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Clearing - Kinder- und Jugendhilfe Backhaus

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Ausgabe 53 Dezember 2006 / Januar 2007<br />

<strong>Clearing</strong><br />

Eine Weichenstellung<br />

für die Zukunft


Inhalt<br />

Ausgabe 53 1 KIM<br />

Seite<br />

Vorwort ................................................................................................ 2<br />

Obstbäume für die Uckermark .......................................................... 3<br />

M. <strong>und</strong> G. <strong>Backhaus</strong><br />

Uckermarknews .................................................................................. 4<br />

R. Kraus<br />

<strong>Clearing</strong> – Eine Weichenstellung für die Zukunft ............................ 5<br />

D. Robben<br />

Autoaggressives Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen .......... 6<br />

E.M. Keeve<br />

Klausurtagung Herbst 2006 ............................................................... 8<br />

K. Barth<br />

Regeln für ein gelungenes Gespräch ............................................... 9<br />

U. Peters<br />

Prozessvorbereitung von <strong>Kinder</strong>n .................................................... 9<br />

H. Treblin<br />

Leibliche <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> aufgenommene <strong>Kinder</strong> ................................ 11<br />

M. Wischka<br />

Herkunftskontakte ............................................................................ 12<br />

U. Hesselkamp<br />

Es weihnachtet sehr ......................................................................... 13<br />

Y. Schauf<br />

Starke Typen nur mit Gewalt ........................................................... 14<br />

R. Weusthof<br />

Praktische Segelprüfung ................................................................. 15<br />

Y. Schauf<br />

Vorstellung <strong>und</strong> Eindrücke einer Praktikantin ............................... 16<br />

M. Kröger<br />

Vorbereitung von <strong>Kinder</strong>n auf eine Fremdunterbringung ............ 17<br />

M. Kröger<br />

Teamtage in Vlagtwedde .................................................................. 18<br />

Computerspiele ................................................................................. 19<br />

H. Ache<br />

Familientreffen der Gruppe 4 der GfS Osnabrück ......................... 20<br />

C. Gerbus<br />

Neue Außenanlage: Eine Augenweide ........................................... 20<br />

N. Tijman<br />

<strong>Kinder</strong> lernen, wie sie leben ............................................................ 21<br />

I. Stehmann<br />

Den <strong>Kinder</strong>n eine Stimme geben ..................................................... 22<br />

Dr. R. Geene<br />

Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fit, KiTas machen mit ................................................. 24<br />

B. Pollin<br />

Der Herbst ist da! .............................................................................. 25<br />

Y. Schauf<br />

Meine Herbstferien in Bokeloh <strong>und</strong> Borken ................................... 26<br />

B. Kaiser<br />

So ein Affentheater ........................................................................... 27<br />

<strong>Clearing</strong>stelle<br />

Mein Arbeitseinsatz in den Ferien: Deutsch Grammatik .............. 28<br />

Dominik G.<br />

Die JWG Bokeloh im Serengetipark ............................................... 30<br />

Auf nach Tarrassac! ......................................................................... 32<br />

A. Derda<br />

Rätsel <strong>und</strong> Lösungen ....................................................................... 34<br />

Das Letzte Diesmal: Dieses Jahr in Deutschland .............................. 36


„Nur wer sich ändert,<br />

bleibt sich treu.“<br />

Wolf Biermann<br />

Rückblick<br />

Ausblick<br />

Durchblick<br />

Einsendeschluss<br />

des Februar / März Durchblicks ist der<br />

1. Januar 2007<br />

Vergessen Sie bitte nicht, eine CD<br />

oder Diskette mit dem Text bzw.<br />

Bildern beizufügen!<br />

Vorwort<br />

Liebe Leserin!<br />

Lieber Leser!<br />

„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.“<br />

Vor einigen Tagen erhielt Wolf Biermann an seinem 70. Geburtstag ein<br />

B<strong>und</strong>esverdienstkreuz. In diesem Zusammenhang hörte ich diese Zeile<br />

aus einem seiner vielen Lieder. Sofort habe ich an einige Berichte in<br />

den diesjährigen Ausgaben unseres Durchblicks gedacht.<br />

Zum Ende des Jahres 2006 möchte ich an einige Ereignisse erinnern.<br />

Herr <strong>Backhaus</strong> hat den Unterricht zur Erlangung eines Bootsführerscheins<br />

<strong>und</strong> Segelscheins ermöglicht. Einige Teilnehmer haben bis zur<br />

Prüfung durchgehalten <strong>und</strong> in dieser Ausgabe auf Seite 15 wird über<br />

die praktische Prüfung berichtet.<br />

Der Gr<strong>und</strong>stein für ein Wirtschaftsgebäude wurde in der Fillastraße gelegt.<br />

In dem Gebäude ist Platz für eine Werkstatt <strong>und</strong> eine Lagerhalle<br />

für die Hausmeister, eine kleine Reithalle, eine Cafeteria <strong>und</strong> eine professionelle<br />

Küche. In dieser wird bald der neu eingestellte Koch wirken.<br />

Wir freuen uns auch, dass es nun möglich ist, einen neuen Ausbildungsberuf<br />

innerhalb der Einrichtung anbieten zu können. In diesem<br />

Zusammenhang hier noch einmal eine Übersicht der möglichen Ausbildungsberufe:<br />

Garten- <strong>und</strong> Landschaftsbau; Koch, Köchin; Bürokauffrau /<br />

-mann; HauswirtschafterIn.<br />

Am 29. Juni 2006, bei schönstem Wetter, konnten wir das Jubiläum<br />

zum 30. Jahrestag der Gründung des KJHB unter dem Motto „30 Jahre<br />

KiM“ unter freiem Himmel feiern. In der Begrüßungsrede von Frau <strong>und</strong><br />

Herrn <strong>Backhaus</strong> gingen beide auf die 30-jährige Erfahrung ein, kamen<br />

aber zu dem Resümee, dass wir zwar auf diese Erfahrungen zurückgreifen<br />

können, aber immer wieder neue Entscheidungen treffen müssen,<br />

wenn dabei das Kindeswohl im Mittelpunkt steht. Dies bedeutet<br />

immer wieder eine neue „Baustelle“. Also: „Nur wer sich ändert, bleibt<br />

sich treu.“<br />

Das Angebot des Trainingswohnens hat sich bewährt; deshalb konnten<br />

wir es erweitern. Mehrere Jugendliche haben ein zweites Haus im Hagebuttenweg<br />

beziehen können.<br />

Die Arbeit mit den leiblichen Eltern ist ein besonderes Problem. Ein<br />

weiterer Lösungsschritt stellt die Elternschule dar, für die das Leitungsteam<br />

nach gründlicher Planung ein Konzept geschrieben hat. Das Ziel<br />

ist, leibliche Eltern zu schulen, um Fremdunterbringung zu vermeiden<br />

bzw. eine Rückführung zu ermöglichen.<br />

Die Gründung einer eigenen Schule ist beschlossene Sache. Aber es<br />

liegt noch harte Arbeit vor den Verantwortlichen.<br />

Wir schauen auch auf ein weiteres kleines Jubiläum zurück, die 50.<br />

Ausgabe des Durchblicks erschien im Juni des Jahres. Einige werden<br />

es noch nicht bemerkt haben, seitdem ist das Innenleben des Durchblicks<br />

farbig geworden.<br />

Leider ist das Seitenende erreicht. Sie können aber selbst noch einmal<br />

die Ausgaben des vergangenen Jahres durchschauen <strong>und</strong> werden erstaunt<br />

sein, was alles geschehen ist.<br />

Es bleibt mir nur noch ein frohes Fest <strong>und</strong> ein gesegnetes<br />

Neues Jahr zu wünschen.<br />

In diesem Sinne,<br />

Ausgabe 53 2 KIM<br />

Ihr


Obstbäume für die Uckermark<br />

Lieber LeserInnen,<br />

gerne ergänzen wir die „Uckermark-Neuigkeiten“,<br />

die Erziehungsleiter<br />

Richard Kraus in dieser Ausgabe<br />

auf Seite 4 zum ersten Mal in<br />

Serie bringt.<br />

Wir hatten das große Vergnügen,<br />

etwas zu den „news“ beizutragen.<br />

Im Herbst pflanzten wir sowohl in<br />

Seehausen als auch Schifferhof 30<br />

Obstbäume. Herr Kraus ließ es<br />

sich nicht nehmen, mit Hand anzulegen,<br />

denn das Bindungskonzept greift auch hier: ein selbst gepflanzter<br />

Baum verbindet über viele Jahre <strong>und</strong> jedes Jahr ist es interessant<br />

<strong>und</strong> schön, seine Entwicklung zu betrachten. Dank Herrn Schreier<br />

(Hausmeister der GfS Uckermark) aus Seehausen, war die Pflanzaktion<br />

bestens vorbereitet. Besonders guter Humus aus seinem eigenen<br />

Garten garantieren die Verwurzelung <strong>und</strong> ein ges<strong>und</strong>es Wachstum sowie<br />

eine erfolgreiche Ernte. Die Gäste in der Ferienwohnung in Seehausen<br />

<strong>und</strong> natürlich die Besucher des Päd. Zentrums werden im<br />

Schatten des Hausbaumes, einem Walnussbaum, im Austausch sein<br />

oder die süßen Kirschen, die Herr Kraus ins Leben gerufen hat, genießen.<br />

Auch Schifferhof hat junge Obstbäume hinzubekommen; obwohl die alten<br />

Bäume noch reichlich tragen, muss für die nächste Generation vorgesorgt<br />

werden.<br />

Wenn Sie in den nächsten Jahren<br />

in die Uckermark kommen, schauen<br />

Sie sich die Entwicklung an,<br />

nicht nur die unserer Obstbäume!<br />

Herzlichst<br />

Ihre Marianne <strong>und</strong> Gerhard <strong>Backhaus</strong><br />

PS: Was erst zum 10-jährigen Bestehen<br />

der GfS Uckermark geöffnet<br />

wird, sind die Synonyme, denn jeder<br />

Baum steht für eine Person!<br />

Und was für einen „Schatz“ Herr<br />

Kraus aus dem Pflanzloch seines<br />

Kirschbaumes gebuddelt hat, wird<br />

er dann sicher auch verraten.<br />

Ausgabe 53 3 KIM


Seit 1999 wird auch in den B<strong>und</strong>esländern Brandenburg<br />

<strong>und</strong> Mecklenburg-Vorpommern nach dem<br />

bewährten Bindungskonzept des KJHB gearbeitet.<br />

Die GfS-Uckermark ist die einzige Gesellschaft des<br />

Uckermark-News<br />

es ist wieder einiges in der Uckermark <strong>und</strong> im PZ<br />

Seehausen passiert.....<br />

• Die Sanierungsarbeiten am PZ greifen nun aufs<br />

Gelände über - „schweres Gerät“ (s. Bild) wurde<br />

herangeschafft, um Unebenheiten <strong>und</strong> „Mauerrestbestände“<br />

abzutragen - die nun eingeebnete<br />

Fläche wird mit Rasen begrünt - ein Grillplatz soll<br />

im Schutz einer Feldsteinmauer entstehen.<br />

• Das Scheunendach wurde abgedichtet - die kräftige<br />

Sonneneinstrahlung <strong>und</strong> ein heftiger Sturm hatten<br />

Schäden im Bitumendach verursacht.<br />

• Die Ferienwohnung im PZ wird von den Profifamilien<br />

® gut angenommen.<br />

• Während der letzten fünf Monate fanden drei <strong>Kinder</strong><br />

im Alter von drei bis sieben Jahren ein neues<br />

Zuhause in unseren Profifamilien ® .<br />

• Der Regionalbahnhof Seehausen befindet sich<br />

nun mitten im Ort. Das PZ ist in drei Minuten zu<br />

erreichen. Die Fahrtzeiten nach Berlin-Hauptbahnhof<br />

verkürzen sich auf 1 St<strong>und</strong>e 14 Minuten. Berlin<br />

ist im Einst<strong>und</strong>entakt von der Kreisstadt Prenzlau<br />

zu erreichen.<br />

• Die Uckermark entwickelt sich zunehmend zu einem<br />

Energiestandort aller Formen alternativer<br />

Energieerzeugung. Die bereits vorhandene Windkraft<br />

deckt weit mehr als den Eigenbedarf der<br />

Uckermark <strong>und</strong> wird exportiert. Blockheizkraftwerke,<br />

Pelletanlagen, Gülle- <strong>und</strong> Getreideverwertung<br />

zur Energiegewinnung, Biodiesel (Raps), Sonnenkollektoren<br />

<strong>und</strong> Module zur Energieerzeugung,<br />

Wärmekoppelung bilden einen Ausschnitt aus den<br />

weitreichenden Möglichkeiten.<br />

• Mit dem Bau des Radwanderweges durch die<br />

Uckermark (er passiert Seehausen) rückt das Ziel;<br />

die Hauptstadt mit der Ostsee radtechnisch zu<br />

verbinden; in greifbare Nähe:<br />

Weitere News können Sie einer der folgenden<br />

Durchblickausgaben entnehmen<br />

Richard Kraus<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Uckermark<br />

GfS-Uckermark<br />

<strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>verbandes <strong>Backhaus</strong> auf<br />

ostdeutschem Boden.<br />

Nicht weit von der polnischen Grenze entfernt hat<br />

sie ihren Sitz in Seehausen, 15 km südlich von<br />

Prenzlau, gewählt. Die 230 Einwohner zählende<br />

Gemeinde lädt zu Spaziergängen, Bootstouren,<br />

Reiten <strong>und</strong> viel Besinnlichkeit ein. Die GfS verfügt<br />

über eine große Anzahl an Heimplätzen in den Bereichen<br />

Schwedt, Prenzlau, Ueckermünde <strong>und</strong> Parchim<br />

(Plau am See).<br />

(weitere Infos im Internet: www.profifamilie.de)<br />

Ausgabe 53 4 KIM


<strong>Clearing</strong> – Eine Weichenstellung für die Zukunft<br />

Die größte Anzahl aller Anfragen der Jugendämter<br />

im <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> <strong>Jugendhilfe</strong>verb<strong>und</strong> <strong>Backhaus</strong> betrifft<br />

die Aufnahme von <strong>Kinder</strong>n in unsere Profifamilien ® .<br />

Alle Anfragen werden im Pädagogischen Zentrum in<br />

Meppen aufgenommen, an die Erziehungsleiter der<br />

verschiedenen Pädagogischen Zentren weiter geleitet,<br />

<strong>und</strong> innerhalb kürzester Zeit können wir nach<br />

intensiver Prüfung durch mehrere Erziehungsleitungen<br />

den Jugendämtern eine Rückmeldung für eine<br />

Profifamilie ® geben.<br />

Bei einigen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen schlagen wir<br />

jedoch den Jugendämtern zuerst eine Aufnahme in<br />

unserer <strong>Clearing</strong>stelle in Meppen vor. Wir sehen die<br />

Vorteile darin, dass wir in einer relativ kurzen Zeit<br />

(drei bis sechs Monate) eine klare Diagnostik <strong>und</strong><br />

Perspektive für das jeweilige Kind geben können.<br />

Nach der Diagnostikphase kann auch die Anbahnung<br />

in unserer <strong>Clearing</strong>stelle unter genauer Auswahl<br />

der Profieltern oder anderer, auch fremder<br />

Erziehungsstellen erfolgen.<br />

Schon bei der Anfrage durch das Jugendamt werden<br />

wir nach dem Entgeltsatz für unsere <strong>Clearing</strong>stelle<br />

gefragt. Für viele Kollegen ist der hohe Preis<br />

für die Diagnostik ein großes Hindernis, uns den<br />

Auftrag zu erteilen. Sicherlich ist der Entgeltsatz<br />

unserer <strong>Clearing</strong>stelle recht hoch, verglichen mit den<br />

anderen Einrichtungsteilen wie Jugendwohngruppe,<br />

Kleinstheim oder Unterbringung in einer Profifamilie<br />

® . Der höhere Preis für unsere <strong>Clearing</strong>stelle liegt<br />

an der guten Ausstattung der Einrichtung. So sind<br />

neben den Erzieherinnen <strong>und</strong> Sozialpädagogen im<br />

Tages- <strong>und</strong> Schichtdienst auch eine Förderschullehrerin,<br />

eine Diplom-Psychologin <strong>und</strong> ein Diplom-Pädagoge<br />

für die <strong>Kinder</strong> eingeb<strong>und</strong>en. Die Kooperation<br />

mit den umliegenden Fachärzten, den verschiedenen<br />

Schulen <strong>und</strong> dem Sozialpädiatrischen Zentrum<br />

komplettieren unser Angebot.<br />

Was also ist der Vorteil für ein belegendes Jugendamt,<br />

trotzdem anfangs den höheren <strong>Clearing</strong>preis zu<br />

bezahlen?<br />

Durch die <strong>Clearing</strong>stelle können folgende Fragen<br />

eindeutig geklärt werden:<br />

� welche traumatischen Erfahrungen hat das Kind<br />

gemacht?<br />

� wie gravierend sind die traumatischen Erfahrungen?<br />

� muss das Kind in eine Heimeinrichtung oder<br />

kann es zurück in die Herkunftsfamilie?<br />

� wie sollte das zukünftige Heim beschaffen sein?<br />

� welche Anforderungen muss die Heimeinrichtung<br />

erfüllen können?<br />

� benötigt das Kind einen therapeutischen Rahmen?<br />

� müssen andere Unterbringungsformen für das<br />

Kind gewählt werden?<br />

� muss der junge Mensch nach § 33 oder § 34<br />

untergebracht werden?<br />

� können Geschwisterkinder zusammen oder getrennt<br />

untergebracht werden?<br />

� ist das Kind noch familienfähig?<br />

� wie muss die zukünftige Familie beschaffen<br />

sein?<br />

� wie muss die Familienkonstellation sein?<br />

� welche Ansprüche werden an die zukünftige<br />

Erziehungsstelle/Profifamilie ® gestellt?<br />

� dürfen weitere <strong>Kinder</strong> in der neuen Familie<br />

sein?<br />

� dürfen die zukünftigen „Geschwisterkinder“ jünger<br />

oder älter sein?<br />

� welche weiteren therapeutischen Maßnahmen<br />

sollten für das Kind ergriffen werden?<br />

� benötigt es weiterhin Therapie oder sollte zuerst<br />

das Eingewöhnen im Vordergr<strong>und</strong> stehen?<br />

� welche Fördermaßnahmen benötigt das Kind?<br />

� mit welchen Verhaltensauffälligkeiten ist zukünftig<br />

beim Kind zu rechnen?<br />

� wie sollten die weiteren Kontakte zur Herkunftsfamilie<br />

aussehen?<br />

� sollte das Kind ländlich oder in Stadtnähe untergebracht<br />

werden?<br />

� welche Schule sollte das Kind besuchen?<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser umfangreichen Diagnostik erfolgt<br />

eine f<strong>und</strong>ierte, durch ein multi-professionelles Team<br />

abgesicherte Perspektivklärung. Wenn es vom Jugendamt<br />

gewünscht wird, übernimmt auch die <strong>Clearing</strong>stelle<br />

die Auswahl der Profifamilien ® <strong>und</strong> beginnt<br />

mit der Anbahnung, wenn die Kollegen <strong>und</strong> Kolleginnen<br />

des Jugendamtes die ausgesuchten Profieltern<br />

kennen gelernt haben.<br />

In vielen Fällen sind in der <strong>Clearing</strong>zeit auch die<br />

Positionen der Herkunftsfamilie zu bearbeiten. Die<br />

leiblichen Eltern können sich im Austausch mit der<br />

Situation abfinden, sie bearbeiten, sich selbst reflektieren<br />

<strong>und</strong> den eigenen <strong>Kinder</strong>n erlauben, in die<br />

Profifamilie ® zu wechseln.<br />

All diese Fragen können ohne den „Umweg“ <strong>Clearing</strong>stelle<br />

nicht beantwortet werden. Je deutlicher die<br />

Diagnostik ausfällt, desto geringer ist die Gefahr des<br />

Abbruches in der späteren Erziehungsstelle. Eine<br />

weitere Traumatisierung für das Kind kann somit<br />

verhindert werden.<br />

Durch die Zeit in der <strong>Clearing</strong>stelle kann eine Weichenstellung<br />

für das gesamte Leben vorgenommen<br />

werden.<br />

Dieter Robben (Dipl. Päd.)<br />

Abteilungsleitung<br />

(Gruppenpädagogische Einrichtungen)<br />

Im nächsten Durchblick wird die Konzeption der<br />

<strong>Clearing</strong>stelle als Beiheft erscheinen!<br />

Ausgabe 53 5 KIM


Autoaggressives Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

In dieser Ausgabe des Durchblicks möchte ich auf<br />

das Ritzen eingehen, nachdem ich in der letzten<br />

Ausgabe von autoaggressivem Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen im Allgemeinen berichtet<br />

habe.<br />

Die Ausführungen sind hier zu einem großen Teil<br />

Erfahrungswerte <strong>und</strong> müssen daher nicht allgemein<br />

gültig sein.<br />

Das Ritzen ist eine spezielle Form autoaggressiven<br />

Verhaltens, bei dem eine Person<br />

mit Hilfe eines Gegenstandes absichtlich<br />

ihre eigene Haut mehr<br />

oder weniger stark verletzt. Das<br />

Ritzen wird in unserer gesellschaftlichen<br />

Praxis als psychopathologisches<br />

Symptom definiert. Es ist jedoch<br />

ein häufig auftretender Bestandteil<br />

menschlichen Lebens <strong>und</strong><br />

tritt nicht nur bei psychiatrischen<br />

Krankheitsbildern auf. Diese Tatsache<br />

entschwindet gelegentlich<br />

dem gesellschaftlichen Bewusstsein.<br />

Zur Geschlechtsspezifität wird vermutet,<br />

das Mädchen häufiger als<br />

Jungen ritzen <strong>und</strong> dass das Ritzen<br />

ein mädchen- bzw. frauenspezifisches<br />

Verhalten ist, das in unserer<br />

Gesellschaft vorzufinden ist. Jungen<br />

<strong>und</strong> junge Männer verletzten<br />

sich zwar auch in dieser Form selber, aber wie häufig<br />

<strong>und</strong> in welchen Zusammenhängen ist noch weitestgehend<br />

unklar.<br />

Autoaggressionen verweisen immer darauf, wie in<br />

der gesellschaftlichen Praxis mit Aggressionen umgegangen<br />

wird. Für Frauen kommt zu der allgemeinen<br />

Unerwünschtheit noch hinzu, dass es als extrem<br />

unweiblich gilt, aggressiv zu sein. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> stehen für Frauen viel weniger Möglichkeiten<br />

zur Verfügung, ihre Aggressionen auszuleben, ohne<br />

als „Mannweib“ gesellschaftlich abqualifiziert zu<br />

werden.<br />

Zum Lebensalter lässt sich sagen, dass das Ritzen<br />

ein Verhalten zu sein scheint, das vornehmlich in<br />

der Pubertät <strong>und</strong> im jungen Erwachsenenalter auftritt.<br />

Man kann davon ausgehen, dass das Ritzen,<br />

neben ganz persönlichen Konflikten auch im Zusammenhang<br />

mit spezifischen Problemen <strong>und</strong> Entwicklungsaufgaben<br />

der Pubertät <strong>und</strong> des Erwachsenswerdens<br />

steht.<br />

Der Umfang <strong>und</strong> die Tiefe des Ritzens umfasst die<br />

gesamte Bandbreite von leichten Kratzern <strong>und</strong> oberflächlichen<br />

