Patienteninformation - Chirurgische Klinik und Poliklinik des ...
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Ernährungsinformation<br />
nach Bauchspeicheldrüsen-<br />
Operation<br />
<strong>Patienteninformation</strong><br />
<strong>Chirurgische</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> <strong>Poliklinik</strong><br />
<strong>Klinik</strong>um rechts der Isar<br />
der Technischen Universität München
Sehr geehrte Patientin,<br />
sehr geehrter Patient,<br />
Sie leiden an einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse.<br />
Eventuell ist eine Operation<br />
geplant oder sogar schon durchgeführt worden.<br />
Hierdurch ergeben sich oftmals viele Fragen: Was<br />
ist die Funktion der Bauchspeicheldrüse? Wie sind<br />
diese Funktionen durch meine Erkrankung beeinträchtigt<br />
<strong>und</strong> können sie ersetzt werden? Kann<br />
man ohne Bauchspeicheldrüse leben? Wie beeinflusst<br />
eine Erkrankung oder Operation der Bauchspeicheldrüse<br />
mein Leben? Auf welche Dinge<br />
muß ich in Zukunft achten?<br />
Die Bauchspeicheldrüse ist ein wichtiges Organ<br />
der Verdauung <strong>und</strong> hierdurch ergeben sich bei<br />
Patienten/Innen mit Bauchspeicheldrüsenerkrankungen<br />
Einschränkungen oder Besonderheiten in<br />
Bezug auf die tägliche Ernährung. Insbesondere<br />
diese Frage wollen wir Ihnen mit der vorliegenden<br />
Broschüre in anschaulicher <strong>und</strong> praxisbezogener<br />
Art <strong>und</strong> Weise darlegen <strong>und</strong> beantworten. Nach<br />
einer Einführung in die Funktionen der Bauchspeicheldrüse<br />
(Kapitel 1) sowie einigen allgemeinen<br />
Regeln zum ges<strong>und</strong>en Essen (Kapitel 2), sollen<br />
Ihnen die verschiedenen Kostformen, insbesondere<br />
solche, die sich bei Pankreaserkrankten empfehlen,<br />
dargestellt werden (Kapitel 3). Praktische<br />
Hinweise zum täglichen Umgang mit Pankreasenzymen<br />
gibt Kapitel 4. Zuletzt sollen noch Besonderheiten<br />
im Ernährungsverhalten bei einzelnen<br />
Pankreaserkrankungen besprochen werden (Kapitel<br />
5).<br />
Falls sie weitere Fragen zu Erkrankungen der<br />
Bauchspeicheldrüse haben <strong>und</strong> diese hier nicht<br />
beantwortet finden, verweisen wir auf unsere Broschüre<br />
„Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse“,<br />
die ebenfalls kostenlos im Pankreaszentrum <strong>des</strong><br />
<strong>Klinik</strong>ums rechts der Isar der Technischen Universität<br />
München erhältlich ist.<br />
Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, wir<br />
wollen Ihnen im Pankreaszentrum <strong>des</strong> <strong>Klinik</strong>ums<br />
rechts der Isar in München die bestmögliche<br />
Versorgung in einem spezialisierten Kompetenzzentrum<br />
bieten <strong>und</strong> Ihnen in allen Belangen Ihrer<br />
Erkrankung hilfreich zu Seite stehen. Wir hoffen,<br />
dass dieser Ernährungsratgeber seinen Zweck<br />
erfüllt <strong>und</strong> Ihnen in einfacher <strong>und</strong> verständlicher<br />
Weise praktische Tipps im täglichen Umgang mit<br />
Ihrer Erkrankung gibt.<br />
Wir möchten an dieser Stelle der Stiftung Chirurgie,<br />
Technischen Universität München für ihre<br />
Unterstützung bei der Erstellung dieser Informationsbroschüre<br />
für unsere Patienten bedanken.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen,<br />
Prof. Dr. H. Friess<br />
Pankreaszentrum <strong>des</strong><br />
<strong>Klinik</strong>ums rechts der Isar der<br />
Technischen Universität München<br />
Ansprechpartner:<br />
Dr. A. Mihaljevic<br />
Dr. G. Ceyhan<br />
PD Dr. J. Kleeff<br />
Prof. Dr. H. Friess<br />
Arbeitskreis der Pankreatektoimierten (AdP)<br />
Haus der Selbsthilfe<br />
Thomas-Mann-Straße 40<br />
53111 Bonn<br />
Telefon: 0228-338 89-251 oder 252<br />
Fax: 0229/ 338 89-253<br />
www.adp-dormagen.de<br />
<strong>Chirurgische</strong> <strong>Klinik</strong> <strong>und</strong> <strong>Poliklinik</strong> <strong>des</strong><br />
<strong>Klinik</strong>ums rechts der Isar<br />
der Technischen Universität München<br />
Ismaninger Straße 22<br />
81675 München<br />
Tel.: 089-44140-6224<br />
Fax: 089-4140-4870<br />
e-mail: zpm@chir.med.tu-muenchen.de<br />
www.chir.med.tu-muenchen.de<br />
www.chirurgie-stiftung.org
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Funktionen der Bauchspeicheldrüse 3<br />
2. die 10 Gr<strong>und</strong>regeln <strong>des</strong> ges<strong>und</strong>en Essens<br />
3. die leichte Vollkost als Basisdiät bei Pankreaserkrankungen 12<br />
4. Ernährung mit Pankreasenzymen 16<br />
5. Ernährung bei Diabetes mellitus 18<br />
6. Ernährung bei verschiedenen Pankreaserkrankungen 23<br />
- akute Entzündung der Bauchspeicheldrüse 23<br />
- chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse 23<br />
- Pankreaskopfresektion (Operation nach Whipple) 23<br />
- totale Entfernung der Bauchspeicheldrüse 24<br />
- Pankreasschwanzresektion (Pankreaslinksresektion) 24<br />
- inoperables Pankreaskarzinom (Chemotherapie) 24<br />
7. Referenzen<br />
7
Funktionen der Bauchspeicheldrüse<br />
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein wichtiges<br />
Verdauungsorgan. Es liegt, wie in der<br />
Abbildung gezeigt, mit einer Länge von ca. 10cm<br />
im Oberbauch zwischen dem Zwölffingerdarm <strong>und</strong><br />
der Milz, direkt vor der Wirbelsäule.<br />
Die Bauchspeicheldrüse wird in 3<br />
Teile gegliedert: Kopf, Körper <strong>und</strong><br />
Pankreasschwanz. Unmittelbar hinter<br />
dem Körper der Bauchspeicheldrüse<br />
verläuft der Ursprung wichtiger Gefäße<br />
aus der Hauptschlagader (Aorta),<br />
die die Leber, den Magen, den<br />
oberen Teil <strong>des</strong> Darms <strong>und</strong> auch die<br />
Bauchspeicheldrüse selbst mit Blut<br />
versorgen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich erfüllt die Bauchspeicheldrüse<br />
zwei wichtige Aufgaben:<br />
1. Die Bauchspeicheldrüse ist wichtig<br />
für die Verdauung <strong>des</strong> Essens (exokrine<br />
Funktion).<br />
2. Die Bauchspeicheldrüse steuert<br />
die Blutzuckerregulation (endokrine<br />
Funktion).<br />
Die zwei verschiedenen Funktionen der Bauchspeicheldrüse<br />
werden von zwei verschiedenen<br />
Gewebearten übernommen: während die exokrinen<br />
Zellen der Bauchspeicheldrüse Verdauungssäfte<br />
produzieren, bilden die endokrinen Zellen<br />
Hormone, welche an der Blutzuckerregulation beteiligt<br />
sind.<br />
Die Verdauungsfunktion der<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
Die Bauchspeicheldrüse produziert wichtige<br />
Enzyme <strong>und</strong> Natriumbicarbonat. Es werden<br />
täglich 1,5 - 3 l enzym- <strong>und</strong> bicarbonathaltiges Sekret<br />
gebildet. Das Verdauungssekret wird durch<br />
spezialisierte Zellen in der ganzen Drüse produziert<br />
(exokrine Zellen). Es entsteht zunächst eine<br />
unwirksame Vorstufe, die in ein weitverzweigtes<br />
Gangsystem geleitet <strong>und</strong> schließlich in einen<br />
Hauptgang, dem sogenannten Pankreasgang,<br />
„Ductus pancreaticus“, gesammelt <strong>und</strong> in den<br />
Zwölffingerdarm abgegeben wird. Kurz vor der<br />
Einmündung in den Zwölffingerdarm vereinigt sich<br />
der Pankreasgang mit dem von der Leber kommenden<br />
Gallengang.<br />
Im Zwölffingerdarm (Duodenum) werden die<br />
Bauchspeicheldrüsenenzyme durch eine Kaska-<br />
de von nervalen <strong>und</strong> enzymatischen Reaktionensafts<br />
aktiviert, d.h. in ihre wirksame Form überführt<br />
<strong>und</strong> der saure Magensaft durch das ebenfalls im<br />
Bauchspeicheldrüsensaft enthaltene Natriumbicarbonat<br />
neutralisiert (abgepuffert). Dies ist sehr<br />
wichtig, weil die Pancreasenzyme für ihre Tätigkeit<br />
ein fast neutrales Dünndarm-Milieu benötigen. Dadurch<br />
kann die aus dem Magen kommende Nahrung<br />
verdaut werden. Die Bauchspeicheldrüse<br />
produziert mehr als 20 verschiedene Verdauungsenzyme,<br />
die die Nahrung in kleinste Bausteine<br />
zerlegen. Nur so kann die Nahrung aus dem Darm<br />
ins Blut aufgenommen werden. Diese Enzyme<br />
werden aber erst nach Erreichen <strong>des</strong> Zwölffingerdarms<br />
so umgebaut, dass sie ihre Aufgabe<br />
wahrnehmen können. Damit wird verhindert, dass<br />
diese Enzyme die Bauchspeicheldrüse selbst verdauen.<br />
Die drei wichtigsten Enzyme der Bauchspeicheldrüse<br />
heißen:<br />
Amylase: verdaut Kohlenhydrate (Zucker)<br />
Trypsin: verdaut Proteine (Eiweiße)<br />
Lipase: verdaut Lipide (Fette)
Die Zerlegung der Nahrungsbestandteile in<br />
kleinste Stücke ist notwendig, damit der Körper<br />
diese über den Darm aufnehmen kann. Fehlen<br />
die Bauchspeicheldrüsenenzyme (durch Erkrankung<br />
oder Operation), werden Zucker (Stärke<br />
etc.), Eiweiße <strong>und</strong> Fette nicht richtig zerlegt <strong>und</strong> der<br />
Darm ist nicht fähig, die Nahrungsbestandteile ins<br />
Blut aufzunehmen. Die Folge ist, dass unverdaute<br />
Speisen im Darm verbleiben. Die Folge sind:<br />
1. Blähungen, Bauchkrämpfe<br />
Die im Darm verbliebene Nahrung wird von Darmbakterien<br />
abgebaut. Dies führt zu einer vermehrten<br />
Gasproduktion (Blähungen). Der Patient leidet<br />
