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Praxisbegehungen durch das Gesundheitsamt - bei den Doxs

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DOXS eG lehnt<br />

Kodierrichtlinen ab!<br />

Migranten als Patienten<br />

in der Arztpraxis<br />

Magazin<br />

Besuch vom <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

Winter 2010/11<br />

1


2<br />

Inhalt<br />

IMpressuM<br />

Herausgeber: DOXs eG, schenkendorfstraße 6-8, 34119 Kassel<br />

Tel.: 0561 766 207-12, Fax: 0561 766 207-20<br />

info@doxs.de, www.doxs.de<br />

Vorstand: priv.-Doz. Dr. erhard Lang, Dr. stefan pollmächer<br />

Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dr. Detlef sommer<br />

redaktion: Gundula Zeitz, info@gundulazeitz.de<br />

redaktionsteam: Michael Frölich, Dr. stefan pollmächer<br />

Autoren dieser Ausgabe: Christine Becker, Irene Graefe, Detlef Müschen,<br />

Dr. stefan pollmächer, Dr. uwe popert, stefan rohpeter, Dr.<br />

Markus schimmelpfennig, Michael spacek, Gundula Zeitz<br />

Magazin Winter 2010/11<br />

editorial 3<br />

DOXs eG lehnt ambulante Kodierrichtlinien ab 4<br />

DOXs warnen: Kodierrichtlinien und neues prüfmodul nicht schon jetzt scharf schalten! 5<br />

Brief an Kasseler Kliniken und umfrage zur Zusammenar<strong>bei</strong>t<br />

auf dem Gebiet der Gastroenterologie 7<br />

Zehn Gründe Mitglied <strong>bei</strong> <strong>den</strong> DOXs zu wer<strong>den</strong> 8<br />

Migranten als patienten in der Arztpraxis 10<br />

Jeder Dritte in Kassel ist zugewandert 11<br />

Mittlerin zwischen <strong>den</strong> Welten 13<br />

MeDIKuM: Türkischsprachige expertinnen für Kindern 15<br />

Mein Nabel fällt – Andere Länder andere symptombeschreibungen 17<br />

Dolmetscherdienste: Bislang keine einheitliche Lösung 18<br />

pilotprojekt rheuma-Gymnastikgruppe für Migrantinnen 20<br />

Migrantenmedizin als Wahlfach im studium 22<br />

Hilfen für die Verständigung 23<br />

rechtliche Aspekte der Kommunikation zwischen Arzt und patient 24<br />

praxisbegehungen <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong> – erfahrungen und ergebnisse 27<br />

Medizintourismus in Hessen ein bislang kaum genutztes Marktpotenzial 30<br />

Das JobTicket: einla<strong>den</strong>der einstieg in die ÖpNV-Welt<br />

– für DOXs-Mitglieder und ihre Mitar<strong>bei</strong>ter 32<br />

Online-Abrechnung: Bis zuletzt widersprüchliche Aussagen der KV Hessen 33<br />

Kurz & bündig 34<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt<br />

die Meinung des Herausgebers wieder.<br />

Anzeigen: DOXs eG Geschäftsstelle, Tel. 0561 766 207-12<br />

Gestaltung: e-bildwerke, Agentur für Grafische Gestaltung<br />

Titel: reinhold Weber, herr-rick.de<br />

Druck: Grafische Werkstatt GmbH<br />

erscheinungsweise: 4-mal pro Jahr, Druckauflage: 1600 stück<br />

Herausgeber und redaktion haften nicht für Druck- und satzfehler,<br />

nicht für verspätete Auslieferung <strong>durch</strong> die Druckerei und<br />

nicht für unverlangt eingesandte Bilder und Manuskripte. Termin-<br />

und Adressangaben sind ohne Gewähr. Nachdruck nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung der redaktion.


editorial<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

die gravieren<strong>den</strong> Veränderungen im Gesundheitswesen bringen immer neue Zumutungen für<br />

uns Vertragsärzte mit sich, die unsere Ar<strong>bei</strong>t im kommen<strong>den</strong> Jahr weiter erschweren wer<strong>den</strong>.<br />

Wir sollen bereits ab Januar 2011 neue 160-seitige Kodierrichtlinien bekommen – wogegen<br />

wir eine resolution verabschiedet haben (vgl. s. 4). Wir sollen <strong>den</strong> stammdatenabgleich der<br />

Versicherten in der praxis ausführen und unsere Honorare nur noch per Online-Abrechnung<br />

der KV zur Verfügung stellen, was mit erheblichen Kosten für die praxisinhaber verbun<strong>den</strong> ist.<br />

Nicht zuletzt sollen wir unsere Hard- und software aufrüsten, um dann am ende des Jahres die<br />

elektronische Gesundheitskarte einzuführen.<br />

Keine dieser Maßnahmen trägt dazu <strong>bei</strong>, die Versorgung unserer patienten zu verbessern. Zu<br />

erwarten sind lediglich viel mehr Bürokratie, Mehraufwand und zusätzliche Kosten für uns<br />

Ärzte. Wegducken, aushalten, irgendwie damit zurechtkommen, wie es viele von uns in <strong>den</strong><br />

vergangenen Jahren versucht haben: Das geht nicht mehr! es ist Zeit, <strong>das</strong>s wir aktiv wer<strong>den</strong>!<br />

Wichtige entscheidungen im Gesundheitswesen sollten in Zukunft nicht mehr ohne uns Niedergelassene<br />

getroffen wer<strong>den</strong>.<br />

„Die Gesundheitsversorgung aktiv gestalten“, so lautete von Anfang an der slogan der DOXs.<br />

und inzwischen wird unsere Genossenschaft zunehmend als player und partner im Gesundheitswesen<br />

wahrgenommen. Das eröffnet uns die Chance mitzugestalten.<br />

Wenn wir uns nicht einmischen, wer<strong>den</strong> sich unsere Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen so stark verändern,<br />

<strong>das</strong>s weder wir noch irgendwelche potenziellen Nachfolger Lust verspüren, in der niedergelassenen<br />

Medizin zu praktizieren.<br />

Wir wer<strong>den</strong> aktiv, nicht nur um unsere Ar<strong>bei</strong>t zufrie<strong>den</strong> verrichten zu können, sondern damit<br />

wir <strong>das</strong>, warum wir diesen Beruf ergriffen haben, ausführen können – nämlich <strong>den</strong> Menschen,<br />

die in Not und mit ihren Bedürfnissen zu uns kommen, adäquat zu helfen.<br />

und ich meine, damit kompetent helfen zu können – und nicht in einer Weise, wie es die<br />

politik, die ohne ärztliche Kompetenz die rahmenbedingungen vorgibt, es uns aufoktruiert.<br />

Wer hat <strong>den</strong>n <strong>das</strong> Vertrauen der patienten? Die politiker – oder wir?<br />

Wir müssen unseren Auftrag erfüllen und <strong>das</strong> können wir nur, wenn wir für unsere patienten<br />

die rahmenbedingungen mitgestalten. unsere patienten können nicht nach Marktmechanismen<br />

bedient wer<strong>den</strong>. sie kommen in Notsituationen zu uns – und sie sind in einer viel schwächeren<br />

position als ein Kunde, der frei wählen kann. Ich sehe uns nicht als austauschbare<br />

Dienstleister, die Bedürfnisse befriedigen – wir sind angetreten, Menschen <strong>bei</strong> Krankheit und<br />

in Krisen zu helfen und zu unterstützen.<br />

ein Arzt, der vor lauter Bürokratie, Kodierverpflichtungen, Dokumentationsverordnungen,<br />

Auskunftsbegehren, Ausfüllen von Anfragen und Verwaltungsar<strong>bei</strong>t nicht zur Ausübung der<br />

Heilkunst in der Lage ist, kann kein guter Arzt und ratgeber mehr sein.<br />

Ich möchte nicht patienten verwalten, sondern behandeln! In diesem sinne sehe ich uns Ärzte<br />

auch nicht als Leistungserbringer, die in Berufsausübungsgemeinschaften kodifizierungsfähige<br />

Beratungsthemen der Gesundheitswirtschaft abar<strong>bei</strong>ten – ich möchte mich weiterhin<br />

dem schicksal der mir anvertrauten Menschen widmen können, ohne <strong>das</strong>s mich der politische<br />

unsinn oder die betriebswirtschaftlichen Vorgaben verbiegen.<br />

Ich sehe unsere rolle weiterhin in einem Gesundheitswesen angesiedelt und nicht in einer<br />

Gesundheitswirtschaft mit Optimierung der Wertschöpfungskette.<br />

Die KV, die KBV, die Ärztekammern, die Berufsverbände, die ärztlichen Bünde, Hartmannbund<br />

und Virchowbund sind da<strong>bei</strong> alle keine unterstützung, wie wir in <strong>den</strong> letzten Monaten gesehen<br />

haben.<br />

Diese können wir nur selbst organisieren und dafür wer<strong>den</strong><br />

die DOXs weiterhin die Basis bieten.<br />

Ihr stefan pollmächer<br />

Dr. stefan pollmächer,<br />

Vorstand <strong>Doxs</strong> eG<br />

3


Von Dr. uwe popert<br />

4<br />

Die Mitglieder der nordhessischen Ärzte- und psychotherapeutengenossenschaft<br />

DOXs eG haben sich<br />

gegen die einführung der neuen Diagnoseverschlüsselung<br />

ausgesprochen. „Wir fordern, <strong>das</strong>s die Ambulanten<br />

Kodierrichtlinien (AKr) nicht in der jetzigen<br />

Form und nicht im geplanten umfang eingeführt<br />

wer<strong>den</strong>“, heißt es in einer resolution, die die außeror<strong>den</strong>tliche<br />

Generalversammlung am 24. November<br />

einstimmig verabschiedet hat. Die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung (KBV) dürfe die Kodierrichtlinien<br />

nur dann herausgeben, wenn sie auch praxistauglich<br />

seien.<br />

In ihrer jetzigen Form könnten die AKr die Morbidität<br />

der patienten nicht besser abbil<strong>den</strong>, als dies unter<br />

Ich habe aus Neugier mein software-Modul (in DOCcomfort)<br />

für die ambulante Kodierrichtlinie schon in<br />

diesem Quartal scharf geschaltet und die Flüche meines<br />

Kollegen und unserer Mitar<strong>bei</strong>terinnen still ertragen<br />

(danke für die Geduld – rückgängig machen<br />

ging leider nicht mehr!).<br />

Hier meine – vorläufigen – Erfahrungen:<br />

1. Dauerdiagnosen müssen in mehreren schritten<br />

überar<strong>bei</strong>tet wer<strong>den</strong>. Je nach software wird aus dem<br />

pool der bisherigen Dauerdiagnosen eine quartalsweise<br />

Übernahme angeboten. es reicht eben nicht,<br />

einfach alle bisherigen Dauerdiagnosen „in einem<br />

rutsch“ zu übernehmen. sie müssen einzeln überprüft<br />

und ggf. korrigiert wer<strong>den</strong>. Das dauert je Altpatient<br />

im Durchschnitt etwa ein bis zwei Minuten.<br />

Über der probe-Quartalsabrechnung – mit entsprechender<br />

Überprüfungslogik – grübeln meine Mitar<strong>bei</strong>terinnen.<br />

2. Aber <strong>das</strong> ist ja nur der Anfang: Die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung möchte für einige Diagnosen<br />

Facharztbehandlung zwingend einführen. Das ist<br />

vielleicht für Fachärzte eine nette Zusatzbeschäftigung,<br />

aber erklären sie mal einem patienten, <strong>das</strong>s er<br />

drei Wochen vor Quartalsende eben noch mal schnell<br />

zum Beispiel einen psychiater-Termin braucht, um<br />

die Diagnose zu bestätigen. Hat er die Diagnose<br />

lehnt ambulante<br />

Kodierrichtlinien ab<br />

Generalversammlung verabschiedet Resolution<br />

Verwendung des ICD-10 möglich sei, heißt es in der<br />

resolution. „Im Testlauf in Bayern hat sich gezeigt,<br />

<strong>das</strong>s die Kodierrichtlinien weder im Alltag der Haus-<br />

noch der Fachärzte praktikabel sind, sondern nur<br />

noch mehr Bürokratie verursachen“, sagt DOXs-Vorstand<br />

Dr. stefan pollmächer. Die praxen könnten <strong>den</strong><br />

Aufwand von bis zu fünf Minuten Zeit pro Kodierung<br />

nicht leisten, ohne <strong>das</strong>s er auf Kosten der patientenversorgung<br />

gehe. „Die Kodierrichtlinien umfassen<br />

160 seiten, allein für Diabetes gibt es 150 verschie<strong>den</strong>e<br />

Diagnosen“, kritisiert Dr. pollmächer.<br />

„Wir sen<strong>den</strong> die resolution an andere Ärztenetze,<br />

und Berufsverbände mit dem Appell, sich uns anzuschließen.“<br />

guz<br />

DOXS-Mitglied testet<br />

neue Diagnoseverschlüsselung<br />

Fazit: selbst in gut vorbereiteten praxen ist die umsetzung der<br />

ambulanten Kodierrichtlinie sehr schwierig und zeitaufwendig.<br />

nicht, können sie <strong>das</strong> nötige Medikament leider nicht<br />

verschreiben – stichwort regress!<br />

3. ursprünglich sollte ja nur ein „right-Coding“ für<br />

<strong>den</strong> rsA unterstützt wer<strong>den</strong>. Dafür reichen etwa 150 (!)<br />

Diagnosecodierungen völlig aus. Alles andere ist eine<br />

völlig unnötige und sinnentleerte Bürokratie. Die Zeit<br />

dafür fehlt dann <strong>bei</strong> der patientenbetreuung. Für<br />

etwa 90 % der endstellig verschlüsselten qualitätsgesicherten<br />

Diagnosen interessiert sich kein schwein,<br />

pardon, kein KBV-Mitar<strong>bei</strong>ter.<br />

4. Die „spezifität der Diagnosen“ ist eine Illusion.<br />

Mehrere Forschungsar<strong>bei</strong>ten haben gezeigt, <strong>das</strong>s die<br />

Übereinstimmung zwischen <strong>den</strong> praxen bzw. <strong>den</strong><br />

Versorgungsbereichen marginal ist. Je<strong>den</strong>falls so<br />

schlecht, <strong>das</strong>s statistiker Indexmedikamente zur Validierung<br />

verwen<strong>den</strong>. Oder lieber gleich zusätzliche<br />

erfassungsinstrumente verwen<strong>den</strong>.<br />

Nachtrag nach der Abrechnung:<br />

Wie gesagt, ich hatte ende Juli mal so zum Anschauen<br />

die Kodierrichtlinie in DOCcomfort „scharf“ geschaltet.<br />

Nach dem ersten Chaos wollten wir es rückgängig<br />

machen und wieder ausschalten – ging nicht.<br />

Tägliche Ar<strong>bei</strong>t in der patientenakte <strong>bei</strong>m erstmaligen<br />

Aufrufen eines patienten:<br />

1. Alte Dauerdiagnosen generell bestätigen oder<br />

rauswerfen.


2. Bestätigte Dauerdiagnosen für <strong>das</strong> aktuelle Quartal<br />

noch mal bestätigen.<br />

3. Aktuelle Diagnosen wie bisher zusätzlich eingeben.<br />

4. Bei probeabrechnungen und zum Teil auch schon<br />

während der Diagnoseeingabe einblendung zahlreicher<br />

– vorrangig zu bear<strong>bei</strong>tender – Hinweisfenster auf regelverstöße,<br />

zum Beispiel<br />

• Akutdiagnosen dürfen nicht mit „Z. n.“ verschlüsselt<br />

wer<strong>den</strong> (dafür gibt ein eigenes Kapitel Z in der ICD-<br />

10, welches aber bisher nur dem stationären Bereich<br />

vorbehalten war).<br />

• Doppelcodierungen müssen bereinigt wer<strong>den</strong> (z. B.<br />

nicht Diabetes mit neurologischen Komplikationen +<br />

Diabetes mit nephrologischen Komplikationen, sondern<br />

=> Diabetes mit multiplen Komplikationen verschlüsseln).<br />

• Ein innerer Zusammenhang von Diagnosen muss<br />

dargestellt wer<strong>den</strong>; also nicht „Herzinsuffizienz“ neben<br />

„Hypertonus“, sondern => Herzinsuffizienz <strong>bei</strong><br />

Hypertonus verschlüsseln.<br />

• Codierung für Manifestationen bzw. *Codierungen<br />

dürfen nicht alleine stehen, sondern müssen um eine<br />

zweite Codierung mit Ätiologie ergänzt wer<strong>den</strong>.<br />

• Bindegewebserkrankungen/Rheuma müssen entgegen<br />

<strong>den</strong> Aussagen der allgemeinen ambulanten Kodierrichtlinie<br />

laut der höherwertigen speziellen AKr<br />

in jedem Fall und von allen Ärzten 5-stellig verschlüsselt<br />

wer<strong>den</strong>; d. h. es sind sämtliche befallene regionen<br />

zu verschlüsseln!<br />

• Bei Agranulozytose/Thrombozytopenie sind zusätzliche<br />

ICD-Codes zu verwen<strong>den</strong>.<br />

Das war nur eine kleine Auswahl der Dinge, die wir täglich<br />

beachtet und überprüft haben. Wir haben auch<br />

etwa alle drei Wochen eine probeabrechnung zur I<strong>den</strong>tifizierung<br />

und Bereinigung <strong>durch</strong>geführt. Vor der endgültigen<br />

Abrechnung hatten wir noch 14 seiten Fehlerausdrucke<br />

zu bear<strong>bei</strong>ten. prüfstatus des KBV-prüfmoduls:<br />

„Fehlerhaft. Die geprüfte Datei darf der KV nicht<br />

übergeben wer<strong>den</strong>“. Wir haben es <strong>den</strong>noch zeitgerecht<br />

geschafft. Anschließend habe ich <strong>das</strong> praxisteam zum<br />

essen eingela<strong>den</strong>, um es für die Zusatzar<strong>bei</strong>t und Verzweiflungsanfälle<br />

zu entschädigen. schätzung des Zusatzaufwandes<br />

(<strong>bei</strong> einer Großstadtpraxis mit 1.100<br />

scheinen): – für <strong>den</strong> Arzt je Akut-patient etwa eine Minute;<br />

<strong>bei</strong> Chronikern <strong>durch</strong>schnittlich zwei Minuten<br />

Mehraufwand für die Diagnosen trotz ausgefeilten Kürzelsystems.<br />

Zusätzlicher Aufwand für medizinische<br />

Fachangestellte (grob geschätzt): ebenfalls zusätzlich<br />

eine Minute je patient. Andere praxen, die in Bayern am<br />

pilotversuch teilnahmen, bestätigen die probleme und<br />

auch <strong>den</strong> zusätzlichen Zeitbedarf von etwa 30 Minuten<br />

je Arzt plus 30 Minuten je Mitar<strong>bei</strong>terin pro Ar<strong>bei</strong>tstag)<br />

Mein Fazit:<br />

• Selbst in gut vorbereiteten Praxen war die Umsetzung<br />

der ambulanten Kodierrichtlinie sehr schwierig<br />

und zeitaufwendig.<br />

• Die ambulante Kodierrichtlinie wird – wenn sie so<br />

wie derzeit geplant umgesetzt wer<strong>den</strong> soll – zu einer<br />

Blockierung der meisten praxen führen. praxisschlie-<br />

Kodierrichtlinien und neues Prüfmodul nicht<br />

schon jetzt scharf schalten! Freischaltung kann<br />

nicht mehr rückgängig gemacht wer<strong>den</strong>.<br />

proteste regen sich bundesweit, inzwischen sieht auch die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung (KBV) <strong>bei</strong> <strong>den</strong> umstrittenen ambulanten<br />

Kodierrichtlinien (AKr) Nachbesserungsbedarf. Doch bislang bleibt<br />

es da<strong>bei</strong>, <strong>das</strong>s die heftig kritisierte neue Diagnoseverschlüsselung ab<br />

dem 1. Januar 2011 gelten soll – und <strong>das</strong>s es eine Übergangsfrist von<br />

sechs Monaten gibt: Nach derzeitigem stand ist die Anwendung der<br />

Kodierrichtlinien erst für die Abrechnung des 3. Quartals 2011 erforderlich.<br />

erst ab 1. Juli 2011 hat <strong>das</strong> Kodieren Wirkung auf die Abrechnung.<br />