Hautverletzungen bis hin zu sehr tiefen<br />

Ritzen als eine häufige Form<br />

langen Schnittw<strong>und</strong>en, die stark bluten <strong>und</strong> genäht<br />

werden müssen.<br />

Ebenso wie die Tiefe der W<strong>und</strong>en stark variiert,<br />

kann auch der Umfang der Verletzung sehr unterschiedliche<br />

Ausmaße annehmen. Man kann zwar<br />

keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen der<br />

Tiefe <strong>und</strong> dem Umfang herstellen, dennoch ist häufig<br />

beobachtet worden, dass wenn mit vielen Schnitten<br />

große Flächen des Körpers bedeckt sind, diese<br />

eher an der Hautoberfläche bleiben. Im Gegensatz<br />

dazu fügen sich Mädchen, die tief durch alle Hautschichten<br />

schneiden, eher einzelne, wenige W<strong>und</strong>en<br />

zu. Manche Mädchen scheinen sich während des<br />

Ritzens in einem Sog zu befinden, in dem sie beispielsweise<br />

das Gefühl haben, über den gesamten<br />

Unterarm bis zur Hand weiterritzen zu müssen. Erst<br />

dann stellt sich ein Gefühl der Befriedigung ein. In<br />

den meisten Fällen aber werden unterschiedlich<br />

lange Striche in die Haut geritzt oder geschnitten.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann der ganze Körper beim Ritzen<br />

verletzt werden, jedoch fügen sich Mädchen meistens<br />

Verletzungen an den Armen zu. Hierbei sind<br />

die Innen- <strong>und</strong> die Außenseite der Ober- <strong>und</strong> Unterarme<br />

<strong>und</strong> der Handrücken die bevorzugten Stellen,<br />

an denen geritzt wird. Es wird vermutet, dass die<br />

Körperstellen nicht zufällig gewählt werden. Arme<br />

<strong>und</strong> Hände können wahlweise mit Ärmeln bedeckt<br />

werden, wenn jemand die W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Narben nicht<br />

sehen soll. Sie können aber auch so präsentiert<br />

werden, dass jeder sie sieht. Seltener schneiden<br />

sich die Mädchen in die Beine, den Bauch <strong>und</strong> die<br />

Brust. Es könnte aber auch sein, dass Mädchen,<br />

deren selbstverletzendes Verhalten unerkannt bleiben<br />

soll, bewusst diese Körperpartien wählen. Sel-<br />

Ausgabe 53 6 KIM


ten betreffen die Verletzungen auch Halsregionen<br />

<strong>und</strong> das Gesicht. Hierbei schneiden sich die Mädchen<br />

dann seltener mit Gegenständen, sondern<br />

kratzen sich eher mit ihren Fingernägeln.<br />

Nur wenige Mädchen verletzen sich ihre Genitalien,<br />

wobei bei denen die es doch tun ihre tiefe Abneigung<br />

gegenüber der eigenen Weiblichkeit zum Ausdruck<br />

kommen kann bzw. kommt.<br />

Gegenstände, die am häufigsten als Instrument<br />

benutzt werden, sind Rasierklingen, Messer, scharfe<br />

Plastikgegenstände, Splitter <strong>und</strong> Glasscherben.<br />

Manchmal zerschlagen sie gezielt Gegenstände, um<br />

sich danach damit zu verletzen. Mädchen geben<br />

häufig an, Juckreize zu empfinden, weil es einfacher<br />

ist zu sagen, dass man sich die Arme w<strong>und</strong> kratzt,<br />

weil die Haut juckt, als zuzugeben, dass man sich<br />

selbst verletzt.<br />

Einige Mädchen tragen ihr Ritzwerkzeug immer mit<br />

sich. Darin ist ein planerisches Element erkennbar.<br />

Es soll nie die Situation eintreten, dass der Impuls<br />

sich zu ritzen vorhanden ist, aber kein geeigneter<br />

Gegenstand zu finden ist. Insofern wird der deponierte<br />

oder bei sich getragene Gegenstand zu einem<br />

Übergangsobjekt, das eine gewisse Sicherheit vermittelt.<br />

Wie häufig tritt das Ritzen auf? Man unterscheidet<br />

zwischen der gesellschaftlichen Verbreitung <strong>und</strong> der<br />

individuellen Häufigkeit.<br />

Zur gesellschaftlichen Verbreitung kann man sagen,<br />

dass das Ritzen am häufigsten in gesellschaftlichen<br />

Bereichen beobachtet wird, die die meisten Frauen<br />

<strong>und</strong> Mädchen unserer Gesellschaft glücklicherweise<br />

nicht aus eigener Erfahrung kennen wie z.B. Gefängnis,<br />

Psychiatrie usw., eben in Institutionen, wo<br />

sie kein selbst bestimmtes Leben führen können.<br />

Insofern sind diese Klientinnen für die weibliche<br />

Gesamtbevölkerung unseres Landes nicht repräsentativ.<br />

Trotzdem sind ritzenden Frauen <strong>und</strong> Mädchen<br />

nicht ohne weiteres zu einer Randgruppe zu zählen.<br />

Die individuelle Häufigkeit ist sehr unterschiedlich.<br />

Mädchen <strong>und</strong> Frauen, die über einen längeren Zeitraum<br />

immer wieder ritzen, tun dies unterschiedlich<br />

häufig. Manche schneiden sich phasenweise sehr<br />

häufig, oft auch nachts. Andere wiederum schneiden<br />

sich seltener oder sogar insgesamt nur ein- bis<br />

zweimal. In der Zeit, in der die W<strong>und</strong>en abheilen,<br />

aber noch zu sehen sind, ritzen die meisten Jugendlichen<br />

nicht. In der Regel sinkt aber die Hemmschwelle<br />

mit der Anzahl der Selbstverletzungen.<br />

Die Gefährlichkeit des Ritzens ist nicht ganz leicht<br />

einzuschätzen, es ist aber anzunehmen, dass die<br />

meisten Jugendlichen wissen, dass sie beim Öffnen<br />

der Pulsadern der Länge nach schneiden müssten,<br />

um sich umzubringen. Die Erfahrung zeigt, dass sie<br />

aber mit ausreichendem Abstand oder quer zu den<br />

Pulsadern schneiden, so dass man bereits an der<br />

Art des Schnittes sehen kann, ob ein Suizid beab-<br />

sichtigt war. Dies ist jedoch beim Ritzen nicht der<br />

Fall. Dennoch besteht immer das Risiko, den Schnitt<br />

falsch anzusetzen <strong>und</strong> sich damit stärker zu gefährden<br />

als vorgesehen. Zum Teil ist dieses Risiko sogar<br />

reizvoll <strong>und</strong> es wird damit gespielt. Trotzdem<br />

ritzen Mädchen <strong>und</strong> Frauen nicht in suizidaler Absicht.<br />

Die Schwierigkeit besteht häufig darin, einzuschätzen,<br />

wie tief die W<strong>und</strong>en sind <strong>und</strong> schnell zu<br />

entscheiden, ob eine ärztliche Versorgung notwendig<br />

ist oder nicht.<br />

Beim Thema Heimlichkeit des Ritzens ist es in der<br />

Regel so, dass sich Mädchen <strong>und</strong> Frauen zurückziehen<br />

um sich selbst zu verletzten. Es gibt jedoch<br />

nur wenige Mädchen, die ihre Selbstverletzung<br />

gänzlich verheimlichen. Auch wenn die Handlung<br />

selbst fast immer heimlich stattfindet, ist Ritzen keine<br />

private Sache, es ist eher eine soziale Handlung.<br />

Über das Ritzen treten Mädchen <strong>und</strong> Frauen in Beziehung<br />

zu anderen Menschen <strong>und</strong> versuchen etwas<br />

auszudrücken, was ihnen über die Sprache<br />

nicht gelingt. Sie verstecken ihre W<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Narben<br />

nur, wenn es der Situationskontext erfordert.<br />

Aber auch das Verbergen kann so auffällig geschehen,<br />

dass es andere merken müssen. Somit kann<br />

die Art des Verbergens schon zum Erkennungszeichen<br />

werden.<br />

Die Ursachen für das Ritzen sind sehr vielfältig <strong>und</strong><br />

schließen den ganzen sozialen Rahmen eines Kindes<br />

oder Jugendlichen, wie auch psychische Probleme<br />

<strong>und</strong> Probleme im Verhalten ein. Da dieses<br />

Thema sehr umfangreich ist, werde ich auf die Ursachen<br />

speziell im nächsten Durchblick eingehen.<br />

Quellen:<br />

ORBACH, I. (1997). <strong>Kinder</strong>, die nicht leben wollen<br />

(2. Aufl.). Göttingen. Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

ROHMANN, U. & ELBING, U. (2002). Selbstverletzendes<br />

Verhalten. Überlegungen, Fragen <strong>und</strong> Antworten<br />

(3. Aufl.). Dortm<strong>und</strong>. Loer Druck GmbH.<br />

KLOSINSKI, G. (1999). Wenn <strong>Kinder</strong> Hand an sich<br />

legen; selbst zerstörerisches Verhalten bei <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen. München. Beck.<br />

SACHSSE,U. (1999). Selbstverletzendes Verhalten:<br />

Psychodynamik - Psychotherapie; das Trauma, die<br />

Dissoziation <strong>und</strong> ihre Behandlung (5. Aufl.). Göttingen.<br />

Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

TEUBER, K. (2000). „Ich blute, also bin ich“ Selbstverletzung<br />

der Haut von Mädchen <strong>und</strong> jungen Frauen<br />

(3. Aufl.). Herbolzheim. Centaurus Verlag.<br />

Eva-Maria Keeve<br />

Hausleitung<br />

GfS-Emsland<br />

Ausgabe 53 7 KIM


Klausurtagung 05. / 06.10. 2006 in Meppen<br />

Die zweite Klausurtagung aller Erziehungsleiter/innen<br />

<strong>und</strong> Hausleiterinnen 2006 fand vom 05. bis<br />

06.10.06 in Meppen statt.<br />

Als erstes stellte Herr <strong>Backhaus</strong> eine aktuelle<br />

Statistik zur derzeitigen Situation der gesamten Einrichtung<br />

vor <strong>und</strong> berichtete von aktuellen Neuerungen<br />

beim Träger.<br />

Diese Neuerungen sind:<br />

- je eine Verselbstständigungsgruppe für Mädchen<br />

<strong>und</strong> für Jungen wird in Meppen-Bokeloh entstehen;<br />

- eine eigenen Schule soll aufgebaut werden, die<br />

Gr<strong>und</strong>steine sind gelegt - das Konzept entsteht<br />

<strong>und</strong> die erste Lehrerein ist eingestellt;<br />

- eine Elternschule als ambulantes Angebot im<br />

Rahmen der Hilfen zur Erziehung wird entstehen<br />

<strong>und</strong> soll im Emsland angeboten werden;<br />

- der Rohbau der Reithalle ist fertig, darin wird<br />

neben der Reitmöglichkeit ein Café <strong>und</strong> eine<br />

neue Küche geschaffen - mit mehr Möglichkeiten<br />

für Ausbildungsplätze.<br />

Dann ging es gleich in die inhaltlichen Themen.<br />

Ein Thema, das uns lange beschäftigt hat:<br />

In unserem Leitbild haben wir den Anspruch des<br />

Angebots einer lebenslangen Bindung verankert.<br />

Es gibt aber zunehmend mehr <strong>Kinder</strong>, die dies<br />

nicht annehmen können. Wie gehen wir damit<br />

um?<br />

In der Diskussion stellte sich heraus, dass dieses<br />

Thema viele weitere Fragen aufwarf, die verschiedensten<br />

Facetten <strong>und</strong> Perspektiven haben. Hier der<br />

Versuch, nur einiges davon zu formulieren:<br />

- Was heißt das praktisch: nach dem Bindungskonzept<br />

zu arbeiten, professionell zu arbeiten, eine<br />

lebenslange Bindung anzubieten?<br />

- Was heißt es für den Alltag in den Profifamilien ® ,<br />

wenn die <strong>Kinder</strong> das Bindungsangebot nicht annehmen?<br />

- Welche Auswirkungen hat es, dass die <strong>Kinder</strong><br />

wissen, dass die Profifamilien ® Geld dafür bekommen?<br />

Was hat dies für das Selbstbild zur<br />

Folge? „Bin ich es nicht wert, einfach nur so hier<br />

zu sein?“<br />

- Verunsicherung der Profifamilien ® : Wie viel Nähe<br />

darf ich geben? Die Diskrepanz zwischen äußeren<br />

Forderungen <strong>und</strong> eigenen Ansprüchen<br />

scheint immer größer zu werden.<br />

- Was können <strong>Kinder</strong>/Jugendliche in den Familien<br />

aushalten? Widerspruch der Lebenswelten.<br />

- Aufgenommene <strong>Kinder</strong> haben andere Voraussetzungen<br />

als eigene, das bekommen sie ständig<br />

vorgelebt. - Welche Auswirkungen hat das? Jugendliche<br />

ziehen mit 18 aus <strong>und</strong> leben dann wie<br />

ihre Herkunftsfamilie - haben wir dann versagt?<br />

Das sind nur einige Punkte, die wir diskutierten. Ein<br />

Ergebnis gab es nicht.<br />

Aber es gab einige Punkte, die wir für wichtig erachtet<br />

haben:<br />

Wichtig für unsere Arbeit ist die Akzeptanz <strong>und</strong> das<br />

Achten der Individualität <strong>und</strong> des Andersseins des<br />

aufgenommenen Kindes/Jugendlichen; eine gute<br />

Mischung von „Herz <strong>und</strong> Verstand“ in der täglichen<br />

Arbeit; Ehrlichkeit <strong>und</strong> Transparenz der Profifamilien ®<br />

<strong>und</strong> der Erziehungsleitungen gegenüber den <strong>Kinder</strong>n/Jugendlichen;<br />

eine Offenheit in der Arbeit mit<br />

der Herkunftsfamilie <strong>und</strong> die Fähigkeit, dass wir von<br />

den eigenen Ansprüchen zurücktreten können.<br />

Deutlich ist ebenfalls geworden, dass wir den Anspruch<br />

eines Angebots einer lebenslangen Bindung<br />

nicht aufgeben wollen, aber akzeptieren müssen,<br />

wenn <strong>Kinder</strong>/Jugendliche dieses Angebot nicht annehmen<br />

können oder wollen.<br />

Dann ist in jedem Einzelfall zu entwickeln, was das<br />

für die praktische pädagogische Arbeit im Alltag<br />

bedeutet.<br />

Weiterhin beschäftigte uns das Thema:<br />

Leiden leibliche <strong>Kinder</strong> unter der Aufnahme von<br />

<strong>Kinder</strong>n – leiden aufgenommene <strong>Kinder</strong> unter<br />

den leiblichen <strong>Kinder</strong>n?<br />

Diese Frage kann so nicht pauschal beantwortet<br />

werden. Es gibt dazu auch kaum wissenschaftliche<br />

Untersuchungen. Wichtig erscheinen uns folgende<br />

Punkte bei der Vorbereitung der Familien mit eigenen<br />

<strong>Kinder</strong>n (vor allem mit jüngeren <strong>Kinder</strong>n):<br />

- Einbindung der eigenen <strong>Kinder</strong> in den Überlegungs-<br />

<strong>und</strong> Vorbereitungsprozess,<br />

- Akzeptanz der Unterschiedlichkeit von eigenen<br />

<strong>und</strong> aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> deren Bedürfnissen,<br />

- Zeit schaffen auch für die eigenen <strong>Kinder</strong>,<br />

- keinen Anspruch stellen, dass eine geschwisterähnliche<br />

Beziehung entstehen muss oder die<br />

<strong>Kinder</strong> sich immer verstehen bzw. vertragen<br />

müssen.<br />

Hier noch eine Buchempfehlung zu diesem Thema:<br />

Alfred Marmann: „Kleine Pädagogen“ – Eine Untersuchung<br />

über leibliche <strong>Kinder</strong> in familiären Settings<br />

öffentlicher Erziehung<br />

Dies ist ein Auszug aus einer ersten Doktorarbeit,<br />

die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt.<br />

Ein Thema welches uns immer wieder einholt:<br />

Abbrüche - Wenn <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Profifamilien ® nicht<br />

mehr können<br />

Manchmal müssen wir uns von den <strong>Kinder</strong>n/Jugendlichen<br />

trennen, manchmal trennen sich<br />

die Kids von den Profifamilien ® . Das ist für alle ein<br />

langer <strong>und</strong> sehr schmerzvoller Prozess. Im Vorfeld<br />

wird meist vieles versucht <strong>und</strong> eine Menge aus-<br />

Ausgabe 53 8 KIM


gehalten. Und doch gibt es Situationen, wo es nicht<br />

weitergeht. Wir sind dann schnell dabei, dies als<br />

„Versagen“ zu betrachten. Die Profifamilien ® stellen<br />

sich immer wieder die Frage: „Was haben wir falsch<br />

gemacht? Waren wir die falsche Familie für das<br />

Kind?“<br />

Auch hier holte uns unser Anspruch des Angebotes<br />

einer lebenslangen Bindung ein.<br />

Es gibt Situationen, in denen eine Trennung eine<br />

Chance bedeutet, der Beginn eines neuen Abschnitts<br />

in der Entwicklung der <strong>Kinder</strong>/Jugendlichen.<br />

Nicht immer können <strong>Kinder</strong> die Nähe <strong>und</strong> Enge einer<br />

Familie aushalten. Sie gehen eher aus der Distanz<br />

in die Beziehung. Das anschließende In-<br />

Kontakt-Bleiben ist hier das Beziehungsangebot.<br />

Wir haben uns vorgenommen, Abbrüche von Hilfeprozessen<br />

besser zu analysieren <strong>und</strong> genau hinzu-<br />

gucken, wer welchen Anteil hat. Wir wünschen uns,<br />

dass damit die Prozesse noch transparenter <strong>und</strong><br />

verständlicher werden.<br />

Die steigenden Ansprüche an die Profifamilien ® , die<br />

Erziehungsleitungen/Hausleitungen <strong>und</strong> den Träger<br />

waren ebenfalls Tagesordnungspunkt.<br />

Es sind permanente Veränderungsprozesse, die das<br />

zur Folge haben <strong>und</strong> auf die es zu reagieren gilt.<br />

Nicht immer einfach. Aber mit den vielen Veränderungen<br />

<strong>und</strong> Neuerungen versuchen wir, dem gerecht<br />

zu werden.<br />

Katrin Barth<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Berlin<br />

Prozessvorbereitung von <strong>Kinder</strong>n<br />

„Anna <strong>und</strong> Jan gehen vor Gericht“ ist ein <strong>Kinder</strong>buch<br />

für Mädchen <strong>und</strong> Jungen, die sexuellen Missbrauch<br />

erleben mussten <strong>und</strong> nun Zeugen in einem Strafverfahren<br />

sind. Für <strong>Kinder</strong> bergen Missbrauchsprozesse<br />

viele Momente der Angst <strong>und</strong> der Verunsicherung.<br />

Das Hauptanliegen dieses Buches ist es, sie<br />

mit ihren Ängsten <strong>und</strong> Unsicherheiten vor der Gerichtsverhandlung<br />

ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihnen Mut<br />

zu machen. In kindgerechter <strong>und</strong> einfühlsamer<br />

Sprache wird <strong>Kinder</strong>n im Gr<strong>und</strong>schulalter erklärt,<br />

was bei Gericht geschieht, welche Rechte <strong>und</strong><br />

Pflichten junge Zeugen haben, aber auch, warum<br />

sexueller Missbrauch eine Straftat ist. Die Autorinnen<br />

kennen die Gedanken der betroffenen <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> greifen sie in dem Buch auf: „Ich soll immer<br />

wieder erzählen, was mir passiert ist“, sagt Jan in<br />

einer Szene. „Erst bei der Polizei, dann bei dem<br />

Gutachter <strong>und</strong> jetzt bei der Richterin. Heißt das,<br />

dass die mir alle nicht glauben?“<br />

Den Ängsten der <strong>Kinder</strong> kommt in einem Missbrauchsprozess<br />

häufig besondere Bedeutung zu.<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen fühlen sich verantwortlich für<br />

die Tat, für die Aufdeckung <strong>und</strong> die Folgen. Dadurch<br />

entstehen dann häufig große Loyalitätskonflikte,<br />

denen <strong>Kinder</strong> vor Gericht oft mit dem Satz „Ich weiß<br />

es nicht mehr“ zu entgehen versuchen. Dies zu verhindern,<br />

ist ein Ziel des Buches. Und weil die Unsicherheiten<br />

bei Erwachsenen kaum kleiner sind, ist<br />

ein Kapitel auch ihnen gewidmet, damit sie <strong>Kinder</strong><br />

professionell bei einer Zeugenbegleitung unterstützen<br />

können.<br />

Herausgeber dieses Buches sind Andrea Behrmann,<br />

Uta Schneider, Tara R. Franke von Violetta e.V.,<br />

Verein gegen sexuellen Missbrauch<br />

an Mädchen <strong>und</strong> jungen<br />

Frauen.<br />

Helga Treblin<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS-Aurich<br />