durch die vermehrte Gasbildung <strong>und</strong> Darmtätigkeit<br />
unter Bauchkrämpfen.<br />
2. Fettstühle <strong>und</strong> Durchfälle<br />
Die unverdaute <strong>und</strong> von Bakterien zersetzte<br />
Nahrung führt zu Durchfällen. Da die zur Fettverdauung<br />
notwendige Lipase nicht mehr in ausreichender<br />
Menge zur Verfügung steht, wird Fett<br />
unverdaut wieder ausgeschiedene, was zu fettigglänzenden,<br />
hellen <strong>und</strong> übelriechenden „Fettstühlen“<br />
(Steatorrhoe) führt.<br />
3. Gewichstverlust<br />
Durch den Mangel an Pankreasenzymen kann die<br />
Nahrung nicht mehr ausreichend verdaut <strong>und</strong> damit<br />
nicht mehr vom Körper aufgenommen werden.<br />
Trotz ausreichender Nahrungsaufnahme kommt<br />
es daher zu einem Gewichtsverlust.<br />
4. Vitaminmangel<br />
Eine Reihe von Vitaminen, namentlich die Vitamine<br />
A, D, E <strong>und</strong> K sind sog. fettlösliche Vitamine<br />
<strong>und</strong> bedürfen, um vom Körper aufgenommen zu<br />
werden, einer intakten Fettverdauung (d.h. Pankreasenzymen).<br />
Durch einen Mangel an Pankreassekret<br />
kommt es daher langfristig zu einem<br />
Mangel an fettlöslichen Vitaminen<br />
Die Blutzuckerregulation der<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
Die Bauchspeicheldrüse produziert, neben den<br />
Verdauungsenzymen, auch Hormone, welche<br />
nicht in den Darm, sondern direkt ins Blut abgegeben<br />
werden <strong>und</strong> so an allen Organen <strong>des</strong> mensch-<br />
lichen Körpers ihre Wirkung entfalten (endokrine<br />
Funktion). Die hormonproduzierenden Zellen der<br />
Bauchspeicheldrüse sind nicht diffus in der Drüse<br />
verteilt, sondern finden sich als Gruppen in den<br />
sog. Langerhans`schen Inseln über die gesamte<br />
Drüse, insbesondere aber im Pankreasschwanz,<br />
verteilt (Abbildung 2). Man findet ca. 1,5 Millionen<br />
Langerhans`sche Inseln im Pankreas. Insbesondere<br />
zwei Hormone der Bauchspeicheldrüse, das<br />
Insulin sowie das Glukagon, sind für den Körper<br />
lebenswichtig, da sie an der Regulation <strong>des</strong> Blutzuckerspiegels<br />
wesentlich beteiligt sind.<br />
1. Insulin<br />
Das Hormon Insulin wird in spezialisierten Zellen<br />
(den sog. beta-Zellen) der Langerhans`schen<br />
Inseln produziert <strong>und</strong> direkt an das Blut abgegeben.<br />
Insulin ist entscheidend für die Blutzuckersteuerung.<br />
Es öffnet dem Zucker gewissermaßen<br />
die Türen zu allen Körperzellen. Zucker ist eine<br />
wichtige Energiequelle unseres Körpers. Alle Zellen<br />
unseres Körpers sind auf Zucker angewiesen<br />
insbesondere das Gehirn. Nach Aufnahme <strong>des</strong><br />
Zuckers aus dem Darm ins Blut ermöglicht Insulin<br />
den Übertritt <strong>des</strong> Zuckers vom Blut in die verschiedenen<br />
Körperzellen. Ist zuwenig oder gar kein Insulin<br />
mehr vorhanden, kann der Zucker nicht vom<br />
Blut in die entsprechenden Körperzellen gelangen.<br />
Dadurch steigt der Zuckergehalt im Blut an,<br />
was langfristig zur schwerwiegenden Schäden an<br />
den verschiedensten Organen <strong>des</strong> menschlichen<br />
Körpers führen kann. Die Erkrankung, die mit erhöhten<br />
Blutzuckerwerten einher geht <strong>und</strong> auf einen<br />
Mangel an Insulin oder eine Insulinunempfindlichkeit<br />
(Insulinresistenz) zurückzuführen ist, wird<br />
Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) genannt.<br />
2. Glukagon<br />
Die Bauchspeicheldrüse produziert ein weiteres<br />
wichtiges Hormon, das Glukagon. Es wird von den<br />
sog. alpha-Zellen der Langerhans`schen Inselzellen<br />
gebildet. Glukagon ist in vielerlei Hinsicht der<br />
Gegenspieler <strong>des</strong> Insulins. Wenn durch einen zu<br />
niedrigen Blutzucker Gefahr für die Funktion der<br />
Zellen entsteht, setzt Glukagon aus Reserven im<br />
Körper, besonders in der Leber, Glukose (Zucker)<br />
frei, um den Blutzuckerspiegel zu steigern. Es aggiert<br />
also als eine Art Sicherheits-Hormon, das vor<br />
den lebensbedrohlichen Konsequenzen einer Unterzuckerung<br />
(Hypoglykämie) schützt.
Die Produktion der Bauchspeicheldrüsenenzyme<br />
<strong>und</strong> <strong>des</strong> Insulins sind voneinander unabhängig.<br />
Kommt es aus irgendeinem Gr<strong>und</strong> zu einem Schaden<br />
am Pankreas, können beide Funktionen unabhängig<br />
voneinander gestört werden.<br />
Wie oben erwähnt führt ein Mangel an Insulin zum<br />
Krankheitsbild <strong>des</strong> Diabetes mellitus. Man unterscheidet<br />
folgende wichtigen Formen <strong>des</strong> Diabetes:<br />
1. Diabetes mellitus Typ 1<br />
Der Diabetes mellitus Typ I beruht auf einer Zerstörung<br />
der insulinproduzierenden beta-Zellen der<br />
Langerhans`schen Inseln <strong>und</strong> führt daher zu einem<br />
absoluten Insulinmangel. Die Zerstörung tritt meist<br />
bereits im Kin<strong>des</strong>- oder Jungendalter (manchmal<br />
auch jungem Erwachsenenalter) auf <strong>und</strong> ist wohl<br />
auf eine Autoimmunreaktion <strong>des</strong> Körpers zurückzuführen.<br />
D.h. das fehlgeleitete Abwehrsystem<br />
<strong>des</strong> eigenen Körpers führt zu einer Zerstörung der<br />
beta-Zellen <strong>und</strong> damit zu einem Ausfall der Insulinproduktion.<br />
2. Diabetes mellitus Typ 2<br />
Beim Diabetes mellitus Typ II liegt kein absoluter,<br />
sondern ein relativer Insulinmangel vor, der entweder<br />
auf eine gestörte Freisetzung <strong>des</strong> Insulins<br />
aus den beta-Zellen ins Blut oder auf eine Insulinresistenz<br />
an den Organen <strong>des</strong> Körpers zurückzuführen<br />
ist. Bei Insulinresistenz kommt es trotz<br />
ausreichender Mengen an Insulin, welches von<br />
den beta-Zellen der Langerhans`schen Inseln<br />
produziert <strong>und</strong> ins Blut abgegeben wird, an den<br />
Organen <strong>des</strong> Körpers zur Ausbildung eines Insulinmangels,<br />
da das Insulin nicht mehr ausreichend<br />
Wirkung entfalten kann. Der Diabetes mellitus Typ<br />
II tritt typischerweise im Alter auf <strong>und</strong> ist besonders<br />
häufig mit Übergewicht assoziiert. Als „Wohlstandssyndrom“<br />
(metabolisches Syndrom) nennt<br />
man die Kombination aus Diabetes mellitus Typ<br />
II, Übergewicht, Bluthochdruck <strong>und</strong> Störung <strong>des</strong><br />
Fettstoffwechsels.<br />
3. Diabetes mellitus Typ 3C<br />
(pankreatopriver Diabetes)<br />
V iele Patienten mit Bauchspeicheldrüsenerkrankungen<br />
leiden am sog. pankreatopriven<br />
Diabetes mellitus, manchmal auch Diabetes<br />
mellitus Typ III genannt. Durch Erkrankungen der<br />
Bauchspeicheldrüse (Entzündungen, Tumore,<br />
etc.) oder durch Operationen kommt es, ähnlich<br />
wie beim Typ I Diabetiker, zu einem absoluten<br />
Mangel an Insulin. Viele Patienten mit Bauchspeicheldrüsenerkrankungen<br />
erleiden diesen erst<br />
im fortgeschrittenen Alter <strong>und</strong> bei vielen ist daher<br />
schon vor der eigentlichen Pankreaserkrankung<br />
oder Operation ein Diabetes mellitus Typ II, also<br />
ein relativer Insulinmangel, bekannt oder latent<br />
(unerkannt) vorhanden. Darüber hinaus fehlt dem<br />
Pankreaspatienten, aber auch noch das Hormon<br />
Glukagon, welches wie oben beschrieben der Gegenspieler<br />
<strong>des</strong> Insulins bei der Blutzuckregulation<br />
ist. Dadurch ist die Einstellung <strong>des</strong> Blutzuckers<br />
bei Pankreaserkrankten, wesentlich schwieriger<br />
als beim normalen Diabetiker <strong>und</strong> die Gefahr einer<br />
Unterzuckerung wesentlich höher (Fehlen <strong>des</strong><br />
Warn-Hormons Glukagon). Die Stoffwechsellage<br />
<strong>des</strong> Pankreaspatienten ist daher wesentlich labiler<br />
als die eines normalen Diabetikers <strong>und</strong> bedarf der<br />
besonderen Behandlung.
Die 10 Gr<strong>und</strong>regeln <strong>des</strong> ges<strong>und</strong>en Essens<br />
Vollwertig essen hält ges<strong>und</strong>, fördert Leistung <strong>und</strong> Wohlbefinden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) hat auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse 10 Regeln formuliert, die<br />
Ihnen helfen, genussvoll <strong>und</strong> ges<strong>und</strong> zu essen.<br />
Der Lebensmittelkreis gibt Auskunft über die Menge, die aus jeder Lebensmittelgruppe gegessen werden<br />
sollten. 1: Getreide <strong>und</strong> Kartoffeln. 2: Gemüse <strong>und</strong> Hülsenfrüchte. 3: Ost. 4: Milch <strong>und</strong> Milchprodukte. 5:<br />
Fisch, Fleisch, Eier. 6: Speisefette. 7: Getränke.<br />
1. Vielseitig essen<br />
Genießen Sie die Lebensmittelvielfalt. Merkmale einer ausgewogenen Ernährung sind abwechslungs-<br />
reiche Auswahl, geeignete Kombination <strong>und</strong> angemessene Menge nährstoffreicher <strong>und</strong> energiearmer<br />
Lebensmittel<br />
TIPPS:<br />
Essen Sie täglich aus jeder Gruppe <strong>des</strong> Lebensmittelkreises (Abbildung 3).<br />
Der Lebensmittelkreis gibt Ihnen Aufschluß über die Menge an Lebensmitteln, die Sie aus jedem<br />
Segment essen sollten.<br />
Auf die Wochenbilanz kommt es an. Haben sie an einem Tag nicht aus allen Gruppen gegessen,<br />
gleichen Sie es am nächsten Tag aus <strong>und</strong> essen sie etwas mehr.
