Castlepoint - bei 360° Neuseeland
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360° Neuseeland
06
2008
www.360Grad-Neuseeland.de 4,90 €
360° Neuseeland
Das Magazin mit der Rundum-Perspektive für Urlauber, Auswanderer und Professionals
Castlepoint
Die Seele baumeln lassen S. 23
Auckland
Die etwas andere
Metropole S. 12
Rees-Dart-Track
Tagebuch einer Traum-
wanderung S. 32
Pedalpower
Per Fahrrad durch
die Südinsel S. 42
360°– Die Rundum-Perspektive für Neuseeland
Christine Walter, Chefredakteurin 360° Neuseeland
unser Magazin wird zwei – die zweite Ausgabe liegt vor Ihnen. Wir haben viele Rückmeldungen zur Erstausgabe
bekommen, die uns gezeigt haben, dass wir mit unserer Idee, ein deutschsprachiges Neuseeland-Magazin herauszugeben,
den „Nerv“ getroffen haben. Unser Dank gilt allen, die uns ermutigt haben, diesen Schritt zu gehen und die
uns vom ersten Heft an als Abonnenten begleiten.
Auch in dieser Ausgabe haben wir ein buntes Programm für Sie zusammengestellt. Lassen Sie sich faszinieren von
der pulsierenden Millionen-Metropole Auckland, die Anna Lena Kruse Ihnen vorstellt. Wer es auf der Nordinsel etwas
ruhiger mag, den nehmen Peter Greitzke und Nicole Fritz mit auf ihren Weg nach Castlepoint und zum Castle Rock,
der schon Captain Cook begeistert hat. Auch die Südinsel ist mit zwei Beiträgen vertreten. Zunächst lässt Sie Andreas
Pietig an seinem Wandertagebuch über den Rees-Dart-Track teilhaben. Zum Abschluss strampelt Reinhard Pantke
mit Ihnen per Fahrrad über die Südinsel.
In nur sechs Wochen nach Neuseeland auswandern? Sie werden sagen, das geht nicht. Das Gegenteil haben Christine
und Markus Müller bewiesen. Lesen Sie dazu den Bericht ab S. 54. Unsere AutorInnen berichten auch über ihre
Erfahrung mit dem Autokauf in Neuseeland und stellen Ihnen Moana & the Tribe vor, eine erfolgreiche Maori-Gruppe,
die weltweit – vor allem aber auch in Deutschland – ihre Zuschauer begeistert.
Auch in dieser Ausgabe haben wir für unseren Fotowettbewerb aus Ihren zahlreichen Zusendungen, für die wir uns
an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchten, die schönsten Bilder ausgewählt. Thema war dieses Mal der Abel
Tasman National Park. Lassen Sie sich bezaubern von der traumhaften Landschaft, die auch in Neuseeland ihresgleichen
sucht.
Ganz besonders empfehlen möchten wir diesmal unser Topic Wine & Gourmet, das Sie in die kulinarische Welt Neuseelands
einführt, Ihnen im Laufe der nächsten Ausgaben die wichtigsten Weinregionen sowie ausgefallene Restaurants
vorstellt und mit Rezeptvorschlägen zum Nachkochen und Schlemmen verführt .
Und nun viel Spaß beim Lesen!
Ihre
Liebe Neuseeland-Freunde,
Editorial
© 360° Neuseeland 06 | 2008 3
Contents
City Trip: Auckland 12
Mit dem Fahrrad über die Inseln 42
Auswanderer in Neuseeland 54
Wine & Gourmet 63
3 Editorial
6 News Aktuelles rund um das schönste Ende der Welt
98 Preview Themen der nächsten Ausgabe
Travel & Backpacking
City Trip
12 Auckland: Die andere Metropole
Auckland ist größer und pulsierender als der Rest des Landes
und wird von fast allen Touristen besucht. Anna Lena Kruse
gibt einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten,
die schönsten „Ecken“ und natürlich Tipps zum Ausgehen.
Travelogues
23 Castel Point: Die Seele baumeln lassen
am Strand von Castlepoint
Nicole Fritz und Peter Greitzke nehmen uns mit auf eine
Reise von Wellington über „Bruchtal“ und das Weingebiet
Martinborough nach Castlepoint, wo schon Captain Cook die
Schönheit der Natur genießen konnte.
32 Rees-Dart-Wanderung: Tagebuch einer Traumkulisse
Durch die Southern Alps wandert Andreas Pietig am liebsten:
Diesmal hat er den Rees-Dart-Track genommen und erzählt
in seinem Tagebuch von den Strapazen, der einmaligen
Landschaft und seinen Mitwanderern.
42 Pedalpower: Neuseeland per Fahrrad (Teil I)
„Am intensivsten lernt man ein Land auf dem Fahrrad kennen“,
dies sagt Reinhard Pantke, der vier Monate durch
Neuseeland geradelt ist. Der erste Teil seines Erlebnisberichts
führt ihn von Christchurch zur Westküste, zum Fjordland
und schließlich zur Südspitze der Südinsel.
Where to sleep
53 Endless Summer Lodge, Ahipara
Emigration & Working Holidays
Report
Wahrzeichen von Castle Point:
Der Castle Rock
54 Auswandern im Schnelldurchlauf
Innerhalb von nur sechs Wochen haben Christine und Markus
Müller die Zelte in Deutschland abgebrochen und in Auckland
eine neue Heimat gefunden. Von der Idee, auszuwandern bis
zur Realisierung erlebten sie manche Überraschung…
23
4 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Auf Dunedin dem – Rees-Dart-Track ein schottisches Erlebnis 26 32
Wine & Gourmet
63 History & Tales: Die Sauvignon Blanc Story
66 Wineries & Charaters: Cuisine aus Aotearoa – eine Einführung
68 Regions: Northland
69 Speciality: Manuka Honig
Business & Lifestyle
Contents
Report
71 Augen auf beim Autokauf
Backpackerin Julia Schoon möchte unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln
im eigenen Auto Neuseeland erkunden. Doch zuerst
muss man ein solches haben – also ab zum Händler und einfach eines
gekauft. Ist es wirklich so leicht?
Interview
74 Moana & The Tribe: Maori Music
Andreas Walter berichtet von der Deutschlandtour der neuseeländischen
Künstler. Er hat mit ihnen über ihre Arbeit, ihr Leben und
ihre Empfindungen gesprochen.
Economy & Finance
79 Business News
Pinboard
81 Maori Die Geschichte eines Seefahrervolkes
84 People Töpferin und Lehrerin – Doreen Blumhardt
87 Website New Zealand Tramper
88 Books & Calendars Wo zum Teufel liegt Herbertville?
90 Events & Public Holidays
Picture Gallery
94 Abel Tasman National Park
Lonely Planet: Neuseeland
Land of the Rings 2009
Aotearoa – Das Land der langen weißen Wolke
© 360° Neuseeland 06 | 2008 5
IMPRESSuM
Verlag:
360° Neuseeland erscheint zweimonatlich
in der 360° medien GbR
Bilker Allee 216, 40215 Düsseldorf.
Tel.: 0211 / 86 28 989, Fax: 0211 / 86 28 991
E-Mail: info@360grad-medien.de
www.360grad-medien.de
Geschäftsführung:
Andreas W. Lopinsky, Christine Walter
Chefredaktion (V.i.S.d.P.):
Christine Walter,
E-Mail: ch.walter@360grad-medien.de
Redaktionsadresse:
Nachtigallenweg 1, 40822 Mettmann,
E-Mail: redaktion@360grad-medien.de,
Tel.: 0172 / 5 11 96 43
Mitarbeiter dieser Ausgabe:
Sabine Braunegger, Florian Berger, Nicole Fritz,
Peter Greitzke, Anna Lena Kruse, Christine und
Markus Müller, Gernot Müller, Reinhard Pantke,
Andreas Pietig, Julia Schoon, Andreas Walter
Design und Layout:
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Europa: Jaster – Agentur für Medien,
Gabriele Jaster, Lakronstraße 95, 40625 Düsseldorf,
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Christine Walter, Tel.: 0172 / 5 11 96 43,
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ISSN: 1866-797X
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geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, Vervielfältigung
auf fotomechanischen und anderen
Wegen sowie Nutzung auf Datenträgern bedürfen
der schriftlichen Zustimmung des Verlages.
Bildnachweise:
Florian Berger S. 63 – 68; Katharina Borszik S. 59;
Sabine Braunegger S. 84 – 86; Paul Chilvers-Grierson
S. 6; fotolia S. 60/61; Peter Greitzke S. 10, 11,
23 – 30; Wolfgang Kmoth S. 82; Reinhard Kuhfuß
S. 69; Ivonne Kuhlmann S. 98; Achim Kunetka S. 9,
20; Holger Leue S. 79; Fay Looney S. 81; Christine
und Markus Müller S. 54, 57, 58; Gernot Müller
S. 16/17; Ullrich Müller S. 21; Hiroshi Nameda
S. 91; Stuart Page S. 77; Reinhard Pantke S. 7, 9, 12,
14, 42 – 51; Paua Shell House S. 10; Andreas Pietig
S. 32 – 41; Julia Schoon S. 53, 71, 73; Rebecca Swan
S. 74; Scott Venning S. 90; Andreas Walter S. 8, 13,
52, 54, 75, 76, 81, 98; wikipedia S. 82.
News
Neuseeland-Newsletter
Am 12. Januar 1999 fiel der Startschuss für den umfangreichsten
und abonnentenstärksten Newsletter über das
„schönste Ende der Welt“ im deutschsprachigen Raum.
Sein Herausgeber, „Das Neuseelandhaus“ in Bergkamen im
östlichen Ruhrgebiet, ist ein Versandhändler für neuseeländische
Landesprodukte wie Wein, Honig, Naturkosmetik
und Volkskunst. Die Inhaberin, Barbara Kuhfuß, konnte für
die redaktionelle Betreuung Paul Chilvers-Grierson, einen in
Schottland lebenden „Kiwi“ mit sehr guten Deutschkenntnissen
und dem Hintergrund eines PR-Profis, gewinnen.
Chilvers-Grierson, der 25 Jahre in Deutschland zu Hause
war, hat selbst jahrelang ein Printmedium herausgegeben:
„Neuseeland und Australien Heute“. Seit nun schon über
neun Jahren schreibt er den Newsletter und sorgt so für ein
konstant hohes inhaltliches Niveau.
Der Neuseeland-Newsletter beschäftigt sich regelmäßig
mit den Themen Tourismus (Reisetipps), Auswanderung,
Wetter und der Entwicklung des Neuseeland-Dollars. Veranstaltungshinweise,
Kochrezepte und ein humoriger Teil
runden das Angebot ab. Der Newsletter erscheint alle 14
Tage; meistens wöchentlich versetzt gibt es ein besonderes
Schmankerl – umfangreiche TV-Tipps mit Neuseelandbezug
der kommenden zwei Wochen. Die Leserzahl beträgt
inzwischen fast 8.000.
Die Registrierung erfolgt über einen gesicherten Prozess
(opt In – confirmed), bei dem jeder Leser nach dem Einschreiben
(„subscribe“) zunächst eine Bestätigung erhält,
die sofort die Möglichkeit der Abmeldung („unsubscribe“)
beinhaltet. Auch jeder Folgenewsletter enthält einen Link
zum Abmelden, um die strengen rechtlichen Bestimmungen
in Deutschland und der EU zu erfüllen. °
Weitere Infos sowie ein Archiv älterer Ausgaben unter:
www.neuseeland-newsletter.de
Neuseelandfilm auf
Deutschland Tournee
Die Filmemacher Silke Schranz und Christian Wüstenberg
aus Frankfurt waren drei Monate mit der Kamera in Neuseeland
unterwegs. 10.000 Kilometer auf eigene Faust
rund um Nord- und Südinsel. Den Zuschauer erwartet
ein ganz besonderer Reisefilm mit faszinierenden Landschaftsaufnahmen,
erlebnisreichen Touren und vielen
Tipps und Infos zum Reisen in Neuseeland. Ihre Reisedoku
zeigen die Filmemacher im November 2008 in vielen
Städten in ganz Deutschland. Infos gibt’s unter www.
comfilm.de und Termine auf S. 91 in dieser Ausgabe. °
Travel
Air New Zealand ist
für die umwelt aktiv
Ab sofort können Air New Zealand Fluggäste
aktiv der Umwelt helfen: durch eine freiwillige
Klimaspende an den Air New Zealand Environ-
ment Trust bzw. einen Beitrag zum Ausgleich der
CO 2 -Emissionen ihrer Reise auf den Webseiten
der Airline. Eine deutliche Reduzierung der CO 2 -
Ausstöße, in den letzten drei Jahren bereits um
100.000 Tonnen, konnte die Airline bereits durch
Gewichtsreduzierung, fortlaufende Effizienz-Über-
prüfung der Landeanflüge und bessere Nutzung
von Energie während der Flughafen-Parkzeiten
erreichen. Air New Zealand ist – nach eigenen
Aussagen – in verschiedensten Bereichen für die
Umwelt aktiv und hat das Ziel, die umweltbewussteste
Fluggesellschaft der Welt zu werden. °
6 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Immigranten ziehen weg
von Auckland
Emigration
Die Zuwanderung lässt die Bevölkerung Neusee-
lands wachsen, aber das gilt nicht für die heimliche
Hauptstadt Auckland. Viele Bürger, darunter auch
viele Visa-Inhaber, entscheiden sich, weiter in den
Süden zu ziehen. Vor allem Wellington und Canter-
bury wären beliebt, so Statistics New Zealand. Dort
wären die Arbeitsmöglichkeiten oft besser und der
Erwerb von Hauseigentum noch erschwinglich,
gerade für die meist jungen Visa-Inhaber. °
Regions
Qualifizierte Einwanderer
gerne gesehen
Laut einer kürzlich erhobenen Studie sind 90 Prozent
der Neuseeländer der Ansicht, dass Migranten mit einer
beruflichen Ausbildung zum Wachstum und zum Wohlstand
des Landes beitragen würden. 80 Prozent der
Befragten sagen, dass sie den gegenwärtigen „Way of
Life“ Neuseelands verbessern könnten. Weiterhin glauben
sie, dass die Migranten die soziale Struktur Neuseelands
positiv beeinflussen könnten.
Die gleiche Umfrage ergab auch, dass 90 Prozent der
Bevölkerung einen erheblichen Mangel an Fachkräften
sehen; sie sind der Meinung, dass die Regierung Maßnahmen
ergreifen sollte, die Neuseeländer, die in anderen
Ländern lebten und arbeiteten, wieder ins eigene
Land zu holen, um deren Fachkenntnisse zu nutzen. °
Neuseelands schönstes Fest
in Napier
Im „A Year of Festivals“ – ein neuer Führer weltweiter
Festivitäten erschienen im Lonely Planet-Verlag – ist
das „Napier Art Deco Weekend“ zu Neuseelands attraktivstem
Fest erklärt worden.
Insgesamt sind vier Festivitäten der Inseln in den Führer
aufgenommen worden: Das „Christchurch Buskers
Festival“ der Schafschurwettbewerb „Masterton’s Golden
Shears“ sowie „The Wildfoods“ in Hokitika.
Tourismus Minister George Hickton betont, dass die
Empfehlungen des in der ganzen Welt bekannten Verlages
viele Touristen zu den Festen bringen würden. °
Mehr Sicherheit in der Stadt
In Christchurch werden 25 neue Überwachungskameras
im ganzen Stadtgebiet installiert sowie weitere Sicherheitskräfte
als „Safe City Officers“ eingestellt, die nachts
durch die Straßen patrouillieren. Die Maßnahmen
würden zwar 1,3 Millionen NZ$ kosten, aber rechneten
sich deutlich – seit die ersten Kameras rund um den
Cathedral Square installiert wurden, seien mehr Verhaftungen
durchgeführt worden als vorher, so die Vertreter
der Stadt. °
News
© 360° Neuseeland 06 | 2008 7
News
Neue Website: Auckland.TV
Kurze Videos über Hotels, Attraktionen, Touren, Museen,
Einkaufen in der Stadt, Nachtleben und weitere Themen
sind Hauptbestandteil der neuen Website speziell für
Besucher des Touristenmagnets Auckland. Die Planung
eines Besuchs wird durch die umfassenden Informationen
über die Stadt, durch Buchungsmöglichkeiten von
Hotels, Mietwagen, Tours und Flügen zum Kinderspiel:
Alles Wichtige ist auf der Website abrufbar. °
www.auckland.tv
Luxus – Wochenende
im Top Hotel
„The Langham Auckland“ hat in Kooperation mit Prada
ein neues Angebot im Programm: „Passionate about
Prada“. Das Übernachtungs-Arrangement für zwei Personen
umfasst eine Nacht am Wochenende sowie eine
Flasche Prada Woman Eau de Parfum oder Prada Man
Eau de Toilette zum Komplettpreis von 299 NZ$. Für
100 NZ$ Aufpreis wohnen zwei Personen in einem exklusiven
Club-Zimmer und erhalten zwei Flaschen Prada
Parfum nach Wahl sowie zusätzlich 24 Stunden Zugang
zur Hotel Club Lounge, Frühstück, Tee, Drinks und Canapées
am Abend und Snacks rund um die Uhr. °
www.langhamhotels.com
Neuseeländer stellt Weltrekord
im Bungeejumping auf
Ein Neuseeländer hat einen neuen Weltrekord im Dauer-
Bungeejumping aufgestellt. Binnen 24 Stunden stürzte
Mike Heard sich genau 103 Mal am Gummiseil von der
Hafenbrücke in Auckland. Ihm tue alles weh, erklärte er
nach dem Rekord. Dies hänge mit dem Auftreffen auf
dem Wasser zusammen, nicht mit dem eigentlichen
Bungeespringen.
Die bisherige Bestmarke von 101 Sprüngen wurde 2002
in Südafrika aufgestellt.
Heards Rekord bescherte einer Kinderkrebsorganisation
Spendengelder in Höhe von 5.000 NZ$ (2.360 €). °
The Aucklander
Sports
Streckentauchen:
Neuer Weltrekord für
Neuseeländerin
Die Neuseeländerin Kathryn McPhee hat mit 151
Metern einen Weltrekord im Streckentauchen auf-
gestellt. Die 29 Jahre alte Architektin aus Welling-
ton tauchte nach Medienangaben bei den natio-
nalen Meisterschaften zwei Meter weiter als die
bisherige Rekordhalterin Natalja Molchanowa aus
Russland. Der Weltrekord im sogenannten Apnoe-
oder Freitauchen, dem Tauchen mit eigener Atem-
luft, wurde in einem 25-Meter-Schwimmbecken
aufgestellt. McPhee benötigte für die sechs Bahnen
plus einer Wende 2:48 Minuten. °
8 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Society
Hotel in Auckland auf
Platz sieben der weltweit
beliebtesten Hotels
Weltweit haben im Rahmen eines Gewinnspiels
rund 2.200 Besucher von worldhotels.com ihre
persönlichen Lieblingshotels aus 500 möglichen
Häusern gewählt. Das elegante Fünf-Sterne-Hotel
„Stamford Plaza Auckland“ kam auf Platz sieben:
Es begeisterte mit exklusiven Zimmern und einer
luxuriösen Ausstattung sowie mit einzigartigem
Ambiente und erstklassigem Service. Sieger der
Wahl: das „Hotel de Sers“, Paris. °
www.worldhotels.com
Bald auch in Neuseeland:
Street View auf Google
Google wird seinen umstrittenen Street View
auch in Neuseeland bereitstellen. Es wird
allerdings noch ein paar Monate dauern, da
noch geklärt werden muss, wie die Persönlichkeitsrechte
der Menschen, die auf den
Bildern sein könnten, geschützt werden können,
so meldet die Dominion Post. °
Lebenserwartung der Maori
steigt kontinuierlich
Die Lebenserwartung der Maori ist seit 60 Jahren kontinuierlich
angestiegen, in den letzten zehn Jahren war
der Anstieg immens.
„Die Lebenserwartung der Maori war schon immer
geringer als die der anderen Neuseeländer“, so Prof.
Tony Blakely von der Otago University, „jedoch schließt
sich so langsam die Lücke zwischen den verschiedenen
Bevölkerungsgruppen. Bald werden die Maori den gleichen
Gesundheitsstatus und die gleiche Lebenserwartung
haben.“ °
Maori-Frau bricht die Tradition
und spendet Niere
Tamela Brownrigg, eine Maori, hat in Neuseeland
ihrem 46-jährigen Freund Roger Garraway eine Niere
gespendet – für die Maori mit ihrer Religion und ihrem
Glauben eigentlich nicht vereinbar.
Die Maori sind der Ansicht, dass sie nach dem Tod wieder
als unversehrter Mensch der Mutter Erde entgegen
treten sollen. Fehle ein Teil, sei dies entgegen der maorischen
Kultur.
Die Familie der Frau war zuerst dagegen, hat aber nun
bei einem Powhiri, einer feierlichen Zeremonie, den
Spendenempfänger in die Familie aufgenommen. Die
Spenderin wäre froh, wenn sich mehr Maori dazu bereit
erklären würden, ihre Organe zu spenden, sagte sie,
zumal Nierenleiden und -versagen innerhalb der maorischen
Bevölkerungsgruppe ansteigen würden. °
Neuseelands Studios zu klein?
Der dritte Teil der Verfilmung der „Chroniken von Narnia“,
„Die Reise auf der Morgenröte“, muss vielleicht
komplett außerhalb von Neuseeland gedreht werden.
Da die Geschichte auf einem Schiff spiele, würden
große Indoor Sets benötigt, die Neuseeland nicht bieten
könne, so Tim Coddington, Produktionsmanager.
Bei den ersten Teilen wurden die Innenaufnahmen auch
schon ins Ausland verlagert, die Außenaufnahmen entstanden
größtenteils in Neuseeland. °
News
© 360° Neuseeland 06 | 2008 9
News
Paua-Haus im
Canterbury Museum
Nachdem ihr Haus in Bluff schon zu ihren Lebzeiten
immer eine Attraktion war, wurde das mit Paua-Muscheln
an den Wänden dekorierte Wohnzimmer von Fred und
Myrtle Flutey nun dem Canterbury Museum in Christchurch
überlassen. Die Muscheln an den Wänden des
Wohnzimmers wurden in den 1960er-Jahren dort aufgehängt,
nachdem sie auf dem Boden angebracht immer das
Staubsaugen erschwerten, so die Tochter der Fluteys.
Nach dem Tod der beiden vermachte ihr Enkel die mehr
als 4.000 Muscheln dem Museum, das in einer einjährigen
Bauzeit das Heim rekonstruierte, dabei jede Muschel katalogisierte
und an den gleichen Platz hängte wie vormals.
Das Interesse im Canterbury Museums ist groß: In langen
Schlangen warten die Besucher, damit sie das authentische
Zimmer besichtigen können. °
www.canterburymuseum.com
Maori Google gestartet
Ein Projekt, das bereits im Mai letzten Jahres initiiert
worden ist, ist Ende Juli erfolgreich der Öffentlichkeit
vorgestellt worden: Ein Google-Interface in Maori.
Hierbei präsentiert sich die Suchmaske in Maori, während
die Ergebnisse – wie üblich – in der Sprache ausgegeben
werden, in der sie gefunden worden sind. Das
Projekt wurde initiiert von den Betreibern der Website
tangatawhenua.com, Nikolasa und Potaua Biasiny-Tule. °
Zur Maori Google Website: www.google.com/intl/mi
Mehr Informationen zu Google Maori:
www.tangatawhenua.com
Tuhoe-Maori fordern Rückgabe
ihrer Ländereien
Die Regierung Neuseelands und die Ngai Tuhoe-Maori
haben Ende Juli ein Abkommen getroffen über den
Beginn von Verhandlungen bezüglich der Forderungen
des Stammes.
Der Ngai Tuhoe Stamm ist der einzige Maori-Stamm,
der das Abkommen von Waitangi 1840 nie unterzeich-
Society
Dollarscheine mit Schafsköpfen
in Neuseeland
Gefälschte 100-Dollar-Scheine mit einem Schafskopf
anstelle des Porträts von Queen Elizabeth II.
sind gegenwärtig auf dem Markt in Neuseeland
aufgetaucht. Ausgerechnet im Land der Schafzüchter
fielen Verkäufer auf diese groben Fälschungen
herein, klagte die Polizei nach Presseberichten.
Die falschen Hunderter kursierten
demnach vor allem in der Umgebung der Stadt
Auckland. Wie die Queen trägt auch das Schaf auf
dem Geldschein eine Tiara. °
Weniger Schafe
Der Schafbestand in Neuseeland hat in den letzten
Jahren deutlich abgenommen. Während einem Witz
zufolge in Neuseeland 20 Mal so viele Schafe wie Menschen
leben, kommen in Realität nur noch acht Schafe
auf jeden der rund vier Millionen Neuseeländer.
Im vergangenen Jahr habe sich der Bestand der Tiere
um 4,3 Millionen auf 34 Millionen Schafe verringert,
teilte der Landwirtschaftsverband Meat and Wool
New Zealand mit. Im Jahr 1982 gab es noch 22 Mal
so viele Schafe wie Menschen auf der Insel.
Trockenheit und der Ausbau der Milchviehbestände
seien die Gründe für den Rückgang. Zudem kämpften
die Schäfer mit niedrigen Preisen für Schafsfleisch
und Wolle. °
10 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Politics
Society
Europäische union und Neuseeland
stärken ihre Beziehungen
auf wissenschaftlicher Ebene
Die EU und Neuseeland haben ein Abkommen abge-
schlossen, um die Zusammenarbeit zwischen Forschern
aus diesen beiden Teilen der Welt zu beleben. Dadurch
erhalten Forscher aus Neuseeland einen besseren
Zugang zu europäischen Forschungsprogrammen, während
europäische Forscher sich einfacher an neuseeländischen
Forschungsaktivitäten beteiligen können.
Eine Umfrage des neuseeländischen Ministeriums für
Forschung, Wissenschaft und Technologie aus dem
Jahr 2003 zeigte, dass über die Hälfte der Forscher des
Landes an Verbundforschungen mit europäischen Part-
nern beteiligt war. Über 20 Teams aus Neuseeland haben
an Projekten, vor allem in den Bereichen Lebensmittel,
Landwirtschaft und Biotechnologie, teilgenommen.
Dieses neue WuT-Abkommen soll die Zusammenarbeit
nicht nur in bestehenden Forschungsbereichen erleichtern,
sondern auch in neuen Bereichen, an denen beide
Seiten ein gemeinsames Interesse haben, wie zum Bei-
spiel Gesundheit, Umweltwissenschaften sowie Informa-
tions- und Kommunikationstechnologien. °
Nature
Studie: Kiwis erhöhen die
natürlichen Abwehrkräfte
Einer neuen Studie der Food and Agricultural
Immunology zufolge helfen Zespri TM Gold-Kiwi-
früchte, die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers
zu erhöhen.
Die Studie zeigte, dass Mäuse, die Kiwifruchtex-
trakt konsumierten, eine weitaus bessere Immunantwort
auf Impfungen hatten.
Mögliche Gründe für die Wirkung von Kiwifrüch-
ten auf die natürlichen Abwehmechanismen wer-
den auf den höheren Vitamin-C- und -E-Gehalt im
Vergleich zu den meisten anderen Früchten, den
hohen Antioxidantiengehalt sowie auf den hohen
löslichen Ballaststoffgehalt zurückgeführt. °
net hatte. Über Jahre hinweg hatten die Tuhoe gegen
die eindringenden weißen Siedler gekämpft. Der Vertrag
von Waitangi sollte den Maoris ihr Land, die Wälder,
Fischereien und ihre Kultur garantieren. Dies
wurde aber nicht eingehalten. Der Stamm der Ngai
Tuhoe aber beharrte weiterhin auf seiner Souveränität
über seine Kultur und sein Land im Herzen der nörd-
lichen Insel.
Tamati Kruger, Verhandlungsführer der Ngai Tuhoe,
feierte die Unterzeichnung als einen historischen
Moment. Der stellvertretende Ministerpräsident Neuseelands,
Michael Cullen, sagte, dass die Regierung
die Belange des Stammes über viele Generationen
hinweg und auf verschiedenartige Weise nicht beachtet
habe.
Die Bestrebungen der Tuhoe nach Unabhängigkeit
sind so alt wie die Unterdrückung durch die Kolonialmacht.
Ende des 19. und bis in das 20. Jahrhunderts
hinein gab es wiederholte Angriffe der Regierung
auf Siedlungen der Tuhoe, bei denen Dörfer zerstört
und Land beschlagnahmt wurde. Den Maori geht es
nicht um die Gründung weiterer Nationalstaaten, sondern
vielmehr um die kulturelle und sprachliche Selbstständigkeit
sowie um den Zugriff auf natürliche Ressourcen.
°
Weitere Informationen finden Sie unter:
www.naturvoelker.org
Neuseeland schützt Delfine
Nachdem die Population der Maui-Delfine auf 111
Exemplare geschrumpft ist, werden endlich Maßnahmen
ergriffen, die nur an der Westküste der Nordinsel
beheimateten Tiere vor dem Aussterben zu retten: Neuseeland
verbietet ab 1. Oktober dieses Jahres weiträumig
das Fischen mit feststehenden Netzen sowie die
Schleppnetzfischerei. Delfine können die feinmaschigen
Netze der Fischer nicht erkennen, verheddern sich und
ertrinken.
Die kleinen Maui-Delfine, ausgewachsene Tiere messen
1,7 Meter, sind eng mit den Hektor-Delfinen verwandt, die
ebenso in Neuseeland heimisch sind und deren Population
seit den 1970er-Jahren von ca. 26.000 auf geschätzte
7.270 gesunken ist. °
News
© 360° Neuseeland 06 | 2008 11
Travel & Backpacking City Trip
Auckland – die andere Metropole
Klassische und moderne Gebäude prägen die Stadt
30 Stunden. So lange etwa dauert der Flug nach
Neuseeland. Eine lange Zeit. Doch es lohnt sich.
Denn die Belohnung ist – in den meisten Fällen –
ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Ein Gefühl, das sich
schon im Bauch breit macht, während das Flugzeug die
Landung einleitet, sich weiter ausbreitet in die Arme und
Beine, ja, bis ins Herz, je näher man diesem wunderschönen
Land kommt, das da unter einem immer größer wird.
Ein Gefühl, das alles vereint: Fernweh, Sehnsucht, Vorfreude,
Neugier, Aufregung. Ein Gefühl, das so stark ist,
dass die Müdigkeit erstmal in den Hintergrund gedrängt
wird. Ein Gefühl, das vielleicht mit dem vergleichbar ist,
das jemand, der lange nicht zu Hause war, hat, wenn er
sich der Heimat wieder nähert. Denn das ist etwas, was
viele Europäer verspüren, die zum ersten Mal nach Aotearoa
kommen. Nun mögen einige, die das schon hinter sich
haben, vielleicht eifrig zustimmen. Und vielleicht würden
einige sagen: Ja, das stimmt, aber was Neuseeland ausmacht,
ist doch die Weite, die kleinen malerischen Orte,
die rauen Küsten, das Ungreifbare. Nicht Auckland. Doch.
Auch Auckland.