„Wer jedoch in seiner praxissoftware schon jetzt die erforderlichen<br />

Funktionen freischaltet, kann diesen schritt nicht mehr rückgängig<br />

machen“, warnt Christoph Claus, Ärztlicher Leiter der DOXs-Akademie,<br />

die im November und Dezember drei gut besuchte Veranstaltungen<br />

zu <strong>den</strong> AKr angeboten hat. Claus rät dringend von einer Aktivierung<br />

der Diagnoseprüfung gemäß der neuen Kodierrichtlinien ab:<br />

„Allein die darin enthaltene Abschaffung der Dauerdiagnosen wird zu<br />

einem chaotischen Jahresanfang führen. Die praxen können aber, falls<br />

die proteste der DOXs eG und der vielen anderen, die sich gegen die<br />

AKr engagieren, erfolglos bleiben, die Aktivierung immer noch im<br />

sommer vornehmen“, so Claus.<br />

Neues Prüfmodul<br />

für die Abrechnung in der Praxis-EDV<br />

warnt:<br />

Der Arzt für Allgemeinmedizin aus Grebenstein weist darauf hin, <strong>das</strong>s<br />

im Quartalsupdate der praxis-eDV zum Jahresende <strong>das</strong> neue prüfmodul<br />

für die Abrechnung integriert ist. „Dieses prüfmodul müsste die<br />

Abrechnung erfolgreich überstehen, damit eine Abrechnungs-CD erstellt<br />

wer<strong>den</strong> kann. es enthält eine prüfung der Diagnoseverschlüsselung<br />

gemäß der neuen allgemeinen Kodierrichtlinien, die einen erheblichen<br />

bürokratischen Aufwand mit sich bringen und viel Zeit<br />

kosten wer<strong>den</strong>“, so Claus. es sei nicht auszuschließen, „<strong>das</strong>s die Installation<br />

des KBV-prüfmoduls auch ohne weitere Nachfrage <strong>bei</strong> der<br />

Installation aktiviert wird“, so Claus.<br />

Die DOXS eG empfiehlt daher folgendes Vorgehen:<br />

• Fragen Sie Ihren Software-Anbieter, ob und wie Sie eine Installation<br />

und/oder Aktivierung des neuen Prüfmoduls und damit der<br />

neuen Kodierrichtlinien verhindern können.<br />

• Lesen Sie <strong>das</strong> Begleitschreiben zum Quartalsupdate besonders<br />

aufmerksam und achten sie auf die schlüsselworte „Abrechnung“,<br />

„prüfmodul“, „Diagnosekodierung“, „AKr“,<br />

„Kodierrichtlinie(n)“.<br />

• Überwachen Sie die Installation des Quartalsupdates persönlich<br />

bzw. führen sie sie selbst <strong>durch</strong>. Lesen sie jedes aufklappende Fenster<br />

während der Installation sorgsam <strong>durch</strong>. guz<br />

5


ANZeIGe<br />

6<br />

ßungen gegen Quartalsende zum „Nachkodieren“<br />

sind unausweichlich.<br />

• Dass nicht nur die KBV-Führung, sondern auch<br />

die KBV-Vertreter mehrheitlich die katastrophalen<br />

ergebnisse des pilottests noch nicht einmal wissen<br />

wollen, ist ein skandal.<br />

• Wir brauchen nicht mehr, sondern weniger Bürokratie;<br />

Bürokratiezeit geht von der Zeit für die<br />

patientenversorgung ab.<br />

• Hausärzte brauchen zur Ar<strong>bei</strong>tserleichterung eine<br />

einfachere und sichere Kodierungsbasis – am<br />

besten ICpC-konform.<br />

Aktuelle Entwicklungen (13.12.2010):<br />

• Das Zentralinstitut (ZI) der KBV ar<strong>bei</strong>tet seit einem<br />

Jahr an genauen Definitionen für die ICD-<br />

10-Dia gnosen. Also z. B. ob eine Arthrose ohne<br />

röntgenbild überhaupt als Arthrose kodiert wer<strong>den</strong><br />

darf. Orientieren will man sich an Diagnostik-Definitionen<br />

aus <strong>den</strong> Leitlinien. Da<strong>bei</strong> wird<br />

allerdings übersehen, <strong>das</strong>s es für Diagnostik meist<br />

nur eine schlechte evi<strong>den</strong>zlage und entsprechend<br />

viel ermessensspielraum gibt – und <strong>das</strong>s die meisten<br />

Leitlinien von Klinikern verfasst wur<strong>den</strong>. Weil<br />

auch die ICD-10 ursprünglich für pathologen<br />

entwickelt wurde, wer<strong>den</strong> patienten in Zukunft<br />

vermutlich so „krankenhausreif“ kodiert.<br />

• Ebenfalls im ZI ar<strong>bei</strong>tet eine Abteilung an einer<br />

verkürzten und vereinfachten Kodierung für Hausärzte,<br />

<strong>den</strong> Notdienst und Fachärzte außerhalb ihres<br />

Kernbereiches. Der Vorsitzende der KBV, Herr<br />

Dr. Köhler, verkündete am 3.12. auf der Vertreterversammlung,<br />

<strong>das</strong>s diese hausärztliche ICD-10-<br />

Kodierung sich an der international erprobten<br />

ICpC-2 orientieren wird und bis zum 1.7. 2011 fertiggestellt<br />

sein soll.<br />

• Eine „Kasseler Kodiergruppe“ (A. Papke, C. Claus,<br />

K. Meyer und u. popert) hat eine solche hausärztliche<br />

Kodiertabelle namens CodA schon seit etwa<br />

zwei Jahren vorbereitet (siehe www.gesundinkassel.<br />

de). Damit lassen sich viele Tücken der AKr entschärfen.<br />

Das ZI ist von dieser Liste sehr angetan –<br />

derzeit aber noch unschlüssig bezüglich einer engeren<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t.<br />

• Die KV Hessen hat am 9.12. beschlossen, vor der<br />

einführung der korrigierten AKr eine praxisnahe<br />

studie zur praktischen umsetzbarkeit <strong>durch</strong> ein<br />

unabhängiges Forschungsinstitut auswerten zu lassen.<br />

Da<strong>bei</strong> soll insbesondere auch der zusätzliche<br />

Zeitbedarf untersucht wer<strong>den</strong> und welche Diagnosen<br />

geändert wur<strong>den</strong>. Diese studie soll voraussichtlich<br />

ab dem 2. Quartal 2011 starten – dazu wer<strong>den</strong><br />

noch teilnehmende praxen gesucht. Ansonsten gilt:<br />

Wer die AKr in der praxis vorher scharf schaltet, ist<br />

selber schuld.


„unangebrachte Konkurrenz<br />

der Krankenhäuser zu Leistungen<br />

der Niedergelassenen“<br />

Brief an Kasseler Kliniken und umfrage zur<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t auf dem Gebiet der Gastroenterologie<br />

Marco Schelle* leidet immer wieder unter Durchfällen. Im Krankenhaus wird unter anderem per Koloskopie<br />

eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung diagnostiziert und eine Therapie mit Cortison empfohlen. Der<br />

23-Jährige verlässt die Klinik und wird von seinem Hausarzt an eine gastroenterologische praxis in Kassel<br />

überwiesen.<br />

Der Facharzt für Innere Medizin berät seinen Kassenpatienten in drei längeren sprechstun<strong>den</strong>sitzungen, ultraschallaufnahmen<br />

des Darmes und Laboruntersuchungen inklusive. Marco schelles Therapie wird auf ein<br />

Immunsupressivum umgestellt. unterdessen erhält der junge Mann aus der Klinik eine einladung zu einer<br />

ambulanten Kontrollkoloskopie und folgt dieser.<br />

Doch der Befund der untersuchung geht lediglich an <strong>den</strong> Hausarzt, nicht an <strong>den</strong> behandeln<strong>den</strong> Fachkollegen.<br />

Auch der Hausarzt erfährt erst <strong>durch</strong> die Information seitens des Krankenhauses, <strong>das</strong>s sein patient dort<br />

zusätzlich untersucht wurde. sowohl er als auch sein Fachkollege halten die untersuchung zu diesem Zeitpunkt<br />

für überflüssig, da die Diagnose bereits gestellt wurde.<br />

Niedergelassene Facharztinternisten in Kassel und umgebung spüren schon seit sommer dieses Jahres eine<br />

zunehmende Ten<strong>den</strong>z, <strong>das</strong>s Krankenhäuser im rahmen des ambulanten Operierens ambulant koloskopieren.<br />

Darauf wies DOXs-Mitglied Dr. Thomas Krause bereits im Juli in <strong>den</strong> DOXs-akut-Newslettern 14 und 15 hin.<br />

Gemeinsam mit Dr. Gero Moog schrieb er im Oktober im Namen des Qualitätsnetzes Gastroenterologie/<br />

Hepatologie region Kassel einen Brief an die Chefärzte und Geschäftsführer der Diakonie-Kliniken, des Klinikums<br />

Kassel, des rotes Kreuz Krankenhauses, des elisabeth-Krankenhauses und des Marienkrankenhauses.<br />

Darin beschrieben sie stellvertretend für die endoskopisch tätigen Kollegen insgesamt die „unangebrachte<br />

Konkurrenz zu dem ambulant von uns erbrachten Angebot an gastroenterologischen Leistungen“ und baten<br />

die Häuser darum, „die bisherige politik zu über<strong>den</strong>ken“, in der Hoffnung auf eine „vernünftige entwicklung<br />

der Versorgungsstrukturen“.<br />

Inzwischen liegen die Antworten der Krankenhäuser vor, doch Moog und Krause sind mit dem echo nicht<br />

zufrie<strong>den</strong>: „Die Kliniken haben uns gesagt, <strong>das</strong>s ihnen die problemlage bewusst sei. Jedoch wür<strong>den</strong> sie nicht<br />

so viele ambulante Koloskopien vornehmen, <strong>das</strong>s es für die niedergelassenen Kollegen gefährlich wer<strong>den</strong><br />

könne“, fassen sie aus ihrer sicht <strong>den</strong> Tenor der Antwortschreiben zusammen. eigenen Beobachtungen zufolge<br />

sehe die realität nämlich anders aus. Die Krankenhäuser stiegen in großem rahmen ins ambulante<br />

Operieren ein, „doch sie bieten nur die technische Leistung“. Aufklärung der patienten, Befundung, Medikation,<br />

ultraschalluntersuchungen, gegebenenfalls sehr teure und komplexe Therapien kämen dann wiederum<br />

auf die niedergelassenen Fachärzte zu – alles im rahmen des regelleistungsvolumens. Die Querfinanzierung<br />

über die ambulante Koloskopie, die extrabudgetär vergütet wird, sei somit nicht möglich.<br />

um dem entgegenzuwirken, appellieren die betroffenen Fachärzte an die anderen DOXs-Mitglieder, besonders<br />

die Hausärzte, ihre patienten für ambulante Koloskopien an Niedergelassene zu überweisen. Wo<strong>bei</strong> es in<br />

Fällen wie dem oben geschilderten schwierig sei, in dem ja auch der Hausarzt nicht wusste, <strong>das</strong>s sein patient<br />

in die Klinik einbestellt wurde. Dennoch setzen Moog und Krause auf die Ar<strong>bei</strong>t Hand in Hand: „Das ist auch<br />

für die patienten besser, wenn man gemeinsam außerhalb der Klinik entscheidet, wie es weitergehen soll.“<br />

Das Qualitätsnetz Gastroenterologie will genau diese Zusammenar<strong>bei</strong>t verbessern. „Wir fragen uns selbstkritisch,<br />

warum patienten teilweise nicht an uns, sondern an Kliniken überwiesen wer<strong>den</strong>.“ Möglicherweise<br />

liege es zum Beispiel an langen Wartezeiten für die patienten. Deshalb soll eine umfrage unter <strong>den</strong> DOXs-<br />

Mitgliedern genau solche Fragen klären. Der Fragebogen liegt dieser Ausgabe <strong>bei</strong>. Ig<br />

* Name von der Redaktion geändert<br />

7


Zehn Gründe, Mitglied <strong>bei</strong><br />

Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

in Nordhessen<br />

Einzelpraxis 1.200 Scheine<br />

Mitglieds<strong>bei</strong>trag<br />

12 x 75 € = 900 € pro Jahr<br />

Er möchte als stimmberechtigter Miteigentümer<br />

der DOXS eG die Weichen<br />

für die Ar<strong>bei</strong>t seiner Genossenschaft<br />

stellen. Deshalb nimmt er regelmäßig<br />

an Generalversammlungen teil.<br />

:: Pro or<strong>den</strong>tlicher GV erhält er 75 €<br />

Aufwandsentschädigung.<br />

Er bezieht <strong>bei</strong> der DOXS-Medizintechnik GmbH,<br />

Praxisbedarf im Wert von 150 € pro Monat.<br />

:: Pro Einkauf spart er gegenüber der<br />

etablierten Konkurrenz bis zu 15 %. (ca. 300 € pro Jahr).<br />

Gleichzeitig kommt der Gewinn der<br />

DOXS-Medizintechnik GmbH der DOXS eG zugute.<br />

Er bezieht Sprechstun<strong>den</strong>bedarf und Grippeimpfstoffe<br />

<strong>bei</strong> der DOXS Medizintechnik GmbH.<br />

:: damit generiert er einen nicht unerheblichen Betrag<br />

für die Finanzierung der DOXS eG<br />

Er hat acht medizinische Geräte, die nach dem Medizinproduktegesetz<br />

jährlich gewartet wer<strong>den</strong> müssen.<br />

:: Kosten <strong>bei</strong> der DOXS-Medizintechnik im Schnitt pro Gerät 20 €<br />

Ersparnis pro Gerät gegenüber der regionalen Konkurrenz 15 €.<br />

Er besucht pro Jahr 1 bis 2 zertifizierte Fortbildungen der DOXS-Akademie,<br />

z. B. Hygiene in der Arztpraxis unter fachlicher Leitung des <strong>Gesundheitsamt</strong>es.<br />

:: Die Fortbildungen wür<strong>den</strong> normalerweise mit bis zu 300 € zu Buche schlagen<br />

– für DOXS-Mitglieder und deren Angestellte sind sie kostenlos.


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Von Irene Graefe<br />

Dr. med. uwe Nießner,<br />

DOXs-Aufsichtsratsmitglied<br />

Dr. med. Klaudia ress,<br />

DOXs-Aufsichtsratsmitglied<br />

10<br />

Migranten als<br />

in der A<br />

Verständigung<br />

mit Dolmetschen,<br />

Hän<strong>den</strong> und Füßen<br />

Ärzte in Kassel und der region<br />

lösen <strong>das</strong> problem unterschiedlich<br />

Von „mit Hän<strong>den</strong> und Füßen geht es schon,<br />

probleme mit der Verständigung gibt es nicht“,<br />

bis „die Betreffen<strong>den</strong> könnten doch wirklich<br />

mal Deutsch lernen, probleme gibt es immer<br />

wieder“, ist alles zu hören, wenn die unterhaltungen<br />

über patienten mit Migrationshintergrund<br />

privat bleiben. schwieriger wird es,<br />

wenn <strong>das</strong> Gesagte auch veröffentlicht wer<strong>den</strong><br />

soll. einige DOXs-Mitglieder gewährten einblick<br />

in ihren Ar<strong>bei</strong>tsalltag mit patienten, deren<br />

Muttersprache nicht Deutsch ist.<br />

Dr. med. uwe Nießner (48), DOXs-Aufsichtsratsmitglied, ist enttäuscht. Der hausärztlich tätige Internist<br />

hatte gehofft, die jüngsten Leitlinien zur endoskopie wür<strong>den</strong> auch darauf eingehen, wie die<br />

Aufklärung eines patienten sicherzustellen ist, wenn dieser nicht genügend Deutsch versteht, „doch<br />

es ist nichts erwähnt, <strong>das</strong> Thema findet nicht statt“. Tatsächlich sind <strong>bei</strong>spielsweise auf der Internetseite<br />

der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und stoffwechselkrankheiten eine ausführliche Abhandlung<br />

zur patientenaufklärung und eine einverständniserklärung zu fin<strong>den</strong>. Zu möglichen sprachlichen<br />

problemen ist dort jedoch nichts gesagt.<br />

Nießner und sein praxiskollege in Lohfel<strong>den</strong> behelfen sich wie die meisten: „Der patient bringt einen<br />

Dolmetscher aus der Familie oder dem Bekanntenkreis mit.“ Doch Nießner kann im regelfall nicht<br />

kontrollieren, ob alles richtig übersetzt wurde und er seiner Aufklärungspflicht damit nachkommen<br />

konnte (juristische Aspekte des Themas: siehe seite 24 ff. Tatsächlich sei es in seltenen Fällen vorgekommen,<br />

„<strong>das</strong>s wir einen eingriff nicht vorgenommen haben, weil wir nieman<strong>den</strong> zum Dolmetschen<br />

fin<strong>den</strong> konnten“. Gehe es um weniger schwerwiegende Gespräche, dann baue in vielen Fällen die<br />

türkischstämmige Arzthelferin die Brücke. Bei russisch oder polnisch sprechen<strong>den</strong> patienten gebe es<br />

meist jeman<strong>den</strong> in der Familie, der übersetzen könne. ein restunwohlsein bleibt <strong>bei</strong> Nießner, „<strong>den</strong>n<br />

manchmal kann es wirklich der Arzt am besten erklären“.<br />

Vor der Aufgabe, sich mit patienten aus vieler Herren Länder zu verständigen, steht auch Dr. med.<br />

Klaudia ress (53), DOXs-Aufsichtsratsmitglied, in ihrer Allgemeinarztpraxis in Hessisch Lichtenau.<br />

„Wenn wir selbst offen für unser Gegenüber sind, läuft es. Ich halte es für total übertrieben zu sagen,<br />

<strong>das</strong>s man nichtdeutsche Muttersprachler nicht verstehe, nicht verstehen könne.“ Noch immer habe<br />

es einen Weg gegeben, sich zu verständigen. sei es mit Hän<strong>den</strong> und Füßen, sei es im Falle polnischer<br />

Leihar<strong>bei</strong>ter über <strong>den</strong> Dolmetscher des Ar<strong>bei</strong>tgebers, sei es mithilfe von Familienangehörigen, Bekannten<br />

oder ihrer eriträischen Arzthelferin selam Tesfay (siehe „Mittlerin zwischen <strong>den</strong> Welten“, s. 13). Die


Patienten<br />

rztpraxis<br />

Foto: Allianz<br />

28-Jährige spricht mit manchen patienten schon vor der untersuchung<br />

über deren Beschwer<strong>den</strong> und berichtet der Ärztin, was sie<br />

erzählt bekam. Das erleichtert in vielen Fällen die Kommunikation.<br />

Die medizinische Fachkraft kann sich gut in die Menschen hineinversetzen,<br />

die sich zunächst fremd fühlen. Mit ihren Arabischkenntnissen<br />

und ihrem Wissen um die anders geartete Kultur<br />

kann Tesfay die ein oder andere Hürde umschiffen. „Manchmal<br />

reicht auch ein Lächeln“, sagt sie. sie selbst hat viel ehrgeiz daran<br />

gesetzt, Deutsch zu lernen, und spricht mit ihren Kindern bewusst<br />

Deutsch. „sprache und Bildung sind wichtig“, weiß sie<br />

und erinnert sich an eine patientin: Diese war aus der Türkei nach<br />

Deutschland verheiratet wor<strong>den</strong> und hatte bald darauf einen<br />

sohn geboren. Der ehemann dolmetschte in der Arztpraxis und<br />

die Frau schien sich zu ärgern. ress und Tesfay ermunterten sie,<br />

Deutsch zu lernen. Heute spricht sie auch zu Hause mit ihren<br />

Kindern Deutsch und wickelt Arztbesuche alleine ab.<br />

ress, die als Notärztin viel herumkommt, sieht es für sich als positiven<br />

Lernprozess, mit anderen Kulturen in Berührung zu kommen.<br />

„Ich erfahre viel über die türkische Kultur, werde eingela<strong>den</strong>,<br />

einfach toll.“ Mit dem Imam der Moschee, die von ihrer<br />

praxis aus gleich um die ecke liegt, hat sie schon über scheidung<br />

und anderes diskutiert. Im urlaub fährt sie gerne in die Türkei und<br />

Jeder Dritte in Kassel<br />

ist zugewandert<br />

Jeder fünfte einwohner in Deutschland hat ausländische<br />

Wurzeln. Das sind rund 15 Millionen Menschen, die auch<br />

die Angebote des Gesundheitswesens in Anspruch nehmen.<br />

seit 2005 ist der Begriff „Menschen mit Migrationshintergrund“<br />

in <strong>den</strong> hiesigen sprachgebrauch eingesickert.<br />

Das statistische Bundesamt richtete in seinem Mikrozensus<br />

(Befragungen von einem prozent der Gesamtbevölkerung)<br />

diese Kategorie ein. Gemeint sind damit<br />

neben in Deutschland leben<strong>den</strong> Ausländern eingebürgerte<br />

und deren Kinder, spätaussiedler und Kinder aus binationalen<br />

ehen. Wenn von Menschen mit Migrationshintergrund<br />

die rede ist, wer<strong>den</strong> darunter meist die Menschen,<br />

die selbst eingewandert sind, sowie deren Kinder<br />

und enkel – also die zweite und dritte Generation – gefasst.<br />

Die am stärksten vertretene Gruppe ausländischer staatsangehöriger<br />

in Deutschland sind 1,8 Millionen Menschen<br />

mit türkischem pass, gefolgt von 541.000 Italienern. Neben<br />

staatsangehörigen aus <strong>den</strong> klassischen Gastar<strong>bei</strong>ter-<br />