2. Reichlich Getreideprodukte – <strong>und</strong> Kartoffeln<br />
Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, am besten aus Vollkorn, sowie Kartoffeln enthalten kaum Fett, aber<br />
reichlich Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente sowie Ballaststoffe <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Pflanzenstoffe.<br />
Verzehren Sie diese Lebensmittel mit möglichst fettarmen Zutaten.<br />
TIPPS:<br />
Bevorzugen Sie Vollkornprodukte.<br />
Probieren Sie verschiedene Getreideprodukte aus. Bulgur, Hirse <strong>und</strong> Grünkern werden ähnlich wie<br />
Reis zubereitet <strong>und</strong> sind eine abwechslungsreiche Beilage.<br />
Versuchen Sie täglich 4 Scheiben Brot <strong>und</strong> eine Portion Müsli zu essen, alternativ 5 Scheiben Brot.<br />
Brot passt nicht nur zum Frühstuck <strong>und</strong> Aben<strong>des</strong>sen, sondern kann auch ein Teil der Zwischenmahlzeit<br />
sein. Kartoffeln, Reis oder anderes Getreide sollte als Beilage zu warmen Mahlzeiten gereicht<br />
werden.<br />
3. Gemüse <strong>und</strong> Obst – Nimm „5“ am Tag …<br />
Genießen Sie 5 Portionen Gemüse <strong>und</strong> Obst am Tag, möglichst frisch, nur kurz gegart, oder auch eine<br />
Portion als Saft – idealerweise zu jeder Hauptmahlzeit <strong>und</strong> auch als Zwischenmahlzeit: Damit werden<br />
Sie reichlich mit Vitaminen, Mineralstoffen sowie Ballaststoffen <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Pflanzenstoffen (z. B.<br />
Carotinoiden, Flavonoiden) versorgt.<br />
TIPPS:<br />
Nutzen Sie die Obst- <strong>und</strong> Gemüsevielfalt <strong>und</strong> kaufen sie verschiedene Arten ein. Verschiedene Obstsorten<br />
enthalten unterschiedliche Mengen an Nährstoffen, daher ist es wichtig verschiedene Obstarten<br />
zu essen<br />
Dreimal am Tag Gemüse: Beginnen Sie Ihren Tag mit etwas Tomate, Karotte oder Zucchini als Verzie-<br />
rung aufs Brot. Gemüse kann Bestandteil der Zwischenmahlzeit sein. Gedünstet sollte Gemüse in der<br />
warmen Mahlzeit einen Platz haben <strong>und</strong> als Blattsalat Teil <strong>des</strong> Mittags- <strong>und</strong> Aben<strong>des</strong>sens sein. Alternativ<br />
kann eine Gemüseportion auch als ein Glas Gemüsesaft zu sich genommen werden. Zweimal<br />
am Tag Obst: Ein kleingeschnittener Apfel im Müsli, eine Mandarine zum zweiten Frühstück oder ein<br />
Obstsalat als Nachtisch. Alternativ kann eine Portion Obst auch durch eine Obstsaft ersetzt werden.
4. Täglich Milch <strong>und</strong> Milchprodukte; ein- bis zweimal in der Woche Fisch; Fleisch,<br />
Wurstwaren sowie Eier in Maßen.<br />
Diese Lebensmittel enthalten wertvolle Nährstoffe, wie z.B. Calcium in Milch, Jod, Selen <strong>und</strong> Omega-3-<br />
Fettsäuren in Seefisch. Fleisch ist wegen <strong>des</strong> hohen Beitrags an verfügbarem Eisen <strong>und</strong> an den Vitami-<br />
nen B1, B6 <strong>und</strong> B12 vorteilhaft. Mengen von 300 – 600 g Fleisch <strong>und</strong> Wurst pro Woche reichen hierfür<br />
aus. Bevorzugen Sie fettarme Produkte, vor allem bei Fleischerzeugnissen <strong>und</strong> Milchprodukten.<br />
TIPPS:<br />
Fisch ist ein wichtiger Jodträger <strong>und</strong> sollte min<strong>des</strong>tens einmal in der Woche auf den Teller kommen.<br />
Deutschland ist insgesamt als Jodmangelgebiet zu betrachten. Jodiertes Speisesalz sollte daher heute<br />
in keinem Haushalt mehr fehlen.<br />
Etwa 3 Eier pro Woche sind ideal. In dieser Menge sind in Lebensmitteln bereits verarbeitete Eier mit<br />
eingerechnet.<br />
Ein Glas Milch oder ein Becher Yoghurt <strong>und</strong> zwei Scheiben Käse reichen aus, um den Calciumbedarf<br />
zu decken. Eine Alternative zu Milch <strong>und</strong> Yoghurt ist Buttermilch, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />
gibt.<br />
300 bis 600 g Fleisch oder Wurst können pro Woche gegessen werden. Das sind drei normale Portionen<br />
Fleisch <strong>und</strong> drei Portionen Wurst<br />
5. Wenig Fett <strong>und</strong> fettreiche Lebensmittel<br />
Fett liefert lebensnotwendige (essenzielle) Fettsäuren <strong>und</strong> fetthaltige Lebensmittel enthalten auch fettlösliche<br />
Vitamine. Fett ist besonders energiereich, daher kann zu viel Nahrungsfett Übergewicht fördern.<br />
Zu viele gesättigte Fettsäuren erhöhen das Risiko für Fettstoffwechselstörungen, mit der möglichen<br />
Folge von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Bevorzugen Sie pflanzliche Öle <strong>und</strong> Fette (z.B. Raps- <strong>und</strong> Sojaöl<br />
<strong>und</strong> daraus hergestellte Streichfette). Achten Sie auf unsichtbares Fett, das in Fleischerzeugnissen,<br />
Milchprodukten, Gebäck <strong>und</strong> Süßwaren sowie in Fast-Food- <strong>und</strong> Fertigprodukten meist enthalten ist.<br />
Insgesamt 60 – 80 Gramm Fett pro Tag reichen aus.<br />
TIPPS:<br />
Etwa ein Esslöffel Pflanzenöl <strong>und</strong> zwei bis drei Esslöffel Butter pro Tag sind empfehlenswert.<br />
Fett sparen: sparen Sie am Streichfett bzw. lassen Sie es ganz weg. Wurst oder Käse schmeckt auch<br />
ohne Butter. Eine Alternative dazu sind Quark oder Frischkäse sowie pflanzliche Brotaufstriche.<br />
Bevorzugen Sie Produkte mit niedrigem Fettgehalt.<br />
Bedenken Sie versteckte Fette in Wurst, Schokolade, Fertiggerichten etc.
6. Zucker <strong>und</strong> Salz in Maßen<br />
Verzehren Sie Zucker <strong>und</strong> Lebensmittel, bzw. Getränke, die mit verschiedenen Zuckerarten (z.B. Glu-<br />
kosesirup) hergestellt wurden nur gelegentlich. Würzen Sie kreativ mit Kräutern <strong>und</strong> Gewürzen <strong>und</strong><br />
wenig Salz. Verwenden Sie Salz mit Jod <strong>und</strong> Fluorid.<br />
TIPPS:<br />
Essen Sie Süßigkeiten mit Genuß. Verzichten Sie nicht darauf, sondern verzehren Sie diese Lebens-<br />
mittel in Maßen <strong>und</strong> nur wenn Sie wirklich Lust darauf haben.<br />
Rosinen <strong>und</strong> Weingummi sind eine leckere <strong>und</strong> fettfreie Alternative zu Schokolade. Auch süßes Obst<br />
kann den Appetit auf Süßigkeiten stillen.<br />
Verwenden Sie beim Kochen anstellen von Salz frische Kräuter <strong>und</strong> aromatische (nicht scharfe) Ge-<br />
würze. Das verleiht den Speisen einen angenehmen Geschmack.<br />
Verzichten Sie auf Fertigprodukte, da diese oftmals salzreich sind.<br />
7. Reichlich Flüssigkeit<br />
Wasser ist absolut lebensnotwendig. Trinken Sie r<strong>und</strong> 1,5 bis 2,0 Liter Flüssigkeit jeden Tag. Bevor-<br />
zugen Sie Wasser – ohne oder mit Kohlensäure – <strong>und</strong> andere kalorienarme Getränke. Alkoholische<br />
Getränke sollten bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse vermieden bzw. ihr Genuss eingeschränkt<br />
werden.<br />
TIPPS:<br />
Hilfreich kann ein Trinkplan sein, bei dem Sie die getrunkenen Gläser wegstreichen.<br />
Nehmen Sie ein Flasche Wasser für unterwegs mit. So können Sie auch Zwischendurch etwas trin-<br />
ken.<br />
Eine Reihe von Erkrankungen, u.a. bösartige Neubildungen der Bauchspeicheldrüse, gehen mit<br />
einem erhöhten Risiko für Thrombosen (Blutgerinnsel) einher. Auch hier bringt kann eine ausreichende<br />
Trinkmenge Vorteile, da sie das Thromboserisiko senken kann.<br />
Achten Sie darauf die Trinkmenge, dem Tagesbedarf anzupassen. Im Sommer oder bei körperlicher<br />
Aktivität brauchen Sie deutlich mehr als die o.g. Menge an Flüssigkeit.
8. Schmackhaft <strong>und</strong> schonend zubereiten<br />
Garen Sie die jeweiligen Speisen bei möglichst niedrigen Temperaturen, soweit es geht kurz, mit wenig<br />
Wasser <strong>und</strong> wenig Fett – das erhält den natürlichen Geschmack, schont die Nährstoffe <strong>und</strong> verhindert<br />
die Bildung schädlicher Verbindungen.<br />
TIPPS:<br />
Verwenden Sie möglichst frische Zutaten. Richtig gelagert, lassen sich die meisten Lebensmittel<br />
einige Tage aufbewahren. Alle Obst- <strong>und</strong> Gemüsesorten sollten an einem kühlen, dunklen Ort gelagert<br />
werden. Für viele Gemüsearten eignet sich ein Gemüsefach im Kühlschrank.<br />
Garen Sie Gemüse nur in wenig Wasser <strong>und</strong> halten Sie Speisen nicht lange warm, da sonst Vitamine<br />
verloren gehen.<br />
Waschen Sie Gemüse im Ganzen <strong>und</strong> schneiden Sie es erst kurz vor dem Garen klein.<br />
9. Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie Ihr Essen<br />
Bewusstes Essen hilft, richtig zu essen. Auch das Auge isst mit. Lassen Sie sich Zeit beim Essen. Das<br />
macht Spaß, regt an vielseitig zuzugreifen <strong>und</strong> fördert das Sättigungsempfinden.<br />
10. Achten Sie auf Ihr Gewicht <strong>und</strong> bleiben Sie in Bewegung<br />
Ausgewogene Ernährung, viel körperliche Bewegung <strong>und</strong> Sport (30 bis 60 Minuten pro Tag) gehören<br />
zusammen. Mit dem richtigen Körpergewicht fühlen Sie sich wohl <strong>und</strong> fördern Ihre Ges<strong>und</strong>heit.<br />
TIPPS:<br />
Sport fördert nicht nur das Herz-Kreislaufsystem, sondern scheint auch bei einer Reihe anderer Er-<br />
krankungen hilfreich zu sein. Sport stärkt das Immunsystem <strong>und</strong> hat sogar bei einer Reihe von bösar-<br />
tigen Tumorerkrankungen lebensverlängernde Wirkung.