Eine Stadt wie eine Krake
Am größten Flughafen Neuseelands laufen freundlich
schauende Beagles, geführt von uniformierten Menschen,
zwischen dem Gepäck der Reisenden auf und ab. Sie sind
auf der Suche nach etwas Essbarem und erfüllen damit
einen Dienst für das Land. Die Einfuhr von Lebensmitteln
ist streng verboten. Die freundlichen Beagles sind der erste
Eindruck des Landes. Hat man sein Gepäck sicher in einem
Taxi, einem Bus oder einem Shuttlevan verstaut, kann man
sich entspannt zurücklehnen. Denn schon auf der Fahrt in
Richtung Stadt sieht man viel, grüne Wiesen unter knallblauem
Himmel, gemütliche Vororte einer Metropole am
Ende der Welt. Die Farben leuchten kräftig, intensiv. Man
sieht Surfbretter in den Gärten, Veranden mit Grillmöglichkeit,
Spielzeug, vor den Garagen stehen die gleichen Autos
wie in Europa. Sanft schlängeln sich die Straßen auf und ab.
Krake – so nennt man Auckland in gängigen Reiseführern.
Auckland hat sich auf dem schmalen Isthmus zwischen
Pazifik und der Tasmanischen See ausgebreitet, auf einer
Länge von 70 Kilometern. Krake – das klingt negativ. Wie
12 06 | 2008 © 360° Neuseeland
ein großes Ungeheuer, das seine langen Arme ausbreitet
und alles darunter Liegende verschlingt. Ein Ungeheuer
ist Auckland aber nicht. Der Vergleich passt aber dann,
wenn man bedenkt, dass Auckland zwar eine Großstadt
ist, eine Metropole, aber eine, die sich sanft und wellenförmig
in alle Richtungen erstreckt. Kleine Häuser dominieren
das Bild, Hochhäuser findet man nur direkt in der
Innenstadt, im Zentrum. Dort, wo alles zusammenläuft –
wenn man beim Bild der Krake bleiben möchte.
Auf mehr als fünfzig Hügeln ist die Stadt gebaut. Fast
alle sind vulkanischen Ursprungs, einige sind uralt – viele
zehntausend Jahre – andere ganz jung, einer ist gerade
mal 800 Jahre alt. Auckland selbst ist auch jung. Zumindest
die eigentliche Stadt. Doch bereits im 14. Jahrhundert
siedelten Maori hier an. Sie nannten die Gegend
Tamaki-Makau-Rau, übersetzt etwa „Stadt der 100 Liebenden“.
Doch die Liebe hielt nicht gar zu lange, denn
Stammesauseinandersetzungen führten dazu, dass man
die Siedlungen verließ. Erst mit der Ankunft der Europäer
gewann die Gegend aufgrund der vorteilhaften Lage wieder
an Bedeutung. Eine Stadt entstand und man benannte
sie nach Lord Auckland, dem Kommandanten des ersten
neuseeländischen Gouverneurs William Hobson.
Stadt der Kontraste
Auckland City Centre – schmucke Gebäude …
Auckland ist eine Stadt der Kontraste. Auf der einen
Seite stehen idyllische Wohnhäuser, auf der anderen fallen
steile Straßenschluchten zum Meer hin ab, gesäumt
von glitzernden Hochhausfassaden. Kommt es einem an
anderen Orten Neuseelands so vor, als wäre man gerade
ganz alleine auf der Welt, alleine nur mit der atemberaubenden
Natur, taucht man hier ein ins Großstadtleben.
Knapp eine Million Menschen leben in der Stadt, zählt
man die Außenbezirke, den Ballungsraum Auckland,
dazu, sind es 1,5 Millionen. Das sind mehr Menschen als
auf der gesamten Südinsel leben. Außerdem ist dies ein
Schmelztiegel der Kulturen. Deshalb nennt man Auck-
City Trip Travel & Backpacking
360° Autor: Autorin: Reinhard Anna Lena Pantke Kruse
Anna Lena Kruse bereiste Neuseeland
2007 im Rahmen ihrer Arbeit
als Reisejournalistin auf einem
Kreuzfahrtschiff. Beim Besuch der
Stadt Auckland war es Liebe auf
den ersten Blick, aber auch der
Rest des Landes hat es ihr angetan
und sie nicht mehr losgelassen.
2008 besuchte sie Neuseelands
letzte Kolonie Tokelau im
Südpazifik, weitere Reisen und längere
Aufenthalte – privat sowie im
Rahmen der Arbeit – sind geplant.
land auch die polynesische Hauptstadt der Welt, da ein
Drittel der Einwohner Maori sind oder von den pazifischen
Inseln stammen. Neuseelands Hauptstadt ist sie
nicht – nicht mehr. Anspruch auf diesen Titel konnte
Auckland lediglich bis 1865 erheben. Dann wurde der
Regierungssitz nach Wellington verlegt. Seither herrscht
eine gewisse Rivalität zwischen den beiden Städten. Aber
auch wenn Auckland nicht mehr Hauptstadt ist, so ist sie
doch der Nachfolgerin auf der Südinsel, zumindest was
die Einwohnerzahl betrifft, überlegen. Die Hauptstadt
… beleben die Stadt
© 360° Neuseeland 06 | 2008 13
Travel & Backpacking City Trip
Auckland Skyline
a. D. befindet sich kontinuierlich im Wandel. Um etwa 50
Einwohner wächst die Stadt pro Tag, so schätzt man. Und
sie machen die Stadt immer bunter.
Wer gerne Menschen beobachtet,
hat in Auckland viel zu sehen
Jeder vierte Neuseeländer lebt in Auckland. Hinzu kommen
die zahlreichen Einwanderer, aus Europa, von den
pazifischen Inseln, aus West-Samoa, Fidschi, Vanuatu,
von den Cook-Inseln oder aus dem Königreich Tonga.
Viele kamen in der Boomzeit, in den 1960er- und 1970er-
Jahren, als Arbeitskräfte begehrt und gesucht – und sie
kamen in Scharen. Die meisten sind geblieben. Und die
meisten leben in Manukau. Die Innenstadt wird immer
ruhiger, hier stehen hauptsächlich Bürokomplexe. Wohnungen
sind diesen Gebäuden gewichen. Manukau ist
eigentlich eine selbstständige Stadt, doch man zählt sie
mehr zu Greater Auckland. Und man weiß: Dies ist der
soziale Brennpunkt. Hier gibt es überdurchschnittlich
viele sozial schwache Haushalte. In den Straßen hört
man eher Samoanisch als Englisch. Die Arbeitslosenquote
ist hoch. Doch auch das gehört eben zu einer
Metropole.
Ist Auckland eine Metropole? Verdient sie den Titel
der kosmopolitischsten Stadt im südpazifischen Raum?
Oder ist Auckland eine Provinzstadt? Die Antwort liegt
irgendwo dazwischen.
Auckland ist anders
Auckland hat alles, was eine Metropole ausmacht:
Geschäfte, Parks, Restaurants, Cafés und Kneipen und
auch einige Nachtclubs. Dies macht auf den Besucher
definitiv den Eindruck einer belebten Großstadt. Lässt
man sich blenden? Und wenn schon! Der Rest des Landes
betrachtet die Entwicklung der Stadt skeptisch. Warum?
Vielleicht weil sich Auckland zu sehr dem Rest der Welt
anpasst. In Auckland gibt es genauso viele Trendsetter
und die karriereorientierte Generation Coffee-to-go, die
mit Handy am Ohr und den angesagtesten Kleidern die
Straßen mit Leben füllen wie in New York, Berlin, Paris
oder Sydney.
Auckland ist eine Stadt mit vielen Gesichtern. Durch die
Architektur, die Parks und natürlich die Menschen, die die
Bars und Cafés der angesagten Viertel Ponsonby oder Parnell
füllen. Oder durch die Wochenendmärkte, auf denen
es eher zugeht wie auf einer südpazifischen Insel. Auf dem
Victoria Market zum Beispiel, einem großen Flohmarkt,
auf dem man alles bekommt, was man braucht oder auch
nicht, für kleines Geld. T-Shirts, Poster, Kerzenleuchter,
den Kiwi oder eine Kappe mit dem silbernen Farn.
14 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Wellington
So wie die Menschen das Gesicht der Stadt prägen, so
tun das auch die Bauwerke. Auckland entwickelt sich
weiter und fügt die alten Bauwerke harmonisch in das
Stadtbild ein. Der europäische Einfluss wird deutlich an
Gebäuden wie dem 1912 erbauten Ferry Building, der
Town Hall oder auch dem Old Arts Building.
Mit dem Rest Neuseelands hat Auckland nicht viel
gemeinsam. Das macht die Stadt so spannend. Das ist
auch das Argument vieler, die dieses Land lieben: Auck-
Castelpoint
land Masterton ist doch nicht „typisch neuseeländisch“. Aber muss
nicht jedes Land, jede Region einen Ort haben, der eben
„anders“ ist?
Martinborough
Auckland ist belebt
Auckland leidet an chronischer Verstopfung, zumindest
zu den Stoßzeiten. Autos sind billig und praktisch für den
Transport, doch man kommt damit aber nicht unbedingt
schneller voran. Busse, die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel,
bleiben genauso im Stau stecken. Für den
Besucher heißt das: Ruhe bewahren. Die Neuseeländer
nehmen es gelassen. Was ist schon ein Stau. Sie sind es
gewohnt, sie nehmen es leicht – oder einen Umweg.
Besucht man die Innenstadt, gelangt man über kurz
oder lang auf die Queen Street. Sie ist die Hauptschlagader.
Hier kann man nach Herzenslust shoppen gehen.
Namhafte Surfläden gibt es hier, Outdoor-Stores für
diejenigen, die nach einem Besuch Aucklands auch
den Rest des Landes erkunden wollen, Klamotten, Bars
und Cafés. In den Sportgeschäften findet man außerdem
alles rund ums Rugby. Denn das ist der Nationalsport
der Neuseeländer und die All Blacks, das National-Team,
der Stolz des Landes. Die Unterstützung der
Menschen macht das Team stark, so stark, dass es in
der Weltrangliste auf Platz Zwei steht. Kein Wunder
also, dass sich die Stadt immer dann, wenn ein wichtiges
Ereignis bevorsteht, an jeder Ecke schmückt. Ein
halbes Jahr vor der Rugby-Weltmeisterschaft 2007 war
bereits das Fieber der Vorfreude ausgebrochen, eine
Atmosphäre vergleichbar mit der in Deutschland, wenn
es um die Liebe zum Fußball vor einer Weltmeisterschaft
geht.
Ähnlich belebt und beliebt wie die Queen Street ist auch
die K Road. K Road, das steht für Karangahape Road.
Und das steht für Charakter, Abwechslung und Schnelligkeit.
Hier gibt es alles, vom Second Hand-Laden über
Designerboutiquen, von dunklen Kneipen und hippen
Bars bis zu Feinkostläden. Die K Road ist anders als die
Queen Street, alternativ könnte man sagen, mit Ecken
und Kanten. Sie erwacht vor allem bei Nacht zum Leben.
Denn dann wird sie zum Treffpunkt der jungen Menschen.
Aber nicht nur Bars und Kneipen gibt es hier,
sondern auch Kasinos und auch den einen oder anderen
Sexshop. Eine Rote Meile ist die Straße aber nicht.
360° City Info
Napier
Palmerston North
Castelpoint
Masterton
Wellington
City Trip Travel & Backpacking
Auckland
Napier
LAGE: Auckland liegt auf der Nordinsel Neuseelands, auf
Palmerston North
einem schmalen Isthmus zwischen Pazifik und der Tasmanischen
See und erstreckt sich auf einer Länge von
70 Kilometern. Im Osten liegt der Waitemata Harbour am
Hauraki Golf, im Südwesten der Manukau Harbour in der
Wellington
Tasmanischen See. Auf der Landseite wird Auckland von
den Hunua Ranges und den Waitakere Ranges natürlich
eingegrenzt.
FLäCHE: 1.086 Quadratkilometer
Hamilton
Whangarei
Pauanui
Tauranga
Rotorua
Taupo
EINWoHNER: ca. 1,4 Millionen im Ballungsgebiet Auckland
KLIMA: Subtropisches Klima, lange, warme, humide
Sommer, kühlere, ziemlich feuchte Winter. Durchschnittliche
Temperaturen im Januar 24° bis 30° Celsius, Juli 14°
bis 20° Celsius. Durchschnittlicher Jahresniederschlag:
1.243 mm / Jahr.
BESoNDERHEITEN: Bis 1862 war Auckland die Hauptstadt
Neuseelands, bis heute ist sie die größte Stadt des
Landes mit dem größten Flughafen und den wichtigsten
Häfen. Der Internationale Hafen Aucklands ist für
68 Prozent aller Importe und 33 Prozent aller Exporte des
Landes verantwortlich, damit ist die Stadt das wirtschaftliche
Zentrum Polynesiens. Auckland wird auch als polynesische
Hauptstadt der Welt bezeichnet, da über ein Drittel
der Einwohner Maori sind oder von den pazifischen
Inseln stammen.
Auckland ist die „City of Sails“: Die Westhaven Marina ist
der größte Yachthafen der Südhalbkugel mit 1.400 Ankerplätzen.
Jährlich findet die Auckland Regatta statt, in den
Jahren 2000 und 2003 wurde hier auch der America’s Cup,
die älteste Segelregatta der Welt, ausgetragen.
Laut einer Studie (Mercer Consulting) bietet Auckland unter
allen Städten der Welt die fünfthöchste Lebensqualität.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 15
Auckland
Hamilton
Whangarei
Rotorua
Taupo
Travel & Backpacking City Trip City Trip Travel & Backpacking
Blick vom Mount Eden
16 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 17
Travel & Backpacking City Trip
GESCHICHTE
Auckland wurde ursprünglich um 1350 von Maori auf
erloschenen Vulkanen als „Tamaki Makau Rau“ gegründet
und besiedelt. Der Ort wuchs auf ca. 20.000 Einwohner
an. Konflikte zwischen den Stämmen führten
dazu, dass sich diese Zahl wieder verringerte und die
Gegend schließlich vollständig von den Europäern übernommen
wurde.
1840 wurde Auckland von William Hobson neu gegründet,
als man nach der Unterzeichnung des Vertrages von
Waitangi, der Neuseeland an das Vereinigte Königreich
band, einen geeigneten Standort für die neue Hauptstadt
suchen musste.
Die ersten Zuwanderer kamen aus allen Teilen Neuseelands
und aus Großbritannien. Im Osten der Stadt ließen
sich Regierungsmitglieder nieder, im Westen Handwerker
und Künstler.
1862 verlor Auckland den Titel der Hauptstadt an
Port Nicholson, das heutige Wellington. Einen großen
Wachstumsschub bekam Auckland in den 1960er- und
1970er-Jahren.
SEHENSWERTES
Attraktionen Aucklands: Sky Tower, Harbour Bridge,
Ferry Building, Viaduct Basin, Parnell Village mit einigen
der interessantesten historischen Bauwerke und vielen
schönen Restaurants, Aotea Square mit dem alten Rathaus,
Regierungsgebäuden und dem Cultural Complex.
MuSEEN uND GALERIEN
Auckland Museum, Auckland War Memorial Museum,
Auckland Art Gallery mit der größten Sammlung neuseeländischer
Künstler und zeitgenössischer Kunst.
Pacific Rim
Außerdem geht Liebe ja bekanntlich sowieso durch den
Magen. Das ist in Auckland nicht anders als anderswo auf
der Welt. An einer Straßenecke hat man das Gefühl, in
Europa zu sein, macht man einen Schritt weiter, ist man
in Asien angekommen. Die ethnischen Hintergründe der
Einwohner präsentieren sich nämlich auch in der Küche:
An jeder Ecke der Innenstadt gibt es Imbissstände und
Restaurants, die eine kulinarische Reise durch Ozeanien
In der Innenstadt, im Parnell Village und rund um den
Mount Eden gibt es zahlreiche Galerien und Ateliers, zum
Beispiel Fingers, Starkwhite, Galerie der Elam School of
Fine Arts, Gus Fisher Gallery.
Freizeitparks und Unterhaltungsmöglichkeiten: Auckland
Domain (Park), Mount Eden, One Tree Hill, Auckland Zoo,
Kelly Tarlton’s Underwater World and Antarctic Centre.
SPoRTVERANSTALTuNGEN
Eden Park (Rugby, Cricket), North Harbour Stadium
(Fußball), Vector Arena (Eishockey, Basketball, Moto-
cross-Rennen).
uMGEBuNG
360° Info
Um die Gegend um Auckland zu erkunden, bieten sich
Bootstouren durch den Hauraki Golf zu den vorgelagerten
Inseln Rangitoto, Waiheke Island, Little und
Great Barrier Island an sowie Ausflüge zum Waitekare
Ranges Regional Park.
Außerdem gibt es wunderschöne Strände um Auckland
herum, wie zum Beispiel Mission Bay, Bucklands Beach,
Takapuna, Devonport, Long Bay, Maraetai, Karekare oder
Whatipu. An der Westküste bestehen die Strände aus
schwarzem Sand, wie zum Beispiel Piha und Muriwai.
uNIVERSITäTEN/SCHuLEN
Universität Auckland (ca. 39.000 Studierende), Technische
Universität Auckland (AUT, ca. 26.000 Studierende),
Unitec (Institute of Technology, ca. 66.000
Studierende).
Außerdem haben die Universität von Otago und die
Massey Universität Gebäude in Auckland.
ermöglichen. „Pacific Rim“ nennt man die Küche, denn sie
vereint Köstlichkeiten der pazifischen Inseln, gepaart mit
asiatischen Einflüssen. Besonders Meeresfrüchte stehen
überall ganz oben auf der Speisekarte. Ausprobieren kann
man dies nahezu überall. Ob an einem Schnellimbiss, an
einer Garküche oder in einem Restaurant. Meerblick inklusive,
jedenfalls dann, wenn man sich in einem Lokal an der
Waterfront niederlässt. Zum Essen gibt es den passenden
Wein aus den nahen Weinanbaugebieten, die man mittlerweile
weltweit kennt und schätzt.
18 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Wer sich einmal vom Trubel der Innenstadt erholen
möchte, aber nicht gleich aus der Stadt herausfahren
möchte, muss nur ein paar Schritte gehen, in einen der
vielen Parks. Sie sind Oasen der Ruhe und Entspannung
– mitten in der Stadt.
Auckland ganz oben
Oder man wandert auf einen der Hügel, auf denen Auckland
errichtet wurde. Auf den One Tree Hill zum Beispiel
oder auf den Mount Eden. Der gehört praktisch zur
Innenstadt. Der inaktive Vulkan ist 196 Meter hoch und
hat man ihn erklommen, zu Fuß oder mit dem Bus, liegt
einem die Stadt zu Füßen: Die Straßen zwischen den in
den Himmel schießenden Hochhäusern, die überschaubaren
Wohngegenden ringsherum, die sich sanft über
die Hügel ausbreiten. Mount Eden war mal eine Maori-
Festung, ein sogenanntes „Pa“. Die Maori hatten einst
Terrassen angelegt, um Gemüse anzubauen. Darüber ist
nun Gras gewachsen und Nahrung finden hier höchstens
Tiere. Die alte Maori-Versammlungsstelle ist ein Treffpunkt
für verliebte Paare geworden, für Ausflügler und
für Besucher, die sich einen ersten Überblick über Auckland
verschaffen wollen.
Mount Eden erinnert daran, dass nicht nur die Stadt
selbst ein „Hotspot“ ist, sondern auch auf einem solchen
errichtet wurde. Der Mount Eden rührt sich nicht mehr,
seit Jahrtausenden ist er still und der Krater kann betreten
werden. Bis 1910 gab es hier einen Steinbruch, in dem
man Basaltlava der letzten Ausbrüche gewann, um sie
weiterzuverarbeiten. Diese Basaltlava wurde zum Beispiel
für viele der Bordsteinkanten in Auckland verwendet.
1879 wurde der Berg zum Erholungsgebiet erklärt. Das
ist er bis heute. Und weil er so viel bietet – Erholung und
Natur, gleichzeitig aber auch die Nähe zur Stadt – lockte
er besonders Künstler an wie ein Magnet. Schriftsteller
und Maler ließen sich nieder in den alten Gebäuden
rund um den Mount Eden, was dem gleichnamigen Stadtteil
den Beinamen „Heimat der Künste“ einbrachte. Auf
die Kunst folgte die Bildung, namhafte Schulen wurden
errichtet und auch die Universität der Stadt weitete ihren
Campus bis hierher aus.
Künstlerisches Auckland
Künstler gibt es längst nicht nur am Fuße des Mount
Eden. Galerien und Ateliers gibt es überall in der Stadt,
sodass Kunstliebhaber hier bestimmt auf ihre Kosten
kommen. Mitten im Zentrum liegt die Auckland Art Gallery,
unterteilt in die Main Gallery mit moderner Kunst
und die New Gallery mit zeitgenössischer Kunst. Rund
um die Art Gallery herum findet man kleine Ateliers
lokaler Künstler. Hier kann man auf Entdeckungsreise
360° City Info
uNTERKüNFTE
City Trip Travel & Backpacking
€ € € The Westin Auckland: Liegt im Herzen von Auckland,
Ausblick auf Viaduct Harbour, atemberaubende Ausblicke
auf das Meer sowie großzügige Promenaden; Lighter
Quay, 21 Viaduct Harbour Ave, Tel.: 09 / 909 90 00,
www.starwoodhotels.com/westin/property/overview/index.
html?propertyID=3015
€ € € SKYCITY Grand: Direkt neben dem Skytower im
Herzen der Stadt; 90 Federal St, Tel.: 09 / 363 70 00, www.
skycityauckland.co.nz
€ € Copthorne Harbour City: Liegt direkt an der Waterfront,
viele Restaurants und Shops laden zum Bummeln ein;
196-200 Quay St, Tel.: 09 / 377 03 49, www.millenniumhotels.co.nz
€ € CityLife Hotel: Mitten im Geschäfts- und Unterhaltungsviertel;
171 Queen St, Tel.: 09 / 379 92 22, www.heritagehotels.co.nz
€ € Kingsgate Hotel Parnell: Blick auf den Parnell Rosegarden
und Waitemata Harbour; 92-102 Gladstone Rd, Tel.:
09 / 377 36 19, www.millenniumhotels.co.nz/kingsgateauckland/index.html
€ € Kiwi International Queen Street Hotel and Hostel: Der
CBD ist nur wenige Gehminuten entfernt; 411 Queen St,
Tel.: 09 / 379 64 87, www.kiwihotel.co.nz
€ Nomads Fat Camel: Gewann 2007 den Titel No. 1 Backpackers
Hostel in New Zealand; 38 Fort St, Tel.:09 / 307 01 81,
www.fatcamel.co.nz
€ Base Auckland: Günstig und zentral gelegen; 16-20
Fort St, Tel.: 09 / 300 99 99, www.stayatbase.com/base-back-
packers-auckland-hostel
€ Base ACB: Einfach, zentral; Level 3, 229 Queen St,
Tel.: 09 / 358 48 77, www.stayatbase.com/base-auckland-
central-backpackers
gehen. Fingers, Starkwhite, Galerie der Elam School of
Fine Arts, Gus Fisher Gallery sind Adressen, die man
dabei ansteuern kann. Die Liste kann noch beliebig lang
ergänzt werden.
Auckland will hoch hinaus
Während der Mount Eden die höchste natürliche Erhebung
Aucklands ist, ist der Sky Tower das höchste von
© 360° Neuseeland 06 | 2008 19
Travel & Backpacking City Trip
KuLINARISCHES
360° City Info
Essen kann man überall in der Innenstadt und an der Waterfront,
es gibt zahlreiche Restaurants für den kleinen und
großen Geldbeutel. Sehr gute und gemütliche Restaurants
gibt es auch im Parnell Village oder Ponsonby.
Al Dente: italienische Küche; 104 Custom St West, Viaduct
CBD, Tel.: 09 / 362 08 08.
Cin Cin on Quay: Fine Dining; Auckland Ferry Building,
99 Quay St, Downtown, Tel.: 09 / 307 69 66.
Fortuna Buffet Restaurant: Küche: Kiwi & Pacific Rim; L2, Sky
City, Cnr Federal & Victoria St West, Tel.: 09 / 363 60 00.
Joy Bong Restaurant & Bar: Asiatische Spezialitäten;
531 Karangahape Rd, Tel.: 09 / 377 22 18.
NIGHTLIFE
Theater:
SkyCity Theatre, Auckland Town Hall, Maidment Theatre,
Aotea Centre, Bruce Mason Centre, …
Live Music:
London Bar, Deschlers, Alto Casino & Bar / SkyCity, Java Jive,
Temple Bar, …
Clubs & Bars:
Viaduct Harbour: The Loaded Hog, Spy Bar, Chic, Plum, …
Zentrum: Minus 5, Crow Bar, Honey, Galatos, Match Lounge
Bar, Khuja Lounge, Fu, …
K Road & Ponsonby: Suede, Club 4:20, SPQR, Chandelier,
Lime, Sponge, Orchid, Whiskey, Malt, …
Parnell: Iguacu, The George, Denim, The Paddington, The
Penny Black, …
Tipp: Im Visitor´s Centre bekommt man die Zeitschrift
„Auckland: What´s On”, hier kann man sich über Veranstaltungen,
Bars, Restaurants, Clubs etc. informieren.
www.aucklandnz.com
www.aucklandcity.govt.nz
www.auckland.ac.nz
360° Web Info
Menschenhand erschaffene Gebäude. Er ist das beliebteste
Motiv auf Werbeplakaten und das ist auch kein Wunder,
zieht er doch durch seine Höhe alle Blicke auf sich.
Auch von hier aus hat man einen sensationellen Blick auf
die Stadt. Er ist der Fernsehturm und gleichzeitig auch das
Wahrzeichen Aucklands. Und das seit 1997. Beton, Stahl
und Glas ragen 328 Meter in die Höhe. Der Skytower ist
der höchste Turm der südlichen Hemisphäre. Damit ist er
höher als der Kölner Dom mit 157 Metern. Der Eiffelturm
in Paris misst mit Fernsehantenne 327 Meter.
Besteigt man den Sky Tower bis zur Spitze, kann man bei
schönem Wetter bis zu 80 Kilometer in jede Richtung blicken.
Drei Aufzüge bringen bis zu 225 Menschen im Viertelstundentakt
nach oben. Eine Fahrt dauert dabei nur
Das Wahrzeichen der Stadt: Der Sky Tower
40 Sekunden, also so schnell, als würde man in die Höhe
katapultiert. Wem das zu schnell geht, der kann natürlich
auch Treppen steigen. 1.267 Stufen führen nach oben.
Ein durchschnittlich schnell gehender Mensch würde
etwa eine halbe Stunde dafür brauchen. In einem Wettbewerb
schaffte es ein Teilnehmer, die über 1.000 Stufen
in nur fünf Minuten und 17 Sekunden zu erklimmen.
Die erste Aussichtsplattform befindet sich 182 Metern
Höhe. Die zweite neun Meter darüber und die dritte
schließlich in 220 Metern Höhe. Ein Restaurant und eine
Bar drehen sich in einer Stunde einmal um den Turm
20 06 | 2008 © 360° Neuseeland
herum, Kulissenwechsel frei Haus.
Oder man spaziert um die untere
Plattform herum und schaut durch
den Boden nach unten, denn der
besteht aus Panzerglas. Von hier aus
kann man außerdem ein ganz anderes
Spektakel beobachten, nämlich
wie besonders Wagemutige den
Sprung in die Tiefe wagen. Rund 80
Menschen nutzen diese Attraktion
täglich und stürzen sich 192 Meter
hinunter – den Beton der Straßenschluchten
Aucklands jederzeit fest
im Blick. Sky Jump nennt man das.
Auckland verbindet
Wem das nicht reicht, der kann auch
von einer Brücke springen. Denn
Bungee Jumping wird auch auf der
Harbour Bridge angeboten. Die
1,15 Kilometer lange Brücke verbindet das Zentrum mit
dem Stadtteil North Shore. Auf acht Spuren fahren die
Autos, mal schnell, mal weniger schnell, denn die Brücke
ist ein Nadelöhr. Einen Stau nimmt man aber gerne
in Kauf, denn sonst müsste man entweder die regelmäßig
verkehrende Fähre nehmen oder einen 40 Kilometer langen
Umweg über West Auckland fahren. So war man im
Jahre 1959 froh, als die Harbour Bridge feierlich eröffnet
wurde. Damals besaß sie nur vier Spuren, zwei in jede
Richtung, und jeder, der sie passieren wollte, musste
eine Mautgebühr entrichten. Die gibt es nun nicht mehr
und aus vier Spuren sind acht geworden. Darunter fahren
Schiffe, große, kleine, Yachten, Kreuzfahrtschiffe, Containerschiffe,
zum größten Hafen des Landes, Waitemata.
Man nennt ihn auch den Auckland Harbour, obwohl er
nur einer von zwei Häfen ist. Auf der anderen Seite liegt
der Manukau Harbour. Der Hafen Waitemata verbindet
die Stadt mit dem Golf von Hauraki und dem Pazifischen
Ozean. Die tosenden Wellen des Meeres werden von den
vorgelagerten Inseln North Shore, Rangitoto Island und
Waiheke Island gemildert.
Stadt der Segel
Die Häfen Aucklands und die Freude der Neuseeländer
am Segeln – immerhin nennt laut Statistik jeder vierte
ein Boot sein eigen – haben der Stadt einen wichtigen
Beinamen eingebracht: City of Sails, Stadt der Segel.
Die Westhaven Marina ist nicht nur der größte Yachthafen
der Stadt, sondern der gesamten Südhalbkugel. Es
gibt 1.400 Ankerplätze und die sanft schaukelnden Boote
und Yachten, klein und groß, einfach oder luxuriös, sind
ein schöner Anblick. Ein so schöner Anblick, dass sich
auch Menschen aus dem Binnenland von der Freude am
Segeln anstecken lassen.
City Trip Travel & Backpacking
Jedes Jahr findet hier die Auckland Regatta statt. Das Viaduct
Basin, der alte Hafen im gleichnamigen Stadtteil,
wurde Ende der 1990er-Jahre neu gestaltet. Der Grund:
Sir Peter Blake, ein weltbekannter Segler und gebürtiger
Aucklander, gewann den berühmten America’s
Cup. Damit war er der erste Nicht-Amerikaner, der die
älteste Segelregatta der Welt gewann und sie so in sein
Heimatland holte. In den Jahren 2000 und 2003 wurde
der America’s Cup in Auckland ausgetragen. Zu solchen
und anderen wichtigen Anlässen wird diese Gegend auf
Hochglanz poliert und wird zum Treffpunkt von Stars und
Sternchen. Dann herrscht im Viaduct Hafen reges Treiben
und erinnert an eine große Bühne. Besonders bei Nacht,
denn wenn alles hell erleuchtet ist und sich die Bars und
Restaurants füllen, scheint es, als hätte man einen großen
Scheinwerfer auf diesen Stadtteil gerichtet.
Freiheit und Freizeit
City of Sails
Freiheit, das ist das Versprechen, das Metropolen ausstrahlen.