Ausgabe 53 9 KIM


Regeln für ein gelungenes Gespräch<br />

Eine gute Zusammenarbeitzwischen<br />

den Eltern<br />

<strong>und</strong> Lehrern, den<br />

beiden „Institutionen“<br />

Familie <strong>und</strong><br />

Schule, ist nicht<br />

immer einfach.<br />

Insbesondere in<br />

der Arbeit mit den<br />

uns anvertrauten<br />

<strong>Kinder</strong>n. Zum<br />

Glück können wir<br />

von insgesamt guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit<br />

berichten. Viele Lehrer haben ein „offenes<br />

Ohr“ für die Symptome der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> haben einen<br />

guten Zugang. Sie unterstützen nicht nur die <strong>Kinder</strong><br />

im Schulunterricht, sondern geben auch gerne Hilfestellungen,<br />

wenn es um soziale Integration der <strong>Kinder</strong><br />

im Klassenverband geht. Die Kommunikation<br />

klappt <strong>und</strong> das Kind bekommt durch die Präsenz der<br />

Eltern-Lehrer-Allianz Sicherheit <strong>und</strong> eine gute<br />

Gr<strong>und</strong>lage nicht nur Wissen anzueignen.<br />

Wenn es dann doch zu Ungereimtheiten zwischen<br />

Schüler <strong>und</strong> Lehrer kommt, ist es gut zu wissen,<br />

dass Herr Kurt Singer Regeln erarbeitet hat, die für<br />

alle Eltern wichtig <strong>und</strong> richtig sind, um für das Kind<br />

lösungsorientiert zu denken <strong>und</strong> diskutieren zu können.<br />

Einige Profieltern gaben mir die Rückmeldung, diese<br />

Regeln zu Hause an die Pinwand gehängt zu haben.<br />

Sie haben festgestellt, dass diese<br />

Regeln nicht nur für die Gespräche<br />

in der Schule gültig sind.<br />

Ulrike Peters<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Emsland<br />

Die wichtigsten Regeln für ein gelungenes Lehrer – Eltern – Gespräch,<br />

erarbeitet von Psychoanalytiker Kurt Singer<br />

ZUHÖREN FÖRDERT DAS GESPRÄCH<br />

Die Sicht des Lehrers auf das Kind wahrnehmen<br />

<strong>und</strong> die eigene Eltern-Sicht erklären.<br />

SICH GUT VORBEREITEN<br />

Notizen machen über das, was man besprechen<br />

möchte. Das Kind in die Vorbereitung mit einbeziehen.<br />

DIE CHANCE ZUR VERSTÄNDIGUNG EBNEN<br />

Nicht das Feindbild Lehrer aufbauen, nicht nach<br />

einem Schuldigen suchen. Besser versuchen, die<br />

Perspektive aller Beteiligten zu berücksichtigen.<br />

DIE ANGST DES LEHRERS BEDENKEN<br />

Trotz eigener Ängste in die Sprechst<strong>und</strong>e gehen.<br />

Bedenken, dass auch Lehrer Ängste vor Eltern haben.<br />

Das Anliegen in nichtaggressiver Form vorbringen.<br />

AUCH ÜBERS „KIND“ SPRECHEN<br />

Über Vorzüge, Neigungen, Fre<strong>und</strong>e, den Kummer<br />

<strong>und</strong> die Hilfsbedürftigkeit des Kindes reden, nicht<br />

ausschließlich die Schulleistungen thematisieren.<br />

LEHRER BRAUCHEN EIN GUTES WORT<br />

Berichten, wenn das Kind etwas Fre<strong>und</strong>liches aus<br />

der Schule erzählte, vom Unterrichtsthema begeistert<br />

war oder Lernfortschritte erzielte.<br />

KEIN GENERALANGRIFF<br />

Schildern, wie z.B. die taktlose Behandlung des<br />

Lehrers auf das Kind gewirkt hat, nicht generell pädagogische<br />

Unfähigkeit vorwerfen.<br />

WÜNSCHE VORTRAGEN, NICHT BELEHREN<br />

Nicht formulieren, was der Lehrer tun soll, sondern<br />

was sich verändern soll<br />

KEINE ÜBERZEUGUNGSMACHTKÄMPFE<br />

Die Gr<strong>und</strong>lagen, dass man eine Übereinkunft erreichten<br />

möchte, ist wichtiger, als Recht haben wollen.<br />

Einspruch sollte argumentativ <strong>und</strong>, wo möglich<br />

mit Handlungsvorschlägen verknüpft sein, nicht persönlich<br />

angreifend.<br />

DAS GESPRÄCH IN DIE HAND NEHMEN<br />

Nicht dem Lehrer das Gespräch überlassen, nicht<br />

nur reagieren, sondern eigene Themen <strong>und</strong> Fragen<br />

einbringen<br />

SCHULDZUWEISUNGEN VERMEIDEN<br />

Keine Vorwürfe aussprechen, aber die eigenen Ansichten<br />

verdeutlichen.<br />

VERSTÄNDIGUNGSPROZESS<br />

Nicht alle Differenzen können ausgeräumt werden.<br />

Wenn das Gespräch so endet, dass es weitergeführt<br />

werden kann, haben Lehrer <strong>und</strong> Eltern viel erreicht.<br />

Ausgabe 53 10 KIM


Leibliche <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> aufgenommene <strong>Kinder</strong><br />

Immer wieder stellt sich in unseren Erziehungskonferenzen<br />

die Frage, wie geht es den leiblichen <strong>Kinder</strong>n<br />

mit den aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n. Die Sorge,<br />

dass die leiblichen <strong>Kinder</strong> unter der neuen Situation<br />

leiden, schwingt oft mit.<br />

Für leibliche <strong>Kinder</strong> bedeutet das Zusammenleben<br />

mit einem aufgenommenen Kind nicht nur, dass es<br />

seine Eltern teilen muss, was ja oft schon schwierig<br />

ist <strong>und</strong> zu Eifersucht führt, wenn ein weiteres Geschwisterkind<br />

in die Familie hineingeboren wird,<br />

sondern es wird die Erfahrung machen, dass es die<br />

Eltern teilen muss mit einem Kind, was sehr viel<br />

Unruhe in die Familie bringt.<br />

Zunächst freut es sich auf den Einzug des neuen<br />

Kindes, spürt dann aber schnell - besonders wenn<br />

es sich um ein seelisch stark verletztes Kind mit<br />

mehreren Beziehungsabbrüchen handelt - dass<br />

viele seiner Wünsche <strong>und</strong> Erwartungen an das aufgenommene<br />

Kind nicht in Erfüllung gehen. Neben<br />

dieser Enttäuschung kommt dann auch noch die<br />

Erfahrung, dass das aufgenommene Kind von den<br />

Eltern viel Kraft fordert, diese oft verzweifelt <strong>und</strong><br />

hilflos sind. Die täglichen Aufregungen überschatten<br />

stark das Leben des leiblichen Kindes. Oft schämen<br />

sich die leiblichen <strong>Kinder</strong> für das Verhalten des aufgenommenen<br />

Kindes außerhalb der Familie - in<br />

Schule <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>eskreis.<br />

Die Eltern sind sich dieser Situation durchaus bewusst.<br />

In einer Untersuchung von Pflegefamilien<br />

ermittelten Poland <strong>und</strong> Groze (1993), „dass nur die<br />

Hälfte der befragten Pflegeeltern fand, dass ihre<br />

eigenen <strong>Kinder</strong> der Familienpflege gegenüber positiv<br />

eingestellt sind. 57 % beobachteten positive<br />

Auswirkungen auf sie <strong>und</strong> 43 % sowohl positive als<br />

auch negative. Fast alle Pflegeeltern waren jedoch<br />

der Meinung, dass ihre leiblichen <strong>Kinder</strong> wegen der<br />

Aufnahme eines Pflegekindes weniger Zeit zu Hause<br />

verbrachten. Ferner befürchteten einige, dass<br />

ihre <strong>Kinder</strong> die Pflegekinder ablehnen (13 %), dass<br />

sie unter deren Rückführung leiden könnten (10 %),<br />

dass sie von den Pflegekindern misshandelt werden<br />

(8 %) oder von ihnen schlechte Verhaltensweisen<br />

lernen könnten (8 %). Nur 5 % hielten die Familienpflege<br />

für eine durchweg positive Erfahrung für ihre<br />

leiblichen <strong>Kinder</strong>.“ (Textor)<br />

Auch unsere Profifamilien ® schätzen die Situation<br />

ihrer leiblichen <strong>Kinder</strong> sehr gut ein. Sie erkennen<br />

ihre Nöte <strong>und</strong> achten darauf. Die leiblichen <strong>Kinder</strong><br />

sind immer wieder Thema in den Erziehungskonferenzen.<br />

Sicherlich hängt das Erleben stark vom Alter<br />

der leiblichen <strong>und</strong> der aufgenommenen <strong>Kinder</strong> ab.<br />

Trotzdem gilt es immer wieder, auch die leiblichen<br />

<strong>Kinder</strong> ins Blickfeld zu nehmen. Frau Wiemann hat<br />

bezogen auf Pflegeeltern Punkte aufgeführt, die es<br />

zu beherzigen gilt:<br />

- Der Status Pflegekind - eigenes Kind darf sich im<br />

Lebensalltag spiegeln <strong>und</strong> muss nicht verleugnet<br />

werden.<br />

- Pflegeeltern sollen dem leiblichen Kind keine Verantwortung<br />

für das Pflegekind übertragen.<br />

- Sie sollen dem leiblichen Kind abverlangen, mit<br />

den besonderen Schwierigkeiten des Pflegekindes<br />

einerseits umzugehen <strong>und</strong> sich andererseits<br />

auch ohne schlechtes Gewissen abzugrenzen.<br />

- Pflegeeltern sollten sich das Vergleichen der <strong>Kinder</strong><br />

abgewöhnen.<br />

- Die Gefühle gegenüber leiblichen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong><br />

Pflegekindern dürfen verschieden sein.<br />

- Beide <strong>Kinder</strong> haben ein sehr unterschiedliches<br />

Leben hinter sich. Sie sind <strong>und</strong> bleiben im Spiel-,<br />

Leistungs- <strong>und</strong> Sozialverhalten sehr verschieden.<br />

- Pflegeeltern sollten auch den <strong>Kinder</strong>n dabei helfen,<br />

zu ihrer Unterschiedlichkeit Ja sagen zu lernen.<br />

- Pflegeeltern dürfen das Zusammensein mit dem<br />

leiblichen Kind weiterhin genießen, sie sollen trotz<br />

ihrer Zuwendung für das Pflegekind noch genug<br />

Platz lassen, dem leiblichen Kind besondere Zuwendung<br />

zu geben.<br />

- Für die <strong>Kinder</strong> sollten unterschiedliche Interessen,<br />

unterschiedliche Fre<strong>und</strong>eskreise, eigene Lebensbereiche,<br />

eigene Hobbys gefördert werden.<br />

- Nur wenn in der Familie jeder jedem anderen ein<br />

Stück Eigenleben, Anderssein <strong>und</strong> Autonomie zugesteht,<br />

kann das Zusammenleben gelingen.<br />

- Beide <strong>Kinder</strong> sind immer wieder neu zu ermutigen,<br />

dass sie trotz ihres anderen Status <strong>und</strong> trotz<br />

ihrer anderen Herkunft einzigartige <strong>und</strong> wertvolle<br />

Menschen sind.<br />

- Es gehört zum Pflegekind dazu, dass es anderswo<br />

noch eine Familie hat <strong>und</strong> dass es nicht leibliches<br />

Kind in dieser Familie ist. Das bleibt schwer<br />

<strong>und</strong> die Trauer darüber kann niemand dem Pflegekind<br />

ersparen. Pflegeeltern sollten sich selbst<br />

<strong>und</strong> den <strong>Kinder</strong>n gegenüber immer wieder verdeutlichen,<br />

dass jedes Kind seine einzigartige<br />

Geschichte hat. Die Folgen daraus gilt es immer<br />

wieder neu zu akzeptieren.<br />

Literatur:<br />

Irmela Wiemann: Leibliche <strong>Kinder</strong> in Pflegefamilien,<br />

aus Blickpunkt Pflegekinder 3, 1997<br />

Martin R. Textor: Resultate wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

- Folgerungen für Pflegefamilien, Referat<br />

im Rahmen der Pflege <strong>und</strong><br />

Adoptivelternwoche des Arbeitskreises<br />

Pflegekinderdienste der<br />

Städte Konstanz, Singen <strong>und</strong> des<br />

Landkreises Konstanz<br />

Marion Wischka<br />

Ausgabe 53 11 KIM


Herkunftskontakte<br />

Zusammenfassung der Erhebung im Rahmen einer<br />

Diplomarbeit zum Thema : „Herkunftskontakte“<br />

Anne Hans studierte an der Fachhochschule Osnabrück<br />

im Fachbereich Sozialwesen <strong>und</strong> schrieb ihre<br />

Diplomarbeit über „<strong>Kinder</strong> zwischen zwei Familien -<br />

eine Erhebung mit Profifamilien ® .“ Sie hat hierfür<br />

einen Fragebogen entwickelt, der vielen Profieltern<br />

<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n bekannt ist. In Absprache mit Herrn <strong>und</strong><br />

Frau <strong>Backhaus</strong> konnte diese Erhebung anonym per<br />

Zufallsstichprobe erfolgen. 65 <strong>Kinder</strong> aus unserer<br />

Einrichtung wurden befragt, wie auch die dazugehörigen<br />

Profieltern <strong>und</strong> Erziehungsleiter, die jeweils<br />

aus ihrer Perspektive antworteten.<br />

Das Durchschnittsalter der ausgewählten <strong>Kinder</strong> lag<br />

bei 11,2 Jahren, mit durchschnittlich 7,5 Jahren waren<br />

sie in die Profifamilie ® eingezogen.<br />

Die Fragen zur Integration wurden von Profieltern<br />

<strong>und</strong> Erziehungsleiter - unabhängig voneinander -<br />

sehr übereinstimmend beantwortet. So wird die Integration<br />

des Kindes in die Profifamilie ® bei 50 % der<br />

Befragten als gut bewertet, bei 27 % als sehr gut.<br />

Die <strong>Kinder</strong> wurden bei dieser Frage gebeten, anzukreuzen,<br />

wie sie sich in der neuen Familie fühlen<br />

<strong>und</strong> hatten die Begriffe „wohl“, „geht so“ <strong>und</strong> „unwohl“<br />

zur Auswahl. 77 % der <strong>Kinder</strong> gaben an, sich<br />

„wohl“ zu fühlen. 9 % beantwortete die Frage mit<br />

„geht so“.<br />

Der Großteil der <strong>Kinder</strong> in Profifamilien ® hat Kontakt<br />

zur Herkunftsfamilie.<br />

Die Häufigkeit der Kontakte zur Herkunftsfamilie ist<br />

sehr unterschiedlich <strong>und</strong> bewegt sich zwischen den<br />

Extremen (= alle 2 Wochen <strong>und</strong> seltener als einmal<br />

jährlich). 53 % der befragten <strong>Kinder</strong> gaben an, dass<br />

die Häufigkeit der Treffen für sie angemessen ist, 30<br />

% der <strong>Kinder</strong> möchten ihre Eltern lieber öfter sehen.<br />

Einige <strong>Kinder</strong> äußerten sich diesbezüglich nicht!!!!<br />

Gefragt nach den Gefühlen <strong>und</strong> Einschätzungen zu<br />

den Herkunftseltern wurden zunächst die <strong>Kinder</strong> mit<br />

Elternkontakten. Die Antworten variieren wie folgt:<br />

27 % der <strong>Kinder</strong> benennen positive Gefühle in<br />

Bezug auf ihre Eltern<br />

23 % der <strong>Kinder</strong> benennen negative Gefühle in<br />

Bezug auf ihre Eltern<br />

50 % der <strong>Kinder</strong> benennen weder positive noch<br />

negative Gefühle („ich fühle nichts“).<br />

A. Hans schreibt hierzu: „Die <strong>Kinder</strong>, die positive<br />

Gefühle gegenüber ihren Eltern empfinden, haben<br />

zum größten Teil nur zwei bis drei Mal pro Jahr Besuchskontakt.<br />

Daher ist es nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass<br />

die Kontakte gut laufen: Die Herkunftseltern können<br />

sich auf die Treffen vorbereiten, bringen eventuell<br />

Geschenke mit <strong>und</strong> stellen sich positiv dar. Die <strong>Kinder</strong><br />

.… wünschen sich daher manchmal, wieder zu<br />

ihnen zurück zu dürfen.“<br />

Aus den Fragebögen dieser <strong>Kinder</strong> geht gleichzeitig<br />

hervor, dass sie eine ges<strong>und</strong>e Distanz zu ihrer Herkunftsfamilie<br />

entwickelt haben. „Sie sehen die Profifamilie<br />

® als ihren Lebensort an <strong>und</strong> können sich auf<br />

ihre leiblichen Eltern einlassen.“ Hier wird angefügt,<br />

dass in diesen Fällen die entsprechenden Profieltern<br />

das Miteinander mit den leiblichen Eltern als angemessen<br />

beschreiben, ein Loyalitätskonflikt zwischen<br />

den „beiden“ Elternpaaren verhindert werden kann.<br />

Als nächstes wurden die <strong>Kinder</strong> ohne Kontakte nach<br />

ihren Gefühlen <strong>und</strong> Einschätzung zu den Herkunftseltern<br />

befragt. Die Antworten überraschten:<br />

0 % der <strong>Kinder</strong> beschreibt positive Gefühle<br />

44 % der <strong>Kinder</strong> beschreiben negative Gefühle<br />

22 % der <strong>Kinder</strong> beschreiben weder positive<br />

noch negative Gefühle<br />

17 % der <strong>Kinder</strong> antworten mit „weiß ich nicht“<br />

17 % der <strong>Kinder</strong> geben keine Antworten.<br />

Hierzu schreibt Frau Hans: „Dieses Ergebnis entspricht<br />

nicht meinen Erwartungen….Wie beschrieben<br />

gehen Experten häufig davon aus, dass <strong>Kinder</strong>,<br />

die ihre Herkunftsfamilie nie sehen, sie idealisieren.<br />

… Auf die in dieser Umfrage befragten Profikinder<br />

ohne Kontakt zur Herkunftsfamilie trifft diese Theorie<br />

jedoch scheinbar nicht zu.“<br />

Im Folgenden wurden die unterschiedlichen Haltungen<br />

der Profieltern gegenüber der Herkunftsfamilie<br />

erfragt. Erstaunlich war, dass 93 % der Profieltern,<br />

die ihre Haltung positiv beschrieben, <strong>Kinder</strong> aufgenommen<br />

hatten, die regelmäßig im Kontakte zu den<br />

Herkunftsfamilien stehen. Dies bedeutet in der<br />

Schlussfolgerung, dass regelmäßige Kontakte<br />

zwischen den aufgenommenen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> den<br />

leiblichen Eltern zu einer positiven Haltung auf<br />

Seiten der Profieltern führen! Die Erklärung der<br />

Autorin lautet: „... Durch den persönlichen Kontakt<br />

zu den Herkunftseltern scheint es den Profieltern<br />

leichter zu fallen, sich in die Situation der leiblichen<br />

Eltern hinein zu versetzen <strong>und</strong> ihnen positive Gefühle<br />

wie Wertschätzung, Akzeptanz <strong>und</strong> Mitgefühl<br />

entgegen zu bringen .….“<br />

Zusammenfassend beschreibt die Autorin das<br />

Ergebnis ihrer Erhebung:<br />

„… Insgesamt sprechen die Ergebnisse meiner Erhebung<br />

mit Profifamilien ® dafür, dass die intensive<br />

Vorbereitung <strong>und</strong> die Möglichkeit der wöchentlichen<br />

Erziehungskonferenzen (<strong>und</strong> die konzeptionellen<br />

Rahmenbedingungen durch das PZ als Räumlichkeit)…..eine<br />

eher positive Verarbeitung der Besuchskontakte<br />

bedingt. Die Profieltern haben größtenteils<br />

eine positive bis professionelle Haltung zu<br />

den Herkunftseltern <strong>und</strong> drängen das Kind nicht<br />

durch Konkurrenzverhalten oder negative Gefühle<br />

Ausgabe 53 12 KIM


den leiblichen Eltern gegenüber zur Entscheidung<br />

zwischen den zwei Familien. Sie bewerten die Besuchskontakte<br />

meist als positiv für die Entwicklung<br />

des Kindes <strong>und</strong> die Entwicklung der gesamten Profifamilie<br />

® . Auch die befragten <strong>Kinder</strong> scheinen größtenteils<br />

mit den Besuchskontakten zufrieden <strong>und</strong><br />

glauben, dass sie ihnen gut tun…..“<br />

Für mich als Erziehungsleiterin ist dies eine Ermutigung<br />

zur Förderung von regelmäßigen Besuchskontakten<br />

der Herkunftseltern. Dabei scheint es weiterhin<br />

notwendig, dass die Kontakte je nach Bedarf<br />

begleitet werden <strong>und</strong> an einem neutralen Ort, wie<br />

z. B. im pädagogischen Zentrum stattfinden, Nähe<br />

<strong>und</strong> Distanz somit variabel sind.<br />

Ein besonderes Augenmerk gilt der Vor- bzw. Nachbereitung<br />

dieser Besuchskontakte. Hier bewährt sich<br />

Es weihnachtet sehr …!<br />

die Zusammenarbeit <strong>und</strong> der Austausch aller Beteiligten<br />

auf unterschiedlichen Ebenen.<br />

Eltern, <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> auch Profieltern sind unmittelbar<br />

beteiligt. Zuständige KollegInnen der Jugendämter,<br />

Helfer <strong>und</strong> Berater der Herkunftsfamilien (in einigen<br />

Fällen auch Berufsbetreuer oder Rechtsanwälte)<br />

können vermitteln <strong>und</strong> dadurch zu einer positiven,<br />

konstruktiven <strong>und</strong> prozesshaften Entwicklung beitragen,<br />

wobei der Erziehungsleitung hier eine ganz<br />

besonders verantwortliche Rolle<br />

zukommt.<br />

Ulla Hesselkamp<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS-Osnabrück<br />