Anwerbeländern wie Griechenland, spanien, portugal<br />

und <strong>den</strong> Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien<br />

gehören Zuwanderer aus polen, der russischen Föderation<br />

und der ukraine zu <strong>den</strong> größten Gruppen. Aussiedler,<br />

die einen deutschen pass haben, sind hier nicht mitgezählt.<br />

Ähnlich spiegeln sich die Verhältnisse in der Kasseler Bevölkerung<br />

wider (stand Dezember 2009). Von <strong>den</strong> insgesamt<br />

192.241 einwohnern ist etwa jeder Dritte zugewandert.<br />

Knapp 13 prozent der einwohner haben einen ausländischen<br />

pass: 8.437 haben die türkische staatsangehörigkeit,<br />

2.996 Menschen kommen aus <strong>den</strong> staaten des<br />

ehemaligen Jugoslawien, 1.630 aus der ehemaligen sowjetunion,<br />

1.266 aus Italien, 1.185 aus polen. ig<br />

11


12<br />

sie erlebe dort ein Land, <strong>das</strong> moderner ist als <strong>das</strong>, was etliche Türken in Deutschland<br />

repräsentierten.<br />

Für ein modernes, westliches Menschenbild steht auch Dr. med. Hayal Kaygin, Kinderärztin<br />

im Medizinischen Versorgungszentrum MeDIKuM in Kassel (Mitglied <strong>bei</strong> DOXs).<br />

sie ist mit ihrer Zwillingsschwester und Ihrem Bruder in Tübingen aufgewachsen. „Ich<br />

wollte für mich möglichst viel selbstständigkeit und habe mir früh überlegt, wie ich<br />

dahin komme“, erzählt sie. Der Weg bis zur Zulassung zum Medizinstudium war langwierig.<br />

Kaygin machte während ihrer Wartezeit eine Ausbildung zur medizinisch-technischen<br />

Laborassistentin und studierte Chemie. Heute ist die 42-Jährige mit Leib und<br />

seele Kinderärztin. sie sieht sich ein wenig als Vorbild: „schulkinder und junge Kinder<br />

versuche ich zu motivieren und erkläre ihnen, <strong>das</strong>s schule und Berufsausbildung sehr,<br />

sehr wichtig sind“, und sie freut sich, „<strong>das</strong>s man <strong>bei</strong> ihnen noch etwas formen kann“.<br />

Grundsätzlich spricht Kaygin türkische patienten und ihre eltern auf Deutsch an, „doch<br />

wenn ich <strong>das</strong> Gefühl habe, die Mutter möchte Türkisch mit mir sprechen, mache ich<br />

<strong>das</strong>“. eigentlich müsse sie die Betreffen<strong>den</strong> anregen, Deutsch zu lernen. Doch es sei ihr<br />

eben auch wichtig, <strong>das</strong>s sich Kinder und eltern von ihr verstan<strong>den</strong> fühlen und <strong>das</strong>s sie<br />

verstan<strong>den</strong> wird, „da ist es für mich und für meine patienten von Vorteil, <strong>das</strong>s ich zweisprachig<br />

bin“.<br />

Das sieht auch Dr. päd. Menekse Gün so, Kinder- und Jugendpsychotherapeutin im<br />

MeDIKuM. sie ist in Deutschland geboren und wuchs mit vier Geschwistern im ruhrgebiet<br />

auf. sie studierte und promovierte in erziehungswissenschaften in Dortmund,<br />

war ein Jahr für Feldforschung auf dem Gebiet der psychiatrie in Istanbul. „es erleichtert<br />

die Therapie, wenn ich mein Gegenüber verstehe“, sagt die 34-Jährige. selbst Menschen,<br />

die gut Deutsch könnten, seien froh, sich <strong>bei</strong> ihr in der Muttersprache aussprechen<br />

zu können. Den Anspruch, jeder und jede solle Deutsch lernen, wenn er in der<br />

Bundesrepublik lebe, hält sie nicht in jedem Fall für realistisch: „Man muss sich die situation<br />

vorstellen: Junge Frauen aus der Türkei, die hier schnell nach der Hochzeit, Mutter<br />

wer<strong>den</strong>, haben kaum Zeit Deutsch zu lernen. Möglicherweise besteht auch <strong>das</strong> Bedürfnis<br />

danach gar nicht so.“<br />

Kultur und religion des Herkunftslandes<br />

bil<strong>den</strong> in Güns Augen keine einschränkung,<br />

sondern geben Orientierung<br />

und richtlinien. Allerdings müsse<br />

in der Kindererziehung klar getrennt<br />

wer<strong>den</strong>: „entweder ganz deutsch aufziehen<br />

oder türkisch und dann die unterschiede<br />

deutlich machen“. ein<br />

Mischmasch der Kulturen könne gerade<br />

in der pubertät zu I<strong>den</strong>titätsproblemen<br />

führen. Mädchen oder Jungen<br />

grenzten sich eventuell bewusst mit der<br />

Haltung „ich bin Türke, ich bin Türkin<br />

in Deutschland“ ab. Türkische Heranwachsende<br />

in Nordhessen fan<strong>den</strong> keine<br />

türkischsprachige psychotherapeutin,<br />

bevor Gün im MeDIKuM zu ar<strong>bei</strong>ten<br />

begann. „Die jungen Menschen<br />

und ihre eltern sind froh, <strong>das</strong>s sie mir<br />

viele Dinge aus unserer Kultur nicht erklären müssen. Das sagen sie mir immer wieder“,<br />

berichtet die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und sie vermutet, „deutsche Kollegen<br />

machen vielleicht aus unwissenheit hier manchmal Fehler“.


Mittlerin<br />

zwischen<br />

<strong>den</strong> Welten<br />

Die medizinische Fachangestellte<br />

selam Tesfay aus eritrea<br />

übersetzt für ihre deutsche Chefin<br />

Mit 15 Jahren kam sie allein aus eritrea zu ihren Cousins<br />

nach Kassel. Alles war fremd, <strong>den</strong>n bis dahin war<br />

sie <strong>bei</strong> der Großmutter in Nordostafrika aufgewachsen.<br />

Mit dem Tod der Oma änderte sich 1997 <strong>das</strong><br />

Leben für <strong>das</strong> junge Mädchen grundlegend, doch selam<br />

Tesfay biss sich <strong>durch</strong>. sie schaffte Haupt- und<br />

realschule, wurde früh Mutter. Heute ist die 28-Jährige<br />

stolz auf sich und ihre drei Töchter (11, 9 und 7).<br />

Da<strong>bei</strong> war es immer wieder sehr schwierig, etwa <strong>bei</strong><br />

der suche nach einem Ar<strong>bei</strong>tsplatz in Kassel: „Wenn<br />

ich erzählte, <strong>das</strong>s ich drei Kinder habe, dann war es<br />

vor<strong>bei</strong>“, erinnert sich Tesfay.<br />

Die junge Frau entschied sich, ins umland zu ziehen,<br />

und begann 2006 <strong>bei</strong> der Berufs- und Jugendhilfe<br />

(BJH) in eschwege eine kooperative Ausbildung. „Die<br />

schule half mir zunächst, ein für mich geeignetes Berufsziel<br />

zu fin<strong>den</strong>, und vermittelte mich dann hier in<br />

die Arztpraxis in Hessisch Lichtenau“, berichtet sie.<br />

Dr. med. Klaudia ress gibt zu: „ein bisschen mulmig<br />

war mir auch, als ich hörte, <strong>das</strong>s selam drei Kinder<br />

hat. Ohne die unterstützung des programms BJH<br />

und Zukunftplus hätte ich es nicht gewagt.“ Zum einen<br />

war über <strong>das</strong> programm geregelt, <strong>das</strong>s die <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />

jederzeit wieder auseinandergehen konnten,<br />

wenn die Chemie nicht gestimmt hätte. Zum anderen<br />

zahlte die Agentur für Ar<strong>bei</strong>t die Ausbildungsvergütung.<br />

Die jüngste Tochter Tesfays wurde zu Ausbildungsbeginn<br />

von einer Tagesmutter versorgt, die <strong>bei</strong><strong>den</strong><br />

anderen Töchter gingen in <strong>den</strong> Kindergarten.<br />

schnell wurde klar, selam Tesfay ist ein Glücksfall für<br />

<strong>das</strong> siebenköpfige Team der Allgemeinarztpraxis in<br />

Hessisch Lichtenau. sie spricht etwas Arabisch und<br />

kann da<strong>durch</strong> gut zwischen der deutschen Ärztin und<br />

<strong>den</strong> arabischen oder auch türkischen patienten vermitteln.<br />

„Für mich ist es egal, welcher Nationalität<br />

oder welchen Glaubens andere Menschen sind, es<br />

kommt doch darauf an, wie ich ihnen gegenübertrete“,<br />

erklärt Tesfay. Die dunklen Augen funkeln selbstsicher<br />

in ihrem dunkelhäutigen Gesicht. War sie anfangs<br />

noch etwas schüchtern und traute sich nicht,<br />

ans Telefon zu gehen, so ist <strong>das</strong> inzwischen anders.<br />

Viele patienten vermissen sie geradezu, wenn die medizinische<br />

Fachangestellte mal nicht da ist.<br />

etwas steinig blieb der Weg bis zum erfolgreichen<br />

Ausbildungsabschluss <strong>den</strong>noch. „Tagsüber Ar<strong>bei</strong>t<br />

und Kinder, abends lernen. Manchmal dachte ich,<br />

ich schaffe es nicht“, erinnert sich selam Tesfay. Zwischen<strong>durch</strong><br />

war plötzlich die Betreuung für die inzwischen<br />

zur schule gehen<strong>den</strong> Kinder nach schulschluss<br />

nicht mehr sichergestellt. Daraufhin legte Klaudia<br />

ress an entschei<strong>den</strong>der stelle ein Wort für ihre Auszubil<strong>den</strong>de<br />

ein. Dann lief im November 2009 die finanzielle<br />

Förderung für die Ausbildung noch vor <strong>den</strong><br />

prüfungsterminen aus. Die „Chefin“, wie Tesfay ihre<br />

Ar<strong>bei</strong>tgeberin liebevoll anspricht, fand eine Lösung:<br />

sie beschäftigte die junge Frau als Hilfskraft. Im Januar<br />

und Februar 2010 schließlich machte Tesfay ihren Abschluss<br />

und hat seit März eine halbe stelle <strong>bei</strong> ress.<br />

Vormittags und dienstagnachmittags ar<strong>bei</strong>tet die<br />

dreifache Mutter in der praxis. „Das funktioniert sehr<br />

gut, meine Kinder sind sehr selbstständig“, freut sie<br />

sich. Die „Große“ geht inzwischen aufs Gymnasium.<br />

„Die Kinder sind hier geboren und wer<strong>den</strong> hier leben“,<br />

erzählt selam Tesfay weiter. Zunächst sprach<br />

sie mit <strong>den</strong> Kindern ausschließlich Deutsch, heute<br />

auch eriträisch, damit sie die Kultur ihrer Mutter kennenlernen.<br />

Klaudia ress bewundert <strong>den</strong> Durchhaltewillen<br />

und die Zuverlässigkeit ihrer Mitar<strong>bei</strong>terin.<br />

„Fehlzeiten gab und gibt es <strong>bei</strong> ihr so gut wie gar<br />

nicht“, lobt sie. Jederzeit würde sie wieder einem jungen<br />

Menschen mit fremdländischen Wurzeln eine<br />

Chance geben. „Das ist eine Bereicherung für die<br />

praxis. Ich kann Kollegen nur ermuntern, <strong>das</strong> zu wagen.“<br />

Neulich war ein 15-jähriger Türke als schulpraktikant<br />

in ress’ praxis. Vielleicht wird auch er hier<br />

später eine Ausbildung zum medizinischen Fachangestellten<br />

machen. selam Tesfay fände <strong>das</strong> klasse.<br />

Irene Graefe<br />

Foto: Graefe<br />

13


14<br />

Foto: Allianz


MeDIKuM: Türkischsprachige<br />

expertinnen für Kindern<br />

„Wir nehmen die fachübergreifende Versorgung unserer patienten sehr ernst“, sagt Claus<br />

eßmann, Verwaltungsleiter des Medizinischen Versorgungszentrums MeDIKuM in Kassel,<br />

als Ganzes Mitglied <strong>bei</strong> der DOXs eG. Das Team aus 20 Ärzten und 52 Mitar<strong>bei</strong>tern bietet<br />

eine Betreuung in zehn verschie<strong>den</strong>en medizinischen Fachbereichen an: Innere Medizin,<br />

pädiatrie, Kinder- und Jugendpsychotherapie, Gynäkologie, HNO- und Augenheilkunde,<br />

Dermatologie, Gastroenterologie, Orthopädie und psychotherapie.<br />

unter <strong>den</strong> patienten mit ausländischer Herkunft bil<strong>den</strong> im MeDIKuM türkisch- und russischsprachige<br />

die größten Gruppen. einige der medizinischen Fachangestellten sprechen Türkisch<br />

oder russisch, einer der HNO-Ärzte spricht Arabisch. seit Jüngstem wird <strong>das</strong> Team von<br />

zwei türkischstämmigen expertinnen verstärkt, einer Kinderärztin und einer Kinder- und<br />

Jugendpsychotherapeutin. „es passt gut, <strong>das</strong>s wir unseren patienten <strong>das</strong> anbieten können,<br />

aber wir gehen damit nicht offensiv an die Öffentlichkeit. es spricht sich ohnehin herum“,<br />

so eßmann. Die Zahl der jungen patienten <strong>bei</strong> Kinderärztin Dr. med. Hayal Kaygin und <strong>bei</strong><br />

der Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Dr. päd. Menekse Gün habe deutlich zugenommen.<br />

Gün sei die einzige türkischsprachige expertin ihres Faches in Nordhessen. Der Verwaltungsleiter<br />

hofft, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> MeDIKuM für sie eine sonderbedarfszulassung erreichen kann. Die<br />

Kinder- und Jugendpsychotherapeutin ar<strong>bei</strong>tet seit Mitte september im MeDIKuM „und<br />

der Bedarf ist eindeutig da“. Ohnehin ist eßmann unzufrie<strong>den</strong> über die Bedingungen, unter<br />

<strong>den</strong>en <strong>das</strong> MeDIKuM Ärzte und Ärztinnen einstellen kann. Das Verfahren über die Kassenärztliche<br />

Vereinigung ist ihm zu unflexibel: „Über die Zulassung wird nur quartalsweise<br />

entschie<strong>den</strong>. sechs Wochen vor der entschei<strong>den</strong><strong>den</strong> sitzung müssen die unterlagen eingereicht<br />

wer<strong>den</strong>.“ Da kämen schnell viereinhalb Monate Wartezeit zusammen. In der praxis<br />

bedeute <strong>das</strong>, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> MeDIKuM die Mediziner einstelle, sie auch entlohne, ihre Leistungen<br />

jedoch nicht über die KV abrechnen könne.<br />

seit der Gründung des MeDIKuMs 2006 habe sich die Zusammenar<strong>bei</strong>t mit <strong>den</strong> niedergelassenen<br />

Kollegen und medizinischen einrichtungen in Kassel stetig entwickelt. „Wir sind<br />

daran interessiert, im sinne der patienten zusammenzuwirken“, betont eßmann, <strong>das</strong> gelte<br />

auch, wenn es sprachliche probleme zu lösen gebe. ig<br />

MeDIKuM MVZ GmbH<br />

Kurfürstenstraße 10-12, 34117 Kassel<br />

0561 766400, www.medikum-kassel.de<br />

Dr. päd. Menekse Gün, Kinder-<br />

und Jugendpsychotherapeutin (links),<br />

und Dr. med. Hayal Kaygin, Kinderärztin<br />

(rechts), ar<strong>bei</strong>ten im MeDIKuM Hand in<br />

Hand und nutzen ihre Zweisprachigkeit.<br />

Foto: Graefe<br />

15


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„Ich habe mir <strong>den</strong> Kopf erkältet“: Wenn ein<br />

türkischstämmiger patient <strong>das</strong> zu einem deutschen Arzt<br />

sagt, wird dieser vermutlich auf erkältung oder Ähnliches<br />

tippen. Doch sein Gegenüber meint etwas anderes: „Ich<br />

drehe <strong>durch</strong>“ oder „ich werde verrückt“. Andere Kulturen<br />

gehen mit Krankheit anders um, werten symptome anders,<br />

fin<strong>den</strong> andere Bilder für ihre Krankheit. Hinzu kommen<br />

Migrationserfahrungen wie entwurzelung, Ausgrenzung<br />

oder sehnsucht nach der Heimat. Das alles kann zu<br />

Missverständnissen, ja Fehldiagnosen führen.<br />

Grundsätzlich unterscheidet sich <strong>das</strong> Krankheitsspektrum<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund kaum von dem<br />

der Mehrheitsbevölkerung. Die einwanderung als solche<br />

macht nicht krank. Vielmehr sind es die Lebens- und Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen,<br />

die zu Krankheit führen. Insgesamt ist<br />

die sehr heterogene Gruppe der Migranten von <strong>den</strong> gleichen<br />

Krankheiten betroffen wie die vergleichbare deutsche<br />

Mein<br />

Nabel<br />

fällt<br />

Andere Länder<br />

andere<br />

symptombeschreibungen<br />

Bevölkerung: erkrankungen des Bewegungsapparates, des<br />

Herz-Kreislauf-systems, der Atemwege, Diabetes. erhöhte<br />

risiken bestehen laut Gesundheitsberichterstattung des<br />

Bundes für säuglingssterblichkeit, Tuberkulose und andere<br />

Infektionskrankheiten sowie psychosoziale Belastungen<br />

<strong>durch</strong> Trennung von der Familie, Frem<strong>den</strong>feindlichkeit<br />

oder politische Verfolgung und Folter.<br />

Türkische Vorstellung von Krankheit<br />

Kinderarzt- und Frauenarztpraxen, gefolgt von allgemeinärztlichen<br />

praxen sind die von ausländischen patienten<br />

am häufigsten aufgesuchten. Wenn es dann dort seitens<br />

türkischstämmiger Menschen heißt, „ich bin alles<br />

krank“ oder „mein Kind ist ganz krank“, hat <strong>das</strong> mit der<br />

Auffassung zu tun, <strong>das</strong>s Körper, symptome und Krankheit<br />

nicht voneinander zu trennen sind: Man ist entweder<br />

ganz krank oder ganz gesund. Deshalb wer<strong>den</strong> Vorsorgeuntersuchungen<br />

und Impfungen seltener in Anspruch genommen<br />

– man ist ja gesund.<br />

Wenn es etwa darum geht, schmerzen zu lokalisieren,<br />

dann fällt türkischstämmigen patienten dies außeror<strong>den</strong>tlich<br />

schwer oder ist ihnen überhaupt nicht möglich. Da<br />

Körper und seele nicht als etwas Getrenntes empfun<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong> <strong>bei</strong>spielsweise Depressionen als chroni-<br />

sche schmerzen erlebt. Immer noch wer<strong>den</strong> Depressionen<br />

auch häufig mit „geisteskrank“ gleichgesetzt. Bis<br />

heute ist für türkische patienten die Vorstellung, <strong>das</strong>s Organe<br />

