Mount Luxmore - bei 360° Neuseeland
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Travel & Backpacking Travelogues<br />
chen Stellen direkt im Straßengraben. Doch die Bewohner<br />
haben sich ganz gut an den Geruch von faulen Eiern<br />
gewöhnt. Die Stadt ist von Vulkankratern umgeben.<br />
Der letzte Ausbruch ist noch gar nicht so lange her und<br />
irgendwie bekommen wir <strong>bei</strong> dem Gedanken ein laues<br />
Gefühl im Bauch. Doch trotz der Vulkane und des Schwefels<br />
ist Rotorua <strong>bei</strong> den Neuseeländern sehr beliebt. Die<br />
Gegend ist wirklich wunderschön: absolute klare Flüsse<br />
mit riesigen Forellen, Redwoodwälder und viele bezaubernde<br />
Bergseen. Manchmal denken wir, wir sind mitten<br />
im Paradies gelandet.<br />
Smillas Villa<br />
Als wir nach zwei Tagen Zeltplatz weiterradeln wollen<br />
und etwas verloren im Nieselregen an einer großen Kreuzung<br />
stehen, hält neben uns ein Lieferwagen. Tim steigt<br />
aus und lädt uns zu sich nach Hause ein. Wir nehmen<br />
das Angebot an und beziehen bald ein Zimmer in Tims<br />
Haus, 17 Kilometer außerhalb von Rotorua. Er lebt hier<br />
mit seiner chinesischen Frau Howlan und seinem Sohn<br />
In sechs Wochen baut Axel für Tim und seine Familie eine Holzfällerhütte.<br />
Als Erinnerung an die gemeinsame Zeit nennen sie die Hütte „Smillas Villa“.<br />
Monte. Tim ist Baumpfleger, er schneidet Bäume angeseilt<br />
in luftiger Höhe. Schon seit Ewigkeiten träumt er von<br />
einer „bushmans-hut“, einer Holzfällerhütte, wie sie hier<br />
in <strong>Neuseeland</strong>s Gebirge einsamen Wanderern Schutz bietet.<br />
Als er hört, dass Axel Tischler und Architekt ist, bietet<br />
er uns Ar<strong>bei</strong>t an. Axel soll die Hütte entwerfen und bauen.<br />
Welch ein Glücksfall, so schnell Ar<strong>bei</strong>t gefunden zu haben,<br />
um Geld für die nächsten Monate zu verdienen.<br />
Nach ein paar Tagen finden wir durch Zufall heraus, dass<br />
Wibkes Schwester und ihr Freund, die vor vier Jahren<br />
auch schon einmal in <strong>Neuseeland</strong> waren, <strong>bei</strong> Tim im Garten<br />
gezeltet haben. Die Welt ist klein und mittlerweile<br />
haben wir aufgehört an Zufälle zu glauben.<br />
Wibke und Smilla ar<strong>bei</strong>ten im Garten, jäten, pflanzen<br />
und pflücken (bzw. essen) Erdbeeren. Es ist nämlich<br />
inzwischen fast Sommer. Himbeeren, Rhabarber, Avocados<br />
und Aprikosen sind reif. Aufgrund der fruchtbaren<br />
Vulkanerde und des feuchtwarmen Wetters wächst hier<br />
alles rasend schnell. Langsam nimmt auch die Hütte<br />
Gestalt an. Die Holzwände stehen bereits und die Dachsparren<br />
sind in Ar<strong>bei</strong>t. Tim schlägt vor, die Hütte „Smillas<br />
Villa“ zu taufen. Das Richtfest fällt auf Weihnachten<br />
und so stehlen wir zusammen im Wald eine kleine<br />
Kiefer. Manche Dinge sind doch überall auf der Welt<br />
gleich! Trotz mühevollen Schmückens macht unser<br />
Weihnachtsbaum einen sehr kläglichen Eindruck. Auch<br />
die selbstgebackenen Plätzchen lassen <strong>bei</strong> 25 Grad Celsius<br />
und Sonnenschein nur bedingt Weihnachtsstimmung<br />
aufkommen. Doch das macht nichts. Wir feiern<br />
auf Neuseeländisch: Am 25. bekommen und verteilen<br />
wir die Geschenke. Danach essen wir mit der Familie<br />
und Freunden in lockerer Runde<br />
den Truthahn. Die meisten Kiwis<br />