Schneemänner so weit das Auge reicht<br />

Wie auch in den letzten Jahren gibt es in diesem Jahr<br />

wieder eine Weihnachtsüberraschung.<br />

In den letzten Wochen <strong>und</strong> Monaten haben die <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen <strong>und</strong> die Erzieher der Jugendwohngruppe<br />

in Borken, in Bokeloh <strong>und</strong> der <strong>Clearing</strong>stelle<br />

fleißig gebastelt.<br />

Viele Schneemänner sind gemeinsam mit den <strong>Kinder</strong>n<br />

entstanden. Es ist zwar etwas ungewohnt, im<br />

Sommer an Schneemänner zu denken, aber die gemütlichen<br />

Bastelst<strong>und</strong>en haben viel Spaß gebracht.<br />

Für die Abschlussarbeiten wurde<br />

sich dann noch mal in großer R<strong>und</strong>e<br />

zusammengesetzt. Bei Saft <strong>und</strong><br />

Zwiebelkuchen, wurde viel gelacht.<br />

Hoffe, dass sich alle ein wenig<br />

darüber freuen.<br />

Wir alle wünschen<br />

Ihnen eine schöne<br />

<strong>und</strong> besinnliche<br />

Weihnachten<br />

Yvonne Schauf<br />

Ausgabe 53 13 KIM


Auch Tobias musste sich durchsetzen. Andreas<br />

hatte ihn vor Susanne, dem tollen Mädchen aus der<br />

Parallelklasse, „Milchtrinker“ genannt. Alle hatten<br />

gelacht. Die Mädchen hatten geflüstert. Und das<br />

nur, weil Tobias sich auf der letzten Klassenfete vom<br />

heimlich ausprobierten Whiskey übergeben hatte.<br />

Tobias schubste Andreas <strong>und</strong> schon war eine Rauferei<br />

in Gange, die ihm schließlich ein blaues Auge<br />

bescherte.<br />

Das Rangeln auf dem Schulhof, Raufereien im <strong>Kinder</strong>zimmer<br />

zum Kräftemessen - diese kleinen Spielchen<br />

unter Jungen sind normal <strong>und</strong> gehören zur<br />

Entwicklung dazu. Doch es ist schon etwas anderes,<br />

dem Klassenkameraden einen Kinnhaken oder gar<br />

ein blaues Auge zu verpassen. Auch wenn Eltern,<br />

Lehrer oder Erzieher manchmal glauben, die Jungen<br />

machen das aus reiner Freude am Schlagen: In der<br />

Regel liegen die Gründe für Gewalteinsatz tiefer, oft<br />

in einem mangelnden Selbstbewusstsein:<br />

- die Suche nach Anerkennung durch Gewalt<br />

- sich selbst größer machen. Jungen nutzen Gewalt,<br />

um von ihren Schwächen abzulenken<br />

- Stress abbauen: Streit zu Hause, Liebeskummer<br />

oder Neid. Jungen in der Pubertät leiden oft unter<br />

großem Frust - eine Prügelei entsteht dann<br />

schnell aus dem Affekt.<br />

- Selbstschutz: Jungen, die Angst vor Angriffen<br />

haben <strong>und</strong> sich schützen wollen.<br />

Eine andere Sicht der Dinge lernen:<br />

„Klar, Gewalt ist keine Lösung“ - das weiß auch Tobias.<br />

Und dennoch wird er das Gefühl nicht los, dass<br />

er keine Wahl hatte. Tobias Mutter versteht die Welt<br />

nicht mehr. „Lass dich doch nicht so provozieren“,<br />

rät sie.<br />

Sich nicht provozieren lassen - ein guter Rat, der<br />

Erwachsenen einfach <strong>und</strong> sinnvoll erscheint.<br />

Doch wie schwer ist diese Umsetzung für einen<br />

Jugendlichen, der noch nicht sicher <strong>und</strong> fest mit<br />

beiden Beinen auf der Erde steht.<br />

Starke Typen – nur mit Gewalt<br />

Warum Jungen Machtkämpfe suchen<br />

Da ist die Schwärmerei für ein Mädchen, das ständige<br />

Bestreben danach, „cool“ <strong>und</strong> interessant zu<br />

wirken, die ewigen Vergleiche mit den Jungen aus<br />

der Klasse <strong>und</strong> Clique <strong>und</strong> dabei immer die nagenden<br />

Zweifel: „Bin ich ein toller Typ oder nicht?“<br />

Das Selbstbewusstsein pubertierender Jugendlicher<br />

gleicht dem unbeständigen Aprilwetter. Schon ein<br />

kleiner Gegenwind kann reichen, um hart erarbeitete<br />

Erkenntnisse wieder in Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Boden zu stampfen.<br />

Jungen, die zu Gewalt neigen <strong>und</strong> diese nutzen,<br />

um ihr Ego wieder zu polieren, müssen deshalb<br />

lernen, brenzlige Situationen mit anderen Augen zu<br />

betrachten <strong>und</strong> ruhig zu bleiben.<br />

Tipps für ungestüme Jungen:<br />

- Wenn du provozierst wirst, sucht jemand deine<br />

Aufmerksamkeit. Lass die Beschimpfungen oder<br />

Beleidigungen an dir abprallen, auch wenn es dir<br />

schwer fällt. Mit einem kühlen Kopf zeigst du<br />

wahre Größe.<br />

- Wer geht dir eigentlich so auf den „Keks“, dass<br />

sich die Faust in deiner Tasche ballt? Schau dir<br />

deinen Gegner einfach mal genauer an. Ist er<br />

wirklich so toll, wie er vorgibt zu sein? Mach dir<br />

klar, wo deinen Stärken liegen. Vielleicht bist du<br />

besser in der Schule oder hast die nettere Fre<strong>und</strong>in?<br />

Nimm DICH wichtig <strong>und</strong> nicht den anderen.<br />

- Überlege mal ganz genau, warum du deine Fäuste<br />

einsetzt. Bekommst du so wirklich die Anerkennung,<br />

die du suchst? Mögen dich dadurch<br />

mehr Menschen?<br />

- Was denkst du? Sind deine Fre<strong>und</strong>e bei dir, weil<br />

sie DICH wirklich mögen oder nur, weil es mit dir<br />

<strong>und</strong> deinen Aggressionen immer spannend ist.<br />

Wo ist die Basis eurer Fre<strong>und</strong>schaft?<br />

- Versuche, deine Aggressionen zu stoppen <strong>und</strong><br />

überlege: Was passiert hier eigentlich gerade?<br />

Muss ich mich wirklich wehren?<br />

- Mit Ironie <strong>und</strong> Witz lässt sich prima schlagen: Dir<br />

hat jemand einen dummen Spruch an den Kopf<br />

geworfen, dich ausgelacht oder angerempelt?<br />

Nimm ihm mit einem lockeren <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>lichen<br />

Spruch den Wind aus den Segeln. Der beste<br />

Schlagabtausch gelingt nur mit Worten.<br />

Tipps für Eltern:<br />

- Vorbild sein: Eltern vermitteln ihren <strong>Kinder</strong>n<br />

gr<strong>und</strong>legende Werte: Schlagen <strong>und</strong> Gewalt sind<br />

tabu. Sobald Eltern bemerken, dass aus einer<br />

harmlosen Rauferei unter <strong>Kinder</strong>n wirkliche Aggression<br />

wird, muss eingeschritten werden.<br />

- Mit Worten wehren: bereits ab dem <strong>Kinder</strong>gartenalter<br />

erleben <strong>Kinder</strong> nahezu täglich Situationen,<br />

die sie verletzen, traurig oder wütend machen.<br />

<strong>Kinder</strong> müssen lernen, sich in Gruppen zu<br />

bewegen, miteinander auszukommen <strong>und</strong> Kon-<br />

Ausgabe 53 14 KIM


flikte selbständig zu lösen -<br />

ohne Gewalt. Eltern können helfen,<br />

indem sie bei richtigem Verhalten<br />

loben <strong>und</strong> über Gewaltverhalten<br />

mit ihren <strong>Kinder</strong>n lösungsorientiert<br />

sprechen.<br />

- Sollte ihr Kind ständig in Gewaltsituationen<br />

geraten - ob als<br />

Täter oder als Opfer - suchen<br />

Sie Hilfe. Fragen Sie in <strong>Kinder</strong>schutzzentren, Beratungsstellen<br />

oder Jungengruppen, die von Pädagogen<br />

geleitet werden <strong>und</strong> in denen die Problematiken,<br />

aber auch die Perspektiven mit den<br />

Jungen aufgearbeitet werden.<br />

Praktische Segelprüfung<br />

Diesen Artikel fand ich im Internet unter:<br />

www.starke-eltern.de<br />

Dieses Internetportal beschäftigt sich mit einem<br />

breiten Spektrum von interessanten Themen: allgemeinen<br />

Erziehungsfragen, Medien- <strong>und</strong> Ernährungstipps,<br />

Kurzinfos über aktive Freizeitgestaltung<br />

etc.<br />

Renate Weusthof<br />

GfS Emsland/ Schapen<br />

Die Meisten haben es geschafft. Wenn ich mal überlege,<br />

hat es ganz schön lange gedauert. Und es ist<br />

nicht so, wie ich dachte; solch einen Bootsführerschein<br />

schüttelt man sich nicht einfach so aus dem<br />

Ärmel.<br />

Theorie gelernt, Motorboot fahren geübt, <strong>und</strong> nun<br />

noch der schwierigste Teil: das Segeln.<br />

Da es am Tag der praktischen Motorboot-Prüfung zu<br />

windstill war, musste die Prüfung verschoben werden.<br />

Zwei Tage später war es dann windig genug<br />

<strong>und</strong> wir konnten starten.<br />

Ich glaube, alle waren wieder etwas nervös.<br />

… den Segelteil gut überstanden, ging es nun an die<br />

Knoten. Der Prüfer kannte kein Erbamen. Alle Knoten<br />

wurden abgefragt <strong>und</strong> mussten gezeigt werden.<br />

Aber zum Schluss hatten es alle angetretenen Prüflinge<br />

geschafft. Jetzt noch die Unterschrift <strong>und</strong> der<br />

Führerschein war unser.<br />

Wir haben es geschafft. Es war anstrengend, aber in<br />

vielen Situationen haben wir auch Spaß gehabt.<br />

Im nächsten Jahr, wenn wir mit den <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

segeln gehen, werden wir sehen, ob wir<br />

genügend gelernt haben.<br />

Bis dahin!<br />

Yvonne Schauf<br />

Ausgabe 53 15 KIM


Ich möchte mich<br />

kurz vorstellen:<br />

Ich heiße Mirja<br />

Kröger, bin 30<br />

Jahre alt, studiere<br />

an der KatholischenHochschule<br />

für Sozialwesen<br />

Berlin im 7.<br />

Semester Soziale<br />

Arbeit/ Sozialpädagogik<br />

<strong>und</strong><br />

absolviere zur<br />

Zeit mein 2. PraktischesStudiensemester<br />

in der<br />

GfS Berlin.<br />

Ich habe mich während meines Studiums viel mit<br />

dem Pflegekinderwesen beschäftigt <strong>und</strong> daher war<br />

es für mich nahe liegend, in einer Einrichtung mein<br />

Praktikum zu machen, die Familien auf die Aufnahme<br />

von <strong>Kinder</strong>n vorbereitet <strong>und</strong> sie langfristig fachlich<br />

betreut. Die Verknüpfung von Professionalität<br />

<strong>und</strong> Familiarität in den Profifamilien ® <strong>und</strong> das Gesamtkonzept<br />

des KJHB haben mich auf Anhieb<br />

überzeugt <strong>und</strong> begeistert.<br />

Meine Erwartungen <strong>und</strong> Hoffnungen an das Praktikum<br />

werden zu 100 % erfüllt.<br />

Ein ganz großer Pluspunkt dieser Arbeit ist für mich<br />

die Tatsache, dass man Prozesse über einen langen<br />

Zeitraum sehr intensiv begleitet <strong>und</strong> eine positive<br />

Entwicklung unterstützen <strong>und</strong> verfolgen kann - im<br />

Gegensatz von z.B. Beratungsstellen, in denen man<br />

immer nur kurze Zeit <strong>und</strong> nicht sehr intensiv mit den<br />

Klienten zu tun hat.<br />

Ich finde die Arbeit unheimlich vielseitig. Ich begleite<br />

die Vorbereitung potentieller zukünftiger Profifamilien<br />

® . Ich bekomme mit, wie aus einer gesichtslosen<br />

Anfrage ein „reales“ Kind wird, dessen Ankommen<br />

Vorstellung<br />

Eindrücke einer Praktikantin<br />

<strong>und</strong> Einleben in einer neuen Familie wir begleiten<br />

dürfen. Ich erlebe, mit welcher Professionalität <strong>und</strong><br />

persönlichem Engagement die Profifamilien ® ihre oft<br />

schwierige <strong>und</strong> anstrengende Arbeit meistern. Ich<br />

verfolge, wie man diesen Familien in schwierigen<br />

Situationen mit den <strong>Kinder</strong>n beratend <strong>und</strong> unterstützend<br />

zur Seite stehen kann.<br />

Überrascht bin ich in Hinblick auf die Arbeit mit den<br />

Herkunftsfamilien. Diesbezüglich war ich nämlich<br />

vorher sehr skeptisch <strong>und</strong> habe mich gefragt, wie ich<br />

mit Menschen umgehen soll, die ihre <strong>Kinder</strong> vernachlässigt,<br />

misshandelt, missbraucht haben.<br />

Doch in dieser Hinsicht könnte ich kein besseres<br />

Vorbild haben als die Erziehungsleitung Frau Barth.<br />

Sie schafft es, den Herkunftseltern wirklich mit Wertschätzung,<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> Empathie zu begegnen<br />

<strong>und</strong> ist dabei ganz „normal“ <strong>und</strong> natürlich. Was ich<br />

vorher nur als „graue“ Theorie von Carl Rogers<br />

kannte, kann ich nun in der Realität angewendet<br />

beobachten <strong>und</strong> mir hoffentlich abgucken. Mir ist -<br />

besser als es mir jedes Fachbuch hätte vermitteln<br />

können - deutlich geworden, wie wichtig es ist, einen<br />

wertschätzenden, positiven Umgang mit den Eltern<br />

zu pflegen <strong>und</strong> sie so „ins Boot“ zu holen.<br />

Sehr beeindruckt bin ich auch von den <strong>Kinder</strong>n, die<br />

trotz ihrer Vergangenheit über erstaunliche Energien<br />

<strong>und</strong> Lebensfreude verfügen <strong>und</strong> das Leben der Profifamilien<br />

® bereichern.<br />

Insgesamt bestätigt mich das Praktikum in meinem<br />

Wunsch, zukünftig in der Vorbereitung <strong>und</strong> Betreuung<br />

von Familien tätig zu sein, die <strong>Kinder</strong>n ein neues<br />

Zuhause geben. Ich stelle zufrieden fest, dass<br />

mein Studium (<strong>und</strong> zum Teil mein Leben) mich<br />

ziemlich gut auf die Praxis vorbereitet hat <strong>und</strong> freue<br />

mich, dass ich jetzt die Möglichkeit habe, mein erlerntes<br />

Wissen in dem Gebiet anzuwenden, das<br />

mich am meisten interessiert.<br />

Mirja Kröger<br />

Vorbereitung von <strong>Kinder</strong>n auf eine Fremdunterbringung<br />

Alle Menschen haben von Geburt an bestimmte<br />

Gr<strong>und</strong>bedürfnisse, wie z.B. nach Nahrung, Schutz,<br />

Zuwendung, Nähe, Trost usw. Um diese Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />

durch seine Bezugsperson(en) erfüllt zu<br />

bekommen, verfügt der Mensch schon als Baby<br />

über ein festgelegtes Verhaltensrepertoire (Weinen,<br />

Schreien usw.), dessen Einsatz die Bezugsperson(en)<br />

zu einer zeitnahen <strong>und</strong> angemessenen Bedürfnisbefriedigung<br />

bewegen soll. Wenn dieser Mechanismus<br />

gut funktioniert, lernt das Kind, dass sein<br />

Verhalten etwas bewirkt <strong>und</strong> dass auf die Menschen<br />

in seiner Umgebung Verlass ist - es entwickelt ein<br />

„Urvertrauen“ 1 in sich, die Welt <strong>und</strong> Andere.<br />

Die <strong>Kinder</strong> jedoch, mit denen wir es in unserem beruflichen<br />

Alltag zu tun haben, haben in ihren Familien<br />

Vernachlässigung, Gewalt oder sexuellen Missbrauch<br />

erlebt. Sie haben immer wieder die Erfahrung<br />

gemacht, dass ihr Verhalten <strong>und</strong> Handeln nicht<br />

die gewünschten Ergebnisse erzielt <strong>und</strong> ihre Gr<strong>und</strong>bedürfnisse<br />

immer wieder ignoriert werden. Aus<br />

diesem Erleben resultiert ein „Urmisstrauen“ mit<br />

einer sehr geringen Selbstwirksamkeitsüberzeugung.<br />

Ausgabe 53 16 KIM


Wenn ein solches Kind nun aus seiner Familie herausgenommen<br />

wird <strong>und</strong> perspektivisch woanders<br />

seinen zukünftigen Lebensmittelpunkt haben soll,<br />

scheint dies zunächst ebenfalls eine das Kind überwältigende<br />

<strong>und</strong> nicht beeinflussbare Situation zu<br />

sein. Es kann aber auch als Chance begriffen werden,<br />

den Kreislauf der permanenten Erfahrung, seine<br />

Umwelt nicht beeinflussen zu können, zu durchbrechen.<br />

Hier sind die MitarbeiterInnen im Jugendamt,<br />

von zuständigen freien Trägern sowie potentielle<br />

„Fremderzieher“ gefordert. In ihrer Verantwortung<br />

liegt es, im Prozess einer Fremdunterbringung die<br />

<strong>Kinder</strong> von Anfang an einzubeziehen <strong>und</strong> ihnen -<br />

vielleicht erstmals - zu zeigen, dass ihre Gefühle<br />

<strong>und</strong> Meinungen ernst genommen <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

werden.<br />

Um dies optimal zu ermöglichen <strong>und</strong> die ganze Situation<br />

für das Kind möglichst versteh-, nachvollzieh<strong>und</strong><br />

annehmbar zu gestalten, sollten einige Aspekte<br />

berücksichtigt werden 2 :<br />

1. Vertrauensperson<br />

Zunächst ist es wichtig, dass dem Kind für den gesamten<br />

Prozess von der Herausnahme aus dem<br />

Elternhaus bis zur Unterbringung in einer Pflegefamilie<br />

oder Einrichtung eine bestimmte erwachsene<br />

Vertrauensperson als Ansprechpartner zur Verfügung<br />

steht. Dies kann dem Kind Sicherheit <strong>und</strong> Kontinuität<br />

vermitteln <strong>und</strong> ihm in dieser unübersichtlichen<br />

Lage Orientierung ermöglichen. Eine große<br />

Anzahl oder der Wechsel von zuständigen Personen<br />

verunsichert das Kind in dieser ohnehin beängstigenden<br />

Situation <strong>und</strong> belastet den schwierigen<br />

Übergang zu einem neuen Lebensmittelpunkt zusätzlich.<br />

2. Zügige <strong>und</strong> nachvollziehbare Hilfeplanung<br />

Da die gesamte Übergangsphase für das Kind mit<br />

vielen Unklarheiten, Unsicherheiten <strong>und</strong> Ängsten<br />

verb<strong>und</strong>en ist, die eine große psychische Belastung<br />

darstellen, ist es sinnvoll, den Hilfeprozess möglichst<br />

zügig <strong>und</strong> für das Kind nachvollziehbar zu gestalten<br />

<strong>und</strong> dem Kind schnellstmöglich eine Zukunftsperspektive<br />

aufzuzeigen. Natürlich darf dabei nichts<br />

überstürzt werden, da ja der zukünftige Lebensort<br />

des Kindes auch sorgfältig <strong>und</strong> passend ausgewählt<br />

werden muss; aber unnötige Verzögerungen sollten<br />

im Interesse des Kindes vermieden werden.<br />

3. Einbeziehung des Kindes<br />

Wie bereits erwähnt, kommt der Einbeziehung des<br />

Kindes in den gesamten Prozess der Fremdunterbringung<br />

eine große Bedeutung zu. Dies meint, dass<br />

das Kind altersentsprechend über Gründe, Möglichkeiten<br />

<strong>und</strong> Ziele der eingeleiteten Maßnahmen zu<br />

informieren ist. Das beinhaltet auch, dass dem Kind<br />

eine weitgehende Mitsprache bei der Auswahl der<br />

Einrichtung eingeräumt werden sollte. Je besser es<br />

die Hilfe versteht <strong>und</strong> ihren Sinn einsieht, desto eher<br />

wird es diese annehmen <strong>und</strong> sich auf sie einlassen.<br />

4. Transparenz<br />

Bei dem gesamten Prozess ist es ungemein wichtig,<br />

dem Kind gegenüber offen <strong>und</strong> ehrlich zu sein.<br />

Wenn Fragen nach den Gründen für die Trennung<br />

oder deren Dauer von der Familie ausweichend oder<br />

unehrlich beantwortet werden, kann das Kind in<br />

dieser Situation kein Vertrauen aufbauen. Das Gefühl<br />

der Hilflosigkeit, des Nicht-Beeinflussen-Könnens,<br />

Angst <strong>und</strong> Unsicherheit werden sich verstärken<br />

<strong>und</strong> verhindern, dass das Kind sich auf die umfassenden<br />

Veränderungen einlassen kann.<br />

5. Klärung von Zuständigkeiten<br />

Von den Eltern getrennt zu werden <strong>und</strong> woanders<br />

hinzukommen, bedeutet für das Kind den kompletten<br />

Verlust alles Gewohnten; alles ist neu, fremd,<br />

unbekannt. Dem Kind stellen sich unendlich viele<br />

Fragen, die sich unter anderem auf den „neuen“<br />

Alltag beziehen. Das Kind sucht verzweifelt nach<br />

Orientierung <strong>und</strong> Sicherheit. Es ist daher wichtig,<br />

frühzeitig die Zuständigkeiten zu klären <strong>und</strong> Absprachen<br />

zwischen Mitarbeitern des Allgemeinen Sozialen<br />

Dienstes <strong>und</strong> den zukünftigen „Fremderziehern“<br />

bezüglich Aufgaben <strong>und</strong> Rollen zu treffen.<br />

6. Übergang<br />

Der Wechsel von der Herkunftsfamilie in den neuen<br />

Lebensort ist für das Kind so angenehm <strong>und</strong> kindgerecht<br />

wie möglich zu gestalten. Dazu gehören „die<br />

Gestaltung des Abschieds von den Eltern, Willkommensrituale,<br />

Zeit für das Kind jenseits des normalen<br />

Tagesablaufs, Personen, die ansprechbar sind, sich<br />

aber nicht aufdrängen, <strong>und</strong> Aktivitäten, die das Kennenlernen<br />

