Wellington - bei 360° Neuseeland
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360° Neuseeland
03
2009
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360° Neuseeland
Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals
Wellington
Das Special ab S. 10
Fahrradtour
mit Baby
Smilla erobert
Neuseeland S. 42
90-Mile-Beach
Mit dem Bus über
tückischen Strand S. 46
Maori
Ta Moko – Tätowierungs -
kunst der Maori S. 75
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360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland
Christine Walter, Chefredakteurin 360° Neuseeland
Wellington – fast jeder Neuseelandbesucher hat die Stadt in seiner Reiseroute eingeplant. Allerdings in unterschiedlicher
Weise: Viele bleiben nur ein paar Stunden, um dann mit der Fähre von der Nord- auf die Südinsel (oder anders
herum) überzusetzen, manche planen ein bis zwei Tage ein, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen,
und wieder andere bleiben in der Hauptstadt einfach hängen.
Bei mir war es ein Zwischending: Zwei Tage Aufenthalt nach der Fahrt über die Cook Strait, um die Hauptstadt
wenigsten kennen zu lernen. Aber anfangs tat ich mir schwer, Windy Wellington eine Chance zu geben: Die Hektik
nach der beschaulichen Südinsel war anfangs nur schwer zu ertragen, das Auf und Ab der Straßen machte den Stadtrundgang
anstrengend, und dann war da noch der Dauerregen – alles in allem keine guten Voraussetzungen, um die
Stadt ins Herz zu schließen.
Und doch – die Lage rund um den Harbour, die interessanten Parlamentsgebäude, die vielen hübschen Stadtteile
mit den viktorianischen Holzhäusern, eines reicher verziert als das andere, die lebendigen Einkaufsstraßen mit zahlreichen
Geschäften, die Fahrt mit dem Cable Car nach Kelburn, direkt zum Botanischen Garten, die gute Erreichbarkeit
aller „Must see“-Stätten, die Cafés – das alles spricht für Wellington.
Und es hatte auch sein Gutes, dass der Regen wie in Eimern vom Himmel fiel – vielleicht wäre ich sonst nie im Te Papa
gelandet und hätte dieses einzigartige Museum nicht kennen und lieben gelernt.
Der nächste Aufenthalt wird länger, Wellington hat es verdient…
Und nun viel Spaß beim
Lesen!
Ihre
Liebe Neuseeland-Freunde,
Editorial
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© 360° Neuseeland 03 | 2009 3
Contents
Wellington Special 10 Mit der MS Bremen um Neuseeland 36
Gesundheit und Immigration 58
Wine & Gourmet 61
Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft 68
3 Editorial
6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt
90 Preview Themen der nächsten Ausgabe
Special: Wellington
City Trip
10 Spaziergang quer durch Wellington
Stefanie Dehler
14 Neuseeland anfassen und ausprobieren
Das Te Papa Museum
Dr. Kerstin Lötzerich-Bernhard
18 Die wunderbare Welt der Cafés und Restaurants
in Wellington
Nicole Fritz und Peter Greitzke
24 Wellington ist Wellywood
Auf den Spuren des Star-Regisseeurs Peter Jackson
Anja Schönborn
29 Wellington Special – die Autoren
30 Unterwegs in Wellington
Cuba Street Carnival
Nicole Fritz und Peter Greitzke
34 Kultur außerhalb Wellingtons
Pataka Museum for Arts & Cultures
Nicole Fritz und Peter Greitzke
Travel & Backpacking
Travelogues
36 MS Bremen – ein Passagierschiff in Neuseeland (Teil II)
Die MS Bremen setzt ihre Reise fort – Christine Reinke-Kunze
berichtet weiter von der Fahrt, auf der Holger Leue erneut wunderschön
fotografiert hat.
42 Mit Smilla durch Neuseeland (Teil II)
Diesmal radelt Familie Bauer-Raßbach zum Mount Ruapehu, setzt
in Wellington auf die Südinsel über, wandert im Abel Tasman
National Park und trifft eine weitere Rad fahrende Familie.
46 90-Mile-Beach
Eigentlich nur 88 Kilometer lang, dennoch Neuseelands vielleicht
schönster Strand – Julia Schoon nimmt Sie mit auf eine abenteuerliche
Fahrt zum Cape Reinga.
4 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Cape Dunedin Reinga – einam schottisches 90-Mile-Beach Erlebnis 26 46
Emigration & Working Holidays
Contents
Report
54 Backpacker für drei Monate
Melanie Windheuser ist als Backpackerin durch Neuseeland und Australien
gereist und erzählt, was sie dabei alles erlebt hat.
58 Einwanderung und Gesundheit – zu fett für Neuseeland?
Peter Hahn erläutert die Wichtigkeit des Aspektes „Gesundheit“ bei der
Vergabe von Visa.
Wine & Gourmet
61 Cuisine Avocadoöl: Auf dem Siegeszug in die Küche
64 Wineries & Characters Sacred Hill, Hawkes’s Bay
66 Recipe Matt Gibson: Meeresfrüchte-Trio
Business & Lifestyle
Where to sleep
67 Hogwartz Backpacker, Dunedin
Interview
68 Neuseeland meets Baden-Württemberg
Die Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft begleitet
den neuseeländischen Botschafter
Eva Hötzel, die Vorsitzende des Vereins, erzählt in einem Interview von
den Aktivitäten und Zielen der Deutsch-Neuseeländischen Gesellschaft.
Column
72 Pizza, party & ghosts
Lifestyle
74 Neuseeland im Ohr: „The Feelers”
Pinboard
75 Society Vor 115 Jahren: Frauenwahlrecht in Neuseeland
75 Maori Ta Moko – Auf den Spuren der Maori-Tattoos
78 Contemporary Issue Umweltschutz in Neuseeland
82 Books & DVDs
86 Events & Public Holidays
88 Websites Neuseeland-Blog; Kiwi Pulse
Picture Gallery
89 Otago Peninsula
© 360° Neuseeland 03 | 2009 5
IMPRESSUM
Verlag: 360° Neuseeland erscheint zwei -
monatlich in der 360° medien GbR, Bilker Allee 216,
40215 Düsseldorf, Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax:
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Geschäftsführung: Andreas W. Lopinsky,
Christine Walter
Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Christine Walter,
E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de
Redaktionsadresse: Nachtigallenweg 1,
40822 Mettmann, E-Mail: redaktion@
360grad-medien.de, Tel.: 0172 / 5 11 96 43
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Wibke und Alexander
Bauer-Raßbach, Florian Berger, Stefanie Dehler,
Nicole Fritz, Peter Greitzke, Peter Hahn, Beate
Hartmann, Eva Hötzel, Sarina Lenz, Holger Leue,
Kerstin Lötzerich-Bernhard, Christine Reincke-
Kunze, Anja Schönborn, Julia Schoon, Andreas
Walter, Melanie Windheuser.
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Welt 91,80 €, Schweiz 140,40 CHF, Neuseeland
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um ein Jahr, wenn es nicht sechs Wochen
vor Ablauf gekündigt wird. Die Bezugspreise für das
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Das Jahresabonnement umfasst 6 Ausgaben.
Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen
und mit Sorgfalt zusammengestellt. Eine Gewährleistung
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geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise,
Vervielfältigung auf fotomecha nischen und anderen
Wegen sowie Nutzung auf Datenträgern bedürfen
der schriftlichen Zustimmung des Verlages.
Bildnachweise: Air New Zealand S. 79; Wibke und
Axel Bauer-Raßbach S. 41 – 45; Florian Berger S. 4,
61 – 66; Manfred Berthold S. 10, 12; Katharina Borszik
S. 4, 48 unten, 49, 53, 58; Ben Crawford S. 4, 47;
Gareth Eyres S. 46 / 47; The Feelers S. 74; Himiona
Grace S. 34; Peter Greitzke S. 1, 10 /11, 11, 18 – 23,
30 – 33; Beate Hartmann S. 72 – 73; James Heremaia
S. 80; Carsten Hötzel S. 90 Mitte; Eva Hötzel S. 4,
68 – 70; Sarina Lenz S. 75 – 77; Holger Leue S. 4,
36 – 40; Chris McLennan S. 51; Reinhard Pantke S. 90
rechts; Sandra Petrowitz S. 90 links; Fiona Pinkernell
S. 90 unten; Anja Schönborn S. 24 – 28; Julia Schoon
S. 46 unten, 52, 67; Mark Smith S. 48 oben; Te Papa
Museum S. 14 – 16; Ian Trafford S. 5; Hariet Waffenschmidt
S. 87; Andreas Walter S. 6 – 8, 78; Tim Whittaker
S. 86; Melanie Windheuser S. 55 – 57.
News
Milford Sound als neues
Naturweltwunder?
Der spektakuläre Milford Sound an Neuseelands südlicher
Westküste kann zu einem der „Sieben Naturwunder
der Erde” gewählt werden. Die UNESCO hat
zur Wahl der sieben Naturwunder, die nicht durch
Menschenhand geschaffen wurden, aufgerufen. Jeder
kann im Internet abstimmen. Eine Entscheidung wird
jedoch nicht vor 2011 getroffen. Zurzeit steht der
Milford Sound in der Kategorie „Seascapes“ auf dem
sechsten Rang.
Erst kürzlich wurde der Milford Sound von TripAdvisor,
der weltweit größten Reise-Community, zur Top-
Destination in der Welt gekürt. Mehr als 500.000
Touristen besuchen dieses Fleckchen Erde jedes Jahr.
www.new7wonders.com
Fahrradtour Catlins
Great Escape
Catlins Great Escape ist eine neue, 80 Kilometer lange
zweitägige Fahrradtour entlang der Catlins-Küste in
Otago, die am 23. und 24. Mai zum ersten Mal stattfinden
wird. Diese Tour präsentiert das reiche Tier leben
der Catlins-Küste inklusive Robben, Seelöwen, See- Elefanten
sowie den gefährdeten Gelbaugenpinguinen. Die
Route ist sowohl für weniger Geübte als auch für Rad-
Profis geeignet und bietet alle Schwierigkeitsstufen.
Mehr dazu unter www.catlins.org.nz/catlinsgreat
escape.htm
Echse in Neuseeland mit
111 Jahren erstmals Vater
In Neuseeland ist eine Brückenechse mit 111 Jahren erstmals
Vater geworden. Der Henry getaufte Senior hatte
sich mit Echsenweibchen Mildred zusammengetan, die
jenseits der 70 ist, berichtet die „Southland Times“.
Die neun kleinen Echsen seien putzmunter. Henry wird
aber vorsichtshalber ferngehalten – aus Sorge, er könnte
seinen Nachwuchs sonst verspeisen.
6 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Travel Nature
Wasserfall am Milford Sound
Dunedin am
„lebenswertesten“
In einer Umfrage der ASB Bank ist
Dunedin zur „lebenswertesten“ Stadt
in Neuseeland gewählt worden, gefolgt
vom Rodney District auf Platz 2 und
Wellington auf Platz 3.
Nature
Gletscher in Neuseeland – faszinierend, aber auch gefährlich
Krankenschwestern
bestreiken Englisch-Test
Society
Krankenschwestern, die ihre Ausbildung außer-
halb von Neuseeland abgeschlossen haben, sol-
len nach Ansicht des Gesundheitsministers in
Zukunft einen Englisch-Test ablegen. Mit diesem
Sprachtest soll gewährleistet werden, dass die
medizinischen Mitarbeiterinnen eine anerkannte
Registrierung auch in Neuseeland erhalten und
ihren Beruf ausüben können.
Dem Test müssen sich seit dem 1. Januar 2009
nun alle Bewerberinnen stellen, auch diejenigen
aus Großbritannien und den USA.
Die Krankenschwestern protestieren derweil
dagegen, da jahrelange Berufserfahrung ihrer
Meinung nach ausreichend sein sollte. Derzeit ist
noch keine Einigung für beide Parteien in Aus-
sicht, denn das Ministerium besteht weiterhin auf
den angesetzten Forderungen.
Fox-Gletscher: Touristen
von Eisbrocken erschlagen
Zwei Urlauber haben am Fox-Gletscher auf der neuseeländischen
Südinsel eine Absperrung ignoriert
und sind von einem herab fallenden tonnenschweren
Brocken erschlagen worden. Der Fox-Gletscher auf
der Südinsel ist eine der Haupttouristenattraktionen
Neuseelands.
Nach Angaben des Umweltministeriums besuchen rund
600.000 Touristen die Gletscherregion jedes Jahr. Ein
Drittel von ihnen ignoriere die Absperrungen und wandere
auf eigene Faust an die Gletscherzunge.
Realschulabschluss in Deutschland
und Abi in Neuseeland
Mithilfe der Austauschorganisation TravelWorks können
Schüler, die die Realschule erfolgreich abgeschlossen
haben, in Neuseeland ihr Abitur machen. In
nur 18 Monaten – sechs weniger als in Deutschland
– haben die Schüler ihre Hochschulzugangsberechtigung,
die, aufgrund der in Neuseeland berufsorientierten
Fächer in der Oberstufe wie IT, Technologie,
BWL uvm., insbesondere bei Fachhochschulen großen
Anklang findet.
Beginn des 18-Monatsprogramms für Realschüler ist im
Juli 2009. Bewerbungen nimmt TravelWorks bis Anfang
April entgegen.
Infos unter www.schueleraustausch-international.de/
neuseeland/abitur-neuseeland.php
ZDF Verfilmung:
Sehnsucht nach Neuseeland
In Neuseeland haben die Dreharbeiten zu einer Romanverfilmung
der amerikanischen Bestseller-Autorin Emilie
Richards begonnen. „Sehnsucht nach Neuseeland“
erzählt von einer New Yorker Verlegerin, die in Neuseeland
eine rätselhafte Erbschaft antreten soll… Bis
Ende Februar dauerten die Dreharbeiten, der Sendetermin
steht noch nicht fest.
News
© 360° Neuseeland 03 | 2009 7
News
Jawort im Feuerwehrhaus
Andreas Wilhelm und Meike Nicolaus sind einmal um
die ganze Welt geflogen, um in der Feuerwehrzentrale
von Takapuna, einem Vorort von Auckland, zu hei raten.
Nachdem Meike vor sechs Jahren ein halbes Jahr in
Neuseeland verbracht hatte und seitdem pausenlos vom
jüngsten Land der Erde schwärmte, stand der Entschluss
schnell fest, auf der fünfwöchigen Reise durch Aotearoa
zu heiraten. „Bereits an dem Tag, an dem wir uns kennen
lernten, hat mir Meike von Neuseeland erzählt“, berichtet
Andreas, der seit 25 Jahren Feuerwehrmann ist. Mithilfe
der Hochzeitsplanerin Angelika de Vere ließ sich der
Wunsch verwirklichen, im Feuerwehrhaus zu heiraten.
In Neuseeland kann man an den verrücktesten und
ungewöhnlichsten Orten heiraten: In den Alpen entlang
der Strecke des Tranz-Alpine-Zuges, in einem Marae, in
den Weinbergen oder am Strand.
Infos unter www.weddingsnewzealand.com; lesen Sie
hierzu auch den Bericht „Heiraten in Neuseeland“ in der
360°Neuseeland-Ausgabe 2/2009, S. 78
Ländervergleich: Hauskauf
in Neuseeland relativ teuer
Ein Hauskauf in Neuseeland ist laut des „5th Annual
Demographia International Housing Affordability Survey“
kaum noch erschwinglich. Die jährlich in den USA,
in Kanada, Großbritannien, Irland, Australien und Neuseeland
durchgeführte Studie stellt das durchschnittliche
jährliche Haushaltseinkommen den Immobilienpreisen
am Markt gegenüber. Danach muss ein Neuseeländer
das 5,7-fache seines jährlichen Einkommens aufwenden,
um ein Haus zu kaufen. Nur in Australien ist der finanzielle
Aufwand für den Kauf eines Eigenheims mit dem
Faktor 6,0 noch höher. In den USA ist Wohneigentum mit
dem Faktor 3,2 im Durchschnitt am erschwinglichsten.
Innerhalb Neuseelands schwankt der Faktor nur gering:
In Taraunga ist er mit 6,6 am höchsten, gefolgt von Auckland
(6,4), in Napier und Hamilton liegt er jeweils bei
5,2, am niedrigsten mit 4,9 in Palmerston.
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen
der Studie ist unter folgendem Link abrufbar:
www.nzherald.co.nz/property/news/article.cfm?c_id=8&
objectid=10554387
Society
Kunstfestival 2009
mit pazifischen Bands
Bei dem alljährlichen Festival „Arts On Tour NZ“,
bei dem Künstler durch die Lande ziehen und
auch in abgelegeneren Gegenden spielen, wer-
den dieses Jahr auch einige Bands vertreten sein,
die pazifische Musik präsentieren, unter anderem
„Pacific Curls“, die sich schon auf dem internationalen
Markt einen Namen gemacht haben und in
Kanada, Australien und Europa vor begeistertem
Publikum spielten. Weitere Bands sind „The
Mamaku Project”, „Big Belly Woman”, „Skin
Tight” und „Jade String Quartet”.
Business
Kaum erschwinglich: Wohneigentum in Neuseeland
Öl- und Gasexpansion
An der Südküste von Taranaki will New Zealand Oil
& Gas (NZOG) in Zukunft eine neue Region zur För-
derung von Öl und Gas erschließen. In der unmittel-
baren Umgebung vom Kupe Field sollen weitere
Flächen von etwa insgesamt 3.000 Quadratkilo-
metern zur Rohstoffgewinnung genutzt werden.
8 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Handwerker und
Ingenieure gesucht
Vom Merkel-Referenten
zum Eisverkäufer in
Wellington
Business
Der neuseeländische Arbeitsmarkt für Ingenieure
und Handwerker wird in Zukunft vermutlich an einem
Mangel von Beschäftigten leiden. Laut Ex perten gibt
es weiterhin genügend Bedarf in diesem Bereich,
aber immer weniger Interessierte, die sich für diese
Berufszweige begeistern.
Ab dem Jahr 2012 wird es voraussichtlich einen
akuten Mangel an Beschäftigten geben, da sich
für den derzeitigen dreijährigen Ausbildungsbeginn
nicht genügend Bewerber gemeldet haben.
Experten warnen nun vor einer bevorstehenden
Krise, denn es wird in Zukunft zuwenig qualifi-
zierte Arbeitnehmer geben, die anstehende Jobs
übernehmen könnten.
People
Stefan Kleimeier war vier Jahre lang persönlicher
Referent von Frau Merkel, bevor er seinen Traum
verwirklichte: Er wollte in Neuseeland Eis verkau-
fen. Im Jahr 2000 hatte er ein Jahr an der Victoria-Universität
in Wellington verbracht und seitdem
ging ihm sein Wunsch trotz seiner Karriere
in der Politik nicht mehr aus dem Kopf. In seiner
Freizeit ließ er sich an original italienischen Gela-
to-Maschinen ausbilden, aus einer Eisdiele in Bad
Homburg besorgte er sich das technische Gerät
und verwirklichte schließlich seinen Traum.
Nun steht er jeden Tag in seinem Geschäft,
100 Quadratmeter, 40 Sitzplätze drinnen und
draußen, Blick auf den Hafen – eine wunder-
schöne Auswanderergeschichte!
Mehr dazu in Welt online: www.welt.de/politik
/article2951177/Vom-Adenauer-Haus-hinterden-Eisdielen-Tresen.html
News
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© 360° Neuseeland 03 | 2009 9
Wellington City Walk
Special
Wellington Waterfront
Spaziergang quer
durch Wellington
You can’t beat Wellington on a good day”– “Es gibt
nichts besseres als Wellington an einem sonnigen
Tag” sagen zumindest die Wellingtonians, wie man
die Einwohner von Neuseelands Hauptstadt nennt, und sie
haben wahrlich Recht damit. Bei einer Stadt, die Regierungssitz
ist, erwartet man eher eine bürokratisch-staubige
Atmosphäre, und nicht unbedingt die kreative, kulturelle
und genießerische, die in Wellington vom ersten Moment
an spürbar ist. Urlauber planen meist nur ein bis zwei
Tage für ihren Besuch ein, ausreichend für einen kurzen
Rundgang, bevor sie mit der Fähre zur Südinsel weiter ziehen.
Die fantastische Lage am Meer, zu großen Teilen auf
Hügeln gebaut und von Bergen umgeben, sowie der hohe
Kultur- und Freizeitwert, sorgen dafür, dass die Stadt in
guter Erinnerung bleibt, besonders „on a good day“!
Start am Civic Square
Einen Stadtrundgang startet man am besten am Civic
Square. Dort befinden sich eine I-Site Touristeninformation,
die Stadtbücherei und die City Gallery, die
wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Kunst bei
kostenlosem Eintritt zeigt. Auf dem Platz vor der Galerie
verbringen Büroarbeiter ihre Mittagspausen, Musiker
und Kleinkünstler finden jederzeit Zuschauer für ihre Vorführungen
unter der kugelrunden silbernen Farn skultpur
über dem Platz. Kunst gibt es in Wellington nämlich nicht
nur in Museen, sondern überall in der Stadt verteilt, insbesondere
entlang der „Waterfront”, der Promenade entlang
des Lambton Harbour.
Dorthin gelangen Fußgänger vom Civic Square aus über
eine Holzbrücke, die ein wenig an ein Piratenschiff erin-
nert. Von hier entfaltet sich die ganze Pracht Wellingtons:
Fähren, Segelschiffe, Kajaks und Ruderboote auf dem
Wasser, Regierungsbeamte beim Joggen während ihrer
Mittagspause, Touristen beim Flanieren und Eis-Schlecken.
Zur rechten Seite gleitet der Blick am hübschen
Gebäude des Ruderclubs vorbei zum Museum Te Papa
und weiter zum (künstlich angelegten) Innenstadt-Strand
an der Oriental Parade. Links entlang gelangt man zum
sehenswerten Museum of Wellington City & Sea, das auf
interessante Weise zum einen über die Stadt- und Seefahrtsgeschichte
berichtet, zum anderen an das desaströse
Unglück der Fähre Wahine an einem stürmischen Tag im
Jahr 1968 erinnert.
Treffpunkt der Wellingtonians – der Civic Square
Das Parlamentsviertel mit Beehive
Parlamentarier im Bienenkorb?
Hat man sich satt gesehen, lohnt ein Abstecher zu den
Parlaments- und Regierungsgebäuden. Bei der Führung
durch den nach Aussehen und wuseliger Atmosphäre
passend als „beehive” (Bienenkorb) bezeichneten Regierungssitz,
wird man zwar nicht ins Büro des neuen Premier
Ministers John Key vorgelassen, dafür aber in die
weitaus interessanteren Kellerräume des Gebäudes: In
Wellington kann es jederzeit zu Erdbeben kommen, da
die Stadt auf zwei aneinandergrenzenden Kontinentalplatten
ruht. Um die Regierungsgebäude vor Einsturz
zu schützen, wurden sie nachträglich auf ausgeklügelte
Fundamente gestellt, bei denen Erdbeben für das Machtzentrum
Neuseelands keine Gefahr mehr darstellen. Ein
Highlight jeder Führung!
Cafés und Kneipen in der Cuba Street
Zurück im Trubel der Innenstadt, zieht einen unweigerlich
eine der beliebtesten Straßen Wellingtons an, die
Cuba Street: Cafés und Kneipen für Anzugträger, Kinderwagenschieber
und Studenten, im Sommer machen
die Tische und Stühle davor ein schnelles Durchkommen
häufig fast unmöglich. Zwischen Läden mit Second-
Hand-Klamotten, Wanderausrüstung oder originellen
Geschenken ein weiteres Kunstwerk, vor dem besonders
Kinder und Besucher gerne stehen Whangarei bleiben: Der
Bucket Fountain ist ein spritziger Brunnen, der bedächtig
Wasser von einer knallbunten Schaufel in die nächst
tiefere schüttet. Auckland
Wieder an der Oberfläche, wird es Zeit für eine kleine
Shopping-Tour entlang des exklusiven Lambton Quay.
Timaru
LAGE: Wellington liegt an der Südwestspitze der Nordinsel
Von hier startet auch das berühmte rote Cable Car den
steilen Hügel hinan nach Kelburn, wo der Botanische
Queenstown
am Wellington Harbour. Nördlich des Großraumes befindet
sich die Kapiti Coast mit ihren ausgedehnten weißen Sand-
Garten zum Ausruhen und Erholen einlädt. Und zu einem stränden, während das Stadtgebiet im Osten durch die Rimu-
perfekten sonnigen Tag in Wellington gehört der spekta-
Te Anau
taka Range Dunedin von den bekannten Weinbaugebieten im Wairakuläre
Ausblick von der Aussichtsplattform an der Station
des Cable Car über Wellington auf jeden Fall dazu.
rapa getrennt wird.
Invercargill
10 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 11
360° Info
Westport Nelson Picton
Punakaiki
City Walk Wellington
Hamilton
Palmerston North
Christchurch
Special
Rotorua
Taupo
Wellington
Napier
Wellington City Walk
www.wellingtonnz.com: Infos rund um die Stadt
www.doc.govt.nz/templates/PlaceProfile.aspx?id=35018
www.metlink.org.nz: Public Transport, Busse
www.greencabs.co.nz: umweltfreundliche Hybrid-Taxi-Flotte
www.taxis.co.nz: combined cabs – größter Taxianbieter
Neuseelands
www.eastbywest.co.nz: Fähre
Am Courtney Place
Special
360° Web Info
Die Cafes, Kneipen und Restaurants von Wellington
scheinen zu jeder Tages- und Nachtzeit voll besetzt zu
sein. Hier spürt man die Dynamik und Kreativität der
Stadt und gleichzeitig die Gelassenheit und Entspanntheit,
die immer noch Zeit für einen Kaffee und ein Treffen
mit Freunden lässt. Abends brummt die Stadt mit Theater-
und Kinobesuchern, Kneipen- und Diskothekengängern,
Live-Konzerte von Bands jeglicher Musikrichtung
locken fast jeden Abend. Courtney Place mit seinen Seitenstraßen
ist das Ziel der Nachtschwärmer, Wellingtonians
genauso wie Besuchern.
Der südliche Teil der Stadt, wo sich im Stadtteil Newtown
auch der Zoo von Wellington befindet, soll übrigens nach
einem Erdbeben entstanden sein, bei dem sich der Mee-
resboden beträchtlich hob und die Stadtfläche vergrößerte.
Die Wellingtonians machten das Beste daraus und
bauten erst einmal auf der neuen platten Fläche (so etwas
ist rar in der hügeligen Gegend) ein Cricket- Stadion, das
Basin Reserve. Heute befindet sich dort übrigens auch
das neuseeländische Cricket-Museum, das sich allerdings
nur für wirklich eingefleischte Cricket-Fans lohnt …
Eine zweite einigermaßen platte Fläche wurde zum Bau
des Flughafens verwendet, die Start- und Landebahn ist
vorn und hinten vom Meer begrenzt, nebenan reiten die
Surfer von Lyall Bay über die Wellen.
Den besten Überblick über Stadt und Umgebung hat man
vom Mount Victoria aus. Von hier oben sieht man, wie kompakt
das Stadtzentrum ist, wie nah beieinander das Meer,
die Berge, Museen, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten liegen.
Von hier oben erscheint die ganze Stadt wie ein einziger
wirbeliger Bienenstock! Die Wellingtonians sagen
übrigens auch, dass es grundsätzlich nur 20 Minuten dauert,
innerhalb der Stadt von A nach B zu kommen.
Vom Gipfel des Mount Victoria aus sieht der Besucher auch
wieder die Fähren, die ihn am nächsten Tag zur Südinsel
bringen werden. Und manch einer wünscht sich, er hätte
mehr Zeit eingeplant für die neuseeländische Hauptstadt
mit der ganz besonderen Atmosphäre. (Stefanie Dehler)
GESCHICHTE:
Etwa 1350: erste Besiedlung durch die Maori
Weder Abel Tasman 1642 noch James Cook 1770 können im
Hafen von Wellington aufgrund der Winde und der starken
Strömungen anlegen. Erst 1839 beginnt die erste Besiedlungswelle
durch die Europäer, als William Wakefield im
Auftrag der New Zealand Company in Neuseeland große
Landflächen von den Maori erwerben sollte, bevor die britische
Krone deren Aktivitäten beenden konnte. Petone im
Mündungsgebiet des Hutt River ist das erste besiedelte
Gebiet. Aufgrund häufiger Überschwemmungen verlagert
sich die Ortschaft weiter nach Südwesten, nach Lambton
Harbour im heutigen Stadtteil Thorndon.
1848: zahlreiche kleinere Erdbeben beschädigen die Siedlung.
Durch die Lage der Stadt wird eine weitere Ausdehnung
unmöglich, die Stadtväter beschließen daraufhin,
große Flächen des angrenzenden Naturhafens trocken zu
legen. Dazu kommt es jedoch nicht mehr: Am 23. Januar
1855 erschüttert ein Erdbeben der Stärke 8,1 die Region,
was dazu führt, dass sich der Boden um zwei bis drei Meter
anhebt. Auch der Teil des damaligen Hafens wird angehoben,
auf dem sich heute das Zentrum der Stadt befindet.
Neuseeland –
auf eigene Faust!
Der außergewöhnliche
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12 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 13
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360° Info
Der damals am Meer liegende Lambton Quay befindet sich
zum Beispiel heute über 250 Meter vom Meer entfernt.
1865: Wellington wird Hauptstadt
1886: Wellington erhält die Stadtrechte
City Walk Wellington
Special
In den 1980er-Jahren werden große Teile der Stadt neu
errichtet bzw. umgebaut und die meisten Gebäude den heutigen
Standards in Sachen Erdbebensicherheit angepasst.
KLIMA:
Wellington befindet sich in der gemäßigten Klimazone.
Windy Wellington, wie die Stadt auch genannt wird, liegt
an einer Landspitze, was für eine größere Angriffsfläche
für starke Windströmungen sorgt. Sonnenscheinstunden
pro Jahr: über 2.035 Stunden; durchschnittliche Niederschlagsmenge
pro Jahr: etwa 1.251 mm. Die durchschnittlichen
Temperaturen liegen im Januar zwischen
13° C und 20° C, im Juli zwischen 5° C und 12° C.
EINWOHNER: Wellington City: 180.000 Einwohner,
Wellington Region (mit Kapiti, Poirua, Hutt Valley,
Wairarapa): 450.000 Einwohner.
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Wellington Arts & Cultures
Special
Neuseeland anfassen
und ausprobieren:
Das Te Papa Museum
Das Te Papa Tongarewa ist das Nationalmuseum
Neuseelands und befindet sich in der Hauptstadt
Wellington. Der Name hat seinen Ursprung in der
Sprache der Maori und bedeutet übersetzt so viel wie „Der
Ort der Schätze dieses Landes“. National und international
bekannt ist das Museum unter der gebräuchlichen, kürzeren
Bezeichnung Te Papa („Unser Ort“) und beeindruckt,
nach fast vierjähriger Bauzeit bis zur Fertigstellung, seit
der Eröffnung am 14. Februar 1998 mit seiner imposanten,
futuristischen Architektur und der atemberau benden Lage
direkt am Meer mit großartigen Ausblicken auf den Hafen,
das Hafenviertel und die Stadt.
Gut zu wissen
Seit 1998 haben über 14,5 Millionen Besucher den hochmodernen,
innovativen fünf stöckigen Museumsbau mit
einer Ausstellungsfläche von 36.000 Quadratmetern auf
sechs Leveln erlebt und erfahren. Und dies ist wörtlich zu
nehmen, denn Te Papa ist ein Ort zum Anfassen und Ausprobieren.
Hier kann und soll gesehen, gestaunt, gelernt
werden, und das passiert in den meisten Fällen interaktiv
und ist für Klein und Groß ein faszinierendes und kurzweiliges
Erlebnis. Aus diesem Grund sollte man von vornherein
einen halben Tag für den Besuch des Museums ein-
TePapa Tongarewa in Wellington
rechnen. Wenn es die Zeit erlaubt, dann bietet es sich an,
mehrere kleinere Aufent halte zu planen, damit man sämtliche
Ausstellungen in Ruhe und mit voller Konzentration
und Aufnahmefähigkeit besichtigen und genießen kann.
Und sollten sich zwischenzeitlich die müden Füße nach
einer kleinen, erholsamen Pause sehnen, dann kann man
wunderbar im besonders familienfreundlichen „The Café“
wahlweise im Innen- oder Außenbereich auf Level 1 bei
leckerem Essen (Getränke, einfache Speisen, frische
Snacks) oder im „Espresso“ auf Level 4 bei Kaffee, Tee,
neuseeländischem Wein, köstlichen Kuchen und verschiedenen
Gebäcksorten in entspannter und gemütlicher Lounge-Atmosphäre
neue Kraft und Energie schöpfen.
