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Kinder und Medien

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Illustrationen: fotolia.com Fotos: fotolia.com, Dr. Nadine Hess, Dr. Anneke Aden<br />

so wirken Fernseher & Co.<br />

ALsTeRKINd sprach mit der Harvestehuder <strong>Kinder</strong>ärztin<br />

dr. Nadine Hess über die Folgen von zu viel <strong>Medien</strong>konsum:<br />

Was sind die Hauptgefahren des <strong>Medien</strong>-<br />

konsums bei <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen?<br />

<strong>Kinder</strong>, die viel fernsehen oder Computerspiele<br />

spielen, bewegen sich deutlich weniger <strong>und</strong> leiden auch öfter an<br />

Übergewicht. Dies ist nicht nur durch die Bewegungsarmut, sondern<br />

auch durch schlechtere Ernährungsgewohnheiten durch Werbung für<br />

unges<strong>und</strong>e Lebensmittel bedingt. Auch Haltungsschäden werden bei<br />

diesen <strong>Kinder</strong>n häufi ger beobachtet. Klar belegt ist der Zusammenhang<br />

von Sprachentwicklungsverzögerung <strong>und</strong> der Höhe des Fernsehkonsums.<br />

Da Sprache sich nicht nur durch das passive Hören entwickelt,<br />

sondern auch aktiv gesprochen <strong>und</strong> interagiert werden muss,<br />

um erlernt zu werden.<br />

gehört ein Fernseher ins <strong>Kinder</strong>zimmer? Man sollte sich sicher<br />

sein, dass das Kind alt genug ist, einen vernünftigen Umgang mit diesem<br />

Medium zu pfl egen. Das ist bei jedem Kind sicherlich ein bisschen<br />

unterschiedlich, es schadet jedoch keinem Kind, wenn der erste eigene<br />

Fernseher erst im Jugendlichenalter angeschaff t wird. Ähnliches gilt<br />

für einen eigenen Computer oder das Handy.<br />

Wenn aus spiel<br />

<strong>und</strong> spaß sucht wird<br />

dr. med. Anneke Aden, Fachärztin für <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendpsychiatrie,<br />

Oberärztin Jugendsuchtstation <strong>und</strong> Leitung der Ambulanz für seelisch<br />

erkrankte <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche im uKe klärt auf zum Thema Internetsucht:<br />

Wann wird Internetkonsum bei <strong>Kinder</strong>n<br />

gefährlich? Gefährlich wird der Konsum dann,<br />

wenn das Kind aufgr<strong>und</strong> des Konsums soziale Kontakte<br />

reduziert, beispielsweise die Kommunikation innerhalb der Familie<br />

einschläft, Gleichaltrige nicht mehr getroff en werden, Schule <strong>und</strong><br />

Hobbies vernachlässigt werden. Eindeutiger wird es, wenn körperliche<br />

Vernachlässigung wie mangelnde Hygiene, Ernährung, Bewegungsmangel,<br />

gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus bis Schulschwänzen hinzu<br />

kommen. Auch Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen, gereizte<br />

Stimmung oder Aggression beim Ausschalten des Computers <strong>und</strong> körperliche<br />

Unruhe können beobachtet werden.<br />

Wie wird die sucht ausgelöst <strong>und</strong> was sind die Folgen? Es kom-<br />

men verschiedene Faktoren zusammen. Viele <strong>Kinder</strong>, deren Konsum<br />

suchtartige Formen annimmt, weisen erhebliche psychosoziale Belastungsfaktoren<br />

oder sogar psychiatrische Krankheitsbilder auf. Wenn<br />

diese <strong>Kinder</strong> auf Spiele mit Verstärkern treff en, verstärkt sich das Risiko<br />

TITeL – KINdeR uNd MedIeN Alsterkind 7<br />

bringt „<strong>Medien</strong>entzug“ als erziehungsmaßnahme etwas? Da alles,<br />

was schwer zu haben ist, noch interessanter wird, würde ich davon<br />

eher abraten. Meist eskaliert eine Streitsituation dadurch noch. Besser<br />

ist es, je nach Alter des Kindes, die eigenen Vorbehalte <strong>und</strong> Sorgen zu<br />

besprechen <strong>und</strong> gemeinsam zu überlegen, wie man Kompromisse im<br />

Konsumverhalten fi nden kann.<br />

bis zu welchem Alter sollte der Fernseher tabu sein? <strong>Kinder</strong> unter<br />

2 Jahre gehören nicht vor den Fernseher. Sie sind noch nicht reif genug,<br />

die schnelle Bildfolge zu verarbeiten <strong>und</strong> können dem Gesehenen<br />

nicht folgen. Auch sogenannte „<strong>Kinder</strong>sendungen“ für Kleinstkinder<br />

sind unnötig, ersetzen sie doch niemals die Erfahrungen, die ein Kind<br />

im aktiven Spiel macht.<br />

Wie viel Zeit sollten <strong>Kinder</strong> mit <strong>Medien</strong> verbringen? <strong>Kinder</strong> unter<br />

6 Jahre sollten nicht mehr als 30 Minuten pro Tag vor dem Fernseher<br />

verbringen. Alleine das macht schon zwischen 4 <strong>und</strong> 6 Jahre 365<br />

St<strong>und</strong>en aus, die das Kind nicht draußen spielt, Fre<strong>und</strong>e triff t <strong>und</strong> neue<br />

Entdeckungen macht.<br />

UKE-Ambulanz für seelisch erkrankte <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche auch mit Schwerpunkt Sucht <strong>und</strong> pathologischer<br />

Internetgebrauch, Telefon: 74105-3298<br />

UKE-Drogenambulanz für Jugendliche <strong>und</strong> junge<br />

Erwachsene, Telefon: 74105-4217<br />

i!<br />

der Suchtentwicklung. In solchen Spielen sind die <strong>Kinder</strong> im Gegensatz<br />

zum realen Leben Helden, erzielen virtuelle Erfolge, die sie sonst gar<br />

nicht haben oder knüpfen online leichter Fre<strong>und</strong>schaften. Einzelne<br />

Spiele haben besonderen Suchtcharakter <strong>und</strong> lassen sich z.B. nicht<br />

mit Schule vereinbaren.<br />

Was sollten eltern unternehmen, wenn ihr Kind ein suchtverhalten<br />

aufweist? Wie sieht die behandlung aus? Eltern sollten<br />

sofort den Kontakt zu Erziehungsberatungsstellen oder zu Kliniken<br />

aufnehmen. Bei ausgeprägtem Verhalten sollte bei unter 12-Jährigen<br />

eine Vorstellung in der Ambulanz für seelisch erkrankte <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

erfolgen. Jugendliche ab 12 Jahre sollten sich direkt an die<br />

Drogenambulanz für Jugendliche <strong>und</strong> junge Erwachsene wenden. Die<br />

Behandlung fi ndet abhängig von der Ausprägung <strong>und</strong> der eventuell<br />

bestehenden gleichzeitigen psychischen Störung oder Entwicklungsstörung<br />

ambulant oder stationär kinderpsychiatrisch unter Einbeziehung<br />

der Eltern statt.

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