Die alten Götter gehen um ... erfülle deine Seele ...<br />

und später, sitze hier, so oft du kannst. Mir ist, als werden die Sterne hindurchschauen<br />

durch dich bis in seine geschlossenen Augen ... ich bin in<br />

einem fallenden Hause geboren, und davon sind meine Augen dunkel geworden."<br />

Als der Schatten der Hütte sie bedeckte, standen sie auf und gingen Hand in<br />

Hand über das Moor. Sie fragte nicht, wohin er sie führe. Ihr Haupt lag an<br />

seiner Schulter, und ihre Augen blickten zu den Sternen empor, als liege der<br />

Tod schon hinter ihnen und als wurden sie in dem Dunkel des Waldes, dem<br />

sie sich näherten, die silberne Straße finden, die zur Ewigkeit führe.<br />

Sie kamen am grauen Hause vorbei und erschauerten <strong>im</strong> Schatten der Wipfel,<br />

der sie verschlang. Äste streiften ihre Wangen, und sie lächelten matt<br />

und traumhaft, als ein schwerer Fichtenzweig sich in Hildens Haar verfing<br />

und ihre Flechten löste. Dann standen sie auf dem Heidenhügel und blickten<br />

auf die verwitterte Asche des Sonnwendfeuers, um das sie hier einstmals<br />

gesessen hatten. Das silberne Tier ging leise über die Kronen, auf denen das<br />

Mondlicht lag.<br />

"Hörst du, wie die Jahre rauschen?" sagte Wolf und hielt den Atem an.<br />

"Laß sein", flüsterte sie zurück. "Was sind mir die Jahre ... Kinder waren wir<br />

einst, an kindischer Flamme. Nun brennt sie durch meine Seele ... sieh das<br />

Moor, wie es leuchtet ... du Lieber du, wie groß wird mein Leben ..."<br />

Im Schatten der Wacholderbüsche versanken ihre Gestalten. Schräges Licht<br />

fiel auf ihre bleichen Züge. Die Sonnenwärme des vergangenen Tages sank<br />

aus den Zweigen auf sie nieder, mischte sich mit dem kühlen Hauch des Grases<br />

und der Erde und ließ ihre sch<strong>im</strong>mernden Glieder erschauern. Bewußtsein<br />

des Opfers, dämpfte das Glühen ihres Blutes, dessen Rauschen ihr wild<br />

und weithin vernehmbar die Nacht zu erfüllen schien, deren Sterne in<br />

schweigender Zeugenschaft auf sie herniederblickten.<br />

Noch war es gleichsam, als knieten sie, unbewegte Vermittler eines göttlichen<br />

Gedankens, einer körperlosen Idee, einander gegenüber am Rande<br />

eines tiefen Quells und schauten zu der Schale hinunter, die, außerhalb ihrer<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

beider Wesen, ein unnahbares Drittes, von dem Grunde heraufleuchtete.<br />

Dann aber berührten ihre Hände einander, ließen Ströme verborgener Glut<br />

hinüberfließen, zwangen ihre Lippen zum Schauer des Kusses, und endlich,<br />

Herz am Herzen, erfüllte sie nichts als der Strom ihres fiebernden Blutes. In<br />

den rauschenden Quell sanken sie beide nieder, tiefer und tiefer, überwältigt<br />

vom Sturmgefühl der Schöpfung, erblindet für Gott, für Opfer und Sterne<br />

und dennoch dies alles bewußtlos in sich tragend und in eine letzte Tiefe sinkend,<br />

tief unter Schale und Grund, aus der es einmal erblühen würde, Blut<br />

von ihrem Blute. Gott und Mensch, das Siegel der Ewigkeit, die neue Stufe<br />

zur Vollendung.<br />

*<br />

Im Morgengrauen standen sie am Waldrande, auf dem Wege zur Stadt.<br />

Nebel verhüllten das Feld, und ein ferner Vogel rief hell über Dämmerung<br />

und Schweigen. Zu ihrer Rechten rötete der H<strong>im</strong>mel sich über dem Lande,<br />

und leise rührten sich die Zweige der Bäume.<br />

"Nun laß uns scheiden", sagte sie und hob das blasse Antlitz von seiner<br />

Brust.<br />

Er kniete vor ihr nieder, die Arme um ihren Gürtel, und drückte die Lippen<br />

auf ihren Körper. "Gesegnet sollst du sein", flüsterte er ergriffen. "Und vollendet<br />

es nicht, es wird den Segen weitergeben, Geschlecht auf Geschlecht ...<br />

wir werden sterben, das Rad wird uns zermalmen ... aber das Blut wird bleiben<br />

... du Mutter Erde du ... du Gütige, Unendliche ..."<br />

Sie lauschte seinen Worten, die Hände über seinem Scheitel, ein schmerzliches<br />

Lächeln um die Lippen. "Steh auf", sagte sie. "Ich bin gesegnet, ich<br />

weiß es ... mein Herz ist schwer von Glück. Gott und Mensch ist nicht<br />

geschieden, ich fühle es nun ohne Zweifel ... was ich empfangen habe, es ist<br />

alles: Gott, Sterne und Leben. Von dir stammt es, zu dir will ich es führen ...<br />

glaube nicht, daß ich Angst habe.<br />

Gott ist in mir ... leb wohl, du Lieber du ... die Sonne kommt ... leb wohl!"<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong> 195<br />

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196<br />

<strong>Kapitel</strong> <strong>10</strong><br />

Sie machte sich los und schritt in den Morgen hinein. Die Nebel stiegen und<br />

sanken über ihr. Die Feuer der Frühe brannten höher über dem Walde<br />

empor und warfen ihren klaren Schein über das weite Feld und ihre Gestalt.<br />

<strong>Der</strong> ferne Vogel rief lauter, dem Tage entgegen, der aus den Nebeln stieg,<br />

und hinten, auf dem dunklen Wege, hob das Mädchen in ruhigem Schreiten<br />

die Hand, als grüße es den Vogel, der auf starken Flügeln in den Ostermorgen<br />

stieg.<br />

<strong>Ernst</strong> <strong>Wiechert</strong> - <strong>Der</strong> <strong>Totenwolf</strong><br />

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