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L - Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt

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Das Ausdauern von Corylus in der Montanvegetation während der folgenden 2500 Jahre<br />

wurde durch klimatische, edaphische und anthropogene Faktoren begünstigt. Wegen vielfältiger<br />

Nutzungsmöglichkeiten, durch extensive Wirtschaftsweise und infolge Auflichtung war<br />

Hasel direkt und indirekt gefördert. Die Fähigkeit der Hasel zur vegetativen Vermehrung hat<br />

darüber hinaus ihr Überdauern auf relativ nährstoffreichen Böden ermöglicht.<br />

In den beiden untersuchten Bodenprofilen sind atlantische und subboreale Pollenspektren<br />

erfaßt. Ulmen waren in den oberen Berglagen stärker vertreten, wogegen Tilia (Linde) zu<br />

Beginn des Subboreals an der Lokalität Flösserschneise in 650 m Höhe dominierte.<br />

2.1.5 Kiefer und Fichte<br />

Heutzutage werden die Wälder des Hohen Vogelsberges außer durch Rotbuche vorwiegend<br />

von Fichte (Picea) geprägt. Die oberflächennahen Pollenspektren zeigen, daß die Fichtenanteile<br />

erst in jüngerer Vergangenheit ansteigen. Auch die Prozentwerte von Kiefer (Pinus)<br />

nehmen dann zu. Die Kiefer erreicht ähnlich hohe Prozentanteile wie die Fichte; auch Eiche<br />

(Quercus) ist in den Oberflächenproben mit mehreren Prozentpunkten vertreten. Dies entspricht<br />

jedoch nicht dem tatsächlichen Vorkommen der genannten Bäume in den Wäldern des<br />

Hohen Vogelsberges. Die Ausdeutung von Pollendiagrammen im Hinblick auf die tatsächliche<br />

Vegetation muß also behutsam und unter Berücksichtigung von Rezentpollenanalysen<br />

erfolgen.<br />

Kiefer (Pinus) spielte im ersten Abschnitt der nacheiszeitlichen Wiederbewaldung eine<br />

herausragende Rolle. Lokal waren Kiefern bis in das mittlere Atlantikum (ca. 6500 B.P.) im<br />

Bereich der Vogelsberger Kleinstmoore Goldwiese und Forellenteiche verbreitet. Danach<br />

gehen die Anteile von Kiefer auf wenige Prozentpunkte zurück. Diese Kiefernpollen stammen<br />

aus kiefernreichen Gebieten, wie der Oberrheinebene und/oder der Wetterau, und wurden<br />

durch Weit- und Fernflug in den Vogelsberg eingetragen.<br />

Pollen von Fichte treten im Vogelsberg vereinzelt seit ca. 8000 B.P. auf. Um 6500 B.P.<br />

werden die Pollenfunde von Picea regelmäßig. Nach ca. 4500 B.P. erreicht Picea wenige Jahrhunderte<br />

lang erhöhte Prozentanteile. Für dieses Phänomen gibt es zwei Erklärungen: Entweder<br />

geht der Polleneintrag von Fichte auf Fernflug oder auf ein lokales Fichtenvorkommen<br />

im Bereich der Moore zurück. GOLOMBEK (1980) macht bei einem Pollenanteil der Fichte<br />

> 10 % Reliktwuchsorte von Picea wahrscheinlich. KALIS (1984b) führt in den Vogesen schon<br />

wesentlich geringere Prozentwerte auf mögliche lokale Fichtenvorkommen zurück. In den<br />

höchsten Lagen des Sauerlandes, des Rothaargebirges und des Siegerberglandes dürfte Fichte<br />

während des Atlantikums und zum Teil noch später an Moorrändern bzw. geeigneten Feuchtstandorten<br />

potentielle natürliche Reliktstandorte gehabt haben (SPEIER 1994).<br />

Obwohl eine Schattholzart, so besaß Fichte im Vogelsberg gegenüber den Laubbäumen<br />

des atlantischen und subborealen Mischwaldes keine Vorteile. Hierbei war offenbar das subatlantisch<br />

geprägte Klima entscheidend. Pollen von Hedera (Efeu) und Viscum (Mistel), also<br />

von insektenblütigen Gehölzen, deuten auf das damalige, im Unterschied zu heute günstigere<br />

Klima im Hohen Vogelsberg. Während der nacheiszeitlichen Wärmezeit waren Ulmus, Tilia,<br />

Fraxinus und Corylus in den Montanwäldern waldbestandsbildend. Zu dieser Zeit waren die<br />

Winter wärmegünstiger als heute, was Fichte im „Wettbewerb" mit Laubhölzern hemmt.<br />

Bestenfalls auf Sonderstandorten in luftkühler und -feuchter Lage ist Picea dann gegenüber<br />

den Laubbäumen konkurrenzstark. Die im Vogelsberg während des mittleren Subboreals<br />

erhöhten Prozentanteile von Fichte dürften jedoch eher auf Fernflug als auf lokale Fichtenvorkommen<br />

im Bereich der Moore zurückgehen.<br />

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