(...) fördern“ 3 .<br />

Auch wenn diese Aspekte zunächst selbstverständlich<br />

erscheinen, steht zu befürchten, dass sie in der<br />

Realität häufig missachtet werden - sei es aufgr<strong>und</strong><br />

von Personalmangel in den Jugendämtern, Kosten-<br />

<strong>und</strong> Zeitdruck, Zuständigkeitswirrwarr oder Sonstiges.<br />

Da kann es meiner Meinung nach nicht schaden,<br />

sich (noch) einmal mit ihnen zu beschäftigen<br />

<strong>und</strong> sich ihre Bedeutung für die betroffenen <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendlichen bewusst zu machen. Im Hinblick<br />

auf die Komplexität der Thematik können diese Ausführungen<br />

jedoch lediglich als Denkanstoß verstanden<br />

werden.<br />

Mirja Kröger<br />

Praktikantin<br />

GfS Berlin<br />

1 Nach Erik H. Erikson<br />

2 Angelehnt an den Beitrag von Vierzigmann, Gabriele/ Rudeck,<br />

Rainer: „Wie können <strong>Kinder</strong> auf eine Fremderziehung vorbereitet<br />

werden?“ im Online-Handbuch Kindeswohlgefährdung vom<br />

Deutschen Jugendinstitut DJI (http://213.133.108.158/asd/96.htm)<br />

3 ebd.<br />

Ausgabe 53 17 KIM


Vom 10.10 bis zum 11.10.2006 gestalteten wir, das<br />

sechsköpfige Team der Jugendwohngemeinschaft in<br />

Meppen-Borken, unsere Teamtage in dem sehr<br />

schön gelegenen Ferienhaus in Vlagtwedde.<br />

Von links: Uwe Griepenburg, Birgit Sabel, Irmgard Terhorst,<br />

Jan Schnieder, Andrea Knoll, Sandra Möller<br />

Am Dienstagmorgen fuhren wir gemeinsam in Borken<br />

los. Um neun Uhr angekommen im Parc Emslandermeer,<br />

begrüßte uns unsere Hauswirtschaftsmeisterin<br />

Irmgard, mit einem leckeren Frühstück.<br />

Hier fanden wir nun die Zeit <strong>und</strong> Ruhe, viele wichtige<br />

Themen unserer Arbeit zu besprechen, die im Alltag<br />

<strong>und</strong> während dem Schichtdienst wenig Platz finden.<br />

In gemütlicher Atmosphäre tauschten wir uns gegenseitig<br />

aus <strong>und</strong> nutzten diese Zeit auch, um uns<br />

näher kennen zu lernen, was die Teamzugehörigkeit<br />

stärkte.<br />

Teamtag Erster Teil:<br />

Begonnen haben wir mit dem Thema Qualitätsmanagement,<br />

mit dem wir uns nochmals intensiv auseinandergesetzt<br />

haben. Jeder Mitarbeiter hat sich<br />

eine Mappe zusammengestellt, in der die wichtigsten<br />

Unterlagen zu diesem Bereich übersichtlich enthalten<br />

sind.<br />

Fortgeführt haben wir den Vormittag mit der Planung<br />

von Projekten, Festen <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten sowie<br />

Gespräche über unsere Regeln <strong>und</strong> Strukturen im<br />

Haus, die gegebenenfalls ergänzt oder verändert<br />

wurden.<br />

Wöchentlich stattfindenden Rituale wie die Jugendkonferenz<br />

<strong>und</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>en haben wir noch<br />

einmal überdacht <strong>und</strong> mit neuen Ideen <strong>und</strong> Methoden<br />

gefüllt.<br />

Teamtag Zweiter Teil:<br />

Zum Nachmittag starteten wir eine Supervision gemeinsam<br />

mit unserem Abteilungsleiter Herrn Robben<br />

<strong>und</strong> dem Supervisor Herrn Kuper.<br />

Teamtage in Vlagtwedde<br />

Herr Kuper schaffte eine Gruppenatmosphäre, die<br />

das Besprechen von Problemen <strong>und</strong> Belangen möglich<br />

machte. In dieser entspannten <strong>und</strong> ruhigen Umgebung<br />

mit Abstand zu unseren Gruppenalltag fiel<br />

es uns leichter Dinge, objektiv <strong>und</strong> adäquat zu besprechen.<br />

Diese intensive Supervision ermöglichte uns ein<br />

neues Teambewusstsein; Stärken <strong>und</strong> Schwächen<br />

der einzelnen Teammitglieder wurden erkannt. Neue<br />

pädagogische Ideen <strong>und</strong> Sichtweisen wurden entwickelt.<br />

Nach diesem informationsreichen Tag gönnten wir<br />

uns am Abend ein leckeres Essen in der Festung<br />

Bourtange. Beim Schlemmen <strong>und</strong> Klönen genossen<br />

wir die gemeinsame Zeit.<br />

Teamsitzung Dritter Teil:<br />

Am Mittwochmorgen begannen wir mit dem letzten<br />

Teil unserer Teamtage. Am liebevoll gedeckten<br />

Frühstückstisch (Danke, Irmgard) planten wir gemeinsam<br />

den Ablauf.<br />

Wir starteten mit den ausführlichen Erläuterungen<br />

r<strong>und</strong> um den Hilfeplan, tauschten Erfahrungen aus<br />

<strong>und</strong> legten weitere hilfreiche Formulare an. Des<br />

Weiteren gingen wir näher auf die Aktenführung <strong>und</strong><br />

verwaltungsorganisatorische Angelegenheiten ein.<br />

Zum Ende fanden wir die Zeit, gemeinsam Perspektiven<br />

<strong>und</strong> Ziele der Jugendlichen zu besprechen.<br />

Wir haben die gemeinsame Zeit sehr genossen <strong>und</strong><br />

sind motiviert<br />

<strong>und</strong> mit neuen<br />

Ideen wieder zurück<br />

nach Borken<br />

gefahren. Es<br />

war eine absolut<br />

positive Erfahrung,<br />

die uns als<br />

Team sehr bestärkt<br />

hat.<br />

Stille Wasser sind tief…<br />

Ein herzliches Dankeschön an<br />

• Birgit <strong>und</strong> Daniela aus Bokeloh, die unseren<br />

Dienst übernommen haben<br />

• Herrn Kuper <strong>und</strong> Herrn Robben für Ihren Besuch<br />

• Herrn/Frau <strong>Backhaus</strong> für die Möglichkeit das<br />

Haus in Vlagtwedde zu nutzen<br />

• Irmgard für die super Verpflegung<br />

• Sandra für den strukturierten Ablauf <strong>und</strong> die Planung<br />

• Birgit <strong>und</strong><br />

Uwe, Danke<br />

für die<br />

nächtliche<br />

Bootstour<br />

Gruß, Andrea<br />

Ausgabe 53 18 KIM


Computerspiele oder besser E-Games = Elektronic<br />

Games als zusammenfassender Oberbegriff auf Konsolenbasierender<br />

Videospiele <strong>und</strong> PC-Computerspiele<br />

- eine eigene, weite Welt, in der man sich schnell<br />

verlaufen kann <strong>und</strong> vor lauter Angeboten nicht wieder<br />

herausfindet. Beim Surfen Im Internet arbeitete ich<br />

mich zunächst durch die Kaufangebote von Gameboy,<br />

Nintendo, X-Box. Playstation oder Gamecube<br />

bis zu den einzelnen Spielen wie Siedler, Tomb Raider,<br />

Gothik 2 oder Counterstrike durch, bis ich meinem<br />

Ziel langsam näher kam: den Nebenwirkungen.<br />

Auslöser für meine Recherche war ein sehr aufrüttelndes<br />

Ereignis: Ein Jugendlicher einer Profifamilie ®<br />

erlitt bei einer LAN-Party einen epileptischen Anfall.<br />

Glücklicherweise waren die Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> die Eltern<br />

des Gastgebers in der Nähe, so dass sie Hilfe holen<br />

<strong>und</strong> später dem Jungen <strong>und</strong> uns berichten konnten,<br />

was passiert war. Erst jetzt kamen wir auf die Idee,<br />

die Spielehandbücher genauer zu lesen bzw. ernst<br />

zunehmen, in denen dann auch tatsächlich vor epileptischen<br />

Anfällen gewarnt wurde. Ich nehme dieses<br />

zum Anlass, allgemein über die Warnhinweise<br />

<strong>und</strong> Gefahren zu informieren.<br />

Bei übermäßigem Konsum von Computerspielen<br />

oder auch Computernutzung allgemein kann es zu<br />

Schlafdefizit, Schlafstörungen, Halluzinationen, Konzentrationsschwächen<br />

<strong>und</strong> Nervenschäden (Karpaltunnelsyndrom)<br />

kommen. Durch das ständige Sitzen<br />

<strong>und</strong> den Bewegungsmangel können Übergewicht<br />

sowie Haltungsschäden <strong>und</strong> die Rückbildung der<br />

Muskulatur entstehen. Das Auslassen der Mahlzeiten,<br />

weil während des Spielens alles vergessen<br />

wird, kann auch zu Untergewicht führen.<br />

Das Auftreten von Gaming Sickness (Übelkeit) ist<br />

möglich. In vielen Spielehandbüchern werden außerdem<br />

Epilepsiewarnungen ausgesprochen.<br />

Eine Studie (von November 05) der Berliner Charité<br />

zeigte, dass etwa jeder zehnte Computerspieler<br />

Abhängigkeitskriterien erfüllt, welche mit denen von<br />

anderen Süchtigen, wie beispielsweise Alkoholabhängigen,<br />

vergleichbar sind. Eine hirnphysiologische<br />

Untersuchung von fünfzehn „normalen“ <strong>und</strong> fünfzehn<br />

„exzessiven“ Computerspielern ergab, dass<br />

exzessives Spielen zur Sucht führen kann. Als ex-<br />

Computerspiele<br />

Nebenwirkungen <strong>und</strong> Sucht<br />

zessiver Spieler wurde man eingeschätzt, wenn man<br />

mindestens drei international anerkannte Kriterien<br />

für Abhängigkeit erfüllte: Unstillbares Verlangen,<br />

Toleranzentwicklung, Entzugssymptome, Vernachlässigung<br />

anderer Interessen, Kontrollverlust, anhaltend<br />

exzessives Spielen trotz schädlicher Folgen.<br />

Bei kaum einer anderen Sucht ist die Dunkelziffer so<br />

hoch wie bei der Computersucht - nur wenige Fälle<br />

kommen in Behandlung, so dass es kaum ein Bewusstsein<br />

in unserer Gesellschaft dafür gibt. Viele<br />

Betroffene sind eher Einzelgänger, haben wenige<br />

soziale Kontakte. Oft zeichnen sie sich durch eine<br />

hohe Intelligenz aus. Die Computersucht betrifft vor<br />

allem Männer - die Gefahr der Suchtausprägung ist<br />

am größten im Alter zwischen 14 <strong>und</strong> 20 Jahren.<br />

Eine Computersucht kann einen Rückzug in die<br />

virtuelle Welt zur Folge haben. Vor allem bei Problemen<br />

im Alltag <strong>und</strong> sozialen Schwierigkeiten kann<br />

die Computerwelt zu einer Ersatzwelt werden, die<br />

man sich zurechtrücken kann <strong>und</strong> in der man auch<br />

manchmal den Helden spielen kann.<br />

Leider bewirkt dies, dass der Betroffene noch weniger<br />

soziale Kontakte pflegt, das Gefühl der Einsamkeit<br />

stärker wird <strong>und</strong> kompensiert wird durch die Beschäftigung<br />

mit dem Computer. Es folgt eine soziale, dann<br />

zunehmend auch körperliche Verwahrlosung.<br />

Bei dem Jugendlichen in unserer Einrichtung mussten<br />

wir, um ihn zu schützen, erst einmal sicherstellen,<br />

dass er nicht mehr lange Zeit im Stück am<br />

Computer spielen kann. Leider hat er selber keine<br />

Einsicht für die Notwendigkeit entwickelt - er selbst<br />

hat seinen epileptischen Anfall ja auch nicht bewusst<br />

erlebt. Dafür aber seine Fre<strong>und</strong>e, die davon sehr<br />

aufgerüttelt waren <strong>und</strong> eine Wiederholung nicht riskieren<br />

wollen.<br />

Wie in der Therapie für Computersüchtige empfohlen,<br />

hatten wir vorher nicht den Weg des Entzugs<br />

gewählt, da er soziale Kontakte über das gemeinsame<br />

Interesse am PC pflegte, wobei wir die Zeit für<br />

das Spiel begrenzt haben. Diesen Weg stellen wir<br />

inzwischen in Frage <strong>und</strong> haben ihm für eine begrenzte<br />

Zeit das PC-Spielen zu Hause komplett<br />

verboten. Wir sehen, wie stark seine Unruhe nachlässt,<br />

wie andere Interessen wieder größer werden<br />

<strong>und</strong> auch die Konzentration auf andere Dinge stärker<br />

wird. Auch die Auswirkung auf die Beziehung zu<br />

den Profieltern ist sichtbar: Gespräche entstehen,<br />

gemeinsame Tätigkeiten sind ganz anders möglich,<br />

die Beziehung intensiviert sich.<br />

Aber auch die Kämpfe um das<br />

Spielen werden härter <strong>und</strong> seine<br />

Suche nach Schlupfwinkeln - das<br />

Problem ist damit noch lange nicht<br />

gelöst.<br />

Helga Ache<br />

Erziehungsleitung<br />

Ausgabe 53 19 KIM


Familientreffen der Gruppe 4 der GfS Osnabrück<br />

Und wieder war<br />

das Jahrestreffen<br />

der Gruppe 4 der<br />

GfS Osnabrück<br />

ein gelungener<br />

Tag.<br />

Bei natürlich strahlendemSonnenscheinverbrachten<br />

wir einen schönen Tag im Freien. Das Highlight<br />

für die <strong>Kinder</strong> war das Riesentrampolin. Es machte<br />

den Erwachsenen viel Freude, das Miteinander der<br />

<strong>Kinder</strong> zu beobachten, die durch die Aktivitäten der<br />

letzten Jahre ein vertrautes Miteinander gef<strong>und</strong>en<br />

haben. Trotz der Altersunterschiede ist ein gewisses<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl entstanden. Obwohl<br />

die <strong>Kinder</strong> in ihren Persönlichkeiten sehr unterschiedlich<br />

sind, bleiben sie durch ihr Schicksal als<br />

aufgenommenes<br />

Kind verb<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> werden in<br />

den nächsten<br />

Jahren immer<br />

wieder aufeinander<br />

treffen. Wir<br />

hoffen, den <strong>Kinder</strong>n<br />

einen Austauschuntereinander<br />

zu ermöglichen <strong>und</strong> erleben zu können, dass<br />

sie als Kind einer Ersatzfamilie kein Einzelfall sind.<br />

Auch bei den Profifamilien ® ist ein deutliches Zusammengehörigkeitsgefühl,<br />

ein Gruppengefühl zu<br />

spüren. Über die wöchentlichen Erziehungskonferenzen<br />

hinaus haben sie ein Netz gebildet <strong>und</strong> unterstützen<br />

sich auch im Alltag. So wird beim Umzug<br />

einer Familie das Kind während der Zeit kurzerhand<br />

von einer anderen Familie mitbetreut, oder man<br />

greift einmal zum Telefonhörer, wenn man nur noch<br />

Rot sieht.<br />

Für mich als<br />

Erziehungsleitung<br />

ist es schön<br />

zu merken, dass<br />

das Bindungskonzept<br />

nicht nur<br />

bei den <strong>Kinder</strong>n<br />

gegriffen hat,<br />

sondern auch eine gewisse Bindung unter den Familien<br />

<strong>und</strong> zur Erziehungsleitung entstehen kann,<br />

die Sicherheit gibt <strong>und</strong> ein Netz bildet, so dass sich<br />

die Familien <strong>und</strong> auch die <strong>Kinder</strong> in sämtlichen Lebenslagen<br />

nicht alleine gelassen, sondern aufgefangen<br />

fühlen können.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass auch in<br />

den nächsten Jahren ein vertrautes<br />

<strong>und</strong> unterstützendes Miteinander<br />

möglich ist.<br />

Christiane Gerbus<br />

Erziehungsleitung<br />

GfS Osnabrück<br />

Neue Außenanlage: Eine Augenweide<br />

Nach Fertigstellung<br />

der Putz-<br />

<strong>und</strong> Estricharbeiten<br />

im Hallenbereich<br />

konnten wir<br />

- das Gartenbauteam<br />

- mit den<br />

Außenanlagen beginnen. Hierzu fertigten wir zunächst<br />

eine Zeichnung an <strong>und</strong> stimmten sie mit Herrn<br />

<strong>und</strong> Frau <strong>Backhaus</strong> ab. Dabei wählten wir in Anlehnung<br />

an den Bodenbelag der Cafeteria (Eichendielen<br />

<strong>und</strong> Fliesen mit eichenfarbenem Charakter)<br />

eine Betonplatte aus, die diesem Farbmuster entspricht<br />

<strong>und</strong> somit den Charakter draußen widerspiegelt.<br />

Im Außenbereich des Haupteinganges <strong>und</strong> der Cafeteria<br />

haben wir eine großzügige Terrasse angelegt.<br />

Sie ist etwa 80 qm groß. Die geschwungene Form<br />

der Terrasse fügt sich harmonisch in das Gesamtbild<br />

ein. Dazu haben wir die rechtwinkligen Betonplatten<br />

passgenau geschnitten. Eine 4-reihige Riemchen-Läuferschicht<br />

umrahmt die gesamte Terrasse<br />

<strong>und</strong> unterstreicht so die geschwungene Führung.<br />

Vor dem Haupteingang haben wir das Logo des<br />

Unternehmens in die Pflasterung mit eingearbeitet.<br />

Dieses Logo befindet sich auch beim Haupteingang<br />

der <strong>Clearing</strong>stelle.<br />

Links neben dem Haupteingang ist der Eingang zur<br />

Küche in Form einer Rampe, um den Höhenunterschied<br />

von 60 cm zwischen der Cafeteria <strong>und</strong> dem<br />

Ursprungsgelände auszugleichen. Gleichzeitig dient<br />

sie dem Rollstuhlfahrer<br />

als<br />

Fahrtrasse <strong>und</strong><br />

dem Anlieferverkehr<br />

als Abladerampe.<br />

Die Rampe<br />

ist durch ein<br />

Hochbeet, aus<br />

Tuffsteinen aufgemauert, abgetrennt. Es wird im<br />

Frühjahr 2007 mit unterschiedlichsten<br />

Kräutern bepflanzt.<br />

Den Eingangsbereich haben wir<br />

bis auf ein paar Schönheitskorrekturen<br />

somit fertig gestellt!<br />

Norbert Tijman<br />

Gärtnermeister<br />

Ausgabe 53 20 KIM


<strong>Kinder</strong> lernen wie sie leben<br />

Ein Kind ist wie ein Baum –<br />

jeder einzelne bedarf besonderer Pflege.<br />

Er muss auf den richtigen Boden kommen, um zu<br />

gedeihen.<br />

Manche brauchen mehr Pflege, manche weniger.<br />

Manche wachsen auf gutem Boden auf, bei anderen<br />

muss der Boden verbessert werden <strong>und</strong> einige müssen<br />

sogar verpflanzt werden, um eine Chance auf<br />

eine gute Entwicklung zu bekommen.<br />

Es gibt große, kleine, dicke <strong>und</strong> dünne, stachelige<br />

<strong>und</strong> zarte.<br />

Aus abgebrochenen Zweigen können bei guter Pflege<br />

neue keimen.<br />

Doch um einen kranken <strong>und</strong> verletzten Baum wieder<br />

aufzupäppeln, braucht es viel Geduld <strong>und</strong> Pflege<br />

<strong>und</strong> oftmals den Rat eines Fachmannes, der sich mit<br />

speziell dieser Art von Baum auskennt.<br />

Deshalb setzen wir uns für eine besonders gute<br />

Betreuung, Beratung <strong>und</strong> Begleitung von aufnehmenden<br />

Profifamilien ® ein.<br />

Denn wir alle brauchen einen ges<strong>und</strong>en neuen<br />

Baumbestand für unsere Zukunft.<br />

<strong>Kinder</strong> lernen, wie sie leben<br />

Irene Stehmann<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Kritik,<br />

lernt es zu verurteilen.<br />

Wenn ein Kind aufwächst, umgeben von Feindseligkeit,<br />

lernt es, um sich zu schlagen.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Spott,<br />

lernt es, misstrauisch zu werden.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Missgunst,<br />

lernt es, schuldbewusst zu werden.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Verständnis,<br />

lernt es, nachsichtig zu werden.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Aufmunterung,<br />

lernt es Zuversicht.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Lob,<br />

lernt es einzuschätzen, richtig zu handeln.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Ehrlichkeit,<br />

lernt es Gerechtigkeit.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Geborgenheit,<br />

lernt es Vertrauen.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Fre<strong>und</strong>lichkeit,<br />

lernt es Großmut.<br />

Wenn ein Kind aufwächst umgeben von Anerkennung<br />

<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaft,<br />

lernt es, die Welt zu lieben.<br />

(Dorothy Law Nolte)<br />

Ausgabe 53 21 KIM


Den <strong>Kinder</strong>n eine Stimme geben<br />

Childhood studies <strong>und</strong> ihre Rahmenbedingungen in Deutschland<br />

Kindheit ist auch nicht mehr, was sie einmal war …<br />

begannen so lange Jahre die Klagen der älteren Generation<br />

über den Nachwuchs, ist es heute mehr die<br />

gesellschaftliche Einsicht über die Benachteiligung<br />

der <strong>Kinder</strong>, die zu Sorgen Anlass gibt. <strong>Kinder</strong> statt<br />

Job <strong>und</strong> daher Armutsrisiko oder Karrierehindernis,<br />

Übergewicht von <strong>Kinder</strong>n wegen Bewegungsmangel<br />

in der autogerechten Stadt, Probleme von Gewalt <strong>und</strong><br />

Vernachlässigung <strong>und</strong> zu guter Letzt die Bildungsmisere<br />

sind Schlagworte einer Diskussion darüber, wie<br />

die schlimmsten Folgen abgeschwächt werden könnten.<br />

Geführt wird die Debatte nicht nur in den kleiner<br />

werdenden Kreisen der Eltern <strong>und</strong> Familien, sondern<br />

auch darüber hinaus - ist sie doch auch im Interesse<br />

der kinderlosen Generation der mutmaßlich „kinderentwöhnten<br />

Gesellschaft“, fürchtet diese doch um die<br />

eigenen Rente.<br />

Mit Maßnahmen wie dem neuen Elterngeld, besserer<br />

Kleinkindbetreuung <strong>und</strong> Bildungsförderung schon<br />

im Vorschulalter soll die Lage von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Eltern<br />

verbessert werden. Ob dies jedoch Wirkung<br />

zeigt, kann bislang nur bedingt beantwortet werden<br />

aus der Perspektive einzelner Fachdisziplinen wie<br />

der Pädagogik (die für ein Mehr an Pädagogik eintritt),<br />

der Pädiatrie (die für lückenlose Vorsorgeuntersuchungen<br />

plädiert) oder der Psychologie (die in<br />

der Entwicklungspsychologie den Schlüssel sieht).<br />

Doch wie steht es um die Selbstwahrnehmung der<br />

Eltern <strong>und</strong> insbesondere auch der <strong>Kinder</strong>? Welche<br />