Wer Lust auf einen Einkaufsbummel hat, den laden zu
einem kleinen Abstecher herzlich und liebenswert die
Läden „Te Papa Store“ (Level 1) und „Te Papa Kids’
Store“ (Level 2) ein. Der Te Papa Store hält einzigartige
neuseeländische Andenken, von ausgewähltem Schmuck
und Kunsthandwerk über Printmedien bis hin zu Kleidungsstücken,
bereit. Der Kids’ Store bietet zauberhafte,
pädagogisch wertvolle Geschenkideen für die Kleinen;
Bücher, Kostüme, Puzzlespiele, Spielzeug.
Geöffnet haben das Museum und seine Einrichtungen
täglich von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr, donnerstags sogar
bis 21:00 Uhr. Und noch etwas: Der Eintritt ist frei, lediglich
einige wechselnden Sonderausstellungen, Führungen
und die Fahrten im neu eröffneten Bereich „Our
Space“ sind kostenpflichtig.
Eine handliche, informative Broschüre (Te Papa Explorer;
auch in deutscher Sprache erhältlich) mit detaillierten
Karten und Beschreibungen kann man am Informationsschalter
auf Level 2 (erster Stock) für 3 NZ$ erwerben.
Die Erreichbarkeit von Te Papa gestaltet sich sehr einfach
und unkompliziert, entweder mit öffentlichen Verkehrsmitteln
wie beispielsweise dem City Circular Bus, dem
Taxi, ein Taxistand befindet sich direkt vor dem Museum,
oder mit dem privaten PKW. Erwähnenswert noch, dass
man auch problemlos mit einem großen Wohnmobil anreisen
kann, denn ausreichend Parkmöglichkeiten sind auf
dem Parkplatz von Te Papa vorhanden, und ein Tages ticket
gibt es für 12 NZ$.
14 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Arts & Cultures Wellington
Special
Das Marae steht auch für Zeremonien zur Verfügung
© 360° Neuseeland 03 | 2009 15
Wellington Arts & Cultures
Special
Abwechslungsreiches und
Beeindruckendes auf sechs Leveln
Auf fünf Stockwerke und sechs Level verteilt, erwartet
den Besucher eine unvergessliche Reise durch die Vergangenheit
und die Gegenwart Neuseelands. Hier hat
man die Möglichkeit, Kunst, Kulturschätze (taonga),
Naturgeschichte und politische Historie als bikulturelle
Erfahrung ganz aus der Nähe zu entdecken.
Im Level 1 befinden sich der Eingang und die Garderobe
des Museums, und hier sind auch der Te Papa Store
und The Café untergebracht. Von hier aus erreicht
man den Außenbereich und die lebende, wachsende
Ausstellung Bush City, in der üppiges Grün dominiert.
Bush City repräsentiert ein Refugium der vielfältigen
neuseeländischen Natur mitten in der Stadt.
Auf Level 2 wird man am Informationsschalter freundlich
empfangen und über aktuelle Neuigkeiten und
Veranstaltungen unterrichtet. Wer mag, kann hier die
bereits erwähnte Museumsbroschüre erwerben, Eintrittskarten
für die mehrmals täglich stattfindende
60-minütige Führung „Te Papa – Eine Einführung“ kaufen
oder den Audio-Guide zur Selbstführung ausleihen,
auf Wunsch auch mit deutschen Erläuterungen.
Hier kann man in die „Awesome Forces“ eintauchen
und die eindrucksvollen Naturgewalten (Kontinentalverschiebung,
Erdbeben, Vulkane, Wasser) begreifen
und erleben, die Neuseelands landschaftlich einmaliges
Gesicht formten. Es werden Filme über Vulkanausbrüche
und die Entstehungsgeschichte der Maori
(Papatuanuku) anschaulich gezeigt, und natürlich darf
ein Besuch im Erdbebenhaus nicht fehlen.
Ein weiteres Highlight bietet die ständige Präsentation
„Mountains to Sea“, in der man vom Kiwi bis zum Kauri
einen umfassenden Überblick über die neuseeländische
Flora und Fauna vermittelt bekommt und die
sechs Ökosysteme des Landes – Berge, Wälder, Süßwasser,
Küsten, Hochsee, Tiefsee – erforschen kann.
Des Weiteren sind auf Level 2 das „NatureSpace Discovery
Centre“ und der „Te Papa Kids’ Store“ untergebracht.
Eine ganz besondere Attraktion ist der im
September 2008 neu eröffnete, spannende, interaktive
Bereich „Our Space“, der voll und ganz der Identität
Neuseelands gewidmet ist und beispielsweise mit
Bewegungssimulatoren aufwartet.
„Blood, Earth, Fire – Whangai, Whenua, Ahi Ka“ auf
Level 3 entführt den Besucher, nimmt ihn mit auf eine
außergewöhnliche Reise durch die sich ändernden
Landschaften Neuseelands und lässt ihn verfolgen,
wie das Land dramatisch von unberührter Natur
zu wirtschaftlich genutzten Anbaugebieten umgewandelt
wurde, und welche Pflanzen und Tiere vor
Ankunft des Menschen hier gelebt haben. Außer-
Boulevard Gallery auf Level 5
gewöhnlich auch der Vogelgesang, der vor 1.000 Jahren
die Morgen dämmerung ankündigte. Außerdem
werden einzigartige Schaustücke der Maori gezeigt,
man kann sich beispielsweise durch den Maori-Mondkalender
(maramataka) navigieren oder sich durch
den Film „My Place“ von fesselnd schönen Orten in
den Bann ziehen lassen.
Auf Level 4 erfährt der Museumsgast in der ständigen
Ausstellung „Mana Whenua“ die spannende, vielfältige
Welt der Maori, der Ureinwohner Neuseelands
(tangata whenua). Mana Whenua vermittelt durch eine
Mischung aus mündlich überlieferten Geschichten
und kulturellen Schätzen (taonga) von Einst und aus
der modernen Gegenwart ein detailliertes Bild dieses
Volkes und seiner Überlebensgeschichte. Passend
dazu Rongomaraero, Te Papas moderner, lebendig
schöner Versammlungsplatz (marae) des 21. Jahrhunderts,
der von renommierten Maori-Holzkünstlern
entworfen und geschaffen wurde.
Sehr gut in dieses Bild fügt sich auch die Exposition
„Tangata o le moana: The story of Pacific people in
New Zealand“ ein, in der anschaulich der Einfluss der
pazifischen Kulturen auf Neuseeland, deren Legenden,
Kulturschätze und Errungenschaften vermittelt
werden sowie Beziehungen Neuseelands zu seinen
pazifischen Nachbarn erklärt wird. „Signs of a Nation
– Nga Tohu Kotahitanga“ beschäftigt sich mit dem
Vertrag von Waitangi (Treaty of Waitangi), dem Gründungsdokument
Neuseelands, in „Passports“ wird
die faszinierende Historiografie neuseeländischer
Einwanderer vorgestellt, und „Golden Days“ ist eine
zwölfminütige, unterhaltsame, filmische Präsentation
entscheidender, prägender Augenblicke des Landes
der zurückliegenden hundert Jahre, inmitten eines
zum Leben erweckten altertümlichen Trödelladens
(Eintritt frei, Buchung erforderlich).
16 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Auf Level 4 sind weiterhin die „Te Huka a Tai“, „Pla-
Net Pasifika“ und „Inspiration Station Discovery Centres“
untergebracht, in denen es mit zahlreichen,
inter aktiven Aktivitäten für die ganze Familie um die
Maori-Kultur, eine Reise in den Pazifikraum und generell
um Kunst und Geschichte geht. „Te Aka Matua
Library and Information Centre“ ist Bibliothek und Infostand
mit einer Auswahl an Büchern, Zeitschriften und
Fotos, die von allgemeinem Forschungsinteresse sind.
In der „TOWER“ und der „Eyelights Gallery“ und dem
„Ilott Room“ finden wechselnden Ausstellungen statt.
Zur Entspannung lädt auf dieser Etage das Espresso-
Café ein.
Der gesamte Level 5 steht vollkommen im Zeichen der
Kunst und repräsentiert eindrucksvoll das kulturelle,
künstlerische Erbe Neuseelands. „Toi Te Papa – Art of
the Nation“ beherbergt eine bedeutende Kunstsammlung
mit über 300 klassischen und zeitgenössischen
Exponaten europäischen, Maorischen und neuseeländischen
Ursprungs.
Hoch oben im Te Papa auf Level 6 finden in regelmäßigen
Abständen wechselnde Ausstellung zu den Themen
Kunst und visuelle Kultur in der Innengalerie und
im Außenbereich auf der „Sculpture Terrace“ statt.
Arts & Cultures Wellington
Special
Die Terrasse bietet führenden, modernen Künstlern
eine ausgezeichnete Möglichkeit, ihre Plastiken zu zeigen,
zusätzlich erwartet den Besucher von hier aus
ein wunderbarer Blick über den Hafen und die Stadt
Wellington.
Zum guten Schluss
Das Erleben und interaktive Erfahren des Te Papa
Museums in Wellington ist vom Kleinkind bis hin zum
rüstigen Senioren definitiv ein unvergessliches, aufregendes
Erlebnis.
Wer sich noch tiefer und gezielter mit den unterschiedlichen
Themengebieten vertraut machen möchte, dem sei
ein private, eine Gruppen- oder eine maß geschneiderte
Führung (Dauer: zwischen 60 und 90 Minuten; auf
Wunsch auch in deutscher Sprache) empfohlen. Während
all dieser speziellen Führungen, die auch für seh-
und hörbehinderte Menschen organisierbar sind, und
die sieben Tage im Voraus gebucht werden müssen, werden
die interessierten Gäste vom überaus freundlichen
und zuvorkommenden Personal betreut und kompetent
unterrichtet. Auf Wiedersehen, Te Papa! (Dr. Kerstin
Lötzerich-Bernhard)
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© 360° Neuseeland 03 | 2009 17
Wellington Café & Restaurant
Cape Reinga
Special Special
Die wunderbare Welt
der Cafés und Restaurants
in Wellington
18 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Es gibt die vielfältigsten Beweggründe nach Neuseeland
zu reisen – ein Blick in dieses Magazin
reicht aus, um eine lange Liste zu füllen! Vor
unserem ersten Aufenthalt auf der anderen Seite der
Welt hätten wir jedoch niemals erwartet, dass uns vor
allem auch Neuseelands Kaffeekultur so sehr in den
Bann ziehen wird. Ist man erst einmal in den Genuss
eines gut zubereiteten Espressos gekommen, befindet
man sich im Stillen immer wieder auf der Suche nach
dem nächsten Café, wo man für einen kurzen Moment
innehalten kann, um sich den wahren Freuden des
Lebens hinzugeben.
Wellington ist berühmt für seine Cafékultur
Ein neuseeländisches Café besticht in erster Linie
durch seine Individualität. Abgesehen von den großen
bekannten Ketten, gleicht nämlich keines wirklich dem
anderen. Die Kreativität der neuseeländischen Betreiber
scheint ungebrochen zu sein, was sich in all den liebevollen
Einrichtungen widerspiegelt. Diese müssen dabei
nicht zwingend modern sein, oft ist es einfach dieser
ganz bestimmte Kiwi-Charme, der den gewissen Unterschied
macht. Ohne Probleme kann man an solchen Plätzen
mehrere Stunden des Tages verbringen, egal ob man
dabei in die ausliegenden Zeitungen und Magazine vertieft
ist oder einfach nur zu lässiger Musik das bunte Treiben
beobachtet.
Gute Cafés findet man auf beiden Inselteilen – selbst an
Plätzen, wo man am wenigsten damit rechnet. Doch nirgendwo
sonst in Neuseeland gibt es eine so hohe Dichte
an Cafés und Restaurants wie in Wellington. Glaubt man
den Gerüchten, übertrifft die neuseeländische Hauptstadt
selbst New York, was die Anzahl der Cafés und
Restaurants pro Einwohner angeht. Der Ruf Wellingtons
als „Café Capital“ ist jedoch überaus berechtigt.
Man benötigt schon jede Menge Zeit, die über 300 Einrichtungen
genauer unter die Lupe zu nehmen. Es verwundert
daher nicht im Geringsten, dass es das Gastronomiegewerbe
hier ins obere Drittel der „Top Ten
Industries“ geschafft hat.
Der Boom der Röstereien
Ein Kaffee basiert in Neuseeland auf einem ordentlichen
Espresso – eine Tradition, die den italienischen
Einwanderern zuzuschreiben ist. Filterkaffee, den man
auch als Americano bezeichnet, trinken die wenigsten
hier. Während in einem herkömmlichen neuseeländischen
Haushalt meist ein sogenannter Plunger zum
Kaffee kochen verwendet wird (hierzu wird der gemahlene
Kaffee in einer Glaskanne mit heißem Wasser übergossen
und das Kaffeepulver nach ein paar Minuten
mit einem Filter nach unten gedrückt), steht in jedem
guten Café eine professionelle Espressoanlage. Diese
Café & Restaurant Wellington
Special
zu bedienen ist Aufgabe des Baristas. Ein Barista versteht
es, die frisch gemahlenen Kaffeebohnen mit einer
manuellen Siebträger maschine und der richtigen Temperatur
in einen kräftigen Espresso zu verwandeln. Den
wahren Meister erkennt man allerdings daran, dass er
das Ganze mit einer cremig aufgeschlagenen Milchschaumkrone
versieht, die beim Trinken zart die Lippen
umschmeichelt.
Außerordentlich wichtig für einen gelungenen Kaffee
ist zudem auch die richtige Bohne. Während der letzten
zwei Jahrzehnte hat sich die neuseeländische Kaffeeindustrie
rasant weiterentwickelt. In der Zwischenzeit
versorgen über hundert lokale Röstereien den Markt
mit frischem und qualitativ sehr hochwertigem Kaffee.
Es herrscht eine lebhafte Konkurrenz, zur Freude des
Verbrauchers. Das Geschäft ist international geworden,
manche Röstereien und Baristas haben bereits den
Sprung ins Ausland geschafft. Derzeit finden in Wellington,
Auckland und Christchurch die Vorentscheidungen
der neuseeländischen Baristameisterschaften statt, mit
einem großen Finale in Christchurch. Die besten Drei
dürfen Neuseeland im April bei der Barista-Weltmeisterschaft
in Atlanta vertreten.
Kreativität in der Küche
Besucht man zum ersten Mal ein neuseeländisches
Café, fällt der erste verzweifelte Blick meist auf die
selbst bemalten, großen Schiefertafeln an der Wand.
Dort finden sich Bezeichnungen, die man von Europa
her nicht ohne Weiteres kennt. Da ist zum Beispiel die
Rede von einem Flat White oder einem Short bzw. Long
Bunte Tafeln geben Aufschluss über das tagesaktuelle Angebot
© 360° Neuseeland 03 | 2009 19
Wellington Café & Restaurant
Special
Ein wahrer Augenschmaus
Kaffee als Kunstobjekt
Black (siehe 360°Info). Hat man sich aber erst einmal
seinen ganz persönlichen Favoriten erarbeitet, stellt
man schnell fest, dass es sich hier um wahre Kunstwerke
handelt. Es ist schon fast zum Standard geworden,
dass einem aus dem Milchschaum ein zauberhafter
Farn oder ein Herz entgegenlächelt. Das Kaffeetrinken
wird hier nämlich richtiggehend zelebriert.
Aber es ist natürlich nicht nur der Kaffee, der den Besuch
in einem guten Café zum kulinarischen Erlebnis werden
lässt. Es ist vor allem auch das bunte Angebot an
kleinen und großen Köstlichkeiten, welche ansehnlich
in den großen Glasvitrinen zum Probieren einladen. Da
türmen sich allerlei Meisterwerke: sei es ein prächtiges
Stück Gemüselasagne, herrliche Quiches, gefüllte Paninis,
ausgefallene Salatkreationen oder die besten Muffins
der Welt. Die Vielfalt der dargebotenen Produkte
ist oft eine wahre Augenweide und viele der benutzten
Zutaten waren uns in ihrer Kombination vorher gänzlich
unbekannt.
20 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Esskultur in Neuseeland
Es ist offensichtlich, wie sehr die neuseeländische Esskultur
von den vielen Einwanderern geprägt worden ist. Da
finden sich Bestandteile aus allen Ecken der Welt vereint.
Das Tolle dabei ist, dass besonderer Wert auf Frische und
Qualität gelegt wird. Isst man zum Beispiel einen grünen
Salat, so stellt man fest, dass dieser aus vielen verschiedenen
Sorten besteht, die jeweils einen anderen
Geschmack haben. Es ist einfach großartig, einen Salat
mit Persönlichkeit zu essen! Sehr häufig wird in der Auslage
deutlich deklariert, welche Inhaltsstoffe in den Produkten
enthalten sind – sehr zur Freude von Fans der
vegetarischen oder veganischen Küche. Auch Aller giker
brauchen so nicht auf den Genuss zu verzichten!
Mehr als die Hälfte der Neuseeländer mit europäischer
Abstammung – auch Pakehas genannt – blicken auf
Vorfahren aus Schottland, Irland und England zurück,
was die lokale Küche in vielerlei Hinsicht beeinflusst hat.
Vor allem die Schotten haben dazu beigetragen, dass die
neuseeländische Küche im Vergleich zu Australien eher
den Hang zum Süßen hat. Heutzutage trifft man in Neuseeland
auf einen interessanten Mix aus traditioneller
Küche aus dem Pazifikraum und Europa, gespickt mit
mediterranen und fernöstlichen Einflüssen. Neben den
unzähligen ethnischen Restaurants, die inzwischen zum
festen Bestandteil der neuseeländischen Restaurantlandschaft
gehören, hat sich vor allem auch die moderne
Küche im mediterranen Stil durchgesetzt.
Unsere persönlichen Top 5 Cafés
in Wellington
Eines der Urgesteine der Szene ist Hamish McIntyre,
Inhaber des „Midnight Espresso“. Wer den Flair der
Hier kann man für einen kurzen Moment die Zeit anhalten
360° Info
Café & Restaurant Wellington
Special
WEITERE EMPFEHLENSWERTE CAFéS
Caffe L’affare: Der Kaffeegigant und Röster mit großem Café
in der College Street; 27 College St, Tel: 04 / 38 59 74 8, www.
laffare.co.nz
Emporio Coffee: Rösterei mit funky Espressobar; 90 Abel
Smith St, Tel.: 04 / 38 28 11 6, www.emporio.co.nz
Parade Café: Nettes Café mit Außenbereich in der Oriental Bay;
Oriental Parade, Tel.: 04 / 93 93 93 5, www.paradecafe.co.nz
Plum Cafe: Guter Kaffee, nette Atmosphäre, schmackhaftes
Essen und ausgewählte Weine; 103 Cuba St, Tel.: 04 / 38 48 88 1,
www.plumcafe.co.nz
Clark’s Cafe: Eine Kaffeepause beim Schmökern gefällig?;
City Library, 57 Victoria St, Tel.: 04 / 80 14 01 4.
Chocolate Frog: Hier gibt es unter anderem immer noch den
fantastischen Schokoladenkuchen aus dem legendären, aber
in der Zwischenzeit leider geschlossenen Chocolate Fish Café;
Garden Centre, Miramar, Tel.: 04 / 38 88 23 3.
Ministry of Food: Dieses Café gibt es bereits seit 20 Jahren und
bietet die besten Cheese Scones der ganzen Stadt; 34 Bowen St,
Tel.: 04 / 47 32 53 6, www.ministryoffood.co.nz.
Paekakariki Café und Beach Road Deli: Hüngerchen auf der
Fahrt nach Wellington? Das Paekakariki Café bietet allerlei
süße und auch würzige Leckereien. Das Beach Road Deli
bäckt seine Pizza im Holzofen; Beach Road, Paekakariki,
Tel: 04 / 29 28 86 0, www.beach-road-deli.com
The Screaming Turtle und Café Figg: Ausflug in das Hutt Valley?
Die Cafés in der Jackson Street laden zur Pause ein. Besonders
beliebt zum Brunch, daher frühzeitig Plätze sichern;
Jackson St, Petone, Tel: 04 / 56 89 98 4 bzw. 04 / 93 99 28 6.
Cuba Street verstehen und einen der besten Flat
Whites der Stadt probieren möchte, sollte sich definitiv
in die Kaffeeschmiede an der 178 Cuba Street
wagen. Wer sich von den teils schrillen Gästen und
der langen Schlange vor dem Tresen nicht einschüchtern
lässt, dem zaubert das Kabinett ein Lächeln ins
Gesicht. Dieses besticht nämlich nicht nur optisch, sondern
auch inhaltlich: Kuchen, Filos, Sandwiches und
Salate … soweit das Auge reicht. Der Kaffee ist ebenfalls
so, wie er sein sollte. Ein kleiner Wermutstropfen
ist allerdings, dass das Team mit dem Ansturm nicht
immer gut zurecht kommt und man schon einmal den
Tisch selbst abräumen muss, bevor man sich hinsetzen
kann. Hamish nimmt sich kurz Zeit für einen kleinen
© 360° Neuseeland 03 | 2009 21
Wellington Café & Restaurant
Special
Im Fidel’s – Wandschmuck
RESTAURANTS
The Loaded Hog: Typisch neuseeländische Hausbrauerei
mit lokaler und internationaler Hausmannskost sowie
Pub Food. Ist schon alleine wegen der eigenen Biersorten
und der Lage einen Besuch wert. Rugby Spiele und
andere Sportereignisse werden auf großen Flachbildschirmen
übertragen; 57 Customhouse Quay, Waterfront,
Tel.: 04 / 97 80 01 1, www.theloadedhog.co.nz
Scopa, Pizzeria: Der nette Italiener um die Ecke. Zwei
Brüder backen leckere Pizzen, außerdem kann man sich
sein Panini hier selbst zusammenstellen. Oft auch mit
Live Musik; 141 Cuba St, Tel.: 04 / 38 46 02 0, www.scopa.
co.nz. Weitere empfehlenswerte Italiener sind La Bella
Italia, 101 The Terrace, und Cafe Italiano, 229 Cuba St.
Logan Brown: Wer sich einmal verwöhnen lassen will
oder einen besonderen Anlass feiern möchte, dem sei
das noble Logan Brown ans Herz gelegt; 192 Cuba St,
Tel.: 04 / 80 19 77 6, www.loganbrown.co.nz
Regal China Restaurant: Der Platz in Wellington für Yum
Cha, einer Teemahlzeit, zu der verschiedene kleine Häppchen
serviert werden, auch Dim Sum genannt. Diese werden
von den Bedienungen so lange reihum angeboten, bis
man genug hat und sich zufrieden zurücklehnt. Tee wird
regelmäßig nachgefüllt. Die Speisen sind sehr lecker und
erschwinglich. An Wochenenden unbedingt vorab reservieren;
7 – 9 Courtenay Place, Tel.: 04 / 38 46 65 6.
Hede: Einer unserer Lieblingsjapaner. Wir lieben einfach
die Küche im Hede, außerdem ist das Preis-/ Leistungsverhältnis
sehr gut. Speziell am Wochenende platzt das
360° Info
Restaurant aus allen Nähten, dann wird es aufgrund
der Lautstärke leider auch schwierig, sich vernünftig zu
unterhalten. Rechtzeitig reservieren!; 1st floor, 43 Cuba
St, Tel.: 04 / 47 25 24 9.
Kazu: Japanische Freunde haben uns gesagt, dass das
Kazu als authentisches japanisches Restaurant durchgeht.
Wir haben jeden unserer Besuche dort sehr
genossen. Wir empfehlen auch unter der Woche einen
Tisch zu reservieren; 13 Tory St, Tel.: 04 / 80 25 29 8,
www.kazu.co.nz.
KK: Ein süßes kleines Restaurant mit authentischer
malaysischer Küche. Die Gerichte sind günstig und sehr
schmackhaft. Ein guter Tipp für den preisbewussten Reisenden;
54 Ghuznee St, Tel.: 04 / 38 56 69 8.
Thai Chef‘s Restaurant: Eines der neuen thailändischen
Restaurants. Auf der kreativen Karte sind Gerichte wie 3
Alcoholics, Naughty Pig, Holy Basil, oder Spicy Girl zu finden.
Thai Food mal anders; 1 Blair St, Tel.: 04 / 38 54 53 5,
www.thaichef.co.nz.
Monsoon Poon: Wer gerne asiatisch isst, sich aber nicht
auf eine Region festlegen möchte, dem sei das Moonsoon
Poon empfohlen. Hier gibt es Spezialitäten aus Indien,
China, Vietnam, Thailand, den Philippinen, Malaysia
und Indonesien unter einem Dach; 12 Blair St, Tel.:
04 / 80 33 55 5, www.monsoonpoon.co.nz.
Eine erstklassige Internetseite für die Auswahl von
Restaurants in Wellington ist übrigens: www.wellingtonnz.com.
Unter der Rubrik Bars & Restaurants lässt
sich für jeden Geldbeutel das Passende finden.
Plausch mit uns, denn wir wollen wissen, was die neuseeländische
Art der Kaffeezubereitung denn nun ausmacht.
Er bestätigt, dass die täglich frisch gerösteten
Bohnen eine große Rolle spielen, aber vor allem auch
die beim Bauern von nebenan eingekaufte Milch. Wir
fragen uns, ob die Kühe hier wirklich glücklicher sind
als anderswo …
Ein weiteres Highlight befindet sich nur einige Meter
entfernt auf der Cuba Street: das „Fidel‘s“. Nach seiner
Eröffnung im Jahre 2002 wurde das Café so etwas wie
eine Institution für die Wellingtonians. Die Wände sind
verziert mit dem Namensgeber Fidel Castro und dem
Revolutionär und Guerilla-Führer Ernesto Che Guevara.
Neben einem ausgezeichneten Flat White gibt es hier
die besten Brioches, die wir jemals gegessen haben.
Als 2006 die Krazy Lounge im Zentrum der Cuba Street
schloss, erkannten Chris Wagstaff und Roger Young,
die beiden Eigentümer des „Fidel’s“, ihre große Chance
und eröffneten das „Ernesto“. Dieses wird gerne von
Geschäftsleuten und Büroangestellte besucht. Das Angebot
besteht aus leichten gesundheitsbewussten Gerichten,
wie zum Beispiel veganischen Salaten und Gemüsevariationen
aus biologischem Anbau. Die obligatorischen
Muffins und Kuchen dürfen natürlich auch hier nicht fehlen.
Außerdem kann man hier einen exzellenten Kaffee
genießen. Das „Ernesto“ gehört daher definitiv in unsere
Wellington Top 5.
Ein ideales Café zum Frühstücken ist das „Maranui Surf
Rescue Café“, welches direkt an der Lyall Bay liegt. Hier
kann man wunderbar auf der Terrasse sitzen und bei
einer frischen Meeresbrise die Flugzeuge am anderen
Ende der Bucht beobachten. Unser Favorit ist das Big
Das „Midnight Espresso“ auf der Cuba Street ist fast schon Kult
Café & Restaurant Wellington
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360° Info
DAS KLEINE NEUSEELAND-
„KAFFEE-EINMALEINS“
Special
Short Black – einfacher Espresso mit einer dicken goldbraunen
Crema (kleine Tasse)
Long Black – doppelter Espresso mit einer dicken goldbraunen
Crema
Short Macchiato – Short Black, allerdings mit etwas
Milchschaum
Long Macchiato – Long Black, allerdings mit etwas
Milchschaum
Latte – doppelter Espresso mit viel Milch und wenig Milchschaum
(im Glas)
Piccolo – eine kleinere Version des Cafe Latte
Capuccino – einfacher Espresso mit dick aufgeschäumter
Milch sowie Kakaopulver
Moccachino – Espresso mit Drinkschokolade und aufgeschäumter
Milch
Flat White – einfacher / doppelter Espresso mit cremigem
Milchschaum (normale Tasse)
In Auckland erhält man meist einen Single-Shot, Wellington
dagegen serviert meist Double-Shots.
Bay Breakfast (bestehend aus pochierten Eiern, gebratenem
Manuka Speck, Würstchen, gegrillten Tomaten,
Pilzen und gerösteten Kartoffeln). Ans Schwimmen
denkt man anschließend allerdings nicht mehr. Außer
einem reichhaltigen Frühstück bietet das „Maranui“
auch eine leckere Auswahl an Burgern, Suppen, Salaten,
Sandwiches und Kuchen sowie die besten Milchshakes
der Stadt.
Ein Cafébesuch mit Kindern? Dann ist „Martha’s Pantry“
an der Upper Cuba Street der richtige Platz. Gegenüber
von der Thistle Hall, Hausnummer 276, haben die
Geschwister Anita und Ondine einen süßen kleinen
Tearoom eröffnet und ihn nach der verstorbenen Uroma
benannt. Hausgemachte Kuchen und Backwaren werden
auf dem guten alten Teeservice gereicht. Man fühlt
sich geradewegs in Großmutters Küche zurückversetzt,
Kindheitserinnerungen garantiert. Man darf sich allerdings
nicht am regen „Buggy Traffic“ stören, wenn sich
ein Kinderwagen an den anderen reiht. (Nicole Fritz
und Peter Greitzke)
Wellington Cinema
Special
Wellington ist Wellywood:
Auf den Spuren des
Star-Regisseurs Peter Jackson
Neuseeland ist kein kleines Land, sondern ein
großes Dorf. Ich liebe besonders meine Heimatstadt
Wellington, und nichts in der Welt würde
mich dazu bringen, dieses wunderschöne Fleckchen
Erde gegen Hollywood einzutauschen“, antwortet Peter
Jackson auf die Frage, warum er im Gegensatz zu vielen
seiner neuseeländischen Regisseur- und Schauspielkollegen
noch immer am „anderen Ende“ der Welt sitzt.
Kulturhauptstadt mit besonderen Highlights
Wellington ist auf Rang zwölf der Weltstädte mit der höchsten
Lebensqualität gewählt worden. Verwunderlich ist
dies nicht, besitzt es doch das Quäntchen Außergewöhnlichkeit
und Flair, welches immer mehr Touristen anlockt.
Seit jedoch „Der Herr der Ringe“ in die Kinos kam, ist im
Land ein unbeschreiblicher Hype um Drehorte und Schauspieler
ausgebrochen. Neuseeland wurde über Nacht zu
Mittelerde und Wellington zu Wellywood. Die Regierung
setzte Kabinettsmitglied Pete Hodgson bereits während
der Dreharbeiten als inoffiziellen Lord of the Rings-Minister
ein. Er kümmerte sich um alle filmbezogenen Projekte,
Anfragen und die touristische Vermarktung der Trilogie –
mit Erfolg. Die internationalen Besucherzahlen haben sich
seither auf über 700.000 pro Jahr fast verdoppelt. „Der
Herr der Ringe“-Touranbieter schossen wie Pilze aus dem
Boden. Die Kassen vieler Unternehmer klingelten.
Was viele Besucher in anderen Gegenden von Neuseeland
vermissen mögen, steht auf Wellingtons Aushängeschild
ganz oben: Kunst, Kultur, Musik und Film. Star-
Regisseur und Ur-Kiwi Peter Jackson hat nur einmal
mehr dazu beigetragen, dass Wellington weltbekannt
wurde. Er rückte die Kreativität der Metropole, seiner
Heimatstadt, ins Rampenlicht.
Der Filmemacher
„And action!“ Tausende von Malen gab der Regisseur
dieses Kommando an seine immer größer werdende
Crew, die Statisten, Schauspieler und Techniker. „Als
Ork musste ich jeden morgen um vier Uhr aufstehen, um
dann gegen Viertel vor fünf im Studio im Ortsteil Miramar
zu sein. Dort herrschte schon früh morgens ein Trubel
wie auf dem Jahrmarkt“, erinnert sich Dave. Er ist
genauso groß wie breit und schon ganz ohne Kostüm
eine beeindruckende Erscheinung. „Ein Armee-Sergeant
brachte uns Ork-Schauspielern dann erst einmal den rich-
tigen Drill bei. Alles sollte perfekt sein. Kurz vor Drehbeginn
wurden unsere Kostüme dann noch mit Pinseln voll
Schlamm gespritzt, wir mussten richtig dreckig aussehen.
Gegen neun Uhr tauchte dann Peter Jackson auf,
wie immer in Shorts und mit völlig verstrubbelten Haaren.
Er hat eine Szene aus allen nur erdenklichen Blickwinkeln
drehen lassen und war erst nach der sechsten
Einstellung zufrieden.“
Der Regisseur ist bekannt für seinen Perfektionismus.