„fallen“ gängig: Weil ein Organ verrutscht ist, treten<br />

Beschwer<strong>den</strong> auf. Leber und Lunge sind zudem oft mit<br />

schmerzen, Krankheit oder Trauer konotiert. „Mein Nabel<br />

fällt“ bedeutet so viel wie „ich habe mein inneres Gleichgewicht<br />

verloren“.<br />

Der böse Blick spielt <strong>bei</strong> vielen noch immer eine rolle:<br />

säuglinge und Kleinkinder sollen davor geschützt wer<strong>den</strong>.<br />

Deshalb sollen sie kein sonnenlicht sehen oder wer<strong>den</strong><br />

nicht zu Vorsorgeuntersuchungen gebracht, <strong>den</strong>n<br />

dort wür<strong>den</strong> sie eventuell komplett entkleidet. Türkische<br />

Frauen trauen sich oft aus einem hohen schamgefühl<br />

nicht zum Arzt und besonders junge Frauen haben sorge,<br />

<strong>das</strong>s <strong>bei</strong> der vaginalen untersuchung <strong>bei</strong>m Frauenarzt ihr<br />

Hymen zerstört würde.<br />

Aussiedler suchen Respektsperson<br />

Ganz andere Missverständnisse kann es zwischen einheimischen<br />

Ärzten und Aussiedlern aus der ehemaligen sowjetunion<br />

geben. ein Arzt ist eine respektsperson, die<br />

gleichzeitig sehr persönlich auf ihre patienten zugeht. Da<br />

russische Ärzte häufig schlecht bezahlt wer<strong>den</strong>, wer<strong>den</strong><br />

ihnen Geschenke oder Geld zugesteckt. Lehnt ein deutscher<br />

Mediziner ein solches Geschenk ab, wird <strong>das</strong> als Ablehnung<br />

verstan<strong>den</strong>. Offene Aufklärungsgespräche sind<br />

eher unüblich, schwerstkranke wer<strong>den</strong>, um sie zu schonen,<br />

nicht umfassend über ihren Zustand in Kenntnis gesetzt.<br />

russische Aussiedler empfin<strong>den</strong> diese Offenheit als<br />

indiskret oder wenig menschlich. Die Benutzung technischer<br />

Geräte wird eher als Versagen der Ärzte <strong>den</strong>n als<br />

Fortschritt interpretiert.<br />

Wissen Ärzte hierzulande um mögliche kulturell bedingte<br />

Missverständnisse oder ahnen, <strong>das</strong>s sie in einer bestimmten<br />

situation die Aussage ihres patienten gerade fehlinterpretieren<br />

könnten, können sie anders reagieren. Nachfragen,<br />

Hilfe von bilingualen Kollegen oder personal einzuholen<br />

mindert möglicherweise die Gefahr, „sich <strong>den</strong> Kopf<br />

zu erkälten“. Irene Graefe<br />

17


18<br />

Dolmetscherdienste:<br />

Bislang keine einheitliche Lösung<br />

Für staatsministerin Maria Böhmer, Bundesbeauftragte<br />

für Migration, Flüchtlinge und Integration,<br />

gehört es zur Bringschuld des medizinischen Versorgungssystems,<br />

in Kliniken und Arztpraxen professionelle<br />

Dolmetscher einzusetzen. Das sagte sie im Mai<br />

dieses Jahres auf der zweiten Jahrestagung des Deutschen<br />

ethikrates zum Thema „Migration und Gesundheit“<br />

in Berlin. Böhmer spricht sich dafür aus, die<br />

Dolmetscherdienste in <strong>den</strong> Leistungskatalog der gesetzlichen<br />

Krankenkassen aufzunehmen. Dem schließt<br />

sich der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer<br />

an. er schlägt vor, sich am Modell für Gebär<strong>den</strong>sprachdolmetscher<br />

zu orientieren – deren Dienste<br />

wer<strong>den</strong> von <strong>den</strong> Krankenkassen übernommen.<br />

Doch noch ist eine flächendeckende umsetzung dieser<br />

Vorstellungen nicht in sicht. es gibt lediglich einzelne<br />

Modelle. Das ethnomedizinische Zentrum in<br />

Hannover bietet für Niedersachsen im Großraum<br />

Hannover Dolmetscherdienste in 50 sprachen an.<br />

Die stadt Hannover übernimmt für ihren Bereich seit<br />

2010 sogar die Kosten für diese Dienstleistung. Dr.<br />

med. ramazan salman, Gründer und Leiter des Zentrums,<br />

fordert staatlich finanzierte Dolmetscherzentren<br />

in ganz Deutschland. In Berlin gibt es einen gemeinnützigen<br />

Gemeindedolmetscherdienst, der sowohl<br />

im medizinischen Bereich als auch in anderen<br />

Bereichen wie schule und Kindererziehung seine<br />

Dienste anbietet.<br />

Zweiprachiges Personal ist kultursensibel<br />

Dr. med. Yasar Bilgin, Vorsitzender der Türkisch-Deutschen<br />

Gesundheitsstiftung in Gießen, engagiert sich<br />

hingegen für <strong>den</strong> einsatz bilingualer Ärzte und pflegekräfte.<br />

Dies sei zum einen aus Grün<strong>den</strong> des Datenschutzes<br />

und der schweigepflicht die bessere Lösung gegen-<br />

über dem einsatz von Gesundheitslotsen oder Dolmetschern.<br />

Zum anderen verstehen die muttersprachlichen<br />

Mediziner und pflegekräfte die kulturell bedingt unterschiedlichen<br />

symptombeschreibungen. Wenn ein türkischer<br />

patient sage, „mir ist <strong>das</strong> Blut eingefroren“, könne<br />

ein deutscher Kollege dieses Bild nicht übersetzen und<br />

auf die mögliche Diagnose Angina pectoris kommen<br />

(siehe Artikel „Mein Nabel fällt“).<br />

Nicht immer geht es darum, <strong>das</strong>s Migranten die<br />

sprache ihres einwanderungslandes nicht beherrschten.<br />

Dennoch sind emotional besetzte Themen oft in<br />

der Muttersprache besser an- und auszusprechen.<br />

Nicht zuletzt deshalb fordert auch der Berufsverband<br />

Deutscher psychologinnen und psychologen (BDG)<br />

mehr muttersprachliche, kultur- und gendersensible<br />

Behandlung. „psychotherapie ist ohne <strong>das</strong> Medium<br />

sprache nicht möglich“, sagte die BDG-Menschenrechtsbeauftragte,<br />

eva van Keuk, im Mai 2010 als reaktion<br />

auf ein urteil des Bundessozialgerichtes, <strong>das</strong><br />

<strong>den</strong> Anspruch auf muttersprachliche Therapie zurückwies.<br />

Sonderbedarf an<br />

muttersprachlichen Therapeuten<br />

Gleiches äußerte im Oktober dieses Jahres der präsi<strong>den</strong>t<br />

der Bundespsychotherapeutenkammer (BptK),<br />

prof. Dr. rainer richter: „es fehlt an spezifischen Informationen<br />

für Migranten, an interkultureller Kompetenz<br />

und auch an psychotherapie in der Muttersprache.“<br />

Aus sicht der BptK besteht ein lokaler sonderbedarf,<br />

wenn mehr als zehn prozent der Bevölkerung<br />

einer bestimmten Migrantengruppe angehören.<br />

Danach errechne sich <strong>bei</strong>spielsweise für Berlin ein<br />

sonderbedarf von sieben psychotherapeuten, die in<br />

türkischer sprache behandeln.


Dass solche Angebote intensiv angenommen wer<strong>den</strong>,<br />

beschreiben Michael Knipper und Bilgin in ihrer<br />

studie „Migartion und Gesundheit“: An der psychosomatischen<br />

universitätsklinik sei die Zahl türkischstämmiger<br />

patienten um <strong>das</strong> Zehnfache gestiegen,<br />

nachdem dort eine Ärztin mit türkischer Muttersprache<br />

angestellt wor<strong>den</strong> war: „Diese entwicklung basierte<br />

nicht etwa auf einer plötzlich angestiegenen<br />

Inzi<strong>den</strong>z der erkrankungen, sondern auf der Verfügbarkeit<br />

des therapeutischen Angebots.“<br />

In Gießen haben sich universitätsmediziner schon<br />

lange speziell mit der Behandlung von Migranten befasst.<br />

Mitte der 1980er-Jahre wurde dort eine Migrantenambulanz<br />

gegründet, die inzwischen eine eigene<br />

Abteilung der Medizinischen Klinik III und poliklinik<br />

(Leitung prof. Dr. med. Dr. h.c. reinhard G.<br />

Bretzel) ist. Zwischen 1.000 und 2.000 patienten<br />

kommen jährlich aus dem gesamten Bundesgebiet<br />

nach Mittelhessen, um sich dort behandeln zu lassen.<br />

Die Mitar<strong>bei</strong>ter sprechen über zehn sprachen, darunter<br />

Türkisch und Arabisch.<br />

Kassenzulassungen für<br />

zweisprachige Ärzte<br />

Im niedergelassenen Bereich lässt sich ein derart gezieltes<br />

Angebot kaum machen. Im Nachbarbundesland<br />

Nordrhein-Westfalen starteten niedergelassene<br />

Ärzte jedoch ein eigenes projekt. Die Qualitätsge-<br />

ANZeIGe<br />

RÜCKEN?<br />

meinschaft praxisnetz Gelsenkirchen sammelte <strong>das</strong><br />

Know-how innerhalb der Gemeinschaft und bietet<br />

seit 2004 patientenschulungen auf Türkisch, polnisch,<br />

russisch, spanisch und Italienisch an. schulungsmaterial<br />

in acht sprachen steht zur Verfügung. Gemeinsam<br />

mit der stadt besuchen die Ärzte des Netzes<br />

schulen, um dort über Impfungen und Vorsorge aufzuklären.<br />

In Hessen bil<strong>den</strong> rund 300.000 türkischstämmige<br />

Menschen die größte Gruppe ausländischer Herkunft.<br />

Ihnen stün<strong>den</strong> nur 36 niedergelassene türkische Ärzte<br />

gegenüber, heißt es in der studie „Migration und<br />

Gesundheit“. Die Autoren halten es für dringend notwendig,<br />

in Gebieten mit hohem Migrantenanteil zusätzliche<br />

Kassenzulassungen einzurichten. ig<br />

Ethnomedizinisches Zentrum Hannover<br />

Königstraße 6, 30175 Hannover<br />

Telefon 0511 16 84 10 20<br />

www.ethno-medizinisches-zentrum.de<br />

Migrantenambulanz<br />

Medizinische Klinik III,<br />

universitätsklinikum Gießen,<br />

rodthold 6, 35393 Gießen<br />

Telefon: 0461 99 42750<br />

e-Mail:<br />

reinhard.bretzel@innere.med.uni-giessen.de<br />

bewegt was.<br />

Diätetisches Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke (ergänzende bilanzierte Diät)<br />

• Keltican® forte zur diätetischen Behandlung<br />

von Wirbelsäulen-Syndromen, Neuralgien<br />

und Polyneuropathien<br />

• Keltican® forte enthält Uridinmonophosphat,<br />

Vitamin B12 und Folsäure, die zur Aktivierung<br />

körpereigener Reparaturvorgänge geschädigter<br />

Nerven <strong>bei</strong>tragen.<br />

• Verzehrsempfehlung: 1 Kapsel pro Tag mit<br />

etwas Flüssigkeit einnehmen.<br />

x täglich!<br />

Weitere Infos und Services<br />

www.rueckeninformation.de<br />

19


20<br />

pILOTprOJeKT Rheuma-<br />

Gymnastikgruppe<br />

für Migrantinnen<br />

Fröhliche Frauenstimmen schwirren <strong>durch</strong> <strong>den</strong> raum, der<br />

im Moment noch gar nicht nach Gymnastikhalle aussieht.<br />

Im ersten Obergeschoss der Türkisch-Islamischen Gemeinde<br />

in Kassel-Bettenhausen ist deshalb Tischerücken angesagt<br />

– alles an die seite, einen stuhlkreis in die Mitte. Krankengymnastin Moni Kainer begrüßt<br />

die zwölf Frauen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren zum zweiten Treffen der neuen<br />

rheuma-Gymnastikgruppe.<br />

Zunächst geht es um die passende Kleidung. Zwei Frauen haben recht sportliche Hosen<br />

und shirts an, die Haare sind im Nacken zusammengebun<strong>den</strong>. Zwei Teilnehmerinnen mit<br />

Kopftüchern führen fast wie Mannequins ihre bequemen Hausanzüge vor. Alle lachen.<br />

Moni Kainer erklärt noch einmal <strong>den</strong> Ablauf der eineinhalb stun<strong>den</strong>. eine Frau darf ausführlicher<br />

von ihren Beschwer<strong>den</strong> erzählen, die anderen kommen stunde für stunde in<br />

<strong>den</strong> nächsten Wochen und Monaten dran.<br />

eine etwa 50-Jährige berichtet von einem zurückliegen<strong>den</strong> Bandscheibenvorfall und eingeklemmten<br />

Nerven. sie erzählt auf Türkisch, eine andere übersetzt. schöner fände es Moni<br />

Kainer, sie könnten sich alle auf Deutsch verständigen, aber so geht es auch einigermaßen.<br />

Dennoch macht sich die physiotherapeutin Gedanken, wie sie einzelne Aspekte so erklärt,<br />

<strong>das</strong>s alle begreifen, worum es geht: „Zu <strong>den</strong> entspannungsübungen muss ich mir noch<br />

etwas einfallen lassen.“ eine Herausforderung, der sie sich gewachsen fühlt.<br />

Auf die Krankengeschichte der Teilnehmerin hin macht Kainer <strong>den</strong> Frauen klar, <strong>das</strong>s sie<br />

nicht diejenige ist, die Krankheiten heilt, sondern „ich zeige Ihnen Übungen, die Ihnen <strong>den</strong><br />

umgang mit Ihren problemen leichter machen“. Los geht es mit einer Art Kniebeugen <strong>bei</strong><br />

gleichzeitig aufgerichtetem Becken. Für manche kaum ein problem. Bei anderen ist unschwer<br />

zu erkennen, <strong>das</strong>s ihnen sportlich-bewusste Bewegungen wenig geläufig sind.<br />

„Diese unterschiede gibt es in anderen Gruppen auch“, sagt Kainer. Auch die Art, wie sich<br />

Gruppendynamik entwickelt, sei ähnlich. Kainer verschafft sich mit ihrem souveränen, zugewandten<br />

Auftreten <strong>den</strong> nötigen respekt, um die Gruppe zum Mitmachen zu motivieren.<br />

Wichtig ist ihr, die Frauen dazu zu bringen, <strong>das</strong>s sie die Übungen auch zu Hause wiederholen.<br />

„Zwei-, dreimal die Woche genügt“, ermuntert sie ihre sportlerinnen.<br />

„es ist ein pionierprojekt“, beurteilt Kainer die Initiative der Deutsch-Türkischen Gesundheitsstiftung<br />

(TDG) in Gießen und der rheuma Liga Hessen, mit rheumatisch erkrankten<br />

türkischen Migrantinnen selbsthilfegruppen in Frankfurt, Gießen und Kassel aufzubauen.<br />

Die AOK Hessen fördert <strong>das</strong> Modell bis sommer 2012 mit 70 000 euro. „selbsthilfe als<br />

Gesprächsraum, um eine Krankheit besser zu verstehen, ist in der Türkei so unbekannt wie<br />

<strong>das</strong> Wort selbsthilfe“, erläuterte Dr. med. Yasar Bilgin, Vorsitzender der TDG, im september<br />

<strong>bei</strong>m start des projektes. es solle <strong>den</strong> Zugang zum deutschen, somit auch deutschsprachigen<br />

Gesundheitssystem eröffnen. Darüber hinaus sollen die Migrantinnen dafür sensibilisiert<br />

wer<strong>den</strong>, <strong>durch</strong> eigenes Handeln einfluss auf ihre Therapie und <strong>den</strong> Verlauf ihrer<br />

erkrankung zu nehmen.


Foto: Allianz<br />

Hava Dasdemir je<strong>den</strong>falls ist froh über <strong>das</strong> Kasseler Angebot,<br />

„ich liebe es, sport zu machen. Ich hatte schon einmal für eine<br />

begrenzte Zeit Krankengymnastik, aber jetzt kann ich immer<br />

üben.“ Die 45-Jährige ist in der Gruppe schnell zur Übersetzerin<br />

gewor<strong>den</strong> und findet <strong>das</strong> ganz normal, so ähnlich wie <strong>bei</strong><br />

einem Arztbesuch auch: „Wir helfen uns alle gegenseitig.<br />

selbstverständlich gehe ich mit meinen Nachbarn zum Arzt<br />

und helfe <strong>bei</strong>m Übersetzen.“ sie selbst ist seit 20 Jahren <strong>bei</strong><br />

derselben Hausärztin und „ich komme gut klar“. Türkische<br />

Frauen wünschten sich eher eine Ärztin als einen Arzt. „Wenn<br />

dort eine türkische Arzthelferin ar<strong>bei</strong>tet, ist <strong>das</strong> wirklich gut“,<br />

meint sie.<br />

Ihre Mitsportlerin Tezel Cetin (40) sieht die Dinge ähnlich.<br />

„Viele haben schmerzen, fin<strong>den</strong> aber keinen Krankengymnasten,<br />

der Türkisch kann“, berichtet sie. Daher hätten sie mit<br />

der Gemeinde sofort gebeten, am Modellprojekt teilnehmen<br />

zu können, als sie davon hörten. Genau wie die anderen Frauen<br />

möchte sie die Gruppe wöchentlich besuchen können.<br />

Montags Frauenfrühstück, dienstags Gymnastikgruppe, donnerstags<br />

Wandergruppe: so könnte <strong>das</strong> regelmäßige Angebot<br />

der Gemeinde zukünftig für Frauen aussehen. Aus <strong>den</strong><br />

Lautsprechern an der Wand ruft der Muezzin aber erst einmal<br />

zum Gebet. Irene Graefe<br />

Türkisch Deutsche<br />

Gesundheitsstiftung<br />

Die Türkisch Deutsche Gesundheitsstiftung (TDG)<br />

wurde 1988 in Gießen von deutschen und türkischen<br />

Ärzten gegründet. Ziel ist es, die spezifischen gesundheitlichen<br />

probleme türkischstämmiger Migranten zu<br />

erforschen und ihre situation zu verbessern. Die stiftung<br />

entwickelt in <strong>den</strong> Bereichen Gesundheit und Bildung<br />

projekte wie zum Beispiel elternar<strong>bei</strong>t, Diabetesberatung<br />

auf Türkisch oder Gesundheit von Frauen<br />

mit Migrationshintergrund; dazu gehört auch die<br />

schaffung der rheuma-selbsthilfegruppen.<br />

„Immer, wenn es um Migranten – auch anderer Nationalitäten<br />

– geht, sind wir Ansprechpartner“, sagt<br />

Ayla Gediz, Geschäftsführerin der stiftung. Vor allem<br />

auch spätaussiedler wen<strong>den</strong> sich an die Gießener stiftung.<br />

Grundsätzlich versteht die einrichtung sich als<br />

Mittler für Migranten, Ärzte und Institutionen. Die Anfragen<br />

kämen aus der ganzen Bundesrepublik.<br />

Dr. med. Yasar Bilgin, Vorsitzender der TDG und Oberarzt<br />

am Medizinischen Zentrum III der Gießener universitätsklinik,<br />

plädiert dafür, <strong>das</strong>s die Anbieter im Gesundheitssystem<br />

bilinguale Ärzte und Fachkräfte anstellen.<br />

„es ist nicht sache des patienten, sondern des<br />

Arztes, die Kommunikation sicherzustellen“, sagt er.<br />

so wünschenswert es auch sei, <strong>das</strong>s alle seine Landsleute<br />

Deutsch lernen, dies werde Generationen dauern.<br />

und selbst auf Deutsch seien nicht automatisch<br />

alle möglichen Missverständnisse ausgeräumt. Andere<br />

symptombeschreibungen, als im Deutschen üblich<br />

(siehe Artikel „Mein Nabel fällt“), könnten zu Fehlin-<br />

terpretationen und -diagnosen<br />

führen. Deshalb<br />

sei bilinguales, medizinisch<br />

geschultes personal<br />

geeigneter zur Vermittlung<br />

als etwa Dolmetscher<br />

mit geringen<br />

fachlichen und kulturellen<br />

Kenntnissen.<br />

Türkisch-Deutsche<br />

Gesundheitsstiftung<br />

Friedrichstraße 13,<br />

35396 Gießen<br />

Telefon 06 41-966 11 60<br />

www.tdgstiftung.de<br />

Michael Knipper, Yasar Bilgin<br />

Migration und Gesundheit<br />

Türkisch-Deutsche<br />

Gesundheitsstiftung Gießen<br />

und Konrad A<strong>den</strong>auer stiftung,<br />

Sankt Augustin/Berlin 2009<br />

IsBN 978-3-940955-55-5<br />

www.kas.de<br />

21


MIGrANTeNMeDIZIN<br />

als Wahlfach im studium<br />

Vielfältige Modelle zum gegenseitigen Verstehen<br />

Mehrsprachigkeit von Medizinern und medizinischem personal kann in der Versorgung<br />

von patienten mit Migrationshintergrund von Vorteil sein, um sprachliche, aber auch<br />

kulturelle und religiöse unterschiede nicht zu Hür<strong>den</strong> in der Kommunikation wer<strong>den</strong> zu<br />

lassen. rund 284.000 Ärztinnen und Ärzte verzeichnete <strong>das</strong> statistische Bundesamt im<br />