Die leichte Vollkost als Basisdiät<br />
bei Pankreaserkrankungen<br />
Die Nahrung eines Menschen besteht aus sog.<br />
Nährstoffen, zu denen Eiweiße, Fette, Zucker,<br />
Vitamine, Spurenelemente, Mineral- <strong>und</strong> Ballast-<br />
stoffe gehören. All diese Nährstoffe sind für den<br />
Menschen lebenswichtig. Die Zusammensetzung<br />
unserer Nahrung unterscheidet sich allerdings in<br />
Bezug auf diese Gr<strong>und</strong>bestandteile zum Teil sehr,<br />
sodass man verschiedene Kostformen unterschei-<br />
den kann. Unter Vollkost versteht man eine voll-<br />
wertige Ernährung, die ohne Einschränkung alle<br />
Nahrungsbestandteile, also Eiweiße, Fette, Zu-<br />
cker, Ballaststoffe, Vitamine <strong>und</strong> Mineralstoffe in<br />
einem ausgewogenen Verhältnis enthält <strong>und</strong> den<br />
Bedarf an Kalorien vollständig deckt.<br />
Patienten/Innen mit Pankreaserkrankungen ohne<br />
Diabetes sollten als Basisdiät die sog. (fettmodifizierte)<br />
leichte Vollkost vorziehen. Diese unterscheidet<br />
sich von der „normalen“ Vollkost durch<br />
den eingeschränkten Verzehr von Lebensmitteln,<br />
Getränken <strong>und</strong> Speisen, die erfahrungsgemäß<br />
bei den verschiedenen Erkrankungen <strong>des</strong> Magen-Darm-Traktes,<br />
wie z.B. bei Erkrankungen der<br />
Bauchspeicheldrüse, oft Unverträglichkeiten auslösen<br />
können. Sie soll zur Entlastung einzelner<br />
Verdauungsorgane <strong>und</strong> <strong>des</strong> gesamten Stoffwechsels<br />
beitragen. Sinn <strong>und</strong> Zweck dieser Kostform ist<br />
somit die Vermeidung unspezifischer Unverträglichkeiten<br />
im Bereich <strong>des</strong> Verdauungstraktes <strong>und</strong><br />
somit Ausschalten möglicher Beschwerden wie<br />
Durchfall, Völlegefühl, Schmerzen, Druck, Übelkeit,<br />
die bei Erkrankungen im Verdauungsbereich<br />
auftreten können.<br />
Für die leichte Vollkost gilt die Lebensmittelzusammensetzung,<br />
welche auch für alle anderen ausgewogenen<br />
Ernährungsformen gilt:<br />
50-55% Zucker<br />
30% Fett<br />
15-25% Eiweiß<br />
Eine spezielle Ernährungsempfehlung für Pankreaspatienten<br />
besteht in Bezug auf Fette.<br />
Da Pankreaspatienten meist zuwenig Pankreasenzyme,<br />
darunter auch das zur Fettverdauung<br />
notwendig Enzyme Lipase, produzieren, sind Fette<br />
(auch Triglyceride genannt) welche langkettige<br />
Fettsäuren enthalten (sog. langkettige Triglyceride,<br />
LC-Fette) meist schlechter verdaulich, da sie<br />
zur Verdauung im Darm auf Pankreasenzyme angewiesen<br />
sind. Anders verhält es sich mit den sog.<br />
mittelkettigen Triglyceriden (MC-Fette). Diese werden<br />
auch bei einem Mangel an Pankreasenzymen<br />
oder Gallensäuren durch die Darmwand aufgenommen<br />
<strong>und</strong> können daher von Pankreaserkrankten<br />
eventuell besser vertragen werden. MC-Fette<br />
sind in speziellen Margarinen oder Diät-Speiseölen<br />
enthalten, während Butter, Pflanzenmargarine<br />
<strong>und</strong> Pflanzenöl vorwiegend schlechter verdauliche<br />
LC-Fette enthalten. Der Einsatz dieser MC-Fette<br />
sollte langsam <strong>und</strong> schrittweise erfolgen. Beginnen<br />
Sie z.B. mit 20 g/Tag, auf alle Mahlzeiten verteilt.<br />
Bei guter Verträglichkeit kann die Menge um<br />
täglich 5 – 10 g gesteigert werden. Die MC-Fett-<br />
Enddosis kann je nach Toleranz <strong>und</strong> Bedarf bei 50<br />
– 80 g/Tag liegen. Manche Patienten z.B. solche<br />
mit einer Teilentfernung der Bauchspeicheldrüse,<br />
müssen nur ein Teil der Fettmenge auf MC-<br />
Fette umstellen. In diesem Fall kann ein Teil der<br />
täglichen Fettmenge als Butter oder hochwertige<br />
Pflanzenmargarine (LC-Fett) aufgenommen werden,<br />
während als Zubereitungsfett Diät-Margarine<br />
oder –Öl (MC-Fette) verwendet werden sollte.<br />
Die folgende Tabelle zeigt Ihnen einige Empfehlungen<br />
zur Lebensmittelauswahl der leichten<br />
Vollkost. Bitte beachten Sie, dass Unverträglichkeiten<br />
individuell sehr unterschiedlich<br />
sind <strong>und</strong> individuelle Anpassungen der Ernährung<br />
notwendig machen.
Lebensmittelgruppe Lebensmittel, die gut vertragen werden<br />
Milch <strong>und</strong><br />
Milchprodukte<br />
Fleisch<br />
Wurst<br />
fettarme Milch (1,5%), fettarme gesäuerte<br />
Milchprodukte (Joghurt, Dickmilch,<br />
Sauermilch), milde Käsesorten bis 45%<br />
Fett i. Tr. (z.B. Frisch-, Weich-, Schmelz-,<br />
Schnittkäse); kein Schimmelkäse!<br />
mageres Rind-, Kalb-, Geflügelfleisch<br />
(Filet, Schnitzel), Hammelfilet, mageres<br />
Ziegenfleisch, Kaninchen, Wild <strong>und</strong><br />
Wildgeflügel, Grillhähnchen, Taube;<br />
Wichtig: fettarm zubereitet (gekocht, gegrillt,<br />
in Folie gegart, im Römertopf geschmort)<br />
milde magere Wurstsorten z.B.<br />
Bierschinken, gekochter Schinken<br />
ohne Fettrand, deutsches Corned Beef,<br />
Geflügelwurst, kalter Braten<br />
Lebensmittel, die<br />
schlechtervertragen werden<br />
Vollmilch <strong>und</strong> Vollfette, auch<br />
gesäuerte, Milchprodukte, Sahne,<br />
Rahm, Sauerrahm über 20% Fett,<br />
würzige <strong>und</strong> fetthaltige Käsesorten<br />
(über 45%), Schimmelkäse<br />
fettes, geräuchertes, gepökeltes,<br />
scharf angebratenes Fleisch, mit<br />
Speck gespickte Fleischteile, fettes<br />
Fleisch u.a. Ente, Gans, Geflügelhaut<br />
fette <strong>und</strong> geräucherte Wurstwaren<br />
Suppen <strong>und</strong> Soßen fettarme Bouillon, Suppen <strong>und</strong> Soßen fette Suppen <strong>und</strong> Soßen<br />
Fisch <strong>und</strong> Fischwaren<br />
Fette <strong>und</strong> Öle<br />
Backwaren<br />
Getreideprodukte<br />
Kartoffeln<br />
magere Süß- <strong>und</strong> Salzwasserfische, fettarm<br />
zubereitet, Schalen- <strong>und</strong> Krustentiere<br />
Eier weichgekochte Eier, fettarme Eierspeisen<br />
kleine Mengen natürlicher<br />
Pflanzenöle, Butter, ungehärtete reine<br />
Pflanzenmargarine, MCT-Fette.<br />
Brot altbackenes Brot, feine Vollkornbrote<br />
Gemüse<br />
Obst<br />
Backwaren aus einfachen Rühr- <strong>und</strong><br />
Hefeteigen, Kuchen aus Quark-Öl-Teig,<br />
Obstkuchen ohne Sahne, Baiser, einfache<br />
Kekse<br />
Reis, Nudeln, Grieß, Mehle, Stärkemehle,<br />
Getreideflocken<br />
fettlos bzw. fettarm zubereitet, Pell-,<br />
Salzkartoffeln, Kartoffelpüree, Klöße<br />
leichtverträgliche Gemüsesorten wie<br />
z.B. Karotten, Fenchel, junge Kohlrabi,<br />
Blumenkohl, feine grüne Erbsen <strong>und</strong><br />
Bohnen, Tomaten, Zucchini, grüner Salat<br />
reife, leichtverträgliche Sorten roh oder<br />
gekocht<br />
fette Fischsorten wie Aal, Hering,<br />
Lachs, geräucherte Fische, eingelegte<br />
<strong>und</strong>/oder konservierte Fische oder<br />
Fischwaren<br />
hartgekochte Eier, fettreiche süße<br />
oder pikante Eierspeisen, Mayonnaise<br />
größere Mengen Öle, Butter, normale<br />
Margarine, Schmalz, Talg<br />
frisches Brot, frische Backwaren,<br />
grobe Vollkornbrote<br />
frisches Hefegebäck, fette Backwaren<br />
wie z.B. Sahne- u. Cremetorten,<br />
Blätterteig, Fettgebackenes<br />
keinerlei Einschränkungen<br />
Zucker nur in kleine n Mengen größere Mengen<br />
Süßigkeiten Konfitüre, Marmelade, Honig<br />
alle gebratenen u. in Fett<br />
ausgebackenen Kartoffelgerichte,<br />
z.B. Pommes frites, Bratkartoffeln,<br />
Kroketten, Kartoffelsalat mit Speck,<br />
Mayonnaise oder viel Öl<br />
schwerverdauliche <strong>und</strong> blähende<br />
Sorten wie z.B. Kohlsorten, Lauch,<br />
Zwiebeln, Pilze, Paprika, Oliven,<br />
Gurken, Rettich, Hülsenfrüchte,<br />
Gemüsesalate, die mit Mayonnaise<br />
oder fetten Soßen zubereitet wurden<br />
unreifes Obst, rohes Steinobst,<br />
Nüsse, Mandeln, Pistazien, Avocados<br />
Schokolade, Pralinen, Nougat,<br />
Marzipan, Sahnebonbons etc.<br />
Empfehlungen zur leichten Vollkost bei Pankreaspatienten (aus „Tumore <strong>und</strong> Erkrankungen<br />
der Bauchspeichedrüse“, Informationsheft der Selbsthilfegruppe „Tumore <strong>und</strong> Erkrankungen<br />
der Bauchspeicheldrüse“ TEB e.V.)