Die Freiheit, das zu tun und zu erreichen, was
man möchte, die Freiheit, sich selbst zu verwirklichen.
Freiheit bedeutet auch, viele Möglichkeiten zu haben,
den Alltag, das Leben zu gestalten. Und dazu zählt auch
die Freizeit. Ob man das eine findet, liegt an einem
selbst. Freizeit, oder vielmehr Freizeitmöglichkeiten, gibt
es viele in Auckland.
Man kann sich der Kunst hingeben. Man kann durch die
Stadt bummeln, sich vom Sky Tower hinabstürzen, sich
quer durch alle Restaurants essen oder im Park relaxen.
Oder man besucht das Auckland War Memorial Museum,
geht in den Auckland Zoo oder stattet Kelly Tarlton’s
Underwater World and Antarctic Centre einen Besuch
ab. Sportbegeisterte können im Eden Park, dem größ-
© 360° Neuseeland 06 | 2008 21
°
Travel & Backpacking Travelogues
Sonnenuntergang am
Castlepoint Lighthouse
Nur 165 Kilometer von Wellington entfernt
kann man in zerklüftete Felslandschaften eintauchen,
Traumstrände genießen und unglaubliche
Sonnenauf- und -untergänge erleben.
Travelogues Travel & Backpacking
24 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 25
Travel & Backpacking Travelogues
Wellington
Levin
Martinborough
Palmerston North
Masterton
360° Info
Castlepoint
LAGE: Castlepoint liegt an der Ostküste des Wairarapa auf der
Nordinsel, ca. eine Stunde entfernt von Masterton. Am nördlichen
Stadtrand von Masterton rechts in die Te Ore Ore Road
einbiegen. Diese Straße wird zur Masterton Castlepoint Road
und führt direkt zum Ziel.
EINWoHNER: Eine Volkszählung im Jahr 2006 ergab eine
Gesamteinwohnerzahl von 1.686 Personen inklusive aller umliegenden
Gemeinden.
SEHENSWERTES: Castle Rock, Lagune, Fossilien im Riff,
Leuchtturm, Delfine, Seehunde, Castlepoint Daisy (seltenes
gelbes Gänseblümchen), Deliverance Cove Track, Lighthouse
Track.
Vorsicht: Der untere Teil des Riffs kann sehr gefährlich sein,
hohe Wellen haben leider schon oft zu Verletzungen und gar
zum Verlust von Menschenleben geführt. Der Fußweg zum
Leuchtturm wird derzeit saniert, ist aber voraussichtlich zur
Sommersaison 2008 / 2009 fertig gestellt.
uNTERKuNFT: Der Castlepoint Holiday Park befindet sich
am nördlichen Ende des Strandes und verfügt über Häuser
mit Meerblick, Cabins, Cottages, Campingplätze mit und ohne
Stromanschluss, Kochmöglichkeiten, TV-Raum und Waschraum.
Wildes Campen und Hunde sind nicht gestattet. Preise reichen
von 21 NZ$ für Campingplätze bis hin zu 93 NZ$ für Cabins
und 225 NZ$ für ein Haus mit Meerblick; Tel.: 06 / 372 6705,
Fax 06 / 372 6717, E-Mail:holiday@castlepoint.co.nz
KuLINARISCHES: Es gibt einen kleinen Einkaufsladen in
Castlepoint, der sieben Tage die Woche geöffnet hat. Das
nächste Pub ist fünf Kilometer entfernt und hat nur dienstags
und sonntags geöffnet.
umfasst nahezu 220 Hektar heimischen Wal des, inklusive
Buchen, roten Kiefern und den wunderschönen rot
blühenden Ratabäumen. Das klare Wasser und die natürlichen
Pools der Hutt- und Pakuratahi-Flüsse bieten perfekte
Möglichkeiten zum Baden, aber auch zum „Kayaken“
und Whitewater Rafting ist die Hutt River Gorge
zwischen Pakuratahi Forks und Te Marua ein beliebtes
Ziel.
Wir jedoch wählen die gemütliche Variante und erzählen
uns bei einem kleinen Picknick auf einem der
einladenden Rastplätze am Flussufer von weiteren „Der
Herr der Ringe“-Schauplätzen in dieser Gegend. Als
echte Fans hätten wir alles dafür gegeben, einen Blick
auf die Dreharbeiten zu erhaschen oder gar, wie einige
unserer neuseeländischen Bekannten, als Komparsen bei
diesem gigantischen Filmprojekt mitzuwirken.
Martinborough – Paradies für Weinliebhaber
Unser kleiner Campervan muss sich anschließend ganz
schön anstrengen, um den anspruchsvollen Anstieg auf
dem State Highway 2 bis hoch zum Aussichtspunkt der
Passstraße zu bewältigen. Oben angekommen erstreckt
sich vor uns die Wairarapa Region mitsamt dem Lake
Wairarapa und den Wetlands rund um Featherston. Die
gesamte Gegend ist nicht nur bekannt für eine erfolgreiche
Schafzucht, sondern auch weltberühmt für die
vielen Weinanbaugebiete rund um Martinborough.
Wir hatten Martinborough schon zu früheren Anlässen
gemeinsam mit Freunden aus Wellington besucht. So
zum Beispiel zum „Toast Martinborough“, einem Festival
der Weingüter samt hiesiger Gastronomie. Die Stadt
bricht an diesem Tag aus allen Nähten, an jeder Ecke
spielt sich etwas ab und Live-Musik erfüllt die Straßen.
Das nächste Festival wird am Sonntag, den 16. November
2008, stattfinden – die Tickets sind immer schon zeitig
ausverkauft, also rechtzeitig vorbuchen! Wer mehr Zeit
mitbringt, kann vielleicht bei einem der Veranstalter eine
Wine Tour buchen, den Rotary Martinborough Wochenendmarkt
besuchen (erster Samstag im Februar und
März), bei den zahlreiche Artists handgefertigte Kunstwerke
ergattern oder einfach nur die Bierbrauerei besuchen.
Einen schönen Ausklang des Tages kann man sehr
gut im Boutique-Kino „Circus“ erleben. Eine vorzügliche
Pizza aus dem Holzofen und ein anspruchsvolles Kinoprogramm
lassen den Abend garantiert zum Erfolg werden.
Verschiedene Weingüter haben auch Restaurantbetrieb,
uns wurde von Freunden das „Alana Vineyard“
empfohlen: ein wirklich schöner Platz mit sehr leckeren
und der Jahreszeit angepassten Gerichten.
Als Weinliebhaber steuern wir natürlich direkt das Martinborough
Wine Centre an, um mehr über die lokalen
Weine zu erfahren und uns die Zeit mit einer kleinen
Weinprobe zu versüßen. Gestärkt von der großzügigen
26 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Pause in Martinborough machen wir uns auf den Weg
nach Masterton, von wo aus die Masterton Castlepoint
Road durch eine malerische Landschaft direkt an die Ostküste
führt. Aufgrund der vielen Kurven und Steigungen
kommen wir nur langsam voran. Auch ist es auf dieser
Strecke nichts Ungewöhnliches, sich die Fahrbahn mit
Schafen oder anderen Tieren zu teilen – es ist also Vorsicht
geboten. Endlich angekommen, steuern wir zielstrebig
den Castlepoint Holiday Park an, Nikki war schon
einmal da und hat immer wieder von diesem tollen Platz
geschwärmt. Was für ein Glück: Wir dürfen unser fahrbares
Zuhause in erster Reihe, direkt neben dem Strand,
abstellen. Näher kann man dem Meer fast nicht sein.
Castlepoint Lighthouse
Die lange Fahrt hat sich gelohnt! Zu unserer Rechten präsentiert
sich majestätisch der Castlepoint Leuchtturm.
Die 23 Meter hohe Ikone der Seefahrt nahm ihre Dienste
im Jahr 1913 auf. Das in 52 Meter Höhe über dem Meeresspiegel
rotierende Leuchtfeuer war der erste Hinweis
auf Land für die Seefahrer, die Wellington von Panama
und Amerika her ansteuerten. Erst seit 1988 wird dieser
Leuchtturm automatisiert betrieben, doch er hat nichts
vom Glanz der alten Tage verloren.
Der vor uns liegende, menschenleere Strand schreit
geradezu nach einem ausgiebigen Spaziergang. Es ist
schon irgendwie verrückt, dass man in Neuseeland solche
Plätze mitunter für sich ganz alleine in Anspruch
Am Ende der Spitze: Castlepoint Lighthouse
360° Web Info
Travelogues Travel & Backpacking
www.wairarapanz.com, offizielle Webiste des Wairarapa
www.martinboroughnz.com, Infos zu Martinborough
www.toastmartinborough.co.nz, Food & Wine Festival
www.martinboroughwinecentre.co.nz, Martinborough Wine Centre
www.circus.net.nz, Kino und fantastische Pizza
www.alana.co.nz, Alana Vinyard
nehmen darf. Wir laufen barfuß auf dem warmen, weichen
Sand und genießen den frischen Wind um unsere
Nasen. Wie gut das tut! Berauscht von der Schönheit der
Natur und die Hosentaschen voller Muscheln, öffnen wir
die Schiebetüre unseres Luxus-Apartments am Meer. Wir
machen es uns auf der Liegefläche gemütlich, um uns ein
wenig von unserem ereignisreichen Tag auszuruhen. Die
fantastische Aussicht bietet uns ganz großes Kino. Das
beruhigende Rauschen des Meeres und das Pfeifen des
Windes lassen uns schon bald für kurze Zeit in die Welt
der Tagträume entfliehen.
Natürlich muss dieser tolle Platz am Abend mit einem
standesgemäßen Barby (Kiwi-Slang für Barbecue) gefeiert
werden – abgerundet mit einem Palliser Estate Pinot
Noir, den wir eigens aus Martinborough mitgebracht
haben. Das abendliche Panorama mit dem Leuchtturm
im Vordergrund bietet uns eine solch zauberhafte
Kulisse, dass wir aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommen.
Der Himmel färbt sich von goldgelb bis hin
© 360° Neuseeland 06 | 2008 27
Travel & Backpacking Travelogues
Castle Rock – Wahrzeichen
des Castlepoint Reservats
Schon Captain Cook war von der Schönheit des
rauen Felsens beeindruckt und fühlte sich an eine
Burg erinnert. Er gab dem imposanten Felsen den
Namen Castle Rock.
Travelogues Travel & Backpacking
28 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 29
Travel & Backpacking Travelogues
Traum-„Hotel“: direkt am Meer aufwachen…
Blick vom Castle Rock zum Leuchtturm
zu blutrot. Welch ein Finale! Zufrieden kriechen wir in
unsere rollende Behausung und lassen uns vom Klang
der Wellen in den Schlaf wiegen.
Bereits sehr früh am Morgen werden wir von der aufgehenden
Sonne wach geküsst. Selbst im abgedunkelten Van
ist sie deutlich zu spüren. Angetrieben von der unheimlichen
Kraft des Sonnenlichtes schieben wir schlaftrunken
die Vorhänge zur Seite und sind vom Anblick des in den
schönsten Farben der Natur gefärbten Himmels überwältigt.
Dies verspricht ein weiterer toller Tag zu werden!
Castle Rock – Wahrzeichen des Reservats
Ein 162 Meter hoher Fels ist das Wahrzeichen des Castlepoint
Reservats und gleichzeitig unser Wanderziel am
kommenden Tag. Captain Cook fühlte sich 1770 bei seiner
Entdeckung dieses Ortes an die Festung einer Burg
erinnert und taufte den Fels auf den Namen Castle Rock.
Gestärkt von einem reichhaltigen Frühstück, erkunden
wir zunächst den Leuchtturm während des 30-minütigen
„Lighthouse Walk“ und beobachten dort eine Zeit lang die
Angler. Das angrenzende Kalksteinriff birgt einen großen
Reichtum an Fossilien und mit viel Glück kann man Delfine
oder gelegentlich sogar Wale im leuchtend blauen Wasser
erspähen. Außerdem beherbergt das Reservat zahlreiche
Seevögel, neuseeländische Seebären (aus der Familie
der Ohrenrobben) und die von Mitte bis Ende Sommer
blühende Castlepoint Daisy. Castlepoint ist der einzige
Platz auf der Welt, wo diese Art des Gänseblümchens
zu finden ist. Wir unterhalten uns mit einigen Kiwis, die
gerade ihre Fischerboote einholen. Sie mahnen uns zur
Vorsicht – der untere Teil des Riffs kann sehr gefährlich
sein, hohe Wellen haben leider schon oft zu Verletzungen
und gar zum Verlust von Menschenleben geführt.
Wanderung zur Spitze
Am Parkplatz ist der Ausgangspunkt für den „Deliverance
Cove Track“, der eineinhalb Stunden in Anspruch
nimmt und uns auf die Spitze des Castle Rocks bringen
wird. Der Pfad führt uns anfangs durch einen anmutig
wirkenden Mischwald mit prächtigen Bäumen, dann
hinaus ins offene Gelände. Zur linken Seite öffnet sich
bereits ein herrlicher Blick über das Castlepoint Reservat.
Nachdem wir mehrere Schafweiden passiert haben,
nimmt die Steigung unterhalb des Felsens stetig zu – in
schmalen Serpentinen geht es hinauf bis an die Spitze.
Der Ausblick von dort oben ist unbeschreiblich, der Wind
bläst uns fast vom Berg. Zur Linken überblicken wir
den Leuchtturm von Castlepoint, zur Rechten liegt ein
malerischer Küstenabschnitt mit nicht enden wollenden
Stränden. Einmal mehr stellen wir uns die Frage, wie es
wohl für Captain Cook und seine Mannschaft gewesen
sein muss, als er vor 238 Jahren diesen wunderbaren Teil
der Erde zum ersten Mal erkundete. Wir jedenfalls fühlen
uns wie die Könige der Welt!
Mit dem tollen Panorama im Hintergrund drehen wir
noch eine Videobotschaft für unsere Familien in Deutschland,
dann machen wir uns an den Abstieg hinunter zur
Lagune, wo zahlreiche Surfer ihr Glück mit den hereinbrechenden
Wellen versuchen. Schließlich wollen wir diesen
einzigartigen Platz noch ausgiebig genießen, bevor
uns das hektische Treiben in Wellington wieder hat. °
Strände soweit das Auge reicht
30 06 | 2008 © 360° Neuseeland
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Travel & Backpacking Travelogues
Travelogues Travel & Backpacking
Rees-Dart-Wanderung:
Tagebuch einer Traumkulisse
Der folgende Reisebericht beschreibt die Anstrengungen
und Höhepunkte der Rees-Dart Wanderung,
die unser Autor im Dezember 2007 gemacht
hat. Andreas Pietig führte während der Wanderung Tagebuch,
in welches er in diesem Beitrag Einblicke gewährt.
360° Info
Der Rees-Dart Track verbindet zwei der landschaftlich reizvollsten
Täler im Mount Aspiring National Park – das Rees- und
das Dart-Valley. Es besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen
Tagesabstecher auf den Cascade Saddle zu machen – der wohl
spektakulärsten Adresse in den neuseeländischen Südalpen.
Im Wesentlichen führt die Wanderung um den Mount Earnslaw
(Pikirakatahi auf Maori) herum, der mit 2.819 Metern der zweithöchste
Berg im Mount Aspiring National Park und mit vielen
Gletschern bedeckt ist. Mit dem Tagestrip zum Cascade Saddle
dauert die Wanderung fünf Tage und ist gekennzeichnet von
vielen Flussdurchquerungen, sich ständig abwechselnder
Vegetation und der spektakulären Aussicht auf die Rees- und
Dart-Täler, den Dart Gletscher und den Mount Aspiring (Maori:
Tititea, 3.033 Meter) sowie das West Matukituki Valley.
Das Rees-River-Tal
Nach insgesamt fünf Tagen und ca. 73,5 Kilometern
hatte er mit Sicherheit nasse Schuhe aufgrund der vielen
Flussdurchquerungen – aber auch viele Erinnerungen an
atemberaubende Aussichten auf das, was Neuseeland so
einzigartig macht.
Erster Tag: 7. Dezember
Vom Rees Valley Roadend zur Shelter Rock
Hut – 17,5 Kilometer – 6 bis 8 Stunden
Punkt 9 Uhr ging es mit einem Bootsshuttle von Kinloch
nach Glenorchy über den Lake Wakatipu (mit 72 Kilometer
Neuseelands längster See) los, um rechtzeitig
den Bus-Shuttle von Glenorchy zum Start des Rees-Dart
Tracks zu erreichen. Der Morgen begann vielversprechend:
Am Himmel war keine Wolke zu sehen, was für
Neuseeland schon eine kleine Sensation ist.
In Glenorchy wartete schon ein kleiner „People-Mover“
(Bus-Shuttle) – mit mir wollten noch Shelly und Sandy, zwei
Neuseeländerinnen, die Urlaub von ihrem Job und ihren
Familien machten, Fabian aus Deutschland, der mit einem
einjährigen Work and Travel-Visum unterwegs war, und
Vladimir, ein Russe, der seit über zehn Jahren in Australien
32 06 | 2008 © 360° Neuseeland
lebt, die Fünf-Tage-Wanderung in Angriff nehmen. Da ein
Großteil der Strecke bis zum eigentlichen Ausgangspunkt
der Wanderung eine unbefestigte Schotterpiste ist, wurden
wir alle ganz schön durcheinander geschaukelt und
unsere Rucksäcke mit einer dicken Schicht Staub bedeckt.
Mit den Worten „We don’t charge for the dust“ verabschiedete
sich die Busfahrerin und brauste davon, nachdem sie
uns am Muddy Creek Car Park abgesetzt hatte.
Da es an diesem Tag keine einzige Wolke am Himmel gab
und die Sonne in Neuseeland generell intensiv scheint,
genehmigte sich jeder der Wanderer erst einmal eine ausgiebige
Portion Sonnencreme. Shelly und Sandy gingen
fröhlich plaudernd als Erste voraus. Bereits nach zehn
Minuten Wanderung hat man einen sehr guten Ausblick
darauf, was einen am ersten Tag erwartet: schneebedeckte
Berge im Hintergrund und ein grünes Tal, durch
das sich der Rees River schlängelt.
Das erste Stück durch die Graslandschaft kann durch
Regen sehr schnell sehr matschig werden – zum Glück
hatte es schon seit Tagen nicht mehr in der Region geregnet,
wir hatten daher keine Mühe und kamen recht schnell
voran. Kurze Zeit später kamen wir auch schon zur ersten
Flussüberquerung. Etwas makaber erinnert am Wegesrand
ein Gedenkstein an Wanderer, die durch eine Springflut
ums Leben kamen, während sie diesen Fluss durchqueren
wollten. Insbesondere nach der Winterzeit können
die Pegel der Flüsse gegen Abend durch den geschmolzenen
Schnee abrupt ansteigen – man sollte daher immer
vor dem Durchqueren den Fluss genau beobachten und
lieber auf weitere Wanderer warten, um dann gemeinsam
das Wagnis einzugehen oder auf einen sinkenden Pegel
zu warten. An diesem Tag und zu dieser Zeit allerdings
stellte sich die erste Flussdurchqerung als willkommene
Abkühlung dar. Wander-Tipp: Man sollte bei einer Flussdurchquerung
niemals die Wanderschuhe ausziehen: Mit
Schuhen hat man einen besseren Halt im Wasser.
Nach ungefähr vier Stunden Wanderung durch das
Rees-Tal, das uns keinen Schatten bot und wir somit der
unbarmherzigen Sonne schutzlos ausgeliefert waren,
bemerkten wir, dass die Vegetation sich veränderte: Wir
verließen die flache Graslandschaft und wanderten von
nun an durch etwas hügeligeres Gelände mit Baumbestand.
Nach weiteren drei Stunden erreichte ich mein
Tagesziel, die Shelter Rock Hut. Ich war etwas überrascht
von der Qualität der Unterkunft, da diese Hütte,
so wie die beiden folgenden auch, sehr modern ausgestattet
ist: Es gibt Spültoiletten und, nicht wie sonst
üblich, sogenannte „long-drops“ (Plumpsklos). Neben
der Hütte kann sich der müde Wanderer im sehr kühlen
Rees River frisch machen – allerdings sollte man sich
beim Baden beeilen, da man sonst den Sandflies schutzlos
ausgeliefert ist.
Nach und nach trudelten auch meine Mitwanderer ein
und beim Abendessen gab es die Möglichkeit, sich
360° Info
Rees-Dart-Track
Te Anau
LAGE uND AuSGANGSPuNKT: Der Rees-Dart Track befindet
sich in den Southern Alps im Mount Aspiring National
Park, ca. 40 Kilometer nordöstlich von Queenstown.
DAuER DER WANDERuNG: 4 bis 5 Tage
LäNGE: 73,5 Kilometer (mit Tagestrip zum Cascade Saddle)
SCHWIERIGKEITSGRAD: mittel bis schwierig – insbesondere
der Tagestrip zum Cascade Saddle erfordert eine gute
Kondition.
VERPFLEGuNG: Selbstversorger, Kocher und Geschirr müssen
mitgebracht werden. Wasser aus den Flüssen kann man
trinken. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte das Wasser
abkochen oder speziell behandeln.
KoSTEN: Wer einen Annual Hut Pass (90 NZ$) besitzt, braucht
keine Tickets für die Hütten zu kaufen. Ansonsten ist die Übernachtung
nur mit Backcountry Hut Tickets (10 NZ$ pro Übernachtung)
gestattet, die von den Hut Wardens kontrolliert werden.
TRANSPoRT: Es gibt viele Transportunternehmen, die die
Wanderer zum Start bringen und dann wieder abholen: ab
Queenstown, Glenorchy oder Kinloch.
KARTENMATERIAL: E39 Aspiring, E40 Earnslaw, Mount
Aspiring Parkmap
BESoNDERHEITEN: Spektakuläre Berg-Panoramen, Wald-
und alpine Vegetation, Dart und Rees River, Dart Gletscher.
Der Rees-Dart Track ist kein sogenannter „Great Walk“ und
deshalb nicht so überlaufen.
360° Web Info
Wanaka
Westport Nelson Picton
Queenstown
Invercargill
Dunedin
Punakaiki
Timaru
Christchurch
www.doc.govt.nz/templates/trackandwalk.aspx?id=36509
www.nzinfo.de/tracks_rees_dart.php
© 360° Neuseeland 06 | 2008 33
Travel & Backpacking Travelogues
Die Shelter Rock Hut
Etappenziel vor Traumkulisse. Die Hütten des Tracks sind Treffpunkte
der Wanderer, Erholungsinsel und oftmals mit unerwartetem Komfort
ausgestattet.
Travelogues Travel & Backpacking
34 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 35
Travel & Backpacking Travelogues
360° Autor: Andreas Pietig
Andreas Pietig lebt seit Februar
2007 in Auckland und macht an
der Auckland University of Technology
(AUT) seinen MBA. Nebenher
arbeitet er in einer Firma, die
ihn nach seinem Abschluss fest als
Operations Manager einstellt. Seine
Freizeit verbringt Andreas gerne
mit Wanderungen auf der Südinsel.
näher kennen zu lernen. So erzählte mir Vladimir, dass
er bisher nur geführte Wanderungen gemacht hatte und
er es nicht gewohnt sei, sich auf Wanderungen selbst
zu versorgen und Nahrungsmittel sowie Kocher und
Geschirr auch mitzuschleppen. Dementsprechend müde
und erschöpft war er auch, was angesichts seines über
20 Kilogramm schweren Rucksacks nicht verwunderlich
war. Den ganzen Abend erzählte mir Vladimir, wie angenehm
es sei, wenn man auf Mehr-Tages-Wanderungen
nur einen Tagesrucksack tragen müsse und alles andere
hinterher getragen bekomme, sich nach der Wanderung
eine heiße Dusche gönnen könne und es zusätzlich zu
einem Mehr-Gänge-Menü auch noch Wein gäbe.
Allerdings muss man auch bei so einer „einfacheren“
Wanderung wie dieser nicht auf Annehmlichkeiten verzichten
– wie Shelly und Sandy bewiesen, die sich gleich
am ersten Abend zusammen eine Flasche Wein gönnten.
Auf meine Frage, warum sie diese sich schon am ersten
Abend zu Gemüte führten, antworteten sie mir, dass sie
keine Lust mehr hatten, die Flasche auch noch einen
zweiten Tag mit sich herum zu tragen.
Zweiter Tag: 8. Dezember
Von der Shelter Rock Hut zur Dart Hut –
9 Kilometer – 4 bis 6 Stunden
Der zweite Tag begann so, wie der erste endete – mit viel
Sonnenschein und keiner Wolke am Himmel. Die zweite
Etappe ist mit neun Kilometern die kürzeste – allerdings
geht es über den 1.470 Meter hohen Rees Saddle und
wieder hinunter zur Dart Hut, die auf 900 Metern liegt.
Bis kurz vor dem Rees Saddle steigt der Weg langsam
aber stetig an, die letzten 100 Meter sind jedoch sehr
steil. Aber die Anstrengung lohnt sich: Einmal das Steilstück
geschafft, eröffnet sich einem zu drei Seiten ein
atemberaubender Blick: Zur einen Seite liegt das Rees
Valley, durch das sich der Rees River in vielen kleinen
Kurven schlängelt – die Strecke, die man schon bewältigt
hat. Auf der anderen Seite erblickt man, was man noch
vor sich hat: Das Snowy Creek Valley und auch einen
Teil der Strecke, die für den dritten Tag geplant ist, kann
man schon sehen – das Dart Valley mit dem Dart River
und den Hesse Glacier. Allein dieser Blick und die vielen
anderen Aussichten auf dem Weg zur Dart Hut sind diese
Wanderung schon wert.
Nachdem ich eine ausgiebige Mittagsrast eingelegt und
diesen atemberaubenden Blick genossen hatte, machte
ich mich auf den Weg vom Rees Saddle hinab durch das
Snowy Creek Valley zur Dart Hut. Kurz darauf kam mir
auch schon ein Hut Warden entgegen, der nach meinen
Hut-Tickets bzw. Annual Hut Pass fragte. Auch wenn nicht
jede Hütte mit einem dieser Hüttenwirte besetzt ist, ein
Schummeln, d. h. „kostenloses“ Übernachten, ist nicht
möglich, da die Hüttenwarte von Hütte zu Hütte gehen
und so alle Wanderer überprüfen. Nachdem wir die neuesten
Informationen ausgetauscht hatten und ich mich
über den Zustand der weiteren Strecke erkundigt sowie
die aktuelle Wettervorhersage eingeholt hatte, ging es den
Snowy Creek River entlang weiter. Der Ausblick dabei ist
einfach umwerfend: Langsam öffnet sich das Dart Valley
und der Hesse Glacier wird immer präsenter.
Nach ungefähr vier Stunden erreichte ich die Dart Hut,
welche recht schön in einem kleinen Tal gelegen ist.
Humboldt Tower mit Hesse Glacier und Dart River
Direkt in der Nähe der Hütte fließt der Dart River entlang,
in dem man sich nach einem anstrengenden Tag
sehr gut abkühlen kann.
Die Dart Hut wird von vielen Wanderern als eine Art Basislager
benutzt, da man von hier aus, wenn man möchte,
am dritten Tag der Wanderung einen Tagesauflug zum
Dart Glacier und dem Cascade Saddle machen kann und
somit zwei Nächte in dieser Hütte verbringt. Jedoch sollte
man die Entscheidung, diese Tageswanderung in Angriff
zu nehmen, immer vom Wetter abhängig machen, das
sich in dieser Gegend sehr schnell ändern kann. Unsere
Gruppe hatte allerdings Glück und die Wettervorhersage
für den kommenden Tag war vielversprechend.
36 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Dritter Tag: 9. Dezember
Tagestrip auf den Cascade Saddle –
16 Kilometer – 6 bis 9 Stunden
Den Tagestrip auf den Cascade Saddle sollte man recht
früh angehen: Obwohl er nicht so lang ist, nur ca. 16 Kilometer
hin und zurück, geht es doch recht ordentlich bergauf
und bergab. Mit einigen Pausen kann es ein langer
Tag werden. Deshalb brachen wir alle früh auf: Vladimir
ging als erster los und war froh, dass er seinen 20 Kilogramm
schweren Rucksack gegen einen im Vergleich
federleichten Tagesrucksack eintauschen konnte. So zog
er gleich von dannen und ich folgte ihm eine halbe Stunden
später. Das erste Stück des Weges ist recht flach und
führt am Dart River entlang. Ich hatte Begleitung: Die
ganze Zeit verfolgte mich ein Kea. Keas sind Bergpapageien
und gelten als sehr intelligent. Man sollte jedoch
sein Hab und Gut nicht unbeobachtet lassen, da sie sich
ansonsten sehr schnell darüber hermachen und sich über
ein paar zusätzliche Leckereien freuen.
Entlang des ersten Teilstücks hörte ich immer wieder
Schneelawinen abgehen, die sich einen Weg bis hinunter
in das Tal bahnten. Nach etwa zwei Stunden erreichte
ich den Fuß des Dart Glaciers, der auf den ersten Blick
nicht sehr anschaulich ist. Durch das viele Geröll ist
der vordere Teil des Gletschers von schwarzen Steinen
bedeckt.
Der Weg führte langsam aber stetig ansteigend zur rechten
Seite des Gletschers hinauf. Spätestens jetzt war
ich froh, dass ich den Schlafsack
und einige andere Sachen
in der Hütte lassen konnte. Es
ging doch ganz schön bergauf.
Ab und an konnte ich Vladimir
vor mir ausmachen und
bei einem Blick zurück sah ich
die beiden Neuseeländerinnen
Shelly und Sandy, die sich noch
im Dart Valley befanden. Der
Blick zurück zeigte auch, wie
sich der Gletscher durch das
Schmelzen und wieder Anwachsen
im Laufe der Jahrtausende
einen Weg gebahnt hatte.
Immer höher ging es bergauf
und mit jedem Höhenmeter
hatte ich einen neuen atemberaubenden
Blick auf den Dart
Glacier und das Dart Valley.
Nicht ungewöhnlich für diese
Jahreszeit liefen wir noch durch
einzelne Schneefelder, was sich
aber nicht als schwierig heraus
stellte. Allerdings gibt es
eine deutliche Warnung in allen
Travelogues Travel & Backpacking
Wanderführern und von den Hüttenwirten, dass man ab
dem Cascade Saddle nur noch mit Schneeausrüstung
und alpiner Erfahrung weitergehen sollte. Das hatte allerdings
keiner aus unserer Gruppe vor und nach und nach
trafen wir uns alle am höchsten Punkt der Wanderung
auf dem Cascade Saddle in 1.500 Metern Höhe. Insgesamt
bin ich eine Stunde geblieben, habe die Aussicht
auf das Dart Valley, den Dart Glacier, den Mount Aspiring
(3.033 Meter) und das benachbarte West Matukituki Valley
genossen. Das Panorama ist einmalig: das Tal im satten
Grün und die Bergspitzen schneebedeckt – dazu noch
der Dart Glacier und das alles bei wolkenlosem Himmel.
Letzteres währte allerdings nicht lange und in der Ferne
konnte man erkennen, wie sich ein paar Wolken zusammenzogen.