Jahr 2006 in Deutschland. Im Bundesarztregister waren am 31. Dezember 2006 19.513<br />

ausländische Ärztinnen und Ärzte verzeichnet. sie sind sehr viel häufiger an Krankenhäusern<br />

tätig als in der ambulanten Versorgung.<br />

Die meisten der ausländischen Mediziner kamen laut Bundesarztregister aus Ländern der<br />

europäischen union, gefolgt von Medizinern aus der ehemaligen sowjetunion und ihren<br />

teilweise zur eu gehören<strong>den</strong> Nachfolgestaaten. An dritter stelle folgt die Gruppe der<br />

früheren Anwerbeländer Griechenland, portugal, Italien und spanien.<br />

An sechster stelle stehen Ärzte aus polen, gefolgt von Kollegen mit türkischer staatsangehörigkeit.<br />

Im gesamten Bundesgebiet waren vor vier Jahren 919 türkische Ärztinnen<br />

und Ärzte gemeldet. eine unbekannte Zahl, die inzwischen die deutsche staatsbürgerschaft<br />

angenommen hat, dürfte hinzukommen. unter <strong>den</strong> studieren<strong>den</strong> im Fach Humanmedizin<br />

waren im Wintersemester 1999/2000 1.600 türkische Kommilitonen.<br />

Türkische und andere Mediziner aus Nicht-eu-staaten müssen zahlreiche Vorbedingungen<br />

erfüllen, um in Deutschland ihren Beruf ausüben zu können. Zur erlangung ihrer<br />

Approbation müssen sie die Gleichwertigkeit ihrer Ausbildung im Herkunftsland mit der<br />

Ausbildung in Deutschland nachweisen. und sie müssen die deutsche oder eine eustaatsbürgerschaft<br />

besitzen. Letzteres gilt auch für ausländische Mediziner, die ihr Medizinstudium<br />

erfolgreich in Deutschland absolviert haben.<br />

Zwar steht zu vermuten, <strong>das</strong>s Ärztinnen und Ärzte mit ausländischen Wurzeln ihre Mehrsprachigkeit<br />

und ihre kulturelle prägung im Beruf nutzen, wissenschaftlich belegt ist dies<br />

jedoch nicht. „Ob sie sich als Kulturvermittler verstehen wollen und wie der Transfer von<br />

der deutschen Fachsprache in die Alltagssprache ihres Herkunftslandes gelingt“, sei bislang<br />

nicht belegt, heißt es in der studie „Migration und Gesundheit“ (2008) des robert<br />

Koch-Institutes.<br />

Der Blick darauf, <strong>das</strong>s die Behandlung von Migranten zunehmend an Bedeutung gewinnt,<br />

hat an der universität Gießen zur erweiterung des Angebots im Medizinstudium<br />

geführt. Im sommersemester 2004 führte sie die bundesweit erste Lehrveranstaltung<br />

zum Thema „Medizin und ethnisch-kulturelle Vielfalt“ als interdisziplinär angelegtes, klinisches<br />

Wahlfach ein. eingebun<strong>den</strong> ist <strong>bei</strong>spielsweise ein türkischer Internist, der Grundkenntnisse<br />

über <strong>den</strong> Islam vermittelt und Beispiele aus dem Alltag vorstellt – etwa <strong>den</strong><br />

islamischen Typ-I-Diabetiker, der im ramadan fasten möchte. Oder <strong>den</strong> studieren<strong>den</strong><br />

wird <strong>bei</strong> einem Besuch <strong>bei</strong>m Migrationsdienst der Caritas vermittelt, wie Menschen mit<br />

anderem Hintergrund <strong>das</strong> deutsche Gesundheitssystem erleben. 50 bis 70 prozent der<br />

teilnehmen<strong>den</strong> studieren<strong>den</strong> haben einen Migrationshintergrund. ig<br />

22<br />

Oliver razum et al<br />

Migration und Gesundheit,<br />

schwerpunktbericht der Gesundheitsberichterstattung<br />

des Bundes,<br />

robert Koch Institut, Berlin 2008,<br />

IsBN 978-3-89606-184-3<br />

Michael Knipper und Ahmet Akinci<br />

Migrantenmedizin – Interdisziplinäre<br />

Aspekte der medizinischen<br />

Versorgung von patienten mit<br />

Migrationshintergrund<br />

GMs Zeitschrift für<br />

medizinische Ausbildung<br />

2005-22


Hilfen für die<br />

Verständigung<br />

Über die verschie<strong>den</strong>sten Medien verstreut gibt es eine Vielzahl<br />

von Hilfestellungen, damit Ärzte und Ärztinnen sich mit patienten<br />

und patientinnen mit nichtdeutschen Wurzeln verständigen<br />

können. Hier eine kleine Auswahl:<br />

<strong>Gesundheitsamt</strong>: Kasseler Internetseite<br />

Das <strong>Gesundheitsamt</strong> region Kassel bietet im Internet <strong>den</strong> „Kasseler Gesundheitswegweiser<br />

für Zugewanderte“ an. Hier können patienten Arztpraxen fin<strong>den</strong>,<br />

in <strong>den</strong>en der Arzt oder <strong>das</strong> personal ihre Muttersprache sprechen.<br />

Deutschsprachige Ärzte können <strong>den</strong> Wegweiser nutzen, um Fachleute ausfindig<br />

zu machen, die die gerade benötigte sprache beherrschen. sowohl die<br />

jeweilige sprache als auch die Fachrichtung sind suchkriterien. „Die seite wird<br />

derzeit aktualisiert“, berichtet Dr. Gabriele Oefner, Leiterin der Abteilung Allgemeine<br />

prävention. Die Internetseite selbst ist ausschließlich auf Deutsch gehalten.<br />

Doch können Flyer im pDF-Format auf Deutsch, Türkisch, russisch und<br />

persisch heruntergela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>. Diese Broschüren erklären <strong>das</strong> deutsche Gesundheitssystem,<br />

weisen auf Vorsorgemöglichkeiten hin, veranschaulichen Details<br />

wie <strong>den</strong> Krankenschein oder <strong>den</strong> Mutterpass. „Wenn Ärzte ihren patienten<br />

diese Informationen zukommen lassen wollen, können sie sie auf die Internetseite<br />

verweisen oder die Flyer ausdrucken“, schlägt Oefner vor.<br />

www.gesundheitsamt.stadt-kassel.de/miniwebs/gesund/05073/index.html<br />

Dolmetscher im Kitteltaschen-Buchformat<br />

In 16 sprachen, darunter Arabisch, russisch und Türkisch, will der „Taschendolmetscher“<br />

des Deutschen Ärzte-Verlages Übersetzungshilfe geben. In <strong>den</strong><br />

rubriken „personalien und Abrechnungsdaten“, „Beschwer<strong>den</strong> und Diagnosen“<br />

und „Was soll der patient (nicht) tun“ sind stichworte oder Begriffe auf<br />

Deutsch und in der jeweiligen Landessprache und -schrift angegeben. Die<br />

Aussprache wird in einer Kauderwelsch-umschrift angegeben, jedoch fehlen<br />

die Akzente, wo die einzelnen Worte richtig betont wer<strong>den</strong>. Der Taschendolmetscher<br />

hilft vermutlich dann weiter, wenn es <strong>bei</strong> der Verständigung an<br />

einzelnen punkten hakt. um eventuell doch einen Dolmetscher suchen zu<br />

können, ist ein Telefonverzeichnis mit <strong>den</strong> Nummern der Botschaften von<br />

fast 150 staaten angefügt.<br />

Taschendolmetscher für Ärzte, 16 Sprachen mit Lautschrift:<br />

Deutscher Ärzte- Verlag, Köln, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-7691-1266-5<br />

Sprachführer im Netz<br />

Im Internet stellt die AOK Hessen einen „sprachführer Gesundheit“ in 23<br />

sprachen bereit. er ist in erster Linie aus sicht des patienten zusammengestellt,<br />

enthält aber auch mögliche Fragen eines Arztes an <strong>den</strong> patienten. er ist<br />

je sprache auf etwa sechs DIN-A-4-seiten in rubriken wie Familienvorgeschichte,<br />

Krankengeschichte, symptome, Fragen und Antworten des Arztes<br />

eingeteilt und bildet mögliche situationen und Fragen realitätsnah ab. Die<br />

sprachführer können in <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en sprachen einzeln als pDF heruntergela<strong>den</strong><br />

wer<strong>den</strong>.<br />

www.aok.de/hessen/gesundheit/95630.php<br />

Fragebögen für die Verständigung<br />

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung<br />

empfiehlt <strong>das</strong> sprachführersystem<br />

Medilang in 30 sprachen. Gemeinsam mit<br />

Ärzten und pflegekräften wur<strong>den</strong> zweisprachige<br />

Interviewbögen für die patientenbefragung<br />

entwickelt. In auf Deutsch und gleichzeitig<br />

in der Fremdsprache vorgegebenen<br />

phrasen oder im Multiple Choice-Verfahren<br />

können patienten auf <strong>den</strong> Bögen Angaben<br />

machen und der Arzt bekommt die Übersetzung<br />

ins Deutsche gleich mitgeliefert. Für die<br />

Benutzung der Fragebögen fällt eine einmalige<br />

Gebühr an, dafür dürfen sie dann beliebig<br />

oft eingesetzt wer<strong>den</strong>. Information und Testversion<br />

sind im Internet abrufbar.<br />

www.medilang.info<br />

Bilderbuch zu Diabetes<br />

ein anderes Krankheitsverständnis, andere<br />

essgewohnheiten: solche Aspekte berücksichtigt<br />

ein patientenbuch in türkischer sprache.<br />

sekerlimisiniz? (wortwörtlich übersetzt: sind<br />

sie zuckerig?) fragt der Titel. In Bildergeschichten<br />

schildert <strong>das</strong> Buch <strong>den</strong> Alltag der<br />

patienten und <strong>den</strong> Besuch <strong>bei</strong>m Arzt. Die Informationen<br />

für die patienten sind auf Türkisch<br />

in sprechblasen zu lesen, am rand ist<br />

der Inhalt für <strong>den</strong> Arzt auf Deutsch vermerkt.<br />

Das Buch wendet sich an patienten ohne Insulinbehandlung,<br />

die wenig Deutsch können<br />

und auch nicht sehr schriftgewandt sind. Mithilfe<br />

des Buches sollen deutsche Ärzte ihren<br />

türkischen Diabetespatienten erklären können,<br />

was Diabetes ist und wie man damit umgeht.<br />

Sekerlimisiniz? Für Diabetiker ohne Insulinbehandlung:<br />

Andrea Demirtas und Didem Yildirim,<br />

Kirchheim Verlag, Mainz 2004,<br />

ISBN 978-3-87409-394-1<br />

Servicetelefon für türkische Eltern<br />

„Alo! saglik“ – „Hallo, Gesundheit!“ heißt<br />

ein Angebot speziell an türkische eltern. unter<br />

der Telefonnummer 0180-2 28 23 23 (6 Cent<br />

aus dem deutschen Festnetz) beantworten<br />

türkischsprechende Ärzte und Gesundheitsexperten<br />

Fragen zu Vorsorgeuntersuchungen,<br />

Impfprogrammen und allgemein zur<br />

medizinischen Versorgung von Neugeborenen,<br />

Kleinkindern und Kindern. Ziel ist es,<br />

<strong>das</strong> Wissen und die Akzeptanz von prävention<br />

<strong>bei</strong> türkischen eltern zu erhöhen. Das Beratungsprogramm<br />

wird getragen von der Türkisch<br />

Deutschen Gesundheitsstiftung (TDG),<br />

der Krankenkasse City BKK und dem Medizin-Dienstleister<br />

MD Medicus.<br />

www.alosaglik.de<br />

23


echtliche Aspekte der<br />

Kommunikation zwischen<br />

Arzt und patient<br />

Von stefan rohpeter<br />

Wenn neben <strong>das</strong> medizinische Wissensungleichgewicht zwischen patient<br />

und Arzt kulturelle oder sprachliche schwierigkeiten hinzutreten, entstehen<br />

in der praxis häufig Befürchtungen, <strong>das</strong>s die Behandlung von Ausländern<br />

oder Migranten für <strong>den</strong> Arzt zu rechtlichen problemen führen könnte. Jede<br />

Form der Ausübung ärztlicher Heilkunst setzt voraus, <strong>das</strong>s eine Kommunikation<br />

zwischen patient und Therapeut erfolgt. Diese erfordert weitaus mehr<br />

als die bloße sprachliche Verständigung.<br />

stefan rohpeter<br />

ist Fachanwalt für Medizintechnik<br />

in Kassel. 2007 hat er die Weiterbildung<br />

zum Health Care Manager<br />

abgeschlossen. unter anderem vertritt<br />

er Vertragsärzte <strong>bei</strong> der Durchsetzung<br />

von Honoraransprüchen<br />

und der Abwehr von regressansprüchen<br />

im rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen.<br />

Überdies<br />

berät er <strong>bei</strong>m Abschluss von Versorgungsverträgen<br />

sowie <strong>bei</strong> Direktverträgen<br />

mit Krankenkassen.<br />

24<br />

Letztendlich muss erreicht wer<strong>den</strong>, <strong>das</strong>s der patient in der Behandlungssituation Vertrauen zu<br />

seinem Arzt fasst und ihm die notwendigen Informationen gibt, damit dieser zu <strong>den</strong> richtigen<br />

medizinischen schlüssen gelangen kann. umgekehrt muss der Arzt <strong>bei</strong> seiner Therapie darauf<br />

vertrauen dürfen, <strong>das</strong>s die empfohlenen Maßnahmen auch entsprechend umgesetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Ablehnung einer Behandlung<br />

aus kulturellen Grün<strong>den</strong> ist rechtswidrig<br />

„In dieser Arztpraxis gilt ein striktes Verbot von Kopftüchern <strong>bei</strong> islamistischen Frauen und<br />

Mädchen!“ Mit dieser und weiteren regeln machte ein niedergelassener Allgemeinmediziner<br />

aus Wächtersbach im september bundesweit schlagzeilen in <strong>den</strong> Medien. Der Arzt verlangte<br />

von seinen patienten Grundkenntnisse der deutschen sprache und schloss die Behandlung<br />

von Großfamilien aus. Die Kassenärztliche Vereinigung Hessen sprach daraufhin im November<br />

in einem Disziplinarverfahren gegen <strong>den</strong> Arzt einen Verweis aus. ein Vertragsarzt ist verpflichtet,<br />

alle gesetzlich versicherten patienten zu behandeln, wo<strong>bei</strong> selbstverständlich religiöse,<br />

kulturelle oder sonstige Gesichtspunkte zu keiner Differenzierung oder gar der Ablehnung einer<br />

Behandlung führen dürfen. Zweifelsohne ist aufgrund des religiösen Hintergrunds und der<br />

damit einhergehen<strong>den</strong> besonderen Bedeutung des Kopftuchs ein entsprechendes „Verbot“<br />

nicht nur inhaltlich fragwürdig, sondern schlichtweg rechtswidrig.<br />

Ob man <strong>das</strong> indes auch auf <strong>das</strong> Gebot beziehen kann, zum Arzttermin nicht mit mehreren<br />

Begleitern zu erscheinen, muss <strong>durch</strong>aus differenziert betrachtet wer<strong>den</strong>. Ist die Begleitung<br />

erforderlich, um eine Kommunikation mit dem Behandler zu ermöglichen oder <strong>das</strong> Krankheitsbild<br />

ausreichend präzise zu umschreiben, ist ein solcher Ausschluss nicht haltbar. Letztlich<br />

liefe dieser darauf hinaus, <strong>das</strong>s man sich der Verpflichtung zur Behandlung aller GKV-Versicherten<br />

entzöge. Liegt keine sachliche Notwendigkeit für eine Begleitung des patienten vor, gibt<br />

es keine rechtlichen Verpflichtung, in einer Arztpraxis räumlichkeiten und sitzgelegenheiten<br />

für Nichtpatienten vorzuhalten. Wird allerdings die Behandlung von kinderreichen islamistischen<br />

Familien mit mehr als x Kindern abgelehnt, dürften ernsthafte Zweifel an der rechtswidrigkeit<br />

nicht bestehen. Dies hat per se noch keine Auswirkungen auf die Organisation in der<br />

praxis, sondern dokumentiert eine Haltung gegenüber bestimmten personenkreisen.<br />

Bei der Behandlung von Ausländern stellt sich darüber hinaus <strong>das</strong> problem, <strong>das</strong>s diese möglicherweise<br />

keinen ausreichen<strong>den</strong> Versicherungsschutz haben. eu-Bürger, die sich kurzfristig in<br />

Deutschland aufhalten, können eine entsprechende europäische Krankenversicherungskarte<br />

vorlegen. Die Abrechnung erfolgt dann gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung <strong>bei</strong> ambulanten<br />

Leistungen. Bei anderer Herkunft ist davon auszugehen, <strong>das</strong>s eine Behandlung nur<br />

als privatpatient möglich ist.