Jedes Kostüm, jede Maske, jedes Schild und Schwert war
handgefertigt und einzigartig. Peter Jackson gründete
seine Produktionsfirma Weta vor 20 Jahren. Sie besteht
aus Weta Digital, den Machern der digitalen Filmanimation,
und Weta Workshop. Letzterer war für Kostüme,
Ausstattung sowie den Kulissenbau und die Miniaturen
zuständig. Der Kopf der Fertigungsstätte Richard Taylor
heuerte dafür zahlreiche junge Abgänger der Massey
Designeruniversität in Neuseeland an. Die Absolventen
hatten zwar keinerlei Berufserfahrung, waren jedoch
völlig unvoreingenommen, enthusiastisch und extrem
ehrgeizig. Die Kiwi-Genialität der lokalen Künstler trug
mit dazu bei, ein außerordentliches, einmaliges Filmepos
zum Leben zu erwecken.
Weta-Caves: Kostüme zum Anfassen
Viele der Filmrequisiten sind seit kurzem in Wellington
ausgestellt. Die Moviemaker haben jetzt einen kleinen
Teil ihrer Facilities für Besucher geöffnet. Die sogenannten
„Weta-Caves“ beinhalten ein kleines Museum,
ein Kino und einen Merchandise Shop. In typischer kreativer
Weta-Manie gestylt, finden die Fans Requisiten,
Schauspieler-Nachbildungen und Miniatur-Modelle zum
Anfassen. „Es war ein langer Traum von mir, so etwas
Wirklichkeit werden zu lassen. Wir sind so stolz und aufgeregt,
dass nun endlich die vielen Fans ein bisschen
mehr Einblick in unsere Produktionen erhalten können“,
erklärt Richard Taylor euphorisch. Als Krönung zeigt
Weta in den Caves einen brandneuen, noch nie veröffentlichten
20-Minuten-Film über die Animationsarbeit
von Weta Digital und die Handwerkskunst rund um Weta
Workshop – Interviews mit den Mitbegründern Richard
Taylor, Tania Rodger und Jamie Selkirk inklusive.
Alte Webtechnik für historische Umhänge
Eine weitere Attraktion, die Einblicke in die Filmarbeit und
Historie der Webkunst kombiniert, ist die Showgalerie von
„Experience Stansborough“ in Seaview. Das Unternehmen
stellte viele der handgefertigten Mäntel, Schals und
Umhänge für „Der Herr der Ringe“ her. „Jacksons Leute
riefen uns eines Abends an und meinten, sie bräuchten bis
morgen einhundert Webstücke in Queenstown“, erinnert
sich Barry von Experience Stansborough kopfschüttelnd
und lacht. Hobbitumhänge, Roben und Decken gewebt in
Frodo aus „Der Herr der Ringe“
alter Tradition und nach feinster Technik gewähren das
Aussehen vergangener Zeiten. In der Showgalerie werden
die einzelnen Stadien vom Schaf bis zum fertig gewebten
Produkt gezeigt. Die eigens auf der schon seit 1850 bestehenden
Farm in der Wairarapa gezüchteten „Stansborough
Grey-Schafe“ liefern ganz spezielle Wolle, die noch
heute mit den Webmaschinen von 1890 aufwendig verarbeitet
wird. „Diese altertümliche Lady macht 15.000 Knoten
in einer Reihe gleichzeitig“, erklärt Tourguide Barry
im altertümlichen Outfit stolz. Wo früher fünfjährige Kinder
auf Rädern die Spindeln für die Querfäden antrieben,
sorgt heute ein Elektromotor für Abhilfe. Sonst ist alles original
– auch der unbeschreibliche Lärm der Webstühle.
Die Tour liefert einen fantastischen Einblick in die Welt
der Kostümnäherei, der Schaffarmer, riesigen Scheren
und überdimensionalen Holzspindeln.
Perfekte Locations für Filmsets
Doch nicht nur Firmen und Personen wurden für das Hollywood-Werk
rekrutiert. Auch Wellington selbst war durch
seine spektakuläre Szenerie und die logistisch günstige
Lage zu Jacksons Produktionsfirma im Stadtteil Miramar
24 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 25
Weta-Caves
Cinema Wellington
Special
Wellington Cinema
Café The Bach
Special
Schauplatz unzähliger Drehorte. Während viele Locations
nur per Helikopter erreichbar waren, ersparte jeder Ort
in und um Wellington den Filmemachern viel Arbeit, Zeit
und Geld. Mitten im stadteigenen Mount Victoria Park entstanden
so einige Filmsets aus dem ersten „Der Herr der
Ringe“-Teil „Die Gefährten“. Auf ihrem Weg aus Hobbingen
stürzen Frodo, Sam, Merry und Pippin einen Hang
hinunter und geraten dann auf den laubbedeckten Pfad.
Kahle tote Bäume hängen über den Weg und aufwirbelnde
Blätter kündigen die erste Begegnung mit den schwarzen
Reitern an. Auch im weiteren Umland von Wellington
baute Weta Workshop einige der aufwendigsten Filmkulissen
und Miniaturstädte. So entstand Helms Klamm
und später Minas Tirith im „Dry Creek“ Steinbruch am
Highway 2 Richtung Upper Hutt. Doch keine der Kulissen
ist heute noch zu besichtigen. Es war damals die oberste
Auflage der Regierung, dass Peter Jackson alle öffentlichen
Filmsets wieder entfernen und die Locations in ihre
ursprüngliche Form zurückführen muss. Der Grund – wie
könnte er in Neuseeland auch anders sein: der Schutz
der einmaligen Natur und der seltenen Tiere. Peter Jackson
stellte sogar einen Anwalt ein, der sich ausschließlich
um Drehgenehmigungen in Naturschutz gebieten und alle
damit verbundenen Auflagen kümmerte.
Eintauchen in Neuseelands Filmgeschichte
Mitten in der City jedoch, in der Taranaki Street gelegen,
befindet sich das seit 1981 bestehende Nationale
Filmarchiv. Hier lagert alles, was in Neuseeland seit 1895
jemals über den Bildschirm oder auf den Kinoleinwänden
flimmerte. Man ist mitten drinnen. Geführte Touren und
wöchentliche Vorführungen eröffnen den interessierten
Besuchern detaillierte Einblicke in Neuseelands Film-
und Fernsehwelt.
Fast um die Ecke am Courtney Place erschuf Weta Workshop
im Auftrag der Stadt ein überdimensionales Filmstativ
mit Filmkamera als öffentliches Kunstwerk. Die Skulptur
des sechs Meter hohen „Tripod“-Roboter wurde aus
einer Kollektion von verschiedenen recycelten Materialien
hergestellt, beispielsweise einem Sandwich-Toaster, einer
Videospielkonsole und einem Haarfön als Sucher der Filmkamera.
„Die Filmindustrie spielt für unsere Region eine
tragende Rolle und ich denke, das Tripod ist mehr als ein
Hingucker und definitiv eine unserer Ikonen hier in Wellington“,
so der Bürgermeister der Landeshauptstadt.
Aushängeschild der Filmbranche
Direkt gegenüber der Statue und der unzähligen Restaurants
sämtlicher Nationalitäten, befindet sich ein besonderes
Highlight und absolutes Muss für den filminteressierten
Wellingtonbesucher – das Embassy Theatre. Das 1924
errichtete viktorianische Gebäude wurde für die Weltpremiere
des dritten „Der Herr der Ringe“-Films „Die Rückkehr
Tripod – Filmdenkmal
des Königs“ komplett renoviert und mit der neusten Technik
ausgestattet. Peter Jackson bezuschusste die Arbeiten,
und es gelang ihm sogar, die geplante Hollywoodpremiere
in das kleine Wellington zu verlagern. „Die Celebs schoben
sich alle durch unser edles Foyer, hinauf die geschwungene
Marmortreppe mit seinem schmiedeeisernen Handlauf,
und hunderte von Fernseh- und Fotokameras zogen
das Interesse der ganzen Welt auf unser kleines Wellington.
Das ist für alle hier ein unvergessliches Erlebnis geworden“,
erinnert sich Kerry Robins, der Kinobesitzer. In dem
ehemaligen Theatersaal mit seinen bequemen Ledersesseln
und den exquisiten Stuckdecken sahen sich Liv Taylor,
Viggo Mortensen alias Aragorn, die Hobbits und unzählige
andere Schauspieler, Produzenten und Mitwirkende
das später im Jahr 2004 elffach prämierte Oscarwerk zum
ersten Mal gemeinsam an. Das ehemalige Theater hat heute
die größte Leinwand Neuseelands und natürlich digitalen
Sound. Auch die Damentoilette mit der in rotem Samt bezogenen
Chaiselongue bleibt unvergessen.
Liebesakt zwischen den Schauspielern
und der Stadt
Der beliebteste Spot von Karl Urban, Rohan Krieger
Eomer und echtem Wellingtonian, ist die Bergstation des
Wellingtoner Cable Car im botanischen Garten: „Die Aussicht
auf die Innenstadt ist besonders an einem sonnigen
Tag von hier oben grandios“, verrät der neuseeländische
Schauspieler.
Die Hobbits Merry und Pippin bevorzugten dagegen
einen ganz anderen Teil von Wellington – die Lyall Bay.
In ihrer Freizeit lernten die jungen Schauspieler in dieser
Bucht surfen – runter mit den Hobbitfüßen, rauf auf das
Surfboard. Im meist nur 18 Grad warmen Wasser gehörte
der Wetsuit und das Brett zur Kursgebühr. Anschließend
trafen sich die Jungs gerne im nahe gelegenen Kaffee
„The Bach“ zwischen Island und Owhiro Bay. Ob für ein
ausgedehntes Dinner oder ein Brunch am Wochenende –
mit seinem Sonnendeck und Blick auf die wilden Wogen
der Südküste ließen sich dort unzählige Schauspieler den
Wind um die Nase wehen. Die Originalunterschriften der
Movie-Stars auf dem Tresen zeugen noch heute von den
Dreharbeiten in Wellywood.
Wer Lust auf einen Ausflug in Wellingtons Umgebung
hat, sollte wie einst Viggo Mortensen, von Downtown aus
die lokale Fähre nehmen. Sie legt von der Queens Wharf
ab und fährt zur Days Bay in Eastbourne, einem kleinen
schmucken Vorort von Wellington. Ian McKellen, der Gandalf
spielte, liebte dieses ruhige Fleckchen und wohnte hier
während der gesamten Dreharbeiten in einem angemieteten
Haus. Zahlreiche „Bush Walks“ entführen die Wanderwilligen
auf die steilen wild wuchernden Berghänge,
führen zwischen den typischen Silberfarnbäumen und
Cabbage-Trees entlang. Ein Abstecher in das Chocolate
Dayz Café lohnt sich immer. Es ist berühmt für seine leckeren
und typischen Kuchen und einen hervorragenden Kaffee
– weiß auch der Starregisseur. „Ich habe Peter Jackson
und seine Frau hier mal an seinem Geburtstag bedient. Er
hat einen schwarzen Tee getrunken und ein Sandwich mit
Hash Browns gegessen. Peter hatte da schon so abgenommen,
dass wir ihn zuerst gar nicht erkannt haben“, verrät
Tina, ehemalige Bedienung im Café stolz und wedelt mit
einem Jackson-Autogramm.
Ein Geheimtipp und gänzlich untouristisch ist die Weiterfahrt
mit der Fähre nach Somes Island. Die kleine unbewohnte
Insel inmitten der Bay dient heute als Naturreservat,
um vom Aussterben bedrohte Tierarten wieder anzusiedeln.
Christopher Lee alias Saruman besuchete die einstige
Gefangenen- und Quarantäneinsel. Somes beherbergt noch
heute die Geschichte und Gräber von verstorbenen europäischen
Siedlern. Aus Angst vor Seuchen zwang man die
Einwanderer nach der strapaziösen Meeresreise in Quarantäne.
Viele starben, bevor sie je neuseeländisches Festland
betreten konnten. Auf dem Wanderrundweg lassen sich mit
dem richtigen Blick die letzten Dinosaurier-Abkömmlinge,
die Tuatara-Echsen beobachten. Auch der weltkleinste Pinguin,
der „Blue Eyed Penguin“ findet neben Kleinpapageien,
wie dem „Kakariki“, Geckos und dem Giant Weta hier
direkt vor der Haustüre der Hauptstadt ein neues Zuhause.
Der Weta ist das weltgrößte Insekt und erreicht ein Gewicht
von bis zu drei ausgewachsenen Mäusen. Er ist gleichzeitig
der Namensgeber für Peter Jacksons Produktionswerkstätten
und ziert heute noch das Logo seiner Firma.
Jacksons Vorzeigekarriere
Cinema Wellington
Der Grund dafür liegt in den Anfängen des jungen Peter
Jackson, der vor über 20 Jahren mit low-budget Splattermovies
seine Karriere als Filmemacher startete. Damals
wurde er von vielen belächelt. Sein erster richtiger Spielfilm
war „Bad Taste“. In dem backsteinroten Haus seiner
Eltern im Stadtteil Seatoon bastelte der damals 22-jährige
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Special
Preview
02/2008
°
98 02
| 2009 © 360° Neuseeland
°
°
°
02/2008 Vorschau
°
© 360° Neuseeland 02 | 2009 99
Wellington Event
Special
Unterwegs in Wellington:
Cuba Street Carnival
Am 21. Februar 2009 war es wieder so weit: Die
Straßen Wellingtons verwandelten sich in eine
riesige Bühne für Straßenkünstler, Live-Musiker,
Kunsthandwerker und kreative Selbstdarsteller. Seit seiner
ersten Ausgabe im Jahr 1998 hat sich der Cuba Street
Carnival zum größten Straßenfestival Neuseelands entwickelt.
Das Fest, das inzwischen nur noch alle zwei Jahre
stattfindet, lockt über 100.000 Besucher in die Hauptstadt.
Zum zehnten Jubiläum im kommenden Jahr darf
man sicherlich davon ausgehen, dass sich die Organisatoren
samt Künstlern, Marktbudenbetreibern und Teilnehmern
der nächtlichen Parade besonders viel Mühe
geben werden.
An jeder Ecke im Herzen Wellingtons wimmelt es während
des Festivals nur so vor Aktivität, vor allem rund
um die bunteste Straße der Stadt, der Cuba Street. Diese
wird zwischen Manners Mall und Ghuznee Street zur
belebten Fußgängerzone Cuba Mall, wo sich viele nette
Cafés, Bars, Modegeschäfte, Kunstgalerien und Musikläden
aneinanderreihen. Dieser Teil der Stadt ist seit jeher
einer der beliebtesten Plätze für die alternative Szene.
Über das ganze Jahr hinweg kann man hier Gaukler, Ausstellungen
oder Initiativen verschiedenster Organisationen
beobachten.
Während des Cuba Street Carnivals dehnt sich das kreative
Leben auch in die angrenzenden Seitenstraßen
aus – man ist daher gut beraten, sich im Vorfeld einen
genauen Überblick zu verschaffen. Gut illustrierte Festivalpläne
helfen dabei, sich über Veranstaltungsorte und
Zeiten zu informieren. Ganz nach dem Motto „Make the
most of it“ machen wir uns auf den Weg in die Stadt,
denn das herrliche Spätsommerwetter verheißt einen
gelungenen Auftakt.
Künstlerische und kulinarische Highlights
Einige der sogenannten Busker oder Straßenkünstler,
haben wir während unseres Neuseelandaufenthalts
bereits in anderen Städten auftreten sehen und wissen
Publikumsliebling Mulletman in Aktion
Queen of the Rings
daher genau, wo unsere persönlichen Highlights zu finden
sind. Wir genießen die ausgelassene Atmosphäre in
den mit gut gelaunten Menschen gefüllten Straßen der
Innenstadt. In der Manners Street beobachten wir zwei
junge Damen, die unglaubliche Kunststücke mit Ringen
zum Besten geben. Es folgen Stacy & Tracy: zwei
Stewardessen, die ihren Beruf nicht so bierernst nehmen
und den Zuschauern hier und da Lachtränen in
die Augen treiben. Aus verschiedenen Richtungen dringen
heiße Rhythmen in unsere Ohren und wir haben
die Qual der Wahl, welche Musikbühne wir nun zuerst
besuchen sollen.
Ein Impuls der Nase wird schließlich zu unserem Wegweiser,
der Geruch von Gegrilltem führt uns hinüber zu
den Imbissbuden in die Manners Mall. Angeboten werden
hier leckere Köstlichkeiten aus aller Welt, doch wir
geben uns den verlockenden Düften hin und genießen
zunächst einen leckeren Fleischspieß vom Grill. Zufrieden
mit unserer Vorspeise, folgen wir der Menschentraube
in die Cuba Mall, wo wir auf Motley Two stoßen.
David Ladderman und Mulletman gehören definitiv zu
unseren Lieblingen – ihre Show, Jonglierkunst gepaart
mit Comedy, ist ein wahrer Publikumsmagnet. Die beiden
wissen ganz genau, wie sie die Menge für sich
begeistern können und im Nu sind wir von zahlreichen
Schaulustigen umgeben.
Einfacher hat man es da aus der Vogelperspektive. Studenten
beobachten das Geschehen aus erster Reihe,
nämlich von den Vorsprüngen und Fensterbänken ihrer
Wohnungen aus. Überall entlang der Cuba Street sitzt
man feuchtfröhlich beisammen und beobachtet das
Treiben auf den Straßen. Als nächstes wollen wir uns
eine Musikdarbietung auf der Hauptbühne anschauen
und steuern deshalb gezielt die Upper Cuba Street an.
Gerade als wir uns durch die Menschenmenge wühlen,
wirft sich ein großer Schatten über uns und wir hören
ein freundliches „Hi guys“ hinter uns. Wir drehen uns
um und lassen staunend eine Gruppe prächtig gekleideter
Stelzenläufer passieren.
Ein Musikprogramm, das sich hören
lassen kann
Event Wellington
Gerade noch rechtzeitig kommen wir zum Auftritt von
„Kora“, einer fünfköpfigen Band aus Whakatane, deren
Funky Dub und Reggae Style viele Anhänger in Neuseeland
findet. Das Wetter spielt mit, der Himmel zeigt
sich im schönsten Blau. Es ist einfach nur schön, hier
zu sein. Zur Musik wippend genießen wir die friedliche,
lockere Stimmung und lassen uns vom südpazifischen
„The Real Hot Bitches“ während ihres Weltrekordversuches
30 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 31
Special
Wellington Event
Special
Flair der Musik anstecken. Eine Stunde später geht’s
schon wieder weiter zur „World Stage“-Bühne in die
Ghuznee Street, wo „The Midnight“ originalen Aotearoa
Flax Roots Reggae (eine Mischung aus Blues, Jazz,
Soul und Routs Reggae) performen.
Plötzlich wird die Musik durch eine Megafonstimme
übertönt und erregt erfolgreich unsere Aufmerksamkeit.
Es nähert sich eine sehr ungewöhnlich gekleidete
Gruppe mit einem noch ungewöhnlicherem Namen:
„The Real Hot Bitches“ rufen zum Weltrekordversuch im
Synchrontanzen auf. Die tanzenden Damen im schrägen
1980er-Jahre Aerobic-Outfit samt bunter Perücken versprechen
der Menge: „Wer bisher nicht tanzen konnte,
wird es heute lernen“. Zum Sound von „I was made for
loving you“ verteilen sie hüpfend Flugblätter mit detaillierten
Abbildungen der geplanten Tanzschritte und
rühren die Werbetrommel für ihren abendlichen Auftritt
am Courtenay Place. Diese Show werden wir uns
nicht entgehen lassen, soviel ist sicher.
Bis es jedoch soweit ist, wollen wir noch gemütlich
durch den Kunsthandwerkermarkt bummeln, vorbei an
unzähligen Marktbuden, an denen man Kreatives oder
Skurriles erwerben kann. Wie so oft geben wir unser
Geld jedoch lieber für Essen aus und lassen uns zu
einem kleinen Imbiss beim Inder verführen, der damit
wirbt, nur Bioprodukte für seine Gerichte zu verwenden.
Gegessen wird zu den Klängen einer Salsa Band
www.cubacarnival.org.nz
www.wellingtonnz.com
Partystimmung am Courtenay Place
360° Web Info
Die beste Aussicht hat man von oben
und des Wellington International Ukulele Orchestra an
der „World Stage“-Bühne. Die kulturelle Vielfalt der
Musikgruppen, verteilt auf acht Bühnen, könnte wirklich
nicht spannender sein. Für jeden nur denkbaren
Geschmack ist hier etwas dabei.
Langsam aber sicher zieht es uns schließlich in Richtung
Courtenay Place. Auf dem Weg dorthin begegnen
wir Bodypaintern und deren wandelnden Kunstwerken,
welche uns an Comic Helden aus einer anderen
Welt erinnern. „The Real Hot Bitches“ haben tolle
Arbeit geleistet, der Platz vor dem berühmten Embassy
Theatre platzt aus allen Nähten. Es bietet sich uns ein
tolles Bild, unglaublich was die kleine Gruppe mit dem
Megafon mobilisieren konnte. Da erkennen wir auch
die Damen im Aerobic-Outfit wieder, die jetzt lautstark
zu Bon Jovis „You give love a bad name“ die Stimmung
anheizen. Die Menschenmenge klebt mit ihren Blicken
an den sexy Vortänzerinnen, um jede derer Bewegungen
so synchron wie möglich nachzuahmen. Was
für eine tolle Party. Und der Weltrekord fällt ebenfalls.
Die Nachtparade – Höhepunkt des Carnivals
Mit einem großen Lächeln auf den Lippen und immer
noch schmunzelnd über das tanzende Spektakel, bewegen
wir uns wieder zurück zur Cuba Street. Es wird langsam
Zeit, sich einen guten Platz für die Nachtparade zu
sichern, welche den Höhepunkt des Festivals darstellt.
Sobald die Sonne untergeht, verwandeln sich Wellingtons
Straßen in ein Meer aus Licht und Farben. Tausende
von Zuschauern drängen sich an den Straßenrand, um
das bunte Treiben zu beobachten.
Endlich geht es los, die ersten geschmückten Wagen
rollen an uns vorbei. Prächtig kostümierte Folklore-
Grup pen aus aller Herren Länder ziehen nacheinander
an uns vorbei. Alle Altersgruppen sind vertreten und
wetteifern um die schönste Verkleidung. Auch seltsam
gruselige Gestalten sieht man hier und da. Eine große
Gruppe schottischer Dudelsackspieler erzeugt Gänsehautatmosphäre
und die Musikgruppe der New Zealand
Army lässt mit ihrem Marsch die Wände erzittern.
Artisten zeigen ihre gewagten Kunststücke sogar im
Gehen und die Wellington Firefighters versuchen die
Menge mit einer erfrischenden Schaumdusche vom
Feuerwehrauto aus zu unterhalten. Schon von weitem
sind die Stelzenläufer, die heute Mittag so
nett um freie Bahn baten, in ihren wunderschönen
Kostümen zu sehen. Endlich
haben sie ihren großen Auftritt. Zum fulminanten
Finale kündigen rhythmische
Sambaklänge die beeindruckenden Capoeira-Akrobaten
an, bevor mit dem Eintreffen
der hübschen Sambatänzerinnen ein
Feuerwerk brasilianischer Lebensfreude
entzündet wird.
Der Cuba Street Carnival ist ein unvergessliches
Fest für die Sinne. Die Ungezwungenheit
und Vielfalt machen diese Veranstaltung
zu einer der besten Neuseelands.
Wer also, ob zufällig oder geplant, zum
Cuba Street Carnival in Wellington ist,
dem sei ans Herz gelegt, sich dieses Ereignis
keinesfalls entgehen zu lassen.
(Nicole Fritz und Peter Greitzke)
32 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 33
Tolle Musik!
Atemberaubende Stelzenläufer
Event Wellington
Special
Wellington Arts & Cultures
Special
Kultur außerhalb Wellingtons:
Pataka Museum for
Arts & Cultures
Porirua, it’s amazing … mit diesem Slogan will das
knapp 20 Kilometer vor Wellington liegende Städtchen
Porirua auf sich aufmerksam machen. Zugegebenermaßen
ist der Stadtkern selbst nicht gerade sehr
attraktiv und lädt allenfalls zum Einkaufen ein. Nur selten
machen Touristen aus Wellington einen Abstecher hierher,
hat man doch im Herzen der Hauptstadt alles direkt
vor der Nase und oftmals einfach keine Zeit, sich außerhalb
der Stadtgrenze zu bewegen.
Porirua und seine Stadtteile
Unter Neuseeländern sind die einzelnen Stadtteile Poriruas
jedoch sehr beliebte Wohngegenden. Hierzu gehören
unter anderem Ascot Park, Cannons Creek, Elsdon,
Onepoto, Paremata, Pauatahanui, Plimmerton, Pukerura
Bay, Ranui Heights, Takapuwahia, Titahi Bay, Waitangirua
und Whitby. In der ganzen Region bahnt sich das
Meer durch die Landschaft und bildet viele schöne Buchten.
In Pauatahanui gibt es im Übrigen ein großartiges
Kino mit erstklassigen Zweiersofas und in Pukerua Bay
ist nicht nur der Regisseur Peter Jackson aufgewachsen,
Das Museum vereint die Kunst der Maori mit zeitgenössischer
Kunst aus dem Pazifikraum und Neuseeland
Einen Abstecher wert: das Pataka Museum in Porirua
sondern es gibt auch einen herrlichen Strandabschnitt. In
Plimmerton muss man mal gewesen sein, sei es für einen
schönen Strandspaziergang, einen herrlichen Sonnenuntergang
oder um bei Plimmerton Fish Supply leckere
Fish & Chips zu genießen.
Als Porirua in der 2006 erschienenen Ausgabe des
Lonely Planets lediglich als Ort erwähnt worden ist, welchen
man auf dem Weg nach Paekakariki oder Wellington
passiert, reagierte die Lokalpresse mit Entrüstung
– schließlich sei der Lonely Planet vor allem bei jungen
Menschen sehr beliebt und deren Nichtbeachtung
nicht gerade hilfreich, Besucher hierher zu locken. Einzig
und allein die Moana Lodge (ausführlich vorgestellt
in 360° Neuseeland, Ausgabe 01 / 2009, S. 88) in Plimmerton
findet sich namentlich im Guide erwähnt. Gäbe
es da nicht noch einen weiteren Grund, den Weg dorthin
auf sich zu nehmen …
Das Pataka Museum –
kulturelles Herz Poriruas
Ein Besuch im Pataka Museum for Arts & Cultures in
Porirua lohnt sich allemal! Interessierte der zeitgenössischen
Maorikunst werden hier garantiert fündig.
Das Pataka, welches seit 1998 die Stadt bereichert
und inzwischen über 165.000 Besucher pro Jahr willkommen
heißt, beschreibt sich selbst als das kulturelle
Herz von Porirua. Das Museum hat sich dem Erhalt
34 03 | 2009 © 360° Neuseeland
und der Ausstellung von Maorikunst sowie zeitgenössischer
Kunst aus dem Pazifikraum und Neuseeland
gewidmet. Hier kann man sich wechselnde Arbeiten
von führenden lokalen, nationalen und internationalen
Künstlern anschauen. Außerdem beherbergt das
Pataka regelmäßig kulturelle Veranstaltungen. Das
Museum teilt sich das Gebäude mit der Porirua City
Library, wo man diverse Medien entleihen, sich aber
auch über die lokale Geschichte informieren kann.
Weiterhin ist das Melody Farm Music Museum in dem
Gebäude untergebracht, hier können alte Jukeboxes,
Harmoniums, Radios aus den 1930er- oder Fernseher
aus den 1960er-Jahren bestaunt sowie eine Sammlung
von Noten verschiedener Künstler wie Frank Sinatra,
Elvis Presley oder den Andrew Sisters betrachtet werden.
Wem dies alles noch nicht genug ist, kann sich
im Café Kaizen stärken oder im japanischen Garten
entspannen.
Fazit: Wer ein bisschen mehr Zeit hat oder eine Beschäftigung
bei schlechtem Wetter sucht, sollte sich ruhig mal
abseits der üblichen Route bewegen und Porirua einen
Besuch abstatten. Doch ein wenig Vorsicht ist geboten
… wir haben schon oft von Autoeinbrüchen in dieser
Gegend gehört. (Nicole Fritz und Peter Greitzke)
Neuseeland Wein und Avocadoöl Import
Der Neuseeland Spezialist für Profi s
Nur für Einzelhandel, Großhandel und Gastronomie
Mills Reef Winery – Bay of Plenty
Lincoln Vineyards – Auckland
Coopers Creek – Huapai
Sacred Hill – Hawkes Bay
Te Kairanga – Martinborough
Highfi eld Estate – Marlborough
Pegasus Bay Winery – Waipara
Felton Road Winery – Central Otago
Gibbston Valley Wines – Central Otago
The Grove Avocadoöl – Tauranga
Und vieles mehr …
wine in motion GmbH
Ruprechtsberg 20
84149 Velden
360° Info
AUSSTELLUNGEN 2009
Arts & Cultures Wellington
Special
Februar bis 7. Juni 2009:
Face Value – Fotografie und Film von Serena Stevenson
Anhand von sechs Geschichten zeigt die Künstlerin die Intimität
der Maori-Gesichtstätowierungen – Ta Moko – auf. Die Betrachtungen
verzichten dabei auf geschichtliche Bezüge oder politische
Hintergründe.
Februar bis 24. März 2009:
The Cresent Moon – The Asian Face of Islam in New Zealand
Fotografien von Ans Westra
Die meisten Muslime in Neuseeland stammen aus Asien. The
Cresent Moon gibt ihnen die Möglichkeit, ihre persönlichen
Geschichten mit eigenen Worten und durch Fotografien darzustellen.
Die Ausstellung soll Bewusstsein und Verständnis für
die asiatischen Kulturen in Neuseeland schaffen.
14. März bis 21. Juni 2009:
I See Red – Kinderausstellung
Durch hauptsächlich zeitgenössische Kunstwerke, erforscht die
interaktive Kinderausstellung die Bedeutung und Ideen, welche
mit der Farbe Rot verbunden sind.
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Telefon: +49 (0) 87 42 / 96 55 99-0
Telefax: +49 (0) 87 42 / 96 55 99-22
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03 | 2009 35
Travel & Backpacking Travelogues
MS Bremen: Kreuzfahrt in neu-
seeländischen Gewässern (Teil II)
7. Tag Doubtful Sound und Dusky Sound
In den Morgenstunden gilt ein Besuch dem Thomson Sound,
der nicht nur landschaftlich sehr schön ist. Hier gibt es auch
die so selten gewordenen Fjordlandpinguine. Nur noch 1.500
Brutpaare hat man bei der letzten Zählung im Jahre 1999
registriert. Der Fjord wirkt angesichts der tief hängenden
Wolken fast mystisch. Ein weiterer Fjord steht an diesem Tag
noch auf dem Programm, die MS Bremen biegt in den Dusky
Sound ein. Im Pickersgill Harbour schwingen sich die Passagiere
einmal mehr in die Zodiacs. Die Sichtung eines jungen
Fjordlandpinguins ist Höhepunkt dieser Tour.
Dann steckt die MS Bremen nach dem Verlassen des
Fjordes ihren Bug wieder in die offene See, über die ein
heftiger Orkan hinweg pfeift.
Aufgrund der Wetterlage muss der weitere Fahrplan des
Schiffes verändert werden. Die Schiffsleitung hat sich in
Übereinstimmung mit der Reederei und mit den Behörden
in Neuseeland sowie nach Beratung mit den verschiedenen
Landstationen wie Agentur und Hafendiensten zur
Ansteuerung der Hafenstadt Bluff entschlossen. 8. Tag Bluff
360° Autorin: Dr. Christine Reinke-Kunze
Dr. Christine Reinke-Kunze ist
freiberufliche Journalistin und
hat bereits alle Kontinente bereist.
Einer ihrer Schwerpunkte sind
die Polarregionen. Ihre Erlebnisse
und Erfahrungen hat sie in
zahlreichen Buchpublikationen
zusammengefasst.
360° Fotograf: Holger Leue
Holger Leue gilt als einer der
angesehensten deutschen Rei -
sefotografen. Seine Aufnahmen
aus über 60 Ländern sind bereits
in mehr als 50 Bildbänden, Reiseführern
und Kalendern erschienen.
Ausführliche Bildergalerien
unter www.leue-photo.com.