Ein eindeutiges Zeichen, sich wieder auf den
Rückweg zu machen, auch wenn es schwer fiel und ich
lieber noch die Aussicht genossen hätte.
Der Abstieg hinunter in das Dart Valley und am Gletscher
entlang erwies sich als sehr schwierig, da wir durch den
losen Untergrund mehr hinunter rutschten als gingen. Insgesamt
wirkte das Dart Valley wie eine Mondlandschaft –
durch die Aktivität des Gletschers ist sehr viel glitzernder
Staub vorhanden, der sich überall auf der Haut verteilt. Am
Ende des Tages glitzerten wir alle wie Christbäume, was
zu dieser Vorweihnachtszeit eine ganz besondere Stimmung
hervorgerufen hatte. Der Rückweg zur Hütte zog
sich allerdings sehr lange hin und erschwerend kam hinzu,
dass zum Spätnachmittag die Flüsse durch das Schmelzwasser
angestiegen waren. Nach insgesamt zehn Stunden
Das schwarze Geröll wird vor dem Dart Glacier hergeschoben
© 360° Neuseeland 06 | 2008 37
Travel & Backpacking Travelogues
Der Dart Glacier
Der Gletscher hat sich durch das Schmelzen und neues Anwachsen
in den Jahrtausenden einen Weg gebahnt.
38 06 | 2008 © 360° Neuseeland
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© 360° Neuseeland 06 | 2008 39
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erreichte ich wieder die Dart Hütte, wo schon Vladimir mit
einem breiten Grinsen auf mich wartete, wir uns sofort
über das Erlebte unterhielten und uns gegenseitig versicherten,
wie einmalig dieser Tag für uns gewesen war.
Kurze Zeit später kamen auch Shelly und Sandy wieder in
der Hütte an und gemeinsam hatten wir uns immer wieder
erzählt, wie wir den Tag erlebt hatten. Zufrieden und
erschöpft krochen wir dann alle in unsere Schlafsäcke.
Vierter Tag: 10. Dezember
Von der Dart Hut zur Daleys Flat Hut –
16 Kilometer – 6 bis 8 Stunden
Nach dem langen Tag zuvor ging es am vierten Tag nur
sehr langsam aus den Federn. Wir waren alle noch sehr
müde und darüber hinaus hatte sich das Wetter über
Nacht deutlich verschlechtert. Dicke Wolken lagen über
der Hütte.
Nach und nach machten wir uns alle auf den Weg zum
nächsten Ziel, der Daleys Flat Hut. Der erste Teil der
Strecke führt durch einen Buchenwald, bevor es auf eine
große Grasfläche geht, die Cattle Flat. Damit man die Orientierung
nicht verliert, wurden im Laufe der Jahre kleine
und größere Steinhaufen von den Wanderern gebildet.
Die Wolken wurden immer dichter und es wurde immer
schwüler – Bedingungen, die die zahlreichen Sandflies
anscheinend bevorzugen: Kaum fanden wir eine Stelle,
an der sich eine kleine Rast angeboten hätte, kamen
diese Blutsauger schon in Scharen an und wir konnten
nur noch flüchten. Dadurch, dass uns keine Pausen vergönnt
waren, und durch den immer stärker werdenden
Regen, hatten wir die nächste Hütte, die Dalys Flat Hut,
in Rekordzeit erreicht. Diese ist im Gegensatz zu den bisherigen
Unterkünften noch nicht modernisiert worden. So
gibt es nur „long-drops“ und alles wirkt ein wenig wie
kurz vor dem Einstürzen. Aber es ist trotz allem – oder
gerade deswegen – sehr gemütlich. An diesem Abend
war auch eine Hüttenwirtin anwesend – zufälligerweise
eine Deutsche –, die uns vorsorglich vor dem darauf folgenden
Tag warnte. Am letzten Tag der Wanderung müssen
einige Flüsse durchquert werden, die bei lang anhaltendem
Regen unpassierbar werden können. Von der
Hütte aus hat man einen Blick auf den Dart River, an dessen
Seiten die Böschung flach ansteigt. Nach Aussage der
Hüttenwirtin werden die Flussdurchquerungen schwierig,
wenn das Wasser bis zur Hälfte der Böschung reicht.
Mit diesen mahnenden Worten im Ohr krochen wir einer
nach dem anderen in unsere Schlafsäcke.
Fünfter Tag: 11. Dezember
Von der Daleys Flat Hut zum Chinamans
Carpark – 15 Kilometer – 4 bis 6 Stunden
Es kam wie es kommen musste: Die ganze Nacht hatte
es nur geregnet und wir alle hatten ständig einen Blick
aus dem Fenster geworfen um zu schauen, wie weit das
Wasser schon angestiegen war. Und tatsächlich, es war
über der Marke, die die Hüttenwirtin uns am Abend
zuvor gezeigt hatte. Aus diesem Grund beschlossen wir,
in Gruppen zu gehen, damit wir uns gegenseitig helfen
konnten, wenn wir an eine schwer zu passierende Stelle
kamen. Bevor wir allerdings aufbrachen, hinterließ Vladimir
noch sein nicht benötigtes Proviant, was nicht gerade
wenig war. Offenbar hatte er Angst zu verhungern – was
ihm auch nicht zu verdenken war, es war schließlich
seine erste ungeführte Wanderung. Auf die Frage, ob er
beim nächsten Mal besser planen würde, um Gewicht zu
sparen, antwortet er mir, dass er beim nächsten Mal wieder
eine geführte Tour machen werde und er sich daher
dem Problem nicht stellen müsse.
So brachen wir dann alle in unseren Regensachen gruppenweise
auf. Ich hatte mich mit den beiden Neuseeländerinnen
zusammen getan und gemeinsam wanderten
wir immer am Dart River entlang leicht abschüssig durch
den Buchenwald, bis wir zur Dredge Flat kamen. Hier
zeigte sich uns eine ähnliche Graslandschaft wie am Tag
zuvor. Durch den Dauerregen war die Wanderung allerdings
viel anstrengender und deutlich matschiger. Nach
einer Weile erreichten wir den ersten Fluss an diesem
Tag, der aber – abgesehen von nassen Schuhen – noch
kein Problem darstellte. Etwas später kamen wir zu einer
Gabelung des Weges: links führt er zu einer Notunterkunft,
rechts weiter zum nächsten Fluss. Die Notunterkunft
ist ein riesiger Felsen mit Feuerstelle, unter dem
man eine Nacht verbringen kann, falls der nächste Fluss
unpassierbar ist und man warten muss, bis der Wasserspiegel
wieder sinkt. Wir beschlossen, erst einmal
eine kleine Pause zu machen und verteilten schon mal
aus Spaß die Schlafplätze, falls wir unter diesem Felsen
hätten übernachten müssen.
Gemeinsam den Fluten trotzen
40 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Nach ein paar Minuten ging es dann weiter zum nächsten
Fluss. Wir wussten gleich, dass es diesmal mit dem
Durchqueren etwas schwieriger würde. Der Fluss war
nicht tief, aber das Wasser floss mit einer ordentlichen
Geschwindigkeit, sodass die Gefahr bestand, auszurutschen
und mit dem schweren Rucksack wäre das nicht
gerade angenehm gewesen. Wir fanden uns in Gruppen
zu Dritt zusammen und gemeinsam bewältigten wir die
Fluten. Zu Dritt kann man viel stabiler durch das Wasser
gehen als alleine – man darf nur keine Scheu vor nassen
Schuhen und Hosen haben.
Da das Wasser ziemlich kalt war, setzten wir unsere Wanderung
zügig fort. Dieser Fluss sollte auch die einzige
schwierige Stelle sein, sodass wir die letzten Stunden auf
dem Rees-Dart Track trotz schlechten Wetters noch genießen
konnten. Nach einer Weile hatten wir das letzte Stück
Graslandschaft erreicht und bei einem Blick zurück konnten
wir noch die schneebedeckten Berge erkennen, die
wir nur Tage zuvor aus nächster Nähe gesehen hatten.
Schon bald kamen wir zu einer Stelle, von der aus man mit
einem Jet-Boot über den Dart River fahren und die Wanderung
abschließen kann. Wir gingen jedoch die letzten zwei
bis drei Stunden dem Ende des Tracks entgegen, wo hoffentlich
der Shuttle auf uns warten würde. Das war nicht
so sicher, da es noch eine Flussdurchquerung gab – allerdings
nicht für uns Wanderer, sondern für die Fahrzeuge,
die am Ende des Tracks die Wanderer wieder abholen sollten.
Da es seit über 24 Stunden nur geregnet hatte und
dieser Regen auch immer stärker geworden war, hatten
wir doch alle Bedenken, ob es der Bus durch den Fluss
schaffen könnte oder nicht. In Wanderführern steht, dass
Wanderer unter solchen Umständen zwei bis drei Stunden
weiter gehen müssen, um den Transport zu treffen.
Mit einem aufkommenden Motorgeräusch wurden unsere
Bedenken dann allerdings schnell zerstreut und wir verließen
diese einmalige Landschaft.
Rückblick
Travelogues Travel & Backpacking
Falls der Fluss unpassierbar ist, bietet der Felsen eine trockene übernachtungsmöglichkeit
Obwohl der Rees-Dart Track kein sogenannter „Great
Walk“ ist, gehört diese Wanderung für mich zu einen der
besten, die Neuseeland zu bieten hat. Sie ist abwechslungsreich
und hat mit offenen Graslandschaften und
Gletschern bis hin zu alpiner Vegetation fast alles zu
bieten, was das Herz eines Wanderers höher schlagen
lässt. Das Highlight dieser Wanderung ist der Abstecher
zum Cascade Saddle. Er ist zwar lang, aber man wird
mit herrlichen Blicken auf den Dart Glacier, den Mount
Aspiring und das West Matukituki Valley reichlich
belohnt. Dem Umstand, dass dieser Track nicht zu den
Great Walks zählt, ist es auch zu verdanken, dass dieser
Wanderweg nicht überlaufen ist. Wer diese Wanderung
über vier bis fünf Tage in Angriff nehmen möchte,
sollte allerdings über einige Erfahrung verfügen, in einigen
Abschnitten sind eine gute Kondition und Ausdauer
unerlässlich. °
Das Dart River-Valley
© 360° Neuseeland 06 | 2008 41
Travel & Backpacking Travelogues
Pedalpower: Neuseeland
per Fahrrad (Teil I)
Bis ich meine Tour mit dem Fahrrad durch Neuseeland
beginnen kann, darf ich mich erst mal fast
30 Stunden im Falten meiner viel zu langen Glieder
üben. Dem trüben Winterwetter in den Spätsommer entflohen,
verliere ich beim Flug über die Datumsgrenze auch
noch einen meiner wertvollen 120 (Rad)-Reisetage. Zu
lange? Eigentlich nicht, wenn man bedenkt, dass der Kilometerzähler
nach der Runde um Nord- und Südinsel fast
5.000 Kilometer anzeigen wird. Von Christchurch auf der
Südinsel aus, will ich den vielfältigen Landschaftsmix aus
unterwegs im Mount Cook National Park
Urwäldern, Vulkanen, Gletschern und Graslandschaften
„erfahren“ und das „Herr der Ringe-Land“ erkunden. Da
ich Mitte Februar – im Spätsommer – durchstarte, habe ich
erst einmal vor, die Weiten der Südinsel unter die Räder zu
nehmen, um dann mit dem beginnenden Herbst langsam
in die wärmeren Gefilde der Nordinsel zu ziehen.
Fast wie Schleswig-Holstein, denke ich beim Anflug über
sattgrüne Wiesen und bunte Einfamilienhäuser. Privatsphäre
und Gemütlichkeit werden großgeschrieben,
42 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Häuser, die höher als Bäume sind, findet man in
Christchurch nur in einem kleinem Umkreis rund um
das überschaubare Stadtzentrum, an dessen Rand ich
erst ein mal eine urgemütliche Bed & Breakfast-Unterkunft
buche, um richtig auszuschlafen. Kein Wunder:
Mit Zwischenstopps hat der Flug ca. 30 Stunden gedauert
und vom tiefsten Winter Deutschlands bin ich im
Hochsommer Neuseelands angekommen.
Christchurch
Obwohl Christchurch (die größte Stadt der Südinsel) nur
etwas mehr als halb so viele Einwohner wie etwa Hannover
hat, bedecken die hölzernen Eigenheime mittlerweile
eine Fläche, die weitaus größer ist. Der Name
„Christchurch“ lässt es schon ahnen: Die Stadt wurde
Mitte des 19. Jahrhunderts von englischen Einwanderern
nach Vorbildern ihrer alten Heimat gebaut. Fast wie in
„Good Old England“, fühle ich mich im Zentrum rund
um den Cathedral Square, dort erinnern Universitäten
und gepflegte große Grünflächen in großen Parks an die
weit entfernte, alte englische Heimat.
25 Grad Celsius und Sonne satt, ich brauche Tage, um
mich an die Temperaturen und den komplett auf den
Kopf gestellten Lebensrhythmus zu gewöhnen und trotz
Sonnencreme mit Faktor 30 verziert schon bald ein heftiger
Sonnenbrand Kopf und Arme.
Fast wie in „Good old Europe“: Die Innenstadt von Christchurch
Let’s go to the West …
Travelogues Travel & Backpacking
360° Autor: Reinhard Pantke
Der 41-jährige Globetrotter erlebt
seine Reiseziele nur mit Fahrrad und
Rucksack. Neben mehreren Fahrradtouren
durch zahlreiche europäische
Länder (allein 14-mal in Norwegen),
durch einige Südseeinseln,
Kanada und Alaska, war er schon
zweimal in Neuseeland unterwegs.
Im Verlauf dieser Touren legte er
insgesamt 120.000 Kilometer (!) per
Fahrrad zurück.
Neben vielen Veröffentlichungen verfasste er im Reise Know-How
Verlag den Fahrradreiseführer „BikeBuch Neuseeland“ (ISBN
3-89662-303-6) und ist Co-Autor bei weiteren Reiseführern.
Reinhard Pantke tourt ab Herbst 2008 mit seiner Neuseeland-
Diashow durch Deutschland, weitere Infos und Bilder unter
www.reinhard-pantke.de und auf Seite 90 in dieser Ausgabe.
360° Info
Route
Milford
Sound
Greymouth
Glacier
Dunedin
Punakaiki
Christchurch
Auch wenn es nicht meine erste Radtour ist, erschrecke
ich auch diesmal wieder über den riesigen Gepäckberg,
der sich, auf mehrere Taschen verteilt, zu mehr
als 40 Kilogramm addiert. Allein gut zehn Kilogramm
davon sind Fotoausrüstung und da ich alleine reise,
kann ich weder das Zelt noch die Kochausrüstung mit
jemandem teilen.
Schwerbeladen schwanke ich nach zwei Stadttagen erwartungsvoll
in Richtung der Westküste und des Arthur’s Pass.
Die brettflachen Ebenen der landwirtschaftlich genutzten
© 360° Neuseeland 06 | 2008 43
Haast
Te Anau
Invercargill
Bluff
Westport Nelson Picton
Wanaka
Queenstown
Timaru
Travel & Backpacking Travelogues
Canterbury Plains eignen sich gut zum
„Einfahren“. Schnurgerade verläuft die
Straße in Richtung der neuseeländischen
Alpen. Doch am zweiten Tag beginnt sie
kontinuierlich bergauf zu führen. Es geht
durch einsame, karge Graslandschaften in
die Berge hinein. Der kleine Ort Arthur’s
Pass ist nicht nur Ausgangspunkt für hochalpine
Wanderungen in den umliegenden
Bergen, sondern hat auch einen Bahnhof,
in dem man in den „Tranz Alpine Train“
umsteigen kann. Die Bahnstrecke zwischen
Christchurch und Greymouth gilt als die
schönste Eisenbahnstrecke Neuseelands
und erspart müden Radlern das letzte wirklich
steile Stück über den Pass. Doch weil
ich ja schließlich zum Radfahren hier bin,
„kurbele“ ich am nächsten Tag durch dichten
Morgennebel immer weiter bergauf. Die Landschaft
wird feuchter und mystischer, an den knochigen Bäumen
hängen lange Flechtenbärte und mit ein wenig Fantasie
sieht man Goloms Reich hinter den großen Felsen. Eine
steile Abfahrt hinunter ins Tal entschädigt für den harten
Anstieg, bald danach geht es gemächlicher bergab in
Richtung der Kleinstadt Greymouth.
Wild-Wet-West-Coast
Die „Wild-Wet-West-Coast“ ist nur ein schmaler Landstrich:
Nach Westen begrenzt ihn die Tasmanische See,
nach Osten die hohen Bergen, die, kaum mehr als 50 Kilometer
vom Meer entfernt, Höhen von über 3.000 Metern
erreichen. Die Tiefdruckgebiete, die aus der Antarktis heranziehen,
regnen sich entlang der Küste kräftig ab. In der
Mitte zwischen Bergen und Meer breitet sich ein abwechslungsreicher
Mix aus dichten Regenwäldern, grandiosen
Regen bringt Segen: Wälder prägen das Bild der Westküste
Neuseelands Brücken haben Tücken: Sie sind für Zug, Auto und Fahrrad freigegeben
Gletschern, die tief ins Tal reichen, und verschlafenen Dörfern
aus der Goldgräberzeit aus. Lange Zeit war die West
Coast ein fast isolierter Landstrich: Wer die 400 Kilometer
von Greymouth nach Haast hinunterfuhr, musste auf gleicher
Strecke wieder zurückfahren, da erst in den 1960er-
Jahren eine durchgehende Straßenverbindung über den
Haast Pass gebaut worden ist.
Die „West Coaster“, die teils von den ersten Pionieren
des Goldrausches im 19. Jahrhundert abstammen, sind
ein besonderer Menschenschlag geblieben. Auch wenn
man ihnen bis heute nachsagt, dass sie sich am wohlsten
fühlen mit einer Kettensäge in der Hand und ihr Humor
fast sprichwörtlich rau ist, habe ich selten eine so freundliche
und entspannte Atmosphäre erlebt. Nie sitze ich
lange in einem Pub allein, schnell unterhalte ich mich mit
den Einheimischen über das „Wohin“ und „Woher“. In
dem Städtchen Hokitika kaufe ich noch einige Filme, die
zu einem erstaunlich günstigen Preis angeboten werden.
Als ich die Verkäuferin frage, ob der günstige
Preis vielleicht ein Versehen sei, sagt mir diese
lächelnd: „Weißt du, ich bin doch der einzige
Laden weit und breit, da kann ich doch die
Preise nicht so hoch machen!“ Kapitalismus
einmal andersrum.
Südwärts
Weiter geht es von Hokitika auf dem Highway
6 gen Süden. Die Straße verläuft immer
wieder mit Ausblicken auf die wilde Tasmanische
See entlang der Küste. Allenfalls ein
paar andere Radfahrer, wenige Einheimische
und viele Touristen in Wohnmobilen sind hier
unterwegs. Da muss ich mich gerade in den
ersten Tagen morgens immer wieder daran
erinnern, dass ich auf jeden Fall auf der „anderen“
linken Straßenseite losfahre. Bei einem
so geringen Verkehrsaufkommen kann man
44 06 | 2008 © 360° Neuseeland
sich auch schon mal etwas laxer geben, wenn es um die
Verkehrsregeln geht. Irgendwann kommt mir ein LKW
entgegen, der ein quergestelltes Haus geladen hat und
an mir vorbeibraust. Wirklich ins Grübeln komme ich an
einer „Rail-and-Road-Bridge“ hinter Hokitika.
Dort fahren Eisenbahn, Autos und Fahrräder in einer
Spur über den Fluss. Ich suche nach einer Schranke
oder irgendetwas, was die Ankunft des Zuges ankündigt.
Ich finde aber nichts und frage im nächsten Pub mal
nach, was man den machen soll, wenn wirklich mal ein
Zug kommt. Der Wirt lächelt mich an und sagt trocken:
„Schnell vorfahren oder schnell zurücksetzen, wo ist da
dein Problem?“
Paradies mit kleinen Haken
Eigentlich wäre das Ganze ja ein landschaftliches Paradies,
wenn da nicht die allgegenwärtigen kleinen Plagegeister
wären, die jeden piesacken, der draußen unterwegs
ist. Überall dort, wo es viel Wasser und Regen
gibt, umschwirren mich Millionen winziger „Sandflies“,
die unendlich nerven können. Ohne Mückenmittel oder
Moskito-Hut halte ich es an den Seen an windstillen
Abenden draußen kaum aus. Am besten deckt man
sich schon in Deutschland mit entsprechenden Gegenmitteln
ein. Die neuseeländischen Mückenmittel sind
auch sehr wirksam, aber vielleicht weniger hautfreundlich:
Ich verwahre ein Mückenmittel in meiner Lenkertasche
und staune nicht schlecht, als ich sehe, dass
ein paar Tropfen davon ausreichen, den Lack der daneben
liegenden Brille vollständig wegzuätzen. Danach
greife vorsichtshalber auf etwas weniger aggressive
Mittel zurück.
Goldrausch
Die Orte am Wegesrand sind allesamt Dörfer, manche
Orte wie Ross erzählen mit ihren historischen
Fassaden noch viel vom Goldrausch des 19. Jahrhunderts.
Das winzige Örtchen Okarito erreiche ich nach
einem 13 Kilometer langen Abstecher zum Meer. Von
den Tausenden Einwohnern, die hier in den 60er-Jahren
des 19. Jahrhunderts siedelten, sind gerade mal
gut 30 übriggeblieben. Nur die Straßennamen zeigen
noch, wie groß der Ort einst war. Das kleine Schulhaus
wurde zu einer Jugendherberge mit zehn Betten umgewandelt.
Der Ort Okarito ist auch zeitweiliger Wohnsitz
der neuseeländischen Schriftstellerin Keri Hulme.
In der nahegelegenen Lagune brüten die seltenen White
Herons (weiße Reiher) in flachem Wasser. Wer will,
kann die Lagune per Kajak oder auf geführten Bootstouren
erkunden. Doch die Menschen zogen schnell weiter
und heute erinnern entlang der Westküste nur noch
einige historische Fassaden und zwei kleine Minen an
den Goldrausch vergangener Zeiten.
360° Info
RADFAHREN AuF DER SüDINSEL
Die Gletscher
Travelogues Travel & Backpacking
Wer die Südinsel kennenlernen will, sollte sich auf dem Fahrrad
mindestens drei bis vier Wochen Zeit nehmen, zum Umrunden
sind sechs bis acht Wochen optimal.
Das Radfahren auf der Südinsel ist nach der subjektiven Meinung
von Reinhard Pantke nicht so anstrengend wie auf der
Nordinsel. Die höheren Pässe sind zwar auf der Südinsel, aber
auf der Nordinsel muss man ein stetig wechselndes Auf- und
Ab abradeln. Der Verkehr ist im Süden meist mäßig und selten
wirklich stark, Ausnahmen findet man in der Nähe der wenigen
größeren Städte.
Auf den Canterbury Plains und im Süden hat man oft sehr heftige
West- bzw. Südwestwinde. Wer etwas Abenteuerlust mitbringt,
kann vielerorts auf nicht geteerte Backcountry-Roads
ausweichen, die durch das dünn besiedelte Hinterland führen.
Geführte Radtouren kann man buchen bei Baumeler, www.
baumeler.de, Pedalo Touristik, www.pedalo.com, New Zealand
Pedaltours, www.pedaltours.co.nz
REISEN AuF DER SüDINSEL
Fast jeden Winkel erreicht man regelmäßig recht günstig per
Bus. Das neuseeländische Bahnnetz ist recht dünn, führt aber
durch einige der schönsten Gegenden Neuseelands (zum Beispiel
von Christchurch nach Greymouth). Auch das inländische
Fliegen ist vergleichsweise günstig. Fahrräder werden,
wenn Platz vorhanden ist, mitgenommen, die Bestimmungen
variieren.
Die meisten Strecken werden von Bussen befahren. Atomic
Shuttle, www.atomictravel.co.nz, hat günstige Preise, vernetzt
weite Strecken auf der Südinsel und hat meist Aufhängungsmöglichkeiten
für Räder an den Bussen (Anmeldung für Fahrräder
möglich). Intercity, info@intercitygroup.co.nz, hat ein
ebenfalls großes Streckennetz, aber in der Hochsaison können
Fahrräder aufgrund der geringen Kapazität oft nicht befördert
werden. Es gibt aber noch zahlreiche Anbieter, den besten Überblick
bekommt man in den örtlichen Touristeninformationen.
Das Land wird grüner, die ersten großen Gletscherzungen
kommen in Sicht. Die Orte Franz Josef Glacier und
Fox Glacier leben vom „Gletschertourismus“. In der
Nähe beider Dörfer kommen die beiden Gletscher tief
hinunter ins Tal. Gletscherbegehungen, Panoramaflüge
und viele andere Touren werden dort angeboten. In beiden
Orten führen kurze Stichwege dicht an die Gletscher-
© 360° Neuseeland 06 | 2008 45
Travel & Backpacking Travelogues
Lake Matheson
Der See vor den neuseeländischen Alpen ist das
wohl bekannteste Fotomotiv Neuseelands.
Travelogues Travel & Backpacking
Travel & Backpacking Travelogues
FAHRRADMITNAHME IM FLuGZEuG
Fahrräder im Flugzeug zu transportieren ist grundsätzlich möglich,
der Preis liegt bei 50 bis 100 €, die Mitnahme muss reserviert
werden. Schon bei der Flugplanung sollte man sich bei
der Fluggesellschaft über die Extrakosten informieren. Airlines
wie Qantas und Air New Zealand fliegen unter anderem über
Los Angeles nach Neuseeland, dort kann man zwei Gepäckstücke
à 32 Kilogramm mitnehmen. Zum Transport müssen
die Pedale abgeschraubt, der Lenker quergestellt und die Luft
abgelassen werden. Es ist ratsam das Fahrrad „abzuboxen“,
d. h. in einer Box oder einem Karton zu verpacken, oder zumindest
empfindliche Teile mit Bläschenfolie abzuwickeln.
Tipp: Wer nur wenige Wochen in Neuseeland radeln will, kann
sich in Neuseeland ein Fahrrad leihen. Bei längeren Aufenthalten
kann man das Fahrrad auch kaufen und mit buy-back
Garantie wieder verkaufen!
FAHRRADTyP / HELMPFLICHT
Ob man mit Touring- oder Mountainbike radeln sollte,
hängt von den Straßen ab, die man nutzen möchte. Gerade
auf der Südinsel kann man oft auf sogenannte Backcountry-
Roads ausweichen, die einen recht rauen Belag haben. Räder
mit schmaler Bereifung sind dort eher ungeeignet. Zudem
bekommt man Ersatzteile für MTBs wesentlich einfacher als
für 28er Tourenräder.
Der normale Straßenbelag besteht aus sehr grobkörnigem
Teer, robuste Bereifung ist ein Muss. Stabile Gepäckträger und
Gepäcktaschen sind auch sehr empfehlenswert, wasserdichte
Gepäcktaschen leisten unschätzbare Dienste.
Achtung: Es besteht allgemeine Helmpflicht! Wer sich oben
ohne erwischen lässt, kann schon beim zweiten Mal mit einem
Strafticket zur Kasse gebeten werden, das den Kaufpreis eines
neuen Helmes übersteigt.
ERSATZTEILE
360° Info
Der nächste Fahrradladen kann auf der Südinsel mitunter mehrere
Hundert Kilometer entfernt sein, man sollte gängige Pannen
selbst beheben können und Ersatzteile wie Schläuche,
Speichen, Flickzeug oder vielleicht einen Ersatzmantel mitnehmen.
Entlang der Westküste sind nur in Greymouth und
in Hokitika Fahrradläden. Am besten besorgt man sich bei der
Ankunft die E-Mail-Adressen größerer Fahrradläden. Im Notfall
kann man dann Ersatzteile ordern (per Kreditkarte bezahlen),
die dann in zwei bis drei Tagen geliefert werden.
zungen heran. Wer den touristischen Rummel nicht mag,
der sollte über die nächsten Hügel in den kleineren Ort
Fox Glacier hinüberfahren. Doch dort ist die Nachtruhe
nur kurz: Am nächsten Morgen lockt mich um 6.00 Uhr
wolkenloser Himmel aus dem Zelt. Zudem werden auf
dem danebenliegenden Helikopterlandeplatz die ersten
Hubschrauberflüge in die Bergwelt gestartet. Am frühen
Morgen kann man mit viel Glück die Spiegelung der
höchsten Berge Neuseelands in den stillen Wassern des
Lake Matheson sehen.
Ich habe Glück: nur wenige Wolken hängen vor den
Bergriesen. Schon am frühen Morgen sind hier ganze
Busladungen auf der Jagd nach dem bekanntestem Postkartenmotiv
Neuseelands.
Der anschließende Ausflug zu Gilliespies Beach bringt
mich auf ruckeliger Schotterpiste zu einem kilometerlangen,
mit Treibholz übersätem Strand, an dem man
mit Glück auch einige Pelzrobben zu Gesicht bekommt.
Kaum ein Mensch ist hier unterwegs.
über den Haast Pass
Zwischen Fox Glacier und Haast wird es richtig einsam;
der Highway 6 verläuft mit munter wechselnden
Gefällstrecken nach Süden. Dichte Regenwälder wechseln
mit dunklen Seen und fantastischen Ausblicken auf
die wildromantische Küstenlinie, die oft weit unter mir
liegt. Die Sonne lacht vom windstillen blauen Himmel,
am Ende des Tages bleibt der Kilometerzähler erst nahe
Haast bei Kilometer 128 stehen. Am nächsten Tag will
ich über den Haast Pass fahren.
Gerade mal ungefähr 50 Kilometer und der 560 Meter
hohe Haast Pass liegen zwischen der tiefgrünen Landschaft
der West Coast und dem trockenen Inneren der Provinz
Otago. Die letzten Kilometer führen extrem steil zum
Haast Pass hinauf. Jetzt Ende Februar zeigt das Thermo-
Das Cardrona Hotel erinnert an die Zeit des Goldrausches
48 06 | 2008 © 360° Neuseeland
... aber kurios, Hunderte BHs säumen die Straße
meter noch fast 30 Grad an. Die Landschaft hat sich während
dieser Tagesetappe markant verändert: Aus üppig
bewaldeten Hängen, an denen Wasserfälle hinunterstürzen,
sind karge Graslandschaften geworden, die von
Hunderten von Schafen bevölkert werden. Von Makarora
radele ich am nächsten Tag zwischen den beiden Seen
Lake Hawea und Lake Wanaka in das alpin anmutende
Kleinstädtchen Wanaka, das auch Ausgangspunkt für
viele Wandertouren in der näheren Umgebung ist.
Travelogues Travel & Backpacking
Die Straße nach Wanaka ist einsam …
Wanaka und die Cardrona Range Road
Um von Wanaka nach Queenstown zu kommen,
kann man wählen zwischen der recht stark befahrenen
Hauptstraße und der Cardrona Range Road,
mit 1.300 Metern Neuseelands höchste Passstraße.
Ich entscheide mich für die sportliche
Herausforderung und radele in flirrender Hitze
fast 20 Kilometer leicht bergauf, bis ich dann mitten
in der Einöde etwas sehe, womit ich nie und
nimmer gerechnet hätte: An einem Zaun neben
der Straße sind Hunderte von BHs hintereinander
aufgehängt.
