Clearing - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
Clearing - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
Clearing - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus
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Ausgabe 53 Dezember 2006 / Januar 2007<br />
<strong>Clearing</strong><br />
Eine Weichenstellung<br />
für die Zukunft
Inhalt<br />
Ausgabe 53 1 KIM<br />
Seite<br />
Vorwort ................................................................................................ 2<br />
Obstbäume für die Uckermark .......................................................... 3<br />
M. <strong>und</strong> G. <strong>Backhaus</strong><br />
Uckermarknews .................................................................................. 4<br />
R. Kraus<br />
<strong>Clearing</strong> – Eine Weichenstellung für die Zukunft ............................ 5<br />
D. Robben<br />
Autoaggressives Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen .......... 6<br />
E.M. Keeve<br />
Klausurtagung Herbst 2006 ............................................................... 8<br />
K. Barth<br />
Regeln für ein gelungenes Gespräch ............................................... 9<br />
U. Peters<br />
Prozessvorbereitung von <strong>Kinder</strong>n .................................................... 9<br />
H. Treblin<br />
Leibliche <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> aufgenommene <strong>Kinder</strong> ................................ 11<br />
M. Wischka<br />
Herkunftskontakte ............................................................................ 12<br />
U. Hesselkamp<br />
Es weihnachtet sehr ......................................................................... 13<br />
Y. Schauf<br />
Starke Typen nur mit Gewalt ........................................................... 14<br />
R. Weusthof<br />
Praktische Segelprüfung ................................................................. 15<br />
Y. Schauf<br />
Vorstellung <strong>und</strong> Eindrücke einer Praktikantin ............................... 16<br />
M. Kröger<br />
Vorbereitung von <strong>Kinder</strong>n auf eine Fremdunterbringung ............ 17<br />
M. Kröger<br />
Teamtage in Vlagtwedde .................................................................. 18<br />
Computerspiele ................................................................................. 19<br />
H. Ache<br />
Familientreffen der Gruppe 4 der GfS Osnabrück ......................... 20<br />
C. Gerbus<br />
Neue Außenanlage: Eine Augenweide ........................................... 20<br />
N. Tijman<br />
<strong>Kinder</strong> lernen, wie sie leben ............................................................ 21<br />
I. Stehmann<br />
Den <strong>Kinder</strong>n eine Stimme geben ..................................................... 22<br />
Dr. R. Geene<br />
Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fit, KiTas machen mit ................................................. 24<br />
B. Pollin<br />
Der Herbst ist da! .............................................................................. 25<br />
Y. Schauf<br />
Meine Herbstferien in Bokeloh <strong>und</strong> Borken ................................... 26<br />
B. Kaiser<br />
So ein Affentheater ........................................................................... 27<br />
<strong>Clearing</strong>stelle<br />
Mein Arbeitseinsatz in den Ferien: Deutsch Grammatik .............. 28<br />
Dominik G.<br />
Die JWG Bokeloh im Serengetipark ............................................... 30<br />
Auf nach Tarrassac! ......................................................................... 32<br />
A. Derda<br />
Rätsel <strong>und</strong> Lösungen ....................................................................... 34<br />
Das Letzte Diesmal: Dieses Jahr in Deutschland .............................. 36
„Nur wer sich ändert,<br />
bleibt sich treu.“<br />
Wolf Biermann<br />
Rückblick<br />
Ausblick<br />
Durchblick<br />
Einsendeschluss<br />
des Februar / März Durchblicks ist der<br />
1. Januar 2007<br />
Vergessen Sie bitte nicht, eine CD<br />
oder Diskette mit dem Text bzw.<br />
Bildern beizufügen!<br />
Vorwort<br />
Liebe Leserin!<br />
Lieber Leser!<br />
„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.“<br />
Vor einigen Tagen erhielt Wolf Biermann an seinem 70. Geburtstag ein<br />
B<strong>und</strong>esverdienstkreuz. In diesem Zusammenhang hörte ich diese Zeile<br />
aus einem seiner vielen Lieder. Sofort habe ich an einige Berichte in<br />
den diesjährigen Ausgaben unseres Durchblicks gedacht.<br />
Zum Ende des Jahres 2006 möchte ich an einige Ereignisse erinnern.<br />
Herr <strong>Backhaus</strong> hat den Unterricht zur Erlangung eines Bootsführerscheins<br />
<strong>und</strong> Segelscheins ermöglicht. Einige Teilnehmer haben bis zur<br />
Prüfung durchgehalten <strong>und</strong> in dieser Ausgabe auf Seite 15 wird über<br />
die praktische Prüfung berichtet.<br />
Der Gr<strong>und</strong>stein für ein Wirtschaftsgebäude wurde in der Fillastraße gelegt.<br />
In dem Gebäude ist Platz für eine Werkstatt <strong>und</strong> eine Lagerhalle<br />
für die Hausmeister, eine kleine Reithalle, eine Cafeteria <strong>und</strong> eine professionelle<br />
Küche. In dieser wird bald der neu eingestellte Koch wirken.<br />
Wir freuen uns auch, dass es nun möglich ist, einen neuen Ausbildungsberuf<br />
innerhalb der Einrichtung anbieten zu können. In diesem<br />
Zusammenhang hier noch einmal eine Übersicht der möglichen Ausbildungsberufe:<br />
Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau; Koch, Köchin; Bürokauffrau /<br />
-mann; HauswirtschafterIn.<br />
Am 29. Juni 2006, bei schönstem Wetter, konnten wir das Jubiläum<br />
zum 30. Jahrestag der Gründung des KJHB unter dem Motto „30 Jahre<br />
KiM“ unter freiem Himmel feiern. In der Begrüßungsrede von Frau <strong>und</strong><br />
Herrn <strong>Backhaus</strong> gingen beide auf die 30-jährige Erfahrung ein, kamen<br />
aber zu dem Resümee, dass wir zwar auf diese Erfahrungen zurückgreifen<br />
können, aber immer wieder neue Entscheidungen treffen müssen,<br />
wenn dabei das Kindeswohl im Mittelpunkt steht. Dies bedeutet<br />
immer wieder eine neue „Baustelle“. Also: „Nur wer sich ändert, bleibt<br />
sich treu.“<br />
Das Angebot des Trainingswohnens hat sich bewährt; deshalb konnten<br />
wir es erweitern. Mehrere Jugendliche haben ein zweites Haus im Hagebuttenweg<br />
beziehen können.<br />
Die Arbeit mit den leiblichen Eltern ist ein besonderes Problem. Ein<br />
weiterer Lösungsschritt stellt die Elternschule dar, für die das Leitungsteam<br />
nach gründlicher Planung ein Konzept geschrieben hat. Das Ziel<br />
ist, leibliche Eltern zu schulen, um Fremdunterbringung zu vermeiden<br />
bzw. eine Rückführung zu ermöglichen.<br />
Die Gründung einer eigenen Schule ist beschlossene Sache. Aber es<br />
liegt noch harte Arbeit vor den Verantwortlichen.<br />
Wir schauen auch auf ein weiteres kleines Jubiläum zurück, die 50.<br />
Ausgabe des Durchblicks erschien im Juni des Jahres. Einige werden<br />
es noch nicht bemerkt haben, seitdem ist das Innenleben des Durchblicks<br />
farbig geworden.<br />
Leider ist das Seitenende erreicht. Sie können aber selbst noch einmal<br />
die Ausgaben des vergangenen Jahres durchschauen <strong>und</strong> werden erstaunt<br />
sein, was alles geschehen ist.<br />
Es bleibt mir nur noch ein frohes Fest <strong>und</strong> ein gesegnetes<br />
Neues Jahr zu wünschen.<br />
In diesem Sinne,<br />
Ausgabe 53 2 KIM<br />
Ihr
Obstbäume für die Uckermark<br />
Lieber LeserInnen,<br />
gerne ergänzen wir die „Uckermark-Neuigkeiten“,<br />
die Erziehungsleiter<br />
Richard Kraus in dieser Ausgabe<br />
auf Seite 4 zum ersten Mal in<br />
Serie bringt.<br />
Wir hatten das große Vergnügen,<br />
etwas zu den „news“ beizutragen.<br />
Im Herbst pflanzten wir sowohl in<br />
Seehausen als auch Schifferhof 30<br />
Obstbäume. Herr Kraus ließ es<br />
sich nicht nehmen, mit Hand anzulegen,<br />
denn das Bindungskonzept greift auch hier: ein selbst gepflanzter<br />
Baum verbindet über viele Jahre <strong>und</strong> jedes Jahr ist es interessant<br />
<strong>und</strong> schön, seine Entwicklung zu betrachten. Dank Herrn Schreier<br />
(Hausmeister der GfS Uckermark) aus Seehausen, war die Pflanzaktion<br />
bestens vorbereitet. Besonders guter Humus aus seinem eigenen<br />
Garten garantieren die Verwurzelung <strong>und</strong> ein ges<strong>und</strong>es Wachstum sowie<br />
eine erfolgreiche Ernte. Die Gäste in der Ferienwohnung in Seehausen<br />
<strong>und</strong> natürlich die Besucher des Päd. Zentrums werden im<br />
Schatten des Hausbaumes, einem Walnussbaum, im Austausch sein<br />
oder die süßen Kirschen, die Herr Kraus ins Leben gerufen hat, genießen.<br />
Auch Schifferhof hat junge Obstbäume hinzubekommen; obwohl die alten<br />
Bäume noch reichlich tragen, muss für die nächste Generation vorgesorgt<br />
werden.<br />
Wenn Sie in den nächsten Jahren<br />
in die Uckermark kommen, schauen<br />
Sie sich die Entwicklung an,<br />
nicht nur die unserer Obstbäume!<br />
Herzlichst<br />
Ihre Marianne <strong>und</strong> Gerhard <strong>Backhaus</strong><br />
PS: Was erst zum 10-jährigen Bestehen<br />
der GfS Uckermark geöffnet<br />
wird, sind die Synonyme, denn jeder<br />
Baum steht für eine Person!<br />
Und was für einen „Schatz“ Herr<br />
Kraus aus dem Pflanzloch seines<br />
Kirschbaumes gebuddelt hat, wird<br />
er dann sicher auch verraten.<br />
Ausgabe 53 3 KIM
Seit 1999 wird auch in den B<strong>und</strong>esländern Brandenburg<br />
<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern nach dem<br />
bewährten Bindungskonzept des KJHB gearbeitet.<br />
Die GfS-Uckermark ist die einzige Gesellschaft des<br />
Uckermark-News<br />
es ist wieder einiges in der Uckermark <strong>und</strong> im PZ<br />
Seehausen passiert.....<br />
• Die Sanierungsarbeiten am PZ greifen nun aufs<br />
Gelände über - „schweres Gerät“ (s. Bild) wurde<br />
herangeschafft, um Unebenheiten <strong>und</strong> „Mauerrestbestände“<br />
abzutragen - die nun eingeebnete<br />
Fläche wird mit Rasen begrünt - ein Grillplatz soll<br />
im Schutz einer Feldsteinmauer entstehen.<br />
• Das Scheunendach wurde abgedichtet - die kräftige<br />
Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> ein heftiger Sturm hatten<br />
Schäden im Bitumendach verursacht.<br />
• Die Ferienwohnung im PZ wird von den Profifamilien<br />
® gut angenommen.<br />
• Während der letzten fünf Monate fanden drei <strong>Kinder</strong><br />
im Alter von drei bis sieben Jahren ein neues<br />
Zuhause in unseren Profifamilien ® .<br />
• Der Regionalbahnhof Seehausen befindet sich<br />
nun mitten im Ort. Das PZ ist in drei Minuten zu<br />
erreichen. Die Fahrtzeiten nach Berlin-Hauptbahnhof<br />
verkürzen sich auf 1 St<strong>und</strong>e 14 Minuten. Berlin<br />
ist im Einst<strong>und</strong>entakt von der Kreisstadt Prenzlau<br />
zu erreichen.<br />
• Die Uckermark entwickelt sich zunehmend zu einem<br />
Energiestandort aller Formen alternativer<br />
Energieerzeugung. Die bereits vorhandene Windkraft<br />
deckt weit mehr als den Eigenbedarf der<br />
Uckermark <strong>und</strong> wird exportiert. Blockheizkraftwerke,<br />
Pelletanlagen, Gülle- <strong>und</strong> Getreideverwertung<br />
zur Energiegewinnung, Biodiesel (Raps), Sonnenkollektoren<br />
<strong>und</strong> Module zur Energieerzeugung,<br />
Wärmekoppelung bilden einen Ausschnitt aus den<br />
weitreichenden Möglichkeiten.<br />
• Mit dem Bau des Radwanderweges durch die<br />
Uckermark (er passiert Seehausen) rückt das Ziel;<br />
die Hauptstadt mit der Ostsee radtechnisch zu<br />
verbinden; in greifbare Nähe:<br />
Weitere News können Sie einer der folgenden<br />
Durchblickausgaben entnehmen<br />
Richard Kraus<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Uckermark<br />
GfS-Uckermark<br />
<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>verbandes <strong>Backhaus</strong> auf<br />
ostdeutschem Boden.<br />
Nicht weit von der polnischen Grenze entfernt hat<br />
sie ihren Sitz in Seehausen, 15 km südlich von<br />
Prenzlau, gewählt. Die 230 Einwohner zählende<br />
Gemeinde lädt zu Spaziergängen, Bootstouren,<br />
Reiten <strong>und</strong> viel Besinnlichkeit ein. Die GfS verfügt<br />
über eine große Anzahl an Heimplätzen in den Bereichen<br />
Schwedt, Prenzlau, Ueckermünde <strong>und</strong> Parchim<br />
(Plau am See).<br />
(weitere Infos im Internet: www.profifamilie.de)<br />
Ausgabe 53 4 KIM
<strong>Clearing</strong> – Eine Weichenstellung für die Zukunft<br />
Die größte Anzahl aller Anfragen der Jugendämter<br />
im <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>verb<strong>und</strong> <strong>Backhaus</strong> betrifft<br />
die Aufnahme von <strong>Kinder</strong>n in unsere Profifamilien ® .<br />
Alle Anfragen werden im Pädagogischen Zentrum in<br />
Meppen aufgenommen, an die Erziehungsleiter der<br />
verschiedenen Pädagogischen Zentren weiter geleitet,<br />
<strong>und</strong> innerhalb kürzester Zeit können wir nach<br />
intensiver Prüfung durch mehrere Erziehungsleitungen<br />
den Jugendämtern eine Rückmeldung für eine<br />
Profifamilie ® geben.<br />
Bei einigen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen schlagen wir<br />
jedoch den Jugendämtern zuerst eine Aufnahme in<br />
unserer <strong>Clearing</strong>stelle in Meppen vor. Wir sehen die<br />
Vorteile darin, dass wir in einer relativ kurzen Zeit<br />
(drei bis sechs Monate) eine klare Diagnostik <strong>und</strong><br />
Perspektive für das jeweilige Kind geben können.<br />
Nach der Diagnostikphase kann auch die Anbahnung<br />
in unserer <strong>Clearing</strong>stelle unter genauer Auswahl<br />
der Profieltern oder anderer, auch fremder<br />
Erziehungsstellen erfolgen.<br />
Schon bei der Anfrage durch das Jugendamt werden<br />
wir nach dem Entgeltsatz für unsere <strong>Clearing</strong>stelle<br />
gefragt. Für viele Kollegen ist der hohe Preis<br />
für die Diagnostik ein großes Hindernis, uns den<br />
Auftrag zu erteilen. Sicherlich ist der Entgeltsatz<br />
unserer <strong>Clearing</strong>stelle recht hoch, verglichen mit den<br />
anderen Einrichtungsteilen wie Jugendwohngruppe,<br />
Kleinstheim oder Unterbringung in einer Profifamilie<br />
® . Der höhere Preis für unsere <strong>Clearing</strong>stelle liegt<br />
an der guten Ausstattung der Einrichtung. So sind<br />
neben den Erzieherinnen <strong>und</strong> Sozialpädagogen im<br />
Tages- <strong>und</strong> Schichtdienst auch eine Förderschullehrerin,<br />
eine Diplom-Psychologin <strong>und</strong> ein Diplom-Pädagoge<br />
für die <strong>Kinder</strong> eingeb<strong>und</strong>en. Die Kooperation<br />
mit den umliegenden Fachärzten, den verschiedenen<br />
Schulen <strong>und</strong> dem Sozialpädiatrischen Zentrum<br />
komplettieren unser Angebot.<br />
Was also ist der Vorteil für ein belegendes Jugendamt,<br />
trotzdem anfangs den höheren <strong>Clearing</strong>preis zu<br />
bezahlen?<br />
Durch die <strong>Clearing</strong>stelle können folgende Fragen<br />
eindeutig geklärt werden:<br />
� welche traumatischen Erfahrungen hat das Kind<br />
gemacht?<br />
� wie gravierend sind die traumatischen Erfahrungen?<br />
� muss das Kind in eine Heimeinrichtung oder<br />
kann es zurück in die Herkunftsfamilie?<br />
� wie sollte das zukünftige Heim beschaffen sein?<br />
� welche Anforderungen muss die Heimeinrichtung<br />
erfüllen können?<br />
� benötigt das Kind einen therapeutischen Rahmen?<br />
� müssen andere Unterbringungsformen für das<br />
Kind gewählt werden?<br />
� muss der junge Mensch nach § 33 oder § 34<br />
untergebracht werden?<br />
� können Geschwisterkinder zusammen oder getrennt<br />
untergebracht werden?<br />
� ist das Kind noch familienfähig?<br />
� wie muss die zukünftige Familie beschaffen<br />
sein?<br />
� wie muss die Familienkonstellation sein?<br />
� welche Ansprüche werden an die zukünftige<br />
Erziehungsstelle/Profifamilie ® gestellt?<br />
� dürfen weitere <strong>Kinder</strong> in der neuen Familie<br />
sein?<br />
� dürfen die zukünftigen „Geschwisterkinder“ jünger<br />
oder älter sein?<br />
� welche weiteren therapeutischen Maßnahmen<br />
sollten für das Kind ergriffen werden?<br />
� benötigt es weiterhin Therapie oder sollte zuerst<br />
das Eingewöhnen im Vordergr<strong>und</strong> stehen?<br />
� welche Fördermaßnahmen benötigt das Kind?<br />
� mit welchen Verhaltensauffälligkeiten ist zukünftig<br />
beim Kind zu rechnen?<br />
� wie sollten die weiteren Kontakte zur Herkunftsfamilie<br />
aussehen?<br />
� sollte das Kind ländlich oder in Stadtnähe untergebracht<br />
werden?<br />
� welche Schule sollte das Kind besuchen?<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser umfangreichen Diagnostik erfolgt<br />
eine f<strong>und</strong>ierte, durch ein multi-professionelles Team<br />
abgesicherte Perspektivklärung. Wenn es vom Jugendamt<br />
gewünscht wird, übernimmt auch die <strong>Clearing</strong>stelle<br />
die Auswahl der Profifamilien ® <strong>und</strong> beginnt<br />
mit der Anbahnung, wenn die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />
des Jugendamtes die ausgesuchten Profieltern<br />
kennen gelernt haben.<br />
In vielen Fällen sind in der <strong>Clearing</strong>zeit auch die<br />
Positionen der Herkunftsfamilie zu bearbeiten. Die<br />
leiblichen Eltern können sich im Austausch mit der<br />
Situation abfinden, sie bearbeiten, sich selbst reflektieren<br />
<strong>und</strong> den eigenen <strong>Kinder</strong>n erlauben, in die<br />
Profifamilie ® zu wechseln.<br />
All diese Fragen können ohne den „Umweg“ <strong>Clearing</strong>stelle<br />
nicht beantwortet werden. Je deutlicher die<br />
Diagnostik ausfällt, desto geringer ist die Gefahr des<br />
Abbruches in der späteren Erziehungsstelle. Eine<br />
weitere Traumatisierung für das Kind kann somit<br />
verhindert werden.<br />
Durch die Zeit in der <strong>Clearing</strong>stelle kann eine Weichenstellung<br />
für das gesamte Leben vorgenommen<br />
werden.<br />
Dieter Robben (Dipl. Päd.)<br />
Abteilungsleitung<br />
(Gruppenpädagogische Einrichtungen)<br />
Im nächsten Durchblick wird die Konzeption der<br />
<strong>Clearing</strong>stelle als Beiheft erscheinen!<br />
Ausgabe 53 5 KIM
Autoaggressives Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
In dieser Ausgabe des Durchblicks möchte ich auf<br />
das Ritzen eingehen, nachdem ich in der letzten<br />
Ausgabe von autoaggressivem Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen im Allgemeinen berichtet<br />
habe.<br />
Die Ausführungen sind hier zu einem großen Teil<br />
Erfahrungswerte <strong>und</strong> müssen daher nicht allgemein<br />
gültig sein.<br />
Das Ritzen ist eine spezielle Form autoaggressiven<br />
Verhaltens, bei dem eine Person<br />
mit Hilfe eines Gegenstandes absichtlich<br />
ihre eigene Haut mehr<br />
