nullzeit Magazin, Ausgabe 1/08 - Nullzeit.at

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NACHGEFRAGT
ANDREW
Hallo Andy, es freut uns, einen der
bekanntesten Haischützer und
Haiausbilder einmal persönlich zu
treffen! Erzähl uns doch bitte, wie
alles begann!
Mein Interesse für Haie – im
speziellen für die „Raggies“
(Sandtigerhaie) begann Anfang
der 1980er Jahre, als es an der
Aliwal Shoal, einer Rifffor-
COBB
HAISCHÜTZER aus ÜBERZEUGUNG
mation südlich vor Durban,
verstärkt zu Unfällen mit diesen
Tieren kam. Damals war ich
noch Taucher bei der Polizei
und wir versuchten herauszubekommen,
woran das liegt.
Ich begann damit, organisierte
Tauchausfahrten zu den Haien
durchzuführen. Gemeinsam
mit dem NSB (Natal Shark
Board) fanden wir heraus, dass
aufgrund von Verschmutzungen
durch eine Zellulose-Fabrik
das Wasser dermaßen trüb war,
dass die Haie immer mehr irrtümliche
Angriffe durchführten.
Um genauere Informationen
zu diesen Verhaltensmuster zu
bekommen, wurde beschlossen,
ab 1984 Tauchlehrer auszubilden,
die Daten für das NSB
sammeln sollten. Ich war einer
FOTO: Marcus Hantschel
der ersten, der diese Tauchlehrer
ausbildete.
Das heißt, du warst einer der
ersten, der speziell für das Tauchen
mit Haien Taucher ausgebildet hat?
Das ist richtig, bis jetzt werden
es wohl so um die 7.000 Taucher
sein, denen ich spezielle
Verhaltensregel für das Tauchen
mit Haien näher gebracht habe
und die ich auch für diese faszinierenden
Tiere sensibilisiert
habe. Ich bin auch sehr stolz
darauf, der erste „Hai-Guide“
in Südafrika gewesen zu sein
und neben meinen eigenen Kursen
auch SSI und Naui Haiausbildungen
angeboten zu haben.
Seit einiger Zeit bilde ich im
übrigen auch – mit offizieller
Genehmigung der Regierung
– zukünftige „Underwater Marine
and Shark Diving Guides“
aus. Leider muss ich allerdings
mit Ende 2007 aus gesundheitlichen
Gründen meine Taucherkarriere
beenden, das heißt man
wird mich nicht mehr unter
Wasser erleben. Eure Gruppe
vom nullzeit Magazin war wohl
die letzte Gruppe, die mit mir
im Wasser war.
Das ist aber eine sehr traurige
Nachricht! Wie kam es denn dazu?
Nunja, meine Gesundheit
spielt leider nicht mehr so mit,
wie ich es gerne hätte. Nach
4.083 geloggten und rund 500
ungeloggten Tauchgängen war
ich rund 4.000 Stunden unter
Wasser, davon allein 900 Stun-
den mit meinen Haien. Jetzt
will mein Körper einfach nicht
mehr. Meine Haie werden mir
fehlen, aber es lässt sich leider
nicht ändern – meine Frau
Jane hätte mich nämlich gerne
noch ein wenig länger an ihrer
Seite. Aber das gibt mir auf der
anderen Seite auch mehr Zeit,
mich meinem Buch zu widmen,
in dem ich über meine 26
Jahre Erfahrung mit den Haien
berichten werde. Außerdem
werde ich auch in Zukunft in
Theoriekursen zumindest mein
theoretisches Wissen über diese
wunderbaren Geschöpfe noch
weitergeben.
Gib doch auch ein bisschen davon
an unsere Leser weiter – welcher
z.B. ist der aggressivste Hai?
Also “aggressiv” ist ein
Ausdruck, der eher von den
Medien geprägt wurde, als
von den Haien. Es gibt keine
„aggressiven“ Haie, wenngleich
einige Haiarten doch
eine niedrigere Hemmschwelle
haben, zuzuschnappen. Wir
Menschen sind einfach nicht
in der Nahrungskette der Haie.
So kann man z.B. problemlos
– ohne Käfig – mit Weißen
Haien schwimmen. Die einzige
Voraussetzung dafür ist, dass
die Sicht nicht allzu schlecht ist
(da es ansonsten zu Irrtümern
kommen kann) und man entspannt
ist. Ich empfinde solche
Tauchgänge als echtes Privileg.
Auch bei vielen anderen
Haiarten, wie etwa Tigerhaie
oder Weißspitzen-Hochsee-
NACHGEFRAGT
haie, gibt es keine Gefahren
– leider sind die Vorurteile bei
den Menschen aber viel zu tief
verankert.
4INFOFACTS
Der Südafrikaner Andrew
Cobb ist einer der bekann-
testen Haischützer weltweit.
Er ist unter anderem Mit-
arbeiter des Natal Sharks
Board, besitzt ein einzigarti-
ges Wissen über das Verhal-
ten von Sandtigerhaien und
verbrachte auch unzählige
Stunden mit „seinen“ Tieren
unter Wasser. Die Organisa-
tion United Diving Instruc-
tors hat ihm den „Best Shark
Instructor“ verliehen, zudem
ist er Mitglied der Studien-
gemeinschaft „Haischutz in
Afrika“ und vielen anderen
Organisationen.
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“wenn die haie sterben,
stirbt das meer.“
Welche Auswirkungen hat die Ausrottung
der Haie denn mittlerweile
bereits?
In den letzten 100 Jahren
wurden bereits 90% aller Haie
getötet, nur 10% sind noch in
unseren Weltmeeren verblieben.
Man wird bald feststellen,
dass wenn die Haie sterben,
auch das Meer stirbt – doch
dann wird es wohl schon zu
spät sein.
[Leo Ochsenbauer]
leo@nullzeit.at
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