Irgendwann hatte wohl eine Dame mal damit angefangen,
ihr gutes Stück aufzuhängen und viele
andere sind ihr gefolgt. Aber vielleicht ist das Ganze
im modernen Zeitalter eine alternative Form der
Kontaktaufnahme: Viele sind mit E-Mail-Adressen
und Telefonnummern versehen. Auf jeden Fall ein
schöner Platz für eine Pause ...! Ein paar Kilometer kann
man im historischen Cardrona Hotel eine Zeitreise ins
19. Jahrhundert unternehmen und sich vor dem anstehenden
steilen Anstieg zur Passspitze nochmals stärken.
Vor 150 Jahren – zum Höhepunkt des Goldrausches
– durchwühlten fast 5.000 Goldgräber die Umgebung.
Im Hotel-Pub gibt es nicht nur gutes Essen, viele Relikte
aus der historischen Zeit und einige Oldtimer lassen eine
Zeitreise zu.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 49
Travel & Backpacking Travelogues
I
n
Das Bungee-Jumping wurde in Neuseeland neu „erfunden“
Neuseelands „Spaßhauptstadt“
Ein paar Stunden nach der Passüberquerung und
einer gewagten Zick-Zack Abfahrt ins Tal erreiche ich
Queenstown. Wer Jubel und Trubel „à la mitteleuropäischer
Alpen“ nicht mag und wer nicht unbedingt überall
über Verkaufsagenturen für Jet Boaten, Rafting oder
Bungee-Jumping stolpern will, sollte sich die schön am
Lake Wakatipu gelegene Stadt nur kurz anschauen und
dann schnell weiterziehen. Und wer den Trubel mag,
der sollte nicht nur eine gut gefüllte Geldbörse haben,
sondern auch entweder ein Zelt mitnehmen oder feste
Unterkünfte – besonders in der Hauptsaison zwischen
Dezember und Mitte Februar – vorab buchen. Alle möglichen
(und auch „unmöglichen“) Modesportarten wurden
in Queenstown erfunden; von hier aus trat beispielsweise
das weltberühmte Bungee-Jumping seinen
Siegeszug an.
A. J. Hackett hat das „Ganzkörper-Jojo“ einigen Südseestämmen,
die das Springen mit wenig elastischen Lianen
zur Mutprobe machen, abgeschaut und in Neuseeland
eingeführt, allerdings springt man hier mit flexiblen
Seilen um die Füße. Ich ziehe es vor, einige kurze Tagesausflüge
zum Skippers Canyon und nach Arrowtown zu
machen. Ringsum sind auch zahllose Wandermöglichkeiten:
Wer ein paar Meter aus Queenstown hinausgeht,
ist schnell wieder in die Einsamkeit zurückgekehrt und
begegnet kaum einer Menschenseele. Rundum liegen
auch viele der Drehschauplätze, an denen die
„Der Herr der Ringe“-Trilogie verfilmt worden
ist. Man kann sie auf eigene Faust suchen
oder sich im Rahmen geführter Touren zeigen
lassen.
Das einsame Hinterland
Für Fahrradfahrer gibt es eine gute Möglichkeit,
dem oft recht starken Verkehr
auf der südwärts laufenden Hauptstraße
in Richtung Te Anau ein Schnippchen
zu schlagen: Einfach mit der guten alten
„Earnslaw“, einem Dampfschiff, das seit
über 100 Jahren den Lake Wakatipu
befährt, zur Walter Peak Sheep Station
übersetzen, um von dort aus auf einer
geschotterten Backcountry Road weiter in
Richtung Te Anau zu radeln. Besonders
auf der Südinsel kann man immer wieder
auf diese einsamen und recht rauen Straßen
zurückgreifen. Nicht mal eine Handvoll
Autos überholt mich, dafür sehe ich
Tausende ziemlich verwirrt dreinblickender
Schafe, die mich misstrauisch
beäugen. All zu oft bekommen sie wohl
Fahrradfahrer nicht zu sehen. Kein Wunder: Das Land
ist in Privatbesitz und Radfahrer werden hier allenfalls
geduldet. Ich bin froh über die breiten Mountainbikereifen,
mit einem schmalen Tourenrad hätte ich auf dem
groben Schotter große Probleme. Ein kurzer Abstecher
führt mich zu einem wunderschön und einsam an den
Mavora Lakes gelegenen DOC Campground.
Te Anau
Der winzige Ort am gleichnamigen See ist der beste
Startpunkt für die großen Wanderwege (Tracks) und der
Beginn der einzigen öffentlichen Straße, die durch die
beeindruckende Wildnis des Fiordland National Parks
50 06 | 2008 © 360° Neuseeland
hinunter zum Milford Sound
führt. Der Fiordland National
Park gehört zum Weltnaturerbe
der Unesco und wurde in den
letzten Jahren immer mehr mit
Superlativen beworben und zum
Traumziel verklärt. Doch die Touristenmassen
– lange Schlangen
aus Bussen, Wohnmobilen
und PKWs – wälzen sich jeden
Tag in Richtung Milford Sound.
Man diskutiert schon darüber, die
Zugangszahlen zu beschränken.
Ich wäre zu gern den Milford
Track gewandert – aber jeden Tag
werden nur 42 Glückliche auf den
Wanderweg gelassen! Wer sich
für die Sommermonate nicht mindestens
sechs bis neun Monate
vorher anmeldet, hat kaum eine
Möglichkeit, einen Platz zu ergattern!
Als Fahrradfahrer habe ich
keine Chance, eine so langfristige
Planung zu machen.
Queenstown entstehen immer wieder neue Motorsport-Lake Anau
arten wie das Jetboat-Fahren auf dem Lake Wakatipu
Milford Sound
Ich entschließe mich, zum Milford Sound zu radeln und
zurück per Bus zu fahren. Möglichen „Nachahmern“
möchte ich raten die Zeiten zu nutzen, nach denen die
Busse zum Milford Sound hinuntergefahren sind (spät
am Morgen losfahren) und zu bedenken, dass es auf der
engen Straße bei den zahlreichen Bussen und Wohnmobilen
immer wieder zu gefährlichen Situationen kommen
kann! Die Landschaft ist einmalig, aber der Verkehr kostet
Nerven und ist gefährlich!
Zudem gibt es bis Milford Sound auf 120 Kilometer
keine feste Unterkunft und nur die Möglichkeit, auf
einfachen DOC Zeltplätzen das Nachtlager mit blutrünstigen
Sandflies zu teilen. Doch die Strecke entschädigt
für vieles: Zunächst bike ich am Lake Te Anau entlang
und später führt die Straße durch das abwechslungsreiche
und immer enger werdende Eglinton Valley aufwärts.
Schneebedeckte Berge, Sturzbäche und perfekte
Spiegelseen wie die Mirror Lakes bilden die Traumkulisse
der stetigen Bergauffahrt durch die grandiose
Bergwelt.
Am Homer Tunnel treiben sich ganze Horden übermütiger
Keas herum. Die intelligenten und verspielten
Hochgebirgspapageien inspizieren und zerlegen mit
ihren spitzen Schnäbeln alles was ihnen zwischen die
Klauen kommt. Als ich von einem kurzen Spaziergang
zurückkomme, zerhacken zwei Keas präzise meinen Fahrradsattel.
Ein paar Autofahrer stehen begeistert darum
360° Info
Travelogues Travel & Backpacking
uNTERKüNFTE: ZELT, HoSTEL oDER HoTEL?
Neuseeland hat eine perfekte Infrastruktur für alle „Geldbeutel“.
Die Spannweite reicht von gut ausgestatteten Campingplätzen
(Zelten ab 5 € pro Person) mit Hütten (Cabins,
ab ca. 25 € für zwei Personen) über Jugendherbergen und
Backpackerhostels (ab ca. 12 € im Mehrbettzimmer, Doppelzimmer
ab ca. 25 €) zu Hotels (ab 50 €), Motels und stillvollen
Ressorts. In der Hauptsaison sollte man besonders entlang der
Westküste und in den Touristenorten ein bis drei Tage vorab
reservieren oder ein Zelt dabeihaben. Wildes Zelten ist offiziell
verboten, wird aber auf der Südinsel toleriert. Das eingezäunte
Weideland macht es oft schwierig einen Platz zu finden.
Eine gute Alternative auf der Südinsel sind viele einfache und
traumhaft gelegene Campingplätze des Department of Conservation
(DOC), www.doc.govt.nz/templates/ByRegionLanding.
aspx?id=37039. Die Plätze haben oft einen einfachen Standard
(WC und Wasserhahn), das Entgelt wird in einer Box deponiert.
360° Web Info
www.bbh.co.nz
www.vip.co.nz
www.holidayparks.co.nz
www.top10.co.nz
www.purenz.com
© 360° Neuseeland 06 | 2008 51
°
°
Emigration & Working Holidays Report
Heimliche Hauptstadt – Auckland
Auswandern im
Schnelldurchlauf
Warum Neuseeland? Am Anfang wollten wir
eigentlich nach Australien. Komischerweise
wollte das wohl fast jeder Neuzugang aus
Deutschland hier in Neuseeland. Viele schrecken allerdings
vor den wilden und giftigen Tieren und den hohen
Temperaturen in Australien zurück. Wir nicht, es war
wohl eher das komplizierte Einwanderungsverfahren.
Wir hatten im Oktober 2006 eine Expo der Australier
in Berlin besucht, eigentlich nur um uns zu informieren,
wie es denn so ist wenn man (wir) auswandern
möchte(n). Nicht dass wir Deutschland nicht mehr
mochten oder wie so manch einer die „Schnauze voll“
hatten. Uns ging es gut, wir hatten beide gut bezahlte
Jobs, eine Eigentumswohnung, Autos …
Unsere Familien und Freunde sagten: „Macht ihr mal!“
Ernst genommen hat uns wohl zu diesem Zeitpunkt
niemand.
Wir wollten etwas Neues beginnen. Wir wussten, wir werden
nicht jünger und für uns war der Gedanke, uns irgendwann
einmal zu sagen: „Hätten wir doch damals bloß …“
einfach unerträglich. Wir kamen aus der Expo und waren
fest entschlossen: Wir werden es versuchen!
Die nachfolgenden Wochenenden verbrachten wir dann
damit, uns über das Einwanderungsverfahren nach
Australien zu informieren, Lebensläufe hatte Markus
bereits in Berlin abgegeben. Das Verfahren gestaltete
54 06 | 2008 © 360° Neuseeland
sich jedoch ziemlich zähflüssig und an einem verregneten
Sonntagnachmittag im November fragten wir uns:
„Warum eigentlich Australien? Wir könnten doch auch
nach Neuseeland gehen!“
Informationssuche
Gesagt, getan! Die ersten Informationen sahen sehr
vielversprechend aus. Da die Neuseeländer im Gegensatz
zu den Australiern keine Informationsveranstaltungen
anbieten, recherchierten wir fleißig im Internet.
Leider fanden wir keine wirklich erschöpfende
Quelle. Die Seite der Immigration enthält zwar alle
Informationen die man braucht, man muss jedoch
genau wissen, wonach man sucht. Der nächste Schritt
führt in zahlreiche Internet-Foren, allerdings wird hier
sehr viel unfundiertes Halbwissen meist ohne Quellenangaben
und reichlich Meinung statt Information verbreitet.
Alles in allem hatten uns die Foren mehr verwirrt
als informiert.
Einen Durchbruch erzielten wir, als Markus von einem
Personalvermittler, Ervin, kontaktiert und angerufen
wurde. Er konnte uns dann genau erklären, welche
Möglichkeiten wir mit Visum oder Permanent Residence
haben, welches Visum der Partner erhält und
worauf wir achten müssen. Wir standen noch im Kontakt
mit zwei weiteren Personalvermittlern. Das Interesse
war von allen Seiten groß, Konkretes ergab sich
allerdings nicht. Da wir gelernt hatten uns ein Ziel zu
setzen, legten wir uns auf einen Zeitraum bis März
2006 fest. Wenn sich bis dahin nichts ergeben würde,
würden wir das ganze Projekt fallen lassen – soweit
unser Plan.
Im Februar wollten wir dann „Nägel mit Köpfen“ machen
und wissen, wie realistisch unser Ziel wirklich war. Wir
buchten für Markus einen Flug nach Auckland, er vereinbarte
vorab einen Termin bei einem der Personalvermittler.
Der März-Termin stand und wir wollten wissen:
Haben wir eine Chance, in Neuseeland Fuß zu fassen
oder nicht?
Zehn Tage Jobsuche vor ort
Markus flog also für zehn Tage nach Auckland, ein
paar Telefonnummern im Gepäck. Eine im Voraus
unterschriebene Kündigung hatte er vorsorglich bei
Christine zurück gelassen, da der nächste Kündigungstermin
am Freitag vor der geplanten Rückkehr
lag. Von nun an ging es Schlag auf Schlag: Markus’
Ankunft in Auckland am Mittwochabend, einchecken
im Hotel, Pre-paid Karte für das Handy kaufen
und die drei Personalvermittler kontaktieren, mit
denen wir uns bereits ausgetauscht hatten. Die beiden,
bei denen Markus sich nicht angemeldet hatte,
Report Emigration & Working Holidays
waren ein wenig überrumpelt, aber dennoch zuversichtlich,
ein oder zwei Termine vereinbaren zu können.
Am Donnerstag war dann das erste Vorstellungsgespräch
beim ersten Personalvermittler, am Freitag
beim zweiten Vermittler und beim ersten potenziellen
Arbeitgeber. Markus hatte wohl den Jetlag ein wenig
unterschätzt und konnte sich beim ersten Arbeitgeber
nicht gewohnt sicher präsentieren. Der Ärger
darüber hielt sich jedoch in Grenzen, da diese Firma
auch nicht den besten Eindruck auf ihn machte. Die
Zeit verging wie im Flug und jeden Abend wurden die
Neuigkeiten brühwarm an Christine per Telefon und
Internet weitergegeben.
Am Wochenende war dann Zeit, sich Auckland und
Weiheke Island anzuschauen und ein wenig zu relaxen.
Am Montag fand dann das Meeting mit Ervin
statt, der in Natura sogar noch freundlicher und professioneller
war. Nachmittags erfolgte eine „Vorsondierung“
bei dem zweiten Personalvermittler.
Am nächsten Tag hatte Markus ein Vorstellungsgespräch
bei einer SAP-Consulting Firma, die einen
sehr guten Eindruck auf ihn machte. Nachmittags
stellte sich dann heraus, dass er den potenziellen
Arbeitgeber wohl ebenfalls beeindruckt hatte, denn
er sollte sich schon am nächsten Tag bei einem Kunden
der Firma vorstellen, man würde ihn dort für ein
Projekt benötigen. Der Termin war ein voller Erfolg!
Die anderen beiden Personalvermittler konnten leider
keine neuen Termine in derselben Woche anbieten,
hätten aber Termine für die nächste Woche im
Angebot. Doch da musste Markus leider schon wieder
zurück.
Als Markus im Februar 2006 von Deutschland nach
Neuseeland abgeflogen war, hoffte er auf ein Jobangebot
ab Juli 2006, aber hier ticken die Uhren anders.
Die Consulting Firma war sehr interessiert an ihm,
aber das Problem war, dass Markus bei fristgerechter
Kündigung, unter Berücksichtigung aller Urlaubstage
und der Überstunden, frühestens nach sechs
Wochen von Deutschland starten könnte. Sein potenzieller
Arbeitgeber wollte ihn allerdings schon in vier
Wochen…
360° Autoren: Christine & Markus Müller
Christine und Markus Müller
sind im April 2006 nach Auckland
ausgewandert. Beruflich
arbeitet Markus als Consultant
und Christine ist Administration
Assistant.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 55
Emigration & Working Holidays Report
WIE FINDE ICH EINEN JoB IN
NEuSEELAND?
Schritt 1:
Zeugnisse und Abschlüsse
• bei einem beglaubigten Übersetzer ins Englische
übertragen lassen
• durch die NZQA (New Zealand Qualification Authority,
www.nzqa.govt.nz) prüfen lassen, bei manchen
Berufen ist eine Registrierung oder eine zusätzliche
Prüfung notwendig, z. B. bei Ärzten, Anwälten
(www.new-z.net/neuseeland/leben_arbeiten/arbeiten)
• Englische Berufsbezeichnung verwenden
• Lebenslauf (CV, resume) beginnt nach den Angaben zur
Person mit der aktuellen Situation, d.h. der zuletzt ausgeübte
Job wird zuerst genannt, dann alle anderen Stellen
vorher. Anschließend Studien- / Schulabschlüsse in
rücklaufender Reihenfolge. Passbilder sind nicht üblich.
Besondere Fähigkeiten sowie Referenzen ergänzen die
Bewerbung.
Schritt 2:
Jobangebote suchen
• in den größeren Tageszeitungen suchen, die online-
Angebote haben: z.B.
• Auckland: The New Zealand Herald
(www.nzherald.co.nz),
• Wellington: The Dominion Post
(www.dompost.co.nz),
• Christchurch: The Press (www.thepress.co.nz)
•
im Internet in den Jobbörsen: z.B.
•
•
www.seek.co.nz
www.trademejobs.co.nz
Entscheidung
360° EmigrationInfo
Die Leitungen zu Christines Hauptzentrale liefen heiß.
Freitagmorgen stand noch alles auf Messers Schneide.
Der geplante Rückflug nach Deutschland war nachmittags
um 17 Uhr (neuseeländischer Zeit). Das Interesse
des potenziellen Arbeitgebers war groß, die Konditionen
ausgehandelt, nur die Zusage fehlte, da man mit
dem Kunden noch über die zwei zusätzlichen Wochen
verhandelte. Mittags in Neuseeland, Mitternacht in
Deutschland, war noch immer keine Zusage da und
Markus machte sich mit gemischten Gefühlen auf dem
Weg zum Flughafen. Nachdem er schon das Gepäck
eingecheckt hatte und auf dem Weg zum Zoll war, kam
dann endlich der Anruf: Zusage! Um vier Uhr nachts
wurde Christine dann vom Telefon geweckt. Wollen wir
wirklich? JA!
Sechs Wochen Stress pur!
Nun sollten die hektischsten Wochen unseres Lebens folgen.
In sechs Wochen auswandern? Schaffen wir das? Christine
blieb also gleich wach und fing mit den Planungen an.
Alle Verträge auflisten und Kündigungen schreiben sollte
kein großes Problem sein, unsere Ordner waren ja gut
sortiert. Ausstiegsklauseln für Telefon / Internet und Versicherungen
prüfen. Was machen wir mit der Eigentumswohnung,
verkaufen oder vermieten? Wann und wie lösen
wir Christines Firma auf? Was passiert mit den Krankenversicherungen?
Wann und wie verkaufen wir die Autos?
Welche Möbel nehmen wir mit und wie verschiffen wir
sie? Können wir unser geliebtes „Hund’sche“ mitnehmen
und wie sind die Quarantäne-Bestimmungen? Was
brauchen wir alles für das Arbeitsvisum und klappt das
56 06 | 2008 © 360° Neuseeland
•
•
•
•
www.search4jobs.co.nz
www.jobzone.co.nz
www.jobs.co.nz
www.jobuniverse.co.nz (IT, Computerindustrie)
Die Work and Income Agency, das Arbeitsamt, betreibt
ebenfalls eine Jobbank und gibt Tipps rund um die Jobsuche
(www.winz.govt.nz).
Schritt 3:
Bewerbungen
• an Unternehmen schicken, v.a. Firmen, die ausländische
Bewerber einstellen, Adressen von Firmen über
die Yellow Pages eruieren (www.yellow.co.nz/index)
• in Bewerberdatenbanken einstellen
• schon jetzt dem potenziellen Arbeitgeber versichern,
dass man bei einer Zusage die Stelle wirklich annimmt
(viele Arbeitgeber schrecken vor dem Risiko zurück,
dass es sich der Kandidat doch noch anders überlegt
und sie den Auswahlprozess umsonst gemacht hätten)
• vor Ort abgeben: mit Working Holiday-Visum oder
Skilled Migrant Visum in Neuseeland selbst suchen,
bzw. einen Personalvermittler einschalten.
Personalvermittler / Private Jobagenturen
Wie die Familie Müller wenden sich viele Jobsucher
an private Arbeitsvermittler, die in Neuseeland ansässig
sind und einen umfassenden Überblick über das
Arbeitsangebot sowie über die Nachfrage nach Arbeitskräften
in den verschiedenen Berufssparten haben.
Unter www.nzs.com/business/employment/recruitmentcompanies/
kann man nach Regionen oder verschiedenen
Berufen den Vermittler auswählen, der den eigenen
Bedürfnissen entspricht.
in der Zeitspanne? Spielt die Firma von Markus bezüglich
des Urlaubs und der Überstunden mit? Wie verkaufen
wir die Sachen, die wir nicht mitnehmen?
Nach der Rückkehr von Markus wurde Christines Liste
ergänzt und mit Prioritäten versehen. Als erste Aktion
kontaktierten wir die Botschaft in Berlin, um uns zu erkundigen,
was wir alles für ein Arbeitsvisum brauchen. Man
versicherte uns, dass man das Visum rechtzeitig innerhalb
von sechs Wochen ausstellen werde, wir uns aber
mit der Einreichung der Unterlagen sputen müssten.
Markus arrangierte sich mit seinem Arbeitgeber, musste
aber bis zum letzten Tag arbeiten. Also blieb die Organisation
zum allergrößten Teil an Christine hängen.
Wohnungsauflösung
Wir entschieden uns, nur wenige Möbel mitzunehmen
und statt eines Containers nur eine Seekiste. Unser Hund
machte uns ein wenig Sorgen, denn nach den nötigen
Impfungen mussten sechs Monate vergehen, bevor er
nach Neuseeland durfte. Zum Glück vertrug er sich blendend
mit dem Hund von Markus’ Eltern, sodass für ihn
ein Platz gefunden war. Die Wohnung in der kurzen Zeit
zu verkaufen schien unmöglich, also blieb vermieten
übrig. Wir verkauften oder verschenkten den größten Teil
unsere Möbel am Ende. Alles, was nicht im Flieger mit
konnte, wurde in die Seekiste verpackt. Verträge zu kündigen
erwies sich als relativ problemlos, mit kleinen Ausnahmen.
Unser Telefonanbieter war nicht so einfach zu
überzeugen und als sie uns endlich Glauben schenkten,
dass wir wirklich auswanderten, ging alles sehr schnell.
Report Emigration & Working Holidays
Genau gesagt war ganz plötzlich das Telefon tot. Elf Tage
vor dem Auszug aus der Wohnung waren wir von Internet,
Fax und Telefon abgeschnitten und mussten somit in
der heißen Phase ständig umherreisen, um zu faxen oder
einmal E-Mails abzurufen. Autos, besonders ein Cabrio,
unter Zeitdruck am Ende des Winters zu verkaufen, ist
wohl immer ein Verlustgeschäft.
Wir machten noch eine kleine „Abschiedstournee“ durch
Deutschland, um zum letzten Mal für lange Zeit unsere
in Deutschland verstreuten Familien zu besuchen. Auch
von den Hundefreunden verabschiedeten wir uns auf
unserer „Hundewiese“. Man würde uns sicherlich vermissen
und wir bekamen überall rührende und vom Herzen
kommende Geschenke. Es ist schon erstaunlich wie
persönlich und ideenreich Geschenke ausfielen, denn
jeder wusste, dass wir eigentlich keinen Platz im Gepäck
für Geschenke übrig hatten.
Visum
Der Antrag für das Visum verlief zunächst wirklich problemlos.
Der Arzt in Frankfurt hatte Verständnis für
unseren Zeitdruck und ermöglichte uns einen kurzfristigen
Termin. Das polizeiliche Führungszeugnis erhielten
wir problemlos und schnell, unsere Unterlagen und Pässe
hatten wir nach Berlin gesendet und standen im Kontakt
mit dem immer freundlichen Botschaftspersonal. Wir
wurden sogar darauf hingewiesen, dass wir für das Work
to Residence-Visum qualifiziert sind und lediglich 25 Euro
mehr bezahlen müssten, um dieses zu erhalten. Im Unterschied
zum normalen Work Visum kann man somit nach
umzugsstress pur ...
unsere neue Bleibe
© 360° Neuseeland 06 | 2008 57
Emigration & Working Holidays Report
zwei Jahren automatisch die Permanent Residence erhalten,
ohne den langen Expression of Interest-Umweg und
ohne eine entsprechende Anerkennung der beruflichen
Qualifikationen durch die NZQA. Es lief zwar alles hektisch,
aber trotz kleinerer Stolpersteine nach Plan.
Bis Christine dann einen Anruf von der Botschaft erhielt.
Zwar sei alles so weit fertig, allerdings sei die Anzahl
ihrer roten Blutkörperchen zu hoch. Deshalb sei die Akte
nach London gesendet worden und eine Verzögerung
der Bearbeitung drohte. Unser mühsam ausgearbeiteter
Zeitplan drohte sich in Luft aufzulösen. Wir fragten uns
auch, was wohl aus dem Jobangebot würde. Also machte
sich Christine auf dem Weg zum Hausarzt, der ihr schriftlich
bestätigte, dass sie immer eine hohe, aber noch im
Rahmen liegende Anzahl von roten Blutkörperchen habe.
Markus übersetzte die Bestätigung auf Englisch und wir
faxten diese wiederum an die Botschaft. Das Schreiben
half, wir bekamen die Visumzusage telefonisch und vier
Tage vor Abflug auch unsere Pässe: mit Visa!
Letzte Tage in Deutschland
Auf die neue Heimat ...
Die letzten sechs Tage wohnten wir bei den Eltern von
Markus. Es blieb noch die Organisation einer Abschieds-
party. Spätestens an diesem Punkt wurde uns, unserer
Familie und unseren Freunden klar, dass wir weit weg
gehen würden und uns eine lange Zeit nicht sehen würden.
Auf dieser Party nahmen wir Abschied, manch
einer hatte Tränen in den Augen, wir natürlich auch. Die
Party wurde feuchtfröhlich, Gäste reisten von weit her
an, da man uns so schnell nicht wieder treffen würde.
Man machte uns den Abschied wirklich nicht leicht, auch
wenn uns jeder seine Unterstützung zusagte. Die letzten
beiden Tage wären eigentlich fast schon ruhig verlaufen,
wenn nicht Markus noch einen Tag vor dem Abflug mit
dem Motorroller auf dem Weg zur Arbeit gestürzt wäre,
sich zum Glück aber nur die Schulter prellte und die
Hand aufschürfte, und Christine vor lauter Stress nicht
voller Pusteln am ganzen Körper gewesen wäre. Wir hatten
ernsthaft Angst, dass man es bei der Einreise für eine
ansteckende Krankheit halten würde und uns nicht einreisen
lassen würde.
Am 4. April war dann der letzte Arbeitstag von Markus und
um Mitternacht ging der Flieger … Es wurde also ernst.
Abreise …
Kurz nach 20 Uhr war es soweit: Aufbruch zum Flughafen.
Dort herrschte schon großer Auflauf: Die Eltern,
die Kinder, die Enkel, die Geschwister, die Neffen und
Nichten, alle waren gekommen. Wir machten in dem
großen Durcheinander noch ein paar Bilder und dann
hieß es Abschied nehmen und ab durch die Schleuse. Den
Abschied hatten wir uns schlimm vorgestellt, aber es war
dann doch viel tränenreicher und schlimmer als erwartet.
Es gab wohl niemanden, der keine Tränen vergoss.
Zwei Tage später: Ankunft in Auckland. Wir waren wirklich
aufgeregt. Geht alles glatt? Dann der große Moment:
Die Passkontrolle und der Work Permit-Stempel in
unseren Pässen. Der Mann am Schalter war recht freundlich,
das Ganze ging ruck, zuck. Christine hatte den Kragen
hochgeschlagen, damit man nur keine Pustel sah. Er
wünschte uns noch viel Glück und alles Gute in Neuseeland.
Nun waren wir also da, am anderen Ende der Welt,
18.000 Kilometer von zu Hause weg und völlig auf uns
allein gestellt, in dem Land der Welt, das am weitesten
von Deutschland entfernt liegt.
… und die ersten Schritte in der neuen Heimat
Wir merkten sofort, dass wir bei der Auswahl der
Kleidung falsch lagen. Unsere Sommerkleidung wäre
wohl angebrachter gewesen als die Herbstbekleidung.
Der Herbst in Neuseeland ist dann doch ein ganzes
Stück wärmer ... Wir checkten erst einmal im Hotel in
der Innenstadt ein und gingen unter die Dusche, um
anschließend das Zentrum zu erkunden. Unser erstes
neuseeländisches Abendessen gab es bei SubWay, wir
58 06 | 2008 © 360° Neuseeland
kauften eine Zeitung mit Wohnungsangeboten und
schauten vom Hafen auf das Meer hinaus.
Am nächsten Morgen ging es dann zum Wohnungsmakler;
Jan, eine Amerikanerin, die in Neuseeland
lebt, sprach schneller als unsere deutschen Ohren in
der Lage waren zu verstehen. Machte aber nichts, wir
schwirrten erst mal mit zwei Adressen für passende
Appartements in der Tasche ab. Unser Tatendrang
war ungebremst. Markus hatte von Deutschland aus
schon einen Termin bei einer Bank gemacht, damit
wir gleich ein Konto eröffnen konnten. Alles was wir
tun mussten, war zwei Formulare auszufüllen und
300 neuseeländische Dollar einzuzahlen. Eine halbe
Stunde später hatten wir ein Bankkonto, zwei funktionierende
Bankkarten, Telefon- und Internetbanking
inklusive. Nebenbei erfuhren wir noch, dass wir eine
IRD-Nummer (Steuernummer) brauchen würden, und
wie wir diese bekämen. Der Punkt „Bank“ konnte auf
unserer To do-Liste abgehakt werden.