oder weniger stark verletzt. Das<br />
Ritzen wird in unserer gesellschaftlichen<br />
Praxis als psychopathologisches<br />
Symptom definiert. Es ist jedoch<br />
ein häufig auftretender Bestandteil<br />
menschlichen Lebens <strong>und</strong><br />
tritt nicht nur bei psychiatrischen<br />
Krankheitsbildern auf. Diese Tatsache<br />
entschwindet gelegentlich<br />
dem gesellschaftlichen Bewusstsein.<br />
Zur Geschlechtsspezifität wird vermutet,<br />
das Mädchen häufiger als<br />
Jungen ritzen <strong>und</strong> dass das Ritzen<br />
ein mädchen- bzw. frauenspezifisches<br />
Verhalten ist, das in unserer<br />
Gesellschaft vorzufinden ist. Jungen<br />
<strong>und</strong> junge Männer verletzten<br />
sich zwar auch in dieser Form selber, aber wie häufig<br />
<strong>und</strong> in welchen Zusammenhängen ist noch weitestgehend<br />
unklar.<br />
Autoaggressionen verweisen immer darauf, wie in<br />
der gesellschaftlichen Praxis mit Aggressionen umgegangen<br />
wird. Für Frauen kommt zu der allgemeinen<br />
Unerwünschtheit noch hinzu, dass es als extrem<br />
unweiblich gilt, aggressiv zu sein. Aus diesem<br />
Gr<strong>und</strong> stehen für Frauen viel weniger Möglichkeiten<br />
zur Verfügung, ihre Aggressionen auszuleben, ohne<br />
als „Mannweib“ gesellschaftlich abqualifiziert zu<br />
werden.<br />
Zum Lebensalter lässt sich sagen, dass das Ritzen<br />
ein Verhalten zu sein scheint, das vornehmlich in<br />
der Pubertät <strong>und</strong> im jungen Erwachsenenalter auftritt.<br />
Man kann davon ausgehen, dass das Ritzen,<br />
neben ganz persönlichen Konflikten auch im Zusammenhang<br />
mit spezifischen Problemen <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben<br />
der Pubertät <strong>und</strong> des Erwachsenswerdens<br />
steht.<br />
Der Umfang <strong>und</strong> die Tiefe des Ritzens umfasst die<br />
gesamte Bandbreite von leichten Kratzern <strong>und</strong> oberflächlichen<br />
Hautverletzungen bis hin zu sehr tiefen<br />
Ritzen als eine häufige Form<br />
langen Schnittw<strong>und</strong>en, die stark bluten <strong>und</strong> genäht<br />
werden müssen.<br />
Ebenso wie die Tiefe der W<strong>und</strong>en stark variiert,<br />
kann auch der Umfang der Verletzung sehr unterschiedliche<br />
Ausmaße annehmen. Man kann zwar<br />
keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der<br />
Tiefe <strong>und</strong> dem Umfang herstellen, dennoch ist häufig<br />
beobachtet worden, dass wenn mit vielen Schnitten<br />
große Flächen des Körpers bedeckt sind, diese<br />
eher an der Hautoberfläche bleiben. Im Gegensatz<br />
dazu fügen sich Mädchen, die tief durch alle Hautschichten<br />
schneiden, eher einzelne, wenige W<strong>und</strong>en<br />
zu. Manche Mädchen scheinen sich während des<br />
Ritzens in einem Sog zu befinden, in dem sie beispielsweise<br />
das Gefühl haben, über den gesamten<br />
Unterarm bis zur Hand weiterritzen zu müssen. Erst<br />
dann stellt sich ein Gefühl der Befriedigung ein. In<br />
den meisten Fällen aber werden unterschiedlich<br />
lange Striche in die Haut geritzt oder geschnitten.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann der ganze Körper beim Ritzen<br />
verletzt werden, jedoch fügen sich Mädchen meistens<br />
Verletzungen an den Armen zu. Hierbei sind<br />
die Innen- <strong>und</strong> die Außenseite der Ober- <strong>und</strong> Unterarme<br />
<strong>und</strong> der Handrücken die bevorzugten Stellen,<br />
an denen geritzt wird. Es wird vermutet, dass die<br />
Körperstellen nicht zufällig gewählt werden. Arme<br />
<strong>und</strong> Hände können wahlweise mit Ärmeln bedeckt<br />
werden, wenn jemand die W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Narben nicht<br />
sehen soll. Sie können aber auch so präsentiert<br />
werden, dass jeder sie sieht. Seltener schneiden<br />
sich die Mädchen in die Beine, den Bauch <strong>und</strong> die<br />
Brust. Es könnte aber auch sein, dass Mädchen,<br />
deren selbstverletzendes Verhalten unerkannt bleiben<br />
soll, bewusst diese Körperpartien wählen. Sel-<br />
Ausgabe 53 6 KIM
ten betreffen die Verletzungen auch Halsregionen<br />
<strong>und</strong> das Gesicht. Hierbei schneiden sich die Mädchen<br />
dann seltener mit Gegenständen, sondern<br />
kratzen sich eher mit ihren Fingernägeln.<br />
Nur wenige Mädchen verletzen sich ihre Genitalien,<br />
wobei bei denen die es doch tun ihre tiefe Abneigung<br />
gegenüber der eigenen Weiblichkeit zum Ausdruck<br />
kommen kann bzw. kommt.<br />
Gegenstände, die am häufigsten als Instrument<br />
benutzt werden, sind Rasierklingen, Messer, scharfe<br />
Plastikgegenstände, Splitter <strong>und</strong> Glasscherben.<br />
Manchmal zerschlagen sie gezielt Gegenstände, um<br />
sich danach damit zu verletzen. Mädchen geben<br />
häufig an, Juckreize zu empfinden, weil es einfacher<br />
ist zu sagen, dass man sich die Arme w<strong>und</strong> kratzt,<br />
weil die Haut juckt, als zuzugeben, dass man sich<br />
selbst verletzt.<br />
Einige Mädchen tragen ihr Ritzwerkzeug immer mit<br />
sich. Darin ist ein planerisches Element erkennbar.<br />
Es soll nie die Situation eintreten, dass der Impuls<br />
sich zu ritzen vorhanden ist, aber kein geeigneter<br />
Gegenstand zu finden ist. Insofern wird der deponierte<br />
oder bei sich getragene Gegenstand zu einem<br />
Übergangsobjekt, das eine gewisse Sicherheit vermittelt.<br />
Wie häufig tritt das Ritzen auf? Man unterscheidet<br />
zwischen der gesellschaftlichen Verbreitung <strong>und</strong> der<br />
individuellen Häufigkeit.<br />
Zur gesellschaftlichen Verbreitung kann man sagen,<br />
dass das Ritzen am häufigsten in gesellschaftlichen<br />
Bereichen beobachtet wird, die die meisten Frauen<br />
<strong>und</strong> Mädchen unserer Gesellschaft glücklicherweise<br />
nicht aus eigener Erfahrung kennen wie z.B. Gefängnis,<br />
Psychiatrie usw., eben in Institutionen, wo<br />
sie kein selbst bestimmtes Leben führen können.<br />
Insofern sind diese Klientinnen für die weibliche<br />
Gesamtbevölkerung unseres Landes nicht repräsentativ.<br />
Trotzdem sind ritzenden Frauen <strong>und</strong> Mädchen<br />
nicht ohne weiteres zu einer Randgruppe zu zählen.<br />
Die individuelle Häufigkeit ist sehr unterschiedlich.<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen, die über einen längeren Zeitraum<br />
immer wieder ritzen, tun dies unterschiedlich<br />
häufig. Manche schneiden sich phasenweise sehr<br />
häufig, oft auch nachts. Andere wiederum schneiden<br />
sich seltener oder sogar insgesamt nur ein- bis<br />
zweimal. In der Zeit, in der die W<strong>und</strong>en abheilen,<br />
aber noch zu sehen sind, ritzen die meisten Jugendlichen<br />
nicht. In der Regel sinkt aber die Hemmschwelle<br />
mit der Anzahl der Selbstverletzungen.<br />
Die Gefährlichkeit des Ritzens ist nicht ganz leicht<br />
einzuschätzen, es ist aber anzunehmen, dass die<br />
meisten Jugendlichen wissen, dass sie beim Öffnen<br />
der Pulsadern der Länge nach schneiden müssten,<br />
um sich umzubringen. Die Erfahrung zeigt, dass sie<br />
aber mit ausreichendem Abstand oder quer zu den<br />
Pulsadern schneiden, so dass man bereits an der<br />
Art des Schnittes sehen kann, ob ein Suizid beab-<br />
sichtigt war. Dies ist jedoch beim Ritzen nicht der<br />
Fall. Dennoch besteht immer das Risiko, den Schnitt<br />
falsch anzusetzen <strong>und</strong> sich damit stärker zu gefährden<br />
als vorgesehen. Zum Teil ist dieses Risiko sogar<br />
reizvoll <strong>und</strong> es wird damit gespielt. Trotzdem<br />
ritzen Mädchen <strong>und</strong> Frauen nicht in suizidaler Absicht.<br />
Die Schwierigkeit besteht häufig darin, einzuschätzen,<br />
wie tief die W<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> schnell zu<br />
entscheiden, ob eine ärztliche Versorgung notwendig<br />
ist oder nicht.<br />
Beim Thema Heimlichkeit des Ritzens ist es in der<br />
Regel so, dass sich Mädchen <strong>und</strong> Frauen zurückziehen<br />
um sich selbst zu verletzten. Es gibt jedoch<br />
nur wenige Mädchen, die ihre Selbstverletzung<br />
gänzlich verheimlichen. Auch wenn die Handlung<br />
selbst fast immer heimlich stattfindet, ist Ritzen keine<br />
private Sache, es ist eher eine soziale Handlung.<br />
Über das Ritzen treten Mädchen <strong>und</strong> Frauen in Beziehung<br />
zu anderen Menschen <strong>und</strong> versuchen etwas<br />
auszudrücken, was ihnen über die Sprache<br />
nicht gelingt. Sie verstecken ihre W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Narben<br />
nur, wenn es der Situationskontext erfordert.<br />
Aber auch das Verbergen kann so auffällig geschehen,<br />
dass es andere merken müssen. Somit kann<br />
die Art des Verbergens schon zum Erkennungszeichen<br />
werden.<br />
Die Ursachen für das Ritzen sind sehr vielfältig <strong>und</strong><br />
schließen den ganzen sozialen Rahmen eines Kindes<br />
oder Jugendlichen, wie auch psychische Probleme<br />
<strong>und</strong> Probleme im Verhalten ein. Da dieses<br />
Thema sehr umfangreich ist, werde ich auf die Ursachen<br />
speziell im nächsten Durchblick eingehen.<br />
Quellen:<br />
ORBACH, I. (1997). <strong>Kinder</strong>, die nicht leben wollen<br />
(2. Aufl.). Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
ROHMANN, U. & ELBING, U. (2002). Selbstverletzendes<br />
Verhalten. Überlegungen, Fragen <strong>und</strong> Antworten<br />
(3. Aufl.). Dortm<strong>und</strong>. Loer Druck GmbH.<br />
KLOSINSKI, G. (1999). Wenn <strong>Kinder</strong> Hand an sich<br />
legen; selbst zerstörerisches Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen. München. Beck.<br />
SACHSSE,U. (1999). Selbstverletzendes Verhalten:<br />
Psychodynamik - Psychotherapie; das Trauma, die<br />
Dissoziation <strong>und</strong> ihre Behandlung (5. Aufl.). Göttingen.<br />
Vandenhoeck & Ruprecht.<br />
TEUBER, K. (2000). „Ich blute, also bin ich“ Selbstverletzung<br />
der Haut von Mädchen <strong>und</strong> jungen Frauen<br />
(3. Aufl.). Herbolzheim. Centaurus Verlag.<br />
Eva-Maria Keeve<br />
Hausleitung<br />
GfS-Emsland<br />
Ausgabe 53 7 KIM
Klausurtagung 05. / 06.10. 2006 in Meppen<br />
Die zweite Klausurtagung aller Erziehungsleiter/innen<br />
<strong>und</strong> Hausleiterinnen 2006 fand vom 05. bis<br />
06.10.06 in Meppen statt.<br />
Als erstes stellte Herr <strong>Backhaus</strong> eine aktuelle<br />
Statistik zur derzeitigen Situation der gesamten Einrichtung<br />
vor <strong>und</strong> berichtete von aktuellen Neuerungen<br />
beim Träger.<br />
Diese Neuerungen sind:<br />
- je eine Verselbstständigungsgruppe für Mädchen<br />
<strong>und</strong> für Jungen wird in Meppen-Bokeloh entstehen;<br />
- eine eigenen Schule soll aufgebaut werden, die<br />
Gr<strong>und</strong>steine sind gelegt - das Konzept entsteht<br />
<strong>und</strong> die erste Lehrerein ist eingestellt;<br />
- eine Elternschule als ambulantes Angebot im<br />
Rahmen der Hilfen zur Erziehung wird entstehen<br />
<strong>und</strong> soll im Emsland angeboten werden;<br />
- der Rohbau der Reithalle ist fertig, darin wird<br />
neben der Reitmöglichkeit ein Café <strong>und</strong> eine<br />
neue Küche geschaffen - mit mehr Möglichkeiten<br />
für Ausbildungsplätze.<br />
Dann ging es gleich in die inhaltlichen Themen.<br />
Ein Thema, das uns lange beschäftigt hat:<br />
In unserem Leitbild haben wir den Anspruch des<br />
Angebots einer lebenslangen Bindung verankert.<br />
Es gibt aber zunehmend mehr <strong>Kinder</strong>, die dies<br />
nicht annehmen können. Wie gehen wir damit<br />
um?<br />
In der Diskussion stellte sich heraus, dass dieses<br />
Thema viele weitere Fragen aufwarf, die verschiedensten<br />
Facetten <strong>und</strong> Perspektiven haben. Hier der<br />
Versuch, nur einiges davon zu formulieren:<br />
- Was heißt das praktisch: nach dem Bindungskonzept<br />
zu arbeiten, professionell zu arbeiten, eine<br />
lebenslange Bindung anzubieten?<br />
- Was heißt es für den Alltag in den Profifamilien ® ,<br />
wenn die <strong>Kinder</strong> das Bindungsangebot nicht annehmen?<br />
- Welche Auswirkungen hat es, dass die <strong>Kinder</strong><br />
wissen, dass die Profifamilien ® Geld dafür bekommen?<br />
Was hat dies für das Selbstbild zur<br />
Folge? „Bin ich es nicht wert, einfach nur so hier<br />
zu sein?“<br />
- Verunsicherung der Profifamilien ® : Wie viel Nähe<br />
darf ich geben? Die Diskrepanz zwischen äußeren<br />
Forderungen <strong>und</strong> eigenen Ansprüchen<br />
scheint immer größer zu werden.<br />
- Was können <strong>Kinder</strong>/Jugendliche in den Familien<br />
aushalten? Widerspruch der Lebenswelten.<br />
- Aufgenommene <strong>Kinder</strong> haben andere Voraussetzungen<br />
als eigene, das bekommen sie ständig<br />
vorgelebt. - Welche Auswirkungen hat das? Jugendliche<br />
ziehen mit 18 aus <strong>und</strong> leben dann wie<br />
ihre Herkunftsfamilie - haben wir dann versagt?<br />
Das sind nur einige Punkte, die wir diskutierten. Ein<br />
Ergebnis gab es nicht.<br />
Aber es gab einige Punkte, die wir für wichtig erachtet<br />
haben:<br />
Wichtig für unsere Arbeit ist die Akzeptanz <strong>und</strong> das<br />
Achten der Individualität <strong>und</strong> des Andersseins des<br />
aufgenommenen Kindes/Jugendlichen; eine gute<br />
Mischung von „Herz <strong>und</strong> Verstand“ in der täglichen<br />
Arbeit; Ehrlichkeit <strong>und</strong> Transparenz der Profifamilien ®<br />
<strong>und</strong> der Erziehungsleitungen gegenüber den <strong>Kinder</strong>n/Jugendlichen;<br />
eine Offenheit in der Arbeit mit<br />
der Herkunftsfamilie <strong>und</strong> die Fähigkeit, dass wir von<br />
den eigenen Ansprüchen zurücktreten können.<br />
Deutlich ist ebenfalls geworden, dass wir den Anspruch<br />
eines Angebots einer lebenslangen Bindung<br />
nicht aufgeben wollen, aber akzeptieren müssen,<br />
wenn <strong>Kinder</strong>/Jugendliche dieses Angebot nicht annehmen<br />
können oder wollen.<br />
Dann ist in jedem Einzelfall zu entwickeln, was das<br />
für die praktische pädagogische Arbeit im Alltag<br />
bedeutet.<br />
Weiterhin beschäftigte uns das Thema:<br />
Leiden leibliche <strong>Kinder</strong> unter der Aufnahme von<br />
<strong>Kinder</strong>n – leiden aufgenommene <strong>Kinder</strong> unter<br />
den leiblichen <strong>Kinder</strong>n?<br />
Diese Frage kann so nicht pauschal beantwortet<br />
werden. Es gibt dazu auch kaum wissenschaftliche<br />
Untersuchungen. Wichtig erscheinen uns folgende<br />
Punkte bei der Vorbereitung der Familien mit eigenen<br />
<strong>Kinder</strong>n (vor allem mit jüngeren <strong>Kinder</strong>n):<br />
- Einbindung der eigenen <strong>Kinder</strong> in den Überlegungs-<br />
<strong>und</strong> Vorbereitungsprozess,<br />
- Akzeptanz der Unterschiedlichkeit von eigenen<br />
<strong>und</strong> aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> deren Bedürfnissen,<br />
- Zeit schaffen auch für die eigenen <strong>Kinder</strong>,<br />
- keinen Anspruch stellen, dass eine geschwisterähnliche<br />
Beziehung entstehen muss oder die<br />
<strong>Kinder</strong> sich immer verstehen bzw. vertragen<br />
müssen.<br />
Hier noch eine Buchempfehlung zu diesem Thema:<br />
Alfred Marmann: „Kleine Pädagogen“ – Eine Untersuchung<br />
über leibliche <strong>Kinder</strong> in familiären Settings<br />
öffentlicher Erziehung<br />
Dies ist ein Auszug aus einer ersten Doktorarbeit,<br />
die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt.<br />
Ein Thema welches uns immer wieder einholt:<br />
Abbrüche - Wenn <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Profifamilien ® nicht<br />
mehr können<br />
Manchmal müssen wir uns von den <strong>Kinder</strong>n/Jugendlichen<br />
trennen, manchmal trennen sich<br />
die Kids von den Profifamilien ® . Das ist für alle ein<br />
langer <strong>und</strong> sehr schmerzvoller Prozess. Im Vorfeld<br />
wird meist vieles versucht <strong>und</strong> eine Menge aus-<br />
Ausgabe 53 8 KIM
gehalten. Und doch gibt es Situationen, wo es nicht<br />
weitergeht. Wir sind dann schnell dabei, dies als<br />
„Versagen“ zu betrachten. Die Profifamilien ® stellen<br />
sich immer wieder die Frage: „Was haben wir falsch<br />
gemacht? Waren wir die falsche Familie für das<br />
Kind?“<br />
Auch hier holte uns unser Anspruch des Angebotes<br />
einer lebenslangen Bindung ein.<br />
Es gibt Situationen, in denen eine Trennung eine<br />
Chance bedeutet, der Beginn eines neuen Abschnitts<br />
in der Entwicklung der <strong>Kinder</strong>/Jugendlichen.<br />
Nicht immer können <strong>Kinder</strong> die Nähe <strong>und</strong> Enge einer<br />
Familie aushalten. Sie gehen eher aus der Distanz<br />
in die Beziehung. Das anschließende In-<br />
Kontakt-Bleiben ist hier das Beziehungsangebot.<br />
Wir haben uns vorgenommen, Abbrüche von Hilfeprozessen<br />
besser zu analysieren <strong>und</strong> genau hinzu-<br />
gucken, wer welchen Anteil hat. Wir wünschen uns,<br />
dass damit die Prozesse noch transparenter <strong>und</strong><br />
verständlicher werden.<br />
Die steigenden Ansprüche an die Profifamilien ® , die<br />
Erziehungsleitungen/Hausleitungen <strong>und</strong> den Träger<br />
waren ebenfalls Tagesordnungspunkt.<br />
Es sind permanente Veränderungsprozesse, die das<br />
zur Folge haben <strong>und</strong> auf die es zu reagieren gilt.<br />
Nicht immer einfach. Aber mit den vielen Veränderungen<br />
<strong>und</strong> Neuerungen versuchen wir, dem gerecht<br />
zu werden.<br />
Katrin Barth<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Berlin<br />
Prozessvorbereitung von <strong>Kinder</strong>n<br />
„Anna <strong>und</strong> Jan gehen vor Gericht“ ist ein <strong>Kinder</strong>buch<br />
für Mädchen <strong>und</strong> Jungen, die sexuellen Missbrauch<br />
erleben mussten <strong>und</strong> nun Zeugen in einem Strafverfahren<br />
sind. Für <strong>Kinder</strong> bergen Missbrauchsprozesse<br />
viele Momente der Angst <strong>und</strong> der Verunsicherung.<br />
Das Hauptanliegen dieses Buches ist es, sie<br />
mit ihren Ängsten <strong>und</strong> Unsicherheiten vor der Gerichtsverhandlung<br />
ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihnen Mut<br />
zu machen. In kindgerechter <strong>und</strong> einfühlsamer<br />
Sprache wird <strong>Kinder</strong>n im Gr<strong>und</strong>schulalter erklärt,<br />
was bei Gericht geschieht, welche Rechte <strong>und</strong><br />
Pflichten junge Zeugen haben, aber auch, warum<br />
sexueller Missbrauch eine Straftat ist. Die Autorinnen<br />
kennen die Gedanken der betroffenen <strong>Kinder</strong><br />
<strong>und</strong> greifen sie in dem Buch auf: „Ich soll immer<br />
wieder erzählen, was mir passiert ist“, sagt Jan in<br />
einer Szene. „Erst bei der Polizei, dann bei dem<br />
Gutachter <strong>und</strong> jetzt bei der Richterin. Heißt das,<br />
dass die mir alle nicht glauben?“<br />
Den Ängsten der <strong>Kinder</strong> kommt in einem Missbrauchsprozess<br />