lieben es zu Weihnachten am<br />
Strand zu sein und zu baden.<br />
Im Schlafsack 30 Meter<br />
über dem Boden<br />
Die Neuseeländer sind ein sehr<br />
lockeres und umgängliches Volk,<br />
sodass wir während der sechs<br />
Wochen in Rotorua schon sehr<br />
viele liebe Bekanntschaften ge -<br />
macht haben. Da wäre zum Beispiel<br />
Fred, ein Österreicher der<br />
seit 19 Jahren hier lebt und vor<br />
fünf Jahren genug von den labbrigen<br />
neuseeländischen Würsten<br />
hatte. Deshalb hat er angefangen,<br />
seine eigenen Schweine zu<br />
halten, selbst zu schlachten und<br />
sie in seiner Räucherkammer<br />
zu ordentlichem Tiroler Schinken<br />
zu verar<strong>bei</strong>ten. Immer wenn<br />
wir das etwas fade neuseeländische Essen über haben,<br />
gehen wir ihn besuchen. Bei ihm gibt’s dann ordentlich<br />
Schmalz, Hirschsalami und eben diesen Tiroler Schinken.<br />
Oder Marlies, eine Berlinerin und Europameisterin<br />
im Baumklettern. Sie lebt seit zwei Jahren hier und<br />
bringt an einer Schule Holzar<strong>bei</strong>tern das Baumklettern<br />
<strong>bei</strong>. Gemeinsam mit ihr und Tim klettert Axel auf einen<br />
Redwoodbaum und übernachtet dort in 30 Metern Höhe<br />
in einem Baumbett (ein spezielles Zelt an einem Ast aufgehängt).<br />
Das Baumklettern ist eine richtige Wissenschaft<br />
für sich. Zunächst wird ein kleines, leichtes Seil<br />
30 02 | 2009 © <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong><br />
Tim, der Baumkletterer, befestigt gerade ein Zelt in einem Redwoodbaum.<br />
In luftigen 30 Metern Höhe verbringen Tim und Alex die Nacht.<br />
über einen hohen Ast geworfen und an diesem dann<br />
ein dickeres nach oben gezogen. Daran klettert man<br />
dann aus eigener Muskelkraft hoch. Gesichert kann man<br />
bis in die Baumkrone steigen oder auf den Ästen nach<br />
außen balancieren. Ein ziemlich beeindruckendes und<br />
Schweiß treibendes Erlebnis!<br />
Travelogues Travel & Backpacking<br />
In 30 Metern Höhe in einem Redwoodbaum<br />
zu übernachten, ist ein Schwindel erregendes Erlebnis.<br />
Tim ist Baumpfleger und zeigt Axel seinen<br />
Lieblingsschlafplatz in den Bäumen.<br />
Auf dem Abenteuerspielplatz<br />
Tim sorgt dafür, dass es uns nicht langweilig<br />
wird. Wir sind mit dem Kanu in<br />
Flüssen und auf Seen unterwegs, baden<br />
in heißen Bächen und helfen <strong>bei</strong> einem<br />
„Iron Man“-Wettkampf als Streckenposten.<br />
Manchmal kommt uns <strong>Neuseeland</strong><br />
vor wie ein großer Abenteuerspielplatz.<br />
Smilla geht es wahrscheinlich ähnlich.<br />
Wie müssen die Redwoodbäume<br />
mit ihren gut 50 Metern Höhe wohl<br />
erst auf sie wirken? Sie entdeckt den<br />
ganzen Tag neue Dinge und steckt sie<br />
sich vorsichtshalber gleich mal in den<br />
Mund. Inzwischen sitzt sie richtig gut<br />
und wir haben den Babysitz aus dem<br />
Fahrrad anhänger ausgebaut. Vorteil:<br />
Sie hat mehr Platz. Nachteil: Sie kann<br />
diverse Dinge während der Fahrt aus<br />
dem Anhänger werfen. <br />
Wer wissen möchte, warum es in <strong>Neuseeland</strong> eine Männerrechtsbewegung<br />
geben sollte, in wen sich Smilla<br />
das erste Mal verliebt und wo London gleich neben<br />
Jerusalem liegt:<br />
Der Beitrag wird in Ausgabe 3 / 2009 fortgesetzt.<br />
© <strong>360°</strong> <strong>Neuseeland</strong> 02 | 2009 31