Teil 2 - EWG Dresden
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<strong>EWG</strong>-EZ-hausblicke3_06 01.12.2006 14:36 Uhr Seite 11<br />
Die Wohnungsbauserie<br />
70 war eigentlich<br />
als wunderbarerBaukasten<br />
zur Lösung<br />
des Wohnungsproblems<br />
vorgesehen. Aus<br />
einer begrenzten Menge<br />
von Elementen und<br />
mit gleichartigen Rastern<br />
sollten sehr viele verschiedene<br />
Wohnungsvarianten realisiert<br />
werden können. Auch hier gab es<br />
keine Einheitlichkeit, in den verschiedenen<br />
Bezirken der DDR wurden unterschiedliche<br />
Ausführungen entwickelt. Die<br />
schwache wirtschaftliche Leistungskraft<br />
und die Forderung nach immer geringerem<br />
Aufwand bliesen die schönen<br />
Träume der Entwickler weg, so dass es<br />
nur zu einer begrenzten Menge an unterschiedlichen<br />
Wohnungen kam. In<br />
<strong>Dresden</strong> wurde hauptsächlich der WBS<br />
70 mit 10,80 Meter Gebäudetiefe angewandt.<br />
Er hat gegenüber Produkten aus<br />
anderen Bezirken den Vorteil, dass viele<br />
der Wohnungen mit einer sechs Meter<br />
breiten Loggia ausgestattet sind.<br />
Lommatzscher Straße<br />
<strong>Dresden</strong>-Altreick<br />
Das erste Mal wurde mit dem WBS 70 ein<br />
kompletter Standort mit fast 1500<br />
Wohnungen Mitte der siebziger Jahre an<br />
der Bodenbacher Straße bebaut. Kurz<br />
vorher waren in Seidnitz noch Plattenbauwohnungen<br />
eines anderen Typs mit<br />
Ofenheizung entstanden!<br />
Zu jener Zeit begannen auch die Bauarbeiten<br />
in Prohlis. Das Gebiet sollte<br />
mehr als 9000 Wohnungen erhalten, dar-<br />
unter wieder einige Wohnhochhäuser<br />
sowie sehr lange zehngeschossige Zeilen<br />
entlang der Prohliser Allee und an einem<br />
Platz. Hier waren ursprünglich Ladenvorbauten<br />
geplant, die so aber nie zur<br />
Ausführung kamen.<br />
Was damals immer klappte, war der Bau<br />
der Schulen und der Kindereinrichtungen<br />
(wenn besonders die Krippenplätze oft<br />
auch nicht reichten).<br />
Problematisch war die Erschließung.<br />
Solange die schweren Tieflader mit den<br />
Platten durch das Gebiet rollten, war ein<br />
Straßenbau nicht sinnvoll. Und danach<br />
dauerte er auch noch einige Zeit. Da<br />
Prohlis eine lehmige Gegend ist, versank<br />
das Gebiet bei Regen und Tauwetter im<br />
Schlamm. In den Wohngebieten ringsum<br />
erzählten sich die, die in einer schönen<br />
Wohnung lebten und die, die auf eine<br />
Wohnung warteten, aber keine in Prohlis<br />
zugeteilt bekommen hatten, Schauergeschichten:<br />
„Die Taxifahrer weigern sich,<br />
nach Prohlis reinzufahren.“ „Alle Prohliser<br />
haben einen Beutel mit Gummistiefeln<br />
bei sich.“ „Gummistiefel? Wo haben die<br />
denn Gummistiefel her?“ So verbreitete<br />
sich langsam die Gewissheit, Wohnen im<br />
Plattenbaugebiet ist etwas sehr Schreckliches.<br />
Und man stand weiter im Winter<br />
halb fünf auf, um vor der Fahrt zur Arbeit<br />
den Ofen zu heizen. Die Prohliser brauchten<br />
das nicht.<br />
<strong>Dresden</strong>-Prohlis<br />
Das Gebiet Prohlis war 1980 eigentlich<br />
abgeschlossen, ohne ein geplantes Kaufhaus.<br />
Danach wurde es noch durch die<br />
fünf Sternhäuser mit 1200 Wohnungen<br />
ergänzt. Weil bis dahin schon eine<br />
Heizungstrasse lag, baute man hinter die<br />
Sternhäuser gleich noch ein paar Sechsgeschosser.<br />
Wohnungen waren weiter<br />
knapp.<br />
In Leubnitz waren kurz vorher noch einige<br />
Wohnhäuser mit nur fünf Geschossen<br />
errichtet worden. Das Bauen mit Plattenbauten<br />
auf kleineren und größeren Freiflächen<br />
wurde bis zum Ende der DDR in<br />
<strong>Dresden</strong> an vielen Stellen durchgeführt.<br />
Doch es gab auch innerstädtisches Bauen<br />
auf Flächen, deren Bebauung dem Krieg<br />
zum Opfer gefallen war. Ein gutes Beispiel<br />
dafür waren der Neustädter Markt<br />
und der südliche <strong>Teil</strong> der Straße der<br />
Befreiung (Hauptstraße). Hier entstanden<br />
bis 1979 Wohnhäuser vom Typ WBS 70<br />
mit großen Ladenunterbauten. In diesem<br />
Bereich wurden auch noch einige alte<br />
Häuser rekonstruiert, so dass sich insgesamt<br />
eine schöne Möglichkeit für<br />
Spaziergänge und Einkäufe ergab. Noch<br />
heute kann man jedoch an einer Stelle<br />
lesen, aus welchen Kreisen die Bauarbeiter<br />
nach <strong>Dresden</strong> geschickt wurden, um<br />
dieses relativ kleine Gebiet zu bebauen.<br />
Zwinglistraße<br />
Eine ähnliche Lösung wurde etwa gleichzeitig<br />
auch in Gruna an der Zwinglistraße<br />
geschaffen. Im Erdgeschoss von Wohnhäusern<br />
entstanden Gaststätten und<br />
große Läden. Einer davon war ein Intershop,<br />
was bei den vielen Menschen ohne<br />
spendierfreudige Westverwandschaft für<br />
große Verstimmung sorgte. Dieses Gebiet<br />
wurde wieder durch mehrere Hochhäuser<br />
ergänzt. Das war ein spezifisches Problem<br />
des Plattenbaus. Hatte man ein Plattenwerk,<br />
das Platten für einen bestimmten<br />
Typ herstellen konnte, dann musste man<br />
diese Kapazität nutzen, also entsprechende<br />
Häuser bauen. Die Wohnhochhäuser<br />
verteilen sich heute von Niedersedlitz bis<br />
Gorbitz über <strong>Dresden</strong>.<br />
Etwa Anfang der achtziger Jahre begann<br />
die Bebauung an der Südhöhe und der<br />
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