häufig besondere Bedeutung zu.<br />
Mädchen <strong>und</strong> Jungen fühlen sich verantwortlich für<br />
die Tat, für die Aufdeckung <strong>und</strong> die Folgen. Dadurch<br />
entstehen dann häufig große Loyalitätskonflikte,<br />
denen <strong>Kinder</strong> vor Gericht oft mit dem Satz „Ich weiß<br />
es nicht mehr“ zu entgehen versuchen. Dies zu verhindern,<br />
ist ein Ziel des Buches. Und weil die Unsicherheiten<br />
bei Erwachsenen kaum kleiner sind, ist<br />
ein Kapitel auch ihnen gewidmet, damit sie <strong>Kinder</strong><br />
professionell bei einer Zeugenbegleitung unterstützen<br />
können.<br />
Herausgeber dieses Buches sind Andrea Behrmann,<br />
Uta Schneider, Tara R. Franke von Violetta e.V.,<br />
Verein gegen sexuellen Missbrauch<br />
an Mädchen <strong>und</strong> jungen<br />
Frauen.<br />
Helga Treblin<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS-Aurich<br />
Ausgabe 53 9 KIM
Regeln für ein gelungenes Gespräch<br />
Eine gute Zusammenarbeitzwischen<br />
den Eltern<br />
<strong>und</strong> Lehrern, den<br />
beiden „Institutionen“<br />
Familie <strong>und</strong><br />
Schule, ist nicht<br />
immer einfach.<br />
Insbesondere in<br />
der Arbeit mit den<br />
uns anvertrauten<br />
<strong>Kinder</strong>n. Zum<br />
Glück können wir<br />
von insgesamt guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit<br />
berichten. Viele Lehrer haben ein „offenes<br />
Ohr“ für die Symptome der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> haben einen<br />
guten Zugang. Sie unterstützen nicht nur die <strong>Kinder</strong><br />
im Schulunterricht, sondern geben auch gerne Hilfestellungen,<br />
wenn es um soziale Integration der <strong>Kinder</strong><br />
im Klassenverband geht. Die Kommunikation<br />
klappt <strong>und</strong> das Kind bekommt durch die Präsenz der<br />
Eltern-Lehrer-Allianz Sicherheit <strong>und</strong> eine gute<br />
Gr<strong>und</strong>lage nicht nur Wissen anzueignen.<br />
Wenn es dann doch zu Ungereimtheiten zwischen<br />
Schüler <strong>und</strong> Lehrer kommt, ist es gut zu wissen,<br />
dass Herr Kurt Singer Regeln erarbeitet hat, die für<br />
alle Eltern wichtig <strong>und</strong> richtig sind, um für das Kind<br />
lösungsorientiert zu denken <strong>und</strong> diskutieren zu können.<br />
Einige Profieltern gaben mir die Rückmeldung, diese<br />
Regeln zu Hause an die Pinwand gehängt zu haben.<br />
Sie haben festgestellt, dass diese<br />
Regeln nicht nur für die Gespräche<br />
in der Schule gültig sind.<br />
Ulrike Peters<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Emsland<br />
Die wichtigsten Regeln für ein gelungenes Lehrer – Eltern – Gespräch,<br />
erarbeitet von Psychoanalytiker Kurt Singer<br />
ZUHÖREN FÖRDERT DAS GESPRÄCH<br />
Die Sicht des Lehrers auf das Kind wahrnehmen<br />
<strong>und</strong> die eigene Eltern-Sicht erklären.<br />
SICH GUT VORBEREITEN<br />
Notizen machen über das, was man besprechen<br />
möchte. Das Kind in die Vorbereitung mit einbeziehen.<br />
DIE CHANCE ZUR VERSTÄNDIGUNG EBNEN<br />
Nicht das Feindbild Lehrer aufbauen, nicht nach<br />
einem Schuldigen suchen. Besser versuchen, die<br />
Perspektive aller Beteiligten zu berücksichtigen.<br />
DIE ANGST DES LEHRERS BEDENKEN<br />
Trotz eigener Ängste in die Sprechst<strong>und</strong>e gehen.<br />
Bedenken, dass auch Lehrer Ängste vor Eltern haben.<br />
Das Anliegen in nichtaggressiver Form vorbringen.<br />
AUCH ÜBERS „KIND“ SPRECHEN<br />
Über Vorzüge, Neigungen, Fre<strong>und</strong>e, den Kummer<br />
<strong>und</strong> die Hilfsbedürftigkeit des Kindes reden, nicht<br />
ausschließlich die Schulleistungen thematisieren.<br />
LEHRER BRAUCHEN EIN GUTES WORT<br />
Berichten, wenn das Kind etwas Fre<strong>und</strong>liches aus<br />
der Schule erzählte, vom Unterrichtsthema begeistert<br />
war oder Lernfortschritte erzielte.<br />
KEIN GENERALANGRIFF<br />
Schildern, wie z.B. die taktlose Behandlung des<br />
Lehrers auf das Kind gewirkt hat, nicht generell pädagogische<br />
Unfähigkeit vorwerfen.<br />
WÜNSCHE VORTRAGEN, NICHT BELEHREN<br />
Nicht formulieren, was der Lehrer tun soll, sondern<br />
was sich verändern soll<br />
KEINE ÜBERZEUGUNGSMACHTKÄMPFE<br />
Die Gr<strong>und</strong>lagen, dass man eine Übereinkunft erreichten<br />
möchte, ist wichtiger, als Recht haben wollen.<br />
Einspruch sollte argumentativ <strong>und</strong>, wo möglich<br />
mit Handlungsvorschlägen verknüpft sein, nicht persönlich<br />
angreifend.<br />
DAS GESPRÄCH IN DIE HAND NEHMEN<br />
Nicht dem Lehrer das Gespräch überlassen, nicht<br />
nur reagieren, sondern eigene Themen <strong>und</strong> Fragen<br />
einbringen<br />
SCHULDZUWEISUNGEN VERMEIDEN<br />
Keine Vorwürfe aussprechen, aber die eigenen Ansichten<br />
verdeutlichen.<br />
VERSTÄNDIGUNGSPROZESS<br />
Nicht alle Differenzen können ausgeräumt werden.<br />
Wenn das Gespräch so endet, dass es weitergeführt<br />
werden kann, haben Lehrer <strong>und</strong> Eltern viel erreicht.<br />
Ausgabe 53 10 KIM
Leibliche <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> aufgenommene <strong>Kinder</strong><br />
Immer wieder stellt sich in unseren Erziehungskonferenzen<br />
die Frage, wie geht es den leiblichen <strong>Kinder</strong>n<br />
mit den aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n. Die Sorge,<br />
dass die leiblichen <strong>Kinder</strong> unter der neuen Situation<br />
leiden, schwingt oft mit.<br />
Für leibliche <strong>Kinder</strong> bedeutet das Zusammenleben<br />
mit einem aufgenommenen Kind nicht nur, dass es<br />
seine Eltern teilen muss, was ja oft schon schwierig<br />
ist <strong>und</strong> zu Eifersucht führt, wenn ein weiteres Geschwisterkind<br />
in die Familie hineingeboren wird,<br />
sondern es wird die Erfahrung machen, dass es die<br />
Eltern teilen muss mit einem Kind, was sehr viel<br />
Unruhe in die Familie bringt.<br />
Zunächst freut es sich auf den Einzug des neuen<br />
Kindes, spürt dann aber schnell - besonders wenn<br />
es sich um ein seelisch stark verletztes Kind mit<br />
mehreren Beziehungsabbrüchen handelt - dass<br />
viele seiner Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen an das aufgenommene<br />
Kind nicht in Erfüllung gehen. Neben<br />
dieser Enttäuschung kommt dann auch noch die<br />
Erfahrung, dass das aufgenommene Kind von den<br />
Eltern viel Kraft fordert, diese oft verzweifelt <strong>und</strong><br />
hilflos sind. Die täglichen Aufregungen überschatten<br />
stark das Leben des leiblichen Kindes. Oft schämen<br />
sich die leiblichen <strong>Kinder</strong> für das Verhalten des aufgenommenen<br />
Kindes außerhalb der Familie - in<br />
Schule <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>eskreis.<br />
Die Eltern sind sich dieser Situation durchaus bewusst.<br />
In einer Untersuchung von Pflegefamilien<br />
ermittelten Poland <strong>und</strong> Groze (1993), „dass nur die<br />
Hälfte der befragten Pflegeeltern fand, dass ihre<br />
eigenen <strong>Kinder</strong> der Familienpflege gegenüber positiv<br />
eingestellt sind. 57 % beobachteten positive<br />
Auswirkungen auf sie <strong>und</strong> 43 % sowohl positive als<br />
auch negative. Fast alle Pflegeeltern waren jedoch<br />
der Meinung, dass ihre leiblichen <strong>Kinder</strong> wegen der<br />
Aufnahme eines Pflegekindes weniger Zeit zu Hause<br />
verbrachten. Ferner befürchteten einige, dass<br />
ihre <strong>Kinder</strong> die Pflegekinder ablehnen (13 %), dass<br />
sie unter deren Rückführung leiden könnten (10 %),<br />
dass sie von den Pflegekindern misshandelt werden<br />
(8 %) oder von ihnen schlechte Verhaltensweisen<br />
lernen könnten (8 %). Nur 5 % hielten die Familienpflege<br />
für eine durchweg positive Erfahrung für ihre<br />
leiblichen <strong>Kinder</strong>.“ (Textor)<br />
Auch unsere Profifamilien ® schätzen die Situation<br />
ihrer leiblichen <strong>Kinder</strong> sehr gut ein. Sie erkennen<br />
ihre Nöte <strong>und</strong> achten darauf. Die leiblichen <strong>Kinder</strong><br />
sind immer wieder Thema in den Erziehungskonferenzen.<br />
Sicherlich hängt das Erleben stark vom Alter<br />
der leiblichen <strong>und</strong> der aufgenommenen <strong>Kinder</strong> ab.<br />
Trotzdem gilt es immer wieder, auch die leiblichen<br />
<strong>Kinder</strong> ins Blickfeld zu nehmen. Frau Wiemann hat<br />
bezogen auf Pflegeeltern Punkte aufgeführt, die es<br />
zu beherzigen gilt:<br />
- Der Status Pflegekind - eigenes Kind darf sich im<br />
Lebensalltag spiegeln <strong>und</strong> muss nicht verleugnet<br />
werden.<br />
- Pflegeeltern sollen dem leiblichen Kind keine Verantwortung<br />
für das Pflegekind übertragen.<br />
- Sie sollen dem leiblichen Kind abverlangen, mit<br />
den besonderen Schwierigkeiten des Pflegekindes<br />
einerseits umzugehen <strong>und</strong> sich andererseits<br />
auch ohne schlechtes Gewissen abzugrenzen.<br />
- Pflegeeltern sollten sich das Vergleichen der <strong>Kinder</strong><br />
abgewöhnen.<br />
- Die Gefühle gegenüber leiblichen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong><br />
Pflegekindern dürfen verschieden sein.<br />
- Beide <strong>Kinder</strong> haben ein sehr unterschiedliches<br />
Leben hinter sich. Sie sind <strong>und</strong> bleiben im Spiel-,<br />
Leistungs- <strong>und</strong> Sozialverhalten sehr verschieden.<br />
- Pflegeeltern sollten auch den <strong>Kinder</strong>n dabei helfen,<br />
zu ihrer Unterschiedlichkeit Ja sagen zu lernen.<br />
- Pflegeeltern dürfen das Zusammensein mit dem<br />
leiblichen Kind weiterhin genießen, sie sollen trotz<br />
ihrer Zuwendung für das Pflegekind noch genug<br />
Platz lassen, dem leiblichen Kind besondere Zuwendung<br />
zu geben.<br />
- Für die <strong>Kinder</strong> sollten unterschiedliche Interessen,<br />
unterschiedliche Fre<strong>und</strong>eskreise, eigene Lebensbereiche,<br />
eigene Hobbys gefördert werden.<br />
- Nur wenn in der Familie jeder jedem anderen ein<br />
Stück Eigenleben, Anderssein <strong>und</strong> Autonomie zugesteht,<br />
kann das Zusammenleben gelingen.<br />
- Beide <strong>Kinder</strong> sind immer wieder neu zu ermutigen,<br />
dass sie trotz ihres anderen Status <strong>und</strong> trotz<br />
ihrer anderen Herkunft einzigartige <strong>und</strong> wertvolle<br />
Menschen sind.<br />
- Es gehört zum Pflegekind dazu, dass es anderswo<br />
noch eine Familie hat <strong>und</strong> dass es nicht leibliches<br />
Kind in dieser Familie ist. Das bleibt schwer<br />
<strong>und</strong> die Trauer darüber kann niemand dem Pflegekind<br />
ersparen. Pflegeeltern sollten sich selbst<br />
<strong>und</strong> den <strong>Kinder</strong>n gegenüber immer wieder verdeutlichen,<br />
dass jedes Kind seine einzigartige<br />
Geschichte hat. Die Folgen daraus gilt es immer<br />
wieder neu zu akzeptieren.<br />
Literatur:<br />
Irmela Wiemann: Leibliche <strong>Kinder</strong> in Pflegefamilien,<br />
aus Blickpunkt Pflegekinder 3, 1997<br />
Martin R. Textor: Resultate wissenschaftlicher Untersuchungen<br />
- Folgerungen für Pflegefamilien, Referat<br />
im Rahmen der Pflege <strong>und</strong><br />
Adoptivelternwoche des Arbeitskreises<br />
Pflegekinderdienste der<br />
Städte Konstanz, Singen <strong>und</strong> des<br />
Landkreises Konstanz<br />
Marion Wischka<br />
Ausgabe 53 11 KIM
Herkunftskontakte<br />
Zusammenfassung der Erhebung im Rahmen einer<br />
Diplomarbeit zum Thema : „Herkunftskontakte“<br />
Anne Hans studierte an der Fachhochschule Osnabrück<br />
im Fachbereich Sozialwesen <strong>und</strong> schrieb ihre<br />
Diplomarbeit über „<strong>Kinder</strong> zwischen zwei Familien -<br />
eine Erhebung mit Profifamilien ® .“ Sie hat hierfür<br />
einen Fragebogen entwickelt, der vielen Profieltern<br />
<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n bekannt ist. In Absprache mit Herrn <strong>und</strong><br />
Frau <strong>Backhaus</strong> konnte diese Erhebung anonym per<br />
Zufallsstichprobe erfolgen. 65 <strong>Kinder</strong> aus unserer<br />
Einrichtung wurden befragt, wie auch die dazugehörigen<br />
Profieltern <strong>und</strong> Erziehungsleiter, die jeweils<br />
aus ihrer Perspektive antworteten.<br />
Das Durchschnittsalter der ausgewählten <strong>Kinder</strong> lag<br />
bei 11,2 Jahren, mit durchschnittlich 7,5 Jahren waren<br />
sie in die Profifamilie ® eingezogen.<br />
Die Fragen zur Integration wurden von Profieltern<br />
<strong>und</strong> Erziehungsleiter - unabhängig voneinander -<br />
sehr übereinstimmend beantwortet. So wird die Integration<br />
des Kindes in die Profifamilie ® bei 50 % der<br />
Befragten als gut bewertet, bei 27 % als sehr gut.<br />
Die <strong>Kinder</strong> wurden bei dieser Frage gebeten, anzukreuzen,<br />
wie sie sich in der neuen Familie fühlen<br />
<strong>und</strong> hatten die Begriffe „wohl“, „geht so“ <strong>und</strong> „unwohl“<br />
zur Auswahl. 77 % der <strong>Kinder</strong> gaben an, sich<br />
„wohl“ zu fühlen. 9 % beantwortete die Frage mit<br />
„geht so“.<br />
Der Großteil der <strong>Kinder</strong> in Profifamilien ® hat Kontakt<br />
zur Herkunftsfamilie.<br />
Die Häufigkeit der Kontakte zur Herkunftsfamilie ist<br />
sehr unterschiedlich <strong>und</strong> bewegt sich zwischen den<br />
Extremen (= alle 2 Wochen <strong>und</strong> seltener als einmal<br />
jährlich). 53 % der befragten <strong>Kinder</strong> gaben an, dass<br />
die Häufigkeit der Treffen für sie angemessen ist, 30<br />
% der <strong>Kinder</strong> möchten ihre Eltern lieber öfter sehen.<br />
Einige <strong>Kinder</strong> äußerten sich diesbezüglich nicht!!!!<br />
Gefragt nach den Gefühlen <strong>und</strong> Einschätzungen zu<br />
den Herkunftseltern wurden zunächst die <strong>Kinder</strong> mit<br />
Elternkontakten. Die Antworten variieren wie folgt:<br />
27 % der <strong>Kinder</strong> benennen positive Gefühle in<br />
Bezug auf ihre Eltern<br />
23 % der <strong>Kinder</strong> benennen negative Gefühle in<br />
Bezug auf ihre Eltern<br />
50 % der <strong>Kinder</strong> benennen weder positive noch<br />
negative Gefühle („ich fühle nichts“).<br />
A. Hans schreibt hierzu: „Die <strong>Kinder</strong>, die positive<br />
Gefühle gegenüber ihren Eltern empfinden, haben<br />
zum größten Teil nur zwei bis drei Mal pro Jahr Besuchskontakt.<br />
Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass<br />
die Kontakte gut laufen: Die Herkunftseltern können<br />
sich auf die Treffen vorbereiten, bringen eventuell<br />
Geschenke mit <strong>und</strong> stellen sich positiv dar. Die <strong>Kinder</strong><br />
.… wünschen sich daher manchmal, wieder zu<br />
ihnen zurück zu dürfen.“<br />
Aus den Fragebögen dieser <strong>Kinder</strong> geht gleichzeitig<br />
hervor, dass sie eine ges<strong>und</strong>e Distanz zu ihrer Herkunftsfamilie<br />
entwickelt haben. „Sie sehen die Profifamilie<br />
® als ihren Lebensort an <strong>und</strong> können sich auf<br />
ihre leiblichen Eltern einlassen.“ Hier wird angefügt,<br />
dass in diesen Fällen die entsprechenden Profieltern<br />
das Miteinander mit den leiblichen Eltern als angemessen<br />
beschreiben, ein Loyalitätskonflikt zwischen<br />
den „beiden“ Elternpaaren verhindert werden kann.<br />
Als nächstes wurden die <strong>Kinder</strong> ohne Kontakte nach<br />
ihren Gefühlen <strong>und</strong> Einschätzung zu den Herkunftseltern<br />
befragt. Die Antworten überraschten:<br />
0 % der <strong>Kinder</strong> beschreibt positive Gefühle<br />
44 % der <strong>Kinder</strong> beschreiben negative Gefühle<br />
22 % der <strong>Kinder</strong> beschreiben weder positive<br />
noch negative Gefühle<br />
17 % der <strong>Kinder</strong> antworten mit „weiß ich nicht“<br />
17 % der <strong>Kinder</strong> geben keine Antworten.<br />
Hierzu schreibt Frau Hans: „Dieses Ergebnis entspricht<br />
nicht meinen Erwartungen….Wie beschrieben<br />
gehen Experten häufig davon aus, dass <strong>Kinder</strong>,<br />
die ihre Herkunftsfamilie nie sehen, sie idealisieren.<br />
… Auf die in dieser Umfrage befragten Profikinder<br />
ohne Kontakt zur Herkunftsfamilie trifft diese Theorie<br />
jedoch scheinbar nicht zu.“<br />
Im Folgenden wurden die unterschiedlichen Haltungen<br />
der Profieltern gegenüber der Herkunftsfamilie<br />
erfragt. Erstaunlich war, dass 93 % der Profieltern,<br />
die ihre Haltung positiv beschrieben, <strong>Kinder</strong> aufgenommen<br />
hatten, die regelmäßig im Kontakte zu den<br />
Herkunftsfamilien stehen. Dies bedeutet in der<br />
Schlussfolgerung, dass regelmäßige Kontakte<br />
zwischen den aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> den<br />
leiblichen Eltern zu einer positiven Haltung auf<br />
Seiten der Profieltern führen! Die Erklärung der<br />
Autorin lautet: „... Durch den persönlichen Kontakt<br />
zu den Herkunftseltern scheint es den Profieltern<br />
leichter zu fallen, sich in die Situation der leiblichen<br />
Eltern hinein zu versetzen <strong>und</strong> ihnen positive Gefühle<br />
wie Wertschätzung, Akzeptanz <strong>und</strong> Mitgefühl<br />
entgegen zu bringen .….“<br />
Zusammenfassend beschreibt die Autorin das<br />
Ergebnis ihrer Erhebung:<br />
„… Insgesamt sprechen die Ergebnisse meiner Erhebung<br />
mit Profifamilien ® dafür, dass die intensive<br />
Vorbereitung <strong>und</strong> die Möglichkeit der wöchentlichen<br />
Erziehungskonferenzen (<strong>und</strong> die konzeptionellen<br />
Rahmenbedingungen durch das PZ als Räumlichkeit)…..eine<br />
eher positive Verarbeitung der Besuchskontakte<br />
bedingt. Die Profieltern haben größtenteils<br />
eine positive bis professionelle Haltung zu<br />
den Herkunftseltern <strong>und</strong> drängen das Kind nicht<br />
durch Konkurrenzverhalten oder negative Gefühle<br />
Ausgabe 53 12 KIM
den leiblichen Eltern gegenüber zur Entscheidung<br />
zwischen den zwei Familien. Sie bewerten die Besuchskontakte<br />
meist als positiv für die Entwicklung<br />
des Kindes <strong>und</strong> die Entwicklung der gesamten Profifamilie<br />
® . Auch die befragten <strong>Kinder</strong> scheinen größtenteils<br />
mit den Besuchskontakten zufrieden <strong>und</strong><br />
glauben, dass sie ihnen gut tun…..“<br />
Für mich als Erziehungsleiterin ist dies eine Ermutigung<br />
zur Förderung von regelmäßigen Besuchskontakten<br />
der Herkunftseltern. Dabei scheint es weiterhin<br />
notwendig, dass die Kontakte je nach Bedarf<br />
begleitet werden <strong>und</strong> an einem neutralen Ort, wie<br />
z. B. im pädagogischen Zentrum stattfinden, Nähe<br />
<strong>und</strong> Distanz somit variabel sind.<br />
Ein besonderes Augenmerk gilt der Vor- bzw. Nachbereitung<br />
dieser Besuchskontakte. Hier bewährt sich<br />
Es weihnachtet sehr …!<br />
die Zusammenarbeit <strong>und</strong> der Austausch aller Beteiligten<br />
auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
Eltern, <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> auch Profieltern sind unmittelbar<br />
beteiligt. Zuständige KollegInnen der Jugendämter,<br />