Doubtful Sound – Ausf ug mit dem Zodiac
In den Morgenstunden erreicht die MS Bremen die
Reede von Stewart Island. Die See ist nach wie vor sehr
bewegt und ein schwerer Sturm fegt über das Meer. Die
Versuche, in den Hafen von Bluff einzulaufen müssen
schließlich abgebrochen werden. Die Bremen nimmt
wieder Fahrt auf und stampft weiter geradezu unbeirrt
durch die schwere See. Schiffs- und Reiseleitung
arbeiten in der Zwischenzeit ein Alternativprogramm
für die Passagiere aus. Nach eingehenden Beratungen
mit den landseitigen und seeseitigen Stellen, wird
beschlossen, nunmehr zu versuchen, den Hafen von
Dunedin, Port Chalmers anzulaufen. Kurz nach 20 Uhr
kommt der Lotse an Bord und anderthalb Stunden später
macht die MS Bremen im Hafen von Chalmers fest.
Die Schaukelei der letzten Tage hat zunächst einmal ein
Ende gefunden.
9. Tag Port Chalmers
Die Sonne steht schon früh am Morgen strahlend am Himmel.
Im geschützten Hafen von Port Chalmers ist es fast
unvorstellbar, dass draußen auf See noch ein schwerer
Sturm tobt. Die Passagiere aus Deutschland ziehen eine
Zugfahrt an diesem Tag jeder weiteren Begegnung mit
dem nassen Element vor.
36 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Kurz vor neun holt der historische „Taieri Gorge Railway“-
Zug, dessen Waggons zum Teil noch aus den 1920er- Jahren
stammen, seine Gäste fast am Schiff ab. Dann rollt der Zug
zunächst nach Dunedin, bevor die Fahrt ins Landesinnere,
ins 58 Kilometer entfernte Middleburg geht. Die Landschaft,
die vorbeizieht, ist abwechslungsreich. Es geht durch ausgedehntes
Farmland und Wälder, eine zerklüftete Landschaft
mit steilen Berghängen und tiefen Tälern. Der Zug rattert
über alte Brücken und Viadukte aus Schmiedeeisen.
Mit der „Taieri Gorge Railway“ durch Otago
Travelogues Travel & Backpacking
Glasfenster in der Railway Station von Dunedin
Stürmische See in der Foveaux Strait
© 360° Neuseeland 03 | 2009 37
Travel & Backpacking Travelogues
Rundfug mit dem Helikopter – Wale beobachten
Es ist eine gemütliche Fahrt, zudem sind die Mitarbeiter
des Zuges sehr um das leibliche Wohl ihrer Gäste bemüht.
Sekt und Säfte fließen, es gibt Kaffee und Muffins. Mittags
erreicht der Zug Middlemarch, eine kleine Siedlung an der
Strecke. Es bleibt eine Stunde Zeit, den kleinen Ort anzuschauen,
bevor der Zug das Signal zur Rückfahrt gibt.
Abends an Bord gibt es eine ganz besondere Überraschung:
Die RSA TAIERI PIPE BAND gibt eine Kostprobe
ihres Könnens: Musik aus aller Welt auf dem
Dudelsack gespielt.
10. Tag Dunedin
Der Tag in Dunedin beginnt mit strahlendem Sonnenschein,
doch ein heftiger Wind fegt über die Stadt. Nach
dem Frühstück beginnt ein Ausflug mit dem lokalen Schiff
„Monarch“ zur Otago-Halbinsel. Von Deck lassen sich
zahlreiche Königsalbatrosse in ihrem herrlichen Flug am
Taiaroa Head beobachten. Dann bringt die „Monarch“
ihre Gäste zu einer Kolonie von Gelbaugenpinguinen.
Das Naturreservat wurde 1985 von Howard McGrouther
gegründet, die ursprüngliche Zahl von acht Brutpaaren ist
auf inzwischen 19 angewachsen und gehört zu einer der
größten Kolonien von Gelbaugenpinguinen auf der neuseeländischen
Südinsel. Die Gelbaugenpinguine gibt es
nur in Neuseeland, sie zählen zu den seltensten Pinguinen
der Welt. Sie werden etwa 70 Zentimeter groß, wiegen
im Durchschnitt fünf bis sechs Kilogramm und können
recht alt werden. So hat man einen Pinguin beobachtet,
der stolze 32 Jahre alt geworden ist, das durchschnittliche
Alter liegt jedoch bei zwölf bis 15 Jahren. Es ist wunderschön,
diese kleinen Frackträger mit eigenen Augen zu
beobachten. Wer mag, geht am Nachmittag noch in die
Stadt, um Dunedin ein wenig näher kennen zulernen.
Baldwin Street – steilste Straße der Welt
11. Tag Timaru
Morgens gegen sechs Uhr erreicht die MS Bremen den
Hafen von Timaru, Ausgangsort für eine Busfahrt zum
Mount Cook. Sie führt zunächst durch grünes Weideland,
dann den Burkes Pass hinauf und zum Lake Tekapo. Mit
seiner türkisfarbenen Oberfläche stellt er einen schönen
Kontrast zur Bergwelt der Umgebung dar. Am Ufer
stehen Lupinen in voller Blüte. Es geht weiter über den
Simp sons Pass in das Tal des Pukaki Flusses. Leider gibt
die Wolkendecke den Blick auf den Mount Cook, den
höchsten Berg Neuseelands, an diesem Tag nicht frei.
Dann rollen die Busse zurück zur MS Bremen.
12. Tag Kaikoura
Bereits am frühen Vormittag starten vom Helikopterdeck
der MS Bremen aus zwei Hubschrauber zu Rundflügen
um das Schiff sowie zur Walbeobachtung. Insgesamt zehn
Flüge führen die beiden Maschinen durch. Es ist spannend
sowohl für diejenigen, die fliegen als auch für diejenigen,
die das gekonnte Manöver der Piloten beobachten.
Einige Passagiere fahren mit einem lokalen Katamaran
zur Walbeobachtung. Sie haben großes Glück und können
zwei Pottwale in mittelbarer Nähe ausmachen. Die
Rückfahrt allerdings gestaltet sich etwas heftig, der Seegang
hat zugenommen. Schließlich sind alle Ausflügler
an Bord zurück, die MS Bremen nimmt trotzt des stärker
werdenden Sturmes Kurs auf die Chatham Islands.
13. Tag Auf See
„The Church of the Good Shepherd“ am Lake Tekapo
Die ganze Nacht hat die MS Bremen ihre Fahrt in
schwerer See fortgesetzt und sich einmal mehr als her-
Travelogues Travel & Backpacking
vorragendes Seeschiff erwiesen.
Obwohl die Schiffsbewegungen
auch am Vormittag heftig sind,
treffen sich die Passagiere wissensdurstig
bei den verschiedenen
Vorträgen der Lektoren.
Das Themenspektrum ist breit:
Es geht um Wale, Walfang, die
Vogelwelt, und auch ein Kapitel
neuseeländischer Geschichte
fehlt nicht. Doch am späten Vormittag
zeigt sich, dass die MS
Bremen ihren Kurs ändern muss.
Die See ist zu stürmisch, und
würde man den geplanten Kurs
auf die Chatham Inseln einhalten,
würde man nicht rechtzeitig
zum Ausschiffungstermin den
Endhafen der Reise erreichen.
Schweren Herzens wird die Ents
c h e i d u n g g e t r o f f e n , Ly t t e l t o n
anzusteuern. Am Abend erreicht
die MS Bremen den Hafen von Lyttelton und die MS
Bremen macht an der Pier zu einer wohlverdienten
Pause fest.
14. Tag Lyttelton
Expeditionskreuzfahrten erfordern von allen Beteiligten
Geduld, Anpassungsfähigkeit und äußerste Flexibilität.
Wind und Wetter können immer wieder auch noch so
gute Pläne durchkreuzen. Das beweist gerade diese Reise
der MS Bremen zur Inselwelt Neuseelands. Doch Reederei,
Schiffsführung, Reiseleitung sowie Land agentur zeigt
außerordentliches Geschick, wie bei der Gestaltung der
nächsten beiden Tage deutlich wird. Am ersten Tag im
Hafen von Lyttelton lernen die Passagiere auf Ausflügen
nicht nur das Antarktiszentrum kennen, sondern genießen
den schönen Blick vom Mount Cavendish über die
Canterbury Ebene und Lyttelton bis nach Christchurch.
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38 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 39
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Preview 02/2008
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02/2008 Vorschau
© 360° Neuseeland 02 | 2009 99
Travel & Backpacking Travelogues
Wibke getragen. Alles Weitere trägt Axel, auch wenn ihn
der Rucksack fast in die Knie zwingt. Einem schmalen
Pfad folgend, ziehen wir durch gelbgrünes und braunes
Buschland, überqueren empfindliche Passagen auf Holzplanken,
den riesigen Schneeberg immer im Blick. Wir
erleben unbeschreiblich schöne Momente, besonders die
Abende im Gebirge, wenn die Sonne rot das Zelt beleuchtet
und wir unser Essen kochen.
Wie ein Profi trinkt Smilla aus der Radfasche. Der Nuckelfasche schenkt
sie mittlerweile nur noch einen verächtlichen Blick.
360° Autoren: Wibke Raßbach / Axel Bauer
Wibke Raßbach, 27, arbeitete
nach dem Abitur mit Menschen
mit einer geistigen Behinderung
in Schottland, Indien, Norwegen
und Deutschland, bevor sie ein
Studium der Sozialarbeit / Sozialpädagogik
abschloss. Momentan
macht sie eine Weiterbildung zur
Natur- und Erlebnispädagogin.
Axel Bauer, 32, absolvierte ein
Studium der I nnenarchitektur,
nachdem er zuvor eine Tischlerlehre gemacht hatte. Zurzeit
arbeitet er als Innenarchitekt und Designer. Die beiden haben
gemeinsame Reisen nach Tanzania, Kirgisien, Usbekistan,
Nepal, Indien und Neuseeland unternommen. In verschiedenen
Diavorträgen und Ausstellungen im Bereich Fotografie lassen
sie die Besucher an ihren Reisen teilhaben. Smilla Emilie Bauer,
geboren am 27. Mai 2007, ist Mittelpunkt der Familie. Ihr Lieblingsort
ist der Fahrradanhänger, ihre momentane Beschäftigung:
Spielespezialist.
Mehr Informationen über Smilla, Wibke und Axel, ihre Reisen
und Termine für den Diavortrag „Neuseeland – Fräulein Smillas
großes Abenteuer“ finden Sie auf www.kwerhoch2.de.
Easy going – Kevin lädt uns für ein paar Tage ein.
Jerusalem, London und Athen
Nach dem aufregenden Bergausflug verpacken wir
unsere Sachen wieder auf unsere Stahlrösser und rollen
vom Basislager hinab bis in den Dschungel, zu den traditionellen
Stammesgebieten der Maori. Diese liegen entlang
des Wanganui Rivers, der einst die Hauptschlagader
Neuseelands war. Zuerst fuhren die Maori in ihren Kanus
auf ihm ins Landesinnere, dann folgten die europäischen
Herrschaften in ihren „Riverboats“. Heute kommt der
Fluss eher ruhig und träge daher. Das dunkelgrüne Wasser
schiebt sich wie damals durch dichten Dschungel entlang
enger Täler in den Ozean. Aber auf der einst so befahrenen
Route trifft man heute kaum noch jemanden. Eine
Holperpiste führt entlang des Flusses. Auf dieser pedalen
wir uns vorwärts, schweißnass von der tropischen Hitze.
Bald haben wir das Gefühl, eins mit dem Fluss zu sein:
genauso nass, genauso langsam und irgendwie genauso
ruhig. Hier gibt es kaum Menschen und so gut wie keine
Autos. Wir hören nur die schrillen Rufe der Vögel und
unser eigenes Keuchen. Durch drei Siedlungen kommen
wir: Jerusalem, London und Athen. Wahrscheinlich hatten
die Einwanderer den Wunsch, ihrer neuen Heimat ein
wenig mehr Bedeutung zu verleihen.
Dann sind wir schon in Wanganui, der Stadt an der Mündung
des Flusses. Axel schaut in ein altes Kolonialhaus,
das gerade renoviert wird, und kommt mit Kevin, dem
Besitzer ins Gespräch. Die beiden schwimmen auf einer
Wellenlänge, und Kevin lädt uns prompt für ein paar Tage
ein. Im Obergeschoss über der Baustelle hat er seine
Farne am Wanganui River
42 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Wohnung, die er mit einem Künstler und einem seiner
Arbeiter teilt. Alles erinnert uns hier an unsere ehemalige
Studenten-WG in Halle. Hohe Räume, altes Haus, gefüllt
mit viel Energie und dieser sogenannten Kohleofenromantik.
Auch Smilla findet viele Freunde. Alle wollen sie
zum Lachen bringen und besonders unser Gastgeber ist
ganz vernarrt in sie. Als wir mit ihm über unsere weitere
Route sprechen, erzählt er von seinem Bruder Brent, der
in Wellington lebt. Ein kurzer Anruf und auch Brent will
uns in der Hauptstadt kennenlernen.
Männer, wehrt euch!
Wir fahren mit dem Bus nach Wellington, da auf dieser
Strecke zu wenig Platz für Radfahrer ist. Brent holt uns
ab und lotst uns durch den Verkehr der Hauptstadt zu
seiner Wohnung. Obwohl wir uns gerade erst kennenlernen,
ist er wie ein Freund zu uns. Wir berichten von
„Good Old Germany“, Brent unterhält uns mit kuriosen
New Zealand-Stories. Wussten Sie beispielsweise, dass
in Neuseeland die Frauenbewegung ein wenig über das
Ziel hinaus geschossen ist? Die armen Männer verlieren
mehr und mehr ihre Rechte, viele Frauen haben die wichtigen
Führungsposten unter sich aufgeteilt und so ein
starkes Ungleichgewicht geschaffen. Zahlreiche Männer
wandern nach Australien aus, um nicht diskrimieniert zu
werden und (ganz nebenbei) mehr Geld in down under zu
verdienen. Wellington ist auch sonst sehr überraschend
für uns. Wir sehen keine Obdachlosen, bekommen freien
Eintritt in große Museen und Galerien und sehen, dass
die (nun ehemalige) Premierministerin in einem schönen,
aber einfachen Holzhaus lebt, das von einem Bretterzaun
umgeben ist. Die Kiwis rümpfen über Snobs die
Nase und großer Reichtum ist verpönt. Dieses Land mit
seinen lebensfrohen und unkomplizierten Leuten wächst
uns immer mehr ans Herz.
Travelogues Travel & Backpacking
Joy führt uns tief in die Wildnis entlang der Golden Bay.
Hier warten geheimnisvolle Wälder und grandiose Aussichten.
Von Trampingtouren und Windelbeuteln
Der Wind weht uns direkt ins Gesicht und verschafft etwas
Kühlung vor der unerbittlichen Sonne unter dem Ozonloch
Neuseelands. Wir lassen den Norden hinter uns und setzen
mit der Fähre auf die Südinsel über. Axel kramt den Zettel
mit Joys Adresse raus, die uns nach Motueka eingeladen hat.
Joy ist einer der Menschen, die uns beide schwer beeindrucken.
Mit ihren 70 Jahren geht sie regelmäßig „trampen“
(neuseeländisches Sammelwort für Wildnistrips). Wir haben
Glück sie anzutreffen, gerade ist sie von der Mueller Hut
am Mount Cook wiedergekommen, Lebenslust versprühend
und Energie geladen. Am Abend noch hängen wir zusammen
über der Karte des Abel Tasman National Parks und
planen unsere eigene Trampingtour. Alles Überlebenswichtige
und Essen für vier Tage packen wir in einen großen
Rucksack. Smilla wird, wie es für eine so kleine Prinzessin
üblich ist, in den Kinderrucksack gesteckt. Auf der einen
Seite baumelt der sogenannte Windelbeutel, ein Stoffbeutel
mit Windeln, Moltontuch, Uromas Johanniskrautöl und
Wechselklamotten. Auf der anderen Seite etwas Obst, das
wir am ersten Tag verbrauchen müssen.
Ist der Abel Tasman Nationalpark das Paradies auf Erden?
Für uns, ja!
© 360° Neuseeland 03 | 2009 43
Travel & Backpacking Travelogues
Das Paddeln mit dem Seekajak bietet ungewöhnlich
reizvolle Perspektiven vom Abel Tasman Nationalpark.
Neben Zelt, Essen und Schlafsack füllen auch 32 Windeln den Rucksack.
Vier Tage ist die kleine Familie autark unterwegs.
Die Tage sind wunderbar!
Joy bringt uns zum Startpunkt des Abel Tasman Nationalpark-Tracks
und mit weichen Knien, denn vier Tage Proviant
wiegen schwer, stapfen wir los. Es geht entlang der Küste.
Die Berge reichen bis in den Ozean, dazwischen gibt es
immer wieder einen schmalen Streifen Strand. Wir fühlen
uns wie die ersten europäischen Einwanderer: Durch dichten
Dschungel geht es bergauf, bergab tiefer und tiefer in
die Wildnis. Die Grillen zirpen nicht, sie schreien schon fast.
Die Bäume und Farne wachsen so dicht, dass wir uns fragen
müssen, ob da überhaupt Tiere hindurch passen. An manchen
Stellen geht es durchs Watt, wo wir die Ebbe abwarten
müssen, um weiterzukommen. Smilla hat das Abenteuerfieber
gepackt: Sie sitzt mucksmäuschenstill im Rucksack
und beobachtet alles genau. Ihre Aufmerksamkeit wird nur
durch gelegentliche Nickerchen unterbrochen. Die Tage
sind wunderbar! Ein Vorgeschmack aufs Paradies, falls wir
dort hinkommen sollten. Wir laufen, baden, laufen, essen,
laufen, schlafen. Am vierten Tag rasen wir mit einem Boot
über das Wasser zu unserem Ausgangspunkt zurück – aus
der Zeit der Entdecker in das Jahr 2008.
Sir Ed
Es regnet Bindfäden. Es ist der 22. Januar. Zum Glück
gewährt uns Joy Asyl und wir verfolgen mit ihr auf dem
Fernseher, wie Sir Edmund Hillary zu Grabe getragen
wird. Für die Neuseeländer ist Hillary ein echter Held,
ein Gentleman und Idealist. Da es nicht so viele Menschen
hier gibt, hat jeder das Gefühl, einen Freund verloren zu
haben. Die Trauerfeier ist sehr ergreifend. Joy wird ganz
still und auch Wibke spürt plötzlich einen Kloß im Hals,
als der Sohn von Tenzing Norgay Sir Ed für alles dankt,
was er für die Sherpas getan hat. Hillarys Tochter wurde
in der Schule nach dem Beruf ihres Vaters gefragt und
blieb dem Lehrer die Antwort schuldig. Er selbst sah sich
immer als Bienenzüchter und ist damit ein echter Neuseeländer.
Nicht der Bienen wegen, sondern weil er mit
seinen Freunden immer auf Augenhöhe bleiben wollte.
Wir radeln zur Westküste. Auf dem Weg dahin besteigt
Smilla ihren ersten Berg mit immerhin 1.730 Metern Höhe.
Dafür lässt der erste Zahn noch auf sich warten. In der
Der Silberfarn ist das Nationalsymbol Neuseelands. Das Formenspiel
erinnert an längst vergangene Zeiten.
Mit sieben Monaten „besteigt“ Smilla ihren ersten richtigen Berg:
den 1.731Meter hohen St. Arnaud Range.
Nacht ereignet sich eine mittelgroße Katastrophe: Im
Glauben an gutes Wetter lässt Axel die Radtaschen abends
am Gepäckträger hängen. Der andauernde Regen in der
Nacht kriecht durch den Verschluss und füllt die eigentlich
wasserdichten Packtaschen. Die Fotoobjektive und Diafilme
stehen unter Wasser! Wie durch ein Wunder funktioniert
nach einem Tag Zwangstrockenpause alles noch.
In Greymouth, an der stürmischen Westküste, laden uns
Keith und Trisha geradewegs von der Straße ein. Sie
sind selbst sehr viel gereist und wissen, wie gut einem
eine Dusche, ein weiches Bett und ein gutes Gespräch
am Abend tun, wenn man unterwegs ist. Bei den beiden
zu Hause lernt unser jüngstes Expeditionsmitglied das
Krabbeln. Hinter unserem Rücken erreicht sie nun alles,
was verboten ist. Besonders auf unsere ohnehin schon
angeschlagenen Kameras hat sie es abgesehen.
Die Anhängerkinder
Wir verlassen Greymouth und fahren ins Landesinnere.
Hatten wir entlang der eigentlich regnerischen Westküste
strahlenden Sonnenschein, werden wir im eher trockenen
Inland gleich mehrfach richtig nass. Nach einem
langen Radtag erklimmen wir den 912 Meter hohen
Lewispass und biwakieren auf dem höchsten Punkt.
Nachts prasseln die Regentropfen aufs Zelt, und als wir
am Morgen hinaus blinzeln, hängen wir mitten in den
Wolken. Von hier bis ins nächste Dorf sind es 75 Kilometer
Bergstrecke – dazwischen gibt es nur Wildnis! Doch
es nützt nichts. Rauf auf die Räder, Smilla schnell in den
Anhänger (wenigstens bleibt sie trocken) und wir rollen
durch den prasselnden Regen. Nach 20 Kilometern
erhebt sich vor uns ein Haus. Unsere Rettung! Das Outdoor-Education-Center
ist nicht in der Karte verzeichnet
und normalerweise lernen hier Schulklassen das Wildnis-
Einmaleins. Doch heute ist das unser Unterschlupf. Kurz
nach uns treffen noch mehr pitschnasse Radler ein. Wir
trauen unseren Augen nicht: Ein französisches Paar mit
drei Kindern. Pierre zieht den Anhänger, in dem Mathieu
Travelogues Travel & Backpacking
(3) sitzt. Louis (7) fährt auf einem eigenen Kinderrad mit
Packtaschen. Jeanne (12) sitzt mit ihrer Mutter Jaqueline
auf dem Tandem. Sie waren schon ein halbes Jahr
in Südamerika und beradeln jetzt Ozeanien. Wir sind
stark beeindruckt! Smilla verliebt sich sofort in Mathieu,
der sie – ganz Franzose – charmant mit Madame anredet.
Die beiden schweben in ihrer eigenen Spielwelt und
teilen das Schicksal, ein „Anhängerkind“ zu sein. Drei
Tage sind wir zusammen unterwegs, dann trennen sich
unserer Wege wieder. Smilla schmollt trotzig vor sich hin
und wir sind gespannt, was so alles auf uns zukommt,
wenn sie einmal Teenager ist.
Mit drei Kindern on tour – für einige Tage begleiten wir eine französische
Radlerfamilie.
Mathieu, ganz Franzose, spricht Smilla mit Madame an.
Da schlägt ihr Herz höher.
Wer wissen möchte, wie weit Omaliebe reicht, welches
Drama sich am Mount Cook für die drei ereignet und wo es
in Neuseeland die besten Thüringer Rostbrat würste gibt:
Der Beitrag wird in Ausgabe 4 / 2009 fortgesetzt.
44 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 45
Travel & Backpacking Travelogues
Cape Reinga
90-Mile-Beach:
So schön und so tückisch
Mit meinem eigenen Auto fahre ich nicht! So
viel steht schon mal fest. Auch wenn bereits in
den Backpacker Hostels in Auckland aufgeregt
davon erzählt wird, wie „awesome“ es sei, den 90-Mile-
Beach entlang zu brausen. Der Strand ist nämlich eine
offizielle Straße. Tatsächlich ist er zwar nur etwa 55 Meilen
l ang, doch die führen schnurgeradeaus, auf der einen
Seite die tasmanische See, auf der anderen wüsten artige,
gewaltige Dünen. Das ist schon etwas Besonderes, zugegeben,
und auch ich war kurz in Versuchung. Bis ich
hörte, dass der wunderschöne 90-Mile-Beach ganz schön
tückisch sein kann. Nur zwei Stunden vor und nach der
Ebbe darf man ihn befahren (bei aufgewühlter See kürzer),
doch es gibt nur sehr wenige Zu- und Abfahrten
zwischen den Dünen hindurch, man sollte die Strandralley
also genauestens auf die Gezeiten abstimmen. Auf
den Adrenalinkick verzichte ich gerne: Den Strand entlangfahren
und beten, dass endlich eine Ausfahrt kommt,
während das Meer mit auflaufender Flut immer näher
rückt … Außerdem ist natürlich keine Straße eingezeichnet,
man muss also selbst herausfinden, wo der Strand
befahrbar ist und wo das Auto (dringend empfohlen:
4WD) einsinkt. Die Gefahr lauert auf beiden Seiten: Hier
lecken die Wellen, saugt der schlüpfrige Grund an den
Reifen, dort bleibt das Auto im feinen Sand der Dünen
stecken wie in einer Schneewehe, und dann fließen da
noch ein paar Bäche quer über den Strand ins Meer. Als
wäre das nicht heikel genug, gibt es am 90-Mile-Beach
auch noch Treibsand. Wer an der falschen Stelle anhält,
versinkt. Der Fahrer des Busses, mit dem ich schließlich
eine Tagestour mache, erklärt uns, er würde niemals,
auf gar keinen Fall anhalten, um ein stecken gebliebenes
Auto rauszuziehen – bis das Abschleppseil befestigt sei,
wäre auch sein Bus schon verloren. Wenn einer, der den
90-Mile-Beach in und auswendig kennt, das sagt, wird
es stimmen. Das halb im Sand versunkene Auto wrack,
an dem wir vorbei fahren, unterstreicht seine Worte wirkungsvoll.
Nach etwa sechs Wochen, meinte er, habe der
Strand ein Auto vollständig verschluckt. Unvorstellbar?
Nicht, wenn man das Autowrack gesehen hat, an dem die
Gezeiten ganz offensichtlich schon seit ein paar Wochen
gierig lecken. Und das natürlich tausendfach fotografiert
wird. Zum Glück, denke ich in diesem Moment, bin
ich nicht mit meinem eigenen Auto auf die Strandpiste
Versunkenes Autowrack – im Sand verloren
Cape Reinga – Leuchtturm
gefahren. Auch wenn es alt und hässlich ist: So soll es
nicht enden. Andere Touristen scheint die Gefahr jedoch
nicht abzuschrecken oder erst recht zu reizen. Manche
fahren sogar trotz Verbots mit dem Mietwagen auf den
Strand, erzählt unser Guide, oder gar mit einem Campervan.
Aber ich greife vor.
Busfahrer sind richtige Geschichtenerzähler
Es ist kurz vor neun Uhr morgens, als ich auf den Parkplatz
in Kaitaia, der mit rund 6.000 Einwohnern größten
Stadt im nördlichen Zipfel Northlands, einbiege. Gleich
startet von hier die Tagestour zum Cape Reinga. Eigentlich
kann ich Gruppenreisen nicht ausstehen – und damit
geht es mir wie sehr vielen Neuseeland-Reisenden, die
das Land (das schließlich ein Traum für Individualreisende
ist) bevorzugt auf eigene Faust erkunden. Doch
jetzt bin ich schon seit drei Tagen in einem Hostel in der
Shipwreck Bay am südlichen Ende des 90-Mile-Beach
und an jedem Abend erzählten dort ein paar Gäste mit
leuchtenden Augen von ihren Erlebnissen auf der guided
tour zur Nordspitze der Nordinsel. Die Busfahrer
seien richtige Geschichtenerzähler, schwärmen sie,
denn das Land dort oben sei den Maori heilig und reich
an Legenden, über die man auf der Fahrt viel erfahre.
Auch mache man unterwegs einige Stopps: etwa um
Jahrtausende alte Kauri-Bäume anzuschauen oder um
eine Riesendüne herunter zu rodeln. Und schließlich
führe der Bus eine Strecke zum Kap auf dem 90-Mile-
Beach und das sei wirklich ein besonderes Erlebnis.
Schließlich buche auch ich einen Tagestrip bei „Harrisons
Cape Runner“ – und werde nicht enttäuscht.
360° Autorin: Julia Schoon
Travelogues Travel & Backpacking
Julia Schoon bereiste 2006 für
fünf Monate die Nord- und Südinsel.
Auf den 90-Mile-Beach
wagte sie sich lieber nicht mit
dem eigenen Auto – der geführte
Tagesausflug im Bus war trotzdem
spannend und versüßte ihr
noch dazu den Geburtstag.
46 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 47
Travel & Backpacking Travelogues
Spektakulärer Sonnenuntergang am 90-Mile-Beach
Kauri-Wendeltreppen als Touristenattraktion
Unser erster Stopp ist das Unternehmen „Ancient Kauri
Kingdom“. Kauris, das sind urzeitliche Baumgiganten,
von denen Neuseeland noch im 19. Jahrhundert üppig
bewachsen war. Über tausend Jahre alt können sie werden
und ihr Holz ist sehr hart und sehr kostbar. Deshalb
schlugen die europäischen Siedler innerhalb weniger
Jahrzehnte das neu in Besitz genommene Land nahezu
kahl, nur einige dutzend Kauris überlebten und stehen
heute unter strengem Schutz. Und noch auf eine weitere
Art überdauerten einige Stämme die Zeit, manche über
45.000 Jahre: In den Sümpfen im Norden der Nordinsel,
wo die Bäume konserviert wurden, statt zu versteinern
(wie etwa in Curio Bay auf der Südinsel) oder sich in Kohle
zu verwandeln, und von wo sie seit einigen Jahren mit speziellen
Gerätschaften geborgen, getrocknet und verarbeitet
werden. Der bisher spektakulärste Fund: Ein 23 Meter
langer Stamm mit 11,3 Metern Umfang. Er ist heute das
Herzstück des Ancient Kauri Kingdom Verkaufsraums (der
übrigens um den 50-Tonnen-Koloss herum gebaut wurde),
nachdem in wochenlanger Arbeit und mit reichlich kiwi
ingenuity eine Wendeltreppe in den Stamm hinein gesägt
und geschnitzt wurde. Als ich die Stufen dieser Touristenattraktion
hinaufsteige, fühle ich mich fast wie der kleine
Hobbit. Die Stämme und Stümpfe, die draußen auf dem
Parkplatz liegen, sind zwar etwas kleiner, aber immer noch
reichlich imposant. Und drinnen kann man bewundern
Tourbus im Te Paki Stream
und kaufen, was daraus gemacht wird: Kunsthandwerk,
Skulpturen, Möbelstücke und Gebrauchsgegenstände wie
Salatschüsseln, Eierbecher oder Vasen, deren polierte
Oberfläche die Schönheit des Holzes zur Geltung bringt.
Trotzdem frage ich mich: Sollte man aus den wenigen
Kauris, die noch verarbeitet werden dürfen, nicht etwas
anderes als Souvenirs machen?
48 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Das Meer bestimmt den Zeitplan
Die Four Sisters
Größenvergleich
Als wir weiterfahren, informiert uns unser Fahrer,
dass er heute eine etwas andere Route fahren wird.
Das Meer sei sehr aufgewühlt, erklärt er, und da er
uns nicht um die Fahrt auf dem 90-Mile-Beach bringen
wolle, das Zeitfenster dafür heute aber viel kleiner
sei, müsse er umplanen. Ein bisschen beunruhigt
klingt er ja schon, meine ich herauszuhören, aber da
fügt er auch schon hinzu, dass er bereits seit 20 Jahren
über den Strand fahre. Bei ihm seien wir sicher,
aber heute solle sich mal lieber kein Tourist auf die
360° Info
Cape Reinga
Travelogues Travel & Backpacking
Auckland
Hamilton
Whangarei
Rotorua
Taupo
Napier
LAGE: Wie ein Finger ragt das nördliche Ende der Nordinsel
in den Ozean, Palmerston auf seiner Spitze North sitzt Cape Reinga und seine
Westküste ist ein durchgängiger Sandstrand – der 90-Mile-
Beach. Er ist zwar tatsächlich nur etwa 55 Meilen lang, doch
damit ist er immer noch der längste Strand des Landes.
Wellington
GESCHICHTE: Der 90-Mile-Beach gehört zur Region Northland,
die als Wiege Neuseelands gilt: Im Hokianga Harbour
soll das erste Kanu der Maori angelegt haben, die ersten
europäischen Siedler landeten in der Bay of Islands und
hier wurde auch 1840 der Waitangi Treaty unterzeichnet,
mit dem Neuseeland als Staat gegründet und der britischen
Krone unterstellt wurde. Entsprechend ist Northland besonders
reich an Sagen der Maori, zudem ist rund ein Viertel
des Landes (wieder) in Maoribesitz. Heiligster Ort ist Cape
Reinga: Von der Spitze der Nordinsel reisen im Glauben der
Maori die Seelen der Toten ins Jenseits. Ab 1932 wurde der
90-Mile-Beach als Startbahn für die ersten Air Mail Flüge
zwischen Australien und Neuseeland genutzt. Seit 1993 ist
er jedes Jahr im März Austragungsort eines ausschließlich
auf dem Strand gelaufenen Marathons, dem Te Houtaewa
Challenge.
