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STRATEGIC DESIGN - innovation for leadership

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gung klassischer Strategieansätze auf das Design oder aber von visuellen Leitbildern auf das Management<br />

eher selten passiert. 59 Was die Zukunft der Designtheorie als transdisziplinärer Disziplin anbetrifft,<br />

so sollte diese jedoch nicht dabei stehen bleiben, einfach nur Ansätze aus anderen Fachbereichen<br />

zu übernehmen und gegebenenfalls weiterzuentwickeln. Vielmehr geht es darum, vermehrt Konzeptansätze<br />

im Interfacebereich von Design, Technologie und Ökonomie zu generieren.<br />

(iv) Fehlendes Stakeholder­Bewusstsein<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich eine strategische Designtheorie, die sich mit den Erfolgsvoraussetzungen<br />

und Erfolgswirkungen des Design beschäftigt, natürlich auch mit der Frage auseinandersetzen<br />

muss, was „Erfolg“ im Kontext des Design überhaupt ist und wie dieser von unterschiedlichen<br />

Stakeholder­Gruppen beurteilt wird. Nicht nur Ingenieure, Manager und Designer haben nämlich in<br />

der Regel ganz unterschiedliche Vorstellungen von dem, was ein „erfolgreiches Design“ ausmacht,<br />

sondern genauso auch die Kunden, Investoren, Eigentümer, Medien und die breite Öffentlichkeit. Genau<br />

eine solche Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Stakeholdergruppen im Design und<br />

ihren jeweiligen Interessenlagen und Erfolgserwartungen findet jedoch in der Literatur zum strategischen<br />

Design viel zu selten statt.<br />

(v) Best Case Denken<br />

Nimmt man die Vielzahl von Innovations­ und Designflops, aber auch die Kritik an einer zunehmenden<br />

„Überästhetisierung“ der Märkte ernst, dann kommt man, wenn man über die Erfolgspotenziale<br />

von Design nachdenkt, um eine Analyse der Probleme, Defizite, Gefahren und Grenzen des Design<br />

Management nicht herum. Genau auf solche Überlegungen trifft man jedoch in der strategischen Designliteratur<br />

und ­ausbildung bisher nur sehr selten. Stattdessen folgt man lieber einem Denken in positiven<br />

Benchmarks. In dem für das Frühjahr 2005 geplanten Buch „Innovation Overkill“ gehen Günter<br />

Moeller und ich der Frage nach, ob nicht gerade in dieser einseitigen Ausrichtung an den Erfolgsstories<br />

der „Innovation + Design Leader“ und in der damit verbundenen fehlenden Kritikfähigkeit<br />

eine der Hauptursachen für die massiven Defizite zu sehen sind, die viele Unternehmen im Bereich<br />

des Innovationsmanagements immer noch aufweisen.<br />

(vi) Ästhetische Ignoranz<br />

Die sicher problematischste aller hier beschriebenen Schwachstellen im Umgang mit dem Strategic<br />

Design ist jedoch die Tatsache, dass dort ästhetische Überlegungen so gut wie überhaupt nicht angestellt<br />

werden. Es wird zwar viel über die strategische Bedeutung des Design räsoniert. Ebenso findet<br />

man dort eine Vielzahl dezidierter Orientierungshilfen im Hinblick auf die Generierung grundlegender<br />

„Brand + Design Values“ und darauf aufbauende Global­Strategien. Eine direkte Auseinandersetzung<br />

mit den ästhetischen Konsequenzen solcher Festlegungen und der Frage, wie man zum Beispiel Unternehmens­<br />

und Markenstrategien auf der einen Seite und Designstrategien auf der anderen Seite<br />

wirkungsvoll miteinander verknüpft, gibt es hier aber bisher so gut wie überhaupt nicht. Dabei bietet<br />

gerade die Auseinandersetzung mit ästhetischen Überlegungen, wie sie etwa in der Semiotik (Saussure,<br />

Peirce, Eco), der Theorie der Produktsprache (Offenbach), den Stil­ und Modetheorien (Simmel,<br />

Bordieu, Schulze) oder auch kognitiven Wahrnehmungstheorien (z. B. Minsky) enthalten sind, eine<br />

Vielzahl interessanter Ansatzpunkte für das Strategic Design. 60 Um das komplexe Zusammenspiel von<br />

Unternehmens­ und Markenstrategien, Zielgruppenbedürfnissen, marktlichen Moden und Trends und<br />

der Produktgestaltung besser verstehen zu können, kommt man jedenfalls um eine direkte Verknüpfung<br />

von strategischen mit ästhetischen Überlegungen nicht herum. Ich selbst habe Mitte der Neunzigerjahre<br />

gemeinsam mit Produktdesignern in Frankfurt/Main ein gedankliches Modell entwickelt, das<br />

versucht, diesen Notwendigkeiten Rechnung zu tragen. Durch das Arbeiten mit Stilprinzipien, Stilangeboten<br />

und Stilwelten, die Verknüpfung ästhetischer, technologischer und soziokultureller Analysen<br />

im Kontext der so genannten „Produktwirkungstriade“ und die Einführung ästhetischer Positionierungsräume<br />

haben wir damals gezeigt, welch wichtigen Beitrag ästhetische Überlegungen für die Gewinnung<br />

stimmiger Produkt­ und Marktkonzepte leisten können. Dass sich strategische Überlegungen<br />

direkt mit ästhetischen Abwägungen verknüpfen lassen, hat jüngst auch Tomi­Matti Karjalainen vom<br />

TAI Research Center an der Helsinki University of Technology gezeigt. Am Beispiel Volvo erläutert<br />

59<br />

.Siehe HERBST u. SCHIERER 2004, ZALTMAN 2000; ferner zum Stand der Strategischen Managementlehre VOLBERDA u. ELFRING<br />

2001a, 2001b, 2001c.<br />

60<br />

Siehe hierzu ausführlicher HERRMANN 1998c; ferner STEFFEN 2000, SCHNIERER 1995, ECO 1994 und HERRMANN 1999.<br />

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