Helfer <strong>und</strong> Berater der Herkunftsfamilien (in einigen<br />
Fällen auch Berufsbetreuer oder Rechtsanwälte)<br />
können vermitteln <strong>und</strong> dadurch zu einer positiven,<br />
konstruktiven <strong>und</strong> prozesshaften Entwicklung beitragen,<br />
wobei der Erziehungsleitung hier eine ganz<br />
besonders verantwortliche Rolle<br />
zukommt.<br />
Ulla Hesselkamp<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS-Osnabrück<br />
Schneemänner so weit das Auge reicht<br />
Wie auch in den letzten Jahren gibt es in diesem Jahr<br />
wieder eine Weihnachtsüberraschung.<br />
In den letzten Wochen <strong>und</strong> Monaten haben die <strong>Kinder</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> die Erzieher der Jugendwohngruppe<br />
in Borken, in Bokeloh <strong>und</strong> der <strong>Clearing</strong>stelle<br />
fleißig gebastelt.<br />
Viele Schneemänner sind gemeinsam mit den <strong>Kinder</strong>n<br />
entstanden. Es ist zwar etwas ungewohnt, im<br />
Sommer an Schneemänner zu denken, aber die gemütlichen<br />
Bastelst<strong>und</strong>en haben viel Spaß gebracht.<br />
Für die Abschlussarbeiten wurde<br />
sich dann noch mal in großer R<strong>und</strong>e<br />
zusammengesetzt. Bei Saft <strong>und</strong><br />
Zwiebelkuchen, wurde viel gelacht.<br />
Hoffe, dass sich alle ein wenig<br />
darüber freuen.<br />
Wir alle wünschen<br />
Ihnen eine schöne<br />
<strong>und</strong> besinnliche<br />
Weihnachten<br />
Yvonne Schauf<br />
Ausgabe 53 13 KIM
Auch Tobias musste sich durchsetzen. Andreas<br />
hatte ihn vor Susanne, dem tollen Mädchen aus der<br />
Parallelklasse, „Milchtrinker“ genannt. Alle hatten<br />
gelacht. Die Mädchen hatten geflüstert. Und das<br />
nur, weil Tobias sich auf der letzten Klassenfete vom<br />
heimlich ausprobierten Whiskey übergeben hatte.<br />
Tobias schubste Andreas <strong>und</strong> schon war eine Rauferei<br />
in Gange, die ihm schließlich ein blaues Auge<br />
bescherte.<br />
Das Rangeln auf dem Schulhof, Raufereien im <strong>Kinder</strong>zimmer<br />
zum Kräftemessen - diese kleinen Spielchen<br />
unter Jungen sind normal <strong>und</strong> gehören zur<br />
Entwicklung dazu. Doch es ist schon etwas anderes,<br />
dem Klassenkameraden einen Kinnhaken oder gar<br />
ein blaues Auge zu verpassen. Auch wenn Eltern,<br />
Lehrer oder Erzieher manchmal glauben, die Jungen<br />
machen das aus reiner Freude am Schlagen: In der<br />
Regel liegen die Gründe für Gewalteinsatz tiefer, oft<br />
in einem mangelnden Selbstbewusstsein:<br />
- die Suche nach Anerkennung durch Gewalt<br />
- sich selbst größer machen. Jungen nutzen Gewalt,<br />
um von ihren Schwächen abzulenken<br />
- Stress abbauen: Streit zu Hause, Liebeskummer<br />
oder Neid. Jungen in der Pubertät leiden oft unter<br />
großem Frust - eine Prügelei entsteht dann<br />
schnell aus dem Affekt.<br />
- Selbstschutz: Jungen, die Angst vor Angriffen<br />
haben <strong>und</strong> sich schützen wollen.<br />
Eine andere Sicht der Dinge lernen:<br />
„Klar, Gewalt ist keine Lösung“ - das weiß auch Tobias.<br />
Und dennoch wird er das Gefühl nicht los, dass<br />
er keine Wahl hatte. Tobias Mutter versteht die Welt<br />
nicht mehr. „Lass dich doch nicht so provozieren“,<br />
rät sie.<br />
Sich nicht provozieren lassen - ein guter Rat, der<br />
Erwachsenen einfach <strong>und</strong> sinnvoll erscheint.<br />
Doch wie schwer ist diese Umsetzung für einen<br />
Jugendlichen, der noch nicht sicher <strong>und</strong> fest mit<br />
beiden Beinen auf der Erde steht.<br />
Starke Typen – nur mit Gewalt<br />
Warum Jungen Machtkämpfe suchen<br />
Da ist die Schwärmerei für ein Mädchen, das ständige<br />
Bestreben danach, „cool“ <strong>und</strong> interessant zu<br />
wirken, die ewigen Vergleiche mit den Jungen aus<br />
der Klasse <strong>und</strong> Clique <strong>und</strong> dabei immer die nagenden<br />
Zweifel: „Bin ich ein toller Typ oder nicht?“<br />
Das Selbstbewusstsein pubertierender Jugendlicher<br />
gleicht dem unbeständigen Aprilwetter. Schon ein<br />
kleiner Gegenwind kann reichen, um hart erarbeitete<br />
Erkenntnisse wieder in Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden zu stampfen.<br />
Jungen, die zu Gewalt neigen <strong>und</strong> diese nutzen,<br />
um ihr Ego wieder zu polieren, müssen deshalb<br />
lernen, brenzlige Situationen mit anderen Augen zu<br />
betrachten <strong>und</strong> ruhig zu bleiben.<br />
Tipps für ungestüme Jungen:<br />
- Wenn du provozierst wirst, sucht jemand deine<br />
Aufmerksamkeit. Lass die Beschimpfungen oder<br />
Beleidigungen an dir abprallen, auch wenn es dir<br />
schwer fällt. Mit einem kühlen Kopf zeigst du<br />
wahre Größe.<br />
- Wer geht dir eigentlich so auf den „Keks“, dass<br />
sich die Faust in deiner Tasche ballt? Schau dir<br />
deinen Gegner einfach mal genauer an. Ist er<br />
wirklich so toll, wie er vorgibt zu sein? Mach dir<br />
klar, wo deinen Stärken liegen. Vielleicht bist du<br />
besser in der Schule oder hast die nettere Fre<strong>und</strong>in?<br />
Nimm DICH wichtig <strong>und</strong> nicht den anderen.<br />
- Überlege mal ganz genau, warum du deine Fäuste<br />
einsetzt. Bekommst du so wirklich die Anerkennung,<br />
die du suchst? Mögen dich dadurch<br />
mehr Menschen?<br />
- Was denkst du? Sind deine Fre<strong>und</strong>e bei dir, weil<br />
sie DICH wirklich mögen oder nur, weil es mit dir<br />
<strong>und</strong> deinen Aggressionen immer spannend ist.<br />
Wo ist die Basis eurer Fre<strong>und</strong>schaft?<br />
- Versuche, deine Aggressionen zu stoppen <strong>und</strong><br />
überlege: Was passiert hier eigentlich gerade?<br />
Muss ich mich wirklich wehren?<br />
- Mit Ironie <strong>und</strong> Witz lässt sich prima schlagen: Dir<br />
hat jemand einen dummen Spruch an den Kopf<br />
geworfen, dich ausgelacht oder angerempelt?<br />
Nimm ihm mit einem lockeren <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen<br />
Spruch den Wind aus den Segeln. Der beste<br />
Schlagabtausch gelingt nur mit Worten.<br />
Tipps für Eltern:<br />
- Vorbild sein: Eltern vermitteln ihren <strong>Kinder</strong>n<br />
gr<strong>und</strong>legende Werte: Schlagen <strong>und</strong> Gewalt sind<br />
tabu. Sobald Eltern bemerken, dass aus einer<br />
harmlosen Rauferei unter <strong>Kinder</strong>n wirkliche Aggression<br />
wird, muss eingeschritten werden.<br />
- Mit Worten wehren: bereits ab dem <strong>Kinder</strong>gartenalter<br />
erleben <strong>Kinder</strong> nahezu täglich Situationen,<br />
die sie verletzen, traurig oder wütend machen.<br />
<strong>Kinder</strong> müssen lernen, sich in Gruppen zu<br />
bewegen, miteinander auszukommen <strong>und</strong> Kon-<br />
Ausgabe 53 14 KIM
flikte selbständig zu lösen -<br />
ohne Gewalt. Eltern können helfen,<br />
indem sie bei richtigem Verhalten<br />
loben <strong>und</strong> über Gewaltverhalten<br />
mit ihren <strong>Kinder</strong>n lösungsorientiert<br />
sprechen.<br />
- Sollte ihr Kind ständig in Gewaltsituationen<br />
geraten - ob als<br />
Täter oder als Opfer - suchen<br />
Sie Hilfe. Fragen Sie in <strong>Kinder</strong>schutzzentren, Beratungsstellen<br />
oder Jungengruppen, die von Pädagogen<br />
geleitet werden <strong>und</strong> in denen die Problematiken,<br />
aber auch die Perspektiven mit den<br />
Jungen aufgearbeitet werden.<br />
Praktische Segelprüfung<br />
Diesen Artikel fand ich im Internet unter:<br />
www.starke-eltern.de<br />
Dieses Internetportal beschäftigt sich mit einem<br />
breiten Spektrum von interessanten Themen: allgemeinen<br />
Erziehungsfragen, Medien- <strong>und</strong> Ernährungstipps,<br />
Kurzinfos über aktive Freizeitgestaltung<br />
etc.<br />
Renate Weusthof<br />
GfS Emsland/ Schapen<br />
Die Meisten haben es geschafft. Wenn ich mal überlege,<br />
hat es ganz schön lange gedauert. Und es ist<br />
nicht so, wie ich dachte; solch einen Bootsführerschein<br />
schüttelt man sich nicht einfach so aus dem<br />
Ärmel.<br />
Theorie gelernt, Motorboot fahren geübt, <strong>und</strong> nun<br />
noch der schwierigste Teil: das Segeln.<br />
Da es am Tag der praktischen Motorboot-Prüfung zu<br />
windstill war, musste die Prüfung verschoben werden.<br />
Zwei Tage später war es dann windig genug<br />
<strong>und</strong> wir konnten starten.<br />
Ich glaube, alle waren wieder etwas nervös.<br />
… den Segelteil gut überstanden, ging es nun an die<br />
Knoten. Der Prüfer kannte kein Erbamen. Alle Knoten<br />
wurden abgefragt <strong>und</strong> mussten gezeigt werden.<br />
Aber zum Schluss hatten es alle angetretenen Prüflinge<br />
geschafft. Jetzt noch die Unterschrift <strong>und</strong> der<br />
Führerschein war unser.<br />
Wir haben es geschafft. Es war anstrengend, aber in<br />
vielen Situationen haben wir auch Spaß gehabt.<br />
Im nächsten Jahr, wenn wir mit den <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
segeln gehen, werden wir sehen, ob wir<br />
genügend gelernt haben.<br />
Bis dahin!<br />
Yvonne Schauf<br />
Ausgabe 53 15 KIM
Ich möchte mich<br />
kurz vorstellen:<br />
Ich heiße Mirja<br />
Kröger, bin 30<br />
Jahre alt, studiere<br />
an der KatholischenHochschule<br />
für Sozialwesen<br />
Berlin im 7.<br />
Semester Soziale<br />
Arbeit/ Sozialpädagogik<br />
<strong>und</strong><br />
absolviere zur<br />
Zeit mein 2. PraktischesStudiensemester<br />
in der<br />
GfS Berlin.<br />
Ich habe mich während meines Studiums viel mit<br />
dem Pflegekinderwesen beschäftigt <strong>und</strong> daher war<br />
es für mich nahe liegend, in einer Einrichtung mein<br />
Praktikum zu machen, die Familien auf die Aufnahme<br />
von <strong>Kinder</strong>n vorbereitet <strong>und</strong> sie langfristig fachlich<br />
betreut. Die Verknüpfung von Professionalität<br />
<strong>und</strong> Familiarität in den Profifamilien ® <strong>und</strong> das Gesamtkonzept<br />
des KJHB haben mich auf Anhieb<br />
überzeugt <strong>und</strong> begeistert.<br />
Meine Erwartungen <strong>und</strong> Hoffnungen an das Praktikum<br />
werden zu 100 % erfüllt.<br />
Ein ganz großer Pluspunkt dieser Arbeit ist für mich<br />
die Tatsache, dass man Prozesse über einen langen<br />
Zeitraum sehr intensiv begleitet <strong>und</strong> eine positive<br />
Entwicklung unterstützen <strong>und</strong> verfolgen kann - im<br />
Gegensatz von z.B. Beratungsstellen, in denen man<br />
immer nur kurze Zeit <strong>und</strong> nicht sehr intensiv mit den<br />
Klienten zu tun hat.<br />
Ich finde die Arbeit unheimlich vielseitig. Ich begleite<br />
die Vorbereitung potentieller zukünftiger Profifamilien<br />
® . Ich bekomme mit, wie aus einer gesichtslosen<br />
Anfrage ein „reales“ Kind wird, dessen Ankommen<br />
Vorstellung<br />
Eindrücke einer Praktikantin<br />
<strong>und</strong> Einleben in einer neuen Familie wir begleiten<br />
dürfen. Ich erlebe, mit welcher Professionalität <strong>und</strong><br />
persönlichem Engagement die Profifamilien ® ihre oft<br />
schwierige <strong>und</strong> anstrengende Arbeit meistern. Ich<br />
verfolge, wie man diesen Familien in schwierigen<br />
Situationen mit den <strong>Kinder</strong>n beratend <strong>und</strong> unterstützend<br />
zur Seite stehen kann.<br />
Überrascht bin ich in Hinblick auf die Arbeit mit den<br />
Herkunftsfamilien. Diesbezüglich war ich nämlich<br />
vorher sehr skeptisch <strong>und</strong> habe mich gefragt, wie ich<br />
mit Menschen umgehen soll, die ihre <strong>Kinder</strong> vernachlässigt,<br />
misshandelt, missbraucht haben.<br />
Doch in dieser Hinsicht könnte ich kein besseres<br />
Vorbild haben als die Erziehungsleitung Frau Barth.<br />
Sie schafft es, den Herkunftseltern wirklich mit Wertschätzung,<br />
Akzeptanz <strong>und</strong> Empathie zu begegnen<br />
<strong>und</strong> ist dabei ganz „normal“ <strong>und</strong> natürlich. Was ich<br />
vorher nur als „graue“ Theorie von Carl Rogers<br />
kannte, kann ich nun in der Realität angewendet<br />
beobachten <strong>und</strong> mir hoffentlich abgucken. Mir ist -<br />
besser als es mir jedes Fachbuch hätte vermitteln<br />
können - deutlich geworden, wie wichtig es ist, einen<br />
wertschätzenden, positiven Umgang mit den Eltern<br />
zu pflegen <strong>und</strong> sie so „ins Boot“ zu holen.<br />
Sehr beeindruckt bin ich auch von den <strong>Kinder</strong>n, die<br />
trotz ihrer Vergangenheit über erstaunliche Energien<br />
<strong>und</strong> Lebensfreude verfügen <strong>und</strong> das Leben der Profifamilien<br />
® bereichern.<br />
Insgesamt bestätigt mich das Praktikum in meinem<br />
Wunsch, zukünftig in der Vorbereitung <strong>und</strong> Betreuung<br />
von Familien tätig zu sein, die <strong>Kinder</strong>n ein neues<br />
Zuhause geben. Ich stelle zufrieden fest, dass<br />
mein Studium (<strong>und</strong> zum Teil mein Leben) mich<br />
ziemlich gut auf die Praxis vorbereitet hat <strong>und</strong> freue<br />
mich, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, mein erlerntes<br />
Wissen in dem Gebiet anzuwenden, das<br />
mich am meisten interessiert.<br />
Mirja Kröger<br />
Vorbereitung von <strong>Kinder</strong>n auf eine Fremdunterbringung<br />
Alle Menschen haben von Geburt an bestimmte<br />
Gr<strong>und</strong>bedürfnisse, wie z.B. nach Nahrung, Schutz,<br />
Zuwendung, Nähe, Trost usw. Um diese Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
durch seine Bezugsperson(en) erfüllt zu<br />
bekommen, verfügt der Mensch schon als Baby<br />
über ein festgelegtes Verhaltensrepertoire (Weinen,<br />
Schreien usw.), dessen Einsatz die Bezugsperson(en)<br />
zu einer zeitnahen <strong>und</strong> angemessenen Bedürfnisbefriedigung<br />
bewegen soll. Wenn dieser Mechanismus<br />
gut funktioniert, lernt das Kind, dass sein<br />
Verhalten etwas bewirkt <strong>und</strong> dass auf die Menschen<br />
in seiner Umgebung Verlass ist - es entwickelt ein<br />
„Urvertrauen“ 1 in sich, die Welt <strong>und</strong> Andere.<br />
Die <strong>Kinder</strong> jedoch, mit denen wir es in unserem beruflichen<br />
Alltag zu tun haben, haben in ihren Familien<br />
Vernachlässigung, Gewalt oder sexuellen Missbrauch<br />
erlebt. Sie haben immer wieder die Erfahrung<br />
gemacht, dass ihr Verhalten <strong>und</strong> Handeln nicht<br />
die gewünschten Ergebnisse erzielt <strong>und</strong> ihre Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />
immer wieder ignoriert werden. Aus<br />
diesem Erleben resultiert ein „Urmisstrauen“ mit<br />
einer sehr geringen Selbstwirksamkeitsüberzeugung.<br />
Ausgabe 53 16 KIM
Wenn ein solches Kind nun aus seiner Familie herausgenommen<br />
wird <strong>und</strong> perspektivisch woanders<br />
seinen zukünftigen Lebensmittelpunkt haben soll,<br />
scheint dies zunächst ebenfalls eine das Kind überwältigende<br />
<strong>und</strong> nicht beeinflussbare Situation zu<br />
sein. Es kann aber auch als Chance begriffen werden,<br />
den Kreislauf der permanenten Erfahrung, seine<br />
Umwelt nicht beeinflussen zu können, zu durchbrechen.<br />
Hier sind die MitarbeiterInnen im Jugendamt,<br />
von zuständigen freien Trägern sowie potentielle<br />
„Fremderzieher“ gefordert. In ihrer Verantwortung<br />
liegt es, im Prozess einer Fremdunterbringung die<br />
<strong>Kinder</strong> von Anfang an einzubeziehen <strong>und</strong> ihnen -<br />
vielleicht erstmals - zu zeigen, dass ihre Gefühle<br />
<strong>und</strong> Meinungen ernst genommen <strong>und</strong> berücksichtigt<br />
werden.<br />
Um dies optimal zu ermöglichen <strong>und</strong> die ganze Situation<br />
für das Kind möglichst versteh-, nachvollzieh<strong>und</strong><br />
annehmbar zu gestalten, sollten einige Aspekte<br />
berücksichtigt werden 2 :<br />
1. Vertrauensperson<br />
Zunächst ist es wichtig, dass dem Kind für den gesamten<br />
Prozess von der Herausnahme aus dem<br />
Elternhaus bis zur Unterbringung in einer Pflegefamilie<br />
oder Einrichtung eine bestimmte erwachsene<br />
Vertrauensperson als Ansprechpartner zur Verfügung<br />
steht. Dies kann dem Kind Sicherheit <strong>und</strong> Kontinuität<br />
vermitteln <strong>und</strong> ihm in dieser unübersichtlichen<br />
Lage Orientierung ermöglichen. Eine große<br />
Anzahl oder der Wechsel von zuständigen Personen<br />
verunsichert das Kind in dieser ohnehin beängstigenden<br />
Situation <strong>und</strong> belastet den schwierigen<br />
Übergang zu einem neuen Lebensmittelpunkt zusätzlich.<br />
2. Zügige <strong>und</strong> nachvollziehbare Hilfeplanung<br />
Da die gesamte Übergangsphase für das Kind mit<br />
vielen Unklarheiten, Unsicherheiten <strong>und</strong> Ängsten<br />
verb<strong>und</strong>en ist, die eine große psychische Belastung<br />
darstellen, ist es sinnvoll, den Hilfeprozess möglichst<br />
zügig <strong>und</strong> für das Kind nachvollziehbar zu gestalten<br />
<strong>und</strong> dem Kind schnellstmöglich eine Zukunftsperspektive<br />
aufzuzeigen. Natürlich darf dabei nichts<br />
überstürzt werden, da ja der zukünftige Lebensort<br />
des Kindes auch sorgfältig <strong>und</strong> passend ausgewählt<br />
werden muss; aber unnötige Verzögerungen sollten<br />
im Interesse des Kindes vermieden werden.<br />
3. Einbeziehung des Kindes<br />
Wie bereits erwähnt, kommt der Einbeziehung des<br />
Kindes in den gesamten Prozess der Fremdunterbringung<br />
eine große Bedeutung zu. Dies meint, dass<br />
das Kind altersentsprechend über Gründe, Möglichkeiten<br />
<strong>und</strong> Ziele der eingeleiteten Maßnahmen zu<br />
informieren ist. Das beinhaltet auch, dass dem Kind<br />
eine weitgehende Mitsprache bei der Auswahl der<br />
Einrichtung eingeräumt werden sollte. Je besser es<br />
die Hilfe versteht <strong>und</strong> ihren Sinn einsieht, desto eher<br />
wird es diese annehmen <strong>und</strong> sich auf sie einlassen.<br />
4. Transparenz<br />
Bei dem gesamten Prozess ist es ungemein wichtig,<br />
dem Kind gegenüber offen <strong>und</strong> ehrlich zu sein.<br />
Wenn Fragen nach den Gründen für die Trennung<br />
oder deren Dauer von der Familie ausweichend oder<br />
unehrlich beantwortet werden, kann das Kind in<br />
dieser Situation kein Vertrauen aufbauen. Das Gefühl<br />
der Hilflosigkeit, des Nicht-Beeinflussen-Könnens,<br />
Angst <strong>und</strong> Unsicherheit werden sich verstärken<br />
<strong>und</strong> verhindern, dass das Kind sich auf die umfassenden<br />
Veränderungen einlassen kann.<br />
5. Klärung von Zuständigkeiten<br />
Von den Eltern getrennt zu werden <strong>und</strong> woanders<br />
hinzukommen, bedeutet für das Kind den kompletten<br />
Verlust alles Gewohnten; alles ist neu, fremd,<br />
unbekannt. Dem Kind stellen sich unendlich viele<br />
Fragen, die sich unter anderem auf den „neuen“<br />
Alltag beziehen. Das Kind sucht verzweifelt nach<br />
Orientierung <strong>und</strong> Sicherheit. Es ist daher wichtig,<br />
frühzeitig die Zuständigkeiten zu klären <strong>und</strong> Absprachen<br />