KLIMA: Der hohe Norden ist Neuseelands wärmste Region:
Das subtropische Klima beschert milde Winter und feuchtwarme
Sommer. Durchschnittliche Sommertemperaturen
liegen bei 22 bis 26° Celsius, übersteigen aber selten 30°.
Im Winter kann es durchaus 17° warm werden, aber es regnet
häufiger, auch Stürme sind möglich.
360° Web Info
www.ahipara.co.nz
www.kaitaia.com
www.northlandnz.com
© 360° Neuseeland 03 | 2009 49
Travel & Backpacking Travelogues
SEHENSWERTES / AKTIVITäTEN
90-Mile-Beach: Der Strand selbst ist die Attraktion
– ob man ihn nun entlang fährt (als Selbstfahrer ein
garantierter Adrenalinkick …), die Dünen runterrodelt,
angelt, surft oder ihn einfach nur bewundert.
Ancient Kauri Kingdom: Gigantische, bis zu 45.000 Jahre
alte Kauribäume, im Sumpf konserviert, werden hier
gezeigt, verarbeitet und verkauft, Eintritt frei; 229 State
Highway 1, Awanui, Tel: 09 / 40 67 17 2, www.ancientkauri.co.nz
Kiwi and Glow Worms Nocturnal Park: Spannende Beobachtungen
für Natur- und Tierfreunde! 18 Kilometer
südlich von Kaitaia (ausgeschilderter Abzweiger vom
SH1), Tel. 09 / 40 94 10 0.
Good Vibrations Surf Camp: Der 90-Mile-Beach ist
ein Dorado für Surfer, hier kann man’s lernen; Übernachtung
möglich; Masters Access Rd, RD1, Kaitaia,
Tel. 09 / 40 94 00 9, www.surfcoaching.com
Ahipara Adventure Centre: Verleih von Quad Bikes,
Mountainbikes, Kajaks, Surfboards; Strandsegeln,
UNTERKüNFTE
€ € € Endless Summer Lodge: Der Luxus einer
historischen Villa direkt am Strand mit Kräutergarten
und Surfboardverleih zum Preis eines Backpackers;
245 Foreshore Rd, Ahipara, Tel. 09 / 40 94 18 1,
www.endlesssummer.co.nz; vorgestellt in Ausgabe
06 / 2008 S. 53.
€ € € Doubtless Bay Villas: Elegant Luxus-Suites und
-Apartments direkt am Strand; PO Box 11, Mangonui,
Tel. 09 / 40 61 26 0, www.doubtlessbayvillas.co.nz
€ € € Beach Lodge: Luxus-Lodge in der Doubtless
Bay, direkt am Strand; 121 State Highway 10, Coopers
Beach, Mangonui, Tel: 09 / 40 60 06 8, www.
beachlodge.co.nz
€ € € Beachfront: Exklusive Studio-Appartments
direkt am südlichen Ende des 90-Mile-Beach;
14 Kotare St, Ahipara, Tel. 09 / 40 94 00 7, www.beachfront.net.nz
360° Info
Reiten, Dünenrodeln; auch Hochseefischen kann ge bucht
werden; 15 Takahe St, Ahipara, Tel. 09 / 40 92 05 5,
www.ahipara.co.nz/adventurecenter/main.html
Tall Tale Tours: Bieten einmalige Einblicke in die Maori-
Kultur – Legenden und Mythen, Handwerk, heilige Orte
etc.; 237 A Commerce St, Kaitaia, Tel. 09 / 40 80 87 0,
www.tall-tale.co.nz
Harrison’s Cape Runners: Ausflüge zum Cape mit
zahlreichen Zwischenstopps, u. a. zum Sandboarden,
am Ancient Kauri Kingdom, zum Picknick. Große
und kleine Gruppen. Erw. 45 NZ$, Kinder 25 NZ$;
123 North Rd, Kaitaia, Tel. 09 / 40 81 03 3, www.ahipara.
co.nz/caperunner
Sand Safaris: Ein weitere Anbieter für Touren zum
Cape mit ähnlichen Stopps. Erw. 55 NZ$, Kinder
35 NZ$; 221 Commerce St, Kaitaia, Tel. 09 / 40 81 77 8,
www.sandsafaris.co.nz
Far North Outback Adventures: Touren zum Cape mit
Personal Guide im 4WD – individueller, aber teurer;
PO Box 668, Kaitaia, Tel. 09 / 40 80 92 7, www.farnorthtours.co.nz
€ € Mainstreet Lodge (BBH): Günstig und zentral, gute
Basis für Ausflüge in den Norden; 235 Commerce St,
Kaitaia, Tel. 09 / 40 81 27 5, www.mainstreetlodge.co.nz
€ € Gunnypa’s: Einladendes B&B inmitten eines Parks
auf halber Strecke nach Cape Reinga; 5373 Far North Rd,
Ngataki, Tel. 09 / 40 98 10 8, www.gunnypas.co.nz
€ € The Little Forest: Der Homestay von Gary und Astas
liegt fern der Touristenpfade in einem kleinen Wald, absolut
eco-friendly und typisch neuseeländisch; 757 Diggers Valley
(zwischen Herekino und Kaitaia), www.foreststay.com
€ Wagener Holiday Park und Backpacker: Sehr schöne
Lage, günstig, großes Freizeitangebot, Campingmöglichkeiten
und Unterkünfte; Houhora Heads, RD4 Kaitaia,
Tel. 09 / 40 98 56 4, www.northlandholiday.co.nz
€ The Park Top Ten: Der Holiday Park liegt fünf Minuten
vom 90-Mile-Beach entfernt, Zeltplatz und Cabins;
PO Box 71 Kaitaia, Tel. 09 / 40 67 29 8, www.ninetymilebeach.co.nz
50 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Sandpiste wagen. Und schon erzählt er uns schmunzelnd
Anekdoten von steckengebliebenen und abgesoffenen
Autos. Kiwis haben wirklich einen schrägen
Humor. Auf dem State Highway No. 1, der hier nur eine
schmale Landstraße ist und vom 90-Mile-Beach leider
durch einen kilometerbreiten Waldgürtel getrennt wird,
fahren wir immer weiter gen Norden oder vielmehr:
Nordwesten. Rechts der Straße erstreckt sich sanft
hügeliges Farmland und auf der Höhe von Houhora
Heads und Pukenui schweift mein Blick über einen türkisblau
leuchtenden Meeresarm, der hier bis fast zur
Straße reicht. Kurz dahinter biegen wir rechts in eine
Gravel Road ab und erreichen Rarawa Beach an der
Ostküste: Sein feiner Quarzsand ist schneeweiß und
glitzert in der Sonne, dass es in den Augen weh tut.
Mit Sonnenbrille geschützt, lasse ich diesen unwirklichen
Anblick einen Moment auf mich wirken. Und
dann geht es auch schon weiter. Unser Fahrer erzählt,
dass wir uns hier auf „Te Hiku“ oder „Te Ika“ befinden.
So nennen die Maori diesen nördlichsten Zipfel: den
Fischschwanz. Der Legende nach stand Maui, der göttliche
Ur-Maori, in seinem Kanu (die Südinsel), angelte
und zog einen gigantischen Fisch aus dem Meer – die
Nordinsel. Schaut man sich ihren Umriss an, so kann
man tatsächlich einen Fisch erkennen, vielleicht einen
Rochen, dessen Kopf bei Wellington liegt, seine Flossen
bei New Plymouth und am East Cape und Northland
ist die Schwanzflosse.
Cape Reinga, den Maori heilig
und unter Naturschutz
Rund hundert Kilometer ist sie lang – das entspricht
der Distanz zwischen Kaitaia und Cape Reinga. Auf
den letzten 21 Kilometern wird der State Highway zur
Schotterpiste. Warum die einzige, reichlich frequentierte
Zufahrt zu einem der beliebtesten Touristenziele
Neuseelands nicht schon befestigt wurde, verrät unser
Guide leider nicht – vielleicht hat es etwas damit zu
tun, dass das Land hier oben den Maori heilig ist und
ein Großteil unter Naturschutz steht. Aber er erzählt
uns die Maori-Legende von Reinga und welch’ große
Bedeutung das Kap für die Ureinwohner Neuseelands
hat: Die Seelen der Verstorbenen, so ist es überliefert,
reisen die Küste hinauf bis zur Spirits Bay und verlassen
dann über die Wurzeln eines riesigen Pohutukawa-Baumes
das Land der langen weißen Wolke. Auf
Ohaua, dem höchsten Punkt der Three Kings Island,
57 Kilometer vor der Spitze Cape Reingas, tauchen sie
noch einmal aus dem Meer auf und reisen dann für
immer ins Land ihrer Vorväter – nach Hawaiki (nicht
zu verwechseln mit Hawaii!). Wenn man den Jahrhunderte
alten Pohutukawa sieht, der dort tatsächlich
steht, und das schäumende Meer vor dem Kap, wo die
Tas manische See und der Pazifik zusammenfließen,
dann zweifelt man kein bisschen daran, dass es genau
so geschieht.
Der Leuchtturm weist den Weg
Travelogues Travel & Backpacking
Auf sehr viel profanere Weise hat auch der Leuchtturm
auf der Spitze des Kaps mit dem Tod zu tun – obwohl er
heute, da die Sonne scheint, äußerst fotogen und freundlich
wirkt. 1941 wurde er dort errichtet, der alte Leuchtturm
steht rund vier Kilometer südwestlich auf Motuopao
Island (bei gutem Wetter kann man ihn von hier aus
sehen). Und trotzdem liefen hier seit 1808 mindestens 140
Schiffe auf Grund, holte sich die raue See viele Leben.
Beeindruckt von der Schönheit der Natur, deren gewaltige,
manchmal zerstörerische Kraft sich an diesem Hochsommertag
nur erahnen lässt, laufe ich vom Leuchtturm
hinauf auf einen Hügel. Weit unter mir brechen sich weiß
schäumende Wellen in einer einsamen Bucht, die gesäumt
ist von gewaltigen, goldgelben Dünen, dahinter erstreckt
sich der 90-Mile-Beach, dessen südliches Ende sich im
Dunst der aufgewühlten See verliert, und zu drei Seiten
reicht der Ozean bis zum Horizont. Hier oben bläst ein
kräftiger Wind, der mir das Gefühl gibt, ich könne davonfliegen.
Und mich daran erinnert, dass zwischen diesem
Zipfel Neuseelands und dem nächsten Festland einige
tausend Kilometer Meer liegen. Der Wegweiser unten am
Turm weiß es genauer: 1.975 Kilometer bis Sydney, 10.479
bis Los Angeles. Dazwischen nur ein paar Inselchen. Wer
möchte, kann hier beim Most Northern Post Office in New
Zealand seine Postkarten abschicken – vorausgesetzt, er
hat sie zuvor gekauft und auch schon frankiert.
Ein Riesenspaß:
Mit dem Bob die Düne runterrodeln
Plötzlich knurrt mein Magen und erinnert mich daran,
dass wir schon seit Stunden unterwegs sind. Zum Glück
steht als nächstes unser Lunch-Picknick an, für das wir,
Sandboarden – beliebter Spaß am Te Paki Stream
© 360° Neuseeland 03 | 2009 51
Travel & Backpacking Travelogues
Wegweiser am Leuchtturm von Cape Reinga
wieder auf einer schmalen Schotterpiste, über einen
Hügelkamm hinunter in eine idyllische kleine Bucht
fahren. Bevor wir aussteigen dürfen, warnt unser Busfahrer
uns vor den gefährlichen Strömungen: „Hier in
der Tapotupotu Bay sind schon einige Menschen ertrunken!“
Obwohl die Sonne, kaum dass der Wind weg ist,
herunter brennt, ist mir das Wasser sowieso viel zu
kalt. Ich laufe nur ein bisschen barfuß im Wellensaum
den Strand entlang und sammle Muscheln, aber ein
paar Unerschrockene gehen trotz allem baden. Dann
machen wir uns auf den Rückweg. Die Te Paki Stream
Road führt uns durch den Wald Richtung Strand, und
als die Bäume hügeligem Grasland weichen und wir auf
eine riesige Düne zuhalten, ver stehe ich auch, woher sie
ihren Namen hat: Die Holperpiste wird zu einem flachen
Flussbett. „Hier darf man auf keinen Fall anhalten“, sagt
unser Fahrer und macht eine bedeutungsvolle Pause,
bevor er hinzufügt: „Treibsand!“ Ein paar Meter weiter
ist der Bus aber offenbar sicher, denn an der Düne
machen wir einen Stopp zum Sandboarden. Schnell
sind die Plastikbobs ausgeteilt und auch ältere und
übergewichtige Herrschaften stapfen enthusiastisch in
der brennenden Sonne den gigantischen Sandhaufen
hinauf, um ihn dann juchzend herunterzurodeln. Manche
sogar mehrfach. Als sich alle schnaufend und verschwitzt
wieder am Bus eingefunden haben, fahren wir
weiter – und endlich auf den 90-Mile-Beach. Links und
rechts stiebt das Wasser hoch, als der Bus durch den
Te Paki Stream auf das Meer zufährt, und dann sind wir
auf dem Strand und fliegen zwischen Dünen und Wellen
dahin. Die schon ganz schön nahe kommen, wie ich
finde, sich bedrohlich auftürmen und schäumend weiße
Kronen tragen. Im brodelnden Meer steht ein haushoher
Torbogen aus Fels, dessen Konturen im Dunst der
aufstiebenden Gischt verschwimmen. Motupia Island,
sagt unser Fahrer. Es könnte genauso gut das Tor in
eine andere Welt sein.
Sandformation am 90-Mile-Beach
KULINARISCHES
Ein halb versunkenes Auto warnt
vor der Tücke des 90-Mile-Beach
Travelogues Travel & Backpacking
Okahu Estate: Mehrfach ausgezeichnetes Weingut; die preisgekrönten
Weine werden im The Cellar Door kostenlos verkos
tet (Dez. bis Feb. täglich 10 – 17 Uhr, übrige Monate nur
Mo bis Fr). Dazu gibt es hausgemachte Snacks; 3,5 Kilo meter
südlich von Kaitaia auf der Awarora Rd (Richtung Ahipara),
Tel. 09 / 40 82 06 6, www.okahuestate.co.nz
Bridge Cottage Restaurant: In einem charmanten, 135 Jahre
alten Cottage; lädt zum Dinner ebenso wie zum kühlen Drink
auf der Terrasse; 8 Redan Rd, Kaitaia, Tel. 09 / 40 82 55 5,
www.sites.ramsu.co.nz/bridgecottage
Coopers Café: Gemütliche Einkehr zu französisch und asiatisch
beeinflusster Küche aus besten lokalen Zutaten oder zu einem
Drink vor oder nach dem Strandbesuch (200 Meter entfernt);
157 State Highway 10, Mangonui (Coopers Beach / Doubtless
Bay), Tel. 09 / 40 60 86 0, www.cooperscafe.co.nz
Mangonui Fish Shop: Direkt am Hafen von Mangonui gelegen,
bekommt man hier fangfrischen Fisch, das Angebot ist tagesabhängig;
man kann auch seinen eigenen Fang zubereiten lassen;
Tel. 09 / 40 60 47 8.
Houhora Tavern: Typischer, über 100 Jahre alter Kiwi-Pub
mit freundlichen Besitzern und herzhafter Küche am Houhora
Harbour; Saleyard Rd, Kaitaia, Tel. 09 / 40 98 80 5.
Dann hält der Bus wieder an und wir sehen mit eigenen
Augen, was passieren kann, wenn jemand zur falschen
Zeit oder mit dem falschen Vehikel auf den 90-Mile-Beach
fährt: Leicht schräg steckt da ein Autowrack im Sand, wie
von gewaltiger Hand bis zur Hälfte hineingerammt. Dach
und Türen sind verbeult – die Gezeiten haben einen Totalschaden
angerichtet. Und die schaulustige Meute hat
Glück: Noch ist die Flut weit genug draußen, das Wrack
liegt auf dem Trockenen, und so posiert einer nach dem
anderen am Lenkrad des Wagens, den kürzlich noch ein
abenteuerlustiger Tourist den schönen, aber tückischen
Strand entlang steuerte. Bin ich froh, dass ich meinen
auf dem Parkplatz in Kaitaia gelassen habe! Als wir
weiterfahren, lehne ich mich entspannt in meinem Sitz
zurück und genieße den Ausblick, während unser Fahrer
den Bus sicher über den Strand steuert und sich von
der stürmischen See zu seiner Rechten kein bisschen aus
der Ruhe bringen lässt. Als ich am Abend in mein Hostel
zurückkehre, sind wieder ein paar neue Gäste angekommen.
Und diesmal bin ich es, die in gemütlicher Runde
beim Essen von den Erlebnissen des Tages schwärmt.
52 03 | 2009 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 03 | 2009 53
360° Info
Emigration & Working Holidays Report
Backpacker für drei Monate:
„Work and Travel“ in
Neuseeland und Australien
Die Entscheidung, mit einem Working Holiday-Visum
durch Neuseeland und Australien zu reisen, viele
Monate bleiben zu können, weil man sich das Reisegeld
zwischendurch verdienen kann und so das Land und
die Menschen besser kennen lernt als in jedem normalen
Urlaub, wird einem wirklich nicht schwer gemacht. Neuseeland
und Australien, weiter weg von zu Hause geht es
kaum noch, ein Versprechen, etwas völlig Neues zu erleben
und einen wunderschönen Teil der Erde zu sehen.
Und sowohl die neuseeländische als auch die australische
Regierung ermöglichen es jungen Leuten von 18 bis 30,
in ihren Ländern zu arbeiten (www.nzembassy.com; www.
germany.embassy.gov.au). So kann man bis zu einem Jahr
bleiben, bei nachweislich dreimonatiger Farm- oder Erntearbeit
auch zwei. Abiturienten mit und ohne Lebensplan,
ebenso Uni-Absolventen oder ehemalige Berufstätige reisen
in die beiden Länder, um dem Alltag zu Hause zu entfliehen.
Entweder mit einer der Organisationen, die vor
allem Formalitäten erledigen, oder auf eigene Faust beginnt
der potenzielle Backpacker, die Reise zu planen. Das Visum
ist schnell beantragt und mit einem gewissen Polster für die
Zeit der Jobsuche ist man dann schon gerüstet. Zumindest
rein theoretisch. Denn so ziemlich jeder Plan, der zu Hause
entworfen wurde, wird bald aufgegeben sein.
Ich habe insgesamt drei Monate in Australien und Neuseeland
verbracht und alles vorher genau geplant. Es
war das erste Mal in meinem Leben, dass der Masterplan
nicht mitgespielt hat. Und doch war alles noch besser,
als ich zu Hause gedacht hatte.
360° Autorin: Melanie Windheuser
Melanie Windheuser hat nach ihrem
Studienabschluss 2008 ihre Koffer
gepackt und ist mit einem Working
Holiday-Visum drei Monate lang
durch Neuseeland und Australien
gereist. Dort hat sie sich mit einigen
Nebenjobs das Weiterreisen finanziert
und ist von dieser Form der
Auslands erfahrung begeistert.
„Work and Travel“: Geld verdienen,
um das Land erkunden zu können
„Work and Travel“ liegt in Deutschland, aber auch in anderen
Ländern zurzeit stark im Trend. Schon vor der Abreise
kannte ich eine Menge Leute, die entweder schon da waren
oder noch hin wollten. Und das zieht sich, angekommen in
der „Neuen Welt“, durch – überall trifft man Backpacker
aus allen Teilen dieser Erde, alle vereint das gleiche Ziel –
möglichst viel Geld zu verdienen, um möglichst viel erleben
zu können. Es gibt also primär zwei Themen: Was muss
man wo erleben und wie verdient man am besten Geld?
Die Reise, den Traumzielen und den Gelegenheitsjobs hinterher,
macht das Backpackerleben aus. Und hier ist man
schon bei einer zentralen Frage, die man sich zu Hause
sicher stellt: Wie lebt man als Mensch, der seine Habseligkeiten
in einem Rucksack mit sich herum trägt? Erstaunlich
gut. Man gewöhnt sich doch sehr schnell daran, den heimatlichen
Luxus hinter sich gelassen zu haben und ist bald
dazu bereit, für die Freuden eines neu gekauften Buches
oder Kleidungsstückes ein altes dem Müll oder der Allgemeinheit
zu überlassen. Das allseits beliebte Mehrbettzimmer
im Hostel oder die günstige, aber weniger gute Tütennudelsuppe
für schlappe 50 Cent sind Möglichkeiten, Geld
zu sparen. Denn reich geworden ist wohl noch kein Backpacker
mit einem der zahlreichen Gelegenheitsjobs. Aber
darum geht es ja auch gar nicht. Vielmehr darum, immer
genauso so viel Geld zu haben, um zum nächsten Highlight
zu reisen und so unabhängig und frei zu sein, wie
sonst wohl kaum im Leben. Die Frage, auf welche Weise
man die vielen tausend Kilometer bewältigt, ist auch eine
Geldfrage. Am günstigsten, aber auch am unkomfortabelsten
und abhängigsten, ist der Bus, viele kaufen sich
ein schrottreif wirkendes, aber dann meist doch erstaunlich
robustes Auto oder einen Campervan auf einem der
Automärkte, oder leihen sich den fahrbaren Untersatz, bei
dem sich die Funktionsfähigkeit proportional zum Preis
verhält. Ein wichtiger Hinweis für alle, die es ins Outback
Australiens oder in die vielen einsamen Gegenden Neuseelands
zieht: Es kann dauern, bis Hilfe kommt!
Definitiv kann man auch mit wenig Budget gut leben –
alle Hostels haben Küchen, die Lebenshaltungskosten sind
ähnlich wie in Deutschland und auch ein Zelt kann ein
schönes Heim sein. Der Backpacker lernt, sich zu begnügen,
muss aber nicht mit Skorbut heimkehren. Oftmals
54 03 | 2009 © 360° Neuseeland
wird aber eben diese Genügsamkeit – eben erwähnte
Tütennudeln oder auch der beliebte Weinersatz in Vier-
Liter-Behältern namens Goon – regelrecht stilisiert. Dagegen
werden interessanterweise Hostels und Backpackertouren
bereitwillig bezahlt, obwohl gerade diese die Kosten
explodieren lassen – Konsequenz des Backpacker-Booms.
Aus eben diesem resultierend hat sich auch die Wirtschaft
auf Rucksackreisende mit Geldproblemen eingestellt. Ob
bei der Obsternte, der Farmarbeit, in der Gastronomie
oder auf dem Bau – überall gibt es lukrative Gelegenheitsjobs.
Die Jobsuche dauert manchmal, aber nach ein, zwei
Wochen hat man etwas gefunden – vorausgesetzt, man
ist bereit, sich auch mal die Hände schmutzig zu machen.
Tageszeitungen, Internetportale, Jobagenturen oder Aushänge
bieten Arbeit an. Oftmals braucht man auch ein –
käuflich zu erwerbendes – Zertifikat für bestimmte Tätigkeiten
wie Alkoholausschank oder als Bauarbeiter. Ein Job
ist dann natürlich das, was den Auslandsaufenthalt vom
Urlaub unterscheidet – man spricht Englisch mit Einheimischen,
lernt viele Leute kennen und beweist sich die
eigene Überlebensfähigkeit. Unterschiede zu Deutschland
werden schnell bewusst – sei es die bemerkenswerte australische
und neuseeländische Freundlichkeit oder die –
oft – gute Bezahlung bei den Jobs. Das Arbeitsklima habe
ich als anders als zu Hause empfunden – an der Theke im
Pub in Sydney haben immer mehr Leute gearbeitet als bei
uns und auch der kleine Backpacker hatte seinen Stellenwert
im Team. Zettelverteilen in der Innenstadt Aucklands
kann lukrativer sein als kellnern in Deutschland. Und wer
Report Emigration & Working Holidays
läuft schon in seiner Heimatstadt mit einem Werbeschild
auf dem Rücken herum? Im Ausland macht das nichts
aus und kann sogar noch richtig Spaß machen, wenn
man so mit den Menschen in Kontakt kommt. Ich hätte
wahrscheinlich nie mit älteren Bewohnern Neuseelands
gesprochen, wenn ich nicht Promotion für einen Strick-
und Nähwarenladen gemacht hätte. Sie fanden uns Backpacker
offensichtlich sehr interessant und fragten gerne
nach unseren Arbeitsbedingungen und unserer Herkunft.
So viel Freundlichkeit nimmt einen dann noch mehr für
die Neuseeländer und Australier ein! Im Grunde kann
jeder dort gutes Geld verdienen, eine Chance, die man
zu schätzen lernen weiß. Denn beide Länder sind es wert,
intensiv bereist zu werden.
Traumziele als Backpacker erleben
Unglaubliche Landschaften und Weiten und freundliche,
hilfsbereite Menschen begegnen einem auf der Reise,
manchmal fühlt man sich wie im Traum. Europa scheint
noch viel weiter weg zu sein. Sicher hängt das damit
zusammen, dass man als Backpacker ein ganzes Leben
und sei es nur für ein paar Monate aufbaut – man hat
Arbeit, neue Freunde und bleibt manchmal Wochen am
gleichen Ort. Die Reiseroute ändert sich dabei oft, denn
immer wieder hört man von neuen Sehenswürdigkeiten,
die man nicht verpassen will oder trifft sich mit neu gewonnenen
Freunden an einem kurzfristig beschlossenen Ort.
Landschaft, soweit das Auge reicht
© 360° Neuseeland 03 | 2009 55
Emigration & Working Holidays Report
Natürlich reist man auch spontan den Jobs hinterher –
gerade, wenn man Erntearbeit machen möchte, muss man
flexibel sein. Die „Backpackerbibel“ namens Lonely Planet
mit lebenswichtigen Tipps für Unterkunft, Reiseroute
und einem Gastronomie-Guide ist dabei unerlässlich.
Da Backpacker meist ihre eigene Art zu reisen haben,
haben sich beide Länder darauf eingestellt. Spezielle Touren
und jede Menge Hostels werden angeboten. Meine
Erfahrung dabei war jedoch, dass viele Reiseanbieter nicht
unbedingt auf Backpackerbedürfnisse eingestellt sind,
sondern vielmehr den Boom ausnutzen, um mit wenig
Aufwand viel Geld zu verdienen. Mit einem eigenen Auto
ist man viel flexibler, kann an Orten länger verweilen und
wird nicht nur zu den sogenannten Highlights kutschiert,
um schnell ein Foto machen zu können. Definitiv ist das
die Negativseite: Der Pauschaltourismus hat die Individualreisenden
erreicht. Sicher kann auch ein solches Angebot
gut sein, doch die entlegenen Gebiete Neuseelands
erreicht man besser selbstständig oder in kleinen Gruppen.
Eine Tour im Wagen mit Allradantrieb zur Spitze der
Coromandel-Halbinsel über eine sieben Kilometer lange
Kochender Fluss bei Rotorua
Schotterpiste inklusive tiefer Schlaglöcher wäre mir sonst
entgangen. Übernachten auf einer einsamen Schafweide
am Meer auch. Ein besonderer Tipp für Leute, die mit dem
Auto oder Campervan Campingplätze ansteuern: Rund
um die Region Rotorua gibt es Plätze mit eigenen heißen
Thermalpools, die man als Camper kostenlos mitbenutzen
darf, ein wirkliches Highlight!
Bei der Tour über die beiden Inseln Neuseelands wird man
ständig an den Film „Der Herr der Ringe“ erinnert, der keinen
besseren Drehort als Neuseeland finden konnte. Auf
ihren Landsmann Regisseur Peter Jackson sind die Neuseeländer
natürlich besonders stolz. Überall sehen wir das
„Auenland“, bestehend aus unzähligen intensiv grünen
Hügeln, Saurons Schicksalsberg (Mount Ruapehu) lädt
sogar zum Skifahren ein und Fiordland ist wie gemacht
für den „Herrn der Ringe“. Dabei sollte man diese Eindrücke
am besten einfach auf sich wirken lassen: obwohl
kaum noch Drehorte (wie Hobbiton – das Auenland) in
ihrer Ursprünglichkeit erhalten sind, werden Touren für
viel Geld angeboten, die aber nicht viel zu bieten haben.
Zum Skifahren muss nun noch Einiges gesagt werden.
Neuseeland wirbt gerne – vor allem adressiert an junge
Leute und Backpacker – mit seinen Surf- und Skiangeboten.
Da ich im Winter dort war, hatte sich das Surfen erledigt,
es muss aber sehr viele Orte geben, an denen man
diese Sportart sehr gut lernen kann oder als Könner seinen
Spaß hat. Soweit dazu.
Die größten Skigebiete sind die Whakapapa Ski Area und
die Turoa Ski Area um den Mount Ruapehu. Man sollte
wirklich nicht mit Erwartungen wie an Österreich oder
die Schweiz dorthin fahren. In den umliegenden Hotels
und Touristeninformationen hängen jeden Tag Ausdrucke
von den Wetterbedingungen aus, die sich stündlich
ändern. Morgens um acht kann ein Lift offen, um neun
schon wieder gesperrt sein. Starker Wind und Schneeregen
sind keine Seltenheit. Wir wollten aber unbedingt
Skifahren! Die Bedingungen waren gewöhnungsbedürftig,
die Erfahrung aber einmalig! Mit unserem allradbetriebenen
Van fuhren wir den steilen kilometerlangen
Weg zur Liftstation hoch und die grüne Umgebung
wurde immer weißer und kälter. Es schneite und regnete
gleichzeitig. Oben angekommen, waren die Lifte spartanisch,
die Pisten eng und die Sicht kurz. Aber wer kann
schon sagen, dass er auf dem Schicksalsberg Skifahren
war! Das war wirklich mal etwas anderes.
Neuseeland: Reiseziel für Individualisten
Auf jeden Fall ist Neuseeland das perfekte Reiseziel für
Individualreisende. Es ist nicht schwer, einen Platz zu finden,
der zum einsamen Übernachten einlädt. Gleichgesinnte
trifft der Backpacker nur dann, wenn er es wirklich
will. Für die Neuseelandreisenden, die es in ihrer
Backpackerzeit auch nach Australien zieht: das Gleiche
gilt in diesem unglaublich schönen Land. Die einsamen
Gegenden erreicht man am besten selbstständig. Der
Uluru braucht Zeit, um besichtigt zu werden, da reicht
eine Pauschaltour dorthin oftmals nicht aus, wenn man
den Sonnenauf- und Sonnenuntergang intensiv erleben
will. Und eine eigene Tour durch das Outback ist eine
Erfahrung, die einem die Weiten des fünften Kontinents
erst wirklich nahe bringt. So weit weg von allem und so
frei habe ich mich noch nie gefühlt und es ist wirklich
schön, mal tagelang kein Handynetz zu haben und tatsächlich
nicht erreichbar zu sein! Auch die Arbeitsmöglichkeiten
sind ähnlich gut wie in Neuseeland – auf dem
Land werden immer helfende Hände gebraucht und die
Städte bieten beispielsweise in der Gastronomie oder im
Bauwesen gute Jobs.
56 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Doch in Australien muss man sich im Stadtleben erst mal
wieder zu Recht finden, wenn man wochenlang im Outback
verschollen war … Gleiches gilt natürlich für Neuseeland.
Das Backpackerleben ist anders in Städten wie Auckland,
in denen man – vor allem für neuseeländische Verhältnisse
– etwas Seltenes erlebt: Großstadtleben in einem zu großen
Teilen agrarischen Land. Die Städte sind Treffpunkte für
die Backpacker, von hier aus organisiert man Jobs, die Weiterreise
oder den Skiurlaub. Zur Abwechslung ist es auch
sehr schön, nach Tagen oder Wochen in der Natur Menschen,
Autos und Geschäfte zu sehen und abends weggehen
zu können. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man
nach Wochen an einsamen Stränden oder im Outback Australiens
tatsächlich etwas seltsam wird. Zu zweit oder mit
ein paar mehr Leuten fährt man tausende von Kilometern,
schläft mitten in atemberaubender Natur und spricht mit
teilweise nicht weniger seltsamen Einheimischen – kein
Wunder bei einem Leben in der Einsamkeit. Eine Millionenstadt
kann dann plötzlich wie ein Kulturschock wirken,
ein Erlebnis, das ich in Deutschland nicht für möglich
gehalten hätte! Die Sprache, die man auf seiner Reise
entwickelt und die Insidergeschichten, die man mit seinen
Mitreisenden dann beinahe zwanghaft ständig wiederholen
muss, wirken wohl befremdlich auf die Stadt-Backpacker,
denen man sich dann erst wieder annähern muss. Natürlich
sind diese Unterschiede nach dem ersten gemeinsamen
Bier in der Hostelbar schnell wieder vergessen …
Apropos Hostelbar: Die Gastronomie ist meiner Meinung
nach ein wirklich guter Bereich, um zu arbeiten. Man hat
ein akzeptables Gehalt, denn man hat meistens auch Trink-
Report Emigration & Working Holidays
geld, spricht viel Englisch mit Kollegen und Gästen – das
bleibt bei der Arbeit auf einem Feld ja eher auf der Strecke
– und kann das Stadtleben genießen. Wenn man dann
auch noch das Glück hat, in dem Stadtteil zu arbeiten, in
dem man wohnt, fühlt man sich sehr schnell sehr zugehörig.