Die Kost sollte reich an Ballaststoffen sein,<br />
da diese sich günstig auf den Darm <strong>und</strong> die<br />
Verdauung auswirken. Anfänglich kann es bei einer<br />
ballaststoffreichen Ernährung jedoch zu Blähungen<br />
<strong>und</strong> Missempfindungen im Darm- bzw.<br />
Bauchbereich kommen, die jedoch in der Regel<br />
nach einigen Tagen wieder verschwinden. Deshalb<br />
sollte die Menge langsam gesteigert werden.<br />
Bitte beachten Sie, dass die leichte Vollkost nur bei<br />
Pankreaspatienten ohne Diabetes zielführend ist.<br />
Patienten mit einem Diabetes müssen zusätzliche<br />
Regeln beachten (siehe Kapitel 5 „ Ernährung bei<br />
Diabetes mellitus“).<br />
Neben der Auswahl der Speisen <strong>und</strong> Getränke<br />
sind zusätzlich zur Entlastung <strong>des</strong> Stoffwechselgeschehens<br />
folgende Punkte zu berücksichtigen:<br />
1. Die Nahrungsmenge sollte auf viele kleine<br />
Mahlzeiten aufgeteilt werden<br />
(5-7 Mahlzeiten)<br />
2. Es sollte ausreichend Zeit zum Essen<br />
bestehen.<br />
3. Alle Speisen sollten gründlich gekaut<br />
werden.<br />
4. Die Speisen sollten weder zu heiß noch<br />
zu kalt verzehrt werden.<br />
Ernährung mit Pankreasenzymen<br />
Wie im Kapitel „Funktionen der Bauchspeicheldrüse“<br />
erwähnt, hat das Pankreas zwei Hauptaufgaben:<br />
die Bildung von Verdauungsenzymen, welche<br />
über den Pankreasgang in den Darm abgegeben<br />
werden (exokrine Funktion) sowie die Bildung von<br />
Hormonen, insbesondere von Insulin <strong>und</strong> Glukagon,<br />
welche ans Blut abgegeben werden <strong>und</strong> für<br />
die Steuerung <strong>des</strong> Blutzuckerspiegels notwendig<br />
sind (endokrine Funktion).<br />
Bei Erkrankungen <strong>des</strong> Pankreas bzw. nach<br />
Operation an der Bauchspeicheldrüse können<br />
diese beiden Funktion unabhängig von einander<br />
gestört sein. Ein Mangel an Verdauungsenzymen<br />
(exokrine Insuffizienz) führt dazu, dass die Hauptbestandteile<br />
der Nahrung (Eiweiße, Fette <strong>und</strong> Zucker)<br />
im Darm nicht mehr gespalten <strong>und</strong> vom Kör-<br />
per aufgenommen werden können. Blähungen,<br />
Bauchkrämpfe, Fettstühle <strong>und</strong> Durchfälle sowie<br />
Gewichtsverlust <strong>und</strong> ein Mangel an fettlöslichen<br />
Vitaminen (A, D, K, E) können die Folge sein.<br />
E in Mangel an pankreatischen Verdauungsenzymen<br />
kann durch Gabe dieser Enzyme behoben<br />
werden. Diese Verdauungsenzyme gibt es<br />
von den verschiedensten Firmen als Tabletten,<br />
Granulat oder Kapseln zu kaufen <strong>und</strong> sollten regelmäßig<br />
zu den Mahlzeiten (Wichtig: nicht vor oder<br />
nach dem Essen, sondern während <strong>des</strong> Essens)<br />
eingenommen werden. Die Enzyme sollten sich<br />
im Magen gründlich mit dem Speisebrei (Chymus)<br />
vermischen können <strong>und</strong> gemeinsam mit diesem<br />
an den Dünndarm weitergegeben werden. Durch<br />
den Kontakt mit der Nahrung können diese künstlich<br />
zugeführten Enzyme ihre Wirkung entfalten,<br />
die Nahrung in Ihre Bestandteile zerlegen <strong>und</strong> so<br />
dafür sorgen dass die Nährstoffe vom Darm aufgenommen<br />
werden können.
Dosierung der Pankreasenzyme:<br />
Die Dosierung von Pankreasenzymen hängt zum einen vom Grad der exokrinen Pankreasinsuffizienz<br />
ab, zum anderen ganz wesentlich von der Menge <strong>und</strong> dem Fettgehalt der aufgenommenen Nahrung.<br />
Diese Variabilität macht es schwierig eine allgemeingültige, für alle Patienten zutreffende Dosierung anzugeben.<br />
Als allgemeine Richtdosis können 20.000 bis 40.000 Einheiten Lipase pro Mahlzeit gelten, mit<br />
dem Hinweis, dass die erforderliche Dosis auch erheblich darüber liegen kann. So brauchen Patienten<br />
mit chronischer Pankreatitis oder nach ausgedehnten Pankreasoperationen in der Regel mehr Enzyme<br />
(etwa 20.000 bis 75.000 Einheiten Lipase pro Hauptmahlzeit <strong>und</strong> etwa 5.000 bis 25.000 Einheiten Lipase<br />
pro Zwischenmahlzeit).<br />
Wirkungsweise von Pankreasenzymen. A. Die pankreasenzymhaltige Kapsel sollte zum bzw. während <strong>des</strong> Essens<br />
eingenommen werden <strong>und</strong> dadurch mit dem Essen den Magen erreichen. B. im Magen öffnen sich die Kapseln<br />
<strong>und</strong> die in säuregeschützten Mikropellets enthaltenen Enzyme treten aus. C. die Enzyme vermischen sich<br />
mit dem Speisebrei <strong>und</strong> treten zusammen mit diesem durch den Magenpförtner (Pylorus) in den Dünndarm über.<br />
D. Im Dünndarm entfalten die Enzyme ihre Wirkung <strong>und</strong> helfen bei der Verdauung. Pankreasenzyme müssen<br />
daher immer zum bzw. während <strong>des</strong> Essens eingenommen werden. Die Menge an einzunehmenden Pankreasenzymen<br />
ist abhängig vom Fettgehalt der Nahrung.
TIPPS:<br />
Als einfache Faustregel kann gelten: pro Gramm Nahrungsfett werden ca. 2000 Einheiten Lipase<br />
benötigt.<br />
Wichtig ist die individuelle Anpassung. Sie sollten soviel Pankreasenzyme zum Essen zu sich nehmen<br />
wie sie brauchen. Kommt es nach dem Essen zu Blähungen, Durchfällen <strong>und</strong> Fettstühlen sind dies<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach Zeichen eines Pankreasenzymmangels <strong>und</strong> Sie sollten versuchen die<br />
Dosierung der Enzyme das nächste Mal zu erhöhen.<br />
Sie müssen die Pankreasenzyme immer zum Essen einnehmen. Nur wenn die Enzyme mit der Nahrung<br />
zusammenkommen, können sie wirken. Die optimale Dosierung müssen Sie selbst herausfinden.<br />
Hierzu empfehlen wir Ihnen ein Ernährungsprotokoll zu führen in welchem die genaue Zusammensetzung<br />
Ihres Essens, die dazu eingenommene Enzymmenge <strong>und</strong> das Wohlbefinden (evtl. Verdauungsstörungen,<br />
wie Blähungen, Durchfälle, etc.) notiert werden. Dadurch erhalten Sie eine Orientierung <strong>und</strong><br />
können die Enzymmenge einfach anpassen. Eine Überdosierung mit Enzymen ist in den genannten<br />
Größenordnungen nicht zu erwarten <strong>und</strong> Enzyme besitzen fast keine Nebenwirkungen. Außerdem wird<br />
nicht zur Nahrungsverdauung benötigtes Enzym über den Darm wieder ausgeschieden <strong>und</strong> nicht in den<br />
Blutkreislauf aufgenommen.<br />
Verabreichung<br />
Wie aus Abbildung zu entnehmen ist, können die zugeführten Pankreasenzyme nur wirken, wenn sie<br />
sich direkt mit der Nahrung durchmischen. Daher sollten Pankreasenzympräprate direkt <strong>und</strong> wenn möglich<br />
fraktioniert während der Mahlzeit eingenommen werden.<br />
TIPPS:<br />
Nehmen Sie die Pankreasenzyme nicht vor oder nach dem Essen, sondern zum Essen ein, um eine<br />
Durchmischung mit der Nahrung zu gewährleisten.<br />
Pankreasenzyme sind in der Regel als kleine Pellets erhältlich. Die Partikelgröße variiert aber von<br />
Hersteller zu Hersteller. Um eine besonders gute Durchmischung zu erreichen empfiehlt es sich<br />
möglichst kleine Partikelgrößen zu verwenden, da hier der Durchmischungseffekt mit dem Speisebrei<br />
höher ist.<br />
Auf die Einnahme von Enzymen auch bei Zwischenmahlzeiten achten.<br />
Manche Enzympräparate werden in säurefesten Kapseln angeboten, welche die darin enthaltenen Enzyme<br />
im Magen freisetzen. Bei magenoprierten Betroffenen kann es sich evtl. positiv auf die Wirkung<br />
der Enzyme auswirken, die Kapseln auch direkt zu öffnen <strong>und</strong> den Kapselinhalt vermischt mit einer<br />
kleinen Portion der Nahrung auf einem Esslöffel einzunehmen. Für diese Vorgehensweise eignet sich<br />
„klebende“ Nahrung, wie zum Beispiel Kartoffelbrei, Konfitüre, Soße, etc. besonders gut. Diese Kapseln<br />
können auch direkt geöffnet <strong>und</strong> die Pellets mit dem Essen vermischt werden.