zwischen Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen<br />
Dienstes <strong>und</strong> den zukünftigen „Fremderziehern“<br />
bezüglich Aufgaben <strong>und</strong> Rollen zu treffen.<br />
6. Übergang<br />
Der Wechsel von der Herkunftsfamilie in den neuen<br />
Lebensort ist für das Kind so angenehm <strong>und</strong> kindgerecht<br />
wie möglich zu gestalten. Dazu gehören „die<br />
Gestaltung des Abschieds von den Eltern, Willkommensrituale,<br />
Zeit für das Kind jenseits des normalen<br />
Tagesablaufs, Personen, die ansprechbar sind, sich<br />
aber nicht aufdrängen, <strong>und</strong> Aktivitäten, die das Kennenlernen<br />
(...) fördern“ 3 .<br />
Auch wenn diese Aspekte zunächst selbstverständlich<br />
erscheinen, steht zu befürchten, dass sie in der<br />
Realität häufig missachtet werden - sei es aufgr<strong>und</strong><br />
von Personalmangel in den Jugendämtern, Kosten-<br />
<strong>und</strong> Zeitdruck, Zuständigkeitswirrwarr oder Sonstiges.<br />
Da kann es meiner Meinung nach nicht schaden,<br />
sich (noch) einmal mit ihnen zu beschäftigen<br />
<strong>und</strong> sich ihre Bedeutung für die betroffenen <strong>Kinder</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendlichen bewusst zu machen. Im Hinblick<br />
auf die Komplexität der Thematik können diese Ausführungen<br />
jedoch lediglich als Denkanstoß verstanden<br />
werden.<br />
Mirja Kröger<br />
Praktikantin<br />
GfS Berlin<br />
1 Nach Erik H. Erikson<br />
2 Angelehnt an den Beitrag von Vierzigmann, Gabriele/ Rudeck,<br />
Rainer: „Wie können <strong>Kinder</strong> auf eine Fremderziehung vorbereitet<br />
werden?“ im Online-Handbuch Kindeswohlgefährdung vom<br />
Deutschen Jugendinstitut DJI (http://213.133.108.158/asd/96.htm)<br />
3 ebd.<br />
Ausgabe 53 17 KIM
Vom 10.10 bis zum 11.10.2006 gestalteten wir, das<br />
sechsköpfige Team der Jugendwohngemeinschaft in<br />
Meppen-Borken, unsere Teamtage in dem sehr<br />
schön gelegenen Ferienhaus in Vlagtwedde.<br />
Von links: Uwe Griepenburg, Birgit Sabel, Irmgard Terhorst,<br />
Jan Schnieder, Andrea Knoll, Sandra Möller<br />
Am Dienstagmorgen fuhren wir gemeinsam in Borken<br />
los. Um neun Uhr angekommen im Parc Emslandermeer,<br />
begrüßte uns unsere Hauswirtschaftsmeisterin<br />
Irmgard, mit einem leckeren Frühstück.<br />
Hier fanden wir nun die Zeit <strong>und</strong> Ruhe, viele wichtige<br />
Themen unserer Arbeit zu besprechen, die im Alltag<br />
<strong>und</strong> während dem Schichtdienst wenig Platz finden.<br />
In gemütlicher Atmosphäre tauschten wir uns gegenseitig<br />
aus <strong>und</strong> nutzten diese Zeit auch, um uns<br />
näher kennen zu lernen, was die Teamzugehörigkeit<br />
stärkte.<br />
Teamtag Erster Teil:<br />
Begonnen haben wir mit dem Thema Qualitätsmanagement,<br />
mit dem wir uns nochmals intensiv auseinandergesetzt<br />
haben. Jeder Mitarbeiter hat sich<br />
eine Mappe zusammengestellt, in der die wichtigsten<br />
Unterlagen zu diesem Bereich übersichtlich enthalten<br />
sind.<br />
Fortgeführt haben wir den Vormittag mit der Planung<br />
von Projekten, Festen <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten sowie<br />
Gespräche über unsere Regeln <strong>und</strong> Strukturen im<br />
Haus, die gegebenenfalls ergänzt oder verändert<br />
wurden.<br />
Wöchentlich stattfindenden Rituale wie die Jugendkonferenz<br />
<strong>und</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>en haben wir noch<br />
einmal überdacht <strong>und</strong> mit neuen Ideen <strong>und</strong> Methoden<br />
gefüllt.<br />
Teamtag Zweiter Teil:<br />
Zum Nachmittag starteten wir eine Supervision gemeinsam<br />
mit unserem Abteilungsleiter Herrn Robben<br />
<strong>und</strong> dem Supervisor Herrn Kuper.<br />
Teamtage in Vlagtwedde<br />
Herr Kuper schaffte eine Gruppenatmosphäre, die<br />
das Besprechen von Problemen <strong>und</strong> Belangen möglich<br />
machte. In dieser entspannten <strong>und</strong> ruhigen Umgebung<br />
mit Abstand zu unseren Gruppenalltag fiel<br />
es uns leichter Dinge, objektiv <strong>und</strong> adäquat zu besprechen.<br />
Diese intensive Supervision ermöglichte uns ein<br />
neues Teambewusstsein; Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />
der einzelnen Teammitglieder wurden erkannt. Neue<br />
pädagogische Ideen <strong>und</strong> Sichtweisen wurden entwickelt.<br />
Nach diesem informationsreichen Tag gönnten wir<br />
uns am Abend ein leckeres Essen in der Festung<br />
Bourtange. Beim Schlemmen <strong>und</strong> Klönen genossen<br />
wir die gemeinsame Zeit.<br />
Teamsitzung Dritter Teil:<br />
Am Mittwochmorgen begannen wir mit dem letzten<br />
Teil unserer Teamtage. Am liebevoll gedeckten<br />
Frühstückstisch (Danke, Irmgard) planten wir gemeinsam<br />
den Ablauf.<br />
Wir starteten mit den ausführlichen Erläuterungen<br />
r<strong>und</strong> um den Hilfeplan, tauschten Erfahrungen aus<br />
<strong>und</strong> legten weitere hilfreiche Formulare an. Des<br />
Weiteren gingen wir näher auf die Aktenführung <strong>und</strong><br />
verwaltungsorganisatorische Angelegenheiten ein.<br />
Zum Ende fanden wir die Zeit, gemeinsam Perspektiven<br />
<strong>und</strong> Ziele der Jugendlichen zu besprechen.<br />
Wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen <strong>und</strong><br />
sind motiviert<br />
<strong>und</strong> mit neuen<br />
Ideen wieder zurück<br />
nach Borken<br />
gefahren. Es<br />
war eine absolut<br />
positive Erfahrung,<br />
die uns als<br />
Team sehr bestärkt<br />
hat.<br />
Stille Wasser sind tief…<br />
Ein herzliches Dankeschön an<br />
• Birgit <strong>und</strong> Daniela aus Bokeloh, die unseren<br />
Dienst übernommen haben<br />
• Herrn Kuper <strong>und</strong> Herrn Robben für Ihren Besuch<br />
• Herrn/Frau <strong>Backhaus</strong> für die Möglichkeit das<br />
Haus in Vlagtwedde zu nutzen<br />
• Irmgard für die super Verpflegung<br />
• Sandra für den strukturierten Ablauf <strong>und</strong> die Planung<br />
• Birgit <strong>und</strong><br />
Uwe, Danke<br />
für die<br />
nächtliche<br />
Bootstour<br />
Gruß, Andrea<br />
Ausgabe 53 18 KIM
Computerspiele oder besser E-Games = Elektronic<br />
Games als zusammenfassender Oberbegriff auf Konsolenbasierender<br />
Videospiele <strong>und</strong> PC-Computerspiele<br />
- eine eigene, weite Welt, in der man sich schnell<br />
verlaufen kann <strong>und</strong> vor lauter Angeboten nicht wieder<br />
herausfindet. Beim Surfen Im Internet arbeitete ich<br />
mich zunächst durch die Kaufangebote von Gameboy,<br />
Nintendo, X-Box. Playstation oder Gamecube<br />
bis zu den einzelnen Spielen wie Siedler, Tomb Raider,<br />
Gothik 2 oder Counterstrike durch, bis ich meinem<br />
Ziel langsam näher kam: den Nebenwirkungen.<br />
Auslöser für meine Recherche war ein sehr aufrüttelndes<br />
Ereignis: Ein Jugendlicher einer Profifamilie ®<br />
erlitt bei einer LAN-Party einen epileptischen Anfall.<br />
Glücklicherweise waren die Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Eltern<br />
des Gastgebers in der Nähe, so dass sie Hilfe holen<br />
<strong>und</strong> später dem Jungen <strong>und</strong> uns berichten konnten,<br />
was passiert war. Erst jetzt kamen wir auf die Idee,<br />
die Spielehandbücher genauer zu lesen bzw. ernst<br />
zunehmen, in denen dann auch tatsächlich vor epileptischen<br />
Anfällen gewarnt wurde. Ich nehme dieses<br />
zum Anlass, allgemein über die Warnhinweise<br />
<strong>und</strong> Gefahren zu informieren.<br />
Bei übermäßigem Konsum von Computerspielen<br />
oder auch Computernutzung allgemein kann es zu<br />
Schlafdefizit, Schlafstörungen, Halluzinationen, Konzentrationsschwächen<br />
<strong>und</strong> Nervenschäden (Karpaltunnelsyndrom)<br />
kommen. Durch das ständige Sitzen<br />
<strong>und</strong> den Bewegungsmangel können Übergewicht<br />
sowie Haltungsschäden <strong>und</strong> die Rückbildung der<br />
Muskulatur entstehen. Das Auslassen der Mahlzeiten,<br />
weil während des Spielens alles vergessen<br />
wird, kann auch zu Untergewicht führen.<br />
Das Auftreten von Gaming Sickness (Übelkeit) ist<br />
möglich. In vielen Spielehandbüchern werden außerdem<br />
Epilepsiewarnungen ausgesprochen.<br />
Eine Studie (von November 05) der Berliner Charité<br />
zeigte, dass etwa jeder zehnte Computerspieler<br />
Abhängigkeitskriterien erfüllt, welche mit denen von<br />
anderen Süchtigen, wie beispielsweise Alkoholabhängigen,<br />
vergleichbar sind. Eine hirnphysiologische<br />
Untersuchung von fünfzehn „normalen“ <strong>und</strong> fünfzehn<br />
„exzessiven“ Computerspielern ergab, dass<br />
exzessives Spielen zur Sucht führen kann. Als ex-<br />
Computerspiele<br />
Nebenwirkungen <strong>und</strong> Sucht<br />
zessiver Spieler wurde man eingeschätzt, wenn man<br />
mindestens drei international anerkannte Kriterien<br />
für Abhängigkeit erfüllte: Unstillbares Verlangen,<br />
Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, Vernachlässigung<br />
anderer Interessen, Kontrollverlust, anhaltend<br />
exzessives Spielen trotz schädlicher Folgen.<br />
Bei kaum einer anderen Sucht ist die Dunkelziffer so<br />
hoch wie bei der Computersucht - nur wenige Fälle<br />
kommen in Behandlung, so dass es kaum ein Bewusstsein<br />
in unserer Gesellschaft dafür gibt. Viele<br />
Betroffene sind eher Einzelgänger, haben wenige<br />
soziale Kontakte. Oft zeichnen sie sich durch eine<br />
hohe Intelligenz aus. Die Computersucht betrifft vor<br />
allem Männer - die Gefahr der Suchtausprägung ist<br />
am größten im Alter zwischen 14 <strong>und</strong> 20 Jahren.<br />
Eine Computersucht kann einen Rückzug in die<br />
virtuelle Welt zur Folge haben. Vor allem bei Problemen<br />
im Alltag <strong>und</strong> sozialen Schwierigkeiten kann<br />
die Computerwelt zu einer Ersatzwelt werden, die<br />
man sich zurechtrücken kann <strong>und</strong> in der man auch<br />
manchmal den Helden spielen kann.<br />
Leider bewirkt dies, dass der Betroffene noch weniger<br />
soziale Kontakte pflegt, das Gefühl der Einsamkeit<br />
stärker wird <strong>und</strong> kompensiert wird durch die Beschäftigung<br />
mit dem Computer. Es folgt eine soziale, dann<br />
zunehmend auch körperliche Verwahrlosung.<br />
Bei dem Jugendlichen in unserer Einrichtung mussten<br />
wir, um ihn zu schützen, erst einmal sicherstellen,<br />
dass er nicht mehr lange Zeit im Stück am<br />
Computer spielen kann. Leider hat er selber keine<br />
Einsicht für die Notwendigkeit entwickelt - er selbst<br />
hat seinen epileptischen Anfall ja auch nicht bewusst<br />
erlebt. Dafür aber seine Fre<strong>und</strong>e, die davon sehr<br />
aufgerüttelt waren <strong>und</strong> eine Wiederholung nicht riskieren<br />
wollen.<br />
Wie in der Therapie für Computersüchtige empfohlen,<br />
hatten wir vorher nicht den Weg des Entzugs<br />
gewählt, da er soziale Kontakte über das gemeinsame<br />
Interesse am PC pflegte, wobei wir die Zeit für<br />
das Spiel begrenzt haben. Diesen Weg stellen wir<br />
inzwischen in Frage <strong>und</strong> haben ihm für eine begrenzte<br />
Zeit das PC-Spielen zu Hause komplett<br />
verboten. Wir sehen, wie stark seine Unruhe nachlässt,<br />
wie andere Interessen wieder größer werden<br />
<strong>und</strong> auch die Konzentration auf andere Dinge stärker<br />
wird. Auch die Auswirkung auf die Beziehung zu<br />
den Profieltern ist sichtbar: Gespräche entstehen,<br />
gemeinsame Tätigkeiten sind ganz anders möglich,<br />
die Beziehung intensiviert sich.<br />
Aber auch die Kämpfe um das<br />
Spielen werden härter <strong>und</strong> seine<br />
Suche nach Schlupfwinkeln - das<br />
Problem ist damit noch lange nicht<br />
gelöst.<br />
Helga Ache<br />
Erziehungsleitung<br />
Ausgabe 53 19 KIM
Familientreffen der Gruppe 4 der GfS Osnabrück<br />
Und wieder war<br />
das Jahrestreffen<br />
der Gruppe 4 der<br />
GfS Osnabrück<br />
ein gelungener<br />
Tag.<br />
Bei natürlich strahlendemSonnenscheinverbrachten<br />
wir einen schönen Tag im Freien. Das Highlight<br />
für die <strong>Kinder</strong> war das Riesentrampolin. Es machte<br />
den Erwachsenen viel Freude, das Miteinander der<br />
<strong>Kinder</strong> zu beobachten, die durch die Aktivitäten der<br />
letzten Jahre ein vertrautes Miteinander gef<strong>und</strong>en<br />
haben. Trotz der Altersunterschiede ist ein gewisses<br />
Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden. Obwohl<br />
die <strong>Kinder</strong> in ihren Persönlichkeiten sehr unterschiedlich<br />
sind, bleiben sie durch ihr Schicksal als<br />
aufgenommenes<br />
Kind verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> werden in<br />
den nächsten<br />
Jahren immer<br />
wieder aufeinander<br />
treffen. Wir<br />
hoffen, den <strong>Kinder</strong>n<br />
einen Austauschuntereinander<br />
zu ermöglichen <strong>und</strong> erleben zu können, dass<br />
sie als Kind einer Ersatzfamilie kein Einzelfall sind.<br />
Auch bei den Profifamilien ® ist ein deutliches Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />
ein Gruppengefühl zu<br />
spüren. Über die wöchentlichen Erziehungskonferenzen<br />
hinaus haben sie ein Netz gebildet <strong>und</strong> unterstützen<br />
sich auch im Alltag. So wird beim Umzug<br />
einer Familie das Kind während der Zeit kurzerhand<br />
von einer anderen Familie mitbetreut, oder man<br />
greift einmal zum Telefonhörer, wenn man nur noch<br />
Rot sieht.<br />
Für mich als<br />
Erziehungsleitung<br />
ist es schön<br />
zu merken, dass<br />
das Bindungskonzept<br />
nicht nur<br />
bei den <strong>Kinder</strong>n<br />
gegriffen hat,<br />
sondern auch eine gewisse Bindung unter den Familien<br />
<strong>und</strong> zur Erziehungsleitung entstehen kann,<br />
die Sicherheit gibt <strong>und</strong> ein Netz bildet, so dass sich<br />
die Familien <strong>und</strong> auch die <strong>Kinder</strong> in sämtlichen Lebenslagen<br />
nicht alleine gelassen, sondern aufgefangen<br />
fühlen können.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass auch in<br />
den nächsten Jahren ein vertrautes<br />
<strong>und</strong> unterstützendes Miteinander<br />
möglich ist.<br />
Christiane Gerbus<br />
Erziehungsleitung<br />
GfS Osnabrück<br />
Neue Außenanlage: Eine Augenweide<br />
Nach Fertigstellung<br />
der Putz-<br />
<strong>und</strong> Estricharbeiten<br />
im Hallenbereich<br />
konnten wir<br />
- das Gartenbauteam<br />
- mit den<br />
Außenanlagen beginnen. Hierzu fertigten wir zunächst<br />
eine Zeichnung an <strong>und</strong> stimmten sie mit Herrn<br />
<strong>und</strong> Frau <strong>Backhaus</strong> ab. Dabei wählten wir in Anlehnung<br />
an den Bodenbelag der Cafeteria (Eichendielen<br />
<strong>und</strong> Fliesen mit eichenfarbenem Charakter)<br />
eine Betonplatte aus, die diesem Farbmuster entspricht<br />
<strong>und</strong> somit den Charakter draußen widerspiegelt.<br />
Im Außenbereich des Haupteinganges <strong>und</strong> der Cafeteria<br />
haben wir eine großzügige Terrasse angelegt.<br />
Sie ist etwa 80 qm groß. Die geschwungene Form<br />
der Terrasse fügt sich harmonisch in das Gesamtbild<br />
ein. Dazu haben wir die rechtwinkligen Betonplatten<br />
passgenau geschnitten. Eine 4-reihige Riemchen-Läuferschicht<br />
umrahmt die gesamte Terrasse<br />
<strong>und</strong> unterstreicht so die geschwungene Führung.<br />
Vor dem Haupteingang haben wir das Logo des<br />
Unternehmens in die Pflasterung mit eingearbeitet.<br />
Dieses Logo befindet sich auch beim Haupteingang<br />
der <strong>Clearing</strong>stelle.<br />
Links neben dem Haupteingang ist der Eingang zur<br />
Küche in Form einer Rampe, um den Höhenunterschied<br />
von 60 cm zwischen der Cafeteria <strong>und</strong> dem<br />
Ursprungsgelände auszugleichen. Gleichzeitig dient<br />
sie dem Rollstuhlfahrer<br />
als<br />
Fahrtrasse <strong>und</strong><br />
dem Anlieferverkehr<br />
als Abladerampe.<br />
Die Rampe<br />
ist durch ein<br />
Hochbeet, aus<br />
Tuffsteinen aufgemauert, abgetrennt. Es wird im<br />
Frühjahr 2007 mit unterschiedlichsten<br />
Kräutern bepflanzt.<br />
Den Eingangsbereich haben wir<br />
bis auf ein paar Schönheitskorrekturen<br />
somit fertig gestellt!<br />
Norbert Tijman<br />
Gärtnermeister<br />
Ausgabe 53 20 KIM
<strong>Kinder</strong> lernen wie sie leben<br />
Ein Kind ist wie ein Baum –<br />
jeder einzelne bedarf besonderer Pflege.<br />
Er muss auf den richtigen Boden kommen, um zu<br />
gedeihen.<br />
Manche brauchen mehr Pflege, manche weniger.<br />
Manche wachsen auf gutem Boden auf, bei anderen<br />
muss der Boden verbessert werden <strong>und</strong> einige müssen<br />
sogar verpflanzt werden, um eine Chance auf<br />
eine gute Entwicklung zu bekommen.<br />
Es gibt große, kleine, dicke <strong>und</strong> dünne, stachelige<br />
<strong>und</strong> zarte.<br />
Aus abgebrochenen Zweigen können bei guter Pflege<br />
neue keimen.<br />
Doch um einen kranken <strong>und</strong> verletzten Baum wieder<br />
aufzupäppeln, braucht es viel Geduld <strong>und</strong> Pflege<br />
<strong>und</strong> oftmals den Rat eines Fachmannes, der sich mit<br />
speziell dieser Art von Baum auskennt.<br />
Deshalb setzen wir uns für eine besonders gute<br />
Betreuung, Beratung <strong>und</strong> Begleitung von aufnehmenden<br />
Profifamilien ® ein.<br />
Denn wir alle brauchen einen ges<strong>und</strong>en neuen<br />
Baumbestand für unsere Zukunft.<br />
<strong>Kinder</strong> lernen, wie sie leben<br />
Irene Stehmann<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Kritik,<br />
lernt es zu verurteilen.<br />
Wenn ein Kind aufwächst, umgeben von Feindseligkeit,<br />
lernt es, um sich zu schlagen.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Spott,<br />
lernt es, misstrauisch zu werden.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Missgunst,<br />
lernt es, schuldbewusst zu werden.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Verständnis,<br />
lernt es, nachsichtig zu werden.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Aufmunterung,<br />
lernt es Zuversicht.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Lob,<br />
lernt es einzuschätzen, richtig zu handeln.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Ehrlichkeit,<br />
lernt es Gerechtigkeit.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Geborgenheit,<br />
lernt es Vertrauen.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Fre<strong>und</strong>lichkeit,<br />
lernt es Großmut.<br />
Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft,<br />
lernt es, die Welt zu lieben.<br />
(Dorothy Law Nolte)<br />
Ausgabe 53 21 KIM
Den <strong>Kinder</strong>n eine Stimme geben<br />
Childhood studies <strong>und</strong> ihre Rahmenbedingungen in Deutschland<br />
Kindheit ist auch nicht mehr, was sie einmal war …<br />
begannen so lange Jahre die Klagen der älteren Generation<br />
über den Nachwuchs, ist es heute mehr die<br />
gesellschaftliche Einsicht über die Benachteiligung<br />