Ausreichende Aufklärung absichern<br />

Der Arzt trägt die hohe Verantwortung, <strong>den</strong> patienten aufzuklären, damit<br />

sich dieser von der Behandlung und <strong>den</strong> damit verbun<strong>den</strong>en risiken<br />

oder <strong>den</strong> wirtschaftlichen Auswirkungen der Behandlung eine Vorstellung<br />

machen kann. Wird ein eingriff vorgenommen, ist dies darüber hinaus<br />

auch Voraussetzung für eine wirksame einwilligung des patienten<br />

in die Operation. Diese Verpflichtung ist in der Vergangenheit <strong>durch</strong> die<br />

rechtsprechung stetig weiterentwickelt wor<strong>den</strong>. Mittlerweile ist gesicherte<br />

rechtsprechung, <strong>das</strong>s der Arzt sich zu vergewissern hat, ob sein<br />

patient imstande ist, seine Ausführungen zu verstehen und sich eventuell<br />

<strong>durch</strong> Nachfragen ausreichend Informationen zu beschaffen.<br />

Die Frage ist sodann, wie man zu einer ausreichen<strong>den</strong> Vergewisserung<br />

kommen kann. Was ist <strong>bei</strong>spielsweise, wenn der patient auf Nachfragen<br />

mit einem Kopfnicken reagiert, <strong>das</strong> man als Zustimmung interpretieren<br />

könnte, sich aber nicht sicher ist? problematisch ist dies regelmäßig<br />

vor Operationen, wenn der Operateur im Aufklärungsgespräch<br />

Ausführungen zum eingriff, <strong>den</strong> Folgewirkungen und möglichen Alter-<br />

AOK-Mediendienst<br />

nativen macht. Da<strong>bei</strong> ist es keineswegs ungewöhnlich, <strong>das</strong>s auch der<br />

sprachkundige patient keine rückfragen stellt, sondern ebenfalls nur bestätigend dreinblickt. Auf<br />

diese Geste allein kann sich der Arzt nicht verlassen. Die Aufklärung soll in einem Gespräch stattfin<strong>den</strong>,<br />

<strong>das</strong> gegenseitige Kommunikation voraussetzt. Deshalb muss er sich <strong>durch</strong> etwaige Nachfragen rückversichern,<br />

<strong>das</strong>s der patient in der Lage ist, seinen Ausführungen zu <strong>den</strong> medizinischen sachverhalten zu<br />

folgen. Gelangt der Arzt im Gespräch zu der erkenntnis, <strong>das</strong>s dies nicht gewährleistet ist, muss er eventuell<br />

die Aufklärung oder Behandlung abbrechen und <strong>den</strong> patienten bitten, eine sprachkundige Mittelsperson<br />

einzuschalten.<br />

Der Arzt ist da<strong>bei</strong> nicht verpflichtet, selbst einen Dolmetscher einzusetzen. Allerdings muss er sich<br />

bezüglich der Mittelsperson ebenfalls über deren Fähigkeiten ins Bild setzen, <strong>den</strong> ärztlichen Ausführungen<br />

zu folgen und dies auch an <strong>den</strong> patienten adäquat weiterzugeben. Vor diesem Hintergrund<br />

ist die Hinzunahme eines Familienangehörigen, <strong>den</strong> der Arzt möglicherweise selbst nicht kennt und<br />

über dessen sprachfähigkeit er sich allenfalls ein rudimentäres Bild machen kann, problematisch.<br />

Angestellte Mitar<strong>bei</strong>terinnen und Mitar<strong>bei</strong>ter in der praxis bieten insofern <strong>den</strong> faktischen Vorteil, <strong>das</strong>s<br />

man deren sprachfähigkeit kennt und diese offen kommunizieren, wenn eine direkte ausreichende<br />

Verständigung mit dem patienten nicht möglich ist. Bei Angehörigen können <strong>durch</strong>aus auch profane<br />

Gründe verhindern, <strong>das</strong>s Verständnisschwierigkeiten unverzüglich geäußert wer<strong>den</strong>: <strong>bei</strong>spielsweise<br />

weil der Angehörige gegenüber dem patienten, der <strong>den</strong> Angehörigen wegen dessen guter sprachkenntnisse<br />

mitbrachte, nicht einräumen möchte, <strong>das</strong>s man die erläuterungen ebenfalls nicht versteht.<br />

Darüber hinaus kostet es Zeit, sich wiederum über die sprachfähigkeit des Dolmetschers einen<br />

eigenen eindruck zu verschaffen.<br />

Gerichtsurteile zu Aufklärungsgesprächen<br />

Bezüglich der Aufklärung hat <strong>das</strong> Oberlandesgericht Hamm entschie<strong>den</strong> (11. september 2000, Aktenzeichen<br />

3 U 109/99), <strong>das</strong>s es ausreicht, wenn der Patient <strong>den</strong> Eindruck erweckt, der deutschen<br />

sprache hinreichend mächtig zu sein. Dies setzt jedoch voraus, <strong>das</strong>s ein Gespräch stattgefun<strong>den</strong> hat.<br />

Das Oberlandesgericht Karlsruhe entschied (19. März 1997, Aktenzeichen 13 U 42/96), <strong>das</strong>s die dem<br />

stationsarzt überlassene Aufklärung unzureichend sein kann und zu einer Haftung des Operateurs<br />

führt, wenn diesem bekannt sein musste, <strong>das</strong>s <strong>bei</strong> türkischen, nicht deutsch sprechen<strong>den</strong> patienten<br />

die ärztliche Aufklärung nicht immer ausreichend erfolgte. Die gleiche Verantwortung trifft demgemäß<br />

<strong>den</strong> Oberarzt, der <strong>bei</strong> der vom Assistenzarzt <strong>durch</strong>geführten Operation assistiert.<br />

Früher fand sich in der rechtsprechung die einschätzung wieder, <strong>das</strong>s <strong>bei</strong> der Anamnese der Arzt nicht<br />

verpflichtet ist, einen Übersetzer einzubeziehen (Kammergerichtsurteil vom 15. Januar 1998, Aktenzeichen<br />

20 U 3654/96). Mittlerweile geht die Rechtsprechung jedoch davon aus, <strong>das</strong>s auch im Rahmen<br />

der Behandlung <strong>das</strong> gegenseitige Verstehen ausreichend gewährleistet sein muss und der Arzt unter<br />

umstän<strong>den</strong> verpflichtet ist, einen Übersetzer hinzuzuziehen. Der Arzt kann <strong>den</strong> Nachweis eines ausrei-<br />

25


ANZeIGe<br />

26<br />

Klinik für Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Rudolf Hesterberg<br />

Medizinische Klinik<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Christian Löser<br />

Klinik für Orthopädie,<br />

Unfallchirurgie und<br />

Rehabilitative Medizin<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Werner Konermann<br />

Klinik für Schmerztherapie<br />

Chefarzt<br />

Dr. Andreas Böger<br />

chen<strong>den</strong> Verständnisses auch da<strong>durch</strong> führen, <strong>das</strong>s er <strong>den</strong> patienten Ausführungen zu der Art und dem<br />

umfang der erkrankung und Vorerkrankung machen lässt. sofern der patient da<strong>durch</strong> dokumentiert,<br />

<strong>das</strong>s er über hinreichende sprachkenntnisse verfügt, genügt der Arzt seinen pflichten.<br />

Unterschrift auf dem Aufklärungsbogen ist keine Garantie<br />

Die Behandlung von Ausländern und Migranten weicht rechtlich keineswegs von <strong>den</strong> allgemeinen<br />

Grundsätzen der Beurteilung des Behandlungsgeschehens ab. Grundsätzlich ist für eine ausreichende<br />

Aufklärung maßgeblich, ob der Arzt aus dem Beratungsgespräch <strong>den</strong> eindruck gewonnen hat, <strong>das</strong>s<br />

seinem patienten im Großen und Ganzen die Auswirkungen der Behandlung auf sein Leben klar gewor<strong>den</strong><br />

sind und er sich eine Meinung zur vorgeschlagenen Behandlung bil<strong>den</strong> konnte.<br />

Dies ist kaum gegeben, wenn die Kommunikation mit dem patienten allenfalls rudimentär erfolgt ist<br />

oder der Arzt sich auf die unterschrift unter Aufklärungsbögen beschränkt und verlassen hat. stellt<br />

sich <strong>bei</strong>spielsweise erst in einer mündlichen Verhandlung vor Gericht heraus, <strong>das</strong>s der patient zwar<br />

seine unterschrift unter einen Aufklärungsbogen setzte, diesen jedoch noch nicht einmal in Grundzügen<br />

verstehen konnte, da er der deutschen sprache nicht ausreichend mächtig ist, kann der Behandler<br />

keine ausreichende Aufklärung nachweisen.<br />

Hat jedoch umgekehrt der patient in dem Gespräch mit dem Arzt sogar Nachfragen gestellt oder<br />

zumindest ausdrücklich erklärt, <strong>das</strong>s ihm <strong>das</strong> Geschehen verständlich ist, dürfte der Nachweis ohne<br />

weitere schwierigkeiten gelingen. Da<strong>bei</strong> ist zu berücksichtigen, <strong>das</strong>s der Dokumentation des Arztes<br />

ein hoher stellenwert in derartigen Verfahren zukommt. entschei<strong>den</strong>d ist, <strong>das</strong>s der Aufklärungsbogen<br />

erkennen lässt, <strong>das</strong>s eine Kommunikation mit dem patienten stattfand und dieser nicht mit dem<br />

Aufklärungsbogen allein gelassen wurde.<br />

Koloproktologie<br />

Tumorbehandlung des Magen-<br />

Darmtraktes<br />

Minimal Invasive Chirurgie<br />

Schilddrüsenchirurgie<br />

Gastroenterologie<br />

Kardiologie<br />

Diabetes-Schwerpunkt<br />

Ernährungsmedizin<br />

Onkologischer Schwerpunkt<br />

Palliativmedizin<br />

Unfallchirurgie<br />

Künstliche Gelenke<br />

Minimal Invasive Chirurgie<br />

Computerassistierte Chirurgie<br />

Schulterchirurgie<br />

Gelenkspiegelungen<br />

Kopfschmerzen<br />

Rückenschmerzen<br />

Akute und chronische Schmerzen<br />

Multimodale Schmerztherapie<br />

Schmerzdiagnostik<br />

Neurologische Diagnostik<br />

Hansteinstraße 29 • 34121 Kassel • Tel.: 0561 - 30 86 0 • www.rkh-kassel.de • info@rkh-kassel.de<br />

Klinik für Anästhesie,<br />

Intensivmedizin<br />

und Notfallmedizin<br />

Chefarzt Privatdozent<br />

Dr. Ulrich Fauth<br />

Klinik für Mund-Kiefer-<br />

und Gesichtschirurgie<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Dr. Hendrik Terhey<strong>den</strong><br />

Klinik für Plastische,<br />

Rekonstruktive und<br />

Ästhetische Chirurgie<br />

Chefarzt Professor<br />

Dr. Ernst Magnus Noah<br />

Angeschlossene Praxen: Ambulante Ernährungsberatung, Ambulantes<br />

Herzzentrum, Diabetes-Schwerpunktpraxis, Neurochirurgie,<br />

Podologie, Radiologie<br />

Belegärzte: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde<br />

Anästhesie<br />

Notfallmedizin<br />

Interdisziplinäre Intensivstation<br />

Rettungshubschrauber Christoph 7<br />

Tumorbehandlung<br />

Gesichts- und Kieferverletzungen<br />

Implantatchirurgie<br />

Kieferorthopädische Chirurgie<br />

Gesichtschirurgie<br />

Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten<br />

Wiederherstellungschirurgie<br />

Handchirurgie<br />

Verbrennungschirurgie<br />

Ästhetische Chirurgie


<strong>Praxisbegehungen</strong><br />

<strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

erfahrungen und ergebnisse<br />

Hygienemängel in Arztpraxen nehmen ab, sind aber immer noch so zahlreich, <strong>das</strong>s<br />

eine beratende Begehung <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong> sinnvoll und notwendig ist.<br />

Diese Zwischenbilanz zieht jetzt der stellvertretende Leiter des <strong>Gesundheitsamt</strong>es<br />

region Kassel, Dr. Markus schimmelpfennig, nachdem die Behörde seit fast fünf<br />

Jahren alle praxen in stadt und Kreis Kassel systematisch überprüft. „Das <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

ist kein behördliches Überfallkommando, sondern berät die niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzte im Hinblick auf Möglichkeiten zur Verbesserung der<br />

Hygiene im praxisalltag“, betont Dr. schimmelpfennig in seinem Artikel für <strong>das</strong><br />

DOXs-Magazin.<br />

seit dem Jahre 2006 erfolgen in der region Kassel die Begehungen von Arztpraxen <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

nicht mehr nur sporadisch anlassbezogen, sondern systematisch. rechtliche Grundlage<br />

hierfür ist <strong>das</strong> Infektionsschutzgesetz (IfsG) und <strong>das</strong> Hessische Gesetz über <strong>den</strong> Öffentlichen Gesundheitsdienst<br />

(HGÖGD).<br />

Ziel der Begehungen<br />

sinn und Zweck der systematischen Begehungen aller Fachrichtungen ist es, Hygienemängel in <strong>den</strong><br />

praxen zu erkennen und im einvernehmen mit <strong>den</strong> praxisinhabern Wege zu deren Beseitigung zu<br />

erar<strong>bei</strong>ten. Da<strong>bei</strong> legt <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong> Wert auf ein kollegiales Miteinander und eine vertrauensvolle<br />

Zusammenar<strong>bei</strong>t. Weil dies so ist, wer<strong>den</strong> die praxen mit mehrwöchiger Frist vor der Begehung<br />

angeschrieben und erhalten vorab <strong>das</strong> Begehungsprotokoll, damit sie wissen, worauf <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

achtet und sie sich auf die Begehung vorbereiten können.<br />

Das <strong>Gesundheitsamt</strong> ist kein behördliches Überfallkommando, sondern berät die niedergelassenen<br />

Ärztinnen und Ärzte im Hinblick auf Möglichkeiten zur Verbesserung der Hygiene im praxisalltag.<br />

Wir können verstehen, <strong>das</strong>s es <strong>den</strong> praxisinhabern angesichts der schweren ökonomischen Lage der<br />

Niedergelassenen keine Freude bereitet, <strong>das</strong>s die Begehung gemäß der Allgemeinen Verwaltungskostenordnung<br />

des Landes Hessen gebührenpflichtig ist und daher mit Gebühren zwischen rund 200 bis<br />

250 euro (<strong>bei</strong> großen praxen mit sehr aufwendiger Begehung auch einmal darüber) belastet ist, aber<br />

dies schreibt die Gebührenordnung nun einmal vor. Wenn sich der praxisinhaber darüber hinaus zu<br />

der Haltung <strong>durch</strong>ringen kann, <strong>das</strong>s eine solche Begehung im prinzip nichts anderes ist als eine externe<br />

Qualitätssicherung, mutet die preisgestaltung gemessen an privaten QM-Anbietern ohne Bindung<br />

zu Hygieneprodukteherstellern eher moderat an.<br />

Ablauf der Begehungen<br />

von<br />

Dr. Markus schimmelpfennig<br />

Michael spacek<br />

Detlef Müschen<br />

Dr. Markus schimmelpfennig<br />

ist stellvertretender Leiter des<br />

<strong>Gesundheitsamt</strong>es region<br />

Kassel,<br />

Michael spacek und Detlef<br />

Müschen ar<strong>bei</strong>ten als Gesundheitsaufseher<br />

in der Hygieneabteilung,<br />

die schwerpunktmäßig<br />

mit praxisbegehungen<br />

befasst ist.<br />

Die praxisbegehung erfolgt im einvernehmen mit dem praxisinhaber zu einem<br />

mit diesem abgestimmten Termin. seitens des <strong>Gesundheitsamt</strong>es sind<br />

entweder zwei Gesundheitsaufseher oder ein Arzt und ein Gesundheitsaufseher<br />

mit der Durchführung der Begehung betraut. In der regel nimmt der<br />

praxisinhaber mit einem Teil seiner Belegschaft an der Begehung teil. Nur am<br />

rande sei vermerkt, <strong>das</strong>s es hier<strong>bei</strong> gelegentliche Ausreißer gibt, etwa wenn<br />

ein Arzt sich demonstrativ zu Begehungsbeginn in die Mittagspause verabschiedet<br />

und die praxisbegehung seiner Helferin allein überlässt oder ein praxisinhaber<br />

in Demonstration seiner skepsis und Befürchtungen sich von einem<br />

rechtsanwalt <strong>bei</strong> der Begehung begleiten lässt.<br />

eine Begehung dauert in der regel zwischen ein und zwei stun<strong>den</strong> und versucht,<br />

<strong>den</strong> Durchgang eines patienten von der Anmeldung bis zum Verlassen<br />

der praxis zu erfassen, indem sein Weg in der praxis quasi nachvollzogen wird. so sollte ein Handwaschplatz nicht aussehen.<br />

27


eine prüfplakette von 1995 überzeugt<br />

15 Jahre später nieman<strong>den</strong> mehr.<br />

schon aufgrund der Ablagerungen<br />

auf der Oberfläche gelten diese<br />

Instrumente nicht als<br />

ordnungsgemäß aufbreitet.<br />

28<br />

Worauf achten wir besonders?<br />

Besonders achten wir auf <strong>das</strong> Vorhan<strong>den</strong>sein eines auf die praxis abgestimmten<br />

Hygieneplans, <strong>das</strong> Vorhan<strong>den</strong>sein einer Hygieneausstattung in allen Behandlungsbereichen,<br />

bestehend aus einarmhebelwandspender für Händedesinfektionsmittel,<br />

für Flüssigseife, einmalpapierhandtuchspender am Handwaschbecken<br />

mit fließend kaltem und warmem Wasser sowie Treteimer mit<br />

selbstschließendem Deckel zur entsorgung von praxismüll. Darüber hinaus<br />

interessieren wir uns besonders für die Aufbereitung von Medizinprodukten,<br />

da hierüber in <strong>den</strong> praxen zum Teil noch eine recht große unsicherheit besteht,<br />

insbesondere bezüglich der Klassifizierung der verwendeten Medizinprodukte<br />

in die Kategorien „unkritisch, semikritisch, kritisch“ und die Aufbereitungsstufen<br />

„A, B oder C“. unsicherheit besteht insbesondere auch im<br />

Hinblick auf die Notwendigkeit der Validierung von Aufbereitungsprozessen,<br />

wie diese bereits seit 2001 vom robert Koch-Institut (rKI) für notwendig erachtet wer<strong>den</strong>. (Vgl.<br />

richtlinie des rKI zur Aufbereitung von Medizinprodukten von 2001.)<br />

Wir interessieren uns insbesondere für Medizinprodukte mit therapeutischer und diagnostischer<br />

Funktion, also zum Beispiel elektrogeräte in der physikalischen Therapie, ultraschall, eKG, Blutdruckmanschette<br />

u. Ä., weil diese natürlich nur mit <strong>den</strong> erforderlichen messtechnischen Kontrollen versehen<br />

ihre Ar<strong>bei</strong>t zuverlässig und quasi „geeicht“ verrichten können.<br />

Ergebnisse<br />

Auf der Beziehungsebene ist festzustellen, <strong>das</strong>s die Mehrzahl der Begehungen in einem freundlichen,<br />

kollegial-achtungsvollen Dialog verläuft.<br />

Von 2006 bis Oktober 2010 wur<strong>den</strong> 468 praxisbesichtigungen in stadt und Landkreis Kassel ausgeführt,<br />

davon 455 erstbesichtigungen, neun Nachbesichtigungen und vier anlassbezogene Besichtigungen,<br />

wo<strong>bei</strong> alle Fachrichtungen Berücksichtigung fan<strong>den</strong>.<br />

Wichtigste Mängel<br />

Hygienepläne:<br />

Während in 2006 nur die Hälfte aller besichtigten praxen vollständige, auf die Belange der praxis<br />

abgestimmte Hygienepläne vorzuweisen hatten, waren dies in 2008 immerhin drei Viertel.<br />

Hygieneausstattung:<br />

probleme bereitet nach wie vor die vollständige, oben beschriebene Hygieneausstattung<br />

für die Handwaschplätze. Hier verfügen nach wie vor nur 40 bis<br />

50 % der besichtigten praxen über eine vollständige, nicht zu beanstan<strong>den</strong>de<br />

Ausstattung.<br />

Medizinprodukteaufbereitung:<br />

Bezüglich der Aufbereitung von Instrumenten zeigte sich anfangs, <strong>das</strong>s ungefähr<br />

die Hälfte aufbereitender praxen mit einem Heißluftsterilisator, die Hälfte<br />

der praxen mit einem Autoklaven ar<strong>bei</strong>tete. Die Zahl der praxen, die einmalinstrumentarien<br />

verwendeten, war klar in der Minderheit. Zwischenzeitlich<br />

hat sich dies verschoben und der Anteil der praxen, die einmalinstrumente<br />

benutzt, ist stetig gestiegen. Leider gibt es noch unter <strong>den</strong> selbstaufbereitern<br />

fast ebenso viele Heißluftnutzer wie Autoklavierer, was nicht mehr dem anerkannten<br />

standard der Hygiene entspricht, da Heißluftsterilisatoren im Aufbereitungsprozess nicht<br />

validierbar sind und überdies eine zehnfach höhere Beanstandungsquote haben als Autoklaven. Die<br />

Möglichkeit der Drittaufbereitung wird mit steigender Ten<strong>den</strong>z, aber noch relativ selten genutzt.<br />

Qualitätssicherung der Medizinprodukteaufbereitung:<br />

44 % der geprüften sterilisatoren konnten keine periodische Überprüfung mit Bioindikatoren nach<br />

400 Chargen bzw. einem halben Jahr aufweisen, was bedeutet, <strong>das</strong>s fast die Hälfte der Arztpraxen<br />

mit sterilisatoren ar<strong>bei</strong>tet, von <strong>den</strong>en nicht bekannt ist, ob sie einwandfrei funktionieren.