Interessen verfolgen sie, welche Schwerpunkte setzen<br />

sie?<br />

Schon im Ansatz zeigt sich hier die Problematik,<br />

dass eine gebündelte Perspektive nicht nur fehlt, ihr<br />

wird sogar implizit die Berechtigung abgesprochen.<br />

Denn wie alle Fachdisziplinen ihren eigenen Gesetzen<br />

folgen, so sehen sich auch die kindheitsbezogenen<br />

sich selbst als Maßstab. Pädagogische, psychologische<br />

oder medizinische Anforderungen werden<br />

als Parameter der Beschreibung des Zustandes<br />

der <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen genommen. <strong>Kinder</strong><br />

werden noch immer kaum als selbstständige Personen<br />

wahrgenommen, sondern als zu betreuende.<br />

Solch wohlmeinender Paternalismus übersieht aber<br />

die Vielfalt kindlicher Sozialisationsprozesse <strong>und</strong> die<br />

unterschiedlichen Möglichkeiten, sich dieser zu stellen.<br />

Sie geht aus von einem eher mittelständischen<br />

Blick, der die subjektiven Rationalismen von <strong>Kinder</strong>n<br />

oder auch Eltern, gerade in sozial benachteiligten<br />

Lebenslagen, oft nicht zu verstehen mag.<br />

Dabei stößt diese Wahrnehmung auf ein besonderes<br />

Paradox: gerade die Mittel- <strong>und</strong> Oberschichten, die<br />

die (ver)öffentlich(t)e Meinung repräsentieren, leiden<br />

unter dieser von Frank Schirrmacher beschriebenen<br />

„<strong>Kinder</strong>entwöhnung“. Doch gleichzeitig prägen sie die<br />

Bilder <strong>und</strong> Anforderungen einer Kindheit, der sie sich<br />

in ihren eigenen Lebenswelten bereits weitgehend<br />

entledigt haben. Den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen,<br />

die - wie beispielsweise türkische Familien<br />

oder auch die aus Russland ausgesiedelten -<br />

weiterhin <strong>Kinder</strong> bekommen <strong>und</strong> dies in fast unveränderter<br />

Anzahl, wird das bildungsbürgerliche Kindheitsbild<br />

hingegen übergestülpt. Diese Diskrepanz<br />

zwischen erlebter Realität <strong>und</strong> bürgerlichem Anspruch<br />

setzt nicht nur die sozial benachteiligten Eltern,<br />

sondern auch die <strong>Kinder</strong> unter enorme Spannung<br />

<strong>und</strong> ist letztendlich kaum auflösbar.<br />

In der professionellen Arbeit mit <strong>und</strong> für <strong>Kinder</strong> muss<br />

sich aber ein empathisches, Empowerment (Selbstkompetenz)<br />

förderndes Konzept etablieren, um fachlichen<br />

Ansprüchen der Förderung des <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />

Elternwohls gerecht zu werden.<br />

Ausgehend von einem solchen modernen Verständnis<br />

des Sozialmanagement haben sich bereits in<br />

den 80-er <strong>und</strong> 90-er Jahren an Hochschulen in<br />

Skandinavien, Großbritannien, Kanada oder Australien<br />

sog. Childhood studies etabliert. Sie knüpfen<br />

daran an, dass sich die Schulen der Sozialarbeit <strong>und</strong><br />

Sozialpädagogik in diesen Ländern längst zu einem<br />

Case-Management weiterentwickelt haben, in dem<br />

nicht die nachsorgende Unterstützung des Einzelnen<br />

im Vordergr<strong>und</strong> steht, sondern die aktive Integration<br />

in Teilhabeprozesse.<br />

Mit dem Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />

wird dieses Sozialmanagement-<br />

Konzept für kindliche Lebenswelten nun auch in<br />

Deutschland angewendet.<br />

Der Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />

(Applied Childhood Studies) wird seit 2005<br />

an der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) am<br />

Standort Stendal angeboten. Er ist der erste dieser<br />

Art in Deutschland.<br />

Kindheitswissenschaften umfassen als Querschnittsfach<br />

Erkenntnisse aller Disziplinen <strong>und</strong> Fächer, die<br />

für die Altersgruppe <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche relevant<br />

sind. Dazu zählen neben Pädagogik <strong>und</strong> Psychologie,<br />

Soziologie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften<br />

auch Betriebswirtschaft, Sozialmanagement, Genetik<br />

<strong>und</strong> Neurowissenschaften sowie f<strong>und</strong>ierte Kenntnisse<br />

der <strong>Kinder</strong>rechte, der nationalen <strong>und</strong> europäischen<br />

<strong>Kinder</strong>-, Familien-, Sozial-, Bildungs- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitiken, ferner der Organisation <strong>und</strong><br />

Praxis von Erziehungs-, Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsinstitutionen.<br />

Eine besondere Bedeutung kommt dem Wissen um<br />

die Eigenart <strong>und</strong> Eigengesetzlichkeit von <strong>Kinder</strong>welten<br />

zu, den geschlechtsspezifischen <strong>und</strong> ethnischen<br />

Aspekten des Aufwachsens <strong>und</strong> dem Verständnis<br />

für die interkulturelle Differenz <strong>und</strong> den historischen<br />

Wandel der Kindheit. Vermittelt werden Kompetenzen<br />

zur Beratung <strong>und</strong> Kommunikation von <strong>und</strong> mit<br />

Familien, zur Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Ausgabe 53 22 KIM


im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter, nicht zuletzt auch zur<br />

Stärkung der Mitwirkungsmöglichkeiten von <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen.<br />

Ausgestattet mit einem solchen Querschnittswissen<br />

<strong>und</strong> erforderlichen Schlüsselkompetenzen im Bereich<br />

Kommunikation, Management, Moderation <strong>und</strong><br />

Mediation werden Kindheitswissenschaftler/innen<br />

zukünftig in allen Bereichen der Gesellschaft für die<br />

Belange von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Familien tätig; der<br />

Schwerpunkt liegt dabei in Einrichtungen für <strong>Kinder</strong><br />

<strong>und</strong> Jugendliche, insbesondere im Bildungs-, Erziehungs-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereich.<br />

Beim Studiengang „Angewandte Kindheitswissenschaften“<br />

handelt es sich um einen gr<strong>und</strong>ständigen<br />

Studiengang, der nach sechs Semestern zu einem<br />

ersten berufsqualifizierenden Abschluss mit dem<br />

Grad eines Bachelor of Arts (B.A.) führt.<br />

Ein abgeschlossenes Bachelorstudium qualifiziert<br />

zur Berufstätigkeit oder zu einem Masterstudium an<br />

einer Universität oder Fachhochschule. Es ist geplant,<br />

längerfristig auch einen Masterstudiengang<br />

„Angewandte Kindheitswissenschaften“ aufzubauen.<br />

Weil für die Etablierung dieses Verständnisses ein<br />

umfassender Prozess des Change Managements<br />

notwendig ist, können über ein Masterstudium auch<br />

gezielt Nachwuchswissenschaftler/innen in diesem<br />

Sinne (als „Agenten des Wandels“/„Change Agents“)<br />

qualifiziert werden.<br />

Internationalität, Erwerb von interkulturellen Kompetenzen<br />

<strong>und</strong> gute Fremdsprachenkenntnisse werden<br />

immer wichtiger für das Berufsleben, insbesondere<br />

in einem Tätigkeitsfeld wie den Kindheitswissenschaften,<br />

das sich stark auf die Vorreiter in anderen<br />

Ländern bezieht. Im Rahmen des Studiums absolvieren<br />

die Studierenden drei Praktika, mindestens<br />

eines davon im Ausland.<br />

Auch im Inland geht es um eine enge Verzahnung<br />

mit Praxisstellen, die von Beratungsstellen für Familien<br />

<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong> über Kitas, Schulen, Jugend-, Sozial-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsämter, Krankenhäuser bis hin zu<br />

Ministerien, Interessenverbänden <strong>und</strong> Parteien<br />

reicht oder auch kinder- <strong>und</strong> familienbezogene Angebote<br />

aus der Wirtschaft zum Ausgangspunkt von<br />

Projektentwicklung <strong>und</strong> Change Management<br />

nimmt.<br />

Das Studium der Angewandten Kindheitswissenschaften<br />

befähigt dazu, in direktem Kontakt mit <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> ihren Familien sowie in einschlägigen Trägereinrichtungen<br />

des Bildungs-, Erziehungs-, Sozial<strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitswesens bzw. entsprechenden Planungsgremien<br />

auf kommunaler, Länder- oder B<strong>und</strong>esebene<br />

zu arbeiten <strong>und</strong> gegenüber zuständigen<br />

politischen Instanzen die Belange <strong>und</strong> Bedürfnisse<br />

der <strong>Kinder</strong> zu vertreten.<br />

Aber auch neben den Projektaktivitäten im Rahmen<br />

der Praktika arbeitet der Studiengang eng zusam-<br />

men mit Einrichtungen für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche<br />

<strong>und</strong> deren Trägern, sowohl überregional als auch<br />

vor Ort in der Region. Dabei wurden bereits gemeinsame<br />

Forschungs- <strong>und</strong> Praxisprojekte unterstützt<br />

<strong>und</strong> initiiert, so zur Armutssituation in der Altmark,<br />

zur Betreuung von Kleinkindern <strong>und</strong> Elternarbeit in<br />

Kitas in sozial benachteiligten Stadtteilen oder zur<br />

Bewegungs- <strong>und</strong> Ernährungssituation von <strong>Kinder</strong>n<br />

im ländlichen Raum.<br />

Der Studiengang konnte sich auch bereits aktiv einbringen<br />

in b<strong>und</strong>esweite Diskussionen um aktuelle<br />

kinder- <strong>und</strong> familienpolitische Fragestellungen. In<br />

diesem Rahmen wurden wir u.a. eingeladen zu fachlichen<br />

Stellungnahmen im Rahmen des Deutschen<br />

Präventionspreises, des Kongresses „ges<strong>und</strong> von<br />

Anfang an“ der B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Aufklärung, der Anhörung der SPD-B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />

zur Problematik von <strong>Kinder</strong>vernachlässigungen,<br />

des Kongresses „Besser essen. Mehr bewegen“ des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />

<strong>und</strong> Verbraucherschutz, des Kongresses Armut <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit, der Fachtagung „Soziales Kapital für<br />

Ges<strong>und</strong>heit“ im Berliner Wissenschaftszentrum sowie<br />

weiteren Veranstaltungen des Deutschen <strong>Kinder</strong>hilfswerkes,<br />

des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes,<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung <strong>und</strong><br />

vieler weiterer Partner. Mitwirken konnten wir auch<br />

an zahlreichen fachlichen Stellungnahmen für Institutionen,<br />

Verbände <strong>und</strong> Ministerien sowie an einer<br />

Expertise der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Präventionsgesetz.<br />

Exkursionen führten die Studierenden u.a. in das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Familie, Frauen, Senioren<br />

<strong>und</strong> Jugend, zur <strong>Kinder</strong>kommission des Deutschen<br />

B<strong>und</strong>estages, zum B<strong>und</strong>esvorstand des Deutschen<br />

Gewerkschaftsb<strong>und</strong>es, in die <strong>Kinder</strong>klinik des Universitätsklinikums<br />

Magdeburg oder auch zur <strong>Kinder</strong>stadt<br />

Halle.<br />

Im Rahmen der B<strong>und</strong>esarbeitsgemeinschaft Elementare<br />

Pädagogik <strong>und</strong> des Modellverb<strong>und</strong>es der<br />

Robert-Bosch-Stiftung konnten sich die Kindheitswissenschaften<br />

auch in die b<strong>und</strong>esweite Diskussion<br />

um eine Stärkung der Elementarpädagogik einbringen.<br />

Bereits dieser kleine Ausschnitt zeigt das wachsende<br />

Bewusstsein von Politik <strong>und</strong> Fachöffentlichkeit<br />

darüber, welche Potenziale <strong>und</strong> Lösungskompetenzen<br />

in einem intersektoralen, multidisziplinären Verständnis<br />

stecken. Mit einem behutsamen, aber gezielten<br />

Aufbau der Kapazitäten werden die Kindheitswissenschaften<br />

zukünftig umfassende Praxis<strong>und</strong><br />

Forschungsprojekte abwickeln <strong>und</strong> die Fachdisziplin<br />

nicht nur in Sachsen-Anhalt, sondern auch<br />

insgesamt in Deutschland nachhaltig etablieren<br />

können.<br />

Dr. Raim<strong>und</strong> Geene<br />

Kindheitswissenschaften (HS-Magdeburg)<br />

Ausgabe 53 23 KIM


Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> Fit – Kitas machen mit<br />

Liebe Leser,<br />

die Veränderungen des Lebensstils haben auch vor<br />

den <strong>Kinder</strong>zimmern nicht Halt gemacht. Immer mehr<br />

<strong>Kinder</strong> essen falsch <strong>und</strong> zu viel, bewegen sich zu<br />

wenig. Fehlende Bewegungsräume, vermehrter Medienkonsum<br />

<strong>und</strong> Fastfood bestimmen zunehmend<br />

das Leben der Mädchen <strong>und</strong> Jungen. Eine ungünstige<br />

Mischung! Denn sie ist entscheidend für das<br />

Übergewicht in dieser Altersgruppe.<br />

Aktuellen Schätzungen zufolge bringen 10-18 % der<br />

<strong>Kinder</strong> unter 11 Jahren zu viele Pf<strong>und</strong>e auf die Waage,<br />

etwa 4-7 % sind bereits adipös (fettleibig). Beunruhigend<br />

ist, dass die betroffenen <strong>Kinder</strong> bereits eindeutig<br />

erhöhte Risiken für Begleit- <strong>und</strong> Folgeerkrankungen,<br />

wie Herz-Kreislauf-Beschwerden, Diabetes<br />

<strong>und</strong> psychosoziale Erkrankungen aufweisen.<br />

Um dieser Entwicklung erfolgreich entgegenzuwirken,<br />

haben wir uns in unserer Kita Gedanken gemacht,<br />

wie wir unsere <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> ihre Familien möglichst<br />

frühzeitig erreichen.<br />

Fast zeitgleich startete der Landkreis Uckermark im<br />

Jahr 2003 einen Kitawettbewerb unter der Losung:<br />

„Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> fit, Kitas macht mit“.<br />

An diesem Wettbewerb, der über 3 Jahre lief, beteiligten<br />

wir uns nur zu gern, weil wir mit der Ernährung<br />

<strong>und</strong> den unzureichenden sportlichen Aktivitäten<br />

unserer <strong>Kinder</strong> nicht zufrieden waren.<br />

Täglich brachten <strong>Kinder</strong> zum Frühstück Milchschnitte,<br />

Pingui oder Kuchen mit.<br />

Gemeinsam mit den Eltern <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n beschlossen<br />

wir, uns der Aufgabe zu stellen <strong>und</strong> in unserer Kita<br />

einiges zu ändern.<br />

Eine der größten Veränderungen ist das einheitliche<br />

Frühstücks- <strong>und</strong> Vesperangebot .<br />

Wir kaufen selbst ein. Alle <strong>Kinder</strong> ab 2 Jahre machen<br />

sich ihre Schnitten selbst.<br />

Es gibt täglich verschiedene Brotsorten sowie Fillinchen-Waffelbrot<br />

<strong>und</strong> Knäcke. Im Angebot sind auch<br />

Geflügelwurstsorten, Käse, Marmelade <strong>und</strong> Honig.<br />

Nutella wird nur einmal in der Woche angeboten.<br />

Abwechselnd haben wir auch Müsli, Jogurt, Cornflakes<br />

oder Joghurtdrinks. Die Wurst- <strong>und</strong> Käseteller<br />

sind oft mit Gemüse garniert.<br />

Seit unserem Frühstücksangebot haben die <strong>Kinder</strong><br />

in der Kita keine Milchschnitte <strong>und</strong> kein Pingui mehr<br />

gegessen.<br />

Bei unseren Lernangeboten spielt das Thema „Ges<strong>und</strong>heit“<br />

oftmals eine Rolle.<br />

Die <strong>Kinder</strong> finden z.B. selbst heraus, welche Lebensmittel<br />

ges<strong>und</strong> sind <strong>und</strong> welche nicht. Oder sie<br />

stellen Vergleiche an, wie viel Zucker in welchen<br />

Lebensmitteln steckt.<br />

Gemeinsam bereiten wir Obstsalate, Gemüsesalate<br />

<strong>und</strong> Gemüsesuppe zu. Auch selbstgebackene Roggenbrötchen<br />

<strong>und</strong> Quark waren ein tolles Frühlingsfrühstück.<br />

Einmal kochten wir chinesisch, haben mit<br />

Stäbchen gegessen <strong>und</strong> aus Schälchen getrunken.<br />

Das war für uns <strong>und</strong> unsere <strong>Kinder</strong> ein richtiger<br />

Spaß.<br />

Täglich wird in der Kita ein Obst-, Gemüse- <strong>und</strong><br />

Getränkebüfett bereitgestellt. Das Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />

wird von den <strong>Kinder</strong>n mitgebracht.<br />

Eine andere große Änderung ist das Getränkeangebot.<br />

Alle <strong>Kinder</strong> trinken nun Tee ohne Zucker sowie<br />

jeden Morgen mindestens eine Tasse Milch. Die<br />

<strong>Kinder</strong> können sich, wann immer sie möchten, mit<br />

Getränken bedienen.<br />

Beim Mittag füllen sie sich ihr Essen selbst auf, so<br />

entscheiden sie, was sie essen <strong>und</strong> wie viel sie essen<br />

möchten.<br />

Mit Hilfe der Eltern haben wir erreicht, dass an <strong>Kinder</strong>geburtstagen<br />

nur noch selten Kuchen <strong>und</strong> Süßigkeiten<br />

mitgeschickt werden. Fast alle Eltern bereiten<br />

ein leckeres Stüllchenbüfett vor oder bringen<br />

Obst- <strong>und</strong> Gemüsekörbchen mit.<br />

Um das Bewegungsverhalten unserer <strong>Kinder</strong> zu<br />

verbessern, haben wir in unserer Kita einen Toberaum<br />

eingerichtet. Die tägliche Nutzung sowie jeden<br />

Tag Sport <strong>und</strong> Spiel auf unserem Spielplatz ist ein<br />

wichtiger Bestandteil in unserer Arbeit mit den <strong>Kinder</strong>n.<br />

Jetzt haben wir noch mehr Roller, Fahrräder<br />

<strong>und</strong> Laufräder gekauft. Einmal in der Woche nutzen<br />

wir die große Turnhalle der Schule, um dort 90 Minuten<br />

lang richtig Sport zu treiben. Im Sommer gehen<br />

wir dazu auf den großen Sportplatz der Schule.<br />

Um auch die Eltern unserer <strong>Kinder</strong> anzuspornen,<br />

laden wir einmal im Jahr zum Familiensportfest ein.<br />

Dabei haben die Eltern genauso viel Spaß wie die<br />

<strong>Kinder</strong>.<br />

Als wir nach drei Jahren unseren Abschlussbericht<br />

erarbeiteten, merkten wir erst, wie viel Veränderungen<br />

in unserer Kita passiert sind. Für uns <strong>und</strong> unsere<br />

<strong>Kinder</strong> ist jetzt alles schon normaler Alltag. Wir<br />

haben ein tolles Ergebnis erreicht <strong>und</strong> konnten im<br />

Juni 2006 den 1.Platz in der Kategorie „Kleine Kitas“<br />

erzielen.<br />

Dass wir sportlich sehr aktiv sind, konnten unsere<br />

<strong>Kinder</strong> mit einem 4.Platz (von 27 Kitas) im September<br />

2006 bei den „Uckermärkischen Sportspielen<br />

der Kitas“ beweisen.<br />

Um die Ges<strong>und</strong>heitserziehung in der Kita noch mehr<br />

zu fördern, sind wir jetzt in den Vorbereitungen, eine<br />

Kneippkita zu werden.<br />

Wir engagieren uns in der Stärkung der Ges<strong>und</strong>heit<br />

unserer <strong>Kinder</strong> - ganz im Sinne der Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation:<br />