der <strong>Kinder</strong>, die zu Sorgen Anlass gibt. <strong>Kinder</strong> statt<br />
Job <strong>und</strong> daher Armutsrisiko oder Karrierehindernis,<br />
Übergewicht von <strong>Kinder</strong>n wegen Bewegungsmangel<br />
in der autogerechten Stadt, Probleme von Gewalt <strong>und</strong><br />
Vernachlässigung <strong>und</strong> zu guter Letzt die Bildungsmisere<br />
sind Schlagworte einer Diskussion darüber, wie<br />
die schlimmsten Folgen abgeschwächt werden könnten.<br />
Geführt wird die Debatte nicht nur in den kleiner<br />
werdenden Kreisen der Eltern <strong>und</strong> Familien, sondern<br />
auch darüber hinaus - ist sie doch auch im Interesse<br />
der kinderlosen Generation der mutmaßlich „kinderentwöhnten<br />
Gesellschaft“, fürchtet diese doch um die<br />
eigenen Rente.<br />
Mit Maßnahmen wie dem neuen Elterngeld, besserer<br />
Kleinkindbetreuung <strong>und</strong> Bildungsförderung schon<br />
im Vorschulalter soll die Lage von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Eltern<br />
verbessert werden. Ob dies jedoch Wirkung<br />
zeigt, kann bislang nur bedingt beantwortet werden<br />
aus der Perspektive einzelner Fachdisziplinen wie<br />
der Pädagogik (die für ein Mehr an Pädagogik eintritt),<br />
der Pädiatrie (die für lückenlose Vorsorgeuntersuchungen<br />
plädiert) oder der Psychologie (die in<br />
der Entwicklungspsychologie den Schlüssel sieht).<br />
Doch wie steht es um die Selbstwahrnehmung der<br />
Eltern <strong>und</strong> insbesondere auch der <strong>Kinder</strong>? Welche<br />
Interessen verfolgen sie, welche Schwerpunkte setzen<br />
sie?<br />
Schon im Ansatz zeigt sich hier die Problematik,<br />
dass eine gebündelte Perspektive nicht nur fehlt, ihr<br />
wird sogar implizit die Berechtigung abgesprochen.<br />
Denn wie alle Fachdisziplinen ihren eigenen Gesetzen<br />
folgen, so sehen sich auch die kindheitsbezogenen<br />
sich selbst als Maßstab. Pädagogische, psychologische<br />
oder medizinische Anforderungen werden<br />
als Parameter der Beschreibung des Zustandes<br />
der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen genommen. <strong>Kinder</strong><br />
werden noch immer kaum als selbstständige Personen<br />
wahrgenommen, sondern als zu betreuende.<br />
Solch wohlmeinender Paternalismus übersieht aber<br />
die Vielfalt kindlicher Sozialisationsprozesse <strong>und</strong> die<br />
unterschiedlichen Möglichkeiten, sich dieser zu stellen.<br />
Sie geht aus von einem eher mittelständischen<br />
Blick, der die subjektiven Rationalismen von <strong>Kinder</strong>n<br />
oder auch Eltern, gerade in sozial benachteiligten<br />
Lebenslagen, oft nicht zu verstehen mag.<br />
Dabei stößt diese Wahrnehmung auf ein besonderes<br />
Paradox: gerade die Mittel- <strong>und</strong> Oberschichten, die<br />
die (ver)öffentlich(t)e Meinung repräsentieren, leiden<br />
unter dieser von Frank Schirrmacher beschriebenen<br />
„<strong>Kinder</strong>entwöhnung“. Doch gleichzeitig prägen sie die<br />
Bilder <strong>und</strong> Anforderungen einer Kindheit, der sie sich<br />
in ihren eigenen Lebenswelten bereits weitgehend<br />
entledigt haben. Den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen,<br />
die - wie beispielsweise türkische Familien<br />
oder auch die aus Russland ausgesiedelten -<br />
weiterhin <strong>Kinder</strong> bekommen <strong>und</strong> dies in fast unveränderter<br />
Anzahl, wird das bildungsbürgerliche Kindheitsbild<br />
hingegen übergestülpt. Diese Diskrepanz<br />
zwischen erlebter Realität <strong>und</strong> bürgerlichem Anspruch<br />
setzt nicht nur die sozial benachteiligten Eltern,<br />
sondern auch die <strong>Kinder</strong> unter enorme Spannung<br />
<strong>und</strong> ist letztendlich kaum auflösbar.<br />
In der professionellen Arbeit mit <strong>und</strong> für <strong>Kinder</strong> muss<br />
sich aber ein empathisches, Empowerment (Selbstkompetenz)<br />
förderndes Konzept etablieren, um fachlichen<br />
Ansprüchen der Förderung des <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />
Elternwohls gerecht zu werden.<br />
Ausgehend von einem solchen modernen Verständnis<br />
des Sozialmanagement haben sich bereits in<br />
den 80-er <strong>und</strong> 90-er Jahren an Hochschulen in<br />
Skandinavien, Großbritannien, Kanada oder Australien<br />
sog. Childhood studies etabliert. Sie knüpfen<br />
daran an, dass sich die Schulen der Sozialarbeit <strong>und</strong><br />
Sozialpädagogik in diesen Ländern längst zu einem<br />
Case-Management weiterentwickelt haben, in dem<br />
nicht die nachsorgende Unterstützung des Einzelnen<br />
im Vordergr<strong>und</strong> steht, sondern die aktive Integration<br />
in Teilhabeprozesse.<br />
Mit dem Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />
wird dieses Sozialmanagement-<br />
Konzept für kindliche Lebenswelten nun auch in<br />
Deutschland angewendet.<br />
Der Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />
(Applied Childhood Studies) wird seit 2005<br />
an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) am<br />
Standort Stendal angeboten. Er ist der erste dieser<br />
Art in Deutschland.<br />
Kindheitswissenschaften umfassen als Querschnittsfach<br />
Erkenntnisse aller Disziplinen <strong>und</strong> Fächer, die<br />
für die Altersgruppe <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche relevant<br />
sind. Dazu zählen neben Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie,<br />
Soziologie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />
auch Betriebswirtschaft, Sozialmanagement, Genetik<br />
<strong>und</strong> Neurowissenschaften sowie f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse<br />
der <strong>Kinder</strong>rechte, der nationalen <strong>und</strong> europäischen<br />
<strong>Kinder</strong>-, Familien-, Sozial-, Bildungs- <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitiken, ferner der Organisation <strong>und</strong><br />
Praxis von Erziehungs-, Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsinstitutionen.<br />
Eine besondere Bedeutung kommt dem Wissen um<br />
die Eigenart <strong>und</strong> Eigengesetzlichkeit von <strong>Kinder</strong>welten<br />
zu, den geschlechtsspezifischen <strong>und</strong> ethnischen<br />
Aspekten des Aufwachsens <strong>und</strong> dem Verständnis<br />
für die interkulturelle Differenz <strong>und</strong> den historischen<br />
Wandel der Kindheit. Vermittelt werden Kompetenzen<br />
zur Beratung <strong>und</strong> Kommunikation von <strong>und</strong> mit<br />
Familien, zur Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
Ausgabe 53 22 KIM
im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter, nicht zuletzt auch zur<br />
Stärkung der Mitwirkungsmöglichkeiten von <strong>Kinder</strong>n<br />
<strong>und</strong> Jugendlichen.<br />
Ausgestattet mit einem solchen Querschnittswissen<br />
<strong>und</strong> erforderlichen Schlüsselkompetenzen im Bereich<br />
Kommunikation, Management, Moderation <strong>und</strong><br />
Mediation werden Kindheitswissenschaftler/innen<br />
zukünftig in allen Bereichen der Gesellschaft für die<br />
Belange von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Familien tätig; der<br />
Schwerpunkt liegt dabei in Einrichtungen für <strong>Kinder</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendliche, insbesondere im Bildungs-, Erziehungs-<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich.<br />
Beim Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />
handelt es sich um einen gr<strong>und</strong>ständigen<br />
Studiengang, der nach sechs Semestern zu einem<br />
ersten berufsqualifizierenden Abschluss mit dem<br />
Grad eines Bachelor of Arts (B.A.) führt.<br />
Ein abgeschlossenes Bachelorstudium qualifiziert<br />
zur Berufstätigkeit oder zu einem Masterstudium an<br />
einer Universität oder Fachhochschule. Es ist geplant,<br />
längerfristig auch einen Masterstudiengang<br />
„Angewandte Kindheitswissenschaften“ aufzubauen.<br />
Weil für die Etablierung dieses Verständnisses ein<br />
umfassender Prozess des Change Managements<br />
notwendig ist, können über ein Masterstudium auch<br />
gezielt Nachwuchswissenschaftler/innen in diesem<br />
Sinne (als „Agenten des Wandels“/„Change Agents“)<br />
qualifiziert werden.<br />
Internationalität, Erwerb von interkulturellen Kompetenzen<br />
<strong>und</strong> gute Fremdsprachenkenntnisse werden<br />
immer wichtiger für das Berufsleben, insbesondere<br />
in einem Tätigkeitsfeld wie den Kindheitswissenschaften,<br />
das sich stark auf die Vorreiter in anderen<br />
Ländern bezieht. Im Rahmen des Studiums absolvieren<br />
die Studierenden drei Praktika, mindestens<br />
eines davon im Ausland.<br />
Auch im Inland geht es um eine enge Verzahnung<br />
mit Praxisstellen, die von Beratungsstellen für Familien<br />
<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> über Kitas, Schulen, Jugend-, Sozial-<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsämter, Krankenhäuser bis hin zu<br />
Ministerien, Interessenverbänden <strong>und</strong> Parteien<br />
reicht oder auch kinder- <strong>und</strong> familienbezogene Angebote<br />
aus der Wirtschaft zum Ausgangspunkt von<br />
Projektentwicklung <strong>und</strong> Change Management<br />
nimmt.<br />
Das Studium der Angewandten Kindheitswissenschaften<br />
befähigt dazu, in direktem Kontakt mit <strong>Kinder</strong>n<br />
<strong>und</strong> ihren Familien sowie in einschlägigen Trägereinrichtungen<br />
des Bildungs-, Erziehungs-, Sozial<strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heitswesens bzw. entsprechenden Planungsgremien<br />
auf kommunaler, Länder- oder B<strong>und</strong>esebene<br />
zu arbeiten <strong>und</strong> gegenüber zuständigen<br />
politischen Instanzen die Belange <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />
der <strong>Kinder</strong> zu vertreten.<br />
Aber auch neben den Projektaktivitäten im Rahmen<br />
der Praktika arbeitet der Studiengang eng zusam-<br />
men mit Einrichtungen für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />
<strong>und</strong> deren Trägern, sowohl überregional als auch<br />
vor Ort in der Region. Dabei wurden bereits gemeinsame<br />
Forschungs- <strong>und</strong> Praxisprojekte unterstützt<br />
<strong>und</strong> initiiert, so zur Armutssituation in der Altmark,<br />
zur Betreuung von Kleinkindern <strong>und</strong> Elternarbeit in<br />
Kitas in sozial benachteiligten Stadtteilen oder zur<br />
Bewegungs- <strong>und</strong> Ernährungssituation von <strong>Kinder</strong>n<br />
im ländlichen Raum.<br />
Der Studiengang konnte sich auch bereits aktiv einbringen<br />
in b<strong>und</strong>esweite Diskussionen um aktuelle<br />
kinder- <strong>und</strong> familienpolitische Fragestellungen. In<br />
diesem Rahmen wurden wir u.a. eingeladen zu fachlichen<br />
Stellungnahmen im Rahmen des Deutschen<br />
Präventionspreises, des Kongresses „ges<strong>und</strong> von<br />
Anfang an“ der B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Aufklärung, der Anhörung der SPD-B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />
zur Problematik von <strong>Kinder</strong>vernachlässigungen,<br />
des Kongresses „Besser essen. Mehr bewegen“ des<br />
B<strong>und</strong>esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Verbraucherschutz, des Kongresses Armut <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit, der Fachtagung „Soziales Kapital für<br />
Ges<strong>und</strong>heit“ im Berliner Wissenschaftszentrum sowie<br />
weiteren Veranstaltungen des Deutschen <strong>Kinder</strong>hilfswerkes,<br />
des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes,<br />
der Friedrich-Ebert-Stiftung <strong>und</strong><br />
vieler weiterer Partner. Mitwirken konnten wir auch<br />
an zahlreichen fachlichen Stellungnahmen für Institutionen,<br />
Verbände <strong>und</strong> Ministerien sowie an einer<br />
Expertise der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Präventionsgesetz.<br />
Exkursionen führten die Studierenden u.a. in das<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Frauen, Senioren<br />
<strong>und</strong> Jugend, zur <strong>Kinder</strong>kommission des Deutschen<br />
B<strong>und</strong>estages, zum B<strong>und</strong>esvorstand des Deutschen<br />
Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es, in die <strong>Kinder</strong>klinik des Universitätsklinikums<br />
Magdeburg oder auch zur <strong>Kinder</strong>stadt<br />
Halle.<br />
Im Rahmen der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Elementare<br />
Pädagogik <strong>und</strong> des Modellverb<strong>und</strong>es der<br />
Robert-Bosch-Stiftung konnten sich die Kindheitswissenschaften<br />
auch in die b<strong>und</strong>esweite Diskussion<br />
um eine Stärkung der Elementarpädagogik einbringen.<br />
Bereits dieser kleine Ausschnitt zeigt das wachsende<br />
Bewusstsein von Politik <strong>und</strong> Fachöffentlichkeit<br />
darüber, welche Potenziale <strong>und</strong> Lösungskompetenzen<br />
in einem intersektoralen, multidisziplinären Verständnis<br />
stecken. Mit einem behutsamen, aber gezielten<br />
Aufbau der Kapazitäten werden die Kindheitswissenschaften<br />
zukünftig umfassende Praxis<strong>und</strong><br />
Forschungsprojekte abwickeln <strong>und</strong> die Fachdisziplin<br />
nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern auch<br />
insgesamt in Deutschland nachhaltig etablieren<br />
können.<br />
Dr. Raim<strong>und</strong> Geene<br />
Kindheitswissenschaften (HS-Magdeburg)<br />
Ausgabe 53 23 KIM
Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fit – Kitas machen mit<br />
Liebe Leser,<br />
die Veränderungen des Lebensstils haben auch vor<br />
den <strong>Kinder</strong>zimmern nicht Halt gemacht. Immer mehr<br />
<strong>Kinder</strong> essen falsch <strong>und</strong> zu viel, bewegen sich zu<br />
wenig. Fehlende Bewegungsräume, vermehrter Medienkonsum<br />
<strong>und</strong> Fastfood bestimmen zunehmend<br />
das Leben der Mädchen <strong>und</strong> Jungen. Eine ungünstige<br />
Mischung! Denn sie ist entscheidend für das<br />
Übergewicht in dieser Altersgruppe.<br />
Aktuellen Schätzungen zufolge bringen 10-18 % der<br />
<strong>Kinder</strong> unter 11 Jahren zu viele Pf<strong>und</strong>e auf die Waage,<br />
etwa 4-7 % sind bereits adipös (fettleibig). Beunruhigend<br />
ist, dass die betroffenen <strong>Kinder</strong> bereits eindeutig<br />
erhöhte Risiken für Begleit- <strong>und</strong> Folgeerkrankungen,<br />
wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes<br />
<strong>und</strong> psychosoziale Erkrankungen aufweisen.<br />
Um dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzuwirken,<br />
haben wir uns in unserer Kita Gedanken gemacht,<br />
wie wir unsere <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> ihre Familien möglichst<br />
frühzeitig erreichen.<br />
Fast zeitgleich startete der Landkreis Uckermark im<br />
Jahr 2003 einen Kitawettbewerb unter der Losung:<br />
„Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fit, Kitas macht mit“.<br />
An diesem Wettbewerb, der über 3 Jahre lief, beteiligten<br />
wir uns nur zu gern, weil wir mit der Ernährung<br />
<strong>und</strong> den unzureichenden sportlichen Aktivitäten<br />
unserer <strong>Kinder</strong> nicht zufrieden waren.<br />
Täglich brachten <strong>Kinder</strong> zum Frühstück Milchschnitte,<br />
Pingui oder Kuchen mit.<br />
Gemeinsam mit den Eltern <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n beschlossen<br />
wir, uns der Aufgabe zu stellen <strong>und</strong> in unserer Kita<br />
einiges zu ändern.<br />
Eine der größten Veränderungen ist das einheitliche<br />
Frühstücks- <strong>und</strong> Vesperangebot .<br />
Wir kaufen selbst ein. Alle <strong>Kinder</strong> ab 2 Jahre machen<br />
sich ihre Schnitten selbst.<br />
Es gibt täglich verschiedene Brotsorten sowie Fillinchen-Waffelbrot<br />
<strong>und</strong> Knäcke. Im Angebot sind auch<br />
Geflügelwurstsorten, Käse, Marmelade <strong>und</strong> Honig.<br />
Nutella wird nur einmal in der Woche angeboten.<br />
Abwechselnd haben wir auch Müsli, Jogurt, Cornflakes<br />
oder Joghurtdrinks. Die Wurst- <strong>und</strong> Käseteller<br />
sind oft mit Gemüse garniert.<br />
Seit unserem Frühstücksangebot haben die <strong>Kinder</strong><br />
in der Kita keine Milchschnitte <strong>und</strong> kein Pingui mehr<br />
gegessen.<br />
Bei unseren Lernangeboten spielt das Thema „Ges<strong>und</strong>heit“<br />
oftmals eine Rolle.<br />
Die <strong>Kinder</strong> finden z.B. selbst heraus, welche Lebensmittel<br />
ges<strong>und</strong> sind <strong>und</strong> welche nicht. Oder sie<br />
stellen Vergleiche an, wie viel Zucker in welchen<br />
Lebensmitteln steckt.<br />
Gemeinsam bereiten wir Obstsalate, Gemüsesalate<br />
<strong>und</strong> Gemüsesuppe zu. Auch selbstgebackene Roggenbrötchen<br />
<strong>und</strong> Quark waren ein tolles Frühlingsfrühstück.<br />
Einmal kochten wir chinesisch, haben mit<br />
Stäbchen gegessen <strong>und</strong> aus Schälchen getrunken.<br />
Das war für uns <strong>und</strong> unsere <strong>Kinder</strong> ein richtiger<br />
Spaß.<br />
Täglich wird in der Kita ein Obst-, Gemüse- <strong>und</strong><br />
Getränkebüfett bereitgestellt. Das Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
wird von den <strong>Kinder</strong>n mitgebracht.<br />
Eine andere große Änderung ist das Getränkeangebot.<br />
Alle <strong>Kinder</strong> trinken nun Tee ohne Zucker sowie<br />
jeden Morgen mindestens eine Tasse Milch. Die<br />
<strong>Kinder</strong> können sich, wann immer sie möchten, mit<br />
Getränken bedienen.<br />
Beim Mittag füllen sie sich ihr Essen selbst auf, so<br />
entscheiden sie, was sie essen <strong>und</strong> wie viel sie essen<br />
möchten.<br />
Mit Hilfe der Eltern haben wir erreicht, dass an <strong>Kinder</strong>geburtstagen<br />
nur noch selten Kuchen <strong>und</strong> Süßigkeiten<br />
mitgeschickt werden. Fast alle Eltern bereiten<br />
ein leckeres Stüllchenbüfett vor oder bringen<br />
Obst- <strong>und</strong> Gemüsekörbchen mit.<br />
Um das Bewegungsverhalten unserer <strong>Kinder</strong> zu<br />
verbessern, haben wir in unserer Kita einen Toberaum<br />
eingerichtet. Die tägliche Nutzung sowie jeden<br />
Tag Sport <strong>und</strong> Spiel auf unserem Spielplatz ist ein<br />
wichtiger Bestandteil in unserer Arbeit mit den <strong>Kinder</strong>n.<br />
Jetzt haben wir noch mehr Roller, Fahrräder<br />
<strong>und</strong> Laufräder gekauft. Einmal in der Woche nutzen<br />
wir die große Turnhalle der Schule, um dort 90 Minuten<br />
lang richtig Sport zu treiben. Im Sommer gehen<br />
wir dazu auf den großen Sportplatz der Schule.<br />
Um auch die Eltern unserer <strong>Kinder</strong> anzuspornen,<br />
laden wir einmal im Jahr zum Familiensportfest ein.<br />
Dabei haben die Eltern genauso viel Spaß wie die<br />
<strong>Kinder</strong>.<br />
Als wir nach drei Jahren unseren Abschlussbericht<br />