Ernährung bei Diabetes mellitus<br />
Wie im Kapitel „Funktionen der Bauchspeicheldrüse“<br />
erwähnt, hat das Pankreas zwei<br />
Hauptaufgaben: die Bildung von Verdauungsenzymen,<br />
welche über den Pankreasgang in den Darm<br />
abgegeben werden (exokrine Funktion) sowie die<br />
Bildung von Hormonen, insbesondere von Insulin<br />
<strong>und</strong> Glukagon, welche ans Blut abgegeben werden<br />
<strong>und</strong> für die Steuerung <strong>des</strong> Blutzuckerspiegels<br />
wesentlich sind (endokrine Funktion).<br />
Viele Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse gehen<br />
mit einer Zerstörung der hormonproduzierenden<br />
Zellen einher <strong>und</strong> können daher, wie auch<br />
Operationen, zu einem Mangel an Insulin <strong>und</strong><br />
Glukagon führen. Ein absoluter oder relativer Insulinmangel<br />
wiederum führt zu gesteigerten Blutzuckerwerten<br />
(Diabetes mellitus), da der im Blut<br />
vorhandene Zucker nicht mehr in die Zellen <strong>des</strong><br />
Körpers aufgenommen werden kann (hierfür ist Insulin<br />
notwendig). Ein erhöhter Blutzuckerwert führt<br />
über längere Zeit bestehend zu schweren Folgeschäden,<br />
wie Gefäßerkrankungen, Schädigungen<br />
der Nieren <strong>und</strong> der Netzhaut, sowie Schädigungen<br />
an Nerven, Füßen etc.<br />
Während der Nüchternblutzucker beim Ges<strong>und</strong>en<br />
zwischen 60 – 110 mg/dl liegt <strong>und</strong> der Blutzucker 2<br />
St<strong>und</strong>en nach einer Mahlzeit 140 mg/dl nicht überschreiten<br />
sollte, zeigt der Diabetiker höhere Werte<br />
(Überzuckerung, Hyperglykämie). Werte unter<br />
60 mg/dl hingegen nennt man Unterzuckerung<br />
(Hypoglykämie). Wird ein Blutzuckerwert von ca.<br />
180 mg/dl überschritten, wird Zucker auch über<br />
die Niere in den Urin ausgeschieden (sog. Nierenschwelle).<br />
Faktoren, die den Blutzuckerspiegel senken oder<br />
ansteigen lassen sind darunter dargestellt.<br />
Besteht über einen längeren Zeitraum ein erhöhter<br />
Blutzuckerspiegel kommt es zu einer<br />
Verbindung von Zucker an den roten Blutfarbstoff<br />
(Hämoglobin). Die Verbindung von Hämoglobin zu<br />
Glukose wird HbA1c genannt <strong>und</strong> dient als „Blutzuckergedächnis“<br />
der letzten 2-3 Monate, d.h. die<br />
Höhe <strong>des</strong> Wertes lässt eine Aussage zu, wie gut<br />
die Blutzuckereinstellung innerhalb der letzten 2<br />
bis 3 Monate war.<br />
Während der normale Nüchternblutzuckerwert beim Ges<strong>und</strong>en zwischen 60 <strong>und</strong> 110 mg/dl liegt (grüner<br />
Balken) <strong>und</strong> der Blutzuckerwert 2 St<strong>und</strong>en nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (gelber Balken) steigen<br />
sollte, kommt es beim Diabetiker zur überhöhten Blutzuckerwerten (rote Balken).
Die Gr<strong>und</strong>pfeiler der allgemeinen<br />
Diabetes mellitus Therapie sind:<br />
1. Eine ausgewogene, diabetesgerechte<br />
Ernährung<br />
2. Körperliche Bewegung<br />
3. Gewichtsreduktion, falls ein Übergewicht<br />
vorliegen sollte<br />
4. Regelmäßige Selbstkontrollen <strong>des</strong> Blut<br />
zucker <strong>und</strong> Harnzuckerwertes (Patientenschulung)<br />
5. Regelmäßige Kontrollen zur Vorbeugung<br />
von Diabetes bedingten Komplikationen<br />
6. Ggf. Medikamente (Insulin oder orale Diabe<br />
tesmedikamente wie Metformin)<br />
Viele Patienten bedürfen neben einer Ernährungsumstellung<br />
einer medikamentösen Therapie<br />
der Blutzuckererkrankung. Bei Pankreaserkrankten<br />
oder Operierten ist es oftmals sinnvoll<br />
eine Insulintherapie vorzunehmen, um normale<br />
Blutzuckerwerte zu halten. Orale Antidiabetika wie<br />
Metformin sollten beim pankreatopriven Diabetes<br />
(Typ 3C) nicht gegeben werden, denn sie können<br />
beim Pankreatektomierten zur Verschlimmerung<br />
von Verdauungsstörungen wie Oberbauchbeschwerden<br />
<strong>und</strong> Blähungen führen <strong>und</strong> sind <strong>des</strong>halb<br />
relativ kontraindiziert. Die genaue Einstellung<br />
<strong>des</strong> Blutzuckerwerts muß über Ihren behandelnden<br />
Arzt erfolgen <strong>und</strong> sollte regelmäßig kontrolliert<br />
werden.<br />
Diabetes mellitus Patienten sollten prinzipiell einen<br />
möglichst normalen Blutzuckerwert anstreben.<br />
Daher muß die Menge an Kohlenhydraten,<br />
die durch die Nahrung aufgenommen werden mit<br />
der Insulinmenge die der Körper produziert, oder<br />
die in Form von Spritzen zugesetzt wird, ausgeglichen<br />
werden, d.h. blutzuckersteigernde <strong>und</strong> blutzuckersenkende<br />
Faktoren müssen sich die Waage<br />
halten.<br />
All diese Regeln der Blutzuckereinstellung gelten<br />
prinzipiell auch für Pankreasoperierte, allerdings<br />
kann bei einigen Betroffenen das Streben nach<br />
„normalen“ Blutzucker- <strong>und</strong> HbA1c-Werten durch<br />
verschiedene krankheitsspezifische Ursachen<br />
(Glukagon-Mangel, Verdauungsstörungen, etc.)<br />
zu gehäuften Unterzuckerungen führen. Dies gilt<br />
es zu beachten <strong>und</strong> in Abstimmung mit dem betreuenden<br />
Diabetologen im Therapieplan zu berücksichtigen.<br />
Die Berechnung der Kohlenhydratmenge einer<br />
Speise erfolgt mit den sog. Broteinheiten (BE).<br />
1 BE entspricht 12g Kohlenhydrate, die in einer<br />
bestimmten Menge Nahrungsmittel enthalten<br />
sind.<br />
Die moderne Diabetes-Ernährung unterscheidet<br />
sich kaum von der Ernährung <strong>des</strong> Ges<strong>und</strong>en, d.h.,<br />
dass für den Diabetiker nicht extra gekocht werden<br />
muss.<br />
Hinsichtlich der Energiezufuhr gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
keine unterschiedlichen Empfehlungen für Diabetiker<br />
<strong>und</strong> Nicht-Diabetiker. Sie sollte so hoch<br />
sein, dass ein normales Körpergewicht erreicht<br />
bzw. gehalten wird.<br />
Lebensmittelgruppe Lebensmittelgruppe<br />
Zuckerhaltige<br />
schießen ins Blut<br />
Getränke,"isolierter" Zucker,<br />
Süßigkeiten*<br />
Weißmehlprodukte <strong>und</strong> Obst strömen ins Blut<br />
Vollkorngetreideprodukte <strong>und</strong> fließen ins Blut<br />
Kartoffeln<br />
Kohlenhydrate aus Milch tropfen ins Blut<br />
Kohlenhydrate aus Gemüse sickern ins Blut<br />
<strong>und</strong> Hülsenfrüchten<br />
*eine Ausnahme stellen fettreiche Süßigkeiten wie z.B. Schokolade<br />
dar, da die Resorption <strong>des</strong> Zuckers durch den hohen<br />
Fettgehalt verlangsamt wird.<br />
Kohlenhydrate<br />
Kohlenhydrate sind die Nährstoffe, die den größten<br />
Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben.<br />
Trotzdem sollten sie nicht aus dem Speiseplan<br />
<strong>des</strong> Diabetikers verschwinden. Ihr Anteil an der<br />
Gesamtaufnahme sollte genauso hoch wie beim<br />
Ges<strong>und</strong>en liegen. Es kann aber beispielsweise<br />
sinnvoll sein, die Kohlenhydrate auf mehrere<br />
Mahlzeiten (bis zu 6) aufzuteilen, um starke Blutzuckerschwankungen<br />
zu vermeiden. Kohlenhydrate<br />
werden vom Körper unterschiedlich schnell<br />
aufgenommen <strong>und</strong> erhöhen <strong>des</strong>halb in verschiedenem<br />
Maße die Blutzuckerwerte.<br />
Diabetiker sollten auf kohlenhydrathaltige Lebensmittel<br />
zurückgreifen, die den Blutzuckerspiegel
langsam ansteigen lassen. Die Kohlenhydratzufuhr<br />
sollte wie beim Nicht-Diabetiker etwa 55% der<br />
Gesamtzufuhr betragen. Besonders empfehlenswert<br />
sind Vollkornprodukte, da sie stark sättigend<br />
wirken, den Blutzucker relativ langsam ansteigen<br />
lassen <strong>und</strong> reich an Ballaststoffen, Vitaminen <strong>und</strong><br />
Mineralstoffen sind.<br />
Zum Süßen von Getränken, Nachspeisen, Salaten<br />
<strong>und</strong> Kompotten eignen sich kalorienfreie Süßstoffe<br />
(Saccharin, Cyclamat, Aspartam). Aspartam allerdings<br />
hat eine sehr geringe Menge an Kalorien.<br />
Spezielle Diätprodukte sind überflüssig, da sie neben<br />
einem meist hohen Fett- <strong>und</strong> Energiegehalt<br />
auch unverhältnismäßig teuer sind. Auch die sogenannten<br />
Zuckeraustauschstoffe (Fruchtzucker,<br />
Sorbit) besitzen keinen entscheidenden Vorteil für<br />
den Diabetiker. Sie haben sogar Nachteile (sie wirken<br />
z.T. abführend <strong>und</strong> blähend).<br />
Mit Hilfe einer Kohlenhydrat-Austauschtabelle (Tabell<br />
im Anhang), können die kohlenhydrathaltigen<br />
Nahrungsmittel berechnet <strong>und</strong> ausgetauscht werden.<br />
Dies ermöglicht, die Kost abwechslungsreich<br />
zu gestalten. Bei zuckerreicher Kost muss die Insulinmenge<br />
dem Blutzucker angepasst werden.<br />
Mit Anrechnung erlaubt sind Brot, Nährmittel,<br />
