Kunst und Moral - Udo Schaefer
Kunst und Moral - Udo Schaefer
Kunst und Moral - Udo Schaefer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> <strong>Moral</strong> 37<br />
kaum möglich. Viele Rockmusiker sind alkohol- <strong>und</strong> drogensüchtig,<br />
viele haben sich mit ihrer Sucht zugr<strong>und</strong>egerichtet. 175 Die Rockstars<br />
sind die Idole der Jugend – was w<strong>und</strong>er, dass die Rockmusik wesentlichen<br />
Anteil daran hat, dass der von zynischen, menschenverachtenden<br />
internationalen Geschäftemachern angeheizte Drogenkonsum,<br />
den es bis zu den 70er Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts kaum<br />
gegeben hatte, heute weltweit zu einem die Gesellschaft zerrüttenden<br />
Problem geworden ist. Rockmusik ist ein Medium der Droge.<br />
Daniel Bell hatte schon in den 70er Jahren konstatiert: „Das Aufkommen<br />
einer Hippie-Drogen-Rock-Kultur auf Massenbasis untergräbt<br />
die Sozialstruktur.“ 176<br />
Nicht nur, dass auf Rock-Festivals der Drogenkonsum selbstverständlich<br />
ist – die Musik selbst wirkt als Narkotikum. Das zeigen schon die<br />
mit geschlossenen Augen verklärt über ihren Häuptern den Rhythmus<br />
klatschenden, psychodelisch vernebelten Zuhörer, die mit ihren W<strong>und</strong>erkerzen<br />
dem unbeteiligten (Fernseh-)Zuschauer das Bild einer kollektiven<br />
Hypnose, einer Massenhysterie, vermitteln177 , oder die auf Techno-Partys<br />
non-stop die ganze Nacht durchtanzenden Raver.<br />
Es gibt darüber wissenschaftliche Untersuchungen. Russische Psychologen<br />
an der Baskirischen Universität haben Mitte der 1980er<br />
Jahre Studenten eine Woche lang lauter Rockmusik ausgesetzt <strong>und</strong><br />
dann die Musik abrupt abgesetzt. Es zeigten sich ähnliche Ausfallserscheinungen<br />
wie nach dem Genuss von Drogen: jagender Puls, zitternde<br />
Hände, Kreislaufzusammenbrüche, Herzrasen, Schweißausbrüche<br />
<strong>und</strong> dergleichen. Man stellte fest, dass die Musik die<br />
Produktion körpereigener Morphine, so genannter Endorphine, sti-<br />
175 Nur zwei Beispiele: Die bedeutendste Sängerin des weißen Rock, Janis Joplin, war<br />
hochgradig alkohol- <strong>und</strong> drogensüchtig <strong>und</strong> starb 1970 im Alter von 43 Jahren an einer<br />
Überdosis Heroin. Ein Nachruf der Süddeutschen Zeitung zu ihrem 50. Geburtstag<br />
(„Die Frau, die Amerika um den Verstand sang“) bezeichnete die Künstlerin als einen<br />
„oft ordinär fluchenden Sexmaniak, der mit einer schier astronomischen Zahl von<br />
Liebhabern prahlte“. Originalton: „Meine Musik soll die Leute zum Ficken bringen“<br />
(16./17.1.1993). Auch der britische Superstar Jimmy Hendrix starb in jungen Jahren<br />
nach einem ausschweifenden Leben an seiner Drogensucht.<br />
176 Die Zukunft der westlichen Welt, S. 71<br />
177 Bei einem Konzert der amerikanischen Teenie-Band New Kids on the Bloc in Berlin mussten<br />
mehr als neunh<strong>und</strong>ert jugendliche Fans wegen hysterischer Reaktionen <strong>und</strong> teilweise panikartigen<br />
Zuständen vom Roten Kreuz betreut werden. Vierh<strong>und</strong>ert Fans erlitten Ohnmachtsanfälle<br />
oder hysterische Zusammenbrüche (Süddeutsche Zeitung vom 17.11.1991).