erarbeiteten, merkten wir erst, wie viel Veränderungen<br />
in unserer Kita passiert sind. Für uns <strong>und</strong> unsere<br />
<strong>Kinder</strong> ist jetzt alles schon normaler Alltag. Wir<br />
haben ein tolles Ergebnis erreicht <strong>und</strong> konnten im<br />
Juni 2006 den 1.Platz in der Kategorie „Kleine Kitas“<br />
erzielen.<br />
Dass wir sportlich sehr aktiv sind, konnten unsere<br />
<strong>Kinder</strong> mit einem 4.Platz (von 27 Kitas) im September<br />
2006 bei den „Uckermärkischen Sportspielen<br />
der Kitas“ beweisen.<br />
Um die Ges<strong>und</strong>heitserziehung in der Kita noch mehr<br />
zu fördern, sind wir jetzt in den Vorbereitungen, eine<br />
Kneippkita zu werden.<br />
Wir engagieren uns in der Stärkung der Ges<strong>und</strong>heit<br />
unserer <strong>Kinder</strong> - ganz im Sinne der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation:<br />
„Ges<strong>und</strong>heit wird von Menschen in ihrer alltäglichen<br />
Umwelt geschaffen <strong>und</strong> gelebt, dort wo sie spielen,<br />
lernen <strong>und</strong> arbeiten.“<br />
Von Birgit Pollin - Profimutter der GfS Uckermark<br />
Erzieherin in der Kita „Frechdachse“ Fürstenwerder<br />
(Uckermark)<br />
Ausgabe 53 24 KIM
Ich glaube, es ist so weit, wenn es uns auch schwer<br />
fällt, so müssen wir, die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Erzieher, uns<br />
wohl vom Sommer verabschieden.<br />
Die Uhren wurden umgestellt, es wird kälter <strong>und</strong> die<br />
Eicheln <strong>und</strong> die Blätter fallen von den Bäumen.<br />
Wenn wir von der <strong>Clearing</strong>stelle mal zurückschauen,<br />
so war es doch ein sehr schöner Sommer.<br />
Besonders in den warmen Wochen konnten wir endlich<br />
mal wieder unsere Schwimmbecken nutzen <strong>und</strong><br />
den Rasensprenger aufstellen. Und weil es so warm<br />
war, tobten <strong>und</strong> planschten auch die Erwachsenen<br />
gerne mit.<br />
Das hat echt Spaß gemacht !!<br />
Was kann man<br />
im Sommer in so<br />
einer <strong>Clearing</strong>stelle<br />
sonst noch<br />
machen??<br />
Alles, was Spaß<br />
macht!<br />
Wir waren Reiten, haben gegrillt,<br />
Lagerfeuer mit Stockbrot, lange<br />
Spaziergänge gemacht.<br />
In den Sommerferien hat es sehr viel geregnet. Leider<br />
gab es manche Tage, an denen wir nicht draußen<br />
spielen konnten.<br />
Aber auch<br />
dann gab es im<br />
<strong>Clearing</strong>haus nie<br />
Langeweile.<br />
Ganz im Gegenteil:<br />
uns fiel immer<br />
etwas ein.<br />
Die Zeit der Sommerferien<br />
verging<br />
wie im Flug. Ehe wir auch nur daran denken konnten,<br />
saßen wir alle wieder in der Schule.<br />
Der Herbst ist da!<br />
Nun standen wieder<br />
Aktivitäten wie<br />
Bücher aus der<br />
Stadt holen, in<br />
Papier einschlagen<br />
oder Hausaufgaben<br />
machen<br />
auf dem Plan.<br />
Die Zeit bis zu<br />
den Herbstferien<br />
dauerte auch gar nicht lange. In den Ferien standen<br />
Zoo <strong>und</strong> die alljährliche Hof-Aufräumaktion auf dem<br />
Plan.<br />
Im Zoo in Rheine konnten wir viele Tiere, die wir<br />
zuvor noch nie gesehen hatten, beobachten.<br />
Zum Abschluss<br />
der Sommerferien<br />
mussten<br />
dann alle gemeinsam<br />
den<br />
Hof aufräumen.<br />
Alle Dinge, die<br />
man besser im<br />
Sommer benutzen<br />
kann, werden<br />
in den Keller<br />
gebracht <strong>und</strong> der<br />
ganze Hof wird<br />
winterfest gemacht.<br />
Wir haben ganz<br />
viel gemacht, der<br />
Sommer war<br />
sehr schön, jetzt<br />
kommt die besinnliche<br />
Vorweihnachtszeit.<br />
Auch die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen der <strong>Clearing</strong>stelle<br />
wünschen Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit.<br />
Yvonne Schauf<br />
Hausleitung<br />
<strong>Clearing</strong>stelle<br />
Ausgabe 53 25 KIM
Meine Herbstferien in Bokeloh / Borken<br />
Hallo,<br />
ich heiße Bettina, bin 14 Jahre alt <strong>und</strong> komme aus<br />
Wittm<strong>und</strong>. In den Herbstferien habe ich ein 2-wöchiges<br />
Praktikum in der Bokeloher Küche der Familie<br />
<strong>Backhaus</strong> gemacht. Ich möchte euch ein wenig darüber<br />
erzählen:<br />
Mein Praktikum begann am 16.10.06 um 7.30 Uhr in<br />
Bokeloh.<br />
Ich musste also schon um sechs Uhr aufstehen, da<br />
ich in der Jugendwohngruppe in Borken geschlafen<br />
habe. Das war morgens ganz schön früh <strong>und</strong> ich<br />
war sehr müde.<br />
Ich bin dann immer mit dem Fahrrad nach Bokeloh<br />
gefahren.<br />
Holger, Adelheid, Martina <strong>und</strong> Marlene haben mich<br />
Ich habe sehr viel Erfahrungen sammeln können,<br />
da wir viele verschiedene Gerichte gekocht haben<br />
begrüßt, als ich angekommen bin <strong>und</strong> die ganze Zeit<br />
über angeleitet.<br />
Ich habe Holger viel beim Kochen geholfen. Leider<br />
musste ich auch viele Zwiebeln schneiden, bei de-<br />
Markt <strong>und</strong> Straßen steh'n verlassen,<br />
Still erleuchtet jedes Haus,<br />
Sinnend geh' ich durch die Gassen,<br />
Alles sieht so festlich aus.<br />
Weihnachten<br />
nen mir oft die Tränen kamen. Das war manchmal<br />
ganz schön nervig.<br />
In der Küche für fast 30 Personen zu kochen, ist<br />
ganz schön viel Arbeit.<br />
Außerdem habe ich jeden morgen die Wäsche von<br />
allen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen gewaschen <strong>und</strong><br />
gebügelt. Dabei hat Martina mir immer geholfen.<br />
Sonst habe ich alle anfallenden Aufgaben erledigt,<br />
die zum Alltag gehören.<br />
Nach meinem Feierabend bin ich dann mit dem Rad<br />
nach Borken in die Wohngruppe gefahren. Jeden<br />
Tag also fast 20 Kilometer.<br />
In Borken wohnen acht Jugendliche, mit denen ich<br />
sehr viel Spaß hatte. Ich bin ganz oft mit Kai in der<br />
Stadt shoppen gewesen. Die Stadt Meppen ist wirklich<br />
schön.<br />
Alle waren super nett zu mir <strong>und</strong> mit den Erziehern<br />
habe ich mich auch total gut verstanden.<br />
Am Wochenende durfte ich sogar bis 22.30 Uhr<br />
aufbleiben <strong>und</strong> mit den anderen einen Gruselfilm<br />
gucken. Wir haben auch tolle Aktivitäten gemacht,<br />
wie Schlittschuhlaufen, backen, basteln <strong>und</strong> in die<br />
Stadt fahren.<br />
Um mir ein bisschen Geld zu verdienen, habe ich<br />
Eicheln für die Schweine gesammelt.<br />
An meinem letzten Tag habe ich in Bokeloh Kuchen<br />
ausgegeben <strong>und</strong> in der WG Borken Raclette gegessen.<br />
Das waren wirklich tolle Herbstferien, mir hat alles<br />
super super gut gefallen.<br />
Vielleicht komme ich ja bald mal wieder in die WG<br />
Borken.<br />
Ich möchte mich bei allen, die mir das ermöglicht<br />
haben, bedanken.<br />
Bis dann,<br />
eure Bettina Kaiser<br />
An den Fenstern haben Frauen<br />
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,<br />
Tausend Kindlein steh'n <strong>und</strong> schauen,<br />
Sind so w<strong>und</strong>erstill beglückt.<br />
Und ich wandre aus den Mauern<br />
Bis hinaus in's freie Feld,<br />
Hehres Glänzen, heil'ges Schauern !<br />
Wie so weit <strong>und</strong> still die Welt !<br />
Sterne hoch die Kreise schlingen,<br />
Aus des Schnees Einsamkeit<br />
Steigt's wie w<strong>und</strong>erbares Singen –<br />
O du gnadenreiche Zeit !<br />
(Joseph Freiherr von Eichendorff)<br />
Ausgabe 53 26 KIM
So ein Affentheater<br />
Die Rasselbande im Affenwald - oder die <strong>Clearing</strong>gruppe<br />
macht einen Ausflug in den Rheiner Zoo!<br />
groß war.<br />
Ziegen, Tiger, Affen <strong>und</strong> Kamele, dazu<br />
ein Bollerwagen voller Schleckereien<br />
= ein super schöner Tag.<br />
Der Ausflug begann im Streichelzoo.<br />
Nachdem sich alle erst mit den<br />
Ziegen anfre<strong>und</strong>en mussten, hatte<br />
jeder eine Menge Spaß, so dass die<br />
Hemmschwelle für den Besuch im<br />
Affenfreigehege nicht mehr ganz so<br />
Das Gehege war für die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> auch für die Erwachsenen eine<br />
echte Herausforderung, denn bereits zur Begrüßung sprangen uns die<br />
Affen auf die Schultern. Einige erschreckten sich, da die Affen nicht viel<br />
kleiner waren als die <strong>Kinder</strong>. Aber nach dem ersten Schock konnten alle<br />
darüber lachen.<br />
Ebenfalls ein Höhepunkt war das Seeh<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Pinguinbecken, an<br />
dem wir eine große Pause einlegten. Die Becken gaben uns neben der<br />
üblichen Überwasseransicht auch jeweils die Möglichkeit,<br />
durch eine Scheibe das lustige Treiben der<br />
Pinguine <strong>und</strong> Robben unter Wasser zu beobachten.<br />
Neugierig verfolgten wir die Tauchgänge der Babyrobbe.<br />
Der Tag verging ganz schnell. Zum Abschluss noch<br />
die Kahngurus, <strong>und</strong> dann austoben auf dem riesengroßen<br />
Spielplatz. Auf den großen Klettergerüsten<br />
fühlten sich alle selber wie die Affen.<br />
Durch ein leckeres Picknick gestärkt fuhren alle<br />
glücklich, nass geschwitzt <strong>und</strong> müde nach Hause.<br />
Wir sagen danke für den schönen Tag!!!<br />
Die <strong>Kinder</strong> der <strong>Clearing</strong>stelle mit ihren<br />
Erziehern<br />
Ausgabe 53 27 KIM
Mein Arbeitseinsatz in den Ferien<br />
Ich heiße Dominik <strong>und</strong> bin 11 Jahre alt. In meiner<br />
Grammatikarbeit habe ich eine Drei geschrieben<br />
<strong>und</strong> war damit überhaupt nicht zufrieden. Deswegen<br />
habe ich mit Dieter die ganze deutsche Grammatik<br />
in eine Tabelle gepackt, damit ich sie besser lernen<br />
Subjekt Satzgegenstand<br />
Prädikat Satzkern<br />
Objekt<br />
Gegenstand oder Ziel<br />
des Handelns<br />
Genus Geschlecht<br />
maskulinum männlich der<br />
femininum weiblich die<br />
neutrum sächlich das<br />
Artikel<br />
Begleiter, Geschlechtswort<br />
Bestimmter Artikel bestimmter Begleiter der, die, das<br />
Unbestimmter Artikel unbestimmter Begleiter ein, eine, ein<br />
Nomen Namenwort, Hauptwort<br />
kann. Vielleicht hilft sie ja noch jemandem beim<br />
Lernen <strong>und</strong> vielleicht hat ja jemand Lust, mir zu<br />
schreiben, ob sich meine Mühe gelohnt hat.<br />
Viel Spaß mit der Liste wünscht Euch<br />
Dominik G., GfS Lüneburg<br />
Frage nach wer oder was! (Wer rennt? > Der H<strong>und</strong> rennt auf<br />
die Straße)<br />
Was tut jemand/etwas? (Was tut der H<strong>und</strong>? > Der H<strong>und</strong> rennt<br />
auf die Straße)<br />
Auf ein Nomen bezogene Ergänzung zu einem Verb im Satz<br />
(Der H<strong>und</strong> rennt auf die Straße)<br />
Konkrete Nomen Gegenstandshauptwort Haus, Auto, Baum, Bär, Stock, Schwert<br />
Abstrakte Nomen Gedankenhauptwort Liebe, Freude, Hass, Fre<strong>und</strong>schaft, Mut, Stärke, Hilfe<br />
Singular Einzahl Haus, Auto, Baum, Bär, Stock, Schwert<br />
Plural Mehrzahl Häuser, Autos, Bäume, Bären, Stöcke, Schwerter<br />
Pronomen Fürwörter<br />
Personalpronomen persönliches Fürwort ich, du, er, sie, es, wir ihr, sie<br />
Reflexivpronomen rückbezügliches Fürwort mich, dich, sich, uns, euch, sich<br />
Possessivpronomen besitzanzeigendes Fürwort mein, dein, sein, unser, euer, ihr<br />
Relativpronomen bezügliches Fürwort der, die, das, welcher, welche, welches<br />
Demonstrativpronomen<br />
hinweisendes Fürwort der, die, das – dieser, diese, dieses<br />
Interrogativpronomen fragendes Fürwort wer, was, welcher, welche, welches<br />
Indefinitpronomen unbestimmtes Fürwort<br />
Kasus Fall<br />
Nominativ 1. Fall<br />
Genitiv 2. Fall<br />
Dativ 3. Fall<br />
Akkusativ 4. Fall<br />
Numerus Zahlwort<br />
jemand, niemand, einer, keiner, irgendein, man, alles, nichts,<br />
etliche<br />
wer? was? (Wer hat das Geld verloren? > Die Frau hat das<br />
Geld verloren)<br />
wessen? (wessen Hut ist das? > Es ist der Hut des Mannes)<br />
wem? (Wem wurde das Fahrrad geklaut? > Dem Kind<br />
wurde das Fahrrad geklaut)<br />
wen? was? (Wen hast du im Zug getroffen? > Deinen<br />
Fre<strong>und</strong> hast du im Zug getroffen)<br />
Bestimmtes Numerale Bestimmtes Zahlwort eins, zwei, drei, zehn, vier<strong>und</strong>zwanzig, achttausend, fünfh<strong>und</strong>ert<br />
Ausgabe 53 28 KIM
Unbestimmtes Numerale<br />
Unbestimmtes Zahlwort einige, viele, wenige, manches, einiges, etwas<br />
Sonstige Numerale Sonstige Zahlwörter einfach, zweifach, einmal, zweimal, einmalig<br />
Adjektiv Eigenschaftswort rot, schmal, hoch, bunt, frech, lieb, blau, dick, schön, schlau<br />
Positiv Steigerung Gr<strong>und</strong>stufe groß, hell, weit, stark<br />
Komparativ Steigerung Vergleichsstufe größer, heller, weiter, stärker<br />
Superlativ Steigerung Höchststufe am größten, am hellsten, am weitesten, am stärksten<br />
Verb Zeitwort<br />
Vollverb Voll-Zeitwort (Gr<strong>und</strong>form)<br />
lesen, schreiben, lachen, laufen, rennen, springen, reiten, spielen<br />
Hilfsverb Hilfszeitwort sein, haben, werden<br />
Partizip Präsens Mittelwort der Gegenwart<br />
Partizip Perfekt<br />
Mittelwort der Vergangenheit<br />
lachend, hoffend, schreibend, reitend, laufend, springend, spielend<br />
gelacht, gehofft, geglaubt, gespielt, gesprungen, geritten<br />
Aktiv Tätigkeitsform ich liebe, ich lobe, ich trage, ich reite, ich laufe, ich schreibe<br />
Passiv Leideform ich werde geliebt, ich werde gelobt, ich werde getragen<br />
Indikativ Wirklichkeitsform wir sind gekommen, wir sind gegangen, wir sind geritten<br />
Konjunktiv I Möglichkeitsform I wir seien gekommen, wir seien gegangen, wir seien geritten<br />
Konjunktiv II Möglichkeitsform II wir wären gekommen, wir wären gegangen, wir wären geritten<br />
Tempus Zeitformen für Verben<br />
Präsens Gegenwart ich liebe, ich laufe, ich schreibe, ich reite, ich spiele, ich tanze<br />
Präteritum = Imperfekt<br />
erzählende Vergangenheit ich las, ich lief, ich schrieb, ich ritt, ich spielte, ich liebte<br />
Perfekt<br />
Vergangenheit (vollendete ich habe gelesen, ich habe gelesen, ich habe geritten, ich habe<br />
Gegenwart)<br />
gespielt<br />
Plusquamperfekt vollendete Vergangenheit<br />
ich hatte gelesen, ich hatte geschrieben, ich hatte geritten, ich<br />
hatte gespielt<br />
Futurum I (Futur I) Zukunft ich werde lesen, ich werde laufen, ich werde schreiben<br />
Futurum II (Futur II) vollendete Zukunft ich werde gelesen haben, ich werde geschrieben haben<br />
Adverb Umstandswort<br />
Adverb lokal Umstandswort des Ortes hier, dort, da, bergauf, bergab,<br />
Adverb temporal Umstandswort der Zeit heute, morgen, bald, gestern, übermorgen, irgendwann<br />
Adverb modal<br />
Umstandswort der Art <strong>und</strong><br />
gern, vielleicht, ebenso<br />
Weise<br />
Adverb kausal<br />
Umstandswort des Gr<strong>und</strong>es<br />
darum, deshalb, vorsichtshalber<br />
Präposition Verhältniswort<br />
bei, mit, gegen, in, im, auf, unter, über, zwischen, mitten, hinauf,<br />
bergab, dahinter, jenseits<br />
Konjunktion Bindewort <strong>und</strong>, zudem, außerdem, sowohl - als auch, entweder - oder<br />
Interjektion Ausrufewort Halt! Aua! Hallo! Ach! Hoppla! Ups! Hilfe!<br />
Ausgabe 53 29 KIM
Die JWG Bokeloh im Serengeti-Park Hodenhagen<br />
Kurz entschlossen hat sich die JWG Bokeloh Ende<br />
Oktober mit 6 Jugendlichen <strong>und</strong> 3 Erziehern aufge-<br />
macht, den Serengeti-Park in Hodenhagen bei<br />
Walsrode zu besuchen.<br />
Morgens um 8 Uhr ging es los, mit geschmierten<br />
Brötchen, Getränken, Bonbons <strong>und</strong> guter Laune.<br />
Leider mussten wir einen Jugendlichen, der die<br />
Fahrt zum Abschluss seiner Zeit in der JWG geschenkt<br />
bekommen hatte, beim Arzt zurücklassen.<br />
Er war einen Tag vorher an der Hand operiert worden<br />
<strong>und</strong> hatte einen Kontrolltermin, der wesentlich<br />
länger als erwartet dauerte. Aber aufgeschoben ist<br />
nicht aufgehoben.<br />
Nach ca. 2 St<strong>und</strong>en sehr gut gelaunter Fahrt kamen<br />
wir an, stellten das Auto ab <strong>und</strong> schon ging es los im<br />
Safari-Doppeldecker-Bus auf eine 10 km lange Tour<br />
durch alle Kontinente.<br />
Man beginnt in<br />
Afrika mit seinen<br />
typischen Steppentieren<br />
wie<br />
Giraffen, Gnus<br />
<strong>und</strong> mehreren AntilopenartensowieKlammer<strong>und</strong>Siamangaaffen.<br />
Höhepunkt<br />
ist hier ganz klar die Giraffe im Bus.<br />
Nächste Station ist Skandinavien. (An die kontinentalen<br />
Sprünge <strong>und</strong> den Jetlag gewöhnt man sich<br />
schnell.) Hier gibt es Elche <strong>und</strong> Rentiere zu bew<strong>und</strong>ern.<br />
Die Resonanz auf die Bew<strong>und</strong>erung hielt sich<br />
in Grenzen. Alle Tiere schliefen tief <strong>und</strong> fest..<br />
Von Skandinavien<br />
ins restliche<br />
Europa, wieder<br />
nur ein Katzensprung,<br />
mit Schafen,<br />
Ziegen,<br />
Ponys, Eseln <strong>und</strong><br />
Rehwild, inklusive<br />
brunftigem<br />
Hirsch, daher musste Streicheln leider ausfallen.<br />
Entschädigt hat uns Oscar, das weibliche Schaf mit<br />
Sonderplatz. Es darf immer ein Stückchen mitfahren.<br />
Weiter nach Amerika mit Bisons, Guanakos, einer<br />
Lama-Art, Nandus, einer Art Strauß, <strong>und</strong> Waipitis,<br />
angeführt von Rudi, dem Hirsch, der zur Freude aller<br />
heute mal eine Ausnahme machte <strong>und</strong> wohin<br />
kam?...Na…: In den Bus!<br />
Direkt hinter Rudi<br />
beginnt Russland<br />
mit seltenen<br />
Amur-Leoparden,<br />
die aus dem<br />
Stand 7 m weit<br />
springen können<br />
(haben sie aber<br />
nicht gemacht),<br />
noch mehr Hirschen<br />
<strong>und</strong> noch<br />
mehr Antilopen.<br />
Und eh man sich versieht, ist man in Asien mit….<br />
stimmt, Hirschen <strong>und</strong> Antilopen. Ein paar Yaks waren<br />
auch dabei.<br />
Danach wurde es richtig wild, die Raubtiere standen<br />
auf dem Programm. Zuerst waren die Asiatischen<br />
Roth<strong>und</strong>e an der Reihe. Sie sehen aus wie Füchse,<br />
verhalten sich aber wie Wölfe.<br />
Von hier aus kamen wir zum Freigehege der Löwen,<br />
die auch noch gerade gefüttert worden waren. Sehr<br />
beeindruckend!!!<br />
Genauso bei den Tigern, die in ihrem Freigehege<br />
ebenfalls dabei waren, sich an toten Tieren zu erfreuen.<br />
Noch mit einem angenehmen, leicht gruseligen<br />
Schauer auf dem Rücken kamen wir nun in den<br />
Bereich, auf den alle sich, der netten Geschichten<br />
wegen, am meisten gefreut hatten. Das Gehege mit<br />
Bären, Straußen, Kamelen <strong>und</strong> den Pavianen! Sie<br />
machen sich keine Vorstellung, was die alles mit<br />
den Autos anstellen. Scheibenwischer, Spritzdüsen,<br />
Dachreling, Außenspiegel, alles wird untersucht,<br />
befummelt, abgeleckt, angeknabbert, wenn möglich<br />
abgebogen, oder rausgezogen. Ein Riesenspaß für<br />
alle, die im Safari-Bus<br />
sitzen <strong>und</strong><br />
total froh sind,<br />
ihr Auto sicher<br />
auf dem Parkplatz<br />
zu haben.<br />
So wie wir!<br />
Doch schon geht<br />
es weiter nach<br />
Australien mit seinen Emus <strong>und</strong> Kängurus.<br />