Wohnungssuche
Somit konnten wir den nächsten Punkt „Unterkunft“ in
Angriff nehmen. Wir beschlossen, erst einmal die Appartements
von außen anzuschauen. Beide Gebäude machten
einen ordentlichen Eindruck. Also zurück zu Jan und
mit ihr ging es ab durch die Straßen von Auckland, auf
Innen-Besichtigungs-Tour. Erst im strammen Fußmarsch,
dann per Auto; Jan schien sich noch immer nicht so ganz
an den Linksverkehr gewöhnt zu haben. Das erste Appartement
befand sich am Viaduct Harbour, es war schön,
kam uns aber zu klein vor nach gewohnten 100 Quadrat-
360° Info
Report Emigration & Working Holidays
TIPPS FüR AuSWANDERWILLIGE
Downtown Auckland
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Landes, Grundlegendes wie Feiertage, Radio / TV oder Shopping,
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und Insider-Informationen, die in einem Forum allen
Besuchern offen stehen. Dort gibt es regelmäßig Tipps für
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zum alltäglichen Leben in Neuseeland sowie zur Gestaltung der
Auswanderung und ihrer notwendigen Organisation, die auf
eigenen Erlebnissen und Erfahrungen basieren und wertvolle
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© 360° Neuseeland 06 | 2008 59
Emigration & Working Holidays Report Report Emigration & Working Holidays
60 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Auckland in der Abenddämmerung
48 Vulkane haben durch ihre Eruptionen die Landenge von Auckland
gebildet und deren Erhebungen prägen noch immer das Stadtbild. Ein
Blick bei Sonnenuntergang auf die zu Füßen liegende Stadt entschädigt
für viele Strapazen, die bei einer Auswanderung in den ersten Tagen zu
ertragen sind.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 61
°
Wine & Gourmet History & Tales History & Tales Wine & Gourmet
Wird zum Kult-Wein:
Der Marlborough Sauvignon Blanc
Erst die Entdeckung, dass sich die Region Marlborough
im Norden der neuseeländischen Südinsel wie weltweit
keine Zweite für diese Rebsorte eignet und dabei
auch Weine mit einem ganz eigenen, besonderen Charakter
hervorzubringen vermag, verlieh nicht nur dem
Sauvignon Blanc, sondern auch dem Weinland Neuseeland
einen völlig neuen Status. Sehr schnell wurde dieser
Wein zum Kult und mittlerweile zählt seine Ursprungsregion
Marlborough zu den international bekanntesten,
ja sogar der werthaltigsten Weinregion der Neuen Welt.
Gut ablesen kann man das an den Preisen. Wurde vor
20 Jahren für einen Hektar Rebfläche in Marlborough
noch umgerechnet 500 € und weniger bezahlt, liegt der
Preis heutzutage bei bis zu 100.000 €. Und während die
durchschnittliche Flasche Weißwein beispielsweise in
Deutschland im Laden um die 1,90 € kostet, liegt sie für
neuseeländische Sauvignon Blancs bei über 10 €.
Der Siegeszug dieses Weines begann mit dem Jahr
1985, das Neuseeland als ernstzunehmendes Weinland
erstmals auf den Weltkarten auftauchen ließ. In diesem
Jahr gab Cloudy Bay den ersten Jahrgang seines Marlborough
Sauvignon Blanc heraus, ein inzwischen legendärer
Wein, der Mitte der 1990er-Jahre zu den zehn besten
Weißweinen der Welt gezählt wurde. Im wichtigsten
Absatzmarkt USA durfte man in Weinläden zu dieser Zeit
nur zwei Flaschen auf einmal kaufen und im Bestsellerroman
„The Big Picture“ von Douglas Kennedy diente
eine Flasche Cloudy Bay sogar als Mordwaffe.
Harter Weg zum Ruhm
Der Weg zu diesem Ruhm war allerdings hart und steinig.
In den 1960er-Jahren litt Neuseelands Weinindustrie unter
einer fürchterlichen Überproduktion. Die hauptsächlich
angebaute Rebsorte zu dieser Zeit war der unspektakuläre
Müller-Thurgau, der vor allem wegen seiner leichten
Handhabung und seiner guten Ernteerträge Verwendung
fand, dagegen aber kaum große Weine hervorzubringen
vermag. Neuseeländische Weine galten zu diesem Zeitpunkt
als schlecht und in der Herstellung als viel zu teuer
– beides die Nachwirkungen von vorhergehenden, langjährigen
Prohibitionsgesetzen – sodass der Weinexport
so gut wie unmöglich war. Schließlich beschloss die neuseeländische
Regierung ein Subventionsprogramm zur
Stilllegung von Rebflächen, dem am Schluss fast drei
Viertel des nationalen Weinanbaus zum Opfer fielen.
Bis in den Anfang der 1970er-Jahre hinein fand der Weinbau
ausschließlich auf der Nordinsel statt, die Südinsel galt
als ungeeignet und noch unwirtschaftlicher für den Traubenanbau.
Anfang der 70er war es auch, dass der bereits
damals größte Weinhersteller des Landes, Montana Wines,
beschloss, einen Versuchsanbau in Marlborough zu starten.
360° Autor: Florian Berger
Der gebürtige Münchner Florian
Berger, Jahrgang 1969,
kehrte seiner früheren Karriere
als Unternehmensberater
den Rücken und entschied sich
Ende der 1990er-Jahre dafür,
ein paar Jahre in Neuseeland
zu leben. Er verliebte sich in
das Land und seine Menschen
und so war es nur natürlich,
dass er sich mit neuseeländischem
Wein eines der schönsten Produkte auswählte, um
es als Importeur in Europa populär zu machen. Er ist mittlerweile
einer der namhaftesten Experten auf diesem Gebiet
und betätigt sich nebenbei als Journalist und Promoter der
neuseeländischen Cuisine und Lebensart.
Dies wurde sowohl von der Regierung als auch von anderen
Weinherstellern stark kritisiert. Mit großem Geldeinsatz
hatte man es ja gerade erst geschafft, die Überproduktion
in den Griff zu bekommen, und nun wollte eine der
Hauptfiguren im Subventionsspiel wieder eine neue Weinregion
erschließen. Der Streit wurde hart ausgefochten,
bis sich schließlich 1973 ein ortsansässiger Farmer, John
Marris, bereiterklärte, probeweise als Vertragswinzer für
Montana auf seinem Grund Reben zu pflanzen, zu Anfang
in wenig kommerziellem Umfang. Es wurden allerlei Varianten
getestet, Bordeauxrebsorten wie Merlot und Cabernet,
oder Chardonnay und Riesling, vor allem aber wieder
der allseits oft eingesetzte „Muller“, der Müller-Thurgau.
Vogelnetze nach der Ernte
64 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Anfang der 1980er-Jahre schließlich besuchte eine
Gruppe von Marlborough Winzern das Weingut Cape
Mentelle in Margret River, West-Australien, und führten
die ein oder andere Flasche Weißwein aus der Marlborough
Region mit sich, die sie mit dem dortigen Besitzer
und Winzer David Hohnen tranken. Vor allem der Sauvignon
Blanc versetzte David in Staunen. Solch ein unglaubliches
Aroma hatte er noch nie gekostet. Er erkannte
sofort das enorme Potenzial in diesem Wein und erwarb
kurzerhand günstig etliche Hektar Land in Marlborough.
1985 brachte er mit seinem Cloudy Bay genannten Weingut
den ersten, regionentypischen Sauvignon Blanc
heraus. 1990 kam mit der Übernahme von Cape Mentelle
/ Cloudy Bay durch den französischen Champagnerhersteller
Veuve Cliquôt auch das nötige Marketingbudget
und Vertriebsnetzwerk dazu und so wurde dieser
Wein schließlich zu einem Meilenstein für Neuseelands
Weinindustrie und zu einer völlig eigenständigen Typenbestimmung
– dem „Marlborough Sauvignon Blanc“.
Mittlerweise gibt es allein in der Region Marlborough
über 100 Weinproduzenten und weitere kühle Weinregi-
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onen wie Martinborough, Nelson oder Waipara bringen
mindestens ebenso grandiose Sauvignon Blancs hervor.
Auch Hersteller wie Villa Maria, Highfield Estate, Hunters
oder Seresin haben es geschafft, international zum
Renommee dieses Weines beizutragen.
Heute dominiert der Sauvignon Blanc mit mehr als 40 Prozent
den Weinbau Neuseelands, und mit 75 Prozent den
Weinexport. In einigen Märkten wie USA und Großbritannien
ist der neuseeländische Sauvignon bereits ein
Synonym für die Rebsorte, in anderen Ländern schickt er
sich an, das zu werden. Ein großer Teil des alljährlichen
Rebflächenwachstums von 10 bis 15 Prozent (Weltrekord!)
geht in diesen Weißwein und ist vorbestimmt für
den Export. Sollte in einigen Ländern Kontinentaleuropas
oder Asiens ein ebenso großer Boom für diese Art
aromatischer Weine entstehen, dann kann man sich vorstellen,
dass der eigentliche Boom für diesen heraus-
ragenden Wein erst noch bevorsteht. Dann werden die
anderen, aus Neuseeland stammenden Weine, die wahrscheinlich
nicht weniger Potenzial aufweisen, noch
länger in seinem Schatten stehen. °
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Wine & Gourmet Wineries & Characters
Lincoln Vineyards
Die Lincoln Winery ist gelegen an der gleichnamigen,
geschäftigen Straße im Osten von Auckland,
im Vorort Henderson. Hier befand sich zur
Gründerzeit in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts
das Herz des neuseeländischen Weinanbaus. Von
hier aus begann die Traube ihren eigentlichen Siegeszug
durch das Land. Und noch bis vor zehn Jahren war
der Betrieb umgeben von weitreichenden Weingärten
und einer großen Anzahl an Weinkellereien. Aber das
Gesicht dieses Ortes hat sich rasant gewandelt. Seitdem
die Immobilienpreise in Auckland explodierten,
lohnte sich der Weinbau in diesem Stadtteil nicht mehr
und die Großstadt vereinnahmte das Land mehr und
Petar Fredatovich war am liebsten von lachenden Kindern umgeben, 1964
mehr. Zwischenzeitlich befindet sich
Lincoln umgeben von Shopping Centern,
Fastfood Restaurants und Shops
als grüne Oase inmitten eines lebendigen
Stadtteiles von Auckland, während
die meisten der anderen Weinkellereien
ihre Tore schlossen.
Und so ist Lincoln eines der letzten
vitalen Zeugnisse einer spannenden
Zeit und, als die am leichtesten erreichbare
Winery am Rande der Großstadt,
unbedingt einen Besuch wert für Touristen,
die sich auf der Durchreise durch
Auckland befinden.
Seit drei Generationen macht die
Fredatovich Familie nun Wein in der
Region. Peter Fredatovich, derzeitiger
Manager des Weingutes, hatte vor
zehn Jahren das Zepter von seinem
Vater Peter sen. übernommen, der den
Betrieb über drei Jahrzehnte geprägt
hatte und der 1989 einen Ehrenpreis
für seine Verdienste für den neuseeländischen
Weinbau verliehen bekommen hatte. Dessen
Vater Petar kam 1923 mit seiner Frau Lukrica aus Dalmatien
nach Neuseeland. Zu dieser Zeit wanderten viele
Menschen aus dieser Region ein, um sich als „Kauri Gum
Digger“ Geld zu verdienen. Noch heute lauten die Namen
der meisten Winzer im Westen von Auckland so ähnlich
wie Ivicevich, Mladich, Babich oder Vuletich. Und eben
Fredatovich. Und da Dalmatien eine uralte Weinregion
ist und den Dalmatiern quasi der Wein im Blut liegt, fingen
diese Familien alsbald an, ihren Wein für sich und
für die umliegenden Familien anzubauen. Der alte Petar
fertigte sogar seine eigenen Weinfässer aus dem heimischen
Totara-Holz.
66 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Mittlerweile übernimmt die vierte Generation mehr und
mehr die Managementaufgaben im Weingut, wie zu
erwarten wieder ein Peter, „the 4th“ eben.
Heute kreiert man bei Lincoln hochwertige Weine in
tendenziell französischer Machart auf höchstem Niveau,
wobei die Rotweine oder der voluminöse Chardonnay in
Eichenbarriques ausgebaut werden. Aber nur noch ein
geringer Anteil der verwendeten Trauben kommt inzwischen
noch vom Weingarten an der Lincoln Road. Der
Hauptanteil stammt aus Qualitätsgründen nun von Toplagen
in Gisborne (Chardonnay), Hawke’s Bay (Merlot und
Cabernet Sauvignon) und selbstverständlich Marlborough
(Sauvignon Blanc und Pinot Noir).
Besucher werden angenehm eingefangen vom äußerst
familiären Ambiente bei Lincoln. Vor allem sollte man hier
den grandiosen Wein nach Portmethode probieren, einem
der traditionellen Produkte bei Lincoln. Vor einigen Jahren
machte das Weingut besondere Schlagzeilen, weil bei
einer Aufräumaktion im Keller einige Fässer 60 Jahre alten
Whiskeys aufgetaucht waren, den einst der alte Petar zum
Abstimmen des Port machte. Die Nachfrage nach diesem
grandiosen Tropfen war so groß, dass bei einer Auktion
über 1.000 NZ$ je Flasche geboten wurden.
Das zwischenzeitlich eröffnete „Function Center“ Langtons
hat sich zum absoluten Publikumsmagneten entwickelt,
wo zu typischen neuseeländischen Gerichten natürlich
auch die Lincoln Weine gereicht werden. °
360° Web Info
www.lincolnwines.co.nz
www.langtons.co.nz
Wineries & Characters Wine & Gourmet
Totara Weinfässer anno 1938
© 360° Neuseeland 06 | 2008 67
Wine & Gourmet Regions
Northland
Diese nördlichste Region Neuseelands ist bei Touristen
bekannt für ihr warmes, subtropisches Klima,
ihre langgezogenen und menschenleeren Strände
und die atemberaubenden Ansichten der Bay of Islands
oder dem Leuchtturm am Cape Reinga. Die Neuseeländer
kennen diese Region als Herz des Zitrusfruchtanbaus, aber
auch als einen für neuseeländische Verhältnisse geschichtsträchtigen
Boden. So schön ist diese Landschaft und das
Wetter, dass sich hier der Künstler Friedensreich Hundertwasser
lange Jahre bis zu seinem Tod niedergelassen hatte,
was man noch an der von ihm entworfenen, sehenswerten
öffentlichen Toilette in Kerikeri sehen kann.
Für den Weinbau erschlossen ist das Land zwischen der
Karikari Halbinsel im Norden und dem fast 170 Kilometer
weiter südlich gelegenen Whangarei, der größten
Stadt Northlands. Doch obwohl sich hier die Wiege des
neuseeländischen Weinbaus befindet, steht der Traubenanbau
weit im Schatten der sonstigen Agrarwirtschaft.
Nur ganze elf Winzereien findet man hier im Norden,
immerhin aber eine Verdoppelung in den letzten zehn
Jahren. In den offiziellen Produktionsstatistiken des neuseeländischen
Weininstitutes wird noch nicht einmal die
Rebfläche der Region separat aufgeführt, so gering ist
die Produktion im Landesvergleich.
Der Grund liegt an den Witterungsbedingungen: Obwohl
diese Region die höchsten Durchschnittstemperaturen
des Landes aufweist, ist es tendenziell einfach zu feucht
für den Traubenanbau. Die durchschnittliche Nieder-
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www.karikariestate.co.nz
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360° Web Info
schlagsmenge während der Vegetationsphase ist nahezu
doppelt so groß wie in den großen Weinregionen Marlborough
und Hawke’s Bay und fast drei Mal so hoch wie in
Central Otago. Dazu kommt eine hohe Luftfeuchtigkeit,
die den Pflanzen zu schaffen macht.
Die Böden bestehen meist aus schwerem, grau-braunem
Lehm, nicht selten vulkanischem Ursprungs. Darüber hinaus
ist die Mineralienstruktur geprägt von den hier früher
vorhandenen, abgeholzten Kauri-Urwäldern. Wählt
man unter diesen Voraussetzungen allerdings die richtige
Lage, kann man durchaus mehr als nur gute Weine
erzeugen. Bei den konstant
verlässlichen Witterungsbedingungen
trifft
das vor allem für die Rotweine
zu, wobei hier auch
gerne Chardonnay angebaut
wird. Vor allem aber
die Cabernet Sauvignons
und die Syrahs aus dieser
Gegend weisen sehr
hohes Potenzial auf und
können beeindrucken.
Traumhafter Blick über das Weingut
Besonders zu empfehlen
ist ein Besuch bei Karikari
Estate auf der gleichnamigen Halbinsel, dem nördlichsten
Weingut Neuseelands. Ein traumhafter Ausblick auf unverbaute
Küste in ambientevoller Landschaft lädt zum Verweilen
ein, die deliziöse Küche im angeschlossenen Fine
Dining Restaurant verwöhnt die Gäste. Selbstverständlich
ist das Essen auf die hervorragenden Weine abgestimmt.
Ein weiteres Gourmet-Erlebnis findet der Besucher in der
Cottle Hill Winery bei Kerikeri, dessen Restaurant allerdings
in den Wintermonaten geschlossen ist.
Einen der besten Syrahs hier im hohen Norden findet man
bei Okahu Estate in Okahu nahe Kataia, ebenso zu genießen
im äußerst empfehlenswerten Winery-Restaurant. °
68 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Neuseeland – das Land,
Neuseeland, das „gelobte Land“? Aus heutiger
Sicht stellt sich dieser Vergleich zum alten Testament
sehr nüchtern dar.
Neuseeland ist Weltmeister in der Herstellung von verschiedenen
Milchprodukten wie Joghurt, Käse, Quark
und anderen Leckereien. Den Namen „Fonterra“ (vormals
„New Zealand Milk Products“) wird der Verbraucher
hierzulande auf den Verpackungen der Markenhersteller
vergeblich suchen. Man bleibt still im Hintergrund
und ist doch ein unverzichtbarer Lieferant im globalisierten
Markt der Milchindustrie.
Die Geschichte der neuseeländischen Honigwirtschaft
als weitere große Produktsparte ist eher noch von Pioniergeist
geprägt und in Europa bisher nur wenig bekannt.
Neuseelands besondere Honigwelt
Die unendlichen Weiten fast unberührter Natur, die einzigartige
Flora und Fauna der beiden Inseln am anderen
Ende der Welt sowie der Fleiß und die Pfiffigkeit der
„Kiwis“ eröffnen uns völlig neue Honigwelten. Wer kennt
die exotisch klingenden Namen der Honigsorten Kamahi,
Tawari, Pohutukawa und Rewarewa? Es handelt sich um
Bäume und Sträucher, die nur in Neuseeland wachsen.
Wie wir heute wissen, hat sich die Landmasse des sogenannten
Gondwana-Landes vor Urzeiten
in viele Segmente geteilt. In Neuseeland
hat sie eine sehr urtypische
Umwelt hinterlassen, die in weiten Landstrichen
unkultiviert erhalten blieb.
Ein Beispiel für das „flüssige Gold“,
das Neuseeland zu bieten hat, ist der
Honig, der aus der Blüte des Pohutukawa-Baumes
gewonnen wird. Dieser
Laubbaum wächst an den Stränden
der Nordinsel so zahlreich wie Palmen
in anderen Regionen der Südsee.
Seine knorrigen Wurzeln reichen bis in
die salzwasserhaltigen Uferzonen und
seine feurig roten Blüten verwandeln
die Küsten in der Weihnachtszeit in ein
fast kitschig wirkendes Farbenmeer.
Der Honig, den Neuseelands fleißige
Bienen aus seinen Blüten gewinnen,
ist weißlich-gelb und hat einen milden,
Speciality Wine & Gourmet
wo Milch und Honig fließen …
leicht caramelähnlichen, äußerst delikaten Geschmack.
Andere landestypische Honige variieren im Aroma von
mild bis würzig – sie unterscheiden sich aber von vielen
europäischen Honigen deutlich im Geschmack und in
der Qualität.
360° Info
Die Manuka-Produkte sind bereits in einigen Läden in Deutschland
und unter www.neuseelandhaus.de erhältlich. Das Neuseelandhaus
in Bergkamen im östlichen Ruhrgebiet ist ein Versandhändler
für neuseeländische Landesprodukte wie Wein,
Honig, Naturkosmetik und Volkskunst.
Manukahonig mit heilender Wirkung
Der Star unter den neuseeländischen Honigen ist der
Manukahonig, der in den letzten Jahren schon einen
gewissen Bekanntheitsgrad erlangt hat. Im Geschmack
eher erdig und würzig, wird er von Kennern geliebt und
von anderen verachtet. Früher wurden in Neuseeland
während der Blüteperiode Manukasträucher sogar verbrannt,
um die Bienen zu den vermeintlich gewinnträchtigeren
Blüten des Rewarewa-Strauches zu lenken. Heute
ist Manukahonig so begehrt, dass man überlegt, Manukasträucher
auch in anderen
Ländern heimisch zu machen.
Die Ursache hierfür liegt in
der seit Jahrhunderten schon
bei den Maori bekannten
Heilwirkung von Manukahonig.
Diese unterscheidet sich
sehr deutlich von der Wirkung
„normaler“ Blütenhonige,
aber trotz intensiver
Forschungen namhafter Wissenschaftler
konnte der zentrale
Wirkstoff dieses Honigs
zunächst nicht gefunden werden.
Dies gelang erst im Jahr
2005 – wie so oft in der Wissenschaft
durch Zufall – einem
Team an der Technischen Universität
Dresden unter Leitung
von Professor Henle.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 69
Neuseeland Wein und Avocadoöl Import
Der Neuseeland Spezialist für Profi s
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Business & Lifestyle Report
360° Autorin: Julia Schoon
Julia Schoon bereiste Neuseeland im
Jahr 2006 für fünf Monate: Die Nordinsel
mit dem eigenen Auto – und
wechselnden Mitfahrern –, die Südinsel
ab Golden Bay, wo das Auto den
Geist aufgab, per Mitfahrgelegenheit,
die im Hostel meist problemlos zu
finden waren.
Also habe ich mich für den Erwerb eines eigenen Vehikels
entschieden, wenn auch ziemlich widerstrebend.
Denn von Autos habe ich etwa soviel Ahnung wie Männer
von High Heels. Jetzt also mein allererster Autokauf.
Alleine.
Nicht zum letzten Mal bedaure ich, dass mein Freund
mich nicht begleiten konnte. Durchs Telefon diktiert er
mir eine Checkliste, Punkt für Punkt notiere ich mir, worauf
ich achten muss. Die Hälfte der Begriffe habe ich
noch nie gehört. Zum Glück kann ich mich gemeinsam
mit Simon, einem netten Schweden, den ich im Hostel
vor dem schwarzen Brett mit den „For Sale“-Aushängen
kennengelernt habe, auf die Autosuche machen. Er
hat zwar genauso wenig Ahnung von Autos wie ich, aber
zumindest ist er ein Mann – und passt damit nicht ins
Opferschema zwielichtiger Autoverkäufer.
Der Automarkt auf dem Ellerslie Racecourse ist der
Umschlageplatz für Gebrauchtwagen in Auckland und
schlimmer als jeder Schlussverkauf. Menschenmassen
wälzen sich über den staubigen Platz, dazwischen
Autos bis zum Horizont. Große, kleine, alte, neue, teure
und günstigere und irgendwo, ganz hinten, dann auch
die über-20-jährigen Schrottkisten, für die mein Budget
ausreicht. Autos, die der deutsche TÜV sofort vom Hof
jagen würde und die wirklich nur noch von Backpackern
gekauft werden. Also von Leuten wie mir.
Beim ersten Auto, das ich mir genauer anschauen will,
fällt die Fahrertür beim Öffnen fast ab, das zweite ist so
offensichtlich frisch lackiert, dass sogar meine Alarmsirenen
„Unfallwagen“ kreischen und das dritte, das
auf einem handgeschriebenen Zettel mit „Lady driver
for last ten years“ wirbt, wird vor meiner Nase verkauft.
Und plötzlich ist es auch schon zwölf und die Verkaufszeit
vorbei. Ich fühle mich wie nach einer Nahtod-Erfahrung.
So ein Automarkt ist ja auch ein bisschen wie ein
Bad im Piranhabecken.
Weil der Automarkt nur sonntags stattfindet, telefoniere
ich unter der Woche Privatverkäufer ab. Ich habe meine
Checkliste inzwischen auswendig gelernt und stelle, sehr
fachmännisch, wie ich finde, meine Fragen. Wann wurden
das letzte Mal die Bremsen gecheckt? Wie alt ist die
Batterie? Hatte der Wagen schon mal einen Unfall? Auch
beim Autocheck bekomme ich Routine: Mit geübtem
Griff öffne ich die Motorhaube, lasse die Federung wippen,
sogar eine Taschenlampe habe ich dabei, mit der
ich in die Radkästen leuchte. Das macht Eindruck und
täuscht, in Abwesenheit von Simon, darüber hinweg, wie
wenig Ahnung ich habe. Die Minen der durchweg männlichen
Verkäufer jedenfalls schalten jedes Mal von überlegen
zu verunsichert.
Der Zahnriemen scheint ein Schlüsselelement zu sein. Er
treibt die Nockenwelle im Motor an und ist er zu alt, wird
er irgendwann morsch und reißt und zerlegt dabei so
richtig schön den Motor. Nein, das will ich nun wirklich
nicht. Rotes Kreuz vor „Zahnriemen“ auf meiner Liste.
Alle 100.000 Kilometer sollte er gewechselt werden, das
wird dann im Motorraum auf einem kleinen Aufkleber
vermerkt. Bei den Autos, die ich mir anschaue, suche ich
danach allerdings vergeblich. Mit meiner Fragerei jage
ich nur den Verkäufern Angst ein.
Nach zehn Autos werde ich ungeduldig: Ich will endlich
fündig werden! „Ganz falsche Herangehensweise!“,
erklärt mir mein Freund. „Beim Autokauf muss man viel
Zeit mitbringen.“ Oder zumindest sollte man dem Autoverkäufer
vermitteln, man hätte sie. Ich wundere mich
über seine Gelassenheit, schließlich hat er seit zehn
Tagen einen Nebenjob als mein Telefonjoker. Natürlich
mitten in der Nacht – zwischen uns liegen zwölf Stunden
Zeitverschiebung.
Endlich kommt ein Auto daher, das ich gerne kaufen
würde. Ein Toyota Corolla Baujahr 1986. Die Farbe lässt
sich wohlwollend als rostrot bezeichnen, an den Fensterrahmen
sieht der Lack aus wie mit Edding nachgemalt
und das Muster der Sitzpolster treibt mir die Tränen in
die Augen – aber bei der Probefahrt ist es gut gelaufen.
Vorausschauend habe ich mir schon mal eine Werkstatt
gesucht, die mir den Wagen durchcheckt, bevor ich ihn
tatsächlich kaufe.
Nach nur zwei Wochen in Neuseeland habe ich mich
schon so an die unglaubliche Freundlichkeit der Kiwis
gewöhnt, dass mich das Angebot des Automechanikers
auch nicht mehr überrascht: Er wirft für mich umsonst
einen Blick aufs Auto, sagt er. Womit ich nicht gerechnet
habe: Er wirft tatsächlich einen Blick auf den Toyota. Um
mich dann zu fragen, was ich von Modelling halte. Fotos
und so. Er könnte mir da ein tolles Angebot machen.
Zwinker, zwinker.
Nichts wie weg.
Eine seriöse Ersatzwerkstatt checkt dann für 90 Dollar
das Auto und der Mechaniker versichert mir eine
Stunde später, es sei zwar keine Schönheit, aber für sein
Alter noch gut in Schuss. „Und der Zahnriemen?“, hake
ich nach. „Ja, der Zahnriemen ist auch in Ordnung!“
72 06 | 2008 © 360° Neuseeland
1.200 Dollar will der italienische Verkäufer mit süßem
Baby und japanischer Freundin für den Wagen. Ich hab
ein richtig schlechtes Gewissen, als ich ihn auf 1.150
runterhandle. Stolz brause ich am nächsten Tag auf dem
Highway aus Auckland raus. Neuseeland, ich komme!
Zwei Monate und rund 3.000 Kilometer später: An die
kleinen Macken meines Autos habe ich mich längst
gewöhnt. Dass es beim um-die-Kurve-Fahren irgendwie
eiert. Dass sich der Motor manchmal verschluckt und
nicht richtig zieht. Auch den rasanten Fahrstil der Einheimischen
finde ich nicht mehr bedrohlich. Die freundlichen,
entspannten Kiwis – am Steuer erkennt man sie
nicht wieder. Wehe, du hältst dich an die Höchstgeschwindigkeit
von 100 km / h. Dann überholen sogar LKW
mit Anhänger und die Fahrer schauen böse herüber.
Golden Bay, Südinsel, auf einer dieser einsamen Schotterstraßen.
Vor mir die Tasman Mountains, links und
rechts Schafweiden. Ich höre nur ein ganz leises „Klick“,
bevor der Motor ausgeht und sich nicht mehr starten
lässt. Im selben Moment fängt es in Strömen an zu schütten.
Doch ich habe keine fünf Minuten, um verzweifelt zu
werden, da stehen schon zwei Farmer vor mir und bieten
ihre Hilfe an. Es ist Wochenende, keine Werkstatt zu
Report Business & Lifestyle
erreichen. Also schleppt einer der beiden, David, wettergegerbtes
Gesicht, Lachfalten, leuchtende Augen, um
die siebzig, mich und mein Auto bis zu dem Ort ab, in
dem mein Hostel ist – 20 Kilometer weit.
Zwei bange Tage später fällt der Mechaniker in Collingwood
das vernichtende Urteil: Der Zahnriemen ist gerissen
und den Motor hat’s so richtig zerlegt. Die Reparatur
würde etwa so viel kosten, wie ich für das ganze
Auto bezahlt habe. Allerdings, so warnt er mich, sehe
der Kühler so aus, als würde er es auch nicht mehr lange
machen. Mein Kontostand trifft die Entscheidung für
mich. Mit feuchten Augen verabschiede ich mich von
Automarkt in Auckland
meinem ersten Auto. Der Werkstattbesitzer behält es,
ganze hundert Neuseelanddollar bekomme ich, nach
zähen Verhandlungen, noch dafür. Ob er meinen rostroten
Toyota repariert oder ausschlachtet, will ich lieber
nicht so genau wissen.
Beim Trampen, ein paar Wochen später, nimmt mich
Sebastian, ein deutscher Backpacker, mit. Sein Auto ist
ein hässlicher Toyota, 20 Jahre alt, 500 Dollar hat er dafür
bezahlt. Es war das erste Auto, das ihm untergekommen
ist und weil es spottbillig war, hat er nicht lange überlegt.
Er fährt es schon seit acht Monaten. °
© 360° Neuseeland 06 | 2008 73
Business & Lifestyle Interview
Maori Music: Moana & The Tribe
Im Juli war die charismatische Sängerin Moana Maniapoto
mit ihrer Gruppe Moana & The Tribe wieder
auf Deutschland-Tournee. 360° Neuseeland war dabei
und sprach mit Moana über ihre Tour und ihre neue
CD „Wha“.
Moana & The Tribe in Aotearoa
Moana Maniapoto hat in Neuseeland schon
lange einen guten Namen und eine große Fan-
Gemeinde. Mit ihrer gelungenen Verschmelzung
traditioneller Maori-Musik und aktueller westlicher
Stilrichtungen von Rock bis HipHop trifft die Sängerin
den Nerv nicht nur des neuseeländischen Publikums.
Vor allem auch im deutschsprachigen Raum konnte sie
durch ihre einzigartigen Konzerte ein Vielzahl von Fans
gewinnen.
Im Juni und Juli war es wieder so weit: Moana Maniapoto
und ihre Band Moana & The Tribe waren auf Tour durch
Europa, insbesondere durch Deutschland. Im Gepäck
hatten sie ihr jüngstes Album „Wha“.
Egal ob vor 100 Zuhörern in einem kleinen Club oder
auf der großen Bühne während eines Freiluftevents;
ein Konzert mit Moana & The Tribe ist immer ein
besonderes Erlebnis. Dies liegt nicht zuletzt daran,
dass Moana viel Zeit darauf verwendet, ihrem Publikum
Bedeutung und Herkunft ihrer Musik und ihrer
Texte zu erklären. Eine multimediale Videoprojektion,
die historische und gegenwärtige Impressionen
zu Kunst und Kultur der Maori zeigt, rundet als visuelle
Begleitung die Show ab.