Wenn man ein ganzes Jahr Zeit hat, kann man so wunderbar
in mehreren Städten gelebt und gearbeitet haben
und dadurch richtig im Land ankommen. Das größte Problem
stellt sich erst, wenn man dann zurück muss – auch
wenn man sich auf zu Hause, Familie und Freunde freut,
traurig wird wahrscheinlich jeder sein, eine unglaubliche
Zeit hinter zu lassen.
Am liebsten noch einmal …
Schicksalsberg in „Der Herr der Ringe“ – Mount Ruapehu
„Work and Travel“ in Neuseeland und Australien war
auf jeden Fall das Beste, was ich nach meinem Examen
machen konnte: einfach mal weg und das so lange, dass
ich das Gefühl bekommen habe, wirklich in diesen zwei
Ländern gewesen zu sein – anders als in jedem vorherigen
Urlaub. Bevor der Job und damit der wahre Ernst
des Lebens los geht, dorthin zu fahren, wo ich schon so
lange hin wollte. Ich habe gearbeitet, um mir eine Reise
zu finanzieren, die mich allein an mit eigenem Fahrzeug
zurückgelegter Strecke fast 10.000 Kilometer durch die
Länder geführt hat. Ich habe mein Englisch stark verbessert
und viele Menschen kennen gelernt. Ich kann jedem,
der sich überlegt, ob er diese Erfahrung machen soll, nur
dazu raten. Es ist ein Erlebnis, das man noch als Opa oder
Oma im Ohrensessel seinen Enkeln erzählen wird.
© 360° Neuseeland 03 | 2009 57
Emigration & Working Holidays Report
Einwanderung und
Gesundheit – oder zu fett
für Neuseeland?
Dicke werden nicht nach Neuseeland reingelassen“.
So oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen
der internationalen Presse im November 2007, als
die Work Visa-Anträge eines Waliser Ehepaares zunächst
aufgrund ihres Übergewichtes ab gelehnt wurden. Sogar
„Der Spiegel“ griff die Geschichte auf (www.spiegel.de/
reise/aktuell/0,1518,518449,00.html).
Sind die neuseeländischen Behörden wirklich so grausam
und voreingenommen gegenüber etwas korpulenteren
Einwanderern oder was steckt dahinter? Ganz
aus der Luft gegriffen sind die Schlagzeilen nicht, denn
Übergewicht ist eines der häufigsten Beanstandungen in
Sachen Gesundheit.
Jeder, der länger als zwölf Monate in Neuseeland bleiben
will, muss bei einem von den neuseeländischen Behörden
akkreditierten Arzt einen Gesundheitstest durchlaufen.
Das gilt sowohl für Work Permits (zeitlich befristete
Arbeitserlaubnisse), als auch Residence Permits
(Daueraufenthaltserlaubnisse).
Der neuseeländische Staat möchte mit den Gesundheitstests
in erster Linie verhindern, dass Einwanderer eine zu
große Belastung für das hiesige Gesundheitssystem werden.
Ab wann jemand zur Last fällt, ist anhand einer Zahl
definiert: 25.000 NZ$ (ca. 12.000 €). Wenn abzu sehen ist,
dass medizinische Behandlungen einmalig oder im Laufe
des Lebens diesen Betrag übersteigen werden, dann wird
der Antrag auf einen längerfristigen Work Permit oder
einen Residence Permit abgelehnt.
Übergewicht ist ein Phänomen, das die meisten Industrienationen
als Problem für ihr jeweiliges Gesundheitssystem
identifiziert haben. Auch ist allgemein
anerkannt, dass Übergewicht zu anderen Gesundheitsproblemen,
wie zum Beispiel Diabetes, Bluthochdruck,
Arthrose und Herzleiden, führen kann. Mit anderen
Worten, das „Budget“ von 25.000 NZ$, das Einwanderern
für ihre gesundheitlichen Malaisen zugestanden
wird, ist schnell ausgegeben, wenn sich die Risikofaktoren,
die mit Übergewicht assoziiert werden,
realisieren.
Ob jemand als übergewichtig im Einwanderungs verfahren
angesehen wird, richtet sich nach dem Body
Mass Index (BMI) und dem Bauchumfang. Wer einen
BMI über 35 und/oder einen Bauchumfang von 102 Zentimeter
oder mehr bei Männern bzw. 88 Zentimeter
oder mehr bei Frauen hat, wird als übergewichtig eingestuft.
Um es anhand eines Beispiels zu veranschaulichen,
wer bei einer Körpergröße von 1,80 m 115 kg
wiegt hat einen BMI von 35,5.
Das bedeutet jetzt nicht, dass jeder, der einen BMI über
35 hat, automatisch abgelehnt wird, sondern zunächst
nur, dass der Einwanderungsbeamte einen Amtsarzt zu
Rate ziehen muss. Der Amtsarzt verlangt dann in der
Regel noch zusätzliche Untersuchungen und Stellungnahmen
von Ärzten, um eine Risikoabwägung vornehmen
zu können, ob der Antragsteller den neuseeländischen
Staat aller Voraussicht nach über 25.000 NZ$
kosten wird oder nicht. In den meisten Fällen führt das
zu ärgerlichen Verzögerungen (unter Umständen von
ein paar Monaten), aber nur selten zu einer Ablehnung.
Eine Ablehnung ist nur dann wahrscheinlich, wenn
das Übergewicht signifikant ist – also zum Beispiel,
wenn der BMI über 40 liegt und /oder wenn die anderen
typischerweise mit Übergewicht assoziierten Werte
schlecht sind.
Bei genauerer Betrachtung stellt sich daher heraus,
dass die Anforderungen an die Gesundheit und das
Körper gewicht der Antragsteller zumindest nachvollziehbar
sind. Es ist ein verständliches Interesse des
neuseeländischen Staates, die Steuergelder vernünftig
auszugeben, denn das Gesundheitssystem wird hier
in erster Linie vom allgemeinen Steuersystem finanziert
und nicht durch Krankenkassen oder ähnliche
Pflichtversicherungen.
Das öffentliche Gesundheitssystem –
public health system
Jeder neuseeländische Einwohner und jeder Einwanderer
mit einem Arbeitsvisum, das zwei Jahre oder länger gültig
ist, hat Anspruch auf die staatliche Kranken versorgung. Das
öffentliche Gesundheitssystem (public health system) deckt
zwar nicht alles ab, gewähr leistet aber eine Grundversorgung,
die sich sehen lassen kann. Für Routinebesuche bei
Ärzten und Zahnärzten muss der Patient zwar privat bezahlen,
teurere Leistungen wie zum Beispiel Krankenhausaufenthalte
(bis auf wenige Ausnahmen) werden aber vom
public health system getragen. Das Ganze gilt auto matisch
– kein Antrag oder Formular ist erforderlich!
Die öffentlich finanzierten Gesundheitsleistungen umfassen
unter anderem:
• Kostenlose Behandlung in öffentlichen Krankenhäusern
Report Emigration & Working Holidays
360° Autor: Peter Hahn
Peter Hahn ist ein ehemaliger
Rechtsanwalt aus Berlin, der seit
1992 mit seiner Familie in Wellington
lebt. Er ist Autor des Neuseeland-Bestsellers
„Für immer Neuseeland“
und Geschäftsführer zweier
Berater firmen, Hahn & Associates
Ltd. (www.peterhahn.co.nz) und New
Zealand Companies and Trust Services
Ltd. (www.nzcts.co.nz/deutsch)
Peter Hahn ist ein gefragter Neuseeland-Spezialist
für alle, die mit dem Gedanken spielen, nach Neuseeland
auszuwandern, dort Geschäfte zu machen oder zu investieren.
Direkt am Strand in Eastbourne, Wellington, lebt er mit
seiner neuseeländischen Frau und zwei Kindern den Kiwi-Lifestyle,
von dem viele seiner Kunden träumen.
• Kostenlose Behandlung in der 24-Stunden-Unfallund
Notaufnahme in öffentlichen Krankenhäusern
• Zuschüsse für verschreibungspflichtige Medikamente
• Zuschüsse bei Hausarztbesuchen /Allgemein -
medizi nern (GPs – General Practitioners) von
Familien mitgliedern
• Zuschüsse bei Behandlung durch Physiotherapeuten,
Chiropraktikern und Osteopathen,
bei Überweisung vom GP
• Kostenlose oder bezuschusste Behandlung
von akuten oder chronischen medizinischen
Be -schwerden
• Kostenübernahme von Laborkosten, Röntgen untersuchungen,
außer bei privaten Kliniken
• Kostenlose Gesundheitsvorsorge während
Schwangerschaft und Geburt, außer wenn
eine Versorgung durch den Privatsektor erfolgt
• Kostenlose verschreibungspflichtige Medikamente
für alle öffentlichen Krankenhauspatienten
• Zuschüsse für Arztbesuche und Rezepte bei
Kindern unter sechs Jahren
• Kostenlose Mammographien für Frauen im Alter
zwischen 45 und 69 Jahren
In Neuseeland gilt das sogenannte „Hausarzt-Prinzip“.
Jeder Patient geht zunächst zu einem General
Practitioner (GP) in seiner Umgebung. Von diesem
wird er bei Bedarf an einen Spezialisten oder ein
Krankenhaus überwiesen. Wer einen praktischen Arzt
(General Practitioner) aufsucht, muss für die Kosten
selbst aufkommen, es sei denn, er ist diesbezüglich
privat ver sichert. Die Kosten halten sich allerdings
in Grenzen, da sie vom Staat subventioniert werden.
Ein Besuch beim GP kostet bis zu 65 NZ$ (für Kinder
weniger), je nachdem wo man lebt und von GP zu GP
unterschiedlich.
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Wine & Gourmet Cuisine
www.waipara.de, Shop in Deutschland
www.avocadooel.ch, Shop in der Schweiz
www.avocado-oil.co.nz, führender Hersteller „The Grove“ mit
vielen Rezepten.
Cremige Soße
1 Tasse geröstete Mandeln
oder Walnüsse
2 TL gehackter Ingwer
Saft einer halben Zitrone
¼ Tasse Avocadoöl
1 TL gehackter frischer Rosmarin
Salz und Pfeffer
Alle Zutaten mit einem Mixer
zusammenrühren, im Kühlschrank
aufbewahren.
Serviervorschläge:
Creme zu gegrillten Hühnchen mit
Kartoffeln und grünem Salat reichen
oder zu Spaghetti mit knusprigem
Speck und Pilzen.
360° Web Info
Reines Avocadoöl als Dip
Kräutermarinade für Fisch
1/2 Tasse Avocadoöl
½ Tasse Weißwein
2 EL gehackte Petersilie
1 EL Zitronensaft
2 EL getrockneter Salbei
Salz und Pfeffer
Alle Zutaten zusammenmischen
und verschiedene Fischsorten
ca. 2 Stunden vor der Zubereitung
(Grillen, Backen, Braten) damit
marinieren.
Öl, beispielsweise weniger als die Hälfte im Vergleich
zu Olivenöl.
Im Geschmack ist es sehr mild, wie eine Avocado
eben. Ein wenig an Schinken erinnert der Abgang.
Wegen der Konsistenz des nur leichten Aromas ist
Avocadoöl der optimale Geschmacksträger, nimmt
also Aromen sehr gut auf, sei es von Kräutern, Knoblauch
oder eben von Fleisch oder Fisch. Vor allem
verfälscht es dabei besonders zarte, zu erhaltende
Aromen nicht so sehr.
Wirklich einzigartig ist das Öl aber auf einem anderen
Sektor, dem Gesundheitsaspekt. Avocados sind besonders
reichhaltig an Beta-Sitosterol, einem Botenstoff,
der nachweislich Cholesterin senkend wirkt. Dabei
hat die Avocado fast einen 20-fach höheren Gehalt
an diesem Stoff als die Frucht mit dem zweithöchsten
Gehalt, die Orange. In zahlreichen Studien wurde
auch eine Krebs bekämpfende Wirkung nachgewiesen,
die in den kühlklimatischen Früchten besonders
stark ist.
In der Küche ist Avocadoöl ein wahres Wundermittel,
kann es doch überall eingesetzt werden wie andere
Öle, aber eben noch leichter und umfassender. So
verwendet man es zur Zubereitung von Soßen, Dipps
und Salaten ebenso wie in Kuchen und Keksen. Einen
Rezepte
Vinaigrette
3 EL Essig oder Zitronensaft
½ Tasse Avocadoöl
½ TL Senf
½ TL Zucker
1 gehackte Knoblauchzehe
Salz und Pfeffer
Alle Zutaten im Mixbecher
ver mengen. Kühl aufbewahren.
Zu Salaten, aber auch als Marinade
für Lachs oder Hühnchen.
62 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Basilikumpesto mit Avocadoöl
Lagerhalle nach der Ernte
besonderen Charme hat es beim Braten, da das Öl mit 255° Celsius
den höchsten aller Pflanzenölsiedepunkte hat und sich deshalb
sogar zum Kurzanbraten eignet. Damit ist es beinahe unersetzlich bei
besonders hochwertigem Fleisch, wie zum Beispiel Rinderfilet, oder
bei gebratenem Fisch.
Leider ist die Herstellung des kaltgeschleuderten Avocadoöles ziemlich
kostspielig, weil Avocados insgesamt recht teuer sind und der
Kaltschleuderprozess nicht so ergiebig ist: Man benötigt über 50 Avocados,
um nur einen Liter Öl zu erhalten. Da man das Öl wegen seiner
Zähflüssigkeit aber unbedingt sparsam einsetzen muss, lohnt es
sich wiederum.
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© 360° Neuseeland 03 | 2009 und 4x in den Niederlanden 63
2009
NEUSEELAND
SÜDSEE
Wine & Gourmet Wineries & Characters
Puketapu Cellar Door
Sacred Hill Winery, Hawke’s Bay
Im Jahr 1986 gründete die Mason Familie die Winery
Sacred Hill in Neuseelands führender warmklimatischer
Region, der Hawke’s Bay. Mehr als 30 Jahre
waren die Masons dort bereits als Farmer bekannt. „Sacred
Hill“ wurde nach dem nahe gelegenen Dorf „Dartmoor“
benannt, das die einheimischen Maori „Puketapu“ (= Heiliger
Berg) nennen. David Mason hatte schon als Junge
den Traum, eines Tages Wein machen zu können, den er
sich zu Anfang in einer Holzhütte auf der Familienfarm
erfüllt. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten.
Alles begann mit einer eher überschaubaren Produk -
tionsmenge von 350 Kisten im Jahr 1986. Seither legte
Sacred Hill ein bemerkenswertes Wachstum an den Tag
Whitecliffs über dem Ngaruroro River
– auf 250.000 Kisten mit vorzugsweise Cabernet Sauvignon,
Merlot, Chardonnay und natürlich Sauvignon
Blanc. Damit zählt Sacred Hill zu den 20 größten Weingütern
Neuseelands.
Die Kellergebäude selbst findet man an der industriell
geprägten Omahu Road in Hastings. Es ist eher funktionell
und dient ausschließlich der Weinproduktion,
Verwaltung und Logistik. Aber wenn man eine Führung
durch den Betrieb macht, ist das mehr als interessant,
denn hier sieht man einen perfekt organisierten, modernen
Weinbetrieb auf höchstem Niveau.
Cellar Door – Weinproben inmitten
der Wildnis
Wer sich im Napier Information Centre den Wine Trail
Guide organisiert hat (siehe hierzu auch den Beitrag
von Nora Tenbrock, 360° Neuseeland, Ausgabe 2 / 2009,
S. 10), findet damit auch die etwas abgelegene Cellar
Door in Puketapu: Ein geschmackvoller, rustikaler Weinladen
an der menschenleeren und landschaftlich äußerst
reizvollen, oberen Dartmoor Road, mitten in der Wildnis.
Hier kann man all die einzigartigen Weine probieren und
natürlich direkt mitnehmen.
Der atemberaubende Blick über das Dartmoor Tal und
im Hintergrund die idyllischen Weinlagen machen die
Sacred Hill Winery zu einem der beliebtesten Ziele
für neuseeländische und internationale Gäste. Das
Zu sammenspiel der malerischen Natur mit den kuli-
64 03 | 2009 © 360° Neuseeland
narischen Köstlichkeiten macht einen Besuch an der Cellar
Door zu einem einzigartigen Erlebnis. Ein typischer
Kiwi würde hierher immer mit einer guten Picknickausrüstung
kommen und sich später vielleicht vom „Dial-a-
Driver“ abholen lassen – was wir auch empfehlen.
Wachstum geht bei Sacred Hill jedoch niemals auf
Kosten der Qualität. Die Masons sind weit bekannt für
die Leidenschaft, mit der sie die Qualität ihrer Weine
überwachen. Das Gleiche gilt für Kellermeister Tony
Bish, der selbst ein „Gewächs des Hauses“ ist, und mittlerweile
zu den ganz namhaften seiner Zunft gehört.
Er ist es auch, der den Ruf der Winery bemerkenswert
prägt durch die alljährliche gleichermaßen hohe Qualität
seiner exquisiten Weine.
Wineyard im Herbst
„Barrel Hall“
Preisgekrönte Weine
Wineries & Characters Wine & Gourmet
Sacred Hill verfügt über ausgesprochen gute, klassische
Hawke’s Bay Weine in seinem Portfolio, mittlerweile
aber natürlich auch einen mit Goldmedaillen
überhäuften Marlborough Sauvignon Blanc, nachdem
man sich auch die obligatorischen Lagen auf der Südinsel
zugelegt hat. Nahezu alle Weine der Top-Labels
erhalten regelmäßig hohe nationale und internationale
Auszeichnungen. Aber auch solche, für Neuseeland
schon fast experimentell anmutende Weinkreationen,
wie der Barrel Fermented Sauvage Sauvignon Blanc,
sind erstklassig.
Sacred Hill ist auf jeden Fall eine der Wineries, die ein
Weinfreund und Neuseelandbesucher auf seiner Liste
ganz oben haben sollte. Als eine der wenigen größeren
Hersteller wurde Sacred Hill von Robert Parker
mit vier Sternen ausgezeichnet. In einer beeindruckenden
Blindverkostung unter Leitung des Australi-
Cellar Door am Abend
ers James Halliday im Oktober 2008 verwies „Sacred
Hills Helmsman Cabernet 2005“ als Drittplatzierter
einige der großen Franzosen wie zum Beispiel Chateau
Mouton-Rothschild auf die Plätze. (Anmerk. der Red.:
Die Blindverkostung wurde ausführlich
im Beitrag „Bordeauxrebsorten
und Syrah“ in der Ausgabe 02 / 2009,
S. 64 erläutert.). Der Riflemans Chardonnay
gilt sogar bei vielen Experten
und Genießern als der beste
Weißwein Neuseelands überhaupt.
Mit dem Riflemans Vineyard verfügt
Sacred Hill auch über eine der landschaftlich
schönsten Weinlagen des
Landes. Wer die Möglichkeit hat,
eine Vineyard-Führung zu machen,
sollte das unbedingt nutzen und sich
dafür genug Speicherplatz auf dem
Kamerachip freihalten. (FB)
Den Morning Tea genießen
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Business & Lifestyle Interview
Neuseeland meets
Baden-Württemberg:
Die Deutsch-Neuseeländische
Gesellschaft begleitet den
neuseeländischen Botschafter
Botschafter Alan Cook, Generalkonsulin Jennifer Scoular
und Eva Hötzel
Neuseeland wird häufig mit grünen Kiwis, Keas und
Kakas, mit Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“ und
– Schafen assoziiert. Dass es eine Nord- und eine
Südinsel gibt und viele Klischees längst der Vergangenheit
angehören, versucht die bundesweit agierende Deutsch-
Neuseeländische Gesellschaft zu vermitteln. Ihr Sitz ist in
Stuttgart, jener deutschen Stadt, die inzwischen ihr Image
als reine Mercedestown weitgehend ablegen konnte.
„Wir fördern weitestgehend den interkulturellen Austausch
zwischen Deutschland und Neuseeland und bieten
sowohl allen in Deutschland lebenden Kiwis als auch
den deutschen Neuseeland-Fans eine Plattform. Wir vermitteln
Kontakte, informieren, geben Tipps für Schüler,
Studenten und Neuseelandreisende“, erläutert die Präsidentin
der Gesellschaft, Eva Hötzel.
Längst hat es sich in den Schulen herumgesprochen, dass
Neuseeland über ein ausgezeichnetes Bildungs system verfügt,
und inzwischen gilt ein Schulaustauschjahr in Neuseeland
zu den absoluten Top-Tipps unter den Schülern.
Auch die deutschen Weinkenner und -genießer haben
die ausgezeichneten neuseeländischen Weine kennen-
und schätzen gelernt, die guten Tropfen haben längst
Einzug in deren Weinkeller gefunden.
Aber auch die zeitgenössische Kunst aus dem Pazifik
verbirgt sich nicht mehr, sondern präsentiert respektable
Künstler und Werke. Mit „DATE LINE – eine Ausstellung
für Zeitgenössische Kunst aus dem Pazifik“
gelang es Anfang 2008 der Stadt Sindelfingen, herausragende
Werke neuseeländischer Künstler zum ersten
Mal nach Europa zu bringen und sie einer breiten
Öffentlichkeit vorzustellen.
Neuseelands Botschafter knüpft
neue Bande in den Bundesländern
Im Jahr 2008 hat der neuseeländische Botschafter Alan
Cook begonnen, die einzelnen Bundesländer zu bereisen,
um sich über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit in
den unterschiedlichsten Feldern, von der Biotechnologie,
der Landwirtschaft bis hin zur Förderung erneuerbarer
Energien auszutauschen.
Eröffnung der Ausstellung DATE LINE
68 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Bei dieser Gelegenheit besuchte er die Fachhochschule
Harz, die erst kürzlich eine Kooperationsvereinbarung
mit der Otago Polytechnic im neuseeländischen
Dunedin eingegangen ist. Diese Vereinbarung
ermöglicht es den Studierenden der Tourismuswirtschaft,
einen Teil ihres Studiums an der Partnereinrichtung
zu absolvieren und sich die erworbenen
Leistungen und Kenntnisse in beiden Ländern anerkennen
zu lassen.
Während seines Aufenthaltes in Magdeburg traf Botschafter
Cook mit Ministerpräsident Professor Dr. Wolfgang
Böhmer, der Ministerin für Landwirtschaft und
Umwelt Petra Wernicke, Wirtschaftsminister Dr. Reiner
Haseloff sowie dem Präsidenten des Landtages Dieter
Steinecke zusammen.
Anschließend besuchte er das Leibnitz-Institut für Pflanzengenetik
und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben,
wo regelmäßig auch neuseeländische Gastprofessoren
lehren.
Deutsch-neuseeländisches Kindergartenprojekt
Enger Kontakt zwischen Neuseeland
und Baden-Württemberg
Mit seinem Besuch der baden-württembergischen
Landeshauptstadt Stuttgart, hat Botschafter Alan
Cook seine Reise durch die Bundesländer fortgesetzt.
Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster begrüßte
ausdrücklich anlässlich eines Empfangs die Verbindung
beider Länder. Begleitet von der neuseeländischen
Handelsbeauftragten in Deutschland, Jennifer
Scoular, traf der Botschafter hochrangige Vertreter der
Ministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft sowie des
Staatsministeriums.
Die intensiven Gespräche mit Umweltministerin Tanja
Gönner ergänzten einen Besuch bei der Firma Robert
Bosch GmbH, wo der Botschafter vom Geschäftsführer
Dr. Dais und vom Leiter der Forschung Dr. Dieterich
Einblicke in die Bereiche erneuerbare Energien
erhielt.
Interview Business & Lifestyle
Gute Handelsbeziehungen zwischen
deutschen und neuseeländischen Tüftlern
Die Tatsache, dass Weltunternehmen, wie zum Beispiel
die Firma Bosch, auch in Neuseeland Produktionsstätten
haben, dass aber auch eine neuseeländische Firma
wie Fisher & Paykel, ein neuseeländischer Medizintechnikspezialist,
im kleinen baden-württembergischen Welzheim
zu finden ist, belegt, dass der Wirtschaftsstandort
Baden-Württemberg und Neuseeland eine langjährige
und gut funktionierende Handels- und Wirtschaftsbeziehung
aufgebaut haben. Natürlich ließ es sich der Botschafter
nicht nehmen, auch der Firma Fisher & Paykel
einen Besuch abzustatten.
Wissen verbindet
An der Universität Hohenheim traf der Botschafter mit
Rektor Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Peter Liebig und
den Dekanen verschiedener Fakultäten zusammen, um
die Möglichkeit einer Zusammenarbeit in der Agrarforschung
zu erörtern. Es existiert bereits ein reges Austauschprogramm
zwischen der Universität von Auckland
und der Universität Hohenheim, das jedoch noch erweitert
werden soll.
Das große Interesse an Neuseeland in der süddeutschen
Region kommt auch im Wirken der bundesweit
tätigen, aber dort beheimateten Deutsch-Neuseeländischen
Gesellschaft zum Ausdruck. Herzerfrischend
empfand der Botschafter den Besuch eines deutschneuseeländischen
Kindergartenprojektes in Weissach,
wo die Firma Porsche ihr Entwicklungszentrum angesiedelt
hat.
Dieses Projekt, das die Deutsch-Neuseeländische Gesellschaft
zusammen mit der „Opeys’ Childcare“ in Tauranga/Neuseeland
initiierte, zeigt eindrucksvoll, dass
„Völkerverständigung nicht erst bei Erwachsenen startet,
sondern, dass dies spielerisch schon im Kleinkinderbereich
beginnen kann“, erläutert Eva Hötzel, Präsidentin
der Gesellschaft.
Die Gründungsmitglieder
© 360° Neuseeland 03 | 2009 69
Business & Lifestyle Interview
Kurzinterview mit der Vorsitzenden
des Vereins Eva Hötzel
360°: Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es die Deutsch-
Neuseeländische Gesellschaft. Wie hat sich der Verein in
dieser Zeit entwickelt?
Eva Hötzel: Zunächst waren wir nur eine lose Gruppe von
begeisterten Neuseelandfans. Schnell wurde aber deutlich,
dass wir nicht nur eine fröhliche Stammtischrunde
sein wollten, sondern aktiv an einer verbindenden Völkerverständigung
mitwirken wollten. Hierzu war es notwendig,
sich eine formale Struktur zu geben. Heute sind wir
ein vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannter eingetragener
Verein. Es sind unsere Mitglieder, die mit ihren
Ideen und Erfahrungen unsere Vereinsziele formulierten
und unsere Aktivitäten bestimmen.
360°: Wie viele Mitglieder konnten Sie in den ersten zwei
Jahren für den Verein gewinnen?
Eva Hötzel: Wir betreiben keine aktive Mitgliederwerbung.
Wer in den Verein aufgenommen werden will, muss
aus innerer Überzeugung und Liebe zu dem Land Neuseeland
den Weg zu uns finden. Bislang haben wir ca.
hundert Mitglieder. Die gemeinsame Liebe zu Neuseeland
verbindet alt und jung, den Lehrer mit dem Selbstständigen,
den Politiker mit dem Privatier, etc. Schon
manch spannende Interessenverbindung ist entstanden.
DEUTSCH-NEUSEELäNDISCHE GESELLSCHAFT
360° Info
Die Idee einer Deutsch Neuseeländischen Gesellschaft wurde
während der WM 2006 von deutschen und neuseeländischen
Freunden in Deutschland geboren. Die Gründung zum eingetragenen
Verein erfolgte dann am 4. September 2006 in Stuttgart.
Die Gesellschaft arbeitet gemeinnützig. Das Ziel des Vereins
ist die Förderung und Pflege der kulturellen Beziehungen
zwischen Deutschland und Neuseeland zur Vertiefung der
deutsch-neuseeländischen Verständigung sowie die Förderung
eines besseren Verständnisses zwischen den Völkern.
Im Rahmen von monatlichen Treffen in Stuttgart und Umgebung
werden kulturelle Veranstaltungen, politische Vorträge,
landestypische Konzerte, Proben neuseeländischer Produkte,
thematische Dinner und Studienreisen geboten. Regelmäßig
werden Informationsveranstaltungen zur Förderung des
deutsch-neuseeländischen Schüleraustausches organisiert.
Das Vereinsmitglied Carsten Hötzel, der seit 2004 in Auckland
lebt, betreut dabei Studenten und Austauschschüler, die an
neuseeländischen Universitäten ein Auslandssemester oder
ein Austauschjahr an einer Schule absolvieren.
Website: www.deutsch-neuseelaendische-gesellschaft.de
Eva Hötzel
360°: Die Mitglieder des Vereins treffen sich regelmäßig.
Welche Aktivitäten werden bei den Treffen entfaltet?
Eva Hötzel: Diese regelmäßigen Treffen sind offen für
Jedermann. Bei unserem „Kiwi-Stammtisch“ bieten wir in
erster Linie eine Plattform, uns kennen zu lernen und sich
gegenseitig auszutauschen. Reiseerfahrungen, Berichte
von Austauschschülern oder work & travelern sowie News
aus Neuseeland werden vorgetragen. In Gesprächen entwickeln
sich neue Ideen für Vorträge oder Verbindungen.
Neben den regelmäßigen Treffen bieten wir immer mal
wieder zu aktuellen Themen Vorträge an.
360°: Ein Ziel des Vereins ist die Förderung des deutschneuseeländischen
Schüleraustausches. Wie kann der
Verein Eltern und Schülern bei diesem Thema helfen?
Eva Hötzel: Wir sind nicht zu verwechseln mit den unzähligen
kommerziellen Vermittlern von Austauschprogrammen.
Als gemeinnütziger Nonprofit-Verein stehen wir zu
diesen Veranstaltern nicht in Konkurrenz, sondern verstehen
uns in Ergänzung als unabhängige Anlaufstation
für interessierte Eltern und Schüler. Wir wollen einerseits
beraten, andererseits auch gewährleisten, dass deutsche
Schüler vorbereitet als gute Repräsentanten unseres
Landes nach Neuseeland kommen und dort keine Enttäuschungen
erleben. So wie wir Verbindungen nach Neuseeland
herstellen können, so wollen wir auch neuseeländischen
Schülern hier in Deutschland Kontakte anbieten,
wo sie willkommen geheißen werden und passend untergebracht
sind.
360°: Im Jahr 2008 haben Sie das Projekt „kindergarden
partnership“ zwischen Deutschland und Neuseeland ins
Leben gerufen. Was sind die Ziele dieses Projektes?
Eva Hötzel: Jedes Jahr widmen wir uns einem besonderen
Thema. Im Jahr 2008 haben wir uns vorgenommen, Völkerverbindung
bereits im Kindergartenalter beginnen zu lassen.
Ziel war es, Kindergärten in beiden Ländern zu finden,
die zeitgleich in einer Projektwoche kindgerecht Wissen
jeweils über das Land, die Kultur und das Leben auf der
anderen Seite der Welt spielerisch vermitteln. Die jeweiligen
Partnerkindergärten sollten sich dann per Video oder
Foto personalisiert austauschen. Es war beeindruckend, wie
viel Wissen die deutschen Kinder über Neuseeland aufnehmen
konnten und dieses in ihre Familien weiter trugen.
70 03 | 2009 © 360° Neuseeland
360°: Welche Themen und Ziele stehen für den Verein im
Jahr 2009 im Vordergrund?
Eva Hötzel: Für 2009 haben wir uns viel vorgenommen.
Wir wollen uns dem Thema „Sport verbindet“ widmen.
Bislang wird im Rugby geprägte Neuseeland der deutsche
Traditionssport Fußball noch stiefmütterlich behandelt,
ist aber deutlich im Kommen. Wir sind gerade dabei
im Schülerbereich diesbezüglich Kontakte herzustellen.