Sachkunde:<br />

Auf Initiative vieler ärztlicher Qualitätszirkel niedergelassener Kolleginnen und Kollegen hatten die<br />

Mitar<strong>bei</strong>ter des <strong>Gesundheitsamt</strong>es häufig Gelegenheit, in <strong>den</strong> Qualitätszirkeln die Begehungspraxis<br />

und die hier<strong>bei</strong> gestellten Anforderungen zu erläutern und sich auch <strong>den</strong> Fragen der Kolleginnen und<br />

Kollegen zu stellen. ein erlass des Hessischen sozialministeriums aus dem Jahre 2008, der vorschreibt,<br />

<strong>das</strong>s jede praxis mit Medizinprodukteaufbereitung eine medizinische Fachangestellte <strong>durch</strong> einen<br />

sachkundelehrgang zu qualifizieren hat, ist noch nicht <strong>durch</strong>gängig umgesetzt. Mit einer Fristverlängerung<br />

seitens des Ministeriums und der Landesärztekammer ist zu rechnen. Auf Initiative von niedergelassenen<br />

Kolleginnen und Kollegen in Kassel hat sich <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong> dafür eingesetzt, <strong>das</strong>s<br />

diese Fortbildungen der Carl-Oelemann-schule auch dezentral in Kassel im Marienkrankenhaus angeboten<br />

wer<strong>den</strong>, um <strong>den</strong> Mitar<strong>bei</strong>terinnen der praxen und <strong>den</strong> praxen selbst unnötige Wege und<br />

Wegekosten zu ersparen.<br />

Erkennbare Ten<strong>den</strong>zen<br />

im fünften Jahr der <strong>Praxisbegehungen</strong><br />

• Der Sachkun<strong>den</strong>achweis „Instrumentenaufbereitung“ fehlt noch in relativ<br />

vielen praxen.<br />

• Viele Praxen entschei<strong>den</strong> sich mehr und mehr für die Verwendung von Einmalinstrumentarium,<br />

<strong>das</strong> es heute in zunehmend besserer Qualität zu günstigen<br />

preisen gibt. eine Vergleichsberechnung der Aufbereitung in der eigenen<br />

praxis mit validiertem Aufbereitungsprozess ist sicher lohnend, aus unserer<br />

sicht rechnet sich eine eigene Aufbereitung nur <strong>bei</strong> großen stückzahlen.<br />

• Ein Hygieneplan ist inzwischen in fast allen Arztpraxen vorhan<strong>den</strong>, in manchen<br />

allerdings wird er immer noch mit dem sog. reinigungs- und Desinfektionsplan<br />

verwechselt, der lediglich ein unterkapitel des Hygieneplans darstellt.<br />

• Zahlreiche in <strong>den</strong> Praxen vorhan<strong>den</strong>e Sterilisatoren erfahren keine regelmäßige Wartung und<br />

wer<strong>den</strong> nicht regelmäßig auf ihre Wirksamkeit mit Bioindikatoren und Chargenkontrolle überprüft.<br />

Validierte Aufbereitungsprozesse in praxen sind die Ausnahme.<br />

• Händedesinfektionsmittel fehlt leider immer noch des Öfteren,<br />

zum Teil leider auch <strong>bei</strong> der Zweitbesichtigung!<br />

• Ein separater Raum für die Instrumentenaufbereitung ist nur selten vorhan<strong>den</strong>, in der Regel wird<br />

im Labor oder anderen „Mehrzweckräumen“ aufbereitet.<br />

• Viele Behandlungsräume sind immer noch mit Teppichbo<strong>den</strong> ausgelegt, statt über einen feucht<br />

wisch- und desinfizierbaren Bo<strong>den</strong> zu verfügen.<br />

• In der Ten<strong>den</strong>z erscheinen die Praxen im ländlichen Raum in der Gesamtwertung eher etwas<br />

weniger mängelbehaftet als in der stadt.<br />

Fazit<br />

Die ergebnisse der bisher rund 470 besichtigten praxen zeigen, <strong>das</strong>s vom Begehungsbeginn<br />

in 2006 bis heute die Mängelquote abnimmt, aber immer<br />

noch so hoch ist, <strong>das</strong>s weiterhin eine beratende Begehung <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong><br />

sinnvoll und notwendig ist. erfreulicherweise verlaufen die meisten<br />

Begehungen in einer kollegialen und konsensuellen Atmosphäre, so<strong>das</strong>s letztlich<br />

alle Beteiligten davon profitieren:<br />

– die praxisinhaber nicht zuletzt im Hinblick auf eine größere<br />

haftungsrechtliche sicherheit,<br />

– die patienten von verbesserten Hygienestandards und<br />

– die Bevölkerungsgesundheit, vertreten <strong>durch</strong> <strong>das</strong> <strong>Gesundheitsamt</strong>.<br />

<strong>Gesundheitsamt</strong> Region Kassel<br />

Wilhelmshöher Allee 19-21<br />

34117 Kassel<br />

Telefon: 0561 1003-1972<br />

Telefon: 0561 1003-1975<br />

Telefax: 0561 1003-910<br />

www.gesundheitsamt.stadt-kassel.de<br />

Von sachgerechter Aufbewahrung<br />

kann hier nicht die rede sein.<br />

Wür<strong>den</strong> sie so etwas als hygienisch einwandfrei bezeichen?<br />

29


30<br />

MeDIZINTOurIsMus<br />

in Hessen ein bislang kaum genutztes Marktpotenzial<br />

stellen wir uns vor, es gibt zahlungswillige patienten – und keiner macht ihnen ein<br />

Angebot ...<br />

Von Christine Becker<br />

Medizintourismus ist ein Teilbereich des Gesundheitstourismus,<br />

für <strong>bei</strong>de gibt es verbindliche<br />

Definitionen, hohe standards und mittlerweile auch<br />

zahlreiche Vorbilder im In- und Ausland. Immer mehr<br />

Menschen sind auf der suche nach besseren medizinischen<br />

Behandlungsangeboten und sie sind bereit,<br />

mit ihrem eigenen Geld besondere ärztliche und andere<br />

therapeutische Leistungen zu kaufen. Dafür<br />

nehmen sie auch weitere entfernungen in Kauf. Voraussetzung<br />

dafür ist, <strong>das</strong>s sie wissen, was sie erwartet<br />

– und <strong>das</strong>s die Qualität stimmt.<br />

Auch ausländische Medizintouristen und internationale<br />

Vermittlungsagenturen für ausländische patienten<br />

suchen in Hessen nach solchen Qualitätsangeboten<br />

von Fachärzten und Kliniken. Die Nachfrage ist<br />

also vorhan<strong>den</strong>. Woran mag es also gelegen haben,<br />

<strong>das</strong>s auf der hessischen Zukunftskonferenz „Innovativer<br />

Gesundheitstourismus in Deutschland“ am 21.<br />

september in Wiesba<strong>den</strong>, die sich genau diesem<br />

Marktsegment widmete, unter <strong>den</strong> mehr als 50 Teilnehmern<br />

keine Ärzte oder Klinikvertreter waren? Die<br />

Autorin dieses Beitrags hat als eine von wenigen Teilnehmerinnen<br />

aus Nordhessen an der Konferenz teilgenommen.<br />

Hier ihr Bericht.<br />

eine erkenntnis gleich vorangestellt: es ist nicht mehr<br />

die Frage, ob es <strong>den</strong> sogenannten „Zweiten Gesundheitsmarkt“<br />

gibt oder ob man ihn gut findet. Die Frage<br />

ist vielmehr, wer ihn gestaltet und mit welchen<br />

Angeboten. Aufgrund des demografischen und psychografischen<br />

Wandels und der sich damit verändern<strong>den</strong><br />

rahmenbedingungen verändern sich auch<br />

die Anforderungen und Wünsche der Menschen an<br />

ihre medizinische Versorgung. Dies ergab unter anderem<br />

eine studie der Beratungsfirma roland Berger<br />

aus 2008.<br />

Die Ausgangssituation ist eigentlich sehr gut: Weltweit<br />

wer<strong>den</strong> für <strong>den</strong> Medizintourismus in <strong>den</strong> nächsten<br />

zehn Jahren umsatzsteigerungen von 50 Mrd. auf 80<br />

Mrd. us-Dollar prognostiziert und die deutschen Ärzte<br />

und Kliniken haben international einen sehr guten ruf.<br />

Vertreter von gewerblichen Vermittlungsagenturen für<br />

Medizintourismus bestätigen zudem, <strong>das</strong>s in Deutschland<br />

ein deutlich besseres preis-Leistungs-Verhältnis für<br />

hochwertige Medizin inkl. der rund um die Behandlung<br />

anfallen<strong>den</strong> Dienstleistungen besteht als z. B. in<br />

<strong>den</strong> usA. (Weitere Informationen zur Marktentwicklung<br />

im Gesundheitstourismus im Internet unter www.<br />

lohas.de; www.lohasguide.de; „LOHA“ = „Lifestyles of<br />

Health and sustainability“.)<br />

Warum sollten nicht auch niedergelassene Fachärzte<br />

und Kliniken in Hessen vom zunehmen<strong>den</strong> Medizintourismus<br />

und vom Gesundheitstourismus profitieren?<br />

Die Frage ist, wie man die entsprechen<strong>den</strong> Angebote<br />

entwickelt und wer <strong>den</strong> Vertrieb und die gesamte<br />

damit zusammenhängende Organisation<br />

übernimmt. Fragt man Fachärzte aus Nordhessen<br />

nach ihrem Interesse und ihren einschlägigen erfahrungen,<br />

so erhält man zur Antwort, <strong>das</strong> sei doch<br />

schon vor Jahren mit <strong>den</strong> arabischen patienten versucht<br />

wor<strong>den</strong>, die Araber seien aber leider nie bis<br />

Nordhessen gekommen. Aus diesen und ähnlichen<br />

erfahrungen andernorts hat man jedoch gelernt. um<br />

Foto: DAK / Wigger


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Deutschland<br />

aus <strong>den</strong> anerkannt hochwertigen medizinischen Angeboten<br />

in Deutschland wirkliche gesundheitstouristische<br />

produkte zu machen, wurde daher die Initiative<br />

„Innovativer Gesundheitstourismus“ gegründet.<br />

Gefördert <strong>durch</strong> <strong>das</strong> Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Technologie und unter dem Dach des<br />

Deutschen Tourismusverbandes, wissenschaftlich begleitet<br />

<strong>durch</strong> <strong>das</strong> Institut für Tourismusforschung in<br />

Nordeuropa und <strong>das</strong> europäische Tourismusinstitut<br />

sammeln die Beratungsfirmen projekt M (Berlin) und<br />

Keck Medical (Hamburg) bundesweit vorbildhafte<br />

Angebote, dies vor allem im rahmen der neun regionalen,<br />

<strong>das</strong> heißt landesweiten Zukunftskonferenzen,<br />

die in diesem Jahr stattgefun<strong>den</strong> haben, aber auch<br />

über <strong>das</strong> Internetportal www.innovativer-gesundheitstourismus.de.<br />

Bei der zentralen Abschlussveranstaltung<br />

im April 2011 wer<strong>den</strong> dann sämtliche ergebnisse<br />

gebündelt und einer breiten Fachöffentlichkeit<br />

vorgestellt. Noch immer können dort innovative Angebote<br />

angemeldet wer<strong>den</strong>.<br />

Bei der Zukunftskonferenz in Hessen präsentierte Dr.<br />

Andreas Keck, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologe<br />

und strategieberater von Keck Medicals, <strong>den</strong> Bereich,<br />

für <strong>den</strong> er besonders verantwortlich zeichnet:<br />

Lösungen und Angebote für Menschen, die mit und<br />

wegen einer erkrankung Bedarf an qualitätsgesicher-<br />

T +49 (0) 40 87 97 44 0<br />

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Ihr Ansprechpartner vor Ort<br />

Jürgen Reitze<br />

T +49 (0) 160 93 95 14 29<br />

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Für einen Gesamtüberblick über die Produkteigenschaften lesen Sie bitte die Gebrauchsanweisung.<br />

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ten Angeboten mit hochwertiger ärztlicher Betreuung<br />

haben. Dazu zählen präventionsangebote,<br />

Check-up-programme, technologieunterstützte Trainings-<br />

und Monitoringprogramme, Vor- und Nachbetreuung<br />

nach Operationen u. Ä.; aber auch neue<br />

einsatzmöglichkeiten der Telemedizin. „Innovativ“<br />

können aber auch neue medizinische schulungs- und<br />

Fortbildungsangebote sein oder Marketingplattformen<br />

und neue Kooperationen in der sicherstellung<br />

der Gesundheitsversorgung einer region. Zu Letzterem:<br />

eine lückenlose Versorgungskette in einer Gesundheitsregion<br />

<strong>durch</strong> die professionell organisierte<br />

Kooperation medizinischer Leistungserbringer ist<br />

auch nach außen, für patienten aus anderen regionen<br />

und Ländern und für gewerbliche Vermittlungsagenturen,<br />

ein interessantes produkt.<br />

Die im projekt „Innovativer Gesundheitstourismus“<br />

beauftragten Beraterfirmen und die beteiligten Tourismusverbände<br />

sowie ausgewählte Teilnehmer der<br />

Konferenzen (darunter zum Beispiel die TuI) bil<strong>den</strong><br />

mittlerweile ein bundesweites Netzwerk, um neuen<br />

gesundheitstouristischen Angeboten und Anbietern<br />

<strong>den</strong> Markteintritt zu erleichtern. Hinzu kommen die<br />

bereits erwähnten Agenturen, die zum Beispiel für<br />

patienten aus Lateinamerika oder russland Komplettpakete<br />

von der Übernahme der reiseformalitäten,<br />

Übersetzungsdiensten sowie Begleit- und Betreuungsdienste<br />

anbieten. Ob TuI oder die anderen<br />

Agenturen: sie alle suchen Ärzte, Kliniken und Nachsorgeeinrichtungen,<br />

um sie in ihr Angebotspaket aufzunehmen.<br />

Dr. Keck und einige der Dienstleister aus dem Netzwerk<br />

stehen als referenten und Berater zur Verfügung<br />

und können zu Gesprächen und Informationsveranstaltungen<br />

zum „Innovativen Gesundheitstourismus“<br />

eingela<strong>den</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

Kontakt über Christine Becker,<br />

Christine Becker Agentur für Kommunikations- und<br />

projektberatung,<br />

Trottstraße 15<br />

34119 Kassel<br />

Mobil: 0160 97 59 52 11<br />

Tel.: 0561 63 05 147<br />

Fax: 0561/63 05 043.<br />

Hier können sie auch die präsentationen und die Dokumentation<br />

der „Hessischen Zukunftskonferenz“<br />

am 21.09.2010 in Wiesba<strong>den</strong> erhalten.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.innovativer-gesundheitstourismus.de<br />

31


32<br />

Das JobTicket:<br />

einla<strong>den</strong>der einstieg in die<br />

ÖpNV-Welt – für DOXs-Mitglieder<br />

und ihre Mitar<strong>bei</strong>ter<br />

eine stressfreie Fahrt zur Ar<strong>bei</strong>t ohne stau und parkplatzsuche und<br />

<strong>das</strong> meist auch noch deutlich kostengünstiger als mit dem eigenen<br />

Auto: Wie geht <strong>das</strong>? Das JobTicket macht’s möglich. Dieses<br />

spezielle Jahresticket für Busse, Trams, regioTrams und Nahverkehrszüge<br />

bietet nun auch DOXs-Mitgliedern zahlreiche Vorteile.<br />

Auch praxispersonal kann die vergünstigten Jahreskarten nutzen.<br />

Das JobTicket bietet sich als passgenauer Dauerfahrschein an,<br />

<strong>den</strong>n diese um 7 % vergünstigte Jahreskarte kann mehr, als Berufstätige<br />

zur Ar<strong>bei</strong>t bringen:<br />

• Zweifach mit Freizeitwert: Das JobTicket gilt im gesamten<br />

Wohnort sowie im gesamten Ar<strong>bei</strong>tsort. Wer also zum Beispiel im<br />

umland lebt und in Kassel ar<strong>bei</strong>tet, kann damit kostenlos auch im<br />

Kasseler stadtgebiet unterwegs sein. und <strong>das</strong> nicht nur während<br />

der üblichen Ar<strong>bei</strong>tszeiten, sondern ohne einschränkung auch in<br />

<strong>den</strong> übrigen Zeiten (ausgenommen <strong>das</strong> Neun-uhr-Jobticket).<br />

• Übertragbarkeit: Das JobTicket kann nicht nur von dem Inhaber<br />

selbst genutzt wer<strong>den</strong>, sondern eine beliebige andere person<br />

kann ebenfalls damit fahren.<br />

• Begleitung willkommen: Von Montag bis Freitag ab 19 Uhr<br />

und am Wochenende sowie an <strong>den</strong> Feiertagen ganztags hat die<br />

gesamte Familie freie Fahrt. Der JobTicket-Inhaber kann einen<br />

weiteren erwachsenen und alle zum Haushalt gehören<strong>den</strong> Kinder<br />

ebenfalls kostenlos mitnehmen.<br />

• Noch mehr Extras: JobTicket-Inhaber profitieren auch von ermäßigten<br />

eintrittspreisen in Kasseler Bädern, Kinos, Museen und<br />

vielen anderen einrichtungen. Die KVG kooperiert bereits seit<br />

2005 mit einem Carsharing-Anbieter. Da<strong>durch</strong> erhält jeder Abonnent<br />

einer Jahreskarte auch hier günstige Konditionen. und wenn<br />

die stadt Kassel ab dem Frühsommer 2011 an 50 stationen im<br />

stadtgebiet Fahrräder zum Ausleihen bereitstellt, erhalten Besitzer<br />

einer ÖpNV-Zeitkarte für die Ausleihe ebenfalls einen deutlichen<br />

preisnachlass. Busse, Bahnen, Carsharing-pkw und Fahrrad:<br />

so lässt sich zeitgemäße Mobilität günstig kombinieren!<br />

Ihr persönliches JobTicket bestellen sie ganz einfach <strong>bei</strong> Katrin<br />

Kröner, Mitar<strong>bei</strong>terin in der Geschäftsstelle der DOXs eG,<br />

Tel.: 0561 76 62 07 13. Bei Fragen zum JobTicket wen<strong>den</strong> sie sich<br />

bitte direkt an: Constance Bimber, Tel. 0561 30 89 144<br />

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und Icosapent-Ethyl (460 mg). Sonstige Bestandteile: alpha-Toco pherol (Ph.Eur.),<br />

Gelatine, Glycerol, gereinigtes Wasser, mittelkettige Triglyceride, (3-sn-<br />

Phosphatidyl)cholin aus Sojabohnen. An wen dungs ge biete: Als zusätzliche Be -<br />

handlung zur Vorbeugung nach Herzinfarkt, zusammen mit einer anderen Standard-<br />

Be handlung (z.B. Statine, Thrombozyten aggre gationshemmer, Beta blo cker, ACE-<br />

Hemmer); zur Behandlung be stim mter Formen von erhöhten Blutfettwerten (endogene<br />

Hyper tri gly ceridämie), wenn diätetische Maßnahmen allein nicht ausreichen. Gegen -<br />

an zeigen: Überempfindlichkeit gegen <strong>den</strong> Wirkstoff, gegen Soja oder gegen einen der<br />

sonstigen Bestandteile. Neben wirkungen: Häufig: Dyspepsie, Übelkeit. Gelegentlich:<br />

Gastro en teri tis, Hy per sen sitivi tät, Schwindel, Störung des Geschmacks emp fin <strong>den</strong>s,<br />

Bauch schmer zen, Magen-Darmstörungen, Gastritis, Ober bauch schmerzen. Selten:<br />

Hyper gly kämie, Kopf schmer zen, Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, Leberer -<br />

krankungen, Akne, juckender Hautausschlag, nicht klar definierte Erkrankungen. Sehr<br />

selten: Hypotonie, Trockenheit der Nasen schleimhäute, untere Magen-Darm-Blutung,<br />

Urtikaria, Zahl der weißen Blut kör per chen und Lactatdehydrogenase erhöht, mäßige<br />

Erhöhung der Trans aminasen (<strong>bei</strong> Patienten mit Hyper triglyceri dämie). Vorsichts -<br />

maßnahmen/Warnhin weise: Enthält (3-sn-Phosphat idyl)cholin aus Sojabohnen.<br />

Darreichungsformen und Packungs größen: OP mit 28 Weich kapseln N1, OP mit 100<br />

Weichkapseln N3, Klinik packung. Verschreibungs pflichtig. Trommsdorff GmbH &<br />

