10 Jahre GfS Oldenburg - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
10 Jahre GfS Oldenburg - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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<strong>und</strong> auch dazu habe ich die Profimutter <strong>und</strong> Mareike<br />
befragt.<br />
Erziehungsleiterin (EL): „Wie war der Anfang der<br />
<strong>GfS</strong> OL? Du warst dabei! Erzähl mal!“<br />
Profimutter (PR): „Wir begannen 1998 mit dem Vorbereitungskurs<br />
im Jugendzentrum von Huntlosen,<br />
dort liefen Mäuse herum <strong>und</strong> es war recht ungemütlich,<br />
so dass wir in den abgeschlossenen Hinterraum<br />
eines Restaurants in Huntlosen umzogen. Dort bestellten<br />
wir alle eingangs erst einmal einen Kaffee o.<br />
ä., so konnten wir den Raum mit ruhigem Gewissen<br />
nutzen.... Den Biografietag absolvierten wir im pädagogischen<br />
Zentrum in Aurich. Den Kurs leitete<br />
Herr Cords, Frau Vorwerk wurde auf ihre Arbeit als<br />
Erziehungsleiterin der <strong>GfS</strong> <strong>Oldenburg</strong> vorbereitet.<br />
Zum Glück fand der das allererste Treffen, der Informationsabend,<br />
im Stammhaus in Meppen statt.<br />
Dort lernten wir das Ehepaar <strong>Backhaus</strong> kennen.<br />
Herr <strong>Backhaus</strong> persönlich stellte uns im Keller des<br />
Stammhauses in der Fillastraße 12 die gesamte<br />
Einrichtung vor, ihre Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung.<br />
Anschließend führte uns Frau <strong>Backhaus</strong> über das<br />
gesamte Gelände, das überzeugte mich! Alles<br />
schien Hand <strong>und</strong> Fuß zu haben, der Verb<strong>und</strong><br />
(KJHB) beeindruckte mich. Ansonsten hätte ich mich<br />
wohl nicht auf diesen Träger einlassen mögen, es<br />
war hier in Huntlosen von den Räumlichkeiten her<br />
alles recht provisorisch angefangen <strong>und</strong> skeptische<br />
Fragen über den Träger spukten in unserem <strong>und</strong> in<br />
meinem Kopf herum… auf wen lasse ich mich da<br />
ein? Sind wir für diese Aufgabe geeignet?<br />
Die Treffen nach Beendigung des Vorbereitungskurses<br />
fanden zunächst bei der Erziehungsleitung zu<br />
Hause statt, ein Zimmer stand uns dort zur Verfügung.<br />
Schon bald bekam ich während der Arbeit<br />
einen Anruf von Frau Vorwerk, die mich fragte, ob<br />
ich mir auch die Aufnahme eines Mädchens im Alter<br />
von 7 <strong>Jahre</strong>n vorstellen könnte - wir wünschten uns<br />
eher einen Jungen, da wir schon eine leibliche Tochter<br />
hatten. Ich war total überrascht, auf einmal so<br />
konkret angefragt zu werden. Ich hatte gar nicht<br />
damit gerechnet, dass wir zuerst eine Anfrage erhalten,<br />
sondern dachte. „Ach, guck dir das erst mal bei<br />
den anderen Familien an, wie das so losgeht.“ Tja,<br />
<strong>und</strong> dann ging es bei uns zuerst los! Eine aufregende<br />
Zeit begann, der erste Besuchskontakt fand „inkognito“<br />
im Heim statt, das erste offizielle Treffen<br />
folgte <strong>und</strong> so weiter. Nach 2 ½ Monaten des Kennen<br />
Lernens zog Mareike im Juni 1999 bei uns ein. Zuvor<br />
haben wir noch das letzte Wochenende zu dritt<br />
Urlaub gemacht <strong>und</strong> dabei Abschied von der alten<br />
Familienkonstellation genommen - das war sehr<br />
schön <strong>und</strong> kann ich nur jeder neuen Familie empfehlen.<br />
Bald wechselten wir wieder die Räumlichkeiten bei<br />