Milch <strong>und</strong> Milchprodukte, Kartoffeln, Obst <strong>und</strong><br />
ungesüsste Obstsäfte <strong>und</strong> auch die kohlenhydratreichen<br />
Gemüse. (siehe Kohlenhydrat-Austauschtabelle).<br />
Ohne Kohlenhydrat-Anrechnung<br />
erlaubt sind Fleisch, Wurst, Fisch, Geflügel, Käse,<br />
Eier <strong>und</strong> die meisten Gemüsesorten.<br />
Besonders bei der Spätmahlzeit müssen die Kohlenhydrate<br />
gewissenhaft gegessen <strong>und</strong> immer mit<br />
einer kleinen Menge Eiweiß oder Fett kombiniert<br />
werden. Das heißt, dass z.B. ein Apfel oder ein<br />
anderes Stück Obst z.B. immer mit etwas Quark,<br />
ein Brot immer mit Belag (Aufschnitt oder Käse)<br />
gegessen werden sollen. Dadurch wird der Abbau<br />
der Kohlenhydrate verzögert, nächtlichen Unterzuckerungen<br />
(Hypoglykämien) wird vorgebeugt.<br />
Die Menge der Kohlenhydrate, d.h. die Anzahl<br />
der erlaubten Berechnungseinheiten, richtet sich<br />
nach der Höhe <strong>des</strong> Blutzuckers <strong>und</strong> der medikamentösen<br />
Behandlung <strong>des</strong> Diabetes. Sie wird in<br />
Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt festgelegt.<br />
Fette<br />
Wie für jeden Ges<strong>und</strong>en sollte die gesamte<br />
Fettmenge nicht mehr als 30% der Gesamtaufnahme<br />
(ca. 70g Fett pro Tag) ausmachen. Für<br />
weitere Hinweise siehe Kapitel “die leichte Vollkost<br />
als Basisdiät bei Pankreaserkrankungen“.<br />
Besonders positive Wirkungen besitzen einfach<br />
ungesättigte Fettsäuren (Ölsäure), die v.a. in Oliven-,<br />
Raps- <strong>und</strong> Maiskeimöl vorkommen.<br />
Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen,<br />
weniger Fett zu sich zu nehmen. Denn 1g<br />
Fett (= 9 kcal, 38 Kilojoule, siehe Tabelle 1) enthält<br />
doppelt so viele Kalorien wie Kohlenhydrate <strong>und</strong><br />
Eiweiß (jeweils 4kcal). Die Gewichtsnormalisierung<br />
ist eines der Gr<strong>und</strong>pfeiler der Diabetestherapie<br />
<strong>und</strong> kann durch andere therapeutische Maßnahme<br />
nicht vollständig ausgeglichen werden.<br />
Eiweiß<br />
Hier gelten die gleichen Richtlinien wie für Nicht-<br />
Diabetiker, d.h., eine Zufuhr von 10-15% der<br />
Gesamtenergie (ca. 60g pro Tag) ist ausreichend.<br />
Bei einsetzender Mikroalbuminurie (Ausscheidung<br />
kleinster Eiweißteilchen aufgr<strong>und</strong> einer Nierenschädigung<br />
durch einen länger bestehenden Diabetes)<br />
sollte die Eiweißzufuhr reduziert werden.<br />
Nährstoff kcal kJ<br />
1g Fett 9 38<br />
1g Eiweiß 4 17<br />
1g Zucker 4 17<br />
Energietabelle der Gr<strong>und</strong>nährstoffe Fett, Eiweiß <strong>und</strong><br />
Kohlenhydrate. Angegeben ist, wieviel Kilokalorien<br />
(kcal) bzw. Kilojoule (kJ) ein Gramm <strong>des</strong> jeweiligen<br />
Nährstoffs liefert.<br />
Alkohol<br />
Alkohol ist nicht nur die Ursache vieler Erkrankungen<br />
der Bauchspeicheldrüse (wie der<br />
akuten oder chronischen Pankreatitis), sonder<br />
blockiert auch die Freisetzung von Glukose aus<br />
der Leber. Dies kann bei Diabetikern zur Gefahr<br />
einer Unterzuckerung beitragen. Bei übergewichtigen<br />
Diabetikern ist darüber hinaus auch<br />
der hohe Energiegehalt <strong>des</strong> Alkohol zu beachten.<br />
Weiterhin fördert Alkohol die Entstehung von Bluthochdruck<br />
<strong>und</strong> Fettstoffwechselstörungen, also<br />
weiteren Risikofaktoren, die Erkrankungen der<br />
Gefäße (Mikro- <strong>und</strong> Makroangiopathien) begünstigen<br />
können.
Ernährung bei verschiedenen<br />
Pankreaserkrankungen<br />
Im abschließenden Kapitel soll auf spezielle Ernährungssituation<br />
bei verschieden Erkrankungen<br />
der Bauchspeicheldrüse eingegangen werden.<br />
akute Entzündung der Bauchspeichel<br />
drüse (akute Pankreatitis)<br />
Während in der Vergangenheit bei schwerer akuter<br />
Pankreatitis eine total parenterale Ernährung<br />
(also eine Ernährung unter Umgehung <strong>des</strong> Magen-Darm<br />
Trakts) zur Ruhigstellung der Bauchspeicheldrüse<br />
angeraten wurde, mehren sich nun<br />
die Hinweise, dass eine frühe enterale Ernährung<br />
über eine eingebrachte Darmsonde signifikant<br />
weniger Infektionen hervorruft <strong>und</strong> seltener chirurgische<br />
Interventionen notwendig macht. Desweiteren<br />
wurde die Krankenhausbehandlungsdauer<br />
verkürzt, die Behandlungskosten gesenkt <strong>und</strong> die<br />
Sterblichkeit reduziert.<br />
Bei leichten Formen der akuten Pankreatitis geht<br />
man davon aus, dass nach einer kurzen Nüchternphase<br />
von 2-5 Tagen rasch mit dem Kostaufbau<br />
begonnen werden kann. Bzgl. der Frage wie dieser<br />
rasche Kostaufbau auszusehen hat, gibt es<br />
keine gesicherten Daten <strong>und</strong> daher aktuell auch<br />
keine Empfehlungen.<br />
Nach dem Abklingen der Symptome wird in der<br />
Regel eine sogenannte leichte Vollkost verordnet<br />
(siehe hierzu das Kapitel “leichte Vollkost”). Wichtig<br />
ist alle auslösenden Faktoren für eine weitere<br />
Entzündung der Bauchspeicheldrüse zu meiden<br />
(insbesondere kein Alkohol).<br />
chronische Entzündung der<br />
Bauchspeicheldrüse<br />
(chronische Pankreatits)<br />
Bei einer chronischen Pankreatitis sollte die Nahrung<br />
leicht verdaulich, reich an Kohlenhydraten<br />
<strong>und</strong> fettarm sein. Schwer verdauliche Speisen sind<br />
zu meiden (siehe das Kapitel “leichte Vollkost”).<br />
Häufig werden mehrere kleine Mahlzeiten besser<br />
vertragen als wenige voluminöse. Auf eine ausreichende<br />
<strong>und</strong> individuell angepaßte Einnahme von<br />
Enzympräparaten ist zu achten.<br />
Wenn all diese Hinweise beachtet werden <strong>und</strong><br />
trotz Reduktion der Fettzufuhr Fettstühle auftreten,<br />
kann der Einsatz von Spezialfetten (Mittelket-<br />
tige Fettsäuren, MC-Fett) angezeigt sein. Auf eine<br />
ausreichende Versorgung mit fettlöslichen Vitaminen<br />
(A, D, E <strong>und</strong> K) ist zu achten. Weiterhin wird<br />
eine lebenslange Alkoholkarenz gefordert.<br />
Pankreaskopfresektion (Operation nach<br />
Whipple magenerhaltend oder mit Magenteilentfernung)<br />
Nach einer Pankreaskopfresektion empfiehlt es<br />
sich eine ausgewogene, im Fettgehalt normale<br />
Mischkost zu sich zu nehmen:<br />
- die Nahrung sollte 60 bis 80g Fett pro<br />
Tag enthalten<br />
- individuelle Verträglichkeiten sollten<br />
beachtet werden<br />
- entsprechende Mengen Enzympräparate<br />
sollten eingenommen werden.<br />
- Sollte ein Magenteilentfernung<br />
durchgeführt worden sein, kann eine<br />
regelmäßige Vitamin B12 Substitution<br />
notwendig sein.<br />
- Die fettlöslichen Vitamine A, D, E, K<br />
sollten bei Bedarf zusätzlich<br />
eingenommen werden<br />
- Die Versorgung von Eisen, Calcium,<br />
Magnesium sollte überprüft werden, ggf.<br />
müssen diese Stoffe ersetzt werden.<br />
Unter Umständen kann sich bei Patienten nach<br />
einer Pankreaskopfresektion ein Diabetes mellitus<br />
entwickeln (sog. pankreatopriver Diabetes). Wichtig<br />
ist dann die im Kapitel „Ernährung bei Diabetes<br />
mellitus“ genannten Hinweise zu beachten.<br />
Auch können Patienten nach einer Pankreaskopfresektion,<br />
speziell diejenigen bei denen gleichzeitig<br />
ein Teil <strong>des</strong> Magens (Magenpförtner = Pylorus)<br />
entfernt wurde, unter einem sog. Dumping-Syndrom<br />
leiden. Das Dumping-Syndrom ist ein Beschwerdekomplex,<br />
der nach Nahrungsaufnahme<br />
bei einem Teil der Patienten auftreten kann <strong>und</strong><br />
sich entweder unmittelbar nach dem Essen in Völlegefühl,<br />
Darmkrämpfen, Übelkeit <strong>und</strong> Schweißausbrüchen<br />
äußert (Früh-Dumping) oder aber<br />
1 bis 2 St<strong>und</strong>en nach dem Essen durch Hunger,<br />
Schwitzen <strong>und</strong> Kollapsneigung zum Ausdruck<br />
kommt (Spät-Dumping). Ursachen <strong>des</strong> Früh-Dumpings<br />
ist ein sturzartiger Übertritt <strong>des</strong> Speisebreis<br />
aus dem Magen in den Dünndarm. Das Spät-Dumping<br />
hingegen wird durch einen überschießende<br />
Insulinausschüttung <strong>und</strong> dem dadurch bedingten<br />
Unterzucker ausgelöst. Gr<strong>und</strong> für die unnatürlich<br />
hohe Insulinausschüttung ist die veränderten Auf-
nahme von Kohlenhydraten aus dem Darm nach<br />
der Operation. Sollte Sie unter einem Dumping<br />
Syndrom leiden gilt es folgende Hinweise zu beachten,<br />
mit denen in der Regel die Symptome gut<br />
beherrscht werden können:<br />
- Vermeiden von schnell resorbierbaren<br />
Kohlenhydraten wie Zucker.<br />
- Verteilung der Nahrungsaufnahme auf<br />
viele (5 bis 7) kleine Mahlzeiten.<br />
- Einnahme der Mahlzeiten in Ruhe.<br />
