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50 Jahre Viennale - Film and Music Austria

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filmbiz<br />

26 | <strong>Film</strong> Sound & Media<br />

mondän gekleidete Frau, ein Bild das freudige Erwartungen<br />

weckt – und plötzlich Stille. Und dieses<br />

Prinzip durchzieht den <strong>Film</strong>, in dem die Hauptdarstellerin,<br />

immer wieder in Rückblenden, die letzten<br />

zwei <strong>Jahre</strong>, die sie in Einsamkeit, nur mit wenigen<br />

Tieren umgeben, als eine Art Robinson Crusoe<br />

durchlebt. Von der Städterin zur Überlebenskämpferin<br />

auf 1700 m Höhe, in der die Almensommer zwar<br />

atemberaubend schön sind, es aber im Winter in der<br />

Schlucht sehr unwirtlich wird. Gedreht wurde in Gosau/OÖ<br />

in mehreren Blöcken, von November 2010<br />

bis April 2011, sodass man sehr schön den Wechsel<br />

der <strong>Jahre</strong>szeiten sehen kann.<br />

Regisseur Julian Pölsler<br />

war sich sicher: „Die verwunschene<br />

und auch<br />

manchmal verstörende<br />

Atmosphäre von Gebirgsmassiv<br />

und Gebirgswald<br />

ist nur dann<br />

im <strong>Film</strong> authentisch,<br />

wenn alle <strong>Jahre</strong>szeiten<br />

echt sind. Ich wollte<br />

mich einer Wahrhaftigkeit<br />

nähern, die im Roman<br />

gegeben ist und<br />

eine seiner Stärken ausmacht.“<br />

Die Schönheit<br />

und Bedrohlichkeit der<br />

Naturgewalten werden<br />

durch den Off-Kommentar<br />

bzw. durch die<br />

eingespielten Bach-Par- Noch ist Luchs der beste und einzige Freund<br />

tituren unterlegt, wobei<br />

dem Regisseur eigentlich noch eine dritte Form der<br />

Sprache im <strong>Film</strong> mehr Raum gegeben hätte: Der Stille<br />

der Natur.<br />

Wie aber hat Pölsler die W<strong>and</strong>problematik – nämlich<br />

wie stelle ich eine Metapher dar - gelöst? Dazu Pölsler:<br />

„Die W<strong>and</strong> sollte gar nicht dargestellt werden. So<br />

wenig wie möglich sollte sie physisch vorkommen.<br />

Es muss klar sein, dass die W<strong>and</strong> eben nicht greifbar<br />

und nicht begreifbar ist. Bis auf die erste Begegnung<br />

der Frau mit der W<strong>and</strong> taucht die W<strong>and</strong> sichtbar im<br />

<strong>Film</strong> nur in den Albträumen auf und während der<br />

Sequenzen, in denen die Bach-Partiten die Erzählung<br />

fortführen, die ja immer dann einsetzen, wenn<br />

die Frau sich der W<strong>and</strong> nähert oder sich an die W<strong>and</strong><br />

her<strong>and</strong>enkt.“<br />

Genial die Idee, den Ton der Erdrotation, der angeblich<br />

von manchen Menschen gehört werden kann,<br />

als Grundsound für die W<strong>and</strong> zu nehmen. Vollkommen<br />

richtig auch die Entscheidung, Martina Gedeck<br />

die Rolle der Berichterstatterin anzuvertrauen. Lakonisch,<br />

ohne jegliches Selbstmitleid und doch mit<br />

viel Trauer und Melancholie, insbesondere wenn sie<br />

über die Beziehung zum Hund Lux erzählt, schwebt<br />

ihre dunkle Stimme über den BIldern. Äußerlich ist<br />

die Verw<strong>and</strong>lung zum Glück nicht drastisch ausgefallen<br />

und sie selbst meint auch dazu: „Es ging nicht<br />

darum, zu spielen. Sondern wichtig war, zu tun, zu<br />

durchleben und zu sein. Es war eine sehr körperliche<br />

Rolle, auch mit harter Arbeit. Selbst im Nichtstun<br />

musste ich Gedanken durchleben. Immer hatte ich<br />

Gedanken zu denken. Ich habe das im lnneren gefühlt,<br />

was man im Buch liest.“ Und noch etwas war<br />

bei der Verfilmung dieses Stoffes ganz <strong>and</strong>ers als bei<br />

den bisherigen <strong>Film</strong>arbeiten der vielbeschäftigten<br />

Schauspielerin: „Man muss viel geduldiger sein, weil<br />

der Partner das Leben selbst ist, das eben <strong>and</strong>ere<br />

Gesetze hat.<br />

Kurzinhalt<br />

Eine Frau (Martina Gedeck) schreibt in einer Jagdhütte ihre<br />

Geschichte auf, um sich nicht in Einsamkeit zu verlieren:<br />

Mit einem befreundeten Ehepaar und dessen Hund ist sie<br />

vor über zwei <strong>Jahre</strong>n in die Berge Österreichs gefahren.<br />

Ein Wochenendausflug. Als das Ehepaar am ersten Abend<br />

von einem Besuch im Dorf nicht zurückkehrt, macht die<br />

Frau sich auf die Suche. Mitten in der Natur stößt sie gegen<br />

eine unsichtbare W<strong>and</strong>, eine unerklärliche Grenze, hinter<br />

der alles tot zu sein scheint. Die Frau ist auf sich selbst<br />

gestellt. Irgendwie muss sie überleben und sich mit ihren<br />

Ängsten aussöhnen, die sie immer wieder zu überwältigen<br />

drohen. Abgeschnitten vom Rest der Welt wird sie vor die<br />

unausweichlichen Grundfragen des Lebens gestellt...<br />

„Die W<strong>and</strong>“ ist eine Produktion von coop99 <strong>Film</strong>produktion<br />

Wien und Starhaus <strong>Film</strong>produktion München, in<br />

Co-Produktion mit dem Bayerischen Rundfunk, ARTE und in<br />

Zusammenarbeit mit dem ORF (<strong>Film</strong>/Fernseh-Abkommen),<br />

gefördert vom Österreichischen <strong>Film</strong>institut, <strong>Film</strong>fonds<br />

Wien, L<strong>and</strong> OÖ Kultur, FFF Bayern, DFFF und Eurimages.

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