In ihren Texten beschäftigt Moana sich insbesondere
mit der spirituellen, kulturellen und politischen
Welt der Maori. Ihre Band bringt außer Musik auch
den Haka, den traditionellen Kriegstanz der Maori,
auf die Bühne.
Mona Maniapoto wurde in Invercargill am südlichen
Ende der Südinsel geboren. Ihr Vater stammt ursprünglich
aus dem Norden Neuseelands und war in jungen
Jahren ein erfolgreicher Rugby-Spieler. Zugleich war er
auch Mitbegründer der Maori Rhythm Boys. Regelmäßig
stand auch Moana, als sie noch ein Kind war, mit auf die
Bühne. Moana hat fünf Geschwister, studierte Jura und
startete ihre Musikkarriere zunächst als Sängerin in einigen
Bands in Auckland, aber schon bald kristallisierte
sich eine Solokarriere heraus.
Ende der 1980er-Jahre gründete sie die Band Moana
& the Moahunters, die nach einer Einladung durch die
Neville Brothers auf dem New Orleans Jazz & Heritage
Festival und dem Vancouver Folk Festival spielte. Ein
Remake des klassischen „Black Pearl“ war der erste
große Erfolg der Band, erreichte eine goldene Single und
Platz 2 der nationalen Single-Charts von Neuseeland.
Im Jahr 2002 gründete Moana die Band Moana & The
Tribe, deren erstes Album „Toru“ in den European
World Charts Platz 17 erreichte. 2003 spielten Moana
& The Tribe bei der Premiere des Films „Whale Rider“ in
Deutschland. Im gleichen Jahr wurde in Berlin die DVD
Live & Proud veröffentlicht. 2004 war Moana die erste
Nicht-Amerikanerin, die mit ihrem Song „Moko“ einen
Songwriter-Wettbewerb in den USA gewann.
Am 15. Mai diesen Jahres traten Moana & The Tribe
bei der UN-Konferenz für Artenvielfalt in Bonn auf und
spielten gemeinsam mit Bob Geldorf und vielen anderen
Künstlern vor den Teilnehmern der Konferenz. Im
Rahmen der Europa-Tournee traten Moana & The Tribe
u. a. auch auf dem Montreux Jazz Festival gemeinsam mit
Joan Baez, Erykah Badu, Etta James, Alicia Keys und Paul
Simon auf. Das folgende Interview fand während Moanas
Tour durch Deutschland im Juli statt.
Der Haka ist Bestandteil der Show
74 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Interview Moana Maniapoto
(Moana & The Tribe)
360°: Moana, Ihr seid jetzt seit Ende Juni zum zweiten
Mal in diesem Jahr in Deutschland, nachdem Ihr bereits
Mitte Mai bei der United Nations Conference on Biodiversity
in Bonn aufgetreten seid. Was waren aus Deiner
Sicht die Höhepunkte Eurer aktuellen Tour durch
Deutschland?
Moana: Es sind die Menschen und ihre emotionale
Reaktion auf unsere Musik, die mich an Deutschland
so faszinieren. Obwohl die Zuhörer die Sprache nicht
verstehen, bekommen wir nach einem Konzert ein
unglaubliches Feedback, der Funke ist offensichtlich
übergesprungen. Es ist sehr motivierend und zeigt mir,
dass wir alle sehr viel gemeinsam haben: die gleichen
Werte, der Wunsch nach Spiritualität. Jede Stadt hat
ihren eigenen Charakter, viele Städte sind wunderschön,
aber für mich sind es die Menschen, die ich getroffen
habe, die mich an eine bestimmte Stadt erinnern lassen.
Natürlich sind alle Mitglieder unserer Band von der
schönen, sauberen und grünen Landschaft Deutschlands
begeistert. Wir glauben, dass Deutschland führend
ist im Umweltschutz, viel mehr als Neuseeland.
Wir schätzen auch die Professionalität der Menschen,
die mit uns die Show organisieren. Und wir lieben Euer
Brot und Eure Käsevielfalt!
360°: Letzte Woche hattet Ihr als erste neuseeländische
Künstler einen Auftritt beim Montreux Jazz Festival. Was
war das für ein Gefühl, gemeinsam mit Künstlern wie
Joan Baez, Alicia Keys oder Paul Simon auf der Bühne
zu stehen?
Moana: Als ich 20 war, spielten mein Schlagzeuger und
ich in einer anderen Band und wir erinnern uns beide
daran, den Casino Lights, Al Jarreau und Randi Crawford
auf dem Montreux Festival mit David Sanborn und den
Yellowjackets zugehört zu haben. Ich liebte dieses Album.
Uns nun mitten in diesem angesehenen Festival wiederzufinden
war unglaublich. Zwei Sängerinnen bewundere
ich sehr: Chaka Khan und Roberta Flack traten zur
gleichen Zeit wie wir auf – es war entsetzlich, sie nicht
sehen zu können. Die Künstlervielfalt war erstaunlich. Ich
war von der Reaktion des Publikums auf unseren Auftritt
und von den Zugaberufen begeistert. Die Zuhörer
waren sogar ein bisschen sauer, dass wir nicht nochmals
auf die Bühne kamen. Montreux selbst war schön und
wir konnten uns zwischen den Düften nach exotischem
Essen, den hellen Lichtern und den glamourösen Leuten
gut erholen.
Interview Business & Lifestyle
Manchmal wenn wir singen, werden wir sehr emotional und sehen
dann Personen aus dem Publikum mit Tränen in den Augen. Mit fremden
Menschen auf diese Weise in Verbindung zu treten ist für mich eine nahezu
spirituelle Erfahrung.
Konzert in Wuppertal
360°: Am darauf folgenden Tag habt Ihr im Seehotel
Bären in Brienz gespielt, eine deutlich intimere Atmosphäre
zum Publikum. Wie schafft Ihr es, Euch von heute
auf morgen auf diese unterschiedlichen Herausforderungen
einzustellen?
Moana: Zuerst mal ist Brienz einer der schönsten Plätze,
an denen wir jemals aufgetreten sind. Es war zu schade,
dass es regnete und wir von der Terrasse nach drinnen
in den Saal gehen mussten, um dort unseren Auftritt zu
machen. Aber eigentlich mag ich Auftritte vor wenigen
Leuten sehr gerne, sie haben einen ganz anderen Charakter
als größere Auftritte. Es fühlt sich so an, als ob
man direkt für den einzelnen Zuhörer spielt. Die Vorbereitungen
auf unser erstes Konzert in Montreux waren
wirklich stressig; wir haben gerne vor dem Auftritt ein
paar ruhige Stunden, um uns zu entspannen, aber das
ist leider nicht immer möglich. Der wunderbare Hotelier
des Seebären hat meiner Schwester und mir eine
Massage spendiert, das war wirklich toll! Ich unterhalte
mich auch gerne mit den Bürgern der Stadt, in der wir
auftreten, um interessante Aspekte über die Stadt zu
erfahren – und genieße anschließend ein gemütliches
© 360° Neuseeland 06 | 2008 75
Business & Lifestyle Interview
Abendessen mit meiner Band, bevor wir auf die Bühne
gehen. Das schweißt uns sehr zusammen.
360°: Ich habe es zum einen bei Eurem Konzert in Wuppertal
aber auch auf Eurer DVD Live & Proud als sehr
bereichernd empfunden, dass Ihr gerade auch dem Publikum
in Europa die Herkunft und Bedeutung Eurer Musik
erklärt. Wie wichtig ist es für Euch, dass die Botschaft
hinter den Liedern auch verstanden wird?
Moana: Danke. Ich möchte gerne, dass die Zuhörer
wissen, was mich dazu bringt, einen bestimmten Song
zu schreiben, vor allem, wenn sie eine andere Sprache
sprechen. Es erklärt den Menschen die Lieder ein wenig,
verdeutlicht ihnen den Zusammenhang und warum der
einzelne Song geschrieben wurde, über Timor oder den
Freihandel oder wenn ein Kanu zum Beispiel als Metapher
für Stärke verwendet wird.
Moana, ihre Schwester Trina und Cadzow Cossar
360°: Gibt es für Euch einen Unterschied zwischen dem
deutschen und dem neuseeländischen Publikum?
Moana: Wir haben immer eine positive Resonanz vom
neuseeländischen Publikum, wenn wir dort spielen, aber
natürlich ist es für manche Neuseeländer beunruhigend,
dass wir eine starke Maori Identität haben. Aber Menschen
sind überall nur Menschen und oft ist es die Musik,
die einen Dialog über heikle Themen, über die man nicht
sprechen mag oder über die man nicht viel weiß, zwischen
ihnen anregt. Das Publikum außerhalb Neuseelands
wird immer offener sein. Aber das gleiche gilt für
die Bands der kanadischen Ureinwohner oder die Bands
der australischen Aboriginals, wenn sie außerhalb ihres
eigenen Landes auftreten.
360°: Wenn Du jemandem, der Deine Musik noch nie
gehört hat, beschreiben müsstest, was das Besondere an
der Musik von Moana & The Tribe ist, was würdest Du
ihm sagen?
Moana: Das ist immer ein bisschen schwierig! Unsere
Musik ist eine Mischung aus dem Besten der traditionellen
Maori-Musik und den Melodien und Musikrichtungen,
mit denen ich aufgewachsen bin. Es wird außerhalb
von Neuseeland als „World Music“ beschrieben,
aber ich finde, das ist zu allgemein ausgedrückt. Unsere
Musik ist sehr stark Maori-orientiert, deshalb nennen wir
sie Aaotearoa Roots Musik, die Musik mit Wurzeln zum
Land unserer Vorfahren.
360°: Euer neues Album „Wha“ ist seit dem 12. Mai auf
dem Markt. Wie ist die Reaktion des deutschen Publikums
auf die ausnahmslos in Maori gesungenen Lieder?
Moana: Sehr positiv. Ich habe viele nette E-Mails von Leuten
bekommen, die deutlich machten, dass sie von den Liedern
sehr berührt waren, obwohl sie die Texte nicht verstehen.
Ich glaube auch nicht, dass eine fremde Sprache
automatisch eine Barriere ist, ich mag Youssou N’Dour.
Und sogar wenn er einen Song nicht vorstellt oder erklärt
, bin ich immer sehr von seiner
Musik ergriffen.
360°: Der New Zealand
Herald schreibt, dass „Wha“
das in sich geschlossenste
Album ist, das Ihr bisher veröffentlicht
habt. Liegt dies
daran, dass Du auf diesem
Album alle neuen Songs
selbst geschrieben hast?
Moana: Ja, und weil ich mit
dem gleichen Produzenten
gearbeitet habe, wohingegen
ich bei früheren Alben
mit mindestens zwei anderen
Produzenten gearbeitet habe,
die unterschiedliche Stile
und Ansätze hatten. Weiterhin
haben mein Freund und
76 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Manager Sol de Sully und ich viel Zeit mit dem Produzenten
Mahuia Bridgman-Cooper, der mit uns nun als Violinist
tourt, verbracht, um die Verbindungen der einzelnen
Lieder zueinander zu diskutieren und uns abzusichern,
dass die einzelnen Songs ihnen das richtige Gefühl vermittelten.
Jemand, der noch nie ein Album herausgebracht
hat, kann sich wahrscheinlich nicht vorstellen, wie kompliziert
das sein kann – aber ich habe es richtig genossen,
das letzte Album zu machen, weil ich ein tolles Team um
mich hatte – meine Musiker, meine Produzenten und mein
Management. Und weil so viele Menschen auf das neue
Album gewartet und sich darauf gefreut haben.
360°: Es ist immer sehr subjektiv, das beste Lied eines
Albums zu benennen. Wenn ich dennoch eines herausstellen
sollte, dann wäre das auf Eurem neuen Album „Wha“
für mich das Lied „Rangikane ana“, da die friedvolle Botschaft
hinter dem Song durch die Musik eindrucksvoll
widergespiegelt wird. Gibt es für Dich und die anderen
Bandmitglieder auch ein Lieblingslied auf „Wha“?
Moana: „Rangikane ana“ ist für uns alle etwas ganz
Besonderes. Es war für uns sehr bewegend, diesen Song
zum ersten Mal vor dem Stamm zu singen, für den wir
es geschrieben haben, auf ihrer Insel [Rekohu bzw. Chatham
Islands, aw], ihrer Heimat – da flossen überall Tränen,
und jedes Mal, wenn wir es wieder singen, denken
wir an diesen Moment zurück. Ich mag auch die Vision
und Sentimentalität des Liedes, dass diese Menschen ihr
Friedensbündnis wieder aufleben lassen wollen, obwohl
sie eine winzige und sehr isoliert lebende Gemeinde sind.
Das ist sehr beeindruckend. Es ist ihr Lied, nicht meines,
obwohl ich es geschrieben habe, weil es ihre Geschichte
erzählt und eine Ehrung an sie ist.
„Pae o Riri“ zu singen, bewegt mich auch sehr – mein
Co-Autor Scott Morrison und ich haben über die Verbindung
von Maori und Italien geschrieben und ich kann es
nicht ertragen, wenn auf der Bühne hinter mir die Bilder
dazu erscheinen, diese anzuschauen, weil der Song
so viele Erinnerungen an die Erzählungen unserer Eltern
über das Maori Bataillon im 2. Weltkrieg zurückbringt
und an den großen Verlust, die der Tod mancher dieser
Menschen für unsere Generation bedeutet.
360°: Auf der Bühne vermittelt Moana & The Tribe vor
allen Dingen, dass die Musik ein Gemeinschaftswerk ist.
Inwieweit sind die Gruppenmitglieder in die Entstehung
der Songs involviert?
Moana: Scottie Morrison ist ein Bandmitglied, der zurzeit
an der Oxford Universität als Gastredner über die
Erhaltung der Sprache der Maori doziert. Er übersetzt
alle Maori Liedtexte und wir arbeiten eng zusammen,
um sicherzustellen, dass die Texte das ausdrücken, was
ich sagen will. Mahuia Bridgman-Cooper hat auf dem
Album die Geige eingespielt, das Album produziert und
zwei Lieder mit mir zusammen geschrieben. Eigentlich
schreibe ich alle Songs, dann lade ich die Musiker ein,
jedes Lied mit ihrem persönlichen Stil zu prägen – Leute
Interview Business & Lifestyle
Aus dem Album „Wha“
wie unser Gitarrist Cadzow Cossar und unseren früheren
Bassspieler Max Stowers. Ich versuche sie dazu zu ermutigen,
zu experimentieren und das zu spielen, was sie als
passend finden. Dann wählen Mahuia und ich aus, welche
Teile wir für den Song nehmen. Ich habe Glück, ich
habe viele hervorragende Musiker und Künstler um mich
herum. Ich glaube, es ist wichtig, dass sie mir vertrauen
und ich ihnen.
360°: Du hast bereits als Kind ab und an in der Gesangsformation
Deines Vaters, den Maori Rhythm Boys, auf
der Bühne gestanden. Welche Rolle spielte Dein Vater
für Deine musikalische Entwicklung?
Moana: Eine sehr große! Es gab immer eine Gitarre
oder Ukulele im Haus und auch jetzt noch – er ist fast
80 – nimmt er jede Stunde mindestens einmal ein Instrument
in die Hand und spielt. Er hat immer sehr viel
Wert auf die gesangliche Harmonie und auf die Melodie
gelegt. Er und seine Brüder waren großartige Künstler
bei unseren Familien- und Stammesfeiern und sie wurden
unsere Vorbilder.
360°: Offensichtlich entstammst Du einer sehr musikalischen
Familie. Neben Dir steht auch Deine Schwester
Trina bei Moana & The Tribe mit auf der Bühne. Wie
wichtig sind für Dich die familiären Bande, gerade auch
in Deinem musikalischen Leben?
Moana: In Neuseeland gibt es ein Wort für Familie –
whanau – und es beschreibt die Großfamilie. Meine
Familie ist sehr wichtig für mich und es ist toll, dass
Trina in der Welt als führendes Mitglied in der Band
© 360° Neuseeland 06 | 2008 77
°
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°
Pinboard
großen Kanus („Waka“) aufmachte um Aotearoa (Neuseeland)
zu besiedeln. Die Maori können ihre Abstammung
bis zur Ankunft der „Großen Flotte“ zurückverfolgen.
Das Wort „Waka“ bedeutet soviel wie „Kanu“
oder „Abstammende der Kanus“. Dies kommt ganz auf
den Kontext an. Die Seeleute von jedem der „großen“
Kanus teilten sich in verschiedene Stämme auf. Als die
Zahl der Stämme wuchs und sich über das Land der
weißen Wolke verteilten, bildete sich eine komplexe
soziale Struktur mit Stämmen („Iwi“), Unterstämmen
(„Hapu“) und erweiterten Familienmitgliedern („Whanau“).
Soweit die Legende.
Der erste Landgang wurde wahrscheinlich auf der Südinsel
gemacht, dies waren jedoch eher kleine Entdeckungstouren.
Die wirklich ersten Siedlungen der Maoris waren
auf der Ostküste der Nordinsel zu finden. Viele davon
lagen direkt an einem Fluss, um einen leichten Zugang
zum Süßwasser zu haben.
Besiedelung:
Von Jägern und Sammlern zu Ackerbauern
In dieser frühen Phase der Besiedlung war das Leben
der Maori geprägt von Fischen, Jagen und Sammeln. Zu
dieser Zeit war Neuseeland sehr reich an verschiedenen
Pflanzen und Tieren. Zum Beispiel gab es einige Arten
des heute ausgestorbenen flugunfähigen Moa. Diese
Vögel konnten bis zu 3,7 Meter hoch werden und wogen
circa 200 Kilogramm. Er wurde von den Maori bevorzugt
gejagt, da er sehr einfach zu fangen war und mit dem
Fleisch viele Leute satt wurden. Aus den Federn konnten
sie Kleider und Schmuck herstellen und die Eier dienten
ebenfalls als Nahrung.
Ausgestorben: Der fl ugunfähige Moa
Die Zahl der Menschen stieg dramatisch an und als
der Moa durch die exzessive Jagd ausgerottet war,
gab es nicht mehr genug zu Essen. Darum mussten
82 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Maori Maori
die Maori ihre Nahrung umstellen und eine einfache
Art der Landwirtschaft betreiben. Sie bauten eine Süßkartoffelart
(„Kumara“) an, die sie aus der „alten“ Heimat
mitgebracht hatten. Dies führte wiederum dazu,
dass mehr Ackerland zum Anbauen der Kartoffel benötigt
wurde.
Stämme bekriegen sich
Da sich die Familien mittlerweile zu kleinen Stämmen
zusammengeschlossen hatten, führte der Streit um das
Ackerland zu verschiedenen Stammeskriegen. Die einzelnen
Maoristämme passten sich schnell dieser Situation
an und bauten Schutzgräben, Palisaden und Wachtürme
rund um ihre Dörfer („Pa“) auf.
Bei den Maori war der Kannibalismus weit verbreitet.
Allerdings aßen sie nur ihre Feinde, die nach einer
Schlacht eingesammelt wurden. Den Köpfen der getöteten
Häuptlinge wurde das Gehirn entfernt, welches
die Maori ebenfalls verzehrten. Dann trockneten sie die
Köpfe mit einem speziellen Verfahren und konservierten
diese so. Die Häupter wurden dann im Dorf zur Schau
gestellt. Aus den Knochen der Toten fertigten sie verschiedene
Werkzeuge wie zum Beispiel Messer, Speerspitzen
oder Pfeilspitzen.
Bedrohliche Gebärden halten Feinde ab
Die kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Maori waren
ebenfalls sehr beachtlich. Aus Rinder-, Wal- oder anderen
Knochen wurden verschiedenste Schmuckgegenstände
(Schnitzereien), hergestellt. Holz war ebenfalls
ein beliebter Rohstoff für Schnitzereien, die verschiedene
Gottheiten, Tiere oder Symbole darstellten. Für all
diese Kunstobjekte konnten die Maori keine Metallwerkzeuge
verwenden, da sie die Kunst der Metallherstellung
noch nicht kannten. Die Maori hatten nur Stein, mit dem
sie den Knochen oder das Holz bearbeiteten.
„Mana“ bestimmt die soziale Stellung
Die soziale Struktur der Maori war in eine strikte Hierarchie
gegliedert. Die verschiedenen Unterstämme
(„Hapu“) hatten alle ihren eigenen Häuptling („Ariki“).
Der allgemeine Glauben war es, dass die Häuptlinge das
sogenannte „Mana“ ihrer Ahnen in sich haben. Umso
mehr Mana jemand besitzt, desto höher ist sein Rang in
der Gesellschaft. Mana kann angeboren sein, oder man
erwirbt es durch seine guten Taten in der Gemeinschaft.
Der zentrale Punkt im Leben der Maori in den Dörfern
war das „Marae“. Für die Maori ist dieser Ort ein Platz,
an dem die Ahnengeister der Maori leben. In den Maraes
werden alle religiösen Zeremonien der Maori abgehalten
und bilden heute immer noch einen zentralen Gemeinschaftstreffpunkt
der Maori.
Einschneidene Veränderungen:
Ankunft der Europäer
In den paar Jahrhunderten, in denen die Maori Neuseeland
besiedelten und die Europäer das Land noch
nicht entdeckt hatten, verursachten die Maori riesige
Veränderungen im Ökosystem der Insel. Dies führte
zur zahlreichen Ausrottung von verschiedenen Tier-
und Pflanzenarten. Durch die Landwirtschaft der Maori
wurden 40 Prozent der östlichen Wälder vernichtet,
bevor die Europäer („Pakeha“) die Insel erreichten.
Die nächste große Veränderung im Leben der Maori
kam, als die Europäer 1642 „Neuseeland“ entdeckten.
Der erste Europäer, der seinen Fuß auf Neuseeland
setzte, war Abel Tasman, ein niederländischer Seefahrer.
Im Jahr 1769 kam es zur „Neu-Entdeckung“ durch
James Cook.
Erst einige Dekaden später startete langsam die Kolonialisierung
Neuseelands durch Großbritannien, anfangs
noch durch Walfänger und Robbenfänger, die in kleinen
Küstenstädten mit ihrer Ware handelten. Die Missionierung
begann und hatte einen großen Einfluss auf die
Kultur der Maori.
Um der neuen Gesellschaft gerecht zu werden, wurden
die Maori in Missionierungsschulen gesteckt. Das Ziel
der Missionare war es, die Maori so schnell wie möglich
zum Christentum zu bekehren. Dadurch verloren viele
Maori den Bezug zu ihrer Herkunft und der Tradition.
Die größten Ansiedlungen der Europäer waren anfangs
in der „Bay of Islands“ konzentriert. Die Stadt „Kororaketa“,
heute Russell, war bekannt als das Höllenloch des
Pazifiks. Dort gab es einen großen Hafen mit Walstation.
Die Stadt war voll von Schurken, Mördern und Dieben.
Die erste Polizeieinheit Neuseelands wurde dort gegründet,
um dem Verbrechen Einhalt zu gebieten. Die Strafen
reichten von Teeren und Federn bis zum Hängen. Trotzdem
konnte man das Verbrechen kaum eindämmen.
Neuseeland wird britisch
Im August 1839 sendete die britische Regierung Kapitän
William Hobson als Konsul nach Neuseeland, um das
Land zum britischen Imperium zu erklären. Sein Ziel war
es, ein Abkommen zwischen den Maori-Häuptlingen und
den Briten zu treffen, um die Herrschaft über Neuseeland
den Briten zu überlassen. Die britische Regierung
war sehr bemüht das Land an sich zu reißen, um die
unsichere Lage in Neuseeland zu stabilisieren.
Das Abkommen wurde am 6. Februar 1840 bei einer
großen Zusammenkunft der meisten Maori Häuptlinge
in Waitangi (Bay of Islands) unterschrieben. Im Mai 1840
erklärte Hobson die britische Herrschaft über Neuseeland.
(Einen Bericht über den Vertrag von Waitangi lesen
Sie in Ausgabe 02/2009).
Das Leben der Maori heute
In den letzten 200 Jahren hat sich einiges geändert.
Heute haben die Maori ihre eigene Fernsehstation und
unzählige Radiosender, um ihre Kultur und Sprache
am Leben zu erhalten. In jeder Stadt befindet sich ein
„Marae“, wo sich die Maori der Umgebung zu Zeremonien
und ähnlichem treffen. Neuseeland ist heutzutage
zweisprachig, d. h. es muss alles in Englisch und Maori
beschrieben werden. Die Kinder, sowohl Weiße als auch
Maori, lernen die Sprache der Maori in der Schule.
Dennoch gibt es noch immer soziale Unterschiede.
Maori verdienen im Durchschnitt weniger als die
„weiße“ Bevölkerung. Die hoch bezahlten und lukrativen
Jobs haben die Weißen. Es gibt noch viel zu tun,
um die Missstände zu beheben, aber im Vergleich zu
anderen Eingeborenenvölkern sind die Maori sehr gut
integriert. ° (Gernot Müller)
Pinboard
© 360° Neuseeland 06 | 2008 83
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Doreen Blumhardt –
Lehrerin und Töpferin
Wer schon einmal „Windy Wellington“ besucht hat,
war mit Sicherheit auf Mount Victoria, von dem aus
man einen wunderschönen Ausblick über den Hafen,
die Innenstadt und die umliegenden Berge hat. Dort
oben steht majestisch ein Memorial zur Erinnerung an
R. E. Byrd: dem Südpolarforscher gelang im November
1929 die erste Umrundung des Südpols. 1962 zum ersten
Mal erbaut, wurde es 1993 umgestaltet. Seitdem
ist das Memorial mit ca. 2.500 Kacheln bestückt, deren
Gesamtbild die Südpolarlichter darstellen – die Künstlerin:
Doreen Blumhardt, damals 79, heute 94 Jahre alt.
„I used a Japanese flute to blow the glaze over the tiles
to create the effect I wanted when a commercial sprayer
wouldn‘t work.“ sagt sie.
Kindheit
Aber von Anfang an: Doreens
Großvater wanderte 1895 aus
Deutschland aus. Nach dem
Tod seines Vaters und einem
Streit mit dem ältesten Bruder,
immigrierten zunächst er und
seine fünf ältesten Kinder; seine
Frau und die anderen fünf Kinder
sollten folgen. Sobald er genug Geld hatte, erlaubte
er seinen Söhnen nach Deutschland zu reisen, um eine
Frau zu finden. So traf Doreens Vater 1907 nur in allerletzter
Minute Doreens Mutter. Diese war es gewohnt in
Theater, Oper und Kunstmuseen zu gehen – nun fand sie
sich auf einer Farm im Norden Aucklands wieder. Eine
harte Zeit begann. Als jüngstes von drei Kindern wuchs
Doreen auf dem Land auf – drei Tage die Woche besuchte
sie die Schule, vier Tage half sie auf dem Hof. Die frühe
körperlich anstrengende Arbeit sah Doreen als förderlich
für ihre spätere Karriere als Töpferin, denn sie lernte, mit
ihren Händen umzugehen.
Entdecktes Talent
Dr. Vera Doreen Blum-
hardt, November 2005
1929 fiel die Farm der Depression zum Opfer und die
Blumhardts zogen nach Whangarei. Hier besuchten die
Kinder die weiterführende Schule, wo Doreens Talent
im Zeichnen entdeckt wurde. Als Tante Eleonore (eine
der fünf ersten Geschwister, die immigriert waren – und
deren Wasserfarbbilder noch heute im Auckland-Museum
hängen) davon erfuhr, bot sie ihr an, nach Christchurch
People
zu kommen. Dort konnte Doreen an der Art School und
später am Teacher‘s College studieren. Gegen Ende
ihres Studiums 1938 veranlasste der „Director of Education“,
dass drei ausgebildete Kunst-Lehrerinnen durch
das Land zogen, um Kindern alle Künste beizubringen.
Doreen war eine von ihnen.
Als der zweite Weltkrieg ausbrach, musste sie zurück
ans Teacher‘s College. Abends arbeitete sie für das
Rehabilitierungsprogramm der zurückkehrenden Soldaten
und lehrte sie auch die Kunst des Töpferns. Doch
ihr deutscher Ursprung lastete schwer. Erst viel später
verarbeitete die damals 25-jährige Doreen ihre Erfahrungen
in einem Beitrag zur DVD „What Mum’s never
told us about WW II“: „I was a New Zealander born
and bred and here I was treated like a foreigner. The
main thing was, they insisted that our father influenced
us against the British. It was incredible. You had no
answer. You didn‘t know how to answer. What could
you say?“
1942 bekam sie die Möglichkeit in Wellington mit
Schulkindern zu „experimentieren“, die Kinder sollten
die Möglichkeit bekommen, sich frei zu entfalten.
Nichts war vorhanden und so mussten Fabriken überzeugt
werden, günstige Farben zu produzieren, Staffeleien
gebastelt werden etc. Das Projekt war von Erfolg
gekrönt und so gab Doreen 1944 / 45 Kurse für andere
LehrerInnen. Seitdem wohnte und arbeitete Doreen in
Wellington.
unesco-Botschafterin
1949 wurde Doreen ausgewählt, Neuseeland bei der
Unesco-Konferenz in Paris zu vertreten. Im gleichen
Jahr fand in Deutschland eine Veranstaltung zum Thema
„Kunst von Kindern“ statt, die Doreen dazu veranlasste,
ihre deutsche Herkunft genauer zu erforschen. Sie wurde
gebeten, bei einer Konferenz in Fulda zu sprechen, wo
ihr Vortrag den Drang weckte, auch in Deutschland
mehr für den Kunstunterricht zu tun. Ebenso erging es
ihr in England und Österreich. Eine weitere Unesco-
Konferenz in Paris und Galerien-Besuche in London
folgten, bevor sie an Bord der Queen Mary über New
York zurückreiste.
Wellington Teacher’s College
Ende 1951, ein halbes Jahr nach ihrer Rückkehr, wurde
Doreen Direktorin am Wellington Teacher’s College, ein
außergewöhnlicher Posten für eine Frau, zumal es 14
84 06 | 2008 © 360° Neuseeland
männliche Mitbewerber gab. Sie behielt die Position
21 Jahre und hatte Zeit und Möglichkeit, mit Kunsterziehung
zu experimentieren. Dazu zählten Musik, Tanz,
Dichtung, Handwerk, Theater und Sport. Es referierten
Sänger, Pianisten und Dichter genauso wie Richter oder
Ministerpräsidenten. Studenten wurden dafür bezahlt,
zu studieren und Doreen sah sich als eine von ihnen.
„I believe a person who is working herself is a much
better teacher“ sagte sie und widmete sich auch in
der Freizeit der Kunst. In den 1950er-Jahren florierte
die Töpferei in Neuseeland
und Doreen baute
den ersten Steinofen für
das College. Sie verwendete
beispielsweise den
Schlauch eines Staubsaugers,
um Diesel in den
Ofen zu leiten. Baukosten:
Ein Dollar. 1957 fand die
erste Töpferausstellung
statt. 15 Pioniere wurden
präsentiert – unter ihnen
Doreen.
