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STRATEGIC DESIGN - innovation for leadership

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man sich mit dem Gegenstand der Designwissenschaften auseinandersetzt. Viel wichtiger ist jedoch<br />

die Frage, wie man mit diesem Pluralismus umgehen soll, wenn man einen aktiven Beitrag zur Weiterentwicklung<br />

der Designtheorie und Designpraxis leisten will. Eine schöne Antwort hierauf findet<br />

man bei dem französischen Philosophen Jean­Francois Lyotard, der in einer Auseinandersetzung mit<br />

der Kantschen Rechtsphilosophie einmal festgestellt hat, jede Diskursart sei im Prinzip wie eine „Insel“<br />

und das Urteilsvermögen entsprechend wie „ein Reeder oder Admiral..., der von einer Insel zur<br />

anderen Expeditionen ausschickte mit dem Ziel, auf der einen darzustellen, was auf der anderen gefunden<br />

... würde und der ersteren als ,Als­ob­Anschauung‘ zu ihrer Validierung dienen könnte" 3 . Eine<br />

Insel, die es im Bereich der Designtheorie definitiv neu zu erobern gilt, ist eine ökonomischstrategische.<br />

Dies sage ich nicht nur, weil ich von meiner Herkunft her Ökonom bin und in den letzten<br />

Jahren an unterschiedlichsten Schnittstellen von strategischen und ästhetischen Fragestellungen gearbeitet<br />

habe. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass eine „Ökonomie des Design“ zumindest in Deutschland<br />

eine weitgehend unbesetzte Insel, eine „terra incognita“ darstellt. So gibt es meines Wissens bisher<br />

keinen einzigen Design­Lehrstuhl in Deutschland, der von einem Volks­ oder Betriebswirt besetzt<br />

wäre. Natürlich gibt es eine ganz Zahl von Forschern, die sich von der „Insel“ einer anderen Disziplin<br />

aus (z. B. der Psychologie, der Soziologie oder der Betriebswirtschaftslehre) mit Designthemen auseinandergesetzt<br />

haben. 4 Eine an der Schnittstelle von Design und Ökonomie entwickelte „strategische<br />

Theorie des Design“ gibt es jedoch noch nicht. Dieser Zustand ist umso eklatanter, da das Design –<br />

wenn man sich die Praxis heute einmal anschaut – eine durch und durch „ökonomisierte Disziplin“<br />

darstellt. Dass dies tatsächlich so ist, was dies für die Designtheorie und Designausbildung bedeutet<br />

und wie meiner Meinung nach ein Kanon einer Theorie des Strategischen Design zukünftig aussehen<br />

sollte, will ich Ihnen anhand der folgenden drei Kapitel aufzeigen:<br />

1. Die ökonomischen Realitäten des Design<br />

2. Die Zukunft der Designtheorie<br />

3. Strategic Design: Zentrale Aspekte einer strategischen Neuausrichtung der Designtheorie und<br />

der Designausbildung<br />

1. DIE ÖKONOMISCHEN REALITÄTEN DES <strong>DESIGN</strong><br />

Design als ökonomische Ressource<br />

Die Erkenntnis, dass das Design eine wichtige ökonomische Ressource darstellt, hat sich in den letzten<br />

20 Jahren sowohl bei Unternehmern, Managern und Politikern wie auch bei Designpraktikern und<br />

Designwissenschaftlern mehr und mehr durchgesetzt. 5 In ihrem Buch „Design Management – Using<br />

Design to build Brand Value and Corporate Innovation“ zählt die französische Design­ und Managementwissenschaftlerin<br />

Brigitte Borja de Mozota gleich mehrere Dutzend Studien auf, die auf internationaler<br />

wie nationaler Ebene den wichtigen Beitrag belegen, den das Design für eine gesunde wirtschaftliche<br />

Entwicklung liefert. 6 Diese Studien ähneln sich dabei im Hinblick auf die Identifizierung<br />

der jeweiligen positiven „externen Effekte“, die das Design für eine Volkswirtschaft mit sich bringt:<br />

Es geht dabei z. B. um die Schaffung von Arbeitsplätzen und den Beitrag des Design zu Wachstum,<br />

Innovativität und Wettbewerbsstärke. Aber auch die Wirkungen des Design im Hinblick auf die Ertragskraft<br />

der Unternehmen (und das daran gekoppelte Steueraufkommen), die qualitäts­ und effizienzsichernden<br />

sowie differenzierenden und identitätsbildenden Aspekte des Design werden dabei<br />

immer wieder genannt. Selbst konservative Wirtschaftsvertreter wie der bayerische Wirtschaftsminister<br />

Dr. Otto Wiesheu kommen vor dem Hintergrund derartiger Analysen zu dem Schluss: „Design<br />

wird zum strategischen Wettbewerbsfaktor.“ 7 Wie sehr sich ein starkes Design­Engagement für das<br />

einzelne Unternehmen rentiert, hat jüngst eine Untersuchung offenbart, die im Auftrag des britischen<br />

Design Council durchgeführt wurde. Die Studie hat gezeigt, dass die Unternehmen, die nachhaltig in<br />

3 LYOTARD 1987, S. 218.<br />

4 Im deutschsprachigen Raum sind hier u. a. Eugen Leitherer, Ursula Hansen, Lutz Rosenstiel, Werner Kroeber­Riel, Udo Koppelmann,<br />

Erich Küthe, Richard Linxweiler sowie Helene Karmasin zu nennen; siehe hierzu u. a. HANSEN 2001, KARMASIN 1998, KOPPELMANN<br />

2001, KROEBER­RIEL u. ESCH 2000, KÜTHE 1995a, 1995b u. 1996, LINXWEILER 1999 u. ROSENSTIEL 1996.<br />

5 Vgl. hierzu u.a. BAYERN <strong>DESIGN</strong> 2004a, 2004b, WOLF 2002, FORM DISKURS 2000/2001, KERN 1998, VDI 1997 und für den internationalen<br />

Bereich DMI 2004 u. 2003, BORJA DE MOZOTA 2003, STAMM 2003, BRUCE u. BESSANT 2002, JOZIASSE 2000 etc.<br />

6 Vgl. BORJA DE MOZOTA 2003, S. 40ff.<br />

7 WIESHEU 2004, S. 3.<br />

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