„Ges<strong>und</strong>heit wird von Menschen in ihrer alltäglichen<br />

Umwelt geschaffen <strong>und</strong> gelebt, dort wo sie spielen,<br />

lernen <strong>und</strong> arbeiten.“<br />

Von Birgit Pollin - Profimutter der GfS Uckermark<br />

Erzieherin in der Kita „Frechdachse“ Fürstenwerder<br />

(Uckermark)<br />

Ausgabe 53 24 KIM


Ich glaube, es ist so weit, wenn es uns auch schwer<br />

fällt, so müssen wir, die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Erzieher, uns<br />

wohl vom Sommer verabschieden.<br />

Die Uhren wurden umgestellt, es wird kälter <strong>und</strong> die<br />

Eicheln <strong>und</strong> die Blätter fallen von den Bäumen.<br />

Wenn wir von der <strong>Clearing</strong>stelle mal zurückschauen,<br />

so war es doch ein sehr schöner Sommer.<br />

Besonders in den warmen Wochen konnten wir endlich<br />

mal wieder unsere Schwimmbecken nutzen <strong>und</strong><br />

den Rasensprenger aufstellen. Und weil es so warm<br />

war, tobten <strong>und</strong> planschten auch die Erwachsenen<br />

gerne mit.<br />

Das hat echt Spaß gemacht !!<br />

Was kann man<br />

im Sommer in so<br />

einer <strong>Clearing</strong>stelle<br />

sonst noch<br />

machen??<br />

Alles, was Spaß<br />

macht!<br />

Wir waren Reiten, haben gegrillt,<br />

Lagerfeuer mit Stockbrot, lange<br />

Spaziergänge gemacht.<br />

In den Sommerferien hat es sehr viel geregnet. Leider<br />

gab es manche Tage, an denen wir nicht draußen<br />

spielen konnten.<br />

Aber auch<br />

dann gab es im<br />

<strong>Clearing</strong>haus nie<br />

Langeweile.<br />

Ganz im Gegenteil:<br />

uns fiel immer<br />

etwas ein.<br />

Die Zeit der Sommerferien<br />

verging<br />

wie im Flug. Ehe wir auch nur daran denken konnten,<br />

saßen wir alle wieder in der Schule.<br />

Der Herbst ist da!<br />

Nun standen wieder<br />

Aktivitäten wie<br />

Bücher aus der<br />

Stadt holen, in<br />

Papier einschlagen<br />

oder Hausaufgaben<br />

machen<br />

auf dem Plan.<br />

Die Zeit bis zu<br />

den Herbstferien<br />

dauerte auch gar nicht lange. In den Ferien standen<br />

Zoo <strong>und</strong> die alljährliche Hof-Aufräumaktion auf dem<br />

Plan.<br />

Im Zoo in Rheine konnten wir viele Tiere, die wir<br />

zuvor noch nie gesehen hatten, beobachten.<br />

Zum Abschluss<br />

der Sommerferien<br />

mussten<br />

dann alle gemeinsam<br />

den<br />

Hof aufräumen.<br />

Alle Dinge, die<br />

man besser im<br />

Sommer benutzen<br />

kann, werden<br />

in den Keller<br />

gebracht <strong>und</strong> der<br />

ganze Hof wird<br />

winterfest gemacht.<br />

Wir haben ganz<br />

viel gemacht, der<br />

Sommer war<br />

sehr schön, jetzt<br />

kommt die besinnliche<br />

Vorweihnachtszeit.<br />

Auch die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen der <strong>Clearing</strong>stelle<br />

wünschen Ihnen eine schöne Vorweihnachtszeit.<br />

Yvonne Schauf<br />

Hausleitung<br />

<strong>Clearing</strong>stelle<br />

Ausgabe 53 25 KIM


Meine Herbstferien in Bokeloh / Borken<br />

Hallo,<br />

ich heiße Bettina, bin 14 Jahre alt <strong>und</strong> komme aus<br />

Wittm<strong>und</strong>. In den Herbstferien habe ich ein 2-wöchiges<br />

Praktikum in der Bokeloher Küche der Familie<br />

<strong>Backhaus</strong> gemacht. Ich möchte euch ein wenig darüber<br />

erzählen:<br />

Mein Praktikum begann am 16.10.06 um 7.30 Uhr in<br />

Bokeloh.<br />

Ich musste also schon um sechs Uhr aufstehen, da<br />

ich in der Jugendwohngruppe in Borken geschlafen<br />

habe. Das war morgens ganz schön früh <strong>und</strong> ich<br />

war sehr müde.<br />

Ich bin dann immer mit dem Fahrrad nach Bokeloh<br />

gefahren.<br />

Holger, Adelheid, Martina <strong>und</strong> Marlene haben mich<br />

Ich habe sehr viel Erfahrungen sammeln können,<br />

da wir viele verschiedene Gerichte gekocht haben<br />

begrüßt, als ich angekommen bin <strong>und</strong> die ganze Zeit<br />

über angeleitet.<br />

Ich habe Holger viel beim Kochen geholfen. Leider<br />

musste ich auch viele Zwiebeln schneiden, bei de-<br />

Markt <strong>und</strong> Straßen steh'n verlassen,<br />

Still erleuchtet jedes Haus,<br />

Sinnend geh' ich durch die Gassen,<br />

Alles sieht so festlich aus.<br />

Weihnachten<br />

nen mir oft die Tränen kamen. Das war manchmal<br />

ganz schön nervig.<br />

In der Küche für fast 30 Personen zu kochen, ist<br />

ganz schön viel Arbeit.<br />

Außerdem habe ich jeden morgen die Wäsche von<br />

allen <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen gewaschen <strong>und</strong><br />

gebügelt. Dabei hat Martina mir immer geholfen.<br />

Sonst habe ich alle anfallenden Aufgaben erledigt,<br />

die zum Alltag gehören.<br />

Nach meinem Feierabend bin ich dann mit dem Rad<br />

nach Borken in die Wohngruppe gefahren. Jeden<br />

Tag also fast 20 Kilometer.<br />

In Borken wohnen acht Jugendliche, mit denen ich<br />

sehr viel Spaß hatte. Ich bin ganz oft mit Kai in der<br />

Stadt shoppen gewesen. Die Stadt Meppen ist wirklich<br />

schön.<br />

Alle waren super nett zu mir <strong>und</strong> mit den Erziehern<br />

habe ich mich auch total gut verstanden.<br />

Am Wochenende durfte ich sogar bis 22.30 Uhr<br />

aufbleiben <strong>und</strong> mit den anderen einen Gruselfilm<br />

gucken. Wir haben auch tolle Aktivitäten gemacht,<br />

wie Schlittschuhlaufen, backen, basteln <strong>und</strong> in die<br />

Stadt fahren.<br />

Um mir ein bisschen Geld zu verdienen, habe ich<br />

Eicheln für die Schweine gesammelt.<br />

An meinem letzten Tag habe ich in Bokeloh Kuchen<br />

ausgegeben <strong>und</strong> in der WG Borken Raclette gegessen.<br />

Das waren wirklich tolle Herbstferien, mir hat alles<br />

super super gut gefallen.<br />

Vielleicht komme ich ja bald mal wieder in die WG<br />

Borken.<br />

Ich möchte mich bei allen, die mir das ermöglicht<br />

haben, bedanken.<br />

Bis dann,<br />

eure Bettina Kaiser<br />

An den Fenstern haben Frauen<br />

Buntes Spielzeug fromm geschmückt,<br />

Tausend Kindlein steh'n <strong>und</strong> schauen,<br />

Sind so w<strong>und</strong>erstill beglückt.<br />

Und ich wandre aus den Mauern<br />

Bis hinaus in's freie Feld,<br />

Hehres Glänzen, heil'ges Schauern !<br />

Wie so weit <strong>und</strong> still die Welt !<br />

Sterne hoch die Kreise schlingen,<br />

Aus des Schnees Einsamkeit<br />

Steigt's wie w<strong>und</strong>erbares Singen –<br />

O du gnadenreiche Zeit !<br />

(Joseph Freiherr von Eichendorff)<br />

Ausgabe 53 26 KIM


So ein Affentheater<br />

Die Rasselbande im Affenwald - oder die <strong>Clearing</strong>gruppe<br />

macht einen Ausflug in den Rheiner Zoo!<br />

groß war.<br />

Ziegen, Tiger, Affen <strong>und</strong> Kamele, dazu<br />

ein Bollerwagen voller Schleckereien<br />

= ein super schöner Tag.<br />

Der Ausflug begann im Streichelzoo.<br />

Nachdem sich alle erst mit den<br />

Ziegen anfre<strong>und</strong>en mussten, hatte<br />

jeder eine Menge Spaß, so dass die<br />

Hemmschwelle für den Besuch im<br />

Affenfreigehege nicht mehr ganz so<br />

Das Gehege war für die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> auch für die Erwachsenen eine<br />

echte Herausforderung, denn bereits zur Begrüßung sprangen uns die<br />

Affen auf die Schultern. Einige erschreckten sich, da die Affen nicht viel<br />

kleiner waren als die <strong>Kinder</strong>. Aber nach dem ersten Schock konnten alle<br />

darüber lachen.<br />

Ebenfalls ein Höhepunkt war das Seeh<strong>und</strong>- <strong>und</strong> Pinguinbecken, an<br />

dem wir eine große Pause einlegten. Die Becken gaben uns neben der<br />

üblichen Überwasseransicht auch jeweils die Möglichkeit,<br />

durch eine Scheibe das lustige Treiben der<br />

Pinguine <strong>und</strong> Robben unter Wasser zu beobachten.<br />

Neugierig verfolgten wir die Tauchgänge der Babyrobbe.<br />

Der Tag verging ganz schnell. Zum Abschluss noch<br />

die Kahngurus, <strong>und</strong> dann austoben auf dem riesengroßen<br />

Spielplatz. Auf den großen Klettergerüsten<br />

fühlten sich alle selber wie die Affen.<br />

Durch ein leckeres Picknick gestärkt fuhren alle<br />

glücklich, nass geschwitzt <strong>und</strong> müde nach Hause.<br />

Wir sagen danke für den schönen Tag!!!<br />

Die <strong>Kinder</strong> der <strong>Clearing</strong>stelle mit ihren<br />

Erziehern<br />

Ausgabe 53 27 KIM


Mein Arbeitseinsatz in den Ferien<br />

Ich heiße Dominik <strong>und</strong> bin 11 Jahre alt. In meiner<br />

Grammatikarbeit habe ich eine Drei geschrieben<br />

<strong>und</strong> war damit überhaupt nicht zufrieden. Deswegen<br />

habe ich mit Dieter die ganze deutsche Grammatik<br />

in eine Tabelle gepackt, damit ich sie besser lernen<br />

Subjekt Satzgegenstand<br />

Prädikat Satzkern<br />

Objekt<br />

Gegenstand oder Ziel<br />

des Handelns<br />

Genus Geschlecht<br />

maskulinum männlich der<br />

femininum weiblich die<br />

neutrum sächlich das<br />

Artikel<br />

Begleiter, Geschlechtswort<br />

Bestimmter Artikel bestimmter Begleiter der, die, das<br />

Unbestimmter Artikel unbestimmter Begleiter ein, eine, ein<br />

Nomen Namenwort, Hauptwort<br />

kann. Vielleicht hilft sie ja noch jemandem beim<br />

Lernen <strong>und</strong> vielleicht hat ja jemand Lust, mir zu<br />

schreiben, ob sich meine Mühe gelohnt hat.<br />

Viel Spaß mit der Liste wünscht Euch<br />

Dominik G., GfS Lüneburg<br />

Frage nach wer oder was! (Wer rennt? > Der H<strong>und</strong> rennt auf<br />

die Straße)<br />

Was tut jemand/etwas? (Was tut der H<strong>und</strong>? > Der H<strong>und</strong> rennt<br />

auf die Straße)<br />

Auf ein Nomen bezogene Ergänzung zu einem Verb im Satz<br />

(Der H<strong>und</strong> rennt auf die Straße)<br />

Konkrete Nomen Gegenstandshauptwort Haus, Auto, Baum, Bär, Stock, Schwert<br />

Abstrakte Nomen Gedankenhauptwort Liebe, Freude, Hass, Fre<strong>und</strong>schaft, Mut, Stärke, Hilfe<br />

Singular Einzahl Haus, Auto, Baum, Bär, Stock, Schwert<br />

Plural Mehrzahl Häuser, Autos, Bäume, Bären, Stöcke, Schwerter<br />

Pronomen Fürwörter<br />

Personalpronomen persönliches Fürwort ich, du, er, sie, es, wir ihr, sie<br />

Reflexivpronomen rückbezügliches Fürwort mich, dich, sich, uns, euch, sich<br />

Possessivpronomen besitzanzeigendes Fürwort mein, dein, sein, unser, euer, ihr<br />

Relativpronomen bezügliches Fürwort der, die, das, welcher, welche, welches<br />

Demonstrativpronomen<br />

hinweisendes Fürwort der, die, das – dieser, diese, dieses<br />

Interrogativpronomen fragendes Fürwort wer, was, welcher, welche, welches<br />

Indefinitpronomen unbestimmtes Fürwort<br />

Kasus Fall<br />

Nominativ 1. Fall<br />

Genitiv 2. Fall<br />

Dativ 3. Fall<br />

Akkusativ 4. Fall<br />

Numerus Zahlwort<br />

jemand, niemand, einer, keiner, irgendein, man, alles, nichts,<br />

etliche<br />

wer? was? (Wer hat das Geld verloren? > Die Frau hat das<br />

Geld verloren)<br />

wessen? (wessen Hut ist das? > Es ist der Hut des Mannes)<br />

wem? (Wem wurde das Fahrrad geklaut? > Dem Kind<br />

wurde das Fahrrad geklaut)<br />

wen? was? (Wen hast du im Zug getroffen? > Deinen<br />

Fre<strong>und</strong> hast du im Zug getroffen)<br />

Bestimmtes Numerale Bestimmtes Zahlwort eins, zwei, drei, zehn, vier<strong>und</strong>zwanzig, achttausend, fünfh<strong>und</strong>ert<br />

Ausgabe 53 28 KIM


Unbestimmtes Numerale<br />

Unbestimmtes Zahlwort einige, viele, wenige, manches, einiges, etwas<br />

Sonstige Numerale Sonstige Zahlwörter einfach, zweifach, einmal, zweimal, einmalig<br />

Adjektiv Eigenschaftswort rot, schmal, hoch, bunt, frech, lieb, blau, dick, schön, schlau<br />

Positiv Steigerung Gr<strong>und</strong>stufe groß, hell, weit, stark<br />

Komparativ Steigerung Vergleichsstufe größer, heller, weiter, stärker<br />

Superlativ Steigerung Höchststufe am größten, am hellsten, am weitesten, am stärksten<br />

Verb Zeitwort<br />

Vollverb Voll-Zeitwort (Gr<strong>und</strong>form)<br />

lesen, schreiben, lachen, laufen, rennen, springen, reiten, spielen<br />

Hilfsverb Hilfszeitwort sein, haben, werden<br />

Partizip Präsens Mittelwort der Gegenwart<br />

Partizip Perfekt<br />

Mittelwort der Vergangenheit<br />

lachend, hoffend, schreibend, reitend, laufend, springend, spielend<br />

gelacht, gehofft, geglaubt, gespielt, gesprungen, geritten<br />

Aktiv Tätigkeitsform ich liebe, ich lobe, ich trage, ich reite, ich laufe, ich schreibe<br />

Passiv Leideform ich werde geliebt, ich werde gelobt, ich werde getragen<br />

Indikativ Wirklichkeitsform wir sind gekommen, wir sind gegangen, wir sind geritten<br />

Konjunktiv I Möglichkeitsform I wir seien gekommen, wir seien gegangen, wir seien geritten<br />

Konjunktiv II Möglichkeitsform II wir wären gekommen, wir wären gegangen, wir wären geritten<br />

Tempus Zeitformen für Verben<br />

Präsens Gegenwart ich liebe, ich laufe, ich schreibe, ich reite, ich spiele, ich tanze<br />

Präteritum = Imperfekt<br />

erzählende Vergangenheit ich las, ich lief, ich schrieb, ich ritt, ich spielte, ich liebte<br />

Perfekt<br />

Vergangenheit (vollendete ich habe gelesen, ich habe gelesen, ich habe geritten, ich habe<br />

Gegenwart)<br />

gespielt<br />

Plusquamperfekt vollendete Vergangenheit<br />

ich hatte gelesen, ich hatte geschrieben, ich hatte geritten, ich<br />

hatte gespielt<br />

Futurum I (Futur I) Zukunft ich werde lesen, ich werde laufen, ich werde schreiben<br />

Futurum II (Futur II) vollendete Zukunft ich werde gelesen haben, ich werde geschrieben haben<br />

Adverb Umstandswort<br />

Adverb lokal Umstandswort des Ortes hier, dort, da, bergauf, bergab,<br />

Adverb temporal Umstandswort der Zeit heute, morgen, bald, gestern, übermorgen, irgendwann<br />

Adverb modal<br />

Umstandswort der Art <strong>und</strong><br />

gern, vielleicht, ebenso<br />

Weise<br />

Adverb kausal<br />

Umstandswort des Gr<strong>und</strong>es<br />

darum, deshalb, vorsichtshalber<br />

Präposition Verhältniswort<br />

bei, mit, gegen, in, im, auf, unter, über, zwischen, mitten, hinauf,<br />

bergab, dahinter, jenseits<br />

Konjunktion Bindewort <strong>und</strong>, zudem, außerdem, sowohl - als auch, entweder - oder<br />

Interjektion Ausrufewort Halt! Aua! Hallo! Ach! Hoppla! Ups! Hilfe!<br />

Ausgabe 53 29 KIM


Die JWG Bokeloh im Serengeti-Park Hodenhagen<br />

Kurz entschlossen hat sich die JWG Bokeloh Ende<br />

Oktober mit 6 Jugendlichen <strong>und</strong> 3 Erziehern aufge-<br />

macht, den Serengeti-Park in Hodenhagen bei<br />

Walsrode zu besuchen.<br />

Morgens um 8 Uhr ging es los, mit geschmierten<br />

Brötchen, Getränken, Bonbons <strong>und</strong> guter Laune.<br />

Leider mussten wir einen Jugendlichen, der die<br />

Fahrt zum Abschluss seiner Zeit in der JWG geschenkt<br />

bekommen hatte, beim Arzt zurücklassen.<br />

Er war einen Tag vorher an der Hand operiert worden<br />

<strong>und</strong> hatte einen Kontrolltermin, der wesentlich<br />

länger als erwartet dauerte. Aber aufgeschoben ist<br />

nicht aufgehoben.<br />

Nach ca. 2 St<strong>und</strong>en sehr gut gelaunter Fahrt kamen<br />

wir an, stellten das Auto ab <strong>und</strong> schon ging es los im<br />

Safari-Doppeldecker-Bus auf eine 10 km lange Tour<br />

durch alle Kontinente.<br />

Man beginnt in<br />

Afrika mit seinen<br />

typischen Steppentieren<br />

wie<br />

Giraffen, Gnus<br />

<strong>und</strong> mehreren AntilopenartensowieKlammer<strong>und</strong>Siamangaaffen.<br />

Höhepunkt<br />

ist hier ganz klar die Giraffe im Bus.<br />

Nächste Station ist Skandinavien. (An die kontinentalen<br />

Sprünge <strong>und</strong> den Jetlag gewöhnt man sich<br />

schnell.) Hier gibt es Elche <strong>und</strong> Rentiere zu bew<strong>und</strong>ern.<br />