360°: Ihr Sohn Carsten Hötzel lebt in Auckland und repräsentiert
unter anderem auch den Verein in Neuseeland. Welche
Aufgaben nimmt er für den Verein in Neuseeland wahr?
Eva Hötzel: In erster Linie dient er unseren deutschen
Mitgliedern als Anlaufstelle vor Ort und ist Bindeglied zu
unseren in Neuseeland lebenden Mitgliedern. Natürlich
ist er uns auch ein wichtiges Mitglied in der Beratung
junger Leute, die in Neuseeland zur Schule gehen oder
studieren wollen. Authentisch und aktuell kann er Individualfragen
beantworten und den Einstieg erleichtern.
360°: Frau Hötzel, was begeistert Sie persönlich am
„schönsten Ende der Welt“?
Eva Hötzel: Die Naturerlebnisse und die Menschen.
Es wird wohl daran liegen, dass Neuseeland „am anderen
Ende der Welt“ liegt und dort noch ein Stück unberührte
heile Welt und Natur zu finden ist. Mir geht jeweils
Für Neuseeland-Fans...
Interview Business & Lifestyle
das Herz auf, wenn ich auf der Südinsel durch herrliche
Regenwälder wandere, im Abel Tasman Park beim Kajakfahren
von tollenden Robben begleitet werde oder auf der
Nordinsel die Urgewalt der Geothermik erlebe. Neuseeland
hat eine Küstenlänge von rund 15.000 Kilometern
ohne Menschengedränge. Für mich bedeutet Neuseeland
aber auch Lifestyle und Freude am Kontakt mit den Kiwis
und deren Natürlichkeit, Freundlichkeit und Offenheit.
360°: Abschließend noch die Frage: Haben Sie einen
Lieblingsort in Neuseeland?
Eva Hötzel: Als naturliebender Urlauber ist mein Lieblingsort
sicher das quirlige Queenstown auf der Südinsel
als Ausgangsort für den Milford Sound und die Gletscherwelt
zu nennen. Leben würde ich aber gerne in der Bay
of Plenty auf der Nordinsel. Dort ist die Stadt Tauranga
mit seinem vorgelagerten Mount Maunganui und Papamoa
Beach noch ein Stück echtes Neuseeland für mich,
verbunden mit der Annehmlichkeit einer aufstrebenden
Infrastruktur. Traumstrände, das Geothermal- und Kulturzentrum
der Maori in Rotorua, das Skigebiet Mount Ruapehu,
aber auch die Metropole Auckland liegen in unmittelbarer
Nähe.
360°: Wir danken Ihnen für das Gespräch.
(Das Interview führte Andreas Walter)
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BESTES AUS NEUSEELAND
Business & Lifestyle Column
Pizza, party & ghosts …
Nun, wie sieht es auf meiner kleinen Farm „in the
middle of go through“ Balclutha am östlichen Ende
der Südinsel, mit der neuseeländischen Küche
aus? Yana und Barry, meine beiden Gastgeber, beschränken
sich, was Essensvorräte betrifft, auf die Eier der Hühner
im Garten, Fleisch fremder Lämmer, Konservendosen
von „The Warehouse“ – einer Art neuseeländischer
„Rudis Resterampe“ – und Kräuter aus dem benachbarten
Wald. Und, es gibt da noch die besondere Kiwi-Spezialität:
Whitebait! Transparente, wurmähnliche Gebilde mit gigantischen,
schwarzen Augen aus dem großen Pazifik. Whitebait
zu fischen, ist ein Volkssport in Neuseeland. Diese, wie
ich finde, ein wenig verzweifelt glotzenden „Regenwurm-
Fische“ werden unter anderem in Omelettes verarbeitet.
Selbst aus den fertigen Pfannen gerichten schauen noch
immer die Augen. Das ist nicht so jedermanns Sache …
Und so gilt es für einen Koch (das bin ich) für die Zeit des
Aufenthaltes, nicht ganz
uneigennützig, Überlebensstrategien
zu entwickeln.
Mein Plan für den
ersten Abend in der neuen
Umgebung: Ich bereite
für meine Lieben eine
kunterbunte Pizza zu. Es
endet damit, dass ich meinen
beiden Farmern während
der Pizza-Party italienische
Volksweisen (Gianna Nannini) vorsinge und Yana
und Barry nach bestem Gehör mitträllern. Viva! In dieser
wohligen Abgeschiedenheit hätte ich auf unzählige Termine
und Veranstaltungen gut verzichten können: auf Balmoral
sind eine Menge Termine abzuarbeiten. Es gehen
unzählige Anrufe auf dem 1950ties-Telefon an der Wand
im Flur ein … Heute: Come and join the „Rural Women’s
Eve“! Eine Einladung zu einer „New Zealand Cake Plate-
Party“. Na klar, wir sind dabei und nehmen teils irritiert
und vollends in freudiger Erwartung zwei leere Tortenplat-
Whitebait – Leidenschaft der
Neuseeländer
360° Autorin: Beate Hartmann
Beate Hartmann nahm von September
bis Dezember 2005 Auszeit von
ihrem Job und durchreiste Neuseeland
als Wwoofer und Back packer.
In unserer neuen Kolumne wird sie
spannende Geschichten aus dieser
Zeit erzählen, die mal lustig, mal
nachdenklich sind, die aber vom
typischen (Er-)Leben in Neuseeland
erzählen.
Selbstgemachte Pizza – da weiß man, was man hat
ten – „cake plates“ eben – mit auf den Weg. Für mich wird
es jetzt interessant zu sehen, wie unsere Südinsel-Nachbarn
in nächster Nähe (läppische zehn Kilometer entfernt)
leben. Yana und ich rauschen mit dem kleinen Toyota über
die staubigen Pisten der Insel, vorbei an unzähligen Damwildkoppeln
und finden uns bald auf einer kleinen Farm
ein, die so old-fashioned ordentlich-britisch daherkommt,
dass man sich sofort wie bei Rosamunde in Cornwall
wähnt. How lovely! Unsere Gastgeberin Katy, eine Lady,
groß, kräftig und very british indeed, begrüßt uns aufs
Herzlichste. Trotz meiner Müdigkeit, für mich ist es heute
nunmehr der „gefährliche vierte Tag“ in Neuseeland, verfolge
ich die Dialoge am Tisch zunächst sehr wachsam.
Nach Tee und leckeren Scones gibt es Sherry (auf den
verzichte ich) und Sandwiches. Langsam wird es dunkler
im Raum und ich reibe mir die müden Augen. Eine Spätfolge
des Jetlags? Tapfer bleiben! Wir versammeln uns im
Wohnzimmer und die Damen nehmen mit ihren Sherrygläsern
in tiefen, überaus plüschigen Sesseln Platz. Ich
lehne aufrecht stehend mit schweren Augen und meinem
Earl Grey an der Wand. Pam, die Tochter des Hauses,
fotografiert und ich höre die Stimme von Margiorie. Diese
fragt nun ganz ernsthaft in die Runde, ob denn eine der
anwesenden Ladies Neues von der „traurigen Frau“ im
Hotel in Kaitangata vernommen habe. Pam berichtet in
epischer Breite, dass man dort unlängst in einer lauen,
dunklen Nacht mithilfe eines blitzenden Fotoapparates
das Antlitz „der Traurigen“ – huh, der mittlerweile verstorbenen
Besitzerin des Hotels – sichtbar machte. Nun
ja, das sei eine bewährte Methode, zumal man ja auch
eindeutig aufgrund kalter Temperaturen, die in einem
Raum vorherrschen, ganz genau indiziert, ob denn ein
„Ghost“ anwesend sei. Die Damen am Tisch nicken
und schlürfen Sherry. Mich gruselt’s. Ich suche – überaus
beunruhigt – Yanas Blick. Doch die genießt vierfach
72 03 | 2009 © 360° Neuseeland
belegte Sandwiches, rosa Törtchen und probiert leuchtend
blaue Gesichtsmasken aus. Kosmetika werden hier heute
Abend übrigens auch noch feilgeboten. Und Yana bleibt
ganz locker, während hier merkwürdige Geschichten zum
Besten gegeben werden. So lausche ich weiter und jede
Minute wird’s mir ein wenig schauerlicher ums Herz.
Plötzlich – es wird noch dunkler im feinen Zimmer – vermischen
sich die Stimmen der Ladies zu einem unheimlichen
Gesang. Kalt wird es in der Stube. Ich werde flugs
noch müder. Ursprünglich aufrecht stehend, schlafe ich
kurze Zeit später ein, sinke friedlich Richtung Teppichboden.
Yana schafft es nicht mehr, mich aufzufangen. Ich
bewege meinen unteren Rücken gekonnt zu Boden und
schlage dort polternd im Zustand vollkommener körperlicher
Erschöpfung auf. Der Lacher des Abends! Gewiss
auch für die nächsten Monate, Jahre … für eine Schenkelklopfergeschichte
künftiger „Cake-Plate-Parties“, zu
denen man traditionell dort nicht leere Kuchenplatten mitbringt,
sondern bunte, üppig bestückte. Und selten mal
eine freundliche und völlig übermüdete deutsche Farmvolontärin
… Zu den Damenabenden gehören auch Spukgeschichten,
ein essenzieller Bestandteil der neuseeländischen
Tradition. Denn hier spielt der britische Einfluss
eine große Rolle. Neuseeländer, insbesondere die schottisch-stämmigen,
die Majorität auf der Süd insel, haben
einen besonderen Hang zum Mystischen.
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Column Business & Lifestyle
Mit meinen paisleygemusterten Bettschuhen an den
Füßen, meiner Wollmütze auf dem Kopf und einer wohligen
Wärmflasche im Arm schlummere ich an diesem
Abend im eisigen Gästezimmer auf Balmoral entspannt,
zufrieden und ohne weitere Vorkommnisse ein. Morgen
stehen die ersten ernsthaften Begegnungen mit den Pferden
an. Es warten ein wilder Vollblüter und eine eigensinnige
Fuchsstute auf der Weide. Und für mich heißt es,
Yana die ersten „riding lessons“ auf der Schafweide zu
geben … Glück auf!
In der nächsten Ausgabe lesen Sie, wie es unserer
Autorin bei ihrer Auszeit in Neuseeland weiter ergeht.
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02/2008 Vorschau
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© 360° Neuseeland 02 | 2009 99
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Ta Moko – seit 1.000 Jahren Bestandteil
der Kultur
Wie aus den Geschichtsbüchern hervorgeht, gibt es verschiedene
Berichte über die Herkunft der originalen
Kunst der Hautmalerei der Maori, die seit über 1.000 Jahren
besteht. Erstmals in Europa dokumentiert wurde Ta
Moko von Entdeckern wie James Cook. Auf seinen Reisen
Ende des 18. Jahrhunderts hatte Cook die spezielle Kunst
der Maori entdeckt und sie festgehalten. Für die Maori
ist die Kunst schon wesentlich älter und fester Bestandteil
der Kultur.
Der Ursprung von Ta Moko geht auf eine undatierte Sage
zurück, die vom ersten Häuptling namens Kena handelt.
Er soll seine Frau ähnlich erschaffen haben, wie einst
Gott Eva, und hatte ihr selbst das Leben eingehaucht.
Traditionell wird Ta Moko mit Hammer und Meißel in die Haut tätowiert
Anfangs wurden die Tätowierungen nur im Gesicht getragen,
mit der Zeit aber überall am Körper
Maori
Dieser Häuptling soll der erste Mensch gewesen sein,
der die Tätowierung im Gesicht getragen hat, die er von
einem Herrscher der Unterwelt erhalten hatte. Andere
Männern fanden auch Gefallen an der Gesichtsmarkierung
und wollten diese ebenfalls für sich haben. Der
Häuptling Kena soll daraufhin die traditionelle Tätowierkunst
im Sinne der Maori verbreitet haben und die
Mokos sollen so zum wichtigen Bestandteil der Maori-
Kultur geworden sein.
Bei der Durchführung galt es einst, strenge Regeln einzuhalten,
die den Geist des Tätowierers und des Trägers
beschützen sollten. Hatte der zu Tätowierende beispielsweise
während des Prozesses angefangen, vor Schmerzen
zu schreien, dann wurde die Arbeit abgebrochen
und durfte gemäß der Tradition nicht fortgesetzt werden,
auch nicht von einem anderen Künstler.
Nach dem Glauben der Maori waren die Frauen schon
immer das Sinnbild für das Leben, und als das wichtigste
Element des Lebens gilt der Atem. Für die Maori lag es
daher nahe, die Tattoos bei den Frauen um den Mund
herum zu gestalten. Laut Tradition war dies auch die einzige
Körperstelle, an denen Frauen die Markierungen
tragen durften. Die Linien sind dabei vor allem Ausdruck
für die Geburt von Kindern. Sofern eine Frau Nachkommen
zur Welt gebracht hatte, bekam sie eine Linie direkt
unter die Unterlippe gezeichnet und im Verlauf des Lebens
wurde dies je nach Ereignissen fortgesetzt.
Im Gegensatz zu den Frauen, die nur vereinzelt im
Gesicht die dauerhaften Prägungen ihres Lebens tragen
dürfen, wird bei den Männern oftmals das Gesicht
vollständig tätowiert. Die eine Hälfte des Gesichtes wird
von der Abstammung mütterlicherseits und die andere
Hälfte über die des Vaters geprägt.
Sofern der Träger des Ta Moko in seinem Leben in der
Gesellschaft viel geleistet hat, wird dies mit einem entsprechenden
Tribal im Gesicht, aber auch auf den Oberschenkeln
und den Armen übertragen. Für jeden persönlichen
Verdienst gibt es einen bestimmten Körper teil,
der dafür vorgesehen ist. Das bedeutet, dass auch die
anderen Maori durchaus erkennen, was für ein Ansehen
ein tätowierter Maori besitzt und welche Familiengeschichte
er hat.
Die Tätowierungen speziell im Gesicht sind wie eine Identifikation
einer Person, ganz nach dem Motto „Zeig mir
deine Tattoos und ich kann dir sagen, wer du bist.“ Auch
wenn Ta Moko bei jeder Person ein anderes Bild ergibt
und ganz individuelle Bedeutungen hat, so sind sie doch
für andere Maori durchaus „lesbar“.
76 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Maori
Die Maori tragen die Tattoos noch immer voller Stolz
als Zeichen ihrer Tradition
Die Tätowierungen werden mit einer blauen Tinktur auf die Haut
gebracht und sind von dauerhafter Haltbarkeit
Veränderungen – Ta Moko als Kunst,
nicht nur Tradition
In Neuseeland gibt es derzeit nur noch zwei Künstler,
die die alte Technik mit Meißel und Hammer wirklich
beherrschen, die ursprünglich von den Tohunga oder
Priestern vorgenommen wurden. Somit wird die Kunst
zur Seltenheit. Heute gibt es als Alternative die zahlreichen
Studios im Land, aber die Künstler verwenden
fast ausschließlich die allseits bekannten Nadeln und
Pistolen, um die Farbe auf die Haut zu bringen.
Nach der ursprünglichen Bedeutung der Übersetzung
von Ta Moko meint es jedoch „schlagen“ oder „klopfen“,
wie es traditionellerweise durchgeführt wurde und
nicht das „stechen“ mit der Nadel. Bei der alten Technik
wurde der Meißel („uhi“) in eine dunkelblaue Mixtur
getaucht, die aus einer parasitären Pflanze gewonnen
wurde und dann mit einem kleinen Hammer in die
Haut eingeritzt. Auf diese Weise wurde die Farbe unterhalb
der obersten Hautschicht angebracht und war von
dauerhafter Haltbarkeit.
Eine Tätowierung nach Maori Art wurde nicht wie
heutzutage mit einem Mal vorgenommen, sondern im
Leben des Trägers immer wieder vervollständigt. Man
ging dafür zu einem erfahrenen Künstler und erzählte
ihm von seinem Leben, woraufhin dieser währenddessen
mit seiner Arbeit begann. Man wusste daher
nie genau, wie das Design am Ende aussehen würde,
denn es entstand erst durch die berichteten Erlebnisse
des Trägers.
Die Maori selbst sind in der Lage zu sehen, ob das Tattoo
von einem Maori gestochen wurde, oder es sich
dabei um den Versuch einer Kopie handelt. In Neuseeland
gibt es neun verschiedene Tribals, die jeweils
für eine Region im Land stehen. Sind diese Zeichen
nicht im Tattoo als Signum enthalten, dann kann man
sich sicher sein, dass der Träger nicht wirklich bei
einem erfahrenen Maori gewesen ist. Nur weil es ein
Maori-Tattoo ist, bedeutet es nicht, dass die Arbeit
auch von einem Ureinwohner des Landes vorgenommen
wurde.
Derzeit ist das Tragen eines Ta Moko schon fast zu
einer Art „Modeerscheinung“ geworden. Immer
mehr Personen, die nicht der Maori-Kultur entstammen,
wollen ebenfalls ein traditionelles Tattoo dieser
Art haben. Es ist daher verständlich, dass die Maori
es leicht misstrauisch betrachten, wenn Menschen
anderer Länder ihre Kunst für sich in Anspruch nehmen,
was eigentlich eine Einzigartigkeit ihrer Kultur
bedeutet.
Auch in der eigenen Kultur der Maori gab es mit
dem Wechsel jüngerer Generationen einige Veränderungen,
denn die ursprüngliche Tradition der Tattoos
hat ein wenig an Bedeutung verloren. Die Maori
der heutigen Zeit leben nicht mehr stark so nach dem
Glauben ihrer Vorfahren, sondern sehen sich vielmehr
als eine neue Generation mit neuem Glauben. Das ist
wahrscheinlich auch der Grund, warum man kaum
noch Maori mit ursprünglichen Mokos finden wird.
(Sarina Lenz)
Pinboard
© 360° Neuseeland 03 | 2009 77
Pinboard
Neuseeland will zum
Umweltschutz beitragen:
Aspekte, Projekte und Stimmen
rund um die CO2-Reduzierung
Klimaschutz, Treibhauseffekt, globale Erwärmung
– diese Begriffe sind seit Jahren in aller
Munde. Doch der übermäßige CO 2 -Ausstoß in
die Atmosphäre nimmt ungeahnte Formen an.
Die Klimaveränderung durch die starke Luftverschmutzung
geht drastisch rapide voran, viel
schneller als ursprünglich von Wissenschaftlern
prognostiziert. Im Fokus der Debatte steht jetzt
weltweit vor allem die Reisebranche – Stichwort:
Fernreisen-Stigma. Gestiegene Besucherzahlen
bei Transatlantikflügen bedeuten eine stärkere
Verschmutzung der Atmosphäre mit CO 2 . Für
die Tourismusbranche, Neuseelands zweites
wirtschaftliches Standbein nach der Landwirtschaft,
beginnt ein Zittern um europäische
Besucher. Wie kann sich ein Land, welches nur
per Langstreckenflug zu erreichen ist, weiterhin
attraktiv halten? Lammsteaks, Kiwis und Äpfel
um den Globus zu schicken, um sie in europäischen
Supermärkten abzusetzen, klingt nicht
nach optimalem Umweltschutz. Dazu kommt das grüne
Image Neuseelands, welches man um jeden Preis behalten
möchte. Besonders Exporteuren, Reiseveranstaltern und
Tourismusunternehmen in Aotearoa liegt nun die Reduzierung
der CO 2 -Ausstöße am Herzen. Ex-Premierministerin
Helen Clark sprach bereits von einem ökologischen
und ökonomischen Druck auf Tourismus und Handel. Doch
auch die neue Regierung unter John Key sieht Handlungsbedarf.
Die Ureinwohner des Landes, die Maori, reagieren
bereits selbst, da sie Kultur, Tradition und Lebensgrundlage
durch den Klimawandel bedroht sehen.
Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gehen rund 1,6 Prozent
des schädlichen CO 2 -Ausstoßes weltweit auf das Konto
des Luftverkehrs. 63 Prozent aller Deutschen sind davon
überzeugt, dass der Welt ein ökologisches Desaster bevorsteht,
so eine Studie der Bundesregierung. Und Deutschland
ist umweltbewusst. Für etwa 25 Prozent aller Bürger
ist das Thema Umweltschutz außerordentlich wichtig.
Ganz anders sah es mit dem Umweltschutz noch vor fünf
Jahren in Neuseeland aus: Recycling steckte in den Kinderschuhen,
Müllreduzierung, Strom oder Wasser sparen
war für viele Kiwis absolutes Neuland und von einer
Abgasuntersuchung oder Katalysatoren in Autos konnten
die Klimaschützer nur träumen.
Contemporary Issue
Internationale Wissenschaftler und Politiker wiesen
immer wieder darauf hin, dass besonders der Erhalt der
Wälder und die Aufforstung zu Gunsten des Treibhauseffektes
die Länder, die große natürliche Waldflächen wie
Neuseeland haben, einschließen müsse.
Der „Beehive“ in Wellington
Und Neuseeland sieht sich durchaus angesprochen,
unterschrieb das Kyoto Protokoll. „Die Uhr tickt und
es erfordert nun globale Aktionen. Man soll in diesem
Kampf auf Neuseeland zählen können“, betont John Key,
neuer Premierminister.
Das „CarboNZeroProgramme“
Mit seinen nur knapp über vier Millionen Einwohnern
hatten die Kiwis zwar trotz des zurückgebliebenen
aktiven Umweltschutzes bislang relativ wenige Probleme,
aber man wollte aktiv reagieren. Und um das
Debakel nicht größer werden zu lassen und das saubere
Image zu erhalten, beschloss die Regierung, noch
unter Helen Clark: „Wir haben eine überschaubare
Bevölkerung und das ist unsere Chance, schnell etwas
zu ändern!“ Gegründet wurde bereits vor zwei Jahren
das „CarboNZeroProgramme“ der Regierung. Firmen
können sich freiwillig dafür melden. Das „Landscare-
Programme“ des Crown Research-Institutes beinhaltet
drei Hauptfaktoren: Das akkurate Messen des CO 2 -Ausstoßes,
das Ermitteln, wie und wo Emissionen reduziert
werden können, und das Ausgleichen der unvermeidlichen
Umweltschädigungen, wie beispielsweise durch
Aufforstungen.
78 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Contemporary Issue
Das Ziel ist ein CO 2 -neutraler Emissionshaushalt, also
unterm Strich kein Kohlendioxid mehr in die Atmosphäre
abzusondern. „Seit Al Gores Kinofilm ,An inconvenient
Truth‘ im Mai 2006 und Ex-Premierministerin
Helen Clarks Agenda im neuseeländischen Parlament vor
einem Jahr, ist die Sorge um den Klimawandel und die
sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen hier in
Neuseeland stark gestiegen“, erzählt auch Professorin
Ann Smith vom „CarboNZeroProgramme“.
Über 350 Organisationen und Firmen haben sich seitdem
für das Neuseeland-eigene Programm des Umweltministeriums
eingetragen. Das neuseeländische Weingut
„Grove Mill“ und „Sanctuary wines“ sind sogar die ersten
Firmen weltweit, die bereits „CO 2 -neutralen Wein“ anbieten.
Auch die Tourismusbranche in der Landeshauptstadt
Wellington ergreift viele kleine Schritte in Richtung
Umweltverträglichkeit. „Wir arbeiten gerade an neuen
Strategien, wollen hier definitiv eine Führungsrolle in
Neuseeland übernehmen. Es sind oft schon die ganz
kleinen Schritte der Unternehmen, die in ihrer Gesamtheit
eine Veränderung bewirken“, erklärt Tim Cossar von
Positively Wellington Tourism.
Einige Hotelketten und Quartiere haben es sich zum Ziel
gemacht, umweltfreundlicher zu arbeiten. Die InterContinental
Hotel-Gruppe lässt gerade den gesamten Wasser-
und Energieverbrauch sowie die Produktion der
Müllmengen messen. Einen ganz anderen Schritt geht
das Holiday Inn der Landeshauptstadt. Das Hotel schloss
eine Partnerschaft mit der Mission für Arme und spendet
alle zwei Wochen recyclebare übrig gebliebene
Seifenstücke und Shampoos. Die YHA, Jugendherbergen
in Wellington haben für ihre Umweltverträglichkeit
sogar einen Preis gewonnen, reduzieren Müll und
Energieverbrauch, recyceln und verwenden Dinge mehrfach
und benutzen beispielsweise umweltfreundliche
Reinigungsprodukte.
Auch Tourenanbieter der Region nehmen an CO 2 -Programmen
teil. Die Firma „Seal Coast Safari“ bietet Touren
zu den Robbenkolonien bei den Red Rocks an. Im
Gegenzug des CO 2 -Ausstoßes durch ihre Allradfahrzeuge
pflanzen sie Rata-Bäume. Rover Tours minimiert
die Verpackungen der Snackboxen und kompostiert
selbst. Einige Stadtführer steigen auf den Transport mit
öffentlichen Verkehrsmitteln um oder gehen mit ihren
Kunden bei den Touren zu Fuß durch die Stadt. In Auckland
und Wellington kann der Kunde mittlerweile auch
sogenannte „Green Cabs“, „Grüne Taxis“ wählen. Die
gesamte Flotte des Unternehmens umfasst 20 Hybrid-
Fahrzeuge und ist die einzige CO 2 -freie Taxiflotte im Land,
die zweite weltweit. „Wir haben uns für den Klimaschutz
entschieden und wollen unseren Kunden die Chance
bieten, selbst zu entscheiden, ob sie umweltfreundlich
fahren wollen oder nicht“, erklärt Green Cab-Geschäftsführer
Callum Brown. Und die Firma unternimmt noch
weitere aktive Schritte, um wirklich CO 2 -neutral zu agieren:
Die Mitwirkung an Aufforstungsprogrammen, bei
denen Bäume als Sauerstoffspender gepflanzt werden,
der Kampf des Betriebes für den Erhalt des natürlichen
neuseeländischen Buschlandes sowie Investitionen in
CO 2 -neutrale Stromgewinnungsprojekte sind einige der
Beiträge des Transportunternehmens.
Auch die Dachorganisation der nationalen Tourismusbranche
macht sich intensiv Gedanken um die europäischen
Besucherströme der Zukunft. „Wir nehmen das
Thema Klimaschutz sehr ernst und unterstützen deshalb
alle energiesparenden Maßnahmen, Recycling und eine
ökologische Abfallentsorgung“, so George Hickton, Vorstandsvorsitzender
von „Tourism New Zealand“.
Air New Zealand – neue Flugzeuge sparen
Kerosin ein
Eines der wichtigsten Unternehmen der neuseeländischen
Reisebranche ist die landeseigene Fluggesellschaft
Air New Zealand. Laut eigenen Berichten gab die
Airline im Jahr 2006 3,6 Millionen CO 2 in die Atmosphäre
ab. Durchschnittlich verbrauchen die neuseeländischen
Boeings etwa 3,5 Liter Sprit pro 100 geflogene Passagier-Kilometer
– so viel wie ein Kleinwagen. „Mit den
neuen Technologien in unserer fortschrittlichen B 777-
Flotte haben wir einen reduzierten Kerosinverbrauch“,
erklärt Jutta Simon, Air New Zealand Managerin für
Deutschland. „Das sind etwa 58.000 Tonnen weniger
Treib hausgase.“ Mit den bestellten, ab 2010 eingesetzten
B 787-Flugzeugen wird Air New Zealand noch einmal
20 Prozent Kerosin einsparen und somit eine weitere
Leistung zum Klimaschutz erbringen. Auch kleine
Maßnahmen machen für die Airline Sinn: „Wir wollen
unnötige Flüge vermeiden, nicht ausgelastete Flugstre-
Pinboard
© 360° Neuseeland 03 | 2009 79
Pinboard
cken verändern. Auch geringere Wassermengen an Bord,
spezielle Trockner, welche die Feuchtigkeit und somit
das Gewicht zwischen Flugzeughülle und Kabinenverkleidung
um etwa 200 Kilogramm pro Flug verringern
sollen, senken den Kerosinverbrauch. Ebenso müssen
kleine Dinge wie weniger Papiere, die ein Pilot mitführen
muss, in Zukunft überdacht werden“, erklärt Jutta
Simon. Die neuste Errungenschaft der Fluggesellschaft
sind sogenannte „Winglets“, 3,4 Meter hohe Düsen-Bauteile
an den Flügeln vieler Boeings. Etwa 1,6 Millionen
US-Gallonen pro Jahr sollen mit der Nachrüstung eingespart
werden.
Auch die InterCity Group, Neuseelands größter nationaler
Transport- und Tourismusbetreiber, wurde bereits
das erste CO 2 -freie öffentliche Transportunternehmen
der Welt. Die Firma unterzeichnete vor etwa einem Jahr
das „CarboNZeroProgramme“ und muss nun in weiteren
zwei Jahren klimaneutral sein. Die InterCity Group
besteht aus den Newman Coach Lines, den InterCity
Coachlines, Eco Tours und den Kings Dolphin Cruises
in der Bay of Islands und transportiert etwa 1,5 Millionen
Passagiere pro Jahr. Ein Drittel davon sind Touristen
aus aller Welt. Bereits in den letzten fünf Jahren
hat das Unternehmen über 20 Millionen NZ$ in
neuste Technik investiert, um den CO 2 -Ausstoß drastisch
zu senken und europäische Standards zu erreichen.
„Hierbei geht es nicht darum, sich vom Emissionsausstoß
frei zu kaufen. Wir wollen für uns Kiwis und
für unsere internationalen Kunden eine grundlegende
Veränderung des Geschäftes, um die Absonderung von
Treib hausgasen zu reduzieren“, so Malcolm Johns, Vorstandsvorsitzender
der InterCity Group. Bereits 1998
hat das zu hundert Prozent neuseeländisch geführte
Unternehmen papierlose Tickets eingeführt und so
den Papierverbrauch um 80 Prozent gesenkt. Auch eine
schadstoffarme Fahrzeugflotte wurde angeschafft. Mit
einem neuen High Tech-Server, der im Jahr 2006 neun
kleinere Computer ersetzte, konnte der Stromverbrauch
in der Zentrale um 70 Prozent gesenkt werden.
Die Maori und die Folgen der Erderwärmung
Auch für die Ureinwohner Neuseelands, die Maori, hat
das Thema Treibhauseffekt eine große Bedeutung. Sie
haben seit je her eine enge Bindung zur Natur. Umso
härter treffen sie die Auswirkungen des Klimawandels.
Die Besorgnis um die eigene Lebensgrundlage
als Fischer oder Landwirte und den voranschreitenden
Verlust von Kultur und Tradition sowie die Gefahr
für spirituelle Plätze ist groß. Die negativen Auswirkungen
der Erderwärmung auf Mensch und Natur sind
Contemporary Issue
bereits zu spüren. Die stärkeren Stürme mit heftigen
Regenfällen im Westen und die extremen Dürren im
Osten Neuseelands hinterlassen ihre Spuren – große
Flächen sind dem Wetter und der daraus entstehenden
Erosion des Bodens schutzlos ausgeliefert. „Ein
Sommer ist der wärmste und trockenste, den wir je in
Otaki hatten, einen anderen davor gab es eine riesige
Flut. Und solche Extreme sind keine Jahrhundertvorkommnisse
mehr. Sie passieren nun jährlich“, erklärt
Maori-Sprecher Api Skipper. Die Wind- und Wellenschemen,
welche über Jahrhunderte gleich waren,
ändern sich. Ganze Küstenstriche drohen weg zu brechen.
Das Risiko von stärkeren Strömungen nimmt zu.
Und zu guter Letzt erwärmt sich das Meer selbst und
der Meeresspiegel steigt. In der Messstation in Auckland
waren bis 1998 keine Anstiege zu verzeichnen.
Doch seitdem nimmt der Wasserstand in Neuseeland
jedes Jahr zu.