Blumenvase, 2005
Japan-Reisen
In den 1960er-Jahren reiste Doreen viel – meist nach
Japan mit dem Fokus, sich über Töpferei, Keramik und
Porzellan auszutauschen. Sie reiste alleine mit nur ca.
100 Wörtern Japanisch und war oft in kleinen Orten
die einzige Weiße. Sie faszinierte dabei, wie Menschen
versuchen, zu kommunizieren. In den Städten traf sie
sich mit Persönlichkeiten der damaligen Zeit und anderen,
internationalen Töpfern. Unter ihnen die Professorin
für Keramik an der Universität von Kalifornien,
Martha Longenecker, und der englische Töpfer John
Cahpple. Dieser brachte sie auf dem Rücksitz seines
Motorrads durch ganz Japan von Töpfer zu Töpfer.
Seit diesem Zeitpunkt bestand
ein reger Austausch zwischen
den beiden Ländern.
1969 flog Doreen ein weiteres
Mal nach Japan, diesmal um
in Osaka bei der Weltausstellung
Expo Neuseeland zu
repräsentieren.
Ruhestand?
People
Einige von Doreens
Werken, 1988 – 1995
1972 ging Doreen in den Ruhestand – in einem Alter,
wo manchen Menschen der Sinn des Lebens verlo-
ren geht, begann es für Doreen. Nun konnte sie sich
auf private Reisen durch Europa, dem Nahen Osten
und Asien begeben sowie repräsentative Aufgaben
übernehmen: 1976 wurde sie zum Vizepräsident der
„New Zealand Academy of Fine Art Council“ gewählt
– was sie 14 Jahre lang blieb. Sie repräsentierte Neuseeland
in Kioto („International Conference des World
Crafts Council“) und Mexiko („Queen Elisabeth II Arts
Council“). Sie schrieb Bücher, organisierte Seminare
von in- und ausländischen Berühmtheiten und widmete
sich ganz der Töpferei.
In den 1980er-Jahren arbeitete Doreen viel auf Anfrage
– seit das Department of Foreign Affairs 1970 eines ihrer
Kunstwerke als Geschenk an die Queen überreichte,
waren ihre Werke bei Diplomaten und berühmten
Persönlichkeiten sehr gefragt. Sie verbrachte tageweise
in ihrer Werkstatt und blieb ihrem Motto treu.
„I try never to leave today’s mess for tomorrow. It
is important in life to clean up physically and mentally
to be able to make progress with fresh ideas.” An
den Wochenenden gab sie weiterhin Workshops, hielt
Seminare und empfing Freunde und Berühmtheiten in
ihrem Haus.
Sie ist und bleibt bodenständig, legte sich mit 80 Jahren
einen PC zu und steht zu der Ansicht, dass die Töpferei
ein Handwerk ist, das zur Kunst wird – Kunst zu produzieren,
um sich im Erfolg zu sonnen, kommt für sie nicht
in Frage. Auch nicht das Kopieren von anderen – sie holt
sich ihre Inspiration meist aus der Natur. „I love what the
rocks reveal – nature is just amazing.“
Für ihren Einsatz wurde Doreen oft geehrt. 1980 als
CBE („Commanders of the Order of the British Empire“),
1991 als Ehrendoktor der Victoria University und
2003 als „Distinguished Companion of the New Zealand
Order of Merit” (DCNZM). 2006 dann die höchste
Ehre Neuseelands: die Aufnahme in „the Order of New
Zealand“ (ONZ).
Doch als Früchte ihrer Arbeit sieht sie die Ehrungen nie.
Vielmehr schwärmt sie von den blitzenden Kinderaugen,
wenn sie dreckverschmiert beim Basteln und Werken
saßen.
Als logische Konsequenz für ihren Einsatz für Neuseelands
Kunst gründete sie 2004 die Blumhardt Foundation
(www.blumhardt.org.nz). Zusammen mit der Galerie
„The Dowse“ in Lower Hutt eröffnete Doreen an ihrem
93. Geburtstag im März 2007 die sogenannte „Blumhardt
Gallery“, eine der besten Adressen für dekorative Kunst
in Neuseeland. Doch die Stiftung ist mehr als das: „The
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© 360° Neuseeland 06 | 2008 85
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Blumhardt Foundationis
the outcome of a long-held
dream of mine – to ensure
that New Zealand’s rich
tradition of applied arts is
celebrated, cherished and
nourished. The Foundation
aims to work with others
to assemble and preserve
rich collections of the very
best examples and to build
inno-vative programs of engagement, education and participation
around them”.
Chistian Science Church, Wellington
Wand aus Keramikkacheln, 1983,
Wer in Wellington ihre Kunst besichtigen möchte,
kommt am „The Dowse“ nicht vorbei – doch auch in
vielen privaten Gärten finden sich ihre Werke. Im Eingangsbereich
der Christian Science Church in der Willis
Street kann jeder eine aus 40 Kacheln bestehende
Wand besuchen, über die Tag für Tag Wasser fließt.
Neuseeland –
auf eigene Faust!
Der außergewöhnliche
Reiseführer auf DVD
- Nord- und Südinsel
- Landschaft und Abenteuer
- die schönsten Strände
- viele Tipps und Infos
- einfach mitreisen und miterleben
DVD’s erhältlich auf:
www.comfilm.de
hier gibt’s außerdem die Infos und
Tickets zu unserer Deutschlandtour
im November 2008
Wer nicht nach Wellington reisen möchte, um ihre Kunst
zu bewundern, kann dies zum Beispiel im „Victoria and
Albert Museum“ in London oder im „Museo Gaccia“ in
der Schweiz tun.
Dr. Doreen Blumhardt, ONZ, DCNZM, CBE, arbeitet seit
mehr als 70 Jahren als Töpferin und Lehrerin. Sie wird
als Pionierin der Kunsterziehung und als führende neuseeländische
Künstlerin bezeichnet. Bis heute hält Doreen
repräsentative Aufgaben inne. Nicht nur eine herausragende
Künstlerin, sondern in jeder Hinsicht eine wahre
Inspiration. ° (Sabine Braunegger)
Bücher von Doreen Blumhardt:
„New Zealand Potters – their Work and Words“, 1976;
„Craft New Zealand“, 1982.
Weitere Informationen zu den Auszeichnungen:
www.dpmc.govt.nz/honours/index.htm
86 06 | 2008 © 360° Neuseeland
comfilm.de – die Filmemacher – Tel.: 0 69 - 25 47 50 50
People Website
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New Zealand Tramper:
www.tramper.co.nz
Wandern und Trekking bedeutet für viele Neuseeland-
Urlauber, das Land erst richtig erleben zu können. Wer
sich auf seine Touren ausgiebig vorbereiten möchte und
Erfahrungsberichte von Wanderern sucht, der ist auf der
Seite von New Zealand Tramper gut aufgehoben. Hier
findet sich zum einen eine umfangreiche Datenbank zum
Thema Wandern in Neuseeland. Eine Vielzahl von privat
aufgenommenen Bildern dokumentieren die beschriebenen
Wanderstrecken.
Insgesamt besticht die Website New Zealand Tramper
durch die übersichtliche Anordnung der einzelnen
Kategorien.
In der ersten Kategorie „Starting Out“ werden grundlegende
Fragen beantwortet, allgemeine Informationen über
Neuseeland gegeben, die verschiedenen Schwierigkeitsgrade
der Tracks erklärt sowie Kartenmaterial empfohlen.
Weiter in der Taskleiste klickt man auf „Explore“ und
bekommt hier zu einer Vielzahl von sehenswerten Orten
und Städten („Places“) sowie den Hütten der Tracks
(„Huts“), kurze Informationen. Diese sind nach einem
Rating aufgelistet und in verschiedene Kategorien eingeteilt.
Zu jedem „Place“ und zu jeder „Hut“ kann man
einen Kommentar abgeben.
Unter „Tracks“ besteht die Möglichkeit, die Tracks nach
verschiedenen Schwierigkeitsgraden („easy“ bis „hard“),
der Dauer des Tracks („half day or less“ bis „more than
seven days“) und der Lokalität auszuwählen. Der „Te Araroe
Trail“ wird in mehreren Abschnitten und Karten übersichtlich
dargestellt, die „Longest Tracks“ sowie die „Great
Walks“ vorgestellt. Alles sehr anschaulich mit Bildern.
Eine Foto-„Ecke“ mit Bildern auch von Mitgliedern der
Site sowie eine „Hut Gallery“ zeigen die Schönheiten der
Wanderungen.
Besonders einfach ist auch auf der „Home“-Seite die
Handhabung der Karte – man klickt auf die Region und
die Tracks und Huts der näheren Umgebung werden
aufgelistet.
360° Info
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Die Website www.tramper.co.nz ist eine community-orientierte
Seite über das Wandern in Neuseeland. Die Informationen
werden von den Mitgliedern der community zur Verfügung
gestellt und sind nicht offiziell bestätigt. Die registrierten Mitglieder
können jederzeit Infos über Tracks, Beiträge, Fotos etc.
zur Site hinzufügen.
Die Site wurde 1996 von Matthew Walker erstellt und inzwischen
fünfmal optisch verbessert.
© 360° Neuseeland 06 | 2008 87
Pinboard
Wo zum Teufel liegt
Herbertville? ...
... diese Frage stellt sich auch der geneigte Leser, wenn er
das Buch von Alexander Ehlert erstmals in die Hand nimmt.
Man kennt Wellington und Napier, aber Herbertville, das
zwischen beiden Städten liegt? Um es vorwegzunehmen:
Eigentlich ist es egal, dass Herbertville südlich von Napier
an der Ostküste der Nordinsel liegt und mit 17 Einwohnern
und einem Pub, der am Sonntag und am Mittwoch
geöffnet ist, eher nicht auf der Liste der Neuseeland-Reisenden
zu finden ist, es sei denn man ist ganz wild auf
ein bestimmtes T-Shirt – dazu aber später. Der Titel des
Buches ist Programm und zeigt sofort, was es nicht ist:
ein Reiseführer, auch wenn Alexander Ehlert in einigen
Kapiteln seine Touren mit dem Motorrad durch Neuseeland
beschreibt. Aber es ist ein Buch, das man – einmal
in die Hand genommen – nicht mehr zur Seite legt, insbesondere
wenn man ein bisschen mehr über die Eigenheiten
der Neuseeländer erfahren möchte und dem schrägen
Humor des Autors nicht abgeneigt gegenüber steht.
In 27 Kapiteln erfährt man viel über die Besonderheiten
der neuseeländischen Lebensweise und über die Unwägbarkeiten,
denen ein 35-jähriger Jurist aus Stuttgart ausgesetzt
ist, wenn er sich spontan entschließt, an der Victoria
University of Wellington ein postgraduierter „Master
of Laws“ zu werden. Man schmunzelt über die Erfahrungen
bei die Wohnungssuche, lacht herzhaft über die
ersten Gehversuche in einer WG mit zwei Frauen und leidet
mit ihm, wenn er den Tücken der neuseeländische
Bürokratie ausgesetzt ist, insbesondere wenn es um das
Thema Immatrikulation geht. Das Leiden geht weiter,
beispielsweise wenn Alexander Ehlert über seine erste
Erfahrung mit der „schönsten Tageswanderung der Welt“
– dem Tongariro-Crossing – berichtet. Aber selber Schuld,
denkt man: Hätte er sein eigenes Buch schon gelesen,
hätte er gewusst, dass, wenn ein Kiwi die Stirn in Falten
legt und einen Satz, in dem es im weiteren Verlauf um
Wetter und Wanderungen geht, mit „na ja“ beginnt, man
besser den Tag in einem Wellnesstempel verbringt und
sich nicht dem Tongariro Crossing widmet.
So reiht sich eine kuriose Geschichte an die andere und
man legt das Buch erst wieder aus der Hand, wenn man
die letzte Seite hinter sich gebracht hat. Nicht zuletzt
Books & Calendars
erfährt der Leser auch mehr darüber, warum der Schuppen
ein wichtiger Bestandteil männlicher Identität in
Neuseeland ist, dass kuriose Schilder auch in Neuseeland
zum Schmunzeln anregen und den Grund dafür,
warum man in Neuseeland zu Ostern in Pubs zum Bier
immer etwas zu Essen bestellen muss.
Gegen Ende des Buches klärt sich dann auch die Frage,
die bereits auf der Titelseite gestellt worden ist. Auf etwas
mehr als sechs Seiten beschreibt Alexander Ehlert eine
seiner zahlreichen Motorradtouren, die ihn mit seinem
tschechischen Freund Martin einmal auch fast bis nach
Herbertville brachte und wie er durch ein Unwetter daran
gehindert wird, das gewünschte T-Shirt mit dem Aufdruck
„Where the f..k is Herbertville“ zu erstehen. ° (aw)
Alexander Ehlert
Wo zum Teufel liegt Herbertville?
– Neuseeland – die Welt
von unten gesehen – Kurioses
vom anderen Ende der Welt
Mana-Verlag, Berlin
196 Seiten, 40 Abb.,
meist farbig
Broschur, 14,80 €
ISBN-Nr. 978-3-934031-89-0
Land of the Rings – Editionskalender
Neuseeland ist ein
Land der Gegensätze.
Hier vereinen sich
unendlich weite Wälder,
mystische Landschaften
und Gewässer
zu einem einzigartigen
Bild. Die unberührte
Natur beeindruckt dabei in ihrer Vielfalt und regt gleichzeitig
zum Träumen an.
Gegen das Fernweh hilft der großformatige Kalender
„Land of the Rings“. In zwölf stimmungsvollen Bildern
bringt er ein Stück von der Wildnis Neuseelands in jedes
Zuhause. Format: 58 x 39 cm. Heye Verlag, 22 €. °
88 06 | 2008 © 360° Neuseeland
Books & Calendars
Lonely Planet „Neuseeland“ –
Deutsche Ausgabe
Mit dem Lonely Planet „Neuseeland“ – Deutsche Ausgabe
können auch deutschsprachige Traveller mit dem Kultreiseführer
für Individualreisende durchs „Land der langen
weißen Wolke“ trecken. Lonely Planet „Neuseeland“
ist 1:1 das Original der Reisebibel für Backpacker, mit
allen Infos zu Sightseeing, Aktivurlaub und Relaxen.
Zuverlässige, unabhängig recherchierte Reiseinfos sind
Markenzeichen von Lonely Planet. Der Führer bietet
den nötigen Background zur Geschichte des Landes,
erklärt aber auch die aktuelle Szene. Der Guide führt zu
den Nationalparks, Festivals und Wanderwegen abseits
der Touristenpfade. Farbfotos machen Lust auf Land und
Leute, exakte Karten helfen beim Durchschlagen und ein
praktisches Glossar des neuseeländischen Englisch hilft,
wo das Schulenglisch schnell an seine Grenzen stößt. °
Carolyn Bain u.a.
Lonely Planet Reiseführer
„Neuseeland“ –
Deutsche Ausgabe
MairDumont Verlag,
1. Aufl. 2007
860 Seiten, teilw. farbl. Abb.,
26,50 €
ISBN-Nr. 978-3-8297-1576-8
Aotearoa – Das Land der langen weißen Wolke
Die Fotos für diesen
Wandkalender entstanden
bei einer Reise
durch den neuseeländischen
Frühling 2007.
Sie spiegeln in sehr
authentischer Weise
die Stimmung der faszinierenden,
großartigen und atemberaubenden Landschaften
wider.
Der Mythos Neuseeland identifiziert sich auch über die
Farben seiner Landschaften, die in den Aufnahmen sensibel
und realistisch wiedergegeben werden. Grüntöne in
vielen Schattierungen und Sättigungsgraden für die Erde
sowie Blau- und Grautöne für den Himmel – das sind die
Farben Neuseelands. Format: 59 x 42 cm. wp-photodesign-
Verlag, 39,80 €. Auch im Mana-Verlag zu beziehen. °
Pinboard
Iwanowski’s
Reisehandbücher
25 Jahre
“Individualreisende schätzen
die ausführlichen praktischen
Reisetipps.”
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Neue Individual-Reisführer
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© 360° Neuseeland 06 | 2008 89
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www.iwanowski.de
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Rally Nelson
20. bis 21. September
Letzte Runde der 2008 Vantage Aluminium New Zealand Rally
Championship, Finale der New Zealand Rally Xtreme Cham-
pionship und vorletzte Runde der Mainland Rally Serie.
www.rallynelson.co.nz
22. September
Boulevard Day in Ashburton
Über 100 verschiedenartigste Marktstände laden zum Bummeln
ein.
www.ashburtondistrict.co.nz/newzealand/eventList/index.
cfm/?fuseAction=detail&eventID=94
Dia-Shows
Reinhard Pantke zeigt seine Dia-Show.
1. okt., 20.00 uhr: Königslutter, Ratsaal
13. okt., 19.30 uhr: VHS Paderborn,
Städtische Galerie
14. okt., 20.00 uhr: Stuhr, Rathaus
16. okt., 19.30 uhr: Bad Arolsen, Bürgerhaus
18. okt., 18.00 uhr: Sigmaringen, Römer-Halle
25. September bis 5. oktober
Montana World of WearableArt Awards Show
(WoW) in Wellington
Schon legendär: Die Verbindung von Mensch und Kunst ausgedrückt
durch Theater, Tanz, Farben und Bewegung ist 1987
in Nelson entstanden als Promotion für eine dort ansässige
Galerie.
www.worldofwearableart.com
Kaikoura Seafest
4. oktober
Die unterschiedlichsten Gaumenfreuden – vom Krebs bis zum
Wildbret, vom Sauvignon bis zum dunklen Bier – genießt
man beim beliebtesten kulinarischen Event der Canterbury
Region.
www.seafest.co.nz/seafest
Events & Public Holidays
The Wild Coaster
4. oktober
Radeln Sie 109 Kilometer entlang der wunderschönen Coast
Road mit Blick auf die Tasmanische See von Greymouth nach
Westport.
www.nelsonevents.co.nz
10. bis 11. oktober
Akaroa French Festival
Akaroa auf der Banks Peninsula wurde 1838 von Franzosen
gegründet und vermittelt noch heute französisches Flair. Die
Bewohner feiern ein Fest in Rot, Weiß, Blau mit Marktständen,
französischem Essen und einem Nachspielen der damaligen
Landung der Franzosen.
www.frenchfest.co.nz
Nelson Art Festival
16. bis 27. oktober
Theater, Tanz, Musik, Kunst und Familienunterhaltung bestimmen
14 Tage das Leben in der Stadt.
www.nelsoncitycouncil.co.nz/artsfestival
Nelson Art Festival
18. bis 27. oktober
ASB JazzFest Queenstown
Zum 30. Mal: Vom Blues bis zu zeitgenössischen Grooves –
für Jazzliebhaber ein Muss. Künstler aus ganz Neuseeland und
der ganzen Welt treten auf.
www.asbjazzfest.co.nz
17. bis 25. oktober
2008 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
Christchurch Heritage Week 2008
SEP MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI
oKT MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI
Die 40er-, 50er-, 60er- und 70er-Jahre leben in dieser Woche
DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR
wieder auf: Meilensteine der Popmusik, Musik, der Fahrzeuge
NoV SA SO MO DI MI DO FR SA SO MO DI MI DO FR SA SO und MO der DI Architektur MI DO FR werden SA SO gefeiert. MO DI
www.heritageweek.co.nz
MI DO FR SA SO
90 06 | 2008 © 360° Neuseeland
22. bis 24. oktober
Hawke’s Bay A&P Show
Events & Public Holidays
Marktstände bieten vom Traktor bis zum Teelöffel alles, was
das Farmerherz begehrt; Familienunterhaltung mit Streichelzoo,
Fahrgeschäften und Tierprämierungen.
www.hawkesbayshow.co.nz
23. bis 27. oktober
All Aboard Rail Festival in Fielding, Manawatu
Vier Tage werden Fahrten mit dem Dampfzug und dem Schienenbus
angeboten, alte Fahrzeuge ausgestellt und rund um
den Bahnhof gefeiert.
www.allaboard.org.nz
25. bis 26. oktober
National Dutch Festival in Hamilton Gardens
Die niederländische Community Neuseelands feiert ihre
Herkunft und Kultur mit Tanz und Musik, ausgerichtet von
The Netherlands Society Waikato.
www.hollandsfestijn2008.org.nz
26. oktober
Gisborne Wine and Food Festival
Verschiedene Weingüter stellen ihre Weine vor, Transport
zwischen allen Schauplätzen des Events ist organisiert.
www.gisbornewine.co.nz
28. oktober bis 13. November
FIFA u-17 Women’s World Cup NZ 2008
In mehreren Städten wird die U-17 Fußballweltmeisterschaft
der Frauen ausgetragen. Das Eröffnungspiel zwichen Neuseeland
und Kanada findet in Auckland statt. Deutschland spielt
zum erstem Mal am 29. Oktober – in Christchurch gegen
Costa Rica.
www.fifa.com/u17womenworldcup/index.html
30. oktober bis 2. November
Dunedin Rhododendron Festival 2008
Jedes Jahr im Frühling können die wundervollen Büsche und
Blüten bestaunt werden.
www.rhododunedin.co.nz
2. bis 9. November
Pacific Curling Championships 2008
in Naseby, Maniototo, Central otago
Die besten Curler aus Neuseeland, Australien, Korea, Japan
und China ringen um den ersten Platz. Der Sieger des pazifischen
Wettbewerbs nimmt an den Weltmeisterschaften der
Curler 2009 in Kanada teil.
www.curling.co.nz
Neuseelandfilm auf Deutschland Tournee
Die Filmemacher Silke Schranz und Christian
Wüstenberg zeigen ihren 2008 entstandenen Film.
Frankfurt, 27. okt., 20.00 uhr, Naxoshalle
Düsseldorf, 29. okt., 19.00 uhr, Blackbox
(im Filmmuseum)
Kassel, 31. okt., 20.00 uhr, Kulturfabrik Salzmann
Karlsruhe, 3. Nov., 19.30 uhr, Stephan-Saal
Marburg, 9. Nov., 19.30 uhr, Waggonhalle
Dortmund, 10. Nov., 19.30 uhr, Depot, Theatersaal
Bielefeld, 11. Nov., 19.00 uhr, Ravensberger Park,
Murnausaal (VHS)
Duisburg, 12. Nov., 20.00 uhr, Kulturzentrale
HundertMeister, Feuerwache 1 e. V.
Braunschweig, 13. Nov., 20.00 uhr, Brunsviga,
Großer Saal
Hamburg, 16. Nov. 19.30 uhr, Kulturbühne Bugenhagen,
Barmbeck Süd
Bremen, 19. Nov., 20.00 uhr, Schlachthof, Kesselhalle
Schönhagen bei Kappeln, 21. Nov., 19.30 uhr,
Ferienanlage Schönhagen
Kiel, 23. Nov., 19.30 uhr, Die Pumpe
Berlin, 24. Nov., 19.00 uhr, Acud Kino
Magdeburg, 25. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum
Moritzhof
Weimar, 26. Nov., 19.30 uhr, Kulturzentrum Mon ami
Würzburg/Dettelbach, 30. Nov., 11.00 uhr,
Cineworld Dettelbach
Weitere Infos unter www.comfilm.de
Dunedin Rhododendron Festival 2008
© 360° Neuseeland 06 | 2008 91
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BESTES AUS NEUSEELAND
Picture Gallery Abel Tasman National Park
01 Daniel Wrede, Hannover
02 Carsten Geuer, Icking
03 Peter Greitzke, Zürich
Leser Fotowettbewerb
Abel Tasman
National Park
In jeder Ausgabe von 360° Neuseeland
gibt es unseren Fotowettbewerb,
bei dem Sie Fotos aus
einer ausgewählten Region oder
Stadt einsenden können. Die jeweils
zehn bis zwölf schönsten Bilder
werden veröffentlicht und nehmen
an einem Wettbewerb teil, aus dem
heraus am Ende des Jahres die
zehn schönsten Neuseeland-Bilder
gewählt werden.
Neben der Fachjury (Redaktion, professionelle
Fotografen) haben auch
Sie als LeserInnen die Möglichkeit,
uns Ihren Favoriten per Mail
(redaktion@360grad-medien.de) zu
nennen. Aus allen Mails ziehen wir
einen Gewinner, der einen attraktiven
Buchpreis erhält.
Vielen Dank für die vielen Einsendungen
zum Abel Tasman National
Park! Leider können wir nicht
alle Fotos veröffentlichen, wir hoffen,
dass Sie trotzdem weiterhin so
wundervolle Fotos einsenden.
In der nächsten Ausgabe werden
Fotos vom Milford Sound veröffentlicht.
Die Themen der darauf
folgenden Ausgaben sind: Christchurch
und die Otago Peninsula.
Über die Zusendung Ihrer digitalen
Fotos würden wir uns freuen
(redaktion@360grad-medien.de).
04 Achim Kunetka, Karlsruhe
05 Christiane Lorenz, Hamburg
Der Abel Tasman National Park
Der Abel Tasman National Park schützt ein ungefähr
225 Quadratkilometer großes Gebiet an der
Nordküste von Neuseelands Südinsel. Er befindet
sich am nördlichen Ende einer Hügelkette zwischen
den beiden großen Meeresbuchten Golden
Bay und Tasman Bay, etwa 70 Kilometer von
Nelson entfernt.
Abel Tasman National Park Picture Gallery
06 Stephan Maahs, Frankfurt
07 Hubert Kiehbacher, Hohenstein 08 Josefine Kopmann, Hamburg 09 Hanne Osswald-Müller, Worms
94 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 4 Hella Stroh, Erlangen
95
Picture Gallery Abel Tasman National Park Abel Tasman National Park Picture Gallery
10 Sandra Petrowitz, München
11 Ullrich Müller, Feucht
Natur pur
Zahlreiche kleine Buchten mit traumhaften Sandstränden,
türkisfarbenem Wasser sowie zerklüfteten
Granitfelsen und fast undurchdringliche Wälder zeichnen
Neuseelands kleinsten Nationalpark aus. Jede
Menge Höhlen und zahlreiche Wanderwege laden die
Besucher ein, die Natur hautnah zu entdecken.
14 Wolfram Plettscher, Overath
Abel Tasman Coastal Track
Für die 51 Kilometer lange Wanderung durch das
Buschland, die immer wieder faszinierende Ausblicke
auf die goldfarbenen Strände offenbart, braucht man
drei bis fünf Tage. Der schönste Abschnitt geht von der
Torrent Bay zur Bark Bay.
12 Susanne Kastner, Kraftisried 13 Katrin Steiner, Berlin 16 Carola Schmidt, Fritzlar
15 Thomas Amman, Straelen
Zu Ehren von Abel Tasman
1942, genau 300 Jahre nach Abel Tasmans Landung, wurde
der Nationalpark eingerichtet und dem Entdecker zu Ehren
benannt. Unter den Besuchern des Parks ist besonders der
51 Kilometer lange Abel Tasman Coastal Track beliebt. Eine
andere populäre Art, den Abel Tasman National Park zu erkunden,
ist eine Kajaktour entlang der Küste. °
96 06 | 2008 © 360° Neuseeland © 360° Neuseeland 06 | 2008 97
Preview 01/2009
Dezember / Januar 2008 / 2009
Südinsel
Business &
Lifestyle
Report
Land der Kleinunternehmer
Lifestyle
Modisches Wandern
in Neuseeland
Wanderung mit Hund
Wine & Gourmet
History and Tales
Internationale Groß-
betriebe kaufen die
NZ Weinindustrie auf
Regions
Auckland Teil I
Wineries
Mission Estate
Gourmet
Cuisine aus Aotearoa
Travel &
Backpacking
Travelogues
Coromandel Peninsula: Hot Water
Beach und Cathedral Cove
Das ganzjährig milde Klima, die
vielen schönen Strände, die vielseitigen
Trampingtracks und natürlich
die Cathedral Cove sind nicht nur
für Julia Schoon Gründe genug,
ihre Freizeit auf der Halbinsel zu
genießen, sondern auch für viele
Kiwis.
Pedalpower: Mit dem Fahrrad
durch Neuseeland (Teil II)
Reinhard Pantke radelt weiter: Von
der Südspitze der Südinsel Richtung
Norden erlebt er wieder die Schönheiten
der Natur vom Sattel seines
Fahrrades aus und erzählt wiederum
kuriose Geschichten über Land
und Leute.
Vom Büro ins Backpackers
Sieben Wochen Urlaub? Nur wohin?
Spontan entscheidet sich Ivonne
Kuhlmann für Neuseeland. Sie reist
von Backpacker zu Backpacker und
lernt so ganz intensiv die Menschen
und die Landschaft kennen.
Interview: Ich geh mal schnell
auf Weltreise
Auf ihrem Weg rund um die Welt
bleibt Claudia Wagner auch in Neuseeland
hängen. 360° hat mit ihr
ein Interview über ihre Reisevorbereitung,
ihre Erwartungen, ihre Erfahrungen
als Busreisende und ihre
Erlebnisse in Aotearoa gemacht.
City Trip
Christchurch
Sabine Braunegger führt uns durch
ihr Christchurch, die Stadt, die oft
als englischste Stadt Neuseelands
beschrieben wird: Stocherkähne auf
dem Avon, die imposante Cathedral
sowie Straßenbahnen lassen an England
erinnern.
Emigration &
Working Holidays
Helpdesk
Die Voraussetzungen für die
Permanent Residence (Teil II)
Peter Beiner erläutert im zweiten
Teil seines Beitrages die Work Permit
sowie die Business Categories.
Report
Praktikum
Im Mai dieses Jahres hat Tanja Schöner
ein Praktikum in Neuseeland gemacht.
Hier berichtet sie von ihren
Erfahrungen im Land der Kiwis.
Weitere Themen
Picture Gallery
Milford Sound
Maori
Tradition & Geschichte
History
James Cook: Kartograf
und Entdecker
Website
NZ Village
98 06 | 2008 © 360° Neuseeland
DIE NEUE ART DES REISENS.
MIT AIR NEW ZEALAND NACH NEUSEELAND.
An Bord von Air New Zealand erwartet Sie großzügiger Komfort in unseren drei neuen Reiseklassen inspiriert
von den beeindruckenden Weiten Neuseelands. Ob Business Premier, Pacific Premium Economy oder Pacific
Economy: Ein frisches Design mit pazifischem Flair und neuseeländische Gastfreundschaft sorgen für eine
gelungene Einstimmung auf das faszinierende Neuseeland.
• Luxuriöse Ledersessel – verwandelbar in
ein 202 cm langes komplett flaches Bett
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nutzbar
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26 cm großen Bildschirmen
• Größter Sitzabstand ihrer Klasse mit
fast 102 cm
• Kompletter Service der Business Premier
• Bequeme Bein- und Fußstützen
• Video und Audio „on demand“ auf 21 cm
großen Bildschirmen
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• Marktführend in puncto Sitzabstand
mit 86,4 cm (B747-400)
• Neues ergonomisches Sitzdesign
• Verstellbare Ohrenflügel-Kopfstützen und
körperschonende Rückenpolster
• Video und Audio „on demand“ auf 21 cm
großen Bildschirmen
IHR NEUSEELANDURLAUB BEGINNT BEREITS AN BORD VON AIR NEW ZEALAND
airnewzealand.de