Die Resonanz auf die Bew<strong>und</strong>erung hielt sich<br />

in Grenzen. Alle Tiere schliefen tief <strong>und</strong> fest..<br />

Von Skandinavien<br />

ins restliche<br />

Europa, wieder<br />

nur ein Katzensprung,<br />

mit Schafen,<br />

Ziegen,<br />

Ponys, Eseln <strong>und</strong><br />

Rehwild, inklusive<br />

brunftigem<br />

Hirsch, daher musste Streicheln leider ausfallen.<br />

Entschädigt hat uns Oscar, das weibliche Schaf mit<br />

Sonderplatz. Es darf immer ein Stückchen mitfahren.<br />

Weiter nach Amerika mit Bisons, Guanakos, einer<br />

Lama-Art, Nandus, einer Art Strauß, <strong>und</strong> Waipitis,<br />

angeführt von Rudi, dem Hirsch, der zur Freude aller<br />

heute mal eine Ausnahme machte <strong>und</strong> wohin<br />

kam?...Na…: In den Bus!<br />

Direkt hinter Rudi<br />

beginnt Russland<br />

mit seltenen<br />

Amur-Leoparden,<br />

die aus dem<br />

Stand 7 m weit<br />

springen können<br />

(haben sie aber<br />

nicht gemacht),<br />

noch mehr Hirschen<br />

<strong>und</strong> noch<br />

mehr Antilopen.<br />

Und eh man sich versieht, ist man in Asien mit….<br />

stimmt, Hirschen <strong>und</strong> Antilopen. Ein paar Yaks waren<br />

auch dabei.<br />

Danach wurde es richtig wild, die Raubtiere standen<br />

auf dem Programm. Zuerst waren die Asiatischen<br />

Roth<strong>und</strong>e an der Reihe. Sie sehen aus wie Füchse,<br />

verhalten sich aber wie Wölfe.<br />

Von hier aus kamen wir zum Freigehege der Löwen,<br />

die auch noch gerade gefüttert worden waren. Sehr<br />

beeindruckend!!!<br />

Genauso bei den Tigern, die in ihrem Freigehege<br />

ebenfalls dabei waren, sich an toten Tieren zu erfreuen.<br />

Noch mit einem angenehmen, leicht gruseligen<br />

Schauer auf dem Rücken kamen wir nun in den<br />

Bereich, auf den alle sich, der netten Geschichten<br />

wegen, am meisten gefreut hatten. Das Gehege mit<br />

Bären, Straußen, Kamelen <strong>und</strong> den Pavianen! Sie<br />

machen sich keine Vorstellung, was die alles mit<br />

den Autos anstellen. Scheibenwischer, Spritzdüsen,<br />

Dachreling, Außenspiegel, alles wird untersucht,<br />

befummelt, abgeleckt, angeknabbert, wenn möglich<br />

abgebogen, oder rausgezogen. Ein Riesenspaß für<br />

alle, die im Safari-Bus<br />

sitzen <strong>und</strong><br />

total froh sind,<br />

ihr Auto sicher<br />

auf dem Parkplatz<br />

zu haben.<br />

So wie wir!<br />

Doch schon geht<br />

es weiter nach<br />

Australien mit seinen Emus <strong>und</strong> Kängurus.<br />

Nach dieser etwas begrenzten Artenvielfalt gelangen<br />

wir erneut nach Afrika mit seinem Großwild,<br />

dem Nashorn, Zebras, Watussirindern, Wasserbö-<br />

Ausgabe 53 30 KIM


cken <strong>und</strong> natürlich den Elefanten, die vor kurzem<br />

Nachwuchs bekommen haben. Ist er nicht süß?!<br />

Hier konnte man<br />

auch aussteigen<br />

<strong>und</strong> sich Bou<br />

Bou, so heißt der<br />

Kleine, aus der<br />

Nähe betrachten.<br />

Danach nochmal<br />

schnell bei den<br />

Giraffen vorbei<br />

<strong>und</strong> schon ist<br />

eine tolle Safari zu Ende.<br />

Kaum raus aus der einen, geht es auch schon zur<br />

nächsten. Mit Geländewagen machen wir mit viel<br />

Schwung <strong>und</strong> viel Humor noch eine Tour mit etlichen<br />

Spezialeffekten.<br />

Das Wetter wollte nicht so wie wir, also sind wir vom<br />

Geländewagen direkt in den Bummelzug gestiegen,<br />

der durch den Park fährt. (Alle Fahrzeuge hatten ein<br />

Dach.) Und siehe da, als es daran ging, die Karussells<br />

zu erobern, besserte sich das Wetter <strong>und</strong> wir<br />

blieben fast trocken, von den Körperteilen, die man<br />

zum Sitzen braucht, mal abgesehen.<br />

Den Rest des Tages haben wir kreiselnd, drehend,<br />

schaukelnd, über Kopf, vorwärts, rückwärts, schnell,<br />

sehr schnell, selten weniger schnell, aber meistens<br />

lachend verbracht, bis einigen schwindelig <strong>und</strong>/oder<br />

schlecht war, was durch eine kleine Pause wieder<br />

zu beheben war.<br />

Mit einer geschenkten Bockwurst in der Hand <strong>und</strong><br />

einem tollen Tag im Herzen haben wir leicht<br />

schwankend pünktlich zur Schließung des Parks<br />

den Rückweg zum Auto angetreten, das mit uns <strong>und</strong><br />

wir mit ihm heil zu Hause angekommen ist.<br />

Das war also das absolute Highlight unserer Herbstferien.<br />

Andere Dinge, die wir unternommen haben,<br />

hatten eher einen leichten Beigeschmack von Arbeit,<br />

brachten jedoch jede Menge Spaß. Hierzu gehörten<br />

z.B. unsere Hofaufräumaktion mit der <strong>Clearing</strong>stelle<br />

zusammen. Während dieser Aktion wurden auch<br />

alle Fahrräder wieder wintertauglich gemacht <strong>und</strong><br />

zum letzten Mal in diesem Jahr gegrillt*. Außerdem<br />

gab es von einem Fittnessstudio Gutscheine für ein<br />

Probetraining in einem Kurs zur Selbstverteidigung,<br />

Weihnachten<br />

an dem einige mit Spaß teilgenommen haben, aber<br />

sie wollen doch lieber Fußball oder Basketball zu<br />

ihrem Hobby nehmen. Wegen einiger Um- bzw. Ein-<br />

<strong>und</strong> Auszüge mussten noch Möbel zusammengebaut<br />

<strong>und</strong> aufgestellt oder Wände gestrichen werden,<br />

so dass wir uns ebenfalls auch handwerklich betätigt<br />

haben <strong>und</strong> zu recht akzeptablen Ergebnissen gekommen<br />

sind. Und dann wäre es an der Zeit gewesen,<br />

noch mal richtig Pause zu machen, wenn da<br />

nicht, noch die Schneemänner gewesen wären, die<br />

als Beilage in den Weihnachtsdurchblick kommen,<br />

um allen, die den Durchblick fleißig lesen, eine<br />

Freude zu machen. Auch wenn uns dabei so manches<br />

Mal die Finger zusammenklebten, hatten wir<br />

auch Freude daran, sie fertig zu stellen.<br />

Zu Beginn der Schulzeit gab es dann gleich wieder<br />

ein kleines Fest zu Halloween. Seltsam waren die<br />

eigens zubereiteten Speisen, die aussahen wie verschimmelter<br />

Pudding <strong>und</strong> verletzte Finger, wobei die<br />

Spinnen in der Gruselbowle auch nicht schlecht<br />

waren oder die im Cappuccino, wobei hier die Reaktionen<br />

unvorbereiteter Erwachsener die besten waren.<br />

Naja, bis zu den Weihnachtsferien ist es ja nicht<br />

mehr lang. Bis dahin.<br />

Eure JWG Bokeloh<br />

Dorothe Stamm<br />

Eva-Maria Keeve<br />

*Ich hoffe, die Fahrräder haben geschmeckt <strong>und</strong> es<br />

war genug Fleisch an den Speichen. Anm. der Redaktion<br />

Es ist Weihnachten geworden.<br />

Kalter Wind bläst aus dem Norden<br />

<strong>und</strong> hat Eis <strong>und</strong> Schnee gebracht.<br />

Doch am Weihnachtsbaum die Kerzen,<br />

die erwärmen uns're Herzen,<br />

<strong>und</strong> des Kindes Auge lacht.<br />

Und man sieht auf den verschneiten<br />

Straßen weiße Engel schreiten<br />

durch die stille, heil'ge Nacht.<br />

Ausgabe 53 31 KIM


Auch dieses Mal waren wir uns ganz schnell einig<br />

<strong>und</strong> sicher, dass wir unseren Sommerurlaub mit der<br />

gesamten Gruppe wieder in Frankreich verbringen<br />

wollten. Zwar nicht am „Lac du Salagou“ wie im letzten<br />

Jahr, sondern dieses Mal in TARRASSAC.<br />

Es war auch dieses Mal eine spannende Sache,<br />

viele Dinge die organisiert, geplant, durchgeschaut<br />

<strong>und</strong> einfach „in die Hand“ genommen werden mussten.<br />

Jeder wurde bei den Vorbereitungen mit eingeb<strong>und</strong>en,<br />

es wurden die Aufgaben gerecht verteilt, so<br />

dass auch dieses Jahr wieder mit Spaß an einige<br />

unserer Ziele aus dem Zielekatalog zur Selbstständigkeit<br />

gearbeitet werden konnte. Eines der wichtigsten<br />

Ziele hierbei war es, den Urlaub gemeinsam<br />

zu planen <strong>und</strong> zu gestalten (mit der Gemeinschaft<br />

zum Erfolg).<br />

An einem Donnerstag in der Jugendteamsitzung<br />

stellten wir einen genauen Plan auf, an was wir alles<br />

denken müssen <strong>und</strong> wer welche Aufgaben übernimmt:<br />

Wer kopiert die Ausweise, <strong>und</strong> wo können<br />

wir sie beglaubigen lassen, sind alle ausreichend<br />

geimpft, welche <strong>und</strong> wie viel Kleidung wird mitgenommen,<br />

Badeutensilien, was kann <strong>und</strong> muss an<br />

Lebensmitteln mit, was benötigen wir an Zelten,<br />

Luftmatratzen <strong>und</strong> Schlafsäcken <strong>und</strong> noch vieles<br />

mehr. Vieles wurde in Gruppen aufgeteilt. Es gab<br />

eine Gruppe, die sich um die Zelte, Luftmatratzen<br />

<strong>und</strong> Schlafsäcke kümmerte, da die Zelte, die wir<br />

mitnahmen, im Garten einmal aufgebaut werden<br />

mussten, um die Vollständigkeit <strong>und</strong> Funktionsfähigkeit<br />

zu überprüfen, anschließend wurde ordnungsgemäß<br />

abgebaut <strong>und</strong> alles gut weggelegt. Ebenso<br />

wurden die Luftmatratzen aufgepumpt um zu sehen<br />

ob auch diese ok. waren <strong>und</strong> kein Loch enthielten.<br />

Die Gruppen wurden von den Erziehern unterstützt.<br />

Letztes Jahr hatten wir einen Küchenplan erstellt,<br />

doch dieses Jahr lief es unter dem Motto „jeder hilft<br />

eigenständig aus freien Stücken mit“. Und man<br />

glaubt es kaum, jeder packte von sich aus mit an,<br />

sei es beim Tischdecken oder abdecken, kochen,<br />

Salat zubereiten, spülen/abtrocknen, usw. Es klappte<br />

meistens einfach<br />

w<strong>und</strong>erbar.<br />

Eine weitere<br />

Gruppe beschäftigte<br />

sich mit der<br />

Reiseroute <strong>und</strong><br />

anstehenden<br />

Ausflügen. Jeder<br />

Tag wurde von<br />

morgens bis<br />

abends durchgeplant, welche Aktionen werden an<br />

welchen Tagen zu welcher Uhrzeit wo gemacht.<br />

Vorher wurden wieder einige Angebote von Urlaubszielen<br />

herausgesucht <strong>und</strong> wir entschieden uns<br />

gemeinsam für den Ort TARASSAC <strong>und</strong> für die beiden<br />

Angebote „Wildwasserabfahrt über 18 km mit<br />

Auf nach „TARRASSAC“ …<br />

der Schwierigkeitsstufe 2“ <strong>und</strong> „Höhlenerk<strong>und</strong>ung“,<br />

alle waren gespannt, was da wohl auf sie zukommt.<br />

Nachdem alles gut durchdacht <strong>und</strong> geplant war bzw.<br />

unter „Dach <strong>und</strong> Fach“ war, rückte der Tag der Abreise<br />

immer näher….Und dann war es soweit, es<br />

war der 05.August 2006 ca. 13.00Uhr, alle waren da<br />

mit Sack <strong>und</strong> Pack <strong>und</strong> vielleicht etwas Nervosität,<br />

welche sich aber legte, nachdem alle im Bulli saßen<br />

<strong>und</strong> es los ging. Um 13.30 Uhr wurde gemeinsam<br />

gegessen, danach packte eine Gruppe die Bullis,<br />

<strong>und</strong> die anderen kümmerten sich um die Lunchpakete<br />

<strong>und</strong> die anderen Lebensmittel. Als alles gut verpackt<br />

war <strong>und</strong> jeder mit seinem Kuschelkissen sich<br />

einen Platz im Bulli gesucht hatte, wurde das Navigationsgerät<br />

angestellt <strong>und</strong> auf ging es Richtung<br />

Süden, immer der Sonne entgegen.<br />

Während der ganzen Fahrt waren die Jugendlichen<br />

gut zufrieden, es wurde alles gemütlich eingerichtet,<br />

selbst die Schuhe wurden nach den ersten Metern<br />

ausgezogen <strong>und</strong> dann roch es leicht komisch ☺<br />

daher musste erstmal durchgelüftet<br />

werden, es waren ja angeblich<br />

nicht die Füße!!!<br />

Die meiste Zeit der Fahrt haben<br />

die Jugendlichen geschlafen <strong>und</strong><br />

daher verging die Fahrt auch recht<br />

schnell für sie.<br />

Je näher wir unserem Ziel in<br />

Frankreich kamen, desto wärmer wurde es. In den<br />

frühen Morgenst<strong>und</strong>en erreichten wir gegen 6.30<br />

Uhr unser erstes Ziel, den „Lac du Salagou“, dort<br />

machten wir eine Frühstückspause. Hmhm…war<br />

das schön, da kamen „alte“ Erinnerungen wieder auf<br />

<strong>und</strong> es wehte uns ein frischer Morgenwind um die<br />

Nase. Danach fuhren wir weiter zu unserem Campingplatz<br />

in TARASSAC. Dort angekommen, war<br />

mal wieder der erste Gang zur Toilette <strong>und</strong> dann<br />

zum Zeltplatz. Ein bisschen glich er dem vom letzten<br />

Jahr <strong>und</strong> auch dieses Mal war an LUXUS nicht zu<br />

denken, obwohl bei den Sanitärenanlagen eine<br />

„Deutschlandtoilette“ dabei war!<br />

Die Bullis an den Zeltplatz gefahren, ausgeräumt <strong>und</strong><br />

kurze Lagerbesprechung gemacht, einige bauten dann<br />

die Zelte der Reihe nach auf <strong>und</strong> die anderen kümmerten<br />

sich um das Küchenzelt <strong>und</strong> dessen Inhalte.<br />

Nachdem dann alles soweit stand, konnte sich wer<br />

wollte die Badesachen anziehen <strong>und</strong> zum Baden an<br />

den Fluss am Campingplatz gehen oder sich dort<br />

hinsetzen, um<br />

die schöne Aussicht<br />

zu genießen<br />

<strong>und</strong> zu entspannen.<br />

Gegen<br />

Abend wurde immer<br />

gekocht <strong>und</strong><br />

unter freiem Himmel<br />

gegessen.<br />

Ausgabe 53 32 KIM


Die Tage vergingen wie im Fluge, morgens waren<br />

immer alle recht früh wach, zwischen 8.00 Uhr <strong>und</strong><br />

8.30 Uhr gab es Frühstück, da wir danach auch<br />

schon mit den Aktionen <strong>und</strong> Ausflügen starteten wie<br />

z.B. Wildwasserabfahrt,Höhlenerk<strong>und</strong>ung,Aqualand,Besichtigungen<br />

etc.<br />

Zu unserem ges<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> reichhaltigemFrühstück<br />

gehörten<br />

immer: Cornflakes,<br />

Müsli, Baguettes, Aufschnitt, Käse, Marmelade,<br />

Honig, Gurken <strong>und</strong> Tomaten, frische Zwiebel,<br />

Frischkäse <strong>und</strong> gelegentlich gab es auch ein Frühstücksei.<br />

Für den Tag über nahmen wir uns belegte Baguettes<br />

vom Frühstück mit, da wir abends immer warm<br />

kochten, dann gab es z.B.: Kartoffelbrei mit Würstchen<br />

<strong>und</strong> Salat, Spaghetti Bolognese mit Salat oder<br />

Reispfanne mit<br />

Meeresfrüchten<br />

etc., zum Nachtisch<br />

gab es Joghurt<br />

oder Obst.<br />

Da wir die ganze Zeit über schönes Wetter hatten,<br />

genossen wir das Frühstück <strong>und</strong> Abendbrot draußen<br />

im Freien. Abends bekamen wir gelegentlich Besuch<br />

von kleinen Fledermäusen, die über dem Zeltplatz<br />

flogen.<br />

Dann hieß es Abschied nehmen. Zusammen noch<br />

mal gut gefrühstückt <strong>und</strong> die Zelte ausgefegt, damit<br />

die andere Wohngruppe, die nach uns kam, sich sofort<br />

wohl fühlen konnte. (Obwohl der Wind vermutlich<br />

über Nacht wieder ein paar Blätter hineingeweht hat).<br />

Am späten Nachmittag traten wir dann in aller Ruhe<br />

die Heimreise an. Auch die Rückfahrt ging ohne Hindernisse<br />

vonstatten. Gegen Vormittag trafen wir denn<br />

wieder in Bokeloh in der Fillastraße ein, gut gelaunt<br />

mit unseren selbst bemalten Frankreichcappies <strong>und</strong><br />

noch etwas Bräune auf der Haut.<br />

Hier noch einige Berichte von unseren Jugendlichen<br />

über einige Aktionen/Aktivitäten:<br />

An einem Tag in Frankreich sind wir, die JWG Bokeloh,<br />

Kanu gefahren. Man hatte uns gesagt, dass wir<br />

in Stufe 1 fahren würden (damit wir nicht so nervös<br />

waren oder etwa Angst bekamen), es war dann aber<br />

doch Stufe 2. Also beschlossen wir, Gruppen zu bilden<br />

<strong>und</strong> zwar immer zu zweit. Ich hatte das Glück,<br />

mit meiner Schwester zu fahren, denn wir sind frü-<br />

her schon oft Kanu gefahren <strong>und</strong> somit waren wir<br />

eigentlich ein<br />

eingespieltes<br />

Team. Doch da<br />

hatten wir uns<br />

beide sehr getäuscht,<br />

denn alle<br />

von uns mussten<br />

noch einmal<br />

lernen, wie man<br />

das Paddel anfasst<br />

<strong>und</strong> hält <strong>und</strong> wie man damit lenken musste.<br />

Dieses wurde uns von unserem Kanulehrer erklärt<br />

<strong>und</strong> zwar auf Französisch. Zum Glück konnte eine<br />

von unseren Betreuern sehr gut Französisch <strong>und</strong> so<br />

haben wir es alle verstanden.<br />

Die Kanufahrt war sehr aufregend, denn wir mussten<br />

eine steile Rutsche überwinden <strong>und</strong> viele Strömungen.<br />

Aber trotz aufregender Momente hatten wir<br />

natürlich Spaß. Wir haben zwischendurch einige<br />

Pausen gemacht <strong>und</strong> auf dem Wasser viele Wasserschlachten<br />

mit dem Kanulehrer. Ein Jugendlicher<br />

von uns ist sogar Kajak gefahren. Es war zwar erst<br />

für ihn ein komisches Gefühl, aber er hat es dann<br />

doch hinbekommen. Am Ende der Kanufahrt hat<br />

sich jeder beim Kanulehrer bedankt <strong>und</strong> es hat allen<br />

sehr viel Spaß <strong>und</strong> Freude gemacht.<br />

S.<br />

Höhlenerk<strong>und</strong>ung<br />

Zuerst sind wir ein Stück mit dem Auto gefahren,<br />

nachdem der Höhlenführer uns am Campingplatz<br />

abgeholt hat. In den Bergen angekommen, sollten<br />

wir Overalls <strong>und</strong> Gummistiefel anziehen. Außerdem<br />

bekamen wir Helme mit Licht aus Feuer. Dann sind<br />

wir nach oben gelaufen <strong>und</strong> der Mann hat uns erzählt,<br />

was man machen muss. Wir sollten nicht so<br />

nah an den Berg kommen, damit der nicht schwarz<br />

wird. In der Höhle war es total dunkel. Wir mussten<br />

kriechen <strong>und</strong> klettern, uns durch Löcher zwängen<br />

<strong>und</strong> auf allen Vieren krabbeln. Wir haben Tropfsteine<br />

<strong>und</strong> Baumwurzeln gesehen. An der Spitze der<br />

Höhle mussten wir die Lichter ausmachen <strong>und</strong> ganz<br />

leise sein: Absolute Stille <strong>und</strong> absolute Dunkelheit!<br />

Dann hat der Mann eine Zigarette angemacht <strong>und</strong><br />

sie schnell gedreht. Das sah aus wie Kreise. Dann<br />

sollten wir bis 3 zählen <strong>und</strong> alle gleichzeitig das Licht<br />

wieder anmachen. Von da aus sind wir wieder zurückgegangen.<br />

Insgesamt waren wir ca. 2 St<strong>und</strong>en<br />

in der Höhle. Die Tour war spannend <strong>und</strong> lustig. Wir<br />

waren alle sehr mutig <strong>und</strong> stolz, dass wir es geschafft<br />

haben. Als wir draußen waren, waren wir alle<br />

total dreckig. Nachdem wir unten waren <strong>und</strong> uns<br />

umgezogen hatten, haben wir uns alle beim Höhlenführer<br />

für das tolle Erlebnis bedankt.<br />

Da.<br />

Andrea Derda<br />

Ausgabe 53 33 KIM


Zeltlager<br />

Rätsel<br />

Tragen Sie die Zelte in den Lageplan ein<br />

Neben jeden Baum soll in ein waagerecht oder senkrecht angrenzendes<br />

Feld ein Zelt, das diesem Baum zugeordnet wird. Die Zahlen nennen die<br />

Anzahl der Zelte in der jeweiligen Zeile oder Spalte. Aufgepasst: Kein<br />

Zelt darf in direkter Nachbarschaft eines anderen Zeltes stehen, auch<br />

nicht diagonal.<br />

Zahlenverb<strong>und</strong><br />

Verbinden Sie jeweils zwei gleiche Zahlen mittels einer Linie<br />

Jede Linie verläuft waagerecht oder senkrecht mitten durch die Felder. Die Linien dürfen sich weder<br />

kreuzen noch überlappen. Am Ende sollte jedes Feld von einer Linie durchquert sein.<br />

Tipp: Beginnen Sie die Zahlen in den Randgebieten zu verbinden, ohne dass diese eine andere Zahlenverbindung<br />

blockieren!<br />

Ausgabe 53 34 KIM


Zahlenschwede<br />

Zeltlager<br />

2 7 1 5<br />

1 7 4 5 6<br />

9<br />

3 7<br />

8 2 1 4 3 6<br />

4 5<br />

6<br />

9 3 8 5 4<br />

5 1 4 9<br />

Lösungen<br />

Sudoku (… wer es schon vermisst hat, hier noch einmal der Ratespass-Renner des Jahres 2006.)<br />

9 4<br />

8 9 3<br />

6 2 1 9 7<br />

3 5<br />

7 1 5 3 8<br />

2 1<br />

1 5 9 7 2<br />

9 6 7<br />

2 4<br />

8 6 1 3<br />

4 7 8 5<br />

5 4<br />

4 2 1<br />

9 5<br />

5 4 8<br />

3 9<br />

7 1 2 9<br />

8 6 1 3<br />

Ausgabe 53 35 KIM


Nette Nachbarn<br />

„Guten Tag, gnädige Frau, ich<br />

bin der Klavierstimmer!“<br />

„Seltsam, ich habe Sie doch<br />

gar nicht bestellt“<br />

„Ihre Nachbarn haben zusammengelegt…“<br />

Berufswunsch<br />

„Mami!“ sagt der kleine Lucas, „ich brauche mich<br />

nicht mehr zu waschen.“<br />

„Und wie kommst Du darauf, Kind?“<br />

„Weil ich mich entschlossen habe, Schornsteinfeger<br />

zu werden.“<br />

Das Letzte<br />

Diesmal: Dieses Jahr in Deutschland<br />

Reingefallen<br />

Oskar will der Schönen imponieren. „Ich bin Tennisspieler, Golfer,<br />

Segler, Reiter <strong>und</strong> Skiläufer!“ Beeindruckt fragt die Dame: „Und,<br />

haben Sie schon ein Gruppenbild von sich machen lassen?“<br />

Meine Empfehlung fürs kommende<br />

Jahr 2007: Geben Sie<br />

niemals auf!<br />

Ausrede<br />

Tanja fährt mit dem Dreirad im Wohnzimmer<br />

umher. Schimpft der Vater: „Du solltest doch<br />

schon lange ins Bett!“ Antwortet Tanja: „Ich will<br />

ja, aber ich finde keinen Parkplatz!“<br />

Angst<br />

„Mutti, Mutti! Ich bin von einer<br />

zehn Meter hohen Leiter gefallen!“<br />

Mutter: „Um Himmels Willen<br />

Kind, hast Du Dir wehgetan?“<br />

„Nein. Ich stand erst auf der<br />

untersten Sprosse!“<br />

Strategie<br />

Ein Kaninchenpaar wird vom<br />

Fuchs verfolgt, kann sich<br />

aber gerade noch in seinen<br />

Bau retten.<br />

„Oh, Mann, was machen wir<br />

jetzt?“, jammert sie.<br />

Darauf er: „Ganz einfach: Wir<br />

bleiben hier drin, bis wir so<br />

viele sind, dass wir ihm überlegen<br />

sind.“<br />

Pünktlich<br />

Arzt: „Da sind Sie ja noch<br />

rechtzeitig gekommen.“<br />

Patient: „Ist es ernst?“ Arzt:<br />

„Nein, aber morgen wären<br />

Sie ges<strong>und</strong> gewesen.“<br />

Familie Saubermann<br />

Im Wald liegt ein großer Haufen Unrat <strong>und</strong> Müll.<br />

Kommt ein Ehepaar vorbei, meint er: „Sieh Dir<br />

diese Sauerei an. Jetzt liegen unserer alten Autoreifen<br />

schon über ein Jahr hier!“<br />

Ausgabe 53 36 KIM<br />

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