Co. KG Arzneimittel, 52475 Alsdorf, Stand: April 2010<br />

* Harris et al., J. Cardiovascular Risk, 1997


Online-<br />

Abrechnung Bis zuletzt<br />

widersprüchliche Aussagen der KV Hessen<br />

DOXs holen stellungnahmen ihres<br />

Justiziars und des Hessischen Datenschutzbeauftragten<br />

ein<br />

seit dem 1. Januar 2011 gilt für alle Vertragsärzte<br />

und -psychotherapeuten die gesetzliche pflicht zur<br />

Online-Abrechnung. Das heißt: seit diesem Zeitpunkt<br />

muss die Übermittlung der Abrechnungsdaten „leitungsgebun<strong>den</strong><br />

elektronisch“ erfolgen, so hat es der<br />

Vorstand der KBV im Juli 2009 beschlossen. „Grundsätzlich<br />

ist über <strong>das</strong> Quartal 4/2010 hinaus weder eine<br />

papierabrechnung noch eine Datenträgerabrechung<br />

mög lich“, heißt es in einem schreiben der referentin<br />

des stellvertreten<strong>den</strong> Vorstands der KV Hessen, Dr.<br />

Gerd W. Zimmermann, vom 9.12.2010 an DOXs-<br />

Aufsichtsrat Dr. Klaus Meyer. „Nur in sehr wenigen,<br />

gut begründeten Ausnahmefällen wird von o. g. regelung<br />

abgewichen. Hierzu müssen sie aber so schnell<br />

wie möglich einen schriftlichen Antrag mit Begründung<br />

stellen und <strong>bei</strong> uns im Haus einreichen“, heißt<br />

es darin weiter.<br />

Das schreiben ist die Antwort auf eine Mail von DOXs-<br />

Aufsichtsrat Dr. Klaus Meyer an Dr. W. Zimmermann.<br />

Darin bittet Dr. Meyer um Klärung widersprüchlicher<br />

Aussagen: Auf der Deligierten-Versammlung in Marburg<br />

habe Dr. Zimmermann geäußert, <strong>das</strong>s die KV<br />

Hessen auch weiterhin Diskettenabrechnungen akzeptieren<br />

würde. „Das alles irritiert“, so Dr. Meyer.<br />

Ohnehin ist der KBV-Beschluss zur Online-Abrechnung<br />

umstritten: „es ist nicht einzusehen“, so DOXs-Vorstand<br />

Dr. stefan pollmächer und sein praxiskollege Dr. Ingo<br />

Niemetz, Mitglied im Aufsichtsrat der DOXs eG, „<strong>das</strong>s<br />

die Kosten für die erforderliche Hard- und software auf<br />

die Niedergelassenen abgewälzt wer<strong>den</strong> sollen“.<br />

„Wir wer<strong>den</strong> unsere Abrechnungen<br />

weiterhin auf Diskette einreichen“<br />

Mit Blick darauf haben die <strong>bei</strong><strong>den</strong> sowohl <strong>den</strong> Hessischen<br />

Datenschutzbeauftragten, prof. Dr. Michael ronellenfitsch,<br />

als auch <strong>den</strong> Justiziar der DOXs eG,<br />

rechtsanwalt stefan rohpeter, um stellungnahmen<br />

gebeten. Das ergebnis dokumentieren wir im Folgen<strong>den</strong><br />

– vorab <strong>das</strong> Fazit von Dr. pollmächer und Dr. Niemetz:<br />

„Wir wer<strong>den</strong> unsere Abrechnungen weiterhin<br />

per Diskette <strong>bei</strong> der KV einreichen!“<br />

ein Mitar<strong>bei</strong>ter des Hessischen Datenschutzbeauftragten<br />

schreibt am 29.11.2010 auf Anfrage der DOXs eG,<br />

<strong>das</strong>s aus Datenschutzsicht verschie<strong>den</strong>e punkte zu beachten<br />

seien. so müsse es zunächst einmal eine rechtsgrundlage<br />

für die Übermittlung der Abrechnungsdaten<br />

geben. Die Daten müssten sowohl <strong>bei</strong>m empfänger<br />

als auch in der Arztpraxis sicher verar<strong>bei</strong>tet wer<strong>den</strong><br />

– und <strong>bei</strong> der Übertragung gegen eine „unbefugte<br />

Kenntnisnahme“ geschützt sein. Dies geschieht üblicherweise<br />

<strong>durch</strong> Verschlüsselung. Wörtlich heißt es<br />

überdies: „eine Versendung von Abrechnungsdaten<br />

wäre als ausreichend sicher verschlüsselter e-Mail-Anhang<br />

datenschutzrechtlich möglich, wie es auch <strong>bei</strong><br />

der Übertragung von DMp-Daten geschieht. Die Ärzte<br />

müssen sich vor der Versendung aber davon überzeugen,<br />

<strong>das</strong>s die Daten tatsächlich verschlüsselt sind.“<br />

stefan rohpeter, Fachanwalt für Medizinrecht, schreibt<br />

in seiner stellungnahme vom 24.11.: „Fraglich ist, ob<br />

die Vorgaben der KBV, eine Onlineabrechnung vornehmen<br />

zu müssen, überhaupt rechtmäßig sind. Der<br />

Gesetzgeber schreibt in § 295 Abs. 4 sGB V: ‚Die an<br />

der vertragsärztliche Versorgung teilnehmen<strong>den</strong> Ärzte<br />

[...] haben die für die Abrechnung der Leistungen notwendigen<br />

Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

im Wege elektronischer Datenübertragung oder maschinell<br />

verwertbar auf Datenträgern zu übermitteln.<br />

Das Nähere regelt die Kassenärztliche Bundesvereinigung.‘<br />

Daraus kann man <strong>durch</strong>aus ableiten, <strong>das</strong>s der Gesetzgeber<br />

<strong>bei</strong>de Wege vorgesehen hat, eben auch die<br />

Übermittlung auf Datenträgern. Da die KBV „nur“<br />

<strong>das</strong> Nähere regelt, kann sie nach meiner einschätzung<br />

nicht diese gesetzliche Vorgabe der <strong>bei</strong><strong>den</strong> zulässigen<br />

Wege in Abrede stellen, sondern nur die Modalitäten<br />

regeln. selbst wenn man unterstellt, <strong>das</strong>s<br />

die KBV zu einer entsprechen<strong>den</strong> regelung befugt<br />

war, sieht die richtlinie der KBV vor, <strong>das</strong>s die Abrechnung<br />

per elektronischer Datenübertragung erfolgen<br />

soll. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s nur in bestimmten Ausnahmesituationen<br />

davon abgewichen wer<strong>den</strong> kann. Dies<br />

führt jedoch gleichzeitig dazu, <strong>das</strong>s nicht regelhaft<br />

ein Antrag mit gleicher Begründung erfolgreich sein<br />

kann. Vielmehr müssten besondere umstände vorliegen,<br />

die sicherlich nicht massenhaft vorgetragen<br />

wer<strong>den</strong> können.<br />

Das kann man versuchen; die erfolgsaussichten <strong>bei</strong><br />

Ablehnung <strong>durch</strong> die KV bezüglich einer klageweisen<strong>den</strong><br />

Durchsetzung sind jedoch gering, wenn man<br />

nicht mit der obigen Begründung von der unzulässigkeit<br />

ohnehin ausgeht.<br />

33


KurZ<br />

34<br />

rund 800 Ärztinnen, Ärzte und praxismitar<strong>bei</strong>tende<br />

haben im vergangenen Jahr die Veranstaltungen der<br />

DOXs-Akademie besucht. 31 mit bis zu neun punkten<br />

zertifizierte Fortbildungen bot der Zweig der<br />

DOXs eG in nur neun Monaten an: erst im April 2010<br />

war die Akademie unter der ärztlichen Leitung von<br />

Christoph Claus noch einmal richtig <strong>durch</strong>gestartet.<br />

Der 43-jährige Aufsichtsrat der DOXs eG zieht so<br />

auch eine positive Zwischenbilanz: „Im schnitt haben<br />

22 personen unsere Fortbildungen genutzt – <strong>das</strong><br />

spornt uns an für 2011“, sagt der Facharzt für Allgemeinmedizin<br />

aus Grebenstein. „schließlich wollen<br />

wir auch über ein umfassendes und nutzbringendes<br />

Fortbildungsangebot <strong>den</strong> Mehrwert der Mitgliedschaft<br />

in der DOXs eG verdeutlichen“. Das Verhältnis<br />

zwischen reinen DOXs-Veranstaltungen und Veranstaltungen<br />

in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der pharma-Industrie<br />

habe 10 : 1 betragen, so Claus.<br />

„Wir wer<strong>den</strong> 2011 noch mehr betriebswirtschaftlich<br />

sinnvolle Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, psychotherapeuten<br />

und medizinisches Fachpersonal anbieten<br />

– und <strong>das</strong> nicht nur in Kassel, sondern auch in<br />

<strong>den</strong> anderen nordhessischen Landkreisen, aus <strong>den</strong>en<br />

unsere Mitglieder stammen“, betont der ärztliche<br />

Leiter der Akademie. Neu im programm seien Veranstaltungen<br />

für Vertragsarzt-Anfänger sowie zu Themen<br />

wie Verordnungen von Medizinischer reha, psy-<br />

erste Hilfe in jedem Klassenraum<br />

DOXs eG spendet 14 Verbandskästen<br />

an Fridtjof-Nansen-schule<br />

sie sind knallorange, enthalten Verbandszeug, pflaster,<br />

eisbeutel – und sind ab sofort in jedem der 14<br />

Klassenräume der Fridtjof-Nansen-schule zu fin<strong>den</strong>:<br />

Die 14 Verbandskästen sind eine spende der Ärzte-<br />

und psychotherapeutengenossenschaft DOXs eG an<br />

die Grundschule im Kasseler stadtteil Helleböhn.<br />

eine platzwunde am Kopf war der Auslöser für die<br />

spende: einer der 270 schüler war im Klassenraum<br />

gestürzt und hatte sich verletzt. ein Verbandskasten<br />

musste her, um die blutende Wunde zu versorgen –<br />

doch der befand sich, wie es die regel ist, im meist<br />

verschlossenen sanitätsraum auf dem nächsten Flur.<br />

Das muss anders wer<strong>den</strong>, beschloss die Lehrerin, die<br />

<strong>den</strong> unfall mitbekommen und <strong>den</strong> schüler versorgt<br />

hatte: Jeder Klassenraum sollte mit einem eigenen<br />

Verbandskasten ausgestattet sein – doch die Kosten<br />

dafür hätte die schule nicht ohne weiteres tragen<br />

können.<br />

Die Lehrerin wandte sich an DOXs-Aufsichtsratsmitglied<br />

Dr. Ingo Niemetz. Dieser schaltete <strong>das</strong> Tochterunternehmen<br />

der Genossenschaft ein – und die<br />

DOXs-AKADeMIe: rund 800 Teilnehmer<br />

2011 neu: Kurse für Vertragsarzt-Anfänger, zu psychosomatik<br />

und Instrumentenkunde<br />

chosomatik und Instrumentenkunde. „Wir planen<br />

darüber hinaus Fortbildungen, die vermitteln, wie<br />

eine Betriebswirtschaftliche Auswertung gelesen<br />

wird, wie man Abrechnungen zu verstehen hat und<br />

statistiken in der praxis-eDV auswerten kann“, so<br />

Claus. ebenfalls neu: Kurse für Ärzte, die die betriebsmedizinische<br />

Betreuung ihrer praxis selbstverantwortlich<br />

organisieren wollen. „Alternative bedarfsorientierte<br />

Betreuung von Arztpraxen“ (AbBA) heißt die schulung,<br />

die die DOXs eG in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit der Landesärztekammer<br />

anbietet. „Jeder Mitar<strong>bei</strong>ter hat Anspruch<br />

auf einen gesun<strong>den</strong> und sicheren Ar<strong>bei</strong>tsplatz. Zur Verantwortung<br />

des Ar<strong>bei</strong>tgebers gehört es, Gefährdungen<br />

am Ar<strong>bei</strong>tsplatz, also auch in der Arztpraxis, zu beurteilen<br />

und angemessen zu reagieren“, erklärt Claus. Geplant<br />

seien überdies wieder Workshops zur GOÄ, zu<br />

IGeL, zu rechtsvorschriften, Qualitätsmanagement, zu<br />

Möglichkeiten der Ar<strong>bei</strong>tserleichterung sowie zu<br />

Grundlagen für IV-Verträge. Überdies werde erneut<br />

eine Veranstaltung angeboten, mit der die Teilnehmer<br />

ihrer Fortbildungspflicht für die DMp Asthma, COpD,<br />

Diabetes mellitus Typ 2 und KHK an einem Abend<br />

nachkommen können. guz<br />

Die Angebote der DOXs-Akademie sind für DOXs-<br />

Mitglieder in der regel kostenlos, jedoch auch offen<br />

für Nichtmitglieder. Weitere Informationen: simone<br />

predak, Tel.: 0561 – 766 207-11.<br />

schulleiter Dieter Herrmann (li.) und DOXs-Aufsichtsrat<br />

Dr. Ingo Niemetz <strong>bei</strong> der Übergabe der Verbandskästen.<br />

DOXs-Medizintechnik GmbH organisierte die 14 Verbandskästen<br />

im Wert von rund 500 euro. „Wir freuen<br />

uns sehr, <strong>das</strong>s wir nun im ernstfall schneller erste Hilfe<br />

leisten können“, sagt schulleiter Dieter Herrmann.<br />

guz


DOXs nutzt Dienstleistungen der medmedias GmbH<br />

Die DOXs eG will in diesem Jahr verstärkt auf die<br />

Krankenkassen zugehen, um IV-Verträge auszuhandeln.<br />

„Leichter wer<strong>den</strong> die Verhandlungen für uns,<br />

wenn wir da<strong>bei</strong> auf anonymisierte Versorgungsdaten<br />

aus unserer Genossenschaft zurückgreifen können“,<br />

so die DOXs-Vorstände pD Dr. erhard Lang und Dr.<br />

stefan pollmächer. Welche Altersstruktur haben die<br />

patienten, <strong>bei</strong> welchen Krankenkassen sind sie versichert?<br />

Gibt es Krankheiten, die eine besonders große<br />

rolle spielen? Wie gut funktioniert in Nordhessen<br />

zum Beispiel die medizinische Versorgung chronisch<br />

Kranker, welchen einfluss haben gesundheitspolitische<br />

entwicklungen darauf? Versorgungsforschung<br />

heißt <strong>das</strong> stichwort: Fundierte Aussagen etwa über<br />

die Qualität des deutschen Gesundheitswesens lassen<br />

sich nur auf der Basis wissenschaftlicher untersuchungen<br />

treffen. Das Ziel: Die Qualität und sicherheit der<br />

Medizin zu verbessern und Innovationen auf Nutzen<br />

und Wirksamkeit zu überprüfen.<br />

Beim Datenmanagement greift die DOXs eG auf die<br />

Dienstleistungen der medmedias GmbH zurück. Diese<br />

Gesellschaft hat sich unter Leitung des Arztes Dr.<br />

Jörg Blettenberg vor sieben Jahren auf <strong>das</strong> Datenmanagement<br />

von Netzwerken und erar<strong>bei</strong>tung neuer<br />

Kooperationsformen spezialisiert. Medmedias generiert<br />

– zum Nutzen der Ärztenetze – <strong>durch</strong> eine computergestützte<br />

Auswertung aus der praxissoftware<br />

Daten für pharmakooperationen, IV-Vertragsgestal-<br />

DOXs eG kooperiert mit Q-pharm AG<br />

Die große Zahl chronischer Krankheiten belastet die<br />

Gesundheitsausgaben mehr als <strong>das</strong> ärztliche Honorar.<br />

Aus diesem Honorar muss aber die Verantwortung<br />

für eine eventuelle Überschreitung des Arzneimittelbudgets<br />

getragen wer<strong>den</strong>. Daher ist ein aktives<br />

und erfolgreiches Arzneimittelmanagement für die<br />

Mitglieder der Ärztegenossenschaften ein wesentlicher<br />

Bestandteil sinnvoller Ar<strong>bei</strong>t.<br />

Mit Blick darauf ist die DOXs eG eine partnerschaft<br />

mit der ärztegenossenschaftlichen Q-pharm AG eingegangen.<br />

Vor zehn Jahren als Tochterunternehmen<br />

der Ärztegenossenschaft schleswig-Holstein gegründet,<br />

hat sich die AG auf dem Arzneimittelmarkt mit<br />

einer im Vergleich zum Marktgeschehen transparenten<br />

preispolitik und in der aktiven Verantwortung im<br />

rahmen der Arzneimittel-Budgetierung positioniert.<br />

„Die Q-pharm AG verfolgt mit ausgesuchten generischen<br />

Arzneimitteln <strong>den</strong> richtigen Ansatz: Die bewusste<br />

entscheidung für ein Kernsortiment entlastet<br />

die verordnen<strong>den</strong> Ärzte in dem Bereich, wo tagtäglich<br />

rund 80 % der Arzneimittelkosten anfallen“, erklärt<br />

Tilman von Broen, Netzwerkkoordinator der Qpharm<br />

AG, „so schafft man sich genügend Freiraum,<br />

tungen und Versorgungsforschungsprojekte.<br />

Daraus resultiert<br />

ein Vorteil für die Genossenschaft<br />

– und somit für die<br />

Gesamtheit aller Mitglieder.<br />

Kurzfristig erhält aber auch der<br />

einzelne Arzt für die erfassung<br />

der Daten in seiner praxis eine<br />

Aufwandsentschädigung. Der<br />

Vorgang ist ähnlich wie <strong>bei</strong> der<br />

ers tellung einer Abrechungsdiskette für die KV. In<br />

neue Technik muss nicht investiert wer<strong>den</strong>. Denn <strong>das</strong><br />

medmedias-IT-system ermöglicht die sammlung der<br />

Verordnungs- und Behandlungsdaten aus <strong>den</strong> praxissoftwaresystemen<br />

heraus – ohne zusätzlichen Zeitaufwand.<br />

ein aufwendiger Anonymisierungs vorgang<br />

sorgt dafür, <strong>das</strong>s sämtliche relevanten Datenschutzbestimmungen<br />

eingehalten wer<strong>den</strong>. Anschließend<br />

wer<strong>den</strong> die Daten über eine personalisierte und sichere<br />

Verbindung (VpN-Tunnelung) übertragen und<br />

weiterverar<strong>bei</strong>tet. „Die Daten können vorbereitend<br />

für alle neuen Verträge verar<strong>bei</strong>tet wer<strong>den</strong> und stehen<br />

für alle neuen projekte sofort mittels einer einmaligen<br />

Datenextraktion im Quartal zur Verfügung“,<br />

erklärt Dr. Blettenberg, „ein Verkauf dieser Daten an<br />

Dritte findet nicht statt“. guz<br />

Weitere Informationen: DOXs-Geschäftsstelle,<br />

Telefon: 0561 766 207-12.<br />

um auch in besonderen Fällen teure Originalpräparate<br />

ohne regressangst verordnen zu können“.<br />

entschei<strong>den</strong>d für erhalt der so erlangten Verordnungsfreiheit<br />

sei allerdings <strong>das</strong> rezeptieren von Qpharm-<br />

Arzneimitteln mit dem Aut idem-Kreuz.<br />

Gleichzeitig werde die <strong>durch</strong> rabattverträge leichtfertig<br />

aufs spiel gesetzte Verordnungssicherheit wieder<br />

hergestellt. „Denn für die Wirkung und die Nebenwirkung<br />

einer Verordnung haftet nun mal der Arzt<br />

und niemand sonst“, so von Broen. Das Q-pharmprinzip<br />

bewirke nachhaltig erfolg, genieße auch <strong>bei</strong><br />

<strong>den</strong> Krankenkassen hohe Anerkennung und sei deshalb<br />

wesentlicher Bestandteil zahlreicher projekte<br />

und Verträge. ein Beispiel sei aktuell <strong>das</strong> bundesweit<br />

beachtete projekt „strukturierte Arzneimitteltherapie<br />

multimorbider senioren“ (sams). guz<br />

Netzwerkkoordinator Tilman von Broen stellt <strong>das</strong><br />

Q-Pharm-Arzneimittelmanagement der Q-Pharm-<br />

AG regelmäßig in <strong>den</strong> Räumen der DOXS-Geschäftsstelle<br />

vor und besucht auf Wunsch auch<br />

Praxen vor Ort.<br />

Weitere Informationen: Telefon: 0561 766 207-11.<br />

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