Nach dieser etwas begrenzten Artenvielfalt gelangen<br />
wir erneut nach Afrika mit seinem Großwild,<br />
dem Nashorn, Zebras, Watussirindern, Wasserbö-<br />
Ausgabe 53 30 KIM
cken <strong>und</strong> natürlich den Elefanten, die vor kurzem<br />
Nachwuchs bekommen haben. Ist er nicht süß?!<br />
Hier konnte man<br />
auch aussteigen<br />
<strong>und</strong> sich Bou<br />
Bou, so heißt der<br />
Kleine, aus der<br />
Nähe betrachten.<br />
Danach nochmal<br />
schnell bei den<br />
Giraffen vorbei<br />
<strong>und</strong> schon ist<br />
eine tolle Safari zu Ende.<br />
Kaum raus aus der einen, geht es auch schon zur<br />
nächsten. Mit Geländewagen machen wir mit viel<br />
Schwung <strong>und</strong> viel Humor noch eine Tour mit etlichen<br />
Spezialeffekten.<br />
Das Wetter wollte nicht so wie wir, also sind wir vom<br />
Geländewagen direkt in den Bummelzug gestiegen,<br />
der durch den Park fährt. (Alle Fahrzeuge hatten ein<br />
Dach.) Und siehe da, als es daran ging, die Karussells<br />
zu erobern, besserte sich das Wetter <strong>und</strong> wir<br />
blieben fast trocken, von den Körperteilen, die man<br />
zum Sitzen braucht, mal abgesehen.<br />
Den Rest des Tages haben wir kreiselnd, drehend,<br />
schaukelnd, über Kopf, vorwärts, rückwärts, schnell,<br />
sehr schnell, selten weniger schnell, aber meistens<br />
lachend verbracht, bis einigen schwindelig <strong>und</strong>/oder<br />
schlecht war, was durch eine kleine Pause wieder<br />
zu beheben war.<br />
Mit einer geschenkten Bockwurst in der Hand <strong>und</strong><br />
einem tollen Tag im Herzen haben wir leicht<br />
schwankend pünktlich zur Schließung des Parks<br />
den Rückweg zum Auto angetreten, das mit uns <strong>und</strong><br />
wir mit ihm heil zu Hause angekommen ist.<br />
Das war also das absolute Highlight unserer Herbstferien.<br />
Andere Dinge, die wir unternommen haben,<br />
hatten eher einen leichten Beigeschmack von Arbeit,<br />
brachten jedoch jede Menge Spaß. Hierzu gehörten<br />
z.B. unsere Hofaufräumaktion mit der <strong>Clearing</strong>stelle<br />
zusammen. Während dieser Aktion wurden auch<br />
alle Fahrräder wieder wintertauglich gemacht <strong>und</strong><br />
zum letzten Mal in diesem Jahr gegrillt*. Außerdem<br />
gab es von einem Fittnessstudio Gutscheine für ein<br />
Probetraining in einem Kurs zur Selbstverteidigung,<br />
Weihnachten<br />
an dem einige mit Spaß teilgenommen haben, aber<br />
sie wollen doch lieber Fußball oder Basketball zu<br />
ihrem Hobby nehmen. Wegen einiger Um- bzw. Ein-<br />
<strong>und</strong> Auszüge mussten noch Möbel zusammengebaut<br />
<strong>und</strong> aufgestellt oder Wände gestrichen werden,<br />
so dass wir uns ebenfalls auch handwerklich betätigt<br />
haben <strong>und</strong> zu recht akzeptablen Ergebnissen gekommen<br />
sind. Und dann wäre es an der Zeit gewesen,<br />
noch mal richtig Pause zu machen, wenn da<br />
nicht, noch die Schneemänner gewesen wären, die<br />
als Beilage in den Weihnachtsdurchblick kommen,<br />
um allen, die den Durchblick fleißig lesen, eine<br />
Freude zu machen. Auch wenn uns dabei so manches<br />
Mal die Finger zusammenklebten, hatten wir<br />
auch Freude daran, sie fertig zu stellen.<br />
Zu Beginn der Schulzeit gab es dann gleich wieder<br />
ein kleines Fest zu Halloween. Seltsam waren die<br />
eigens zubereiteten Speisen, die aussahen wie verschimmelter<br />
Pudding <strong>und</strong> verletzte Finger, wobei die<br />
Spinnen in der Gruselbowle auch nicht schlecht<br />
waren oder die im Cappuccino, wobei hier die Reaktionen<br />
unvorbereiteter Erwachsener die besten waren.<br />
Naja, bis zu den Weihnachtsferien ist es ja nicht<br />
mehr lang. Bis dahin.<br />
Eure JWG Bokeloh<br />
Dorothe Stamm<br />
Eva-Maria Keeve<br />
*Ich hoffe, die Fahrräder haben geschmeckt <strong>und</strong> es<br />
war genug Fleisch an den Speichen. Anm. der Redaktion<br />
Es ist Weihnachten geworden.<br />
Kalter Wind bläst aus dem Norden<br />
<strong>und</strong> hat Eis <strong>und</strong> Schnee gebracht.<br />
Doch am Weihnachtsbaum die Kerzen,<br />
die erwärmen uns're Herzen,<br />
<strong>und</strong> des Kindes Auge lacht.<br />
Und man sieht auf den verschneiten<br />
Straßen weiße Engel schreiten<br />
durch die stille, heil'ge Nacht.<br />
Ausgabe 53 31 KIM
Auch dieses Mal waren wir uns ganz schnell einig<br />
<strong>und</strong> sicher, dass wir unseren Sommerurlaub mit der<br />
gesamten Gruppe wieder in Frankreich verbringen<br />
wollten. Zwar nicht am „Lac du Salagou“ wie im letzten<br />
Jahr, sondern dieses Mal in TARRASSAC.<br />
Es war auch dieses Mal eine spannende Sache,<br />
viele Dinge die organisiert, geplant, durchgeschaut<br />
<strong>und</strong> einfach „in die Hand“ genommen werden mussten.<br />
Jeder wurde bei den Vorbereitungen mit eingeb<strong>und</strong>en,<br />
es wurden die Aufgaben gerecht verteilt, so<br />
dass auch dieses Jahr wieder mit Spaß an einige<br />
unserer Ziele aus dem Zielekatalog zur Selbstständigkeit<br />
gearbeitet werden konnte. Eines der wichtigsten<br />
Ziele hierbei war es, den Urlaub gemeinsam<br />
zu planen <strong>und</strong> zu gestalten (mit der Gemeinschaft<br />
zum Erfolg).<br />
An einem Donnerstag in der Jugendteamsitzung<br />
stellten wir einen genauen Plan auf, an was wir alles<br />
denken müssen <strong>und</strong> wer welche Aufgaben übernimmt:<br />
Wer kopiert die Ausweise, <strong>und</strong> wo können<br />
wir sie beglaubigen lassen, sind alle ausreichend<br />
geimpft, welche <strong>und</strong> wie viel Kleidung wird mitgenommen,<br />
Badeutensilien, was kann <strong>und</strong> muss an<br />
Lebensmitteln mit, was benötigen wir an Zelten,<br />
Luftmatratzen <strong>und</strong> Schlafsäcken <strong>und</strong> noch vieles<br />
mehr. Vieles wurde in Gruppen aufgeteilt. Es gab<br />
eine Gruppe, die sich um die Zelte, Luftmatratzen<br />
<strong>und</strong> Schlafsäcke kümmerte, da die Zelte, die wir<br />
mitnahmen, im Garten einmal aufgebaut werden<br />
mussten, um die Vollständigkeit <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />
zu überprüfen, anschließend wurde ordnungsgemäß<br />
abgebaut <strong>und</strong> alles gut weggelegt. Ebenso<br />
wurden die Luftmatratzen aufgepumpt um zu sehen<br />
ob auch diese ok. waren <strong>und</strong> kein Loch enthielten.<br />
Die Gruppen wurden von den Erziehern unterstützt.<br />
Letztes Jahr hatten wir einen Küchenplan erstellt,<br />
doch dieses Jahr lief es unter dem Motto „jeder hilft<br />
eigenständig aus freien Stücken mit“. Und man<br />
glaubt es kaum, jeder packte von sich aus mit an,<br />
sei es beim Tischdecken oder abdecken, kochen,<br />
Salat zubereiten, spülen/abtrocknen, usw. Es klappte<br />
meistens einfach<br />
w<strong>und</strong>erbar.<br />
Eine weitere<br />
Gruppe beschäftigte<br />
sich mit der<br />
Reiseroute <strong>und</strong><br />
anstehenden<br />
Ausflügen. Jeder<br />
Tag wurde von<br />
morgens bis<br />
abends durchgeplant, welche Aktionen werden an<br />
welchen Tagen zu welcher Uhrzeit wo gemacht.<br />
Vorher wurden wieder einige Angebote von Urlaubszielen<br />
herausgesucht <strong>und</strong> wir entschieden uns<br />
gemeinsam für den Ort TARASSAC <strong>und</strong> für die beiden<br />
Angebote „Wildwasserabfahrt über 18 km mit<br />
Auf nach „TARRASSAC“ …<br />
der Schwierigkeitsstufe 2“ <strong>und</strong> „Höhlenerk<strong>und</strong>ung“,<br />
alle waren gespannt, was da wohl auf sie zukommt.<br />
Nachdem alles gut durchdacht <strong>und</strong> geplant war bzw.<br />
unter „Dach <strong>und</strong> Fach“ war, rückte der Tag der Abreise<br />
immer näher….Und dann war es soweit, es<br />
war der 05.August 2006 ca. 13.00Uhr, alle waren da<br />
mit Sack <strong>und</strong> Pack <strong>und</strong> vielleicht etwas Nervosität,<br />
welche sich aber legte, nachdem alle im Bulli saßen<br />
<strong>und</strong> es los ging. Um 13.30 Uhr wurde gemeinsam<br />
gegessen, danach packte eine Gruppe die Bullis,<br />
<strong>und</strong> die anderen kümmerten sich um die Lunchpakete<br />
<strong>und</strong> die anderen Lebensmittel. Als alles gut verpackt<br />
war <strong>und</strong> jeder mit seinem Kuschelkissen sich<br />
einen Platz im Bulli gesucht hatte, wurde das Navigationsgerät<br />
angestellt <strong>und</strong> auf ging es Richtung<br />
Süden, immer der Sonne entgegen.<br />
Während der ganzen Fahrt waren die Jugendlichen<br />
gut zufrieden, es wurde alles gemütlich eingerichtet,<br />
selbst die Schuhe wurden nach den ersten Metern<br />
ausgezogen <strong>und</strong> dann roch es leicht komisch ☺<br />
daher musste erstmal durchgelüftet<br />
werden, es waren ja angeblich<br />
nicht die Füße!!!<br />
Die meiste Zeit der Fahrt haben<br />
die Jugendlichen geschlafen <strong>und</strong><br />
daher verging die Fahrt auch recht<br />
schnell für sie.<br />
Je näher wir unserem Ziel in<br />
Frankreich kamen, desto wärmer wurde es. In den<br />
frühen Morgenst<strong>und</strong>en erreichten wir gegen 6.30<br />
Uhr unser erstes Ziel, den „Lac du Salagou“, dort<br />
machten wir eine Frühstückspause. Hmhm…war<br />
das schön, da kamen „alte“ Erinnerungen wieder auf<br />
<strong>und</strong> es wehte uns ein frischer Morgenwind um die<br />
Nase. Danach fuhren wir weiter zu unserem Campingplatz<br />
in TARASSAC. Dort angekommen, war<br />
mal wieder der erste Gang zur Toilette <strong>und</strong> dann<br />
zum Zeltplatz. Ein bisschen glich er dem vom letzten<br />
Jahr <strong>und</strong> auch dieses Mal war an LUXUS nicht zu<br />
denken, obwohl bei den Sanitärenanlagen eine<br />
„Deutschlandtoilette“ dabei war!<br />
Die Bullis an den Zeltplatz gefahren, ausgeräumt <strong>und</strong><br />
kurze Lagerbesprechung gemacht, einige bauten dann<br />
die Zelte der Reihe nach auf <strong>und</strong> die anderen kümmerten<br />
sich um das Küchenzelt <strong>und</strong> dessen Inhalte.<br />
Nachdem dann alles soweit stand, konnte sich wer<br />
wollte die Badesachen anziehen <strong>und</strong> zum Baden an<br />
den Fluss am Campingplatz gehen oder sich dort<br />
hinsetzen, um<br />
die schöne Aussicht<br />
zu genießen<br />
<strong>und</strong> zu entspannen.<br />
Gegen<br />
Abend wurde immer<br />
gekocht <strong>und</strong><br />
unter freiem Himmel<br />
gegessen.<br />
Ausgabe 53 32 KIM
Die Tage vergingen wie im Fluge, morgens waren<br />
immer alle recht früh wach, zwischen 8.00 Uhr <strong>und</strong><br />
8.30 Uhr gab es Frühstück, da wir danach auch<br />
schon mit den Aktionen <strong>und</strong> Ausflügen starteten wie<br />
z.B. Wildwasserabfahrt,Höhlenerk<strong>und</strong>ung,Aqualand,Besichtigungen<br />
etc.<br />
Zu unserem ges<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> reichhaltigemFrühstück<br />
gehörten<br />
immer: Cornflakes,<br />
Müsli, Baguettes, Aufschnitt, Käse, Marmelade,<br />
Honig, Gurken <strong>und</strong> Tomaten, frische Zwiebel,<br />
Frischkäse <strong>und</strong> gelegentlich gab es auch ein Frühstücksei.<br />
Für den Tag über nahmen wir uns belegte Baguettes<br />
vom Frühstück mit, da wir abends immer warm<br />
kochten, dann gab es z.B.: Kartoffelbrei mit Würstchen<br />
<strong>und</strong> Salat, Spaghetti Bolognese mit Salat oder<br />
Reispfanne mit<br />
Meeresfrüchten<br />
etc., zum Nachtisch<br />
gab es Joghurt<br />
oder Obst.<br />
Da wir die ganze Zeit über schönes Wetter hatten,<br />
genossen wir das Frühstück <strong>und</strong> Abendbrot draußen<br />
im Freien. Abends bekamen wir gelegentlich Besuch<br />
von kleinen Fledermäusen, die über dem Zeltplatz<br />
flogen.<br />
Dann hieß es Abschied nehmen. Zusammen noch<br />
mal gut gefrühstückt <strong>und</strong> die Zelte ausgefegt, damit<br />
die andere Wohngruppe, die nach uns kam, sich sofort<br />
wohl fühlen konnte. (Obwohl der Wind vermutlich<br />
über Nacht wieder ein paar Blätter hineingeweht hat).<br />
Am späten Nachmittag traten wir dann in aller Ruhe<br />
die Heimreise an. Auch die Rückfahrt ging ohne Hindernisse<br />
vonstatten. Gegen Vormittag trafen wir denn<br />
wieder in Bokeloh in der Fillastraße ein, gut gelaunt<br />
mit unseren selbst bemalten Frankreichcappies <strong>und</strong><br />
noch etwas Bräune auf der Haut.<br />
Hier noch einige Berichte von unseren Jugendlichen<br />
über einige Aktionen/Aktivitäten:<br />
An einem Tag in Frankreich sind wir, die JWG Bokeloh,<br />
Kanu gefahren. Man hatte uns gesagt, dass wir<br />
in Stufe 1 fahren würden (damit wir nicht so nervös<br />
waren oder etwa Angst bekamen), es war dann aber<br />
doch Stufe 2. Also beschlossen wir, Gruppen zu bilden<br />
<strong>und</strong> zwar immer zu zweit. Ich hatte das Glück,<br />
mit meiner Schwester zu fahren, denn wir sind frü-<br />
her schon oft Kanu gefahren <strong>und</strong> somit waren wir<br />
eigentlich ein<br />
eingespieltes<br />
Team. Doch da<br />
hatten wir uns<br />
beide sehr getäuscht,<br />
denn alle<br />
von uns mussten<br />
noch einmal<br />
lernen, wie man<br />
das Paddel anfasst<br />
<strong>und</strong> hält <strong>und</strong> wie man damit lenken musste.<br />
Dieses wurde uns von unserem Kanulehrer erklärt<br />
<strong>und</strong> zwar auf Französisch. Zum Glück konnte eine<br />
von unseren Betreuern sehr gut Französisch <strong>und</strong> so<br />
haben wir es alle verstanden.<br />
Die Kanufahrt war sehr aufregend, denn wir mussten<br />
eine steile Rutsche überwinden <strong>und</strong> viele Strömungen.<br />
Aber trotz aufregender Momente hatten wir<br />
natürlich Spaß. Wir haben zwischendurch einige<br />
Pausen gemacht <strong>und</strong> auf dem Wasser viele Wasserschlachten<br />
mit dem Kanulehrer. Ein Jugendlicher<br />
von uns ist sogar Kajak gefahren. Es war zwar erst<br />
für ihn ein komisches Gefühl, aber er hat es dann<br />
doch hinbekommen. Am Ende der Kanufahrt hat<br />
sich jeder beim Kanulehrer bedankt <strong>und</strong> es hat allen<br />
sehr viel Spaß <strong>und</strong> Freude gemacht.<br />
S.<br />
Höhlenerk<strong>und</strong>ung<br />
Zuerst sind wir ein Stück mit dem Auto gefahren,<br />
nachdem der Höhlenführer uns am Campingplatz<br />
abgeholt hat. In den Bergen angekommen, sollten<br />
wir Overalls <strong>und</strong> Gummistiefel anziehen. Außerdem<br />
bekamen wir Helme mit Licht aus Feuer. Dann sind<br />
wir nach oben gelaufen <strong>und</strong> der Mann hat uns erzählt,<br />
was man machen muss. Wir sollten nicht so<br />
nah an den Berg kommen, damit der nicht schwarz<br />
wird. In der Höhle war es total dunkel. Wir mussten<br />
kriechen <strong>und</strong> klettern, uns durch Löcher zwängen<br />
<strong>und</strong> auf allen Vieren krabbeln. Wir haben Tropfsteine<br />
<strong>und</strong> Baumwurzeln gesehen. An der Spitze der<br />
Höhle mussten wir die Lichter ausmachen <strong>und</strong> ganz<br />
leise sein: Absolute Stille <strong>und</strong> absolute Dunkelheit!<br />
Dann hat der Mann eine Zigarette angemacht <strong>und</strong><br />
sie schnell gedreht. Das sah aus wie Kreise. Dann<br />
sollten wir bis 3 zählen <strong>und</strong> alle gleichzeitig das Licht<br />
wieder anmachen. Von da aus sind wir wieder zurückgegangen.<br />
Insgesamt waren wir ca. 2 St<strong>und</strong>en<br />
in der Höhle. Die Tour war spannend <strong>und</strong> lustig. Wir<br />
waren alle sehr mutig <strong>und</strong> stolz, dass wir es geschafft<br />
haben. Als wir draußen waren, waren wir alle<br />
total dreckig. Nachdem wir unten waren <strong>und</strong> uns<br />
umgezogen hatten, haben wir uns alle beim Höhlenführer<br />
für das tolle Erlebnis bedankt.<br />
Da.<br />
Andrea Derda<br />
Ausgabe 53 33 KIM
Zeltlager<br />
Rätsel<br />
Tragen Sie die Zelte in den Lageplan ein<br />
Neben jeden Baum soll in ein waagerecht oder senkrecht angrenzendes<br />
Feld ein Zelt, das diesem Baum zugeordnet wird. Die Zahlen nennen die<br />
Anzahl der Zelte in der jeweiligen Zeile oder Spalte. Aufgepasst: Kein<br />
Zelt darf in direkter Nachbarschaft eines anderen Zeltes stehen, auch<br />
nicht diagonal.<br />
Zahlenverb<strong>und</strong><br />
Verbinden Sie jeweils zwei gleiche Zahlen mittels einer Linie<br />
Jede Linie verläuft waagerecht oder senkrecht mitten durch die Felder. Die Linien dürfen sich weder<br />
kreuzen noch überlappen. Am Ende sollte jedes Feld von einer Linie durchquert sein.<br />
Tipp: Beginnen Sie die Zahlen in den Randgebieten zu verbinden, ohne dass diese eine andere Zahlenverbindung<br />
blockieren!<br />
Ausgabe 53 34 KIM
Zahlenschwede<br />
Zeltlager<br />
2 7 1 5<br />
1 7 4 5 6<br />
9<br />
3 7<br />
8 2 1 4 3 6<br />
4 5<br />
6<br />
9 3 8 5 4<br />
5 1 4 9<br />
Lösungen<br />
Sudoku (… wer es schon vermisst hat, hier noch einmal der Ratespass-Renner des Jahres 2006.)<br />
9 4<br />
8 9 3<br />
6 2 1 9 7<br />
3 5<br />
7 1 5 3 8<br />
2 1<br />
1 5 9 7 2<br />
9 6 7<br />
2 4<br />
8 6 1 3<br />
4 7 8 5<br />
5 4<br />
4 2 1<br />
9 5<br />
5 4 8<br />
3 9<br />
7 1 2 9<br />
8 6 1 3<br />
Ausgabe 53 35 KIM
Nette Nachbarn<br />
„Guten Tag, gnädige Frau, ich<br />
bin der Klavierstimmer!“<br />
„Seltsam, ich habe Sie doch<br />
gar nicht bestellt“<br />
„Ihre Nachbarn haben zusammengelegt…“<br />
Berufswunsch<br />
„Mami!“ sagt der kleine Lucas, „ich brauche mich<br />
nicht mehr zu waschen.“<br />
„Und wie kommst Du darauf, Kind?“<br />
„Weil ich mich entschlossen habe, Schornsteinfeger<br />
zu werden.“<br />
Das Letzte<br />
Diesmal: Dieses Jahr in Deutschland<br />
Reingefallen<br />
Oskar will der Schönen imponieren. „Ich bin Tennisspieler, Golfer,<br />
Segler, Reiter <strong>und</strong> Skiläufer!“ Beeindruckt fragt die Dame: „Und,<br />
haben Sie schon ein Gruppenbild von sich machen lassen?“<br />
Meine Empfehlung fürs kommende<br />
Jahr 2007: Geben Sie<br />
niemals auf!<br />
Ausrede<br />
Tanja fährt mit dem Dreirad im Wohnzimmer<br />
umher. Schimpft der Vater: „Du solltest doch<br />
schon lange ins Bett!“ Antwortet Tanja: „Ich will<br />
ja, aber ich finde keinen Parkplatz!“<br />
Angst<br />
„Mutti, Mutti! Ich bin von einer<br />
zehn Meter hohen Leiter gefallen!“<br />
Mutter: „Um Himmels Willen<br />
Kind, hast Du Dir wehgetan?“<br />
„Nein. Ich stand erst auf der<br />
untersten Sprosse!“<br />
Strategie<br />
Ein Kaninchenpaar wird vom<br />
Fuchs verfolgt, kann sich<br />
aber gerade noch in seinen<br />
Bau retten.<br />
„Oh, Mann, was machen wir<br />
jetzt?“, jammert sie.<br />
Darauf er: „Ganz einfach: Wir<br />
bleiben hier drin, bis wir so<br />
viele sind, dass wir ihm überlegen<br />
sind.“<br />
Pünktlich<br />
Arzt: „Da sind Sie ja noch<br />
rechtzeitig gekommen.“<br />
Patient: „Ist es ernst?“ Arzt:<br />
„Nein, aber morgen wären<br />
Sie ges<strong>und</strong> gewesen.“<br />
Familie Saubermann<br />
Im Wald liegt ein großer Haufen Unrat <strong>und</strong> Müll.<br />
Kommt ein Ehepaar vorbei, meint er: „Sieh Dir<br />
diese Sauerei an. Jetzt liegen unserer alten Autoreifen<br />
schon über ein Jahr hier!“<br />
Ausgabe 53 36 KIM<br />
„