- Flüssigkeitszufuhr während dem Essen<br />
vermeiden <strong>und</strong> lieber davor oder danach<br />
ausreichend trinken<br />
- Pankreasenzymeinnahme während <strong>des</strong><br />
Essens nicht vergessen<br />
In der Regel nimmt das Dumpingsyndrom im Verlauf<br />
von Wochen <strong>und</strong> Monaten nach der Operation<br />
an Intensität ab.<br />
Totale Pankreasentfernung<br />
Nach einer totalen Entfernung der Bauchspeicheldrüse,<br />
steht dem Körper keine der vom Pankreas<br />
produzierten Hormone <strong>und</strong> Verdauungsenzyme<br />
mehr zur Verfügung. Die Folgen sind ein meist<br />
schwer einstellbarer Diabetes mellitus (pankreatopriver<br />
Diabetes) sowie Verdauungsstörungen. Die<br />
Ernährungsempfehlungen beim Diabetes mellitus<br />
sind im Kapitel „Ernährung bei Diabetes mellitus“<br />
dargestellt. Bzgl. der Verdauungsstörungen gelten<br />
dieselben Hinweise wie für die Pankreaskopfresektion.<br />
Pankreasschwanzresektion<br />
(Pankreaslinksresektion)<br />
Patienten nach einer Pankreasschwanzresektion<br />
leiden oftmals unter ähnlichen Beschwerden wie<br />
Pankreaskopfresezierte Patienten. Siehe daher<br />
die Ernährungshinweise unter „Pankreaskopfresektionen“.<br />
Da sich mehr Insulin-produzierende<br />
beta-Zellen im Bereich <strong>des</strong> Pankreasschwanzes<br />
befinden, leiden Pankreasschwanzresezierte Patienten<br />
häufiger unter einem Diabetes mellitus.<br />
Inoperables Pankreaskarzinom<br />
(Chemotherapie)<br />
• Empfehlenswert ist eine Wunschkost. Essen<br />
sollten Sie worauf Sie zum Zeitpunkt der Mahlzeit<br />
Appetit haben (keine “Diät”). Die Speisenzusammensetzung<br />
sollte sich nach Ihrem Appetit, Lebensmittel-unverträglichkeiten,<br />
Abneigungen gegen<br />
bestimmte Lebensmittel, Würzvorlieben <strong>und</strong><br />
individuelle Eßgewohnheiten richten. Am besten<br />
ist eine vollwertige, leicht verdauliche, abwechslungsreiche<br />
<strong>und</strong> schmackhafte Kost, die reich an<br />
Vitaminen <strong>und</strong> Mineralstoffen ist.<br />
• Trinken Sie min<strong>des</strong>tens 1,5 bis 2 Liter am Tag,<br />
denn bei der Strahlen- <strong>und</strong> Chemotherapie müssen<br />
die anfallenden Abbauprodukte der Zellen<br />
über die Nieren ausgeschieden werden. Auch<br />
durch Fieber, Erbrechen <strong>und</strong> Durchfall steigt der<br />
Wasserverlust.<br />
• Wiegen Sie sich regelmäßig. Gewichtsverlust<br />
kann ein erster Anhaltspunkt für eine Mangelernährung<br />
sein. Besprechen Sie Ihr Gewicht aber<br />
auch mit Ihrem Arzt oder Ernährungstherapeuten,<br />
denn es ist nicht immer entscheidend wieviel Sie<br />
wiegen, sondern wie die Zusammensetzung ihres<br />
Körpers in Bezug auf Wasser, Fett <strong>und</strong> Muskelmasse<br />
ist. Sie können auch trotz Normalgewicht<br />
oder Gewichtszunahme an einer Mangelernährung<br />
leiden, wenn Ihr Körper evtl. Wasser einlagert!<br />
• Bereiten Sie sich bei mangelndem Appetit viele<br />
kleine, energie- <strong>und</strong> eiweißreiche sowie attraktiv<br />
angerichtete Speisen zu <strong>und</strong> schaffen Sie eine angenehme<br />
Essensatmosphäre.<br />
• Essen Sie immer dann, wenn Sie sich gut fühlen.<br />
Das kann auch zu unüblichen Zeiten sein z.B.<br />
nachts. Frieren Sie sich fertige Mahlzeiten ein, damit<br />
Sie sich jederzeit schnell eine Mahlzeit zubereiten<br />
können.<br />
• Wenn Sie Essensgeruch nicht ertragen können,<br />
lassen Sie sich bekochen oder bestellen Sie einen<br />
mobilen Essensdienst <strong>und</strong> lüften Sie Räume gut<br />
durch.<br />
• Bei Entzündungen der M<strong>und</strong>höhle als Nebenwirkung<br />
einer Chemo- oder Strahlentherapie empfiehlt<br />
sich das regelmäßige Ausspülen mit <strong>des</strong>infizierender<br />
alkoholfreier Lösung. Auch das Lutschen<br />
von selbst hergestelleten Eiswürfeln, beispielsweise<br />
aus Ananassaft, Salbeitee oder Cola, oder<br />
warmer Salbeitee kann Erleichterung bringen.<br />
• Des Weiteren hat eine Reihe von Studien gezeigt,<br />
dass sportliche Aktivität sinnvoll dosiert<br />
<strong>und</strong> im Rahmen der Möglichkeiten nicht nur eine<br />
Verbesserung der Lebensqualität bringt, sondern<br />
auch die Tumorerkrankung positiv beeinflussen<br />
kann. Wenn Sie beispielsweise mehrmals pro<br />
Woche einen Ihren körperlichen Möglichkeiten<br />
angepassten Spaziergang machen, wird es Ihrem<br />
Körper gut tun <strong>und</strong> auch Ihre selische Verfassung<br />
kann davon profitieren.
Kohlenhydrat<br />
Austauschtabelle<br />
Lebensmitttel<br />
Brot<br />
1 BE<br />
entspricht<br />
Brötchen, Semmel<br />
25 g<br />
Knäckebrot 20 g<br />
Kräcker 15 g<br />
Brezen 20 g<br />
Roggenmischbrot<br />
25 g<br />
Roggenvollkornbrot 30 g<br />
Roggentoastbrot 30 g<br />
Salzstange 15 g<br />
Vollkornbrötchen 30 g<br />
Weizenmischbrot<br />
Weizenvollkornbrot<br />
25 g<br />
30 g<br />
Weizentoastbrot 25 g<br />
Vollkornzwieback 20 g<br />
Zwieback 15 g<br />
Mehl, Teigwaren<br />
Cornfakes Ø Zucker<br />
15 g<br />
Grünkern/Dinkel<br />
20 g<br />
Haferflocken<br />
20 g<br />
Hirse<br />
20 g<br />
Nudeln<br />
20 g<br />
Nudeln, gekocht<br />
50 g<br />
Paniermehl<br />
15 g<br />
Puddingpulver<br />
15 g<br />
Reis<br />
15 g<br />
Reis, gekocht<br />
Roggenmehl<br />
Weizengrieß<br />
Weizenmehl<br />
Weizenstärke<br />
Kartoffeln<br />
45 g<br />
20 g<br />
20 g<br />
20 g<br />
15 g<br />
Kartoffeln<br />
80 g<br />
Kartoffelpüree<br />
100 g<br />
Knödel<br />
50 g<br />
Kroketten<br />
40 g<br />
Pommes frites<br />
40 g<br />
Kartoffelchips<br />
30 g<br />
Milch<br />
Milch<br />
250 g<br />
Joghurt<br />
250 g<br />
Kefir<br />
250 g<br />
Molke<br />
250 g<br />
Buttermilch 250 g<br />
1 BE<br />
entspricht<br />
Gemüse<br />
Erbsen<br />
110 g<br />
Maiskörner<br />
70 g<br />
Maiskolben<br />
rote Beete<br />
Bohnen<br />
Linsen<br />
190 g<br />
240 g<br />
25 g<br />
25g<br />
andere Gemüse <strong>und</strong> Salate müssen aufgr<strong>und</strong><br />
ihres niedrigen Kohlenhydratgehaltes nicht<br />
berechnet werden<br />
Obst<br />
Ananas 90 g<br />
Apfel 110 g<br />
Apfelsine 130 g<br />
Aprikose 120 g<br />
Banane 60 g<br />
Birne 100 g<br />
Brombeere 170 g<br />
Erdbeere 200 g<br />
Feigen 90 g<br />
Grapefruit 130 g<br />
Heidelbeere 170 g<br />
Himbeere 170 g<br />
Honigmelone 170 g<br />
Johannisbeeren 170 g<br />
Kirsche 100 g<br />
Kiwi 110 g<br />
Litschis 80 g<br />
Mandarine 120 g<br />
Mango 90 g<br />
Mirabelle 80 g<br />
Nektarine 130 g<br />
Papaya 500 g<br />
Pfirsich 130 g<br />
Pflaume 110 g<br />
Preißelbeeren 150 g<br />
Stachelbeere 150 g<br />
Wassermelone 70 g<br />
Weintraube 70 g<br />
Säfte (ohne Zuckerzusatz)<br />
Apfelsaft 90 g<br />
Grapefruitsaft 120 g<br />
Orangensaft 120 g<br />
Karottensaft 200 g<br />
Tomatensaft 400 g
Referenzen<br />
1. Erkrankungen <strong>des</strong> Bauchspeicheldrüse, Informationsheft <strong>des</strong> Pankreaszentrums<br />
<strong>des</strong> <strong>Klinik</strong>ums rechts der Isar der Technischen Universität München<br />
2. Vollwertig essen <strong>und</strong> trinken nach den 10 Gr<strong>und</strong>regeln der Deutschen Gesellschaft<br />
für Ernährung e.V. (http://www.dge.de)<br />
3. Tumore <strong>und</strong> Erkrankungen der Bauchspeichedrüse, Informationsheft der Selbsthilfegruppe<br />
„Tumore <strong>und</strong> Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse“ TEB e.V.)<br />
4. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsamt, Hrsg.: Monographie Pankreatin. Bekannt gegeben 20.<br />
Juni 1989. Veröffentlicht im BAnz vom 11. August 1989<br />
5. Bruno M.J.: Treatment of Exocrine Pancreatic Insufficiency in Chronic Pancreatitis.<br />
In: Lankisch P.G., DiMagno E.P.(Eds.): Pancreatic Disease. State of the Art and Future<br />
Aspects of Research. Springer, Berlin 1999:121-131<br />
6. Löser C., Fölsch U.R.: Differentialtherapie der exokrinen Pankreasinsuffizienz<br />
— Aktuelle Aspekte <strong>und</strong> zukünftige Perspektiven der Substitutionstherapie mit Pankreasenzymen.<br />
Z Gastroenterol 1995; 33: 715-722<br />
7. Nutrition in Acute Pancreatitis, Mösner, Teich, Z Gastroenterol 2008; 46: 784–789<br />
8. Enteral Nutrition and the Risk of Mortality and Infectious Complications in Patients<br />
with Severe Acute Pancreatitis, A Meta-analysis of Randomized Trials, Maxim S. Petrov,<br />
Hjalmar C. van Santvoort, et al. Arch. Surg, Vol 143 (11), Nov 2008
Die Erstellung dieser Broschüre wurde finanziell unterstützt durch die<br />
Stiftung Chirurgie an der TU München.<br />
Diese gemeinnützige Stiftung hat zum Ziel die Weiterentwicklung der<br />
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