Durch Klimawandel bedroht – Gedenkstätten der Maori
Besorgnis macht sich breit und eigene Initiativen werden
gegründet. Awanui Black arbeitet an der Maori-
Universität in Otaki: „Wir als Stammesgruppe sind nicht
nur sehr eng mit diesem Land verbunden, für uns sind
ganz bestimmte Orte in Neuseeland äußerst wichtig,
heilige Orte“, erklärt er das Dilemma. „Wenn wir unsere
Hauptbestandteile der Kultur verlieren, die uns als
Maori ausmachen, was bleibt dann noch? Sicher werden
wir genetisch gesehen überleben, aber wenn wir
alle anderen Aspekte unseres Charakters, unserer Tradition
und unserer Persönlichkeit verlieren, dann bleibt
nichts mehr übrig von dem, was wir einmal waren. Dann
sind wir wie alle anderen.“
80 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Der Meeresspiegel wird nach den Aussagen der Wissenschaftler
in den nächsten 100 Jahren um weitere
800 Millimeter steigen. Zahlreiche, sogenannte
Marae, traditionelle Versammlungshäuser der Maori,
küstennahe Friedhöfe, heilige Plätze der Ureinwohner
und kleinere Maori-Siedlungen in Fluss- oder
Meernähe sind durch den Anstieg des Meeres direkt
bedroht. Umsiedlung ist für die Maori keine Lösung,
jedes Jahr von Flutkatastrophen heimgesucht zu werden,
ebenfalls nicht. Eine direkte Maßnahme sollen
Dämme und Auffangbecken sein. Veränderte Klimabedingungen
lassen einige Pflanzen selten werden, welche
die Maori stets zu medizinischen Zwecken verwendet
haben. Die Anzahl von Neuseelands einzigartigem
Zugvogel, dem Titi, ein rußbrauner Sturmtaucher, dezimiert
sich zunehmend. „Wir haben über Tausende von
Jahren unser Wissen in der Fischerei erworben, wo,
wann und wie man die besten Fänge erzielt. Diese uralten
Daten wurden von Generation zu Generation überliefert.
Das wird nun alles hinfällig“, berichtet Black
von den neuesten Erkenntnissen. Aale wurden stets am
Ende des Sommers im März oder April gefangen, wenn
sie aus den Flussläufen ins Meer ziehen. „Letztes Jahr
haben wir Aale beobachtet und gefangen – und das war
noch vor Weihnachten“, erzählt Caleb Royal, der Otakis
Flussläufe überwacht.
Die Stammes-Gemeinde der Ureinwohner ist alarmiert
und will ihren Beitrag zur CO 2 -Reduzierung im Land liefern.
Denn den Maori gehören große Landstriche Neuseelands.
Und große Landstriche sollen nun als erste
Maßnahme nicht mehr gerodet werden. CO 2 -aufnehmende
Wälder, gegen Erosion schützende Bäume und
dichtes Unterholz bleiben erhalten, auch die anderweitige
Nutzung für landwirtschaftliche Zwecke soll durch
Entschädigungszahlungen unterbunden werden. Mehr
Aufklärung innerhalb der eigenen Reihen ist ein weiterer
Aspekt. Um an Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten,
wurde ein eigenes Internet-Forum von und für Maori
eingerichtet. Bislang versprechen alle Initiativen großen
Erfolg und viele Klimawissenschaftler sind selbst Maori,
arbeiten nun fieberhaft gemeinsam an Möglichkeiten zur
CO 2 -Reduzierung.
Maßnahmen der Regierung
Contemporary Issue
Die neuseeländische Regierung selbst geht der gesamten
Nation mit Beispiel voran und beginnt bereits in
den eigenen Reihen den Karbonausstoß zu reduzieren.
Bis 2012 sollen alle Regierungsbehörden weniger
CO 2 abgeben, die Fahrzeugflotte auf Biotreibstoffe
umgestellt sein. Der neue Premierminister John Key
will den CO 2 -Ausstoß im eigenen Land bis 2050 halbieren.
Zugrunde gelegt wurden Messwerte aus dem
Jahr 1990. „Wir reduzieren um 50 Prozent bis 2050,
also 50 in 50“, erklärt der Führer der National Partei in
der CO 2 -Debatte. Somit setzt er sich das gleiche Ziel wie
viele andere Nationen. Die EU will die Emissionen bis
2020 um 20 Prozent reduzieren, England beispielsweise
bis 2050 um 60 Prozent. „Neuseeland betreibt intensive
Landwirtschaft, deshalb ist dieser Schritt wichtig
für uns.“
Unter Helen Clark wollte die Regierung Neuseeland noch
als erstes Land der Welt CO 2 -neutral machen, setzte
jedoch für ihr Vorhaben kein Zeitlimit – im Gegensatz zu
Norwegen, die mit dem gleichen Vorgaben an den Start
gingen, die völlige CO 2 -Neutralität jedoch bis 2050 zu
erreichen versuchen.
Das Wissen um den Klimawandel könnte sich Aotearoa
nun sogar zunutze machen und damit neue Industriezweige,
Tourismusrichtungen oder Technologien ankurbeln.
Die geschätzte Nachfrage nach CO 2 -armen Produkten
könnte bis 2050 mindestens 500 Milliarden NZ$
pro Jahr ausmachen. John Key möchte mit Maßnahmen
wie Aufforstungsprogrammen mithilfe von „Karbon-Krediten“
die Waldbesitzer locken, zu pflanzen statt
abzuholzen. Mehr Investitionen in alternative CO 2 -freie
erneuerbare Energiegewinnungen sowie Geld für Forschung
und Entwicklung im Sektor Landwirtschaft, um
das Problem der Methangasemissionen in den Griff zu
bekommen, sind einige der Vorhaben der neuen Regierung
unter der National Party.
„Ich habe großes Vertrauen in die Kiwis. Ich habe Vertrauen,
dass jeder Einzelne von uns den Wert, den unsere
Umwelt und die Natur haben kennt, zu schätzen weiß
und erhalten will. Es ist in unser aller Interesse und liegt
in unserer Natur. Ich weiß, dass ich mich da voll und ganz
auf die Neuseeländer verlassen kann“, beendete John
Key nach den Parlamentswahlen seine Siegesrede.
(Anja Schönborn)
360° Web Info
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www.carbonzero.co.nz
www.destinationcarbonneutral.co.nz
www.grovemill.co.nz/marketing-tool/show/1150
www.greencabs.co.nz
www.intercity.co.nz/about-us/mediarelease47.php
www.airnewzealand.de/about_us/carbon-offset/carbon-
offset-information.htm
© 360° Neuseeland 03 | 2009 81
Pinboard
Ein Jahr in Neuseeland
Anja und Gunnar Schönborn haben sich viel vorgenommen.
Mit ihren einjährigen Zwillingen wandern sie nach
Neuseeland aus. Nach mehreren Urlauben in ihrem
Traumland am anderen Ende der Welt wollen sie es
zumindest versuchen: Fuß fassen im Land der Kiwis. Sie
geben ihren sicheren Job in Deutschland auf und wagen
das, wovon andere meist nur träumen: den Neustart als
junge Familie im jüngsten Land der Erde.
Ein Jahr in Neuseeland – das ist ein hautnah verfasstes
Tagebuch, in dem Anja Schönborn in zwölf Kapiteln –
Monat für Monat – sehr persönlich beschreibt, wie die
Familie Schritt für Schritt in der neuen Heimat ankommt.
Startet der erste Monat noch in Urlaubsstimmung auf der
Südinsel mit Whalewatching in Kaikoura und Zorbing in
Queenstown, so beginnt bereits im März der Ernst des
Lebens. Vom Autokauf in einer Auktion, bei der Anja und
Gunnar den Auktions-Kiwi-Slang-Kauderwelsch kaum verstehen,
aber mithilfe freundlicher Neuseeländer dennoch
zu ihrem Traumauto kommen, über die für deutsche Verhältnisse
ungewöhnliche Busfahrt zum obligatorischen
IETS-Englischtest bis hin zur Jobsuche ihres Mannes Gunnar,
die die Schönborns zunächst weg vom lieb gewonnenen
Wellington nach Auckland bringt und der Familie
das erste Zuhause im Stadtteil Mount Albert beschert.
Anja Schönborn gibt einen tiefen Einblick in den sich
entwickelnden Alltag einer jungen Auswandererfamilie
mit allen Ups and Downs, von ersten Ausflügen in die
nähere Umgebung von Auckland bis hin zum Stromausfall
mitten im Winter. Monat für Monat geht es Schritt für
Schritt voran. Anja fasst als Neuseeland-Korrespondentin
eines großen deutschen Reisemagazins Fuß und bereits
im November hat Gunnar zwei Jobangebote in Wellington
und es kommt wie es kommen muss: kurzfristiger
Job- und Wohnsitzwechsel – in Neuseeland no big deal.
Gewöhnungsbedürftig erscheint zumindest für Anja das
Weihnachtsfest bei sommerlichen Temperaturen. Aber
auch hier wird das Beste daraus gemacht. Auch ein
gerade noch so eben nach langer Suche erstandenes
mickriges, schiefes Nadelbäumchen mit gelben Ästen,
kann die Stimmung nur kurze Zeit trüben. Das Weihnachts-BBQ
wird kurzerhand mit dem zunächst noch kritisch
beäugten Weihnachtsbaum und den darunter aus-
Books & DVDs
gebreiteten Weihnachtsgeschenken am Strand gefeiert.
So mischen sich neuseeländische und deutsche Tradition
zu einem fröhlichen Fest, das sowohl bei den mit
feiernden neuseeländischen Nachbarn als auch bei den
Schönborns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Am Ende des Buches zeigt das Fazit von Anja Schönborn,
dass sich das Wagnis gelohnt hat: „Am Anfang war zwar
vieles schwierig, doch wir haben es geschafft, unseren
lang ersehnten Traum wahr zu machen. Ob wir für immer
hier bleiben? Keine Ahnung. Warum alles planen, wenn
es dann doch anders kommt? Ich lebe jetzt ganz nach
dem Motto der Kiwis ‚Just go with the flow’ – Lass Dich
einfach vom Leben treiben!“ Das Fazit zieht sich wie
ein roter Faden durch das ganze Buch, das man, einmal
begonnen, erst wieder zufrieden zur Seite legt, wenn
man die 189 Seiten verschlungen hat. Es hat sich gelohnt
– sowohl das Jahr in Neuseeland für die Familie Schönborn
als auch die Lektüre des Buches. (Andreas Walter)
Polyglott on Tour – Neuseeland
Anja Schönborn
Ein Jahr in Neuseeland –
Reise in den Alltag
Herder Verlag, Freiburg
2009, 189 S., Broschur, 12,95 €
ISBN 978-3-451-05968-1
Alles Wissenswerte über die Landschaft, Natur,
Geschichte und Kultur, Essen und Trinken, Urlaub aktiv,
Unterkunft, Reisewege und Verkehrsmittel, außerdem
praktische Infos von A – Z. Die bekanntesten Städte werden
kurz vorgestellt: Auckland, Wellington, Christchurch,
Dunedin, Queenstown. Elf Touren laden zum Nachreisen
ein und sind ausführlich beschrieben, zum Beispiel
Tour 2 „Ein schönes und reiches Land“, die von Auckland
über die Coromandel Peninsula und den Bay of
Plenty nach Rotorua führt: Hilfreiche Infos zu Sehenswürdigkeiten,
Unterkünften und übersichtliche Karten
machen die Reise zu einem besonderen Erlebnis. In der
Flipmap: übersichtliche Innenstadtpläne von Auckland
und Christchurch sowie ein Übersichtsplan der beiden
82 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Books & DVDs
Inseln. 12 Top-Tipps garantieren, dass keine Höhepunkte
der Reise versäumt werden.
Klassische und moderne Rezepte
aus Neuseeland
In Neuseeland verbinden sich englische und kontinental-europäische
Wurzeln mit der traditionellen Küche der
Maori, die auf den natürlichen Gegebenheiten der grünen
Inseln aufgebaut ist. Neben einigen exotischen Rezepten
(Wapiti oder Abalone) bietet dieses Buch wohlschmeckende
Rezepte, deren Zutaten auch in unseren Breiten
erhältlich sind. Ein Kochbuch für wahre Feinschmecker,
Kenner und Genießer. Mit Anleitung zu „The Hangi“.
Besonderheit: Es gibt keine Bilder der Gerichte, sondern
es sind Impressionen aus Neuseeland abgedruckt.
Dadurch soll die Einzigartigkeit des Landes ausgedrückt
werden, welche sich auch in der Küche widerspiegelt.
Australien und Neuseeland
Bruni Gebauer / Stefan Huy
Polyglott on Tour
– Neuseeland
Polyglott Verlag, München
Aktual. Auflage 2008,
Paperback, mit Flipmap,
108 S., 8,95 € (D), 9,20 € (A),
16,80 CHF
ISBN 978-3-493-56367-2
Evert Kornmayer
Klassische und moderne
Rezepte aus Neuseeland
Gebrüder Kornmayer Verlag,
Dreieich
4. Auflage 2008, 276 S., 14,95 €
ISBN 978-3-9808785-2-4
Mit „Australien und Neuseeland“ ist ein Kochbuch erschienen,
das nicht nur Hobbyköche und Genießer, sondern
auch Reisende und Liebhaber der beiden Länder anspricht.
Ästhetische Food-Fotografien und Landschaftsaufnahmen
nehmen den Leser mit auf eine Reise durch die Welt der
australischen und neuseeländischen Küche. Ergänzt werden
die Rezepte durch eine Vielzahl von Variationen, die
die Kreativität herausfordern und dennoch leicht nach-
zukochen sind. Weinempfehlungen und eine informative
Warenkunde rundet das lukullische Erlebnis ab.
Neuseeland Impressionen zum Träumen
Mit der grandiosen, abwechslungsreichen Natur –
schneebedeckte Bergriesen, kilometerlange goldene
Sandstrände, mystische Regenwälder, kristallklare
Seen, tief eingeschnittene Fjorde, heiße Schwefelquellen
und aktive, qualmende Vulkane, bietet das Traumziel
Neuseeland die besten Voraussetzungen für
Outdoor-Aktivitäten jeder Art. Achim Käflein hat bislang
über 50 Bildbände veröffentlicht. Neuseeland bereiste
er mit dem Fahrrad, zu Fuß, mit Boot, Auto, öffentlichen
Bussen und per Kleinflugzeug. Seine brillanten
Fotos erzählen in nahen, außergewöhnlichen Perspektiven
von einer erlebnisreichen Tour durch eines der
schönsten Länder dieser Erde.
Die Maori in Neuseeland
Australien und Neuseeland
Das Kochbuch „Edition
Fackelträger“
Fackelträger Verlag, Köln
Auflage 2007, 256 S.,
600 farbige Abb., 19,95 €
ISBN 978-3-7716-4356-0
Achim Käflein
Neuseeland – Impressionen
zum Träumen
Edition Käflein, Freiburg
1. Auflage 2008, 125 S.,
250 farbige Fotos,12,90 €
ISBN 978-3-9810093-9-2
Die Bevölkerung Neuseelands steigt ständig. Knapp
vier Millionen Menschen leben in Aotearoa. Großen
Anteil daran haben die Maori. Die Demografie verzeichnet
seit Jahren eine hohe Geburtenrate bei den Maori.
Sie lebten lange Zeit isoliert, bis die Europäer während
ihrer Entdeckungsreisen Neuseeland aufspürten und für
sich nutzbar machten. Es kam zu weit reichenden Auseinandersetzungen,
in deren Verlauf das Volk der Maori
über Jahrzehnte hinweg sichtlich benachteiligt und dezimiert
wurde. In diesem Buch sollen unter anderem Fragen
geklärt werden, wie es zum Konflikt mit den Wei-
Pinboard
© 360° Neuseeland 03 | 2009 83
Pinboard
ßen europäischer Abstammung (pakeha) gekommen ist
und warum die Maori vom „Cheaty of Waitangi“ reden.
Hierzu ist es wichtig, die geschichtlichen Umstände zu
beleuchten und die heutige Situation der Maori im Kontext
dazu zu sehen. Weiterhin soll geklärt werden, inwieweit
sich die Regierung bemüht, das entstandene Unrecht
am Volk der Maori aufzuarbeiten und ob sich gegenwärtig
die Lage, beispielsweise hinsichtlich der Diskriminierung
oder der Bildungsdefizite, entspannt hat.
Neuseeland Outdoor-Handbuch
David F.E. Krzysanowski
Die Maori in Neuseeland
Forschungsarbeit
Grin Verlag, München
2007, 60 S., einseitig bedruckt,
Paperback, 13,99 €
ISBN 978-3-638-65437-1
In Neuseeland gehören Outdoor Activities zum Alltagsgeschehen.
Aufgrund der Naturvielfalt ist das Land prädestiniert
für Outdoor-Sportarten. Ob Trekking, Klettern, Mountainbiking
oder Kajakfahren – wer sich gern in der Natur
bewegt, kommt in Neuseeland voll auf seine Kosten.
Dieses Buch zeigt Einsteigern und Fortgeschrittenen, wo
und wie man am besten seiner Leidenschaft nachgeht.
Es enthält alle Informationen zur selbstständigen Organisation
des Outdoor-Erlebnisses. eine fundierte Beschreibung
der Möglichkeiten für Outdoor-Sportler, die besten
Gebiete für Kletterer, Mountainbiker, Bergsteiger, Wanderer
und Kajaker, 50 ausgewählte, ausführlich beschriebene
Outdoor-Touren mit Übersichtskarten, Hintergrundinformationen
zur Geschichte des Outdoor-Sports
Alexandra und Peter Albert
Neuseeland Outdoor-
Handbuch – Outdoortouren
für Einsteiger und
Fortgeschrittene
Reise Know-how Verlag,
Peter Rump GmbH, Bielefeld
1. Auflage 2009, 324 S. , über
100 Fotos, 29 Landkarten und
Routenpläne, 17,50 € (D),
18,00 € (A), 32,00 CHF
ISBN 978-3-8317-1683-8
Books & DVDs
sowie zum Natur- und Umweltschutz, Infos und Adressen
zu Reisevorbereitung, Transport, Ausrüstung, Sportversicherungen,
Anbietern und Ausbildungs programmen
sowie Sicherheitstipps.
NEU im MANA-Verlag:
Themenspezifische Reiseführer
Neuseeland
Neuseelandreiseführer – sie vermitteln einen ersten Eindruck
vom Land am anderen Ende der Welt, geben viele
Informationen, machen neugierig, zeigen beeindruckende
Landschaftsaufnahmen und hinterlassen oft das
Gefühl: Darüber möchte ich mehr erfahren!
So entstand die Idee der themenspezifischen Reiseführerreihe.
Zum Jubiläum „10 Jahre MANA“ startet der
Verlag 2009 eine außergewöhnliche Reiseführerreihe,
die es in sich hat!
Die Bücher führen den Reiselustigen nach Neuseeland,
geben allgemeine Informationen zum Land und gehen
ausführlich auf das spezielle Themengebiet ein. Daneben
sind zahlreiche farbige Fotos, Landkarten und Routenvorschläge
enthalten. Für die Qualität der Reiseführer
stehen ausgewählte Autoren, die als Spezialisten ihres
jeweiligen Fachgebietes gelten.
Interessieren Sie sich für wunderschöne Naturfotografien,
treiben Sie gern ungewöhnliche Sportarten oder
spielen sie doch lieber Golf? Dann bieten die ersten
drei Reiseführer der Reihe eine optimale Ergänzung zu
Ihrem geplanten Neuseeland-Trip. Drei Titel pro Jahr
will der MANA-Verlag in Zukunft auf den Markt bringen.
Geplant sind ein Wander-Reiseführer, ein Wein & Wellness-Führer,
ein Natur-Führer, ein Kultur-Führer und ein
Wohnmobil-Führer.
Zur Einstimmung auf Neuseeland liegt jedem Reiseführer
eine DVD bei!
Rolf W. Brednich / Max Bönisch
Golfen in Neuseeland –
Ein Führer zu den 80
schönsten Country-Courses
MANA-Verlag, Berlin
2009, 256 S., vierfarbig,
ca. 100 Farbfotos, 16,80 € (D)
ISBN 978-3-934031-92-0
84 03 | 2009 © 360° Neuseeland
Pinboard Pinboard
22. März
Mt Lyford Adventure Racing,
Canterbury Region
Spektakulärere 360°-Blick auf die Kaikuora- und Amuri-
Gebirge, den Pazifik und das Waia Valley.
www.paardekooper.co.nz
23. März
Otago Anniversary Day
1848 landeten die „John Wickliffe”, das erste der beiden
Segelschiffe der „Lay Association of the Free Church of Scotland”
im heutigen Port Chalmers und brachte die ersten Siedler
in die Region Otago.
Balloons over Waikato
25. bis 29. März
Neuseelands größtes Fest der Heißluftballons zaubert bunte
Punkte an den Himmel über Hamilton.
www.balloonsoverwaikato.co.nz
Balloons over Waikato
26. bis 29. März
Whangamata Beach Hop 2009
Die 1950er- und 1960-er Jahre leben wieder auf bei diesem
Event in der Coromandel Region.
www.beachhop.co.nz
Events & Public Holidays
Taranaki Triathlon
28. bis 29. März
Wine & Food Festival, Auckland
Zum sechsten Mal jährt sich das beliebte Fest am Eastern
Viaduct Parkplatz.
www.aucklandwineandfoodfestival.com
3. bis 5. April
In New Plymouth findet dieses Festival an der Oceanview
Parade statt.
www.triathlon.org.nz
4. April
Avanti Rotorua to Taupo 100k Flyer
Das legendäre Radrennen bringt die Teilnehmer auf eine
schnelle, spaßige und landschaftlich wunderschöne Strecke
von Rotorua bis nach Taupo.
www.eventpromotions.co.nz
4. April
The Great New Zealand Muster,
Waikato Region
Das jährlich stattfindende Straßenfest ist verbunden mit einem
Schaftreiben sowie einem Schafschurwettbewerb.
www.waitomo.govt.nz
4. bis 5. April
Lake Ngaroto Sailing Regatta
Segelwettbewerb auf dem Lake Ngaroto südlich von Hamilton.
www.whatsonhamilton.co.nz
9. bis 13. April
The National Jazz Festival,
Bay of Plenty Region
Das Jazz-Ereignis des Jahres findet seit 46 Jahren statt und ist
wohl das größte der südlichen Hemisphäre – über 40 Bands
auf zwölf Bühnen.
www.jazz.org.nz
17. bis 25. Oktober
2009 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Christchurch Heritage Week 2008
MäR SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI
APR MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI
Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche
DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO
wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge
MAI FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA und SOder MO Architektur DI MI DO werden FR SA gefeiert. SO MO
www.heritageweek.co.nz
DI MI DO FR SA SO
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10. bis 12. April
Classic Fighters Airshow,
Marlborough Region
Events & Public Holidays
Mehr als eine Airshow – Spaß und Unterhaltung pur sind garantiert.
Die alten Flugzeuge stehen dabei immer im Mittelpunkt.
www.classicfighters.co.nz
17. bis 19. April
Hamilton V8 Supercars
Autorennen mitten durch Hamilton. Lesen Sie dazu den
Bericht über den Event 2008 in Heft 05/2008 S. 62.
www.v8supercar.co.nz
Nur ein Zaun trennt die Zuschauer von der Rennstrecke
17. bis 26. April
Arrowtown Autumn Festival
Das 25. Festival wird besonders gefeiert: 75 Events – Paraden,
Kunstausstellungen, Musik und Tanz.
www.arrowtownautumnfestival.org.nz
ANZAC Day
25. April
Zum ANZAC Day wird an die Gefallenen der australisch-
neuseeländischen Armee in Gallipolli, Türkei, während des
Ersten Weltkrieges erinnert.
28. April bis 3. Mai
Southern Lakes Festival of Colour, Wanaka
Alle zwei Jahre werden die Künste gefeiert: Musik, Theater, Tanz.
www.festivalofcolour.de
1. bis 24. Mai
New Zealand International Comedy Festival,
Auckland
Die besten Comedians Neuseelands und aus Übersee bieten
beste Unterhaltung in Theatern rund um Auckland.
www.laugh.co.nz
8. bis 9. Mai
Cateye Moonride, Rotorua Region
Im Mekka der Mountainbiker, dem Whakarewarewa Forest,
wird der erstaunlichste MTB-Event ausgetragen.
www.eventpromotions.co.nz
20. Mai bis 11. Juli
Matariki – New Year der Maori
Feiern Sie das Neujahr der Maori mit dem Ngati Kahungunu
Stamm in der Hawke’s Bay Region. Lesen Sie in Heft 5 / 2008
S. 68 über das Matariki-Fest.
www.matarikifestival.org.nz
Neuseelandfilm auf Deutschland Tournee
Die Filmemacher Silke Schranz und Christian
Wüstenberg zeigen ihren 2008 entstandenen Film.
Rudolstadt, 15. März, 19.00 Uhr, Cineplex
Eislingen, 17. März, 20.00 Uhr, Schlosstheater
Bruchsal, 18. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Bad Kreuznach, 19. März, 18.30 Uhr, Cineplex
Dettelbach, 22. März, 11.00 Uhr, Cineworld
Bayreuth, 22. März, 19.00 Uhr, Cineplex
Vilsbiburg, 23. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Erding, 24. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Neufahrn, 25. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Aichach, 26. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Neu-Ulm, 29. März, 11.00 Uhr, Dietrich Theater
Vöhringen, 29. März, 19.00 Uhr, Capitol
Memmingen, 30. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Singen, 31. März, 20.00 Uhr, Cineplex
Reutlingen, 1. April, 20.00 Uhr, Planie Kinocenter
Baden-Baden, 5. April, 11.00 Uhr, Cineplex
Weitere Infos unter www.comfilm.de
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Preview 02/2008
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| 2009 © 360° Neuseeland
02/2008 Vorschau
°
© 360° Neuseeland 02 | 2009 99
Preview
www.diamir.de
Preview 04/2009 Die Ausgabe 04/2009 erscheint am 22.05. 2009
Travel &
Backpacking
*
Neuseeland
dem die größten Kauri-Bäume Neuseelands
stehen: Tane Mahuta und
Te Matua Ngahere.
Emigration &
Ein Traum geht in Erfüllung – erleben Travelogues Sie die Faszination Neuseeland, entdecken Sie die Vielfalt und
Schönheit dieser Inseln, Land von Zu Kiwi Fuß und durchs Kea, wo Vulkanwunderland
Gletscher und Regenwald zusammentreff Working en. Nirgend- Holidays
Sandra Petrowitz wandert im Tonwo
sonst auf der Erde fi ndet man soviel Abwechslung und atemberaubende Einblicke in die Natur.
gariro Nationalpark auf einer der
Report
beliebtesten Routen, dem Tongariro
Ein Schuljahr in Neuseeland und
Crossing, und führt uns zu den Hö-
der Schritt ins Leben
Neuseeland Individuell hepunkten der Tour, wie Aotearoa den Eme- – „Land der
Mittlerweile lebt Carsten Hötzel
rald Lakes, dem Blue Lake und dem
Als Schüler7 inTage Neuseeland Mietwagenrundreise
schon mehrere Jahre in Auckland,
Red Crater. langen weißen Wolke“
seit er nach einem Schüleraus-
inkl. Motel/Hotel & Freikilometer
29 Tage Trekking und Rundreise tausch dort „hängen geblieben“ ist.
ab/an Christchurch, ab 339,– € p.P. Neuseeland mit Baby (Teil III)
In seinem Beitrag berichtet er von
Familie Bauer-Raßbach radelt Kepler weiter Track, Tongariro Circuit, Seekayak-Tour
den Anfängen in seiner Gastfamilie
19 Tage Mietwagenrundreise auf der Südinsel: Mount Übernachtung Cook ist im Zelt
und in der Schule.
inkl. B&B, Fähre & Freikilometer eines der Ziele für die kleine ab/an Frankfurt, Fami- ab 3090,– €
ab/an Auckland, ab 1127,– € p.P. lie. Auf ihrer Fahrt finden sie aber
auch die besten Thüringer Bratwür- Business &
14 Tage Mietwagen all inkl. ab 196,– ste am € anderen Ende der Welt.
Natur hautnah erleben
Lifestyle
21 Tage Campervan ab 149,– € p.P. Pedalpower (bei 3P.) (Teil III) 19 Tage Naturrundreise
Lifestyle
Auch Reinhard Pantke ist Rotorua, mit dem Franz-Josef und Fox-Gletscher, Hamilton Balloon Milford Sound
21 Tage Wohnmobil inkl. Freikilometer
Festival
Fahrrad unterwegs. Nachdem Übernachtung er die im Hotel
ab 179,– € p.P. (bei 4P.), ab 349,– € Südinsel p.P. (bei 2P.) durchradelt hat,
ab
erzählt
Auckland/an
er
Christchurch, Report ab 2790,– €
dieses Mal von seinen Erlebnissen
21 Tage Campermobil
Geld, Banken und Anlagen
Rongo aus Schweden
auf der Nordinsel: Wellington, Lake
inkl. Flug & Freikilometer, ab 1791,– Taupo, € Napier und Rotorua sind nur
einige Stationen auf seiner Reise. Weitere Themen
Flug nach Auckland ab 1130,– €
Wine & Flug Gourmet
nach Christchurch ab 1290,– €
Picture Gallery
Mit dem Campervan unterwegs
Cape Reinga /90-Mile-Beach
Flug nach Wellington ab 1330,– €
History & Tales
Vier Wochen lang fahren Nicole Fritz
Rotwein Special II:
und Peter Greitzke mit dem Camper-
Maori
Der Pinot Noir
van duch Neuseeland. Im ersten Teil
Rongo – ein schwedischer Maori
Regions
Auckland III:
Clevedon
Regions
Gerne organisieren wir auch ihres Ihre Kultur-, Berichtes Natur-, erzählen Trekking- sie uns und von Erlebnisreise nach Afrika, Asien, Europa,
den Vorbereitungen – so einfach ist
History
Nord- und Südamerika sowie ins restliche Ozeanien. Bestellen Sie gleich unseren aktuellen Katalog und
es nicht, den geeigneten Camper zu
Die Maori-Kriege 1881
informieren Sie sich unter www.diamir.de.
finden – und nehmen uns mit von
Auckland zur Bay of Islands, wo sie
Website
Gratiskatalog das anfordern:
„Treaty House“ in Waitangi be-
Tourism New Zealand
Isabel Estate
suchen, Delfine beobachten und den
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90 03 | 2009 © 360° Neuseeland
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Preis gültig pro Person im Doppelzimmer vom 01.04.09 bis 31.03.10. Abfahrtstermine, Zuschläge für Einzelzimmer & Fahrradmiete auf Anfrage.
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Tel. 0180 - 3 30 72 73 (0,06 €/40 sek.) · www.BoTG.de · info@BoTG.de
24 Büros in Europa: 15x in Deutschland, 2x in der Schweiz, 2x in Österreich, 1x in Belgien & 4x in den Niederlanden
Ihre Reisemöglichkeiten
Von Deutschland
Fliegen Sie zwei Mal täglich von Deutschland
über London nach Neuseeland. Dabei haben Sie
die freie Wahl, ob Sie über Los Angeles oder
Hongkong fl iegen und den Zwischenstopp dort
eventuell für ein Kultur- und Shoppingerlebnis
nutzen möchten. Fliegen Sie über eine Route hin
und über eine andere wieder zurück, so ist das
Rund-um-die-Welt-Erlebnis vollkommen.
Sitzplätze
Alle unsere Sitzplätze in jeder Klasse gehören zu
den geräumigsten ihrer jeweiligen Kategorie.
Unsere Business Premier Flachbetten gehören
mit 202 cm zu den längsten über den Wolken.
Die Premium Economy Class bietet zusätzliche
Beinfreiheit und Sitzbreite. Die Sitze lassen sich
hier um 50 Prozent weiter neigen als in der
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In der Economy Class bieten wir Ihnen mit einem
Sitzabstand von 86,4 cm (747) den größten
Sitzabstand in der gesamten Branche.
TM
Air New Zealand ist die einzige Fluggesellschaft, mit der Sie in beide Richtungen
rund um die Welt fl iegen können. Eine Flugerfahrung der Extraklasse, die wir mit
Ihnen teilen möchten.
Ihr Flugerlebnis
Star Alliance Partner
Sie können ebenfalls von Deutschland aus
mit unseren Partnern von Star Alliance starten,
welche den Anschluss an die Flüge von
Air New Zealand nach Neuseeland ermöglichen.
Den Anschlussfl ug können Sie in China, Japan,
Kanada oder in den USA antreten.
Unterhaltung
Jeder Fluggast verfügt über einen persönlichen,
hochaufl ösenden Bildschirm, auf dem er
mehr als 450 Stunden individuell wählbare
Unterhaltung von Start bis Landung genießen kann.
Im Angebot haben wir über 200 Musikalben,
Spiele, Blockbusterfi lme, Klassiker und
Reiseführer über Neuseeland, Hongkong
und Los Angeles.
Weitere Informationen in Ihrem Reisebüro oder unter www.airnewzealand.de
Innerhalb von Neuseeland
Wenn Sie erst einmal in Neuseeland
angekommen sind, können Sie 26 verschiedene
Zielorte innerhalb von Neuseeland anfl iegen,
von der nördlichsten Spitze der Insel bis ganz in
den Süden.
Speisen und Getränke
In Neuseeland haben Speisen und Weine einen
hohen Stellenwert. Das ist auf unseren Flügen
genauso, ganz gleich in welcher Klasse.
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neuseeländischen Zutaten unsere Premium
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