der <strong>GfS</strong> <strong>und</strong> hielten die Konferenzen in einem Raum<br />
im Nachbarhaus der Erziehungsleitung ab, den uns<br />
eine Yogalehrerin st<strong>und</strong>enweise überließ. Auch das<br />
stellte sich bald als unbefriedigend heraus <strong>und</strong> so<br />
wechselten wir in eine kleine Dachgeschoßwohnung<br />
nebenan. Besuchskontakte zu den Herkunftsfamilien<br />
gestalteten sich dort im Wohngebiet ohne eigenen,<br />
abgegrenzten Garten schwierig. Außerdem wurde<br />
es zu eng, denn ein zweiter Erziehungsleiter kam<br />
hinzu <strong>und</strong> so bezog im Frühjahr 2002 die <strong>GfS</strong> <strong>Oldenburg</strong><br />
ein neues pädagogisches Zentrum, ein<br />
Haus mit Garten im Frerichskamp 19. Das Haus<br />
hast du noch kennen gelernt…“<br />
EL: „Was gefällt dir besonders an der Arbeit als Profimutter?“<br />
PR: „Ich bin überzeugt von Familie als Lebensform<br />
<strong>und</strong> dass <strong>Kinder</strong> zum Aufwachsen eine Familie<br />
brauchen - auch wenn ihre Biografie es ihnen nicht<br />
ermöglicht, Bindung intensiv zu leben, so können sie<br />
Familie erleben <strong>und</strong> spüren. Zudem ist es für mich<br />
die beste berufliche Möglichkeit, für meine Familie<br />
da zu sein <strong>und</strong> meinen Beruf auszuüben.“<br />
EL: „Du bist eine Profimutter der ersten St<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
machst diese Arbeit schon <strong>10</strong> <strong>Jahre</strong> lang. Was hat<br />
sich in den <strong>10</strong> <strong>Jahre</strong>n deiner Arbeit als Profimutter<br />
prägnant verändert?“<br />
PR: „Ich hab mehr Gelassenheit in der Erziehung<br />
gewonnen. Ich sehe Erziehung <strong>und</strong> Erziehungsprobleme<br />
nicht mehr so eng. Außerdem habe ich mehr<br />
Spaß an ungewöhnlichen Situationen gewonnen,<br />
mehr Humor entwickelt <strong>und</strong> kann über vieles eher<br />
schmunzeln.“<br />
EL: „Hat sich deine pädagogische Haltung verändert?“<br />
PR: „Ich bin konsequenter in der Erziehung geworden<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig den <strong>Kinder</strong>n zugewandter; ich<br />
würde sagen, insgesamt gradliniger. Ich habe auch<br />
stärker den Aspekt der Verselbständigung im Kopf.<br />
Mir ist es wichtiger geworden, den <strong>Kinder</strong>n lebenspraktische<br />
Fertigkeiten zu vermitteln, sie „alltagstauglich“<br />
fit zu machen.“<br />
EL: „Was war rückblickend für dich das bisher<br />
Schwierigste bei deiner Arbeit als Profifamilie ® ? Was<br />
hat dich an deine Grenzen gebracht?“<br />
PR: „Als Mareike als Jugendliche weggelaufen ist<br />
<strong>und</strong> über Nacht fort blieb ohne dass ich wusste, wo<br />
sie ist, wie es ihr geht <strong>und</strong> wie es insgesamt weitergehen<br />
wird.<br />
Sehr anstrengend fand ich es auch, der Spiegel der<br />
Herkunftsfamilie zu sein. Ich meine damit, mich nicht<br />
persönlich angegriffen zu fühlen <strong>und</strong> verletzt zu sein,<br />
wenn das Kind häufig in Übertragung geht. Auch die<br />
anderen Familienmitglieder wurden damit konfrontiert,<br />
zum Beispiel durch heftige Beschimpfungen,<br />
über uns hat sie merkwürdige Sachen im Umfeld<br />
herumerzählt <strong>und</strong> ähnliches.<br />
Auf der anderen Seite gab es mir <strong>und</strong> der Familie<br />
ein gutes <strong>und</strong> stolzes Gefühl, wenn wir diese<br />
Ausgabe 68 19 KIM