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STRATEGIC DESIGN - innovation for leadership

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3. <strong>STRATEGIC</strong> <strong>DESIGN</strong>: ZENTRALE ASPEKTE EINER STRATEGISCHEN NEUAUS­<br />

RICHTUNG DER <strong>DESIGN</strong>THEORIE UND <strong>DESIGN</strong>AUSBILDUNG<br />

Versuch einer Definition<br />

Logischer Ausgangspunkt einer strategischen Neuorientierung der Designtheorie ist zunächst einmal<br />

eine Definition des Theoriegegenstandes, also dessen, was man in Anlehnung an Tuomo Antikainen<br />

und andere als „Strategic Design“ bezeichnen kann. 48 Setzt man „Design“ mit dem Gestaltungsprozess,<br />

vor allem aber dem Ergebnis dieses Gestaltungsprozesses – sprich mit Produkten, wahrnehmbaren<br />

Objekten, Artefakten – gleich und definiert man in Anlehnung an Gälweiler „Strategie“ als Prozess<br />

der Auseinandersetzung mit Erfolgspotenzialen 49 (im Unterschied zu operativen Erfolgen), so bedeutet<br />

eine strategische Designtheorie nichts anderes, als dass sich diese mit den Erfolgsvoraussetzungen und<br />

mit den Erfolgswirkungen des Design zu beschäftigen hat. Die Auseinandersetzung mit den strategischen<br />

Erfolgsvoraussetzungen und Erfolgswirkungen des Design zwingt die Designtheorie automatisch<br />

in ein theoretisches Mittelfeld. Wenn man sich noch einmal die einleitend beschriebenen vier<br />

Felder der Designtheorie vor Augen führt, dann kann eine theoretische Auseinandersetzung mit den<br />

praktischen Erfolgsdimensionen des Design nur gelingen, wenn diese in der Mitte dieser Felder angesiedelt<br />

ist. Eine strategische Designtheorie muss auf kreative Art und Weise praktische Beobachtungen<br />

mit theoretischen Konzepten und Modellen verknüpfen, um daraus innovative Tools und Handlungsempfehlungen<br />

für die Designpraxis von Morgen ableiten zu können. Strategische Theorien umgehen,<br />

sofern sie sauber aufgestellt sind, somit die Gefahr, in die „Paradoxon­Falle“ einer „nur“ theoretischen<br />

Designtheorie zu gelangen, und setzen sich auch nicht dem Vorwurf einer vorschnellen „Banalisierung“<br />

durch ausschließlich praktische Erwägungen aus. 50 Eine derart pragmatische Ausrichtung der<br />

Designtheorie an einer „theoretischen Mitte“ und um diese herum ist in den Wissenschaften keinesfalls<br />

außergewöhnlich. Im Gegenteil: Ein Großteil der naturwissenschaftlichen Forschung und Lehre<br />

ist heute so aufgestellt. 51 Auch in den Sozialwissenschaften gehört ein solches Denken spätestens seit<br />

Strauss‘ und Glaser’s Modell einer „Grounded Theory“ zum üblichen Theoriekanon. 52 Selbst die Betriebswirtschaftslehre<br />

weist zahlreiche Spuren auf, die in diese Richtung zeigen, von der entscheidungsorientierten<br />

Betriebswirtschaftslehre in Anlehnung an Heinen über postmoderne Ansätze in der<br />

Marketing­ und Managementtheorie bis zu der von Franz Liebl propagierten „Soft OR“. 53 All diesen<br />

Ansätzen ist gemein, dass sie sich bei der Beobachtung und Analyse systematischer Zusammenhänge<br />

in der Praxis nicht nur innerhalb ihrer eigenen Fächergrenzen bewegen, sondern auf der Suche nach<br />

kreativen Interpretationsweisen häufig auch Erkenntnisse aus anderen Disziplinen berücksichtigen.<br />

Einer solchen Herangehensweise kann sich auf Dauer auch die Designtheorie nicht verschließen. Will<br />

sie, wie Petra Eisele feststellt, die eigenen Grundlagen festigen, so kann sie dies natürlich auch durch<br />

eine Konzentration auf die eigenen Ressourcen erreichen. Die Frage ist allerdings, ob der Erkenntnisgewinn<br />

(für die Designtheorie wie die Designpraxis) nicht größer ist, wenn man die Grundlagen<strong>for</strong>schung<br />

von vorneherein nicht nur auf dem eigenen Terrain, sondern eben gezielt auch an den Schnittstellen<br />

zu anderen Disziplinen ansiedelt. Gerade so ließe sich meines Erachtens viel effektiver die<br />

Festigung der Identität der Designtheorie als eigenständiger Wissenschaft erreichen, die auch Petra<br />

Eisele sich wünscht, als wenn man dabei eher regressiven Tendenzen folgt und sich nach außen abschottet.<br />

Strategic Design im Trend<br />

Eine Neuausrichtung der Designtheorie an strategischen Fragen, wie ich sie in diesem Beitrag ein<strong>for</strong>dere,<br />

ist natürlich keineswegs gänzlich neu. Sie liegt sogar vielmehr seit einigen Jahren deutlich im<br />

Trend. Neben der zunehmenden Zahl von Symposien, Seminaren und Konferenzen sind in den letzten<br />

vier Jahren auffällig viele – meist englischsprachige – Publikationen zu diesem Thema erschienen. 54<br />

Außerdem gibt es in der Zwischenzeit eine Vielzahl neuer Studiengänge, die vom Studienschwerpunkt<br />

„Design Management“ an der Köln International School of Design über eigenständige Masterpro­<br />

48<br />

Vgl. ANTIKAINEN 2004.<br />

49<br />

Vgl. GÄLWEILER u. SCHWANINGER 1990.<br />

50<br />

Vgl. zur Auseinandersetzung mit dem Thema, inwieweit die Designtheorie in einem „Paradoxon“ gefangen ist u. a. JONAS 2001­2002;<br />

zum Vorwurf einer Banalisierung von Wissenschaft durch ein reines Case­Study­Denken siehe u. a. McKEOWN 1999.<br />

51<br />

Siehe hierzu u. a. NOWOTNY et al. 2003, 2001.<br />

52<br />

Vgl. WIEDEMANN 1995, GLASER u. STRAUSS 1967.<br />

53<br />

Vgl. LIEBL 2002, REIHLEN 1999, RUHLAND u. WILDE , 1994, VENKATESH et al. 1993 etc.<br />

54<br />

Siehe hierzu beispielhaft LAUREL 2003, STAMM 2003, BORJA DE MOZOTA 2003 sowie BRUCE u. BESSANT 2002.<br />

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